Zürich-West: Das neue Immobilien-Eldorado ... - Mieterverband
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Nr. 5, Juli 2012<br />
M&W<br />
<strong>Zürich</strong>-<strong>West</strong>: <strong>Das</strong> <strong>neue</strong> <strong>Immobilien</strong>-<strong>Eldorado</strong><br />
Flankierende Massnahmen für Mietende?
2<br />
EDItorIal Inhalt<br />
Liebe Leserinnen, liebe Leser<br />
Mit der Ablehnung der zweiten Bausparinitiative am 17.<br />
Juni ist das Thema des steuerbegünstigten Bausparens in<br />
der Schweiz endgültig vom Tisch. Dreizehn Jahre lang hat<br />
der Hauseigentümerverband versucht, unter dem Titel<br />
«Wohneigentumsförderung» Gutgestellten ein weiteres<br />
Steuerprivileg auf Kosten der Allgemeinheit zuzuschanzen.<br />
Der Widerstand der Mieterbewegung im Verein mit anderen Interessierten hat<br />
dies verhindert. Der Marsch in Richtung noch mehr fiskalischer Ungerechtigkeit wurde<br />
gestoppt. <strong>Das</strong> ist ein Erfolg und zeigt, dass die Mietenden an der Urne über eine Vetomacht<br />
verfügen und sich durchsetzen können – selbst gegen einen finanziell mächtigen<br />
Gegner.<br />
Nun ist es Zeit, sich den wichtigen mieterpolitischen Themen zuzuwenden. Zum Beispiel<br />
der Sicherung von preisgünstigem Wohnraum. Auch hier gibt es ermutigende Signale<br />
aus dem Volk. Überall, wo es zu diesem Thema angerufen wurden, gab es eindeutige<br />
Entscheide. Ob in <strong>Zürich</strong>, Zug oder Luzern: Die Bevölkerung will erschwingliche<br />
Wohnungen und moderate Mieten. Die Behörden sind verpflichtet, den Fehlentwicklungen<br />
auf dem Wohnungsmarkt nicht länger zuzusehen. Damit günstiger Wohnraum<br />
entstehen kann, braucht es geeignete Rahmenbedingungen und Fördermassnahmen.<br />
Zukunftsorientierten gemeinnützigen Genossenschaften kommt hierbei eine Schlüsselrolle<br />
zu.<br />
Fehlen diese, dann kommt es zu Phänomenen, wie sie in <strong>Zürich</strong>-<strong>West</strong> zu beobachten<br />
sind. Im ehemaligen Industriequartier entsteht ein renditebasierter Geschäfts- und<br />
Wohnbezirk für eine gutverdienende, global ausgerichtete Elite. Kapitalstarke Grossinvestoren<br />
und gewinnorientierte Baukonzerne führen das Zepter. Die Stadt berappt die<br />
Infrastruktur. <strong>Das</strong> Resultat sind entmischte Luxus-Monokulturen, aber kaum lebendige<br />
Quartiere. Ein Streifzug durch <strong>Zürich</strong>-<strong>West</strong> (siehe S. 6 und 7) führt das Konzept «Stadt<br />
für wenige» vor Augen. Besser wäre aber das Modell «Stadt für alle».<br />
Herzlich<br />
hug@pressebuero-sg.ch<br />
IMprEssuM<br />
Herausgeber: Schweizerischer Mieterinnen- und <strong>Mieterverband</strong><br />
Deutschschweiz<br />
Redaktion: Ralph Hug (rh), Pressebüro St.Gallen, Postfach 942,<br />
9001 St.Gallen, Tel. 071 222 54 11<br />
Administration und Adressverwaltung: M&W, Postfach 2271,<br />
8026 <strong>Zürich</strong>, Tel. 043 243 40 40, Fax 043 243 40 41<br />
info@mieterverband.ch, www.mieterverband.ch<br />
Ständige MitarbeiterInnen: Ruedi Spöndlin (rs), Basel;<br />
Peter Macher, <strong>Zürich</strong>; Regula Mühlebach, <strong>Zürich</strong>;<br />
Michael Töngi, <strong>Zürich</strong>; Anita Thanei, <strong>Zürich</strong>; Beat Leuthardt,<br />
Basel; Urs Thrier, Basel; Walter Angst, <strong>Zürich</strong><br />
Titelbild: Markus Traber, St.Gallen<br />
Layout: Markus Traber, St.Gallen<br />
Druck: Ziegler Druck, Winterthur<br />
Beglaubigte Auflage: 113’306 Exemplare<br />
Erscheinung: 9 x pro Jahr<br />
Abonnementspreis: Fr. 40.–/Jahr<br />
Inserate und Beilagen: Chatterbox, Adelheid M. Kaegi,<br />
Postfach 3006, 2500 Biel-Bienne 3, 079 797 50 48<br />
adelheid@chatterbox.ch<br />
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Bild m&w<br />
3 hEV-Initiativen<br />
Scheitert der Hauseigentümerverband zum dritten Mal?<br />
4 personenfreizügigkeit<br />
Flankierende Massnahmen auch für Mietende gefordert.<br />
5 Zug und luzern<br />
<strong>Das</strong> Volk will moderate Mieten<br />
6 <strong>Zürich</strong>-<strong>West</strong><br />
<strong>Das</strong> <strong>neue</strong> <strong>Eldorado</strong> für <strong>Immobilien</strong>konzerne<br />
8 Massenkündigung<br />
In Birsfelden werden drei Hochhäuser leergekündigt.<br />
11 hotline<br />
Entschädigung für die Waschmaschine?<br />
12 Miettipp<br />
Worauf Sie bei der Heizkostenabrechnung achten müssen.<br />
15 service<br />
Broschüre «<strong>Das</strong> Mietrecht, Gesetz und Verordnung»<br />
16 hofgesang<br />
Singend die Stadt verändern.<br />
Mieten & Wohnen 5 | 2012
hEV-InItIatIVEn<br />
Es steht 2:0 für die Mieterschaft<br />
Nach der zweiten Bauspar-<br />
Abstimmung heisst es 2:0<br />
für die Mieterbewegung.<br />
Alle Millionen haben dem<br />
Hauseigentümerverband<br />
nichts genützt, er hat<br />
verloren. Doch schon im<br />
September steht die dritte<br />
HEV-Initiative an. Gibt<br />
es dann ein 3:0?<br />
<strong>Das</strong> Thema Bausparen ist nun<br />
endgültig vom Tisch. Auch im<br />
Kanton Baselland: Dort müssen die<br />
steuerlichen Bausparabzüge, die es<br />
seit 1991 gibt, abgeschafft werden.<br />
<strong>Das</strong> kann dem Kanton finanziell nur<br />
nützen (siehe S. 9). Die erste Bausparinitiative<br />
war ja nichts weiter als der<br />
Versuch gewesen, das vom Bundesgericht<br />
wegen der Steuerharmonisierung<br />
für rechtswidrig erklärte Baselbieter<br />
Modell über die Runden zu<br />
retten. Sowohl der Protagonist Hans-<br />
Rudolf Gysin (FDP) als auch der HEV<br />
haben nun einen Denkzettel erhalten,<br />
der sich gewaschen hat. Umgekehrt<br />
hat sich die Mieterbewegung<br />
durchgesetzt. «Unser Einsatz hat sich<br />
Warum sich die neinstimmen<br />
vermehrt<br />
haben<br />
Am 11. März wurde das Bausparen<br />
mit 59% Nein abgelehnt, am 17. Juni<br />
mit 69%. Wie ist das zu erklären? Politologen<br />
sehen den Grund im Wiederholungseffekt<br />
sowie in der stärkeren<br />
Zentralisierung. Nur drei Mo-<br />
nate nach dem ersten Urnengang<br />
musste schon wieder über dasselbe<br />
Thema abgestimmt werden. Zahlreiche<br />
Stimmende empfanden dies als<br />
Zwängerei. Auch potenzielle Befürworterinnen<br />
und Befürworter des<br />
Bausparens stimmten nun Nein,<br />
weil die zweite Bausparvorlage weiter<br />
ging als die erste, indem nun alle<br />
Kantone zwingend die steuerliche<br />
Vorzusgebehandlung von Bausparbeträgen<br />
hätten einführen müssen.<br />
<strong>Das</strong> Forschungsinstitut GFS in<br />
Bern sieht noch einen weiteren<br />
wichtigen Grund für die grössere Ablehnung:<br />
Bei dieser Sache war ganz<br />
einfach zu wenig Problemdruck vorhanden.<br />
Ob Bausparen oder nicht ist<br />
für die Schweiz keine existenzielle<br />
Frage.<br />
Mieten & Wohnen 5 | 2012<br />
Bild m&w<br />
Am 17. Juni war Endstation: Der Hauseigentümerverband ist mit seinen Bausparvorstössen endgültig gescheitert.<br />
gelohnt», zeigt sich Michael Töngi<br />
sehr zufrieden. Damit sei eine weitere<br />
Benachteiligung der Mietenden<br />
vor dem Fiskus abgewendet worden.<br />
nächste hEV-Initiative<br />
vor der tür<br />
<strong>Das</strong> Augenmerk ist bereits auf den<br />
23. September gerichtet. Dann kommt<br />
die nächste HEV-Initiative «Sicheres<br />
Wohnen im Alter» vors Volk. Sie will<br />
den älteren Hausbesitzern im Rentenalter<br />
die Möglichkeit einräumen,<br />
den Eigenmietwert nicht mehr ver-<br />
VErWaltungshonorar<br />
steuern zu müssen. Im Gegenzug<br />
dürften die Schuldzinsen steuerlich<br />
nicht mehr geltend gemacht werden.<br />
Dies würde eine Privilegierung<br />
von Hauseigentümern im AHV-Alter<br />
bedeuten. Andere können nicht<br />
wählen, wie sie vom Fiskus besteuert<br />
werden wollen.<br />
Der Vorstoss liegt ganz auf der<br />
bisherigen politischen Linie des Verbands.<br />
Er will mit solchen Vorstössen<br />
seiner Klientel oder zumindest<br />
Teilen davon immer <strong>neue</strong> Steuervorteile<br />
verschaffen. Der Bundesrat und<br />
Die livit ag gab am schluss nach<br />
Im Streit mit einem Mieter<br />
aus Jona SG um eine überhöhte<br />
Verwaltungspauschale<br />
hat die Livit AG nachgegeben.<br />
Statt der verlangten<br />
4.8% werden nur 3% verrechnet.<br />
Der Mieter hatte gegen ein zu hohes<br />
Verwaltungshonorar mit<br />
der Begründung geklagt, im Kanton<br />
St.Gallen sei nur eine Pauschale von<br />
3% statt der verlangten 4.5% plus<br />
Mehrwertsteuer üblich (es stand in<br />
M&W). Nachdem die Schlichtungsstelle<br />
entschieden hatte, dass der tiefere<br />
Satz ausreiche, zog die Livit den<br />
Fall vors Kantonsgericht. Dort gab es<br />
aber eine Abfuhr. <strong>Das</strong> Gericht wies<br />
den Fall an die Vorinstanz zurück.<br />
Die Schlichtungsstelle habe keine<br />
Entscheidverhandlung durchgeführt,<br />
wurde bemängelt. Dadurch<br />
seien Plädoyers verunmöglicht worden.<br />
Zur Höhe der Pauschale äusserte<br />
sich das Kantonsgericht nicht, es<br />
verfügte aber, dass diese nochmals<br />
geprüft werden müsse. Auf die von<br />
der Livit eingereichten Berechnungen<br />
ging es nicht ein, da es sich ja<br />
um eine Pauschale handle.<br />
Klage anerkannt<br />
Ortsüblich und damit angemessen<br />
oder nicht? <strong>Das</strong> war nun die Kardinalfrage.<br />
Zwei Tage vor dem Verhandlungstermin<br />
anerkannte die Livit<br />
die Klage des Mieters. «<strong>Das</strong> wurde<br />
mit prozessökonomischen Argumenten<br />
begründet», berichtet Mieteranwalt<br />
Urs Bosshard. Er vermutet,<br />
dass die Kenntnis einer internen<br />
Umfrage im MV zum Umdenken geführt<br />
hat. Danach gaben 56% der Befragten<br />
an, sie hätten eine Pauschale<br />
der Ständerat lehnten die Initiative<br />
ab, ein Gegenvorschlag kam nicht<br />
zustande. Der SMV lehnt die Initia-<br />
tive ebenfalls ab. Laut Michael Töngi<br />
sind derzeit Bestrebungen im Gang,<br />
mit verschiedenen Partnern ein gegnerisches<br />
Komitee zu bilden. Nachdem<br />
der HEV mehrere Millionen Abstimmungsgelder<br />
ins gescheiterte<br />
Bausparen investiert hat, darf man<br />
gespannt sein, ob er im Herbst erneut<br />
den Versuch wagt, eine Abstimmung<br />
mit einem grossen Geldeinsatz<br />
zu «kaufen».<br />
von höchstens 3%, 27.5% eine solche<br />
zwischen 3 und 4% und 16.5% hätten<br />
eine höhere als 4%. Die Livit musste<br />
befürchten, dass die Schlichtungsstelle<br />
angesichts dieser Umfrage gegen<br />
sie entscheiden würde.<br />
nur drei statt vier prozent<br />
Der Mieter hat somit gewonnen und<br />
muss nur eine Pauschale von 3%<br />
statt 4% für die Abrechnungsperiode<br />
2009/2010 bezahlen. Ausserdem<br />
übernahm die Livit alle Verfahrenskosten<br />
im Gesamtbetrag von 1830<br />
Franken. Die Livit hat laut Urs Bosshard<br />
angekündigt, sie werde nicht<br />
mehr pauschal abrechnen, sondern<br />
nach Aufwand. «Ich bin gespannt,<br />
wie sie das machen wird.» Gemäss<br />
dem Urteil des Kantonsgerichts könne<br />
das nicht wie bisher nach durchschnittllichem<br />
Zeitaufwand und<br />
pauschalen Lohnansätzen gemacht<br />
werden, so Bosshard.<br />
3
‹hot spots› geben zu reden<br />
Braucht es flankierende<br />
Massnahmen für die<br />
Mieterinnen und Mieter?<br />
Die Personenfreizügigkeit<br />
betrifft nämlich auch den<br />
Wohnungsmarkt. Ein<br />
heisses Thema für den MV.<br />
Stark steigende Mieten in grossen<br />
Zentren, aber auch eine Verknappung<br />
des Wohnungsangebots in<br />
ländlicheren Gegenden wie Obwalden<br />
oder Thurgau, entspannte Situation<br />
in Solothurn oder Teilen von St.<br />
Gallen: Dies war die Bestandesaufnahme<br />
zum Mietwohnungsmarkt<br />
an einer Tagung des Schweizerischen<br />
Mieterinnen- und <strong>Mieterverband</strong>s<br />
(SMV). Diese fand kürzlich in<br />
Luzern zum Thema Personenfreizügigkeit<br />
statt.<br />
Mehr leute<br />
auf dem Wohnungsmarkt<br />
Die Wohnungsknappheit wird<br />
durch die Zuwanderung in die grossen<br />
Städte aus dem Ausland, aber<br />
auch aus dem Inland geprägt. Ein<br />
weiterer Faktor ist der zunehmende<br />
Flächenbedarf, den sich ein Teil der<br />
Bevölkerung leisten kann. <strong>Das</strong> zeigten<br />
an der Tagung Cipriano Alvarez,<br />
Leiter der Abteilung Recht des Bundesamtes<br />
für Wohnungswesen, und<br />
4<br />
pErsonEnFrEIZügIgKEIt<br />
IntErVIEW<br />
Bild m&w<br />
In gewissen Agglomerationen sorgt die Zuwanderung als Treiber für höhere Mieten für Gesprächsstoff.<br />
Armin Jans, Wirtschaftsprofessor<br />
und langjähriger Vizepräsident des<br />
Deutschschweizer MV, auf. An der<br />
kritischen Situation in den so genannten<br />
«Hot Spots», den boomenden<br />
Agglomerationen, wird sich oh-<br />
ne verstärkte Massnahmen kaum<br />
etwas ändern. Im Gegenteil: Behält<br />
die Schweiz ihre wirtschaftliche Attraktivität,<br />
werden sich die Probleme<br />
auf dem Wohnungsmarkt namentlich<br />
in den Zentren noch weiter<br />
verschärfen. Die Teilnehmenden der<br />
Tagung diskutierten in Workshops<br />
Massnahmen im Bereich Mietrecht<br />
und Raumplanung, die von einer Arbeitsgruppe<br />
des MV ausgearbeitet<br />
worden waren. Diese sollen nun<br />
‹Mietende brauchen flankierende Massnahmen›<br />
Die Folgen der Personen-<br />
freizügigkeit beschäftigen<br />
auch den Schweizerischen<br />
Mieterinnen- und <strong>Mieterverband</strong>.<br />
M&W unterhielt<br />
sich über diese aktuelle<br />
Thematik mit Präsidentin<br />
Marina Carobbio.<br />
m&w: Ist die Personenfreizügigkeit<br />
ein <strong>neue</strong>s Thema für den Mieterinnen-<br />
und <strong>Mieterverband</strong>?<br />
Nein. Der MV intervenierte bereits<br />
Ende 2007 beim Bundesrat wegen<br />
möglichen negativen Folgen der Personenfreizügigkeit<br />
mit Europa. Es<br />
ging ein Schreiben an die damalige<br />
Wirtschaftsministerin<br />
Doris<br />
Leuthard. Darin<br />
wurde sie auf<br />
die enormen<br />
Mietsteigerungen<br />
in <strong>Zürich</strong><br />
und Genf als<br />
Folge der ver-<br />
Marina Carobbio<br />
stärktenEinwanderung von<br />
gutqualifizierten Arbeitskräften aufmerksam<br />
gemacht.<br />
Hatte diese Intervention keinen<br />
Erfolg?<br />
Bundesrätin Leuthard sah damals<br />
keinen Anlass für flankierende Massnahmen<br />
wie auf dem Arbeitsmarkt,<br />
wo auf Druck der Gewerkschaften<br />
Regeln gegen Lohndumping aufge-<br />
stellt wurden. <strong>Das</strong> sei auf dem Wohnungsmarkt<br />
nicht nötig, hiess es. Allerdings<br />
wurde versprochen, die<br />
Entwicklung zu beobachten und ein<br />
Monitoring durchzuführen.<br />
Hat sich die Situation inzwischen<br />
verschärft?<br />
<strong>Das</strong> ist unbestreitbar der Fall. Wir<br />
beobachten stark steigende Mieten<br />
nicht nur in den erwähnten Ballungszentren,<br />
wo es heute praktisch<br />
unmöglich geworden ist, eine erschwingliche<br />
Wohnung zu finden.<br />
Zunehmend geraten auch angrenzende<br />
Gebiete unter Druck. Und dies<br />
bei fallenden Zinsen! Es ist unumgänglich,<br />
dass Massnahmen gegen<br />
die Wohnungsnot ergriffen werden.<br />
Man kann nicht einfach länger zuschauen<br />
und abwarten.<br />
Ist es nicht ungewohnt, im Zusammenhang<br />
mit der Personenfreizügigkeit<br />
auch von Miet- und<br />
Wohnproblemen zu sprechen?<br />
<strong>Das</strong> ist eines unserer Probleme in<br />
der Wahrnehmung, die wir heute<br />
haben. Alle wissen, dass uns die Einwanderung<br />
zwar Wohlstand bringt,<br />
aber eben auch die Gefahr des<br />
Lohndumpings und des Drucks auf<br />
die hiesigen Löhne. <strong>Das</strong>selbe ist bei<br />
den Mieten der Fall. Die Wohnungsnot<br />
in den Agglomerationen verschärft<br />
sich, Vermieter können ohne<br />
die geringste Gegenleistung die<br />
Mieten um mehrere hundert Franken<br />
pro Monat erhöhen und so ihre<br />
Renditen steigern. Am Schluss resultieren<br />
unbezahlbare Mieten, die<br />
sich höchstens noch Gutgestellte leis-<br />
ten können, und das allgemeine<br />
Mieten & Wohnen 5 | 2012
asch als Forderungskatalog zur Personenfreizügigkeit<br />
bei den Behörden<br />
deponiert werden. Im Mietrecht<br />
wurden Massnahmen zur Begrenzung<br />
der Erhöhung der An-<br />
fangsmieten und für einen verbesserten<br />
Kündigungsschutz als vordringlich<br />
erachtet. In der Raumplanung<br />
lag der Fokus auf der Ver-<br />
schärfung der Lex Koller, damit nicht<br />
weiteres anlagesuchendes Kapital<br />
auf den Wohnungsmarkt gelangt.<br />
Zentral ist ebenso die Frage, wie<br />
dem gemeinnützigen Wohnungsbau<br />
Grundstücke für <strong>neue</strong> Wohnungen<br />
zur Verfügung gestellt werden<br />
können. Weiter wurden finanzielle<br />
Mittel zur Stärkung des preisgünstigen<br />
Wohnungsbaus gefordert.<br />
schärferes Mietrecht<br />
für bestimmte gebiete?<br />
Eine spannende Diskussion gab es<br />
zur Frage, ob im Bereich Mietrecht<br />
gewisse Massnahmen auf Gebiete<br />
mit Wohnungsnot zu beschränken<br />
seien. Die Realitäten zwischen den<br />
Zentren und Landesteilen, die heute<br />
einen entspannten Wohnungsmarkt<br />
haben, seien unterschiedlich und<br />
verlangten unterschiedliche Antworten.<br />
Neu wäre dies nicht: Bereits<br />
in den 70er und 80er Jahren galten<br />
Bundesbeschlüsse im Bereich Mietwesen<br />
nur für Gemeinden mit Wohnungsnot.<br />
Mietzinsniveau steigt ebenfalls an.<br />
Wir müssen daran arbeiten, dass<br />
das Thema Personenfreizügigkeit in<br />
der Öffentlichkeit nicht nur mit<br />
dem Lohn, sondern auch mit der<br />
Miete verbunden wird. Da haben wir<br />
noch einige Aufklärung zu leisten.<br />
Wird die Personenfreizügigkeit<br />
zu einem zentralen Thema für<br />
die Mieterbewegung?<br />
Ja, ich glaube, dass dieses Thema<br />
sehr wichtig für uns ist und immer<br />
drängender wird. Wir müssen Antworten<br />
auf die sich stellenden Probleme<br />
finden. Auf der Agenda des<br />
SMV steht es sehr weit oben.<br />
Ist das der Grund, weshalb kürzlich<br />
eigens eine Tagung dazu<br />
durchgeführt wurde?<br />
Wir müssen Position beziehen und<br />
uns in der Öffentlichkeit erklären.<br />
Wenn wir es nicht tun, macht das<br />
niemand. Es ist unsere Aufgabe, Lösungen<br />
aufzuzeigen und dafür zu<br />
sorgen, dass flankierende Massnahmen<br />
für den Wohnungsmarkt erlas-<br />
Mieten & Wohnen 5 | 2012<br />
InnErschWEIZ<br />
auch das Volk in Zug und luzern<br />
will moderate Mieten<br />
Eine Mehrheit der Zuger<br />
und der Luzerner Bevölkerung<br />
will nicht tatenlos<br />
zuschauen, wie die Wohnungen<br />
immer teurer werden.<br />
Beide Städte müssen jetzt<br />
Gegensteuer geben.<br />
Die Volksinitiative «Wohnen in<br />
Zug für alle» beauftragt den<br />
Stadtrat, mit geeigneten Massnahmen<br />
für den Erhalt und die Entstehung<br />
von <strong>neue</strong>m preisgünstigem<br />
Wohnraum zu sorgen. Unter anderem<br />
sollen die gemeinnützigen Genossenschaften<br />
gefördert werden,<br />
die auf Gewinne verzichten und daher<br />
günstiger bauen können. Dieser<br />
Auftrag ist jetzt vom Volk erteilt: Eine<br />
Mehrheit von 52% stimmte am 17.<br />
Juni für das Volksbegehren und gab<br />
damit dem allgemeinen Missbehagen<br />
über die ungute Entwicklung<br />
Ausdruck.<br />
Mit im linksgrünen Komitee, das<br />
die Initiative lancierte, war auch der<br />
MV Zug, der schon lange für preiswerten<br />
Wohnraum kämpft. Er zeigt<br />
sich denn auch sehr zufrieden über<br />
den Ausgang der Abstimmung. <strong>Das</strong><br />
Volks-Ja versetzt die bürgerlichen<br />
Parteien ins Unrecht: FDP, SVP und<br />
CVP hatten sich gegen die Initiative<br />
sen werden. Die erwähnte Tagung in<br />
Luzern diente der Reflexion über<br />
diese Problematik und war daher<br />
sehr wichtig.<br />
Was hat die Tagung denn konkret<br />
gebracht?<br />
Es geht darum, dass wir zuhanden<br />
unserer nächsten Generalversammlung<br />
politische Forderungen auf den<br />
verschiedenen Ebenen unterbreiten<br />
können. Ein solcher Katalog wird<br />
jetzt erarbeitet. Zudem haben wir erneut<br />
beim Bundesrat interveniert.<br />
In welcher Richtung?<br />
<strong>Das</strong> Eidgenössische Justizdepartement<br />
legt einen <strong>neue</strong>n Bericht zur<br />
Personenfreizügigkeit vor. Wir wollen,<br />
dass darin das Thema Wohnungsmarkt<br />
und Miete gebührend<br />
berücksichtigt wird. Es besteht sonst<br />
die Gefahr, dass es vernachlässigt<br />
wird oder gar ganz untergeht.<br />
Spielt man nicht der politischen<br />
Rechten in die Hände, wenn man<br />
Einwanderung und Personenfrei-<br />
Bild m&w<br />
Die Stadt Zug muss mehr für günstige<br />
Mieten tun.<br />
ausgesprochen, nur die Linke war<br />
dafür. Die Gegenargumente waren<br />
dürftig: Es gebe bereits genügend<br />
Massnahmen, die bestehende Förderung<br />
reiche aus. Die Entwicklung in<br />
der Stadt im letzten Jahrzehnt ist jedoch<br />
der lebendige Gegenbeweis.<br />
niedrige steuern, hohe Mieten<br />
Zug ist kaum mehr wiederzuerkennen.<br />
Der durchschnittliche Quadratmeter<br />
Bauland für ein Mehrfamilienhaus<br />
– sofern er überhaupt vor-<br />
handen ist – kostet heute rund 2140<br />
Franken. Zug ist auch das Paradebei-<br />
zügigkeit negativ thematisiert?<br />
Dies darf uns nicht daran hindern,<br />
die vorhandenen Probleme zu benennen.<br />
Allerdings tun wir das ohne<br />
den fremdenfeindlichen Hintergrund<br />
der Rechtsparteien und im<br />
Bestreben, die Personenfreizügigkeit<br />
zu stützen. Unsere grosse Sorge<br />
ist, dass der Rückhalt in der Bevölkerung<br />
für offene Grenzen schwindet,<br />
wenn keine flankierenden Massnahmen<br />
gegen Mietzinsnot, Wohnungsmangel<br />
und Mietwucher geplant<br />
werden. Breite Kreise würden es<br />
nicht verstehen, wenn vor dieser<br />
Entwicklung einfach die Augen verschlossen<br />
werden.<br />
Gibt es schon konkrete Ansätze<br />
für politische Forderungen?<br />
Ja, wir sehen im Mietrecht Massnahmen<br />
zur Begrenzung der Erhöhung<br />
von Anfangsmieten sowie einen besseren<br />
Kündigungsschutz vor. Im Bereich<br />
Raumplanung streben wir eine<br />
Verschärfung der Lex Koller an<br />
und verlangen zudem, dass mehr Boden<br />
für den gemeinnützigen Woh-<br />
spiel dafür, wohin die Niedrigsteuer-<br />
Strategie führt: zur Verdrängung von<br />
Normalverdienenden, die sich die<br />
steigenden Mieten nicht mehr leisten<br />
können, und zur Umwandlung<br />
der City in ein Getto von kapitalstarken<br />
Banken, Rohstoffirmen und Holdinggesellschaften.<br />
Nicht zuletzt auf Druck des MV<br />
hat Zug als erste Stadt der Schweiz<br />
eine Lösung mit Zonen für preisgünstigen<br />
Wohnbau realisiert. Sie<br />
belohnt Gemeinnützige und Private,<br />
wenn sie erschwingliche Wohnungen<br />
bauen, mit einem Ausnützungsbonus.<br />
Doch das allein genügt nicht.<br />
Es braucht dazu noch eine aktive<br />
Wohnpolitik der öffentlichen Hand,<br />
damit weitere Fehlentwicklungen<br />
vermieden und das Ziel der Erhaltung<br />
einer guten Durchmischung erreicht<br />
werden soll. Viele Interessierte<br />
erwarten nun, dass die Ziele der<br />
Volksinitiative konsequent umgesetzt<br />
werden.<br />
Freuen darf sich auch der MV Luzern.<br />
Mit 13'264 Ja gegen 9536 Nein<br />
feierte die Volksinitiative «Für bezahlbaren<br />
Wohnraum», an welcher<br />
der MV massgeblichen Anteil hatte,<br />
am 17. Juni einen schönen Erfolg an<br />
der Urne. Die Stadt Luzern muss nun<br />
den Anteil an gemeinnützigen Wohnungen<br />
mit moderaten Mieten in<br />
den nächsten zweieinhalb Jahrzehnten<br />
auf 16 Prozent erhöhen.<br />
nungsbau zur Verfügung gestellt<br />
wird. Schliesslich wollen wir mehr<br />
Mittel für den Fonds de roulement<br />
und damit für die Förderung von<br />
preisgünstigen Wohnungen.<br />
Sie sind nun seit zwei Jahren Präsidentin<br />
des SMV. Was bedeutet<br />
dieses Amt für Sie?<br />
Ich war schon vorher in der Tessiner<br />
Mieterbewegung aktiv. Die Themen<br />
sind also für mich nichts Neues. Der<br />
SMV ist ein gesamtschweizerischer<br />
Verband, der noch im Aufbau ist.<br />
<strong>Das</strong> bedingt viel Energie, die in die<br />
Bildung der <strong>neue</strong>n Strukturen gesteckt<br />
werden muss. Langsam sind<br />
wir auf Kurs. Wir haben ein Generalsekretariat<br />
und einen Vorstand, der<br />
gut zusammenarbeitet. Ich finde zunehmend<br />
Anerkennung in meiner<br />
<strong>neue</strong>n Rolle als Präsidentin. In einigen<br />
Jahren wird<br />
sich der SMV auf<br />
nationaler Ebene<br />
eine starke<br />
Stellung erarbeitet<br />
haben.<br />
5
6<br />
ZürIch-WEst<br />
Der grosse goldrausch in Zür<br />
Im Boomgebiet <strong>Zürich</strong>-<strong>West</strong><br />
mutiert das ehemalige<br />
Industriequartier zum<br />
<strong>neue</strong>n Zentrum der Finanzindustrie.<br />
Es regiert das<br />
grosse Geld. M&W war mit<br />
Jacqueline Badran und Ueli<br />
Keller auf Tour im heissesten<br />
Hotspot der Schweiz.<br />
a werden Millionen an Pla-<br />
«Dnungsgewinnen eingestrichen,<br />
und die Stadt hat nichts davon»,<br />
empört sich Jaqueline Badran.<br />
Beim Thema <strong>Zürich</strong>-<strong>West</strong> kommt die<br />
Nationalrätin in Fahrt. Sie ärgert<br />
sich darüber, dass börsenkotierte<br />
Baukonzerne den Mehrwert abschöpfen,<br />
den ihnen die Stadt mit<br />
der Planung in <strong>Zürich</strong>-<strong>West</strong> verschafft<br />
hat. «Und wir Steuerzahler<br />
können die Infrastruktur berappen.»<br />
In <strong>Zürich</strong>-<strong>West</strong> zwischen Escher-<br />
Wyss-Platz und Hardturm hat sich<br />
für die <strong>Immobilien</strong>branche ein <strong>Eldorado</strong><br />
aufgetan.<br />
türme wachsen<br />
In diesem Gebiet geht im Moment<br />
die Post ab. Es wird planiert und betoniert.<br />
Geschosse um Geschosse<br />
werden hochgezogen. <strong>Zürich</strong>s höchste<br />
Türme ragen in den Himmel. Sie<br />
heissen Prime Tower und Mobimo<br />
Tower. Und sie beherbergen Banken,<br />
Wirtschaftskanzleien, Vermögensverwalter,<br />
Hotels und Luxusappartements<br />
für eine globale Elite. «Vergesst<br />
den Paradeplatz. Hier entsteht<br />
<strong>Zürich</strong>s <strong>neue</strong>r Finanzbezirk, und<br />
keiner hat’s gemerkt!» Jacqueline Badran<br />
will es an Ort und Stelle zeigen.<br />
Mit auf die Tour kommt Ueli Keller,<br />
Architekt, ex-Kantonsrat und ein Kritiker<br />
dieser Art Stadtentwicklung. Er<br />
kommt mit dem Velo.<br />
Die Führung beginnt eine Tramhaltestelle<br />
nach dem Escher-Wyss-<br />
Platz. Vorbei geht’s am Komplex<br />
«Puls 5» und am Schiffbau, früher<br />
Montagehalle und heute Spielstätte<br />
für zeitgenössisches Theater. Ein<br />
paar Schritte weiter ist das Gebiet<br />
noch voll im Umbruch. Kranen drehen,<br />
Baustelle reiht sich an Baustelle,<br />
zwischendurch rauscht der Verkehr<br />
mehrspurig auf der Pfingstweid-<br />
strasse. Ist das noch Schweiz?, fragt<br />
man sich. <strong>Das</strong> Tempo der Entwicklung<br />
und die Wucht der Veränderung<br />
gemahnt eher an die wuchernden<br />
Boomstädte in Südchina.<br />
Bilder m&w<br />
In <strong>Zürich</strong>-<strong>West</strong> wird grossflächig gebaut, Baukonzerne verdienen sich zur Zeit eine goldene Nase.<br />
Boulevard ohne Flaneure<br />
«<strong>Zürich</strong> <strong>West</strong>: Mehr Zukunft pro<br />
Quadratmeter»: Solche Slogans auf<br />
Bautafeln sollen künftige Geschäftsmieter<br />
anlocken. Die Pfingstweidstrasse<br />
wurde vorsorglich zu einem<br />
Boulevard ausgebaut. Cobra-Trams<br />
der Linie 4 nach Altstetten sorgen<br />
für eine Top-Erschliessung. Doch<br />
zum Flanieren lädt dieser Boulevard<br />
kaum ein. Er wirkt eher wie eine gut<br />
geölte Verkehrsschneise. Die Menschen<br />
verlieren sich. Plötzlich<br />
taucht ein krasser Gegensatz auf:<br />
Hier der Mobimo-Tower mit dem Luxushotel<br />
Renaissance, gleich daneben<br />
an der Turbinenstrasse 12/14 eine<br />
Altliegenschaft. Wie kann das<br />
sein? «<strong>Das</strong> ist unser ‹Nagelhaus›»,<br />
sagt Ueli Keller trocken.<br />
Die Hausbesitzer weigern sich,<br />
ihre Liegenschaft zu verkaufen, um<br />
den gewünschten Neubauten Platz<br />
zu machen. Die Bezeichnung «Nagelhaus»<br />
kommt aus China und trifft<br />
die Sache genau. <strong>Das</strong> über hundertjährige<br />
Wohnhaus wird von Altein-<br />
gesessenen und Jungalternativen bewohnt.<br />
Es gibt viel Grün vor der<br />
Haustür, Velos stehen herum. Eigentümer<br />
und Bewohnerinnen und Bewohner,<br />
obwohl längst umzingelt,<br />
bilden eine Oase des Widerstands.<br />
Ein Gallierdorf im Kreis 5. Die Stadt<br />
hat den Teil des Gebäudes, der ihr gehörte,<br />
schon abgerissen. Nun sieht<br />
der Kanton die Enteignung vor. <strong>Das</strong><br />
«Nagelhaus» steht Grossprojekten<br />
im Weg: Coop, Swiss Prime Site und<br />
Welti Furrer wollen bauen, die Turbinenstrasse<br />
muss verlegt werden.<br />
Der Rechtsstreit tobt. Der Ausgang<br />
des Streits zugunsten der kapitalstarken<br />
Baulobby dürfte wohl nur<br />
noch eine Frage der Zeit sein.<br />
übernachten für 435 Franken<br />
Wie ein Sinnbild für <strong>Zürich</strong>s Mutation<br />
zur Global City wirkt der Mobimo<br />
Tower. Es ist das kleinere der beiden<br />
Hochhäuser. Der Turm beher-<br />
bergt in den ersten fünfzehn Geschossen<br />
das Hotel Renaissance. Keine<br />
Herberge für Normaltouristen:<br />
<strong>Das</strong> günstigste Zimmer kostet 435<br />
Franken, die «Presidential Suite» ist<br />
für 2850 Franken zu haben – pro<br />
Nacht, versteht sich. In den neun<br />
Bentley und Luxusappartements<br />
gehen Hand in Hand.<br />
Mieten & Wohnen 5 | 2012
ichs ‹Wildem <strong>West</strong>en›<br />
Obergeschossen mit Premium-Aussicht<br />
aufs <strong>neue</strong> <strong>Zürich</strong> gibts Eigentumswohnungen.<br />
Ab drei Millionen<br />
Franken. Die oberste hat sich, wie bekannt<br />
wurde, der UBS-Verwaltungsrat<br />
und Fondsmanager Rainer Marc<br />
Frey für die Kleinigkeit von zehn Millionen<br />
Franken gesichert.<br />
Wer wohnt sonst noch dort? Die<br />
Sonnerie gibt Hinweise. Da ist zum<br />
Beispiel ein Multi-Verwaltungsrat<br />
aus der Industrie, dessen 200'000-<br />
fränkiger Bentley zufällig gerade vor<br />
dem Hotel parkiert. Dann ein deutscher<br />
Rechtsanwalt, eine <strong>Immobilien</strong>firma,<br />
eine Beteiligungsgesellschaft,<br />
weitere Bewohner von offen-<br />
kundig iranischer, russischer und<br />
englischer Herkunft sowie anonyme<br />
Firmen mit möglichst nichtssagenden<br />
Namen. Geld spielt bei allen keine<br />
Rolle, man hat es. «Wohnen?»,<br />
fragt Jaqueline Badran. «Von wegen.<br />
<strong>Das</strong> sind vor allem Zweitappartements<br />
und Businesslogen von Reichen.»<br />
Nicht nur das Wallis und<br />
Graubünden hätten ein Zweitwoh-<br />
Mieten & Wohnen 5 | 2012<br />
nungsproblem, sondern auch Städte<br />
wie <strong>Zürich</strong>. Und schon ist die Nationalrätin<br />
bei der Lex Koller, ihrem<br />
Lieblingsthema. Sie will diese Lex,<br />
der die Abschaffung droht, als Bollwerk<br />
gegen ausländisches Kapital<br />
retten: «Es gibt zu viele Superreiche,<br />
auf der Welt, die ihr Geld in Schweizer<br />
<strong>Immobilien</strong> währungssicher und<br />
inflationsgeschützt parkieren wollen<br />
und dazu beitragen, dass hierzulande<br />
die Mieten steigen.»<br />
Nebenan entsteht die Überbauung<br />
Maaghof mit mehreren hundert<br />
Wohnungen. Swiss Life investiert,<br />
Diener & Diener entwarfen die Architektur,<br />
Losinger Marazzi baut.<br />
<strong>Das</strong> Zielpublikum der künftigen<br />
Mieterinnen und Mieter sieht laut<br />
Prospekt so aus: «Sie arbeiten als<br />
Consultant in einer international tätigen<br />
Firma, sind oft im Ausland unterwegs<br />
und pflegen einen äusserst<br />
dynamischen Lebensstil.» 3000 Franken<br />
im Monat reichen für die Miete<br />
von hundert Quadratmetern Wohnfläche<br />
kaum aus. Der nächste Wohnturm,<br />
das 80 m hohe Zoelly-Hochhaus,<br />
ist bereits in Planung und wird<br />
ebenfalls von Losinger Marazzi erstellt.<br />
Für gepflegte Architektur<br />
sorgt das Büro Meili, Peter Architekten<br />
AG. Der Turm wird gleich hoch<br />
wie der Mobimo Tower nebenan.<br />
Was ein Appartement «mit neuartiger<br />
Loggia und Split-Level» (d.h. verschieden<br />
hohe Bodenniveaus) kostet,<br />
steht noch nicht fest. Sicher ist:<br />
Man braucht dafür ein volles Portemonnaie.<br />
schrebergärten ade<br />
«Was wäre, wenn ein Hochhaus einen<br />
Park hätte?» So offenherzig formuliert<br />
der Investor seinen Anspruch<br />
auf öffentliche Unterstüt-<br />
zung bei seinem Gewinnstreben.<br />
Der Spruch ist auf einer Bauabschrankung<br />
in unmittelbarer Nähe<br />
zu lesen. Es geht um den geplanten<br />
Pfingstweidpark, der hier die Gegend<br />
begrünen und angenehm machen<br />
soll. Die Fläche für den vorgesehenen<br />
Park muss aber den Schre-<br />
bergärtnern weggenommen werden,<br />
die sich dort befinden. Der Bau<br />
des Parks wird selbstverständlich<br />
von der Stadt berappt. Ist das die<br />
Idealform der viel beschworenen<br />
Public-Private-Partnership?<br />
Für Jacqueline Badran – aber nicht<br />
nur für sie – kann es nicht angehen,<br />
dass Investoren im <strong>Eldorado</strong> <strong>Zürich</strong>-<br />
Die Dichte an Verkehrsanlagen erreicht in <strong>Zürich</strong>-<strong>West</strong> amerikanische Dimensionen.<br />
Hier soll der Pfingstweidpark das Areal begrünen, Schrebergärten müssen weichen.<br />
Dieser Hausbesitzer an der Turbinenstrasse weigert sich, zu verkaufen. Wird er<br />
enteignet?<br />
<strong>West</strong> hohe Gewinne machen, während<br />
der Öffentlichkeit die Infrastrukturlasten<br />
aufgebürdet werden.<br />
Fiskus ausgetrickst<br />
Es scheinen sich inzwischen dreiste<br />
Praktiken breitgemacht zu haben.<br />
Möglichst keine Steuern zahlen, lautet<br />
die Devise in den Teppichetagen.<br />
Dem Mobimo-Konzern gelang es,<br />
dank verschiedenen Domizilen in<br />
Luzern und Küsnacht den städtischen<br />
Fiskus bei der Grundstückgewinnsteuer<br />
auszutricksen. Doch es<br />
gibt auch Widerstand. Die IG Hardturm<br />
wehrt sich fürs Quartier, die<br />
Linke im Gemeinderat kämpft für<br />
Wohnanteile und moderate Mieten.<br />
Doch der Kampf <strong>Zürich</strong>-<strong>West</strong> ist in jeder<br />
Beziehung hart. Zu viel Geld<br />
steht hier auf dem Spiel.<br />
Der Rundgang endet in der Beiz<br />
im «Kraftwerk 1», einer modernen<br />
Genossenschaftssiedlung an der<br />
Hardturmstrasse. Hier sitzt ein Rentnerehepaar,<br />
einfache Leute, vor einer<br />
Stange Bier und lässt mitten am<br />
Nachmittag die Zeit verstreichen.<br />
Als wäre nichts geschehen. Solche<br />
Leute gibt es auch im Kreis 5. Die Frage<br />
ist nur: wie lange noch?<br />
7
8<br />
MassEnKünDIgung In BIrsFElDEn<br />
grosser andrang der ratsuch<br />
Nicht weniger als zweihundert<br />
Miethaushalte erhielten<br />
in Birsfelden die Kündigung.<br />
Drei Hochhäuser sollen<br />
saniert werden. Doch viele<br />
wollen die Kündigung nicht<br />
einfach hinnehmen.<br />
Sie werden in Birsfelden die «Chemie-Hochhäuser»<br />
genannt. Dies<br />
weil sie 1967 vom Chemiekonzern<br />
Ciba erbaut wurden. Für die eigenen<br />
Arbeiter und Angestellten. Doch dieser<br />
Aufgabe haben sich die Pharmafirmen<br />
schon längst entledigt. Heute<br />
gehören die Wohntürme am Stausee<br />
in Birsfelden der Axa Leben AG (vormals<br />
Winterthur-Versicherungen),<br />
nachdem sie zuvor durch die Hände<br />
mehrerer <strong>Immobilien</strong>firmen gegangen<br />
waren.<br />
grosses Bedürfnis<br />
<strong>Das</strong> Bedürfnis nach Beratung war<br />
gross, als der MV Baselland Mitte Juni<br />
zu einer Mieterversammlung einlud.<br />
Was heisst eine Versammlung?<br />
Es waren gleich deren zwei. «Es war<br />
unmöglich, in Birsfelden einen Saal<br />
für so viele Leute zu finden», sagt Geschäftsleiter<br />
Urs Thrier. Also organisierte<br />
er kurzerhand zwei Termine<br />
nacheinander und lud die Stausee-<br />
Mietenden gestaffelt ein. Über hun-<br />
ZInsprognosE<br />
dert verunsicherte Betroffene erschienen<br />
und liessen sich über ihre<br />
Rechte bei einer Kündigung wegen<br />
Sanierung beraten.<br />
In den Ciba-Hochhäusern wohnt<br />
eine spezielle Mieterschaft. Es sind<br />
sehr viele ehemalige Mitarbeitende,<br />
die schon seit Jahrzehnten dort eine<br />
Wohnung haben. Daneben gibt es<br />
viele fremdsprachige Familien. Manch<br />
einer wusste zu erzählen, dass er Ende<br />
der Sechzigerjahre noch als Erstmieter<br />
in die damals futuristisch erscheinenden<br />
Blöcke gezogen war.<br />
Diesen langjährigen Mietenden gefällt<br />
der Standort trotz des negati-<br />
ven Rufs von Hochhäusern. Sie wollen<br />
nicht aus der angestammten<br />
Umgebung ausziehen und wehren<br />
sich gegen den Rausschmiss.<br />
gestaffelte Kündigungen<br />
Die Livit AG, welche die Liegenschaften<br />
verwaltet, hatte gestaffelte Kündigungen<br />
verschickt. Die eine wird<br />
auf Sommer 2013 wirksam, die andere<br />
auf 2014 und die dritte auf<br />
2015. Im Informationsschreiben wur-<br />
de den Gekündigten in Aussicht gestellt,<br />
sie könnten später in eine der<br />
renovierten Wohnungen ziehen.<br />
«Doch es werden keinerlei Angaben<br />
über den <strong>neue</strong>n Mietzins gemacht»,<br />
weiss Urs Thrier. Offenbar sollten<br />
Mieter für die <strong>neue</strong>n Wohnungen geködert<br />
werden, um sich Suchkosten<br />
zu ersparen. Sicher ist nur eins: Die<br />
<strong>neue</strong>n Mieten werden um einiges<br />
höher sein als die bestehenden.<br />
Es gibt in den Hochhäusern noch<br />
günstige Mieten, zum Beispiel Dreizimmerwohnungen<br />
für rund 850<br />
Franken pro Monat. Aber es gibt bereits<br />
jetzt auch Wohnungen, die um<br />
rund 600 Franken teurer sind – obwohl<br />
sie nicht viel mehr bieten. Die<br />
Vermieterin hat die Gelegenheit von<br />
Mieterwechseln benutzt, um die<br />
Mieten kräftig zu erhöhen. Davon ist<br />
Urs Thrier wenig überrascht: «<strong>Das</strong><br />
Paradebeispiel für diese Art Renditeerhöhung<br />
ist ein Block in Binningen,<br />
der ebenfalls saniert wurde. Wir<br />
Die Mieten steigen laut grossbank credit suisse erst im J<br />
Die Grossbank Credit Suisse<br />
gibt Entwarnung. Laut<br />
ihrer Zinsprognose sollen die<br />
Mieten erst im Jahr 2014<br />
wieder ansteigen.<br />
Am 1. Juni 2012 sank der für die<br />
Mieten relevante Referenzzinssatz<br />
auf historisch tiefe 2.25%. Entgegen<br />
allen Erwartungen geht die Tiefzinsphase<br />
nun schon ins vierte Jahr.<br />
Gut für die Mietenden, aber auch für<br />
die Hausbesitzer. Beide profitieren –<br />
oder sollten es zumindest – von den<br />
tiefen Hypothekarsätzen. Wann aber<br />
tritt die erwartete Wende ein?<br />
Diese Frage treibt die Wirtschaftsfachleute<br />
schon seit längerem um.<br />
Warnungen vor einem baldigen<br />
Bild m&w<br />
Der grösste Mietfall im Baselbiet: 200 Kündigungen geben in Birsfelden zu reden.<br />
Zinsanstieg erwiesen sich bis jetzt<br />
als unzutreffend. Die Finanzkrise im<br />
Jahr 2008 und die nachfolgende Euro-Krise<br />
hielten die Zinsen weiterhin<br />
tief. Auch die Kassandrarufe nach<br />
bald wieder steigenden Mieten, die<br />
bei der gescheiterten Mietrechtsrevision<br />
zu vernehmen waren, lagen<br />
falsch. <strong>Das</strong>s aber irgendwann ein<br />
Zinsanstieg kommen wird, ist so sicher<br />
wie das Amen in der Kirche.<br />
Wird der leitzins kontinuierlich<br />
angehoben?<br />
Laut der jüngsten Prognose der<br />
Credit Suisse sieht der mutmassliche<br />
Zinsverlauf so aus, dass ein frühestmöglicher<br />
Anstieg des Referenzzinssatzes<br />
erst Ende 2013 stattfinden<br />
wird. Warum? Die CS-Prognostiker<br />
rechnen damit, dass die Schweizeri-<br />
sche Nationalbank den Leitzins ab<br />
Mitte 2013 bis Ende 2014 kontinuierlich<br />
auf 2% anheben wird. Selbst unter<br />
der Annahme markant steigender<br />
Zinsen ab Mitte 2013 sei vor Ende<br />
2014 kaum mit einem Anstieg des<br />
Referenzzinssatzes zu rechnen, so<br />
die CS. Damit ist auch nicht mit einem<br />
deutlichen Anstieg der Mieten<br />
zu rechnen. Die Trägheit des Referenzzinssatzes,<br />
der ja auf einem<br />
Durchschnitt aller hypothekarischen<br />
Ausleihungen beruht, verhindert<br />
dies.<br />
umstieg auf langfristige<br />
hypotheken<br />
Was passiert derzeit bei den Ausleihungen?<br />
Viele Kreditnehmer haben<br />
die Tiefzinsphase genutzt, um ihre<br />
Hypotheken langfristig auf tiefem<br />
Zinsniveau zu fixieren. Sie sind auf<br />
Hypotheken mit längeren Laufzeiten<br />
umgestiegen. In den Jahren 2009<br />
und 2010 waren die Hälfte der Neuabschlüsse<br />
langfristige Hypotheken.<br />
Da diese im letzten Jahr aber teurer<br />
wurden, stieg der Anteil der Hypotheken<br />
mit kurzfristigen Laufzeiten<br />
bis Oktober 2011 wieder an. Laut der<br />
CS findet jetzt wieder eine Umschichtung<br />
von kurz- zu langfristigen<br />
Laufzeiten statt.<br />
Dies bedeutet, dass die vielen Abschlüsse<br />
von langfristigen Hypotheken<br />
die Entwicklung des Durchschnittssatzes<br />
für die kommenden<br />
Jahre dämpfen. «<strong>Das</strong> mögliche Aufwärtspotenzial<br />
des Referenzzinsatzes<br />
wird gebremst», so die Grossbank.<br />
Vermieter, die günstige Lang-<br />
zeithypotheken abgeschlossen und<br />
Mieten & Wohnen 5 | 2012
enden<br />
konnten in Anfechtungsverfahren<br />
den Mietzinsaufschlag von bisher<br />
1300 auf 1480 Franken statt der geforderten<br />
1600 Franken pro Monat<br />
begrenzen. Wir beobachteten aber<br />
gleichzeitig, dass für die renovierten<br />
gleichen Wohnungen auf dem freien<br />
Markt 1800 Franken pro Monat verlangt<br />
wurde. Heute wird auch in der<br />
Region Basel überall versucht, die<br />
Renditen maximal in die Höhe zu<br />
treiben», schildert Thrier.<br />
politik reagiert<br />
Bis jetzt haben sich bereits einige<br />
Dutzend Stausee-Mietende entschlossen,<br />
die Kündigung vor der<br />
Schlichtungsstelle anzufechten. <strong>Das</strong><br />
Sanierungsprojekt wird also auf jeden<br />
Fall die lokalen Behörden beschäftigen.<br />
Aber auch die Politik ist<br />
hellhörig geworden: Die örtliche SP<br />
liess verlauten, sie unterstütze die<br />
betroffenen Mietenden.<br />
Die Partei verlangt einen runden<br />
Tisch mit den Beteiligten, damit Lösungen<br />
für die Gekündigten gesucht<br />
werden können. Mit einer gestaffelten<br />
Sanierung, so die SP, könnte erreicht<br />
werden, dass die Mehrzahl<br />
der Partien am Stausee bleiben<br />
könnten. Auch der MV ist überzeugt,<br />
dass mit einem sozialverträglichen<br />
Renovationsprojekt anstelle einer<br />
grossflächigen Leerkündigung eine<br />
viel bessere Lösung getroffen werden<br />
kann.<br />
ahr 2014<br />
die Mieten nicht nach unten angepasst<br />
haben, machen deshalb auch<br />
in naher Zukunft ein gutes Geschäft<br />
auf Kosten der Mietenden. Wer keine<br />
Mietzinssenkung reklamiert, trägt<br />
dazu bei, dass dieses üble Spiel funktioniert.<br />
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Mieten & Wohnen 5 | 2012<br />
BausparEn BasEllanD<br />
Zwanzig Jahre Widerstand gegen<br />
ungerechte steuern haben sich gelohnt<br />
Nun ist der MV Baselland<br />
doch noch am Ziel: Nach<br />
zwanzig Jahren Widerstand<br />
hat er erreicht, dass das bundesrechtswidrige<br />
Bausparen<br />
endlich abgeschafft wird.<br />
Im Jahr 1990 führte der Kanton Baselland<br />
die gesetzlichen Grundlagen<br />
für das steuerbegünstigte Bausparen<br />
ein. Ein Jahr darauf konnten<br />
die ersten Bausparer ihre Sparbeiträge<br />
von der Steuerrechnung abziehen<br />
– mit den entsprechenden Ausfällen<br />
für die Staatskasse. Der MV gehörte<br />
seit der Stunde Null zu den Gegnern.<br />
<strong>Das</strong> Argument war von Anfang an<br />
gegeben: Es geht nicht an, Personen<br />
vor dem Fiskus zu privilegieren, die<br />
es gar nicht nötig haben. Es brauche<br />
Steuergerechtigkeit zwischen den<br />
Mietenden und den Hausbesitzern,<br />
sagt Urs Thrier vom MV Baselland.<br />
Endgültig versenkt<br />
<strong>Das</strong> Ziel, dass Mietende mit gleichem<br />
Einkommen und Vermögen<br />
auch gleich viel Steuern bezahlen<br />
wie Wohneigentümer, hat man laut<br />
Thrier im Kanton Baselland noch<br />
nicht erreicht. Immerhin war der<br />
Kampf gegen die Bevorteilung durch<br />
Bausparen erfolgreich. Am 17. Juni<br />
wurde das Baselbieter Modell vom<br />
BasEl<br />
Bild m&w<br />
Schweizer Volk endgültig versenkt.<br />
Thrier erinnert daran, dass der MV<br />
bereits in Sachen Mietkostenabzug<br />
ans Bundesgericht gelangte. «Wir<br />
wurden deswegen von vielen Seiten<br />
angefeindet.» Doch der MV liess sich<br />
nicht beeindrucken. Er musste auch<br />
nicht auf die nächsten Wahlen schielen,<br />
sondern konnte seine Kritik im<br />
Interesse der Mieterschaft aufrecht<br />
erhalten.<br />
Leider wurde sie beim Kanton<br />
nicht gehört. Der Baselbieter Finanzdirektor<br />
Adrian Ballmer (FDP) gilt<br />
als Intimus des inzwischen zurückgetretenen<br />
Bauspar-Protagonisten<br />
Hans-Rudolf Gysin (FDP). Nun aber<br />
musste Ballmer am 17. Juni nicht<br />
nur das Bauspar-Debakel hinneh-<br />
Mietende klagten mit Erfolg<br />
Ziemlich unzimperlich agiert die<br />
Pensionskasse der Stadt Basel:<br />
Sie will einen gut vierzig Jahre alten<br />
Wohnblock im Hirzbrunnenquartier<br />
sanieren und hat allen 28 Bewohnerinnen<br />
und Bewohnern per<br />
Ende Juli 2013 gekündigt. «Solche<br />
Leerkündigungen sind wir sonst von<br />
Spekulanten aus <strong>Zürich</strong> gewohnt,<br />
aber nicht von der öffentlichen<br />
Hand», kommentiert Beat Leuthardt<br />
vom MV Basel empört. Eine Sanierung<br />
im bewohnten Zustand sei<br />
«nicht möglich», behauptet Geschäftsleiter<br />
Andreas Kressler von<br />
<strong>Immobilien</strong> Basel-Stadt (IBS), die den<br />
Block verwaltet.<br />
Die Schlichtungsbehörde erachtet<br />
die Kündigungen als missbräuchlich,<br />
weil erst ein allgemeines Baugesuch<br />
und kein konkretes Projekt<br />
Die Finanzpolitik ist in beiden Basel<br />
heftig umstritten.<br />
vorhanden ist. Dies ergab eine Be-<br />
schwerde von 14 Mietenden. Die<br />
Schlichtungsbehörde hatte in einem<br />
Vergleich vorgeschlagen, dasss die<br />
Mietverhältnisse zu gleichen Konditionen<br />
weitergeführt werden. <strong>Immobilien</strong><br />
Basel-Stadt hat dies aber abgelehnt.<br />
Darauf hat die Behörde einen<br />
Urteilsvorschlag unterbreitet, wonach<br />
die Kündigungen missbräuchlich<br />
seien. Offen ist jetzt, ob die IBS<br />
den Fall ans Gericht weiterzieht<br />
oder einlenkt. Die Bewohnerinnen<br />
und Bewohner sind überwiegend<br />
langjährige Mietende. Sie profitieren<br />
von günstigen Mieten. So gibt es<br />
Wohnungen mit sehr moderaten<br />
Nettomieten von 740 Franken pro<br />
Monat. Die meisten sind wegen ihres<br />
beschränkten Alterseinkommens auf<br />
tragbare Mieten angewiesen.<br />
Bild m&w<br />
men – das Modell wurde sogar im eigenen<br />
Kanton abgelehnt –, sondern<br />
auch sein Sparpaket namens «Entlastungsrahmengesetz»<br />
wurde von einer<br />
Mehrheit der Baselbieter Bevölkerung<br />
verworfen.<br />
Kein Verständnis<br />
Beim MV fehlt jedes Verständnis für<br />
die Finanzpolitik des Kantons. «<strong>Das</strong><br />
Sparpaket wurde wegen der Steuersenkungen,<br />
aber auch wegen der<br />
Einnahmenausfälle durch die Bausparabzüge<br />
nötig», hält Urs Thrier<br />
fest. Damit die Kantonsfinanzen wieder<br />
ins Lot kommen, müssten auch<br />
die Hauseigentümer ihren Beitrag<br />
leisten, «gerade im Hinblick auf die<br />
allseits so gern zitierte Opfersymmetrie».<br />
Doch davon ist man weit entfernt.<br />
Im Gegenteil profitieren die<br />
Wohneigentümer von der äusserst<br />
HEV-freundlichen Steuerpolitik des<br />
Kantons, etwa beim Eigenmietwert.<br />
Die Eigenmietwerte von Liegenschaften<br />
wurden bei der letzten<br />
Steuergesetzrevision beim absoluten<br />
Minimum angesetzt. «Mit dem<br />
Anstieg der <strong>Immobilien</strong>preise sind<br />
sie nun vielerorts unter die vom Bundesgericht<br />
definierte Grenze gefallen»,<br />
heisst es in einer Resolution,<br />
die an der Mitgliederversammlung<br />
des MV Baselland gutgeheissen wurde.<br />
Dieser verlangt von der Regierung,<br />
dass sie die Eigenmietwerte<br />
überprüft und rasch anpasst.<br />
Die Gekündigten im Basler Hirzbrunnen-<br />
Quartier verbuchen vor der Schlichtungsstelle<br />
einen Erfolg.<br />
9
hotlInE<br />
0900 900800<br />
(chF 3.70/Min.,<br />
aus dem<br />
Festnetz)<br />
Ab Verbindung mit<br />
dem/r RechtsberaterIn<br />
10<br />
haushalt<br />
Dank senkung<br />
60 Millionen weniger Miete<br />
Fast 100'000 Zürcher Miethaushalte<br />
zahlen seit<br />
dem 1. April 2012 weniger<br />
Miete. Dank diesen Mietzinssenkungen<br />
sparen<br />
die Mietenden im Kanton<br />
<strong>Zürich</strong> pro Jahr rund<br />
60 Millionen Franken.<br />
<strong>Das</strong> Statistische Amt der Stadt <strong>Zürich</strong><br />
hat Anfang Juni mitgeteilt,<br />
dass der Stadtzürcher Index der<br />
Mietpreise im 2. Quartal um 0.7<br />
Punkte gesunken ist. Dieser historisch<br />
einmalige Rückgang der Mietteuerung<br />
wurde möglich, weil der<br />
Referenzzins am 1. Dezember 2011<br />
auf 2.5 Prozent gesunken ist. Per 1.<br />
April 2012 ist in fast jedem vierten<br />
Miethaushalt die Miete gesenkt worden.<br />
Die Detailauswertung des Statistischen<br />
Amts für die Stadt <strong>Zürich</strong><br />
Anzeigen<br />
haben sie<br />
Mietprobleme?<br />
Kurze telefonische Rechtsauskünfte<br />
des Schweizerischen<br />
Mieterinnen- und <strong>Mieterverband</strong>es:<br />
Mo bis Fr, 9 bis 15 Uhr<br />
Der sMV/D<br />
jetzt auch auf<br />
Facebook<br />
www.facebook.com/<br />
mieterverband<br />
zeigt allerdings, dass es grosse Unterschiede<br />
zwischen den unterschiedlichen<br />
Eigentümergruppen<br />
gibt. Fast 50 Prozent der<br />
Mieterinnen und<br />
Mieter von Baugenossenschaften<br />
und der öffentlichen<br />
Hand (Gemeinnützige)<br />
haben eine<br />
Mietzinssenkung erhalten.<br />
Bei den privaten Vermietern lag<br />
der Anteil nur bei knapp 20 Prozent.<br />
private senken nicht freiwillig<br />
Die Zahlen belegen, dass private Verwaltungen<br />
und institutionelle Anleger<br />
die Referenzzinssenkung nach<br />
wie vor nicht freiwillig weitergeben.<br />
Nur wer sein Senkungsbegehren<br />
rechtzeitig abschickt, kann mit einer<br />
Senkung rechnen. Danach handeln<br />
die meisten Verwaltungen aber<br />
rasch und unbürokratisch. Der Anteil<br />
der Mietenden, die ihren Senkungsanspruch<br />
vor der Schlichtungsbehörde<br />
durchsetzen müssen,<br />
www.oikocredit.ch<br />
044 240 00 62<br />
Seit 35 Jahren unterstützt<br />
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Menschen mit fairen Darlehen.<br />
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ist relativ klein. In diesen Fällen wären<br />
die Schlichtungsbehörden gefordert.<br />
Die Erfahrung des MV zeigt jedoch,<br />
dass die Behörden die Verwei-<br />
gerungshaltung der Vermieter noch<br />
belohnen. Wenn Vermieter nicht<br />
einlenken wollen, reduzieren die<br />
Schlichtungsbehörden den Senkungsanspruch<br />
der Mietenden. Stellen<br />
sich die Vermieter ganz quer, verzichten<br />
die Behörden in der Regel<br />
darauf, einen Urteilsvorschlag zu<br />
Hausverein<br />
SCHWEIZ<br />
Für umweltbewusste<br />
und faire EigentümerInnen<br />
unterbreiten. Mietenden<br />
bleibt dann nur noch die<br />
Möglichkeit, ihren Senkungsanspruch<br />
vor<br />
Mietgericht durchzusetzen.<br />
urteilsvorschlag nötig<br />
Dafür müssen sie aber<br />
beim Mietgericht einen vierstelligen<br />
Kostenvorschuss hinterlegen.<br />
Weil ein missbräuchliches<br />
Verhalten der Vermieter nicht belohnt<br />
werden darf, fordert der MV<br />
<strong>Zürich</strong> die Schlichtungsbehörden<br />
auf, in solchen Senkungsverfahren<br />
immer einen Urteilsvorschlag zu unterbreiten.<br />
Die Aktion des MV <strong>Zürich</strong> zur<br />
Mietzinssenkung war sehr erfolgreich.<br />
Über 20'000 Mal ist der vorformulierte<br />
Senkungsbrief für die Einforderung<br />
des am 1. Juni noch ein-<br />
mal auf 2.25 Prozent gesenkten Referenzzinses<br />
von der Webseite des MV<br />
heruntergeladen worden. Somit ein<br />
Service, der sehr geschätzt wird.<br />
Kurs Stockwerkeigentum –<br />
was Sie wissen müssen<br />
In diesem Kurs erfahren Sie, worauf Sie beim Kauf<br />
einer Stockwerkeigentumswohnung achten müssen.<br />
Sie lernen aber auch, wie Sie selber Stockwerk-<br />
eigentum begründen oder verwalten können.<br />
Dienstag, 11. September 2012, 18.15 – 20.45 Uhr,<br />
aki, Hirschengraben 86, 8001 <strong>Zürich</strong>,<br />
(7 Minuten vom Bahnhof)<br />
Leitung: Karin Weissenberger, <strong>Immobilien</strong>fachfrau<br />
Kosten: Fr. 75.– Mitglieder des hausvereins/<br />
<strong>Mieterverband</strong>s, 90.– Nichtmitglieder;<br />
Paare Fr. 90.–/120.–<br />
Anmeldung bis 4. Septmeber an:<br />
kurse@hausverein.ch, Telefon 031 311 50 55<br />
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Die echte Alternative zum Hauseigentümerverband.<br />
Mieten & Wohnen 5 | 2012
hotlInE TEl. 0900 900 800 (FR. 3.70/MIN. AUS FESTNETZ)<br />
Entschädigung für Waschmaschine?<br />
Frage: : In meiner Wohnung habe ich eine<br />
Waschmaschine eingebaut. Nun ziehe ich<br />
aus und lasse die Maschine zurück, da ich<br />
sie in der <strong>neue</strong>n Wohnung nicht gebrauchen<br />
kann. Muss mir der Vermieter dafür<br />
eine Entschädigung bezahlen? Schliesslich<br />
habe ich die Wohnung durch den Einbau<br />
der Waschmaschine aufgewertet.<br />
Hotline: Gemäss Art. 260a OR ist die<br />
Antwort klar: Ja. Wenn die Vermieterschaft<br />
dem Einbau der Waschmaschine<br />
schriftlich zugestimmt hat,<br />
schuldet sie Ihnen beim Auszug eine<br />
Mehrwertentschädigung. Ausser in<br />
Mieten & Wohnen 5 | 2012<br />
der schriftlichen Zustimmungserklärung<br />
wäre eine solche Vergütung<br />
ausdrücklich ausgeschlossen worden.<br />
Bei der Bemessung der Mehrwertentschädigung<br />
ist die Altersentwertung<br />
zu berücksichtigen. Bei<br />
einer Waschmaschine geht man gemäss<br />
paritätischer Lebensdauertabelle<br />
von einer Lebensdauer von 15<br />
Jahren aus. Wenn Sie Ihre Maschine<br />
vor fünf Jahren installiert haben,<br />
schuldet Ihnen die Vermieterschaft<br />
somit noch zwei Drittel des ursprünglichen<br />
Werts.<br />
Muss ich für die striemen bezahlen?<br />
Frage: Bei der Abgabe meiner Wohnung<br />
wiesen einige Wände schwarze Striemen<br />
auf. Da es aber mehr als acht Jahre her<br />
ist, dass die Wohnung zum letzten Mal<br />
gestrichen wurde, war ich der Ansicht,<br />
dafür nichts mehr bezahlen zu müssen.<br />
Der Vermieter liess das aber nicht gelten<br />
und meinte, weil es sich um übermässige<br />
haushalt<br />
Abnutzung handle, müsse ich trotzdem<br />
bezahlen. Ist das so?<br />
Hotline: Nein, Ihr Vermieter irrt sich<br />
gewaltig. Für die Folgen normaler<br />
Abnutzung müssen Sie als Mieterin<br />
oder Mieter überhaupt nie etwas bezahlen.<br />
Entschädigungspflichtig<br />
sind Sie nur, wenn Sie Teile der Woh-<br />
Bild m&w<br />
nungseinrichtung übermässig abgenutzt<br />
haben. Dann ist jedoch die Altersentwertung<br />
zu berücksichtigen,<br />
wobei auf die paritätische Lebensdauertabelle<br />
abzustellen ist, die der<br />
Mieterinnen- und <strong>Mieterverband</strong><br />
mit den Verbänden der <strong>Immobilien</strong>wirtschaft<br />
ausgehandelt hat (Bestel-<br />
Im garten gilt: giftlos glücklich bringt’s!<br />
Im Garten und auf der<br />
Terrasse geht es auch ohne<br />
Pflanzengift. Die Aktion<br />
«Stopp dem Giftzwerg» zeigt<br />
Ihnen, wie man es richtig<br />
macht.<br />
Zu viel Chemie schadet der Umwelt.<br />
<strong>Das</strong> wissen wir inzwischen.<br />
Doch wer ist zuhause schon ohne<br />
Chemie? Erhebungen haben ergeben,<br />
dass in einem durchschnittlichen<br />
Haushalt 3000 Chemikalien lagern.<br />
Umso wichtiger ist es, sorgsam<br />
damit umzugehen. Oder ganz darauf<br />
zu verzichten. Diese Botschaft<br />
will die Aktion «Stopp den Giftzwerg»<br />
der Stiftung Praktischer Umweltschutz<br />
Schweiz (Pusch) unter<br />
die Leute bringen.<br />
Die Kampagne läuft zwei Jahre<br />
und wird vom Bund unterstützt. Nötig<br />
ist sie, weil nicht nur Industrie<br />
und Landwirtschaft unsere Umwelt<br />
belasten. Auch die Haushalte sind zu<br />
einem schönen Teil mitbeteiligt. Sie<br />
sind aufgefordert, Chemikalien dosiert<br />
zu benutzen und auf jeden Fall<br />
separat zu entsorgen. Für viele Giftstoffe<br />
gibt es umweltfreundliche Al-<br />
Bild m&w<br />
Im Garten grünt es schöner ohne Pflanzenschutzmittel.<br />
ternativen. Und wie lauten die Tipps<br />
für das Grün auf der Terrasse und im<br />
Garten? Hier sind sie:<br />
Wo Sie nicht auf Pflanzenschutzmittel<br />
verzichten können, verwenden<br />
Sie ausschliesslich Mittel des<br />
biologischen Pflanzenschutzes.<br />
Schädlinge chemisch bekämpfen<br />
heisst, die Umwelt und die eigene<br />
Gesundheit gefährden. Mit Chemie<br />
werden auch Nützlinge wie Regen-<br />
Wer korrekt investiert, hat Anspruch auf Rückerstattung.<br />
würmer, Bienen oder Marienkäfer<br />
vergiftet.<br />
Bieten Sie Nützlingen Unterschlupf,<br />
dann haben Sie Verbündete<br />
im Kampf gegen Schädlinge. Nützlinge<br />
sind im Handel erhältlich. Verzichten<br />
Sie ganz auf Handelsdünger und<br />
synthetische Pflanzenschutzmittel.<br />
Gegen Schnecken braucht es kein<br />
Gift. Verwenden Sie Wanderschranken<br />
(Sägemehlschichten, Schnecken-<br />
lung Broschüre S. 14). Bei schwarzen<br />
Striemen an den Wänden ist in der<br />
Regel zwar von übermässiger Abnutzung<br />
auszugehen. Die Lebensdauer<br />
von Wand- und Deckenanstrichen<br />
beträgt aber acht Jahre. Deshalb müssen<br />
Sie in diesem Fall nicht mehr dafür<br />
bezahlen.<br />
zäune) oder abschreckende Pflanzen<br />
wie Lavendel, Borretsch, Thymian<br />
oder Salbei. Fadenwürmer beseitigen<br />
Schnecken gezielt und sind im<br />
Handel erhältlich.<br />
Kombinieren Sie richtig: Lavendel<br />
neben Rosen hält Blattläuse fern.<br />
Knoblauch bei Erdbeeren und Obst<br />
beugt gegen Bakterien- und Pilzkrankheiten<br />
vor. Kapuzinerkresse<br />
um Baumstämme zieht Blattläuse<br />
an und hält sie von Blättern fern. Basilikum<br />
bei Tomaten, Gurken oder<br />
Kohl hilft gegen Mehltau und die<br />
Weisse Fliege.<br />
Pflanzen Sie einheimische Bäume,<br />
Sträucher und Blumen. Sie sind<br />
angepasst und weniger anfällig auf<br />
Krankheiten.<br />
Richtig dosierter Dünger stärkt<br />
die Pflanzen und macht Chemie<br />
überflüssig. Zu viel oder zu wenig<br />
hingegen macht Pflanzen krankheitsanfällig.<br />
Die Beratung durch<br />
Fachleute lohnt sich.<br />
service<br />
� Viele praktische Hinweise für Tipps<br />
in Haus und Garten finden Sie auf<br />
www.giftzwerg.ch<br />
11
12<br />
MIEttIpp<br />
Wenn die ‹heisse› rechnung<br />
Kaum sind die Sommermonate<br />
da, flattert in vielen<br />
Haushalten auch schon die<br />
Heiz- und Nebenkostenabrechnung<br />
auf den Tisch.<br />
Die Nachzahlungen können<br />
ins dicke Tuch gehen. Umso<br />
mehr lohnt es sich, die<br />
Abrechnung genau unter<br />
die Lupe zu nehmen.<br />
Zur Überprüfung der Nebenkostenabrechung<br />
nehmen Sie am<br />
besten diejenige vom Vorjahr zur<br />
Hand und vergleichen sie mit der<br />
diesjährigen Abrechnung. Finden<br />
Sie eine <strong>neue</strong> Position, die auf der<br />
letztjährigen Rechnung fehlt, ist<br />
Argwohn angebracht. Ebenso wenn<br />
eine Position viel höher ausfällt als<br />
im Jahr zuvor.<br />
Einblick in die Belege<br />
Falls ein Verdacht auftaucht, verlangen<br />
Sie von der Vermieterschaft Einblick<br />
in die Belege zur Nebenkostenabrechnung.<br />
<strong>Das</strong> ist Ihr gutes Recht.<br />
Häufig will die Vermieterschaft dieses<br />
aber nur innert einer gewissen<br />
Frist gewähren. Im Mietvertrag oder<br />
auf der Abrechnung steht, Anspruch<br />
auf Einblick in die Belege bestehe<br />
nur innert 30 Tagen seit Erhalt der<br />
Abrechnung. Derartige Fristen haben<br />
jedoch keine gesetzliche Grundlage<br />
und sind rechtlich nicht verbindlich.<br />
Die Verwaltung kann grundsätzlich<br />
verlangen, dass Sie die Belege an<br />
deren Geschäftssitz anschauen. Dies gilt aber nur dann, wenn sich dieser<br />
in der Nähe Ihres Wohnorts befin-<br />
rabatte müssen weitergegeben<br />
werden<br />
Rabatte und Preisvergünstigungen,<br />
die ein Brennstofflieferant der Vermieterschaft<br />
gewährt, sind an die<br />
Mieterinnen und Mieter weiterzugeben.<br />
Dies gilt unabhängig davon,<br />
ob es sich um Mengenrabatte,<br />
Skonti oder nachträgliche Rückvergütungen<br />
handelt. Der Vermieter<br />
darf mit den Nebenkosten nämlich<br />
keinen Gewinn erzielen, sondern<br />
nur die tatsächlichen Kosten in<br />
Rechnung stellen. Mit Rabatten ist<br />
zu rechnen, wenn der Vermieter<br />
mehrere liegenschaften besitzt<br />
oder verwaltet und entsprechend<br />
grosse Mengen bestellen kann.<br />
Bild m&w<br />
Wie hoch war die Rechnung im Vorjahr? <strong>Das</strong> ist bei der Heizkostenabrechnung die Kardinalfrage.<br />
det. Mieterinnen und Mietern aus<br />
dem Bündnerland ist es beispielsweise<br />
nicht zuzumuten, die Belege<br />
zur Nebenkostenabrechnung am<br />
Sitz einer Liegenschaftsverwaltung<br />
in <strong>Zürich</strong> anzusehen. In diesem Fall<br />
muss Ihnen die Vermieterschaft die<br />
Belege schicken oder Ihnen in der<br />
Nähe Ihres Wohnorts die Einsichtnahme<br />
ermöglichen.<br />
Als Mieterin oder Mieter haben<br />
Sie das Recht, Kopien der Belege zu<br />
verlangen. Dafür müssen Sie allerdings<br />
bezahlen. Kopien herzustellen<br />
ist vor allem dann zu empfehlen,<br />
wenn Sie die Richtigkeit der Abrechnung<br />
aufgrund der Belege nicht<br />
selbst beurteilen können. Dann haben<br />
Sie nämlich die Möglichkeit,<br />
mit den Kopien die Rechtsberatung<br />
des örtlichen Mieterinnen- und <strong>Mieterverband</strong>s<br />
aufzusuchen.<br />
Vergleich mit dem Mietvertrag<br />
Ebenfalls überprüfen sollten Sie,<br />
dass alle auf der Abrechnung aufgeführten<br />
Positionen im Mietvertrag<br />
erwähnt sind. Ansonsten darf sie die<br />
Vermieterschaft nicht auf die Nebenkosten<br />
überwälzen. Weist der<br />
Mietvertrag die Heizkosten als Nebenkosten<br />
aus, darf die Vermieterschaft<br />
nebst dem Energiebezug allerdings<br />
auch den elektrischen<br />
Strom zum Betrieb von Brennern<br />
und Pumpen, die Betriebskosten für<br />
Alternativenergien, die Reinigung<br />
der Heizungsanlage und des Kamins,<br />
das Auskratzen, Ausbrennen<br />
und Einölen des Heizkessels, die Abfall-<br />
und Schlackenbeseitigung, die<br />
periodische Revision der Heizanlage<br />
sowie des Öltanks, die Kosten für<br />
Verwaltung und Wartung der Heizung<br />
(höchstens Fr. 30.– bis 40.– pro<br />
Monat) sowie die jährlichen Auslagen<br />
zur Erfassung des Wärmeverbrauchs<br />
in Rechnung stellen. Ähnlich<br />
verhält es sich mit den Auslagen<br />
für die Entkalkung des Boilers. Diese<br />
darf die Vermieterschaft nebst den<br />
Energiekosten auf die Nebenkostenabrechung<br />
setzen, wenn der MietvertragWarmwasseraufbereitungskosten<br />
als Nebenkosten ausweist.<br />
Kosten, die nicht jedes Jahr anfallen,<br />
sind dabei auf die einzelnen Jahresrechnungen<br />
aufzuteilen.<br />
Auf der Nebenkostenabrechnung<br />
müssen die einzelnen Positionen detailliert<br />
aufgeschlüsselt sein. Wird<br />
ein Haus mit Gas, elektrischem<br />
Strom oder Fernwärme beheizt, ist<br />
dies relativ einfach. Der Energielie-<br />
Mieten & Wohnen 5 | 2012
kommt<br />
ferant (Gaswerk, EW, Fernwärmenetzbetreiber)<br />
schickt Rechungen,<br />
die in die Heizkostenabrechnung zu<br />
übertragen sind. Bei einer Ölheizung<br />
ist auf der Heizkostenabrechnung<br />
hingegen der Anfangsbestand<br />
im Tank auszuweisen. Dazu sind die<br />
einzelnen Öleinkäufe zu addieren<br />
und am Schluss der Endstand am<br />
Ende der Abrechnungsperiode abzuziehen.<br />
Bei veränderlichen Ölpreisen<br />
ist davon auszugehen, dass früher<br />
gekauftes Öl auch früher ver-<br />
braucht worden ist.<br />
Ist die Abrechnung zuwenig genau<br />
aufgeschlüsselt, können Sie als<br />
Mieterin oder Mieter eine detailliertere<br />
verlangen. In diesem Fall macht<br />
es noch keinen Sinn, die Belege anzusehen,<br />
bevor Sie die <strong>neue</strong> Abrechnung<br />
erhalten haben.<br />
Ruedi Spöndlin<br />
service<br />
� Gute Tipps für die Kontrolle der<br />
Heizkostenabrechnung finden Sie in<br />
der Broschüre «Nebenkosten und<br />
Heizungsabrechnung», Bestellung S. 15<br />
nEWs<br />
M&W als hörzeitschrift<br />
«Mieten & Wohnen», die Zeitschrift<br />
des Deutschschweizerischen Mieterinnen-<br />
und <strong>Mieterverband</strong>s, ist<br />
auch als Hörzeitschrift für alle blinden<br />
und sehbehinderten Menschen<br />
erhältlich. Möglich gemacht hat<br />
dies das gemeinsame Engagement<br />
von SMV/D und der Schweizerischen<br />
Bilbiothek für Blinde, Seh- und Lesebehinderte<br />
(SBS). Die SBS ist eine gemeinnützige<br />
Organisation mit Sitz<br />
in <strong>Zürich</strong>. Die SBS führt ein grosses<br />
Sortiment von über 34'000 Titeln.<br />
Die Ausleihe der Medien erfolgt online<br />
oder über CD auf dem Postweg.<br />
Gegen eine einmalige Einschreibgebühr<br />
von 50 Franken können Sehbehinderte<br />
das gesamte Angebot kostenlos<br />
nutzen. «Mieten & Wohnen»<br />
war bis jetzt den Mitgliedern als<br />
Hörzeitschrift zugänglich. Dank einem<br />
finanziellen Engagement des<br />
SMV/D wird dies weiterhin kostenlos<br />
der Fall sein. M&W wird wie die anderen<br />
Zeitschriften von professionellen<br />
Sprecherinnen und Sprechern<br />
«vertont», so dass sich auch<br />
Blinde und Sehbehinderte über den<br />
Inhalt informieren können.<br />
� www.sbs.ch<br />
Mieten & Wohnen 5 | 2012<br />
stEcKDosE<br />
Vom Kupfer zur glasfaser<br />
Seit in immer mehr WohnungenGlasfaser-Steckdosen<br />
installiert werden, ist<br />
der «Digitalsalat» komplett.<br />
M&W sorgt für den Durchblick<br />
und sagt, was es<br />
mit den verschiedenen<br />
Dosen auf sich hat.<br />
In eine moderne Wohnung führen<br />
heute drei verschiedene Leitungen,<br />
auf denen telefoniert, TV geschaut,<br />
Radio gehört und die Verbindung<br />
ins Internet hergestellt werden<br />
kann. Es sind dies die alten Kupferdrähte<br />
des Telefons, die Koaxialkabel<br />
eines Kabelanbieters und das<br />
Glasfaserkabel. Je <strong>neue</strong>r die Technik,<br />
desto mehr Signale können transportiert<br />
werden. <strong>Das</strong> Internet wird<br />
schneller, und es haben mehr Fernsehkanäle<br />
Platz.<br />
tV analog und digital<br />
Verwirrend kann es sein, wenn die<br />
Rede vom analogen und vom digitalen<br />
Fernsehen die Rede ist. Analoges<br />
Fernsehen wird sowohl über Antennen<br />
(drahtlos durch die Luft) als<br />
auch über die Kabel der Cablecom<br />
und anderer Kabelbetreiber angeboten.<br />
Wer über die Telefonsteckdose<br />
oder über das moderne Glasfasernetz<br />
Fernsehen schaut oder wer bei<br />
einem Kabelnetzbetreiber digitales<br />
TV abonniert hat, braucht für die<br />
Umwandlung der Signale eine «Set-<br />
Top»-Box. <strong>Das</strong> analoge Fernsehen mit<br />
rund 30 Sendern wird zwar noch<br />
lange im Angebot bleiben. Die Zukunft<br />
aber gehört dem digitalen TV<br />
mit weit über hundert Sendern.<br />
Was können die drei verschiedenen<br />
Leitungen? Beginnen wir mit<br />
dem guten alten Telefon. Zwei Kupferdrähte<br />
führen bis zur kleinen<br />
rechteckigen Steckdose. Viele telefonieren<br />
immer noch analog. Doch<br />
auf den gleichen Drähten lässt sich<br />
auch digital plaudern – bekannt als<br />
ISDN-Technik. Sie erlaubt, die zwei<br />
Kupferdrähte mit mehrere Linien<br />
gleichzeitig zu belegen. An die Telefonsteckdose<br />
kann man aber auch<br />
ein «Modem» anschliessen, das Kästchen,<br />
das den Zugang zum Internet<br />
öffnet – «Bluewin» ist so entstanden.<br />
Und seit einigen Jahren kann über<br />
die angejahrten Telefondrähte sogar<br />
auch Swisscom-TV geschaut werden.<br />
Für diese Telefonsteckdose zahlen<br />
die Mietenden dem Vermieter nichts.<br />
Bild m&w<br />
Die Abogebühren sind jeweils unterschiedlich<br />
hoch, je nachdem was<br />
man aus dieser Dose alles zapft. Die<br />
Aboverträge schliessen Mietende<br />
und Telefongesellschaft direkt miteinander<br />
ab.<br />
Dose mit drei löchern<br />
Auch der zweite Kommunikationsdraht<br />
in die Wohnung ist weit herum<br />
bekannt: das Koaxialkabel von<br />
Cablecom oder einem der vielen lokalen<br />
TV-Kabelanbieter. Es endet in<br />
einer Steckdose mit drei runden Löchern:<br />
einem für Fernsehen, einem<br />
zweiten für den Kabelradioempfang<br />
und einem kleineren für Internet<br />
und Telefon. Verbunden ist die Steckdose<br />
mit einem Koaxialkabel, das<br />
deutlich leistungsfähiger ist als die<br />
Kupferdrähte des alten Telefons.<br />
Cablecom begann deshalb schon<br />
früh, zusätzlich zum analogen TV<br />
und zu Radiosendern auch schnelles<br />
Internet anzubieten. Ein Modem<br />
sorgt hier für die Umwandlung der<br />
Daten.<br />
Dank <strong>neue</strong>r Technologie kann<br />
mit diesem Modem heute auch telefoniert<br />
werden. Die Grundkosten für<br />
den analogen TV-Anschluss sind in<br />
fast allen Mieten in den Nebenkosten<br />
enthalten. Der Grundvertrag<br />
wird zwischen dem Hauseigentümer<br />
und dem Kabelunternehmen<br />
abgeschlossen. Wer diese Steckdose<br />
auch für mehr als analoges Fernsehen<br />
und Radio nutzt, muss als Mieter<br />
mit dem Kabelnetzbetreiber einen<br />
weiteren Vertrag abschliessen<br />
und dafür extra bezahlen. Wer dieses<br />
Kabel gar nicht nutzt, kann vom<br />
Vermieter verlangen, dass er es<br />
plombieren lässt. Dann sinken die<br />
Nebenkosten um rund 27 Franken<br />
pro Monat.<br />
Jetzt hält die dritte Generation<br />
von Kommunikationsdrähten Einzug:<br />
die Glasfaser. Fast überall haben<br />
sich die Städte resp. die EW mit der<br />
Swisscom zusammengetan, um dieses<br />
<strong>neue</strong> Leitungsnetz zu verlegen.<br />
Glasfaser kann die hohe Übertragungsgeschwindigkeit<br />
aber nur ausschöpfen,<br />
wenn der ganze Strang<br />
von der Zentrale bis in die Wohnung<br />
auf diese Technologie umgerüstet<br />
ist. Deshalb werden Strassen aufgerissen<br />
und in den Wohnungen nochmals<br />
<strong>neue</strong> Dosen installiert. Sie sind<br />
grösser als jene der Swisscom und<br />
der Cablecom. Glasfasern sollen in<br />
den nächsten Jahren die alten Telefon-Kupferdrähte<br />
ablösen. Sie werden<br />
den Datenstau im Internet beheben<br />
und bringen noch mehr TV-Ka-<br />
näle ins Haus. Nur «schneller» telefonieren<br />
hat noch niemand erfunden.<br />
gratis-steckdose<br />
Auch hier braucht es ein Modem<br />
und/oder eine «Set-Top»-Box. Wie<br />
beim guten alten Telefon zahlt man<br />
für diese <strong>neue</strong> Steckdose dem Vermieter<br />
nichts. Swisscom und die<br />
Elektrizitätswerke übernehmen die<br />
Installationskosten bis in die einzelne<br />
Wohnung. Auf dieser Leitung bieten<br />
neben Swisscom inzwischen<br />
auch viele kleinere Netzbetreiber<br />
Fernsehen und Internet an – und<br />
selbstverständlich kann damit auch<br />
telefoniert werden. Wie bei den herkömmlichen<br />
Kupferdrähten müssen<br />
hier die Mietenden das Abo mit dem<br />
Anbieter abschliessen.<br />
Fazit: Alle drei Kommunikationsleitungen<br />
können heute alles – allerdings<br />
mit unterschiedlich vielen TV-<br />
Kanälen und unterschiedlich schnel-<br />
lem Internet. Und M&W weist darauf<br />
hin: Wer die Steckdose von Cablecom<br />
resp. die eines anderen Kabelnetzbetreibers<br />
nicht nutzt, kann sie<br />
via Vermieter plombieren lassen<br />
und spart dabei Nebenkosten. Bei Telefon-<br />
und Glasfasersteckdosen gibt<br />
es keine Belastung mit Nebenkosten.<br />
Vom Telefon bis zur Glasfaser: Die Situation bei den Steckdosen wird kompliziert.<br />
13
14<br />
sEKtIonEn REcHTSBERATUNG – MITGlIEDScHAFT – VERSIcHERUNGEN<br />
hier erhalten sie rat<br />
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Goetz-Str. 1 (Gemeindeverwaltung<br />
(nicht in den Schulferien)<br />
reinach, Mi 17.30 – 18.30h, Hauptstr. 10<br />
(Gemeindeverwaltung)<br />
BErn<br />
MV Kanton Bern<br />
Monbijoustrasse 61, 2. Stock,<br />
3007 Bern, PF, 3000 Bern 23,<br />
Tel. 0848 844 844<br />
www.mieterverband.ch/bern<br />
Rechtsberatung:<br />
Kostenlose Rechtsberatung für MV-Mitglieder<br />
durch spezialisierte Juristinnen<br />
und Juristen an folgenden Orten:<br />
Bern, Biel, Burgdorf, Interlaken,<br />
Langenthal, Münsingen, Urtenen-<br />
Schönbühl, Steffisburg, Thun<br />
Sprechstunden für alle Orte nur nach<br />
Voranmeldung bei der Geschäftsstelle:<br />
Tel. 0848 844 844.<br />
Bitte sämtl. Unterlagen mitbringen.<br />
FrEIBurg<br />
MV Deutschfreiburg,<br />
PF 41, 3185 Schmitten,<br />
Tel. 026 496 46 88 (keine tel. Rechtsauskünfte),<br />
E-mail: mieterverband.<br />
deutschfreiburg@gmx.ch<br />
Sekretariat: Susanne Heiniger<br />
Rechtsberatung:<br />
Düdingen: «Stiftung Drei Rosen»<br />
(Lokal Spielgruppe) Alfons-Aeby-<br />
Strasse 15, jeden 2. und 4. Mi im<br />
Monat, 19.30–20.30h)<br />
Murten: Deutsche Bibliothek, Deutsche<br />
Kirchgasse, jeden 1.+3. Mo im<br />
Monat, 19–20h<br />
Freiburg: Alpengasse 11, 2. Stock<br />
Kanzlei Gruber, am 1.+3. Donnerstag<br />
des Monats, 18–19h<br />
glarus<br />
MV glarus, lic. jur. Bettina Dürst<br />
Postgasse 42, 8750 Glarus<br />
Rechtsberatung:<br />
Tel. 055 650 24 65<br />
Beratungen jeweils donnerstags nach<br />
tel. Vereinbarung von 14.00-16.00 Uhr<br />
grauBünDEn<br />
MV graubünden, Postfach 361,<br />
7004 Chur, Tel. 081 534 05 95,<br />
graubuenden@mieterverband.ch<br />
Rechtsberatung: 081 253 60 62<br />
Mo 16–19h, Mi 12.30–14h, Fr 12.30–14h<br />
Wohnungsabnahmen: 081 534 05 95<br />
graubuenden@mieterverband.ch<br />
luZErn<br />
MV luzern<br />
Hertensteinstrasse 40, 6004 Luzern<br />
Tel. 041 220 10 22, Mo–Fr 9–12h<br />
www.mieterverband.ch/luzern<br />
Rechtsberatung Luzern:<br />
ohne Voranmeldung:<br />
Di/Do 17.30–18.30h<br />
mit tel. Voranmeldung: Mo 9-12,<br />
Di 16–17h, Mi 15–17h, Do 16–17,<br />
Fr 9–12h und 14–15h, Sa 9–12h<br />
oB- unD nIDWalDEn<br />
Sämtliche Dienstleistungen durch<br />
den MV Luzern:<br />
Hertensteinstrasse 40, 6004 Luzern<br />
Tel. 041 220 10 22, Mo–Fr 9–12h<br />
www.mieterverband.ch/luzern<br />
Rechtsberatung Luzern:<br />
ohne Voranmeldung<br />
Di/Do 17.30–18.30h<br />
mit tel. Voranmeldung: Mo 9-12,<br />
Di 16–17h, Mi 15–17h, Do 16–17,<br />
Fr 9–12h und 14–15h, Sa 9–12h<br />
st.gallEn/thurgau/<br />
appEnZEll<br />
MV ostschweiz<br />
Sekretariat: Webergasse 21,<br />
9000 St.Gallen, Tel. 071 222 50 29<br />
Rechtsberatung:<br />
st.gallen: Webergasse 21,<br />
Di 17–19h (ohne Voranmeldung),<br />
Do 14–19h (nur nach tel. Voranmeldung)<br />
mit Schreibservice (Fr. 80.–/h)<br />
Buchs: Schingasse 6, jeweils am<br />
1. Mo des Monats 17–18h<br />
Wattwil: Gemeindehaus, jeweils am<br />
1. Mo des Monats 17–18h<br />
(nur nach Voranmeldung)<br />
Wil: Marktgasse 4 (Büro LT Bühler<br />
Treuhand) Mo 17–18.30h<br />
(nur nach Voranmeldung)<br />
rüti Zh: nach tel. Vereinbarung,<br />
Tel. 055 240 93 83<br />
Kreuzlingen neu: Hauptstrasse 23<br />
1. OG, Büros der Gewerkschaft Unia<br />
Do 18-19.30h, Voranmeldung möglich<br />
Keine Beratung in den Schulferien<br />
Frauenfeld: Gaswerkstr. 9 (Büros des<br />
Gewerkschaftsbundes Thurgau),<br />
Di 18–19.30h,<br />
keine Beratung in den Schulferien.<br />
Die Beratungsstellen in Herisau und<br />
Rorschach mussten wegen mangelnder<br />
Nachfrage leider eingestellt werden.<br />
Telefonische Kurzauskünfte:<br />
st.gallen: Mo–Fr 9–12h, 13–15h,<br />
Tel. 071 222 50 29<br />
region see und gaster:<br />
Mo–Fr 8–11.30h, Tel. 055 240 93 83<br />
schaFFhausEn<br />
MV schaffhausen und umgebung<br />
PF 2128, 8201 Schaffhausen<br />
Tel. 052 624 13 87<br />
Rechtsberatung:<br />
Arbeitersekretariat des Kantons SH,<br />
Platz 7, 8201 Schaffhausen,<br />
Tel. 052 630 09 01<br />
schWyZ<br />
MV Kanton schwyz<br />
Postfach, 8854 Siebnen,<br />
Tel. 055 440 84 64, Fax 041 822 04 33<br />
www.mieterverband.ch/schwyz<br />
mvsz@bluewin.ch<br />
Wohnungsabnahmen und Fachberatung<br />
bei Mängeln: Tel. 055 440 84 64<br />
Rechtsberatung:<br />
Tel. Anmeldung über das Sekretariat<br />
solothurn<br />
MV solothurn, MV grenchen,<br />
MV olten<br />
Geschäftsstelle Tel. 0848 062 032<br />
Mo–Fr 14–17h<br />
MV solothurn<br />
<strong>West</strong>bahnhofstrasse 1, PF 1121,<br />
4502 Solothurn, Tel. 0848 06 20 32<br />
Rechtsberatung:<br />
Mo und Mi 17–19h, <strong>West</strong>bahnhofstr. 1,<br />
4502 Solothurn (MV Baselland und<br />
Dorneck-Thierstein s. Baselland)<br />
MV grenchen, Bettlachstrasse 8,<br />
2540 Grenchen<br />
Rechtsberatung:<br />
Nur nach Voranmeldung: Sekretariat<br />
Do 14–17h, Tel. 0848 062 032<br />
MV olten und umgebung<br />
PF 722, 4603 Olten, Tel. 0848 062 032,<br />
täglich von 14–17h<br />
Rechtsberatung:<br />
Di 17–19h, Stadthaus Olten, Part. links<br />
urI<br />
Sämtliche Dienstleistungen durch den<br />
MV Luzern:<br />
Hertensteinstrasse 40, 6004 Luzern<br />
Tel. 041 220 10 22, Mo–Fr 9–12h<br />
www.mieterverband.ch/luzern<br />
Rechtsberatung Luzern:<br />
ohne Voranmeldung Di/Do 17.30–18.30h<br />
mit tel. Voranmeldung: Mo 9–12,<br />
Di 16–17h, Mi 15–17h, Do 16–17,<br />
Fr 9–12h und 14–15h, Sa 9–12h<br />
WallIs<br />
MV Wallis<br />
ASLOCA, Sektion Wallis,<br />
Rue des Mayennets 27, PF 15,<br />
1951 Sitten<br />
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Brig-glis: David Gruber, Rechtsanwalt<br />
& Notar, Überbielstrasse 10, 3930 Visp,<br />
jeden 2. und 4. Montag des Monats,<br />
18–20h, Tel. 027 946 25 16<br />
siders: Rte de Sion 3, Café le Président<br />
Mo ab 18.30–20.30h, Tel. 027 322 92 49<br />
sitten: Sekretariat Rue des Mayennets<br />
27, 1951 Sion, Tel. 027 322 92 49<br />
Mo 9–11h und 14–17.30h,<br />
Voranmeldung erwünscht<br />
Mo–Di 8.30–11.30h, Tel. 027 322 92 49<br />
MV oberwallis<br />
Rechtsberatung Oberwallis:<br />
David Gruber, Rechtsanwalt & Notar,<br />
Überbielstrasse 10, 3930 Visp, jeden<br />
2. und 4. Mittwoch des Monats, nur<br />
auf telefonische Voranmeldung unter<br />
Tel. 027 946 25 16<br />
Zug<br />
MV Kanton Zug<br />
Sekretariat: Industriestr. 22, PF 732,<br />
6301 Zug, Tel. 041 710 00 88,<br />
Fax 041 710 00 89<br />
Mo 14–17h, Di–Fr 9–11.30h<br />
mvzug@bluewin.ch<br />
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Sehr geehrte Damen und Herren,<br />
Den Medien entnehme ich, dass der vom Eidg. Volkswirtschaftsdepartement<br />
publizierte Referenzzinssatz gesenkt wurde. Ich ersuche<br />
Sie höflich um eine Herabsetzung meines Mietzinses und um eine entsprechende<br />
schriftliche Bestätigung innert 30 Tagen (Art. 270a<br />
Abs. 2OR).<br />
Sollten Sie diesem Herabsetzungsbegehren nicht oder nur teilweise<br />
entsprechen können, bitte ich Sie, mir Ihre Gründe innert der<br />
gleichen Frist darzulegen.<br />
Freundliche Grüsse<br />
Unterschrift<br />
Mietzinssenkung bei Veränderung<br />
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Wie Mieterinnen und Mieter vorgehen<br />
müssen, um bei sinkendem Referenzzinssatz<br />
eine Mietzinssenkung<br />
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und Deckblatt, Fr. 4.– (zuzüglich Versandkosten)<br />
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Mit Register, Tipps, Lebensdauertabelle<br />
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Fr. 20.– (zuzüglich Versandkosten)<br />
15
AZB 8026 <strong>Zürich</strong><br />
16<br />
hIntErhöFE<br />
singend die stadt verändern<br />
Bereits zum vierten Mal hat<br />
Andreas Diethelm in <strong>Zürich</strong><br />
den «Hofgesang» organisiert.<br />
Die Idee, die Kultur<br />
und Stadtentwicklung verbindet,<br />
hat Potenzial. Auch<br />
für andere Städte?<br />
Rund ein Viertel der Stadtfläche<br />
sind Höfe, Plätze und Zwischenräume.<br />
Doch viele wirken unansehnlich<br />
und vernachlässigt. «Dabei könnten<br />
sie Orte der Begegnung und des<br />
Verweilens sein», sagt Andreas Diethelm,<br />
der Erfinder des «Hofgesangs».<br />
Schon zum vierten Mal ging in<br />
<strong>Zürich</strong> dieses Kulturprojekt mit<br />
zahlreichen Chören und Singgruppen<br />
über die Bühne. Der Hofgesang<br />
will aber nicht nur Kultur veranstalten,<br />
sondern gleichzeitig Köpfe und<br />
Umwelt verändern: «Wenn ein Chorgesang<br />
Hinterhöfe und Plätze für einen<br />
Moment wieder belebt, dann<br />
Bilder m&w<br />
Andreas Diethelm belebt mit dem Hofgesang <strong>Zürich</strong>s Hinterhöfe.<br />
kann ein Prozess für die Aufwertung<br />
in Gang kommen», so Diethelm.<br />
Die Zukunft des Projekts ist jedoch<br />
nicht gesichert. Ob es in <strong>Zürich</strong><br />
wieder einen Hofgesang gibt, hängt<br />
von einer breiteren Trägerschaft ab,<br />
die den organisatorischen Aufwand<br />
übernimmt. Und vom Goodwill der<br />
Stadt, der aber auch zu wünschen<br />
übrig lässt. Diethlem fühlt sich<br />
nicht immer willkommen. «Alle reden<br />
von Partizipation. Doch wer sich<br />
von unten einmischt, darf sich nicht<br />
zu viel erhoffen», zieht er Bilanz<br />
über die bisherigen Erfahrungen.<br />
Ein Modell für andere städte?<br />
In jeder Stadt gibt es unternutzte<br />
Innen- und Hinterhöfe und vernachlässigte<br />
Plätze. Und überall gibt es<br />
auch sangesfreudige Menschen in<br />
urtEIlE<br />
Mietzinserhöhungen bei parkplätzen<br />
Ein Parkplatz untersteht – für sich<br />
allein vermietet – nicht den Bestimmungen<br />
über den Schutz vor missbräuchlichen<br />
Mietzinsen. Der Vermieter<br />
kann diesen Mietzins daher<br />
nicht einseitig erhöhen.<br />
Art. 253b OR. Obergericht Kanton Aargau, 4. Zivilkammer,<br />
1. Dezember 2011. Publ. in mp 2/2012<br />
rückforderung nebenkosten<br />
– Beginn der Verjährungsfrist<br />
Die einjährige Verjährungsfrist zur<br />
Rückforderung von Nebenkosten<br />
nach den Regeln der ungerechtfertigten<br />
Bereicherung beginnt erst,<br />
wenn die Mieterin nicht nur die Fehlerhaftigkeit<br />
der Abrechnungen,<br />
sondern auch das ungefähre Aus-<br />
Chören und Singgruppen. Ausserhalb<br />
von <strong>Zürich</strong> wurde bisher nur<br />
ein Anlass durchgeführt: im Jahr<br />
2009 in Bern. Er war erfolgreich. Mit<br />
dabei waren Exponenten des MV<br />
Bern. Allerdings liess sich dann keine<br />
lokale Trägerschaft finden, die<br />
das Projekt auf eine dauerhafte<br />
Grundlage stellte. Der Berner Hofgesang<br />
harrt seiner Fortsetzung.<br />
Initiator Andreas Diethelm<br />
streckte seine Fühler auch nach<br />
Schaffhausen und St.Gallen aus.<br />
Dort kamen aber noch keine Aktionen<br />
zustande. «Chöre findet man genug,<br />
doch es braucht auch die entsprechende<br />
Organisationsarbeit, die<br />
jemand vor Ort leisten muss», so<br />
Diethelm. Er hofft, dass die Idee, auf<br />
vernachlässigte Stadtareale durch<br />
kulturelle Aktivitäten aufmerksam<br />
mass der erlittenen Vermögenseinbusse<br />
erkennen kann. Solange die<br />
Vermieterin die sachdienlichen Informationen<br />
zurückhält, kann die<br />
relative Verjährung nicht eintreten.<br />
Art. 67 Abs. 1 OR. Bundesgericht 29.6.2011, Original<br />
französisch. Publ. in mp 2/2012<br />
Mietzinsreduktion wegen<br />
Mängel<br />
Für einen Geschäftsmieter, der Kunden<br />
empfängt, ist ein baufälliges<br />
Treppenhaus ein Mangel. Erweckt<br />
der Vermieter den irreführenden<br />
Anschein, dass sich ein Hauswart<br />
um die Liegenschaft kümmere, liegt<br />
ebenfalls ein Mangel vor, auch wenn<br />
dieser Service im Mietvertrag nicht<br />
erwähnt ist. Die wegen Mängel geschuldete<br />
Mietzinsreduktion ver-<br />
zu machen, in anderen Städten<br />
ebenfalls Fuss fasst.<br />
hartes pflaster<br />
Hat der Hofgesang tatsächlich zu<br />
der angestrebten Aufwertung von<br />
Innen- und Hinterhöfen geführt?<br />
Ein Bewusstseinswandel scheint im<br />
Gang. Doch viele Hinterhöfe sind<br />
Hinterhöfe geblieben. «Es ist schwierig,<br />
Hausbesitzer zu überzeugen»,<br />
sagt Diethelm. Viel brauche es jedoch<br />
nicht, bis solche Räume lebenswert<br />
und nachbarschaftstauglich<br />
werden, ist er überzeugt. Klar ist:<br />
Stadtveränderung von unten benötigt<br />
einen langen Atem.<br />
� www.hofgesang.ch<br />
So wünscht man sich eine Hofsituation<br />
nicht unbedingt.<br />
jährt aufgrund ihrer vertraglichen<br />
Natur nach 10 Jahren.<br />
Art. 256 Abs. 1 OR, Art. 259a OR, Art. 259d OR.<br />
Tribunal cantonal de Vaud, 28.1.2010. Original<br />
französisch. Publ. in mp 2/2012<br />
Mängelrüge<br />
bei Wohnungsrückgabe<br />
Mängelrügen müssen präzis und<br />
detailliert vorgebracht werden. Es<br />
genügt nicht, in allgemeiner Form<br />
Schmutz und Flecken zu beanstanden<br />
sowie Feststellungen über Abnutzungserscheinungen<br />
und vom<br />
Mieter verursachte Schäden im<br />
Protokoll so miteinander zu vermischen,<br />
dass nicht mehr klar ist, wofür<br />
der Mieter haftbar gemacht wird.<br />
Art. 267a OR. Bundesgericht I. zivilrechtliche Abteilung,<br />
11. Januar 2012. Im Original französisch.<br />
Publ. in mp 2/2012<br />
Mieten & Wohnen 5 | 2012
Mieten & Wohnen 5 | 2012<br />
Nr. 5, Juli 2012<br />
M&W<br />
<strong>Zürich</strong>-<strong>West</strong>: <strong>Das</strong> <strong>neue</strong> <strong>Immobilien</strong>-<strong>Eldorado</strong><br />
Flankierende Massnahmen für Mietende?<br />
MV Bern: Besuch im Bundeshaus: MV-Mitglieder können sich s. 14 anmelden.<br />
17
14<br />
MV BErn<br />
Zweitwohnungen – ein thema auch<br />
für stadt und agglomeration Bern?<br />
Seit die Zweitwohnungs-<br />
initiative letzten März vom<br />
Volk angenommen wurde,<br />
ist die Thematik in aller<br />
Munde. So schön der Erfolg<br />
der Initiative ist, so schwierig<br />
gestaltet sich die Umsetzung.<br />
Und unweigerlich<br />
taucht die Frage auf: Sind<br />
Zweitwohnungen zunehmend<br />
auch im städtischen<br />
Raum ein Problem?<br />
Sich in den Bergen eine ruhige<br />
Zweitwohnung zu leisten, gehört<br />
unter den Topverdienenden zum guten<br />
Ton. In gewissen Gemeinden ist<br />
der Zweitwohnungsanteil auf über<br />
20 Prozent angestiegen. Die Initiative<br />
«Schluss mit uferlosem Bau von<br />
Zweitwohnungen» will, dass eine Gemeinde<br />
künftig nicht mehr als 20<br />
Prozent Zweitwohnungen aufweisen<br />
darf.<br />
Zweitwohnungen galten bislang<br />
vorab als Problem des Alpenraums.<br />
Doch Zweitwohnungen führen zunehmend<br />
auch in städtischen Gebieten<br />
zu Spannungen – notabene dort,<br />
wo der Wohnraum eh schon knapp<br />
und die Leerwohnungsziffern tief<br />
sind. Für den Mietwohnungsmarkt<br />
ist der teils hohe Zweitwohnungsanteil<br />
verheerend, denn dies führt zu<br />
einer Verknappung des Wohnraums<br />
und zu einem noch grösseren Nachfragedruck<br />
mit den bekannten Folgen<br />
wie steigende Mietzinse. Viele<br />
Wohnungen werden so für tiefe und<br />
mittlere Einkommen zu teuer.<br />
Wie akut das Problem etwa in der<br />
Stadt Bern konkret ist, ist heute<br />
nicht exakt abschätzbar. Schätzungen<br />
gehen von rund 10 Prozent<br />
Zweitwohnungen aus, Tendenz steigend.<br />
Die Problematik von Zweitwohnungen<br />
wird im Bericht «Wohnstadt<br />
Bern 2012» zwar rudimentär<br />
erwähnt, doch die Stadt Bern führt<br />
keine Statistik, aus der die Entwick-<br />
Besuch im Bundeshaus<br />
Während der Herbstsession bieten<br />
wir unseren Mitgliedern<br />
wiederum die Möglichkeit an, Bundeshaus-Luft<br />
zu schnuppern. Kommen<br />
Sie mit uns und besuchen Sie<br />
die eidgenössischen Räte, verfolgen<br />
Sie die Debatte im Nationalrat live<br />
mit und treffen Sie anschliessend<br />
die Präsidentin des MV Kanton Bern,<br />
Nationalrätin Evi Allemann. Sie gibt<br />
Ihnen Einblick hinter die Kulissen<br />
des Bundeshauses und beantwortet<br />
Ihre Fragen zum Parlamentsbetrieb.<br />
Die Anzahl Teilnehmende ist auf 50<br />
anmeldetalon Anmeldeschluss: 7. September 2012<br />
Ich/wir melde/n uns für den Besuch im Bundeshaus vom 17. Sept. 2012 an:<br />
Anzahl Personen:<br />
Name:<br />
Vorname:<br />
Strasse:<br />
PLZ/Wohnort:<br />
E-Mail:<br />
Mitgliedernummer:<br />
oder per E-Mail: mv@mvbern.ch.<br />
Der Anlass ist für MV-Mitglieder reserviert. Daher bei der Anmeldung bitte<br />
Mitgliedernummer und Anzahl Teilnehmende angeben.<br />
lung des Zweitwohnungsanteils ersichtlich<br />
wäre. Dies soll sich ändern.<br />
Deshalb hat Stadtrat und MVB-Vorstandsmitglied<br />
Rithy Chheng bereits<br />
im Februar eine Interpellation eingereicht.<br />
Darin bittet der <strong>Mieterverband</strong><br />
den Gemeinderat, künftig eine solche<br />
Statistik zu führen und verlangt Auskunft<br />
über Massnahmen und Anreize<br />
für die Eindämmung des Zweitwohnungsanteils,<br />
welche gestützt auf den<br />
Bericht «Wohnstadt Bern 2012» konkret<br />
geprüft bzw. umgesetzt werden.<br />
Der Erfolg der Zweitwohnungsinitiative<br />
freut all jene, welche der Zersiedelung<br />
und den kalten Betten im Alpenraum<br />
entgegen wirken möchten. Für<br />
die Städte und Agglomerationen können<br />
jedoch bereits tiefere Zweitwohnungsanteile<br />
zum Problem werden<br />
und zurecht die Politik auf den Plan rufen.<br />
Grund dafür ist, dass der Mietwohnungsmarkt<br />
in städtischen Gebieten<br />
deutlich angespannter ist als in ländlichen<br />
Regionen. Die Leerwohnungsziffer<br />
(leerstehende Wohnungen in Prozent<br />
des gesamten Wohnungsbestandes)<br />
in der Stadt Bern etwa ist und bleibt<br />
Personen beschränkt. Die Anmeldungen<br />
werden nach Eingangsdatum<br />
berücksichtigt. Anmeldeschluss<br />
ist der Mittwoch, 7. September 2012.<br />
Sie erhalten von uns eine Anmeldebestätigung.<br />
programm<br />
Montag, 17. September 2012<br />
Dauer: 15.00 – 17.30 Uhr<br />
(ab 17.45 Uhr Apéro)<br />
weit unter der Marke von 1%, welche<br />
als Schwelle für die Annahme von<br />
Wohnungsnot gilt. Konkret lag sie in<br />
den letzten beiden Jahren bei 0.45%,<br />
was 2010 335 und 2011 337 leerstehenden<br />
Wohnungen entspricht.<br />
Dem <strong>Mieterverband</strong> ist bewusst,<br />
dass die Möglichkeiten für politische<br />
Lösungen beschränkt sind. Man<br />
kann niemandem verbieten, eine<br />
Zweitwohnung zu mieten. Wichtig<br />
ist aber, dass die Gemeinden gute<br />
statistische Grundlagen für die Analyse<br />
des Mietwohnungsmarktes bereit<br />
stellen, denn nur dies erlaubt,<br />
die richtigen politischen Schlüsse<br />
zu ziehen und rechtzeitig effektive<br />
Massnahmen zu ergreifen. Ebenso<br />
zentral ist zudem, dass die Gemeinden<br />
aktiv den preisgünstigen Wohnungsbau<br />
vorantreiben und gute<br />
Rahmenbedingungen für Wohnbaugenossenschaften<br />
bereitstellen. <strong>Das</strong><br />
nimmt Druck vom Mietwohnungsmarkt<br />
und sichert langfristig bezahlbaren<br />
Wohnraum.<br />
Evi Allemann, Nationalrätin,<br />
Präsidentin MVB<br />
Mieten & Wohnen 5 | 2012
Mieten & Wohnen 5 | 2012<br />
19
14<br />
MV aargau<br />
Erfolgreiche statutenrevision<br />
Geschätzte Mieterinnen und Mieter<br />
An der Mitgliederversammlung vom 26. April 2012<br />
wurden die <strong>neue</strong>n Statuten des Aargauischen Mieterinnen-<br />
und <strong>Mieterverband</strong>es verabschiedet und umgehend<br />
in Kraft gesetzt. Als Beilage zur vorliegenden<br />
Ausgabe des Magazins «Mieten & Wohnen» finden Sie<br />
ein Exemplar der <strong>neue</strong>n Statuten. Die <strong>neue</strong>n Statuten<br />
erfuhren in inhaltlicher Sicht die drei folgenden<br />
Änderungen: Neu ist es möglich, per Ende Oktober<br />
die Mitgliedschaft in unserem Verband für das Folgejahr<br />
aufzulösen (bis anhin musste die Kündigung bis<br />
Ende September bei uns eintreffen). Zudem wurden<br />
zeitgemässe Datenschutzbestimmungen aufgenommen<br />
sowie das Geschäftsführungsmodell verankert.<br />
Wie Sie sicherlich der Presse und der letzten Ausgabe<br />
des M&W entnehmen konnten, wurde per 1. Ju-<br />
Dienstleistungen des MVag<br />
Telefonische Rechtsberatung<br />
Beratung durch Vertrauensanwältinnen<br />
und -anwälte<br />
Prozesshilfefonds<br />
Wohnungsübergaben und<br />
-übernahmen und Mängelberatung<br />
Haftpflichtversicherung<br />
Zeitschrift «Mieten & Wohnen»<br />
Öffnungszeiten Sekretariat<br />
(Administration)<br />
ni 2012 der Referenzzinssatz erneut gesenkt und beträgt<br />
nun 2.25%. Mit dieser erneuten Veränderung<br />
des Referenzzinssatzes haben fast alle Mietenden einen<br />
Anspruch auf eine Mietzinssenkung. Falls Sie bis<br />
jetzt Ihren Senkungsanspruch noch nicht überprüft<br />
haben, ist jetzt der richtige Zeitpunkt, dies zu tun<br />
und anschliessend die Senkung bei Ihrer Vermieterschaft<br />
einzufordern. Bei Fragen steht Ihnen unsere<br />
Rechtsberatung sehr gerne zur Verfügung. Die Kontaktdaten<br />
finden Sie nachfolgend, ebenso unsere<br />
weiteren Dienstleistungen.<br />
Ich wünsche Ihnen einen schönen Sommer!<br />
Janine Junker Leu<br />
Geschäftsleiterin MVAG<br />
Montag 8.00 – 12.00 Uhr<br />
Dienstag 8.00 – 12.00 / 13.00 – 17.00 Uhr<br />
Donnerstag 14.00 – 18.00 Uhr<br />
Samstag 8.00 – 12.00 Uhr<br />
Nur für Mitglieder: Pro Jahr eine Stunde gratis<br />
Adressen unter: www.mvag.ch<br />
Rechtshilfe für Mitglieder bei Mietstreitigkeiten (für Neumitglieder gilt: Deckung<br />
nur für Fälle, die sich frühestens nach Ablauf von 30 Tagen seit Verbandsbeitritt<br />
ereignen).<br />
Keine freie Anwaltswahl. Vertretung nur durch Vertrauensanwältinnen und<br />
-anwälte des MVAG.<br />
Wir vermitteln Wohnfachberaterinnen und -berater, die Ihnen gegen Entschädigung<br />
bei der Wohnungsübergabe oder -übernahme behilflich sind und Mängelberatungen<br />
durchführen.<br />
Tarife und Adressen unter: www.mvag.ch<br />
Mitglieder können für eine Zusatzprämie von cHF 12.00/Jahr eine Haftpflicht-<br />
versicherung für Mietwohnungen abschliessen. Es ist kein Selbstbehalt zu tragen.<br />
Bei einer bestehenden Privathaftpflicht übernimmt die Versicherung bei Mieterschäden<br />
den Selbstbehalt.<br />
Die Versicherung gilt nicht für Geschäftsräume.<br />
Sie werden regelmässig über aktuelle Wohn- und Mieterfragen informiert<br />
Montag – Freitag 8.00 – 12.00 Uhr<br />
Mieten & Wohnen 5 | 2012