Schniedert_AP_106
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RK AÜ H N M ES NT L E R G R U P P E N<br />
„Kunst muss man nicht verstehen,aber erahnen oder erspüren - das ist ein Erlebnis“<br />
Malerei und weitere Kunstformen als Herausforderung zu begreifen<br />
Eva <strong>Schniedert</strong>üns Gornik:<br />
Hinter das Sichtbare schauen<br />
Ausstellung im Landesamt für Geoinformation und Landentwicklung B-W, Karlsruhe, bis 30. März 2015<br />
Eva <strong>Schniedert</strong>üns Gornik; Taucher; Mischtechnik auf Bütten, 65 cm x 45 cm © Eva <strong>Schniedert</strong>üns Gornik<br />
Die emotionale Berührbarkeit des Betrachters<br />
durch ein künstlerisches Werk ist ein<br />
grundlegendes Ziel jeglichen Schöpfertums.<br />
Unabhängig davon, ob sie ausgelöst wird,<br />
von malerischer Abstraktion oder realistischen<br />
Darstellungen, vom bildhauerischen Werk;<br />
einer Installation oder auch Performances:<br />
Kunst bringt eine „Saite“ in uns zum Klingen,<br />
die wir vor allem dann auch vermissen, wenn<br />
wir ihren Reiz nicht mehr spüren können.<br />
Autarke Kunst, deren Wesen es ist, sich frei<br />
von jeglichem Funktionalismus entfalten zu<br />
können, entwickelt eine unbändige kreative<br />
Kraft und Präsenz, die Raum und Zeit überwinden<br />
kann.<br />
Die Künstlerin Eva <strong>Schniedert</strong>üns Gornik widmet<br />
sich ebenfalls diesem Ziel, ihre Kunst zu<br />
einer berührenden Konstanten innerhalb der<br />
menschlichen Erlebnisfähigkeit zu entwickeln.<br />
„Kunst ist: Licht und Farbe - Farbe und Raum<br />
- Raum und Begegnung - Begegnung und Ausdruck<br />
- Ausdruck und Wahrnehmung. Dieses<br />
Verständnis von Abstraktionen und vielfältigen<br />
Lebens-Welten, philosophischen Betrachtungen<br />
und Wahrnehmungen in Wort und Bild<br />
darzustellen, das ist meine Intention, künstlerisch<br />
tätig zu sein. Kunst zeigt Entwicklungen<br />
28 ARTPROFIL
K Ü N S T L E R G R U P P E N<br />
Eva <strong>Schniedert</strong>üns Gornik; Strandgeflüster; kleine Serie 1-4, Acryl auf Bütten, je 10 cm x 15 cm © Eva <strong>Schniedert</strong>üns Gornik<br />
Foto, linke Seite oben: Porträt Eva <strong>Schniedert</strong>üns Gornik, 2014 - im Park, Ausschnitt © die Künstlerin<br />
in schöpferisch-fantastischen Facetten, zeigt,<br />
dass alles möglich ist und die geistige Freiheit<br />
unendlich, um Grenzen zu überschreiten und<br />
neue Realitäten zu schaffen. Mein künstlerisches<br />
Schaffen ist geprägt durch „Freiheit in<br />
der Vielfalt“, erklärt die Künstlerin.<br />
Eva <strong>Schniedert</strong>üns Gornik istin Opole/Polen<br />
geboren, aber in Duisburg aufgewachsen.<br />
Ihre künstlerische Vita umfasst Fortbildungen<br />
an der Freien Kunstakademie Basel,<br />
der Kunstschule Offenburg, der Akademie<br />
Schloss Rotenfels sowie Unterricht bei verschiedenen<br />
Künstlern, unter anderem bei<br />
Klaus Jürgen Prohl. Sie belegte verschiedene<br />
Aus- und Fortbildungen im BereichKunst, so<br />
beispielsweise Ausdruck- und Farbtherapie<br />
sowieverschiedene Mentaltrainingsmethoden<br />
mit dem Abschluss zur Mentaltrainerin (IHT®).<br />
Zahlreiche Werke der Künstlerin befinden sich<br />
in öffentlichem und privatem Besitz. Seit 1990<br />
ist Eva <strong>Schniedert</strong>üns Gornik auch als Autorin<br />
tätig. In heiter-besinnlichen Vorträgen stellt<br />
sieihre Bücher, Texte und lyrisch-philosophischen<br />
Betrachtungen vor. Seit 1996arbeitet<br />
sie als Künstlerin freischaffend und ist zugleich<br />
Lehrbeauftragte für künstlerische Gestaltung<br />
in der Kinder- und Erwachsenenbildung. Sie<br />
ist Mitglied bei verschiedenen künstlerischen<br />
Vereinen bzw. Gruppierungen, so unter anderem<br />
beim Kunstverein ART-Baden-Baden<br />
e.V., derGesellschaft der Freunde junger<br />
Kunst Baden-Baden, der EKABA Künstlergruppe,<br />
der CUBUS-Produzentengalerie Eben viel mehr als die hinlänglich bekannte<br />
sein muss. Oder sind wir einfach viel mehr?<br />
Baden-Baden e.V. sowie demVGD (Verband Summe aller Teile eines Ganzen, wie es bei<br />
Gehirntrainer Deutschlands). Die Künstlerin<br />
lebt und arbeitet heute in Bühl/Baden. gibt mit diesem Bild Denkanstöße, die uns die<br />
Aristoteles heißt? Eva <strong>Schniedert</strong>üns Gornik<br />
Die Darstellung des Menschen fasziniert Komplexität einer menschlichen Identität vor<br />
immer wieder, wenn<br />
künstlerische Vision und<br />
realistische Darstellung<br />
einhergehen. Im Werk<br />
„o.T.“ ist das sichtbare<br />
Bildnis ein unvollständiges,<br />
weil es in seiner Bildwirkung<br />
durch die vielen<br />
farblichen, gestampften<br />
Stempelkreise beeinträchtigt<br />
ist: Die abgebildete<br />
weibliche Figur ist<br />
somit in ihrer Ganzheit, in<br />
ihrer Personalität in Frage<br />
gestellt. Die damit zusammenhängende<br />
Frage<br />
nach der Identität („was<br />
macht Identität aus?“)<br />
thematisiert gleichzeitig<br />
die Frage, ob das Sichtbare<br />
so maßgeblich, so<br />
entscheidend ist für eine<br />
Person, die aber, bildlich<br />
gesehen, notgedrungen<br />
in ihrer Komplexität unvollständig<br />
abgebildet Hartfaser, 80 cm x 100 cm © Eva <strong>Schniedert</strong>üns<br />
Eva <strong>Schniedert</strong>üns Gornik; o.T.; Nr. 4 aus Zyklus; Mischtechnik, Aryl,<br />
Gornik<br />
ARTPROFIL<br />
29
K Ü N S T L E R G R U P P E N<br />
kensein, etwas<br />
nicht Spezifisches,<br />
was sich<br />
auch für den<br />
Betrachter nicht<br />
greifen lässt.<br />
Verwirbelnde,<br />
assoziative<br />
Farbballungen,<br />
verschwimmenden<br />
Gedanken<br />
ähnlich, durchdringen<br />
Kopf<br />
und Geist - und<br />
d a m i t a u c h<br />
das Bild selbst.<br />
Dem Titel „Begegnung“<br />
entspricht<br />
das Bild<br />
insofern, als die<br />
Begegnung mit<br />
sich selbst eine<br />
der intensivsten<br />
sein kann, der<br />
Eva <strong>Schniedert</strong>üns Gornik; Begegnung; Druck von Holz, Bütten,<br />
man sich auszusetzen<br />
im Stan-<br />
24 cm x 30 cm © Eva <strong>Schniedert</strong>üns Gornik<br />
de ist.<br />
Augen führen. Was macht Identität aus? „Ich beschränke mich nicht auf ein bestimmtes<br />
Das nicht Sichtbare verbirgt sich häufig in dem, künstlerisches Ausdrucksschema, arbeite mit<br />
was wir sehen. So wird Realität interpretierbar. den verschiedensten Techniken und Materialien<br />
und setze die Energie der Farben gezielt<br />
Im Bild „Begegnung“ sind es menschliche Köpfe,<br />
schematisch in einer dominierenden Größe in die Bild-Gestaltung mit ein“, erläutert Eva<br />
angedeutet, farblich dunkel im Seitenprofil <strong>Schniedert</strong>üns Gornik. So verwendet sie neben<br />
wiedergegeben, aus dem bzw. an dem sich Acryl- und Aquarellfarben, Tusche, Stiften,<br />
weitere Silhouetten herauszuschälen scheinen. Ölkreide und Druckgrafik auch Mischtechniken,<br />
Hartfaser oder auch Karton und Holz. Im<br />
Diesem, das Gesamtbild bestimmenden Halbprofil<br />
steht ein angedeuteter Torso (ebenfalls Bild „Taucher“, in Mischtechnik auf Bütten<br />
in einer leichten Seitensicht) gegenüber. Es ist gefertigt, ist der Fluss der Farben im Bild offensichtlich.<br />
Körperlos, verschwimmend mit<br />
eine Art surreales Zwiegespräch, welches das<br />
Bild in sich, einer inneren Öffnung gleich, als dem Untergrund des Wassers (oder dem des<br />
internen Monolog klassifiziert. Ein Versun- Bildes?) gibt das Antlitz des Kopfes, nur auf<br />
Mund, Nase und Augen (in denen sich das<br />
Weitere Infos:<br />
Synonym des Fisches spiegelt) beschränkt,<br />
dem Bild trotzdem seine formale Gestalt. Bezeichnend<br />
ist die Maske vor den Augen, die<br />
Künstlergruppe EKABA<br />
Eva <strong>Schniedert</strong>üns Gornik,<br />
sowohl dem Schutz der Augen unter Wasser<br />
Malerei und Lyrik<br />
dient als auch gleichzeitig das Undurchsichtige<br />
Web: www.ekaba.de<br />
des Sichtbaren oder auch die Unfähigkeit des<br />
E-Mail: info@ekaba.de<br />
eigenen Sehens symbolisch benennt. Es sind<br />
die verschiedenen Ebenen, welche Bilder an<br />
uns herantragen und die uns Aspekte des<br />
eigenen Sehens bewusst machen.<br />
Auch in Serien oder als Zyklen konzipiert die<br />
Künstlerin Werke, so zum Beispiel das „Strandgeflüster“,<br />
in dem sie in einer kleinen, vierteiligen<br />
Serie mit Acryl auf Bütten geometrische<br />
Strukturen drapiert, die formal sich dem beständig<br />
Gleichen widmen, sich aber dennoch<br />
stets wieder neu entwickeln, Strandgeflüster<br />
eben. Eva <strong>Schniedert</strong>üns Gornik beschäftigt<br />
sich in ihren Werken mit dem Spannungsfeld<br />
des Lebens. Dieses umfasst auch abstrakte<br />
Bildkompositionen, wie beispielsweise das<br />
Werk „Zum Horizont I“. Malerische Farbflächen,<br />
geometrisch geformt, setzen den<br />
Hintergrund für die scheinbar im Vordergrund<br />
liegenden, hellblauen Halbkreise, welche in<br />
ihrer formalen Abfolge einer ins Diffuse drängenden<br />
Dynamik entsprechen. Kleiner, dünner,<br />
verblassender werden diese halben Kreise -<br />
und so steht der feste Urgrund des Bildes dem<br />
Spannungsfeld des Sehens gegenüber. Beide<br />
gehören zum Erlebnisbereich des Menschen,<br />
zerbrechlich und fließend genauso wie eine<br />
bisweilen kraftvolle Festigkeit. Spannend ist<br />
somit nicht nur das Wie des Sehens, sondern<br />
auch das Hinterfragende des Dargestellten<br />
selbst, was somit das Gegenwärtige und nach<br />
sich Ziehende in einem Bild vereinigt.<br />
Michaela Buchheister<br />
Eva <strong>Schniedert</strong>üns Gornik; Zum Horizont I;<br />
Druck von Holz, Bütten, 30 cm x 30 cm<br />
© Eva <strong>Schniedert</strong>üns Gornik<br />
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