s'Magazin usm Ländle, 19. Juni 2016
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SPORTLICH<br />
Ex-Kicker<br />
Gerhard Ritter<br />
ist nach wie vor<br />
ein Teamplayer<br />
GEISTREICH<br />
Hans-Joachim<br />
Gögl, ein Mann<br />
für die<br />
Zwischentöne<br />
SONNTAG, <strong>19.</strong> JUNI <strong>2016</strong><br />
Fotos: Markus Gmeiner, Lisa Mathis, Gerhard Ritter<br />
DIE KOCEVARS<br />
MOBIL OHNE<br />
AUTO<br />
Eine Familie lässt den Pkw in der<br />
Garage stehen und fährt öffentlich
<strong>19.</strong> JUNI <strong>2016</strong> | INHALT<br />
Fotos: Mathis Fotografie Mathis Fotografie (3), Lisa Mathis,<br />
Florianijünger für Moldawien<br />
Vorarlberger<br />
unterstützen<br />
das „Armenhaus Europas“<br />
4<br />
15<br />
Stefan Vögel<br />
Lieber ein Scherz als<br />
„an Sperz“<br />
4 HILFSEINSATZ<br />
Gutes tun, indem man alten<br />
Dingen ein neues Leben schenkt<br />
6 INTERVIEW<br />
Hans-Joachim Gögls Leben zwischen<br />
Kunst, Kommunikation und Utopie<br />
9 SCHNEIDERS BRILLE<br />
Über einen Rabbi, der in den<br />
Wunden der Welt bohrte<br />
17<br />
Foodbloggerinnen<br />
Ein süßer Klassiker, neu erfunden –<br />
sehr pikant!<br />
10 GSIBERGER Z’WIAN<br />
Carola Purtscher trifft die<br />
Musikerin Fatima Spar<br />
11 ORIGINALE<br />
Elmar King, der Mann mit Kilt<br />
12 LEBENSSTIL<br />
Die Familie Kocevar<br />
kommt fast ohne Auto aus<br />
14 HISTORISCHES BILD<br />
Der Lünersee anno 1960<br />
15 VÖGELS LEXIKON<br />
Wenn ein Vorarlberger „an Sperz“<br />
austeilt, tut’s meist richtig weh<br />
11<br />
Im Schottenrock<br />
Elmar King und seine Leiblach<br />
Valley Pipes & Drums<br />
16 EVENTS<br />
Was Sie auf keinen Fall<br />
verpassen sollten!<br />
17 KULINARIK<br />
Pikante Muffins mit Parmesan und<br />
Petersilie von Denise und Tina<br />
18 WAS WURDE AUS . . .<br />
. . . Fußballprofi Gerhard Ritter?<br />
s’Magazin 3
AKTUELL<br />
Die Feuerwehrautos<br />
werden bis unters<br />
Dache mit Hilfsgütern<br />
vollgestopft.<br />
Regelmäßig bereist Hans Kohler im Rahmen von<br />
Hilfsprojekten die Republik Moldau. Neben<br />
Hilfsgütern bringen er und sein Team auch<br />
Know-how aus Vorarlberg in die Region.<br />
Eine Runde mit dem<br />
Feuerwehrauto ist für<br />
die Kinder immer eine<br />
spannende Sache.<br />
<strong>Ländle</strong>-Hilfe für Moldau<br />
Hans Kohler, weitgehend bekannt<br />
als Altbürgermeister<br />
von Rankweil, begibt sich regelmäßig<br />
auf den Weg nach<br />
Moldawien,<br />
den einstigen „Garten der Sowjetunion“.<br />
Den Menschen<br />
des südeuropäischen Binnenstaats,<br />
der heute oft<br />
als Armenhaus Europas<br />
bezeichnet wird,<br />
zu helfen ist für<br />
Kohler und sein<br />
Team von freiwilligen<br />
Helfern eine echte Herzensangelegenheit<br />
geworden. Neben<br />
Hilfsgütern und Spielsachen<br />
für die Kinder in der Region<br />
finden auch immer wieder<br />
ausrangierte Feuerwehrfahrzeuge<br />
aus Vorarlberg ihren<br />
Weg nach Moldawien, wo<br />
sie in den Dienst der dortigen<br />
Feuerwehr gestellt werden.<br />
„Die Autos bekommen hier ein<br />
zweites Leben“, erklärt Hans<br />
Kohler und ergänzt: „Ein Problem<br />
war bisher, dass es in Moldawien<br />
nur eine Berufsfeuerwehr gab, die<br />
nicht flächendeckend agieren konnte. Oft<br />
brauchten die Einsatzkräfte bis zu einer<br />
Stunde zum Brandgeschehen – da gibt es<br />
meist schon nicht mehr viel zu löschen.“<br />
1. Freiwillige Feuerwehr<br />
Mit der Einführung einer Freiwilligen<br />
Feuerwehr soll dem<br />
nun entgegengewirkt wer-<br />
4<br />
s’Magazin
AKTUELL<br />
Fotos: Mathis Fotografie<br />
Strahlende Gesichter: Hans Kohler (2. v. r.)<br />
und sein Team werden herzlich begrüßt.<br />
den. „Wir konnten vor einigen Tagen erstmals<br />
die Feuerwehr, die in Moldawien dem<br />
Innenministerium untersteht, und den Gemeindeverband<br />
an einen Tisch bringen. In<br />
der Stadt Sipoteni haben wir jetzt gemeinsam<br />
die erste Freiwillige Feuerwehr gegründen“,<br />
sagt Kohler und fügt lachend hinzu:<br />
„Die Moldauer Kameraden rücken nun mit<br />
der Aufschrift ,Feuerwehr Andelsbuch‘ aus.“<br />
Nach und nach soll die Freiwillige Feuerwehr<br />
vor Ort ausgebaut werden, natürlich<br />
mit kräftiger Unterstützung aus dem <strong>Ländle</strong>.<br />
An hilfsbereiten Menschen für künftige Aktionen<br />
mangelt es Kohler nicht: „Wenn wir<br />
nach getaner Arbeit wieder nach Hause fahren,<br />
melden sich viele schon für das nächste<br />
Jahr an. Als Helfer gewinnen sie Eindrücke<br />
vom Land, die sie als Touristen<br />
niemals sehen würden.<br />
Sie leisten unglaublich tolle<br />
Arbeit – und alles ehrenamtlich.<br />
“ Harald Küng<br />
Feuerwehrfahrzeuge der Gemeinden<br />
Nenzing, Sonntag, Mäder, Fußach,<br />
Schwarzach und der ÖBB bekommen in<br />
Moldawien ein zweites Leben.<br />
Den Kindern bringen die Helfer<br />
Spielsachen wie Skateboards<br />
oder Rollerskates.<br />
s’Magazin 5
KOMMUNIKATION<br />
Wird das Zuhören<br />
unterschätzt, Herr Gögl?<br />
INTER<br />
VIEW<br />
Hans-Joachim Gögl sitzt zwischen allen Stühlen – und fühlt sich dort sichtlich wohl:<br />
Zwischen Kunst, Kommunikation und Entwürfen für ein gutes Leben organisiert er die<br />
Tage der Utopie, den Vlow!-Kongress und die Montforter Zwischentöne. Im Gespräch mit<br />
Angelika Drnek macht er nur aus einer Sache ein Geheimnis: seiner persönlichen Utopie.<br />
•• • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • ••<br />
Morgen gehen die<br />
Montforter Zwischentöne<br />
in die<br />
nächste Runde –<br />
und machen<br />
gleich einmal eine Pause. Intendant<br />
Hans-Joachim Gögl sieht das gelassen:DiePauseseibeiKongressenaller<br />
Art doch immer das Interessanteste.<br />
Die nächsten „Montforter Zwischentöne“widmensichderPause.Geradein<br />
Vorarlberg wirdArbeit undTüchtigkeit<br />
hochgehalten. Da genießt die Pause<br />
kein allzu hohesAnsehen. ZuUnrecht?<br />
Wir betrachten die Pause nicht nur<br />
unterdemAspektderErholung,sondern<br />
als anarchischen, selbstbestimmtenMoment,indemdasPublikum<br />
selbst in Aktion tritt und sich<br />
austauscht.DiePauseistehereineInspirationsquelle<br />
für Elemente von<br />
Selbststeuerung und Zufall in einem<br />
Konzert- oder Bildungsformat.<br />
Also eigentlich noch mehr Arbeit.<br />
Es geht um Produktivität, aber um<br />
lustvolle,inspirierendeundfreieProduktivität.<br />
Das Gegenteil von Berieselung<br />
und Frontalunterricht. Die<br />
Pause wird bei uns zum Vorbild, wie<br />
man intensivere Begegnungen schaffen<br />
kann.<br />
DieZwischentönewidmensichgroßen<br />
Themen: Anfänge, Konflikte, Sterben.<br />
Diese Themen werden aber anders als<br />
gewohnt präsentiert. Wie entstehen<br />
diese neuen Formate?<br />
WirversuchenThemenzufinden,bei<br />
denen Menschen ihren eigenen Erfahrungshorizont<br />
mit unserem Programm<br />
verbinden können. Gerade<br />
jüngeres Publikum hört nicht unbedingt<br />
klassische Musik und sagt:<br />
„DashatmitmeinemLebennichtszu<br />
tun.“ Das ist natürlich in WirklichkeitnichtderFall,aberwirwollenaktiv<br />
Brücken bauen. Dafür kaufen wir<br />
für die Zwischentöne auch fast keine<br />
Programme von Agenturen ein. Wir<br />
haben den Ehrgeiz, zu den Themen<br />
maßgeschneiderte Formate zu entwickeln.<br />
Eine künstlerische Herausforderung.<br />
Die Zwischentöne sind nachdemWegfallen<br />
des Feldkirchfestivals das neue<br />
kulturelle Großprogramm für Feldkirch.<br />
Die Einbindung in die Region<br />
scheintgutzufunktionieren,allerdings<br />
gibtesFormate,andenennurganzwenige<br />
Menschenteilnehmen können. Ist<br />
es dadurch nicht doch wieder eine elitäreVeranstaltung?<br />
Es gibt Formate, bei denen wir den<br />
Rahmen ganz gezielt klein halten,<br />
weilesumdiegrößtmöglichepersönliche<br />
Begegnung geht. Etwa der „Salon<br />
Paula“, bei dem die Größe des eigenen<br />
Wohnzimmers die Anzahl der<br />
Teilnehmer bestimmt. Da soll eben<br />
derpersönlicheAustauschmiteinem<br />
Künstler möglich werden. Aber<br />
sonst?<br />
Die Sonnenaufgangs-Konzerte etwa?<br />
Da passen rund hundertzwanzig<br />
LeuteindenRaum,vondemmanden<br />
Sonnenaufgang am schönsten erleben<br />
kann.<br />
Was ist denn das quantitative Ziel,<br />
was das Publikum angeht?<br />
Im Moment haben wir eine 80-prozentigeAuslastung.Ichmöchtemich<br />
abernichtvorallemdarumkümmern<br />
müssen, eine hundertprozentige<br />
Auslastung zu schaffen. Das kann<br />
nur auf Kosten von Risiko, Mut und<br />
Innovation gehen. Natürlich freut<br />
unseinvollerSaal,aberesmussmöglich<br />
sein, etwaszuriskieren, dasnicht<br />
die Masse anspricht.<br />
In Vorarlberg wird gerade die Bewerbung<br />
zur Kulturhauptstadt 2024 diskutiert.Wie<br />
stehen Sie zu dieser Idee?<br />
Ichdenke,dassderderzeitigeDiskus-<br />
`<br />
6<br />
s’Magazin
KOMMUNIKATION<br />
Foto: lisamathis.at<br />
s’Magazin 7
KOMMUNIKATION<br />
FORTSETZUNG<br />
sionsprozess fruchtbar ist. Diesen auf<br />
hohem Niveau zu führen – mit allen<br />
Pros und Contras, mit den klügsten<br />
Köpfen auch über die Kulturszene hinaus<br />
– das finde ich spannend. Damit<br />
rückt unser Thema – die Kultur – in die<br />
Mitte der Gesellschaft. Das hätte ich<br />
vor 20 Jahren in Vorarlberg nicht für<br />
möglich gehalten. Wie die Diskussion<br />
ausgeht, ist für mich noch offen. Ich<br />
sehe tolle Chancen, aber es gibt auch berechtigte<br />
Einwände.<br />
Welche?<br />
Es wäre eine Chance, zu brennenden<br />
Fragen kluge Antworten zu suchen. Indem<br />
man internationale Foren schafft<br />
und mit künstlerischen Mitteln über<br />
diese Herausforderungen nachdenkt.<br />
Zum Beispiel: Wie können wir unsere<br />
ländlichen Qualitäten behaupten und<br />
gleichzeitig städtisch werden? Für mich<br />
wäre es fast interessanter, beim Projekt<br />
Kulturhauptstadt eine Frage zu stellen<br />
– und dann Gefäße des Austausches<br />
und des Dialogs aufzubauen. Das können<br />
auch künstlerische Mittel sein – in<br />
einem Zusammenspiel von internationalen<br />
und regionalen Kräften. Einen<br />
Einwand müsste man erheben, wenn<br />
dasProjekteinÜbergewichtimBereich<br />
der Repräsentation bekommt und ein<br />
hochdotiertes Feuerwerk an Angeberprojekten<br />
abgefackelt wird. Es wäre fatal,<br />
wenn dadurch die Finanzierung von<br />
ganz wichtigen kleinen Initiativen über<br />
Jahre blockiert wäre. Mir ist der Saumarkt<br />
in Feldkirch für ein Jahr lang<br />
wichtiger als das Museum of Modern<br />
Art in New York für einen Tag.<br />
Vermissen Sie gar nichts an dem Diskurs?<br />
Doch. Es braucht noch intensiveren<br />
Austausch zwischen Pro und Contra.<br />
Das kann man noch verbessern.<br />
SollteVorarlberg sich dazu entschließen,<br />
den Bewerbungsprozess zu starten,<br />
braucht es auch einen Geschäftsführer<br />
für das Projekt. Eine interessante Position?<br />
Ich bin momentan ganz auf die Montforter<br />
Zwischentöne konzentriert und<br />
habeandieserArbeiteinegroßeFreude.<br />
STECK<br />
BRIEF<br />
Geboren am 30. Juli 1968 in<br />
Lauterach. Nach einer Buchhändlerlehre<br />
fester freier Mitarbeiter<br />
in der Radiokulturredaktion<br />
des ORF. Organisiert<br />
den Vlow!-Kongress, die Tage<br />
der Utopie und die Montforter<br />
Zwischentöne. Verheiratet und<br />
Vater zweier Kinder.<br />
• • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • ••<br />
Den Vlow!-Kongress organisieren Sie<br />
ebenfalls. Ein Format an der Schnittstelle<br />
von Design, Kommunikation und Architektur.<br />
Denken „outside the box“ wird da<br />
groß geschrieben. Wie steigt man aus<br />
Schubladen-Denken aus?<br />
Mit einem interdisziplinäreren Ansatz.<br />
Ich habe eine Buchhändlerlehre gemacht<br />
und war dann Kulturberichterstatter<br />
für den ORF. Da hat mich vor<br />
allem das Feature interessiert, in dem es<br />
darumgeht,mitganzunterschiedlichen<br />
Hörqualitäten eine Geschichte zu erzählen:<br />
Musik, Geräusche, Erzähltes.<br />
In meiner Tätigkeit als Berater für Öffentlichkeitsarbeit<br />
hat mich wiederum<br />
ein partizipativer Ansatz interessiert:<br />
Wie können Auftraggeber, Teilnehmer<br />
selbst auf ihre Ideen kommen? Ich als<br />
Experte gebe die Lösung nicht vor, sondern<br />
ich biete ein Instrumentarium an,<br />
um eine Lösung zu finden. Eigentlich<br />
ein psychotherapeutischer Ansatz. Das<br />
ist viel nachhaltiger. Aus der Kombination<br />
unterschiedlicher ästhetischer Elemente<br />
und dem Gedanken der Partizipation<br />
entstehen dann ganz neue Zugänge.<br />
Sie haben Ihre Tätigkeit als Journalist angesprochen.<br />
Istdie Fähigkeit, gut zuhören<br />
zu können, eine Qualität, die in der Gesellschaft<br />
unterschätzt wird?<br />
Je älter ich werde, desto öfter habe ich<br />
den Eindruck, immer wieder mit leicht<br />
narzisstisch gestörten Menschen konfrontiert<br />
zu werden, die dazu neigen, einenzuzutexten,diekleineElevator-Pitches<br />
bei mir veranstalten und tatsächlich<br />
kaum ein Gefühl für die Balance<br />
von Geben und Nehmen in einem Gespräch<br />
haben. Da kann es passieren,<br />
dassmaneinenhalbenAbendlangnicht<br />
ein einziges Mal die Frage gestellt bekommt:<br />
„Und was machst du eigentlich?“<br />
Das befremdet mich. Gleichzeitig<br />
habe ich ein starkes persönliches InteresseananderenMenschen.Letztlich<br />
glaube ich, dass der Zuhörende immer<br />
in der interessanteren Position ist, weil<br />
er etwas Neues erfährt und bereichert<br />
wird. Aber ich bin schon erstaunt darüber,<br />
wie selten spontane Dialoge glücken.<br />
Könnte die Politik profitieren, wenn sie<br />
8<br />
s’Magazin
KOMMUNIKATION<br />
<br />
<br />
<br />
DasWunder geschah<br />
•• • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • ••<br />
Hans-Joachim Gögl wünscht sich einen Diskurs zur<br />
Kulturhauptstadt - mit allen Pros und Contras.<br />
•• • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • •<br />
sich dem dialogischen Prinzip etwas mehr<br />
annehmen würde?<br />
Ich fürchte, politische Dialoge sind sehr<br />
stark ritualisiert. Die Möglichkeit, dass<br />
jemand seine Meinung ändert, scheint<br />
nicht vorgesehen zu sein. Das finde ich<br />
zutiefst bedauerlich. Ich würde jedem<br />
Politiker sofort meinen persönlichen<br />
Dialog-Oscar verleihen, wenn er einmal<br />
zu einem Kollegen einer anderen Partei<br />
sagt: „Da haben Sie mich jetzt überzeugt,<br />
Sie haben Recht!“<br />
Ihr drittes Standbein sind die „Tage der<br />
Utopie“. Eine Versuchswerkstatt für Gegenentwürfe<br />
zu Effektivität und Funktionalität?<br />
Eine Kritik der Effizienz, ja. Effizienz bedeutet,<br />
das falsche Rezept noch besser<br />
machen zu wollen. Ich glaube aber, dass<br />
es manchmal einen Feldwechsel und<br />
ganzandereRezeptebraucht.DieUtopie<br />
ist fantasiegeladen und muss sich nicht<br />
an ihrer tagespolitischen Machbarkeit<br />
messen lassen – und kann uns damit einen<br />
inspirierenden Weg aus der reinen<br />
Reparaturwerkstatt weisen.<br />
GibteseineUtopiefürIhrpersönlichesLeben?<br />
(Denkt nach, lächelt, schweigt.)<br />
Fotos: lisamathis.at<br />
Es war unerwartet, ganz plötzlich, anlässlich der<br />
Trauerfeier für die verstorbene Boxlegende Muhammad<br />
Ali. An dem Memorial Service war alles zugegen,<br />
was Rang und Namen hatte. Der frühere Präsident<br />
Bill Clinton, Hollywood-Größen, Helden des<br />
Sports, hohe Religionsvertreter usw. Da betrat ein<br />
Mann um die 70 mit langem, wehendem Haar die<br />
Rednertribüne – der Oberrabbiner von New York,<br />
Michael Lerner. Er begann mit sanfter Stimme zu<br />
singen, auf Hebräisch. Man dachte, er würde nun<br />
wie alle Vorredner den großen Muhammad Ali preisen.<br />
Er tat etwas ganz anderes: Mit einer Stimme,<br />
die immer aufgewühlter wurde, begann Rabbi Lerner,<br />
die Missstände auf dieser Welt anzuprangern.<br />
Ausgehend von Alis damaliger Kriegsdienstverweigerung<br />
im Vietnam-Krieg und der damit einhergehenden<br />
fünfjährigen Aberkennung des Weltmeistertitels,<br />
fragte Lerner: „Wie können wir Muhammad<br />
Ali ehren? Indem wir selbst Muhammad Ali werden,<br />
heute.“ Damit meinte er den Mut des Boxers, dessen<br />
große Zivilcourage. Und dann berührte Rabbi<br />
Lerner mit unglaublicher Offenheit die Wunden dieser<br />
Welt. Es war wie ein Trommelfeuer: Dass die Juden,<br />
für die er hier spreche, es nicht zuließen, dass<br />
Muslime in dieser Welt andauernd beleidigt und<br />
verdächtigt würden. Dass es an der Zeit sei, dem einen<br />
Prozent, das die Welt zu 80% besitze, zu sagen,<br />
sie endlich zu teilen. Dass es an der Zeit sei, eine<br />
Mindestlohnsicherung in Amerika einzuführen, dass<br />
die politischen Führer in der Türkei aufhören müssen,<br />
die Kurden zu töten, dass Israels Premier Netanjahu<br />
– wolle er Frieden haben – aufhören müsse,<br />
das Westjordanland zu besetzen, dass Amerika<br />
nicht als das mächtigste Land der Welt gelten solle,<br />
sondern als das fürsorglichste ... Die Menschen jubelten.<br />
Standing Ovations. Sogar Bill Clinton erhob<br />
sich. Lerners Stimme überschlug sich. Plötzlich kam<br />
von links ein Arm ins Bild, der an Lerners Sakko<br />
zupfte. Offensichtlich war es jetzt genug. Lerner<br />
ließ sich nicht beirren. Dann wurde er sanft von der<br />
Bühne geführt.<br />
s’Magazin 9
GESELLSCHAFT<br />
Fatima Spar<br />
Begeisterte Musikerin<br />
•• • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • ••<br />
„Wir spielen von allem a klele was“, antwortet<br />
mir die Sängerin Fatima Spar (39), eine gebürtige<br />
Lustenauerin, auf die Frage nach der bevorzugten<br />
Stilrichtung ihrer Band. Die Palette von Fatima Spar<br />
& The Freedom Fries reicht von Jazz über Alternative<br />
Sound bis hin zu klassischem Pop. Ebenso groß<br />
wie ihr Repertoire ist auch der Wirkungskreis der<br />
Musiker: Ihre eingängigen Songs geben sie auf Konzerten<br />
in ganz Europa zum Besten. Vor 19 Jahren zog<br />
es Fatima nach der Matura am BORG Dornbirn-<br />
Schoren nach Wien – zum einen, um erstmals Großstadtluft<br />
zu schnuppern, zum anderen, um eine<br />
Ausbildung für Mode- und Bekleidungstechnik anzutreten.<br />
Ihre wahre Leidenschaft galt aber immer<br />
schon der Musik, und so erstaunt es wenig, dass sie<br />
nach der Ausbildung in klassischem und Jazz-Gesang<br />
seit Jahren hauptberuflich als Musikerin auftritt.<br />
Vorarlberg ist für die Künstlerin gleichermaßen<br />
eine „Arbeits- und Lebensstation“ wie auch<br />
„mein Zuhause“. Ist sie im <strong>Ländle</strong> zu Besuch, sitzt<br />
sie am liebsten im elterlichen Garten in Lustenau.<br />
Und Wien? „Wien ist meine Wahlheimat, der Ort,<br />
an dem ich liebe, leide, schreibe und lebe.“ An den<br />
Wienern schätzt die „Zugeraste“ den typischen<br />
Schmäh, die Gemütlichkeit<br />
„und dass sie den<br />
Häupl wählen“. Ihr<br />
Lieblingsplatz: der Innenhof<br />
des Hotels am<br />
Brillantengrund.<br />
Die Vorarlberger Kommunikationsberaterin<br />
Carola Purtscher<br />
(PR-Agentur Purtscher<br />
Relations) lebt seit über 30<br />
Jahren in Wien. Als Netzwerkerin<br />
lädt sie regelmäßig zu<br />
ihrer exklusiven „Tafelrunde“.<br />
twitter.com/<br />
CarolaPurtscher<br />
Fatima Spar bei einer<br />
Fotosession in ihrem<br />
Badezimmer in Wien.<br />
Der Mann<br />
im Kilt<br />
Weil eine Blasmusik keine Zugabe mehr<br />
geben wollte, entschied 1987 eine Handvoll<br />
Hörbranzer um Elmar King, eine „eigene<br />
Truppe“ zu gründen. Aber nicht irgendeine<br />
Band, sondern ein Projekt, wie es bis dahin<br />
noch keines gab: eine Dudelsacktruppe.<br />
Aus diesem Hirngespinst wurden<br />
schließlich die Leiblach Valley Pipes &<br />
Drums, die am 2. Juli ihr<br />
25-Jahre-Jubiläum feiern werden.<br />
Was wäre wohl passiert,<br />
wenn die<br />
Blasmusikkapelle<br />
beim Fronleichnamskonzert<br />
1987<br />
ein paar Stücke mehr gespielt hätte?<br />
Vielleicht wären die Brüder King sowie<br />
Walter Biegger gar nicht auf die<br />
Idee gekommen, eine Band zu gründen.<br />
Aber da die Musik eben zu Ende<br />
war, wollten die Hörbranzer partout<br />
ihr „eigenes Ding“ durchziehen – und<br />
eigen war und ist ihr Projekt allemal.<br />
Ohne die geringste Vorbildung und<br />
ohne je einen Dudelsack aus der Nähe<br />
gesehen zu haben, beschlossen sie, eine<br />
schottische Dudelsacktruppe zu<br />
gründen. Es dauerte zwar zwei Jahre,<br />
bis ein Dudelsack aufgetrieben werden<br />
konnte und zum Fronleichnamsfest<br />
1989 leidlich „Amazing Grace“ erklang<br />
– aber was ursprünglich als Faschingsgag<br />
gedacht war, fand in der<br />
Folge regen Zuspruch. So entstand in<br />
wenigen Jahren eines der spektakulärsten<br />
Musikprojekte, die das <strong>Ländle</strong><br />
bis dahin gesehen hatte: die Leiblach<br />
Valley Pipes & Drums.<br />
Elmar King, an Werktagen im Vermessungsamt<br />
tätig, ist „Drum Major“<br />
10<br />
s’Magazin
ORIGINALE<br />
der Gruppe, was dem Dirigenten einer<br />
Blasmusik entspricht. Allerdings hat<br />
er nicht nur einen Taktstock in der<br />
Hand, sondern ist – vor allem in der<br />
„Festuniform“ – ausstaffiert wie die<br />
Leibgardisten der Queen. Mit Pelzkappe,<br />
Dolch, dem obligatorischen<br />
Schottenrock („Kilt“) und der kunstvoll<br />
gefertigten Jacke gibt Elmar ein<br />
imposantes Bild ab. „Zu Beginn haben<br />
wir unsere Uniformen noch selbst genäht“,<br />
erinnert er sich an die Anfänge<br />
der Band, die 1991 zum Verein wurde.<br />
Mittlerweile tragen die 16 Dudelsackspieler<br />
und neun Schlagzeuger original<br />
schottische Kostüme (mit nichts darunter!),<br />
und auch die Faschingskonzerte<br />
sind längst passé. „Wir können<br />
auf exakt 1003 Auftritte zurückblicken“,<br />
so Elmar King, diesbezüglich<br />
ganz Beamter, „und außer bei Scheidungen<br />
haben wir wohl schon zu jedem<br />
Anlass gespielt!“ Immerhin gastierten<br />
die Leiblach Valley Pipes & Drums bereits<br />
am Wiener Life-Ball oder dem<br />
größten Windjammer-Treffen der<br />
Welt, der „Sail“ in Bremerhaven. Und<br />
natürlich durften auch Ausflüge und<br />
Konzerte im Ursprungsland ihrer Musik,<br />
Schottland, nicht fehlen.<br />
Ein Fest zum Jubiläum<br />
Kein Wunder, dass beim Jubiläumsfest<br />
am 2. Juli im Klosterareal Hörbranz<br />
daher nicht nur Dudelsackklänge<br />
ertönen werden, sondern auch „Highland-Games“<br />
stattfinden, bei denen<br />
sich schottische Clans in Bewerben<br />
wie Baumstamm-Werfen, Fass-Rollen<br />
oder Gummistiefel-Weitwurf messen.<br />
So das Wetter halbwegs mitspielt,<br />
werden drei- bis viertausend Gäste erwartet,<br />
die mittlerweile nicht mehr nur<br />
„Amazing Grace“ und das unvermeidliche<br />
„Scotland the Brave“ (mä-mämämä-mämämä)<br />
hören werden, sondern<br />
alle jener rund 40 Lieder, welche<br />
die Leiblach Valley Pipes & Drums beherrschen.<br />
In diesem Sinne: „Slainte<br />
mhath“ (schottisch-gälisch für „zum<br />
Wohle“) – auf weitere 25 Jahre!<br />
Raimund Jäger<br />
Foto: Lisa Mathis<br />
s’Magazin 11
NACHHALTIGKEIT<br />
Die Familie Kocevar aus Götzis wagte ein<br />
Experiment im Rahmen der Initiative<br />
„Probier amol“ des Energieinstituts<br />
Vorarlberg. Drei Wochen lang haben sie auf<br />
das Auto verzichtet und ausschließlich das<br />
Angebot der öffentlichen Verkehrsmittel im<br />
ganzen <strong>Ländle</strong> genutzt.<br />
Foto: Energieinstitut Vorarlberg/Markus Gmeiner<br />
12<br />
s’Magazin
NACHHALTIGKEIT<br />
Auf Tour mit Bus und Bahn<br />
Kleine Veränderungen im Alltagsverhalten<br />
können viel bewirken. Einfach einmal<br />
das Auto stehen zu lassen und mit<br />
dem Bus oder der Bahn zu fahren war<br />
für Anja und ihren Mann Robert noch<br />
nie ein Problem: „Wir sind schon früher oft mit den<br />
Öffis gefahren. So erschien uns das Experiment,<br />
drei Wochen lang komplett auf das Auto zu verzichten,<br />
eine gute Gelegenheit, um noch eine<br />
Spur bewusster zu leben“, berichtet die 39-<br />
jährige Mutter von drei Kindern. Die Vorzüge<br />
des Schnuppertickets für den gesamten<br />
Verkehrsverbund Vorarlberg, welches<br />
ihnen im Rahmen von „Probier<br />
amol“ zur Verfügung gestellt wurde,<br />
haben die fünfköpfige Familie ausgiebig<br />
genossen, Ausflüge in ganz Vorarlberg<br />
standen auf dem Programm. Diese<br />
wurden auch deshalb zum entspannten<br />
Vergnügen, weil die lästige Parkplatzsuche<br />
wegfiel. „Die öffentlichen<br />
Fortbewegungsmittel sind einfach<br />
stressfreier. Die Kinder<br />
können sich frei bewegen,<br />
sie beobachten viel, und<br />
man kann sich mit ihnen<br />
unterhalten, ohne<br />
permanent<br />
auf den Straßenverkehr<br />
achten zu<br />
müssen.<br />
Ein Erlebnis<br />
für die<br />
ganze Familie.“<br />
Auch<br />
darüber hinaus waren die Erfahrungen der Familie<br />
Kocevar durchweg positiv, der Selbsttest bestätigte<br />
am Ende ihre Grundeinstellung: Die Verkehrsanbindungen<br />
in Vorarlberg seien tadellos, zudem treffe<br />
man unterwegs auf viele freundliche Menschen –<br />
nette Plaudereien sind im Fahrpreis sozusagen inbegriffen.<br />
Das eigentliche Leitmotiv für das Experiment<br />
ist für Mama Anja allerdings ein anderes: Sie<br />
will den Kindern ein Vorbild sein, diesen Respekt<br />
vor der Natur lehren und sie schon früh für die Bewegung<br />
in der frischen Luft begeistern.<br />
Kreative Aktivität<br />
So ist denn auch selbstverständlich, dass im Alltag<br />
der Familie kurze Wegstrecken in der Regel per pedes<br />
zurückgelegt werden. Beim Einkauf im Dorf<br />
wird eben der Kinderwagen zum Transportmittel<br />
umfunktioniert, auch für den Besuch im nahe gelegenen<br />
Schwimmbad hat sich die findige Götzner Familie<br />
schon einen Plan zurecht gelegt: „Wir wollen<br />
uns einen Trolley anschaffen, den wir dann problemlos<br />
nachziehen können, um nicht mehr schwer tragen<br />
müssen. Ohne Auto unterwegs zu sein macht<br />
uns kreativ.“ Natürlich würde man sich mit dem Auto<br />
Zeit ersparen, vieles ist allerdings auch eine Frage<br />
der Betrachtung. Wäre dem einen ein 35-minütiger<br />
Fußmarsch ins Dorf etwa ein lästiges Übel, so ist er<br />
für die Kocevars schlicht ein Beitrag zur persönlichen<br />
Fitness: „Unser Leben ist viel aktiver. Natürlich<br />
muss man manchmal mehr Zeit einplanen, aber<br />
es vereinfacht auch vieles. Denn sobald man in Bus<br />
oder Bahn eingestiegen ist, muss man an nichts<br />
mehr denken.“ Selbst ein Besuch bei Anjas Schwester<br />
in Schwarzenberg wurde souverän mit den Öffis<br />
gemeistert. Insgesamt zwölfmal mussten sie umsteigen.<br />
Mühsam? Keineswegs. „Die Verbindungen waren<br />
super. Manche sind überrascht, dass ich mit drei<br />
Kindern alleine in Bus oder Bahn unterwegs bin,<br />
aber ich will zeigen, dass es möglich ist.“<br />
Die Familie Kocevar wird auch in Zukunft bevorzugt<br />
auf öffentliche Verkehrsmittel setzen und hofft,<br />
dass ihr Beispiel Schule macht. Ihr Tipp für alle, denen<br />
Bus und Bahn als zu stressig erscheinen: „Einfach<br />
ausprobieren!“<br />
Sandra Nemetschke<br />
s’Magazin 13
Der Lünersee anno 1960<br />
•• • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • ••<br />
Eingebettet in die imposante<br />
Bergwelt des Rätikons,<br />
erstreckt sich auf einer Fläche<br />
von 1,55 km² der Lünersee.<br />
Das Bild zeigt Vorarlbergs<br />
größten Bergsee anno 1960 –<br />
also ein Jahr nachdem die<br />
Vorarlberger Illwerke AG das<br />
Speichervolumen des Sees<br />
mittels einer Staumauer erweitert<br />
hat. Seit dieser Zeit<br />
wird das Seewasser zur<br />
Stromerzeugung genutzt.<br />
Dass der Lünersee nicht versiegt,<br />
ist der Ingenieurskunst<br />
zu verdanken: Künstlich angelegte<br />
Stollen sorgen dafür,<br />
dass der See auch durch das<br />
Schmelzwasser des Brandner<br />
Gletschers gespeist wird.<br />
Darüber hinaus ist das Gebiet<br />
ein wahres Eldorado für<br />
Wanderfreunde. Ausgangspunkt<br />
für viele Bergstiege ist<br />
die Douglasshütte, welche direkt<br />
an der Bergstation der<br />
Lünerseebahn liegt. Besonders<br />
beliebt ist die Route auf<br />
die legendäre Schesaplana,<br />
mit 2964 Metern der höchste<br />
Gipfel des Rätikons. Was wohl<br />
nicht zuletzt am atemberau-<br />
14<br />
s’Magazin
MUNDART<br />
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benden Blick auf das tiefe<br />
Blau des Lünersees liegt.<br />
Haben Sie auch historische Fotoschätze<br />
zuhause, dann schicken<br />
Sie sie uns per E-Mail an vorarlberg@kronenzeitung.at.<br />
Die besten<br />
Bilder werden veröffentlicht.<br />
Foto: Sammlung Risch-Lau/ Landesbibliothek Vorarlberg<br />
<br />
Sperz(a)<br />
Haupt- und Zeitwort<br />
<br />
<br />
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Der alemannische Sperz – je nach Region auch als<br />
Spirz oder Sparz bekannt – ist nichts anderes als ein<br />
deutscher Fußtritt, welcher hierzulande aber nicht versetzt<br />
wird, sondern: Man spirzt jemanden oder git epper<br />
an Spirz (= gibt jemandem einen Tritt). Gemeint war mit<br />
dem Spirz ursprünglich die Standfestigkeit<br />
eines Menschen im buchstäblichen<br />
und nicht im übertragenen<br />
Sinne, also: der gute<br />
oder feste Stand. Wenn ein<br />
Alemanne nun mit etwas<br />
z’Spirz kunnt, so bedeutet<br />
dies, dass er – gleichsam mit<br />
sicherem Stand – einer Sache<br />
Herr wird; kann er hingegen mit<br />
einer Sache ned z’Spirz ko, so gerät<br />
„Wia luagt’s us –<br />
kunnscht<br />
z’Spirz?“<br />
er quasi aus seinem Gleichgewicht und kann seine<br />
Aufgabe gar nicht oder wenigstens nicht rechtzeitig<br />
bewältigen (er kunnt mit dr Arbat ned z’Spirz). Bisweilen<br />
wird unter ned z´Spirz ko auch das mangelnde Auskommen<br />
mit dem vorhandenen Einkommen verstanden<br />
(er kunnt mit sim Geld ned z’Spirz). Ist das unbewältigbare<br />
Etwas ein anderer Mensch, so handelt es sich<br />
meistens um ein wechselseitiges Missvergnügen, das<br />
sich ebenfalls in der mundartlichen Redewendung niederschlägt:<br />
„Sie konnd mitnand ned z’Spirz“. Dabei muss<br />
es sich nicht einmal um eine lebenslange Antipathie<br />
zweier Kontrahenten handeln, im Zuge welcher Fußtritte<br />
ausgeteilt werden, denn genauso gut kann damit<br />
lediglich gemeint sein, dass zwei Geschäftspartner zu<br />
keinem Handelsabschluss kommen.<br />
s’Magazin 15
EVENTS<br />
Foto: Luaga & Losna<br />
Foto: Remise Bludenz<br />
„LuagaundLosna“-Festival<br />
Vom 21. bis 25 <strong>Juni</strong> steigt im Nenzinger<br />
Ramschwagsaal das internationale<br />
Theaterfestival „Luaga und Losna“, welches<br />
sich besonders an das junge Publikum<br />
richtet. Eröffnet wird das Großevent<br />
diesen Dienstag mit dem Stück<br />
„Traumkreuzung“ (10 Uhr), am Abend<br />
„We Banjo 3“ aus Irland<br />
spielen in der Remise auf<br />
Im Rahmen von „Fremde Nähe“ gastiert die Band We<br />
Banjo 3 am Samstag, dem 25. <strong>Juni</strong> (20 Uhr), in der Remise<br />
in Bludenz. Die Musiker aus dem irischen Galway präsentieren<br />
einen<br />
(17 Uhr) folgt die Aufführung von „Um<br />
die Welt in 80 Tagen“. Auch neben der<br />
Bühne bietet das Festival für Kinder (ab<br />
3 Jahren) und Jugendliche allerhand – so<br />
wird es etwa auch Lesungen und Inszenierungsgespräche<br />
geben. Infos und Tickets<br />
unter: www.luagalosna.at<br />
frischen Mix<br />
aus traditioneller<br />
Irish Music,<br />
Bluegrass-Elementen<br />
und einer<br />
ordentlichen<br />
Portion<br />
Akustik-Pop.<br />
Unwiderstehliche<br />
Bühnenshow!<br />
Tickets:<br />
laendleticket<br />
• • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • •<br />
Fotos: Tanja Dorendorf / T+T Fotografie<br />
„Nathan der<br />
Weise“<br />
im Zürcher<br />
Schauspielhaus<br />
Der Klassiker „Nathan<br />
der Weise“ von Gotthold<br />
Ephraim Lessing steht am<br />
Sonntag (19 Uhr), dem <strong>19.</strong><br />
<strong>Juni</strong>, auf dem Spielplan des<br />
Zürcher Schauspielhauses.<br />
Für die Inszenierung ist die<br />
junge deutsche Regisseurin<br />
Daniela Löffler verantwortlich.<br />
Bis<br />
Ende <strong>Juni</strong><br />
wird das<br />
Stück noch<br />
weitere<br />
dreimal<br />
aufgeführt<br />
werden.<br />
Tickets:<br />
Schauspielhaus<br />
Milka Schokoladenfest –<br />
eine zarte Versuchung . . .<br />
„Im Herzen zart“ – lautet das Motto beim diesjährigen<br />
Milka Schokofest. Am Samstag, dem 9. Juli (10 bis 18<br />
Uhr), wird sich die kleine Stadt im Herzen der Alpen bereits<br />
zum 33. Mal in eine lila Erlebniswelt verwandeln –<br />
mit jeder Menge süßer Highlights, Spaß und Action für<br />
die großen und vor allem für die kleinen Besucher.<br />
Foto: Lisa Mathis<br />
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Impressum<br />
Medieninhaber: KRONE-Verlag GmbH & Co. KG . Herausgeber und Chefredakteur: Dr. Christoph Dichand<br />
Verleger: Mediaprint Zeitungs- und Zeitschriftenverlag GmbH & Co KG, Alle: 1190 Wien, Muthgasse 2<br />
Redaktionsleitung: Emanuel Walser, Redaktion: Harald Küng, Sandra Nemetschke, Angelika Drnek, Sekretariat: Nicole Kinzel, Quellenstr. 16, 6900 Bregenz, Tel. 05574-47400<br />
Herstellung: Druckzentrum Salzburg Betriebsges. m. b. H. , 5020 Salzburg<br />
Offenlegung gem. §25 MedienG online unter www.krone.at/krone-offenlegung<br />
16<br />
s’Magazin
KULINARIK<br />
Pikante Muffins mit<br />
Parmesan und Petersilie<br />
Zubereitung:<br />
?1 Mulden eines Muffinblechs oder eines Minimuffinblechs<br />
mit etwas Butter einfetten. Backofen<br />
auf 175 Grad Umluft vorheizen.<br />
?2 Zwiebel und Knoblauch schälen, fein würfeln.<br />
200 g Butter imTopf erhitzen.<br />
?3 Zwiebel, Knoblauch und Pinienkerne darin<br />
bei schwacher Hitze zirka fünf Minuten dünsten,<br />
vom Herd nehmen und etwas abkühlen<br />
lassen.<br />
?4 Parmesan fein reiben. Petersilie waschen,<br />
trocken schütteln, Blättchen abzupfen und hacken.<br />
?5 Brot in kleineWürfel schneiden und das Ei<br />
verquirlen. Mit Parmesan, Petersilie und Brot<br />
vermischen.<br />
?6 Buttermix mit den Händen unterkneten.<br />
Anschließend alles mit etwas Salz und Pfeffer<br />
würzen.<br />
?7 Brot-Butter-Masse zirka 15 Minuten ruhen<br />
lassen. Die Brotfüllung in die sechs Muffin-<br />
Mulden verteilen.<br />
?8 Muffins im heißen Backofen 17 bis 20 Minuten<br />
backen. Herausnehmen, etwas abkühlen<br />
lassen und dann aus den Mulden lösen.<br />
Zutaten für 6 Stück (normale Muffingröße)<br />
200 g Butter + etwas mehr für die Muffin-<br />
Formen<br />
1<br />
/2 Zwiebel<br />
1 Knoblauchzehe<br />
eine Handvoll Pinienkerne<br />
20 g Parmesan<br />
10 Blätter glatte Petersilie<br />
50 g Kastenweißbrot<br />
1 Ei (Gr. M)<br />
Salz<br />
Pfeffer<br />
Fotos: Mathis Fotografie, privat, ulrike köb<br />
<br />
Muffins mit Parmesan und<br />
Petersilie passen ausgezeichnet<br />
zu gegrilltem Fisch und Fleisch!<br />
<br />
Noch mehr<br />
schmackhafte<br />
Rezepte von<br />
Denise und Tina<br />
lassen sich auf<br />
ihrem Foodblog<br />
finden.<br />
Muffins sind üblicherweise das ideale Format für<br />
Desserts oder süße Naschereien. Kultstatus erreichten<br />
der Chocolate-Chip-Muffin oder die Heidelbeer-Variante.<br />
Doch auch die pikanten Versionen<br />
des Muffins werden zunehmend beliebter. Als<br />
volle Mahlzeit mit einem knackigen Salat oder als Beilage zu Fischoder<br />
Fleischgerichten. Parmesanmuffins eignen sich besonders gut,<br />
um ein Grillfest kulinarisch aufzupeppen. Und mit den mediterranen<br />
Geschmacksnoten lassen sie selbst an Regentagen Urlaubsstimmung<br />
aufkommen.<br />
www.blondieundbrownie.com<br />
s’Magazin 17