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Uwe Trevisan der Experte für Konfliktlösung und Gewaltprävention! <br />
Über das Entstehen von Gewalt und das<br />
Verhalten in Gewaltsituationen<br />
Anti-‐Gewalttraining <br />
Deeskalationstraining <br />
Konflikttraining <br />
Gewaltfreie Kommunikation <br />
Ausbildungen <br />
Coaching und Beratung <br />
<br />
1
Inhaltsverzeichnis:<br />
Einleitung S. 3<br />
Kapitel 1. Was sind aggressive Verhaltensweisen? S. 4<br />
Kapitel 2. Wie lernt der Mensch Gewalt? S. 5<br />
Kapitel 3. Wie entsteht Aggression? S. 10<br />
Kapitel 4. Aggressionen in unserer Zeit S. 12<br />
Kapitel 5. Aggression kontra Gewalt S. 13<br />
Kapitel 6. Was Sie selber in Gefahrensituationen<br />
tun können S. 13<br />
Kapitel 7. Wenn Sie selber bedroht oder<br />
angegriffen werden S. 14<br />
Kapitel 8. Empfehlungen der Polizei S. 16<br />
Über den Autor Uwe Trevisan S. 17<br />
Kontaktieren Sie Uwe Trevisan - Safety Energetics S. 18<br />
Impressum S. 19<br />
<br />
2
Einleitung<br />
Konflikte und gewaltsame Auseinandersetzungen finden überall statt. Die Opfer<br />
erfahren meistens Ohnmachtgefühle und Hilflosigkeit. Es gibt leider nicht den<br />
hundertprozentigen Schutz bei gewaltsamen Überfällen und Auseinandersetzungen.<br />
Jeder Mensch kann Beteiligter oder Opfer einer Gewalttat werden. Doch ist die<br />
Wahrscheinlichkeit eher als gering anzusetzen in solche Situationen zu kommen, als<br />
es das eigene subjektiv wahrgenommene Gefühl einer Bedrohung suggeriert.<br />
Hierzu gibt es statistisches Datenmaterial, welches belegt, dass:<br />
Die meisten Taten nicht von Gruppen, sondern von Einzeltätern, die meisten Delikte<br />
mit Tötungsfolge von Erwachsenen und nicht von Jugendlichen begonnen werden.<br />
Dass Männer häufiger Opfer von Gewalttaten werden als Frauen.<br />
Dass Tragen von Waffen, und deren Anwendung in fast allen Fällen zu einer<br />
Eskalation führt.<br />
Dies gilt für alle Waffen, unter anderem auch Reizgas. Hierbei kommt es oft vor, dass<br />
die eigene Waffe gegen den oder die Waffenträger/-in eingesetzt wird.<br />
Der Einsatz und das Erlernen von Kampfsportarten ist nur dann ein erfolgreiches<br />
Mittel, wenn eine gute Ausbildung durch erfahrene Lehrer geschieht. Hierbei ist es<br />
wichtig, Techniken zur Deeskalation und Gewaltvermeidung zu erlernen. Das Ziel<br />
jeder Eskalation sollte sein, ohne körperliche Gewalt aus brenzligen Situationen<br />
herauszukommen.<br />
Jeder Mensch sollte das tun, was er oder sie sich in einer Gewalt- oder<br />
Krisensituation zutraut. Die eigene Persönlichkeitsstruktur entscheidet mit darüber,<br />
welches Verhalten ausgeübt werden kann. Dies muss jedoch herausgefunden<br />
werden. Hierbei helfen Kurse mit Rollenspielen und Techniken zur Gewaltprävention.<br />
<br />
3
Kapitel 1.<br />
Was sind aggressive Verhaltensweisen?<br />
Definition für aggressive Verhaltensweisen hat viele wertvolle Aspekte, einige davon<br />
wollen wir näher betrachten:<br />
- Individuen, d.h. ein Verhalten, gerichtet gegen eine oder mehrere bestimmte<br />
Personen.<br />
- Sachen, folglich muss aggressives Verhalten nicht zwangsläufig gegen<br />
Personen gerichtet sein, vielmehr ist als aggressiv auch das Verhalten zu<br />
bezeichnen, welches darauf ausgerichtet ist, Gegenstände zu beschädigen.<br />
- Zielgerichtet, folglich beabsichtigt. Ein Verkehrsunfall, bei dem ein Fußgänger<br />
angefahren wird, wird sicherlich nicht als Akt der Aggression bezeichnet<br />
werden, obwohl zugleich der „Volksmund“ evtl. den Fahrstil des<br />
Unfallverursachers als aggressiv benennen könnte. Solche Art der<br />
Fahrzeugführung sollte demnach eher als rücksichtslos bezeichnet werden.<br />
- Man bezeichnet nicht nur solche Verhaltensweisen als aggressiv, welche nicht<br />
nur das Ziel der Schädigung haben, sondern auch die Schwächung einer<br />
Person intendiert.<br />
- Verhaltensweisen, welche in Angst versetzen. Hier sind also auch die<br />
Verhaltensweisen gemeint, die nicht das Ziel haben, einer Person einen<br />
körperlichen Schaden zuzufügen, sondern vielmehr auch negative bzw.<br />
aggressive Emotionen hervorrufen sollen<br />
Dieser Definition zufolge ist auch das Androhen von Schlägen oder Verletzungen,<br />
welches mit dem Ziel verbunden ist, eine Person in Angst zu versetzen, eine Form<br />
von aggressivem Verhalten. Diese Person, welche in Angst versetzt wird, ist nicht<br />
mehr uneingeschränkt in der Lage, Handlungen frei und ungezwungen zu<br />
bestimmen.<br />
Wir verstehen aggressive Verhaltensweisen als zielgerichtete und beabsichtigte<br />
Handlungen, welche die Intention haben, eine Sache zu beschädigen oder eine oder<br />
mehreren Personen zu beeinträchtigen, sei es auf physischer, emotionaler oder<br />
sozialer Ebene.<br />
<br />
4
Kapitel 2.<br />
Wie lernt der Mensch Gewalt?<br />
Nicht nur gefragte Mitmenschen, sondern auch die empirische Aggressionsforschung<br />
sieht eine gewisse Anlage des Menschen zu aggressiven Verhaltensweisen.<br />
Triebtheorie<br />
Sigmund Freud geht in früheren Werken davon aus, dass die Aggression einem<br />
Todestrieb „Thanatos“ entspricht, welcher dem Lebenstrieb „Eros“ gegenübersteht.<br />
Freud meint, dass sich Energie ansammeln könne und in kleinen und sozial<br />
akzeptablen Dosen abgegeben werden müsse. Geschehe dieses nicht, so könne<br />
diese Energie in sozial inakzeptabler Weise freigesetzt werden. Somit galt Freud als<br />
Verteidiger der Theorie, dass Aggression ein Trieb sei, ähnlich dem Trieb der<br />
Nahrungsaufnahme. Allerdings distanzierte sich Freud in späteren Schriften etwas<br />
von seiner Trieb-Theorie.<br />
Da Aggression in allen kulturellen Kreisen vorkommt und uns auch die Geschichte<br />
lehrt, dass aggressive Handlungen wohl seit jeher existent waren, kann man schnell<br />
geneigt sein, einen Aggressionstrieb anzunehmen. Klar ist: jedes Verhalten hat<br />
organische Grundlagen, unabhängig, ob Trieb reflexartiges oder erlerntes Handeln<br />
ist. Doch allein deshalb kann nicht automatisch von einer angeborenen organischen<br />
Grundlage auf einen Trieb geschlossen werden. Im menschlichen Gehirn gibt es<br />
aggressionsaktivierende Zentren, welche jedoch anders als beispielsweise der<br />
Nahrungsaufnahmetrieb, auf Reize angewiesen ist.<br />
Lerntheorie<br />
Bewusst wird in diesem vorliegenden Arbeitsmaterial verstärkt auf diese Theorie<br />
eingegangen, nicht etwa, weil wir der Annahme sind, dass dieses „die einzig wahre“<br />
Theorie ist, sondern weil die Lerntheorie uns die besseren Ansatzpunkte bietet,<br />
präventiv oder intervenierend zu arbeiten.<br />
In seinem Buch „Aggression“ sagt Friedrich Hacker: „Aggression ist jene dem<br />
Menschen innewohnende Disposition und Energie, die sich ursprünglich in Aktivität<br />
und später in den verschiedensten individuellen und kollektiven, sozial gelernten und<br />
sozial vermittelten Formen von Selbstbehauptung bis zur Grausamkeit ausdrückt.“<br />
Gemäß dieser Definition hat der Mensch eine Gewisse Anlage zu aggressiven<br />
Verhaltensweisen, jedoch wird der Einsatz solcher erlernt.<br />
Was heißt Lernen? Lernen bedeutet eine Veränderung der personellen Disposition,<br />
bspw. Fähigkeiten, Kenntnisse u.ä., auf Grund von Erfahrungen. Nachfolgend<br />
werden wir näher betrachten, wie gelernt wird.<br />
<br />
5
Beobachtungslernen<br />
Diese Lernmethode ist auch als „Lernen am Modell“ bekannt und bedeutet den<br />
Erwerb neuer Verhaltensweisen durch Beobachtung der Verhaltensweisen anderer.<br />
Das heißt, dass das individuelle Verhaltensrepertoire erweitert wird.<br />
Beispielweise wird der Strafvollzug teilweise als „Schule der Kriminelle“ bezeichnet,<br />
denn hier werden kriminelle Techniken unter den Strafgefangenen verbal weiter<br />
gegeben, so erlernt ein Einzelner Verhaltensweisen am Modell anderer.<br />
Gerade bei dieser Lerntheorie sind gruppendynamische Prozesse nicht außer Acht<br />
zu lassen. Viele Gruppen zeigen aggressives Verhalten als Gruppennorm, bspw.<br />
Motorradgangs, Fußballhooligans, u.ä.m.<br />
Solche Normen (bspw. Kampftechniken, Bestrafungen u.ä.) werden schnell an neue<br />
Mitglieder weiter gegeben. Jedoch können nicht nur Verhaltensweisen der Mitglieder<br />
der eigenen Gruppe als Modell dienen, sondern auch die des „Gegners“. Häufig<br />
suchen Personen, welche im Kindesalter verstärkt aggressive Verhaltensweisen<br />
zeigen, im Jugendalter Kontakt zu Gruppen, wo solches Verhalten der Gruppennorm<br />
entspricht. Dieses ist auch auf Großgruppen, wie z.B. Nationen oder Religionen<br />
übertragbar. Aggressive Modelle können ebenso wirksam werden, wenn Individuum<br />
nicht unter aggressiven Verhaltensweisen leidet, diese duldet oder austeilt, sondern<br />
diese lediglich beobachtet.<br />
Halten wir uns diese Lernmethode vor Augen, so erscheint es paradox, wenn<br />
Erzieher (Eltern, Lehrer, Berufserzieher o.ä.), Kinder durch aggressive<br />
Verhaltensweisen (bspw. Anschreien oder Schlagen) von deren Aggressionen<br />
abbringen wollen. Hier spricht man allgemein von dem „Bumerang-Effekt“, denn<br />
dann dienen diese Personen als aggressive Modelle. Eltern bieten gerade in<br />
Kindesalter die wichtigsten Modelle in der Entwicklung eines Individuums. Aber auch<br />
Erzieher, Lehrer, Jugendgruppenleiter u. ä. m., welche einen nicht erheblichen<br />
zeitlichen Anteil in der Kindeszeit einnehmen, dienen auf Grund ihrer Vorbildfunktion<br />
und ihrer „Machtposition“ als Lernmodelle.<br />
Aggressionen in der Erziehung können sich natürlich unterschiedlich auswirken. Wo<br />
einige sich diese aggressiven Verhaltensweisen zu Eigen machen, neigen andere<br />
eher dazu, sich zurück zu ziehen oder in Drogen (bspw. dem Alkohol) eine Erfüllung<br />
zu finden. Auch ist sicher, dass nicht jedes misshandelte Kind später als Elternteil<br />
seine Kinder ebenso misshandeln wird.<br />
Familien und Gruppen, wie bspw. Schulklassen, Vereine o. ä. bieten aggressive<br />
Modelle. Aber wie sieht es mit den Medien aus? Nie zuvor war die Diskussion über<br />
die „schädliche“ Einflussnahme der Massenmedien so deutlich, wie heute. Natürlich<br />
bieten Filme, Fernsehen, Internet oder auch Musik aggressive Modelle.<br />
Verschiedene Untersuchungen - vorrangig mit Kindern – zeigen, dass nach dem<br />
„Konsum“ eines Filmes, welcher von Aggression geprägt war, der Zuschauer eher zu<br />
destruktivem oder aggressiven Verhalten bereit war. Dieses war zumindest für die<br />
unmittelbare Zeit nach dem Betrachten des Filmes in einer Kontrollsituation zu<br />
beobachten.<br />
Auf längerer Sicht stellt sich jedoch die Frage, was zuerst vorhanden war: das<br />
erworbene aggressive Verhalten oder die Neigung, sich gewalttätige Filme zu<br />
<br />
6
etrachten und inwieweit sich diese beiden Faktoren bedingen und beeinflussen.<br />
Auch ist denkbar, dass Filmkonsum und das aggressive Verhalten gemeinsam<br />
Auswirkungen anderer (ggf. aggressiver) Faktoren sind, wie beispielsweise eine<br />
ungünstige Erziehung.<br />
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die Medien weder allmächtig noch<br />
ohnmächtig sind. Zu beachten sind immer sämtliche weiteren Faktoren, welche ein<br />
Individuum beeinflussen, schließlich wird nicht jeder Krimifreund zum Mörder.<br />
Teilweise drängt sich die Frage auf, ob die Massenmedien nicht als Sündenbock für<br />
mögliche Versäumnisse des Erziehens dienen. „Lebende“ Vorbilder aus der näheren<br />
Umwelt einer Person üben mehr Einfluss auf die Entwicklung aus, als ein<br />
Massenmedium.<br />
Die Nachahmung gezeigter Verhaltensweisen ist abhängig vom Modell und vom<br />
Beobachter, sowie von der Beziehung zwischen den beiden. Wird die Tat des<br />
Modells als fair oder gerechtfertigt angesehen (bspw. als Bestrafung eines<br />
Übeltäters), so werden aggressive Verhaltensweisen eher übernommen, als solche,<br />
die als ungerecht vom Beobachter gewertet werden.<br />
Neuerworbene Verhaltensweisen müssen nicht unmittelbar nach dem Erlernen<br />
gezeigt werden. Sie werden ins personale Verhaltensrepertoire übernommen und bei<br />
„geeigneten“ Situationen gezeigt, in denen dieses Verhalten „erfolgversprechend“<br />
erscheint.<br />
Personen, welche häufig aggressiven Modellen ausgesetzt sind, neigen zumeist zu<br />
einem vermehrten und aggressiven Verhalten. Einfluss auf diese Art des Lernens<br />
nehmen bspw. gegenspielende Vorbilder, das Erlernen sozialer Verhaltensweisen,<br />
sowie Erfolg und Misserfolg aggressiver Verhaltensweisen.<br />
Lernen durch Verstärkung<br />
Diese Lerntheorie ist auch als Lernen am „Effekt“ oder als „Operante<br />
Konditionierung“ bekannt. Verhaltensweisen werden gemäß dieser Theorie<br />
maßgeblich durch ihre Konsequenzen geprägt. Lernmodelle (siehe<br />
Beobachtungslernen) zeigen neue Verhaltensweisen. Positive Effekte helfen dabei,<br />
diese Handlungsweisen beizubehalten, negative Effekte hingegen bekräftigen, diese<br />
eher abzulegen.<br />
Diese Effekte werden unterteilt in innere und äußere Effekte. Zu den inneren<br />
Effekten, welche emotional oder kognitiv geprägt sind, zählen:<br />
• Die Selbstbewertung, d.h. positive Verstärkung, wenn Handlungen der<br />
eigenen Norm entsprechen. Folgen können Zufriedenheit und Stolz sein.<br />
• Das Gerechtigkeitsleben, d.h. positive Verstärkung durch ein subjektives<br />
Erleben der Gerechtigkeit, beispielsweise die „verdiente“ Strafe für den<br />
Provokateur. Das (subjektive) normative Gleichgewicht wird für das<br />
Individuum wieder hergestellt.<br />
• Die Stimulierung, d.h. positive Verstärkung durch das Erleben eines<br />
<br />
7
„Nervenkitzels“ und die als angenehm empfundene Spannung. Hierzu besteht<br />
die Theorie, dass aggressive Verhaltensweisen und Gewalt „Spaß“ machen,<br />
was schon in der hohen Anzahl der Beobachter eine gewisse Bestätigung<br />
findet.<br />
Innere Effekte können dem Außenstehenden Betrachter verborgen bleiben, so dass<br />
eine Handlung für Dritte zunächst erfolglos erscheint. Dennoch kann der Aggressor<br />
einen Nervenkitzel empfunden haben oder einfach Stolz sein, bspw. weil er „nicht<br />
gekniffen„ hat.<br />
Zu den äußeren Effekten zählen Nutzeffekte und Erfolge, wie:<br />
• Die Durchsetzung, d.h. positive Verstärkung dadurch erreicht zu haben, was<br />
man will, wozu das Durchsetzen des Willens ebenso wie der materielle<br />
Gewinn zählt. Das bloße Nachgeben des Kontrahenten bedeutet für den<br />
Aggressor schon positive Verstärkung.<br />
• Die Anerkennung, d.h. positive Verstärkung durch die Zustimmung anderer.<br />
Diese Handlungsweisen können beim unterlassen Missachtung durch<br />
anderer, zumeist Mitglieder einer Gruppe, welcher auch der Aggressor<br />
angehört, erfahren. Bekannte Anerkennung für aggressive Verhaltensweisen<br />
sind auch Inschriften in Denkmale wie bspw. „Unseren tapferen Soldaten“.<br />
Häufig werden gerade Kinder zu aggressiven Verhaltensweisen angehalten,<br />
wenn Eltern diese auffordern, sich stets durchzusetzen, teilweise reicht die<br />
bloße Beobachtung aus, denken wir nur an Kinder, die durch aggressive<br />
Verhaltensweisen die Aufmerksamkeit der Eltern gewinnen wollen.<br />
• Die Abwehr, d. h. positive Verstärkung durch Vermeiden aversiver Ereignisse.<br />
Hier dienen die aggressiven Verhaltensweisen als Schutz, wie bspw. schon<br />
eine massive Drohung, um Handlungen anderer zu unterbinden, die Notwehr<br />
gegen einen Peiniger, aber auch die Ausführung eines Befehles, wenn beim<br />
Unterlassen eine Bestrafung droht.<br />
Flucht ist die vorrangige Reaktion des Menschen, jedoch kommt es zu aggressiven<br />
Verhaltensweisen, wenn ein Entkommen nicht möglich ist. Erfolge durch aggressive<br />
Verhaltensweisen bekräftigen dann dieses Verhalten.<br />
Leid des Opfers kann für den Aggressor eine emotionale Befriedigung bieten, da<br />
Verletzung, Weinen o.ä. dem „Angreifer“ einen Sieg signalisieren, somit seine<br />
Verhaltensweisen positiv verstärken.<br />
Nicht jede Handlung muss auf dem Fuße folgend bekräftigt werden, zur Verstärkung<br />
sind auch gelegentliche Bekräftigungen ausreichend. So festigen sich<br />
Verhaltensweisen zwar wesentlich langsamer, jedoch wesentlich intensiver.<br />
Verhaltensweisen werden folglich länger beibehalten, selbst wenn Erfolge mehrmals<br />
ausbleiben. Demzufolge reicht es aus, wenn ein Aggressor sich gelegentlich<br />
durchsetzt.<br />
Dort ist nun die Schwierigkeit zu erkennen, dass sich sporadische Bekräftigungen<br />
nahezu unmöglich vermeiden lassen. Um eine dauerhafte Verhaltensänderung zu<br />
<br />
8
erzielen ist es notwendig, dass diese Person frühzeitig und konsequent eine<br />
Missbilligung seiner aggressiven Verhaltensweisen erfährt. Strafen haben dabei nur<br />
kurzzeitige und situative Wirkung, dadurch steigt lediglich die Hemmung aus Angst<br />
vor dieser Strafe. Zu beachten ist in diesem Zusammenhang auch, dass Strafen<br />
zumeist auch aggressive Verhaltensweisen beinhalten, und dass so der o.g.<br />
Bumerangeffekt nicht unwahrscheinlich ist. Strafen reichen demnach für die<br />
Entwicklung von Normen nicht aus. Ein konsequentes Ausbleiben von<br />
Bekräftigungen vermindert aggressive Verhaltensweisen. Es wäre Vorteilhafter,<br />
wenn man ermöglichen könnte, dass Ziele durch nichtaggressives Verhalten erreicht<br />
werden.<br />
Kognitives Lernen<br />
Während es beim „Lernen am Modell“ primär um den Erwerb von Verhaltensweisen<br />
geht und beim „Lernen durch Verstärkung“ um die Ausbildung der Verhaltensweisen,<br />
geht es beim „kognitives Lernen“ vorrangig um das Interpretieren und Bewerten von<br />
Verhaltensweisen, sowie um das bewusste Planen und Steuern des eigenen<br />
Handels. Auch werden Sinnzusammenhänge erlernt.<br />
Durch kognitives Lernen werden Handluchsweisen erworben. Hierzu zählen bspw.<br />
Raubüberfälle, Kriegsschlachten bis hin zu wissenschaftlich erarbeiteten<br />
Massenvernichtungswaffen, durchdachte Verleumdungen aber auch Kinderstreiche.<br />
Klassische Konditionierung<br />
Bei der klassischen Konditionierung wird ein ursprünglich neutraler Reiz zum Signal<br />
für ein aversives Ereignis. Das Individuum hat erlernt, auf diesen Reiz affektiv zu<br />
reagieren. Zur klassischen Konditionierung wird immer gerne der Versuch des<br />
russischen Physiologen Pawlow genannt: Er ließ die Futtergabe eines Hundes immer<br />
von einem akustischen Signal (neutraler Reiz) begleiten. Später blieb diese<br />
Futtergabe aus, so dass das Signal ertönte, obwohl der Hund kein Futter bekam.<br />
Dennoch war bei diesem Hund ein deutlicher Speichelfluss zu beobachten (affektive<br />
Reaktion). Der Hund assoziiert mit diesem Signal eine folgende Futtergabe.<br />
Bei Auslösen aggressiver Reaktionen handelt es sich zumeist um Reize, welche<br />
grundsätzlich mit Aggressionen in Verbindung gebracht werden, bspw. Waffen,<br />
Symbole wie dem Hakenkreuz, „Stammtischweisheiten“, u.ä.m.<br />
Zusammengefasst:<br />
Verhaltensweisen wie Schreien, Schlagen, o.ä. sind sicherlich angeboren, gelernt<br />
werden muss jedoch, wann diese angewandt werden. Für dieses „Wann“ sind eher<br />
die Lernmodelle Lernen durch Verstärkung und die klassische Konditionierung von<br />
Bedeutung, wobei vorrangig das Beobachtungslernen und das kognitive Lernen auf<br />
das „Wie“ Einfluss nehmen.<br />
<br />
9
Frustrations-Aggressions-Theorie<br />
Diese Theorie sieht aggressive Verhaltensweisen als Reaktion auf individuell störend<br />
und unangenehm empfundene Ereignisse. Je häufiger diese aversiven Ereignisse<br />
auftreten und je schwieriger es ist, diese „sich anstauende Energie“ freizusetzen –<br />
etwa, weil die derzeitige Situation es nicht zulässt – desto größer ist der Drang und<br />
desto niedriger ist der Anlass, diese Energie zu entladen.<br />
Beispielsweise neigt der Autofahrer im Feierabendverkehr schnell zu aggressiven<br />
Verhaltensweisen (andere Verkehrsteilnehmer beschimpfen, Hupen am Stauende),<br />
wenn er zuvor mehrmals vom Abteilungsleiter gerügt wurde und er im Büro nicht die<br />
Möglichkeit hatte, „seinem Ärger Luft zu machen“. Gemäß unserer Definition kann<br />
hier jedoch nicht von einer aggressiven Fahrweise gesprochen werden, da dieser<br />
Fahrer wahrscheinlich nicht die Intension verfolgt, zielgerichtet anderen<br />
Verkehrsteilnehmern einen Schaden zuzufügen. Ein solcher Fahrstil sollte treffender<br />
als rücksichtslos bezeichnet werden.<br />
Auch nehmen sozioökonomische Faktoren Einfluss auf die Bereitschaft zu<br />
aggressive Verhaltensweisen. Hier seien als Beispiel die Armut sowie schlechte<br />
Wohnverhältnisse genannt. Aber auch diese Faktoren allein müssen nicht<br />
zwangsläufig zu Aggressionen führen! Möglich sind auch das schlichte Ertragen des<br />
Schicksals, das Verbergen der eigenen Anmut oder der Rückzug aus der<br />
Gesellschaft, wie beispielsweise bei einigen „Obdachlosen“.<br />
Kapitel 3.<br />
Wie entsteht Aggression?<br />
Aggressive Verhaltensweisen entstehen nicht so einfach aus dem Nichts. In diesem<br />
Abschnitt werden einige einflussnehmende Faktoren näher gebracht.<br />
Das aversive Ereignis<br />
Aversive Ereignisse, also Situationen bzw. eine äußere Bedingung, welche von<br />
Personen subjektiv als unangenehm erlebt oder mit gewissen Abneigung<br />
wahrgenommen und normalerweise vermieden werden, lösen eine Kettenreaktion an<br />
Emotionen, Assoziationen und teilweise sogar körperlichen Reaktionen aus. Nicht<br />
jeder nimmt ein bestimmtes Ereignis in gleicher Form als unangenehm wahr und<br />
nicht immer bewertet ein und dieselbe Person eine bestimmte Begebenheit<br />
gleichermaßen negativ.<br />
Beispielweise kann sich eine Person frustriert fühlen, dass eine zielgerichtete<br />
Handlung durch Fehlschläge oder Hindernisse gestört oder gar verhindert wird. Wir<br />
sprechen hier von der Hindernisfrustration.<br />
Zu den aversiven Ereignissen zählt auch die Provokation, also als störend<br />
empfundene Verhaltensweise anderer, welche nicht direkt gegen eine zielgerichtete<br />
Handlung einwirkt, aber subjektiv als normverstoßend wahrgenommen wird. Allem<br />
<br />
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voran sollten als Provokation der verbale Angriff sowie beleidigende Äußerungen<br />
genannt sein, welche so aversiv auf eine Person einwirken.<br />
Weiter müssen auch physische Einwirkungen wie bspw. Lärm, Gedränge,<br />
unangenehme Temperaturen oder schlechte Luft als aversive Ereignisse gesehen<br />
werden. Viele äußere Einwirkungen können aggressive Verhaltensweisen<br />
erleichtern.<br />
Aggressive Verhaltensweisen können nicht nur die Folge, sondern auch die Ursache<br />
für aversive Ereignisse sein, so bspw. bei einem Kind, was von dem Elternteil<br />
geschlagen wird, weil es im Sandkasten ein anderes Kind wütend mit Sand<br />
beschmissen hat.<br />
Reaktionen auf vorbenannte Frustrationen können Flucht- oder auch<br />
Aggressionstendenzen zeigen, mit dem Ziel also, vor dem Ereignis zu flüchten oder<br />
es zu beseitigen (fight oder flight).<br />
Die Hemmung<br />
Angst oder eigene Normvorstellungen können eine Person daran hindern, in einer<br />
bestimmten Situation aggressiv zu reagieren. Bspw. der Schüler, der aus Angst vor<br />
dem schreienden Lehrer lieber „klein bei gibt“, obwohl er derart über das Verhalten<br />
des Lehrers erbost ist; oder ein Verkäufer, welcher stets höflich zu bleiben hat,<br />
unabhängig wie sehr der Kunde ihn auch verärgern mag, da ihm sonst etwaige<br />
arbeitsrechtliche Konsequenzen drohen.<br />
Die Erfolgsaussicht<br />
Erscheint es einem Individuum in einer bestimmten Situation sinnvoll, wenn es sich<br />
aggressiv verhält oder ist es in ähnlichen Situationen schon einmal mit aggressiven<br />
Verhaltensweisen zu seinem Ziel gekommen, so ist die Tendenz zu aggressivem<br />
Verhalten eher hoch.<br />
Aggressive Modelle<br />
Es gibt Situationen, in denen aggressive Verhaltensweisen dem Individuum sinnvoll<br />
erscheinen. So wird bspw. die Wahl zu einem solchen Verhalten erleichtert, wenn die<br />
entsprechende Person bei Mitmenschen in ähnlicher Situation ebenfalls aggressives<br />
Verhalten beobachtete und wird bestärkt, wenn das gesehene Handeln zum Erfolg<br />
führte.<br />
Aggressiver Hinweisreiz<br />
Ein Merkmal, welches mit Aggression in Verbindung gebracht wird und dessen<br />
Vorhandensein signalisiert, das aggressive Verhaltensweisen nahe liegen.<br />
Aggressive Hinweisreize können bspw. Schusswaffen sein.<br />
<br />
11
Verhaltensrepertoire<br />
Zur Lösung von Konflikten bzw. zur Beseitigung aversiver Ereignisse greift der<br />
Mensch auf Verhaltensweisen seines Verhaltensrepertoires zurück. Dieses<br />
Repertoire umfasste alle ihm bekannten und ihm möglichen Verhaltensweisen.<br />
Schreien, Schlagen oder ähnliche Reaktionen müssen nicht erlernt werden, schon<br />
kleine Kinder beherrschen diese Art des Verhaltens. Komplizierter ist es schon eher<br />
bei Konfliktlösungsstrategien, welche dem Menschen nicht „angeboren“ sind,<br />
sondern erlernt werden müssen.<br />
Kapitel 4.<br />
Aggressionen in unserer Zeit<br />
Landläufig scheint man der Meinung zu sein, dass man gegenwärtig verstärkt mit<br />
aggressiven Verhaltensweisen konfrontiert wird. Entspricht es denn der Tatsache,<br />
dass es heutzutage mehr Aggressionen gibt als in früheren Zeiten?<br />
In der gegenwärtigen Zeit werden wir tatsächlich mit vermehrten Aggressionen<br />
konfrontiert, was nicht zuletzt in der Tatsache des steigenden Medienkonsums<br />
begründet liegt. Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass moderne Hollywood Filme<br />
ohne Aggressionen und Gewalt nicht auszukommen scheinen. Gewalttätige<br />
Handlungen werden immer deutlicher in Szene gesetzt, der Tod im Film –<br />
unabhängig ob ein Unfall, ein Mord, o.ä. – scheint nichts besonderes mehr zu sein.<br />
So wurde bspw. ein bekannter Film aus amerikanischer Produktion mit dem<br />
Darsteller Arnold Schwarzenegger von der freiwilligen Selbstkontrolle der<br />
Filmwirtschaft als „bedingt harmlos“ eingestuft, welcher somit mit einer<br />
Altersfreigabe von 12 Jahren in den Handel kam. Filmkritiker machten sich die Mühe,<br />
einmal Todesopfer dieses Streifens zu zählen: Sie kamen auf mehr als 200 Tote! In<br />
alten Krimiserien wäre eine solche „Massenvernichtung“ undenkbar gewesen, ein<br />
ganzer Film drehte sich zumeist um ein einziges Todesopfer.<br />
Nicht nur die Filmproduktion führt uns Gewalt so nahe vor Augen. Fernsehsender<br />
und Presseagenturen verfügen heute über ein dichtes Netz der Berichtserstattung,<br />
so dass nahezu von jedem Kampfschauplatz der Erde detaillierte Berichte untermalt<br />
mit Bildern und Filmsequenzen unsere Wohnzimmer erreichen.<br />
Es ist nicht weg zu diskutieren, dass Aggressionen in vielen Fällen anders gelagert<br />
sind. Die Anwendung von Folter, um ein Hexengeständnis zu erhalten oder die<br />
massive Unterdrückung der Bauern durch den Grundbesitz, sind heute zumindest in<br />
unserer näheren Umwelt wohl eher weniger gängige Praxis. Jedoch ist es nicht von<br />
der Hand zu weisen, dass steigende Anforderungen des gesellschaftlichen Lebens<br />
zu Stresssituationen und folglich auch zu aggressivem Verhalten führen.<br />
<br />
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Kapitel 5.<br />
Aggression kontra Gewalt<br />
Nicht nur umgangssprachlich, sondern auch in verschiedenen pädagogischen<br />
Arbeitsfeldern, werden die Begriffe Gewalt und Aggression synonym verwandt. Kann<br />
davon ausgegangen werden, dass gewalttätige und aggressive Verhaltensweisen<br />
identisch sind? Wie sieht es bspw. mit der Amtsgewalt aus oder mit der<br />
buchstäblichen Gewalt, welche man bspw. über ein Fahrzeug verlieren kann?<br />
J. Korn und T. Mücke definieren Gewalt als ein Verhalten, das darauf ausgerichtet<br />
ist, die individuellen Grenzen einer Person zu überschreiten. Mit einem Menschen<br />
wird etwas getan, was dieser nicht will. Sein Wille wird durch Machtausübung<br />
gebrochen, da die persönliche Grenze individuell ist. Gewalt ist somit das, was eine<br />
Person als Gewalt empfindet.<br />
Während aggressive Verhaltensweisen das Ziel verfolgen, eine Sache oder eine<br />
Person zu schädigen oder zu beeinträchtigen, ist bei gewalttätigen Handlungen die<br />
Intention zu erkennen, eine Person so zu beeinflussen, dass sie in ihrer<br />
Entscheidung nicht uneingeschränkt frei ist. Aggressives Handeln beinhaltet also die<br />
Gewaltausübung, jedoch beinhaltet Gewaltausübung nicht gleichermaßen<br />
aggressive Handlungsweisen, beispielsweise ist hier die Amtsgewalt zu nennen.<br />
Zusammenfassung:<br />
Eine allgemeingültige Definition für Aggression gibt es nicht. Definitionsansätze sind<br />
stets im Kontext zum jeweiligen Arbeitsfeld zu sehen, bspw. Psychologie, Soziologie,<br />
Verhaltensforschung u.ä.m.<br />
Kapitel 6.<br />
Was Sie selber in Gefahrensituationen tun<br />
können<br />
Bei Schlägereien und Übergriffen:<br />
Wenn sich Kinder, Jugendliche oder Erwachsene schlagen, gibt es verschieden<br />
Möglichkeiten etwas zu tun. Alarm schlagen und Krach machen, stellt Öffentlichkeit<br />
her. Um die eigene Sicherheit zu bewahren empfiehlt es sich das Ganze aus sicherer<br />
Entfernung zu tun. Machen Sie andere auf die Situation aufmerksam und schicken<br />
Sie Leute los, um Hilfe oder die Polizei zu holen.<br />
Ein hilfreiches Mittel um Menschen zur Hilfe zu motivieren ist es, sie auf Ihre<br />
Kleidung hin anzusprechen und zu sagen, was sie tun sollen, z.B. „Sie da, mit dem<br />
roten Pullover, rufen Sie bitte die Polizei“. Also sprechen Sie die Menschen laut und<br />
deutlich auf ihre Merkmale hin an. Der Angesprochene ist dann auf dem Spielfeld<br />
und alle schauen ihn an, was ihn zum Handeln zwingt.<br />
Also schaffen Sie Öffentlichkeit in dem Sie aktiv werden, denn TäterInnen haben<br />
Angst, wiedererkannt zu werden und zur Rechenschaft gezogen zu werden.<br />
<br />
13
Wenn es Ihr Mut erlaubt, sprechen Sie den/die TäterIn direkt an (Wenn Sie einen<br />
Namen gehört haben) oder benennen Sie Wiedererkennungsmerkmale: z.B. „Sie da<br />
mit dem gelben Kapuzenpulli, wir erkennen Sie wieder, hören Sie sofort auf damit,<br />
wir haben schon die Polizei gerufen“. Wichtig ist es den/die TäterIn zu Sie-tzen, das<br />
schafft Distanz und andere wissen nun, dass es sich um eine fremde Person handelt<br />
und nicht um jemanden, mit dem Sie bekannt sind.<br />
Im Bus oder in der Bahn:<br />
Wenn es im Bus oder in der Bahn zu gefährlichen Situationen kommt, sind die<br />
Mitfahrenden oft eingeschüchtert oder schockiert, sie sind überfordert und wissen<br />
nicht, wie sie sich verhalten sollen, wenn jemand verletzt, erniedrigt oder angegriffen<br />
wird.<br />
Folgendes können Sie tun!<br />
Sie können den/die FahrerIn ansprechen und sie auffordern, sofort die Polizei zu<br />
rufen. Er/sie sind dazu verpflichtet ihrer Aufforderung nachzukommen, da Er/sie<br />
wegen unterlassener Hilfeleistung belangt werden können.<br />
Sollten Sie nicht zum Fahrer gelangen können, dann sprechen Sie die Mitfahrer laut<br />
an und sagen Sie ihnen was sie tun sollen. Z.B. „Sie da mit der grünen Mütze,<br />
gehen Sie zum Fahrer und sagen Sie ihm, dass er die Polizei rufen soll“. Auch hier<br />
gilt dasselbe Prinzip.<br />
Die Leute, die helfen sollen, werden auf Ihre Kleidung oder andere Merkmale<br />
angesprochen. Wichtig hierbei ist es, möglichst viele Mitfahrende anzusprechen und<br />
sie somit in die Verantwortung zu nehmen.<br />
Hierdurch wird die Wirkung gegenüber den Angreifern, Angreiferinnen, verstärkt.<br />
Kapitel 7.<br />
Wenn Sie selber bedroht oder angegriffen<br />
werden<br />
1. VORBEREITEN!<br />
Bereiten Sie sich auf mögliche Bedrohungssituationen seelisch vor: Spielen Sie<br />
Situationen für sich allein und im Gespräch mit anderen durch. Werden Sie sich<br />
grundsätzlich klar darüber, zu welchem persönlichen Risiko Sie bereit sind. Es ist<br />
besser, sofort die Polizei zu alarmieren und Hilfe herbeizuholen, als sich nicht für<br />
oder gegen das Eingreifen entscheiden zu können und gar nichts zu tun.<br />
2. RUHIG BLEIBEN!<br />
Panik und Hektik vermeiden und möglichst keine hastigen Bewegungen machen, die<br />
reflexartige Reaktionen herausfordern könnten. Wenn Sie "in sich ruhen", sind Sie<br />
kreativer in Ihren Handlungen und Sie wirken meist dann auch auf andere Beteiligte<br />
beruhigend.<br />
<br />
14
3. AKTIV WERDEN!<br />
Wichtig ist, sich von der Angst nicht lähmen zu lassen. Eine Kleinigkeit zu tun ist<br />
besser, als über große Heldentaten nachzudenken. Wenn Sie Zeuge oder Zeugin<br />
von Gewalt sind: Zeigen Sie, dass Sie bereit sind, gemäß Ihrer Möglichkeiten<br />
einzugreifen. Ein einziger Schritt, ein kurzes Ansprechen, jede Aktion verändert die<br />
Situation und kann andere dazu anregen, ihrerseits einzugreifen.<br />
4. VERLASSEN SIE DIE IHNEN ZUGEWIESENEN OPFERROLLE!<br />
Wenn Sie angegriffen werden: Flehen Sie nicht und verhalten Sie sich nicht<br />
unterwürfig. Seien Sie sich über Ihre Prioritäten im Klaren und zeigen Sie deutlich<br />
was Sie wollen. Ergreifen Sie die Initiative, um die Situation in Ihrem Sinne zu<br />
verändern: Schreiben Sie Ihr eigenes Drehbuch!<br />
5. HALTEN SIE DEN KONTAKT ZUM ANGREIFER!<br />
Stellen Sie Blickkontakt her und versuchen Sie, Kommunikation herzustellen bzw.<br />
aufrechtzuerhalten.<br />
6. REDEN UND ZUHÖREN!<br />
Teilen Sie das Offensichtliche mit, sprechen Sie ruhig, laut und deutlich. Hören Sie<br />
zu, was Ihr Gegner bzw. Angreifer sagt. Aus seinen Antworten können Sie Ihre<br />
nächsten Schritte ableiten.<br />
7. NICHT DROHEN ODER BELEIDIGEN!<br />
Machen Sie keine geringschätzigen Äußerungen über den Angreifer. Versuchen Sie<br />
nicht, ihn einzuschüchtern, ihm zu drohen oder Angst zu machen. Kritisieren Sie sein<br />
Verhalten, aber werten Sie ihn persönlich nicht ab. (Also: nicht "Sie sind schlecht",<br />
sondern "Das ist schlecht")<br />
8. HOLEN SIE SICH HILFE!<br />
Sprechen Sie nicht eine anonyme Masse an, sondern einzelne Personen. Dies gilt<br />
sowohl für Opfer als auch für Zuschauerinnen und Zuschauer. Sie sind bereit zu<br />
helfen, wenn jemand anderes den ersten Schritt macht oder Sie persönlich<br />
angesprochen werden.<br />
9. TUEN SIE DAS UNERWARTETE!<br />
Fallen Sie aus der Rolle, seien Sie kreativ, und nutzen Sie den Überraschungseffekt<br />
zu Ihrem Vorteil aus.<br />
10. VERMEIDEN SIE MÖGLICHST JEDEN KÖRPERKONTAKT!<br />
Vermeiden Sie Körperkontakt, wenn Sie jemandem helfen wollen. Wenn Sie den<br />
Täter anfassen, kommt es in der Regel zu weiteren Aggressionen und zur<br />
Eskalation. Wenn Sie in der Überzahl sind, können Sie den Täter beruhigend<br />
festhalten. Auch ist es wichtig den Täter auf keinen Fall von hinten zu berühren.<br />
<br />
15
Wenn es nötig ist, nehmen Sie direkten Kontakt zum Opfer auf, z.B. „Hallo, ich sehe<br />
dass Sie Hilfe brauchen, bleiben Sie ruhig, die Polizei kommt gleich“.<br />
8. Empfehlungen der Polizei<br />
Die Gewalt nimmt zu. Gerade in Großstädten. Wer nicht hilft, wird selbst zum<br />
Mittäter. Das Urteil der Polizei ist hart. Dabei wäre Helfen so einfach. Doch nur<br />
wenige tun es. Die Polizei hat sechs Regeln für mehr Courage erarbeitet. Die Polizei-<br />
Psychologin Claudia Brockmann erläutert sie:<br />
1) Ich helfe, ohne mich selbst in Gefahr zu bringen: Jeder hat die Möglichkeit zu<br />
helfen, ohne in die direkte Konfrontation zum Täter zu gehen. Häufig reicht es, wenn<br />
der Täter mitbekommt, dass er beobachtet wird.<br />
2) Ich fordere andere direkt zu Mithilfe auf: Je mehr Personen an einem Tatort<br />
versammelt sind, desto geringer die Wahrscheinlichkeit, dass jemand hilft - ein<br />
Phänomen. Viele haben Angst, sich zu blamieren oder einen Fehler zu machen. Ein<br />
Tipp: Fangen Sie an, aber handeln Sie nicht alleine, sondern fordern Sie ganz gezielt<br />
andere Passanten zur Mithilfe auf. Vielleicht so: "Junger Mann mit der roten Jacke!<br />
Helfen Sie mir bitte!"<br />
3) Ich beobachte genau und merke mir den Täter: Eine gute Täterbeschreibung hilft<br />
der Polizei enorm. Wichtig sind Alter, Aussehen, Kleidung und Fluchtrichtung. Auch<br />
kann es sinnvoll sein, dem Täter in sicherer Distanz zu folgen - schon viele Täter<br />
haben dadurch entnervt ihre Flucht aufgegeben.<br />
4) Ich rufe Hilfe: Es ist so lächerlich wenig nötig, um zu helfen: Wählen Sie den<br />
Notruf 110. Sagen Sie, was genau passiert und wo es passiert. Legen Sie nicht<br />
gleich wieder auf, warten Sie auf eine mögliche Rückfrage der Polizei.<br />
5) Ich kümmere mich um das Opfer: Für die Opfer dauert es eine schiere Ewigkeit,<br />
bis Polizei, Feuerwehr oder Rettungsdienst am Tatort sind. Auch wenn Sie sich in<br />
Erster Hilfe nicht sicher sind, leisten Sie deshalb wenigstens seelischen Beistand,<br />
trösten Sie und fragen, wie Sie das Opfer unterstützen können.<br />
6) Ich stelle mich als Zeuge zur Verfügung: Um Täter zu bestrafen bedarf es Zeugen.<br />
Rennen Sie nicht weg, wenn Sie eine Straftat oder ein Unglück beobachtet haben -<br />
auch wenn viele andere scheinbar das gleiche gesehen haben. Melden Sie sich bei<br />
der Polizei. Und wenn Sie es eilig haben: Hinterlassen Sie wenigsten Ihren Namen<br />
und Ihre Telefonnummer. Opfer und Polizei werden es Ihnen danken.<br />
Helfen Sie unbedingt! Auch wenn es Sie Mühe und Überwindung kostet. Es könnte<br />
sein, dass auch Sie einmal die Hilfe anderer Menschen benötigen. Auch deshalb gilt<br />
in Deutschland: Unterlassene Hilfe ist strafbar!<br />
<br />
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Anti-‐Gewalttraining <br />
Deeskalationstraining <br />
Konflikttraining <br />
Gewaltfreie Kommunikation <br />
Ausbildungen <br />
Coaching und Beratung <br />
Über den Autor<br />
UWE TREVISAN<br />
Uwe Trevisan ist Gründer und Begleiter zahlreicher Konflikt- und Anti-<br />
Gewaltprojekte, die er in den letzten 20 Jahren in unterschiedlichen Funktionen, ob<br />
als Trainer, Ausbilder oder Coach erfolgreich unterstütz hat.<br />
Uwe Trevisan war früher mal ein erfolgreicher Unternehmer und hat durch eine<br />
persönliche Lebenskrise und Krankheit zu seiner wahren Berufung gefunden, die er<br />
nun seit 20 Jahren ausübt.<br />
Er selbst leitet seit 1994 Trainings, Seminare und Coachings in den Bereichen zur<br />
Persönlichkeitsentwicklung. 2003 gründete er das Unternehmen SAFETY<br />
ENERGETICS und arbeitet mit seinem zehnköpfigen Mitarbeiter Team in den<br />
Bereichen Deeskalation, Konfliktlösung, Selbstbehauptung und Anti-Gewalttraining<br />
an Schulen, öffentlichen Einrichtungen und Firmen. Darüber hinaus bildet er seit 10<br />
Jahren Therapeuten für systemisches Konflikt und Anti-Gewalt-Training und<br />
Therapeuten für mentales Training, Entspannungs- und Gesundheitslehre aus.<br />
<br />
17
Als Trainer, Seminarleiter, Ausbilder und Coach unterstützt er heute Schulen,<br />
Einrichtungen, Kita`s, Firmen und Einzelpersonen in ihrem Bestreben, neue Wege zu<br />
finden und Konflikte gewaltfrei zu lösen.<br />
Seine Kunden schätzen zum einen seinen großen Erfahrungsschatz im Konflikt- und<br />
Gewaltbereich als auch seine herausragende und professionell ausgebildete und<br />
menschliche Fähigkeit mit Kunden gemeinsam die passende Strategie zu entwickeln<br />
und dann auch in die Praxis umzusetzen.<br />
Mit seinem Team aus erfahrenen Trainern und Pädagogen bieten sie die optimalen<br />
strategischen Trainings und Ausbildungen an, sowie deren professionelle<br />
Umsetzung.<br />
Uwe Trevisan führt sein Unternehmen nach dem Motto „Nicht die Dinge, die uns im<br />
Alltag passieren, sondern wie wir darauf reagieren, machen den Unterschied“.<br />
Kontaktieren Sie<br />
UWE TREVISAN - SAFETY ENERGETICS!<br />
Eine detaillierte Beschreibung der SAFETY ENERGETICS Dienstleistungen finden<br />
Sie auf der Website www.deeskalation-deutschland.de<br />
Wenn Sie Fragen zu Kursen, Trainings und Coaching haben, dann rufen Sie<br />
SAFETY ENERGETICS unter 02247 – 12 999 55 an oder schicken eine E-Mail an<br />
trevisan@safety-energetics.de<br />
Uwe Trevisan und sein Team freuen sich, wenn sie Ihnen positive Unterstützung<br />
geben können.<br />
Anti-Gewalttraining<br />
Deeskalationstraining<br />
Konflikttraining<br />
Gewaltfreie<br />
Kommunikation<br />
Coaching und Beratung<br />
Ausbildungen<br />
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Impressum<br />
SAFETY ENERGETICS<br />
Uwe Trevisan<br />
Hohner Straße 18<br />
53819 Neunkirchen Seelscheid<br />
Fon: +49 (0) 2247 12 999 55<br />
Fax: +49 (0) 2247 12 999 56<br />
trevisan@safety-energetics.de<br />
www.deeskalation-deutschland.de<br />
https://www.facebook.com/pages/Safety-Energetics/113554815417233<br />
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