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FernUni Perspektive Nr. 56 / Sommer 2016

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Campus<br />

Seite 2<br />

<strong>FernUni</strong> <strong>Perspektive</strong><br />

Fortsetzung von Seite 1<br />

Freundesgesellschaft<br />

Überzeugungstäterin in Sachen Lebenslanges Lernen<br />

Entspanntes Zuhören war gestern.<br />

Wenn Prof. Dr. Ada Pellert vorträgt,<br />

heißt es für das Publikum: Mitdenken<br />

und Mitreden! Die neue Rektorin<br />

der <strong>FernUni</strong>versität in Hagen<br />

ging bei ihrem öffentlichen Vortrag<br />

„Life Long Learning – Konzept und<br />

Umsetzung“ im Rahmen der Mitgliederversammlung<br />

der <strong>FernUni</strong>-<br />

Freunde nicht nur inhaltlich auf das<br />

Publikum zu. Die Expertin für Bildung<br />

und Weiterbildung stand dabei<br />

tatsächlich mitten drin.<br />

Schon zu Beginn forderte sie es zum<br />

Mitmachen auf: „Was sind Ihre Erfahrungen<br />

mit dem Lebenslangen<br />

Lernen? Was sind Ihre Assoziationen?“<br />

Die Teilnehmenden ließen<br />

sich nicht lange bitten: als Rentnerin<br />

noch eine Sprache lernen,<br />

Windows 10 besser verstehen …<br />

Ada Pellert: „Offenheit und Neugier<br />

können offensichtlich lebensverlängernd<br />

wirken!“<br />

Viele Menschen können<br />

sich der beruflichen<br />

Notwendigkeit zur Weiterbildung<br />

jedoch nicht<br />

entziehen und empfinden<br />

dies als Druck, betonte<br />

Ada Pellert. Andererseits ist<br />

die Teilhabe am gesellschaftlichen<br />

Leben oft nur durch Lernen möglich:<br />

„Die Gesellschaft wird immer<br />

wissensintensiver.“ Nicht nur<br />

sie ist gefordert, sich immer wieder<br />

als ganze neu zu orientieren,<br />

um nicht auseinander zu fallen.<br />

Auch Einzelne müssen in verschiedenen<br />

Lebensphasen lernen. Für<br />

über 25-Jährige gibt es nur wenige<br />

bildungspolitische Konzepte – darum<br />

müssen die meisten sich selbst<br />

kümmern.<br />

Was Einzelne brauchen<br />

Diejenigen, die den Einstieg nicht<br />

schaffen, müssen umfassend unterstützt,<br />

begleitet und beraten<br />

werden. „Dafür muss Lebenslanges<br />

Lernen vom Individuum her<br />

gedacht werden“, so Ada Pellert.<br />

Es geht nicht darum, was eine Bildungsinstitution<br />

anbietet, sondern<br />

darum, was der oder die Einzelne<br />

braucht. Es müssen immer neue<br />

Mischverhältnisse zwischen Privat-,<br />

Berufs- und Bildungsleben erzeugt<br />

und hochflexible Angebote<br />

geschaffen werden. Dafür müssen<br />

Beratende die Bedürfnisse kennen.<br />

Diese soziale ist aber nur eine von<br />

mehreren Dimensionen der Problematik.<br />

Bei der demografischen<br />

Dimension kann sich in einer alternden<br />

Gesellschaft beispielsweise<br />

ein Arbeitgeber nicht einfach neue<br />

(junge) Beschäftigte suchen. Ein<br />

zentraler ökonomischer Gesichtspunkt<br />

ist für ein Unternehmen, welche<br />

Probleme es ohne Zugang zu<br />

neuem Wissen bekommt.<br />

Lernen zu ermöglichen ist für Pellert<br />

daher eine zentrale Führungsaufgabe:<br />

Heute ist Weiterbildung<br />

„Lebenslanges Lernen muss<br />

vom Individuum her gedacht werden.“<br />

Prof. Ada Pellert<br />

noch zu sehr „Belohnung“, zudem<br />

kompetenzorientiert und nicht individualisiert.<br />

(Inter-)kulturell geht es<br />

darum, wie die Vermittlung von Bildung<br />

begleitet und gefördert werden<br />

kann. Für diese Herausforderungen<br />

müssen strategische Leitlinien<br />

entwickelt werden.<br />

Bei der „Lebensphasenorientierung“<br />

geht es um die Wechselbeziehungen<br />

zwischen Bildung, Beruf<br />

und Privatem. Jede und jeder muss<br />

sich immer wieder fragen: „Wo stehe<br />

ich? Wo will ich hin?“ Pellert: „Es<br />

kann Ihnen passieren, dass das Unternehmen<br />

sagt: ‚Sie sind 45 – da<br />

ist eine Weiterbildung für uns keine<br />

lohnende Investition mehr‘.“<br />

Allgemein bildender und beruflich<br />

bildender Bereich haben jedoch<br />

Gestenreich im Publikum: Prof. Ada Pellert bei ihrem Vortrag<br />

kaum Berührungspunkte: „Sie finden<br />

sich gegenseitig merkwürdig.“<br />

Daher sind ein umfassender Perspektivwechsel<br />

und eine Verschränkung<br />

beider Bereich nötig. Andererseits<br />

kommt eine hochentwickelte<br />

Gesellschaft ohne ein bestimmtes<br />

Reflexionsvermögen<br />

aber nicht aus: „Auch<br />

ein Handwerker nicht!“<br />

Man kann nur durchdenken,<br />

was man versteht –<br />

Reflexion ist der Kern der<br />

Bildung.<br />

Mit einer (Weiter-)Bildung zu beginnen<br />

muss angesichts höchst unterschiedlicher<br />

Lebensumstände und<br />

Biografien jederzeit möglich sein.<br />

Auch dafür sollten Bildungsangebote<br />

modularisiert sein. Und die Lernenden<br />

müssen Zeit haben.<br />

Dann geht es darum, die „Lernenden<br />

in den Mittelpunkt zu stellen“.<br />

Wie kommt das Lernen zu ihnen<br />

hin? Sie können vielleicht am<br />

Arbeitsplatz lernen. Aber wie verknüpft<br />

man verschiedene Lernorte?<br />

Die „Life Long Guidence“ – lebenslange<br />

Lernbegleitung – klappt nur,<br />

wenn die oder der Einzelne Verantwortung<br />

dafür und für sich selbst<br />

übernimmt: „Sie können nur jemanden<br />

beim Lernen begleiten, der<br />

sich auf den Weg machen will! Eine<br />

Beratung, die auf einzelne Lernwillige<br />

schaut, ist sehr komplex.“<br />

Bei der „Kompetenzorientierung“<br />

geht es nicht nur um fachliches<br />

Können, sondern auch um die Frage,<br />

was die Person sonst noch mitbringt,<br />

was ihre Motivation ist. Man<br />

muss lernen, in ergebnisoffenen Situationen<br />

nicht zu verzweifeln und<br />

auch mit Scheitern umgehen können.<br />

Es gilt, Lernen positiv zu erleben,<br />

etwa durch das Erkennen,<br />

„dass es mir etwas bringt, nicht<br />

nur Blut, Schweiß und Tränen – und<br />

dass ich durchhalte“. Pellert: „Eine<br />

klassische Bildungseinrichtung sieht<br />

es nicht als ihren Auftrag, jemanden<br />

handlungsfähig zu machen.“<br />

Letztendlich mündet das in der Strategie<br />

für jede und jeden Einzelnen,<br />

für Unternehmen, Bildungseinrichtungen,<br />

Gesellschaft und Staat, lebenslang<br />

zu lernen und Lebenslanges<br />

Lernen zu fördern. Für Ada Pellert<br />

ist die <strong>FernUni</strong>versität „die Einrichtung<br />

für Lebenslanges Lernen<br />

– und das ist für mich eine Mission!“<br />

GdF verdient Namen<br />

Die GdF unterstützte die <strong>FernUni</strong>versität<br />

bei deren Jubiläumsaktivitäten<br />

und vielem mehr. Das bleibt<br />

auch <strong>2016</strong> so, unter anderem durch<br />

zehn Deutschlandstipendien. Zu Beginn<br />

des Jahres lernte der Vorstandsvorsitzende<br />

Frank Walter Stipendiatinnen<br />

und Stipendiaten bei<br />

ihrem Besuch in Hagen kennen,<br />

betonte er bei seinem Jahresrückblick:<br />

„Ich war begeistert von ihnen.“<br />

Sein besonderer Dank galt<br />

Prof. Dr.-Ing. Helmut Hoyer für sein<br />

hohes Engagement. Als Rektor der<br />

<strong>FernUni</strong>versität und Vorstandsmitglied<br />

begleitete Hoyer bis 1. März<br />

die Freundesgesellschaft und stieß<br />

mit ihr gemeinsam viele Projekte an:<br />

„Sie sind uns ein guter Freund geworden!“<br />

Diesen Ball spielte Hoyer<br />

zurück: „Die Gesellschaft der Freunde<br />

verdient diesen Namen!“ Da<br />

Einen ganz herzlichen Dank und ein flüssiges „Trostpflaster“ erhielt Prof. Helmut<br />

Hoyer (li.) von Frank Walter. Der Alt-Rektor bleibt natürlich Mitglied in der GdF.<br />

Fortsetzung von Seite 1<br />

Gleichstellung<br />

Professur und Stipendien für „Gender Studies“<br />

Mit der Unterstützung des Professorinnenprogramms<br />

erfolgte im Februar<br />

die Ausschreibung für Promotionsstipendien<br />

nach der Graduiertenstipendienvergabeordnung<br />

der<br />

<strong>FernUni</strong>versität im Bereich Genderforschung.<br />

Gefördert werden Arbeiten<br />

zum Thema Gender Studies<br />

über eine Laufzeit von drei Jahren.<br />

Darüber hinaus wird an der Rechtswissenschaftlichen<br />

Fakultät der<br />

<strong>FernUni</strong>versität eine auf fünf Jahre<br />

befristete W2-Professur „Gender<br />

im Recht“ ausgeschrieben. Für<br />

diese Genderprofessur übernimmt<br />

die <strong>FernUni</strong>versität auch die Finanzierung<br />

über die Projektlaufzeit<br />

des Professorinnenprogramms<br />

II hinaus.<br />

Noch in diesem Jahr soll es außerdem<br />

eine Auftaktveranstaltung<br />

zu „Gender in der Lehre“ geben,<br />

um Lehrende für eine geschlechtergerechte<br />

Gestaltung von Lehre<br />

zu sensibilisieren. Inhalte dazu erscheinen<br />

auch in einer Broschüre<br />

und im Internet-Portal „Gender in<br />

der Lehre“. Auch die Themen Familienfreundlichkeit<br />

und Förderung<br />

des weiblichen wissenschaftlichen<br />

Nachwuchses sollen weiter gestärkt<br />

werden: mit der Einrichtung eines<br />

Beratungsangebotes „FamilienService“<br />

und über ein Mentoring-Programm,<br />

mit dem Nachwuchswissenschaftlerinnen<br />

individuell und<br />

gezielt unterstützt werden.<br />

Die <strong>FernUni</strong>versität setzt die Mittel,<br />

die durch die Förderung des BMBF<br />

im Haushalt frei werden, plus weitere<br />

Mittel in mindestens gleicher<br />

Höhe für Gleichstellungsmaßnahmen<br />

ein.<br />

Das Ministerium für Innovation,<br />

Wissenschaft und Forschung des<br />

Landes Nordrhein-Westfalen unterstützt<br />

bei der Finanzierung der<br />

Maßnahmen. Dadurch stehen bis<br />

ins Jahr 2020 insgesamt über 1,5<br />

Mio. Euro zur Verfügung.<br />

aw<br />

Fördermaßnahmen Gleichstellung:<br />

http://e.feu.de/iffp<strong>2016</strong>-2020<br />

i<br />

Das Professorinnenprogramm<br />

haben Bund und Länder 2008<br />

ins Leben gerufen, um den Anteil<br />

an Professorinnen an deutschen<br />

Hochschulen zu erhöhen<br />

– und hierfür insgesamt 300 Millionen<br />

Euro (150 Millionen Euro<br />

pro Phase) zur Verfügung gestellt.<br />

Das Programm wirkt auf<br />

zwei Ebenen. Es erhöht die Anzahl<br />

der Professorinnen an deutschen<br />

Hochschulen und stärkt<br />

durch spezifische Maßnahmen<br />

die Gleichstellungsstrukturen an<br />

Hochschulen.

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