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GuKS Sept - Okt 2016

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Charismatik und Anticharismatik<br />

Für Wilma und mich ist es immer<br />

schön, in die Heimatgemeinde unserer<br />

Jugendzeit in Filadelfia zurückzukehren:<br />

so viele Erinnerungen, das Taufbecken<br />

auf dem Hof, die Laube, der alte<br />

Stall...40 Jahre lang ist unser erster<br />

Wohnsitz nun nicht mehr dort.<br />

Die Jugend der MBG Filadelfia wollte<br />

an zwei Abenden über „Neue geistige<br />

Strömungen“ nachdenken. Sowohl das<br />

etwas radikale Buch „Fremdes Feuer“<br />

vom alten calvinistischen Radioprediger<br />

John MacArthur, als auch der Besuch<br />

mit ‚Heilungsseminaren’ in der Tradition<br />

der frühen Pfingstbewegung um den<br />

Afrikamissionar John Lake (ca. 1910)<br />

hatten manche Jugendliche bewegt und<br />

wohl auch teilweise verunsichert.<br />

Es kam dann in den zwei Tagen im<br />

Juni zu wertvollen Begegnungen und<br />

Gesprächen. Jahrzehntelang war ich<br />

bei den meisten ‚Komitees’ der Jüngste.<br />

Nun plötzlich bin ich oft der Älteste und<br />

sowohl Jugendliche als auch ehemalige<br />

IBA Studenten nennen mich ‚Onkel<br />

Alfred’. Das hab ich übrigens gern. Es<br />

klingt ein bisschen nach ‚Ohm’.<br />

In den Tagen werden bei mir alte Erinnerungen<br />

wach: das Ringen zur<br />

geistlichen Beurteilung der „Geistesbewegung“<br />

Anfang der siebziger Jahre,<br />

Jugendevangelisationen in Mariscal Estigarribia<br />

mit Felipe Saint aus der Pfingsterneuerung<br />

in Córdoba, Einzug in Filadelfia<br />

der sogenannten „Geschäftsleute<br />

des vollen Evangeliums“, die dramatische<br />

und schmerzhafte Entstehung<br />

der „Gemeinde Jesu Unterwegs“ und<br />

die späteren Versöhnungsbemühungen<br />

und die Lehrpredigten mit David Ewert,<br />

der uns damals trocken und weise sagte:<br />

„Ob ich den Heiligen Geist habe, das<br />

können meine Nachbarn besser beurteilen<br />

als ich selbst“.<br />

Ich habe in den letzten ca. 40 Jahren<br />

meines Lebens sowohl von „Charismatikern“<br />

als auch von „Anticharismatikern“<br />

manches gelernt. Freunde hab ich bis<br />

heute in beiden „Lagern“, was beide<br />

Seiten gelegentlich etwas frustriert.<br />

Ich glaube, Bernhard Ott hat Recht.<br />

Er behauptet, die sogenannte charismatische<br />

Erneuerung kann uns als<br />

„Horizonterweiterung“ dienen: Gott mit<br />

Begeisterung loben und dienen, außerordentliche<br />

Kraftwirkungen von Gott<br />

erwarten, dem Geiste Gottes nicht zu<br />

schnell institutionell Grenzen setzen, all<br />

das tut uns gut und hilft uns, nicht gesetzlich<br />

und kleinkariert zu werden.<br />

Und dann spricht Bernhard auch von<br />

der Gefahr einer „Horizontverengung“ in<br />

der charismatischen Frömmigkeit: Zungenrede,<br />

Wunderheilungen, prophetische<br />

Zukunftsrede, all das spielt in der<br />

Bibel ja eher eine Nebenrolle, will aber<br />

leicht zur zentralen Attraktion und Beschäftigung<br />

bei der Pfingstfrömmigkeit<br />

werden.<br />

Wie schwer, aber auch wie wichtig ist<br />

es doch, biblisches Gleichgewicht zu<br />

halten. Für Jugendliche klingt das etwas<br />

langweilig, denn man braucht ja<br />

Adrenalin in diesem Alter. Aber seien wir<br />

einmal ehrlich: nichts ist schlimmer im<br />

Alltagsleben, als „Gleichgewichtsstörungen“!<br />

Nicht einmal Motocross kann man<br />

fahren, wenn es mit dem Gleichgewicht<br />

nicht stimmt!<br />

Alfred Neufeld<br />

MBG Concordia<br />

4 - GUKS Nr. 5 - <strong>2016</strong>

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