zett Magazin Juni / Juli
Magazin für Stadtkultur Schlachthof / Lagerhaus
Magazin für Stadtkultur
Schlachthof / Lagerhaus
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Schlachthof<br />
Lagerhaus<br />
JUN<br />
JUL<br />
16<br />
f ü r S t a d t k u l t u r<br />
Freizeit<br />
20. Endless Grind<br />
Skateboard Session<br />
FLUT<br />
Auf der Breminale<br />
MUDHONEY<br />
Des Urväter des Grunge<br />
sind zurück<br />
Zwischen Mini-Job und<br />
Businessplan<br />
kunst<br />
kultur<br />
kreativ<br />
Wirtschaft<br />
Thema Halbzeitwissen Freizeit
Kai Wargalla<br />
Früher<br />
war<br />
mehr<br />
lametta<br />
ist seit einigen Monaten zusammen mit Ralph Saxe die<br />
Vorsitzende der Bremer Grünen. Sich selber sieht sie so:<br />
Ein ›linksgrünversiffter Gutmensch‹, eine blau leuchtende<br />
›vegane Ökoschlunze‹ mit Hang zum Klassenkampf.<br />
Wie waren die ersten Wochen als Landesparteivorsitzende?<br />
Auf sowas wird man ja nicht vorbereitet, aber da ich gerne<br />
einfach mal mache und ins kalte Wasser springe, finde ich das<br />
alles ganz aufregend. Es gibt viel zu tun und es wird mindestens<br />
genauso un-einfach, wie ich es mir vorgestellt hatte.<br />
Wie sollte aus deiner Sicht die kulturpolitische Ausrichtung<br />
der Grünen sein?<br />
Wir hatten im Wahlkampf ein Plakat auf dem stand ›Hochkultur<br />
und Untergrund‹. Das war mein Lieblingsplakat.<br />
Eine Stadt lebt durch ihre Kultur auf allen Ebenen – Hoch,<br />
Tief, Sub, Zwischen, Linksaußenvorbei. Sie treibt bestenfalls<br />
die Gesellschaft voran, provoziert, ist irritierend progressiv,<br />
das möchten wir unterstützen.<br />
Wird die Subkultur von euch überhaupt wahrgenommen?<br />
Definitiv. Das kommt ja noch vor aller Unterstützung, die<br />
Wahrnehmung dessen, was in Bremen so geht. Die Freiluftparties,<br />
zu deren Schutz wir parlamentarisch die Initiative<br />
ergriffen haben, oder ein neues Zuhause für das Zuckerwerk,<br />
das durch die Grünen im Koalitionsvertrag gelandet ist, sind<br />
nur ein paar Beispiele. Ich freu mich auch immer, wenn Leute<br />
und Initiativen auf uns zukommen.<br />
Du warst ja lange Zeit im Ausland, warum jetzt wieder Bremen?<br />
Weil #bremenlebt.<br />
Du hast Occupy London gegründet, warst im Blockupy-Bündnis<br />
Bremen aktiv, warum bist du dann in die Parteipolitik<br />
gegangen?<br />
Für mich ist immer ausschlaggebend, dass ich etwas positiv<br />
verändern kann. Ich habe das Gefühl, bei den Grünen kann<br />
ich das. Veränderungen kommen immer aus der Gesellschaft<br />
heraus, die Politik reagiert quasi nur darauf. Ich kenne beides<br />
und ich appelliere an alle – steht auf, seid aktiv, seid laut. Ich<br />
tue mein Bestes, das politisch umzusetzen.<br />
Wie soll die Agrarwende umgesetzt werden, für die du ja<br />
eintrittst?<br />
In Bremen als kleiner Stadtstaat nehmen wir sicherlich eine<br />
andere Rolle ein als Flächenländer wie Niedersachsen. Aber<br />
mir widerstrebt es, Verantwortung abzugeben. Vielleicht<br />
können gerade wir Sachen durchsetzen, wo andere Bundesländer<br />
eine größere Lobby zu bekämpfen haben. Die Grünen<br />
sind hier in der Regierung, ich wünsche mir, dass wir das<br />
zum Beispiel durch Initiativen im Bundesrat nutzen.<br />
Jetzt musst du mir eine Frage stellen.<br />
Pearl Jam oder Mantar?<br />
I hate Pearl Jam, Mantar is the Metal Law!<br />
Was würdest du für mich kochen und warum?<br />
Einen veganen Mett-Igel, weil ich so tierlieb bin.<br />
War früher mehr Lametta?<br />
La Metta? Ein weiblicher Mett-Igel?<br />
Interview: Sean-Patric Braun<br />
08<br />
10<br />
14<br />
4<br />
6<br />
8<br />
9<br />
10<br />
11<br />
12<br />
13<br />
14<br />
Von Lena Stuckenschmidt<br />
18<br />
inhalt<br />
Thema<br />
Kunst Kultur Kreativ<br />
Kunst, Kultur, Kreativwirtschaft<br />
| Detlef Roth<br />
Vier Fragen an vier Menschen |<br />
Gudrun Goldmann<br />
Kunst mehr zum Thema machen | Barbara Bocks<br />
Bremen – arm, aber reich an Kultur<br />
| Katja Wille<br />
Halbzeit<br />
Kulturelle Kurznachrichten<br />
En halbes Leben Fan-Arbeit<br />
Porträt: Thomas Hafke | Dierck Wittenberg<br />
Kreuzfahrt | Katharina Mevissen<br />
Ver<strong>zett</strong>elt | Jens Laloire<br />
Freizeit<br />
<strong>Juni</strong><br />
20. Endless Grind | Imam Baildi | Nachwehen |<br />
Mephisto.Sein.Goethe | Das magische Foto |<br />
Ulysses-Syndrom | Weird Xperience |<br />
30 Jahre Trust | Knochenfabrik | Zum Glück |<br />
Weird Xperience<br />
<strong>Juli</strong><br />
Flut | Mudhoney | Weird Xperience |<br />
Ein Hologramm für den König | Amy |<br />
Lachen ist Bremer Recht<br />
Kulturgut
Für Stadtkultur<br />
editorial<br />
Ein magazin<br />
macht<br />
stadtkultur<br />
Es wird wieder über Kultur(-politik) gesprochen in der Stadt. In den letzten<br />
zwei Monaten gab es so viele Diskussionen zu verschiedenen Aspekten von<br />
Kunst und Kultur wie wohl zuletzt vor der Kulturhauptstadtbewerbung. Doch<br />
letztendlich ist es wie früher bei einer Schallplatte, die in einer Rille festhing,<br />
man hört immer den gleichen Satz: Bremen ist arm, Bremen ist arm,<br />
Bremen ist arm …<br />
Das kann aber kein Grund sein, das wenige Geld hinter verschlossenen<br />
Türen zu verteilen. Gerade für die Freie Szene ist dies ein Ärgernis, deshalb<br />
hat die Tanzinitiative Bremen eine Stellungnahme zum Kulturhaushalt<br />
2016/2017 abgegeben, in der sie neben der Erhöhung der Projektmittel<br />
vor allem transparente Vergabeverfahren und das Einsetzen von Fachjurys<br />
fordert. Die fachlich kompetente Beurteilung von Projektanträgen durch<br />
Außenstehende war im letzten Masterplan ein großes Thema, heute ist<br />
davon nichts mehr zu hören. Das Verfahren ist im Großen und Ganzen wie<br />
immer: die Behörde sortiert vor, die Deputation segnet ab. Wobei den<br />
Depurtierten kaum Zeit bleibt, sich inhaltlich und fachlich mit allen Projekten<br />
auseinanderzusetzen. Eine verfahrene Situation.<br />
Wir haben vier Bremer Kulturakteure zu ihrer Sicht auf die Dinge befragt,<br />
die Antworten finden Sie im Heft. Außerdem haben wir uns mit der umtriebigen<br />
Katrin Rabus getroffen, die immer bereit ist, für die Kultur zu streiten.<br />
Im Interview sagt sie, dass der Satz ›Bremen hat kein Geld‹ wie eine Schere<br />
im Kopf ist, man Aufbruchstimmung aber nicht kaufen könne. Und Detlef<br />
Roth vom Kubo hat sich in das Bermudadreieck Kunst-Kultur-Kreativwirtschaft<br />
begeben und fummelt für uns auseinander, wo was anfängt und wo<br />
was aufhört.<br />
Viel Spaß beim Lesen.<br />
Gudrun Goldmann (Chefredakteurin)<br />
Übrigens:<br />
Wir sind eine offene<br />
Redaktion. Jede<br />
und jeder kann gerne<br />
mitmachen!<br />
Kontakt:<br />
<strong>zett</strong>@schlachthofbremen.de<br />
Herausgeber Visit Foto: MARINA LILIENTHAL
THE<br />
MA<br />
4<br />
Kunst<br />
Kultur<br />
Kreativ<br />
wirtschaft<br />
Fotos: MARINA LILIENTHAL<br />
Detlef Roth<br />
Ingenieur und Sozialwissenschaftler.<br />
1981 Mitgründung<br />
des KUBO und ehrenamtliche<br />
Arbeit. Ab 1985 mit Ele Hermel<br />
Entwicklung des Hauses zu<br />
einem Kunsthaus. Seit 1988<br />
Wechsel von wissenschaftlichen<br />
Institutstätigkeiten<br />
zu Geschäftsführung und<br />
Leitung des<br />
KUBO-<br />
Kunsthauses.<br />
Unser Grafiker gestaltet eine Broschüre zu<br />
unseren Kunstangeboten. Er schreibt eine<br />
Rechnung, darin sind 19 Prozent Mehrwertsteuer<br />
enthalten. Unser Grafiker<br />
zählt zur Kultur- und Kreativwirtschaft, er<br />
handelt nämlich aus marktwirtschaftlichem<br />
Interesse. Unser Kunsthaus –<br />
ein Verein, gemeinnützig, ein Mix aus<br />
öffentlichen und privaten Geldern – zählt<br />
nicht zur Kultur- und Kreativwirtschaft.<br />
Wir ›Gemeinnützigen‹ sind körperschaftssteuerbefreit,<br />
führen also keine<br />
Umsatzsteuer ab, zählen nicht zur<br />
Wirtschaft, sondern zum intermediären<br />
Sektor. Wir stecken im Zwischenraum,<br />
zwischen Wirtschaft und Staat. Der Staat<br />
stellt den öffentlichen Sektor, zum Beispiel<br />
Bibliothek oder Landesmuseum. Auch die<br />
unterliegen nicht der Umsatzsteuer, gehören also<br />
auch nicht zur Kultur- und Kreativwirtschaft.<br />
Die Redaktion bedankt sich bei der Galerie Herold<br />
im Güterbahnhof und dem Künstler Herwig Kemmerich<br />
für die freundliche Kooperation bei der Erstellung der Fotos.
5<br />
Unser Grafiker sitzt mit unseren Künstlerinnen zusammen, die entscheiden<br />
mit ihm, welche Bilder, welche Zeichnungen mit welchen Texten in die<br />
Broschüre kommen sollen. Unsere Künstlerinnen schreiben Rechnungen,<br />
wenn sie einen künstlerischen Workshop geben oder eine künstlerische<br />
Leistung abrechnen. Fast immer sind diese Rechnungen aber ohne Mehrwertsteuer,<br />
denn die meisten Künstler sind sogenannte Kleinunternehmer,<br />
sie haben einen Umsatz unter 17.500 Euro pro Jahr. Darum sind die wenigsten<br />
Künstler Teil der Kultur- und Kreativwirtschaft. Und die meisten von ihnen<br />
müssen außerhalb ihrer Kunst Geld dazuverdienen.<br />
Öffentlicher (staatlicher) Bereich und der intermediäre (gemeinnützige)<br />
Bereich sind wirtschaftlich betrachtet kaum zu trennen, zumal der Staat<br />
häufig und immer mehr die Gemeinnützigen mit Dingen beauftragt, die er<br />
früher in Eigenregie ausführte. Gemeinnützige sind in der Regel preiswerter.<br />
Die öffentliche Kulturförderung in Deutschland macht circa 9 Milliarden<br />
Euro aus.* Die wird wahrscheinlich verdrei- bis vervierfacht, denn aus jedem<br />
geförderten Euro machen die Gemeinnützigen mindestens drei Euro.<br />
Der Umsatz in der Kultur- und Kreativwirtschaft (Buch, Film, Presse,<br />
Werbung, Musikwirtschaft, Kunst, Theater, Architektur, Design, Software/<br />
Games) beträgt etwa 145 Milliarden Euro. Etwa 1,6 Millionen Beschäftigte<br />
gibt es in diesem Bereich. Rechnet man die Erwerbstätigen aus Kunst und<br />
Kultur dazu, kommt man auf ungefähr 3,5 Millionen (die Ehrenamtlichen sind<br />
nicht mitgezählt). Damit ist der Kulturbereich eine der wichtigsten Branchen<br />
in der Volkswirtschaft, umsatzstärker als die Automobilindustrie oder die<br />
Finanzbranche. Dieses Gewicht spiegelt sich nicht in der Wirtschaftsförderung,<br />
die agiert zu finanz- und marktgeblendet.<br />
Absurd ist, dass bei der wirtschaftlichen Betrachtung die eigentlichen,<br />
die originären Kunstproduzenten, nämlich die Künstlerinnen und Künstler<br />
weitgehend außer Acht bleiben. Die Galerie, in der die Künstlerin ausstellt,<br />
zählt zur Kultur- und Kreativwirtschaft, die Künstlerin wahrscheinlich nicht.<br />
Die Künstler stehen am Anfang der Wertschöpfung, bleiben aber nicht nur<br />
statistisch auf der Strecke. Wertschöpfung ist nicht nur eine ökonomische<br />
Größe, sondern auch eine philosophische: Steigerung der Lebensqualität,<br />
menschliche und zivilisatorische Bereicherung. Aber selbst die ökonomische<br />
Wertschöpfung besagt, dass der Output den Input übersteigt, also mehr Geld<br />
herauskommt als reingesteckt wird. Na, eine höhere Wertschöpfung als den<br />
künstlerischen Prozess gibt es doch gar nicht. Der schöpferische Akt ist die<br />
Basis des gesamten Kultursektors einschließlich der Kreativwirtschaft, darauf<br />
bauen sich alle Wertschöpfungsketten auf. Warum wird dann dieser Basis<br />
nicht mehr Beachtung, mehr fördernde Wertschätzung entgegengebracht?<br />
Unsere Künstlerinnen erarbeiten mit Jugendlichen eine Spiele-App. Dazu<br />
wird gezeichnet, gemalt, ein Trickfilm entsteht. Das Projekt und die App-<br />
Entwicklung werden von der Europäischen Kommission gefördert. Das ist<br />
immer noch keine Kreativwirtschaft. Wir sind die Gemeinnützigen! Aber<br />
die App wird dann – wenn‘s gut geht – auf den Smartphones zu finden sein.<br />
Schade, dass unser Kulturbereich nicht so clever und finanzgewaltig ist,<br />
damit Gewinn zu machen. Meistens machen das andere, indem sie unsere<br />
Produktionen verwerten, kopieren und verbessern. Na ja. Die Folge-Wertschöpfung<br />
wäre zumindest gut, denn der Bereich Gaming boomt.<br />
Es ist gar nicht so wichtig, ob Staat, Gemeinnützige<br />
oder Kreativwirtschaft angesprochen sind. Kunst und<br />
Kultur finden in allen drei Sektoren statt. Institutionell<br />
und personell sind die Bereiche sowieso verflochten, in<br />
jedem Fall pushen die Öffentlichen und Gemeinnützigen<br />
die Kultur- und Kreativwirtschaft.<br />
Der Musiker tritt im privaten Musikclub auf, im<br />
gemeinnützigen Kulturzentrum oder in der städtischen<br />
Veranstaltungshalle. Er bewegt sich also in allen<br />
Sektoren mit seiner Musik. Vielleicht ist er freischaffend<br />
und erfolgreich, vielleicht ist er Kleinunternehmer,<br />
vielleicht ist er Komponist und Musiklehrer und macht<br />
seine Musik ›nebenberuflich‹. Eigentlich egal, denn er<br />
ist Kunst-und Kulturproduzent, er erschafft, er<br />
interpretiert, er gestaltet Musik.<br />
Jeder Euro, der in Kunst, in die Kunstförderung, in<br />
die Künstlerförderung gesteckt wird, ist der allergrößte<br />
Gewinn, den man sich vorstellen kann. Es wird Sinn<br />
gefördert. Und weil man den Sinn in der Kunstproduktion<br />
nicht vorgeben sollte, kann es sein, dass manchmal<br />
auch Unsinn herauskommt. Damit kann die<br />
Gesellschaft leben, das Risiko ist gering. ›Wagen un<br />
Winnen‹ – der Bremische Wahlspruch darf zunehmend<br />
für die Kunst- und Kulturförderung gelten. Das ist beste<br />
Wirtschaftsförderung. Für die kulturwirtschaftliche<br />
Förderung sollten die Künstlerinnen und Künstler –<br />
gerade wegen ihrer Rolle am Anfang der Wertschöpfungskette<br />
– eine wichtigere Rolle spielen.<br />
Aber, aber: Soll die Kunst nicht frei sein, unberührt<br />
von der Ökonomie? Nun, die Kunst soll sich frei entfalten<br />
können, nicht zensiert oder manipuliert werden,<br />
nicht benutzt werden. Die Kunst ist frei. Die Künstlerinnen<br />
und Künstler sind frei, autonom und der Kunst<br />
verpflichtet. Aber Künstler sind Menschen wie andere<br />
auch. Unsere Gesellschaft ist eine Geldgesellschaft,<br />
alles wird transformiert in Geld- und Zeiteinheiten. Wer<br />
hier lebt, muss ein Einkommen erzielen – ob Künstler<br />
oder Bankangestellte. Wer hier lebt, ist Marktteilnehmer<br />
auf dem Arbeitsmarkt, auf dem Produktionsmarkt.<br />
Künstlerinnen sind Produzenten, sie müssen ihre<br />
künstlerischen Leistungen verwerten. Und wir, wir<br />
müssen diese Leistungen wertschätzen und bezahlen.<br />
Wir sollten sie fördern, unterstützen, weiterentwickeln,<br />
mit ihnen wachsen und besser leben.<br />
Kunstförderung ist Wirtschaftsförderung. Am<br />
Anfang der Kette, billiger geht’s nicht, und mehr Output<br />
geht auch nicht.<br />
* Zahlenangaben sind in der Kulturbranche schwierig zu vergleichen.<br />
Ich beziehe mich auf Monitoring zu KK, auf Untersuchungen ab 2007,<br />
auf KSK-Angaben, Institut für Kulturpolitik und Länderberichte.<br />
Daraus ergeben sich die oben genannten Schätzwerte.
THE<br />
MA<br />
6<br />
Vier<br />
Fragen<br />
Es geht um die Kulturpolitik in unserer Stadt. Was ist gut, was<br />
missfällt und wie wird es weitergehen? Dazu haben wir vier<br />
Kulturakteure um eine Einschätzung gebeten und sehr unterschiedliche<br />
Antworten erhalten. Einig sind sich jedoch alle, dass der Kultursektor<br />
hier ein prekärer ist und es einer Stadt in dieser Größenordnung<br />
gut anstehen würde, dies zu ändern.<br />
Radek Krolczyk<br />
Galerie K’<br />
Was schätzen Sie an Bremens Kulturlandschaft besonders?<br />
Die Frage zielt wohl auf das, was aus den glorreichen<br />
siebziger und achtziger Jahren so übrig geblieben ist. Sorry,<br />
Reste vergolden mach ich nicht.<br />
Was missfällt Ihnen an der Bremer Kulturpolitik,<br />
auch im Vergleich zu anderen Städten?<br />
Die Bremer Kulturpolitik ist nicht nur feige, eigentlich mag<br />
sie gar keine Kultur. Zumindest keine, die irgendwie über die<br />
Stadtgrenzen und einen klar definierbaren Bildungsauftrag<br />
hinausweist.<br />
Wird alles immer schlimmer? Falls ja, warum?<br />
Es wird alles gar nicht. Nicht besser, schlimmer auch<br />
nicht.<br />
Was muss passieren, damit es in Ihrem Bereich besser<br />
wird?<br />
Wegziehen wäre vielleicht eine Option. Oder jemand, der<br />
Kultur mag und versteht, wird Kultursenator.<br />
Jens Werner<br />
Kulturzentrum Schlachthof<br />
Was schätzen Sie an Bremens Kulturlandschaft besonders?<br />
Es gibt in großer Vielfalt neben Vertrautem immer wieder<br />
Neues zu entdecken: In den letzten Jahren sind verschiedene<br />
Initiativen dazugekommen, die ein attraktives Programm für<br />
unterschiedliche Zielgruppen bieten. Das Kukoon, Golden<br />
City oder die Schaulust sind vielleicht die bekanntesten<br />
Beispiele. Aussichtsreiche Wege für ein breiteres Publikum<br />
bis hin zu einigen ›Leuchttürmen‹ wurden aber auch an<br />
Spielorten angelegt, in denen seit Jahrzehnten mit viel<br />
Engagement ein spannendes Programm gemacht wird: Auch<br />
›Erneuerung im Bestand‹ passiert!<br />
Was missfällt Ihnen an der Bremer Kulturpolitik,<br />
auch im Vergleich zu anderen Städten?<br />
Die Kulturpolitik in Bremen mit der in Städten ähnlicher<br />
Größenordnung zu vergleichen, ohne die unterschiedlichen<br />
Rahmenbedingungen zu berücksichtigen, wäre nicht<br />
aussagekräftig. Hier wird Kulturpolitik infolge der Schuldenbremse<br />
seit Jahren als Mangelverwaltung betrieben. Dabei<br />
mag man auf die besten Absichten der Akteur*innen in<br />
Politik und Verwaltung vertrauen, auf ihren entschiedenen<br />
Einsatz für die Sicherung kultureller Vielfalt sowie auf eine<br />
offene, wertschätzende Haltung gegenüber allen ebenso<br />
engagierten Kulturakteuren. Ob und wie Gestaltungsspielräume<br />
tatsächlich gleichermaßen für Projekte der freien<br />
Szene wie für den Bestand und die Entwicklung städtischer<br />
Einrichtungen genutzt werden ist fragwürdig, nicht nachvollziehbar,<br />
weil nicht transparent vermittelt.<br />
Wird alles immer schlimmer? Falls ja, warum?<br />
Sollte die Haushaltsplanung der nächsten Jahre aufgehen,<br />
wird die Förderung der Kultur bestenfalls so bleiben wie<br />
sie ist – bescheiden. Nur städtische Einrichtungen, solche<br />
mit verlässlichen Fördervereinbarungen und/oder mit viel<br />
schlecht oder gar nicht bezahlter Arbeit wird es am Ende<br />
der Konsolidierung noch geben. Denn die Stagnation der<br />
finanziellen Förderung bedeutet schon seit Jahren, dass<br />
steigende Kosten zu Lasten der Kulturschaffenden gehen –<br />
insbesondere wenn sie nicht von Tarifsteigerungen profitieren<br />
und ›Stärkungsmittel‹ z. B. aus der City Tax nur alle Jahre<br />
wieder fließen. Schlimmer wird es, wenn die Haushaltsplanung<br />
bis 2020 nicht aufgeht. Kulturförderung ist schließlich<br />
keine gesetzlich festgeschriebene, sondern eine freiwillige<br />
Leistung.<br />
Was muss passieren, damit es in Ihrem Bereich besser<br />
wird?<br />
Wir freuen uns selbstverständlich über lobende Worte zu<br />
unserer Arbeit. Wertschätzung oder auch die Anerkennung<br />
von zunehmenden Eigenleistungen sollte sich aber auch in<br />
der Anerkennung eines wachsenden Förderbedarfs abzeichnen.<br />
Sonst drohen ein Motivationsinfarkt und der Ausfall<br />
unbezahlten Engagements.
7<br />
Gabriele Koch<br />
La Strada<br />
Christoph Grunenberg<br />
Kunsthalle Bremen<br />
Was schätzen Sie an Bremens Kulturlandschaft besonders?<br />
Die Reichhaltigkeit mit einer Vielfalt von Institutionen, die<br />
von traditionellen Häusern bis zur freien Szene reichen,<br />
insbesondere im Bereich der bildenden und zeitgenössischen<br />
Kunst.<br />
Was missfällt Ihnen an der Bremer Kulturpolitik,<br />
auch im Vergleich zu anderen Städten?<br />
Es geht mir weniger um lokale Kulturpolitik als um Politik<br />
im Allgemeinen und die Rolle die Kunst und Kultur in der<br />
Identität eines Standortes spielen. Bremen – als eine der<br />
bedeutendsten Großstädte Deutschlands – muss sich neu<br />
positionieren, versuchen ihr Profil zu stärken und lästigen<br />
Vorurteilen und Klischees mit positiven Eindrücken entgegenzutreten.<br />
Die Stadt sollte sich als einen Ort der Kreativität<br />
und Innovation, der Exzellenz in Kultur und Bildung, der<br />
Vielfältigkeit und Toleranz definieren – gewachsen aus einer<br />
jahrhundertealten Tradition der Weltoffenheit und globalen<br />
Vernetzung.<br />
Wird alles immer schlimmer? Falls ja, warum?<br />
Das Jammern gehört im prekären Kultursektor zum<br />
Geschäft und ist eine notwendige Verhandlungstaktik im<br />
Kampf um Unterstützung. Oft findet das Klagen aber auf<br />
hohem Niveau statt. Wir haben in Deutschland eine noch<br />
immer unglaublich vielfältige Kulturlandschaft mit vielen<br />
hochkarätigen Einrichtungen. Dennoch gibt es gewisse<br />
beunruhigende Tendenzen: das Infragestellen des essentiellen<br />
Wertes von Kultur, ein rigoroses Effizienzdenken und<br />
gnadenloses Streben nach Profitabilität im privaten wie<br />
öffentlichen Sektor, der Rückzug vieler Wirtschaftsunternehmen<br />
aus dem sozialen und kulturellen Engagement bei meist<br />
sinkenden öffentlichen Zuschüssen (bei letzterem bildet<br />
Bremen eine Ausnahme).<br />
Was muss passieren, damit es in Ihrem Bereich besser<br />
wird?<br />
Museen müssen heute immer vielfältigere und komplexere<br />
Aufgaben wahrnehmen und sollen gleichzeitig innovativ<br />
und relevant bleiben. Es wird erwartet, erfolgreiche Ausstellungen<br />
zu präsentieren, vielfältige Bildungs- und Vermittlungsarbeit<br />
zu leisten, zur Integration beizutragen, die<br />
unterschiedlichsten Fortschritte der Digitalisierung zu<br />
nutzen, soziale Medien zu bedienen, Events zu inszenieren.<br />
Dies ist nur möglich bei der inhaltlichen Verknüpfung von<br />
Programm, Vermittlung und Kommunikation und der<br />
Ausstattung mit entsprechenden finanziellen Mitteln.<br />
Was schätzen Sie an Bremens Kulturlandschaft besonders?<br />
Ihre Vielfältigkeit, ihren kreativen Trotz, ihre bescheidene<br />
Hybris und ihr lautstarkes Understatement.<br />
Was missfällt Ihnen an der Bremer Kulturpolitik,<br />
auch im Vergleich zu anderen Städten?<br />
Der in manchen Köpfen zementierte tradierte Kunstbegriff,<br />
das mangelnde Vertrauen in offene Prozesse, die aus<br />
dem Mangel geborenen Bewegungseinschränkungen.<br />
Wird alles immer schlimmer? Falls ja, warum?<br />
Nein. Es ist einfach immer alles in Bewegung und ändert<br />
sich. Kultur und Gesellschaft spiegeln sich. Gesellschaftliche<br />
Umbrüche fördern kulturellen Wandel und Kulturwandel<br />
befeuert gesellschaftliche Veränderungen. Bei kreativen<br />
Produktionen geht es immer auch um die Frage der künstlerischen<br />
und gesellschaftlichen Relevanz. Mit den Antworten<br />
der Bremer Kulturakteure muss sich Kulturpolitik aktiv<br />
auseinandersetzen und verantwortungsvoll umgehen.<br />
Was muss passieren, damit es in Ihrem Bereich besser<br />
wird?<br />
Wenn die Angst vor Veränderung durch die Neugierde<br />
auf Unbekanntes abgelöst wird, wäre schon viel gewonnen.<br />
Statuserhalt steht einem kreativen offenen Diskurs entgegen.<br />
Für einen ergebnisoffenen Diskurs sind jedoch gute<br />
Arbeits- und Produktionsbedingungen für Künstler_innen und<br />
Kreative unerlässlich.<br />
Kunst und Künstler_innen müssen sich ihrer Funktion als<br />
Kompassnadel einer Gesellschaft wieder bewusster werden.<br />
Kluften zwischen E- und U-Kultur, institutionellen Kultureinrichtungen<br />
und freier Szene gilt es vor allem in den Köpfen<br />
zu überwinden, um eine starke und inhaltlich relevante<br />
Kulturszene für unsere Stadt zu ermöglichen.<br />
an vier<br />
Menschen
THE<br />
MA<br />
8<br />
Barbara Bocks<br />
KUNST mehr<br />
zum thema machen<br />
In der Kulturszene Bremens ist Katrin Rabus schon lange zu Hause. Jahrzehntelang hat sie<br />
eine Galerie für zeitgenössische Kunst betrieben und sich in der Bremer Kunst- und Kulturlandschaft<br />
engagiert. Mittlerweile ist sie vor allem als Gründerin des Freundeskreises der<br />
Bremer Philharmoniker ProPhil aktiv. Im Interview spricht sie mit uns über die Bremer Szene.<br />
Was ist das Besondere an der Bremer Kunst- und Kulturszene?<br />
Rabus: Die Vielfalt an Akteuren von der Basis bis zur Spitze. Wir haben<br />
in allen Bereichen eine große Bandbreite – vom Künstler bis hin zu den<br />
entsprechenden Einrichtungen, zu den Museen, Theatern oder Orchestern.<br />
Das ist für eine Stadt dieser Größenordnung ein ganz großes Pfund.<br />
Warum kommt die Vielfalt in der Öffentlichkeit nicht an?<br />
Rabus: Die Stadt Bremen nutzt diesen Schatz nicht. Für mich als<br />
Bremerin ist das eine traurige Wahrnehmung. Kultur verbindet und schafft<br />
Identität, für den Einzelnen wie für das Gemeinwesen: Das könnte man<br />
herausstellen zum Beipiel mit Slogans wie ›Musikstadt Bremen‹, multikulturell,<br />
international, integrativ. Diese breite Kulturlandschaft könnte die<br />
Grundlage eines politischen Leitbildes für die Stadt sein. Wohin will unsere<br />
Stadt? Das wäre Aufgabe der Politik. Die einzelnen kulturellen Akteure<br />
können daran nur mitarbeiten.<br />
Spielt das fehlende Geld im Bremer Haushalt eine Rolle für die Kunst?<br />
Rabus: Das gilt sicherlich für die Kunst im Rahmen der Projektförderung.<br />
Neue Akteure haben es schwer. Aber der Satz ›Bremen hat kein Geld‹ ist<br />
die Schere im Kopf, bremst die Ansprüche, tötet Kritik. Kultur macht sich<br />
klein – das ist eine fatale Wirkung. Geld allein kann keine Aufbruchstimmung<br />
erzeugen. Aber<br />
die großen Einrichtungen<br />
haben Räume,<br />
Know-how und<br />
Personal – sie müssen<br />
Plattformen schaffen,<br />
Kunst zum Thema<br />
machen. Kultur kann<br />
zum Gesprächsstoff in<br />
der Stadt werden. Dazu<br />
muss man Anlässe<br />
schaffen, kleine<br />
politiknahe Gesprächsrunden<br />
etwa, wo sich<br />
Vertreter aus allen<br />
gesellschaftlichen<br />
Bereichen äußern und<br />
sich kennenlernen. Das<br />
ist nicht mit viel Geld<br />
verbunden. Das sind<br />
Signale: Wir interessieren<br />
uns dafür, was<br />
ihr macht.<br />
In welchem Bereich<br />
läuft es gerade gut?<br />
Rabus: Im Musikleben.<br />
Die Besucher<br />
der Glocke strahlen<br />
und das Haus ist gut<br />
besucht. Aber das<br />
Gebäude der Glocke<br />
entspricht nicht mehr<br />
Foto: MARINA LILIENTHAL<br />
den Anforderungen an einen modernen Publikumsbetrieb. Für<br />
Publikumsbindung und -bildung sind die Räumlichkeiten nicht<br />
geeignet. Die Glocke ist heute ein Vermietungsgeschäft, aber<br />
kein Konzerthaus. Da müssen behutsame Änderungen weiterverfolgt<br />
werden. Im Moment hat das aber leider niemand im Blick.<br />
Und wie sieht es mit der Bildenden Kunst aus?<br />
Rabus: Mit der Gesellschaft für aktuelle Kunst (GAK), dem<br />
Künstlerhaus, einigen Galerien oder dem Güterbahnhof haben<br />
wir Akteure, die sehr nah an der aktuellen Produktion arbeiten.<br />
Das war früher schwächer ausgebildet und das ist heute der<br />
Bereich mit den interessanteren Ansätzen. Da sind wir gut<br />
aufgestellt.<br />
Wie sieht die Lage der Museen aus?<br />
Rabus: Die ungeklärte Zukunft des Museum Weserburg lähmt<br />
die Entwicklung. Vor 20 Jahren war ein öffentliches Sammlermuseum<br />
eine Innovation und eine Chance für Bremen, den<br />
Anschluss an die Gegenwartskunst zu finden. Aber mittlerweile<br />
dominieren die Sammler mit ihren Erwerbungen die Debatte<br />
zur zeitgenössischen Kunst und die finanzstärksten haben ihre<br />
eigenen Museen. Das Publikum interessiert aber nicht, was<br />
Sammler X sammelt und warum, sondern es will selbst Kunst<br />
erfahren. Um Kunst und Künstler in wechselnden Ausstellungen<br />
vorzustellen, sollte man wieder auf die kuratorische Kompetenz<br />
der öffentlichen Einrichtungen zurückgreifen und die Künstler<br />
und den Betrachter in den Mittelpunkt stellen, nicht die<br />
Sammler. Das wäre zwar nicht neu, aber heute wieder eine<br />
wichtige gesellschaftliche Aufgabe.<br />
Eine anspruchsvolle Sommerausstellung, eventuell eine<br />
Biennale, die sich in der ganzen Stadt abspielt, wäre ein<br />
interessantes Format für Bremen. Das gab es, glaube ich, das<br />
letzte Mal vor zehn Jahren. Dafür sollte man das Geld verwenden,<br />
das bisher für die Pflege und Ausstellung der Privatsammlungen<br />
verwendet wird.<br />
Wie kann man die breite Öffentlichkeit für Kunst begeistern?<br />
Rabus: Man sollte das Eintrittsgeld für die Museen abschaffen,<br />
um möglichst vielen Leuten jederzeit einen Zugang zur<br />
Kunst zu bieten. Das würde auch die Häuser herausfordern – es<br />
käme ja ein anderes Publikum als heute. Die Häuser werden zu<br />
sozialen Treffpunkten, die Besucher fragen und kommen<br />
miteinander ins Gespräch. Für den Fehlbetrag, gemessen an den<br />
Einzelbesuchern heute, müssten Mäzene gefunden werden, aber<br />
das könnte ein Teil vom Leitbild der Kulturstadt Bremen sein.<br />
Was kann Kunst noch leisten?<br />
Rabus: Kürzlich wurden drei Millionen Euro für die Geflüchtetenhilfe<br />
bereitgestellt und das Kulturressort hat davon kaum<br />
Mittel erhalten. Das finde ich sehr schade. Gerade beim<br />
gemeinsamen Musizieren, in Ateliers oder Tanzworkshops<br />
können sich Menschen begegnen, in kleinen Gruppen findet<br />
Integration statt.
Foto: sagmalspaghetti<br />
9<br />
Katja Wille<br />
Bremen – arm, aber<br />
reich an Kultur<br />
Denkt man an Bremen, hat man nicht sofort tolle, gelungene Kulturprojekte im Kopf.<br />
Die Gedanken schweifen eher zu ›schwieriger Finanzlage‹ und anderen Problemen, mit<br />
denen die Hansestadt zu kämpfen hat. Und doch gibt es sie, eben diese Kulturprojekte,<br />
einige halten sich bereits seit Jahrzehnten eisern – und sind immer wieder ein<br />
Publikumsmagnet für das kleinste Bundesland.<br />
Eines dieser Projekte, das jährlich mehr als 100.000 Besucher<br />
anzieht, ist das Staßenkunstfestival La Strada. Immer wieder<br />
aufs Neue nimmt das Team rund um Gabriele Koch die Mühe auf<br />
sich, Künstler auszusuchen, das Festival zu bewerben und zu<br />
organisieren, Spenden aufzutreiben. Ohne die ehrenamtlichen<br />
Helfer (genannt: Engel) würde La Strada gar nicht stattfinden<br />
können, sagt Koch. ›Über 90 Engel unterstützen das Team bei<br />
der Künstlerbetreuung, an den Bühnen oder beim Catering<br />
und sorgen für eine wunderbare Atmosphäre.‹ Für die nötige<br />
Finanzspritze ist die Sparkasse Bremen seit Jahren mit an Bord<br />
und auch der Förderverein ist eine starke Säule, auf der La<br />
Strada steht. Damit das Straßenfestival weiterhin kostenlos<br />
angeboten werden kann, sind diese Hilfen dringend notwendig.<br />
›Trotz des großen Erfolges ist die Finanzierung des Festivals<br />
immer wieder eine große Herausforderung‹, sagt Koch. Wo es<br />
an Geld fehlt, sind die Organisatoren auf das Engagement der<br />
Bremerinnen und Bremer angewiesen.<br />
Eine Einrichtung, die oft übersehen wird, wenn es um Bremen<br />
geht, ist das Deutsche Auswandererhaus. 2005 eröffnet und<br />
2012 erweitert, ist das Museum ein großer Erfolg – nicht nur für<br />
Bremerhaven, sondern für ganz Bremen. Als bisher einziges<br />
Museum in Deutschland widmet es sich dem Thema Migration.<br />
Insgesamt haben mittlerweile mehr als zwei Millionen Besucher<br />
die Ausstellung gesehen. ›Das Deutsche Auswandererhaus ist mit<br />
durchschnittlich 200.000 Jahresbesuchern das besucherstärkste<br />
Museum im Land Bremen. Diese Gäste stammen aus ganz<br />
Deutschland; rund 10.000 kommen aus dem Ausland‹, sagt die<br />
Direktorin Dr. Simone Eick. Aber nicht nur aufgrund der Besucherzahlen<br />
sei das Auswandererhaus ein Gewinn für Bremen:<br />
›Von Beginn an baute das Haus eine einzigartige Sammlung zur<br />
europäischen Migrationsgeschichte auf, die sowohl die 300 Jahre<br />
deutsche Aus- als auch die Einwanderung nach Deutschland<br />
umfasst. Damit leistet das Museum einen wichtigen Beitrag zur<br />
Migrationsforschung, deren Bedeutung in den letzten Jahren<br />
enorm gestiegen ist.‹<br />
Mit Blick auf die Zukunft wünscht sich Eick, dass das<br />
Deutsche Auswandererhaus eine ähnliche Stellung in Deutschland<br />
einnimmt wie beispielsweise das Einwanderungsmuseum<br />
Ellis Island in den USA. ›Es soll ein Ort sein, der eine positive<br />
Identifikation mit Deutschland als Einwanderungsland ermöglicht.‹<br />
Viele kulturelle Projekte, vor allem kleinere, finanzieren sich<br />
mit Hilfe von Spenden, da das Land Bremen keine hohen<br />
Geldbeträge zur Verfügung stellen kann. Veranstaltungen wie die<br />
Literarische Woche, Poetry on the Road oder das Musikfilm-<br />
Festival im City46 bekommen zwar nur ›kleine Happen‹ ab, sind<br />
aus der Kulturszene Bremens aber kaum noch wegzudenken.<br />
Sie leben auch weiter, weil sich viele Ehrenamtliche und freiwillig<br />
Engagierte um die Projekte kümmern. Auch im Bereich der<br />
kulturellen Bildung zeigt sich, dass viele Akteure aus der<br />
Soziokultur mit wenig Mitteln viel geschafft haben: Inzwischen<br />
gibt es in den Quartieren eine Infrastruktur, die es Kindern und<br />
Jugendlichen ermöglicht, ihre kreativen Potenziale zu entdecken<br />
und auszuschöpfen, ohne dass ihre Eltern dafür viel bezahlen<br />
müssen. Regelmäßige Ausstellungen und Aufführungen zeigen,<br />
welche Schätze hier vorhanden sind und weiterer Förderung<br />
bedürfen.<br />
Auch die Breminale hält sich tapfer, nachdem sie einmal<br />
ausfallen musste, zieht sie jährlich etwa 200.000 Besucher an.<br />
Seit 2010 ist ein Spendenzaun eingerichtet, wo die Besucher<br />
durch Loskauf und freiwillige Spenden zum Erhalt der Breminale<br />
beitragen können. Der Erfolg lässt hoffen, dass die kulturelle<br />
Landschaft auch weiterhin so vielfältig bleibt.
10<br />
halbzeitwissen<br />
Für Stadtkultur<br />
Abgeschoben<br />
Ausgesucht<br />
Der Missbrauch von Suchtmitteln beginnt früh, häufig schon<br />
im Jugendalter, deshalb ist der Kurzfilmwettbewerb zu diesem<br />
Thema auch für junge Menschen zwischen 15 und 25 Jahren<br />
ausgeschrieben. Bis zum 31.8. haben sie Zeit, sich mit Sucht<br />
und Krisenbewältigung kreativ auseinander zu setzen. Ob<br />
sie den Film alleine oder in einer Gruppe herstellen ist egal,<br />
aber er darf nicht länger als fünf Minuten sein. Preise gibt<br />
es auch und die werden von Schauspieler Oliver Mommsen<br />
überreicht. www.ausweggesucht.de<br />
Der ›sichere Herkunftsstaat‹ gilt Menschen, die gerne weniger<br />
Flüchtlinge im Land sähen, als Allheilmittel. In seinem Vortrag<br />
›Mythos‚ sicherer Herkunftsstaat. Die Situation abgeschobener<br />
Roma in Serbien, Kosovo und Mazedonien‹ stellt der<br />
Journalist Jean-Philipp Baeck (taz) am 23. <strong>Juni</strong> die Ergebnisse<br />
seiner Recherchen vor. Der Verdacht könnte sich bestätigen:<br />
Allzu sicher sind die sicheren Herkunftsstaaten nicht.<br />
Im sfd bremen, Dammweg 18–20, 19 Uhr<br />
Abgedreht<br />
Ausgestellt<br />
Niki de Staint Phalle und Jean Tinguely verband über drei<br />
Jahrzehnte eine außergewöhnliche Liebes- und Arbeitsbeziehung.<br />
Beide waren Mitglied der Künstlergruppe ›Nouveaux<br />
Realistes‹, die mit spektakulären Aktionen auf sich aufmerksam<br />
machte. Dafür entwarfen die beiden eine Fülle an<br />
Plakaten, um ihre Ausstellungen, Film- und Theaterproduktionen<br />
anzukündigen. Das Horst-Janssen-Museum in Oldenburg<br />
zeigt vom 5. <strong>Juni</strong> bis 4. September rund 100 Exponate dieser<br />
Künstlerplakate.<br />
Wenn nicht noch jemand 2016 überraschend einen Geniestreich<br />
in die Kinolandschaft wuchtet, ist Nicolette Krebitz’<br />
›Wild‹ ohne Frage der Film des Jahres. Er erzählt in berückenden<br />
Bildern von einer sich selbst und der Welt entfremdeten<br />
Angestellten, die sich mit einem Wolf anfreundet. Es folgt eine<br />
wundervoll inszenierte Verrohung und Verwilderung, die an<br />
keiner Stelle in Authenzititätskitsch abgleitet.<br />
City 46, 4.–8. und 12. <strong>Juni</strong> um 20 Uhr<br />
Angehört<br />
Die Praxis des Lärms ist das eine, da wird es dann halt laut,<br />
die Theorie das andere. Noise-Musik, in den Achtzigerjahren<br />
in Japan entstanden, hat seit 2000 eine Renaissance<br />
erfahren. Die Avantgarde der Bremer Avantgarde (im Einzelnen:<br />
Rapid Ear Movement, Spedition e.V. und Galerie K’)<br />
laden am 24. und am 25. <strong>Juni</strong> zum Kongress ›Noisexistance.<br />
Theorie und Praxis des Lärms‹ in die Schwankhalle. Es gibt<br />
Vorträge und Konzerte mit Mattin, Sisto Rossi, Georges-<br />
Nicolas Wolff, Crank Sturgeon, David Wallraf, Michael<br />
Barthel, Paul Hegarty und Klaus Maeck. Weitere Infos unter<br />
www.pgnm.de/<br />
Foto: MARINA LILIENTHAL
11<br />
Ein halbes<br />
Leben<br />
Fan-Arbeit<br />
Thomas Hafke<br />
Der strahlende Sonnenschein, der an diesem Maitag aufs<br />
Weserstadion scheint, passt so gar nicht zur trüben<br />
sportlichen Lage beim SV Werder. Könnte man zumindest<br />
meinen. Denn obwohl der Abstieg aus der ersten Bundesliga<br />
vor dem letzten Spieltag – das entscheidende Spiel<br />
gegen Eintracht Frankfurt stand bei Redaktionsschluss<br />
dieser Ausgabe noch aus* – eine so reale Gefahr darstellt<br />
wie seit der Saison 79/80 nicht mehr, herrscht in Bremen<br />
im und ums Weserstadion nicht die Wut und Enttäuschung<br />
über die Akteure auf dem Rasen oder das Vereinsmanagement<br />
vor, sondern der Wille zur Unterstützung. Green White<br />
Wonderwall statt Pfeifkonzert und Platzsturm.<br />
Diese besondere grün-weiße Fankultur hat das Bremer<br />
Fan-Projekt, das Anfang der Achtziger als bundesweit<br />
erstes seiner Art entstanden war, mitgestaltet. Als Anlaufstelle<br />
für Fans und Arbeitsplatz für ein achtköpfiges<br />
Team findet man es im Bauch der Ostkurve, in unmittelbarer<br />
Nähe zu den Stehplatzrängen. In der geräumigen<br />
Küche erinnern Fotodrucke und Plakate an vergangene<br />
Pokal-triumphe und Europapokalteilnahmen des SVW.<br />
Seit 1988 ist Thomas Hafke beim Fan-Projekt. ›Ein<br />
halbes Leben‹, wie der 54-Jährige sagt. Auch wenn das<br />
dem in der Vereinshymne besungenen Ideal (›lebenslang<br />
Grün-Weiß‹) recht nahe kommt, war es nicht der Fußball,<br />
der Hafke zum Fan-Projekt gebracht hat, sondern ein<br />
sozialwissenschaftliches Praktikum. Als Kind war er<br />
gelegentlich im Stadion gewesen, aber seinerzeit habe er<br />
sich eher für die Anti-Atomkraft-Bewegung engagiert.<br />
In der Arbeit fürs Fan-Projekt sei eine professionelle<br />
Distanz vonnöten; man sei für die Fans da, ›aber selbst<br />
nicht Teil des Ganzen‹. Einerseits. Anderseits lässt auch ihn<br />
die prekäre Tabellensituation nicht kalt, beim Auswärtsspiel<br />
in Köln hat er das Team mit angefeuert, denn der Abstieg<br />
›wäre für Werder eine Katastrophe.‹<br />
Das erklärte Ziel des Projekts, die Fankultur zu stärken,<br />
hat in der Vergangenheit immer wieder dazu beigetragen,<br />
dass die Interessen der AnhängerInnen besser wahrgenommen<br />
wurden: Als in den neunziger Jahren der Umbau des<br />
Weserstadions zu einer reinen Sitzplatzarena im Raum<br />
stand, ging vom Bremer Fan-Projekt die Gegenkampagne<br />
›Sitzen ist für’n Arsch‹ aus. Dafür schufen Fans in den<br />
Räumen des Schlachthofs ein eigenes Architekturmodell,<br />
dessen Ideen – Erhaltung der Stehplätze und Räumlichkeiten<br />
für das Fan-Projekt – tatsächlich beim Umbau von<br />
1997 berücksichtigt wurden.<br />
PortrÄt<br />
Im Fußball sieht Hafke vor allem<br />
etwas, das eint, Grenzen überwindet.<br />
›Ein Weltspiel‹, das überall gespielt,<br />
verfolgt und verstanden wird. Aber<br />
leben Fans nicht auch gerade<br />
Rivalitäten und definieren sich selbst<br />
in Abgrenzung zu anderen? Vermeintliche<br />
Folklore, die zum Beispiel vergisst,<br />
dass ›bis 1978 Bremer und Hamburger<br />
Fans zusammen in der Nordgraden<br />
gestanden sind‹. Als 1982 der junge<br />
Werder-Fan Adrian Maleika durch<br />
HSV-Anhänger tödlich verletzt wurde,<br />
war dies eine erste große Bewährungsprobe<br />
für das noch junge Fan-Projekt,<br />
das im ›neutralen‹ Scheeßel Fangruppen<br />
und Funktionäre beider Vereine zu<br />
Gesprächen zusammenbrachte und so<br />
dafür sorgte, dass der Konflikt nicht<br />
noch weiter eskalierte. Darum gehe es<br />
auch weiterhin in der Fan-Arbeit:<br />
›Gewalt abzubauen und Konflikte zu lösen.‹<br />
Und das ist, sagt Thomas Hafke, eben im Spiel selbst<br />
angelegt. Ein Spiel, in dem das Kooperative gefordert sei,<br />
das Denken, das Geschick, kurz: ›alles das, was Menschen<br />
ausmacht‹, ist demnach auch eins, in dem demokratisches<br />
Denken, Fairness und Gleichheit vorgelebt würden. Fußball<br />
sei immer ›mit gesellschaftlichen Entwicklungen verwoben‹.<br />
Hafke erinnert an Bert Trautmann, der, geboren in<br />
Bremen, als Kriegsgefangener nach England kam und über<br />
Jahre das Tor von Manchester City hütete und ›mehr für<br />
die Aussöhnung zwischen England und Deutschland getan<br />
hat als die meisten Politiker‹.<br />
In Bremen haben die Fans eine Kurvenkultur geschaffen,<br />
in der rassistische Pöbeleien verpönt und rechte Hooligans<br />
marginalisiert sind. Bislang hat der sportliche Niedergang<br />
der letzten Jahre nicht dazu geführt, dass aus Frustration<br />
an dem Erreichten gerüttelt wurde. Ob das auch im<br />
Falle eines Bundesliga-Abstiegs so bliebe? Fest steht, es<br />
käme eine Menge Arbeit auf Thomas Hafke und das<br />
Fan-Projekt zu.<br />
Dierck Wittenberg<br />
*Inzwischen ist klar, dass Bremen erstklassig bleibt.<br />
<br />
Fotos: MARINA LILIENTHAL
12<br />
halbzeitwissen<br />
Für Stadtkultur<br />
Kreuzfahrt Writer’s corner<br />
Katharina Mevissen<br />
ist im Rheinland bei<br />
Aachen aufgewachsen.<br />
Seit 2010 lebt,<br />
studiert und schreibt<br />
sie in Bremen. Im<br />
Oktober 2015 wurde<br />
ihr Romanprojekt mit<br />
dem Bremer Autorenstipendium<br />
prämiert.<br />
Sie schreibt Poesie,<br />
Prosa und Drehbuch,<br />
zur Zeit arbeitet sie<br />
an ihrem Roman ›Ich<br />
kann dich hören‹.<br />
vom meeresspiegel stürzen die schiffe<br />
ins tote. vögel ertrinken<br />
im himmel der tränt das meer<br />
die luft ist salzig.<br />
auf den grund des meeres ist die schuld<br />
gesunken soviel totholz wracks<br />
strandgut und böse<br />
land- und luftbrücken lügen<br />
sie brechen und betrügen.<br />
aber niemand kommt<br />
und spaltet das meer<br />
die erde zieht risse<br />
beim warten und zittert.<br />
himmel und häuser an land bleiben<br />
verschlossen. das grundwasser tränt<br />
und durchsalzt die erde<br />
in den wasserleitungen riechts<br />
nach meer. beim trinken<br />
juckts und brennts.<br />
alle wissen davon und warten aber<br />
am himmel tut sich<br />
nichts und niemand<br />
spaltet diesmal das meer<br />
und hebt die gestürzten<br />
schiffe vom grund hebt<br />
das salz aus der erde.<br />
Foto: MARINA LILIENTHAL
13<br />
Jens Laloire<br />
Bierlose Existenzkrisen<br />
VER<br />
ZETT<br />
ELT<br />
Vor Kurzem wurde ich zum Junggesellenabschied eines Freundes eingeladen;<br />
mir sträubten sich sogleich die Nackenhaare beim Gedanken daran,<br />
inmitten einer Horde Bier und Schnaps saufender Männer mit einem<br />
deppert kostümierten Fast-Ehemann durch Bremen zu marschieren. Solche<br />
Unternehmungen habe ich schon des Öfteren aus der Ferne beobachten<br />
dürfen, jedoch immer tunlichst vermieden, ihnen zu nahe zu kommen.<br />
Allerdings mochte ich den Freund eigentlich ganz gern und war deshalb<br />
hin- und hergerissen, grübelte mir die Stirn wund und redete auf mich ein:<br />
Hey, das sind doch alles nur Vorurteile gegenüber solchen Traditionen,<br />
nicht jeder Junggesellenabschied muss so ablaufen, da gibt es sicherlich<br />
Unterschiede – und überhaupt ist es doch spießig, sich so einer Zusammenkunft<br />
von vornherein komplett zu verschließen. Sei mal etwas offener<br />
gegenüber befremdlich anmutenden Kulturen.<br />
Schließlich hatte ich mich überredet und sagte den Termin zu. Zwei<br />
Stunden später bekam ich den Ablauf geschickt. Erster Programmpunkt:<br />
13.47 Uhr: Das erste Bier köpfen & zwei Schnaps trinken; zweiter Punkt:<br />
13.50 Uhr: Das zweite Bier köpfen. Weitere Programmpunkte: Bier,<br />
Schnaps, lustige Spielchen, Besuch des Brauhauses und Feiern in einer<br />
Diskothek. Beim Studieren des Ablaufs schlichen sich erneut leichte Zweifel<br />
bei mir ein, ob ich der Veranstaltung wirklich beiwohnen wollte. An dieser<br />
Stelle sollte ich vielleicht erwähnen, dass ich weder gern in Diskotheken<br />
oder Brauhäuser gehe, noch Schnaps oder Bier trinke, was mich in einer<br />
Stadt wie Bremen sowieso regelmäßig in Schwierigkeiten bringt, wenn mir<br />
jemand auf einer Party ein bereits geöffnetes Beck’s mit einem gütigen<br />
Lächeln auf den Lippen entgegenstreckt. Und beim Junggesellenabschied,<br />
da durfte ich mir inzwischen sicher sein, würden mir diverse Bierbuddeln<br />
entgegengestreckt werden – eine Gewissheit, die mich von Tag zu Tag tiefer<br />
in eine Existenzkrise trieb.<br />
Ich grübelte und grübelte, fand aber keine Antwort – bis die Erlösung<br />
kam, und zwar mit der Einladung zu einem weiteren Junggesellenabschied.<br />
Das Programm der Parallelveranstaltung war sehr schlicht gefasst: eine<br />
Wattwanderung nach Neuwerk mit anschließender Übernachtung im<br />
Heuhotel (ohne Brauhaus, Disko und lustige Spielchen). So geht’s also auch,<br />
dachte ich und sagte den anderen Junggesellenabschied prompt ab, ließ<br />
mir jedoch später davon berichten. Es soll feuchtfröhlich mit dem als<br />
rosafarbenen Pudel kostümierten Junggesellen zugegangen sein.
Frei<br />
zeit<br />
06<br />
20<br />
16<br />
14<br />
Highlight des Monats<br />
<strong>Juni</strong><br />
freizeit<br />
20. Endless Grind –<br />
Skateboard Session<br />
25 Jun SA // Schlachthof<br />
Der Atem von Dogtown<br />
Dieser Old School Skateboard Contest ist schon fast selber Old<br />
School – seit mittlerweile zwanzig Jahren treffen sich beim Endless<br />
Grind jedes Jahr all diejenigen, für die die alte Schule des Skateboardfahrens<br />
die höchste Kunst des Sports ist. Ende der 60er, als<br />
Tony Hawk noch im Sandkasten buddelte, machten Stacy Peralta,<br />
Tony Alva und Jay Adams mit ihren Z-Boys den Stadtteil Dogtown in<br />
Venice mit ihren Skateboards unsicher. Die aufgrund einer Dürre<br />
leerstehenden Swimming Pools in der Nachbarschaft wurden kurzerhand<br />
umfunktioniert und man entwickelte einen atemberaubend<br />
neuen Fahrstil – das moderne Skateboarden war geboren.<br />
Ein Jahrzehnt später gründete Peralta zusammen mit seinem<br />
Freund George Powell die Skateboardfirma Powell-Peralta. In der<br />
legendären ›Bones Brigade‹ scharrten die beiden über die Jahre die<br />
talentiertesten Skater um sich: Tony Hawk, Steve Caballero, Rodney<br />
Mullen und Mike Vallely, um nur einige zu nennen.<br />
Heute hat Skateboarden viel vom Glanz der siebziger und achtziger<br />
Jahre eingebüßt. Während damals vor allem der Style zählte,<br />
versuchen die heutigen Athleten mit immer komplizierteren und<br />
halsbrecherischeren Tricks die Konkurrenz alt aussehen zu lassen,<br />
während im Hintergrund die bunten Logos von Energiebrauseherstellern<br />
prangen. Wie gut, dass es noch Events wie den Endless<br />
Grind auf dem Skateplatz vor dem Schlachthof gibt, wo die alte<br />
Schule in Ehren gehalten wird.<br />
In den Contests Pool, Street, Weitsprung und Hochsprung sowie<br />
der Königsdisziplin des längsten, bestenfalls endlosen, Grinds<br />
im Pool, treten die unzähligen Kontrahenten an. Hier zählen aber<br />
nicht nur Schwierigkeit und Können, sondern ganz besonders der<br />
Style. Denn von den Teilnehmern werden ausdrücklich Old School<br />
Tricks verlangt. Also weg mit den neumodischen Decks, Sonnenbrille<br />
und Truckercap auf, Jeanskutte an und her mit den alten Brettern<br />
– denn beim Endless Grind gilt es, stilecht aufzutreten. Egal ob<br />
blutiger Anfänger oder Vollprofi, so lange man sich irgendwie auf<br />
den rollenden Brettern halten kann, hat man gute Chancen, Teil der<br />
alten Schule zu werden und den Atem von Dogtown zu spüren.<br />
Wer aber hauptsächlich die Nase zum Bremsen benutzt, kommt<br />
trotzdem auf seine Kosten: Es geht nämlich auch darum, zu den<br />
Klängen von Punk, Surf und Hardcore mit Gleichgesinnten abzuhängen,<br />
über Stärken und Schwächen der Teilnehmer im Pool zu<br />
fachsimpeln und die Rückkehr der goldenen Ära des Skateboardfahrens,<br />
zumindest für einen Tag, zu feiern.<br />
Der Contest findet von 12 bis 21 Uhr statt, Teilnehmer können<br />
sich direkt am Veranstaltungstag anmelden. Wenn der höchste<br />
Ollie gestanden und die letzte Achse gebrochen ist, geht es mit<br />
einem kühlen Bier in der Hand auf der Aftershowparty im <strong>Magazin</strong>keller<br />
mit Danger! Danger! und ihrem wilden Ritt quer durch alle<br />
Genres weiter. Und weil ja auch Geburtstag gefeiert wird, gibt es<br />
neben vielen kleinen Überraschungen auch einen Auftritt der Posthardcore-Lokalmatadore<br />
von Postford.<br />
Arne Helms<br />
➟ Vorplatz, ab 12 Uhr<br />
➟ <strong>Magazin</strong>keller, ab 23 Uhr Party mit Danger!Danger!
15<br />
01 Jun MI // lagerhaus<br />
Imam Baildi<br />
Auberginen auf den Ohren<br />
Kochbücher gehen zur Zeit wie geschnitten Brot. Wenn man als Bandname ein köstliches<br />
mediterranes Gericht (gefüllte Auberginen in Olivenöl) wählt und sein zweites<br />
Album ›The Imam Baildi Cookbook‹ nennt, ist der kommerzielle Erfolg so gut wie sicher.<br />
Der Erfolg der griechischen Gruppe um die Brüder Lysandros und Orestis Falireas<br />
gründet indes zweifelsfrei auf ihrer Musik, einer Mixtur aus dem traditionellen Rembetiko,<br />
dem sogenannten griechischen Blues, und diversen anderen Stilrichtungen, von<br />
HipHop über Downtempo und Flamenco bis zu Folk und Freestyle ist alles dabei, was<br />
die Herzen nicht nur von Weltmusikhörern höher schlagen lässt. Das musikalische<br />
Endprodukt ist allerdings keine Folklore, sondern ein atemberaubender urbaner<br />
Sound aus Athen. Nach ihren gefeierten Festivalauftritten in Sziget, Roskilde und Montreal<br />
stellt die siebenköpfige Band auf einer ausgedehnten Clubtour durch Europa jetzt<br />
ihr aktuelles Live-Album vor.<br />
➟ Saal, 20.30 Uhr // Tickets: € 14,– zzgl. VVK-Gebühren<br />
Jörg Windszus<br />
03/04 Jun FR/Sa // Schlachthof<br />
Nachwehen / Mephisto.Sein.Goethe<br />
Kurzweiliger geht nicht<br />
Theater im Doppelpack: Um 20 Uhr geht es los mit ›Nachwehen‹ von Mike Bartlett,<br />
einem Stück, das in die Untiefen der modernen Arbeitswelt führt. Ein Dialog zwischen<br />
zwei Frauen, die eine ist die Neue in der Firma, die andere Chefin der Personalabteilung.<br />
Wer sich in dieser Firma in einen Kollegen verliebt, bekommt Ärger, Gefühle<br />
sind per Statut verboten. Das Leben aber, man hätte es ahnen können, lässt sich nicht<br />
so leicht wegrationalisieren. Im hochkonzentrierten Bühnengeschehen schwingt die<br />
Frage mit, wie weit man gehen würde, um seinen Job zu behalten. Eine Koproduktion<br />
mit dem freien Künstlerkollektiv Alsomirschmeckts-Theater.<br />
Und direkt im Anschluss gibt es ›Mephisto.Sein.Goethe‹. Es geht los mit einem<br />
beherzten Sprung auf die Meta-Ebene: Mephisto wettet, gewinnt und bekommt<br />
Goethe, seinen Autoren. Die Form ist spielerisch: Sieben Regisseure haben sieben<br />
Monologe inszeniert, nicht zuletzt unser Hausregisseur Tobias Pflug. Kurzweiliger ist<br />
der Goethe in diesem unserem Lande zurzeit nicht zu bekommen.<br />
Martin Steinert<br />
➟ Theaterwerkstatt, 20 Uhr // Tickets: € 15,– (ermäßigt € 8,–) //<br />
›Nachwehen‹ läuft am 4. <strong>Juni</strong> ohne Mephisto<br />
08 Jun Mi // Schlachthof<br />
Vom Finden und Erfinden<br />
Das magische Foto<br />
Schon früh wird in den Kindergärten Wert auf die Förderung von Kreativität gelegt,<br />
Kunstprojekte und Theaterkurse allerorten. Wirklich interessant wird es für die Kleinsten<br />
aber erst, wenn die Erwachsenen mit einem Mal nicht mehr auftauchen, um zu<br />
sagen, wo es langgeht. In dem Stück ›Das magische Foto‹ wollen die Theaterkinder<br />
sich auf den Weg zum Schlachthof machen, um auf der Bühne der Kesselhalle ihr Stück<br />
zu proben. Bloß die Erwachsenen kommen nicht. Die Kinder machen sich mutig alleine<br />
auf den Weg durch Findorff. Der rauschende Verkehr und die Busverspätung sind das<br />
Eine, dann taucht jemand auf, der ein Foto von der Gruppe machen will und mit einem<br />
Mal tut sich eine unbekannte Welt auf. Das fantasiereiche Stück wird von den Kindern<br />
der KITA Augsburger Straße gespielt, der Elternverein ›Familien in Findorff‹ und der<br />
Schlachthof waren an der Produktion ebenfalls beteiligt.<br />
Martin Steinert<br />
➟ Kesselhalle, 10.30 Uhr // Eintritt frei, Spende erbeten
Frei<br />
zeit<br />
16<br />
08 /10 Jun MI/FR // Lagerhaus<br />
Ulysses-Syndrom<br />
Die menschliche Seite der Migrationskrise<br />
Als ›Ulysses-Syndrom‹ wird in der Medizin die Anhäufung verschiedener psychischer<br />
und physischer Krankheitssymptome bezeichnet, die im Zusammenhang mit Fluchterfahrungen<br />
und dem Leben im Exil auftreten. Diese Symptome sind aus den Biographien<br />
der Flüchtlinge herleitbar, sie lassen sich nur in der positiven Fortschreibung<br />
dieser Biographien heilen. Sieben Menschen, die aus ihrer Heimat in Syrien und dem<br />
Iran fliehen mussten, haben sich zusammengefunden, um ihre persönlichen Schicksale<br />
als kreative Materie für diese Theasterinszenierung zu nutzen. Es ist ein Versuch,<br />
die Verletzungen, die aus Verfolgung und Vertreibung, aber auch aus der Ablehnung in<br />
der neuen Heimat herühren, mitzuteilen. Mit den beiden chilenischen Künstler Alvaro<br />
Solar und Cristina Collea haben sie in einem vierwöchigen Workshop ihre Geschichten<br />
bearbeitet.<br />
Jörg Windszus<br />
➟ Saal, 20 Uhr<br />
10 Jun FR // lagerhaus<br />
Weird Xperience<br />
The Incredible Melting Man (1977)<br />
In den späten 70er Jahren, als es in der sogenannten Bundesrepublik noch Bahnhofskinos<br />
gab, lief der Film unter dem nachdenklich stimmenden Titel ›Der Planet Saturn<br />
läßt schön grüßen‹. In den frühen 80er Jahren, als es noch Geschäfte gab, die VHS-<br />
Videokassetten vermieteten, trug er den reißerischen Namen ›Bluthitze – Das Grauen<br />
aus dem All‹. Trashfilm-Aficionados nennen ihn kurz ›Den Schmelzmann‹. Als solcher<br />
ziert er den Buchrücken der jüngsten Veröffentlichung des Bremer Filmsachverständigen<br />
Christian Kessler, und bietet einen von ›40 Gründen den Trashfilm zu lieben‹.<br />
William Sachs drehte den Remake des Horrorfilms ›Rakete 501‹ mit einem bescheidenen<br />
Budget von 250.000 $. Für das Geld darf man als Zuschauer keine Wunder erwarten,<br />
aber der legendäre Maskenbildner Rick Baker hat damals doch Erstaunliches<br />
geleistet: im selben Jahr, in dem er an den Monstern des Star-Wars-Universums mitarbeitete<br />
und vier Jahre bevor er seinen ersten von insgesamt sieben Oscars bekam.<br />
Jörg Windszus<br />
➟ etage 3, 20 Uhr // Eintritt: € 4,–<br />
11 Jun SA // Schlachthof<br />
30 Jahre Trust<br />
Mit Pascow, Decibelles und Lucky Malice<br />
Dreißig Jahre auf dem Buckel und immer noch auf Konventionen pfeifen – das ist das<br />
Trust, das weltweit zweitälteste Underground- Fanzine für Punk, Hardcore und alles,<br />
was fernab vom Mainstream ist. Im dreißigsten Jubiläumsjahr – die erste Ausgabe<br />
erschien 1986 – gilt es nun diesen Umstand zu feiern. Bereits im November vergangenen<br />
Jahres braute das Trust mit Pax Bräu aus dem fränkischen Oberelsbach das ›Trust<br />
Black Pils‹, jetzt geht die Feierei im <strong>Magazin</strong>keller des Schlachthofs weiter: Zusammen<br />
mit den Punkveteranen von Pascow feiert die Redaktion mit ihren treuen Lesern eine<br />
ausschweifende Party voller Punk, Bier und Erinnerungen an dreißig Jahre gute Storys.<br />
Und weil sich das Fanzine die Vernetzung der Szene auf die Fahne geschrieben hat,<br />
dürfen internationale Geburtstagsgäste nicht fehlen. Die Noise Pop Band Decibelles<br />
aus Frankreich und die Riot Grrrls von Lucky Malice aus Norwegen schließen sich der<br />
illustren Partygesellschaft an und heizen den Feiernden richtig ein.<br />
Arne Helms<br />
➟ <strong>Magazin</strong>keller, 20 Uhr // Tickets: VVK: € 15,– (zzgl. Gebühren) / AK: € 18 ,–
17<br />
11 Jun SA // lagerhaus<br />
Knochenfabrik /Kaput Krauts<br />
Abschieds-Reunion-Split-Konzert<br />
Mit Knochenfabrik und Kaput Krauts kommen zwei Punkbands ins Lagerhaus, die<br />
man getrost als authentisch bezeichnen könnte, wenn man denn ein bourgeois-kleinkarierter<br />
Musikkritikerhansel wäre. Knochenfabrik warfen bereits in den ruhmreichen<br />
späten neunziger Jahren mit Konzerten und Schallplatten um sich, machten dann eine<br />
zehnjährige Pause, um sich dann nach einem langen arbeitsreichen Leben mit der Neuveröffentlichung<br />
ihrer LP ›Ameisenstaat‹ in den musikalischen Olymp einzuzecken.<br />
Seitdem halten sie den Laden mit in schönster Regelmäßigkeit abwechselnd stattfindenden<br />
Abschieds- und Reunionkonzerten am Laufen. Kaput Krauts sind überhaupt<br />
erst 2003 – mitten in den dröge-verträumten Nulligerjahren – entstanden, als Abfallprodukt<br />
diverser gescheiterter Jugendzentrumsbands. Ihr aktuelles Album ›Quo vadis,<br />
Arschloch?‹ schwankt genretypisch zwischen pennälerhaftem Unsinn und antideutscher<br />
Tiefgründigkeit. Das macht aber nichts, da ihre Texte sowieso mit einem brachialen<br />
Soundbrett zusammengeschlagen werden.<br />
➟ Saal 20 Uhr // Tickets: € 12,– zzgl. VVK-Gebühren<br />
Jörg Windszus<br />
16 /17 Jun do /FR // schlachthof Zum Glück<br />
Nach ›Die Befristeten‹ von Elias Canetti<br />
Es ist ein theaterreicher Monat im Schlachthof, unter anderem mit der Jugendtheaterproduktion<br />
›Zum Glück‹, die in vielerlei Hinsicht überrascht. 70 Schülerinnen<br />
und Schüler des Gymnasiums Horn haben sich das Drama ›Die Befristeten‹ des zurzeit<br />
leider viel zu selten gespielten Elias Canetti vorgenommen. Canetti hat Anfang der fünfziger<br />
Jahre ein Gedankenspiel durchdekliniert: Was ändert sich, wenn man den Zeitpunkt<br />
des eigenen Todes kennt? Was hilft es, wenn man weiß, wie lange man noch zu<br />
leben hat? Was ist schlimmer, Gewissheit oder Zweifel? Bedeutet die Gewissheit ein<br />
Ende der Trauer? Canettis Text wird konfrontiert mit den Vorstellungen vom Glück, die<br />
die Schülerinnen und Schüler selbst mitbringen. Uli Bösking hat die Bühnenmusik<br />
komponiert, unter anderem eine Bearbeitung der ›Ode an die Freude‹, die mit einem<br />
Mal sehr suspekt erscheint. Das letzte Wort hat der Autor: ›Der Tod ist ein Skandal.‹<br />
Und die Gewissheit nimmt einem die Bürde nicht.<br />
Martin Steinert<br />
➟ Kesselhalle, Do 18.30 Uhr / Fr 9 Uhr und 12 Uhr // Tickets € 5,–<br />
23 Jun DO // schlachthof<br />
Weird Xperience Open-Air-Kino<br />
Return of the Living Dead (1985)/<br />
Street Trash (1987)<br />
›They’re back from the grave and ready to party!‹ Dan O‘Bannons Fun-Splatter-Film<br />
›Return of the Living Dead‹ läutete 1985 die bis heute nicht abreißende Reihe von<br />
Zombie-Komödien ein. Während die Untoten in den Filmen des Regisseurs George A.<br />
Romero, der den Mythos des modernen Zombiefilms begründete, noch sehr bedrückend<br />
agierten, regiert in ›Return of the Living Dead‹ der Jux. In Deutschland lief der<br />
Film damals unter dem nicht ganz so überzeugenden Titel ›Verdammt, die Zombies<br />
kommen‹ in den Kinos.<br />
Zwei, drei Ideen verkommener geht es im zweiten Film des Abends zu. In der berüchtigten<br />
No-Budget-Produktion ›Street Trash‹ schmelzen Menschen, es ist ganz fürchterlich.<br />
Später explodiert dann auch noch jemand und abgetrennte Körperteile fliegen<br />
durch die Luft. ›Street Trash‹ besticht aber auch durch seine liebevolle Figurenzeichnung.<br />
Ein Klassiker, der an diesem Abend der Vergessenheit entrissen wird – unter<br />
freiem Himmel in der Arena des Schlachthofs.<br />
Martin Steinert<br />
➟ Arena, 19.45 Uhr / 21.50Uhr // Eintritt € 4,– (für einen Film) / 6,– (für beide Filme)
Frei<br />
zeit<br />
07<br />
20<br />
16<br />
18<br />
umsonst und draussen<br />
im <strong>Juli</strong><br />
freizeit<br />
Flut<br />
auf der breminale<br />
FLUT ist ein Label des Kulturzentrum Lagerhaus und bietet mit<br />
internationalen Akteuren, Bremer Bands und Newcomern ein<br />
furioses Programm aus Indie, Electro, Pop, Punk, HipHop, Liedermaching,<br />
Dancehall, Reggae und Rock Musik. FLUT wird präsentiert<br />
von Funkhaus Europa und moderiert von Carolina Quesada.<br />
13–17 Jul MI–So // Breminale<br />
13 | Mittwoch<br />
Keine Zähne Im Maul Aber La Paloma Pfeifen 20 Uhr<br />
We Had To Leave 21.30 Uhr<br />
Sea + Air 22.45 Uhr<br />
14 | Donnerstag<br />
Aika Akakomowitsch 20 Uhr<br />
the toten Crackhuren im Kofferraum 21.15 Uhr<br />
Sookee 22.45 Uhr<br />
15 | Freitag<br />
The Bernie & The Joergi 20 Uhr<br />
Paul 20.45 Uhr<br />
The Last One 22 Uhr<br />
Akua Naru 23.30 Uhr<br />
16 | Sonnabend<br />
Das Lumpenpack 20 Uhr<br />
Trettmann 21.30 Uhr<br />
Jamaram 23.30 Uhr<br />
17 | Sonntag<br />
Charly Levin 15 Uhr<br />
We Are Riot 16 Uhr<br />
Brennholzverleih 17 Uhr<br />
Mental Arrest 18 Uhr<br />
España Circo Este 19.30 Uhr<br />
13 | mittwoch<br />
Keine Zähne Im Maul Aber La Paloma Pfeifen sind zu dritt, kommen aus<br />
Kiel und machen zeitgenössischen Problem-Post-Punk. Für manche ist es<br />
einfach nur Pop und dann kommt da einer und meint es wäre Wave! Die<br />
Combo ist eine Kommode mit diversen Schubladen und vielen Geheimfächern.<br />
Dann ist das Indie-Elektro-Trio We Had To Leave an der Reihe.<br />
Zurzeit läuft es rund bei den drei Bremern, im Frühling 2016 erscheint das<br />
erste Album ›A rather confident thought‹. Tanzen, Zuhören, Hüpfen, Nachdenken.<br />
Zwei Menschen spielen jeweils bis zu fünf Instrumente auf der<br />
Bühne, ein orchestraler Klang ensteht bei Konzerten des Indiepopduos<br />
Sea + Air. Letzten November erst hat das griechisch-deutsche Musikerehepaar<br />
Eleni Zafiriadou und Daniel Benjamin das Lagerhaus zum Träumen<br />
gebracht, dieses Jahr wird es Zeit für die Breminale.
19<br />
14 | Donnerstag<br />
15 | Freitag<br />
Aika Akakomowitsch? Elektropunk? Wo soll das hinführen? Ohne Symmetrie<br />
und ohne Fundament?!! Doch, das kann funktionieren. Sogar sehr<br />
gut. Aika packt einfach knarzende Bässe, Drums, Gitarre und noch ein<br />
paar Synthesizer zusammen, und alles ist mit einer Message versehen, die<br />
sowohl politisch als auch persönlich sein kann. ›Ich und mein Pony‹ hieß<br />
der erste große Hit der Berliner Electroclashband the toten Crackhuren<br />
im Kofferraum. Abreißen werden die Mädels auf jeden Fall. NDW, Anti-<br />
NDW und etwas dazwischen, einorden lassen sie sich nicht. Auf jeden Fall<br />
rotzfrech. Deutlich ernster wird es dann bei Sookee, der ›Quing of Berlin‹,<br />
einer Rapperin, die kein Blatt vor den Mund nimmt. Wie Machtstrukturen<br />
und Identitäten in verschiedenen Lebenszusammenhängen verfasst und<br />
wie diese geäußert und aufgenommen werden, sind Fragen, die sie umtreiben.<br />
HipHops Makel hinsichtlich Sexismus, Homophobie sowie Gewalt-<br />
und Kapitalismusidealisierung werden behandelt, aber auch<br />
der Spaß an der Freude kommt nicht zu kurz.<br />
Flut<br />
Vollkommen unprofessionell aber süß. Seit geraumer Zeit tanzt sich das<br />
lustige Duo The Bernie & the Joergi durch die norddeutsche Szenen. Ihre<br />
Musik: Tanzpunk, eine Mischung aus Punk, Elektro, NDW und großen Popmelodien<br />
zum Mitsingen. Paul Post und Paul Richter, Schlagzeug und<br />
Bass, sind die beiden Bremer Jungs der Newcomerband Paul. Mitreißende<br />
Experimentierfreude, 100% Energie und Bühnenpräsenz erinnern stilistisch<br />
an Größen wie Royal Blood. Alleine schloss sich Nils Neumann<br />
(Schwarz auf Weiß / Dogs on Catwalk) im Studio ein und verarbeitete seine<br />
Liebe zu einem Album mit 60’s Beat und Southern Rock. Und jetzt<br />
wurde mit Musikern aus den Bands Mörser, Minion und Stun die Band The<br />
Last One geformt. Abfahrt! Premiere bei uns auf der Bühne. Akua Naru,<br />
die ›First Lady des Global HipHop‹ ist back in town. Ihre politischen und<br />
gesellschaftskritischen Texte sind ein starkes Statement gegen Rassismus<br />
und Sexismus. HipHop meets Soul mit Liveband, vierköpfigem Chor und<br />
allem Drum und Dran!<br />
16 | Sonnabend<br />
Pubertät. Midlife-Crisis. Pensionierung. Lappalien verglichen mit der Phase,<br />
in der man erstmals Salate auf Partys mitbringt. Dort findet sich Das<br />
Lumpenpack neuerdings wieder – und wehren sich dagegen. Was, wenn<br />
man dann plötzlich ein Liegefahrrad besitzt? Oder Socken in Sandalen<br />
trägt? Davon singen und erzählen die beiden Mittzwanziger in ihrem Programm<br />
›Steil-geh-Tour‹. Trettmann ist der Dancehall-und-darüber-hinaus-<br />
Don aus Leipzig. Seit fast zehn Jahren bringt er unermüdlich Swag und<br />
Seele ins Land der Riegel, Regeln und Plastikbeats. Botschaft und Bosstum,<br />
Hype und Haltung, Tanzen und Träumen, Kingston und Kreuzberg,<br />
subkulturelles Geheimwissen und überlebensgroßer Pop-Neuzeit-R&B.<br />
Dann kommen die Gigmonster der Republik. Freut euch auf eine feuchtfröhliche<br />
Eskalation mit Jamaram. Neben Reggae, Ragga & Dancehall<br />
gibts noch ’ne geballte Ladung Balkan Beats, HipHop, Socca, Afro und<br />
Latin Styles und fertig ist der Cocktail, der Fans, Band und Veranstalter<br />
besoffen vor Glück macht.<br />
17 | Sonntag<br />
Am Sonntagnachmittag stehen die Newcomer im Vordergrund! In eine<br />
post-progressive Richtung geht es bei der Band Charlie Levin. Auf eine<br />
energiegeladene Show könnt ihr euch bei We Are Riot freuen. Ob unplugged<br />
oder verstärkt, Ballade oder Powerrock, diese Band wird euch<br />
mitnehmen. Tanzbarer Ska, lockerer Reggae und wütender, dreckiger<br />
Punkrock, mit Bläsern und allem Pipapo, das ist Brennholzverleih. Dann<br />
wird es krachend laut, denn es kommt Mental Arrest, ehemals Disorder.<br />
Einflüsse aus Thrash- und Heavy Metal auch einiges aus Hard Rock, Blues<br />
und sogar das ein oder andere jazzige Arrangement. Die italienischargentinische<br />
Band España Circo Este mischen Balkan Beats mit HipHop,<br />
Rap und Tango-Punk. Mal mit Geige, mal mit Akkordeon, in einer wunderbar<br />
frischen Art. Lasst euch von der vierköpfigen Musik-Karawane und ihrer<br />
Spritzigkeit verzaubern.<br />
Felix Büttner | Kulturzentrum Lagerhaus
Frei<br />
zeit<br />
20<br />
12 Jul Di // Schlachthof Weird Xperience Open-Air-Kino<br />
Invasion aus dem Inneren der Erde (1975)/<br />
Die Todesgöttin des Liebescamps (1981)<br />
Seit einigen Jahren graben die wackeren Archäologen von Weird Xperience die verstrahltesten<br />
Auswüchse der Kinogeschichte aus und präsentieren sie der staunenden<br />
Öffentlichkeit. Im Sommer auch unter freiem Himmel in der Schlachthof-Arena. Den<br />
Anfang im <strong>Juli</strong> macht ein Hongkong-Science-Fiction-Epos: Mächtige Urwesen aus dem<br />
Innern der Erde bedrohen die Menschheit, Hilflosigkeit macht sich breit. Rettung verspricht<br />
eine Wunderwaffe: Der Infra-Superman. Ein quietschbuntes Etwas von einem<br />
Film, der nur übertroffen werden kann von der ›Todesgöttin des Liebescamps‹ dem<br />
legendären Egotrip des aller Wahrscheinlichkeit nach komplett verrückten Schlagersängers<br />
Christian Anders. Nackte Frauen, gewalttätige Männer, entrückt-hysterische<br />
Tänze, ein Fest für die Sinne und, in den Worten des in diesen Fragen niemals irrenden<br />
Filmhistorikers Christian Kessler, einer ›der wildesten psychedelischsten deutschen<br />
Exploitation-Filme, die jemals gedreht worden sind‹. Am Ende bleibt eine irritierende<br />
Mischung aus Betretenheit und Zwerchfellkrampf.<br />
Martin Steinert<br />
➟ Arena, 19.45 Uhr / 21.50Uhr // Eintritt € 4,– (für einen Film) / 6,– (für beide Filme)<br />
19 Jul DI // Lagerhaus<br />
Mudhoney<br />
Die Urväter des Grunge sind zurück<br />
Als 1989 Mudhoneys EP ›Superfuzz Bigmuff‹ erschien, wurde der<br />
Grundstein für den Sound des aufstrebenden Genres Grunge<br />
gelegt. Lange Zeit war die Band aus Seattle das Aushängeschild<br />
ihres Labels Sub Pop, ehe kurz darauf eine gewisse Newcomerband<br />
namens Nirvana auf den Plan trat – der Rest ist Geschichte.<br />
Auch wenn im Zusammenhang mit der Musikrebellion aus Seattle<br />
meistens andere Namen fallen, sind Mudhoney doch die Urväter<br />
des Sounds, der Anfang der neunziger Jahre für Furore sorgte und<br />
die komplette Musiklandschaft einmal umkrempelte: ein roher,<br />
ungeschliffener Klang, bis ins Unkenntliche verzerrte und verfuzzte<br />
Gitarren und nihilistische Songtexte. Der leicht verworrene Stammbaum<br />
von Mudhoney liest sich wie ein Who-is-Who des<br />
Seattle-Sounds: Die Vorgängerband Green River trennte sich 1987<br />
und drei der fünf Mitglieder schlossen sich zu Mother Love Bone<br />
zusammen – der Gruppe, aus der später Pearl Jam hervorging. Die<br />
beiden Gitarristen Mark Arm und Jeff Turner holten sich stattdessen<br />
Verstärkung durch den ehemaligen Melvins-Bassisten<br />
Matt Lukin und ließen Dan Peters am Schlagzeug Platz nehmen –<br />
Mudhoney waren geboren.<br />
26 Jahre und acht Studioalben später brachte die Band ihr bisher letztes Album,<br />
›Vanishing Point‹ heraus. Egal ob 1993 oder 2013, Mudhoney machen, was ihnen<br />
gefällt: verfuzzter Space-Blues, rückkoppelnde Gitarren und eine rumpelnde Rhythmusgruppe<br />
im Rücken. Warum sich neu erfinden, wenn man das, was man kann, perfektioniert<br />
hat? Am Ende muss man sich selbst gefallen und wenn sich noch weitere Leute<br />
finden, die sich ihrer Meinung anschließen, umso besser. Allen anderen raunt Mark Arm<br />
im Song ›Chardonnay‹ nonchalant ›Get the fuck out of my backstage!‹ zu. Keine andere<br />
Gruppe verwehrte sich in letzter Zeit so charmant und gutklingend jedem musikalischen<br />
Trend und der modernen Soundästhetik wie Mudhoney.<br />
2013 hat das Quartett das letzte Mal deutschen Boden betreten. Heute, drei Jahre<br />
später, kehren die Grunge-Urväter dahin zurück, wo sie sich am wohlsten fühlen: auf die<br />
Bühnen der Welt. Für drei Termine kommen Mudhoney nach Deutschland und machen<br />
bei ihrer Tour auch im Kulturzentrum Lagerhaus Halt. Eine seltene Gelegenheit, die<br />
unermüdlichen Helden live zu erleben. Bleibt nur noch zu hoffen, dass bis zum nächsten<br />
Album nicht wieder fünf Jahre verstreichen, wie im Fall der beiden letzten Veröffentlichungen<br />
›The Lucky Ones‹ und ›Vanishing Point‹ – dem längsten Zeitraum zwischen<br />
zwei Platten in der Bandgeschichte. Denn wie lange Grunge auch schon für tot gehalten<br />
wird, Mudhoney erhalten Sound und Philosophie aus Seattle aufrecht, wo andere sich<br />
längst dem Mainstream angepasst haben. <br />
Arne Helms<br />
➟ Saal, 20 Uhr // Tickets: VVK: € 25,– (zzgl. Gebühren)
21<br />
22 Jul FR // Schlachthof<br />
Ein Hologramm für den König<br />
OpenAir-Kino<br />
Einer von vielen: In Tom Tykwers Film ›Ein Hologramm für den König‹ trifft die ökonomische<br />
Krise den in seiner umfassenden Normalität ungemein knuffigen Alan Clay<br />
(Tom Hanks). Der berufliche Abstieg ist zu Beginn des Films bereits in weiten Teilen<br />
vollzogen. Auch im Privaten dominiert das Elend: Alan ist geschieden, sein Haus steht<br />
zum Verkauf, das Geld für das nächste Collegejahr der Tochter fehlt. Die letzte Hoffnung<br />
ist ein Deal mit dem saudi-arabischen Königshaus. Alan soll dem König für das<br />
(tatsächlich existierende) megalomanische Bauprojekt ›King Abdullah Economic City‹<br />
ein Kommunikationssystem andrehen. Tykwers Adaption verwandelt Dave Eggers’ tragikomische,<br />
am Ende aber ausweglose Geschichte vollends zur Komödie. Hanks spielt<br />
diese Unglücksfigur als einen etwas faden, aber liebenswerten Mann auf verlorenem<br />
Posten. Stühle krachen unter Alans Hintern zusammen, es gibt einen lustigen saudiarabischen<br />
Sidekick und peinliche Situationen zum lustvollen Fremdschämen. Hin und<br />
wieder allerdings öffnet sich, andeutungsweise und nur kurz, der Abgrund!<br />
➟ Arena, 20 Uhr // Eintritt € 5,–<br />
Benjamin Moldenhauer<br />
23 Jul SA // Schlachthof<br />
Amy<br />
OpenAir-Kino<br />
Das hätte auch schiefgehen können. Fans, die nicht die Boulevard-Figur, sondern die<br />
Musikerin Amy Whinehouse schätzen, für ihre Musik nämlich, hatten guten Grund sich<br />
zu sorgen. Ein solches Projekt hätte schnell zur gruseligen Glamour-Exploitation werden<br />
können. Regisseur Asif Kapadia hat in seinem Dokumentarfilm ›Amy‹ allerdings<br />
alles richtig gemacht. Sein Porträt der 2011 verstorbenen Sängerin trifft den richtigen<br />
Ton, in dem es sich zwar auf den Menschen konzentriert, aber die Musik nicht zu kurz<br />
kommen lässt – keine Leichenfledderei, sondern ein wirklich guter Musikfilm, über eine<br />
hochbegabte, von sich selbst und ihrer Alkoholkrankheit gequälte Künstlerin. ›Was man<br />
sieht, neben dem ungeheuren Druck des Geschäfts, (…) ist ein kleines Mädchen mit<br />
einer tiefen, durchdringenden Stimme auf der Suche nach Liebe‹, schrieb Ulrich<br />
Sonnenschein in epd Film. ›In dem Moment, in dem alles zusammenbricht, sie sturztrunken<br />
in Belgrad auf der Bühne steht und keinen Ton herausbekommt, umarmt sie<br />
ihren Bassisten wie einen Vater. Wir hören nicht, was sie sagt, aber wir sehen einen<br />
zutiefst verzweifelten Menschen.‹<br />
Martin Steinert<br />
➟ Arena, 20 Uhr // Eintritt € 5,–<br />
29 Jul FR // Schlachthof<br />
Lachen ist Bremer Recht<br />
Stand-up Comedy<br />
Seit Anfang des Jahres veranstaltet Bremens erste Stand-up-Comedy-Initiative eine Art<br />
Comedy Slam unter dem Motto ›Lachen ist Bremer Recht‹. Diesen Monat macht das<br />
Slam-Format eine Pause, stattdessen gibt es ein klassisches Show-Format: Fünf Comedians<br />
ziehen in die Arena des Schlachthofs ein, um das Publikum mit zehn- bis zwanzigminütigen<br />
Auftritten zu begeistern. Thomas Schwieger aus Buxtehude verarbeitet auf<br />
der Bühne den eigenen Hang zum zweiten Platz – privat wie beruflich. In Bremern ist<br />
er nicht unbekannt: Als Teil des ›Bremen-Vier-Torschusspanik-Orchesters‹ kreierte<br />
Schwieger den Kult-Song ›Der Skripniker‹. Sven Bensmann erzählt und singt über das<br />
Dorfleben, Übergewicht und die übrigen dunklen Seiten unserer Gesellschaft. Tobias<br />
Rentzsch wiederum referiert erotisch-pikante Geschichten aus seinem Freundeskreis.<br />
Last but not least auf der Bühne: André Kramer und die Freiburger Newcomerin Kerstin<br />
Luhr. Moderiert wird die Veranstaltung von der Bremer Schauspielerin und Nachwuchs-<br />
Comedienne Christin Jugsch. Bei schlechtem Wetter wird die Veranstaltung in den<br />
Tower verlegt.<br />
Martin Steinert<br />
➟ Arena, 19.30 Uhr (Einlass 18 Uhr) // Tickets: € 10,– (Vorverkauf) / € 12,– (Abendkasse)
Frei<br />
zeit<br />
22<br />
theaterSCHLACHTHOF PROGRAMM JUNI 2016<br />
Anzeige<br />
NACHWEHEN<br />
von Mike Bartlett<br />
eine theaterPUNKproduktion<br />
03. und 04. <strong>Juni</strong> | 20.00 Uhr | Turm<br />
8,- € ermäßigt | 15,- € normal*<br />
MEPHISTO.SEIN.GOETHE<br />
ein Schauspieler - sieben Regisseure<br />
eine Stunde - sieben Episoden<br />
eine theaterPUNKproduktion<br />
03. <strong>Juni</strong> | 20.00 Uhr | Turm<br />
8,- € ermäßigt | 15,- € normal*<br />
DAS MAGISCHE FOTO<br />
Vom Finden und Erfinden in Findorff<br />
08. <strong>Juni</strong> | 10.30 Uhr und 16.00 Uhr |<br />
Kesselhalle<br />
Der Eintritt ist frei, wir bitten um eine Spende.<br />
Vorbestellungen: theater@schlachthof-bremen.de<br />
DEMONSTRATION:MENSCH<br />
TURM:KINDER<br />
11. und 12. <strong>Juni</strong> | 19.00 Uhr | Turm<br />
Ihr bezahlt ab 5,-€ und dann soviel ihr wollt.<br />
Vorbestellungen an: theater@schlachthof-bremen.de<br />
Ein Raum. Zwei Frauen. Emma und die<br />
Personalmanagerin eines Konzerns. Emma<br />
ist neu in der Firma. Ihre Personalmanagerin<br />
macht sie mit dem Unternehmenskodex<br />
bekannt. Alles ist präzise definiert,<br />
auch das Zwischenmenschliche. Gefühle<br />
gefährden den Profit des Unternehmens,<br />
so heißt es. Doch die Natur spielt nach<br />
eigenen Regeln. Emma verliebt sich. Der<br />
Albtraum beginnt. Mike Bartletts Stück<br />
erzählt die Geschichte konsequent als<br />
intimen Dialog zwischen den beiden<br />
Frauen. Nicht ohne zu unterhalten stellt<br />
er die Frage: Wie weit würdest du für einen<br />
sicheren Arbeitsplatz gehen? Der Titel<br />
„Nachwehen” spielt hier auf einen explizit<br />
weiblichen Vorgang nach einer Geburt an.<br />
Die Rückbildung der Gebärmutter wird<br />
zum Sinnbild unserer rationalisierten<br />
Gesellschaft. Die Produktion ist in Kooperation<br />
mit dem theaterSchlachthof Bremen<br />
und dem freien Künstlerkollektiv Alsomirschmeckts!-<br />
Theater entstanden.<br />
Schauspiel: Susa Hansen & Angela<br />
Weinzierl | Regie: Jonathan Prösler |<br />
Dramaturgie und Produktionsleitung: Nina<br />
Zimmermann | Bühne: Bernhard Prösler<br />
Die Hauptfrage dieses Abends ist, was<br />
passiert, wenn eine Figur aus ihrem Werk<br />
in den Kosmos ihres Autors stürzt? Ein<br />
Abend, der sich auf die Suche nach Goethes<br />
Geist macht. Mephisto, der Spieler, kommt<br />
direkt aus der Hölle. Er startet beim „Prolog<br />
im Himmel” und geht seine bekannte Wette<br />
mit Gott ein – doch diesmal gewinnt er den<br />
Hauptpreis – Goethe. Damit beginnt seine<br />
Reise, er saust in den Kosmos Goethe,<br />
verirrt und verliert sich. Er ringt mit sich<br />
und seinem Autor, er verzweifelt, er<br />
schmachtet, er begegnet ihm zärtlich, er<br />
scheitert, er wütet, er fügt sich. Zum<br />
Schluss landet er wieder an seinem Ausgangspunkt,<br />
beim „Prolog im Himmel”. Ein<br />
kurzweiliger und erlebnisreicher Monolog-Abend,<br />
in welchem dem Zuschauer nicht<br />
nur sieben verschiedene Phantasien zu der<br />
Figur Mephisto begegnen, sondern auch<br />
sieben verschiedene Möglichkeiten einen<br />
Blick auf Goethe zu erhaschen – nicht<br />
intellektueller Natur – sondern aus reinem<br />
spielerischem Antrieb heraus.<br />
Schauspiel & Konzept: Jonathan Prösler | Regie:<br />
Tobias Pflug, Erik Rossbander, Jens Tramsen,<br />
Arnim Beutel, Arno Sudermann, Günther K.<br />
Harder, Jonas Steglich | Musik: Immo Wischhusen<br />
| Bühne: Bernhard Prösler | Kostüm:<br />
Anna Jäger Dramaturgie & Produktionsleitung:<br />
Nina Zimmermann<br />
Eine Kooperation zwischen der Kita Augsburgerstraße,<br />
der FiF und dem Kulturzentrum<br />
Schlachthof. Es ist wieder soweit: Die<br />
Theaterkinder machen sich bereit, zum<br />
Schlachthof zu gehen, um auf der großen<br />
Bühne ihr Stück zu proben. Doch an diesem<br />
Tag ist alles anders. Wo bleiben denn die<br />
Erwachsenen, um sie zu begleiten? Da<br />
beschließen die Kinder, sich allein aufzumachen.<br />
Schließlich sind sie den Weg zum<br />
Schlachthof schon einige Male gegangen.<br />
Doch da fängt das Abenteuer schon an.<br />
Die Autos sausen in Höchstgeschwindigkeit<br />
vorbei, der Bus hat Verspätung und<br />
dann treffen sie auf eine geheimnisvolle<br />
Person, die ein Foto von der Gruppe machen<br />
möchte. Und plötzlich beginnt eine<br />
unerwartete Reise in unbekannte Welten.<br />
Dieses Projekt wird im Programm „Künste<br />
öffnen Welten“ der Bundesvereinigung<br />
Kulturelle Kinder- und Jugendbildung e. V.<br />
(BKJ) gefördert. Die BKJ ist Programmpartner<br />
des BMBF für „Kultur macht stark<br />
– Bündnisse für Bildung“.<br />
Künstlerische Leitung: Karina Schieck, Lucie<br />
Tempier | Mitarbeit: Isabelle Heyne, Ulrike<br />
Herwig, Lena Holtz<br />
Jugendtheaterproduktion mit 15- bis 21-Jährigen.<br />
Warum gehen Menschen auf die<br />
Straße und demonstrieren? Aus Wut oder<br />
Angst? Wofür lohnt es sich, auf die Straße zu<br />
gehen? Aus Überzeugung und Solidarität?<br />
Und wofür lohnt es sich zu leben? Für Glück<br />
und Liebe? Um für persönliche Ideale zu<br />
kämpfen, zu rebellieren oder gar eine Revolution<br />
zu starten? Welche Themen treiben<br />
aktuell Menschenmassen auf die Straßen?<br />
Bin ich politisch, wenn ich demonstriere?<br />
Was ist politisch und was nicht? Macht es<br />
überhaupt Sinn, sich zusammen zu tun und<br />
auf die Straße zu gehen? Nach einer sechsmonatigen<br />
Recherche- und Arbeitsphase zu<br />
diesem Themenkomplex präsentieren die<br />
TURM:KINDER in einer verdichteten Collagearbeit<br />
ihre Ergebnisse.<br />
Künstlerische Leitung: <strong>Juli</strong>e Käßner<br />
Spieler*innen: Nöelle Jaene, Lena Wurthmann,<br />
Jørdis Stamm, Hannah Scheibe, Wan Li Remlinger,<br />
Behle Sedlaczek, Jule Stahlhut | Bühne<br />
& Kostüm: Rosa Hummel<br />
*Wenn ihr das Doppelpack<br />
DEMONSTRATION:MENSCH wird gefördert von:<br />
NACHWEHEN + MEPHISTO kauft,<br />
seid ihr mit 9,-€ ermäßigt oder 16,-€<br />
normal dabei. Karte bestellt ihr<br />
unter: karten@theaterpunk.de<br />
das MAGISCHE FOTO wird gefördert von:
JUNI / JULi 2016<br />
lagerhaus<br />
Imam Baildi 01<br />
TCHIK 14<br />
Mi 01<br />
Fr 03<br />
Sa 04<br />
Mi 08<br />
Do 09<br />
Fr 10<br />
Sa 11<br />
Di 14<br />
Fr 17<br />
Sa 18<br />
Fr 24<br />
Sa 25<br />
<strong>Juni</strong><br />
Imam Baildi | Konzert | Saal 20.30 Uhr<br />
Jazzetage | Die Session für Jazz und jazzverwandte Musik | etage 3, 21 Uhr<br />
SPH Bandcontest |Stadtfinale |Saal 18.30 Uhr<br />
Efkaka & Friends | Improtheater | etage 3, 20 Uhr<br />
Theater Aber Andersrum – Ulysses-Syndrom | Ein intimer Einblick<br />
in die Migrationskrise | Workshop-Werkschau | Saal 20 Uhr<br />
Slam Bremen | Stargast: Lisa Schøyen | Saal 20.30 Uhr<br />
Theater Aber Andersrum – Ulysses-Syndrom | Saal 20 Uhr<br />
Weird Xperience zeigt: The Incredible Melting Man<br />
(USA 1977, R: William Sachs) | Film | etage 3, 20 Uhr<br />
Knochenfabrik + Kaput Krauts | Konzert | Saal 20 Uhr<br />
Brachenkiste zeigt: ›Oh wie schön ist Panama‹ |<br />
Dadaistisches Puppentheater | etage 3, 21 Uhr<br />
Wir müssen Reden – taz Salon: Vorfahrt fürs Fahrrad |<br />
Diskussion | Saal 19 Uhr<br />
James and Black | Konzert | etage 3, 20.30 Uhr<br />
BAT Ensemble spielt: Leonce und Lena | Theater | Saal 20 Uhr<br />
BAT Ensemble spielt: Leonce und Lena | Theater | Saal 20 Uhr<br />
Postkoloniale Geographie | Diskussion | etage 3, 16 Uhr<br />
BAT Ensemble spielt: Leonce und Lena | Theater | Saal 20 Uhr<br />
BAT Ensemble spielt: Leonce und Lena | Theater | Saal 20 Uhr<br />
Mi 13<br />
Do 14<br />
Fr 15<br />
Sa 16<br />
So 17<br />
Di 19<br />
<strong>Juli</strong><br />
Keine Zähne Im Maul Aber La Paloma Pfeifen / We Had To Leave /<br />
Sea + Air | Konzert | Flut-Bühne auf der Breminale 20 Uhr<br />
Aika Akakomowitsch / TCHIK / Sookee | Konzert |<br />
Flut-Bühne auf der Breminale 20 Uhr<br />
The Bernie & The Joergi / Paul / The Last One / Akua Naru | Konzert |<br />
Flut-Bühne auf der Breminale 20 Uhr<br />
Das Lumpenpack / Trettmann / Jamaram | Konzert |<br />
Flut-Bühne auf der Breminale 20 Uhr<br />
Charly Levin / We Are Riot / Brennholzverleih / Mental Arrest /<br />
España Circo Este | Konzert |Flut-Bühne auf der Breminale 15 Uhr<br />
Mudhoney | Konzert |Saal 20 Uhr<br />
We Are Riot17<br />
Montags offene Tanzgelegenheit | ab 20 Uhr Standard & Latein |<br />
ab 21.30 Uhr Tango mit dem DJane-Trio Natascha, Nina & Tango Anima
JUNI / <strong>Juli</strong> 2016<br />
schlachthof<br />
Fettes Brot 01<br />
Decibelles 11<br />
Mi 01<br />
Do 02<br />
Fr 03<br />
Fr+Sa<br />
03+ 04<br />
Mi 08<br />
Sa 11<br />
Sa+So<br />
11+12<br />
Do 16<br />
Fr 17<br />
Sa 18<br />
So 19<br />
Di 21<br />
Do 23<br />
Fr 24<br />
Sa 25<br />
Mi 29<br />
<strong>Juni</strong><br />
SOLD OUT<br />
Fettes Brot | Konzert | Kesselhalle 20 Uhr<br />
Barbara Ruscher | Comedy | Kesselhalle 20 Uhr<br />
Mephisto.Sein.Goethe | Theater | Turm 21.15 Uhr<br />
Nachwehen von Mike Barlett | Theater | Turm 20 Uhr<br />
Das magische Foto | Theater | Kesselhalle 10.30 und 16 Uhr<br />
Rocky Horror Picture Show | Film | Arena 20 Uhr<br />
30 Jahre Trust | Konzert mit Pascow/Decibelles/<br />
Lucky Malice | <strong>Magazin</strong>keller 20 Uhr<br />
Demonstration:Mensch | Theater | Turm 19 Uhr<br />
Zum Glück – nach ›Die Befristeten‹ von Elias Canetti<br />
| Theater | Kesselhalle 18.30 Uhr<br />
Zum Glück | Theater | Kesselhalle 09 Uhr und 12 Uhr<br />
Miniaturchoreographien zur Mittsommerzeit | Theater | Kesselhalle 17 Uhr<br />
Die gestundete Zeit – Hommage an Ingeborg Bachmann<br />
| Theater | Kesselhalle 19 Uhr<br />
Veganes Sommerfest | Arena 11 Uhr<br />
Der Barkhof tanzt | Theater und Konzert| Kesselhalle 19 Uhr<br />
Return of the Living Dead / Street Trash | Film | Arena 19.45 Uhr<br />
Das brandneue Testament| Film | Arena 20 Uhr<br />
20. Endless Grind | Oldschool Skateboard Session | Vorplatz 12 Uhr<br />
Danger!Danger! | Party | <strong>Magazin</strong>keller 23 Uhr<br />
Viva Con Aqua Charity Bingo |Sport | Arena 20 Uhr<br />
Töchter des Aufbruchs 24<br />
Di 05<br />
Sa 09<br />
Di 12<br />
Mi 13<br />
Do 14<br />
Fr 15<br />
Sa 16<br />
So 17<br />
Mi 20<br />
Do 21<br />
Fr 22<br />
Sa 23<br />
So 24<br />
Fr 29<br />
<strong>Juli</strong><br />
Flash Gordon | Film | Arena 20 Uhr<br />
Birnenkuchen mit Lavendel | Film | Arena 20 Uhr<br />
Invasion aus dem Inneren der Erde &<br />
Die Todesgöttin des Liebescamps | Film | Arena 19.45 Uhr<br />
Unsere Ozeane| Film | Arena 20 Uhr<br />
Kino und<br />
The Doors | Film | Arena 20 Uhr<br />
EM-Public Viewing<br />
in der Arena!<br />
Ich bin dann mal weg | Film | Arena 20 Uhr<br />
Das komplette<br />
Er ist wieder da | Film | Arena 20 Uhr<br />
Open-Air-Programm<br />
Kiss the Cook | Film | Arena 20 Uhr<br />
ist unter<br />
www.schlachthofkneipe.de<br />
Once | Film | Arena 20 Uhr<br />
zu finden.<br />
Surf Movie Night | Film | Arena 20 Uhr<br />
Ein Hologramm für den König| Film | Arena 20 Uhr<br />
Amy| Film | Arena 20 Uhr<br />
Töchter des Aufbruchs| Film | Arena 20 Uhr<br />
Monty Pythons wunderbare Welt der Schwerkraft| Film | Arena 20<br />
Lachen ist Bremer Recht| Comedy | Arena 19.30 Uhr<br />
// impressum<br />
Schlachthof<br />
Herausgeber: Kulturzentrum Schlachthof, Findorffstraße 51, 28215 Bremen, Büro: Mo–Fr: 10–19 Uhr, Fon: 0421/37 7750, Fax: 3777511, <strong>zett</strong>@schlachthof-bremen.de,<br />
Kulturzentrum Lagerhaus, Schildstraße 12–19, 28203 Bremen, Telefon: 0421/701000-10, -fax: 701000-74, Z-<strong>Magazin</strong> im Internet: www.schlachthof-bremen.de<br />
Redaktion: Gudrun Goldmann (V.i.S.d.P.), Jörg Möhlenkamp, Benjamin Moldenhauer, Marlis Schuldt Ausland: Anette Harasimowitsch, Südafrika, Robert Best, Schweiz<br />
Grafische Gestaltung: Jörg Möhlenkamp, Marlis Schuldt Beiträge: Barbara Bocks, Sean-Patric Braun, Felix Büttner, Arne Helms, Jens Laloire, Katharina<br />
Z-<strong>Magazin</strong><br />
Mevissen, Detlef Roth, Martin Steinert, Katja Wille, Jörg Windszus, Dierck Wittenberg Fotos/Illustration: Marina Lilienthal (Titel), Lena Stuckenschmidt<br />
(Kulturgut), Johannes Görgens, Johnny Leo Johansen, Marina Lilienthal, Marianne Menke, Lionel Mollard, Oberon Film, Kay Riechers, Emily Rieman, sagmalspaghetti,<br />
Inga Seevers, Tassos Vrettos Namentlich gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Druck: Girzig & Gottschalk