Short Stories 1-3
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Ingriied Nordinstrøm <strong>Short</strong> <strong>Stories</strong> 1-3<br />
THREE<br />
Schlaf mein Kindlein...<br />
Keiner mag Klugscheißerkinder. Sie wachsen zu Klugscheißern heran. Und die mag auch keiner. Sie<br />
sitzen in der Schule an Einzeltischen, werden in der Pause verprügelt, und vertragen später keinen<br />
Alkohol. Aber da sie sowieso niemand auf Parties einläd, macht das auch nichts. Werden sie<br />
dennoch eingeladen, eben bitte nur, um sie ab zu füllen und dann zur Belustigung aller zu<br />
demütigen. Welch wunderbare Eddingkunstwerke da schon in Klugscheißergesichtern entstanden<br />
sind! Vom lustigen Schnurbartgesicht mit Brille bis zur bildlichen Darstellung von<br />
Geschlechtsorganen und sogar die ein oder andere lyrische Absonderlichkeit aus der Welt der<br />
Beschimpfungen feierten in Klugscheißergesichtern ihre Daseinsberechtigung. Bis heute.<br />
Erwachsene Klugscheißer haben später Jobs, in denen sie mit Wonne ihrer Natur entsprechen<br />
können. Sie belehren, erklären (möglichst kopliziert und ausführlich) und klugscheißen, dass es<br />
zum Himmel stinkt. Oft sind sie die arschkriecherische rechte Hand ihres Bosses. Sie werden es nie<br />
zu wirklicher Größe bringen, haben sich aber zum Ziel gesetzt, jedem das Leben unerträglicher zu<br />
machen indem sie tun was immer sie tun. Diese Menschen haben keine Freunde. Zumindest keine<br />
aufrichtigen. Sie haben vielleicht Zeitfreunde, die sich für eine Weile von ihnen beklugscheißern<br />
lassen, um zu einem bestimmten Zeitpunkt einen vorrauskalkulierten Vorteil für sich aus der Sache<br />
zu ziehen. Dann sind sie weg. Und der Klugscheißer ist erneut allein. So richtig checken tut er das<br />
aber meist nie. Es sind erbärmliche Wesen. Ich bin mir sicher, nicht mal ihre Eltern lieben sie<br />
aufrichtig. Und das obwohl Eltern einen natürlichen Trieb haben ihre Kinder zu lieben, egal wie<br />
scheiße die auch sein mögen... Aber bei Klugscheißerkindern setzt die Natur sich selbst außer<br />
Kraft. Wenn es jemals Klugscheißerdinosaurier, oder Klugscheißerneanderthaler gegeben hat, so<br />
wissen wir aus gutem Grund nichts davon. Sie werden es nicht zu einem allzu hohen Alter gebracht<br />
haben. Wahrscheinlich ist der Mob schon relativ früh über ein solches Individuum hergefallen und<br />
hat es aufgefressen. Genauso wie die Kranken und Gebrechlichen. Die hat man auch entweder zum<br />
Sterben in die Steppe geschubst, oder aufgefressen. Manch hübscher Brauch sollte wieder belebt<br />
werden, wie ich finde.<br />
Und heute? Nun, heute darf -nein, muss- einfach alles überleben, was gezeugt wird. Die Natur hat<br />
da heut zu Tage überhaupt kein Mitspracherecht mehr. Die Medizin lässt Eltern regelrecht zu<br />
vermeintlichen Helden mutieren, weil sie sich trotz hochtechnischen Frühwarnsystemen ganz<br />
bewusst für ein krankes oder behindertes Kind entscheiden. Jede andere Entscheidung würde auch<br />
armselig, feige und egoistisch rüber kommen. (Die Anzahl meiner Freunde und Facebookfreunde<br />
-das bedarf ja in Zeiten wie diesen einer klaren Differenzierung- hat sich gerade drastisch<br />
dezimiert...so what. have a nice life.) Aber, würde es ein Früherkennungssystem für das sog.<br />
Klugscheißersyndrom geben, ich wette es würde weit weniger heroische Eltern hervorbringen.<br />
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