INSIDER Osnabrück // Mai 2016 // No. 394
Titelstory: Wohnung gegen Sex! Osnabrückerinnen erleben skandalöse Besichtigungen // Maiwoche 2016: Der große INSIDER Genre-Guide // Lila-weißes Finale: Warum Joe Enochs doch noch ans VfL-Wunder glaubt // ABI looking for freedom: So überlebst du deine Abschlussreise // 3, 2, 1 - Abbruch, Abbruch: Kein Bock mehr aufs Studium? So machst du elegant den Abgang // Nena im INSIDER-Promi-Talk // + VERLOSUNG + SZENE-NEWS + EVENT-TIPPS... // Viel Spaß mit der Ausgabe - Feedback ist wie immer ausdrücklich erwünscht!
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Wohnung gegen Sex<br />
<strong>Osnabrück</strong>erinnen erleben skandalöse Besichtigungen<br />
„Ich bin eine selbstbewusste<br />
Frau, sowas habe ich wirklich<br />
nicht nötig.“ Als Aylin J. zum<br />
<strong>INSIDER</strong>-Gespräch erscheint,<br />
wirkt sie ebenso selbstbewusst<br />
wie verärgert. Verärgert deshalb,<br />
weil sich die <strong>Osnabrück</strong>erin<br />
niemals hätte vorstellen können,<br />
was ihr bei der Wohnungssuche<br />
passierte. Sie ist nicht allein<br />
zum Interview gekommen:<br />
„Mein bester Freund begleitet<br />
mich.“ Das hat gleich zwei<br />
Gründe: Erstens habe sie selbst<br />
kein Auto und zweitens sei sie<br />
nach den jüngsten Ereignissen<br />
vorsichtig geworden. Doch was<br />
war passiert?<br />
Umkämpfter <strong>Osnabrück</strong>er<br />
Wohnungsmarkt<br />
Aylin J. suchte eine Wohnung.<br />
Nichts Spektakuläres, einfach<br />
eine schöne, kleine Bude, in<br />
der Frau sich wohlfühlen kann.<br />
Gerne in der <strong>Osnabrück</strong>er City,<br />
DAS NEUE ALBUM „PHOENIX“ im Handel!<br />
30.9.<strong>2016</strong><br />
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zur <strong>No</strong>t aber auch etwas außerhalb.<br />
Doch ihr Budget ist stark<br />
begrenzt: 360,- Euro stellt ihr<br />
„das Amt“ monatlich zur Verfügung.<br />
Wer jedoch den regionalen<br />
Wohnungsmarkt kennt, der<br />
kann sich vorstellen, dass das<br />
ein schwieriges Unterfangen ist.<br />
Denn bezahlbarer Wohnraum ist<br />
begrenzt, gerade im günstigsten<br />
Sektor. Entsprechend viele Absagen<br />
kassierte sie. Nach intensiver<br />
aber erfolgloser Suche auf<br />
Online-Immobilienportalen, auf<br />
Facebook sowie in sämtlichen<br />
Printmedien, schaltete die junge<br />
Frau selbst ein Gesuch auf<br />
immobilienscout24.com und<br />
wurde prompt angeschrieben.<br />
Welch ein Glück: Ein 60-jähriger<br />
Mann war es, der ihr eine interessante<br />
Mietswohnung in Bissendorf<br />
anbot. In freudiger Erwartung<br />
fuhr sie allein zur angegebenen<br />
Adresse, nicht jedoch<br />
ohne zuvor einigen Freunden<br />
von dem Besichtigungstermin<br />
und der Adresse zu berichten.<br />
Denn vorsichtig sei sie immer<br />
schon gewesen. Allerdings offenbar<br />
nicht vorsichtig genug.<br />
Plötzlich lag da „zufällig“<br />
eine Matratze…<br />
Denn nach eigenen Angaben erwartete<br />
die junge <strong>Osnabrück</strong>erin<br />
dort ein wahres Horrorszenario.<br />
Schon als der Mann die<br />
Tür öffnete, habe sie ein ungutes<br />
Gefühl verspürt. In der Wohnung<br />
angekommen, verfestigte<br />
sich dieser Eindruck. Zwar seien<br />
die meisten Räume erwartungsgemäß<br />
leer gewesen, in einem<br />
Raum jedoch lag eine Matratze<br />
und in der Ecke stand ein<br />
Stuhl. Die versprochene Küche<br />
sei unvollständig und in einem<br />
miserablen Zustand gewesen.<br />
„Das hat mich schon alles etwas<br />
stutzig gemacht“, sagt J. In<br />
dem Raum mit der Matratze angekommen,<br />
habe sich der Vermieter<br />
auf den Stuhl in der Ecke<br />
gesetzt und ihr gesagt, dass sie<br />
es sich gern auf der Matratze gemütlich<br />
machen können. Als sie<br />
dankend ablehnte, sei der Mann<br />
konkreter geworden: „Du kannst<br />
ja meine Küche mitnutzen, falls<br />
du einziehst. Das kriegen wir<br />
schon hin, mach dir keine Gedanken.<br />
Aber du kannst deine<br />
Chancen auf die Wohnung auch<br />
steigern“, habe er gesagt und erneut<br />
auf die Matratze gedeutet.<br />
Spätestens da wollte Aylin J. nur<br />
noch eines: Raus aus diesem<br />
Haus! Entsprechend schnell sei<br />
sie Richtung Ausgang geeilt. Auf<br />
dem Weg dorthin habe sie der<br />
Mann noch am Hosenbund festhalten,<br />
sodass sie mit halb heruntergerissener<br />
Hose draußen<br />
angekommen sei. Dort wartete<br />
glücklicherweise bereits ihr bester<br />
Freund, der sie abholen wollte.<br />
Seitdem gehe sie nur noch in<br />
Begleitung zu Wohnungsbesichtigungen<br />
– mit Erfolg, denn mittlerweile<br />
ist sie fündig geworden.<br />
Zur Anzeige bringen wolle sie<br />
das Delikt dennoch nicht, denn<br />
„dann müssten die Polizisten ja<br />
von ihrem Bürostuhl aufstehen<br />
und aktiv werden. Ich habe mit<br />
denen nur schlechte Erfahrungen<br />
gemacht.“<br />
Polizeisprecherin rät<br />
dringend zur Anzeige<br />
Anke Hamker von der Pressestelle<br />
der Polizei rät Betroffenen<br />
jedoch dringend derartige Erfahrungen<br />
zur Anzeige zu bringen.<br />
„Selbst, wenn es strafrechtlich<br />
nicht relevant sein sollte, können<br />
die Kollegen bei begründetem<br />
Verdacht zumindest eine<br />
sogenannte Gefährderansprache<br />
durchzuführen“, so Hamker.<br />
So aber könne der Mann davon<br />
ausgehen, dass er mit seinen unmoralischen<br />
Angeboten nichts<br />
zu befürchten habe. Aylin J. jedoch<br />
möchte das nicht. „Ich habe<br />
mittlerweile eine Wohnung<br />
gefunden und will das einfach<br />
nur noch vergessen“, sagt sie gegenüber<br />
<strong>INSIDER</strong>.<br />
„Sie können Ihre<br />
Chancen erhöhen“<br />
Dabei ist J. keinesfalls ein Einzelfall.<br />
<strong>INSIDER</strong> fand bereits nach<br />
relativ kurzer Recherche in einschlägigen,<br />
regionalen Wohnungsmarkt-Gruppen<br />
auf Facebook<br />
weitere Frauen, denen ähnliches<br />
widerfahren sein soll. Mal<br />
rückten die Vermieter bereits am<br />
Telefon mit ihren unmoralischen<br />
Vorstellungen heraus – mal erst<br />
bei der Besichtigung. So wie bei<br />
Sabrina H., die in Wallenhorst<br />
ähnliches erlebte. „Mir ist direkt<br />
gesagt worden, dass ich meine<br />
Chancen auch ganz einfach erhöhen<br />
könne, indem ich mich mal<br />
mit dem Vermieter treffe…“ Da<br />
sei ihr bereits klar gewesen, worauf<br />
die Sache hinauslaufen solle.<br />
Deswegen habe sie direkt abgebrochen.<br />
Wie hoch die Dunkelziffer<br />
tatsächlich ist, bleibt Spekulation.<br />
Denn offenbar trauen sich<br />
nur wenige Frauen aus falschem<br />
Schamgefühl überhaupt, von ihren<br />
Negativerlebnissen zu berichten.<br />
„Deswegen will ich mit<br />
der Veröffentlichung auch andere<br />
warnen“, sagt Aylin J. abschließend.<br />
Bleibt zu hoffen, dass dieser<br />
schockierende Trend auf<br />
dem Wohnungsmarkt nicht noch<br />
weitere Kreise zieht.<br />
<strong>INSIDER</strong> 05-<strong>2016</strong><br />
Anzeigensonderteil Lokal | Regional<br />
05