pferdetrendsMagazin No. 06 - März - April 2017
Eskadron FS 2016 - fehlt noch was?
Eskadron FS 2016 - fehlt noch was?
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von Dr. <strong>No</strong>rbert Böhmer<br />
Pferdeentwurmung: strategisch oder selektiv?<br />
Parasiten sind ein- oder vielzellige<br />
Schmarotzer, die auf<br />
Kosten des befallenen Individium<br />
(Wirtstier) leben.<br />
Endoparasiten (im Inneren des Körpers<br />
lebende Schmarotzer) können auf<br />
vielfältige Weise pathologische Veränderungen<br />
im Körper, z.B. durch adulte<br />
Würmer oder wandernde Wurmlarven<br />
im Darm, Lunge, Leber oder der Haut<br />
hervorrufen. Im schlimmsten Fall verursachen<br />
die Parasiten Darmentzündungen<br />
oder Koliken und können zum<br />
Tod des Pferdes führen.<br />
Angeheizt durch wachsende Resistenzproblematik<br />
gegen Anthelmintika<br />
(Wurmmittel), gibt es seit Jahren Diskussionen<br />
darüber, wie und wann Pferde<br />
entwurmt werden sollten. Einmal<br />
ausgebildete Resistenzen können nicht<br />
mehr rückgängig gemacht werden. Von<br />
der Pharmaindustrie werden in den<br />
nächsten Jahren keine neuen Wirkstoffe<br />
gegen Würmer auf den Markt gebracht.<br />
Die zur Zeit auf dem Markt angebotenen<br />
Anthelmintika umfassen folgende begrenzte<br />
Anzahl an Wirkstoffen:<br />
- Die Gruppe der Benzimidazole (Fenbendazol,<br />
Mebendazol): wirksam gegen<br />
Rundwürmer<br />
- Makrozyklische Lactone (Ivermectin,<br />
Moxidestin): wirksam gegen Rundwürmer<br />
und Magendasseln<br />
- Pyrantel: wirksam gegen Rundwürmer<br />
und bedingt gegen Bandwürmer<br />
- Praziquatel: wirksam gegen Bandwürmer<br />
Welche Entwurmungsstrategie – strategisch<br />
oder selektiv – gewählt wird, hängt<br />
stark vom Pferdebestand ab und sollte<br />
in jedem Fall mit dem behandelnden<br />
Tierarzt abgesprochen werden.<br />
Strategische Entwurmung<br />
Das Prinzip dieser konventionellen<br />
Wurmbehandlung besteht im Wesentlichen<br />
darin, die Pferde mehrmals jährlich<br />
nach einem festgelegten Intervall<br />
zu entwurmen. Leider erfolgt das in der<br />
Pferdepraxis meist ohne vorgängige diagnostische<br />
Abklärung, ob – und wenn<br />
ja, durch welche Wurmarten – das „zu<br />
entwurmende Pferd überhaupt befallen<br />
ist. Die Basis einer optimalen strategischen<br />
Entwurmung sollte jedoch in<br />
jedem Fall sein, die vorkommende Parasitenart<br />
mittels Kotproben zu diagnostizieren<br />
und das wirksame Anthelmintikum<br />
zu ermitteln.<br />
Diese Methode, auch Intervall-Entwurmung<br />
genannt, führte seit seiner Einführung<br />
vor etwa 50 Jahren nicht zur<br />
Ausrottung insbesondere der kleinen<br />
Strongyliden, die wohl zu den gefährlichsten<br />
Würmern gerechnet werden<br />
müssen. Diese Entwurmungsstrategie<br />
bewirkte im Gegenteil eine noch stärkere<br />
Resistenzbildung. Dies ist ein großer<br />
Nachteil der strategischen Wurmbehandlung.<br />
Ein jährliches Entwurmungsschema<br />
könnte nach den Ergebnissen erfolgter<br />
Kotprobenuntersuchungen folgendermaßen<br />
aussehen:<br />
- Vor dem Weideaustrieb im <strong>April</strong> wird<br />
Pyrantel oder in Ausnahmefällen bei<br />
erwiesener Wirksamkeit auch Benzimidazole<br />
verabreicht. Das Ziel dieser Maßnahme<br />
ist, die Weiden mit möglichst<br />
wenig Parasiteneiern zu belasten.<br />
- In der Mitte der Weidesaison, Ende<br />
Juli, werden erneut Pyrantel oder Benzi-<br />
8 / <strong>pferdetrendsMagazin</strong>