Zürich-West: Das neue Immobilien-Eldorado ... - Mieterverband
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‹hot spots› geben zu reden<br />
Braucht es flankierende<br />
Massnahmen für die<br />
Mieterinnen und Mieter?<br />
Die Personenfreizügigkeit<br />
betrifft nämlich auch den<br />
Wohnungsmarkt. Ein<br />
heisses Thema für den MV.<br />
Stark steigende Mieten in grossen<br />
Zentren, aber auch eine Verknappung<br />
des Wohnungsangebots in<br />
ländlicheren Gegenden wie Obwalden<br />
oder Thurgau, entspannte Situation<br />
in Solothurn oder Teilen von St.<br />
Gallen: Dies war die Bestandesaufnahme<br />
zum Mietwohnungsmarkt<br />
an einer Tagung des Schweizerischen<br />
Mieterinnen- und <strong>Mieterverband</strong>s<br />
(SMV). Diese fand kürzlich in<br />
Luzern zum Thema Personenfreizügigkeit<br />
statt.<br />
Mehr leute<br />
auf dem Wohnungsmarkt<br />
Die Wohnungsknappheit wird<br />
durch die Zuwanderung in die grossen<br />
Städte aus dem Ausland, aber<br />
auch aus dem Inland geprägt. Ein<br />
weiterer Faktor ist der zunehmende<br />
Flächenbedarf, den sich ein Teil der<br />
Bevölkerung leisten kann. <strong>Das</strong> zeigten<br />
an der Tagung Cipriano Alvarez,<br />
Leiter der Abteilung Recht des Bundesamtes<br />
für Wohnungswesen, und<br />
4<br />
pErsonEnFrEIZügIgKEIt<br />
IntErVIEW<br />
Bild m&w<br />
In gewissen Agglomerationen sorgt die Zuwanderung als Treiber für höhere Mieten für Gesprächsstoff.<br />
Armin Jans, Wirtschaftsprofessor<br />
und langjähriger Vizepräsident des<br />
Deutschschweizer MV, auf. An der<br />
kritischen Situation in den so genannten<br />
«Hot Spots», den boomenden<br />
Agglomerationen, wird sich oh-<br />
ne verstärkte Massnahmen kaum<br />
etwas ändern. Im Gegenteil: Behält<br />
die Schweiz ihre wirtschaftliche Attraktivität,<br />
werden sich die Probleme<br />
auf dem Wohnungsmarkt namentlich<br />
in den Zentren noch weiter<br />
verschärfen. Die Teilnehmenden der<br />
Tagung diskutierten in Workshops<br />
Massnahmen im Bereich Mietrecht<br />
und Raumplanung, die von einer Arbeitsgruppe<br />
des MV ausgearbeitet<br />
worden waren. Diese sollen nun<br />
‹Mietende brauchen flankierende Massnahmen›<br />
Die Folgen der Personen-<br />
freizügigkeit beschäftigen<br />
auch den Schweizerischen<br />
Mieterinnen- und <strong>Mieterverband</strong>.<br />
M&W unterhielt<br />
sich über diese aktuelle<br />
Thematik mit Präsidentin<br />
Marina Carobbio.<br />
m&w: Ist die Personenfreizügigkeit<br />
ein <strong>neue</strong>s Thema für den Mieterinnen-<br />
und <strong>Mieterverband</strong>?<br />
Nein. Der MV intervenierte bereits<br />
Ende 2007 beim Bundesrat wegen<br />
möglichen negativen Folgen der Personenfreizügigkeit<br />
mit Europa. Es<br />
ging ein Schreiben an die damalige<br />
Wirtschaftsministerin<br />
Doris<br />
Leuthard. Darin<br />
wurde sie auf<br />
die enormen<br />
Mietsteigerungen<br />
in <strong>Zürich</strong><br />
und Genf als<br />
Folge der ver-<br />
Marina Carobbio<br />
stärktenEinwanderung von<br />
gutqualifizierten Arbeitskräften aufmerksam<br />
gemacht.<br />
Hatte diese Intervention keinen<br />
Erfolg?<br />
Bundesrätin Leuthard sah damals<br />
keinen Anlass für flankierende Massnahmen<br />
wie auf dem Arbeitsmarkt,<br />
wo auf Druck der Gewerkschaften<br />
Regeln gegen Lohndumping aufge-<br />
stellt wurden. <strong>Das</strong> sei auf dem Wohnungsmarkt<br />
nicht nötig, hiess es. Allerdings<br />
wurde versprochen, die<br />
Entwicklung zu beobachten und ein<br />
Monitoring durchzuführen.<br />
Hat sich die Situation inzwischen<br />
verschärft?<br />
<strong>Das</strong> ist unbestreitbar der Fall. Wir<br />
beobachten stark steigende Mieten<br />
nicht nur in den erwähnten Ballungszentren,<br />
wo es heute praktisch<br />
unmöglich geworden ist, eine erschwingliche<br />
Wohnung zu finden.<br />
Zunehmend geraten auch angrenzende<br />
Gebiete unter Druck. Und dies<br />
bei fallenden Zinsen! Es ist unumgänglich,<br />
dass Massnahmen gegen<br />
die Wohnungsnot ergriffen werden.<br />
Man kann nicht einfach länger zuschauen<br />
und abwarten.<br />
Ist es nicht ungewohnt, im Zusammenhang<br />
mit der Personenfreizügigkeit<br />
auch von Miet- und<br />
Wohnproblemen zu sprechen?<br />
<strong>Das</strong> ist eines unserer Probleme in<br />
der Wahrnehmung, die wir heute<br />
haben. Alle wissen, dass uns die Einwanderung<br />
zwar Wohlstand bringt,<br />
aber eben auch die Gefahr des<br />
Lohndumpings und des Drucks auf<br />
die hiesigen Löhne. <strong>Das</strong>selbe ist bei<br />
den Mieten der Fall. Die Wohnungsnot<br />
in den Agglomerationen verschärft<br />
sich, Vermieter können ohne<br />
die geringste Gegenleistung die<br />
Mieten um mehrere hundert Franken<br />
pro Monat erhöhen und so ihre<br />
Renditen steigern. Am Schluss resultieren<br />
unbezahlbare Mieten, die<br />
sich höchstens noch Gutgestellte leis-<br />
ten können, und das allgemeine<br />
Mieten & Wohnen 5 | 2012