27.06.2016 Aufrufe

GIG Juli 2016

Stadtmagazin für Münster/Osnabrück/Lingen und die Region

Stadtmagazin für Münster/Osnabrück/Lingen und die Region

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

6<br />

INTERVIEW<br />

Prof. Dr. Khorchide<br />

Foto: Peter Grewer © WWU<br />

INTERVIEW<br />

Teil 1<br />

Jetzt spricht:<br />

Prof. Dr. Mouhanad Khorchide<br />

(Leiter des Zentrums für islamische Theologie an der WWU Münster)<br />

Bilder von fanatischen IS-Extremisten, die Menschen umbringen und meinen, ihrem Gott<br />

damit Gutes zu tun, schockieren die Welt und haben in Deutschland die Angst vor dem<br />

Islam geschürt. Um dem aktuell hochbrisanten Thema genug Platz einzuräumen,<br />

veröffentlichen wir das mit dem Islamwissenschaftler Prof. Dr. Khorchide geführte<br />

Gespräch in dieser und der nächsten Ausgabe <strong>GIG</strong> 08/16.<br />

Herr Professor Khorchide, gerade hat der<br />

islamische Fastenmonat Ramadan begonnen.<br />

Zwischen der Morgendämmerung und<br />

dem Sonnenuntergang ist Muslimen Essen,<br />

Trinken, Rauchen etc. untersagt. Wie<br />

schafft das jemand, der eine körperlich<br />

anstrengende Arbeit hat?<br />

Wenn die Person das nicht schaffen kann, dann<br />

gibt es ja andere Regelungen. Gerade jetzt im<br />

Sommer, also wenn der Tag 16 Stunden lang ist,<br />

darf man sich an der Zeit in Mekka orientieren.<br />

Dort geht das Fasten bis etwa 19 Uhr, also nach<br />

unserer Zeit mit einer Stunde Unterschied bis<br />

18 Uhr. Wer das nicht schafft, hat die Möglichkeit,<br />

das Fasten im Winter nachzuholen. Der eigentliche<br />

Sinn des Fastens ist, sich von körperli-<br />

Durch Begegnung. Die Bertelsmann Studie zeigt,<br />

dass die Angst dort am stärksten ist, wo kaum<br />

Muslime leben. So entstehen Vorurteile. Es<br />

braucht die Begegnung, damit man nicht übereinander,<br />

sondern miteinander redet. Wir brauchen<br />

auch die Begegnung mit anderen, positiven<br />

Narrativen über den Islam. Das brauchen<br />

wir heute dringend, weil wir den Islam eher<br />

mit dem 11. September, mit Terror, mit frauen-<br />

und menschenfeindlichen Aspekten assoziieren.<br />

Man muss die Ängste der Menschen<br />

ernst nehmen. Man darf sie nicht einfach abchen<br />

Bedürfnissen etwas zu distanzieren, um in<br />

sich neue geistige Dimensionen zu entdecken.<br />

Wenn Sie sich an Ihre Kindheit erinnern,<br />

wann waren Sie das erste Mal vom Koran<br />

fasziniert?<br />

Ich war neun Jahre alt. Ich kann mich noch gut<br />

erinnern, weil mein Lehrer mir damals eine Kassette<br />

mit einer Koran-Rezitation geschenkt hat.<br />

Damals hatte ich auch schon an Koran-Rezitationswettbewerben<br />

teilgenommen. Mein erster Preis,<br />

den ich gewonnen hatte, war ein Staubsauger. Mit<br />

neun Jahren konnte ich damit natürlich nicht viel<br />

anfangen. Das habe ich bis heute noch stark in<br />

Erinnerung, die Freude, dass ich etwas gewonnen<br />

hatte, und die Enttäuschung, als ich den Karton<br />

aufmachte und sah, dass es ein Staubsauger war.<br />

Laut einer aktuellen Studie der Bertelsmann<br />

Stiftung sagen viele Nicht-Muslime,<br />

dass Ihnen der Islam Angst mache. Wie<br />

nimmt man ihnen diese Angst?

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!