GIG Juli 2016
Stadtmagazin für Münster/Osnabrück/Lingen und die Region
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INTERVIEW<br />
Prof. Dr. Khorchide<br />
Foto: Peter Grewer © WWU<br />
INTERVIEW<br />
Teil 1<br />
Jetzt spricht:<br />
Prof. Dr. Mouhanad Khorchide<br />
(Leiter des Zentrums für islamische Theologie an der WWU Münster)<br />
Bilder von fanatischen IS-Extremisten, die Menschen umbringen und meinen, ihrem Gott<br />
damit Gutes zu tun, schockieren die Welt und haben in Deutschland die Angst vor dem<br />
Islam geschürt. Um dem aktuell hochbrisanten Thema genug Platz einzuräumen,<br />
veröffentlichen wir das mit dem Islamwissenschaftler Prof. Dr. Khorchide geführte<br />
Gespräch in dieser und der nächsten Ausgabe <strong>GIG</strong> 08/16.<br />
Herr Professor Khorchide, gerade hat der<br />
islamische Fastenmonat Ramadan begonnen.<br />
Zwischen der Morgendämmerung und<br />
dem Sonnenuntergang ist Muslimen Essen,<br />
Trinken, Rauchen etc. untersagt. Wie<br />
schafft das jemand, der eine körperlich<br />
anstrengende Arbeit hat?<br />
Wenn die Person das nicht schaffen kann, dann<br />
gibt es ja andere Regelungen. Gerade jetzt im<br />
Sommer, also wenn der Tag 16 Stunden lang ist,<br />
darf man sich an der Zeit in Mekka orientieren.<br />
Dort geht das Fasten bis etwa 19 Uhr, also nach<br />
unserer Zeit mit einer Stunde Unterschied bis<br />
18 Uhr. Wer das nicht schafft, hat die Möglichkeit,<br />
das Fasten im Winter nachzuholen. Der eigentliche<br />
Sinn des Fastens ist, sich von körperli-<br />
Durch Begegnung. Die Bertelsmann Studie zeigt,<br />
dass die Angst dort am stärksten ist, wo kaum<br />
Muslime leben. So entstehen Vorurteile. Es<br />
braucht die Begegnung, damit man nicht übereinander,<br />
sondern miteinander redet. Wir brauchen<br />
auch die Begegnung mit anderen, positiven<br />
Narrativen über den Islam. Das brauchen<br />
wir heute dringend, weil wir den Islam eher<br />
mit dem 11. September, mit Terror, mit frauen-<br />
und menschenfeindlichen Aspekten assoziieren.<br />
Man muss die Ängste der Menschen<br />
ernst nehmen. Man darf sie nicht einfach abchen<br />
Bedürfnissen etwas zu distanzieren, um in<br />
sich neue geistige Dimensionen zu entdecken.<br />
Wenn Sie sich an Ihre Kindheit erinnern,<br />
wann waren Sie das erste Mal vom Koran<br />
fasziniert?<br />
Ich war neun Jahre alt. Ich kann mich noch gut<br />
erinnern, weil mein Lehrer mir damals eine Kassette<br />
mit einer Koran-Rezitation geschenkt hat.<br />
Damals hatte ich auch schon an Koran-Rezitationswettbewerben<br />
teilgenommen. Mein erster Preis,<br />
den ich gewonnen hatte, war ein Staubsauger. Mit<br />
neun Jahren konnte ich damit natürlich nicht viel<br />
anfangen. Das habe ich bis heute noch stark in<br />
Erinnerung, die Freude, dass ich etwas gewonnen<br />
hatte, und die Enttäuschung, als ich den Karton<br />
aufmachte und sah, dass es ein Staubsauger war.<br />
Laut einer aktuellen Studie der Bertelsmann<br />
Stiftung sagen viele Nicht-Muslime,<br />
dass Ihnen der Islam Angst mache. Wie<br />
nimmt man ihnen diese Angst?