Dezember 2011 - Halle liest - Projekte-Verlag Cornelius
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zu der ebenfalls vergrößerten Buchhandlung<br />
herstellt. Der Laden, der<br />
ursprünglich an der zweiten Brücke<br />
der Galerie endet, erhält damals<br />
seine bis 1994 bestehende Größe.<br />
Als nach dem Ersten Weltkrieg und<br />
während der folgenden Inflation<br />
der <strong>Verlag</strong> Hermann Niemeyers<br />
ganze Arbeitskraft beansprucht,<br />
stellt er als Geschäftsführer der<br />
Buchhandlung Dr. Hans Gose und<br />
Hans Marcard (bis Mitte der 1930er<br />
Jahre in der Firma) ein.<br />
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges<br />
führt die politische Entwicklung<br />
in der Sowjetischen Besatzungszone<br />
dazu, dass Hermann<br />
Niemeyer 1949 <strong>Halle</strong> verläßt und<br />
den <strong>Verlag</strong> in Tübingen neu aufbaut.<br />
Die Buchhandlung und der <strong>Verlag</strong><br />
in <strong>Halle</strong> werden treuhänderisch<br />
weitergeführt. Als Dr. Gose 1953<br />
ebenfalls aus <strong>Halle</strong> weggeht, übernimmt<br />
der Volksbuchhandel die<br />
Buchhandlung und betreibt das<br />
Sortiment bis 1958 unter dem Namen<br />
„Universitätsbuchhandlung“.<br />
Mit der Einrichtung von Spezialbuchhandlungen<br />
im Jahr 1958<br />
erhält die bisherige Antiquariats-<br />
Abteilung der Volksbuchhandlung<br />
„Das Gute Buch“ in der Großen<br />
Steinstraße 77/78 unter dem Namen<br />
„<strong>Halle</strong>sches Antiquariat des<br />
Volksbuchhandels“ ein neues Domizil.<br />
Geleitet von den erfahrenen<br />
Antiquaren Johannes Sell (bis 1968)<br />
und Eberhard Wolff (bis 1987), der<br />
sich auch als Dozent bei Fortbildungsveranstaltungen<br />
für Antiquare<br />
große Verdienste erwirbt, wird<br />
das „<strong>Halle</strong>sche Antiquariat“ durch<br />
fachliche Kompetenz und nicht zuletzt<br />
durch seine mit großer Sorgfalt<br />
erarbeiteten 113 Angebotskataloge<br />
weit über <strong>Halle</strong> hinaus bekannt.<br />
Im Zusammenhang mit der Privatisierung<br />
des Volksbuchhandels<br />
durch die Treuhandanstalt Anfang<br />
1991 steht auch das <strong>Halle</strong>sche<br />
Antiquariat zum Verkauf. Jörg<br />
Hebestedt, Geschäftsleiter des<br />
Antiquariats seit 1987, und der<br />
Buchhändler Edmund Baron erhalten<br />
den Zuschlag. Mit freundlicher<br />
Erlaubnis von Dr. Robert Harsch-<br />
Niemeyer, damals Geschäftsführer<br />
des Max Niemeyer <strong>Verlag</strong>es Tübingen,<br />
wird der traditionsreiche<br />
historische Name neu belebt, die<br />
Firma Lippertsche Buchhandlung<br />
& <strong>Halle</strong>sches Antiquariat GmbH<br />
gegründet und das Geschäft am 2.<br />
Mai 1991 eröffnet.<br />
In enger Verbindung mit der<br />
Buchhandlung steht der 1990<br />
gegründete fliegenkopf verlag,<br />
der neben regionalgeschichtlichen<br />
Publikationen – darunter der<br />
Nachdruck von Johann Christoph<br />
von Dreyhaupts „Pagus neletici et<br />
Nudzici oder Ausführliche diplomatisch-historische<br />
Beschreibung des<br />
... Saal-Creyses...“ – Bücher zur<br />
Kunst- und Architekturgeschichte<br />
und Denkmalpflege vor allem in<br />
Sachsen-Anhalt herausgibt.<br />
So waren bis 2004 unter dem alten<br />
Wappen des Börsenvereins der<br />
Deutschen Buchhändler zu Leipzig,<br />
das den Eingang der Buchhandlung<br />
schmückt, und dem Wappenspruch<br />
„Habent sua fata libelli“ (Bücher<br />
haben ihr Schicksal) wieder die drei<br />
historischen Zweige des Buchhandels<br />
– <strong>Verlag</strong>, Sortiment und Antiquariat<br />
– in dem traditionsreichen<br />
Haus vereint.<br />
Die 1994/1995 vom damaligen<br />
Eigentümer des Gebäudes vorgenommenen<br />
tiefgreifenden Umbauten<br />
veränderten das Bild der<br />
Buchhandlung grundlegend. Von<br />
der ursprünglichen Ausstattung<br />
blieb nur die Galerie mit der Wendeltreppe<br />
übrig. Die ohne Berücksichtigung<br />
der von den Architekten<br />
wohldurchdachten ursprünglichen<br />
Gebäudestruktur durchgeführten<br />
Baumassnahmen brachten zwar<br />
eine Vergrößerung der Nutzfläche,<br />
waren jedoch so mangelhaft und<br />
unsachgemäss ausgeführt, dass<br />
sich die für die Lagerung von Büchern<br />
notwendigen Bedingungen<br />
immer mehr verschlechterten und<br />
ein Verbleiben in den Räumen nicht<br />
mehr möglich war.<br />
Seit 1991 gehört die 1698 von August<br />
Hermann Francke gegründete<br />
Buchhandlung des Waisenhauses<br />
als Filiale der Firma Lippertsche<br />
Buchhandlung & <strong>Halle</strong>sches Antiquariat<br />
GmbH. Ursprünglich im<br />
Hauptgebäude der Franckeschen<br />
Stiftungen untergebracht, hatte<br />
sie 1925 neue Geschäftsräume im<br />
Haus Franckeplatz 5/Ecke Steinweg,<br />
zu Franckes Zeiten das Wirtshaus<br />
„Zum Raubschiff“, erhalten und<br />
war nach ihrer Herauslösung aus<br />
dem Stiftungsverband von 1931<br />
bis 1953 schon einmal als Filiale der<br />
Lippertschen Buchhandlung geführt<br />
worden. Sie zählt zu den ältesten<br />
ohne Unterbrechung bestehenden<br />
deutschen Sortimentsbuchhandlungen.<br />
Im Zusammenhang mit der Sanierung<br />
des Eckhauses am Franckeplatz<br />
entstand der Gedanke, an<br />
diesem Standort die bisherigen zwei<br />
Geschäfte zusammenzuführen.<br />
Nach der für das Frühjahr 2012<br />
vorgesehenen Wiedereröffnung<br />
wird der Besucher hier wieder, wie<br />
gewohnt, die Buchhandlung des<br />
Waisenhauses mit breitem, in besonderem<br />
Maße die pädagogische<br />
Fachliteratur berücksichtigendem<br />
Sortiment, erweitert um das Angebot<br />
des <strong>Halle</strong>schen Antiquariats,<br />
vorfinden.<br />
Edmund Baron<br />
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