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Wer denkt, er würde beim Eintauchen in die Cocktailrobotik sofort bei menschenähnlichen Androiden oder bei<br />
Hondas Roboter »Asimo« landen, täuscht sich jedenfalls gewaltig. Man landet vielmehr auf Fachmessen <strong>für</strong> Elektrogeräte<br />
wie der Consumer Electronics Show in Las Vegas. Dort wurde 20<strong>16</strong> ein Gerät als bestes Heimgerät ausgezeichnet,<br />
das per Kickstarter ins Leben gerufen wurde, um die Home-Margarita auf Augenhöhe mit dem Heim-Cappuccino<br />
zu bringen: der »Somabar«.<br />
Das Gerät des US-Amerikaners Dylan Purcell-Lowe ist einer Kaffeemaschine nicht unähnlich. Stünde George<br />
Clooney daneben, würde man es zweifelsohne <strong>für</strong> eine Nespresso-Maschine halten. Der Somabar bezieht Flüssigkeiten<br />
aus sechs leicht abnehmbaren, spülmaschinentauglichen Glaszylindern – drei an jeder Seite der Maschine<br />
– und mischt diese per App-Befehl zusammen. Das Trinkglas stellt man unter einen Ausgießer, darüber befindet<br />
sich ein Knopf <strong>für</strong> die Zugabe eines Bitters. Nach jedem Cocktail reinigt sich das Gerät aus einem Tank, der 1,5 Liter<br />
Wasser fasst, von selbst.<br />
»Er kann über 300 Cocktails abrufen, und jedes Rezept kann auf persönliche Vorlieben adaptiert werden«, so<br />
Purcell-Lowe, der ursprünglich im Business Development der Stammzellenindustrie tätig war, »man kann seine<br />
eigenen Rezepturen kreieren. Und jemand auf einem anderen Kontinent kann sie sogar auf sein Somabar-Gerät<br />
uploaden.« Den Somabar gibt es in diversen Farben und auf Vorbestellung <strong>für</strong> 429 US-Dollar, laut Purcell-Lowe sind<br />
bereits Aufträge im Wert von einer Million US-Dollar eingegangen. Demnächst soll Somabar in den USA auch im<br />
Handel erhältlich sein. Facebook-Likes zum Zeitpunkt der Drucklegung dieses Heftes: rund 21.500.<br />
»Zum Wohle!«<br />
App-Y hour!<br />
Ein weiterer Aspirant, als Pionier der Cocktailmaschinen in die Geschichte einzugehen, ist Pierre Michael. Der<br />
US-Amerikaner experimentierte erstmals 2008 mit einer automatischen Cocktailmaschine. »Ich ging davon aus, dass<br />
solche Geräte existieren. Taten sie aber nicht«, so der heute 32-Jährige, der dann selbst zur Tat schritt: »Mein erster<br />
Prototyp war 2009 auf dem Burning Man Festival ein ziemlicher Erfolg.«<br />
Als der Ingenieur der Elektrotechnik 2012 seinen Job verlor, holte er seinen alten Kumpanen wieder aus der Garage.<br />
Mit einer Breite von knapp einem Meter und einer Höhe von 60 Zentimetern ist der »Bartendro« nichts, was man<br />
sich einfach auf die Küchenplatte stellt. Er erinnert eher an eine Glücksspielmaschine, die aus einer Vielzahl an<br />
Schläuchen besteht, die dort, wo alle zusammenführen, etwas ausspuckt. In diesem Fall: einen von etwa 50 möglichen<br />
Drinks. Es gibt den Bartendro in den Versionen »15« und »7«, die Zahlen gleichbedeutend mit der Anzahl der Pumpen,<br />
aus denen <strong>für</strong> den Cocktail geschöpft werden kann. Durch die Messung der Motorumdrehungen wird die Menge<br />
der gepumpten Flüssigkeit bestimmt. Die Steuerung basiert auf dem Open-Hardware-Baukasten »Arduino«.<br />
Auf der Website von Bartendro finden sich denn auch keine Flaschen, Shaker oder Rührgläser. Sondern Kabel,<br />
Festplatten und Router Boards. Die große Version der Cocktailmelkmaschine kostet rund 3700 US-Dollar, die kleinere<br />
gibt es <strong>für</strong> 2500.<br />
74 Titel — I Cocktailrobot