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FernUni Perspektive Nr. 56 / Sommer 2016

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<strong>FernUni</strong> <strong>Perspektive</strong><br />

Zeitung für Angehörige, Freundinnen und Freunde der <strong>FernUni</strong>versität<br />

Brexit oder nicht?<br />

Wie stehen die Britinnen und Briten zur<br />

EU? Was könnte ein Ausscheiden bedeuten?<br />

Dies wird aus unterschiedlichen<br />

Richtungen beleuchtet. Seite 6<br />

Mit Augen „sprechen“<br />

Simone Eidam hat in ihrer Bachelorarbeit<br />

ein Kommunikationssystem entwickelt,<br />

über das fast vollständig Gelähmte<br />

kommunizieren können. Seite 11<br />

Bildungsprivilegien<br />

Die neue Professorin Katharina Walgenbach<br />

will die <strong>Perspektive</strong> von der<br />

Bildungsbenachteiligung auf Bildungsprivilegien<br />

verschieben. Seite 13<br />

<strong>Sommer</strong> <strong>2016</strong><br />

Ausgabe<br />

<strong>56</strong><br />

*002500841*<br />

002 500 841 99910 - 3 - 02 - HZ 1<br />

Freundesgesellschaft<br />

Frischer Vortragswind in der Mitgliederversammlung<br />

Ein frischer alpenländischer Wind<br />

wehte durch die Mitgliederversammlung<br />

der Gesellschaft der<br />

Freunde der <strong>FernUni</strong>versität e.V.<br />

(GdF), als sich die neue Rektorin<br />

Prof. Dr. Ada Pellert mit einem öffentlichen<br />

Vortrag vorstellte. In seiner<br />

Begrüßung hatte der Vorsitzende<br />

Frank Walter einen kurzen<br />

Blick auf das zurückliegende „ereignisreiche<br />

Jahr“ mit dem 40-jährigen<br />

Jubiläum der Hochschule geworfen:<br />

„Wir können stolz sein auf<br />

das, was hier geleistet worden ist.“<br />

Die GdF unterstützte die <strong>FernUni</strong>versität<br />

nicht nur bei den Aktivitäten<br />

aus diesem Anlass.<br />

Fortsetzung auf Seite 2<br />

Gründungsrektor<br />

Geburtstag<br />

90 Jahre – und sehr weise: Prof.<br />

em. Dr. phil. Dr. h.c. mult. Otto Peters<br />

feierte am 6. Mai Geburtstag.<br />

Zehn Jahre lang lenkte er die Geschicke<br />

der <strong>FernUni</strong>versität in Hagen<br />

als ihr erster Rektor. Der Hochschule<br />

ist er auch heute noch eng<br />

verbunden, begleitet sie wohlwollend<br />

als ihr „Elder Statesman“. Weit<br />

über seine Emeritierung hinaus gilt<br />

Prof. Dr. Otto Peters weltweit als einer<br />

der renommiertesten Experten<br />

für das universitäre Fernstudium.<br />

Prof. Otto Peters<br />

„Bildungspolitisch und hochschuldidaktisch<br />

waren wir mit der Gründung<br />

der <strong>FernUni</strong>versität ein großes<br />

Risiko eingegangen“, erinnerte<br />

er sich anlässlich des 40-jährigen<br />

Bestehens „seiner“ Hochschule im<br />

Jahre 2015 an die Aufbauzeit zurück.<br />

Sein heutiges Fazit: „Es war<br />

eine tolle Zeit des Aufbruchs, alle<br />

waren begeistert – und die Arbeit<br />

war von Erfolg gekrönt!“<br />

Fortsetzung auf Seite 13<br />

Foto: Veit Mette<br />

Im Vorstand der Freundesgesellschaft wird die <strong>FernUni</strong>versität jetzt von Rektorin Prof. Ada Pellert (4.v.re.) und Kanzlerin Regina<br />

Zdebel (Mitte) vertreten. Rechts Vorstandsvorsitzender Frank Walter.<br />

„Aufstieg durch Bildung: offene Hochschulen“<br />

Wissenschaftliche Begleitung<br />

Das Bundesministerium für Bildung<br />

und Forschung (BMBF) hat die Fern­<br />

Universität in Hagen gemeinsam<br />

mit der Carl von Ossietzky Universität<br />

Oldenburg, der TU Dortmund<br />

und dem Gemeinnützigen Centrum<br />

für Hochschulentwicklung<br />

(CHE) beauftragt, den Bund-Länder-Wettbewerb<br />

„Aufstieg durch<br />

Bildung: offene Hochschulen“ von<br />

März <strong>2016</strong> bis Juni 2019 wissenschaftlich<br />

zu begleiten. Die wissenschaftliche<br />

Projektkoordination ist<br />

an das Hagener Lehrgebiet Lebenslanges<br />

Lernen von Prof. Dr. Uwe Elsholz<br />

angebunden, der die akademische<br />

Qualifizierung aus beruflicher<br />

<strong>Perspektive</strong> vertritt. Gemeinsam<br />

stellen Prof. Dr. Ada Pellert,<br />

Prof. Elsholz und seine Mitarbeiterin<br />

Dr. Eva Cendon die Gesamtleitung<br />

der wissenschaftlichen Begleitung<br />

an den Standorten Hagen und<br />

Berlin sicher.<br />

Bund und Länder wollen die Durchlässigkeit<br />

zwischen beruflicher<br />

und akademischer Bildung stärken.<br />

Dazu haben sie im Jahr 2008<br />

die Qualifizierungsinitiative „Aufstieg<br />

durch Bildung“ gestartet. Der<br />

Bund-Länder-Wettbewerb „Aufstieg<br />

durch Bildung: offene Hochschulen“<br />

ist Teil dieser Qualifizierungsinitiative.<br />

Ein zentrales Ziel ist<br />

es, den Ansatz des Lebenslangen<br />

Lernens im deutschen Hochschulsystem<br />

stärker zu verankern. Gefördert<br />

werden Konzepte für berufsbegleitendes<br />

Studieren und lebenslanges,<br />

wissenschaftliches Lernen<br />

besonders für Berufstätige, Personen<br />

mit Familienpflichten sowie<br />

Berufsrückkehrerinnen und Berufsrückkehrer.<br />

Außerdem sollen eine<br />

engere Verzahnung von beruflicher<br />

und akademischer Bildung erreicht<br />

und neues Wissen schnell in die Praxis<br />

integriert werden. Projekte an<br />

Hochschulen sollen gefördert werden,<br />

die ein berufsbegleitendes Studium<br />

ermöglichen und Konzepte<br />

für Lebenslanges Lernen umsetzen.<br />

Passgenaues Projekt<br />

„Ich freue mich, dass wir das Projekt<br />

an die <strong>FernUni</strong>versität holen konnten“,<br />

sagt Rektorin Prof. Ada Pellert,<br />

die bereits gemeinsam mit Eva<br />

Cendon die Gesamtleitung in der<br />

ersten Förderphase innehatte. Beide<br />

Wissenschaftlerinnen beteiligten<br />

sich zudem mit den Themen Hochschuldidaktik<br />

für die wissenschaftliche<br />

Weiterbildung und Organisationsentwicklung<br />

an Hochschulen.<br />

„Es ist ein passgenaues Projekt<br />

für unsere Hochschule“, so Pellert<br />

jetzt über die zweite Förderphase.<br />

„An der <strong>FernUni</strong>versität sind bereits<br />

die Strukturen vorhanden für Menschen,<br />

die berufsbegleitend studieren<br />

möchten. Von dieser Expertise<br />

können die im Projekt geförderten<br />

Hochschulen profitieren.“ Die<br />

beteiligten Institutionen sollen die<br />

bundesweit geförderten 73 Hochschul-Projekte<br />

in den kommenden<br />

drei Jahren beraten und unter anderem<br />

darin unterstützen, ihre Expertise<br />

im Umgang mit heterogenen<br />

Zielgruppen von Studierenden auszubauen,<br />

berufsbegleitende Studiengänge<br />

und Studienmodule zu<br />

entwickeln, aber auch Strukturen<br />

für die nachhaltige Implementierung<br />

dieser Angebote sowie unterstützender<br />

Maßnahmen nach Projektende<br />

einzuführen.<br />

Fortsetzung auf Seite 3<br />

Vertreterinnen und Vertreter der beteiligten Institutionen stellten das BMBF-Projekt<br />

gemeinsam mit Rektorin Prof. Ada Pellert (li.) dem Dekan der Fakultät Kultur- und<br />

Sozialwissenschaften, Prof. Frank Hillebrandt (2.v.re.), vor.<br />

Gleichstellung<br />

Förderungen<br />

Die <strong>FernUni</strong>versität in Hagen treibt<br />

die Gleichstellung von Frauen und<br />

Männern in der Wissenschaft weiter<br />

voran. Mit dem Gleichstellungskonzept<br />

2014–2017 hatte die Hagener<br />

Hochschule beim Professorinnenprogramm<br />

II des Bundes und<br />

der Länder einen Spitzenplatz besetzt.<br />

Nun war sie auch in der<br />

zweiten Ausschreibungsrunde erfolgreich.<br />

Die ersten geförderten<br />

Maß nahmen können starten. Das<br />

Bundesministerium für Bildung und<br />

Forschung (BMBF) hat beide Förderanträge<br />

der <strong>FernUni</strong>versität positiv<br />

beschieden. Gefördert werden Arbeiten<br />

zum Thema Gender Studies<br />

über eine Laufzeit von drei Jahren.<br />

Darüber hinaus wird an der Rechtswissenschaftlichen<br />

Fakultät der<br />

<strong>FernUni</strong>versität eine auf fünf Jahre<br />

befristete W2-Professur „Gender<br />

im Recht“ ausgeschrieben.<br />

Editorial<br />

Fortsetzung auf Seite 2<br />

Die Vorbereitungen laufen bereits<br />

auf Hochtouren – am 24. Juni findet<br />

das nächste Campusfest der<br />

<strong>FernUni</strong>versität in Hagen statt. Ganz<br />

dringend wünscht sich das Organisationsteam<br />

natürlich sonniges und<br />

warmes Wetter.<br />

Denn der Neustart der Großveranstaltung<br />

nach einigen Jahren Pause<br />

im Jubiläumsjahr 2015 hatte doch<br />

merklich unter Regen und Kälte gelitten.<br />

Deshalb sind jetzt alle Wolkenschieber<br />

aufgerufen, für diesen Freitag<br />

den Himmel blank zu putzen!<br />

Ab 16 Uhr wartet ein Programm<br />

für die ganze Familie: Das Musikprogramm<br />

bis in den Abend werden<br />

auch Studierende der Fern-<br />

Uni mitgestalten. Es gibt Comedy,<br />

ein Kinderprogramm, Campusführungen,<br />

einen UB-Bücherflohmarkt,<br />

Info-Stände von Regionalzentrum<br />

Hagen und AStA und natürlich ausreichend<br />

kulinarische Genüsse aller<br />

Geschmacksrichtungen.<br />

Also ein schöner, unterhaltsamer<br />

Nachmittag und Abend auf dem<br />

Campus für Studierende, Beschäftigte<br />

und Freunde der <strong>FernUni</strong>.<br />

Sind Sie auch dabei?<br />

Susanne Bossemeyer, Pressesprecherin


Campus<br />

Seite 2<br />

<strong>FernUni</strong> <strong>Perspektive</strong><br />

Fortsetzung von Seite 1<br />

Freundesgesellschaft<br />

Überzeugungstäterin in Sachen Lebenslanges Lernen<br />

Entspanntes Zuhören war gestern.<br />

Wenn Prof. Dr. Ada Pellert vorträgt,<br />

heißt es für das Publikum: Mitdenken<br />

und Mitreden! Die neue Rektorin<br />

der <strong>FernUni</strong>versität in Hagen<br />

ging bei ihrem öffentlichen Vortrag<br />

„Life Long Learning – Konzept und<br />

Umsetzung“ im Rahmen der Mitgliederversammlung<br />

der <strong>FernUni</strong>-<br />

Freunde nicht nur inhaltlich auf das<br />

Publikum zu. Die Expertin für Bildung<br />

und Weiterbildung stand dabei<br />

tatsächlich mitten drin.<br />

Schon zu Beginn forderte sie es zum<br />

Mitmachen auf: „Was sind Ihre Erfahrungen<br />

mit dem Lebenslangen<br />

Lernen? Was sind Ihre Assoziationen?“<br />

Die Teilnehmenden ließen<br />

sich nicht lange bitten: als Rentnerin<br />

noch eine Sprache lernen,<br />

Windows 10 besser verstehen …<br />

Ada Pellert: „Offenheit und Neugier<br />

können offensichtlich lebensverlängernd<br />

wirken!“<br />

Viele Menschen können<br />

sich der beruflichen<br />

Notwendigkeit zur Weiterbildung<br />

jedoch nicht<br />

entziehen und empfinden<br />

dies als Druck, betonte<br />

Ada Pellert. Andererseits ist<br />

die Teilhabe am gesellschaftlichen<br />

Leben oft nur durch Lernen möglich:<br />

„Die Gesellschaft wird immer<br />

wissensintensiver.“ Nicht nur<br />

sie ist gefordert, sich immer wieder<br />

als ganze neu zu orientieren,<br />

um nicht auseinander zu fallen.<br />

Auch Einzelne müssen in verschiedenen<br />

Lebensphasen lernen. Für<br />

über 25-Jährige gibt es nur wenige<br />

bildungspolitische Konzepte – darum<br />

müssen die meisten sich selbst<br />

kümmern.<br />

Was Einzelne brauchen<br />

Diejenigen, die den Einstieg nicht<br />

schaffen, müssen umfassend unterstützt,<br />

begleitet und beraten<br />

werden. „Dafür muss Lebenslanges<br />

Lernen vom Individuum her<br />

gedacht werden“, so Ada Pellert.<br />

Es geht nicht darum, was eine Bildungsinstitution<br />

anbietet, sondern<br />

darum, was der oder die Einzelne<br />

braucht. Es müssen immer neue<br />

Mischverhältnisse zwischen Privat-,<br />

Berufs- und Bildungsleben erzeugt<br />

und hochflexible Angebote<br />

geschaffen werden. Dafür müssen<br />

Beratende die Bedürfnisse kennen.<br />

Diese soziale ist aber nur eine von<br />

mehreren Dimensionen der Problematik.<br />

Bei der demografischen<br />

Dimension kann sich in einer alternden<br />

Gesellschaft beispielsweise<br />

ein Arbeitgeber nicht einfach neue<br />

(junge) Beschäftigte suchen. Ein<br />

zentraler ökonomischer Gesichtspunkt<br />

ist für ein Unternehmen, welche<br />

Probleme es ohne Zugang zu<br />

neuem Wissen bekommt.<br />

Lernen zu ermöglichen ist für Pellert<br />

daher eine zentrale Führungsaufgabe:<br />

Heute ist Weiterbildung<br />

„Lebenslanges Lernen muss<br />

vom Individuum her gedacht werden.“<br />

Prof. Ada Pellert<br />

noch zu sehr „Belohnung“, zudem<br />

kompetenzorientiert und nicht individualisiert.<br />

(Inter-)kulturell geht es<br />

darum, wie die Vermittlung von Bildung<br />

begleitet und gefördert werden<br />

kann. Für diese Herausforderungen<br />

müssen strategische Leitlinien<br />

entwickelt werden.<br />

Bei der „Lebensphasenorientierung“<br />

geht es um die Wechselbeziehungen<br />

zwischen Bildung, Beruf<br />

und Privatem. Jede und jeder muss<br />

sich immer wieder fragen: „Wo stehe<br />

ich? Wo will ich hin?“ Pellert: „Es<br />

kann Ihnen passieren, dass das Unternehmen<br />

sagt: ‚Sie sind 45 – da<br />

ist eine Weiterbildung für uns keine<br />

lohnende Investition mehr‘.“<br />

Allgemein bildender und beruflich<br />

bildender Bereich haben jedoch<br />

Gestenreich im Publikum: Prof. Ada Pellert bei ihrem Vortrag<br />

kaum Berührungspunkte: „Sie finden<br />

sich gegenseitig merkwürdig.“<br />

Daher sind ein umfassender Perspektivwechsel<br />

und eine Verschränkung<br />

beider Bereich nötig. Andererseits<br />

kommt eine hochentwickelte<br />

Gesellschaft ohne ein bestimmtes<br />

Reflexionsvermögen<br />

aber nicht aus: „Auch<br />

ein Handwerker nicht!“<br />

Man kann nur durchdenken,<br />

was man versteht –<br />

Reflexion ist der Kern der<br />

Bildung.<br />

Mit einer (Weiter-)Bildung zu beginnen<br />

muss angesichts höchst unterschiedlicher<br />

Lebensumstände und<br />

Biografien jederzeit möglich sein.<br />

Auch dafür sollten Bildungsangebote<br />

modularisiert sein. Und die Lernenden<br />

müssen Zeit haben.<br />

Dann geht es darum, die „Lernenden<br />

in den Mittelpunkt zu stellen“.<br />

Wie kommt das Lernen zu ihnen<br />

hin? Sie können vielleicht am<br />

Arbeitsplatz lernen. Aber wie verknüpft<br />

man verschiedene Lernorte?<br />

Die „Life Long Guidence“ – lebenslange<br />

Lernbegleitung – klappt nur,<br />

wenn die oder der Einzelne Verantwortung<br />

dafür und für sich selbst<br />

übernimmt: „Sie können nur jemanden<br />

beim Lernen begleiten, der<br />

sich auf den Weg machen will! Eine<br />

Beratung, die auf einzelne Lernwillige<br />

schaut, ist sehr komplex.“<br />

Bei der „Kompetenzorientierung“<br />

geht es nicht nur um fachliches<br />

Können, sondern auch um die Frage,<br />

was die Person sonst noch mitbringt,<br />

was ihre Motivation ist. Man<br />

muss lernen, in ergebnisoffenen Situationen<br />

nicht zu verzweifeln und<br />

auch mit Scheitern umgehen können.<br />

Es gilt, Lernen positiv zu erleben,<br />

etwa durch das Erkennen,<br />

„dass es mir etwas bringt, nicht<br />

nur Blut, Schweiß und Tränen – und<br />

dass ich durchhalte“. Pellert: „Eine<br />

klassische Bildungseinrichtung sieht<br />

es nicht als ihren Auftrag, jemanden<br />

handlungsfähig zu machen.“<br />

Letztendlich mündet das in der Strategie<br />

für jede und jeden Einzelnen,<br />

für Unternehmen, Bildungseinrichtungen,<br />

Gesellschaft und Staat, lebenslang<br />

zu lernen und Lebenslanges<br />

Lernen zu fördern. Für Ada Pellert<br />

ist die <strong>FernUni</strong>versität „die Einrichtung<br />

für Lebenslanges Lernen<br />

– und das ist für mich eine Mission!“<br />

GdF verdient Namen<br />

Die GdF unterstützte die <strong>FernUni</strong>versität<br />

bei deren Jubiläumsaktivitäten<br />

und vielem mehr. Das bleibt<br />

auch <strong>2016</strong> so, unter anderem durch<br />

zehn Deutschlandstipendien. Zu Beginn<br />

des Jahres lernte der Vorstandsvorsitzende<br />

Frank Walter Stipendiatinnen<br />

und Stipendiaten bei<br />

ihrem Besuch in Hagen kennen,<br />

betonte er bei seinem Jahresrückblick:<br />

„Ich war begeistert von ihnen.“<br />

Sein besonderer Dank galt<br />

Prof. Dr.-Ing. Helmut Hoyer für sein<br />

hohes Engagement. Als Rektor der<br />

<strong>FernUni</strong>versität und Vorstandsmitglied<br />

begleitete Hoyer bis 1. März<br />

die Freundesgesellschaft und stieß<br />

mit ihr gemeinsam viele Projekte an:<br />

„Sie sind uns ein guter Freund geworden!“<br />

Diesen Ball spielte Hoyer<br />

zurück: „Die Gesellschaft der Freunde<br />

verdient diesen Namen!“ Da<br />

Einen ganz herzlichen Dank und ein flüssiges „Trostpflaster“ erhielt Prof. Helmut<br />

Hoyer (li.) von Frank Walter. Der Alt-Rektor bleibt natürlich Mitglied in der GdF.<br />

Fortsetzung von Seite 1<br />

Gleichstellung<br />

Professur und Stipendien für „Gender Studies“<br />

Mit der Unterstützung des Professorinnenprogramms<br />

erfolgte im Februar<br />

die Ausschreibung für Promotionsstipendien<br />

nach der Graduiertenstipendienvergabeordnung<br />

der<br />

<strong>FernUni</strong>versität im Bereich Genderforschung.<br />

Gefördert werden Arbeiten<br />

zum Thema Gender Studies<br />

über eine Laufzeit von drei Jahren.<br />

Darüber hinaus wird an der Rechtswissenschaftlichen<br />

Fakultät der<br />

<strong>FernUni</strong>versität eine auf fünf Jahre<br />

befristete W2-Professur „Gender<br />

im Recht“ ausgeschrieben. Für<br />

diese Genderprofessur übernimmt<br />

die <strong>FernUni</strong>versität auch die Finanzierung<br />

über die Projektlaufzeit<br />

des Professorinnenprogramms<br />

II hinaus.<br />

Noch in diesem Jahr soll es außerdem<br />

eine Auftaktveranstaltung<br />

zu „Gender in der Lehre“ geben,<br />

um Lehrende für eine geschlechtergerechte<br />

Gestaltung von Lehre<br />

zu sensibilisieren. Inhalte dazu erscheinen<br />

auch in einer Broschüre<br />

und im Internet-Portal „Gender in<br />

der Lehre“. Auch die Themen Familienfreundlichkeit<br />

und Förderung<br />

des weiblichen wissenschaftlichen<br />

Nachwuchses sollen weiter gestärkt<br />

werden: mit der Einrichtung eines<br />

Beratungsangebotes „FamilienService“<br />

und über ein Mentoring-Programm,<br />

mit dem Nachwuchswissenschaftlerinnen<br />

individuell und<br />

gezielt unterstützt werden.<br />

Die <strong>FernUni</strong>versität setzt die Mittel,<br />

die durch die Förderung des BMBF<br />

im Haushalt frei werden, plus weitere<br />

Mittel in mindestens gleicher<br />

Höhe für Gleichstellungsmaßnahmen<br />

ein.<br />

Das Ministerium für Innovation,<br />

Wissenschaft und Forschung des<br />

Landes Nordrhein-Westfalen unterstützt<br />

bei der Finanzierung der<br />

Maßnahmen. Dadurch stehen bis<br />

ins Jahr 2020 insgesamt über 1,5<br />

Mio. Euro zur Verfügung.<br />

aw<br />

Fördermaßnahmen Gleichstellung:<br />

http://e.feu.de/iffp<strong>2016</strong>-2020<br />

i<br />

Das Professorinnenprogramm<br />

haben Bund und Länder 2008<br />

ins Leben gerufen, um den Anteil<br />

an Professorinnen an deutschen<br />

Hochschulen zu erhöhen<br />

– und hierfür insgesamt 300 Millionen<br />

Euro (150 Millionen Euro<br />

pro Phase) zur Verfügung gestellt.<br />

Das Programm wirkt auf<br />

zwei Ebenen. Es erhöht die Anzahl<br />

der Professorinnen an deutschen<br />

Hochschulen und stärkt<br />

durch spezifische Maßnahmen<br />

die Gleichstellungsstrukturen an<br />

Hochschulen.


<strong>FernUni</strong> <strong>Perspektive</strong> Seite 3<br />

Fortsetzung von Seite 1<br />

„Aufstieg durch Bildung“<br />

Hochschulen schärfen Profil<br />

Darüber hinaus beobachtet und erforscht<br />

das Team der wissenschaftlichen<br />

Begleitung aus unterschiedlichen<br />

<strong>Perspektive</strong>n die nationalen<br />

sowie internationalen Entwicklungen<br />

des Lebenslangen Lernens an<br />

Hochschulen und speist die Analysen<br />

in die Projekte ein.<br />

Im Rahmen ihrer Arbeit identifiziert<br />

die wissenschaftliche Begleitung<br />

auch Herausforderungen und Barrieren<br />

sowie Chancen und Potenziale<br />

der entwickelten Konzepte und<br />

Formate an den beteiligten Hochschulen.<br />

Daraus ergeben sich Vorschläge,<br />

wie Lebenslanges Lernen<br />

an Hochschulen auf hochschulpolitischer,<br />

organisationaler und hochschuldidaktischer<br />

Ebene nachhaltig<br />

implementiert werden kann.<br />

Die Ergebnisse und Erfahrungen,<br />

die gesammelt werden, sollen über<br />

den Wettbewerb hinaus einen<br />

wichtigen Beitrag zur Profilbildung<br />

von Hochschulen hin zu Institutionen<br />

des Lebenslangen Lernens leisten<br />

– und damit zur Weiterentwicklung<br />

des deutschen Hochschulsystems<br />

beitragen.<br />

i<br />

Lebenslanges Lernen wird immer wichtiger.<br />

Publikationen zur ersten Wettbewerbsphase<br />

Im Rahmen der ersten Phase der wissenschaftlichen Begleitung des<br />

Bund-Länder-Wettbewerbs wurden in drei Teilprojekten zentrale Themenschwerpunkte<br />

bearbeitet:<br />

• Humboldt-Universität zu Berlin: Heterogenität der Zielgruppen<br />

• Carl von Ossietzky Universität Oldenburg: Organisation und<br />

Management<br />

• Deutsche Universität für Weiterbildung (DUW): Zielgruppengemäße<br />

Studienformate.<br />

Die Ergebnisse aus diesen Teilprojekten sind in drei Bänden zusammengefasst,<br />

die jetzt im Waxmann-Verlag erschienen sind. Als Autorin und<br />

Mitherausgeberin des dritten Bandes „Theorie und Praxis verzahnen –<br />

Lebenslanges Lernen an Hochschulen“ tritt Prof. Dr. Ada Pellert auf.<br />

Vor ihrem Amt als Rektorin der <strong>FernUni</strong>versität war die Wissenschaftlerin<br />

Präsidentin der DUW in Berlin.<br />

Internationale Kontakte<br />

Das Konsortium der wissenschaftlichen<br />

Begleitung vereint sowohl<br />

Bildungs- als auch Hochschulforschung<br />

und bringt viel Expertise in<br />

der praktischen Beratung von Hochschulen<br />

und ihren Mitgliedern mit.<br />

Neben jahrelanger Erfahrung durch<br />

die eigene Arbeit mit neuen Zielgruppen<br />

von Hochschulen verfügen<br />

die beteiligten Institutionen über internationale<br />

Kontakte, die für die<br />

bildungspolitische Einbettung des<br />

Wettbewerbs von Vorteil sind.<br />

Zudem ist das Themenspektrum der<br />

beruflichen Bildung in die wissenschaftliche<br />

Begleitung eingebunden.<br />

Damit werden die berufliche<br />

und wissenschaftliche Weiterbildung<br />

näher aneinander herangeführt,<br />

da diese Aspekte in vielen<br />

Projekten des Wettbewerbs ineinander<br />

greifen.<br />

Die auf entsprechenden Forschungsprojekten<br />

basierenden Erfahrungen<br />

der wissenschaftlichen Begleitung<br />

im Umgang mit der Studierendengruppe<br />

der beruflich Qualifizierten,<br />

können so allen Förderprojekten<br />

der ersten und zweiten Wettbewerbsrunde<br />

zur Verfügung gestellt<br />

werden.<br />

aw<br />

www.fernuni-hagen.de/per<strong>56</strong>-03<br />

Foto: Thinkstock<br />

Erstes E-Auto der <strong>FernUni</strong>versität<br />

Elektrisch geladen<br />

Er ist die „fahrende Werkzeug kiste“<br />

der Betriebszentrale: der Elektro ­<br />

transporter, mit dem die Beschäftigten<br />

des Bereichs Gebäudemanagement<br />

seit mehreren Monaten<br />

unterwegs sind. „Es ist ein super<br />

Fahrgefühl, er zieht ganz gut und ist<br />

sehr leise“, sagt Manuela Oertwig,<br />

die den Kastenwagen in der Regel<br />

fährt. Zunächst empfand sie ein<br />

fast geräuschloses Auto als ungewohnt.<br />

Dabei könnte sie sogar drei<br />

verschiedene Geräusche einstellen.<br />

„Die erinnern allerdings eher an ein<br />

Raumschiff“, sagt Oertwig lachend.<br />

Der Renault Kangoo Z.E. ergänzt die<br />

Fahrzeugflotte der <strong>FernUni</strong>versität<br />

um ein Ökomodell. „Wir mussten<br />

ein Fahrzeug austauschen und ein<br />

Elektroauto erschien uns sehr passend.<br />

Zumal wir vorwiegend kurze<br />

Distanzen fahren“, sagt Dietmar<br />

Günther, der als Abteilungsleiter<br />

Technisches Gebäudemanagement<br />

und Bau die Anschaffung initiiert<br />

hat. „Für die Zwecke auf dem Campus<br />

ist es bestens geeignet.“ Längere<br />

Strecken meistert es nicht.<br />

Die Reichweite liegt im Alltagsbetrieb<br />

bei 120 Kilometer. Ein bis zwei<br />

Mal pro Woche muss der knapp<br />

4,70 Meter lange Kastenwagen für<br />

rund vier Stunden an die Steckdose<br />

in der Campus-Garage. Für den<br />

Notfall liegt ein Stromkabel im Laderaum.<br />

Auf 100 Kilometer verbraucht<br />

der Kangoo rund 17 Kilowattstunden.<br />

Der Akku ist geleast.<br />

Pilotprojekt<br />

Das zweisitzige Lastenfahrzeug ist<br />

an die spezifischen Bedürfnisse der<br />

Betriebszentrale angepasst. „Hinten<br />

ist ein Werkzeugschrank eingebaut“,<br />

beschreibt Manuela Oertwig.<br />

Darüber hinaus gibt es keine<br />

Extras an dem E-Wagen – „ein Navigationssystem<br />

benötige ich sowieso<br />

nicht“, sagt Oertwig. Ein Sprintweltmeister<br />

ist der Kangoo ohnehin<br />

nicht und um im Campusverkehr<br />

möglichst weit zu kommen,<br />

kann man den Motor per Knopfdruck<br />

auf 22 Kilowatt beschränken.<br />

Nachdem sich der Elektro-Kangoo<br />

bewährt hat, denkt Dietmar Günther<br />

schon weiter: „Unsere Postfahrer<br />

legen auch nur relativ kurze Strecken<br />

zurück, vom Logistikzentrum<br />

bis maximal in die Stadt. Das ginge<br />

auch mit Elektroautos.“ aw<br />

<strong>FernUni</strong>-Mitarbeiterin Manuela Oertwig in ihrer „fahrenden Werkzeugkiste“ mit<br />

Elektromotor<br />

Internationale Tagung in Berlin<br />

Moral und Kapitalismus<br />

„Hagen DecisionLab“<br />

Interessierte gesucht<br />

Beim internationalen Symposium<br />

„Moralizing Capitalism: Agents,<br />

Discourses and Practices of Capitalism<br />

in the Modern Age“ stellten<br />

Nachwuchswissenschaftlerinnen<br />

und Nachwuchswissenschaftler<br />

aus Deutschland, Westeuropa,<br />

den USA und Kanada – aber auch<br />

der renommierte Historiker Prof.<br />

Dr. Jürgen Kocka (Freie Universität<br />

Berlin) – ihre Forschungs-, Dissertations-<br />

und Habilitationsprojekte<br />

zum Thema „Moral und Kapitalismus“<br />

vor. Die Veranstaltung fand<br />

im Regionalzentrum Berlin der Fern­<br />

Universität statt. Geleitet wurde sie<br />

von Prof. Dr. Alexandra Przyrembel<br />

(Lehrgebiet „Geschichte der Europäischen<br />

Moderne“, Hagen) und<br />

Prof. Dr. Stefan Berger (Direktor des<br />

Instituts für soziale Bewegungen<br />

der Stiftung Bibliothek des Ruhrgebiets,<br />

Bochum).<br />

Im Fokus der kritischen Auseinandersetzung<br />

mit der Thematik stand<br />

in der von der Fritz-Thyssen-Stiftung<br />

geförderten Tagung die wechselseitige<br />

Verbindung zwischen moralischen<br />

Empfindungen und dem<br />

Kapitalismus auf der Ebene von<br />

geschichtlich Handelnden, historischen<br />

Diskursen und Praktiken.<br />

Dabei ging es um Fragen wie: Was<br />

ist unter einer „kapitalistischen Moral“<br />

zu verstehen und welche Rollen<br />

spielen moralische Vorstellungen<br />

für die Konsolidierung des Kapitalismus?<br />

Bis zu welchem Grad<br />

traten soziale Bewegungen in Opposition<br />

zum Kapitalismus und etablierten<br />

eine unabhängige Wirtschaftsmoral?<br />

Wie können die Motive<br />

der Bankiers oder anderer Vertreter<br />

der Finanzwelt beschrieben<br />

werden? Welche kulturhistorische<br />

Bedeutung kommt dem Geld zu?<br />

Und als übergeordnete Leitfrage:<br />

Wie könnte eine neuere Kulturgeschichte<br />

des Kapitalismus aussehen?<br />

Die Veranstalter wollten mit der<br />

Konferenz neue Impulse geben und<br />

weitere Forschungen in diesem Bereich<br />

initiieren. Die Ergebnisse sollen<br />

bei einem renommierten englischsprachigen<br />

Verlag veröffentlicht<br />

werden.<br />

Proe<br />

Wie reagieren Menschen auf Risiko<br />

und Ungewissheit? Prof. Dr.<br />

Andreas Glöckner untersucht Fragen<br />

wie diese in seinem Lehrgebiet<br />

Allgemeine Psychologie: Urteilen,<br />

Entscheiden, Handeln an der<br />

<strong>FernUni</strong>versität in Hagen. Für wissenschaftliche<br />

Studien zu seiner<br />

Forschung sucht er Interessierte,<br />

die gegen eine Aufwandsentschädigung<br />

von durchschnittlich zehn<br />

Euro pro Stunde teilnehmen möchten.<br />

Dazu baut er eine Datenbank<br />

auf, in der sich Interessierte registrieren<br />

können: das „Hagen DecisionLab“.<br />

„Wir suchen bundesweit<br />

Menschen mit unterschiedlichen<br />

Merkmalen: Frauen und Männer<br />

aller Altersklassen, Studierende<br />

und Nicht-Studierende. Da einige<br />

Studien im Labor auf dem Campus<br />

erhoben werden, suchen wir explizit<br />

auch Personen aus der Region<br />

Hagen“, beschreibt Glöckner. Viele<br />

Untersuchungen laufen online. Der<br />

Aufwand für die Teilnehmenden ist<br />

überschaubar. Bestimmte Abfragedaten<br />

werden einmalig erhoben,<br />

damit Personen nicht oft mit denselben<br />

Fragen konfrontiert werden.<br />

Zudem merkt sich die Datenbank,<br />

wer an welchen Studien teilgenommen<br />

hat. Das garantiert, dass die<br />

Studien aussagekräftig bleiben. Die<br />

Teilnahme ist auch nach der Registrierung<br />

freiwillig. Persönliche Daten<br />

werden anonymisiert, jeder registrierten<br />

Person wird eine ID zugeordnet.<br />

aw<br />

http://e.feu.de/decisionlab


Campus<br />

Seite 4<br />

<strong>FernUni</strong> <strong>Perspektive</strong><br />

Philosophische Fachtagung<br />

Umfangreiche Debatte<br />

Symposium „Management Science“<br />

Hochkarätig besetzt<br />

Studienanfang<br />

Befragung<br />

Können und müssen menschliche<br />

Handlungen im Alltag und in der<br />

Geschichte anhand von Ursachen<br />

erklärt werden? Oder sind es vielmehr<br />

Gründe, insbesondere die von<br />

Akteurinnen und Akteuren selbstgewählten<br />

Zwecke, die die eigentliche<br />

Erklärungsform menschlicher Handlungen<br />

darstellen? Darüber diskutierten<br />

13 Philosophinnen und Philosophen<br />

aus Deutschland, England,<br />

und den USA auf der internationalen<br />

philosophischen Fachtagung „Causalism<br />

and Anti-Causalism in Historical<br />

Explanations” an der <strong>FernUni</strong>versität<br />

in Hagen.<br />

Organisiert hatte die Tagung Dr.<br />

Gunnar Schumann, Wissenschaftlicher<br />

Mitarbeiter am Lehrgebiet Philosophie<br />

I (Prof. Dr. Hubertus Busche)<br />

des Instituts für Philosophie an der<br />

<strong>FernUni</strong>versität.<br />

Methodik<br />

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler<br />

diskutierten diesen<br />

zentralen handlungstheoretischen<br />

Streit zwischen Kausalismus und<br />

Anti-Kausalismus im Hinblick auf<br />

das Problem historischer Erklärungen.<br />

Denn anhand des Ausgangs<br />

dieses handlungstheoretischen<br />

Streits könnte sich die Fragen entscheiden,<br />

ob und inwiefern ein prinzipieller<br />

Unterschied in den Methoden<br />

der Geschichts- und der Naturwissenschaften<br />

besteht.<br />

„Seit einigen Jahrzehnten ist der<br />

Kausalismus zum philosophischen<br />

Mainstream in Handlungstheorie<br />

und Philosophie der Historiographie<br />

geworden. Aber die Versuchung,<br />

die Methoden der Geschichtswissenschaften<br />

an die der Naturwissenschaften<br />

anzugleichen, ist alles<br />

andere als unangreifbar“, skizziert<br />

Gunnar Schumann.<br />

Hoher Zuspruch<br />

Die Tagung gestattete es beiden Seiten<br />

ihre Positionen und Argumente<br />

auszutauschen und gemeinsam<br />

kritisch miteinander zu diskutieren.<br />

„Es wurde deutlich, wie umfangreich<br />

die Debatte ist“, sagte Schumann<br />

nach der Tagung. „Die Frage<br />

nach der angemessenen Erklärungsart<br />

menschlicher Handlungen<br />

in Alltag und Geschichtsschreibung<br />

verzweigt sich stark.“<br />

Außerdem bestätige sich der Trend,<br />

dass sich nach vielen Jahrzehnten<br />

der unangefochtenen Dominanz<br />

des handlungstheoretischen Kausalismus<br />

wieder eine antikausalistische<br />

Bewegung herausgebildet hat.<br />

„Die Tagung hat eine substanzielle<br />

Debatte zwischen Kausalisten und<br />

ihren Gegnern wiederbelebt“, ist<br />

Schumann zufrieden.<br />

Ein Beleg für die Relevanz und die<br />

Aktualität des Themas in der Fachwelt<br />

war der hohe Zuspruch. aw<br />

Prof. Günter Fandel bei seinem Vortrag<br />

Top-Wirtschaftswissenschaftlerinnen<br />

und -wissenschaftler aus<br />

Deutschland, Finnland, Spanien,<br />

Italien, der Tschechischen Republik<br />

und Südafrika konnte Prof. Dr. Dr.<br />

h.c. Günter Fandel an der <strong>FernUni</strong>versität<br />

in Hagen zu dem Symposium<br />

„Contributions to Management<br />

Science“ begrüßen. Der Emeritus<br />

der Fakultät für Wirtschaftswissenschaft<br />

verfügt durch seine vielfältigen<br />

Tätigkeiten weiterhin über beste<br />

Kontakte in der Welt der Wirtschaftswissenschaft.<br />

Einige der 24<br />

Teilnehmenden sind Mitglieder von<br />

Akademien der Wissenschaft in ihren<br />

Heimatstaaten.<br />

Anlass für das Treffen war ein Jubiläum:<br />

Ende 2015 wurde die Herausgabe<br />

des 85. Jahrgangs des<br />

Journal of Business Economics voll­<br />

endet, das 1924 als Zeitschrift für<br />

Betriebswirtschaft (ZfB) gegründet<br />

wurde. Hauptherausgeber ist seit<br />

2001 Prof. Günter Fandel. Dabei<br />

wird er von der <strong>FernUni</strong>versität in<br />

vielfältiger Weise unterstützt. So<br />

fand das Symposium im Rahmen<br />

ihres Hagener Forschungsdialogs<br />

statt. In der Doppelausgabe 01/02<br />

<strong>2016</strong> des Journals konnten alle Inhalte<br />

des Symposiums veröffentlicht<br />

werden. Es ging um Themen<br />

aus der Entscheidungsforschung,<br />

der Produktionsforschung und der<br />

Finanzforschung.<br />

Günter Fandel, von 1993 bis 1997<br />

Rektor der <strong>FernUni</strong>versität, organisierte<br />

die Veranstaltung mit seinem<br />

Team im Zentrum für Produktionsökonomie<br />

und Entscheidungsmanagement<br />

(CPEDS).<br />

Da<br />

Wussten Sie, dass 81 Prozent der<br />

Studierenden der <strong>FernUni</strong>versität<br />

parallel zum Bachelorstudium und<br />

85 Prozent parallel zum Masterstudium<br />

arbeiten? Dass die Studienanfängerinnen<br />

und -anfänger hohe<br />

Erwartungen an ihr Studium, aber<br />

eher mittelmäßige Erwartungen an<br />

den Kontakt zu Mitstudierenden<br />

haben? Unter anderem diese Daten<br />

hat die <strong>FernUni</strong> mit der Eingangsbefragung<br />

erhoben, die im Studienjahr<br />

2015 begonnen haben. Die<br />

Ergebnisse sollen dazu beitragen,<br />

die Zusammensetzung und Bedarfe<br />

der Studierendenschaft zu erheben<br />

und bei der Weiterentwicklung<br />

der Studiengänge und des Studiensystems<br />

zu berücksichtigen. Im Mai<br />

hat die Eingangsbefragung für das<br />

<strong>Sommer</strong>semester <strong>2016</strong> begonnen.<br />

Für ein umfassendes Bild werden<br />

die Studierenden zu Studienbeginn,<br />

in der Mitte und nach dem Abschluss<br />

(bzw. der Exmatrikulation)<br />

per E-Mail zur Teilnahme eingeladen.<br />

Zu Studienbeginn geht es in<br />

erster Linie um Ziele, Erwartungen<br />

und Voraussetzungen, mit denen<br />

das Studium aufgenommen wird.<br />

Bei der Datenerhebung und -auswertung<br />

wird großer Wert auf den<br />

Datenschutz gelegt. Die Ergebnisse<br />

werden etwa einen Monat nach Beendigung<br />

des Befragungszeitraums<br />

veröffentlicht.<br />

Proe<br />

www.fernuni-hagen.de/per<strong>56</strong>-04<br />

Impressum<br />

<strong>FernUni</strong> <strong>Perspektive</strong><br />

Zeitung für Angehörige, Freundinnen und<br />

Freunde der <strong>FernUni</strong>versität<br />

Auflage 85.000<br />

ISSN 1610-5494<br />

Herausgeber<br />

Die Rektorin der <strong>FernUni</strong>versität in Hagen,<br />

Prof. Dr. Ada Pellert,<br />

und die Gesellschaft<br />

der Freunde der <strong>FernUni</strong>versität e. V.<br />

Redaktion<br />

Dez. 7 – Hochschulstrategie und<br />

Kommunikation<br />

Susanne Bossemeyer (bos) (verantwortlich)<br />

Gerd Dapprich (Da)<br />

Oliver Baentsch (bae)<br />

Anja Wetter (aw)<br />

Carolin Annemüller (can)<br />

Universitätsstr. 47, 58097 Hagen<br />

Tel. 02331 987-2422, -2413<br />

Fax 02331 987-2763<br />

E-Mail: presse@fernuni-hagen.de<br />

http://www.fernuni-hagen.de<br />

Fotos<br />

Gerd Dapprich, Carolin Annemüller,<br />

Anja Wetter, Archiv der <strong>FernUni</strong>versität,<br />

Thinkstock, Veit Mette, Maik Wunder<br />

Layout und Gestaltung<br />

Dezernat 5.2, Tanja Menzel-Wintermeyer<br />

<strong>FernUni</strong> <strong>Perspektive</strong> erscheint viermal<br />

jährlich.<br />

Redaktionsschluss der nächsten Ausgabe<br />

ist der 8. Juli <strong>2016</strong>.<br />

Namentlich gezeichnete Beiträge<br />

geben nicht unbedingt die Meinung der<br />

Redaktion wieder.<br />

#fernunicamp16<br />

Alles digital?<br />

Save the date: Am 23. und 24. September<br />

lädt das Lehrgebiet Mediendidaktik<br />

(Prof. Dr. Theo Bastiaens)<br />

der <strong>FernUni</strong>versität Studierende,<br />

Beschäftigte im Hochschulbetrieb<br />

und Interessierte zum <strong>FernUni</strong>­<br />

Camp nach Hagen ein. Unter dem<br />

Motto „Alles digital oder was? Bildung<br />

und Fernlehre im digitalen<br />

Zeitalter“ soll ein Themenrahmen<br />

ange boten werden, der Diskussionen<br />

zum aktuellen Stand und den<br />

Einfluss der Digitalisierung auf die<br />

Fernlehre eröffnet, aber auch, wie<br />

die Teilnehmenden sich ein zukünftiges<br />

Bild von Fernlehre im weiteren<br />

Verlauf der Digitalisierung vorstellen.<br />

Am ersten Tag finden mehrere<br />

Workshops und ein Doktorandenkolloquium<br />

statt. Tags darauf<br />

steht ein klassisches BarCamp auf<br />

dem Programm. Mit den vorgelagerten<br />

Workshops und dem Kolloquium<br />

bietet das Team des Lehrgebiets<br />

Mediendidaktik insbesondere<br />

BarCamp-Neulingen einen Anreiz,<br />

um das offene Session-Format<br />

eines BarCamps kennen zu lernen.<br />

Infos und Anmeldung ab Juni unter<br />

www.fernunicamp.de. Proe<br />

<strong>FernUni</strong> in sozialen Netzwerken<br />

Best Of Social Media<br />

Topgeklickt auf Facebook<br />

10.227 * Sie haben es geschafft: 100 Alumni feierten ihre erfolgreichen Abschlüsse. (18. April <strong>2016</strong>)<br />

3.178 In 12.000 Metern Höhe bei minus 55 Grad für die #<strong>FernUni</strong> lernen. (Nutzerfoto, 18. April <strong>2016</strong>)<br />

2.242 #<strong>FernUni</strong>-UB hat jede Menge Infos für alle Erstis zusammengestellt. (6. April <strong>2016</strong>)<br />

* Beitragsklicks, Gefällt-mir-Angaben, Kommentare und geteilte Inhalte<br />

Wörtlich:<br />

Andere so: Busse und Bahnen streiken, wir kommen nicht zur Uni. Uni fällt aus.<br />

Ich so: #<strong>FernUni</strong> FTW*, ich darf unbehelligt weiterlernen. <br />

<strong>FernUni</strong>-Studentin @SKittieM macht der Bahnstreik nichts aus. (25. April <strong>2016</strong> auf Twitter)<br />

#Meine <strong>FernUni</strong>: die besten Antworten<br />

„#Meine<strong>FernUni</strong> eröffnet mir die Möglichkeit des lebenslangen Lernens“,<br />

schreibt Heiko Gerdes-Janssen auf Facebook. „#Meine<strong>FernUni</strong>? Hat mir was<br />

beigebracht, mich weitergebracht, mich zum Nachdenken gebracht“, kommentiert<br />

Andrea Henn. „Mir hat #Meine<strong>FernUni</strong> den Traum vom Jura-Studium<br />

ohne Abitur und neben dem Job erfüllt“, ergänzt Patrick Adler begeistert.<br />

Und für Holly P. ist #Meine<strong>FernUni</strong> „wie eine gute Mutter: fordernd, aber<br />

immer mit Rat und Tat da, wenn man sie braucht.“ In der vorigen Ausgabe<br />

der <strong>Perspektive</strong> baten wir unsere Leserinnen und Leser, den Hashtag #Meine<strong>FernUni</strong><br />

zu ergänzen. Danke fürs Mitmachen – weitere 75 Zitate haben<br />

wir auf der neuen Info-Website http://meine.fernuni-hagen.de veröffentlicht.<br />

Folgen Sie uns! Links auf<br />

fernuni-hagen.de


<strong>FernUni</strong> <strong>Perspektive</strong> Seite 5<br />

Hagen United<br />

Gegen Rassismus, für Vielfalt<br />

Diversitäts-Audit<br />

Startschuss gefallen<br />

Kicken für Integration: Die <strong>FernUni</strong>versität hat Hagen United mit Fußballtrikots ausgestattet.<br />

Starke Symbolik: Auf der Brust tragen<br />

sie das Logo der <strong>FernUni</strong>versität,<br />

die Trikots sind in den Farben<br />

der Stadt Hagen, Blau-Gelb, gehalten.<br />

Hagen United ist der erste Fußballverein<br />

in Deutschland, der eigens<br />

für Flüchtlinge gegründet wurde.<br />

Die <strong>FernUni</strong>versität in Hagen unterstützt<br />

den Verein als Sponsorin<br />

und stellt Sportausrüstung mit ihrem<br />

Schriftzug und Logo zur Verfügung.<br />

Beim ersten offiziellen Spiel<br />

in den neuen Trikots gewann Hagen<br />

United 4:1. „Das Spiel war unsere<br />

Heimpremiere, wir freuen uns<br />

sehr über das Ergebnis. Vor allem<br />

aber war es ein Zeichen gegen Rassismus,<br />

für Vielfalt und mehr Toleranz<br />

gegenüber geflüchteten Menschen“,<br />

sagt Trainer und Vereinsvorsitzender<br />

André Sänger.<br />

Dafür stehen auch die sieben deutschen<br />

Spieler. Sänger hat den Verein<br />

mit anderen Hagenerinnen und Hagenern<br />

gegründet – darunter auch<br />

die langjährige <strong>FernUni</strong>-Beschäftigte<br />

Bettina Hölzemann. Sie stellte die<br />

Verbindung zwischen Verein und<br />

Hochschule her, deren Leitung umgehend<br />

Unterstützung zusicherte.<br />

„Wir sind stolz mit der <strong>FernUni</strong> eine<br />

starke Partnerin gefunden zu haben.<br />

Hier studieren Menschen verschiedenster<br />

Nationen – so wie sie bei uns<br />

Fußball spielen“, sagt Sänger. aw<br />

Jeder Mensch ist anders. Das gilt allemal<br />

für die Studierenden der Fern­<br />

Universität in Hagen. Für die Hochschule<br />

war, ist und bleibt ihre heterogene<br />

Studierendenschaft Herausforderung<br />

und Chance zugleich.<br />

Mit dem Ziel, den individuellen Studienerfolg<br />

ihrer Studierenden zu erhöhen,<br />

hat sich die <strong>FernUni</strong>versität<br />

2015 erfolgreich beim Stifterverband<br />

für die Deutsche Wissenschaft<br />

um die Teilnahme am Diversitäts-<br />

Audit „Vielfalt gestalten“ beworben.<br />

Jetzt steht sie in der Anfangsphase<br />

eines zweijährigen Prozesses.<br />

Eigene Strategie<br />

„One size fits all – das gilt nicht<br />

an der <strong>FernUni</strong>versität“, fasst Rektorin<br />

Prof. Dr. Ada Pellert die Ausgangslage<br />

im Hinblick auf die Lehrund<br />

Betreuungsangebote für die<br />

Studierenden zusammen. Deutschlandweit<br />

sind bereits 20 Hochschulen<br />

auditiert.<br />

Nun wird die <strong>FernUni</strong>versität eine eigene<br />

Strategie für einen wertschätzenden<br />

Umgang mit Vielfalt erarbeiten<br />

und umsetzen. Das Audit<br />

„Vielfalt gestalten“ des Stifterverbands<br />

begleitet sie dabei.<br />

Vielfalt der Studierenden<br />

Seit jeher zeichnen sich die Studierenden<br />

der <strong>FernUni</strong>versität durch<br />

ihre Vielfalt aus. An der Hagener<br />

Hochschule studieren rund 77.000<br />

Menschen (WS 2015/16) vor allem<br />

neben dem Beruf und anderen Verpflichtungen,<br />

darunter auch beruflich<br />

Qualifizierte ohne Abitur und<br />

Menschen mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen.<br />

Um ihren individuellen<br />

Bildungsbiografien und Bildungszielen<br />

gerecht zu werden und<br />

den vorhandenen Umgang mit Vielfalt<br />

im Bereich Studium und Lehre<br />

zu professionalisieren, stellt sich die<br />

<strong>FernUni</strong> dem Audit.<br />

Nachhaltige Impulse<br />

Das Verfahren begleitet und rundet<br />

die mit dem Hochschulentwicklungsplan<br />

2020 angestoßenen Prozesse<br />

im Handlungsfeld Lehre und<br />

Studium ab. In den Themenfeldern<br />

„Studienstruktur“, „diversitätssensible<br />

Lehre und Mediendidaktik“,<br />

„Inklusion“ sowie „Strategie, Struktur<br />

und Kommunikation“ erarbeiten<br />

die Mitglieder des Lenkungskreises<br />

und der Arbeitsgruppen mit der<br />

externen Auditorin Doris Carstensen<br />

Strategien und Konzepte. Auch<br />

Studierende sind eingebunden.<br />

Prof. Dr. Sebastian Kubis, Prorektor<br />

der <strong>FernUni</strong>versität für Studium und<br />

Diversität und Leiter des Diversitäts-<br />

Audits, will das Audit eng an die<br />

kommende Studienstrukturreform<br />

koppeln: „Wir möchten das Engagement<br />

und die Ressourcen bündeln,<br />

um unserer Universität, insbesondere<br />

den Studierenden, positive<br />

und nachhaltige Impulse zu<br />

geben.“<br />

can<br />

Bibliothek plant Langzeitarchiv<br />

Besserer Zugriff<br />

IT-Sicherheit<br />

Neues Team<br />

Iranische Delegation<br />

Besuch aus Teheran<br />

In enger Kooperation mit dem Zentrum<br />

für Medien und IT (ZMI) der<br />

<strong>FernUni</strong>versität in Hagen konnte die<br />

Universitätsbibliothek (UB) eine Medienecke<br />

einrichten: In ihrem Untergeschoss<br />

steht eine einladende Sitzecke<br />

vor einem Zeitschriftenregal.<br />

Das Herzstück der Medienecke ist<br />

der Arbeitsbereich mit einem Platz<br />

mit Lesegerät für Microfiches und<br />

Mikrofilme und einem allgemeinen<br />

Rechercheplatz.<br />

„Es gibt noch sehr viele Bestände,<br />

die auf sogenannten Mikroformen<br />

– das sind Mikrofiches oder Mikrofilme<br />

– gespeichert sind“, sagt UB-<br />

Leiterin Karin Michalke. Es handelt<br />

sich dabei häufig um Verfilmungen<br />

von Zeitungen und Zeitschriften.<br />

Das Lesegerät ermöglicht zunächst<br />

die Rückvergrößerung und Anzeige,<br />

aber auch das Scannen und Abspeichern<br />

der Daten. Die Darstellung<br />

auf dem Monitor lässt sich vergrößern,<br />

so dass die Texte gut lesbar<br />

sind und Grafiken oder Fotos<br />

angemessen wiedergegeben werden.<br />

Möglich ist auch eine Speicherung<br />

auf USB-Stick oder Ausdrucke.<br />

Die Zusammenarbeit zwischen UB<br />

und ZMI soll weiter vertieft werden.<br />

Beide Einrichtungen arbeiten<br />

gemeinsam an einer Strategie zur<br />

Langzeitarchivierung zunächst vor<br />

allem audiovisueller Medien. „Wir<br />

wollen Daten über die Zeit retten“,<br />

sagt Dr. Christa Bast, fachliche Assistenz<br />

der ZMI-Leitung. „Es geht<br />

grundsätzlich um alle Medienproduktionen,<br />

die im Rahmen des Blended-Learning-Konzepts<br />

der Fern­<br />

Universität für das Fernstudium entwickelt<br />

wurden. Das betrifft etwa<br />

Lehrsoftwareproduktionen, bei denen<br />

Studienbriefinhalte um Filmund<br />

Tonsequenzen, Java- und Flashfilme<br />

und um interaktive Aufgaben<br />

ergänzt wurden. An diesen wichtigen<br />

Bestandteilen der Lehre lässt<br />

sich insbesondere die mediale Entwicklung<br />

des Fernstudiums dokumentieren.“<br />

Über das Universitätsarchiv können<br />

Studierende oder Mitarbeitende,<br />

die sich wissenschaftlich beispielsweise<br />

mit der Entwicklung des Fernstudiums<br />

beschäftigen, künftig auf<br />

diese Informationen zugreifen. aw<br />

„Es genügt nicht, IT-Sicherheit einmal<br />

zu schaffen, sondern sie muss<br />

kontinuierlich aufrecht erhalten werden“,<br />

sagte Thomas Biere beim Auftakt<br />

des neu gegründeten IT-Sicherheitsteams<br />

an der <strong>FernUni</strong>versität.<br />

Der Mitarbeiter des Bundesamts für<br />

Sicherheit in der Informationstechnik<br />

(BSI) war als Gastdozent nach<br />

Hagen gekommen, um für die Themen<br />

Datensicherheit und Datenschutz<br />

zu werben. IT-Sicherheit sei<br />

niemals Selbstzweck, referierte Biere:<br />

„Es gilt, Werte zu schützen.“<br />

Um diese Ziele an der <strong>FernUni</strong>versität<br />

beratend und empfehlend zu begleiten,<br />

hat das Rektorat im Januar<br />

<strong>2016</strong> das IT-Sicherheitsteam ins Leben<br />

gerufen. Es setzt sich aus Beschäftigten<br />

aller Hochschulbereiche<br />

zusammen und wird das Rektorat in<br />

allen Angelegenheiten der IT-Sicherheit<br />

an der <strong>FernUni</strong> beraten. Es solle<br />

zudem wirksame Sicherheitsstandards<br />

und Handlungsempfehlungen<br />

zu deren Umsetzung definieren, sagte<br />

der kommissarische Vorsitzende<br />

Prof. Dr. Stefan Smolnik (Fakultät für<br />

Wirtschaftswissenschaft). bae<br />

Grundsätzliches Interesse an einer<br />

Zusammenarbeit mit der <strong>FernUni</strong>versität<br />

in Hagen hat der eCampus<br />

Teheran der Islamic Azad University.<br />

Dessen Rektor Prof. Dr. Mohammad<br />

Reza Kershavarzi und vier Prorektoren<br />

informierten sich in Hagen über<br />

die <strong>FernUni</strong>versität und ihr Fernstudiensystem.<br />

Nach einem Austausch<br />

mit <strong>FernUni</strong>-Rektorin Prof. Dr. Ada<br />

Pellert erhielten die Gäste von Brigitte<br />

Kreplin (ZMI) sowie Dr. Ingrid<br />

Thaler und Dr. Florian Bast aus<br />

dem Dezernat 1.2 Informationen<br />

rund um die <strong>FernUni</strong>versität und ihr<br />

Blended-Learning-Studienkonzept.<br />

Besonders interessiert zeigte sich<br />

die iranische Delegation dabei am<br />

speziellen Lehr- und Lernkonzept,<br />

den technischen Umsetzungsmöglichkeiten<br />

und dem Studierendenservice.<br />

Darüber hinaus lernte die<br />

Gruppe unter anderem das Videostudio<br />

kennen.<br />

Drittgrößtes Uni-Netzwerk<br />

Die national akkreditierte private<br />

Islamic Azad University, gegründet<br />

1982, ist das weltweit drittgrößte<br />

Universitätsnetzwerk mit verschiedenen<br />

Standorten im Iran und Nahen<br />

Osten. Insgesamt studieren an<br />

ihr 1,7 Millionen Menschen. Der<br />

eCampus mit Sitz in Teheran wurde<br />

2006 gegründet. Dort sind 12 000<br />

Studierende eingeschrieben. can<br />

Austausch mit Rektorin Prof. Ada Pellert: Die iranische Delegation (rechts) war einen<br />

Tag lang an der <strong>FernUni</strong>versität zu Gast.


Forschung<br />

Seite 6<br />

<strong>FernUni</strong> <strong>Perspektive</strong><br />

EU-Referendum im Vereinigten Königreich<br />

Bleiben oder nicht bleiben? Das ist hier die Frage!<br />

Am 23. Juni <strong>2016</strong> entscheiden die Wählerinnen und Wähler im Vereinigten Königreich Großbritannien<br />

und Nordirland in einem Referendum über das Ausscheiden aus der Europäischen Union, den so genannten<br />

„Brexit“. An den europäischen Einigungsprozessen beteiligte sich das Vereinigte Königreich<br />

erst seit seinem Beitritt zur Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) 1973. Welche Entwicklungen<br />

führten zur heutigen EU? Wie stehen die Britinnen und Briten zu ihr? Was könnte ein Ausscheiden bedeuten?<br />

Zwei Wissenschaftlerinnen und ein Wissenschaftler der <strong>FernUni</strong>versität beleuchten dies aus<br />

unterschiedlichen Richtungen.<br />

Ausfahrt in die Sackgasse?<br />

Die Skepsis gegenüber der Europäischen<br />

Union ist unter den Britinnen<br />

und Briten besonders weit verbreitet,<br />

die einzigen Gegner sind sie jedoch<br />

bei weitem nicht: „Wenn jedoch<br />

jemand diesen aktuell besonders<br />

starken Trend mitbegründet<br />

hat, gehören die Briten auf jeden<br />

Fall dazu“, erläutert die <strong>FernUni</strong>-<br />

Politikwissenschaftlerin Prof. Dr.<br />

Viktoria Kaina. Seit dem Beginn<br />

der 1970er Jahre werden Befragungen<br />

zu den Einstellungen der<br />

EU-Bürgerinnen und EU-Bürger gegenüber<br />

der Gemeinschaft durchgeführt:<br />

„Die Briten gehörten immer<br />

zu den EU-Skeptikerinnen und<br />

Skeptikern, eine relative Mehrheit<br />

sah sich immer nur als Britinnen<br />

und Briten, nicht als Europäerinnen<br />

und Europäer.“ Das bringt die Distanz<br />

zur EU deutlich zum Ausdruck.<br />

Besonders in der britischen Außenund<br />

Sicherheitspolitik dominiert die<br />

transatlantische Allianz<br />

mit den USA.<br />

Vor allem seit dem<br />

Vertrag von Maastricht<br />

hat die EU-<br />

Skepsis in der Bevölkerung<br />

insgesamt zugenommen.<br />

Souveränität hat Vorrang<br />

Bei den Britinnen und Briten stellte<br />

Prof. Kaina eine „ökonomisch und<br />

politisch motivierte EU-Skepsis“<br />

fest: „Sie sind für einen freien Markt<br />

und auch für einen Zusammenschluss<br />

souveräner Nationalstaaten,<br />

lehnen einen europäischen Superstaat<br />

aber mehrheitlich ab. Wenn<br />

es um die nationale Sicherheits-, Finanz-<br />

und Wirtschaftspolitik geht,<br />

sind sie knallhart. Die Britinnen und<br />

Briten sind also nicht grundsätzlich<br />

gegen Europa und auch nicht gegen<br />

die EU, sie sind aber gegen eine<br />

bestimmte Art EU.“<br />

Die tiefe innere Distanz vieler Britinnen<br />

und Briten zur EU und zu den<br />

Vorläufer-Gemeinschaften sieht der<br />

Rechtswissenschaftler Prof. Dr. Andreas<br />

Haratsch auch als Resultat<br />

eines Jahrhunderte alten Rechtsbewusstseins.<br />

Die Magna Charta<br />

von 1215 hatte eine Entwicklung<br />

der Begrenzung der monarchischen<br />

Macht eingeleitet, die darin gipfelt,<br />

das Parlament als Träger der uneingeschränkten<br />

Souveränität zu sehen.<br />

Diese Souveränität sehen viele<br />

durch die Regelungskompetenz der<br />

Prof. Viktoria Kaina, Lehrgebiet Politikwissenschaft I: Staat und Regieren<br />

EU eingeschränkt: „Nach ihrer Meinung<br />

kann das Parlament in London<br />

alles entscheiden, was es will“, so<br />

Prof. Haratsch.<br />

„Die Britinnen und Briten sind nicht grundsätzlich<br />

gegen Europa und auch nicht gegen die EU, sie sind aber<br />

gegen eine bestimmte Art EU.“<br />

Viktoria Kaina macht aber auch<br />

massive Fehler auf der Entscheidungsebene<br />

der Mitgliedsstaaten<br />

dafür mitverantwortlich, dass in vielen<br />

EU-Staaten nationale Egoismen<br />

revitalisiert werden. „Bei Gipfeln<br />

und Vertragsveränderungen wurden<br />

viele Probleme unter den Teppich<br />

gekehrt und immer wieder vertagt<br />

oder Kompromisse auf dem<br />

kleinsten gemeinsamen Nenner<br />

geschlossen.“ Irgendwann funktioniert<br />

das nicht mehr, so wie aktuell<br />

bei der Flüchtlingskrise. „Seit<br />

dem Vertrag von Maastricht gibt es<br />

den ‚Elitenkonsens‘ nicht mehr, der<br />

dazu beitrug, frühere Brüche und<br />

Krisen in der Entwicklung der Gemeinschaft<br />

zu überwinden“, erläutert<br />

die Politologin. Vor Maastricht<br />

waren sich die europäischen Eliten<br />

noch einig, das Integrationsprojekt<br />

voranzutreiben. Aber schon ab Mitte<br />

der 1980er Jahre begann dieser<br />

Konsens zu bröckeln. Kaina: „Bis<br />

heute besteht keine Einigkeit, was<br />

die EU am Ende eigentlich sein soll.“<br />

Ein freier Binnenmarkt? Ein politisches<br />

Projekt in Form eines föderalen<br />

Staates? Oder ein sicherheitspolitischer<br />

Pfeiler der europäischen Sicherheitsarchitektur<br />

und NATO-Ergänzung?<br />

„Too fast, too much“<br />

„Diese Frage wurde auch beim<br />

Maastrichter Vertrag ausgeklammert,<br />

mit der Erweiterung und Vertiefung<br />

jedoch weitergemacht ohne<br />

sich einig zu sein: Was wollen wir eigentlich?“<br />

Eine Folge war die wachsende<br />

Disparität in der EU, verschärft<br />

durch die rasante<br />

Aufnahme von Staaten<br />

auf ganz unterschiedlichen<br />

Niveaus ökonomischer<br />

und gesellschaftlicher<br />

Entwicklung. Das<br />

zeigte sich, so die Wissenschaftlerin<br />

weiter, vor allem nach dem Beitritt<br />

von zehn neuen Mitgliedern<br />

im Jahr 2004, bei dem es auch um<br />

die Stabilisierung der jungen Demokratien<br />

in Ost- und Südosteuropa<br />

ging. Diese große „Beitrittswelle“<br />

und die Aufnahme von zwei weiteren<br />

Staaten 2007 und 2013 veränderten<br />

die Machtverhältnisse in der<br />

EU fundamental.<br />

Es wurden aber<br />

nicht nur zu<br />

schnell zu viele<br />

Staaten aufgenommen<br />

(Er­<br />

Prof. Viktoria Kaina<br />

weiterung), zeitgleich<br />

wurden auch die Kompetenzen<br />

der EU zu Lasten nationaler<br />

Souveränitätsrechte dramatisch erweitert<br />

(Vertiefung). „US-amerikanische<br />

Kollegen brachten die selbst<br />

verursachte Überforderung der EU<br />

mit der Formulierung ‚Too fast, too<br />

much‘ gut auf den Punkt.“<br />

Britischer Linksverkehr bei der EU-Zugehörigkeit<br />

Nicht nur Gewinner<br />

Vor allem aber wurde nach dem<br />

Vertrag von Maastricht für die Bevölkerung<br />

spürbar, dass es durch die<br />

Integration nicht länger nur Gewinnerinnen<br />

und Gewinner gibt, sondern<br />

auch Verliererinnen und Verlieren.<br />

Zudem lasten viele Menschen<br />

ihre durch Globalisierungsprozesse<br />

verursachten Probleme der EU<br />

an. „Entgegen ihren Versprechungen<br />

konnte die EU viele Menschen<br />

nicht vor den negativen Globalisierungsfolgen<br />

schützen“, so Kaina.<br />

„Bestimmte Prozesse sind von<br />

der Politik nicht beherrschbar.“ Die<br />

„Modernisierungsverlierer“ – und<br />

Gespaltenes Land<br />

Die Grenzen zwischen Befürwortern<br />

und Gegnern der EU gehen<br />

nicht nur in Großbritannien quer<br />

durch die politischen Lager. Auch<br />

eigentlich international orientierte<br />

Linke lehnen die Union wegen ihrer<br />

wirtschaftsliberalen Linie oft ab.<br />

Und Liberale sagen „nein“ zur Brüsseler<br />

Bürokratie.<br />

Premierminister<br />

„Der Traum von einer faktischen Unabhängigkeit des<br />

David Cameron<br />

Vereinigten Königreichs ist eine Illusion.“<br />

gab mit seiner Entscheidung<br />

für ein<br />

Prof. Andreas Haratsch<br />

Referendum nicht<br />

das sind eben nicht die jungen, gut zuletzt dem Druck innerhalb seiner<br />

eigenen konservativen Partei<br />

Ausgebildeten oder diejenigen, die<br />

vom freien Handel profitieren – stellen<br />

einen großen Anteil unter den EU-Partei UKIP: Die United King­<br />

nach, so Kaina. Ebenso der Anti-<br />

Skeptikern.<br />

dom Independence Party kam bei<br />

der Europawahl 2014 auf 27,5 Prozent<br />

der Stimmen. „Das Volk zu be­<br />

Die Politikerinnen und Politiker machen<br />

nach den Worten von Viktoria<br />

Kaina im Hinblick auf die nächsdung<br />

zu treffen, ist manchmal auch<br />

fragen, statt selbst eine Entscheite<br />

Wahl oft große Versprechen und eine Form von Verantwortungsentlastung,<br />

ein Populismus der Mitte.<br />

setzen so eine Spirale von Erwartungen<br />

in Gang, die nicht zu erfüllen<br />

sind: „Die Politik wäre gut be­<br />

er setzt ja durchaus auch Akzente“,<br />

Dabei ist Cameron nicht unbeliebt,<br />

raten, wieder etwas mehr Demut erläutert Kaina. „Aber in dieser Frage<br />

ist er ein Getriebener.“<br />

zu zeigen.“<br />

Fortsetzung auf Seite 7<br />

Prof. Andreas Haratsch, Lehrstuhl für Deutsches und Europäisches Verfassungs- und<br />

Verwaltungsrecht sowie Völkerrecht<br />

Copyright: Thinkstock / Montage: <strong>FernUni</strong>versität


<strong>FernUni</strong> <strong>Perspektive</strong> Seite 7<br />

Fortsetzung von Seite 6<br />

Was wäre, wenn…?<br />

Der Austritt eines Mitglieds wurde<br />

erstmals im Lissaboner EU-Vertrag<br />

2009 geregelt. Prof. Haratsch:<br />

„Man wollte den am Beitritt interessierten<br />

mittel- und osteuropäischen<br />

Staaten die Entscheidung leichter<br />

machen. Sie waren ja schon im Warschauer<br />

Pakt ‚gefangen‘ gewesen.<br />

Nun sollten sie durch den Beitritt zur<br />

EU nicht schon wieder einen Teil ihrer<br />

neu gewonnenen Souveränität<br />

abgeben müssen.“<br />

Die klare Bekundung des Austrittswillens<br />

an den Europäischen Rat ist<br />

ausreichend und endgültig. „Großbritannien<br />

würde, sofern der Antrag<br />

nicht zwischenzeitlich zurückgenommen<br />

würde, zwei Jahre später<br />

ausscheiden, alle Rechte und<br />

Verpflichtungen enden dann“, erläutert<br />

Haratsch. Allerdings sieht<br />

der EU-Vertrag vor, dass über die<br />

Rahmenbedingungen verhandelt<br />

wird, „um den Austritt abzufedern“.<br />

So könnte geregelt werden,<br />

dass die Warenverkehrs-, die Reise-<br />

oder Niederlassungsfreiheit bestehen<br />

bleiben oder dass der Austritt<br />

erst später vollzogen wird. Haratsch:<br />

„Ansonsten wäre der Bruch<br />

viel zu groß. Die Wirtschaft etwa<br />

müsste sich ja sonst auf ganz neue<br />

Situationen wie Zollschranken einstellen.<br />

Das kann niemand wollen.“<br />

Beispielsweise könnte eine starke<br />

Assoziierung vereinbart werden:<br />

„London würde EU-Regelungen<br />

übernehmen, hätte auf das Gesetzgebungsverfahren<br />

jedoch keinen<br />

Einfluss mehr – ein Widerspruch<br />

zum britischen Souveränitätsziel!“<br />

Ein völliger Bruch ist nach Haratschs<br />

Ansicht unwahrscheinlich: Bevor<br />

zum Beispiel Österreich EG-Mitglied<br />

wurde, waren die Wirtschaftsbeziehungen<br />

bereits so eng, dass die<br />

Alpenrepublik EG-Richtlinien teilweise<br />

schneller umsetzte als etwa<br />

Deutschland. Ebenso ist es bei dem<br />

Nichtmitglied Schweiz. „Das wür­<br />

de bei Großbritannien wahrscheinlich<br />

nicht viel anders sein“, schlussfolgert<br />

Haratsch.<br />

Er sieht das Vereinigte Königreich<br />

daher im Falle eines Austritts in einer<br />

durchaus schwierigen Situation:<br />

„Die Vorstellung von einer faktischen<br />

Unabhängigkeit ist eine Illusion.<br />

Auf einer Insel zu leben heißt<br />

nicht, Robinson Crusoe zu sein!<br />

Großbritannien würde sich mit der<br />

EU arrangieren müssen.“<br />

Ob andererseits die Briten beim<br />

Referendum die bisherigen EU-Zugeständnisse<br />

honorieren, vermag<br />

Haratsch nicht abzuschätzen: „Sie<br />

konnten ja selbst entscheiden, ob<br />

sie dem Euro beitreten, man hat<br />

ihnen einen Beitragsrabatt zugestanden.<br />

Um einen Brexit zu verhindern,<br />

hat man sich zu neuen Zugeständnissen<br />

bereit erklärt. Soziale<br />

Unterstützungen müssen Migrantinnen<br />

und Migranten aus anderen<br />

EU-Staaten erst nach vier Jahren<br />

geleistet werden – dieses Recht<br />

sollen zwar alle Mitgliedstaaten haben,<br />

es ist aber ein Entgegenkommen<br />

an London.“<br />

Alles passiert zum ersten Mal<br />

Würde ein Austritt des Vereinigten<br />

Königreichs mehr Unruhe in die EU<br />

bringen? Haratsch: „Noch mehr als<br />

jetzt bereits? Das kommt darauf an,<br />

wie der Austritt abgefedert würde.<br />

Wenn andere Länder sähen, dass<br />

sie die wirtschaftlichen Vorteile bei<br />

einem eigenen Ausscheiden behalten<br />

könnten, sich von Brüssel aber<br />

nicht mehr ‚reinregieren‘ oder kritisieren<br />

lassen müssten, könnten sie<br />

schon denken: Dem ‚Diktat‘ müssen<br />

wir uns nicht mehr unterwerfen.“<br />

Sie könnten sich vielleicht im<br />

Umfeld einer Kern-EU wiederfinden,<br />

in einem EWG-ähnlichen Zustand<br />

mit starkem Fokus auf wirtschaftliche<br />

Vorteile, ohne strikte politische<br />

Vorgaben.<br />

Wie die Zukunft der EU nach dem<br />

23. Juni <strong>2016</strong> sein wird, ist für<br />

Haratsch also eine außerordentlich<br />

spannende Frage: „Die europäische<br />

Integration ist ein Experiment, das<br />

es in dieser Form noch nie gegeben<br />

hat. Es gibt keine Erfahrungswerte.<br />

Alles, was passiert, passiert zum ersten<br />

Mal. Auch ein Austritt.“ Da<br />

Einfach austreten?<br />

„Die Bundesrepublik Deutschland könnte nicht so einfach austreten wie<br />

Großbritannien“, so Prof. Haratsch. „Sie hat laut Artikel 23 des Grundgesetzes<br />

den Verfassungsauftrag, zur Verwirklichung eines vereinten<br />

Europas bei der Entwicklung der Europäischen Union mitzuwirken, die<br />

demokratischen, rechtsstaatlichen, sozialen und föderativen Grundsätzen<br />

und dem Grundsatz der Subsidiarität verpflichtet ist und die einen<br />

diesem Grundgesetz im wesentlichen vergleichbaren Grundrechtsschutz<br />

gewährleistet.“ Für einen Austritt Deutschlands müsste also zunächst<br />

das Grundgesetz geändert werden. Haratsch: „Auszutreten ist<br />

also gar nicht so einfach.“<br />

Vereinigtes Europa entzweit Insel<br />

Die Entwicklung zur Europäischen<br />

Union seit den Anfang der 1950er<br />

Jahre hatte Gründe, die weit über<br />

die wirtschaftlichen Vorteile eines<br />

„Gemeinsamen Marktes“ hinausgehen.<br />

Letztendliches Ziel war nach<br />

den Erfahrungen des Zweiten Weltkrieges<br />

eine Politik des Friedens und<br />

der Völkerverständigung in Europa.<br />

In diesem Zusammenhang hatte<br />

die Idee, einen Staatenverbund<br />

zu schaffen, viele Anhängerinnen<br />

und Anhänger. Das Vereinigte Königreich<br />

verfolgte eine Politik des<br />

Gleichgewichts: Kein Staat auf dem<br />

Kontinent sollte wieder so stark<br />

werden, dass er die anderen bedrohen<br />

konnte.<br />

Dr. Ingrid Piela, Wissenschaftliche<br />

Mitarbeiterin am Dimitris-Tsatsos-Institut<br />

für Europäische Verfassungswissenschaften,<br />

hat sich mit<br />

der Geschichte der Europäischen<br />

Integration befasst. Sie äußert sich<br />

dazu, wie die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft<br />

entstand und<br />

wie das „No!“ der Briten zu einer<br />

Mitgliedschaft zum „Yes!“ wurde.<br />

Langer Weg in die EWG<br />

In den Jahren nach dem Zweiten<br />

Weltkrieg „saß der Schock über<br />

die Erfahrungen des Zweiten Weltkriegs<br />

tief“, erläutert Ingrid Piela.<br />

Ein föderativ geeintes Europa schien<br />

die Lösung zu sein. 1946 sprach<br />

sich Winston Churchill in seiner<br />

berühmten Rede an der Universität<br />

Zürich für die ‚Vereinigten Staaten<br />

von Europa‘ aus. Für ihn waren<br />

sie der beste Weg, um den Frieden<br />

in Europa zu sichern. Während jedoch<br />

Konrad Adenauer, der sich immer<br />

als Europäer sah, die Verflechtung<br />

der wirtschaftlichen Interessen<br />

Deutschlands und seiner westlichen<br />

Nachbarn inklusive des Vereinigten<br />

Königreichs als Lösung forderte, sah<br />

Churchill das Vereinigte Königreich<br />

nicht in diesem Zusammenschluss.“<br />

Doch warum lehnten die Briten<br />

eine eigene Teilnahme ab? Piela:<br />

„Churchill meinte damals: ‚Wir Briten<br />

haben unser eigenes Commonwealth‘.<br />

Sie fürchteten, die wirtschaftlichen<br />

und kulturellen Verbindungen<br />

zum Commonwealth of<br />

Nations durch eine Mitgliedschaft in<br />

einem europäischen Staatenbund<br />

zu verlieren. Der erste Schritt zur<br />

Schaffung einer europäischen Völkerfamilie<br />

sollte daher aus ihrer<br />

Sicht die Partnerschaft von Frankreich<br />

und Deutschland sein.“ Soweit<br />

Ingrid Piela.<br />

Ab 1952 arbeiteten Belgien, Deutsch ­<br />

land, Frankreich, Italien, Luxemburg<br />

und die Niederlande auf der Grundlage<br />

des Pariser Vertrags in der<br />

Europäischen Gemeinschaft für<br />

Kohle und Stahl zusammen. Wirtschaftliche<br />

Fortschritte, die Erhöhung<br />

des Lebensstandards, aber<br />

auch die Gefahr eines<br />

Krieges einzudämmen<br />

waren auf<br />

diesem Wege am<br />

ehesten zu verwirklichen.<br />

Großbritannien<br />

trat der auch<br />

„Montanunion“<br />

genannten, auf 50<br />

Jahre befristeten<br />

EGKS nicht bei.<br />

Als 1954 die Europäische<br />

Verteidigungsgemeinschaft<br />

(EVG) am<br />

„Non“ aus Paris<br />

scheiterte, sahen<br />

vor allem Jean<br />

Monnet (Frankreich),<br />

Paul-Henri<br />

Spaak (Belgien),<br />

Willem Beyen (Niederlande)<br />

und Konrad Adenauer<br />

aufgrund der EGKS-Erfahrungen einen<br />

„Gemeinsamen Markt“ als beste<br />

Möglichkeit zur Friedenssicherung<br />

an. Das zur vorbereitenden<br />

Konferenz von Messina 1955 eingeladene<br />

Vereinigte Königreich lehnte<br />

eine Mitwirkung ab.<br />

1958 traten dann die Verträge von<br />

Rom in Kraft, mit denen die Europäische<br />

Wirtschaftsgemeinschaft<br />

(EWG) und die Europäische Atomgemeinschaft<br />

(EAG bzw. EURA­<br />

TOM) gegründet wurden.<br />

Widerstand aus Paris<br />

Zusammen mit sechs anderen Staaten<br />

bildete Großbritannien 1960<br />

die Europäische Freihandelszone<br />

(EFTA), einen eher lockeren Zusammenschluss,<br />

aber mit Anlehnung an<br />

die wirtschaftspolitischen Ziele der<br />

EWG. Bereits ein Jahr später beantragte<br />

Großbritannien die Mitgliedschaft<br />

in der EWG, scheiterte damit<br />

jedoch am Widerstand des französischen<br />

Staatspräsidenten Charles de<br />

Gaulle. Erst nach seinem Rücktritt<br />

1969 war der Weg frei: 1973 wechselte<br />

Großbritannien nach langwierigen<br />

Verhandlungen in die EWG,<br />

nicht zuletzt auch, weil die eigene<br />

Wirtschaft in den 1960er Jahren auf<br />

Talfahrt gegangen war.<br />

Als die Briten den wirtschaftlichen<br />

Aufschwung in den EWG-Mitgliedstaaten,<br />

besonders das „deutsche<br />

Wirtschaftswunder“, sahen, stellten<br />

1961 eine konservative Regierung<br />

(Premierminister Harold Macmillan)<br />

und 1967 ein Labour-Regierungschef<br />

(Harold Wilson) Aufnahmeanträge.<br />

Sie wurden auf<br />

Betreiben Frankreichs aus „wirtschaftlichen<br />

Gründen“ abgelehnt<br />

(wohl aber vor allem, weil dessen<br />

Staatspräsident de Gaulle die politische<br />

Konkurrenz fürchtete).<br />

Erst nach langen Verhandlungen<br />

konnte das Vereinigte Königreich<br />

Dr. Ingrid Piela, Dimitris-Tsatsos-Institut für<br />

Europäische Verfassungswissenschaften<br />

der EWG zusammen mit anderen<br />

Staaten am 1. Januar 1973 beitreten.<br />

Mit Edward Heath war ein Konservativer<br />

und Pro-Europäer Regierungschef.<br />

1974 stellte wieder Labour die Regierung,<br />

Harold Wilson verhandelte<br />

mit der EWG die Verträge nach<br />

und ließ in einem Referendum über<br />

den Verbleib in der EWG entscheiden:<br />

67 Prozent Ja-Stimmen bei 64<br />

Prozent Wahlbeteiligung. Die meisten<br />

– aber nicht alle – Kabinettsmitglieder<br />

waren dafür, der linke Labour-Flügel<br />

entschieden dagegen.<br />

i<br />

Fortsetzung auf Seite 8<br />

Ziele der EU<br />

Durch den Gemeinsamen Markt<br />

und die Wirtschafts- und Währungsunion<br />

will die EG<br />

• eine harmonische und ausgewogene<br />

Entwicklung des<br />

Wirtschaftslebens,<br />

• ein beständiges, nicht inflationäres<br />

und umweltverträgliches<br />

Wachstum,<br />

• die Hebung der Lebensqualität,<br />

• den wirtschaftlichen und sozialen<br />

Zusammenhalt und<br />

• die Solidarität zwischen den<br />

Mitgliedsstaaten<br />

fördern. Zudem geht es ihr<br />

um Umwelt- und Verbraucherschutz,<br />

Kultur- und Gesundheitspolitik,<br />

Freiheit, Sicherheit<br />

und Recht. Im Fokus stehen dabei<br />

die wirtschaftlichen Verhältnisse.<br />

Der europäische Binnenmarkt<br />

ist Ausgangspunkt für zahlreiche<br />

Handlungsfelder, von der<br />

Asyl- und Einwanderungspolitik<br />

bis hin zur Angleichung der<br />

wirtschaftlichen und sozialen<br />

Lebensbedingungen innerhalb<br />

der EU.


Forschung<br />

Seite 8<br />

<strong>FernUni</strong> <strong>Perspektive</strong><br />

Antrittsvorlesung von Prof. Stephan Stübinger<br />

„Wie aus Asche Gold wird“<br />

Gold zu machen versuchten die Alchimisten<br />

im Mittelalter. Erfolglos.<br />

Den umgekehrten Weg ging der<br />

Bundesgerichtshof im Jahr 2015: Er<br />

machte aus Gold Asche. Mitarbeiter<br />

eines Krematoriums, die Goldzähne<br />

im Wert von mehr als 300.000<br />

Euro an sich genommen hatten,<br />

konnten nun wegen „Störung der<br />

Totenruhe“ verurteilt werden. Dieser<br />

Fall war der Auslöser dafür, dass<br />

sich Prof. Stephan Stübinger in seiner<br />

Antrittsvorlesung als Inhaber<br />

des Lehrstuhls für Strafrecht, Strafrechtsgeschichte<br />

und Rechtsphilosophie<br />

an der <strong>FernUni</strong>versität in Hagen<br />

damit befasste, „Wie aus Asche<br />

Gold wird“. Gestoßen darauf war er<br />

durch seine Tätigkeit als Kommentator<br />

von Urteilen zu Religionsdelikten<br />

für den Nomos-Kommentar<br />

zum Strafgesetzbuch.<br />

Nun ist bekannt, dass das edle Metall<br />

nicht verbrannt werden kann.<br />

Dennoch teilt wohl die Mehrheit<br />

der Rechtswissenschaftlerinnen<br />

und Rechtswissenschaftler die Ansicht<br />

des BGH. Prof. Dr. Stephan<br />

Stübinger ist einer der wenigen,<br />

die sich mit der „Zahlgoldentscheidung“<br />

des 5. BGH-Strafsenats nicht<br />

anfreunden können: „Gold gleich<br />

Asche? Wie soll das möglich sein?“<br />

Das Problem hat gesellschaftlich,<br />

menschlich und juristisch durchaus<br />

eine große Dimension: Goldzähne<br />

Prof. Stephan Stübinger<br />

und andere Körperimplantate aus<br />

Metall werden vielerorts nach der<br />

Einäscherung eines Leichnams aus<br />

der Asche entnommen. „Dabei soll<br />

es sich um eine Größenordnung<br />

von 35 Millionen Euro pro Jahr handeln“,<br />

erläutert Stübinger.<br />

Wem stehen Metalle zu?<br />

Die Frage ist, wem diese Gegenstände<br />

überhaupt zustehen: Den<br />

Erbenden? Den Betreibern der Krematorien?<br />

Den Beschäftigten der<br />

Krematorien? Und ist die Wegnahme<br />

der Implantate Diebstahl?<br />

Ein Diebstahl liegt nach §242 Strafgesetzbuch<br />

vor, wenn jemand eine<br />

ihm fremde bewegliche Sache wegnimmt.<br />

Goldzähne, Titangelenke<br />

und ähnliche Implantate sind aber<br />

fest mit dem Körper verbunden und<br />

daher nach herrschender Meinung<br />

keine Gegenstände, sondern Körperteile.<br />

Stübinger meint dagegen:<br />

„Mit dem Tod wird der Körper eine<br />

herrenlose Sache, mit der Verbrennung<br />

wird das Zahngold gelöst und<br />

zu einer beweglichen Sache.“<br />

Nun ist die Wegnahme von Asche<br />

nach § 168 des Strafgesetzbuches<br />

„eine Störung der Totenruhe“. Stübinger:<br />

„In der Asche liegt ja auch<br />

das Gold. Wenn man es herausnimmt,<br />

ist das für den BGH auch<br />

eine Störung. Alles, was nach der<br />

Einäscherung übrig ist, definiert der<br />

BGH als Asche.“<br />

Die Wegnahme des Metalls strafrechtlich<br />

verfolgbar zu machen war<br />

ein Ziel des BGH, ein anderes offensichtlich,<br />

das Pietätsempfinden der<br />

Allgemeinheit zu schützen. Stübinger<br />

kritisiert: „Es ist nicht die Aufgabe<br />

von Gerichten, durch solche<br />

Auslegungen ‚Gerechtigkeit‘ herzustellen;<br />

dies ist Sache des Gesetzgebers.<br />

Zudem kollidiert die BGH-Meinung<br />

mit zivilrechtlichen Vorschriften<br />

und mit dem Bestattungsrecht.<br />

Wenn man meint, dass das Verhalten<br />

strafwürdig ist, muss man einen<br />

eigenen Tatbestand schaffen!“<br />

Auf jeden Fall verletzten Mitarbeitende,<br />

die Goldzähne an sich nehmen,<br />

das Aneignungsrecht der Erbinnen<br />

und Erben oder der Totenfürsorgeberechtigten:<br />

„Das ist einem<br />

Diebstahl ähnlich. Wenn die<br />

Erben ihr Recht nicht wahrnehmen<br />

können, ist das ein Unrecht. Dafür<br />

muss es eine neue Strafnorm geben.<br />

Ein Gesetz wäre die sauberste<br />

Lösung!“<br />

Es gibt eine weitere „Fußangel“:<br />

„Auch der Betreiber eines Krematoriums<br />

kann das Aneignungsrecht<br />

von Erben verletzen.“ Stübinger<br />

weiter: „Es ist erstaunlich, dass das<br />

rechtlich nicht geregelt ist. Sinnvollerweise<br />

sollten die Betreiber der<br />

Krematorien die Erben fragen, ob<br />

sie ihr Aneignungsrecht ausüben<br />

wollen.“ Manche Betreiber behalten<br />

das Metall, andere spenden es<br />

für wohltätige Zwecke.<br />

Andere Sachlage bei Schmuck<br />

Übrigens: Ringe oder Ketten sind<br />

keine Körperbestandteile und damit<br />

bewegliche und fremde Sachen. Sie<br />

gehen ins Eigentum der Erben über.<br />

Sie wegzunehmen ist Diebstahl.<br />

Stübinger hielt seine Vorlesung in<br />

der Veranstaltungsreihe Colloquia<br />

Iuridica der Rechtswissenschaftlichen<br />

Fakultät.<br />

Da<br />

Fortsetzung von Seite 7<br />

Vereinigtes Europa entzweit Insel<br />

Langer Weg aus der Europäischen Gemeinschaft?<br />

Ein wichtiges Ziel Wilsons dürfte dabei<br />

gewesen sein, das Zerbrechen<br />

der Partei zu verhindern.<br />

Tory-Chefin Margaret Thatcher befürwortete<br />

den Verbleib in der EWG<br />

nachdrücklich. Als jedoch EWG-<br />

Kommissionspräsident Jacques<br />

Delors, Frankreichs Präsident François<br />

Mitterand und Bundeskanzler<br />

Helmut Kohl auf eine politische<br />

Union der europäischen Staaten<br />

hinarbeiteten, lehnte sie – nun<br />

Premierministerin (1979 bis 1990)<br />

– diese weiterführende<br />

Integration ab. 1988<br />

sprach Thatcher sich für<br />

ein Europa souveräner<br />

Staaten aus. Die nach<br />

ihrer Meinung schwerfällige,<br />

ineffiziente und besonders<br />

kostspielige EWG-Politik forderte<br />

sie marktwirtschaftlich zu reformieren.<br />

Berühmt ist das Verlangen „I<br />

want my money back“ der „Eisernen<br />

Lady“ 1984, weil Großbritannien<br />

ein wirtschaftlich schwaches<br />

Land sei. Seitdem erhält es etwa<br />

zwei Drittel seiner Netto-Beiträge<br />

an den EU-Haushalt zurück.<br />

Ein neues Dach aus Maastricht<br />

Thatchers Nachfolger John Major<br />

war erheblich europafreundlicher<br />

als sie. So kam es – trotz Skepsis<br />

auch bei den Torys – zum Vertrag<br />

von Maastricht, der am 1. November<br />

1993 in Kraft trat.<br />

In ihm wurde die Europäische Union<br />

(EU) als „Dach“ mit drei „Säulen“<br />

gegründet: EGKS, EWG und<br />

EAG bildeten eine Säule mit gemeinsamem<br />

Parlament, gemeinsamer<br />

Kommission und gemeinsamem<br />

Rat. Die EWG wurde zur<br />

umfassenderen Europäischen Gemeinschaft<br />

(EG) mit unter anderem<br />

Wirtschafts- und Währungsunion<br />

(ab 1999). Zweite Säule war die gemeinsame<br />

Außen- und Sicherheitspolitik,<br />

dritte die Kooperation in den<br />

Bereichen Justiz und Inneres.<br />

„Die Meinung der Briten war Anfang der 1950er Jahre:<br />

‚Wir haben unser Commonwealth‘.“<br />

Mit dem Vertrag von Lissabon wurde<br />

2009 aus dem Staatenverbund<br />

ein geschlossenes politisches System.<br />

Die EG wurde aufgelöst und<br />

als rechtsfähige Europäische Union<br />

neugegründet: Ihre supranationalen<br />

Institutionen setzen Recht,<br />

das in den Mitgliedsstaaten unmittelbar<br />

verbindlich wird. Als Rechtsnachfolgerin<br />

der EWG gelten deren<br />

Verordnungen und Richtlinien in ihr<br />

weiter. Die EAG besteht fort, ebenso<br />

die Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik<br />

(GASP).<br />

Den Vertrag vom 1. Januar 1999 zur<br />

Einführung der gemeinsamen Währung<br />

„Euro“ unterzeichnete das<br />

Königreich jedoch – wie Dänemark<br />

– nur unter der Bedingung, selbst<br />

über einen Beitritt zur Währungsunion<br />

entscheiden zu können, der<br />

nicht erfolgt.<br />

Forderungen nach Referendum<br />

seit über 20 Jahren<br />

Die Euro-Skeptiker und Rechtspopulisten<br />

der 1993 gegründeten<br />

UK Independence Party (UKIP) erlangten<br />

bei der Europawahl 1999<br />

mit 7 Prozent der Stimmen im Vereinigten<br />

Königreich erste Bedeutung.<br />

Bei<br />

der Europawahl<br />

wurde<br />

Dr. Ingrid Piela sie 2014 mit<br />

27,5 Prozent<br />

sogar stärkste<br />

britische Partei. Bei den Unterhauswahlen<br />

im Mai 2015 erreichte<br />

die UKIP infolge des Mehrheitswahlrechts<br />

zwar nur ein Mandat,<br />

jedoch 12,6 Prozent der Stimmen.<br />

Eine Splitterpartei blieb die Referendum<br />

Party, die 1994 in der Folge<br />

der Krise des britischen Pfunds<br />

zwei Jahre zuvor gegründet wurde.<br />

Diese Krise wurde von vielen als Demütigung<br />

durch die EU angesehen:<br />

1990 war das Vereinigte Königreich<br />

dem Europäischen Währungssystem<br />

(EWS) beigetreten, musste aufgrund<br />

massiver Spekulationen gegen<br />

das Pfund nun wieder ausscheiden<br />

und seine Währung abwerten.<br />

Das führte zu jahrelangen Forderungen<br />

nach einem Referendum.<br />

Tony Blairs „New Labour“-Party verfolgte<br />

von 1997 bis 2007 eine gemäßigt<br />

europafreundliche Politik<br />

(allerdings ohne dem Euro beizutreten),<br />

die von seinem Nachfolger<br />

Gordon Brown bis 2010 fortgesetzt<br />

wurde. Davon hat sich die Partei<br />

heute unter Jeremy Corbin wieder<br />

ein Stück entfernt. Der Parteilinke<br />

ist zwar eher gegen einen Austritt,<br />

hält jedoch den marktwirtschaftlichen<br />

Schwerpunkt der EU-Politik<br />

für falsch und fordert Reformen.<br />

Sollten die Arbeitnehmer durch die<br />

Mitgliedschaft schlechter gestellt<br />

i<br />

Eckdaten der britischen Politik<br />

werden, wäre Corbin – wie bereits<br />

1975 – für den „Brexit“.<br />

Auch David Cameron, der heutige<br />

konservative Premierminister, setzte<br />

die gemäßigt pro-europäische Politik<br />

seit 2010 fort. Dennoch kündigte<br />

er 2013 das zweite Referendum<br />

zur EU-Mitgliedschaft an.<br />

Völkerverständigung und Frieden<br />

spielen dabei – 70 Jahre nach dem<br />

Ende des Zweiten Weltkriegs –<br />

keine Rolle mehr. Innenpolitische<br />

Gründe dafür umso mehr. Da<br />

Quellen: Bundeszentrale für politische<br />

Bildung, www.europa.eu, Wikipedia.de<br />

• 1964 bis 1970 Regierungen der Labour Party<br />

• 1970 bis 1974 Regierungen der Konservativen (Torys)<br />

• 1973 Beitritt zur EWG (zusammen mit der Republik Irland und<br />

Dänemark)<br />

• 1974 bis 1979 Labour-Regierungen<br />

• 1975 Referendum über Verbleib in der EWG: 64 Prozent Wahlbeteiligung,<br />

67 Prozent Ja-Stimmen<br />

• 1979 bis 1997 Tory-Regierungen (bis 1990 Margaret Thatcher,<br />

dann John Major)<br />

• 1997 bis 2010 Regierungen der Labour Party (Tony Blair bis 2007,<br />

dann Gordon Brown)<br />

• seit 2010 David Cameron (Torys) Premierminister


<strong>FernUni</strong> <strong>Perspektive</strong> Seite 9<br />

App für ältere Menschen<br />

Mein Dorf 55 plus – trotz Alter bleibe ich<br />

Dr. Till Schümmer<br />

Einen alten Baum verpflanzt man<br />

nicht. Beim Umpflanzen könnten lebenswichtige<br />

Wurzeln verletzt werden.<br />

Wie aber können Seniorinnen<br />

und Senioren länger auf dem Land<br />

wohnen bleiben – auch wenn die<br />

Mobilität und Versorgung dort immer<br />

schlechter werden? Das Lehrgebiet<br />

Kooperative Systeme der<br />

<strong>FernUni</strong>versität in Hagen von Prof.<br />

Dr. Jörg Haake erforscht im Projekt<br />

„Mein Dorf 55 plus – trotz Alter<br />

bleibe ich“, wie Technologie dazu<br />

beitragen kann. Mit Hilfe einer App<br />

für Tablets soll die soziale Vernetzung<br />

von älteren Menschen und<br />

die gegenseitige Fürsorge in dörflichen<br />

Regionen verbessert werden.<br />

Gestartet ist das auf zwei Jahre<br />

angelegte Projekt im Rhein-Lahn-<br />

Kreis in Rheinland-Pfalz. Dort leben<br />

im Dekanat Nassauer Land der<br />

Evangelischen Kirche 54.000 Menschen<br />

in 60 Dörfern, die vom demografischen<br />

Wandel stark betroffen<br />

sind. „Die Eltern-Generation<br />

lebt oft ohne ihre Kinder vor Ort. In<br />

vielen Dörfern gibt es keinen Einzelhandel<br />

und keine Gaststätte mehr“,<br />

schildert Projektleiter Dr. Till Schümmer<br />

die Situation. Der Informatiker<br />

ist Akademischer Rat im Lehrgebiet<br />

und verfolgt eine Vision: „Wir wollen<br />

mit neuen Medien neue Formen<br />

der Unterstützung schaffen.“<br />

Unterstützung, von der zukünftig<br />

auch Seniorinnen und Senioren in<br />

anderen ländlichen Gebieten profitieren<br />

könnten – denn Erfahrungen<br />

und Ergebnisse sollen übertragbar<br />

sein. Ein weiterer Vorteil,<br />

den die App der <strong>FernUni</strong> im Gegensatz<br />

zu vielen bestehenden sozialen<br />

Netzen mitbringt: Sie bietet einen<br />

geschützten Raum, in dem ältere<br />

Menschen vertrauensvoll und<br />

offen miteinander kommunizieren<br />

können.<br />

Gemeinsame Aktivitäten<br />

und Hilfe im Alltag<br />

In der Praxis sollen Menschen im<br />

Ruhestand mit Unterstützung der<br />

App gemeinsam Aktivitäten initiieren.<br />

Zum Beispiel könnte ein pensionierter<br />

Lehrer einen Ausflug ins<br />

Kunstmuseum in die nächste größere<br />

Stadt organisieren – vom Programm<br />

bis zur Fahrgemeinschaft.<br />

Darüber hinaus geht es um konkrete<br />

Hilfe im Alltag. Wenn etwa eine<br />

80-jährige, alleinstehende Seniorin<br />

einen Kuchen backen möchte, aber<br />

keine Eier mehr im Haus hat, soll die<br />

App unkompliziert helfen. Die Rentnerin<br />

fragt ab, wer zum Einkaufen<br />

in den nächsten Supermarkt fährt<br />

und bekommt fehlende Lebensmittel<br />

mitgebracht. Das sind einige der<br />

Möglichkeiten für soziales Miteinander<br />

und wechselseitige Unterstützung<br />

im ländlichen Raum, die<br />

nicht nur den älteren Menschen zugutekommen.<br />

„Unsere Forschung ist gesellschaftlich<br />

relevant und nah dran an den<br />

Menschen“, stellt Prof. Haake heraus.<br />

Angewendet wird die App<br />

im Kooperationsprojekt „Mein Dorf<br />

55plus“ unter dem Dach der Evangelischen<br />

Kirche in Hessen und Nassau.<br />

Koordinator für den Einsatz ist<br />

die an Rhein und Lahn aktive Initiative<br />

55 plus-minus, die Aktivitäten<br />

und Projekte für Menschen in<br />

der zweiten Lebenshälfte initiiert.<br />

„Viele alt gewordene Menschen<br />

sitzen tatsächlich in den Dörfern,<br />

warten auf den Besuch ihrer Kinder<br />

und hoffen auf gute Kontakte<br />

zur Nachbarschaft“, sagt deren<br />

Sprecher Dieter Zorbach. „Wir sollten<br />

unser Lebensglück selbstgestaltend<br />

in die Hand nehmen, die neuen<br />

Medien helfen uns dabei.“<br />

Evaluation der Technologie<br />

Für das Kooperationsprojekt wird<br />

die <strong>FernUni</strong>versität innovative Lösungen<br />

beisteuern und die Wirkung<br />

des Einsatzes der Technologie evaluieren.<br />

Die für den Einsatz in der<br />

Fläche nötige Produktreife wird die<br />

App durch die PATONGO UG erhalten,<br />

einer Ausgründung aus einem<br />

vorherigen Forschungsprojekt des<br />

Lehrgebiets Kooperative Systeme.<br />

In den Jahren 2009 bis 2012 wurde<br />

an der <strong>FernUni</strong> die Basistechnologie<br />

PATONGO (Patterns and<br />

Tools for Non Governmental Organizations)<br />

entwickelt und seitdem<br />

Einen alten Baum verpflanzt man nicht. Die App der <strong>FernUni</strong> für ältere Menschen soll<br />

dazu beitragen, dass Seniorinnen und Senioren länger auf dem Land wohnen bleiben<br />

können.<br />

in unterschiedlichen Organisationen<br />

eingesetzt, etwa unter dem Namen<br />

„geistreich.de“ als kirchliches<br />

Kommunikationsportal der Evangelischen<br />

Kirche in Deutschland.<br />

Für das Projekt „Mein Dorf 55 plus“<br />

hat eine Gruppe von Informatik-<br />

Studierenden bereits einen Prototyp<br />

für eine Vernetzungslösung entwickelt.<br />

Außerdem arbeiten zwei weitere<br />

Studierende am Lehrgebiet im<br />

Rahmen ihrer Abschlussarbeiten an<br />

Fragestellungen der Sicherheit und<br />

Usability. „Soziales Engagement,<br />

Forschung und Lehre gehen hier<br />

Hand in Hand“, sagt Schümmer.<br />

Und für den alten Baum im Dorf<br />

bedeutet das: Seine Wurzeln sollen<br />

mit Hilfe der neuen Medien gestärkt<br />

werden, damit er den Herbststürmen<br />

noch möglichst lange widerstehen<br />

kann.<br />

can<br />

Soziologisches Promotionskolleg<br />

Promovendinnen stellten Dissertationsvorhaben vor<br />

Die BürgerUniversität Coesfeld hat<br />

jetzt auch einen ganz konkreten<br />

Bezug zur aktuellen Forschung an<br />

der <strong>FernUni</strong>versität: In der Vortragsreihe,<br />

in der ansonsten Wissenschaftlerinnen<br />

und Wissenschaftler<br />

Erkenntnisse zu gesellschaft lichen<br />

Entwicklungen erläutern, präsentierten<br />

drei Promovendinnen der<br />

Hagener Hochschule ihre gerade<br />

erst in Angriff genommenen Dissertationsvorhaben.<br />

Damit stellte<br />

sich das neue soziologische Fern­<br />

Uni-Promotionskolleg „Familie im<br />

Wandel. Diskontinuität, Tradition<br />

und Strukturbildung“ der Öffentlichkeit<br />

wie auch seinen Förderern<br />

in der münsterländischen Stadt vor.<br />

Franziska Krüger geht der Frage<br />

„Paare aus Ost- und Westdeutschland<br />

– wie geht das?“ nach. „Die<br />

‚richtige‘ Geburt – Frauen zwischen<br />

Risikoabwägung und natürlicher<br />

Geburt“ ist das Thema von Sarah<br />

Eckardt. Mit „‚Helikopter‘-Eltern –<br />

Eltern im Förderwahn?“ befasst sich<br />

Sarah Bauer. Die drei versprachen,<br />

in etwa zwei Jahren Ergebnisse ihrer<br />

Arbeiten in der BürgerUniversität<br />

vorzustellen. Am Schluss der<br />

Veranstaltung stellten sie sich gemeinsam<br />

den interessierten Fragen<br />

des Publikums.<br />

Bei der Begrüßung der 65 Gäste betonte<br />

Jun.-Prof. Dr. Dorett Funcke<br />

als Sprecherin des Kollegs, dass die<br />

Die Promovendinnen Sarah Bauer, Sarah Eckardt und Franziska Krüger mit (v.li.) Lilly Ernsting, Jun.-<br />

Prof. Dorett Funcke, Prof. Helmut Hoyer (bei seiner letzten Dienstreise als Rektor), Prof. Frank Hillebrandt<br />

(Dekan der <strong>FernUni</strong>-Fakultät Kultur- und Sozialwissenschaften), Horst Beeck (Ernstings‘ family)<br />

und Prof. Sylvia Marlene Wilz (Institut für Soziologie)<br />

Promovendinnen in den drei Jahren<br />

bis zum Abschluss ihrer Promotion<br />

„nicht isoliert zuhause arbeiten,<br />

sondern in das Institut für Soziologie<br />

der <strong>FernUni</strong>versität integriert<br />

sind“. Sie werden bei ihrer Arbeit<br />

von den Lehrgebieten wissenschaftlich<br />

betreut und können<br />

sich untereinander<br />

austauschen. Dorett<br />

Funcke ist Leiterin<br />

der Ernsting‘s family-<br />

Junior-Stiftungsprofessur<br />

für Soziologie<br />

familialer Lebensformen,<br />

Netzwerke und<br />

Gemeinschaften.<br />

Wie die BürgerUniversität<br />

soll das Kolleg<br />

Bürgerinnen und Bürgern,<br />

sozialen Dienstleistern,<br />

Unternehmen,<br />

Verbänden und<br />

Organisationen Informationen und<br />

Anregungen aus der Wissenschaft<br />

vermitteln. Dorett Funcke: „Es geht<br />

darum herauszufinden, was Wandel<br />

ist. Was ist Kontinuität in der<br />

Familie? Was sind feste Strukturen?<br />

Was hat sich gegenüber früher<br />

geändert?“<br />

Die Forschungsergebnisse der Promotionen<br />

aus der gegenwartsbezogenen<br />

Grundlagenforschung in<br />

die Praxis zu vermitteln entspricht<br />

ganz dem Interesse der Ernstings‘<br />

family, die das Kolleg fördert. Geschäftsführer<br />

Horst Beeck wies darauf<br />

hin, dass es dem verstorbenen<br />

Unternehmensgründer Kurt Ernsting<br />

wichtig war, sich kulturell in der<br />

Stadt Coesfeld zu engagieren. So<br />

fördert das Unternehmen weiterhin<br />

den wissenschaftlichen Dialog<br />

und den Transfer von Forschungsergebnissen<br />

in die Gesellschaft. Da


Seite 10 <strong>FernUni</strong> <strong>Perspektive</strong> Aus den Fakultäten<br />

Fakultät für Kultur- und Sozialwissenschaften<br />

Besuch aus Japan<br />

Fünf japanische Professorinnen und Professoren von der Tamagawa University<br />

und der Tokyo University of Social Welfare besuchten die <strong>FernUni</strong>versität, um<br />

sich mit dem Team des Lehrgebiets Sozialpsychologie über neuere Entwicklungen<br />

in der mediengestützten universitären Fernlehre auszutauschen. Die Wissenschaftlerinnen<br />

und Wissenschaftler planen, in Fernstudiengängen virtuelle<br />

Studienangebote zu implementieren. In einem Vortrag präsentierte Prof. Dr.<br />

Stefan Stürmer (Sozialpsychologie) die neuesten Entwicklungen in der mediengestützten<br />

Fernlehre im Einführungsmodul des Bachelor-Studiengangs Psychologie<br />

und erläuterte ein Programm zur institutionalisierten Unterstützung des<br />

Aufbaus von Freundschaften zwischen Studierenden. Als Teil eines vom Land<br />

Nordrhein-Westfalen geförderten Forschungsprojekts wurde ein virtuelles Study-Buddy-Programm<br />

entwickelt, das Studierenden ermöglicht, im ersten Semester<br />

virtuelle soziale Kontakte zu knüpfen und diese entstandenen Beziehungen<br />

für curricular relevante Aktivitäten zu nutzen. Zum Abschluss der Veranstaltung<br />

gab es aufschlussreiche Diskussionen zwischen den japanischen<br />

Gästen und den Mitarbeitenden des Lehrgebiets, die in der Lehre des Einführungsmoduls<br />

tätig sind.<br />

Das Team des Lehrgebietes von Prof. Stefan Stürmer (vorne, 3.v.li.) diskutierte mit<br />

den Gästen aus Japan.<br />

Qualität familienrechtspsychologischer Gutachten<br />

Prof. Dr. Anette Rohmann (Community Psychology) ist die Herausgeberin des<br />

Buchs „Qualität familienrechtspsychologischer Gutachten: Eine empirische Analyse<br />

mit Praxiskommentaren“ (Beiträge zur Angewandten Psychologie, Band<br />

1 – Frankfurt am Main: Peter Lang Verlag, <strong>2016</strong>), in dem die Autorinnen und<br />

Autoren Prof. Dr. Christel Salewski (Gesundheitspsychologie), Prof. Dr. Stefan<br />

Stürmer, Jörn Meyer und Anne-Kathrin Meyer (Sozialpsychologie) untersuchen,<br />

inwieweit familienrechtspsychologische Gutachten wissenschaftlichen Mindestanforderungen<br />

genügen. www.fernuni-hagen.de/per<strong>56</strong>-10a<br />

Das Werk ist der erste Band der neuen Reihe „Beiträge zur Angewandten Psychologie“,<br />

die gemeinsam von Prof. Stefan Stürmer und Prof. Anette Rohmann<br />

herausgegeben wird. Die Reihe fördert den Wissenschafts-Praxis-Transfer im<br />

deutschsprachigen Raum durch die Publikation von Grundlagenforschung mit<br />

Kommentierungen aus der Berufspraxis. Priorität haben Arbeiten, die innovative<br />

Beiträge zur Lösung sozialer und gesellschaftlicher Probleme aufzeigen.<br />

Preis für Markus Tausendpfund<br />

Der Kreisverband Bodenseekreis der überparteilichen Europa-Union Deutschland<br />

hat die Dissertation von Dr. Markus Tausendpfund ausgezeichnet. Seit<br />

Herbst 2013 lehrt und forscht der Sozialwissenschaftler an der <strong>FernUni</strong>versität<br />

in Hagen. In seiner Promotion „Gemeinden als Rettungsanker der EU?“ im<br />

Rahmen des Forschungsprojekts „Europa im Kontext“ am Mannheimer Zentrum<br />

für Europäische Sozialforschung (MZES) der Universität Mannheim hatte<br />

er den Einfluss individueller und lokaler Faktoren auf die Zustimmung der Bürgerinnen<br />

und Bürger zur Staatengemeinschaft untersucht.<br />

Identität als Ereignis – Zur Neufindung eines Begriffs<br />

Im Transcript-Verlag ist das neue Buch von Prof. Dr. Kurt Röttgers erschienen. Der<br />

Begriff der Identität, ehemals viel diskutiert, scheint heute an Sprengkraft verloren<br />

zu haben. Die Gründe hierfür sind wohl darin zu suchen, dass Medialität<br />

mittlerweile an die Stelle von Anthropozentrik und Subjektzentrierung getreten<br />

ist. Daher wird hier erstmals ein Identitätsbegriff vorgeschlagen und entwickelt,<br />

der nicht mehr der Kontinuitätsvorstellung folgt, sondern den Ereignischarakter<br />

von Identität hervorhebt und der daher für Philosophie und Sozialwissenschaf­<br />

ten gleichermaßen anschlussfähig ist.<br />

www.fernuni-hagen.de/per<strong>56</strong>-10b<br />

Dekan und Prodekan<br />

Prof. Dr. Frank Hillebrandt, Lehrgebiet<br />

Soziologie I / Allgemeine Soziologie<br />

und Soziologische Theorie, bleibt Dekan<br />

der Fakultät für Kultur- und Sozialwissenschaften.<br />

Neuer Prodekan ist<br />

Prof. Dr. Jürgen G. Nagel, Geschichte<br />

Europas in der Welt. Rektorin Prof. Dr.<br />

Ada Pellert hat die Wahlen bestätigt.<br />

Promotionen<br />

Olaf Bittner. Schriftliche Arbeit: „Soziale<br />

Deutungsmuster der Gerechtigkeit<br />

W-besoldeter Professorinnen und<br />

Professoren.“ Erst-/Zweitgutachter/<br />

-in: Prof. Dr. Uwe Vormbusch, Prof. Dr.<br />

Frank Hillebrandt.<br />

Jutta Dorn. Schriftliche Arbeit.<br />

„Trans nationale Kommunikation<br />

und Internationale Politik.“ Erst-/<br />

Zweitgutachter/-in: Prof. Dr. Georg<br />

Simonis, Prof. Dr. Hans-Joachim Lauth<br />

(Uni Würzburg).<br />

Leonie Viola Thöne. Schriftliche<br />

Arbeit: „Macht im Internet – Eine<br />

Analyse von Pickup Artist Foren als<br />

Schauplätze der Macht und Anleitung<br />

zur Machtausübung.“ Erst-/<br />

Zweitgutachter/-in: PD Dr. Bernd Miebach<br />

(Heinrich Heine Universität Düsseldorf),<br />

Prof. Dr. Frank Hillebrandt.<br />

Fakultät für Mathematik und Informatik<br />

Rechtswissenschaftliche Fakultät<br />

Spitzen-Mathematiker an der <strong>FernUni</strong>versität<br />

Mit mathematischen Fragen aus der Quantenphysik befasste sich die internationale<br />

Konferenz „Mathematical Physics Days in Hagen <strong>2016</strong>“ vom 17. bis<br />

19. Mai an der <strong>FernUni</strong>versität. Die Organisatoren, darunter Prof. Dr. Wolfgang<br />

Spitzer (Angewandte Stochastik), freuten sich, viele renommierte Teilnehmende<br />

aus aller Welt begrüßen zu können, die dieses Forschungsgebiet in den letzten<br />

Jahrzehnten entscheidend geprägt haben.<br />

Behandelt wurden die neuesten mathematischen Entwicklungen von zufälligen<br />

Operatoren, die in der Theoretischen Quantenphysik eine wichtige Rolle spielen.<br />

Im Zentrum des Interesses stand der mathematische Nachweis eines physikalischen<br />

Phasenüberganges zwischen einer elektrisch leitenden Phase eines<br />

Festkörpers bei niedriger Temperatur und hoher Reinheit zu einer isolierenden<br />

Phase bei hoher Temperatur oder großer Verunreinigung. Die Tagung wurde<br />

u.a. von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert.<br />

Auszeichnung für „edu-sharing“<br />

Der im Jahr 2010 aus der <strong>FernUni</strong>versität ausgegründete Verein „edu-sharing.<br />

net“ hat mit seiner Technologie zur Vernetzung von Bildungseinrichtungen<br />

mit der Möglichkeit des Austauschs digitaler Bildungsinhalte, Lernwerkzeuge<br />

und Methodenwissens den 1. Platz im Best-Practice-Wettbewerb der Initiative<br />

Intelligente Vernetzung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie<br />

(BMWi) belegt.<br />

Damit positionierte sich das im Jahr 2005 an der <strong>FernUni</strong>versität unter Leitung<br />

von Prof. Dr.-Ing. Bernd Krämer als eines der besten Open-Source-Projekte<br />

Deutschlands im Bereich Digitalisierung. Aus über 60 eingereichten Beiträgen<br />

wurde „edu-sharing“ von einer Jury aus Fachleuten im Umfeld des nationalen<br />

IT-Gipfels, der Initiative Intelligente Vernetzung und der Open-Innovation-Community<br />

ausgewählt. Auf der CeBIT nahmen Prof. Krämer und Annett<br />

Zobel, die damalige Projektleiterin und aktuelle Vorstandsvorsitzende des Vereins,<br />

die Auszeichnung im Bereich Bildung entgegen. Die Open-Source-Lösung<br />

„edu-sharing“ sowie aktuelle Anwendungsprojekte wurden auf dem BMWi-<br />

Stand vorgestellt. http://edu-sharing.com<br />

Proe<br />

Promotionen<br />

Hanna Ewen. Schriftliche Arbeit: „Heuristiken zur simulationsbasierten Operationsplanung<br />

in Augenkliniken.” Erst-/Zweitgutachter/-in: Prof. Dr. Lars Mönch,<br />

Prof. Dr. Stefan Nickel.<br />

Jens Garstka. Schriftliche Arbeit: „Learning Strategies to Select Point Cloud<br />

Descriptors for Large-Scale 3-D Object Classification.“ Erst-/Zweitgutachter/-in:<br />

Prof. Dr. Gabriele Peters, Prof. Dr. Heinrich Müller.<br />

Johannes Jendrsczok. Schriftliche Arbeit: „Generierung applikationsspezifischer<br />

Architekturen für das GCA-Modell.“ Erst-/Zweitgutachter/-in: Prof. Dr.<br />

Wolfram Schiffmann, Prof. Dr.-Ing. Rolf Hoffmann.<br />

Institut für Internationale Rechtsbeziehungen<br />

In der konstituierenden Sitzung des Instituts für Internationale Rechtsbeziehungen<br />

wurde Prof. Dr. Karl August Prinz von Sachsen Gessaphe zum Vorsitzenden<br />

gewählt. In der Sitzung wurde er ebenfalls zum Direktor der Abteilung „Recht<br />

der Iberoamerikanischen Staaten“ ernannt. Direktorin der Abteilung „Deutsches,<br />

europäisches und internationales Arbeits- und Sozialrecht“ wurde Prof.<br />

Dr. Kerstin Tillmanns, apl. Prof. Dr. Hans-Peter Marutschke Direktor der Abteilung<br />

„Japanisches Recht“.<br />

Das Institut dient der Stärkung von Forschung und Lehre im internationalen<br />

Recht. Es bietet Forschenden und Lehrenden der Fakultät und kooperierenden<br />

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sowie Institutionen eine Plattform<br />

für die Forschung im internationalen Recht, unterstützt diese bei der Publikation<br />

der Forschungsergebnisse und zeigt Wege zur Integration der Ergebnisse<br />

in die Studiengänge der Rechtswissenschaftlichen Fakultät auf.<br />

Das Institut verbessert die Möglichkeiten der Studierenden und Promovierenden<br />

an der Fakultät zur Internationalisierung ihres Studiums bzw. ihrer eigenständigen<br />

Forschungsarbeit. Darüber hinaus bietet es im Rahmen seiner Tätigkeit<br />

Weiterbildungsangebote für Interessierte an, etwa im Japanischen Recht.<br />

Hans-Dietrich Genscher – hier mit NRW-Ministerpräsident Johannes Rau, Prof. Dimitris<br />

Tsatsos, Prof. Ulrich von Alemann und dem stellvertretenden NRW-Ministerpräsidenten<br />

Michael Vesper (v.li.) – war des Öfteren in Hagen.<br />

DTIEV trauert um Hans-Dietrich Genscher<br />

Das Dimitris-Tsatsos-Institut für Europäische Verfassungswissenschaften der Fern­<br />

Universität trauert um sein langjähriges Kuratoriumsmitglied Hans-Dietrich Genscher.<br />

Der frühere Bundesaußenminister gehörte dem Kuratorium des DTIEV seit<br />

seiner Gründung im Jahr 2003 an und war dem Namensgeber des Instituts, Fern­<br />

Uni-Prof. Dr. Dimitris Th. Tsatsos, über Jahrzehnte freundschaftlich verbunden.<br />

Neue DTIEV-Veröffentlichungen<br />

In der Schriftenreihe „Veröffentlichungen<br />

des Dimitris-Tsatsos-Instituts<br />

für Europäische Verfassungswissenschaften“<br />

sind beim Berliner Wissenschafts-Verlag<br />

Band 17: „Parlamentarisierung<br />

und Entparlamentarisierung<br />

von Verfassungssystemen“ (Herausgeber<br />

Peter Brandt) und Band 18:<br />

„Beiträge zu den Wurzeln der europäischen<br />

Integration“ (Herausgeber:<br />

Peter Schriffauer / Krzystof Łobos) erschienen.<br />

Promotionen<br />

Anja Böning. Schriftliche Arbeit:<br />

„Das Jurastudium. Empirische Rekonstruktionen<br />

im Anschluss an Pierre<br />

Bourdieu.“ Erst-/Zweitgutachter/-in:<br />

Prof. Dr. Gräfin von Schlieffen, Prof.<br />

em. Dr. Röhl.<br />

Patricia Sirchich von Kis-Sira.<br />

Schriftliche Arbeit: „Einbeziehung von<br />

Organvertretern juristischer Personen<br />

in den unionsrechtlichen Arbeitnehmerbegriff<br />

– Konsequenzen der Danosa-Entscheidung<br />

des EuGH unter besonderer<br />

Berücksichtigung von GmbH,<br />

AG und SE –.“ Erst-/Zweitgutachter/<br />

-in: Prof. Dr. Ulrich Wackerbarth, Prof.<br />

Kerstin Dr. Tillmanns.<br />

Matthias Eiden. Schriftliche Arbeit:<br />

„Die Pfändung einer gläubigereigenen<br />

Forderung.“ Erst-/Zweitgutachter/-in:<br />

Prof. Dr. Karl August Prinz von Sachsen<br />

Gessaphe, Prof. Dr. Barbara Völzmann-Stickelbrock.<br />

Andrea Schurig. Schriftliche Arbeit:<br />

„Der ungesetzliche Grenzübertritt<br />

§ 213 StGB-DDR mit Berücksichtigung<br />

des § 214 I StGB-DDR am Beispiel<br />

der Ermittlungsakten der Staatsanwaltschaft<br />

Stadt Dresden.“ Erst-/<br />

Zweitgutachter/-in: Prof. Dr. Dr. Thomas<br />

Vormbaum, Prof. Dr. Stephan<br />

Stübinger.<br />

Fakultät für Wirtschaftswissenschaft auf Seite 16


Lehre<br />

<strong>FernUni</strong> <strong>Perspektive</strong> Seite 11<br />

„Best Paper Award“ für Informatik-Absolventin<br />

Mit den Augen sprechen<br />

Ein Lidschlag ersetzt Sprache. Es<br />

funktioniert. Simone Eidam hat<br />

einen allerersten Ansatz in ihrer<br />

Bachelor-Arbeit untersucht. Die<br />

31-Jährige hat an der <strong>FernUni</strong>versität<br />

in Hagen Informatik studiert und<br />

ihre Abschluss-Arbeit im Lehrgebiet<br />

Mensch-Computer-Interaktion von<br />

Prof. Dr. Gabriele Peters geschrieben.<br />

Die Studentin hat einen Prototypen<br />

für ein Augengesten-gesteuertes<br />

Kommunikationssystem<br />

entwickelt, über das fast vollständig<br />

gelähmte Personen kommunizieren<br />

können.<br />

„Der Grundgedanke ist, dass Patientinnen<br />

und Patienten wie etwa<br />

solche mit Locked-in-Syndrom,<br />

sich ihrer Umwelt mitteilen können<br />

– und zwar über die technischen<br />

Möglichkeiten hinaus, die es heute<br />

schon gibt. Solche Systeme müssen<br />

sich an menschliche Bedürfnisse anpassen“,<br />

nennt Prof. Peters die Aufgabenstellung,<br />

mit der sich Simone<br />

Eidam auseinandergesetzt hat.<br />

Das einfachste allgemeine Prinzip<br />

der textbasierten Kommunikation<br />

durch Augengesten läuft über die<br />

Auswahl von einzelnen Buchstaben<br />

über eine auf dem Bildschirm dargestellte<br />

Tastatur. Nach und nach<br />

erscheint so die Nachricht auf dem<br />

Monitor. Für die Augen ist das eher<br />

ermüdend.<br />

Auswahl per Lidschlag<br />

Simone Eidam hat gleich Objekte<br />

statt Buchstaben eingesetzt. Dazu<br />

fotografierte sie vorab bestimmte<br />

Alltagsgegenstände wie einen<br />

Fernseher, eine Tasse oder ein Buch.<br />

Ihre Probandinnen und Probanden<br />

wählten mit den Augen eines dieser<br />

Objekte auf dem Bildschirm aus, indem<br />

sie es fixierten. Der Eyetracker,<br />

der die Augenbewegungen erfasst,<br />

sitzt unter dem Computermonitor.<br />

Daraus ließe sich ein System entwickeln,<br />

bei dem reale Objekte im<br />

Raum ausgewählt und automatisch<br />

erkannt werden.<br />

Sobald das Objekt in der Simulation<br />

von Simone Eidam erkannt wird, erscheinen<br />

verschiedene Handlungsoptionen<br />

auf dem Monitor: etwa<br />

„Bitte den Fernseher anschalten“<br />

oder „Bitte einen anderen Film einschalten“.<br />

Das ist beliebig erweiterbar.<br />

Ein Augenzwinkern genügt. Für<br />

den Augenmuskel ist dieser Prozess<br />

weniger ermüdend.<br />

„Es hat sehr viel Spaß gemacht,<br />

das Thema umzusetzen“, sagt Eidam,<br />

die bereits diplomierte Biologin<br />

ist und schon immer „am liebsten<br />

die computerbezogenen Aufgaben“<br />

erledigt hat. Das Informatik-Studium<br />

an der <strong>FernUni</strong>versität<br />

hängte sie an, um ihre beruflichen<br />

Möglichkeiten zu erweitern. Für Simone<br />

Eidam war der Informatik-<br />

Abschluss der Türöffner in einen Beruf.<br />

Die Biologin ist seit Oktober als<br />

Softwareentwicklerin für ein Unternehmen<br />

in Jena tätig.<br />

„Best Paper Award“ auf<br />

Konferenz in Rom<br />

„Die Idee, per Eyetracker zu kommunizieren,<br />

funktioniert“, freut<br />

sich Prof. Peters über die erfolgreiche<br />

Bachelor-Arbeit. Die Arbeit<br />

wurde als Vortragsthema auf einer<br />

Konferenz in Rom akzeptiert<br />

und mit einem „Best Paper Award“<br />

Sobald ein bestimmtes Objekt – z.B. das TV-Gerät – durch Fixieren erkannt ist, erscheinen<br />

verschiedene Handlungsoptionen auf dem Monitor.<br />

ausgezeichnet. Dr. Jens Garstka,<br />

Wissenschaftlicher Mitarbeiter am<br />

Lehrstuhl, hatte den Vortrag stellvertretend<br />

gehalten. Auch das<br />

Feedback durch andere Wissenschaftlerinnen<br />

und Wissenschaftler<br />

sei sehr positiv ausgefallen, berichtete<br />

Garstka. Vor allem müsse man<br />

berücksichtigen, dass die Zielgruppe<br />

für diesen Forschungsbereich<br />

sehr klein sei und in den letzten Jahren<br />

wenig beforscht wurde. aw<br />

Intensivseminar in Wien<br />

Die Grundrechte in der EU<br />

„The Protection of Fundamental<br />

Rights in the European Union“<br />

war das Thema der Studienreise<br />

nach Wien des Lehrstuhls für<br />

Deutsches und Europäisches Verfassungs-<br />

und Verwaltungsrecht sowie<br />

Völkerrecht. In der österreichischen<br />

Hauptstadt beschäftigte sich die<br />

Gruppe intensiv mit der Solange-<br />

Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts,<br />

dem Europäischen<br />

Gerichtshof für Menschenrechte,<br />

der Rechtmäßigkeit der rückwirkenden<br />

Sicherungsverwahrung,<br />

der Europäischen Menschenrechtskonvention<br />

sowie der Europäischen<br />

Grundrechte-Charta.<br />

Die Studentinnen und Studenten<br />

trugen die Themen ihrer Seminararbeiten<br />

auf Englisch vor und diskutierten<br />

diese anschließend.<br />

Organisiert wurde die PROMOS-geförderte<br />

Veranstaltung von Prof. Dr.<br />

Andreas Haratsch und den wissenschaftlichen<br />

Mitarbeitern Yury Safoklov<br />

und Jens Fischer. Auf Einladung<br />

von Prof. Dr. Manfred Stelzer<br />

Eine Studienreise führte Studierende von Prof. Andreas Haratsch (Mitte) nach Wien.<br />

von der Universität Wien fanden<br />

die Präsentationen im Juridicum der<br />

Universität statt.<br />

Neben Prof. Dr. Haratsch, der zum<br />

Thema „Der rechtsordnungsübergreifende<br />

Schutz der Grundrechte<br />

im Integrationsstaat Deutschland“<br />

referierte, beeindruckte auch Prof.<br />

Dr. Stelzer mit seinem Vortrag zum<br />

Thema „Die Rolle der Europäischen<br />

Grundrechte-Charta in Österreich“.<br />

Im Anschluss standen beide Professoren<br />

für Fragen zu ihren Vorträgen<br />

zur Verfügung, was von den Studierenden<br />

auch gern in Anspruch genommen<br />

wurde. Dabei entspann<br />

sich im Raum eine lebhafte Diskussion<br />

zu Parallelen und Unterschieden<br />

zwischen Österreich und Deutschland,<br />

die beide Professoren durch<br />

detaillierte Ausführungen begleiteten.<br />

Somit war klar, warum die Veranstaltung<br />

den Titel „Intensivkurs<br />

Europarecht“ trug.<br />

Blick hinter Kulissen<br />

Auch das Rahmenprogramm trug<br />

sehr zur Bereicherung des Seminars<br />

bei. Es bestand unter anderem<br />

aus einem Besuch der Europäischen<br />

Grundrechtsagentur (FRA –<br />

Fundamental Rights Agency). Eine<br />

Führung im Österreichischen Verfassungsgerichtshof<br />

ermöglichte einen<br />

Blick hinter die Kulissen eines<br />

der höchsten Gerichte in Österreich.<br />

Im Anschluss diskutierten die Teilnehmenden<br />

und Prof. Dr. Haratsch<br />

noch einige besondere Fälle des<br />

Verfassungsgerichtshofs und Parallelen<br />

zu Deutschland. Auch die kulturelle<br />

Komponente dieser interessanten<br />

Stadt kam nicht zu kurz. Das<br />

Programm sah Besuche der Prunkräume<br />

der Österreichischen Nationalbibliothek<br />

und des Parlamentsgebäudes<br />

vor.<br />

Nils Werthmöller (Student im<br />

Studiengang Bachelor of Laws)<br />

Kooperation mit der UNECON<br />

Vorträge in St. Petersburg<br />

Seit 2000 läuft das Kooperationsprogramm<br />

der <strong>FernUni</strong>versität in<br />

Hagen mit der staatlichen Wirtschaftsuniversität<br />

St. Petersburg<br />

(UNECON), über 50 Studierende haben<br />

bereits erfolgreich einen Doppelabschluss<br />

absolviert. Zwei wissenschaftliche<br />

Mitarbeiterinnen<br />

des Hagener Douglas-Stiftungslehrstuhls<br />

für Dienstleistungsmanagement<br />

(DLM) hielten jetzt einen Vortrag<br />

zu Geschäftsmodellen an der<br />

UNECON. Ziel war es zum einen,<br />

dortige Studierende auf das Doppelabschlussprogramm<br />

aufmerksam<br />

zu machen. Zum anderen sollten<br />

Studierende, die bereits am<br />

Programm teilnehmen, bei ihren<br />

Vorbereitungen auf die Prüfungen<br />

unterstützt werden.<br />

In einem öffentlichen Vortrag führten<br />

Eva Lexutt und Salome Zimmermann<br />

zunächst gemeinsam in das<br />

Thema „Geschäftsmodelle als Management-Tool“<br />

ein. Mithilfe zahlreicher<br />

Beispiele wie Airbnb und<br />

Skype zeigten sie, wie das theoretische<br />

Konzept in der Praxis angewendet<br />

werden kann.<br />

Da sich das Studium an der UN­<br />

ECON stark vom <strong>FernUni</strong>-Studium<br />

unterscheidet, erklärten die beiden<br />

Doktorandinnen in einer zweiten<br />

Veranstaltung die Strukturen des<br />

Hagener Systems, wie etwa Aufgaben<br />

in Klausuren und Einsendearbeiten<br />

zu lösen sind und was dabei<br />

zu beachten ist. Außerdem brachten<br />

sie den Studierenden die Bedeutung<br />

und Besonderheiten des Faches<br />

Dienstleistungsmanagement<br />

näher.<br />

Die Studierenden zeigten sich als<br />

sehr lernwillig und bewiesen ihr gutes<br />

Verständnis für die Lehrinhalte.<br />

Beide Veranstaltungen stießen auf<br />

positive Resonanz.<br />

Proe<br />

Die Veranstaltungen der beiden Hagener <strong>FernUni</strong>-Mitarbeiterinnen stießen bei den<br />

russischen Studierenden auf großes Interesse.


Lehre<br />

Seite 12<br />

<strong>FernUni</strong> <strong>Perspektive</strong><br />

Exkursion<br />

Erziehen, um zu diskriminieren<br />

Wirtschaftswissenschaft<br />

Klausuren an zehn Orten<br />

Um „Ausgrenzung, Diskriminierung und Macht“ ging es bei der Exkursion zur Wewelsburg.<br />

„Zur Wewelsburg“ steht auf einem<br />

Wegweiser und kurz danach ist sie<br />

auch wirklich zu sehen: Eine Burg<br />

wie aus dem Bilderbuch, mit Türmen,<br />

Burggraben, dicken Mauern,<br />

Burghof und Ritterrüstung. 1123<br />

baute sie Graf Friedrich zu Arnsberg.<br />

Ab da wurde sie, wie viele<br />

andere Burgen, in unregelmäßigen<br />

Abständen zerstört und wieder erbaut,<br />

bis sie 1933 der „Reichsführer<br />

SS“ Heinrich Himmler pachtete,<br />

um sie zum geistigen Mittelpunkt<br />

seiner SS-Elite-Truppen zu machen.<br />

Dies Erbe, gefolgt von dem Elend<br />

des für den Aufbau und Umbau<br />

eingerichteten Konzentrationslagers<br />

Niederhagen, gab diesem Ort<br />

einen besonderen Rahmen für das<br />

Seminar „Soziales Konstrukt von<br />

Differenz“ mit dem Thema „Erziehen,<br />

um zu diskriminieren“. Die<br />

Teilnehmenden und die Referenten<br />

Maik Wunder und Dr. Susanne Winnerling<br />

(Lehrgebiet Bildung und Differenz,<br />

Prof. Dr. Katharina Walgenbach)<br />

reisten aus ganz Deutschland<br />

an, um in diesem Rahmen gemeinsam<br />

Zeit für die Lehre und den Austausch<br />

zu verbringen.<br />

Der Ablaufplan des Seminares versprach<br />

ein dichtes arbeitsames, die<br />

Unterbringung in der Jugendherberge<br />

innerhalb der Burg ein rustikales<br />

und der im Turm gelegene<br />

runde Seminarraum ein atmosphärisch<br />

besonderes Wochenende zu<br />

werden. Nach der Eingewöhnung<br />

lockerte sich die Atmosphäre. Beim<br />

abendlichen Zusammensein ergaben<br />

sich Gespräche und Diskussionen<br />

in zunehmend vertrauter Atmosphäre<br />

vornehmlich um die Themen<br />

„Ausgrenzung, Diskriminierung und<br />

Macht“ – mal wissenschaftlich erläutert,<br />

mal aus persönlichen Erfahrungen<br />

geschildert, um dann erneut in<br />

einer Theorie aufzugehen.<br />

Eine Führung durch Museum, Burg<br />

und Dorf ergänzte das theoretische,<br />

die Blechbläser einer Jugendgruppe<br />

das kulturelle und die klugen<br />

und netten Kommilitoninnen und<br />

Kommilitonen das freundschaftliche<br />

Programm dieses ganz besonderen<br />

Seminares. Ein gelungenes<br />

Konzept, verbunden mit der Hoffnung,<br />

dass es wiederholt wird und<br />

auch weitere Nachahmer findet.<br />

Sabine Nagl, Studentin<br />

Copyright: Maik Wunder<br />

Ab dem Wintersemester <strong>2016</strong>/2017<br />

erweitert die Fakultät für Wirtschaftswissenschaft<br />

der <strong>FernUni</strong>versität in<br />

Hagen das Klausurortangebot. Erstmals<br />

ab März 2017 werden die Modulabschlussklausuren<br />

aller Pflichtmodule<br />

der Bachelor- und Masterstudiengänge<br />

dann an zehn Klausurorten<br />

angeboten. Bisher galt dies nur<br />

für die zehn Pflichtmodule des Bachelorstudiengangs<br />

Wirtschaftswissenschaft.<br />

Profitieren von dem neuen Angebot<br />

werden nun auch Studierende<br />

in den Master-Pflichtmodulen.<br />

Wünsche der Studierenden<br />

werden erfüllt<br />

Die Fakultät trägt damit der stark gestiegenen<br />

Nachfrage im Pflichtbereich<br />

der Masterstudiengänge Rechnung<br />

und kommt Wünschen aus der<br />

Studierendenschaft nach.<br />

Psychologie<br />

Einschreiben zum<br />

Wintersemester<br />

Geplante Klausurorte sind Bochum,<br />

Bonn, Bremen, Düsseldorf, Frankfurt<br />

a. M., München, Potsdam, Tübingen,<br />

Linz a.d. Donau (Österreich)<br />

und Zürich (Schweiz). Die genauen<br />

Klausurorte werden mit Beginn des<br />

Klausuranmeldezeitraums bekanntgegeben,<br />

im Wintersemester Mitte<br />

Dezember, im <strong>Sommer</strong>semester<br />

Mitte Juni.<br />

Änderungen frühzeitig<br />

berücksichtigen<br />

Der neue Service hat Änderungen der<br />

Klausurtermine und Uhrzeiten für alle<br />

Modulabschlussklausuren – auch die<br />

Klausuren der Wahlpflichtmodule –<br />

zur Folge. Studierende sollten dies<br />

frühzeitig berücksichtigen. Klausurtermine<br />

und Uhrzeiten bis einschließlich<br />

<strong>Sommer</strong>semester 2017 sind bereits<br />

veröffentlicht.<br />

Proe<br />

www.fernuni-hagen.de/per<strong>56</strong>-12<br />

Für das <strong>Sommer</strong>semester <strong>2016</strong> hat die <strong>FernUni</strong>versität Erst- und Neu einschreibungen<br />

bei ihren Studiengängen der Psychologie ausgesetzt. Der<br />

Grund ist die enorme Nachfrage von Studieninteressierten bei begrenzten<br />

personellen Kapazitäten. Zum Wintersemester <strong>2016</strong>/17 ist das Einschreiben<br />

in den Bachelorstudiengang Psychologie und in den Masterstudiengang<br />

Psychologie wieder möglich. Im Akademiestudium können die<br />

psychologischen Module jedoch weder im SS <strong>2016</strong> noch im WS <strong>2016</strong>/17<br />

studiert werden.<br />

Bitte informieren Sie sich über den aktuellen Stand und die Rahmenbedingungen<br />

unter www.fernuni-hagen.de/per-<strong>56</strong>/psychologie.<br />

Da<br />

Leute<br />

Gleichstellungsbeauftragte<br />

Neue Aufgabe in einem tollen Team<br />

Mit der konstituierenden Sitzung<br />

des Frauenbeirats der <strong>FernUni</strong>versität<br />

in Hagen ist der Wechsel in<br />

der Gleichstellungsarbeit besiegelt:<br />

Kirsten Pinkvoss wurde zur neuen<br />

Gleichstellungsbeauftragten gewählt.<br />

Die Nachfolgerin von Melanie<br />

Graf hat zuletzt die Abteilung<br />

Verwaltungsangelegenheiten der<br />

Regional- und Studienzentren im<br />

Dezernat 2 geleitet.<br />

Vier Stellvertreterinnen<br />

„Ich freue mich auf die neue Aufgabe<br />

in einem tollen Team“, sagt Kirsten<br />

Pinkvoss. Als Stellvertreterinnen<br />

stehen ihr dabei zur Seite: Prof. Luise<br />

Unger (Gruppe der Hochschullehrerinnen),<br />

Maria-Luisa Barbarino<br />

(Gruppe der Wissenschaftlichen<br />

Mitarbeiterinnen), Dorothee Schulze<br />

(Gruppe der Mitarbeiterinnen in<br />

Technik und Verwaltung) und Kornelia<br />

Ellinger (Gruppe der Studentinnen).<br />

Den Vorsitz im Frauenbeirat<br />

übernimmt Prof. Dr. Luise Unger,<br />

ihre Stellvertreterin ist Iris Karp.<br />

Die bisherige Gleichstellungsbeauftragte<br />

Melanie Graf wird zukünftig<br />

das neue Familienservicebüro der<br />

<strong>FernUni</strong>versität mit verschiedenen<br />

Angeboten rund um das Thema<br />

Familie und Beruf aufbauen. Kanz­<br />

lerin Regina Zdebel ließ im Frauenbeirat<br />

zentrale Themen ihrer zwölfjährigen<br />

Amtszeit Revue passieren.<br />

Viele Projekte initiiert<br />

Melanie Graf war seit 2004 Gleichstellungsbeauftragte<br />

und hat mit<br />

ihrem Team zahlreiche Projekte initiiert<br />

bzw. mitgestaltet, unter anderem<br />

den Girls‘ und Boys‘ Day,<br />

die Kinderferienbetreuung, die Kindernotfallbetreuung<br />

im MiniCampus,<br />

das Professorinnentreffen, die<br />

Teilnahme am Professorinnenprogramm<br />

des Bundes sowie Information<br />

und Veranstaltungen zum Thema<br />

Pflege.<br />

can<br />

Kirsten Pinkvoss (Mitte) mit (v.re.) Kornelia Ellinger, Melanie Graf, Prof. Luise Unger,<br />

Maria-Luisa Barbarino, Dorothee Schulze und Kanzlerin Regina Zdebel.


Leute<br />

<strong>FernUni</strong> <strong>Perspektive</strong> Seite 13<br />

Fortsetzung von Seite 1<br />

Prof. Katharina Walgenbach<br />

Neue Professorin hat Heterogenität im Blick<br />

In den Bildungswissenschaften hat<br />

ein Paradigmenwechsel stattgefunden.<br />

„Seit der Jahrtausendwende<br />

haben Konzepte wie Heterogenität,<br />

Diversity oder Inklusion Konjunktur“,<br />

sagt Prof. Dr. Katharina Walgenbach.<br />

Die Wissenschaftlerin leitet<br />

jetzt das Lehrgebiet Bildung und<br />

Differenz im Institut für Bildungswissenschaft<br />

und Medienforschung<br />

an der <strong>FernUni</strong>versität in Hagen.<br />

Bis zur Neubesetzung durch Katharina<br />

Walgenbach hieß das Lehrgebiet<br />

Internationalisierung von Bildungsprozessen<br />

und fokussierte<br />

stark auf Ethnizität, Nationalstaat<br />

und Schule. „Durch die neue Denomination<br />

wird das Lehrgebiet breiter<br />

aufgestellt. Es werden nun mehrere<br />

Differenzlinien einbezogen, die<br />

Erziehungs- und Bildungsprozesse<br />

beeinflussen“, kündigt Walgenbach<br />

an. Globalisierung, demographischer<br />

Wandel, Migrationsprozesse,<br />

neue Lebensformen – „Diese<br />

Entwicklungen haben Diskussionen<br />

über soziale Kategorien und<br />

deren Wechselbeziehungen ausgelöst.<br />

Mir geht es hier insbesondere<br />

darum, damit einhergehende Fragen<br />

von Bildung und sozialer Ungleichheiten<br />

aufzugreifen“, so die<br />

Professorin.<br />

Forschungsschwerpunkt<br />

Intersektionalität<br />

Für die Lehre hat sie sich viel vorgenommen:<br />

Studienbriefe wird sie<br />

Wenn Jolanda van der Noll im privaten<br />

Umfeld von ihrem Forschungsthema<br />

erzählt, dann haben alle eine<br />

Meinung dazu. „Die öffentliche Debatte<br />

ist emotional und schnell.<br />

Das macht es sehr spannend, aber<br />

manchmal auch schwierig, weil die<br />

Forschung nicht immer mit dem aktuellen<br />

Zeitgeschehen Schritt halten<br />

nach und nach neu schreiben und<br />

Themen wie Sozialisation, Jugend,<br />

Migrations- und Antidiskriminierungspädagogik,<br />

sexuelle Vielfalt<br />

und Disability Studies aufnehmen.<br />

Dafür kann sie aus ihrem eigenen<br />

Forschungsschwerpunkt Intersektionalität<br />

schöpfen. „Unter Intersektionalität<br />

versteht man die<br />

Wechselbeziehungen von sozialen<br />

Ungleichheiten“, erläutert Walgenbach.<br />

„Kategorien wie Gender,<br />

Ethnizität, Nation oder soziales Milieu<br />

können nicht isoliert voneinander<br />

konzeptualisiert werden, sondern<br />

müssen in ihren ‚Verwobenheiten’<br />

oder ‚Überkreuzungen’ analysiert<br />

werden“.<br />

Wissenschaftliche Stationen<br />

Schon im Studium – Diplom-Pädagogik<br />

in Kiel – hat sich Katharina<br />

Walgenbach wissenschaftlich<br />

für Bildung und soziale Ungleichheit<br />

interessiert. Nach ihrem Diplom<br />

schloss sie ein Master-Studium in<br />

Gender and International Development<br />

an der University of Warwick<br />

(GB) an. Als Promotionsstipendiatin<br />

der Hans-Böckler-Stiftung befasste<br />

sie sich in ihrer historischen Dissertation<br />

mit der Interdependenz von<br />

Weißer Identität, Geschlecht und<br />

Klasse in den deutschen Kolonien.<br />

Auf die Promotion folgten eine Vertretung<br />

an der Humboldt-Universität<br />

in Berlin und fünf Jahre als Postdoc<br />

in der Jugendpädagogik an der<br />

Justus-Liebig Universität Gießen. Im<br />

kann“, sagt sie. Die 34-jährige Niederländerin<br />

arbeitet derzeit an der<br />

<strong>FernUni</strong>versität<br />

an ihrem Habilitationsprojekt<br />

zur Akzeptanz<br />

von muslimischen<br />

Minderheiten<br />

in Westeuropa. „Die Aktualität,<br />

aber auch die hohe gesellschaftliche<br />

Relevanz des Themas<br />

motivieren mich.“<br />

Einstellung gegenüber Religion<br />

Ihr Projekt beschäftigt sich mit Einstellungen<br />

und Vorurteilen insbesondere<br />

gegenüber muslimischen<br />

Minderheiten. „Oft wird über Muslime<br />

als homogene Gruppe gesprochen.<br />

Meine Arbeit ist auch der Versuch<br />

einer Differenzierung“, sagt<br />

sie. Dabei legt sie einen Schwerpunkt<br />

auf die Einstellung gegenüber<br />

Religion und deren Rolle in<br />

Jahr 2010 wurde sie auf eine Professur<br />

für Gender und Diversity an<br />

der Bergischen Universität Wuppertal<br />

berufen. Bevor sie an die<br />

<strong>FernUni</strong>versität kam, war Katharina<br />

Walgenbach zudem Gastprofessorin<br />

an der Universität Wien und an<br />

der Humboldt-Universität zu Berlin.<br />

Heute ist die Wissenschaftlerin eine<br />

gefragte Expertin, wenn es um Themen<br />

wie Diversität, Intersektionalität<br />

und Heterogenität geht. Für ihr<br />

Fach Bildungswissenschaft war sie<br />

von 2012 bis 2014 Vorsitzende der<br />

Sektion Frauen- und Geschlechterforschung<br />

in der Deutschen Gesellschaft<br />

für Erziehungswissenschaft<br />

(DGfE) und ist bis heute in der Redaktion<br />

des Jahrbuchs Frauen- und<br />

der Gesellschaft. „Bisherige Theorien<br />

berücksichtigen eher den ethnischen<br />

Hintergrund“, beschreibt<br />

sie den Forschungsstand, „aber es<br />

wird oft behauptet, dass bestimmte<br />

Überzeugungen des Islams nicht<br />

mit ‚westlichen‘ oder ‚liberalen‘<br />

Werten vereinbar sind.“ Angesiedelt<br />

ist ihr interdisziplinäres Thema<br />

in der der politischen Psychologie.<br />

„Politische Prozesse haben großen<br />

Einfluss auf unser Leben. Um sie zu<br />

verstehen benötigen wir psychologische<br />

Erklärungsmodelle“, erklärt<br />

die Habilitandin.<br />

Geschlechterforschung (Peer-Review-Organ).<br />

Außerdem ist sie Vertrauensdozentin<br />

der Hans-Böckler-<br />

Stiftung an der <strong>FernUni</strong>versität.<br />

Neue Forschungsperspektiven<br />

Zukünftig möchte Katharina Walgenbach<br />

das Thema Bildungsprivilegien<br />

als Forschungsschwerpunkt<br />

ausbauen. „Dabei geht es mir um einen<br />

Wechsel der <strong>Perspektive</strong>: Nicht<br />

Bildungsbenachteiligung steht im<br />

Mittelpunkt des Forschungsinteresses,<br />

sondern Bildungsprivilegien“.<br />

Aktuell hat sie einen DFG-Antrag<br />

eingereicht mit dem Titel Bildungsprivilegien<br />

– eine unsichtbare Ressource?<br />

Walgenbach: „Ich beziehe<br />

mich dabei auf Studien von Pierre<br />

Bourdieu, der in den 1960er Jahren<br />

herausfand, dass bildungsprivilegierte<br />

Studierende ihren eigenen<br />

Bildungserfolg auf Talent oder Begabung<br />

zurückführten, aber nicht<br />

auf die Startvorteile ihrer sozialen<br />

Herkunft.“<br />

Des Weiteren möchte sie das Forschungsfeld<br />

Hochschule und Diversität<br />

stärker fokussieren. Dazu<br />

plant sie für den <strong>Sommer</strong> <strong>2016</strong> die<br />

Beantragung einer Nachwuchsforschergruppe<br />

bei der Hans-Böckler-<br />

Stiftung. „Die <strong>FernUni</strong>versität bietet<br />

sich für eine solche Forschungsperspektive<br />

besonders an und über<br />

das Thema lassen sich Netzwerke<br />

mit anderen Forscherinnen und Forschern<br />

knüpfen.<br />

aw<br />

Dr. Jolanda van der Noll<br />

Einstellungen gegenüber muslimischen Minderheiten<br />

Die <strong>FernUni</strong>versität in Hagen hat Stipendien für Habilitandinnen vergeben.<br />

Wir begleiten die Wissenschaftlerinnen auf ihrem Weg zur Habilitation.<br />

Heute: Politikwissenschaftlerin (Schwerpunkt Politische Psychologie)<br />

Dr. Jolanda van der Noll, Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Lehrgebiet<br />

Community Psychologie von Prof. Dr. Anette Rohmann.<br />

Dr. Jolanda van der Noll<br />

Prof. Katharina Walgenbach<br />

„Oft wird über Muslime als homogene Gruppe gesprochen.<br />

Meine Arbeit ist der Versuch einer Differenzierung.“<br />

Copyright: Hoffotografen<br />

Dr. Jolanda van der Noll<br />

Zeitliche <strong>Perspektive</strong> als<br />

großer Vorteil<br />

Ihr Wunsch, interdisziplinär zu forschen,<br />

hat Jolanda van der Noll im<br />

September 2014 an die <strong>FernUni</strong> geführt.<br />

Nach den Studienabschlüssen<br />

in Politikwissenschaft und „Migration,<br />

Ethnic Relations and Multiculturalism“<br />

in den Niederlanden und<br />

der Promotion an der Jacobs University<br />

in Bremen forschte sie als Postdoc<br />

in Belgien in der Religionspsychologie.<br />

Als Stipendiatin kommt<br />

sie seit dem Oktober 2015 in den<br />

Genuss der Habilitandinnen-Förderung.<br />

„Die zeitliche <strong>Perspektive</strong> ist<br />

ein großer Vorteil“,<br />

sagt sie. Ausgelegt<br />

ist ihr Projekt zunächst<br />

auf drei Jahre,<br />

nach der Zwischenevaluation<br />

ist<br />

eine Verlängerung um weitere drei<br />

Jahre möglich. Ihre Begeisterung für<br />

die Forschung gibt sie in der Lehre<br />

unter anderem im Projektmodul des<br />

Masters an ihre Studierenden weiter,<br />

die mit ihrer Unterstützung Forschungsprojekte<br />

zu vorgegebenen<br />

Themen umsetzen.<br />

Langfristig ist eine Professur in Europa<br />

das große Ziel van der Nolls: „Zu<br />

Themen interdisziplinär zu forschen,<br />

die unsere Gesellschaft weiterbringen,<br />

ist das Schönste, was ich mir<br />

für meine weitere berufliche Laufbahn<br />

vorstellen kann.“ can<br />

Leben für das<br />

Fernstudium<br />

Geboren wurde Prof. Otto Peters<br />

am 6. Mai 1926 in Berlin. Nach<br />

Kriegsende war er als Lehrer in<br />

Berlin tätig, studierte parallel Anglistik<br />

und Geschichte an der Humboldt-Universität,<br />

die ihn ohne Abitur<br />

immatrikuliert hatte. Er beendete<br />

das Studium an der Freien<br />

Universität Berlin. Zwischenzeitlich<br />

hatte er am Abendgymnasium das<br />

Abitur gemacht. Promoviert wurde<br />

er 1972 an der Universität in Tübingen,<br />

an deren Deutschem Institut<br />

für Fernstudienforschung er seit<br />

1969 tätig war. Dieser Weg führte<br />

ihn 1974 weiter auf eine Professur<br />

für Bildungswissenschaft an<br />

der Freien Universität und im selben<br />

Jahr in den Vorbereitenden<br />

Gründungsausschuss der zukünftigen<br />

<strong>FernUni</strong>versität. 1975 wurde<br />

der ausgewiesene Fernstudiendidaktiker<br />

Mitglied in ihrem Gründungsausschuss.<br />

Am 17. April 1975 berief NRW-<br />

Wissenschaftsminister Johannes<br />

Rau ihn auf den Hagener Lehrstuhl<br />

für Methodenlehre des Fernstudiums,<br />

ernannte ihn tags darauf<br />

zum Gründungsrektor. In den folgenden<br />

Jahren wurden in oft enger<br />

Zusammenarbeit von Prof. Peters<br />

und Minister Rau die entscheidenden<br />

Weichen für die überaus<br />

positive Entwicklung der <strong>FernUni</strong>versität<br />

bis heute gestellt.<br />

Innere Motivation durch<br />

eigenes Erleben<br />

Peters: „Ich hatte eine tiefere Motivation,<br />

weil ich ja sozusagen ein<br />

Produkt des zweiten Bildungsweges<br />

war“. Er hatte ungefähr zehn Jahre<br />

lang gearbeitet und nebenbei studiert:<br />

„Ich wusste und habe erfahren,<br />

dass es außerordentlich schwer<br />

war und ist, neben einer Berufstätigkeit<br />

an einer Präsenzuniversität<br />

zu studieren. Insofern hatte ich dieses<br />

innere Bedürfnis, daran mitzuwirken,<br />

dass berufstätige Erwachsene<br />

leichter studieren.“<br />

Am 27. August 1984 endete die<br />

Gründungsphase der <strong>FernUni</strong>versität:<br />

Otto Peters übergab sein Amt<br />

an Prof. Dr. Ulrich Battis und widmete<br />

sich wieder der Wissenschaft.<br />

1991 wurde er emeritiert.<br />

Otto Peters erhielt viermal den Titel<br />

eines Doctor Honoris Causa verliehen,<br />

er war acht Jahre lang Vizepräsident<br />

des International Council<br />

for Open and Distance Education<br />

(ICDE), dessen Prize of Excellence er<br />

1999 erhielt. 2008 wurde er in die<br />

International Hall of Fame for Adult<br />

Education aufgenommen.<br />

Die <strong>FernUni</strong>versität gratulierte ihrem<br />

Gründungsrektor zu seinem<br />

Geburtstag, sie wünscht ihm alles<br />

Gute und sagt „Herzlichen Dank<br />

für alles, lieber Otto Peters!“ Da


Seite 14<br />

<strong>FernUni</strong> <strong>Perspektive</strong><br />

Studierende und Alumni<br />

Alumnifeier im Regionalzentrum Hagen<br />

<strong>FernUni</strong>versität ist stolz auf ihre Absolventinnen und Absolventen<br />

„Ich freue mich über die persönlichen<br />

Glückwünsche. Das ist schöner,<br />

als die Urkunde nur per Post zu<br />

bekommen.“ – „Die Feier ist eine<br />

tolle Wertschätzung, auch wenn<br />

mein Abschluss schon fast ein Jahr<br />

zurückliegt.“ – „An diese Feier werden<br />

wir uns lange erinnern.“ Das<br />

Feedback der Absolventinnen und<br />

Absolventen zur Abschlussfeier auf<br />

dem Campus in Hagen fiel positiv<br />

aus. Zu der stimmungsvollen Feier<br />

im Regionalzentrum Hagen war<br />

ein Großteil der ehemaligen Studierenden<br />

gemeinsam mit Familien,<br />

Freundinnen und Freunden gekommen.<br />

Rund 300 Studierende aus der Region<br />

haben in den vergangen zwei<br />

Semestern erfolgreich ihr Studium<br />

beendet. „Das ist ein Erfolg, auf<br />

den auch wir als <strong>FernUni</strong>versität<br />

stolz sind“, ehrte Rektorin Prof. Dr.<br />

Ada Pellert die Alumnae und Alumni<br />

neben einem Präsent vor allem<br />

mit Worten. Die Feier ist ebenfalls<br />

ein kleines Dankeschön an die Familie,<br />

die Freundinnen und Freunde,<br />

„dass Sie unseren Studierenden<br />

hilfreich zur Seite gestanden<br />

haben. Dafür gebührt Ihnen eigentlich<br />

auch eine Urkunde“, würdigte<br />

die Rektorin.<br />

In ihrer Rede „Der Abschluss an der<br />

<strong>FernUni</strong>versität – ein Meilenstein in<br />

ihrem Leben“ bezeichnete Pellert<br />

die ehemaligen Fernstudierenden<br />

als ,Best Practice‘ dafür, dass ein<br />

Hochschulstudium zunehmend lebensbegleitend<br />

ist. „Unsere Gesellschaft<br />

befindet sich in einem permanenten<br />

Wandel“, sprach sie die<br />

Absolventinnen und Absolventen<br />

an. „Sie haben die Notwendigkeit<br />

erkannt Ihr Knowhow anzupassen,<br />

sich weiterzuentwickeln und sich<br />

Neues anzueignen. Um weiterhin<br />

im Arbeitsleben zu bestehen und<br />

auch, um gesellschaftlich am Ball<br />

zu bleiben.“<br />

„Sie können alle stolz sein, berufsbegleitend<br />

studiert zu<br />

haben“, wandte sich<br />

Hagens Oberbürgermeister<br />

Erik O. Schulz<br />

in seinem Grußwort<br />

an die Absolventinnen<br />

und Absolventen. „Die<br />

Stadt ist stolz auf die<br />

<strong>FernUni</strong>. Wir schreiben<br />

es auf Ortsschilder und<br />

ins offizielle Signet der<br />

Stadt.“<br />

Als Absolvent ließ<br />

Christian Hohmann<br />

sein Bachelor-Studium<br />

Wirtschaftswissenschaft<br />

stellvertretend<br />

Revue passieren:<br />

„Die <strong>FernUni</strong> bringt<br />

Menschen aus unterschiedlichsten<br />

Lebenssituationen zusammen und<br />

hat mir zu meinem großen<br />

Erstaunen die Möglichkeit<br />

gegeben, viel mehr Menschen<br />

kennen zu lernen, als<br />

dies gegebenenfalls an einer<br />

Präsenzuni möglich gewesen<br />

wäre.“ Allerdings, so<br />

Hohmann aufrichtig, müsse<br />

man sich gut organisieren<br />

können: „Man muss Nischen<br />

im Leben finden, in denen<br />

man Zeit zum Lernen findet.“<br />

Seine Nischen waren<br />

etwa der verregnete Nachmittag<br />

im Gartenschuppen<br />

und die neunstündige Autofahrt<br />

in den Urlaub. Trotz der Belastungen<br />

will der Bankkaufmann in<br />

einem Jahr seinen Master-Abschluss<br />

absolvieren.<br />

Absolventinnen und Absolventen der<br />

Fakultäten für Kultur- und Sozialwissenschaften<br />

und für Mathematik<br />

und Informatik (oben) und der<br />

Fakultät für Wirtschaftswissenschaft<br />

und der Rechtswissenschaftlichen<br />

Fakultät feierten in Hagen.<br />

Kontakte knüpfen<br />

Nach dem Schlusswort durch Svenja<br />

Gummersbach, Leiterin des Regionalzentrums<br />

Hagen, hatten Alumni<br />

und Gäste ausreichend Zeit, miteinander<br />

ins Gespräch zu kommen<br />

und Kontakte zu knüpfen. Für den<br />

reibungslosen Ablauf der Veranstaltung<br />

sorgte vor allem das Team aus<br />

dem Regionalzentrum Hagen mit<br />

Unterstützung durch die Mitarbeitenden<br />

der zugeordneten Studienzentren.<br />

aw<br />

Barbara Honold<br />

Diplom-Theologin programmiert ihre Lernsoftware<br />

Barbara Honold führt „ein Leben<br />

unterwegs“. Die 44-Jährige wohnt<br />

in Karlsruhe, pendelt regelmäßig<br />

nach Süddeutschland und fährt<br />

häufig in norddeutsche Städte. Ihr<br />

Barbara Honold<br />

Studium hat sie dabei immer in der<br />

Tasche, sie studiert im Masterstudiengang<br />

Praktische Informatik an<br />

der <strong>FernUni</strong>versität in Hagen. Nach<br />

ihrem Diplomabschluss in Theologie<br />

und verschiedenen fachlichen Qualifikationen<br />

arbeitet Honold als Lektorin<br />

und Layouterin für theologische<br />

und spirituelle Themen.<br />

Persönliches Interesse an<br />

Mathematik<br />

„Aus persönlichem Interesse an der<br />

Mathematik wollte ich mein berufliches<br />

Spektrum erweitern und habe<br />

mich für Informatik entschieden.<br />

An ein Präsenzstudium war nicht zu<br />

denken – ich habe nur bestimmte<br />

Tage und feste Tageszeiten, die ich<br />

für die Uni reservieren kann“, erzählt<br />

Honold.<br />

Sie kam über Empfehlungen zur<br />

<strong>FernUni</strong>: „Wer hier seinen Abschluss<br />

schafft, hat einen guten<br />

Abschluss.“ Die Flexibilität ist für<br />

die selbstständig Berufstätige unschlagbar.<br />

Warum sie als Theologin Mathematik<br />

und Informatik studiert? Hier<br />

zitiert sie gern den Naturwissenschaftler<br />

und Philosophen Galileo<br />

Galilei: „Die Mathematik ist das<br />

Alphabet, mit dem Gott die Welt<br />

geschrieben hat.“ Barbara Honold<br />

beschreibt es so: „Wenn ich einen<br />

mathematischen Zusammenhang<br />

verstehen lerne oder einen<br />

Algorithmus, der in der Informatik<br />

ein Ziel zu erreichen hilft, freue ich<br />

mich über diesen Zusammenklang<br />

der Dinge. Dass es so funktioniert<br />

und zusammenpasst.“<br />

Bei Honold verschränken sich Naturwissenschaften<br />

und Theologie<br />

ganz praktisch: Mit ihrem Anwenderinnenwissen<br />

hat sie ein kleines<br />

Softwareprogramm geschrieben,<br />

mit dem sie Bibelstellen überprüfen<br />

oder ein Register erstellen kann –<br />

„für den Hausgebrauch“, schränkt<br />

sie lachend ein. Sie profitiert für ihre<br />

Lektoratstätigkeit davon.<br />

Eigene Lernsoftware<br />

programmiert<br />

Weit umfangreicher nutzt sie ihre<br />

Informatik-Kenntnisse fürs Studium.<br />

„Ich habe eine Lernsoftware<br />

programmiert“, erzählt sie. Aus den<br />

Studienbriefen fasst sie das für sie<br />

Wesentliche schriftlich zusammen,<br />

strukturiert auf diese Weise den<br />

Stoff und setzt sich bereits mit aufkommenden<br />

Fragen auseinander.<br />

Ihr Lernprogramm speichert Fragen<br />

und Antworten – für eine Lernkartei<br />

und als Stoff-Zusammenfassung.<br />

„Daraus generiere ich MP3-Dateien,<br />

die ich auf meinen Bahnfahrten<br />

höre. Ich kann auf der Grundlage<br />

auch MP4-Dateien erstellen, in<br />

dem ich Filmsequenzen einbaue“,<br />

erklärt Honold ihre äußerst individuelle<br />

Lernstrategie. Dazu filmt sie<br />

etwa mit, wenn sie einen Rechenweg<br />

entwickelt oder einen mathematischen<br />

Beweis führt.<br />

Das klingt danach, als lerne sie lieber<br />

allein? „Die Mischung macht’s.“<br />

Über Skype trifft sie sich virtuell<br />

mit ihren Lerngruppen. Die Lerngruppen<br />

initiiert sie über die Newsgroups<br />

der jeweiligen Kurse. Für<br />

den Austausch übers Studium nutzt<br />

sie auch Facebook-Gruppen.<br />

Zu Beginn des Studiums besuchte<br />

sie Grundlagenkurse zu Mathematik<br />

und Informatik in Regionalzentren.<br />

„Von den Mentoriaten habe<br />

ich sehr profitiert“, sagt sie. „Ohne<br />

diese Unterstützung wäre ich vermutlich<br />

nicht drangeblieben.“ aw


<strong>FernUni</strong> <strong>Perspektive</strong> Seite 15<br />

Erasmus+-Förderung<br />

Bei Praktikum Liebe zu Stockholm entdeckt<br />

Stockholm war nicht ihr Traumziel.<br />

Doch dann verliebte sich Carolin<br />

Schreiner während eines Auslandspraktikums<br />

in die schwedische<br />

Hauptstadt. Im Mai wandert die<br />

23-jährige <strong>FernUni</strong>-Studentin aus<br />

nach Stockholm. „Sogar die Dunkelheit<br />

macht mir nicht mehr so<br />

viel aus“, lacht sie am Telefon. „Ich<br />

habe mein Englisch verbessert und<br />

noch viele andere Menschen aus<br />

anderen Ländern getroffen.“ Jetzt<br />

steht auch Schwedisch auf ihrem<br />

Stundenplan. Ihr Studium der Psychologie<br />

wird sie mitnehmen, um<br />

ihren Abschluss an der <strong>FernUni</strong>versität<br />

in Hagen zu machen. „Die<br />

Flexibilität ist das Tolle am Fernstudium.“<br />

Geplant hatte Carolin Schreiner,<br />

zwei Monate in Stockholm zu blei­<br />

Ausflug auf eine Schäre mit Freundinnen: Carolin Schreiner (Mitte) hat sich regelrecht in Schweden verliebt.<br />

ben. Sie ist schon immer gern gereist<br />

und verbrachte nach dem Abitur<br />

in der Pfalz ein Jahr in den USA.<br />

„Ich wollte unbedingt noch einmal<br />

eine neue Kultur kennenlernen und<br />

unvergessliche Erfahrungen sammeln“,<br />

erzählt sie. Also entschied<br />

sie sich für ein Auslandspraktikum,<br />

da sie dadurch ihr Studium mit weiteren<br />

Qualifikationen und Zusatzerfahrungen<br />

verbinden konnte.<br />

Am Ende ermöglichte ihr das<br />

Erasmus+-Programm den Aufenthalt<br />

durch finanzielle monatliche<br />

Unterstützung. Die Uni Stockholm<br />

hatte konkret nach Praktikantinnen<br />

und Praktikanten gesucht. Bei den<br />

Formalitäten für die Erasmus-Bewerbung<br />

half Schreiner die Abteilung<br />

Forschung und Internationale<br />

Angelegenheiten der <strong>FernUni</strong>versität<br />

in Hagen.<br />

Im September 2015 ging es los, bis<br />

Dezember 2015 arbeitete Schreiner<br />

an der Stockholm University<br />

in einem Labor im Department of<br />

Psychology. Sie konnte verschiedene<br />

Studien zu den Themen Memory,<br />

Metacognition und Multitasking<br />

durchführen, Daten auswerten<br />

und Kolloquien besuchen. „Für<br />

mein Studium und auch für mich<br />

selbst war es eine Bereicherung und<br />

ich habe sehr viel dazugelernt und<br />

neue Kompetenzen gewonnen. Ich<br />

habe Einblick ins Berufsleben bekommen<br />

und habe mich weiterentwickelt“,<br />

sagt die Vollzeitstudentin.<br />

„Es ist eine Erfahrung, die man niemals<br />

vergisst.“<br />

ten. Da stand ihr Plan schon fest,<br />

nach Schweden auszuwandern.<br />

Carolin Schreiner hatte sich in das<br />

skandinavische Land, seine Kultur<br />

und die Menschen verliebt.<br />

Eins bleibt auch: „Ich möchte auf<br />

jeden Fall im psychologischen Bereich<br />

arbeiten. Das war schon immer<br />

mein Wunsch“, sagt Carolin<br />

Schreiner. Sie wird versuchen, ihren<br />

Berufswunsch in Stockholm in die<br />

Tat umzusetzen. Denn inzwischen<br />

zieht es sie auch der Liebe wegen<br />

in den Norden. „Im Prinzip ist es als<br />

Europäerin nicht so schwer, allerdings<br />

sind die englischsprachigen<br />

Jobs schon begrenzt.“<br />

Ihre Familie in der Pfalz wird die<br />

23-Jährige vermissen. Ein Trostpflaster:<br />

Ihre Eltern und ihr jüngerer<br />

Bruder haben bereits den <strong>Sommer</strong>urlaub<br />

in Stockholm geplant.<br />

Schweden steht auf Familie Schreiners<br />

Liste längst ganz oben. aw<br />

Schon nach einem Monat schmiedete<br />

sie Pläne zu bleiben und verlängerte<br />

ihr Praktikum. Auch die Erasmus-Förderung<br />

verlängerte sich. Im<br />

Januar kam sie zurück nach Mannheim,<br />

um wiederum ein – lang ersehntes<br />

– Praktikum in der Kinderpsychiatrie<br />

in Heidelberg anzutrei<br />

Erasmus+ ist das Programm für<br />

Bildung, Jugend und Sport der<br />

Europäischen Union. Erasmus+<br />

im Hochschulbereich fördert<br />

vor allem Studierende, Hochschulen<br />

und Hochschulpersonal<br />

aus dem nicht akademischen<br />

Bereich. Kontakt: Mareike.Siewert@<strong>FernUni</strong>-Hagen.de.<br />

Aykut Bußian<br />

Das verkaufte Auto war der Schlüssel zum Erfolg<br />

Vor ein paar Jahren hat Aykut Bußian<br />

sein Auto verkauft und ist aufs<br />

Bahnfahren umgestiegen. Die Zeit<br />

im Zug hat der beruflich stark eingespannte<br />

Wirtschaftsprüfer aus<br />

Hamburg konsequent für sein Studium<br />

an der <strong>FernUni</strong>versität in Hagen<br />

genutzt. „Ich habe bei den<br />

Fahrten zur Kanzlei oder zum Kunden<br />

mit elektronischen Karteikarten<br />

gelernt“, verrät der 40-jährige Absolvent<br />

sein Erfolgsrezept.<br />

Abschlüsse in drei Fakultäten<br />

Als Aykut Bußian die <strong>FernUni</strong>versität<br />

für sich entdeckte, hatte er<br />

schon einen ersten Abschluss als Diplom-Kaufmann<br />

an der Berufsakademie<br />

Mannheim in der Tasche und<br />

arbeitete bereits als Prüfungsassistent.<br />

„Trotz meiner intensiven Belastung<br />

im Job habe ich mein fachliches<br />

Spektrum auf akademischem<br />

Niveau erweitert. Das verdanke ich<br />

der <strong>FernUni</strong>versität“, sagt er. Eine<br />

Alternative gab es für den heutigen<br />

Partner bei TPW/Baker Tilly Roelfs,<br />

eine der größten interdisziplinären<br />

Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft<br />

in Deutschland,<br />

nicht. „Die <strong>FernUni</strong> ist die einzige<br />

Hochschule, deren Abschlüsse vom<br />

akademischen Anspruch her mit einer<br />

Präsenzuniversität vergleichbar<br />

sind“, lautet seine Begründung. Seit<br />

Bestehen des Wirtschaftsprüferexamens<br />

studierte er parallel in verschiedenen<br />

Studiengängen und erreichte<br />

innerhalb von acht Jahren<br />

Abschlüsse in Wirtschaftswissenschaft<br />

(Diplom-Kaufmann und Diplom-Volkswirt),<br />

Informatik (Bachelor<br />

und Master) sowie Philosophie<br />

(Bachelor und Master).<br />

Aus privatem Interesse und um sich<br />

beruflich breiter aufzustellen, wählte<br />

der 40-Jährige bewusst ganz unterschiedliche<br />

Inhalte aus. „Philosophie<br />

war für mich eine Herzensangelegenheit,<br />

Wirtschaft und Informatik<br />

waren dagegen eher eine<br />

fachliche Ergänzung“, erklärt er.<br />

„Gerade diese Bandbreite schätze<br />

ich an der <strong>FernUni</strong>versität.“<br />

Nach seinen Abschlüssen nutzt der<br />

gebürtige Frankfurter die neu gewonnene<br />

Zeit nun, um sein theoretisches<br />

Wissen mit Praxis zu unterfüttern.<br />

Der Wirtschaftsprüfer ist im<br />

Bereich der Prüfung und Beratung<br />

in der Fondsindustrie tätig und weitet<br />

seine Tätigkeit derzeit insbesondere<br />

auf die Strukturierung der damit<br />

verbundenen IT-Landschaft aus.<br />

„Besonders das Informatik-Studium<br />

bringt mich beruflich weiter“, zieht<br />

er Bilanz. „Allein der Zusatz auf meiner<br />

Visitenkarte öffnet mir viele Türen<br />

für potentielle Aufträge.“<br />

Richtige Mischung<br />

aus Theorie und Praxis<br />

Für Aykut Bußian ist die richtige Mischung<br />

aus Theorie und Praxis der<br />

Schlüssel zum Erfolg. Diese Botschaft<br />

vermittelt er gelegentlich als<br />

Mentor der <strong>FernUni</strong>versität auch<br />

seinen Studierenden im Regionalzentrum<br />

Hamburg: „Als Absolvent<br />

möchte ich die Fernstudierenden<br />

auf ihrem Weg unterstützen und<br />

sie im nächsten Schritt für den Master<br />

motivieren.“ Davon profitieren<br />

nicht nur die Studierenden in den<br />

mentoriell betreuten Themen im<br />

Bereich des Rechnungswesens, sowie<br />

der Investition und Finanzierung.<br />

Auch für Aykut Bußian sind<br />

die Mentoriate ein Gewinn. „Die<br />

Präsentations-Skills im Job werden<br />

immer wichtiger“, sagt er. „Für<br />

mich ist es daher bestes Training,<br />

die komplexen Studieninhalte der<br />

<strong>FernUni</strong> kompakt und verständlich<br />

zu vermitteln.“<br />

Kontakt zur <strong>FernUni</strong> halten<br />

Zudem kann er durch seine Tätigkeit<br />

als Mentor den Kontakt<br />

zur Hagener Hochschule halten,<br />

das liegt ihm am Herzen.<br />

„Ich würde die <strong>FernUni</strong>versität<br />

sonst vermissen“, erzählt er.<br />

Dass er selbst noch einmal als Student<br />

an die <strong>FernUni</strong>versität zurückkehrt,<br />

ist nicht ausgeschlossen.<br />

„Doch momentan haben<br />

meine beruflichen Ziele<br />

Arbeitet auch als Mentor:<br />

Aykut Bußian<br />

Vorrang. Die vergangenen Jahre mit<br />

dem Fernstudium neben dem Beruf<br />

waren hart und haben mich an meine<br />

Grenzen gebracht“, sagt er. Die<br />

neu gewonnen Freiräume hat Aykut<br />

Bußian sich hart erarbeitet. Schließlich<br />

kann er alleine an der <strong>FernUni</strong>versität<br />

bereits Abschlüsse der Fakultäten<br />

für Kultur- und Sozialwissenschaften,<br />

für Mathematik und<br />

Informatik sowie für Wirtschaftswissenschaft<br />

vorweisen.<br />

„Nur ein<br />

Abschluss in<br />

der Rechtswissenschaftlichen<br />

Fakultät<br />

fehlt mir jetzt<br />

noch.“ can


Panorama<br />

Seite 16<br />

<strong>FernUni</strong> <strong>Perspektive</strong><br />

Eine ständig aktualisierte Veranstaltungsübersicht finden Sie im Internet auf der Seite www.fernuni-hagen.de. Alle Veranstaltungen sind öffentlich!<br />

Die aktuelle Übersicht<br />

• aller Veranstaltungen der <strong>FernUni</strong>versität und ihrer Regional- und Studienzentren finden Sie unter<br />

http://www.fernuni-hagen.de/universitaet/veranstaltungen/<br />

• der Veranstaltungen von Regional- und Studienzentren in Ihrer Nähe unter http://www.fernuni-hagen.de/regionalzentren/<br />

(bitte „in Deutschland“ bzw. „im Ausland“ anklicken)<br />

• der Veranstaltungen im Hagener Forschungsdialog stehen unter http://www.fernuni-hagen.de/hagenerforschungsdialog.<br />

Arnsberg<br />

16.06.<strong>2016</strong>, 16.00 – 20.00 Uhr<br />

Tag der offenen Tür<br />

Studienzentrum, Ehmsenstraße 7, Arnsberg,<br />

Untergeschoss, Seminarraum<br />

Coesfeld<br />

Veranstaltungsort der Vortrags- und Seminarreihe<br />

„BürgerUniversität Coesfeld“ der<br />

Ernsting‘s family-Junior-Stiftungsprofessur für<br />

Soziologie familialer Lebensformen, Netzwerke<br />

und Gemeinschaften (Jun.-Prof. Dr. Dorett<br />

Funcke) im Hagener Forschungsdialog ist das<br />

WBK – Wissen Bildung Kultur, Osterwicker Str.<br />

29, 48653 Coesfeld.<br />

02.07.<strong>2016</strong>, 10.00 Uhr<br />

„Die Vergangenheit in der Gegenwart“<br />

Seminar. Leitung: Annemaria Köhler M.A.<br />

21.09.<strong>2016</strong>, 19.00 Uhr<br />

„Kinderschutz als berufliche Herausforderung<br />

und fallbezogenes Handlungsproblem“<br />

Referent: Dr. des. Tobias Franzheld<br />

Düsseldorf<br />

17.09.<strong>2016</strong>, 10.00 Uhr<br />

„Stuzubi – bald Student oder Azubi“<br />

Karrieremesse. Mitsubishi Electric Halle, Siegburger<br />

Str. 15, Düsseldorf<br />

Hagen<br />

24.06.<strong>2016</strong> – 16.00 Uhr<br />

Campusfest<br />

Campus der <strong>FernUni</strong>versität, Universitätsstraße,<br />

58097 Hagen<br />

Flohmarkt der UB<br />

Büchertische<br />

Stöbern erwünscht: Der Bücherflohmarkt<br />

in der Bibliothek lockte<br />

viele Besucherinnen und Besucher,<br />

die aus einem vielfältigen und<br />

preisgünstigen Bestand an wissenschaftlichen<br />

Titeln und Lehrbüchern<br />

wählten. Im Angebot waren aber<br />

auch Romane, Sachbücher und<br />

Fotobände aus privaten Buchspenden.<br />

Der nächste Bücherflohmarkt<br />

findet beim Campusfest am 24. Juni<br />

statt.<br />

aw<br />

Für Flüchtlinge<br />

Neue Infos<br />

Die <strong>FernUni</strong>versität möchte Flüchtlingen<br />

in Deutschland helfen und<br />

sie bei ihrer Integration unterstützen.<br />

Das Fernstudium ist flexibel<br />

und mobil und kommt für studierfähige<br />

Flüchtlinge besonders in Frage.<br />

Unter bestimmten Voraussetzungen<br />

können sie sich direkt in einen<br />

Studiengang einschreiben oder zunächst<br />

per Akademiestudium einzelne<br />

Kurse belegen. Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter der Fern­<br />

Universität beraten, prüfen ausländische<br />

Zeugnisse oder informieren<br />

die Flüchtlinge über notwendige<br />

Deutschkurse. Denn: An der Fern­<br />

Universität findet das Fernstudium<br />

in deutscher Sprache statt! Proe<br />

Alle Angebote der <strong>FernUni</strong>versität<br />

für Flüchtlinge sind zusammengefasst<br />

unter<br />

www.fernuni-hagen.de/per<strong>56</strong>-16<br />

23. – 24.09.<strong>2016</strong><br />

„Alles digital oder was? Bildung und Fernlehre<br />

im digitalen Zeitalter“<br />

Campus der <strong>FernUni</strong>versität, 58097 Hagen<br />

Hagener Forschungsdialog<br />

Die Veranstaltungen finden, sofern nichts anderes<br />

genannt ist, im Seminargebäude der<br />

<strong>FernUni</strong>versität, Universitätsstr. 33, 58097 Hagen,<br />

statt.<br />

09.06.<strong>2016</strong>, 18.00 Uhr<br />

„Flüchtlingskrise in Europa – die griechische<br />

<strong>Perspektive</strong>“<br />

Vortrag in der Reihe „Europäische Verfassungswissenschaften“.<br />

Referent: Priv.-Doz.<br />

Dr. Ilias I. Sofiotis (LL.M.Köln). <strong>FernUni</strong>versität,<br />

Philipp-Reis-Gebäude, Universitätsstr. 27,<br />

58097 Hagen, Raum C002.<br />

09.06.<strong>2016</strong>, 18.30 Uhr<br />

„Die Zukunft der Werte. Nietzsche als Motor<br />

und Bremser“<br />

Vortrag in der Reihe „Forum Philosophicum“.<br />

Referent: Werner Stegmaier (Greifswald).<br />

<strong>FernUni</strong>versität, TGZ-Gebäude, Raum<br />

Ellipse (EG), Universitätsstr. 11, 58097 Hagen.<br />

14.06.<strong>2016</strong>, 17.00 bis 19.00 Uhr<br />

Ringvorlesung „Flucht und Forschung“<br />

Literatur- und Medienwissenschaft und Wirtschaftswissenschaft.<br />

Dr. Maud Meyzaud:<br />

„Räume der Entrechtung. Künstlerische Strategien<br />

angesichts der ‚Flüchtlingskrise‘.“ Dr.<br />

Wadii Serhane: „Was bedeutet es, die Welt<br />

mit den Augen eines Reisenden zu betrachten?<br />

Wege zur Förderung einer offenen Führungskultur.“<br />

TGZ-Gebäude, Universitätsstr.<br />

11, 58097 Hagen.<br />

„deposit_hagen“<br />

Hochschulschriftenserver<br />

Die Universitätsbibliothek (UB) der<br />

<strong>FernUni</strong>versität hat ihr „elektronisches<br />

Regal“ modernisiert: Der Publikationsserver<br />

„deposit_hagen“ erscheint<br />

in einem modernen Design<br />

und mit verbesserten Funktionalitäten.<br />

Die Software für das Portal<br />

wurde im Rahmen des hs.r-Projektes<br />

„Informationsversorgung“ umgestellt.<br />

Innerhalb der hs.r-Projekte<br />

(„Hagen Systems Relaunch“) wird<br />

die Softwarearchitektur der Hochschule<br />

umgebaut und modernisiert.<br />

Die Eingangsseite des Servers erscheint<br />

im Blog-Format und zeigt<br />

die zuletzt eingestellten Dokumente<br />

an. „In der Vorgängerversion<br />

musste man die Dateien zum Lesen<br />

herunterladen“, beschreibt der<br />

technische Projektleiter Andreas Lorenz.<br />

„Jetzt muss man nur auf die<br />

Voransicht klicken.“ Zudem sind die<br />

15.06.<strong>2016</strong>, 16.00 Uhr<br />

„Wie entscheiden Menschen?“<br />

Antrittsvorlesung von Prof. Dr. Andreas Glöckner<br />

21.06.<strong>2016</strong>, 17.00 bis 19.00 Uhr<br />

Ringvorlesung „Flucht und Forschung“<br />

Psychologie. Dr. Mathias Kauff, Dr. Jolanda<br />

van der Noll: „Psychologische <strong>Perspektive</strong>n<br />

auf die aktuelle Flüchtlingsdebatte.“ Prof. Dr.<br />

Anette Rohmann, Dr. Agostino Mazziotta:<br />

„Wissenschafts-Praxis-Transfer im Kontext<br />

multikultureller Communities.“ TGZ-Gebäude,<br />

Universitätsstr. 11, 58097 Hagen.<br />

14.07.<strong>2016</strong>, 17.00 Uhr<br />

„Die Durchsetzung des modernen Konstitutionalismus<br />

in Deutschland in der ersten<br />

Hälfte des 20. Jahrhunderts“<br />

Veranstaltung in der Reihe „Europäische Verfassungswissenschaften“.<br />

Referent: Prof. Dr.<br />

Horst Dippel, ehem. Professor für British and<br />

American Studies, Universität Kassel. Fern­<br />

Universität, AVZ-Gebäude, Universitätsstr.<br />

21, 58097 Hagen, Raum B118 (Kleiner Senatssaal).<br />

05. – 07.09.<strong>2016</strong><br />

„Phänomenologie und Praxistheorie –<br />

Eine Verhältnisbestimmung“<br />

Fachtagung<br />

08.09.<strong>2016</strong>, 18.30 Uhr<br />

„Zur Form des Urteils. Antworten der<br />

formalen, transzendentalen und dialektischen<br />

Logik“<br />

Vortrag in der Reihe „Forum Philosophicum“.<br />

Referent: Ass.-Prof. Dr. Dr. Max Gottschlich.<br />

<strong>FernUni</strong>versität, TGZ-Gebäude, Universitätsstr.<br />

11, 58097 Hagen, Raum Ellipse (EG).<br />

Suchfunktionen erweitert und die<br />

Browsing-Möglichkeiten verbessert<br />

worden. Neben den Fakultäten lässt<br />

sich gezielt nach Dokumententypen,<br />

Sachgruppen und Personen<br />

suchen. Nutzerinnen und Nutzer<br />

können das gewünschte Dokument<br />

auf die Merkliste setzen und mit<br />

zwei Klicks in sozialen Netzwerken<br />

teilen. In der rechten Spalte wird die<br />

Zitierform angegeben und ein Kopierlink<br />

bereitgestellt.<br />

„Der Hochschulschriftenserver bildet<br />

das Publikationsgeschehen an<br />

der <strong>FernUni</strong>versität ab – sofern es<br />

sich im Internet abspielt und keinen<br />

Zugriffsbeschränkungen unterliegt“,<br />

beschreibt Prof. Dr. Eric<br />

Steinhauer, Dezernent für Medienbearbeitung<br />

der UB, zunächst<br />

die wichtigste Funktion des Portals.<br />

„Einzelne Fakultäten stellen<br />

21.09.<strong>2016</strong>, 16.00 Uhr<br />

„Als der Kaiser den Dschihad erfand...“<br />

Antrittsvorlesung von Prof. Dr. Jürgen G.<br />

Nagel<br />

28.09.<strong>2016</strong><br />

„Tabus, Verbote und Geheimnisse“<br />

Fakultätsübergreifende Veranstaltung „Wissenschaft<br />

zum Anfassen“ des Arbeitskreises<br />

Hagener Forschungsdialog der <strong>FernUni</strong>versität.<br />

Emil Schumacher Museum, Museumsplatz<br />

1-2, 58095 Hagen.<br />

Karlsruhe<br />

Veranstaltungsort ist jeweils das Regionalzentrum<br />

Karlsruhe, Kriegsstraße 100 (Postbankgebäude),<br />

2. Obergeschoss, 76133 Karlsruhe.<br />

29.09.<strong>2016</strong>, 15.00 Uhr<br />

Offener Beratungsnachmittag zum Deutschen<br />

Weiterbildungstag<br />

Veranstaltungsreihe „Gespräche am Tor –<br />

Karlsruher Begegnungen zu Wissenschaft,<br />

Politik und Kultur“:<br />

15.06.<strong>2016</strong>, 18.00 Uhr<br />

„Stoßtrupp“ gegen den Liberalismus.<br />

Der Briefwechsel zwischen den NS-<br />

„Kronjuristen“ Carl Schmitt und Ernst<br />

Rudolf Huber 1926–1981<br />

13.07.<strong>2016</strong>, 18.00 Uhr<br />

Europa zwischen Krieg und Integration.<br />

Wege der Kriegsvermeidung im Europa<br />

des 20. und 21. Jahrhunderts<br />

Krefeld<br />

14.06.<strong>2016</strong>, 18 – 20.00 Uhr<br />

Date your Job<br />

Veranstaltungssaal, Friedenskirche, Luisenplatz<br />

1, 47799 Krefeld<br />

Leipzig<br />

16.06.<strong>2016</strong>, 15.00 – 19.00 Uhr<br />

Tag der Offenen Tür<br />

Regionalzentrum Leipzig, Universitätsstr. 16,<br />

Städtisches Kaufhaus / Aufgang .<br />

jetzt schon Dokumente auf ihre Internetseiten.<br />

In ,deposit‘ sollen diese<br />

Daten idealerweise zusammengeführt<br />

werden.“<br />

Breite Zielgruppe<br />

Zur Zielgruppe des Portals gehören<br />

insbesondere alle wissenschaftlich<br />

Beschäftigten sowie Studierende,<br />

Absolventinnen und Absolventen.<br />

Sie können ihre Dissertationen<br />

oder Habilitationen und auch herausragende<br />

Abschlussarbeiten, Aufsätze,<br />

Proceedings, Research Papers<br />

und Reports einstellen. Die digitalen<br />

Sammlungen der <strong>FernUni</strong>-Bibliothek<br />

finden hier ebenfalls einen<br />

Platz. Eingestellte Dokumente werden<br />

mit allen wichtigen Metadaten<br />

versehen, die UB prüft und korrigiert<br />

hierfür die Angaben der Autorinnen<br />

und Autoren. Die Zitierfähigkeit<br />

wird über die URN garantiert. aw<br />

Lüdenscheid<br />

Die „Lüdenscheider Gespräche“ des Instituts<br />

für Geschichte und Biographie im Hagener<br />

Forschungsdialog finden im Kulturhaus,<br />

Freiherr-vom-Stein-Str. 9, 58511 Lüdenscheid,<br />

statt.<br />

22.06.<strong>2016</strong><br />

Der angekündigte Vortrag mit Gerhard Botz<br />

über die Waldheim-Affäre fällt aus und wird<br />

auf 2017 verschoben!<br />

14.09.<strong>2016</strong>, 18.00 Uhr<br />

„Von Pommern nach Polynesien. Deutsche<br />

Auswanderer in der Südsee und ihre<br />

Nachfahren“<br />

Referent: Prof. Dr. Reinhard Wendt<br />

Magdeburg<br />

23. – 24.09.<strong>2016</strong><br />

„<strong>Perspektive</strong>n“. Messe für Bildung und<br />

Berufsorientierung<br />

Das Regionalzentrum Berlin nimmt teil. Messe,<br />

Ausstellungs- und Tagungszentrum, Tessenowstr.<br />

9a, 39114 Magdeburg.<br />

Nürnberg<br />

16.06.<strong>2016</strong>, 18.00 Uhr<br />

„Schluss mit dem ewigen Aufschieben“<br />

Expertenvortrag mit Hans-Werner Rückert (FU<br />

Berlin). Veranstaltung in Kooperation mit dem<br />

Förderverein des Regionalzentrums. Pirckheimerstr.<br />

68, 90408 Nürnberg.<br />

Soest<br />

05.07.<strong>2016</strong>, 08.00 Uhr<br />

Westfälische Studienbörse<br />

Das Studienzentrum Lippstadt nimmt teil.<br />

Campus der Fachhochschule Südwestfalen,<br />

Lübecker Ring 2, Soest.<br />

Stuttgart<br />

23.09.<strong>2016</strong>, 10.00 Uhr<br />

15. Stuttgarter Weiterbildungstag<br />

Bildungsmesse des Netzwerkes für Fortbildung<br />

Baden-Württemberg. Das Regionalzentrum<br />

Stuttgart nimmt teil. TREFFPUNKT Rotebühlplatz,<br />

Rotebühlplatz 28, 70173 Stuttgart.<br />

Fortsetzung von Seite 10<br />

Aus den Fakultäten<br />

Fakultät für<br />

Wirtschaftswissenschaft<br />

Sprecher des Fachbereichs<br />

Wirtschaftsinformatik in der GI<br />

Prof. Dr. Stefan Strecker, Betriebswirtschaftslehre,<br />

insbesondere Entwicklung von Informationssystemen,<br />

ist zum Sprecher des Fachbereichs<br />

Wirtschaftsinformatik der Gesellschaft<br />

für Informatik e.V. (GI) gewählt worden. In<br />

den kommenden drei Jahren wird er die rund<br />

1.100 Mitglieder des Fachbereichs in der GI<br />

und in der Öffentlichkeit vertreten.<br />

Konferenzteilnahmen<br />

• Bei der Jahreskonferenz der European Association<br />

of Environmental and Resource Economists<br />

vom 22. bis 25. Juni in Zürich trägt<br />

Prof. Dr. Alfred Endres (Wirtschaftstheorie)<br />

zum Thema „Spreading the green – how<br />

international emission permit markets can<br />

help“ vor.<br />

• Sein Mitarbeiter Frederik Schaff nimmt mit<br />

der Poster Session „Detecting cyclical behavior<br />

in economic simulation models“ (basierend<br />

auf dem gleichnamigen Papier mit<br />

den Koautoren Malcolm Roberts, University<br />

of Strasbourg, und Anna Klabunde, Max<br />

Planck Institut) an einem Workshop der Universität<br />

Hamburg am 12. und 13. Mai teil.<br />

• Prof. Dr. Hermann Singer (Angewandte Statistik<br />

und Methoden der empirischen Sozialforschung)<br />

organisiert und leitet bei einer<br />

Konferenz in Leicester (Großbritannien) vom<br />

11. bis 16. September die Session „Estimation<br />

of Stochastic Differential Equations with<br />

Time Series, Panel and Spatial Data“. Sein<br />

Vortragstitel lautet: „Simulated Maximum<br />

Likelihood for Continuous-Discrete State<br />

Space Models using Langevin Importance<br />

Sampling.“<br />

• Singers Mitarbeiterin Zulfiya Davidova wird<br />

vom 7. bis 11. Juni auf Rhodos, Griechenland,<br />

an der Konferenz „2nd Symposium<br />

on Quantitative Finance and Risk Analysis<br />

(QFRA <strong>2016</strong>)“ teilnehmen. Der Titel ihres<br />

Vortrags lautet: „Estimation of Parameters<br />

in a Structural Credit Risk Model with Nonlinear<br />

Filters.”<br />

Promotionen<br />

Silke Scheutzow. Schriftliche Arbeit: „Kundenbindung<br />

durch Kundenintegration auf Industriegütermärkten.”<br />

Erst-/Zweitgutachter/-<br />

in: Prof. Dr. Sabine Fließ, Prof. Dr. Rainer Olbrich.<br />

Verena Verhofen. Schriftliche Arbeit: „Konzernabschlusspolitik<br />

– Eine Analyse konzernspezifischer<br />

Aktionsparameter sowie deren<br />

zielgerichteter Einsatz im IFRS-Konzernabschluss.”<br />

Erst-/Zweitgutachter/-in: Prof. Dr.<br />

Dieter Schneeloch, Prof. Dr. Stephan Meyering.

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