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Magazin für Stadtkultur Schlachthof / Lagerhaus

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THE<br />

MA<br />

6<br />

Vier<br />

Fragen<br />

Es geht um die Kulturpolitik in unserer Stadt. Was ist gut, was<br />

missfällt und wie wird es weitergehen? Dazu haben wir vier<br />

Kulturakteure um eine Einschätzung gebeten und sehr unterschiedliche<br />

Antworten erhalten. Einig sind sich jedoch alle, dass der Kultursektor<br />

hier ein prekärer ist und es einer Stadt in dieser Größenordnung<br />

gut anstehen würde, dies zu ändern.<br />

Radek Krolczyk<br />

Galerie K’<br />

Was schätzen Sie an Bremens Kulturlandschaft besonders?<br />

Die Frage zielt wohl auf das, was aus den glorreichen<br />

siebziger und achtziger Jahren so übrig geblieben ist. Sorry,<br />

Reste vergolden mach ich nicht.<br />

Was missfällt Ihnen an der Bremer Kulturpolitik,<br />

auch im Vergleich zu anderen Städten?<br />

Die Bremer Kulturpolitik ist nicht nur feige, eigentlich mag<br />

sie gar keine Kultur. Zumindest keine, die irgendwie über die<br />

Stadtgrenzen und einen klar definierbaren Bildungsauftrag<br />

hinausweist.<br />

Wird alles immer schlimmer? Falls ja, warum?<br />

Es wird alles gar nicht. Nicht besser, schlimmer auch<br />

nicht.<br />

Was muss passieren, damit es in Ihrem Bereich besser<br />

wird?<br />

Wegziehen wäre vielleicht eine Option. Oder jemand, der<br />

Kultur mag und versteht, wird Kultursenator.<br />

Jens Werner<br />

Kulturzentrum Schlachthof<br />

Was schätzen Sie an Bremens Kulturlandschaft besonders?<br />

Es gibt in großer Vielfalt neben Vertrautem immer wieder<br />

Neues zu entdecken: In den letzten Jahren sind verschiedene<br />

Initiativen dazugekommen, die ein attraktives Programm für<br />

unterschiedliche Zielgruppen bieten. Das Kukoon, Golden<br />

City oder die Schaulust sind vielleicht die bekanntesten<br />

Beispiele. Aussichtsreiche Wege für ein breiteres Publikum<br />

bis hin zu einigen ›Leuchttürmen‹ wurden aber auch an<br />

Spielorten angelegt, in denen seit Jahrzehnten mit viel<br />

Engagement ein spannendes Programm gemacht wird: Auch<br />

›Erneuerung im Bestand‹ passiert!<br />

Was missfällt Ihnen an der Bremer Kulturpolitik,<br />

auch im Vergleich zu anderen Städten?<br />

Die Kulturpolitik in Bremen mit der in Städten ähnlicher<br />

Größenordnung zu vergleichen, ohne die unterschiedlichen<br />

Rahmenbedingungen zu berücksichtigen, wäre nicht<br />

aussagekräftig. Hier wird Kulturpolitik infolge der Schuldenbremse<br />

seit Jahren als Mangelverwaltung betrieben. Dabei<br />

mag man auf die besten Absichten der Akteur*innen in<br />

Politik und Verwaltung vertrauen, auf ihren entschiedenen<br />

Einsatz für die Sicherung kultureller Vielfalt sowie auf eine<br />

offene, wertschätzende Haltung gegenüber allen ebenso<br />

engagierten Kulturakteuren. Ob und wie Gestaltungsspielräume<br />

tatsächlich gleichermaßen für Projekte der freien<br />

Szene wie für den Bestand und die Entwicklung städtischer<br />

Einrichtungen genutzt werden ist fragwürdig, nicht nachvollziehbar,<br />

weil nicht transparent vermittelt.<br />

Wird alles immer schlimmer? Falls ja, warum?<br />

Sollte die Haushaltsplanung der nächsten Jahre aufgehen,<br />

wird die Förderung der Kultur bestenfalls so bleiben wie<br />

sie ist – bescheiden. Nur städtische Einrichtungen, solche<br />

mit verlässlichen Fördervereinbarungen und/oder mit viel<br />

schlecht oder gar nicht bezahlter Arbeit wird es am Ende<br />

der Konsolidierung noch geben. Denn die Stagnation der<br />

finanziellen Förderung bedeutet schon seit Jahren, dass<br />

steigende Kosten zu Lasten der Kulturschaffenden gehen –<br />

insbesondere wenn sie nicht von Tarifsteigerungen profitieren<br />

und ›Stärkungsmittel‹ z. B. aus der City Tax nur alle Jahre<br />

wieder fließen. Schlimmer wird es, wenn die Haushaltsplanung<br />

bis 2020 nicht aufgeht. Kulturförderung ist schließlich<br />

keine gesetzlich festgeschriebene, sondern eine freiwillige<br />

Leistung.<br />

Was muss passieren, damit es in Ihrem Bereich besser<br />

wird?<br />

Wir freuen uns selbstverständlich über lobende Worte zu<br />

unserer Arbeit. Wertschätzung oder auch die Anerkennung<br />

von zunehmenden Eigenleistungen sollte sich aber auch in<br />

der Anerkennung eines wachsenden Förderbedarfs abzeichnen.<br />

Sonst drohen ein Motivationsinfarkt und der Ausfall<br />

unbezahlten Engagements.

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