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Benno Simoni B<br />
Der zweite Feiertag<br />
Als ich ein kleiner Junge war, fand ich es super, dass ich zu<br />
unseren Feiertagen meist zwei schulfreie Tage hatte, obwohl<br />
wir nur am jeweils ersten Tag in den Tempel, so nannte man<br />
damals die Synagogen in Berlin, gegangen sind. Später habe<br />
ich mitbekommen, dass das wohl in vielen Familien so war und<br />
bis heute auch ist. Den zweiten Tag hat man uns dann damit<br />
erklärt, dass das eben außerhalb von Israel so ist, weil es<br />
schon immer so gewesen sei. Es gibt eben den Brauch, den man<br />
in Israel hat den Minhag Israel, und den Minhag Chul, den<br />
Brauch in der Diaspora.<br />
Inzwischen bin ich aber auch Argumenten begegnet, die für<br />
mich sehr logisch zeigen, dass der zweite Feiertag von Anfang<br />
an ein Verstoß gegen die Festlegungen der Tora war und somit<br />
bis heute ist.<br />
In der Tora lesen wir im Buch Wajikra (Leviticus) im Kapitel 23<br />
den Auftrag, im ersten Monat (Nissan) am 15. und am 21. Tag<br />
ein Fest zu feiern, das wir heute Pessach nennen; weiter, dass<br />
wir am 1. Tag des 7. Monats Rosch haschana, am 10. Tag desselben<br />
Monats Jom kippur, am 15. Ssukkot, am 22. Schmini<br />
azeret und fünfzig Tage nach Pessach Schawuot feiern sollen.<br />
Aus Gründen der fehlenden schnellen Kommunikationskanäle<br />
vom Sanhedrin zu den verschiedenen Orten der damaligen<br />
Welt und des Fehlens einer Tabelle (Luach) für den Jahresablauf,<br />
also eines Kalenders (Luach haschana), wollte man nicht<br />
versehentlich am falschen Tag das Fest begehen und so wur-