K&T_Heft_Juli_August
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Vorschau<br />
9<br />
Nichts vor der Tür, es ist laut und<br />
blitzt und man hat Angst und ist<br />
traurig, wenn der kleine Junge,<br />
versunken in sein dickes Buch,<br />
alleine auf dem Dachboden<br />
seiner Schule hockt und nur mit<br />
dem Licht einer kleinen Kerze liest.<br />
Und die Musik wird auch traurig,<br />
und man denkt, nein jetzt nicht die<br />
Orgel, nicht die Streicher, nicht das<br />
Fagott. Aber dieser Musikeinsatz<br />
ist unausweichlich, wie der kommende<br />
Wolkenbruch, das Ende der<br />
schwülen Hitze, welche noch gar<br />
nicht da war.<br />
Es regnet in Gießbächen, und wir<br />
müssen rennen, um ein Vordach zu<br />
finden. Unter den Arkaden eines<br />
alten Museums stehen wir, und neben<br />
uns eine in schwarz gekleidete<br />
Geburtstagsgesellschaft, wir bekommen<br />
Bier und Sekt und es gibt<br />
auch Kalbsleberwurst. Vor uns eine<br />
Brücke, ein kleiner Roller mit zwei<br />
Personen fährt durch den Regen<br />
zur Mitte der Brücke, sein Scheinwerfer<br />
leuchtet auf das unruhige<br />
Wasser.<br />
Sie steigen ab und im größten<br />
Unwetter schauen sie auf die Stadt<br />
und umarmen sich. Verrückt denke<br />
ich:<br />
»Guck mal, die beiden sind extra<br />
hierher gefahren, um sich im Regen<br />
zu küssen, oder küssen die sich gar<br />
nicht?« Und du sagst: »Vielleicht<br />
haben die sich ja auch gerade getrennt.«<br />
Und das, was für mich wie<br />
Liebe aussah, das war vielleicht ein<br />
Abschied. Am nächsten Tag habe<br />
ich dann erfahren, dass dieser eine<br />
schöne Satz in dem Theaterstück<br />
gar nicht vorkommt.<br />
Premiere am Montag,<br />
den 11. <strong>Juli</strong> um 20 Uhr<br />
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