Retrospektive 1
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Dann kann man es spüren, das Jetzt. Der Bass, der<br />
von einer Nachbarswohnung herüberwummert, die<br />
Klaviermusik, die aus dem Fenster im vierten Stock<br />
huscht, der Geruch nach Gegrilltem, der vom<br />
Nebenhof herüberschwappt und das Knarzen und<br />
wuchtige ins Schloss fallen der Haustür. Ein kommen<br />
und gehen. Leben. Und man selber schafft es genau<br />
in diesem Moment, wie in einem Film Szenen zu<br />
bauen. Wie es sich wohl anfühlt, was die wohl<br />
gerade reden, was ein Sonntag mit den anderen so<br />
macht. Ob da oben eine After Hour stattfindet. Wer<br />
zur Hölle auf die Idee kommt jetzt gerade seinen<br />
Mülleimer auszuleeren. Pulsierende geschichten, die<br />
an jeder Ecke, sofern man einmal kurz innehält an<br />
einen herantreten und das schönste, der Phantasie<br />
ein exquisistes Dinée verschaffen. Die Gedanken<br />
sind frei. Nicht alles ist schön, was man hört, Konflikte,<br />
Mausefallen der menschlichen Kommunikation.<br />
Es dreht sich ständig um das ewige Problem des Verstehens<br />
und Nichtverstehens. Pedantische Versuche<br />
seine eigene Mitgliedschaft zu fühlen, seinen Teil der<br />
Gesellschaft oder einer Gruppe zu fühlen. Und die<br />
Geborgenheit mit ausgebreiteten Armen zu empfangen,<br />
ohne der Naivität zu verfallen. Ich muss auch an<br />
die Vergangenheit denken, denn Momente der Stille,<br />
in denen man die Rolle des Beobachters einnimmt,<br />
setzen einen in die erste Reihe des Theaters. Als ob<br />
die Scheinwerfer die Bühne so sehr bestrahlen, dass<br />
die Zuschauer nicht sichtbar sind, praktisch existiert<br />
man gar nicht. Nur man selbst weiß, dass man hier<br />
sitzt und beobachtet. Stell dir vor, du bist in einem<br />
Club. Es ist gerammelt voll, die Gesichter, in die du<br />
blickst glänzen und Euphorie schlängelt sich zwischen<br />
den Leuten hindurch, dreht sie im Kreise, lässt<br />
sie lachen und hüpfen und die Hände in die Luft<br />
reißen. Dann schließt du die Augen, spürst den Bass<br />
in deinem Brustkorb toben, spürst die Wärme und<br />
Berührungen der Menschen um dich. Du stehst mitten<br />
in einer Masse, mit geschossenen Augen, bewegungslos.<br />
Stell dir vor, niemand wäre da.<br />
Du würdest in einem Raum stehen, du und die Musik<br />
und nichts sonst. Dann machst du die Augen wieder<br />
auf und siehst immer noch in die freudigen Gesichter.<br />
Es bekommt etwas trauriges, das Ganze. Ein Tanz für