07.04.2016 Aufrufe

Mixology - Magazin für Barkultur 2-16

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Form follows function follows kickstarter<br />

Wer denkt, er würde beim Eintauchen in die Cocktailrobotik sofort bei menschenähnlichen Androiden oder bei<br />

Hondas Roboter »Asimo« landen, täuscht sich jedenfalls gewaltig. Man landet vielmehr auf Fachmessen <strong>für</strong> Elektrogeräte<br />

wie der Consumer Electronics Show in Las Vegas. Dort wurde 20<strong>16</strong> ein Gerät als bestes Heimgerät ausgezeichnet,<br />

das per Kickstarter ins Leben gerufen wurde, um die Home-Margarita auf Augenhöhe mit dem Heim-Cappuccino<br />

zu bringen: der »Somabar«.<br />

Das Gerät des US-Amerikaners Dylan Purcell-Lowe ist einer Kaffeemaschine nicht unähnlich. Stünde George<br />

Clooney daneben, würde man es zweifelsohne <strong>für</strong> eine Nespresso-Maschine halten. Der Somabar bezieht Flüssigkeiten<br />

aus sechs leicht abnehmbaren, spülmaschinentauglichen Glaszylindern – drei an jeder Seite der Maschine<br />

– und mischt diese per App-Befehl zusammen. Das Trinkglas stellt man unter einen Ausgießer, darüber befindet<br />

sich ein Knopf <strong>für</strong> die Zugabe eines Bitters. Nach jedem Cocktail reinigt sich das Gerät aus einem Tank, der 1,5 Liter<br />

Wasser fasst, von selbst.<br />

»Er kann über 300 Cocktails abrufen, und jedes Rezept kann auf persönliche Vorlieben adaptiert werden«, so<br />

Purcell-Lowe, der ursprünglich im Business Development der Stammzellenindustrie tätig war, »man kann seine<br />

eigenen Rezepturen kreieren. Und jemand auf einem anderen Kontinent kann sie sogar auf sein Somabar-Gerät<br />

uploaden.« Den Somabar gibt es in diversen Farben und auf Vorbestellung <strong>für</strong> 429 US-Dollar, laut Purcell-Lowe sind<br />

bereits Aufträge im Wert von einer Million US-Dollar eingegangen. Demnächst soll Somabar in den USA auch im<br />

Handel erhältlich sein. Facebook-Likes zum Zeitpunkt der Drucklegung dieses Heftes: rund 21.500.<br />

»Zum Wohle!«<br />

App-Y hour!<br />

Ein weiterer Aspirant, als Pionier der Cocktailmaschinen in die Geschichte einzugehen, ist Pierre Michael. Der<br />

US-Amerikaner experimentierte erstmals 2008 mit einer automatischen Cocktailmaschine. »Ich ging davon aus, dass<br />

solche Geräte existieren. Taten sie aber nicht«, so der heute 32-Jährige, der dann selbst zur Tat schritt: »Mein erster<br />

Prototyp war 2009 auf dem Burning Man Festival ein ziemlicher Erfolg.«<br />

Als der Ingenieur der Elektrotechnik 2012 seinen Job verlor, holte er seinen alten Kumpanen wieder aus der Garage.<br />

Mit einer Breite von knapp einem Meter und einer Höhe von 60 Zentimetern ist der »Bartendro« nichts, was man<br />

sich einfach auf die Küchenplatte stellt. Er erinnert eher an eine Glücksspielmaschine, die aus einer Vielzahl an<br />

Schläuchen besteht, die dort, wo alle zusammenführen, etwas ausspuckt. In diesem Fall: einen von etwa 50 möglichen<br />

Drinks. Es gibt den Bartendro in den Versionen »15« und »7«, die Zahlen gleichbedeutend mit der Anzahl der Pumpen,<br />

aus denen <strong>für</strong> den Cocktail geschöpft werden kann. Durch die Messung der Motorumdrehungen wird die Menge<br />

der gepumpten Flüssigkeit bestimmt. Die Steuerung basiert auf dem Open-Hardware-Baukasten »Arduino«.<br />

Auf der Website von Bartendro finden sich denn auch keine Flaschen, Shaker oder Rührgläser. Sondern Kabel,<br />

Festplatten und Router Boards. Die große Version der Cocktailmelkmaschine kostet rund 3700 US-Dollar, die kleinere<br />

gibt es <strong>für</strong> 2500.<br />

74 Titel — I Cocktailrobot

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