K&T_Heft_Juli_August
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Vorschau<br />
7<br />
So ist auch am Schluss keinerlei<br />
Befriedigung bei Malaspina zu<br />
spüren, wenn nach getaner Tat<br />
sein abschließender Satz: »Lebt<br />
wohl, ich werde auf ewig in Qualen<br />
leben« lautet. Bekanntermaßen ist<br />
Salvatore Sciarrino ein ausgesprochener<br />
Kenner des Werks Gesualdo<br />
de Venosas, von dessen Madrigalen<br />
er etliche bearbeitet hat.<br />
Dieser Komponist war lange Zeit<br />
vor allem durch ein Kapitalverbrechen,<br />
bei dem er seine Frau und<br />
ihren Liebhaber umgebracht hat,<br />
bekannt. Auch Cicogninis Drama<br />
basiert sicherlich auf diesem skandalösen<br />
Mordfall. Sciarrinos Oper<br />
verzichtet aber mit gutem Grund<br />
auf einen direkten biographischen<br />
Bezug, wie er auch der Versuchung<br />
widersteht, eine »Sex-and-Crime-<br />
Story« zu erzählen.<br />
Die Musik ist äußerst fragil und<br />
reflektiert damit unmittelbar die<br />
zerbrechliche Konstitution und<br />
vor allem Konfiguration der Protagonisten.<br />
Sie ist in jedem Moment<br />
seltsam und fremdartig, dabei von<br />
beinahe körperlicher Unmittelbarkeit<br />
und dies bisweilen so stark,<br />
dass man den Eindruck gewinnt,<br />
man würde einen mikroskopischen<br />
Blick in die Nervenbahnen der Bühnenfiguren<br />
werfen. Dabei entstehen<br />
musikalische Psychograme, die<br />
zeigen, wie Liebe als Leidenschaft<br />
zum Leiden an der Liebe wird.<br />
Premiere am Sonntag,<br />
den 10.<strong>Juli</strong> um 19:30 Uhr<br />
Anzeige