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Sowjetischer Kriegsgefangener nach der Musterung<br />

für den Bergbau, August 1942<br />

Heute verfügen wir über die Daten von rund 2,5 Millionen Deutschen, die<br />

seinerzeit von sowjetischen Organen in Gefangenschaft genommen wurden,<br />

aber – und das betrifft unser heutiges Thema – auch von etwa<br />

900.000 sowjetischen Kriegsgefangenen, die in der Mehrzahl in Deutschland<br />

verstarben. Wir hatten uns als Aufgabe gestellt, diese umfangreichen<br />

Daten so aufzubereiten, dass sie in Form von Datenbanken jederzeit leicht<br />

zugänglich sind und perspektivisch alle ehemaligen sowjetischen Kriegsgefangenen<br />

in Deutschland erfassen können. Die Konzentration dieser<br />

um fangreichen Informationen an einem Ort, hier in Sachsen, ist von außerordentlich<br />

großer humanitärer und wissenschaftlicher Bedeutung. Rückblickend<br />

können wir mit einem gewissen Stolz sagen, dass hier eine wertvolle<br />

Basis für die Schicksalsklärung ehemaliger sowjetischer Kriegsgefangener<br />

geschaffen worden ist.<br />

In enger Abstimmung mit der Landesregierung Sachsen und den beteiligten<br />

Bundesministerien wurden im November 2009 die Datenbank »Sowjetische<br />

Kriegsgefangene« sowie auch eine Datenbank zu deutschen Ge -<br />

fangenen in Auszügen online gestellt. Die Resonanz war überwältigend.<br />

Allein am 17. November 2009 verzeichnete der Server mehr als eine Million<br />

Zugriffe! Und 28.000 Personen wollten sich an diesem Tag genauer über<br />

dieses Projekt informieren. Im März 2010 wurde die Website dann in Moskau<br />

der russischen Öffentlichkeit vorgestellt. Das zentrale russische Fernsehen<br />

übertrug die gesamte Präsentation live. Daraufhin kam es wiederum<br />

zu einem wahren Ansturm auf die Datenbanken – im ersten Monat<br />

danach registrierten wir mehr als 50.000 Besucher. Heute, knapp drei Jahre<br />

später, ist das Interesse ungebrochen hoch. Monatlich besuchen immer<br />

noch durchschnittlich 20.000 Menschen unsere Projekt-Seite. Insgesamt<br />

waren es bis heute knapp 1 Million Besucher.<br />

In vielen Sprachen der Welt kennt man Worte, die sinngemäß lauten »Die<br />

Hoffnung stirbt zuletzt«. Jahrzehnte nach dem Ende des Krieges suchen<br />

Menschen immer noch nach den Spuren ihrer Angehörigen, die nicht<br />

zurückkamen. Wer in der Datenbank einen Angehörigen gefunden hat,<br />

kann in der Dokumentationsstelle weitere Auskünfte einholen. Von dieser<br />

Möglichkeit wird rege Gebrauch gemacht. Monat für Monat treffen bis zu<br />

300 Schreiben mit der Bitte um Schicksalsklärung ein und nicht in einem<br />

einzigen haben wir Worte des Vorwurfs gegenüber dem deutschen Volk<br />

gefunden. Im Gegenteil, die Menschen sind voller Dankbarkeit, dass es in<br />

Deutschland eine Einrichtung gibt, die ihnen hilft, mehr über ihre Väter und<br />

| 22 | Vortrag von Dr. Alexander Haritonow

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