THEMa: „VIELE DIEnSTE - EIn LEIB“ - Katholische Kirche Steiermark
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8 | Gastkommentar<br />
GuT, dASS ES<br />
dIE PfARRE GIBT …<br />
Kurt Rettinger Altbürgermeister<br />
„ … und einen Pfarrer dazu!“ In der heutigen<br />
Zeit ist das nicht immer selbstverständlich.<br />
Passail war immer ein Dekanat,<br />
wenn auch oft eine Änderung in der<br />
Anzahl der Pfarren stattfand. Die größte<br />
Ausdehnung hatte die Pfarre 1801. Damals<br />
umschloss sie St. Kathrein, Fladnitz,<br />
Semriach, die Kaplanei Arzberg, St.<br />
Radegund und Kumberg. Seit 1971 ist der<br />
Dekanatssitz in Weiz, und die Pfarrpfründe<br />
werden weitgehend vom bischöflichen<br />
Ordinariat verwaltet; aber das erfolgt immer<br />
in Absprache mit dem amtierenden<br />
Pfarrer. Gemeinde und Pfarre haben sich<br />
in Passail über Jahrhunderte gemeinsam<br />
entwickelt. Entstanden um das Jahr 1200<br />
und ausgestattet mit dem Marktrecht haben<br />
<strong>Kirche</strong> und Gemeinde sowohl bei<br />
Renovierungen von <strong>Kirche</strong>, Pfarrhof,<br />
Pfarrgarten, als auch bei kommunalen<br />
Einrichtungen zum Wohl der Menschen<br />
in diesem Ort zusammengewirkt und<br />
zusammengearbeitet. Einen ganz besonderen<br />
Stellenwert dieser Einigkeit und<br />
Zusammengehörigkeit hat der Marktplatz<br />
von Passail mit der Mariensäule.<br />
In Gemeinden mit Marktrecht wurden<br />
und werden immer noch zu kirchlichen<br />
Feiertagen Märkte abgehalten. Und so<br />
wurde über Generationen auch an der<br />
Verschönerung dieses Platzes gearbeitet.<br />
Vielleicht ist den jungen Leuten heute der<br />
Sinn des „Marktplatzes“ gar nicht mehr<br />
so bekannt. Aber viele Einrichtungen in<br />
Gemeinde und Pfarre sind einfach im<br />
Leben verankert, ohne dass man darüber<br />
nachdenkt.<br />
Jedes Jahr freue ich mich aufs Neue über<br />
die Anzahl der Menschen, die am Karsamstag<br />
zur Fleischweihe in die <strong>Kirche</strong><br />
strömt. Das zeigt doch, dass die festlichen<br />
Anlässe durch die <strong>Kirche</strong> aufrecht<br />
erhalten bleiben, und von Taufe über Firmung<br />
und Eheschließung bis zu den Begräbnissen,<br />
die christlichen Werte in der<br />
Pfarre gelebt werden.<br />
Aber <strong>Kirche</strong>narbeit ist schwieriger geworden.<br />
In Zeiten von iPod und Computer<br />
wollen die Menschen eine bequeme<br />
<strong>Kirche</strong>. Die Methoden, an die Menschen<br />
heranzukommen, müssen immer wieder<br />
neu gefunden werden. <strong>Kirche</strong> kann nicht<br />
„online“ konsumiert werden. Aber wenn<br />
es uns gelingt, <strong>Kirche</strong> in die moderne<br />
Welt des Wohlstandes mit hinein zu nehmen,<br />
dann können wir auch in schwierigen<br />
Zeiten Halt daraus beziehen.<br />
Das beste Beispiel dafür ist für mich die<br />
Gründung der Hauskrankenpflege, an<br />
der Pfarrer Anton Heil maßgeblich beteiligt<br />
war, ebenso wie die Errichtung des<br />
Altersheimes Kamillus, dem er auch den<br />
Name gegeben hat. Die gute Zusammenarbeit<br />
zwischen mir und Pfarrer Anton<br />
Heil wurde auch von seinem Nachfolger<br />
Pfarrer Mag. Karl Rechberger in jeder<br />
Hinsicht und zeitgemäß fortgesetzt.<br />
Und so wird wohl in der jüngsten Debatte<br />
über die Zusammenlegung von Gemeinden<br />
die Pfarre wieder eine entscheidende<br />
Rolle spielen: Pfarrgemeinden haben über<br />
Jahrzehnte und Jahrhunderte bewiesen,<br />
dass kommunale Grenzen keine kirchlichen<br />
Grenzen sein müssen und dass <strong>Kirche</strong><br />
Menschen vereint und verbindet.