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16 | Volkers Welt<br />

SONNABEND<br />

27. FEBRUAR 2016<br />

Wer im Kampfsport den<br />

schwarzen Gürtel hat, gilt als<br />

Meister seines Fachs. Den<br />

schwarzen Gürtel zu tragen,<br />

ist nur Dan­Trägern vorbehalten,<br />

die eine entsprechende<br />

Prüfung abgelegt haben.<br />

Insgesamt gibt es in japanischen<br />

Kampfsportarten wie<br />

Karate, Judo, Jiu­Jitsu, Aikido<br />

oder Kendo zehn Dan­Grade.<br />

Vom 1. bis zum 10. Dan aufsteigend<br />

heißen sie: Shodan,<br />

Nidan, Sandan, Yondan, Godan,<br />

Rokudan, Nanadan, Hachidan,<br />

Kudan, Judan. Die<br />

Dan­Graduierungen der einzelnen<br />

Sportarten sind nicht<br />

miteinander vergleichbar. Ein<br />

1. Dan im Aikido ist also nicht<br />

gleichbedeutend mit einem<br />

1. Dan im Karate.<br />

Unterhalb des Dans gibt es<br />

die Schüler­Graduierungen<br />

Kyu, aufsteigend vom 9. bis<br />

zum 1. Kyu. Im Judo tragen<br />

sie folgende Gürtel: 9. Kyu:<br />

weiß, 8. Kyu weiß­gelb, 7.<br />

Kyu: gelb, 6. Kyu: gelb­orange,<br />

5. Kyu: orange, 6. Kyu:<br />

orange­grün, 7. Kyu: grün, 8.<br />

Kyu: blau, 9. Kyu: braun. Die<br />

Möglichkeit, sich ständig<br />

neue Gürtel zu erkämpfen, ist<br />

für Kinder und Jugendliche<br />

sehr motivierend. Trotzdem<br />

hat sich die Zahl der Judoka<br />

seit 2002 von 276.000 auf<br />

154.000 fast halbiert.<br />

Die<br />

„W“-Frage:<br />

Was ist<br />

ein DAN?<br />

Die große<br />

weite Welt?<br />

>> Unsere<br />

heutige Frage,<br />

klingt<br />

nach großer<br />

weiter Welt,<br />

doch alle<br />

Ortsnamen<br />

finden sich in<br />

Schleswig-<br />

Holstein. Bis auf einen. Welchen?<br />

Kennen Sie die Lösung?<br />

Gewinnen Sie 50 Euro:<br />

01378 10 11 25*<br />

>> Unsere vergangene Quizfrage<br />

drehte sich um den 50.<br />

Geburtstag von Topmodel<br />

Cindy Crawford. Sie war von<br />

1991 bis 1995 mit dem 16<br />

Jahre älteren Richard Gere<br />

verheiratet. Ihr Verhältnis<br />

beschäftigt die Klatschblätter<br />

bis heute: 2013 titelte die<br />

Bunte: „Cindy Crawford<br />

schwärmt von Ex-Mann Richard<br />

Gere.“ 2016 hieß es<br />

dann: „Cindy Crawford: Abrechnung<br />

mit Ex-Mann Richard<br />

Gere.“<br />

Die 50 Euro hat gewonnen<br />

Regina Kezinski aus Reinbek<br />

Rufen Sie bis zum 28. Februar,<br />

12 Uhr, an und nennen Sie uns die<br />

richtige Lösung. Der Gewinner wird<br />

ausgelost und benachrichtigt.<br />

Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />

*(50 Cent/Anruf aus dem Festnetz<br />

der Deutschen Telekom, Mobilfunkpreise können abweichen)<br />

Da biste<br />

PLATT...<br />

WERT<br />

Wie kostbar ist meine Arbeit?<br />

„Na, was wollen<br />

Sie denn verdienen?“<br />

Diese Frage<br />

ist in Vorstellungsgesprächen<br />

gefürchtet. Aus<br />

gutem Grund.<br />

Geht es wirklich immer nur<br />

ums Geld? Als das Wirtschafts­Branchenmagazin<br />

PwC im Jahr 2014 eine Umfrage<br />

zur Zukunft der Arbeit<br />

durchführte, entwarf es drei<br />

Szenarien:<br />

Blaue Welt: Profitorientierte<br />

Großkonzerne, streng orientiert<br />

am Wachstum und an<br />

Konsumentenwünschen. Viel<br />

Stress, aber hohe Gehälter und<br />

gute Zukunftsperspektiven.<br />

Orangene Welt: Kleine, innovative<br />

Unternehmen, hochspezialisiert<br />

und eng vernetzt<br />

über soziale Netzwerke. Freiberufliche<br />

Arbeit, flexibel und<br />

projektbezogen, mittelmäßig<br />

bezahlt.<br />

Grüne Welt: Unternehmen, die<br />

soziale Verantwortung in den<br />

Mittelpunkt stellen, sich zum<br />

Beispiel mit dem Klimawandel<br />

beschäftigen. Arbeit mit intakter<br />

Work­Life­Balance, gering<br />

entlohnt.<br />

Anschließend<br />

wurden<br />

10.000 Menschen in fünf Ländern<br />

(Deutschland, Großbritannien,<br />

USA, China, Indien)<br />

befragt, wo sie in Zukunft<br />

arbeiten möchten. In Deutschland<br />

entschied sich<br />

die überwältigende<br />

Mehrheit<br />

von 70 Prozent<br />

für einen Job<br />

in der „Grünen<br />

Welt“ – den<br />

geringen Einkommensmöglichkeiten<br />

zum Trotz.<br />

26 Prozent<br />

sahen ihre Zukunft<br />

in der<br />

„Orangenen<br />

Welt“ und<br />

nur vier Prozent<br />

der<br />

Deutschen<br />

entschieden<br />

sich für Geld, Stress und<br />

Karriere in der „Blauen Welt“.<br />

Wir sind also – überspitzt formuliert<br />

– ein Volk von Weltverbesserern.<br />

Wann immer es um Arbeitnehmer<br />

und den Wert der von<br />

ihnen geleisteten Arbeit geht,<br />

prallen Extreme aufeinander.<br />

Reine Kostenfaktoren sind sie<br />

für manche Analysten. Das<br />

„wahre Kapital“ eines Unternehmens,<br />

die Seele der Firma<br />

hingegen für Betriebsräte und<br />

Gewerkschaften. Der wirtschaftswissenschaftliche<br />

Ausdruck<br />

dafür heißt „Humankapital“.<br />

Es ist ein belasteter Begriff,<br />

denn das Transferieren<br />

von Mitarbeitern in Zahlen<br />

wird oft als Herabwürdigung<br />

des Menschen betrachtet.<br />

Die Wissenschaftler Christian<br />

Scholz und Volker Stein<br />

von der Universität des Saarlandes<br />

sehen darin aber auch<br />

eine Chance, den Wert einer<br />

Belegschaft für das Unternehmen<br />

zu beziffern und damit<br />

fassbar zu machen. Zu diesem<br />

Zweck entwickelten sie die<br />

„Saarbrücker Formel“, die sie<br />

allerdings nur auf Gruppen<br />

von Mitarbeitern angewendet<br />

wissen wollen, nicht auf den<br />

einzelnen Arbeitnehmer.<br />

In der Saarbrücker Formel<br />

spielen verschiedene Faktoren<br />

wie die Wissensrelevanz (Erfahrung)<br />

der Belegschaft, die<br />

durchschnittliche Dauer der<br />

Betriebszugehörigkeit oder die<br />

Aufwendungen der Firma für<br />

die Personalentwicklung eine<br />

Rolle. Sind diese Werte alle<br />

zueinander in Bezug gesetzt,<br />

wird das Ergebnis abschließend<br />

mit dem Motivationswert<br />

multipliziert, der in der<br />

Gruppe vorherrscht.<br />

Mal abgesehen davon, dass<br />

Faktoren wie „Motivation“<br />

oder „Erfahrung“ nicht leicht<br />

zu beziffern sind, ergibt sich<br />

so ein Instrument, mit dem<br />

sich der Wert des durchschnittlichen<br />

Mitarbeiters für<br />

ein Unternehmen darstellen<br />

lässt. Professor Scholz nennt<br />

im Dokumentarfilm „Was bin<br />

ich wert“ von Peter<br />

Scharf einen<br />

Wert von 70.000 bis 150.000<br />

Euro für einen Angestellten<br />

bei einem typischen großen<br />

DAX­Unternehmen.<br />

Der entscheidende Punkt<br />

ist: Der Mitarbeitermotivation<br />

wird eine Schlüsselrolle eingeräumt.<br />

Mit anderen Worten:<br />

Ein Angestellter kann noch so<br />

erfahren sein. Wenn er die<br />

Lust verloren hat, ist er für das<br />

Unternehmen nicht viel wert.<br />

Eine Firma kann personell<br />

noch so kompetent bestückt<br />

sein. Wenn keine positive<br />

Arbeitsatmosphäre herrscht,<br />

wird auf die Dauer „Humankapital“<br />

vernichtet.<br />

Arbeitsatmosphäre<br />

ist entscheidend<br />

Mit der Frage „Was bin ich<br />

wert“ wird jeder im Leben einmal<br />

konfrontiert, spätestens<br />

wenn im Vorstellungsgespräch<br />

die gefürchtete Frage<br />

kommt: „Was wollen Sie denn<br />

verdienen?“. Viele Berufsanfänger<br />

nehmen sie eigentümlich<br />

leicht. Doch nur wer sich<br />

vorher über die Firma und die<br />

Branche gut informiert hat,<br />

kann die bestmögliche Antwort<br />

geben. Und die kann bares<br />

Geld wert sein. Legen Sie<br />

sich also ein paar Argumente<br />

zurecht, die das angestrebte<br />

Gehaltsniveau<br />

rechtfertigen. Überlegen<br />

Sie, mit welchen Gegenargumenten<br />

Sie konfrontiert werden<br />

könnten. Und das Wichtigste:<br />

Bewahren Sie die Ruhe.<br />

Wenn Sie Selbstbewusstsein<br />

und Souveränität ausstrahlen,<br />

steigen Ihre Chancen, den<br />

künftigen Chef zu überzeugen.<br />

Die Verbindung zwischen<br />

menschlicher Existenz und<br />

Geld mag zynisch klingen,<br />

aber sie ist Bestandteil unseres<br />

Lebens. „Wie viele Flüchtlinge<br />

können wir uns leisten?“, ist<br />

momentan eine der zentralen<br />

Fragen der Politik, auf die in<br />

Europa ganz verschiedene<br />

Antworten gefunden werden.<br />

Als nach dem Terroranschlag<br />

auf den World Trade Center<br />

die Angehörigen der Opfer<br />

entschädigt wurden, bemaß<br />

sich die Höhe der Summe an<br />

ihrem Beruf und ihrer Lebenserwartung.<br />

Mit dem tatsächlichen<br />

Verlust, den die Menschen<br />

erlitten hatten, hatte das<br />

nichts zu tun.<br />

BEWERBUNGSGESPRÄCH Wer gut vorbereitet ist und bei den entscheidenden<br />

Fragen ruhig bleibt, kann mehr für sich herausholen.<br />

18 300<br />

>> Astronaut ist immer noch<br />

ein Traumjob. 18.300 Bewerbungen<br />

erhielt die NASA<br />

auf eine Stellenanzeige, obwohl<br />

die Bewerber einen naturwissenschaftlichen<br />

Bachelor-Abschluss<br />

und 1000<br />

Stunden Flugerfahrung mitbringen<br />

mussten. Bis zum<br />

Sommer 2017 werden nun<br />

14 Glückliche ausgesucht.<br />

>> „Ich verstehe nur Bahnhof“,<br />

sagt jemand, wenn ihm<br />

ein Sachverhalt unklar ist.<br />

Nach dem Sprachforscher<br />

Lutz Röhrich war der Bahnhof<br />

im 1. Weltkrieg für die<br />

kriegsmüden Soldaten das<br />

Symbol für Heimat. Jedes<br />

Gespräch, das sich nicht darum<br />

drehte, wurde mit dem<br />

Satz abgewürgt. Der Sprachforscher<br />

Wolfgang Mieder<br />

geht hingegen davon aus,<br />

dass die lauten Dampfloks<br />

bei der Entstehung der Wendung<br />

Pate standen.<br />

Redensart:<br />

Venusfliegenfallen<br />

können zählen!<br />

Richtig oder falsch?<br />

Der Tod lauert am Blätterrand:<br />

Berührt eine Fliege die<br />

Sinnehaare einer Venusfliegenfalle,<br />

so gibt es für sie kein<br />

Entkommen mehr. Innerhalb<br />

von 0,1 Sekunden klappen die<br />

Fangblätter zusammen. Das ist<br />

eine der schnellsten Bewegungen<br />

im Pflanzenreich. Das Insekt<br />

ist gefangen und wird von<br />

der Venusfliegenfalle verdaut,<br />

was bis zu zehn Tage dauern<br />

kann.<br />

Das Interessante dabei ist:<br />

Die Fangblätter reagieren<br />

nicht bei der ersten Berührung.<br />

Erst wenn die Pflanze innerhalb<br />

von 20 Sekunden<br />

zweimal auf dieselbe Art berührt<br />

wird, schnappt sie zu.<br />

Die Venusfliegenfalle kann also<br />

zählen, um zu verhindern,<br />

dass sie sich bei einer zufälligen<br />

Berührung vergeblich bemüht.<br />

Denn jede Falle kann<br />

höchstens siebenmal zuschnappen.<br />

Danach stirbt das<br />

Blatt mit der Falle ab.<br />

>> 40 %<br />

>> des Erfolgs eines Unternehmens<br />

lässt sich auf Mitarbeiterpflege<br />

zurückführen<br />

>> 42 %<br />

>> der Mitarbeiter in<br />

Deutschland fühlen sich<br />

nicht richtig anerkannt<br />

>> 250.000 Dollar<br />

>> erhielten die Angehörigen<br />

eines Tellerwäschers im<br />

World Trade Center<br />

>> 7.100.000 Dollar<br />

>> erhielten die Angehörigen<br />

eines Bankmanagers, der bei<br />

demselben Anschlag sein<br />

Leben ließ<br />

>> 19 %<br />

>> verdienen Frauen in<br />

Deutschland im Schnitt weniger<br />

als Männer<br />

>> 21,5 %<br />

>> verdienen Frauen mit wissenschaftlichem<br />

Abschluss<br />

weniger als Männer gleichen<br />

Ausbildungsniveaus<br />

>> 15.000 Euro<br />

>> erhielten die Angehörigen<br />

der ICE-Katastrophe von<br />

Eschede 1998 im Schnitt<br />

>> 400.000 Euro<br />

>> erhielten die Angehörigen<br />

des Concorde-Unglücks in<br />

Paris 2000 im Schnitt<br />

>> 88 %<br />

>> der Gehälter in Finnland<br />

sind tarifgebunden<br />

>> 14 %<br />

>> der Gehälter in Polen sind<br />

tarifgebunden<br />

VOM WERT DES MENSCHEN<br />

UND SEINER ARBEIT<br />

A Brasilien<br />

B<br />

China<br />

C<br />

England<br />

D Kalifornien<br />

Jetzt ganz neue Ausgaben unter<br />

www.bergedorfer-zeitung.de/volkerswelt<br />

Sagen Sie uns Ihre Meinung:<br />

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oder per Mail: volkers.welt@bergedorfer-zeitung.de<br />

Fotos: Fotolia © Smileus, Contrastwerkstatt,<br />

andris toms, Vadimsadovsky, andrey<br />

fire, Björn Wylecich.<br />

24 | Volkers Welt<br />

SONNABEND<br />

19. MÄRZ 2016<br />

Savant werden Menschen mit<br />

einer Inselbegabung genannt.<br />

Das Inselgebiet ist ein multisensorisches<br />

Areal im Gehirn,<br />

das Gefühle wie Hunger<br />

oder Durst bewusst macht.<br />

Savants sind Menschen mit<br />

einer geistigen Behinderung,<br />

die von Geburt an erstaunliche<br />

Fähigkeiten besitzen.<br />

Etwa 30 Personen weltweit<br />

wurden nicht als Savants<br />

geboren. Bei ihnen setzte ein<br />

Unfall das Genie frei. So wurde<br />

der Amerikaner Orlando<br />

Serrell als Zehnjähriger von<br />

einem Baseball am Kopf getroffen.<br />

Seitdem ist er ein<br />

hochbegabter Mathematiker,<br />

ebenso wie der Amerikaner<br />

Jason Padgett, der bei einer<br />

Kneipenschlägerei niedergeschlagen<br />

wurde. „Ein weißes<br />

Licht blitzte in meinem Hirn<br />

auf wie bei einem Kamerablitz“,<br />

schilderte Padgett der<br />

Süddeutschen Zeitung. Der<br />

Amerikaner Derek Amato<br />

wollte beim Sprung in einen<br />

Swimmingpool einen Football<br />

fangen, schlug mit dem<br />

Kopf auf den Beckenrand. Als<br />

er wieder erwachte, konnte<br />

er Klavier spielen. Man<br />

nimmt an, dass nach dem Unfall<br />

entstehende Verschaltungen<br />

zwischen alten und neu<br />

gebildeten Gehirnnerven solche<br />

Fähigkeiten freilegen.<br />

Die<br />

„W“-Frage:<br />

Was ist ein<br />

SAVANT?<br />

Superstar des<br />

Fußballs<br />

>> Mit 89<br />

Toren hat<br />

Cristiano Ronaldo<br />

in der<br />

Champions<br />

League häufiger<br />

getroffen<br />

als jeder<br />

andere. Doch wem verdankt<br />

der Fußballstar eigentlich<br />

seinen Namen?<br />

Kennen Sie die Lösung?<br />

Gewinnen Sie 50 Euro:<br />

01378 10 11 25*<br />

>> Von Leonardo DiCaprio<br />

handelte die vergangene<br />

Quizfrage. Der frischgebackene<br />

Oscar-Gewinner<br />

(„The Revenant“) war im<br />

August 1984 als Neunjähriger<br />

in den Ferien in Deutschland.<br />

In Oer-Erkenschwick<br />

nahm er – total hipp im<br />

bauchfreien USA-Shirt – an<br />

einem Breakdance-Wettbewerb<br />

teil und wurde Dritter.<br />

Als Preis durfte er eine<br />

Schallplatte mit Breakdance-<br />

Musik mit über den Großen<br />

Teich nehmen.<br />

Die 50 Euro hat gewonnen<br />

Uwe Karstens aus Kirchwerder<br />

Rufen Sie bis zum 20. März,<br />

12 Uhr, an und nennen Sie uns die<br />

richtige Lösung. Der Gewinner wird<br />

ausgelost und benachrichtigt.<br />

Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />

*(50 Cent/Anruf aus dem Festnetz<br />

der Deutschen Telekom, Mobilfunkpreise können abweichen)<br />

Da biste<br />

PLATT...<br />

BEGABUNG<br />

Hilfe, mein Kind ist schlau!<br />

Zwei bis drei<br />

Prozent der Kinder<br />

sind hochbegabt.<br />

Tests gibt<br />

es ab zweieinhalb<br />

Jahren.<br />

„Na, los, Papa. Sing’ mit mir!“<br />

Erwartungsvoll blickt mich<br />

meine Tochter (4) an. Gerade<br />

hat sie mir geduldig den Text<br />

des Volkslieds „Der Mond ist<br />

aufgegangen“ vorgebetet. Die<br />

ersten beiden Strophen wortgetreu.<br />

Jetzt ist sie irritiert,<br />

dass ich die Zeilen nicht nach<br />

einmal Hören sofort auswendig<br />

kann. Ich versuche es aufs<br />

Geratewohl, und natürlich<br />

verhaspele ich mich. „,Hold‘,<br />

Papa, es heißt ,hold’.“<br />

Für meine Tochter ist es<br />

vollkommen normal, Dinge<br />

ruck, zuck auswendig zu können.<br />

Vollkommen egal, ob es<br />

sich um Liedertexte in altertümlichem<br />

Deutsch, die Reihenfolge<br />

der Schuhe in der<br />

Kita oder Kindergeschichten<br />

aus dem Autoradio handelt.<br />

Alles wird abgespeichert. Mit<br />

nicht einmal zwei Jahren löste<br />

sie ohne Hilfe ein 25­teiliges<br />

Puzzle. Eine außergewöhnliche<br />

Leistung. Die meisten Kinder<br />

in diesem Alter wollen von<br />

etwas so Kompliziertem wie<br />

einem Puzzle nichts wissen.<br />

Der Unterschied zwischen<br />

außergewöhnlich und genial<br />

sind weitere 25 Puzzleteile.<br />

Vom 25­jährigen Schachweltmeister<br />

Magnus Carlsen aus<br />

Norwegen, einem der brillantesten<br />

Köpfe auf unserem Globus,<br />

ist bekannt, dass er mit<br />

nicht einmal zwei Jahren sogar<br />

schon 50­Teile­Puzzle zusammensetzte.<br />

Viele Eltern wünschen sich<br />

ein Wunderkind. Doch Genialität<br />

kann einsam machen.<br />

Über Carlsen schreibt sein<br />

Trainer Simen Agdestein in<br />

dem Buch „Wunderjunge“:<br />

„Als er vier wurde, konnte er<br />

den ganzen Tag damit verbringen,<br />

mit Legosteinen komplizierte<br />

Modelle für Zehn­ bis<br />

14­Jährige zu bauen. Nach solchen<br />

,Lego­Tagen‘, an denen<br />

sich Magnus in völliger Hingabe<br />

stundenlang mit Bauen befasste,<br />

kam es vor, dass er<br />

nachts wach lag, die Augen<br />

weit offen, unfähig zu schlafen,<br />

weil er ständig an die Legosteine<br />

dachte.“<br />

Rund zwei bis drei Prozent<br />

aller Kinder sind hochbegabt.<br />

Wer Zweifel hat, ob sein Kind<br />

dazu gehört, kann es ab einem<br />

Alter von zweieinhalb Jahren<br />

testen lassen. Das Problem: Intelligenztests<br />

bei Kleinkindern<br />

sagen immer nur etwas über<br />

den augenblicklichen Entwicklungsstand<br />

aus, hingegen wenig<br />

über die grundsätzliche Intelligenz.<br />

Eine Hochbegabung liegt<br />

vor, wenn ein Intelligenzquotient<br />

von 130 übertroffen wird,<br />

entweder insgesamt oder in<br />

einem einzelnen Teilbereich<br />

(Sprachvermögen, Mathematik,<br />

Verarbeitungsgeschwindigkeit<br />

von Informationen).<br />

Eine Hochbegabung ist in jungen<br />

Jahren mehr Fluch als Segen.<br />

Während andere Kinder<br />

ihre Nachmittage mit Spielen<br />

verbringen, müssen Hochbegabte<br />

oft weite Wege zur<br />

nächsten Begabtenschule pendeln.<br />

Ob hochbegabt oder nicht:<br />

Viele Eltern legen Wert darauf,<br />

dass die Fähigkeiten ihres<br />

Kindes frühzeitig gefördert<br />

wird. Mehrsprachliche Kitas,<br />

naturwissenschaftliche Experimente<br />

im Kleinkindalter und<br />

musikalische Frühförderung<br />

boomen. „Es gibt einen regelrechten<br />

Frühförderwahn“, sagte<br />

der Bildungsforscher Heiner<br />

Barz 2014 dem Hamburger<br />

Abendblatt, „das Bestreben,<br />

bloß keine Fähigkeiten brach<br />

liegen zu lassen, hat schon<br />

wahnhafte Züge.“<br />

Viele Eltern sind allerdings<br />

selbst die größte Entwicklungsbremse,<br />

indem sie ihre<br />

Kinder vor dem Fernseher<br />

„parken“ anstatt sich mit ihnen<br />

zu beschäftigen. Das schadet<br />

dem Nachwuchs, ist sich die<br />

Forschung sicher. Fernsehen<br />

liefert eine Vielzahl von visuellen<br />

Eindrücken, die an dem<br />

Kind vorüberhuschen. Das<br />

Kind sitzt dabei fasziniert und<br />

vollkommen reglos vor dem<br />

Bildschirm. „Bildlich könnte<br />

man sagen: Nicht nur die Augenpartie,<br />

sondern der gesamte<br />

Körper sind wie in Gips gelegt“,<br />

schreiben Wolfgang<br />

Goebel und Michaela Glöckler<br />

in dem Buch „Kindersprechstunde“.<br />

Die Folge: Das Überangebot<br />

an Sinneseindrücken<br />

führt zu bruchstückhaften Gedankenabläufen,<br />

was sich negativ<br />

auf die noch im Werden<br />

begriffenen Nerven des Gehirns<br />

auswirken kann.<br />

Egal, wie gut das Gehirn<br />

aufgebaut wurde, ab dem 45.<br />

Lebensjahr beginnt die Denkleistung<br />

abzunehmen. Um 3,6<br />

Prozent bis zum 50. Lebensjahr,<br />

um 7,4 Prozent (Frauen),<br />

beziehungsweise 9,6 Prozent<br />

(Männer) zwischen dem 65.<br />

und 70. Lebensjahr. Das ist das<br />

Ergebnis einer Studie vom<br />

University College London<br />

und dem Institut „Inserm“ in<br />

Frankreich. Was dagegen hilft,<br />

sind gesunde Ernährung, Bewegung<br />

und Gehirnjogging, also<br />

zum Beispiel das Auswendiglernen<br />

von Texten. Ich habe<br />

„Der Mond ist aufgegangen“<br />

jetzt drauf. Zehn Minuten<br />

hat das gedauert. Das nächste<br />

Zu­Bett­Bringen kann kommen.<br />

Autor: Volker Gast<br />

VIELSEITIG INTERESSIERT Wie gut Schüler lernen, hängt auch davon ab, wie lange sie als Kleinkind Fernsehen schauen durften.<br />

500 Mrd. €<br />

>> Rund 500 Milliarden Euro<br />

werden weltweit pro Jahr bei<br />

Wetten auf Fußballspiele gesetzt,<br />

allein 30 Milliarden<br />

davon auf Spiele in Deutschland.<br />

Etwa 70 Prozent der<br />

Wettumsätze werden in<br />

Asien erzielt. Für den Fußball<br />

hierzulande sind die<br />

Wetten ein Riesenproblem.<br />

Vor allem für den deutschen<br />

Jugendfußball, auf den jährliche<br />

weltweit 300 Millionen<br />

Euro gesetzt werden.<br />

>> Nicht aus Zucker sein<br />

bedeutet, den Regen nicht<br />

zu scheuen, sich auch auf<br />

eine unbequeme Sache einzulassen.<br />

Die Wendung kam<br />

im späten 19. Jahrhundert<br />

auf. Zucker galt damals als<br />

Synonym für das bequeme,<br />

privilegierte Leben. So heißt<br />

es ja auch, wenn etwas unangenehm<br />

wird: „Das ist<br />

kein Zuckerschlecken.“<br />

Redensart:<br />

Biber, Otter<br />

und Dachs<br />

sind Fische!<br />

Richtig oder falsch?<br />

Am kommenden Sonnabend<br />

endet die 40­tägige Fastenzeit.<br />

Im Jahr 590 nach Christus hatte<br />

Papst Gregor I. (540­604)<br />

verfügt, dass Katholiken in<br />

dieser Zeit der Genuss vom<br />

Fleisch „warmblütiger Tiere“<br />

verboten sei. Gregor I., auch<br />

„Gregor der Große“ genannt,<br />

war einer der bedeutendsten<br />

Päpste des 1. Jahrtausends.<br />

Fische fallen also nicht<br />

unter dieses Verbot, Biber, Otter<br />

und Dachs als Säugetiere<br />

hingegen schon. Aber sie leben<br />

am und im Wasser. Das brachte<br />

das Konstanzer Konzil der<br />

Katholischen Kirche, das von<br />

1414 bis 1418 tagte, auf die Idee,<br />

sie mit dem Satz „Biber, Otter,<br />

Dachs – alles genug!“ sozusagen<br />

als Fische zu erklären und<br />

als Fastenspeise freizugeben.<br />

Für den Biber hatte das dramatische<br />

Folgen: Er wurde in den<br />

folgenden Jahrhunderten fast<br />

ausgerottet. Heute steht er<br />

unter Naturschutz.<br />

>> Der Mond ist aufgegangen,<br />

die goldenen Sternlein<br />

prangen am Himmel hell<br />

und klar;<br />

>> Der Wald steht schwarz<br />

und schweiget, und aus den<br />

Wiesen steiget der weiße<br />

Nebel wunderbar.<br />

>> Wie ist die Welt so stille<br />

und in der Dämmrung Hülle<br />

so traulich und so hold,<br />

>> als eine stille Kammer,<br />

wo ihr des Tages Jammer<br />

verschlafen und vergessen<br />

sollt!<br />

>> Wie lange brauchen Sie,<br />

um diesen Text auswendig zu<br />

lernen?<br />

DER MOND IST<br />

AUFGEGANGEN<br />

A Ronald McDonald<br />

B<br />

Ronald Reagan<br />

C<br />

Ron Weasley<br />

D Ron Wood<br />

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Fotos: dpa; Fotolia © Oleg Erin, lucadp,<br />

Alex White, dfikar.<br />

„Es gibt einen<br />

regelrechten<br />

Frühförderwahn“<br />

Heiner Barz,<br />

Bildungsforscher<br />

8 | Volkers Welt<br />

SONNABEND<br />

4. JUNI 2016<br />

Langjährige „Topmodel“­Gucker<br />

wissen, was es bedeutet,<br />

wenn Heidi Klum ein „Editorial<br />

Shooting“ ankündigt.<br />

Dann sind die jungen Damen<br />

aufgefordert, möglichst keine<br />

Miene zu verziehen und<br />

griesgrämig in die Kamera zu<br />

schauen. Auch bei den klassischen<br />

Modenschauen geht es<br />

ernst zu. Kein Lächeln soll<br />

von der Hauptsache, der<br />

Kleidung, ablenken.<br />

In den 50er­ und 60er­Jahren<br />

durfte Models, die damals<br />

noch Mannequins hießen,<br />

noch lächeln. Das Lächeln<br />

war – wie bei Hostessen oder<br />

Stewardessen – eine Einladung,<br />

sich etwas zu leisten,<br />

und ein Glücksversprechen.<br />

Die in den 70er­Jahren aufkommende<br />

Avantgarde wollte<br />

sich von dieser altbackenen<br />

Glücksvorstellung absetzen.<br />

Sie begriff Mode als<br />

Kunstform und entwickelte<br />

eine völlig neue Bildsprache.<br />

Models kamen nun ernst daher,<br />

düstere Blicke sollten für<br />

eine tiefsinnige und vielschichtige<br />

Atmosphäre sorgen,<br />

wo früher Oberflächlichkeit<br />

regiert hatte. Doch ganz<br />

wurde das Lächeln nicht vertrieben.<br />

In den Versandhauskatalogen,<br />

die weiter auf<br />

schlichte Glücksversprechen<br />

setzen, hat es überdauert.<br />

Die<br />

„W“-Frage:<br />

Warum gucken<br />

Models GRIES-<br />

GRÄMIG?<br />

Mit Torgarantie<br />

>> Gesucht ist heute der effektivste<br />

Torjäger im EM-Kader<br />

von Joachim<br />

Löw.<br />

Zwar haben<br />

andere häufiger<br />

getroffen,<br />

aber niemand<br />

schießt so regelmäßig<br />

Tore<br />

wie der<br />

Mann auf dem Foto.<br />

Kennen Sie die Lösung?<br />

Gewinnen Sie 50 Euro:<br />

01378 10 11 25*<br />

>> Um das Theaterstück<br />

„Warten auf Godot“ drehte<br />

sich unsere Quizfrage. Obwohl<br />

Autor Samuel Beckett<br />

(1906-1989) Ire war, lebte<br />

er doch seit 1937 in Frankreich<br />

und verfasste das ereignisarme<br />

Stück daher in<br />

Französisch. Uraufgeführt<br />

wurde es am 5. Januar 1953<br />

im Théâtre de Babylone in<br />

Paris.<br />

Die 50 Euro hat gewonnen:<br />

Doris Reichenbächer aus Geesthacht<br />

Rufen Sie bis zum 5. Juni,<br />

12 Uhr, an und nennen Sie uns die<br />

richtige Lösung. Der Gewinner wird<br />

ausgelost und benachrichtigt.<br />

Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />

*(50 Cent/Anruf aus dem Festnetz<br />

der Deutschen Telekom, Mobilfunkpreise können abweichen)<br />

Da biste<br />

PLATT...<br />

STAATSBÜRGERSCHAFT<br />

Wer ist eigentlich ein Deutscher?<br />

Wer Deutscher<br />

werden will,<br />

muss eine Menge<br />

über unser Land<br />

wissen.<br />

Wenn in einer Woche die Fußball­Europameisterschaft<br />

beginnt,<br />

dann heißt es wieder:<br />

„Franzosen gegen Schweizer“,<br />

„Schweden gegen Italiener“,<br />

„Deutsche gegen Polen“. Die<br />

Fans feiern ihr Land, ihr Team,<br />

ohne sich groß etwas dabei zu<br />

denken. Seit dem „Sommermärchen“<br />

2006 haben auch<br />

wir Deutschen trotz der belasteten<br />

Geschichte wieder ein<br />

entspanntes Verhältnis zu<br />

unserer Nationalität.<br />

Unsere Staatsbürgerschaft<br />

begleitet uns durch unser Leben,<br />

ohne dass wir uns dessen<br />

immer bewusst sind. Wird in<br />

Deutschland ein Kind geboren,<br />

müssen die Eltern die Existenz<br />

des neuen Erdenbürgers binnen<br />

einer Woche dem Standesamt<br />

melden. Die Bedeutung<br />

dieses formalen Aktes<br />

lässt sich daran ermessen, dass<br />

in vielen Krankenhäusern angeboten<br />

wird, die Anmeldung<br />

gleich vor Ort zu erledigen.<br />

Erst die Geburtsurkunde<br />

macht uns vor dem Gesetz zu<br />

der Person, die wir sind.<br />

Diskussionen um die<br />

Staatsbürgerschaft bekamen<br />

im vergangenen Jahr durch die<br />

Flüchtlingswelle neue Aktualität.<br />

„Deutschland den Deutschen“,<br />

ist ein in reaktionären<br />

Kreisen oft vorgetragener Slogan.<br />

Zuletzt unterschied ein<br />

Politiker gar zwischen solchen<br />

und solchen Deutschen, zwischen<br />

Nachbarn mit heller und<br />

dunkler Hautfarbe, was zu<br />

Recht einen Sturm der Entrüstung<br />

auslöste. Doch was ist das<br />

eigentlich: Deutsch sein? Der<br />

Begriff existiert im allgemeinen<br />

Sprachgebrauch so ungefähr<br />

ab dem<br />

15. Jahrhundert,<br />

als das Heilige Römische<br />

Reich den Zusatz „Deutscher<br />

Nation“ bekam. Doch bis ins<br />

19. Jahrhundert hinein blieb er<br />

im Alltag unbedeutend. Man<br />

war in erster Linie Preuße,<br />

Bayer oder Württemberger,<br />

erst in zweiter Linie Deutscher.<br />

1815 löste der Deutsche<br />

Bund das Heilige Römische<br />

Reich Deutscher Nation ab,<br />

das sich 1806 aufgelöst hatte.<br />

Doch auch der Deutsche Bund<br />

war stets mehr Staatenbund<br />

als Bundesstaat. Obwohl schon<br />

die<br />

Paulskirchenverfassung<br />

von 1848 dies vorgesehen hatte,<br />

gab es weiter keine deutsche<br />

Staatsangehörigkeit. Das<br />

änderte sich erst mit der Gründung<br />

des Deutschen Reiches<br />

am 18. Januar 1871 in Versailles.<br />

Die lange angestrebte deutsche<br />

Nation wurde Wirklichkeit,<br />

deren Bürger nun<br />

„Reichsdeutsche“<br />

genannt<br />

wurden. Doch ihre Anhänglichkeit<br />

an die einzelnen<br />

Gliedstaaten blieb. Dies zeigt<br />

sich exemplarisch an einem<br />

Brief, den der preußische König<br />

Wilhelm an eben jenem 18.<br />

Januar 1871 an seine Frau Augusta<br />

schrieb, nachdem er zum<br />

deutschen Kaiser Wilhelm I.<br />

gekrönt worden war: „Eben<br />

kehre ich vom Schlosse nach<br />

vollbrachtem Kaiserakte zurück.<br />

Ich kann dir nicht sagen,<br />

in welcher morosen (= niedergeschlagenen)<br />

Emotion ich in<br />

diesen letzten Tagen war, teils<br />

wegen der hohen Verantwortung,<br />

die ich nun zu übernehmen<br />

habe, teils und vor allem<br />

über den Schmerz, den preußischen<br />

Titel verdrängt zu sehen.“<br />

Mit dem deutschen Reichsund<br />

Staatsangehörigkeitsgesetz<br />

vom 22. Juli 1913 bekam<br />

der Begriff „Deutscher“ dann<br />

eine rechtliche Grundlage.<br />

Heute ist der Begriff in Artikel<br />

116 des Grundgesetzes geregelt.<br />

Darin heißt es: „Deutscher<br />

ist, wer die deutsche<br />

Staatsangehörigkeit besitzt.“<br />

Diese ist wiederum durch das<br />

Abstammungsrecht geregelt.<br />

Ein Kind erwirbt bei seiner<br />

Geburt die deutsche Staatsangehörigkeit,<br />

wenn zumindest<br />

ein Elternteil Deutscher ist<br />

(Abstammungsprinzip). Seit<br />

1977 erhalten auch von Deutschen<br />

adoptierte Kinder die<br />

deutsche Staatsbürgerschaft.<br />

Seit 2000 können zudem auch<br />

Kinder, deren Eltern beide<br />

Ausländer sind, bei der Geburt<br />

Deutsche werden, wenn sie in<br />

Deutschland geboren sind und<br />

zu diesem Zeitpunkt zumindest<br />

ein Elternteil ein unbefristetes<br />

Aufenthaltsrecht besitzt<br />

(Geburtsortprinzip).<br />

Liegt eine doppelte Staatsbürgerschaft<br />

vor, müssen sich die<br />

Personen mit 18 Jahren entscheiden,<br />

welche Staatsbürgerschaft<br />

sie behalten wollen.<br />

Wer nicht von Geburt an<br />

Deutscher ist, kann dies über<br />

das Einbürgerungsgesetz werden.<br />

Doch die Hürden sind<br />

hoch: Wer die deutsche Staatsbürgerschaft<br />

erwerben will,<br />

muss seit mindestens acht Jahren<br />

in unserem Land leben, ein<br />

unbefristetes Aufenthaltsrecht<br />

Wer war Graf<br />

von Stauffenberg?<br />

besitzen, seinen Lebensunterhalt<br />

sichern, unbescholten<br />

sein, Deutsch sprechen, sich<br />

zum Grundgesetz bekennen<br />

und seine alte Staatsangehörigkeit<br />

aufgeben. Und er muss<br />

den Einbürgerungstest bestehen,<br />

bei dem von 33 Fragen<br />

mindestens 17 richtig zu beantworten<br />

sind. Darin wird zum<br />

Beispiel gefragt, wer Claus<br />

Schenk Graf von Stauffenberg<br />

war (Hitler­Attentäter), wann<br />

die Bundesrepublik Deutschland<br />

gegründet wurde (1949),<br />

wie der erste Bundeskanzler<br />

hieß (Konrad Adenauer) oder<br />

was soziale Marktwirtschaft<br />

bedeutet (Prinzip von Angebot<br />

und Nachfrage mit sozialem<br />

Ausgleich durch den Staat).<br />

Und vielleicht ja auch bald,<br />

wer Deutschland zum Europameistertitel<br />

2016 schoss...<br />

HERZENSSACHE Die Farben Schwarz-Rot-Gold traten als deutsche Nationalfarben erstmals während<br />

der Befreiungskriege (1813 bis 1815) in Erscheinung. Sie gehen auf das Lützowsche Freikorps zurück,<br />

dessen Mitglieder schwarze Uniformen mit goldenen Knöpfen und roten Kragenspiegeln trugen.<br />

850.000<br />

>> 850.000 Tagebücher<br />

hortet das Centre for Time<br />

Use Research der Universität<br />

Oxford in Großbritannien.<br />

Sie dienen der Erforschung,<br />

wie wir unsere Zeit verbringen.<br />

Dabei konnten die Forscher<br />

bereits das weit verbreitete<br />

Vorurteil entkräften,<br />

dass unser Leben immer<br />

arbeitsreicher wird. Tatsächlich<br />

hat sich – gesamtgesellschaftlich<br />

betrachtet – die<br />

Arbeitszeit seit den 80er-<br />

Jahren kaum verändert.<br />

>> Einen Kater haben bedeutet,<br />

die Folgen eines starken<br />

Rausches zu spüren. Es<br />

wird angenommen, dass der<br />

Ausdruck seinen Ursprung in<br />

dem Wort „katarrh“ hat.<br />

Eine andere Theorie ist, dass<br />

er sich aus dem seit dem<br />

18. Jahrhundert bekannten<br />

Begriff „Katzenjammer“ entwickelt<br />

hat. Um 1850 fand<br />

die Wendung zuerst durch<br />

Leipziger Studenten Eingang<br />

in die Umgangssprache. Sie<br />

hebt darauf ab, dass das Gejammer<br />

Alkoholkranker an<br />

das nächtliche Geschrei liebestoller<br />

Katzen erinnert.<br />

Redensart:<br />

Folter ist<br />

keine<br />

Strafe!<br />

Im Mittelalter gab es ein ausdifferenziertes<br />

Rechtssystem.<br />

Die hohe Gerichtsbarkeit verhandelte<br />

Schwerverbrechen<br />

wie Mord, Spionage, Hexerei,<br />

Ehebruch oder Falschmünzerei.<br />

Die niedere Gerichtsbarkeit<br />

wurde vom Grundherrn<br />

ausgeübt. Er urteilte über<br />

Eigentums­ oder Erschaftsangelegenheiten.<br />

Kam man bei<br />

der hohen Gerichtsbarkeit mit<br />

der Beweisführung nicht weiter,<br />

griff man zur Folter, um<br />

ein Geständnis zu erzwingen.<br />

Die Folter war also Bestandteil<br />

des Verfahrens, nicht die<br />

eigentliche Strafe. Sie stammt<br />

aus dem Alten Rom, wo Sklaven<br />

und Verräter gefoltert<br />

wurden. Im Mittelalter war ihr<br />

Gebrauch anfangs völlig willkürlich,<br />

ab dem 13. Jahrhundert<br />

musste mindestens ein Zeuge<br />

die Täterschaft bezeugen. Erst<br />

im 18. Jahrhundert setzte sich<br />

die Erkenntnis durch, dass Folter<br />

unmenschlich ist.<br />

A Mario Gomez<br />

B<br />

Mario Götze<br />

C<br />

Thomas Müller<br />

D André Schürrle<br />

Ältere Ausgaben unter<br />

www.bergedorfer-zeitung.de/volkerswelt<br />

Sagen Sie uns Ihre Meinung:<br />

Bergedorfer Zeitung | Volkers Welt | Curslacker Neuer Deich 50 | 21029 Hamburg<br />

oder per Mail: volkers.welt@bergedorfer-zeitung.de<br />

>> Es war der 24. September<br />

2014, als sich die damals 18-<br />

jährige Alecia Faith Pennington<br />

entschloss zu fliehen. Aufgewachsen<br />

war sie mit acht<br />

Geschwistern auf einer Farm<br />

in Texas als Tochter zweier<br />

fundamentaler Christen. Während<br />

eines Besuchs ihrer<br />

Großeltern raffte sie ihre Habseligkeiten<br />

zusammen und<br />

versteckte sich in deren Auto.<br />

Als ihr Großvater, Jim Southworth,<br />

abends den Wagen öffnete,<br />

war er überrascht, seine<br />

Enkeltochter vorzufinden. Auf<br />

ihr Drängen hin nahm er sie<br />

mit.<br />

>> Schnell stellte sich jedoch<br />

heraus, dass der Sprung in ein<br />

neues Leben für Alecia Faith<br />

Pennington alles andere als<br />

einfach war. Denn sie besaß<br />

keinerlei offizielles Dokument<br />

über ihre Person und war damit<br />

für den amerikanischen<br />

Staat schlicht nicht auf der<br />

Welt. Sie konnte also weder<br />

ein Bankkonto einrichten, noch<br />

studieren, ein Flugticket buchen<br />

oder den Führerschein<br />

machen. In ihrer Not wandte<br />

sich die mittlerweile 19-Jährige<br />

im Februar 2015 in einem<br />

Youtube-Video an die Öffentlichkeit<br />

und erzählte ihre Geschichte:<br />

Sie sei zu Hause geboren<br />

worden, habe nie eine<br />

Schule oder ein Krankenhaus<br />

besucht, sondern privat unterrichtet<br />

worden und sei von<br />

ihren Eltern nie offiziell gemeldet<br />

worden. Innerhalb weniger<br />

Tage machte die Geschichte<br />

vom „Mädchen, das nicht<br />

existiert“ (Hamburger Abendblatt)<br />

Schlagzeilen auf der<br />

ganzen Welt. Das zeigte Wirkung:<br />

Die Politiker in Texas<br />

brachten ein Gesetz auf den<br />

Weg, das solche Fälle regelt.<br />

Im September 2015 konnte<br />

Alecia Faith Pennington<br />

schließlich ihre Geburtsurkunde<br />

in Empfang nehmen – fast<br />

20 Jahre, nachdem sie auf die<br />

Welt gekommen war.<br />

DAS MÄDCHEN, DAS NICHT EXISTIERTE<br />

DIE UNGLAUBLICHE GESCHICHTE DER ALECIA FAITH PENNINGTON<br />

Alecia Faith Pennington<br />

kämpfte lange um ihre<br />

Geburtsurkunde.<br />

Richtig oder falsch?<br />

Fotos: dpa; Fotolia © VRD, Ermolaev<br />

Alexandr, okalinichenko, schinsilord.<br />

16 | Volkers Welt<br />

SONNABEND<br />

12. MÄRZ 2016<br />

Wenn es um die Anzahl der<br />

Teile angeht, kennen Puzzle­<br />

Hersteller kaum Grenzen. So<br />

hat Ravensburger ein 18.000­<br />

Teile­Puzzle im Programm,<br />

das ein vollgestelltes Regal<br />

zeigt (und zum Glück in Etappen<br />

gelöst werden kann).<br />

Clementoni hat Puzzles mit<br />

13.200 Teilen im Angebot.<br />

Die Motive reichen von Michelangelo<br />

über eine Pferdeherde<br />

bis zur New Yorker<br />

Skyline. Das schwerste Puzzle<br />

der Welt aber heißt „Eternity<br />

II“ und besteht aus nur<br />

256 quadratischen Teilen, die<br />

zu einem Quadrat von 16x16<br />

Teilen zusammengelegt werden<br />

müssen. Bei der Veröffentlichung<br />

2007 wurde ein<br />

Preis von 2 Millionen Dollar<br />

ausgelobt, doch bis zum Ende<br />

der Preisausschreibung 2010<br />

konnte niemand die Lösung<br />

präsentieren. Das Problem:<br />

Jedes Quadrat ist mit vier<br />

Dreiecken bemalt, die an passende<br />

Dreicke der Nachbarquadrate<br />

angelegt werden<br />

müssen. Das wäre ganz einfach,<br />

wenn es jede Art Dreieck<br />

immer nur auf zwei<br />

Quadraten gäbe. Tatsächlich<br />

ist aber jede Art Dreieck rund<br />

vier Dutzend Mal vertreten.<br />

Durch diese Wiederholung<br />

steigern sich die Anlegemöglichkeiten<br />

ins Unendliche.<br />

Die<br />

„W“-Frage:<br />

Wie viele TEILE hat<br />

das SCHWERSTE<br />

PUZZLE der Welt?<br />

Leonardos<br />

Jugenderfolg<br />

>> Der Oscar-Gewinner<br />

Leonardo<br />

DiCaprio<br />

machte 1984<br />

als zehnjähriger<br />

Junge<br />

Urlaub in<br />

Oer-Erkenschwick und wurde<br />

dort Dritter in einem<br />

Wettbewerb. Raten Sie doch<br />

mal, worum es dabei ging.<br />

Kennen Sie die Lösung?<br />

Gewinnen Sie 50 Euro:<br />

01378 10 11 25*<br />

>> „Frischer Wind im Norden“,<br />

heißt der Slogan der<br />

46.000-Einwohner-Stadt<br />

Stade. Nach der Bedeutung<br />

des Wortes „Stade“ war bei<br />

unserem Gewinnspiel gefragt.<br />

Plattdeutsch heißt die<br />

Stadt „Stood“, da ist noch<br />

der altgermanische Ursprung<br />

des Namens „stod“ zu erkennen,<br />

der Lagerplatz oder<br />

„Stelle“ bedeutet. Liebhaber<br />

älterer Literatur kennen sicher<br />

noch das Wort „Gestade“<br />

für einen Ort, an dem<br />

Schutz sucht.<br />

Die 50 Euro hat gewonnen:<br />

Hubert Lechner aus Reinbek<br />

Rufen Sie bis zum 13. März,<br />

12 Uhr, an und nennen Sie uns die<br />

richtige Lösung. Der Gewinner wird<br />

ausgelost und benachrichtigt.<br />

Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />

*(50 Cent/Anruf aus dem Festnetz<br />

der Deutschen Telekom, Mobilfunkpreise können abweichen)<br />

Da biste<br />

PLATT...<br />

FARBEN TEIL 2<br />

Wie Farben unser Leben bestimmen<br />

Eine Frau in<br />

einem roten<br />

Kleid erscheint<br />

besonders attraktiv.<br />

Doch keiner<br />

wagt es, sie anzusprechen.<br />

Als Jürgen Klinsmann im Jahr<br />

2004 Bundestrainer der deutschen<br />

Fußball­Nationalmannschaft<br />

wurde, ließ er die traditionell<br />

in Weiß und Schwarz<br />

gekleidete deutsche Elf in<br />

Knallrot spielen, weil diese<br />

Farbe für Aggressivität steht.<br />

Tatsächlich ist wissenschaftliche<br />

erwiesen: Sportler in Rot<br />

sind erfolgreicher als Aktive in<br />

anderen Farben!<br />

Der Nachweis gelang im<br />

Kampfsport. „Rot gegen Blau“,<br />

heißt es in den Sportarten Boxen,<br />

Ringen und Taekwondo.<br />

Welcher Kämpfer welche Farbe<br />

zu tragen hat, wird vor jedem<br />

Kampf ausgelost. Anhand<br />

der Olympischen Spiele 2004<br />

in Athen fanden die Forscher<br />

Russell Hill und Robert Barton<br />

von der Universität Durham<br />

(Großbritannien) heraus, dass<br />

die Mehrheit der siegreichen<br />

Kämpfer Rot trug: im Taekwondo<br />

57 Prozent, im Boxen 55<br />

Prozent und im Ringen 53 Prozent.<br />

Nur ein Zufall, oder steckte<br />

mehr dahinter? Sportpsychologen<br />

der Universität Münster<br />

wollten das genauer wissen<br />

und ließen die Taekwondo­<br />

Bilder aus Athen im Jahr 2008<br />

noch einmal von 42 Kampfrichtern<br />

bepunkten. Danach<br />

zeigten sie die Filme den Unparteiischen<br />

noch einmal,<br />

doch dieses Mal hatten die<br />

Forscher die Bilder manipuliert:<br />

Die in Blau gekleideten<br />

Kämpfer erschienen nun in<br />

Rot und umgekehrt. Das verblüffende<br />

Ergebnis: Wieder<br />

bekamen die rot erscheinenden<br />

Kämpfer im Schnitt 13<br />

Prozent mehr Punkte zuerkannt.<br />

Diese Erkenntnisse lassen<br />

sich auf viele Bereiche unseres<br />

Lebens übertragen. Eine Frau<br />

in einem roten Kleid erscheint<br />

attraktiver als wenn sie Blau,<br />

Grün, Gelb oder Schwarz tragen<br />

würde. Dennoch ist ein rotes<br />

Kleid für eine Frau nicht<br />

ohne Risiko. „Was Männer angeht,<br />

gucken alle Männer hin,<br />

aber keiner wagt es, sie anzusprechen,<br />

weil es verboten ist<br />

wie bei einer roten Ampel“, erklärte<br />

Professor Harald Braem,<br />

der Autor des Buches „Die<br />

Macht der Farben“, gegenüber<br />

dem ZDF.<br />

Farben sind das Spektrum<br />

des Lichts. Das hat Isaac Newton<br />

(1642­1726) schon im Jahr<br />

1671 mit Hilfe eines Glasprismas<br />

nachgewiesen. Eine einzelne<br />

Farbe besteht also aus<br />

Lichtwellen gleicher Wellenlänge.<br />

Der für den Menschen<br />

sichtbare Teil des Lichts beginnt<br />

bei einer Wellenlänge<br />

von 380 Nanometern (nm/<br />

Violett). Es folgen Blau (400­<br />

500 nm), Türkis (500­510 nm),<br />

Grün (510­580 nm), Gelb (580­<br />

600 nm), Orange (600 bis 640<br />

nm) und Rot (640 bis 780 nm).<br />

Wellenlängen unterhalb von<br />

380 Nanometern (Ultraviolett)<br />

sind für den Menschen nicht<br />

zu sehen, wohl aber für Bienen.<br />

Sie folgen ultravioletten<br />

Mustern auf den Pflanzen, um<br />

ins Innere des Blütenkelchs zu<br />

finden und bestäuben so die<br />

Pflanze.<br />

Auch der Bereich jenseits<br />

der 780 Nanometer (infrarot)<br />

bleibt dem Menschen verborgen.<br />

Nicht aber den Schlangen,<br />

die mit ihrem Grubenorgan<br />

Infrarot­Strahlung wahrnehmen<br />

können. Das Grubenorgan<br />

ist durch einige runde<br />

Öffnungen oberhalb des<br />

Munds gekennzeichnet. Es<br />

sorgt dafür, dass die Schlange<br />

Schlangen sehen in<br />

völliger Dunkelheit<br />

in ihrer Umgebung Temperaturunterschiede<br />

vom Bruchteil<br />

eines Grads wahrnehmen<br />

kann. Auf diese Weise kann sie<br />

in völliger Dunkelheit jagen.<br />

Trifft Licht auf unser Auge,<br />

so fällt es durch die Linse auf<br />

die Netzhaut, auf der sich rund<br />

126 Millionen lichtempfindliche<br />

Sinneszellen befinden,<br />

nämlich 6 Millionen Zapfen<br />

und 120 Millionen Stäbchen.<br />

Letztere ermöglichen das Sehen<br />

bei geringer Lichtstärke.<br />

Die Zapfen hingegen sind die<br />

Rezeptoren für die Farbwahrnehmung.<br />

Es gibt drei verschiedene<br />

Arten für Rot, Grün<br />

und Blau. Während der Anteil<br />

der Zapfen, die auf Blau reagieren,<br />

bei jedem Menschen<br />

bei rund 12 Prozent liegt, variiert<br />

der Anteil von Zapfen für<br />

Rot und Grün von Mensch zu<br />

Mensch. Durch die Mischung<br />

der Impulse sehen wir das gesamte<br />

für uns erkennbare<br />

Farbspektrum von bis zu 7,5<br />

Millionen Farbnuancen.<br />

Diese Impulse bewirken<br />

eine Reaktion unseres Körpers,<br />

die automatisch abläuft.<br />

Sehen wir zum Beispiel die<br />

Signalfarbe Rot, die in früheren<br />

Jahrhunderten mit Blut<br />

und Feuer verknüpft war, so<br />

gibt es eine Adrenalinausschüttung<br />

in unserem Körper.<br />

Puls und Blutdruck steigen.<br />

Wir sind alarmiert. Sehen wir<br />

hingegen Grün, so bewirkt das<br />

eine Melanin­Ausschüttung.<br />

Die Systeme des Körpers fahren<br />

herunter, der Mensch beruhigt<br />

sich.<br />

Diese<br />

Körperreaktionen<br />

können wir nicht steuern. Und<br />

genau das ist der Grund, weshalb<br />

wir im Sport rote Trikots<br />

als aktiv und aggressiv empfinden,<br />

blaue Trikots hingegen<br />

als passiv und schwach. Jürgen<br />

Klinsmann hat seine „Trikot­<br />

Revolution“ trotzdem nichts<br />

genutzt. Die rot gekleidete Nationalelf<br />

verlor sang­ und<br />

klanglos mit 1:4 bei den in Blau<br />

spielenden Italienern. Die roten<br />

Trikots verschwanden daraufhin<br />

ganz schnell wieder im<br />

Schrank.<br />

WAS ZIEHE ICH AN? Bunte T-Shirts hängen auf einer Wäscheleine. Sie erscheinen uns unterschiedlich farbig, weil sie verschiedene Wellenlängen des Lichts reflektieren.<br />

1.176.000 t<br />

>> Rund 3,5 Millionen Tonnen<br />

Uran lagern für den<br />

Menschen erreichbar in<br />

unserer Erde. Fast ein Drittel<br />

davon, nämlich 1.176.000<br />

Tonnen, finden sich in Australien.<br />

Fast schon bescheiden<br />

nehmen sich dagegen<br />

die nächstgrößeren Vorkommen<br />

in Kanada (361.000),<br />

Kasachstan (336.000), dem<br />

Niger (242.000), Südafrika<br />

(195.000), Russland<br />

(181.000) und Brasilien<br />

(158.000) aus.<br />

>> Eine Fahrkarte schießen<br />

bedeutet, das Ziel zu verfehlen.<br />

Die Wendung ist im<br />

Fußball weit verbreitet,<br />

stammt aber aus dem<br />

Schießsport. Wenn ein<br />

Schütze die Ringe auf der<br />

Zielscheibe verfehlt und der<br />

Schuss auf dem Rand daneben<br />

einschlägt, dann sieht<br />

das so aus, als habe ein<br />

Schaffner eine Fahrkarte abgeknipst.<br />

Redensart:<br />

Honig<br />

ist<br />

blau!<br />

Richtig oder falsch?<br />

Passend zum Thema „Farben“<br />

unser heutiges Beispiel für<br />

„Richtig oder falsch?“. Blauen<br />

Honig gibt es tatsächlich, und<br />

zwar in der Stadt Ribeauville<br />

im Nordosten Frankreichs.<br />

Dort staunten die Imker nicht<br />

schlecht, als ihre Bienen plötzlich<br />

anfingen, nicht nur blauen,<br />

sondern auch grünen Honig<br />

zu produzieren.<br />

Des Rätsels Lösung: Die<br />

Bienen ernährten sich von den<br />

Abfällen einer nahegelegenen<br />

Biogasanlage. Dort wurden<br />

Abfälle einer Firma gelagert,<br />

in der die Süßigkeit „M&Ms“<br />

produziert wird. Die Lebensmittelfarben<br />

schlugen auf den<br />

Honig durch. Zwar wurde der<br />

betreffende Abfall fortan drinnen<br />

gelagert, auf ihrem Honig<br />

aber blieben die Imker sitzen.<br />

Niemand wollte blauen oder<br />

grünen Honig kaufen. Auch<br />

einen Ersatz für den wirtschaftlichen<br />

Schaden bekamen<br />

sie nicht.<br />

A Basketball<br />

B<br />

Breakdance<br />

C<br />

Chorgesang<br />

D Skateboard<br />

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Fotos: dpa; Fotolia © stockphoto graf,<br />

bilderzwerg, Elena Baryshkina, Kutukupret,<br />

rcfotostock.<br />

Trifft Licht zum Beispiel mit einer Wellenlänge von 500 Nanometern (Türkis) auf unser Auge, so fällt<br />

es durch Pupille und Linse auf die Netzhaut. Dort „feuern“ die Rezeptoren für Blau stark, die Rezeptoren<br />

für Grün schwach und die Rezeptoren für Rot gar nicht. Aus diesen Impulsen „bastelt“ sich das<br />

Gehirn sein Bild der Wirklichkeit, ordnet der Wellenlänge von 500 Nanometern die Farbe Türkis zu.<br />

>> FOLGE <strong>453</strong> BIS <strong>478</strong><br />

WISSEN | STAUNEN | SCHMUNZELN | RATEN | LERNEN<br />

Jeden Sonnabend neu in Ihrer BERGEDORFER ZEITUNG/LAUENBURGISCHEN LANDESZEITUNG.<br />

WELT<br />

VOLKERS<br />

THEMENÜBERSICHT<br />

<strong>453</strong> wert Wie kostbar ist meine Arbeit?<br />

454 FARBEN Eine kurze Geschichte der Farben<br />

455 farben Wie Farben unser Leben bestimmen<br />

456 begabung Hilfe, mein Kind ist schlau!<br />

457 fehmarn Insel der Entschleunigung<br />

458 flohmarkt Flanieren, Finden und Feilschen<br />

459 hightech-landwirtschaft Tablets auf dem Traktor<br />

460 ökosystem wald Wie Bäume kommunizieren<br />

461 ökosystem wald Der Kreislauf des Lebens<br />

462 ökosystem wald Exkursionen ins Extreme<br />

463 rasenroboter Die clevere Alternative<br />

464 zlatan ibrahimovic Der extremste Fußballer<br />

465 hamburg freezers Hinter den Kulissen der Eisshow<br />

466 eichhörnchen Akrobaten der Baumwipfel<br />

467 staatsbürgerschaft Wer ist eigentlich ein Deutscher?<br />

468 schaukeln Glücksgefühle nicht nur für Kinder<br />

469 tour de france Zwischen Faszination und Zweifel<br />

470 tour de france Berge und Bären: Die Anfänge<br />

471 tour de france Die großen Duelle<br />

472 sandburgen Ein Freizeit-Spaß versandet<br />

473 liebesbriefe „Hier zittert mein Herz nach Dir“<br />

474 plastikmüll Eine Gefahr für die Weltmeere<br />

475 kreta Sonnigste Insel im Mittelmeer<br />

476 tatort Deutschlands Kult-Krimi<br />

477 hochsprung Die größte Revolution des Sports<br />

<strong>478</strong> ostfriesische inseln Die Spülsaumgesellschaft


16 | Volkers Welt<br />

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SONNABEND<br />

27. FEBRUAR 2016<br />

WERT<br />

Wie kostbar ist meine Arbeit?<br />

Da biste<br />

PLATT...<br />

>> Unsere vergangene Quizfrage<br />

drehte sich um den 50.<br />

Geburtstag von Topmodel<br />

Cindy Crawford. Sie war von<br />

1991 bis 1995 mit dem 16<br />

Jahre älteren Richard Gere<br />

verheiratet. Ihr Verhältnis<br />

beschäftigt die Klatschblätter<br />

bis heute: 2013 titelte die<br />

Bunte: „Cindy Crawford<br />

schwärmt von Ex-Mann Richard<br />

Gere.“ 2016 hieß es<br />

dann: „Cindy Crawford: Abrechnung<br />

mit Ex-Mann Richard<br />

Gere.“<br />

Die 50 Euro hat gewonnen<br />

Regina Kezinski aus Reinbek<br />

Die große<br />

weite Welt?<br />

>> Unsere<br />

heutige Frage,<br />

klingt<br />

nach großer<br />

weiter Welt,<br />

doch alle<br />

Ortsnamen<br />

finden sich in<br />

Schleswig-<br />

Holstein. Bis auf einen. Welchen?<br />

A Brasilien<br />

B China<br />

C England<br />

D Kalifornien<br />

Kennen Sie die Lösung?<br />

Gewinnen Sie 50 Euro:<br />

01378 10 11 25*<br />

Rufen Sie bis zum 28. Februar,<br />

12 Uhr, an und nennen Sie uns die<br />

richtige Lösung. Der Gewinner wird<br />

ausgelost und benachrichtigt.<br />

Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />

*(50 Cent/Anruf aus dem Festnetz<br />

der Deutschen Telekom, Mobilfunkpreise können abweichen)<br />

18 300<br />

>> Astronaut ist immer noch<br />

ein Traumjob. 18.300 Bewerbungen<br />

erhielt die NASA<br />

auf eine Stellenanzeige, obwohl<br />

die Bewerber einen naturwissenschaftlichen<br />

Bachelor-Abschluss<br />

und 1000<br />

Stunden Flugerfahrung mitbringen<br />

mussten. Bis zum<br />

Sommer 2017 werden nun<br />

14 Glückliche ausgesucht.<br />

„Na, was wollen<br />

Sie denn verdienen?“<br />

Diese Frage<br />

ist in Vorstellungsgesprächen<br />

gefürchtet. Aus<br />

gutem Grund.<br />

Geht es wirklich immer nur<br />

ums Geld? Als das Wirtschafts­Branchenmagazin<br />

PwC im Jahr 2014 eine Umfrage<br />

zur Zukunft der Arbeit<br />

durchführte, entwarf es drei<br />

Szenarien:<br />

Blaue Welt: Profitorientierte<br />

Großkonzerne, streng orientiert<br />

am Wachstum und an<br />

Konsumentenwünschen. Viel<br />

Stress, aber hohe Gehälter und<br />

gute Zukunftsperspektiven.<br />

Orangene Welt: Kleine, innovative<br />

Unternehmen, hochspezialisiert<br />

und eng vernetzt<br />

über soziale Netzwerke. Freiberufliche<br />

Arbeit, flexibel und<br />

projektbezogen, mittelmäßig<br />

bezahlt.<br />

Grüne Welt: Unternehmen, die<br />

soziale Verantwortung in den<br />

Mittelpunkt stellen, sich zum<br />

Beispiel mit dem Klimawandel<br />

beschäftigen. Arbeit mit intakter<br />

Work­Life­Balance, gering<br />

entlohnt.<br />

Anschließend wurden<br />

10.000 Menschen in fünf Ländern<br />

(Deutschland, Großbritannien,<br />

USA, China, Indien)<br />

befragt, wo sie in Zukunft<br />

arbeiten möchten. In Deutschland<br />

entschied sich<br />

die überwältigende<br />

Mehrheit<br />

von 70 Prozent<br />

für einen Job<br />

in der „Grünen<br />

Welt“ – den<br />

geringen Einkommensmöglichkeiten<br />

zum Trotz.<br />

26 Prozent<br />

sahen ihre Zukunft<br />

in der<br />

„Orangenen<br />

Welt“ und<br />

nur vier Prozent<br />

der<br />

Deutschen<br />

entschieden<br />

sich für Geld, Stress und<br />

Karriere in der „Blauen Welt“.<br />

Wir sind also – überspitzt formuliert<br />

– ein Volk von Weltverbesserern.<br />

Wann immer es um Arbeitnehmer<br />

und den Wert der von<br />

ihnen geleisteten Arbeit geht,<br />

prallen Extreme aufeinander.<br />

Reine Kostenfaktoren sind sie<br />

für manche Analysten. Das<br />

„wahre Kapital“ eines Unternehmens,<br />

die Seele der Firma<br />

hingegen für Betriebsräte und<br />

Gewerkschaften. Der wirtschaftswissenschaftliche<br />

Ausdruck<br />

dafür heißt „Humankapital“.<br />

Es ist ein belasteter Begriff,<br />

denn das Transferieren<br />

von Mitarbeitern in Zahlen<br />

wird oft als Herabwürdigung<br />

des Menschen betrachtet.<br />

Die Wissenschaftler Christian<br />

Scholz und Volker Stein<br />

von der Universität des Saarlandes<br />

sehen darin aber auch<br />

eine Chance, den Wert einer<br />

Belegschaft für das Unternehmen<br />

zu beziffern und damit<br />

fassbar zu machen. Zu diesem<br />

Zweck entwickelten sie die<br />

„Saarbrücker Formel“, die sie<br />

allerdings nur auf Gruppen<br />

von Mitarbeitern angewendet<br />

wissen wollen, nicht auf den<br />

einzelnen Arbeitnehmer.<br />

In der Saarbrücker Formel<br />

spielen verschiedene Faktoren<br />

wie die Wissensrelevanz (Erfahrung)<br />

der Belegschaft, die<br />

durchschnittliche Dauer der<br />

Betriebszugehörigkeit oder die<br />

Aufwendungen der Firma für<br />

die Personalentwicklung eine<br />

Rolle. Sind diese Werte alle<br />

zueinander in Bezug gesetzt,<br />

wird das Ergebnis abschließend<br />

mit dem Motivationswert<br />

multipliziert, der in der<br />

Gruppe vorherrscht.<br />

Mal abgesehen davon, dass<br />

Faktoren wie „Motivation“<br />

oder „Erfahrung“ nicht leicht<br />

zu beziffern sind, ergibt sich<br />

so ein Instrument, mit dem<br />

sich der Wert des durchschnittlichen<br />

Mitarbeiters für<br />

ein Unternehmen darstellen<br />

lässt. Professor Scholz nennt<br />

im Dokumentarfilm „Was bin<br />

ich wert“ von Peter<br />

Scharf einen<br />

BEWERBUNGSGESPRÄCH Wer gut vorbereitet ist und bei den entscheidenden<br />

Fragen ruhig bleibt, kann mehr für sich herausholen.<br />

Wert von 70.000 bis 150.000<br />

Euro für einen Angestellten<br />

bei einem typischen großen<br />

DAX­Unternehmen.<br />

Der entscheidende Punkt<br />

ist: Der Mitarbeitermotivation<br />

wird eine Schlüsselrolle eingeräumt.<br />

Mit anderen Worten:<br />

Ein Angestellter kann noch so<br />

erfahren sein. Wenn er die<br />

Lust verloren hat, ist er für das<br />

Unternehmen nicht viel wert.<br />

Eine Firma kann personell<br />

noch so kompetent bestückt<br />

sein. Wenn keine positive<br />

Arbeitsatmosphäre herrscht,<br />

wird auf die Dauer „Humankapital“<br />

vernichtet.<br />

Arbeitsatmosphäre<br />

ist entscheidend<br />

Mit der Frage „Was bin ich<br />

wert“ wird jeder im Leben einmal<br />

konfrontiert, spätestens<br />

wenn im Vorstellungsgespräch<br />

die gefürchtete Frage<br />

kommt: „Was wollen Sie denn<br />

verdienen?“. Viele Berufsanfänger<br />

nehmen sie eigentümlich<br />

leicht. Doch nur wer sich<br />

vorher über die Firma und die<br />

Branche gut informiert hat,<br />

kann die bestmögliche Antwort<br />

geben. Und die kann bares<br />

Geld wert sein. Legen Sie<br />

sich also ein paar Argumente<br />

zurecht, die das angestrebte<br />

Gehaltsniveau<br />

rechtfertigen. Überlegen<br />

Sie, mit welchen Gegenargumenten<br />

Sie konfrontiert werden<br />

könnten. Und das Wichtigste:<br />

Bewahren Sie die Ruhe.<br />

Wenn Sie Selbstbewusstsein<br />

und Souveränität ausstrahlen,<br />

steigen Ihre Chancen, den<br />

künftigen Chef zu überzeugen.<br />

Die Verbindung zwischen<br />

menschlicher Existenz und<br />

Geld mag zynisch klingen,<br />

aber sie ist Bestandteil unseres<br />

Lebens. „Wie viele Flüchtlinge<br />

können wir uns leisten?“, ist<br />

momentan eine der zentralen<br />

Fragen der Politik, auf die in<br />

Europa ganz verschiedene<br />

Antworten gefunden werden.<br />

Als nach dem Terroranschlag<br />

auf den World Trade Center<br />

die Angehörigen der Opfer<br />

entschädigt wurden, bemaß<br />

sich die Höhe der Summe an<br />

ihrem Beruf und ihrer Lebenserwartung.<br />

Mit dem tatsächlichen<br />

Verlust, den die Menschen<br />

erlitten hatten, hatte das<br />

nichts zu tun.<br />

Fotos: Fotolia © Smileus, Contrastwerkstatt,<br />

andris toms, Vadimsadovsky, andrey<br />

fire, Björn Wylecich.<br />

VOM WERT DES MENSCHEN<br />

UND SEINER ARBEIT<br />

>> 40 %<br />

>> des Erfolgs eines Unternehmens<br />

lässt sich auf Mitarbeiterpflege<br />

zurückführen<br />

>> 42 %<br />

>> der Mitarbeiter in<br />

Deutschland fühlen sich<br />

nicht richtig anerkannt<br />

>> 250.000 Dollar<br />

>> erhielten die Angehörigen<br />

eines Tellerwäschers im<br />

World Trade Center<br />

>> 7.100.000 Dollar<br />

>> erhielten die Angehörigen<br />

eines Bankmanagers, der bei<br />

demselben Anschlag sein<br />

Leben ließ<br />

>> 19 %<br />

>> verdienen Frauen in<br />

Deutschland im Schnitt weniger<br />

als Männer<br />

>> 21,5 %<br />

>> verdienen Frauen mit wissenschaftlichem<br />

Abschluss<br />

weniger als Männer gleichen<br />

Ausbildungsniveaus<br />

>> 15.000 Euro<br />

>> erhielten die Angehörigen<br />

der ICE-Katastrophe von<br />

Eschede 1998 im Schnitt<br />

>> 400.000 Euro<br />

>> erhielten die Angehörigen<br />

des Concorde-Unglücks in<br />

Paris 2000 im Schnitt<br />

>> 88 %<br />

>> der Gehälter in Finnland<br />

sind tarifgebunden<br />

>> 14 %<br />

>> der Gehälter in Polen sind<br />

tarifgebunden<br />

Redensart:<br />

>> „Ich verstehe nur Bahnhof“,<br />

sagt jemand, wenn ihm<br />

ein Sachverhalt unklar ist.<br />

Nach dem Sprachforscher<br />

Lutz Röhrich war der Bahnhof<br />

im 1. Weltkrieg für die<br />

kriegsmüden Soldaten das<br />

Symbol für Heimat. Jedes<br />

Gespräch, das sich nicht darum<br />

drehte, wurde mit dem<br />

Satz abgewürgt. Der Sprachforscher<br />

Wolfgang Mieder<br />

geht hingegen davon aus,<br />

dass die lauten Dampfloks<br />

bei der Entstehung der Wendung<br />

Pate standen.<br />

Die<br />

„W“-Frage:<br />

Wer im Kampfsport den<br />

schwarzen Gürtel hat, gilt als<br />

Meister seines Fachs. Den<br />

schwarzen Gürtel zu tragen,<br />

ist nur Dan­Trägern vorbehalten,<br />

die eine entsprechende<br />

Prüfung abgelegt haben.<br />

Insgesamt gibt es in japanischen<br />

Kampfsportarten wie<br />

Karate, Judo, Jiu­Jitsu, Aikido<br />

oder Kendo zehn Dan­Grade.<br />

Vom 1. bis zum 10. Dan aufsteigend<br />

heißen sie: Shodan,<br />

Was ist<br />

ein DAN?<br />

Nidan, Sandan, Yondan, Godan,<br />

Rokudan, Nanadan, Hachidan,<br />

Kudan, Judan. Die<br />

Dan­Graduierungen der einzelnen<br />

Sportarten sind nicht<br />

miteinander vergleichbar. Ein<br />

1. Dan im Aikido ist also nicht<br />

gleichbedeutend mit einem<br />

1. Dan im Karate.<br />

Unterhalb des Dans gibt es<br />

die Schüler­Graduierungen<br />

Kyu, aufsteigend vom 9. bis<br />

zum 1. Kyu. Im Judo tragen<br />

sie folgende Gürtel: 9. Kyu:<br />

weiß, 8. Kyu weiß­gelb, 7.<br />

Kyu: gelb, 6. Kyu: gelb­orange,<br />

5. Kyu: orange, 6. Kyu:<br />

orange­grün, 7. Kyu: grün, 8.<br />

Kyu: blau, 9. Kyu: braun. Die<br />

Möglichkeit, sich ständig<br />

neue Gürtel zu erkämpfen, ist<br />

für Kinder und Jugendliche<br />

sehr motivierend. Trotzdem<br />

hat sich die Zahl der Judoka<br />

seit 2002 von 276.000 auf<br />

154.000 fast halbiert.<br />

Venusfliegenfallen<br />

können zählen!<br />

Richtig oder falsch?<br />

Der Tod lauert am Blätterrand:<br />

Berührt eine Fliege die<br />

Sinnehaare einer Venusfliegenfalle,<br />

so gibt es für sie kein<br />

Entkommen mehr. Innerhalb<br />

von 0,1 Sekunden klappen die<br />

Fangblätter zusammen. Das ist<br />

eine der schnellsten Bewegungen<br />

im Pflanzenreich. Das Insekt<br />

ist gefangen und wird von<br />

der Venusfliegenfalle verdaut,<br />

was bis zu zehn Tage dauern<br />

kann.<br />

Das Interessante dabei ist:<br />

Die Fangblätter reagieren<br />

nicht bei der ersten Berührung.<br />

Erst wenn die Pflanze innerhalb<br />

von 20 Sekunden<br />

zweimal auf dieselbe Art berührt<br />

wird, schnappt sie zu.<br />

Die Venusfliegenfalle kann also<br />

zählen, um zu verhindern,<br />

dass sie sich bei einer zufälligen<br />

Berührung vergeblich bemüht.<br />

Denn jede Falle kann<br />

höchstens siebenmal zuschnappen.<br />

Danach stirbt das<br />

Blatt mit der Falle ab.


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SONNABEND<br />

5. MÄRZ 2016<br />

FARBEN TEIL 1<br />

Eine kurze Geschichte der Farben<br />

Da biste<br />

PLATT...<br />

>> Um kuriose Ortsnamen in<br />

Schleswig-Holstein ging es<br />

bei unserem Gewinnspiel.<br />

„Brasilien“ und „Kalifornien“<br />

sind Ortsteile von Schönberg/Holstein<br />

an der Ostsee.<br />

In „Kalifornien“ wurden<br />

einst Wrackteile eines Schiffes<br />

mit dem Namen „California“<br />

angeschwemmt. Daher<br />

erhielt der Strandabschnitt<br />

diesen Namen. „England“ ist<br />

eine Gemeinde auf der<br />

Nordseeinsel Nordstrand.<br />

China war frei erfunden.<br />

Die 50 Euro hat gewonnen:<br />

Heidi Wegner aus Wentorf<br />

Besuch in Stade<br />

>> Wir bleiben im Norden,<br />

wechseln aber nach Niedersachsen:<br />

Die alte Hansestadt<br />

Stade ist immer einen Ausflug<br />

wert. Doch was bedeutet<br />

eigentlich „Stade“?<br />

A Lagerplatz<br />

B Ruhepunkt<br />

C Schönheit<br />

D Zentrum<br />

Kennen Sie die Lösung?<br />

Gewinnen Sie 50 Euro:<br />

01378 10 11 25*<br />

Rufen Sie bis zum 6. März,<br />

12 Uhr, an und nennen Sie uns die<br />

richtige Lösung. Der Gewinner wird<br />

ausgelost und benachrichtigt.<br />

Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />

*(50 Cent/Anruf aus dem Festnetz<br />

der Deutschen Telekom, Mobilfunkpreise können abweichen)<br />

7,4 kg<br />

>> 7,4 Kilogramm Nudeln<br />

essen die Deutschen im<br />

Schnitt pro Jahr. Jeder Zweite<br />

verzehrt mindestens einmal<br />

pro Woche ein Nudelgericht.<br />

Spitzensportler wie etwas<br />

Bergedorfs Ruder-Olympiakandidat<br />

Torben Johannesen<br />

haben einen sehr viel<br />

höheren Bedarf an Kohlehydraten.<br />

„Im Trainingslager<br />

esse ich daher rund 2,5 Kilogramm<br />

Nudeln pro Woche“,<br />

verriet er der Redaktion.<br />

Redensart:<br />

>> Auf dem Holzweg ist jemand,<br />

der bei der Suche<br />

nach der Lösung für ein<br />

Problem den falschen Pfad<br />

eingeschlagen hat. Niemand<br />

weiß so genau, was ein<br />

„Holzweg“ ist. Nach dem<br />

Sprichwort- und Erzählforscher<br />

Wolfgang Mieder ist<br />

damit wahrscheinlich die unwegsame<br />

Schneise gemeint,<br />

die Forstarbeiter hinterlassen,<br />

wenn sie Holz machen.<br />

PRACHTVOLLER ANBLICK Die Lavendelfelder in der Provence sind im Sommer für ihr intensives Violett weltberühmt. Die beste Reisezeit ist Ende Juni bis Anfang August.<br />

Vor Millionen<br />

von Jahren<br />

begann das Land<br />

grün zu schimmern.<br />

Die erste<br />

Farbe war in der<br />

Welt.<br />

Eine Zeitungsseite wie diese<br />

wäre vor 20 Jahren noch undenkbar<br />

gewesen. Damals galt<br />

es für die Nachrichtenblätter<br />

als seriös und schick, in<br />

Schwarz­Weiß daherzukommen.<br />

Farbbilder waren teuer<br />

und hatten einen schlechten<br />

Ruf. „Wir sind eine Tageszeitung<br />

und kein Anzeigenblatt!“,<br />

sagte unser damaliger Chefredakteur<br />

immer, wenn er auf<br />

die Möglichkeit farbiger Bilder<br />

in der Zeitung angesprochen<br />

wurde. Heute sind Farbbilder<br />

Die<br />

„W“-Frage:<br />

Erinnerungen sind rätselhafte<br />

Phänomene. Sie lauern tief<br />

verborgen in unserem Hirn,<br />

um dann plötzlich wieder<br />

aufzutauchen. Dann sind sie<br />

in einer Intensität wieder<br />

gegenwärtig, als sei das Erlebte<br />

gerade erst vor kurzer<br />

Zeit passiert. Wird eine solche<br />

Erinnerung durch ein bestimmtes<br />

Bild, einen Geruch,<br />

ein Geräusch, eine Bemerkung<br />

oder eine Empfindung<br />

in Zeitungen der Normalfall.<br />

Denn nur so lässt sich zum<br />

Beispiel die Schönheit eines<br />

Lavendelfeldes in der Provence<br />

an einem Sommertag<br />

zeigen.<br />

An den Tag, als die Farben<br />

zum ersten Mal mit Wucht in<br />

mein Leben traten, erinnere<br />

ich mich noch ganz genau. Es<br />

war im Sommer 1974, als sich<br />

unsere Familie sowie einige eilig<br />

herbeigerufene Freunde<br />

und Nachbarn in unserem<br />

Wohnzimmer ehrfurchtsvoll<br />

um das neu angeschaffte Fernsehgerät<br />

versammelten und<br />

Fußballer in bunten Trikots<br />

bestaunten, die über einen<br />

tiefgrünen Rasen liefen und<br />

nicht mehr, wie vorher, über<br />

eine graue Fläche. Jugendliche,<br />

die heute mit bildgewaltigen<br />

3D­Blockbustern wie „Krieg<br />

der Sterne 7“ aufwachsen,<br />

können sich wahrscheinlich<br />

gar nicht mehr vorstellen, was<br />

das Aufkommen des Farbfernsehens<br />

bedeutete.<br />

Was ist der<br />

PROUST-<br />

EFFEKT?<br />

Deutlich heben<br />

sich die<br />

roten Früchte<br />

der Hagebutte<br />

vor dem grünen<br />

Hintergrund<br />

ab. So<br />

erkennen Vögel<br />

leichter,<br />

dass diese<br />

essbar sind.<br />

ausgelöst, so spricht man<br />

vom „Proust­Effekt“.<br />

Der Schriftsteller Marcel<br />

Proust (1871­1922) schildert in<br />

seinem berühmtesten Roman<br />

„Auf der Suche nach der verlorenen<br />

Zeit“, wie der Ich­Erzähler<br />

eine Madeleine, das ist<br />

ein französisches Feingebäck<br />

(Foto), in eine Tasse Lindenblütentee<br />

tunkt. Als der mit<br />

„Gebäckkrümeln gemischte<br />

Schluck Tee meinen Gaumen<br />

berührte“, wird er von einem<br />

unbeschreiblichen Glücksgefühl<br />

durchströmt. Die Erinnerung<br />

an seine Kindheit ist<br />

plötzlich in voller Lebendigkeit<br />

wieder da. Der Anblick<br />

des Gebäcks allein hatte diese<br />

Wirkung nicht. Hirnforscher<br />

haben festgestellt, dass in solchen<br />

Momenten der piriforme<br />

Cortex aktiv ist, eine<br />

Hirnregion, in der Gerüche<br />

abgespeichert sind.<br />

Während im Kino schon<br />

1939 „Vom Winde verweht“ als<br />

einer der ersten Farbfilme die<br />

Zuschauer in bunte, bildgewaltige<br />

Welten entführte, hinkte<br />

das Fernsehen lange hinterher.<br />

Motor der Entwicklung waren<br />

schließlich große Sportveranstaltungen.<br />

Bei der Fußball­<br />

Weltmeisterschaft 1962 in Chile<br />

mussten die Schwarz­Weiß­<br />

Filme noch mühsam per Flugzeug<br />

oder Schiff nach Europa<br />

geschafft werden, wo das<br />

Fernsehpublikum dann die<br />

Spiele Tage später sehen<br />

konnte. Die Olympischen<br />

Sommerspiele 1964 in Tokio<br />

waren die ersten, die live per<br />

Satellit übertragen wurden –<br />

allerdings noch in Schwarz­<br />

Weiß. Bei den Sommerspielen<br />

1968 in Mexiko City folgte<br />

dann die erste Übertragung in<br />

Farbe.<br />

Die Geschichte der Farben<br />

beginnt rund 470 bis 600 Millionen<br />

Jahre früher. Die Kontinente,<br />

wie wir sie heute kennen,<br />

waren damals noch nicht<br />

entstanden. Stattdessen gab es<br />

die Superkontinente Pannotia<br />

(bis vor 550 Millionen Jahren)<br />

und Gondwana (ab der Zeit<br />

vor 550 Millionen Jahren), gewaltige,<br />

stumpfe, grau­braune<br />

Massen ohne jede Farbe. Es ist<br />

in der Forschung umstritten,<br />

wann genau das Leben aus<br />

dem Meer ans Land wechselte.<br />

Die Mehrheit der Wissenschaftler<br />

nimmt an, dass die<br />

ersten Pflanzen an Land im<br />

Zeitalter Ordovizium vor rund<br />

470 Millionen Jahren entstanden<br />

sind. In Doushantuo (China)<br />

wurden jedoch Flechten<br />

gefunden, deren Alter auf 600<br />

Millionen Jahre geschätzt<br />

wird. Bei der Entstehung von<br />

Flechten spielen Cyanobakterien<br />

eine große Rolle. Sie<br />

schimmern grünlich. Der Rand<br />

des Superkontinents dürfte also<br />

irgendwann angefangen haben,<br />

grün zu leuchten. Die erste<br />

Farbe war in der Welt.<br />

Ein Bakterium<br />

machte den Anfang<br />

Farne und Bärlappe bildeten<br />

riesige Wälder, die uns<br />

heute im Ruhrgebiet als Steinkohle<br />

erhalten sind. Doch erst<br />

in der Kreidezeit (vor 66 bis<br />

145 Millionen Jahren) entwickelten<br />

sich Blütenpflanzen<br />

und vor etwa 35 Millionen Jahren<br />

die zweite Farbe: Rot. Das<br />

kurzwellige Rot übt einen starken<br />

Reiz aus und ließ die Tiere<br />

reife Früchte auf Anhieb erkennen.<br />

So ist der Ursprung des Lebens<br />

also fest mit den Farben<br />

Grün und Rot verknüpft. Das<br />

verwundert, möchte man doch<br />

annehmen, die Grundfarbe des<br />

Lebens sei Blau. Schließlich<br />

sind der Himmel und die Meere<br />

blau. Doch tatsächlich ist<br />

Entenbrot<br />

ist<br />

Ententod!<br />

Richtig oder falsch?<br />

Viele Spaziergänger zieht es<br />

regelmäßig an die örtlichen<br />

Weiher, um Schwäne, Gänse,<br />

Enten und Blesshühner zu füttern.<br />

Kaum raschelt jemand<br />

mit der Tüte, kommen die Tiere<br />

auch schon angeschwommen.<br />

Haben sie Hunger? Nein,<br />

sie treibt die Gewohnheit. Sie<br />

wissen, dass sie hier leicht an<br />

Futter kommen, fressen aber<br />

nur soviel, wie sie mögen. Der<br />

Rest der Brotkrumen sinkt auf<br />

den Boden des Weihers ab.<br />

Blau auf dem „blauen“ Planeten<br />

die seltenste Farbe. Denn<br />

sie ist eine pure Illusion, die<br />

nur in der Ferne existiert. Sowohl<br />

die Luft als auch das<br />

Wasser sind farblos, wenn<br />

man sie von Nahem betrachtet.<br />

Der Grund, weswegen uns<br />

trotzdem alles blau erscheint,<br />

liegt darin, dass Licht sich in<br />

Luft und Wasser bricht. Das<br />

kurzwellige Blau wird dabei<br />

viel häufiger von den Luft­ und<br />

Wassermolekülen reflektiert<br />

als die anderen, längerwelligen<br />

Farben.<br />

Über viele Jahrhunderte<br />

glaubten die Menschen, Naturschönheiten<br />

wie ein prachtvoller<br />

Sonnenuntergang seien<br />

göttliche Wunder. Bis Isaac<br />

Newton (1642­1727) mit Hilfe<br />

eines Glasprismas 1671 der<br />

Nachweis gelang, dass Farben<br />

nichts anderes sind als das<br />

Spektrum des Lichts und dass<br />

die Farbe eines Körpers allein<br />

davon abhängt, welches Licht<br />

von seiner Oberfläche reflektiert<br />

wird.<br />

Wie genau unsere Farbwahrnehmung<br />

funktioniert<br />

und was das Licht mit uns<br />

macht, das ist in der kommenden<br />

Woche Inhalt des zweiten<br />

und letzten Teils von „Volkers<br />

Welt“ zum Thema „Farben“.<br />

Autor: Volker Gast<br />

Fotos: Fotolia © stevanzz, Valdislav Gajic,<br />

dynamixx, Olexandr, Brad Pict, Pim<br />

Leijen.<br />

Und genau das ist das Problem:<br />

Zusammen mit dem Kot<br />

der Vögel verfault das Brot am<br />

Boden des Weihers. Dieser<br />

Prozess benötigt viel Sauerstoff,<br />

der dem Gewässer entzogen<br />

wird. Das gefährdet den<br />

Bestand der Fische und durch<br />

die Vermehrung von Bakterien<br />

auch den Bestand der Wasservögel.<br />

Im Extremfall kann der<br />

Weiher sogar umkippen. Man<br />

sollte daher darauf verzichten,<br />

Wasservögel zu füttern.


16 | Volkers Welt<br />

Sagen Sie uns Ihre Meinung:<br />

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SONNABEND<br />

12. MÄRZ 2016<br />

FARBEN TEIL 2<br />

Wie Farben unser Leben bestimmen<br />

Da biste<br />

PLATT...<br />

>> „Frischer Wind im Norden“,<br />

heißt der Slogan der<br />

46.000-Einwohner-Stadt<br />

Stade. Nach der Bedeutung<br />

des Wortes „Stade“ war bei<br />

unserem Gewinnspiel gefragt.<br />

Plattdeutsch heißt die<br />

Stadt „Stood“, da ist noch<br />

der altgermanische Ursprung<br />

des Namens „stod“ zu erkennen,<br />

der Lagerplatz oder<br />

„Stelle“ bedeutet. Liebhaber<br />

älterer Literatur kennen sicher<br />

noch das Wort „Gestade“<br />

für einen Ort, an dem<br />

Schutz sucht.<br />

Die 50 Euro hat gewonnen:<br />

Hubert Lechner aus Reinbek<br />

Leonardos<br />

Jugenderfolg<br />

>> Der Oscar-Gewinner<br />

Leonardo<br />

DiCaprio<br />

machte 1984<br />

als zehnjähriger<br />

Junge<br />

Urlaub in<br />

Oer-Erkenschwick und wurde<br />

dort Dritter in einem<br />

Wettbewerb. Raten Sie doch<br />

mal, worum es dabei ging.<br />

A Basketball<br />

B Breakdance<br />

C Chorgesang<br />

D Skateboard<br />

Kennen Sie die Lösung?<br />

Gewinnen Sie 50 Euro:<br />

01378 10 11 25*<br />

Rufen Sie bis zum 13. März,<br />

12 Uhr, an und nennen Sie uns die<br />

richtige Lösung. Der Gewinner wird<br />

ausgelost und benachrichtigt.<br />

Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />

*(50 Cent/Anruf aus dem Festnetz<br />

der Deutschen Telekom, Mobilfunkpreise können abweichen)<br />

1.176.000 t<br />

>> Rund 3,5 Millionen Tonnen<br />

Uran lagern für den<br />

Menschen erreichbar in<br />

unserer Erde. Fast ein Drittel<br />

davon, nämlich 1.176.000<br />

Tonnen, finden sich in Australien.<br />

Fast schon bescheiden<br />

nehmen sich dagegen<br />

die nächstgrößeren Vorkommen<br />

in Kanada (361.000),<br />

Kasachstan (336.000), dem<br />

Niger (242.000), Südafrika<br />

(195.000), Russland<br />

(181.000) und Brasilien<br />

(158.000) aus.<br />

Redensart:<br />

>> Eine Fahrkarte schießen<br />

bedeutet, das Ziel zu verfehlen.<br />

Die Wendung ist im<br />

Fußball weit verbreitet,<br />

stammt aber aus dem<br />

Schießsport. Wenn ein<br />

Schütze die Ringe auf der<br />

Zielscheibe verfehlt und der<br />

Schuss auf dem Rand daneben<br />

einschlägt, dann sieht<br />

das so aus, als habe ein<br />

Schaffner eine Fahrkarte abgeknipst.<br />

WAS ZIEHE ICH AN? Bunte T-Shirts hängen auf einer Wäscheleine. Sie erscheinen uns unterschiedlich farbig, weil sie verschiedene Wellenlängen des Lichts reflektieren.<br />

Eine Frau in<br />

einem roten<br />

Kleid erscheint<br />

besonders attraktiv.<br />

Doch keiner<br />

wagt es, sie anzusprechen.<br />

Die<br />

„W“-Frage:<br />

Wenn es um die Anzahl der<br />

Teile angeht, kennen Puzzle­<br />

Hersteller kaum Grenzen. So<br />

hat Ravensburger ein 18.000­<br />

Teile­Puzzle im Programm,<br />

das ein vollgestelltes Regal<br />

zeigt (und zum Glück in Etappen<br />

gelöst werden kann).<br />

Clementoni hat Puzzles mit<br />

13.200 Teilen im Angebot.<br />

Die Motive reichen von Michelangelo<br />

über eine Pferdeherde<br />

bis zur New Yorker<br />

Als Jürgen Klinsmann im Jahr<br />

2004 Bundestrainer der deutschen<br />

Fußball­Nationalmannschaft<br />

wurde, ließ er die traditionell<br />

in Weiß und Schwarz<br />

gekleidete deutsche Elf in<br />

Knallrot spielen, weil diese<br />

Farbe für Aggressivität steht.<br />

Tatsächlich ist wissenschaftliche<br />

erwiesen: Sportler in Rot<br />

sind erfolgreicher als Aktive in<br />

anderen Farben!<br />

Der Nachweis gelang im<br />

Kampfsport. „Rot gegen Blau“,<br />

heißt es in den Sportarten Boxen,<br />

Ringen und Taekwondo.<br />

Welcher Kämpfer welche Farbe<br />

zu tragen hat, wird vor jedem<br />

Kampf ausgelost. Anhand<br />

der Olympischen Spiele 2004<br />

in Athen fanden die Forscher<br />

Russell Hill und Robert Barton<br />

von der Universität Durham<br />

(Großbritannien) heraus, dass<br />

die Mehrheit der siegreichen<br />

Kämpfer Rot trug: im Taekwondo<br />

57 Prozent, im Boxen 55<br />

Prozent und im Ringen 53 Prozent.<br />

Nur ein Zufall, oder steckte<br />

mehr dahinter? Sportpsychologen<br />

der Universität Münster<br />

wollten das genauer wissen<br />

und ließen die Taekwondo­<br />

Bilder aus Athen im Jahr 2008<br />

noch einmal von 42 Kampfrichtern<br />

bepunkten. Danach<br />

zeigten sie die Filme den Unparteiischen<br />

noch einmal,<br />

doch dieses Mal hatten die<br />

Forscher die Bilder manipuliert:<br />

Die in Blau gekleideten<br />

Kämpfer erschienen nun in<br />

Rot und umgekehrt. Das verblüffende<br />

Ergebnis: Wieder<br />

bekamen die rot erscheinenden<br />

Kämpfer im Schnitt 13<br />

Prozent mehr Punkte zuerkannt.<br />

Diese Erkenntnisse lassen<br />

sich auf viele Bereiche unseres<br />

Lebens übertragen. Eine Frau<br />

in einem roten Kleid erscheint<br />

attraktiver als wenn sie Blau,<br />

Grün, Gelb oder Schwarz tragen<br />

würde. Dennoch ist ein rotes<br />

Kleid für eine Frau nicht<br />

ohne Risiko. „Was Männer angeht,<br />

gucken alle Männer hin,<br />

aber keiner wagt es, sie anzusprechen,<br />

weil es verboten ist<br />

wie bei einer roten Ampel“, erklärte<br />

Professor Harald Braem,<br />

der Autor des Buches „Die<br />

Macht der Farben“, gegenüber<br />

dem ZDF.<br />

Wie viele TEILE hat<br />

das SCHWERSTE<br />

PUZZLE der Welt?<br />

Skyline. Das schwerste Puzzle<br />

der Welt aber heißt „Eternity<br />

II“ und besteht aus nur<br />

256 quadratischen Teilen, die<br />

zu einem Quadrat von 16x16<br />

Teilen zusammengelegt werden<br />

müssen. Bei der Veröffentlichung<br />

2007 wurde ein<br />

Preis von 2 Millionen Dollar<br />

ausgelobt, doch bis zum Ende<br />

der Preisausschreibung 2010<br />

konnte niemand die Lösung<br />

präsentieren. Das Problem:<br />

Farben sind das Spektrum<br />

des Lichts. Das hat Isaac Newton<br />

(1642­1726) schon im Jahr<br />

1671 mit Hilfe eines Glasprismas<br />

nachgewiesen. Eine einzelne<br />

Farbe besteht also aus<br />

Lichtwellen gleicher Wellenlänge.<br />

Der für den Menschen<br />

sichtbare Teil des Lichts beginnt<br />

bei einer Wellenlänge<br />

von 380 Nanometern (nm/<br />

Violett). Es folgen Blau (400­<br />

500 nm), Türkis (500­510 nm),<br />

Grün (510­580 nm), Gelb (580­<br />

600 nm), Orange (600 bis 640<br />

nm) und Rot (640 bis 780 nm).<br />

Wellenlängen unterhalb von<br />

380 Nanometern (Ultraviolett)<br />

sind für den Menschen nicht<br />

zu sehen, wohl aber für Bienen.<br />

Sie folgen ultravioletten<br />

Mustern auf den Pflanzen, um<br />

ins Innere des Blütenkelchs zu<br />

finden und bestäuben so die<br />

Pflanze.<br />

Jedes Quadrat ist mit vier<br />

Dreiecken bemalt, die an passende<br />

Dreicke der Nachbarquadrate<br />

angelegt werden<br />

müssen. Das wäre ganz einfach,<br />

wenn es jede Art Dreieck<br />

immer nur auf zwei<br />

Quadraten gäbe. Tatsächlich<br />

ist aber jede Art Dreieck rund<br />

vier Dutzend Mal vertreten.<br />

Durch diese Wiederholung<br />

steigern sich die Anlegemöglichkeiten<br />

ins Unendliche.<br />

Auch der Bereich jenseits<br />

der 780 Nanometer (infrarot)<br />

bleibt dem Menschen verborgen.<br />

Nicht aber den Schlangen,<br />

die mit ihrem Grubenorgan<br />

Infrarot­Strahlung wahrnehmen<br />

können. Das Grubenorgan<br />

ist durch einige runde<br />

Öffnungen oberhalb des<br />

Munds gekennzeichnet. Es<br />

sorgt dafür, dass die Schlange<br />

Schlangen sehen in<br />

völliger Dunkelheit<br />

in ihrer Umgebung Temperaturunterschiede<br />

vom Bruchteil<br />

eines Grads wahrnehmen<br />

kann. Auf diese Weise kann sie<br />

in völliger Dunkelheit jagen.<br />

Trifft Licht auf unser Auge,<br />

so fällt es durch die Linse auf<br />

die Netzhaut, auf der sich rund<br />

126 Millionen lichtempfindliche<br />

Sinneszellen befinden,<br />

Trifft Licht zum Beispiel mit einer Wellenlänge von 500 Nanometern (Türkis) auf unser Auge, so fällt<br />

es durch Pupille und Linse auf die Netzhaut. Dort „feuern“ die Rezeptoren für Blau stark, die Rezeptoren<br />

für Grün schwach und die Rezeptoren für Rot gar nicht. Aus diesen Impulsen „bastelt“ sich das<br />

Gehirn sein Bild der Wirklichkeit, ordnet der Wellenlänge von 500 Nanometern die Farbe Türkis zu.<br />

Honig<br />

ist<br />

blau!<br />

Richtig oder falsch?<br />

Passend zum Thema „Farben“<br />

unser heutiges Beispiel für<br />

„Richtig oder falsch?“. Blauen<br />

Honig gibt es tatsächlich, und<br />

zwar in der Stadt Ribeauville<br />

im Nordosten Frankreichs.<br />

Dort staunten die Imker nicht<br />

schlecht, als ihre Bienen plötzlich<br />

anfingen, nicht nur blauen,<br />

sondern auch grünen Honig<br />

zu produzieren.<br />

Des Rätsels Lösung: Die<br />

Bienen ernährten sich von den<br />

Abfällen einer nahegelegenen<br />

nämlich 6 Millionen Zapfen<br />

und 120 Millionen Stäbchen.<br />

Letztere ermöglichen das Sehen<br />

bei geringer Lichtstärke.<br />

Die Zapfen hingegen sind die<br />

Rezeptoren für die Farbwahrnehmung.<br />

Es gibt drei verschiedene<br />

Arten für Rot, Grün<br />

und Blau. Während der Anteil<br />

der Zapfen, die auf Blau reagieren,<br />

bei jedem Menschen<br />

bei rund 12 Prozent liegt, variiert<br />

der Anteil von Zapfen für<br />

Rot und Grün von Mensch zu<br />

Mensch. Durch die Mischung<br />

der Impulse sehen wir das gesamte<br />

für uns erkennbare<br />

Farbspektrum von bis zu 7,5<br />

Millionen Farbnuancen.<br />

Diese Impulse bewirken<br />

eine Reaktion unseres Körpers,<br />

die automatisch abläuft.<br />

Sehen wir zum Beispiel die<br />

Signalfarbe Rot, die in früheren<br />

Jahrhunderten mit Blut<br />

und Feuer verknüpft war, so<br />

gibt es eine Adrenalinausschüttung<br />

in unserem Körper.<br />

Puls und Blutdruck steigen.<br />

Wir sind alarmiert. Sehen wir<br />

hingegen Grün, so bewirkt das<br />

eine Melanin­Ausschüttung.<br />

Die Systeme des Körpers fahren<br />

herunter, der Mensch beruhigt<br />

sich.<br />

Diese Körperreaktionen<br />

können wir nicht steuern. Und<br />

genau das ist der Grund, weshalb<br />

wir im Sport rote Trikots<br />

als aktiv und aggressiv empfinden,<br />

blaue Trikots hingegen<br />

als passiv und schwach. Jürgen<br />

Klinsmann hat seine „Trikot­<br />

Revolution“ trotzdem nichts<br />

genutzt. Die rot gekleidete Nationalelf<br />

verlor sang­ und<br />

klanglos mit 1:4 bei den in Blau<br />

spielenden Italienern. Die roten<br />

Trikots verschwanden daraufhin<br />

ganz schnell wieder im<br />

Schrank.<br />

Fotos: dpa; Fotolia © stockphoto graf,<br />

bilderzwerg, Elena Baryshkina, Kutukupret,<br />

rcfotostock.<br />

Biogasanlage. Dort wurden<br />

Abfälle einer Firma gelagert,<br />

in der die Süßigkeit „M&Ms“<br />

produziert wird. Die Lebensmittelfarben<br />

schlugen auf den<br />

Honig durch. Zwar wurde der<br />

betreffende Abfall fortan drinnen<br />

gelagert, auf ihrem Honig<br />

aber blieben die Imker sitzen.<br />

Niemand wollte blauen oder<br />

grünen Honig kaufen. Auch<br />

einen Ersatz für den wirtschaftlichen<br />

Schaden bekamen<br />

sie nicht.


24 | Volkers Welt<br />

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SONNABEND<br />

19. MÄRZ 2016<br />

BEGABUNG<br />

Hilfe, mein Kind ist schlau!<br />

Da biste<br />

PLATT...<br />

>> Von Leonardo DiCaprio<br />

handelte die vergangene<br />

Quizfrage. Der frischgebackene<br />

Oscar-Gewinner<br />

(„The Revenant“) war im<br />

August 1984 als Neunjähriger<br />

in den Ferien in Deutschland.<br />

In Oer-Erkenschwick<br />

nahm er – total hipp im<br />

bauchfreien USA-Shirt – an<br />

einem Breakdance-Wettbewerb<br />

teil und wurde Dritter.<br />

Als Preis durfte er eine<br />

Schallplatte mit Breakdance-<br />

Musik mit über den Großen<br />

Teich nehmen.<br />

Die 50 Euro hat gewonnen<br />

Uwe Karstens aus Kirchwerder<br />

Superstar des<br />

Fußballs<br />

>> Mit 89<br />

Toren hat<br />

Cristiano Ronaldo<br />

in der<br />

Champions<br />

League häufiger<br />

getroffen<br />

als jeder<br />

andere. Doch wem verdankt<br />

der Fußballstar eigentlich<br />

seinen Namen?<br />

A Ronald McDonald<br />

B Ronald Reagan<br />

C Ron Weasley<br />

D Ron Wood<br />

Kennen Sie die Lösung?<br />

Gewinnen Sie 50 Euro:<br />

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Rufen Sie bis zum 20. März,<br />

12 Uhr, an und nennen Sie uns die<br />

richtige Lösung. Der Gewinner wird<br />

ausgelost und benachrichtigt.<br />

Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />

*(50 Cent/Anruf aus dem Festnetz<br />

der Deutschen Telekom, Mobilfunkpreise können abweichen)<br />

500 Mrd. €<br />

>> Rund 500 Milliarden Euro<br />

werden weltweit pro Jahr bei<br />

Wetten auf Fußballspiele gesetzt,<br />

allein 30 Milliarden<br />

davon auf Spiele in Deutschland.<br />

Etwa 70 Prozent der<br />

Wettumsätze werden in<br />

Asien erzielt. Für den Fußball<br />

hierzulande sind die<br />

Wetten ein Riesenproblem.<br />

Vor allem für den deutschen<br />

Jugendfußball, auf den jährliche<br />

weltweit 300 Millionen<br />

Euro gesetzt werden.<br />

Zwei bis drei<br />

Prozent der Kinder<br />

sind hochbegabt.<br />

Tests gibt<br />

es ab zweieinhalb<br />

Jahren.<br />

„Na, los, Papa. Sing’ mit mir!“<br />

Erwartungsvoll blickt mich<br />

meine Tochter (4) an. Gerade<br />

hat sie mir geduldig den Text<br />

des Volkslieds „Der Mond ist<br />

aufgegangen“ vorgebetet. Die<br />

ersten beiden Strophen wortgetreu.<br />

Jetzt ist sie irritiert,<br />

dass ich die Zeilen nicht nach<br />

einmal Hören sofort auswendig<br />

kann. Ich versuche es aufs<br />

Geratewohl, und natürlich<br />

verhaspele ich mich. „,Hold‘,<br />

Papa, es heißt ,hold’.“<br />

Für meine Tochter ist es<br />

vollkommen normal, Dinge<br />

ruck, zuck auswendig zu können.<br />

Vollkommen egal, ob es<br />

sich um Liedertexte in altertümlichem<br />

Deutsch, die Reihenfolge<br />

der Schuhe in der<br />

Kita oder Kindergeschichten<br />

aus dem Autoradio handelt.<br />

Alles wird abgespeichert. Mit<br />

nicht einmal zwei Jahren löste<br />

sie ohne Hilfe ein 25­teiliges<br />

Puzzle. Eine außergewöhnliche<br />

Leistung. Die meisten Kinder<br />

in diesem Alter wollen von<br />

etwas so Kompliziertem wie<br />

einem Puzzle nichts wissen.<br />

DER MOND IST<br />

AUFGEGANGEN<br />

>> Der Mond ist aufgegangen,<br />

die goldenen Sternlein<br />

prangen am Himmel hell<br />

und klar;<br />

>> Der Wald steht schwarz<br />

und schweiget, und aus den<br />

Wiesen steiget der weiße<br />

Nebel wunderbar.<br />

>> Wie ist die Welt so stille<br />

und in der Dämmrung Hülle<br />

so traulich und so hold,<br />

>> als eine stille Kammer,<br />

wo ihr des Tages Jammer<br />

verschlafen und vergessen<br />

sollt!<br />

>> Wie lange brauchen Sie,<br />

um diesen Text auswendig zu<br />

lernen?<br />

VIELSEITIG INTERESSIERT Wie gut Schüler lernen, hängt auch davon ab, wie lange sie als Kleinkind Fernsehen schauen durften.<br />

Der Unterschied zwischen<br />

außergewöhnlich und genial<br />

sind weitere 25 Puzzleteile.<br />

Vom 25­jährigen Schachweltmeister<br />

Magnus Carlsen aus<br />

Norwegen, einem der brillantesten<br />

Köpfe auf unserem Globus,<br />

ist bekannt, dass er mit<br />

nicht einmal zwei Jahren sogar<br />

schon 50­Teile­Puzzle zusammensetzte.<br />

Viele Eltern wünschen sich<br />

ein Wunderkind. Doch Genialität<br />

kann einsam machen.<br />

Über Carlsen schreibt sein<br />

Trainer Simen Agdestein in<br />

dem Buch „Wunderjunge“:<br />

„Als er vier wurde, konnte er<br />

den ganzen Tag damit verbringen,<br />

mit Legosteinen komplizierte<br />

Modelle für Zehn­ bis<br />

14­Jährige zu bauen. Nach solchen<br />

,Lego­Tagen‘, an denen<br />

sich Magnus in völliger Hingabe<br />

stundenlang mit Bauen befasste,<br />

kam es vor, dass er<br />

nachts wach lag, die Augen<br />

weit offen, unfähig zu schlafen,<br />

weil er ständig an die Legosteine<br />

dachte.“<br />

Rund zwei bis drei Prozent<br />

aller Kinder sind hochbegabt.<br />

Wer Zweifel hat, ob sein Kind<br />

dazu gehört, kann es ab einem<br />

Alter von zweieinhalb Jahren<br />

testen lassen. Das Problem: Intelligenztests<br />

bei Kleinkindern<br />

sagen immer nur etwas über<br />

den augenblicklichen Entwicklungsstand<br />

aus, hingegen wenig<br />

über die grundsätzliche Intelligenz.<br />

Eine Hochbegabung liegt<br />

vor, wenn ein Intelligenzquotient<br />

von 130 übertroffen wird,<br />

entweder insgesamt oder in<br />

einem einzelnen Teilbereich<br />

„Es gibt einen<br />

regelrechten<br />

Frühförderwahn“<br />

Heiner Barz,<br />

Bildungsforscher<br />

(Sprachvermögen, Mathematik,<br />

Verarbeitungsgeschwindigkeit<br />

von Informationen).<br />

Eine Hochbegabung ist in jungen<br />

Jahren mehr Fluch als Segen.<br />

Während andere Kinder<br />

ihre Nachmittage mit Spielen<br />

verbringen, müssen Hochbegabte<br />

oft weite Wege zur<br />

nächsten Begabtenschule pendeln.<br />

Ob hochbegabt oder nicht:<br />

Viele Eltern legen Wert darauf,<br />

dass die Fähigkeiten ihres<br />

Kindes frühzeitig gefördert<br />

wird. Mehrsprachliche Kitas,<br />

naturwissenschaftliche Experimente<br />

im Kleinkindalter und<br />

musikalische Frühförderung<br />

boomen. „Es gibt einen regelrechten<br />

Frühförderwahn“, sagte<br />

der Bildungsforscher Heiner<br />

Barz 2014 dem Hamburger<br />

Abendblatt, „das Bestreben,<br />

bloß keine Fähigkeiten brach<br />

liegen zu lassen, hat schon<br />

wahnhafte Züge.“<br />

Viele Eltern sind allerdings<br />

selbst die größte Entwicklungsbremse,<br />

indem sie ihre<br />

Kinder vor dem Fernseher<br />

„parken“ anstatt sich mit ihnen<br />

zu beschäftigen. Das schadet<br />

dem Nachwuchs, ist sich die<br />

Forschung sicher. Fernsehen<br />

liefert eine Vielzahl von visuellen<br />

Eindrücken, die an dem<br />

Kind vorüberhuschen. Das<br />

Kind sitzt dabei fasziniert und<br />

vollkommen reglos vor dem<br />

Bildschirm. „Bildlich könnte<br />

man sagen: Nicht nur die Augenpartie,<br />

sondern der gesamte<br />

Körper sind wie in Gips gelegt“,<br />

schreiben Wolfgang<br />

Goebel und Michaela Glöckler<br />

in dem Buch „Kindersprechstunde“.<br />

Die Folge: Das Überangebot<br />

an Sinneseindrücken<br />

führt zu bruchstückhaften Gedankenabläufen,<br />

was sich negativ<br />

auf die noch im Werden<br />

begriffenen Nerven des Gehirns<br />

auswirken kann.<br />

Egal, wie gut das Gehirn<br />

aufgebaut wurde, ab dem 45.<br />

Lebensjahr beginnt die Denkleistung<br />

abzunehmen. Um 3,6<br />

Prozent bis zum 50. Lebensjahr,<br />

um 7,4 Prozent (Frauen),<br />

beziehungsweise 9,6 Prozent<br />

(Männer) zwischen dem 65.<br />

und 70. Lebensjahr. Das ist das<br />

Ergebnis einer Studie vom<br />

University College London<br />

und dem Institut „Inserm“ in<br />

Frankreich. Was dagegen hilft,<br />

sind gesunde Ernährung, Bewegung<br />

und Gehirnjogging, also<br />

zum Beispiel das Auswendiglernen<br />

von Texten. Ich habe<br />

„Der Mond ist aufgegangen“<br />

jetzt drauf. Zehn Minuten<br />

hat das gedauert. Das nächste<br />

Zu­Bett­Bringen kann kommen.<br />

Autor: Volker Gast<br />

Fotos: dpa; Fotolia © Oleg Erin, lucadp,<br />

Alex White, dfikar.<br />

Redensart:<br />

>> Nicht aus Zucker sein<br />

bedeutet, den Regen nicht<br />

zu scheuen, sich auch auf<br />

eine unbequeme Sache einzulassen.<br />

Die Wendung kam<br />

im späten 19. Jahrhundert<br />

auf. Zucker galt damals als<br />

Synonym für das bequeme,<br />

privilegierte Leben. So heißt<br />

es ja auch, wenn etwas unangenehm<br />

wird: „Das ist<br />

kein Zuckerschlecken.“<br />

Die<br />

„W“-Frage:<br />

Savant werden Menschen mit<br />

einer Inselbegabung genannt.<br />

Das Inselgebiet ist ein multisensorisches<br />

Areal im Gehirn,<br />

das Gefühle wie Hunger<br />

oder Durst bewusst macht.<br />

Savants sind Menschen mit<br />

einer geistigen Behinderung,<br />

die von Geburt an erstaunliche<br />

Fähigkeiten besitzen.<br />

Etwa 30 Personen weltweit<br />

wurden nicht als Savants<br />

geboren. Bei ihnen setzte ein<br />

Was ist ein<br />

SAVANT?<br />

Unfall das Genie frei. So wurde<br />

der Amerikaner Orlando<br />

Serrell als Zehnjähriger von<br />

einem Baseball am Kopf getroffen.<br />

Seitdem ist er ein<br />

hochbegabter Mathematiker,<br />

ebenso wie der Amerikaner<br />

Jason Padgett, der bei einer<br />

Kneipenschlägerei niedergeschlagen<br />

wurde. „Ein weißes<br />

Licht blitzte in meinem Hirn<br />

auf wie bei einem Kamerablitz“,<br />

schilderte Padgett der<br />

Süddeutschen Zeitung. Der<br />

Amerikaner Derek Amato<br />

wollte beim Sprung in einen<br />

Swimmingpool einen Football<br />

fangen, schlug mit dem<br />

Kopf auf den Beckenrand. Als<br />

er wieder erwachte, konnte<br />

er Klavier spielen. Man<br />

nimmt an, dass nach dem Unfall<br />

entstehende Verschaltungen<br />

zwischen alten und neu<br />

gebildeten Gehirnnerven solche<br />

Fähigkeiten freilegen.<br />

Biber, Otter<br />

und Dachs<br />

sind Fische!<br />

Richtig oder falsch?<br />

Am kommenden Sonnabend<br />

endet die 40­tägige Fastenzeit.<br />

Im Jahr 590 nach Christus hatte<br />

Papst Gregor I. (540­604)<br />

verfügt, dass Katholiken in<br />

dieser Zeit der Genuss vom<br />

Fleisch „warmblütiger Tiere“<br />

verboten sei. Gregor I., auch<br />

„Gregor der Große“ genannt,<br />

war einer der bedeutendsten<br />

Päpste des 1. Jahrtausends.<br />

Fische fallen also nicht<br />

unter dieses Verbot, Biber, Otter<br />

und Dachs als Säugetiere<br />

hingegen schon. Aber sie leben<br />

am und im Wasser. Das brachte<br />

das Konstanzer Konzil der<br />

Katholischen Kirche, das von<br />

1414 bis 1418 tagte, auf die Idee,<br />

sie mit dem Satz „Biber, Otter,<br />

Dachs – alles genug!“ sozusagen<br />

als Fische zu erklären und<br />

als Fastenspeise freizugeben.<br />

Für den Biber hatte das dramatische<br />

Folgen: Er wurde in den<br />

folgenden Jahrhunderten fast<br />

ausgerottet. Heute steht er<br />

unter Naturschutz.


24 | Volkers Welt<br />

Sagen Sie uns Ihre Meinung:<br />

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OSTERN 2016<br />

26. MÄRZ 2016<br />

FEHMARN<br />

Insel der Entschleunigung<br />

Da biste<br />

PLATT...<br />

>> Der portugiesische Fußballstar<br />

Cristiano Ronaldo ist<br />

tatsächlich nach Ronald<br />

Reagan benannt. Das ist die<br />

Lösung unserer Quizfrage.<br />

Reagan war der Lieblingsschauspieler<br />

von Cristiano<br />

Ronaldos Vater José Dinis<br />

Aveiro (1954-2005). Daher<br />

benannte er das jüngste seiner<br />

vier Kinder nach dem<br />

späteren Präsidenten.<br />

Die 50 Euro hat gewonnen:<br />

Ulrich Werner aus Schwarzenbek<br />

Treuer Freund<br />

auf vier Rädern<br />

>> 1,2 Milliarden Autos<br />

schieben sich derzeit über<br />

die Straßen dieser Welt.<br />

Welches Modell ist wohl am<br />

häufigsten anzutreffen?<br />

A <strong>VW</strong> Golf<br />

B Toyota Corolla<br />

C Ford Focus<br />

D Mercedes S-Klasse<br />

Kennen Sie die Lösung?<br />

Gewinnen Sie 50 Euro:<br />

01378 10 11 25*<br />

Rufen Sie bis zum 28. März, 12 Uhr,<br />

an und nennen Sie uns die richtige<br />

Lösung. Der Gewinner wird ausgelost<br />

und benachrichtigt.<br />

Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />

*(50 Cent/Anruf aus dem Festnetz<br />

der Deutschen Telekom, Mobilfunkpreise können abweichen)<br />

0,86 mm<br />

>> Dieses Schneckenhaus<br />

passt durch ein Nadelöhr:<br />

Forscher aus Japan, Ungarn<br />

und der Schweiz haben in<br />

Südchina „Mikroschnecken“<br />

gefunden, deren hellgraue<br />

Häuser nur 0,86 Millimeter<br />

groß sind. Bei der sogenannten<br />

Angustopila dominikae<br />

handelt es sich um die derzeit<br />

kleinste bekannte Landschneckenart<br />

überhaupt.<br />

Fehmarn ist<br />

immer eine Reise<br />

wert – nicht nur<br />

für die Touristen,<br />

sondern auch für<br />

Tausende von<br />

Vögeln.<br />

Es gibt diesen einen Moment<br />

auf dem Weg nach Fehmarn,<br />

der meinen Puls jedes Mal ein<br />

wenig höher schlagen lässt.<br />

Die Abfahrt der Autobahn 1<br />

bei Heiligenhafen ist im Rückspiegel<br />

nicht mehr auszumachen,<br />

wenn die Bundesstraße<br />

207 bei Großenbrode beinahe<br />

die Ostsee küsst, zu einer langgezogenen<br />

Linkskurve ansetzt<br />

und das flache Land den Blick<br />

auf die Fehmarnsund­Brücke<br />

freigibt. Nur eine Autostunde<br />

von Hamburg entfernt, tut sich<br />

mit der Überquerung der<br />

schmalen Ostsee­Meerenge<br />

eine andere Welt auf.<br />

Wie von Geisterhand werden<br />

die meisten Autos bei der<br />

Überfahrt des 963 Meter langen<br />

„Kleiderbügels“, wie die<br />

Netzwerkbogenbrücke von<br />

den Einheimischen liebevoll<br />

genannt wird, langsamer. „Entschleunigung“<br />

lautet im wörtlichen<br />

Sinn das Motto, um den<br />

Blick schon einmal über das<br />

glitzernde Meer und die obligatorischen<br />

Segelboote<br />

schweifen zu lassen. Auf der<br />

Insel gilt das dann sowieso.<br />

Trotz oder vielleicht auch wegen<br />

der beständig steifen Brise,<br />

die Wolken und stressige<br />

Gedanken beiseiteschiebt.<br />

Der Wind lässt Kumulus<br />

und Co. kaum eine Chance,<br />

längere Zeit über Deutschlands<br />

drittgrößter Insel (circa<br />

185 Quadratkilometer) zu verweilen.<br />

Mit gut 2000 Sonnenstunden<br />

pro Jahr ist Fehmarn<br />

daher einer der sonnenreichsten<br />

Orte der Bundesrepublik.<br />

Das Wetter kann sich aber<br />

schnell ändern. Eben noch das<br />

Kind ob der dicken schwarzen<br />

Regenwolken wetterfest eingepackt,<br />

kann es sein, dass Minuten<br />

später eher Sonnenbrille<br />

und lockeres Langarmshirt angebracht<br />

sind. Ein Nachmittag<br />

im Liegestuhl mit Blick auf das<br />

Schauspiel am Himmel kann<br />

auch ein Erlebnis auf Fehmarn<br />

sein.<br />

WAHRZEICHEN Die Fehmarnsund-Brücke im romantischen Dämmerlicht des Sonnenuntergangs über der Ostsee.<br />

Vor allem die Ornithologen<br />

kommen hier auf ihre Kosten.<br />

Denn Vögel gibt es auf Fehmarn<br />

en masse. Etwa 80 verschiedene<br />

Arten von Brutvögeln<br />

können Besucher im<br />

Wasservogel­Reservat Wallnau<br />

beobachten, ganz im Westen<br />

der Insel bei Bojendorf. Im<br />

Frühjahr und im Herbst kommen<br />

Zehntausende Zugvögel<br />

dazu. Fehmarn ist zu diesen<br />

Zeiten das größte „Luft­Drehkreuz“<br />

Deutschlands: Kraniche,<br />

Gänse oder auch Schwalben<br />

nutzen die Insel für einen<br />

Zwischenstopp. Sie kommen<br />

Landmarke: Flügger Leuchtturm<br />

im Westen der Insel.<br />

über Dänemark eingeflogen<br />

und müssen so lediglich die<br />

circa 19 Kilometer breite Wasserstraße<br />

Fehmarn­Belt überqueren,<br />

bevor sie wieder Rast<br />

machen können.<br />

Da lag es auf der Hand,<br />

auch die Verkehrsverbindung<br />

zwischen Hamburg und Kopenhagen<br />

über die Insel Fehmarn<br />

„Vogelfluglinie“ zu nennen.<br />

Denn nach Eröffnung der<br />

Fehmarnsund­Brücke im Jahr<br />

1963 und mit der Fährverbindung<br />

von Puttgarden nach<br />

Rodbyhavn nahmen die Autos<br />

und Züge auf dem Weg nach<br />

Norden oder Süden dieselbe<br />

Route wie die Zugvögel. „Wir<br />

werden eine ganz neue Kultur<br />

bekommen. Das Unberührte<br />

ist vorbei. Wir sind entdeckt“,<br />

sagte Heimatforscher Peter<br />

Wilpert damals. Er sollte<br />

Recht behalten.<br />

Mittlerweile zählt Fehmarn<br />

300.000 Besucher pro Jahr und<br />

rund zwei Millionen Übernachtungen,<br />

Tagesausflügler<br />

nicht mitgerechnet. 90 Prozent<br />

der Bevölkerung leben vom<br />

Tourismus. Zahlreiche Campingplätze,<br />

vor allem an den 78<br />

Kilometern Küstenlinie verteilt,<br />

sind vornehmlich bei<br />

windliebenden Wassersportlern<br />

angesagt. So gilt Fehmarn<br />

als das deutsche Kitesurf­Mekka<br />

schlechthin. Die Surf­ und<br />

Segel­Bedingungen sind fast<br />

das ganze Jahr über gut. Landwirtschaftliche<br />

Betriebe, die<br />

allein von ihren Erzeugnissen<br />

leben können, findet der Besucher<br />

hingegen kaum noch.<br />

Doch die Bauern haben aus<br />

der Not eine Tugend gemacht.<br />

Unter dem Stichwort „Urlaub<br />

auf dem Bauernhof“ haben sie<br />

sich den kleinen und großen<br />

Gästen verschrieben, mit dem<br />

entsprechenden Erlebnisprogramm<br />

aus Tieren, Treckerfahren<br />

und Trampolinspringen.<br />

„Auf ideellen Gebieten wird<br />

sich unser ‚Fehmarnland‘ sehr<br />

verändern“, hatte Heimatforscher<br />

Wilpert prophezeit. „Ja<br />

und Nein“ möchte der Insel­<br />

Besucher entgegnen. Aus dem<br />

unberührten Eiland ist eines<br />

der beliebtesten Reiseziele geworden.<br />

Doch noch immer ticken<br />

hier die Uhren gefühlt<br />

wie vor 100 Jahren. Vielleicht<br />

der Grund, warum die Autos<br />

der Stadtmenschen auf dem<br />

„Kleiderbügel“ auch wieder<br />

langsamer werden, wenn es<br />

zurück in Richtung Festland<br />

geht. Autor: Matthias Heidrich<br />

Fotos: dpa; Fotolia © Frank Raderschatt,<br />

Krane, Julien Tromeur, andreapetrlik,<br />

Robert Kneschke.<br />

GESCHICHTE DER<br />

INSEL FEHMARN<br />

>> ca. 5000 v. Chr.: Erste<br />

Siedlungsspuren von Rentierjägern<br />

>> ca. 400 n. Chr.: Besiedlung<br />

durch Slawen, die der<br />

Insel ihren Namen geben.<br />

Slawisch „fe mer“ bedeutet<br />

„im Meer gelegen“.<br />

>> 1022 n. Chr.: Dänenkönig<br />

Knut der Große unterstellt d.<br />

Insel dem Bistum Odense<br />

>> 1137: Einfall der Slawen in<br />

Holstein<br />

>> 1138: Vertreibung der Slawen<br />

durch Holsteiner Reiterheer.<br />

Slawische Gebiete in<br />

Ostholstein werden annektiert.<br />

Nur Fehmarn bleibt uneinnehmbar.<br />

>> 1420: Dänenkönig „Erich<br />

der Pommer“ lässt Fehmarn<br />

fast vollständig zerstören.<br />

>> 1424: Neubesiedlung der<br />

Insel durch Stormarner,<br />

Dithmarscher und Sachsen.<br />

>> 1864: Fehmarn wird im<br />

Zuge des Deutsch-Dänischen<br />

Krieges von den Preußen<br />

erobert.<br />

>> 1903: Eröffnung der<br />

Dampffähre Fehmarnsund.<br />

>> 1963: Einweihung der<br />

Fehmarnsund-Brücke.<br />

Redensart:<br />

>> In Harnisch geraten bedeutet,<br />

Ärger mit jemandem<br />

zu haben. Der Harnisch ist<br />

der wichtigste Teil einer Ritterrüstung,<br />

der die Brust<br />

schützt. Er wurde angelegt,<br />

wenn der Ritter in den<br />

Kampf zog. Er war dann „in<br />

Harnisch gebracht“. Als Synonym<br />

für Ärger lässt sich<br />

der Begriff heute auch noch<br />

finden, wenn von einer „geharnischten<br />

Rede“ oder<br />

einem „geharnischten Brief“<br />

gesprochen wird.<br />

Die<br />

„W“-Frage:<br />

Mit der Bezeichnung „Berliner<br />

Stunde“ ist der Schlüssel<br />

gemeint, nachdem die Redezeit<br />

der Fraktionen im deutschen<br />

Bundestag bei einer<br />

Debatte geregelt ist. Die Aufteilung<br />

wird immer zu Beginn<br />

der Wahlperiode unter den<br />

Parteien vereinbart. In der<br />

aktuellen Zusammensetzung<br />

des Parlaments stehen der<br />

CDU/CSU als stärkster Fraktion<br />

(310 Sitze) 27 Minuten<br />

Was ist die<br />

BERLINER<br />

STUNDE?<br />

zu. Die 93 SPD­Abgeordneten<br />

dürfen in Summe 17 Minuten<br />

reden, Die Linke (64) und Die<br />

Grünen (63) haben jeweils<br />

acht Minuten.<br />

In der vorangegangenen<br />

Wahlperiode war die Berliner<br />

Stunde 62 Minuten lang, weil<br />

die fraktionslosen Abgeordneten<br />

zwei Minuten Redezeit<br />

bekommen hatten. Wer zu<br />

welchem Thema reden darf,<br />

bestimmen in der Regel die<br />

Parlamentarischen Geschäftsführer<br />

der Fraktionen.<br />

Die Listen werden dann dem<br />

Bundestags­Präsidium vorgelegt.<br />

Die Minister sowie die<br />

Mitglieder des Bundesrats<br />

besitzen ein Redeprivileg und<br />

müssen laut Grundgesetz jederzeit<br />

angehört werden. Allerdings<br />

ist es üblich, dass<br />

ihre Redezeit auf die Zeit der<br />

gesamten Fraktion angerechnet<br />

wird.<br />

Wer steht,<br />

lebt länger!<br />

Richtig oder falsch?<br />

Das ist tatsächlich richtig. Sitzen<br />

im Beruf symbolisiert<br />

Fortschritt, Macht und Ansehen.<br />

Wer steht, ist in der<br />

Hierarchie zumeist niedriger<br />

angesiedelt, lebt dafür aber<br />

wahrscheinlich länger. Australische<br />

Ärzte haben anhand<br />

einer Studie mit 782 Erwachsenen<br />

herausgefunden, dass<br />

Stehen im Gegensatz zum Sitzen<br />

das Risiko für Herzkreislaufkrankheiten<br />

verringert.<br />

Die Probanden, die am Tag<br />

zwei Stunden länger standen,<br />

hatten einen niedrigeren Blutzuckerwert.<br />

Auch die Triglyzerid­Konzentration<br />

(Blutfette)<br />

war deutlich geringer, die<br />

des „guten“ HDL­Cholesterins<br />

hingegen höher. Also rein mit<br />

den Stehpulten ins Büro!<br />

Allerdings: Wer regelmäßig<br />

stehen muss, riskiert Muskelund<br />

Gelenkprobleme sowie<br />

Krampfadern, wenn er nicht<br />

durch entsprechende Gymnastik<br />

einen Ausgleich schafft.


40 | Volkers Welt<br />

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SONNABEND<br />

2. APRIL 2016<br />

FLOHMARKT<br />

Flanieren, Finden und Feilschen<br />

Da biste<br />

PLATT...<br />

>> In der vergangenen Woche<br />

haben wir bei unserem<br />

Gewinnspiel nach dem<br />

meistverkauften Auto der<br />

Welt gefragt. Toyota Corolla<br />

ist richtig. Seit 1966 gibt<br />

es den Mittelklasse-Japaner.<br />

Verkauft wurden seitdem in<br />

zehn Generationen knapp<br />

40 Millionen Modelle. In<br />

Deutschland heißt der Corolla<br />

seit 2007 übrigens Auris.<br />

Vom <strong>VW</strong> Golf wurden<br />

bislang rund zehn Millionen<br />

Autos weniger verkauft.<br />

Die 50 Euro hat gewonnen<br />

Lisa Krämer aus Geesthacht<br />

Für Feinschmecker<br />

>> Roastbeef, Hüfte oder<br />

Filet: Es gibt viele Fleischstücke<br />

beim Rind. Eines hat allerdings<br />

einen ganz speziellen<br />

Namen. Welches?<br />

A Bürgermeisterstück<br />

B Kanzlerstück<br />

C Fürstenstück<br />

D Königsstück<br />

Kennen Sie die Lösung?<br />

Gewinnen Sie 50 Euro:<br />

01378 10 11 25*<br />

Rufen Sie bis zum 3. April,<br />

12 Uhr, an und nennen Sie uns die<br />

richtige Lösung. Der Gewinner wird<br />

ausgelost und benachrichtigt.<br />

Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />

*(50 Cent/Anruf aus dem Festnetz<br />

der Deutschen Telekom, Mobilfunkpreise können abweichen)<br />

40 km/h<br />

>> Was für ein Auto nicht<br />

viel ist, stellt bei Wasser<br />

einen Superlativ dar. Der<br />

Saltstraumen im Norden<br />

Norwegens ist der stärkste<br />

Gezeitenstrom der Welt.<br />

400 Millionen Kubikmeter<br />

Meerwasser strömen durch<br />

einen lediglich 150 Meter<br />

breiten, aber 2,5 Kilometer<br />

langen Sund. Dabei erreicht<br />

das Wasser eine Geschwindigkeit<br />

von bis zu 40 Kilometern<br />

pro Stunde. Es entstehen<br />

gewaltige Strudel.<br />

Flohmarktbesucher<br />

lassen sich<br />

in „Jäger“,<br />

„Sammler“ und<br />

„Flaneure“ unterteilen.<br />

Jede<br />

Gruppe hat ihre<br />

eigenen Ziele.<br />

Gelegentlich geht meine Frau<br />

am Sonntag auf die Jagd, und<br />

ich versorge den Nachwuchs<br />

in der heimischen Höhle. Für<br />

diesen Geschlechterrollentausch<br />

steht sie zu einer unchristlichen<br />

Zeit auf, schnappt<br />

sich eine große Tasche und<br />

ausreichend Bargeld – in nicht<br />

zu großen Scheinen. Klingt<br />

konspirativ, ist es allerdings<br />

nicht. Denn an diesen Sonntagen<br />

tun es ihr Hunderte Frauen<br />

gleich. Ihr Ziel: Schnäppchen<br />

für die Schützlinge auf<br />

dem Flohmarkt für Kindersachen.<br />

Trödelmärkte haben seit<br />

Jahrzehnten ihren Platz in<br />

unserer Stadtkultur. In allen<br />

möglichen Ausprägungen, für<br />

die unterschiedlichste Klientel.<br />

Der Handel zwischen Privatpersonen<br />

mit gebrauchten<br />

Dingen auf einem Marktplatz<br />

hat Tradition und erfreut sich<br />

trotz Internet­Tauschbörsen<br />

großer Beliebtheit. Laut dem<br />

Fachmagazin „Trödler“ finden<br />

jedes Jahr über 40.000 Flohmärkte<br />

in Deutschland statt,<br />

im Schnitt über 100 pro Tag.<br />

Genug Möglichkeiten zum<br />

Stöbern also, besonders für<br />

diejenigen, die dieses eine besondere<br />

Fundstück suchen.<br />

Der Begriff „Flohmarkt“ ist<br />

wörtlich aus dem Französischen<br />

übersetzt. Die Second­<br />

Hand­Märkte heißen bei unseren<br />

Nachbarn „Marché aux<br />

Puces“. Bereits seit dem späten<br />

Mittelalter war es in Paris<br />

üblich, mit den abgetragenen<br />

Kleidern der Reichen Handel<br />

zu treiben. Hygiene war damals<br />

noch ein Fremdwort, und<br />

so wechselten mitunter nicht<br />

nur die gebrauchten Klamotten<br />

den Besitzer, sondern auch<br />

der ein oder andere Floh.<br />

Eine Mutter sucht auf einem Flohmarkt für Kinderkleidung etwas<br />

für ihren Nachwuchs.<br />

ANTIQUITÄTEN sind traditionell ein Renner auf Flohmärkten. Doch Billigwaren aus China und Internet-Auktionshäuser sind eine starke<br />

Konkurrenz für die Straßenhändler geworden.<br />

Seit die Ökobewegung in<br />

den 70er­ und 80er­Jahren das<br />

Stichwort „Recycling“ in der<br />

deutschen Gesellschaft etablierte,<br />

sind Flohmärkte auch<br />

bei uns salonfähig geworden.<br />

Ökologisch wertvolles Wiederverwerten<br />

gepaart mit der<br />

Möglichkeit, seinen Lifestyle<br />

individuell und originell zu gestalten,<br />

treibt seitdem Millionen<br />

Menschen auf die Trödelmärkte.<br />

Ökonomisch typisch<br />

ließ die Spezialisierung nicht<br />

lange auf sich warten. Es gibt,<br />

wie eingangs beschrieben, reine<br />

Flohmärkte für Kindersachen,<br />

klischeehaft überlaufen<br />

von Müttern, aber auch Märkte<br />

für Antiquitäten, Briefmarken<br />

oder Porzellan. Für jeden<br />

Schnäppchenjäger und Sammler<br />

ist etwas dabei.<br />

Weniger sozialromantisch<br />

ist die Tatsache, dass gerade<br />

auf diesen Spezialflohmärkten<br />

die ursprüngliche Idee, gebrauchte<br />

Sachen von Privatperson<br />

zu Privatperson zu verkaufen,<br />

mittlerweile aufgeweicht<br />

ist. Über zwei Millionen<br />

Menschen bestreiten<br />

ihren Lebensunterhalt mit<br />

dem Verkauf von Trödel.<br />

Sebastian Münz, Autor des<br />

Buches „Flohmarkt: Märkte,<br />

Menschen, Waren“, unterteilt<br />

die Flohmarktgänger in drei<br />

Gruppen: „Jäger“, „Sammler“<br />

und „Flaneure“. Die „Jäger“<br />

sind die „Early Birds“. Sie sind<br />

zumeist schon am Start, wenn<br />

die Sonne gerade am Horizont<br />

kratzt und die meisten schlaftrunkenen<br />

Händler noch ihre<br />

Autos entladen. Diese hartnäckigen<br />

Schnäppchenjäger lernt<br />

jeder kennen, der sich selbst<br />

einmal mit seinem entbehrli­<br />

Erste Kundschaft kurz<br />

nach Sonnenaufgang<br />

chen Hausrat auf einen Flohmarkt<br />

begibt. Merke: Für die<br />

zumeist elektronischen Highlights<br />

ihrer Habseligkeiten<br />

sollten Sie schon vor dem Auspacken<br />

einen Preis im Kopf<br />

haben, damit sie den „Early<br />

Birds“ entsprechend entgegentreten<br />

können.<br />

Danach erscheinen die<br />

„Sammler“. Diese Spezies<br />

weiß genau, was sie sucht,<br />

scannt den jeweiligen Flohmarkt<br />

nach interessanten oder<br />

vernachlässigbaren Ständen ab<br />

und macht sich sogleich ans<br />

Feilschen. Während die<br />

„Sammler“ noch um den besten<br />

Preis ringen, sind die „Jäger“<br />

mit ihren Schätzen schon<br />

längst wieder zu Hause.<br />

Weniger verbissen ist die<br />

dritte Kategorie, die der „Flaneure“.<br />

Sie schlendern an den<br />

Ständen vorbei, um zu stöbern,<br />

ohne bestimmtes Ziel.<br />

Sie kaufen nur vereinzelt,<br />

meist Unnötiges. Für sie geht<br />

es vielmehr um das Gesamterlebnis<br />

Flohmarkt, das Flair. Sie<br />

wollen beobachten, Kurioses<br />

bestaunen und sind anders als<br />

„Jäger“ oder „Sammler“ empfänglich<br />

für das, was Flohmärkte<br />

von Online­Märkten<br />

wie eBay unterscheidet – die<br />

Kommunikation. Hier trifft der<br />

„Flaneur“ Gleichgesinnte, es<br />

wird geplauscht. Wer will, bekommt<br />

für jedes Fundstück die<br />

entsprechende Geschichte<br />

mitgeliefert und nimmt so<br />

mehr als eine hübsche Vase direkt<br />

mit nach Hause.<br />

Autor: Matthias Heidrich<br />

Fotos: Fotolia © kasto, highwaystarz,<br />

Christian Fischer, Franziska Krause, Uwe<br />

Landgraf, womue.<br />

Redensart:<br />

>> Gepfefferte<br />

Preise.<br />

Das ist<br />

eine Wendung,<br />

die<br />

immer<br />

dann gebraucht<br />

wird, wenn Rechnungen als<br />

sehr hoch empfunden werden.<br />

Pfeffer war bereits in<br />

der Antike beliebt und teuer.<br />

Im frühen Mittelalter war<br />

das scharfe Gewürz zeitweise<br />

mehr wert als Gold. Dementsprechend<br />

wurden Steuern,<br />

Zölle oder Rechnungen<br />

mit Pfeffer bezahlt. Damals<br />

waren die Preise also tatsächlich<br />

und nicht nur im<br />

übertragenen Sinne „gepfeffert“.<br />

Die<br />

„W“-Frage:<br />

Weiß der<br />

GEIER, wo die<br />

Leiche liegt?<br />

Der Truthahngeier (Foto),<br />

der in Süd­, Mittel­ und<br />

Nordamerika zu Hause ist, ist<br />

zwar kein Adlerauge, dafür<br />

aber eine Supernase. Er kann<br />

Aas kilometerweit riechen<br />

und so ausfindig machen.<br />

Das brachte Rainer Hermann<br />

vom Landeskriminalamt<br />

Niedersachsen auf eine<br />

ungewöhnliche Idee: Warum<br />

bei der Suche nach Leichen<br />

nicht Truthahngeier einsetzen,<br />

die aus der Luft ein viel<br />

größeres Terrain absuchen<br />

können als Spürhunde oder<br />

Menschen am Boden? Vogeltrainer<br />

German Alonso vom<br />

Vogelpark Walsrode fand<br />

den Ansatz interessant und<br />

begann 2010, drei Truthahngeier<br />

zu trainieren. „Sherlock“,<br />

„Columbo“ und „Miss<br />

Marple“ wurden in die Flugshow<br />

des Vogelparks integriert.<br />

Die Plüschratte, die sie<br />

aufspüren mussten, enthielt<br />

Stoffstücke, die mit dem Geruch<br />

menschlicher Leichen<br />

präpariert waren. Trotzdem<br />

scheiterte der Versuch. Das<br />

von Hand aufgezogene Trio<br />

stritt vornehmlich um die<br />

Gunst ihrer Bezugsperson<br />

Alonso, anstatt ein Team zu<br />

bilden. Das wäre aber nötig<br />

gewesen, denn Truthahngeier<br />

überfliegen größere Gebiete<br />

nur in Gruppen.<br />

Wäsche wird nur<br />

ab 60 Grad so<br />

richtig sauber!<br />

Richtig oder falsch?<br />

Die Formel „je heißer, desto<br />

sauberer“ ist vielen Menschen<br />

quasi ins Gehirn gebrannt.<br />

Früher mag das ja noch gestimmt<br />

haben, heutzutage jedoch<br />

schon lange nicht mehr.<br />

Der Grund liegt darin, dass die<br />

Waschmittel immer leistungsfähiger<br />

geworden sind. Sie<br />

kriegen auch bei niedrigen<br />

Temperaturen normal verschmutzte<br />

Wäsche sauber.<br />

Waschmittel zerlegen mit<br />

Hilfe von Enzymen an der Wäsche<br />

Eiweiße und Fette, aus<br />

denen die meisten Flecken bestehen.<br />

Wie heiß das Wasser<br />

ist, spielt dabei kaum noch<br />

eine Rolle. Hinzu kommen immer<br />

bessere Waschmaschinen<br />

mit ausgeklügelten Waschprogrammen.<br />

Also lieber mit 40 statt 60<br />

Grad waschen und auch noch<br />

Geld sparen. Nach Angaben<br />

der Universität Bonn wird so<br />

bis zu 50 Prozent weniger<br />

Energie verbraucht.


16 | Volkers Welt<br />

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SONNABEND<br />

9. APRIL 2016<br />

HIGHTECH-LANDWIRTSCHAFT<br />

Tablets auf dem Traktor<br />

Da biste<br />

PLATT...<br />

>> In der vergangenen Woche<br />

haben wir nach einem<br />

speziellen Fleischstück beim<br />

Rind gefragt. Bürgermeisterstück<br />

war richtig. Dabei handelt<br />

es sich um ein äußerst<br />

zartes Stück, das früher aufgrund<br />

seines feinen Geschmacks<br />

und nicht zuletzt<br />

seines Preises wohlhabenden<br />

und wichtigen Personen<br />

von Dorfgemeinschaften<br />

vorbehalten war, zum Beispiel<br />

dem Bürgermeister.<br />

Die 50 Euro hat gewonnen:<br />

Sabina Sievers aus Nettelnburg<br />

Wortschwall<br />

>> Otto<br />

Antrick<br />

hält den<br />

Rekord für<br />

die längste<br />

gehaltene<br />

Rede in<br />

einem<br />

deutschen Parlament. Wie<br />

viele Stunden stand der Abgeordnete<br />

am 13. Dezember<br />

1902 am Rednerpult?<br />

A 3 Stunden<br />

B 8 Stunden<br />

C 12 Stunden<br />

D 24 Stunden<br />

Kennen Sie die Lösung?<br />

Gewinnen Sie 50 Euro:<br />

01378 10 11 25*<br />

Rufen Sie bis zum 10. April,<br />

12 Uhr, an und nennen Sie uns die<br />

richtige Lösung. Der Gewinner wird<br />

ausgelost und benachrichtigt.<br />

Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />

*(50 Cent/Anruf aus dem Festnetz<br />

der Deutschen Telekom, Mobilfunkpreise können abweichen)<br />

433 Brüche<br />

>> Robert Craig „Evel“ Knievel<br />

(1939 bis 2007) erlangte<br />

weltweite Berühmtheit, weil<br />

er wie kein Zweiter todesmutige<br />

Motorradstunts vollführte.<br />

So sprang er einmal<br />

über 50 Autos hinweg. Seinen<br />

Mut bezahlte der US-<br />

Amerikaner mit vielen Verletzungen:<br />

Im Guinness Buch<br />

der Rekorde steht er mit unglaublichen<br />

433 Knochenbrüchen,<br />

die er erlitt.<br />

Redensart:<br />

LANDWIRTSCHAFT GESTERN UND HEUTE Das Bild oben zeigt die Gülleausbringung und Einarbeitung<br />

auf herkömmliche Weise. Künftig soll mit Hilfe von Drohnen (Bild darunter) die Bodenbeschaffenheit<br />

exakter erfasst werden, um „Präzisionsackerbau“ („Precision Farming“) betreiben zu können.<br />

Drohnen, Melkroboter,<br />

Robospinnen:<br />

Die<br />

Landwirtschaft<br />

stößt in ein neues<br />

Zeitalter vor.<br />

Ewas hölzern in seinen Bewegungen,<br />

aber mit einem festen<br />

Ziel vor Augen bahnt sich der<br />

Melkarm seinen Weg. Das Euter<br />

von Kuh 67 ist das Objekt<br />

der Begierde. Rote Lichtstrahlen<br />

streifen über die Zitzen.<br />

Der Melkroboter scannt den<br />

Euter von Emma, Kuh 67. Immer<br />

wieder korrigiert der<br />

Computer die Ausrichtung der<br />

Melkbecher, bis sie an Emmas<br />

Euter andocken und die Milch<br />

fließt. Der schwarz­weiß­gefleckte<br />

Wiederkäuer gibt sich<br />

bei der ganzen Prozedur, die<br />

auch Euterpflege und Maschinenreinigung<br />

beinhaltet, unbeeindruckt.<br />

Emma genießt das<br />

spezielle Futter, das sie neben<br />

dem Verlangen, Druck vom<br />

Euter zu nehmen, in die Melkvorrichtung<br />

getrieben hat.<br />

Dass jetzt gerade Kuh 67<br />

gemolken wird, weiß Bauer<br />

Heinrich übrigens. Auch,<br />

wenn der letzte verbliebene<br />

Milchbauer Fehmarns nicht<br />

romantisch auf einem Schemel<br />

neben Emma sitzt, sondern<br />

nebenan vor einem Computerbildschirm.<br />

Alle seine 80<br />

Milchkühe tragen Transponder<br />

um den Hals und werden<br />

vom Melkroboter sofort erkannt.<br />

Volle Milcheimer zu<br />

zählen, war vorvorgestern.<br />

Heute liefert der Computer in<br />

Bruchteilen von Sekunden den<br />

Ertrag und die Milchqualität<br />

von Emma und Co. – Gerne<br />

auch auf das Smartphone,<br />

wenn Bauer Heinrich denn<br />

eins hätte. Kostenpunkt für<br />

eine Melkmaschine dieser Kategorie:<br />

über 100 000 Euro.<br />

Der Trecker fährt<br />

von selbst<br />

Und wer denkt, dass diese<br />

ohne Frage beeindruckende<br />

Maschine die Krönung der<br />

heutigen Hightech­Landwirtschaft<br />

ist, dem sei gesagt: Sie<br />

ist gerade mal der Anfang.<br />

Unter dem Stichwort „Precision<br />

Farming“ sind unsere<br />

Bauern in ein neues Zeitalter<br />

der Landwirtschaft vorgestoßen.<br />

Die moderne Technik<br />

macht es möglich, dass sie<br />

mittlerweile „Präzisionsackerbau“<br />

betreiben. Immer häufiger<br />

sitzen heute auf den Treckern<br />

und Mähdreschern mehr<br />

IT­Fachleute denn zupackende<br />

Landwirte.<br />

Auf dem Feld sind selbststeuernde<br />

Fahrzeuge bereits<br />

Realität. Über GPS werden die<br />

Trecker satellitengesteuert in<br />

der idealen Spur gehalten. Der<br />

Bauer braucht nicht ans Lenkrad<br />

zu greifen. Er überwacht<br />

nur noch, mit einem Laptop<br />

oder Tablet an Bord. Es ist<br />

dasselbe Prinzip wie bei einem<br />

Navigationssystem im Auto,<br />

allerdings viel feiner programmiert.<br />

„Präzisionsackerbau“<br />

gibt den Bauern die Möglichkeit,<br />

praktisch jeden Quadratmeter<br />

eines Feldes unterschiedlich<br />

zu bewirtschaften.<br />

Sie können so perfekt auf die<br />

variierenden Bodenbeschaffenheiten<br />

eingehen. Eine trockene<br />

Teilfläche muss anders<br />

beackert werden als eine extrem<br />

feuchte. So lässt sich die<br />

Effizienz steigern. Schließlich<br />

ist die Ressource Ackerland<br />

begrenzt, aber immer mehr<br />

Menschen müssen künftig versorgt<br />

werden.<br />

Bislang wurden Felder anhand<br />

von Durchschnittswerten<br />

komplett bewirtschaftet.<br />

Auf jedem Quadratmeter dieselbe<br />

Tiefe der Bodenbearbeitung,<br />

dieselbe Menge Saatgut,<br />

Dünger und Pflanzenschutzmittel.<br />

In der Hightech­Landwirtschaft<br />

erstellen Ingenieure<br />

aus verschiedenen Daten digitale<br />

Karten, mit denen die<br />

Bauern dann ihre Maschinen<br />

füttern. Dabei werden geografische<br />

Daten, Klimamessungen<br />

oder auch Ertragszahlen<br />

berücksichtigt. Auch ein<br />

Drohnenflug über landwirtschaftliche<br />

Flächen ist keine<br />

Science Fiction mehr. So können<br />

die Techniker ermitteln,<br />

wo der Boden am fruchtbarsten<br />

ist.<br />

Auch bei der Ernte hilft die<br />

moderne Technik. Zum Beispiel<br />

um die kraftstoffschonendste<br />

Route für den Mähdrescher<br />

zu berechnen. Die<br />

großen Häcksler sind mittlerweile<br />

rollende Fabriken, die<br />

nicht nur mähen und fördern,<br />

sondern auch schon reinigen<br />

und separieren. Den Ertrag bekommt<br />

der Bauer quasi in<br />

Echtzeit auf sein Laptop im<br />

Führerhaus geschickt, das zum<br />

Büro wird. Da er nicht steuern<br />

muss, kann er seine Ernte direkt<br />

vom Feld verkaufen. Fährt<br />

er vom Acker, ist ein Großteil<br />

dieser Arbeit bereits getan.<br />

Noch nicht futuristisch genug?<br />

Nun ja, eine amerikanische<br />

Firma hat achtbeinige Roboter<br />

entwickelt, die eigenständig<br />

über die Felder staksen<br />

und mithilfe von Bohrern<br />

die Saat setzen. Sie kommunizieren<br />

untereinander über versprühte<br />

Duftstoffe, um eine<br />

doppelte Aussaat zu verhindern.<br />

Bis Robospinnen in<br />

Deutschland über die Äcker<br />

krabbeln, werden aber wohl<br />

noch ein paar Jahre vergehen.<br />

Emma, sollte sie dann noch<br />

nicht im Kuh­Himmel sein,<br />

wird ihren Anblick mit Gleichmut<br />

hinnehmen. Sie ist ja<br />

schon längst in der Hightech­<br />

Landwirtschaft angekommen.<br />

Autor: Matthias Heidrich<br />

Fotos: Fotolia © countrrypixel, Kietr,<br />

mdaake, Salome, Jenny Sturm, Ipanki.<br />

>> Touché! Hat ein Diskussionspartner<br />

ein schlagendes<br />

Argument gebracht, oder<br />

einen wunden Punkt in einer<br />

Argumentation gefunden,<br />

quittieren wir den guten<br />

Konter mit dem Ausruf<br />

„Touché“. Man könnte auch<br />

sagen „Punkt für dich“. Aus<br />

dem Französischen übersetzt,<br />

bedeutet der Begriff<br />

„berührt“. Ein Treffer beim<br />

Fechten wird „Touché“ genannt.<br />

Dann hat man in diesem<br />

Sport einen Punkt gemacht.<br />

Die<br />

„W“-Frage:<br />

Wie finden<br />

ROBBEN ihre<br />

Babys wieder?<br />

Jeder, der schon einmal einen<br />

Tierfilm gesehen hat, weiß,<br />

dass Robben­Kolonien eine<br />

ziemlich wuselige Sache sein<br />

können. Die arktischen Raubtiere<br />

sind an Land äußerst gesellig<br />

und finden sich zu Zigtausenden<br />

zusammen. Umso<br />

beeindruckender, dass weibliche<br />

Robben nach der Futtersuche<br />

im Meer unter Hunderten<br />

von Jungtieren ihren<br />

Nachwuchs immer wiederfinden.<br />

Verhaltensforscher<br />

von der Universität Bielefeld<br />

haben herausgefunden, dass<br />

die Flossenfüßer dafür ihre<br />

Nase nutzen. Eine etwas<br />

überraschende Erkenntnis.<br />

Lange Zeit dachte man, dass<br />

der Geruchssinn für die Robben<br />

keine allzu große Rolle<br />

spielt. Unter Wasser schließen<br />

die Säugetiere Mund und<br />

Nase und orientieren sich<br />

dank ihrer großen Augen,<br />

dem exzellenten Gehör und<br />

vor allem mit ihren empfindlichen<br />

Tasthaaren an der<br />

Schnauze. An Land rückt<br />

dann der Geruchssinn in den<br />

Mittelpunkt, da Mütter einen<br />

sehr ähnlichen Duft wie ihre<br />

Kinder verströmen. Am Geruch<br />

lässt sich sogar erkennen,<br />

aus welcher Kolonie ein<br />

Tier stammt und wie eng es<br />

mit anderen Robben verwandt<br />

ist.<br />

Der Queen<br />

gehören alle<br />

Schwäne!<br />

Richtig oder falsch?<br />

Am 21. April wird Queen Elizabeth<br />

II 90 Jahre alt. Und was<br />

Sie garantiert noch nicht<br />

wussten: Sie ist reich an<br />

Schwänen! Auf alle freilaufenden,<br />

nicht markierten Schwäne<br />

im Vereinigten Königreich<br />

hat die Queen ein Vorrecht.<br />

Schon seit dem 12. Jahrhundert<br />

hat der Höckerschwan in<br />

Großbritannien königlichen<br />

Status. Seit 1482 stellt ein Gesetz<br />

(„Act of Swans“) Schwäne<br />

unter besonderen Schutz der<br />

Krone. Denn die weiß gefiederten<br />

Vögel waren damals ob<br />

ihres Fleisches und der Daunenfedern<br />

beliebte Jagdobjekte.<br />

Sie waren aber auch fester<br />

Bestandteil königlicher Bankette<br />

und Festmähler. Heute<br />

kommen andere Braten auf die<br />

königlichen Teller. Doch die<br />

Queen pflegt ihr Vorrecht<br />

durch das alljährliche „Swan<br />

Upping“, bei dem alle Schwäne<br />

auf der Themse gezählt und<br />

markiert werden.


SONNABEND<br />

Sagen Sie uns Ihre Meinung:<br />

Volkers Welt | 39<br />

16. APRIL 2016<br />

Bergedorfer Zeitung | Volkers Welt | Curslacker Neuer Deich 50 | 21029 Hamburg<br />

oder per Mail: volkers.welt@bergedorfer-zeitung.de<br />

Ältere Ausgaben unter<br />

www.bergedorfer-zeitung.de/volkerswelt<br />

Da biste<br />

PLATT...<br />

>> In der vergangenen Woche<br />

haben wir nach der<br />

längsten jemals in einem<br />

deutschen Parlament gehaltene<br />

Rede gefragt. Der Zigarettenfabrikant<br />

und SPD-Abgeordnete<br />

Otto Antrick<br />

sprach am 13. Dezember<br />

1902 acht Stunden im<br />

Reichstag und verhinderte so<br />

mit Erfolg eine geplante Abstimmung<br />

über Getreidezölle.<br />

Die 50 Euro hat gewonnen<br />

Gabriele Johns aus Bergedorf<br />

ÖKOSYSTEM WALD TEIL 1<br />

Wie Bäume kommunizieren<br />

Singen verboten?<br />

>> Die<br />

USA<br />

sind das<br />

Land der<br />

unbegrenzten<br />

Möglichkeiten. Oder doch<br />

nicht? Was dürfen Passagiere<br />

der New Yorker U-Bahn<br />

denn wohl nicht?<br />

A Schlafen<br />

B Sitzen<br />

C Singen<br />

D Telefonieren<br />

Kennen Sie die Lösung?<br />

Gewinnen Sie 50 Euro:<br />

01378 10 11 25*<br />

Rufen Sie bis zum 17. April,<br />

12 Uhr, an und nennen Sie uns die<br />

richtige Lösung. Der Gewinner wird<br />

ausgelost und benachrichtigt.<br />

Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />

*(50 Cent/Anruf aus dem Festnetz<br />

der Deutschen Telekom, Mobilfunkpreise können abweichen)<br />

3,2 Mio. $<br />

>> Umgerechnet knapp drei<br />

Millionen Euro war einem<br />

Liebhaber bei einer eBay-<br />

Auktion das Comic-Heft<br />

wert, in dem Superman zum<br />

ersten Mal auftritt. „Action<br />

Comics No. 1“ von 1938 hält<br />

damit den Rekord als teuerstes<br />

Comic-Heft. Damals kostete<br />

das Heft übrigens zehn<br />

Cent, bei einer Startauflage<br />

von 200.000 Stück.<br />

SONNENDURCHFLUTETES WALDPANORAMA Die Ruhe ist trügerisch. Bäume können über eine Distanz von bis zu 30 Metern Informationen austauschen.<br />

Bäume verständigen<br />

sich über<br />

symbiotisch verflochtene<br />

Wurzeln<br />

und Pilze,<br />

das „Wood Wide<br />

Web“.<br />

Es ist diese himmlische Ruhe,<br />

die viele Menschen an einem<br />

Sonntag in den Wald treibt. All<br />

die Buchen, Eichen, Birken<br />

oder Tannen spenden Schutz,<br />

nicht nur vor Sonne und Regen,<br />

sondern auch vor dem<br />

Lärm unserer Zivilisation.<br />

Der Mensch tauscht Informationen<br />

über Körperhaltung,<br />

Gesten, aber vor allem über<br />

Sprache aus. Bäume sind akustisch<br />

wahrnehmbar, wenn ihre<br />

Äste knarren oder ihre Blätter<br />

rascheln. Doch das spielt für<br />

ihre Verständigung untereinander<br />

keine Rolle. Sie kommunizieren<br />

mit Düften – den<br />

Pheromonen – und Mykorrhizen.<br />

Das sind riesige unterirdische<br />

Netzwerke symbiotisch<br />

verflochtener Wurzeln und<br />

Pilze. Forscher sprechen mit<br />

einem Augenzwinkern vom<br />

„Wood Wide Web“.<br />

Zunächst zu den Pheromonen:<br />

Diese Duftstoffe bestimmen,<br />

warum wir jemanden<br />

„gut riechen können“ oder<br />

eben auch nicht und beeinflussen<br />

so unsere Partnerwahl. Bei<br />

den Bäumen dienen sie als<br />

Warnsignale. Entdeckt haben<br />

Forscher diese Art der Verständigung<br />

unter Bäumen bereits<br />

vor über 40 Jahren – zuerst<br />

bei der Schirmakazie. Diese<br />

weit ausfächernden Bäume<br />

sind in Afrika sehr verbreitet<br />

und ein Wahrzeichen des<br />

Schwarzen Kontinents. Ihre<br />

Blätter stehen auf dem Speiseplan<br />

der Giraffen, die sich von<br />

Die Wurzeln<br />

eines Laubbaums<br />

sind so<br />

weit verzweigt<br />

wie seine Krone.<br />

Ein Geflecht<br />

aus<br />

Wurzeln und<br />

Pilzen schafft<br />

Kontakt zum<br />

Nachbarbaum.<br />

den Dornen auf den Ästen<br />

nicht abschrecken lassen. Um<br />

dem Kahlfraß zu entgehen, behilft<br />

sich die Schirmakazie mit<br />

einem Giftstoff, den sie innerhalb<br />

von Minuten in ihre Blätter<br />

einspeisen kann, um selbige<br />

für die Giraffen ungenießbar<br />

zu machen. Gleichzeitig<br />

verströmt die Akazie Ethylen.<br />

Dieses Warn­Gas veranlasst<br />

alle Nachbarbäume, ebenfalls<br />

Giftstoffe in ihre Blätter zu<br />

pumpen. Clever. Aber die Giraffen<br />

sind auch nicht dumm.<br />

Sie wissen, dass die Duftstoffe<br />

der Schirmakazie nur eine<br />

Reichweite von 100 Metern<br />

haben und laufen einfach etwas<br />

weiter. Oder sie wandern<br />

gegen den Wind und fressen<br />

die Blätter der noch ahnungslosen<br />

Akazien.<br />

Duftstoffe können auch zur<br />

Verteidigung gegen Schädlinge<br />

dienen. So rufen manche<br />

Bäume bei Raupenbefall Wespen<br />

zu Hilfe. Diese legen ihre<br />

Eier in die Raupen, die durch<br />

das Heranwachsen der Wespenlarven<br />

absterben.<br />

Die überirdische Kommunikation<br />

über Pheromone ist an<br />

sich schon faszinierend, doch<br />

sie wird durch das unterirdische<br />

„Wood Wide Web“ noch<br />

übertroffen. In einem Fingerhut<br />

voller gesunder Erde befinden<br />

sich Kilometer dieser<br />

Pilznetze. Im Wald können sie<br />

Bäume über eine Entfernung<br />

von 30 Metern miteinander<br />

verbinden. Die Symbiose aus<br />

Pilzen und Wurzeln dient in<br />

erster Linie dem Austausch<br />

von Nährstoffen, ermöglicht<br />

über wasserlösliche Botenstoffe<br />

aber auch den Informationsaustausch<br />

der Bäume. So können<br />

die Riesen des Waldes<br />

Antworten auf drängende Fragen<br />

bekommen: Sind die Bäume<br />

in der Nachbarschaft Verwandte<br />

oder Fremde? Das ist<br />

wichtig zu wissen, denn nur<br />

mit Familienmitgliedern pflegen<br />

Bäume ihr unterirdisches<br />

Netzwerk. Nähern sich schädliche<br />

Bakterien, Pilze oder Tiere?<br />

Informationen, nach denen<br />

Bäume ihr Wachstum ausrichten<br />

oder Abwehrsysteme starten.<br />

Droht eine Trockenzeit?<br />

Gut zu wissen, denn dann fangen<br />

Bäume an, sich ihre Wasservorräte<br />

einzuteilen.<br />

Diese Art der Kommunikation<br />

erfolgt durch chemische<br />

Prozesse und eher im Zeitlupentempo.<br />

Das „Wood Wide<br />

Web“ kann aber auch schneller:<br />

Wissenschaftler haben<br />

jüngst elektrische Signale im<br />

Informationssystem der Bäume<br />

gefunden. Mit einem Zentimeter<br />

pro Sekunde bewegen<br />

sich diese Impulse vorwärts –<br />

rasend schnell im Reich der<br />

Bäume. Wenn Wurzeln im Boden<br />

zum Beispiel auf Gift stoßen,<br />

wachsen sie binnen Sekunden<br />

in eine andere Richtung.<br />

Um diesen Vorgang in<br />

die Wege zu leiten, braucht es<br />

einen schnellen, elektrischen<br />

Informationsfluss. Die Weiterreichung<br />

dieser überlebenswichtigen<br />

Nachricht an die<br />

Artgenossen geht dann wieder<br />

chemisch­gemächlich vonstatten.<br />

Lautlos. Die Bäume wollen<br />

eben die Ruhe unserer<br />

Sonntagsspaziergänge nicht<br />

stören… Autor: Matthias Heidrich<br />

Fotos: dpa, Fotolia © John Smith, andreusK,<br />

Speedfighter, andris toms, Matthew<br />

Cole.<br />

Redensart:<br />

>> Sich am Riemen reißen<br />

bedeutet, sich zusammenzunehmen.<br />

Mit Riemen ist im<br />

weitesten Sinne ein längliches<br />

Stück Leder gemeint.<br />

Denn „Riemen“ ist eine veraltete<br />

Bezeichnung für Gürtel.<br />

Die Wendung stammt<br />

aus der Zeit des Ersten<br />

Weltkriegs. Damit Soldaten<br />

in tadelloser Uniform vor<br />

dem Vorgesetzten standen,<br />

musste ihre Gürtelschnalle<br />

genau in der Mitte sitzen.<br />

Andernfalls musste sich der<br />

Soldat am Riemen reißen.<br />

Die<br />

„W“-Frage:<br />

Das ist wohl das Pechtropfenexperiment.<br />

Der australische<br />

Professor Thomas Parnell<br />

wollte das Tropfverhalten<br />

von Pech erforschen, das bei<br />

Zimmertemperatur extrem<br />

zäh ist und wie ein Feststoff<br />

wirkt. Im Jahr 1927 goss Parnell<br />

erwärmtes Pech in einen<br />

unten verschlossenen Trichter,<br />

ließ es sich drei Jahre<br />

lang setzen, ehe er den Trichter<br />

öffnete und das Pech zu<br />

Was ist das<br />

LANGWEILIGSTE<br />

Experiment der Welt?<br />

fließen begann. Wobei fließen<br />

vielleicht das falsche<br />

Wort ist, denn der erste<br />

Tropfen fiel 1938. In den Jahren<br />

1947, 1954, 1962, 1970,<br />

1988, 2000 und zuletzt im April<br />

2014 fielen sieben weitere<br />

Tropfen, und die Medien<br />

sprachen längst „vom langweiligsten<br />

Experiment der<br />

Welt“. Parnell starb 1948, erlebte<br />

also nur zwei Tropfen<br />

mit. Wobei er sie nicht fallen<br />

sah, so wie niemand bisher<br />

live dabei war, wenn ein<br />

Tropfen fiel. Den Fall des<br />

achten Tropfens 2014 zeichnete<br />

aber immerhin eine Kamera<br />

auf, die in den 90er­Jahren<br />

installiert worden war.<br />

Zuvor beim Fall von Tropfen<br />

Nummer sieben im Jahr 2000<br />

war sie ausgefallen. Mehr dazu<br />

finden Sie unter www.bergedorfer­zeitung.de/volkerswelt<br />

(Folge 258).<br />

Katzen<br />

sind wie<br />

Babys!<br />

Richtig oder falsch?<br />

Katzenliebhaber werden es bestätigen<br />

können: Das ist tatsächlich<br />

richtig. Und das nicht<br />

nur, weil sie oft süß und nicht<br />

selten quengelig sind. Die<br />

„Stubentiger“, gemessen an<br />

den Zahlen des Deutschen<br />

liebstes Haustier, sind auch<br />

extrem fordernd. Britische und<br />

amerikanische Forscher fanden<br />

erst 2014 heraus, dass Katzen<br />

in ihr Schurren einen hohen<br />

Ton mischen können, der<br />

eine ähnliche Frequenz wie<br />

das Weinen menschlicher Babys<br />

hat. Schreiende Kinder lösen<br />

bei Eltern einen schnelleren<br />

Puls, höheren Blutdruck,<br />

Schweißausbrüche und eine<br />

innere Unruhe aus. Dabei werden<br />

Gehirnareale aktiviert, die<br />

auch bei Verlust und Kummer<br />

angesprochen werden, und der<br />

Erwachsene reagiert. Katzen<br />

wenden den Ton vorzugsweise<br />

an, wenn sie Futter haben<br />

wollen. Auch eine Parallele zu<br />

den Babys.


38 | Volkers Welt<br />

Sagen Sie uns Ihre Meinung:<br />

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oder per Mail: volkers.welt@bergedorfer-zeitung.de<br />

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SONNABEND<br />

23. APRIL 2016<br />

ÖKOSYSTEM WALD TEIL 2<br />

Der Kreislauf des Lebens<br />

Da biste<br />

PLATT...<br />

>> In der vergangenen Woche<br />

haben wir gefragt, was<br />

in der New Yorker U-Bahn<br />

verboten ist. Schlafen war<br />

richtig. Bitter für die vielen<br />

müden Pendler, aber seit<br />

Anfang 2016 ist die Polizei<br />

dazu übergegangen, schlafende<br />

Passagiere konsequent<br />

zu wecken. Der Grund: Bei<br />

jedem zweiten Diebstahls-<br />

Delikt in der U-Bahn ist ein<br />

schlafender Fahrgast das<br />

Opfer.<br />

Die 50 Euro hat gewonnen:<br />

Marina Roth aus Schwarzenbek<br />

Demokratische<br />

Tradition<br />

>> Viele<br />

Staaten in<br />

Europa<br />

sind stolz<br />

auf ihre<br />

demokratische<br />

Tradition. Doch wo tagt das<br />

älteste bestehende Parlament<br />

der Welt?<br />

A Griechenland<br />

B Island<br />

C Italien<br />

D Schweden<br />

Kennen Sie die Lösung?<br />

Gewinnen Sie 50 Euro:<br />

01378 10 11 25*<br />

Rufen Sie bis zum 24. April,<br />

12 Uhr, an und nennen Sie uns die<br />

richtige Lösung. Der Gewinner wird<br />

ausgelost und benachrichtigt.<br />

Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />

*(50 Cent/Anruf aus dem Festnetz<br />

der Deutschen Telekom, Mobilfunkpreise können abweichen)<br />

43 Trillionen<br />

>> Insgesamt 350 Millionen<br />

Mal wurde der legendäre<br />

Zauberwürfel bislang verkauft.<br />

Entwickelt wurde er<br />

1974 vom ungarischen Ingenieur<br />

Ernö Rubik. Der Zauberwürfel<br />

bietet 43 Trillionen<br />

(43 000 000 000 000<br />

000) mögliche Positionen.<br />

Man würde einen Computer<br />

mit 5000 Festplatten brauchen,<br />

um diese alle abzuspeichern.<br />

Eine Lösung des<br />

Zauberwürfels finden sie in<br />

Volkers Welt, Folge 83,<br />

unter www.bergedorfer-zeitung.de/volkerswelt.<br />

Redensart:<br />

>> Vitamin B hat jemand,<br />

der gute Beziehungen zu<br />

einflussreichen Leuten besitzt.<br />

Das „B“ steht hier für<br />

Beziehung. Die Wendung<br />

spiegelt aber auch die große<br />

Bedeutung des Vitamins B in<br />

der Ernährung wider. Seit<br />

der Entdeckung der Vitamine<br />

um 1911 gilt Vitamin B als<br />

wichtig für die Gesundheit.<br />

Die deutschen<br />

Wälder sind ein<br />

Naturwunder<br />

direkt vor unserer<br />

Haustür.<br />

WÄLDER RUND UM HAMBURG<br />

>> Der Sachsenwald im Osten<br />

der Stadt ist in unserem Heimatgebiet<br />

ja bestens bekannt.<br />

Er entspricht mit seinen rund<br />

6000 Hektar Waldfläche in<br />

etwa der Biomasse, die in<br />

Deutschland im Laufe eines<br />

Jahres nachwächst.<br />

>> Der Duvenstedter Brook<br />

im Nordosten Hamburgs erstreckt<br />

sich auf etwa 800<br />

Hektar zwischen Bargteheide<br />

und Tangstedt. Er ist ein abwechslungsreiches<br />

Mosaik<br />

aus Heide-, Wiesen- und<br />

Waldlandschaften, in dem<br />

man ab und zu auch einem<br />

Gewässer begegnet.<br />

Die<br />

„W“-Frage:<br />

Von dem römischen Schriftsteller<br />

und Verwaltungsbeamten<br />

Gaius Suetonius Tranquillus,<br />

genannt Sueton (70­<br />

122 n. Chr.), ist überliefert,<br />

dass Gaius Julius Caesar (100­<br />

44 v. Chr.) in seiner Zeit als<br />

Imperator allen anderen Bürgern<br />

das Tragen von Purpur<br />

verbot. Die Farbe der Könige<br />

sollte nur ihm vorbehalten<br />

bleiben, nachdem sie zuvor<br />

unter höheren Beamten und<br />

SONNENLICHT fällt auf eine Waldlichtung. In dichten Wäldern hingegen erreichen nur zwei Prozent des Sonnenlichts den Boden.<br />

>> Das Arboretum Ellerhoop<br />

befindet sich im Nordwesten<br />

Hamburgs. Der mächtige<br />

Baumpark in Ellerhoop-Thiensen<br />

ist vor allem im Herbst ein<br />

Geheimtipp, wenn sich entlang<br />

des Arboretum-Sees die<br />

Blätter der Bäume verfärben:<br />

Indian Summer in Deutschlands<br />

Norden!<br />

>> Die Harburger Berge sind<br />

ein mit dichten Wäldern besetzter<br />

Höhenzug, der sich auf<br />

– für norddeutsche Verhältnisse<br />

– stolze 155 Meter erhebt.<br />

Unauffällige Schilder am Wegesrand<br />

helfen dabei, sich zu<br />

orientieren.<br />

Warum tragen<br />

Könige<br />

PURPUR?<br />

den Frauen der besseren Gesellschaft<br />

weit verbreitet war.<br />

Bis in die heutige Zeit hinein<br />

hat sich Purpur als Ausdruck<br />

königlicher Würde in Adelshäusern<br />

erhalten.<br />

Der Farbstoff Purpur<br />

stammt vom extrem übel riechenden<br />

Sekret der Purpurschnecke.<br />

Dieses Sekret färbt<br />

sich unter dem Einfluss von<br />

Sauerstoff und Sonnenlicht in<br />

einem langwierigen, widerlichen<br />

Prozess erst grün, dann<br />

blau, purpurfarben und<br />

schließlich scharlachrot. Das<br />

Händler­ und Seefahrervolk<br />

der Phönizier hatte das Geheimnis<br />

der Purpurschnecke<br />

um 1000 vor Christus entdeckt<br />

und auf dem neuen<br />

Farbstoff seinen Wohlstand<br />

aufgebaut. Denn Purpur war<br />

kostbar: Zum Färben einer<br />

einzigen Toga benötigte man<br />

250 000 Purpurschnecken.<br />

Ein knappes Drittel der Fläche<br />

Deutschlands, rund 11,1 Millionen<br />

Hektar, bestehen aus<br />

Waldgebieten. Sie sind das<br />

Naturwunder direkt vor unserer<br />

Haustür. Rund um Hamburg<br />

gibt es beispielsweise<br />

mehrere attraktive Erholungswälder<br />

(siehe Kasten).<br />

Der Kreislauf des Lebens<br />

im Wald beginnt im Februar,<br />

wenn Sonne und Wasser den<br />

Wald aus seinem Winterschlaf<br />

wecken. Die Fichten sind die<br />

ersten, die ihre Samen freigeben,<br />

denn im Schmelzwasser<br />

des Frühjahrs können diese<br />

keimen. Und auch bei den Tieren<br />

tut sich bereits etwas:<br />

Wildschweine bekommen früh<br />

im Jahr Nachwuchs. Dabei hat<br />

jeder Frischling seine eigene<br />

Zitze, an der er säugt und die<br />

er vehement verteidigt.<br />

Wenn im März die Haselnusssträucher<br />

blühen, beginnt<br />

die Leidenszeit für Allergiker.<br />

Jede männliche Kätzchenblüte<br />

beherbergt zwei Millionen<br />

Pollenkörner, von denen nur<br />

die wenigsten die Narbe der<br />

weiblichen Blüte am Nachbarzweig<br />

treffen. Wer mit Pollen<br />

keine Probleme hat, empfindet<br />

einen Waldspaziergang deshalb<br />

so beruhigend, weil hier<br />

ein besonderes „Waldinnenklima“<br />

herrscht: Es ist kühl<br />

und luftfeucht. Eine große Eiche<br />

verdunstet rund 200 Liter<br />

Wasser pro Tag, eine große<br />

Birke über 100 Liter, Buchen<br />

circa 30 Liter und Fichten 10<br />

Liter. Unterschiedlich sind<br />

auch die Geschwindigkeiten<br />

im Baum: Während das Wasser<br />

in einer Eiche bis zu 40<br />

Meter pro Stunde zurücklegt,<br />

schafft es in einer Buche gerade<br />

mal einen Meter pro Stunde.<br />

76 Baumarten stehen in<br />

deutschen Wäldern, wobei die<br />

Fichte am häufigsten anzutreffen<br />

ist, gefolgt von Kiefer und<br />

Birke. Die Wälder sind außerdem<br />

Lebensraum für 140 Wirbeltiere<br />

und ungezählte<br />

Kleinstlebewesen wie zum<br />

Beispiel Ameisen. An kalten<br />

Apriltagen, wie wir sie im Moment<br />

haben, wenden sie einen<br />

besonderen Trick an. Sie wärmen<br />

ihre Körper in der Sonne<br />

auf, rennen dann schnell in<br />

den Bau und geben die Wärme<br />

dort wie ein Heizkissen wieder<br />

ab. Ameisen sind für das<br />

Leben im Wald von elementarer<br />

Bedeutung, denn drei Viertel<br />

aller Waldblumen vermehren<br />

sich mit ihrer Hilfe.<br />

Im April/Mai bekommt die<br />

Buche ihren ersten Austrieb.<br />

Dieser wird bis zu einer Länge<br />

von 40 Zentimetern sehr<br />

schnell geschoben und hängt<br />

dann herab. Erst danach setzt<br />

wie bei allen verholzenden<br />

Pflanzen die Ligninbildung<br />

ein, und die Zweige richten<br />

sich auf. Ein Buchenblatt ist<br />

ein kleines Wunder der Natur.<br />

Da die Buche mit bis zu 40<br />

Metern Höhe zu den höchsten<br />

Bäumen im deutschen Mischwald<br />

gehört, sind die Buchenblätter<br />

im äußeren Kronenbereich<br />

einer besonders intensiven<br />

Lichteinstrahlung ausgesetzt,<br />

die in dichten Wäldern<br />

bis zu 250 Mal intensiver ist<br />

als die Lichtmenge, die auf<br />

dem Waldboden ankommt.<br />

Müsste ein Buchenblatt also<br />

auf Waldbodenniveau existieren,<br />

würde es an Lichtmangel<br />

eingehen. Umgekehrt müssen<br />

Moose am Boden in der Hitze<br />

des Sommers verdorren, wenn<br />

die Buche mit ihrem schützenden<br />

Blätterdach gefällt wird.<br />

Fünf Stockwerke<br />

eines Waldes<br />

Biologen unterscheiden fünf<br />

„Stockwerke“ eines Waldes:<br />

Ganz unten die Moose, Flechten<br />

und Pilze, darüber die Farne,<br />

dann die Sträucher, gefolgt<br />

von den Bäumen bis 25 Metern<br />

Höhe (Ebereschen, Hainbuchen)<br />

und schließlich den Riesen<br />

der Wälder (Eichen, Buchen).<br />

In einem dichten Wald<br />

können die höchsten Bäume 78<br />

Prozent des Sonnenlichts für<br />

sich nutzen. Weitere 10 Prozent<br />

werden reflektiert. Nur 10<br />

Prozent bleiben für die Sträucher,<br />

Moose und Farne. Lediglich<br />

2 Prozent des Lichts erreicht<br />

den Waldboden.<br />

Viele Tiere und Pflanzen<br />

sind im Ökosystem Wald von<br />

Deutsche Kinder<br />

dürfen Jesus<br />

heißen!<br />

Richtig oder falsch?<br />

den Bäumen abhängig. Ein gutes<br />

Beispiel sind die Ameisen:<br />

Sie nutzen Baumharz in ihrem<br />

Bau als Schutz gegen Bakterien.<br />

Doch das Sammeln ist gefährlich:<br />

Ist der Baumharz zu<br />

flüssig, stirbt die Ameise im<br />

klebrigen Saft.<br />

Neigt sich der Kreislauf des<br />

Lebens im Wald im Oktober/<br />

November langsam seinem<br />

Ende zu, kann so ein Baumriese<br />

schon mal Opfer eines<br />

Herbststurms werden. Ein<br />

Baumstamm verrottet über<br />

Jahrzehnte und gibt während<br />

dieser Zeit bis zu 3000 Pilzarten,<br />

1000 Käferarten sowie Regenwürmern<br />

und zahllosen<br />

Kleinstlebewesen Arbeit und<br />

Nahrung. Das Edaphon, die<br />

Gesamtheit der unterirdischen<br />

Lebewesen eines Waldes,<br />

wiegt bis zu 25 Tonnen pro<br />

Hektar und verarbeitet im Jahr<br />

bis zu 15 Tonnen an Pflanzenresten.<br />

Wird der Wald jedoch<br />

gerodet, verringert sich das<br />

Edaphon sehr schnell auf vier<br />

bis fünf Tonnen pro Hektar.<br />

Hier zeigt sich die zentrale Bedeutung<br />

der Bäume für das Leben<br />

im Wald.<br />

Fotos: dpa (2); Fotolia © Gabriele Rohde,<br />

kamasigns, jorisvo.<br />

Jahrezehntelang war es in<br />

Deutschland nicht erlaubt,<br />

sein Kind Jesus zu nennen,<br />

weil das religiöse Gefühle verletzen<br />

könnte. Im Spanischen<br />

und Portugiesischen ist der<br />

Name hingegen seit Generationen<br />

gebräuchlich. Der historische<br />

Hintergrund ist die<br />

Reconquista, also die Rückeroberung<br />

der Iberischen Halbinsel<br />

von den Muslimen im<br />

Mittelalter. Der Name Jesus<br />

wurde damals als äußeres Zeichen<br />

des christlichen Glaubens<br />

dem Namen Mohammed<br />

entgegengesetzt.<br />

In Deutschland setzte in<br />

den 90er­Jahren ein Umdenken<br />

ein. 1998 entschied das<br />

Oberlandesgericht Frankfurt,<br />

dass es mit Blick auf internationale<br />

Gebräuche Eltern nicht<br />

verwehrt werden dürfe, ihr<br />

Kind Jesus zu nennen. Verboten<br />

sind hingegen die Namen<br />

„Borussia“, „Tom Tom“, „Pfefferminze“<br />

und „Woodstock“.


16 | Volkers Welt<br />

Sagen Sie uns Ihre Meinung:<br />

Bergedorfer Zeitung | Volkers Welt | Curslacker Neuer Deich 50 | 21029 Hamburg<br />

oder per Mail: volkers.welt@bergedorfer-zeitung.de<br />

Ältere Ausgaben unter<br />

www.bergedorfer-zeitung.de/volkerswelt<br />

SONNABEND<br />

30. APRIL 2016<br />

ÖKOSYSTEM WALD TEIL 3<br />

Exkursionen ins Extreme<br />

Da biste<br />

PLATT...<br />

>> Nach dem ältesten bestehenden<br />

Parlament der<br />

Welt war bei unserem Gewinnspiel<br />

gefragt. Das ist<br />

das Althing in Island. Es ist<br />

bereits seit 930 nach Christus<br />

die gesetzgebende Versammlung<br />

der Insel. Das<br />

Althing wurde früher immer<br />

zwei Wochen nach der Sommersonnenwende<br />

abgehalten.<br />

Seit 1844 ist es ein Parlament<br />

moderner Prägung<br />

mit zurzeit 63 Abgeordneten.<br />

Die 50 Euro hat gewonnen:<br />

Eleonore Reimers aus Buchhorst<br />

Wer bin ich?<br />

Ein Blitz schlägt auf einer Waldlichtung ein. Dieses spektakuläre Foto wurde in Bubnyshche (Ukraine) geschossen. Es illustriert, wie<br />

schwer es für einen Menschen ist, einer solchen Gefahr zu entkommen. Das kleine Bild rechts zeigt die mächtigen Mammutbäume im<br />

Redwood Forest an der amerikanischen Westküste. Die dortigen Küstenmammutbäume sind die höchsten Bäume der Welt.<br />

>> Heute wird es botanisch:<br />

Wie heißt diese Orchideenart?<br />

A Frauenschuh<br />

B Kinderhut<br />

C Männerhose<br />

D Zwillingshemd<br />

Kennen Sie die Lösung?<br />

Gewinnen Sie 50 Euro:<br />

01378 10 11 25*<br />

Rufen Sie bis zum 1. Mai,<br />

12 Uhr, an und nennen Sie uns die<br />

richtige Lösung. Der Gewinner wird<br />

ausgelost und benachrichtigt.<br />

Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />

*(50 Cent/Anruf aus dem Festnetz<br />

der Deutschen Telekom, Mobilfunkpreise können abweichen)<br />

1,2 Sprachen<br />

>> Rund 6000 Sprachen gibt<br />

es auf der Welt. Jeder Deutsche<br />

beherrscht im Schnitt<br />

aber nur 1,2 Sprachen. Englisch,<br />

Spanisch, Französisch,<br />

Arabisch und Deutsch gelten<br />

als Weltsprachen, weil sie<br />

auf mehreren Kontinenten<br />

als Amtssprachen verwendet<br />

werden. Eine willkürliche<br />

Einteilung, sprechen doch<br />

beispielsweise weltweit fünfmal<br />

mehr Menschen Chinesisch<br />

als Deutsch.<br />

Eichen sollst du weichen,<br />

die Weiden sollst du meiden,<br />

zu den Fichten flieh’ mitnichten,<br />

doch die Buchen sollst du suchen.<br />

Diesen Reim über ein Gewitter<br />

im Wald kennt wohl jedes<br />

Kind. Doch wie sieht es mit<br />

dem Wahrheitsgehalt aus?<br />

Wer sich bei einem Gewitter<br />

in einem Wald befindet, ist<br />

auch unter einer Buche nicht<br />

sicher. Denn Blitze schlagen<br />

meistens in die höchste Erhebung<br />

ein. Sie scheren sich<br />

nicht darum, um welche Art<br />

Baum es sich dabei handelt.<br />

Die Ursache, warum sich<br />

im Volksmund trotzdem die<br />

Auffassung festgesetzt hat,<br />

dass man bei Gewitter unter<br />

Buchen sicherer ist als unter<br />

anderen Bäumen, liegt wahrscheinlich<br />

darin, dass die Menschen<br />

über Jahrhunderte hinweg<br />

Rückschlüsse aus den<br />

Schäden gezogen haben, die<br />

Gewitter im Wald hinterlassen<br />

haben. Buchen kommen häufiger<br />

in Gruppen vor als zum<br />

Beispiel Eichen und dürften<br />

deswegen seltener getroffen<br />

werden. Doch eine einzeln stehende<br />

Buche ist genauso gefährlich<br />

wie eine Eiche, die allein<br />

auf weiter Flur ist.<br />

Nachdem im ersten Teil<br />

dieser Serie die Kommunikation<br />

zwischen Bäumen beschrieben<br />

wurde und im zweiten<br />

Teil das Ökosystem Wald<br />

in seiner Gesamtheit erfasst<br />

wurde, soll es in dieser Woche<br />

nun im dritten und letzten Teil<br />

um Extreme in der Welt der<br />

Bäume gehen. Extreme in jeder<br />

Beziehung: extreme Mengen,<br />

extreme Größen, extremes<br />

Wetter und – leider –<br />

auch extreme Misswirtschaft.<br />

Denn wir gehen alles andere<br />

als pfleglich mit unserem<br />

Naturerbe um. Ein paar Zahlen<br />

machen das Ausmaß des Problems<br />

deutlich: Rund 3,6 Milliarden<br />

Kubikmeter Holz stehen<br />

in Deutschlands Wäldern.<br />

Gleichzeitig ist aber nirgendwo<br />

in Europa Holz so teuer<br />

wie bei uns. Es gilt längst als<br />

„stehendes Gold“. Der Preis<br />

hat sich in den vergangenen<br />

zehn Jahren in etwa verdoppelt.<br />

Der Grund ist die gestiegene<br />

Nachfrage nach Holz<br />

durch die Pelletheizungen, deren<br />

Zahl im gleichen Zeitraum<br />

um das 20­fache von 20.000<br />

auf 400.000 gestiegen ist. Etwa<br />

zwei Millionen Tonnen Pellets<br />

wurden allein im Jahr 2013<br />

verbrannt. Die Vereinten Nationen<br />

schätzen, dass der<br />

Holzbedarf vor allem aufgrund<br />

der energetischen Nutzung bis<br />

2030 massiv ansteigt. In<br />

Deutschland wird dann 50<br />

Prozent mehr Holz benötigt<br />

werden als im Moment. Nur:<br />

Die Waldflächen wachsen<br />

nicht mit. Mit anderen Worten:<br />

Wir heizen unsere Wälder<br />

zu Tode.<br />

In globaler Hinsicht ist die<br />

Brandrodung, um Ackerflächen<br />

zu schaffen, das größte<br />

Problem und seit Jahrzehnten<br />

im Fokus der Umweltpolitik.<br />

Weltweit „verschwinden“ pro<br />

Jahr rund 13 Millionen Hektar<br />

Wald, das ist mehr als<br />

Deutschland überhaupt an<br />

Wald besitzt (11,1 Millionen<br />

Hektar). Wenn wir also nicht<br />

aufpassen, wird sich für zukünftige<br />

Generationen vielerorts<br />

die Frage, unter welchem<br />

Baum sie Zuflucht vor einem<br />

Gewitter suchen sollen, kaum<br />

noch stellen.<br />

738 Tage auf einem<br />

Baum gelebt<br />

Doch es gibt Menschen, die<br />

sich wehren. Die extremste<br />

und entschlossenste aller<br />

Baumschutz­Aktivistinnen ist<br />

zweifellos die Amerikanerin<br />

Julia Hill, die zwischen 1997<br />

und 1999 weltweite Bekanntheit<br />

erlangte, als sie 738 Tage<br />

in der Krone eines 1500 Jahre<br />

alten Mammutbaums verbrachte,<br />

um ihn vor der Säge<br />

zu retten. Mit Erfolg. „Amerikas<br />

letzte Heldin“ titelte die<br />

Wochenzeitschrift „Time“<br />

über Hill, deren faszinierende<br />

Geschichte Sie übrigens ausführlich<br />

in der „Volkers Welt“,<br />

Folge 121, im Internet unter<br />

www.bergedorfer­zeitung.de/<br />

volkerswelt nachlesen können.<br />

Wälder gelten seit jeher als<br />

verwunschene Welt mystischer<br />

Geheimnisse. Sie haben<br />

sich diesen Charakter bis in<br />

unsere moderne Zeit hinein<br />

bewahrt. Dass es trotz Internet<br />

und Allgegenwart der Medien<br />

immer noch möglich ist, ein<br />

Geheimnis zu bewahren, beweist<br />

die Geschichte der beiden<br />

„Baumjäger“ Chris Atkins<br />

und Michael Taylor. Die Amerikaner<br />

waren im Sommer<br />

2006 auf einem Streifzug<br />

durch einen abgelegenen Teil<br />

des Redwood Forest an der<br />

Westküste der USA unterwegs,<br />

einem Wald aus mächtigen<br />

Küstenmammutbäumen.<br />

Am 25. August 2006 entdeckten<br />

Atkins und Taylor dort<br />

den höchsten Baum der Welt<br />

und nannten ihn „Hyperion“.<br />

In der griechischen Mythologie<br />

ist Hyperion im Stammbaum<br />

der Titanen der Sohn<br />

von Uranos (Himmel) und<br />

Gaia (Erde). Drei Wochen lang<br />

wurde der Baum in Zusammenarbeit<br />

mit der Zeitschrift<br />

National Geographic fotografiert<br />

und vermessen. Er ragt<br />

bis auf eine Höhe von 115,5 Metern<br />

hinauf und ist damit zweieinhalb<br />

Mal so hoch wie die<br />

New Yorker Freiheitsstatue<br />

oder in etwa so hoch, wie die<br />

fertige Elbphilharmonie einmal<br />

sein wird.<br />

Doch den genauen Standort<br />

von „Hyperion“ halten seine<br />

Entdecker bis heute geheim,<br />

damit dieses Wunder der Natur<br />

nicht Opfer von Touristenmassen<br />

wird. Erstaunlich ist:<br />

Obwohl Hyperion die umstehenden<br />

Bäume überragt, weist<br />

er keinerlei Spuren eines Blitzschlags<br />

auf.<br />

Fotos: Fotolia © panaramka, andersmorre,<br />

baluzek, Cybrain, MKPhoto, Jiri Hera.<br />

Redensart:<br />

>> Zeter und Mordio schreien<br />

bedeutet, sich lautstark<br />

zu beschweren oder gellend<br />

um Hilfe zu rufen. „Zetermordio“<br />

war im Mittelalter<br />

ein förmlicher Ruf des Anklägers<br />

zu Beginn einer Gerichtsverhandlung<br />

über<br />

Mord oder ein anderes<br />

schweres Delikt. „Zeter“ war<br />

damals ein gängiger Hilferuf,<br />

mit dem man Anwesende<br />

zur sofortigen Hilfeleistung<br />

verpflichtete. „Mordio“ ist<br />

eine Abwandlung von Mord.<br />

Die<br />

„W“-Frage:<br />

„Reiche mir doch bitte mal<br />

die Nutella.“ „Ich brauche<br />

eine Aspirin.“ „Wo ist die Nivea?“<br />

„Ans Essen muss mehr<br />

Maggi.“ „Hier hast du einen<br />

Tesastreifen.“ Sätze wie diese<br />

fallen wohl von Zeit zu Zeit<br />

in jeder Familie. Nutella, Aspirin,<br />

Nivea, Maggi und Tesastreifen<br />

sind dabei Eponyme,<br />

das heißt, der Eigenname<br />

eines Produkts ist zur Gattungsbezeichnung<br />

geworden.<br />

Was ist ein<br />

EPONYM?<br />

Für die Werbeindustrie ist<br />

das gewissermaßen der Ritterschlag.<br />

Es liegt ja auch auf<br />

der Hand, warum wir lieber<br />

„Nutella“ als „Haselnussbrotaufstrich“<br />

sagen, zumal Nutella<br />

bei dieser Sorte Brotaufstrich<br />

ohnehin einen Marktanteil<br />

von 60 Prozent hat.<br />

Doch nicht immer ist ein<br />

Eponym so gut zu erkennen.<br />

Das Wort „Fön“, zum Beispiel,<br />

ist eine eingetragene<br />

Marke des schwedischen<br />

Konzerns Electrolux (AEG).<br />

Das allgemeine Wort lautet<br />

„Haartrockner“. Und ein Zeppelin<br />

heißt so, weil Ferdinand<br />

Graf von Zeppelin (1838­1917)<br />

die Luftschiffe als Erster bauen<br />

ließ. Und wer an der Zapfsäule<br />

Diesel tankt, denkt<br />

wohl kaum darüber nach,<br />

dass es Rudolf Diesel (1858­<br />

1913) war, der den dazu passenden<br />

Motor entwickelte.<br />

Käse schließt<br />

den Magen!<br />

Richtig oder falsch?<br />

Die Wendung „Käse schließt<br />

den Magen“ verdanken wir<br />

dem römischen Schriftsteller<br />

Plinius dem Älteren (23­79 n.<br />

Chr.), der die Angewohnheit<br />

hatte, jede Mahlzeit mit einem<br />

Stück Käse zu beenden. Plinius<br />

glaubte, der Käse würde den<br />

Magen in Richtung Speiseröhre<br />

wie ein Pfropf verschließen<br />

und so verhindern, dass Magensäure<br />

in die Speiseröhre<br />

zurückfließt. Das ist nicht der<br />

Fall.<br />

Trotzdem kennt wohl jeder<br />

das angenehme Sättigungsgefühl,<br />

das sich einstellt, wenn<br />

Käse als letzter Gang eines Essens<br />

gereicht wird. Es entsteht<br />

durch die im Käse enthaltenen<br />

Fettsäuren. Sie verzögern die<br />

Entleerung des Mageninhalts<br />

in den Darmbereich. Somit<br />

verbleibt die Nahrung länger<br />

im Magen, wo sie in Ruhe und<br />

ausgiebig verdaut werden<br />

kann, was sich uns als Völlegefühl<br />

darstellt.


16 | Volkers Welt<br />

Sagen Sie uns Ihre Meinung:<br />

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SONNABEND<br />

7. MAI 2016<br />

RASENROBOTER<br />

Die clevere Alternative<br />

Da biste<br />

PLATT...<br />

>> Nach einer Orchidee mit<br />

einem seltsamen Namen<br />

war bei unserem Gewinnspiel<br />

gefragt. Frauenschuh<br />

war richtig, eine Pflanze, deren<br />

Aussehen tatsächlich an<br />

einen Schuh erinnert. Lateinisch<br />

heißt sie: Cypripedium<br />

calceolus. In Cypripedium<br />

steckt das griechische Kypris,<br />

der Beiname der Aphrodite.<br />

Calceolus bedeutet<br />

„kleiner Schuh“. Es handelt<br />

sich also eigentlich um den<br />

kleinen Schuh der Aphrodite.<br />

Die 50 Euro hat gewonnen:<br />

Christiane Reichel aus Lohbrügge<br />

Historische Hilfe<br />

>> Die berühmtesten Musiker<br />

der USA sangen vor 31<br />

Jahren gegen den Hunger in<br />

Afrika „We are the World“<br />

und landeten damit einen<br />

Welterfolg. Doch welcher<br />

Superstar blieb der Aufnahme<br />

fern?<br />

A Madonna<br />

B Michael Jackson<br />

C Prince<br />

D Lionel Richie<br />

Kennen Sie die Lösung?<br />

Gewinnen Sie 50 Euro:<br />

01378 10 11 25*<br />

Rufen Sie bis zum 8. Mai,<br />

12 Uhr, an und nennen Sie uns die<br />

richtige Lösung. Der Gewinner wird<br />

ausgelost und benachrichtigt.<br />

Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />

*(50 Cent/Anruf aus dem Festnetz<br />

der Deutschen Telekom, Mobilfunkpreise können abweichen)<br />

25,378 km<br />

>> Mit 25,378 Kilometern ist<br />

der Nürburgring die längste<br />

Rennstrecke der Welt. Am<br />

Sonnabend, den 28. Mai, um<br />

15.30 Uhr wird wieder das<br />

traditionsreiche 24-Stunden-<br />

Rennen gestartet, das seit<br />

1970 dort ausgetragen wird.<br />

Dann gibt es stimmungsvolle<br />

Nachtszenen zu bewundern.<br />

RTL Nitro überträgt live.<br />

Früher galten<br />

Rasenroboter<br />

noch als Hightech­Spielzeuge<br />

für spleenige<br />

Gartenbesitzer.<br />

Das hat sich<br />

geändert.<br />

FINGER WEG!<br />

>> Wenn einer der folgenden<br />

Punkte auf Sie zutrifft,<br />

sollten Sie auf die Anschaffung<br />

eines Rasenroboters<br />

verzichten.<br />

>> 1.) Auf Ihrem Rasen liegt<br />

immer irgendetwas herum<br />

>> 2.) Ihre Rasenfläche ist<br />

extrem verwinkelt oder von<br />

Beeten durchsetzt<br />

>> 3.) Die Grenze Ihres Rasens<br />

weist harte Kanten auf<br />

oder Ihr Rasen besteht aus<br />

mehreren Teilen, die nur<br />

über holprige Wege miteinander<br />

verbunden sind<br />

>> 4.) Nahestehende Bäume<br />

lassen regelmäßig Äste und<br />

Tannenzapfen auf den Rasen<br />

fallen<br />

>> 5.) Sie lieben das Rasenmähen<br />

GESTATTEN, JAKOB! Unser Rasenroboter wurde schnell zu einem Familienmitglied, das wir nicht mehr missen möchten.<br />

Aufgereiht wie Perlen an einer<br />

Kette steht unsere gesamte Familie<br />

hinter dem Wohnzimmerfenster<br />

und drückt sich an<br />

der Scheibe die Nasen platt.<br />

Gebannt starren wir hinaus in<br />

die Abenddämmerung. Um 18<br />

Uhr soll es losgehen. Jetzt ist<br />

es schon drei Minuten nach<br />

Sechs, doch nicht das Geringste<br />

passiert. Unser nagelneuer<br />

Rasenroboter steht draußen<br />

im Garten an seiner Ladestation<br />

und rührt sich nicht von<br />

der Stelle.<br />

Vor einigen Jahren galten<br />

Rasenroboter noch als Hightech­Spielzeuge<br />

für spleenige<br />

Gartenbesitzer. Das hat sich<br />

gründlich geändert. Schon für<br />

das Jahr 2011 schätzte die Gesellschaft<br />

für Konsumforschung<br />

den Marktanteil der<br />

Rasenroboter auf stolze fünf<br />

Prozent. Das bedeutet, dass<br />

damals unter 1,2 Millionen Rasenmähern,<br />

die in Deutschland<br />

pro Jahr verkauft werden,<br />

rund 60.000 Rasenroboter waren.<br />

Seitdem ist ihr Anteil rasant<br />

angestiegen.<br />

Jahrelang hatten wir unsere<br />

etwa 1000 Quadratmeter Rasen<br />

mühsam mit einem altersschwachen<br />

Benzin­Handmäher<br />

bearbeitet. Als der dann<br />

langsam den Geist aufgab, war<br />

das wie eine Erlösung. Doch<br />

was nun? Ein neuer Handmäher<br />

(zu nervig!), ein Aufsitz­<br />

Rasenmäher (zu laut! Wo lassen?),<br />

das schien alles nicht<br />

das Richtige zu sein.<br />

Auf einen Rasenroboter<br />

waren wir erst gar nicht gekommen,<br />

weil unser Grundstück<br />

nach mehreren Seiten<br />

offen ist. Unsere Rasenfläche<br />

geht ohne Zäune in die Rasenstücke<br />

der Nachbarn über.<br />

Und deren Grün wollen wir ja<br />

nicht mitmähen, geschweige<br />

denn unseren Roboter regelmäßig<br />

bei den Nachbarn suchen.<br />

Bis Verwandte, die<br />

schon länger so ein Gerät besitzen,<br />

bei diesem Thema wissend<br />

lächelten: „Keine Sorge,<br />

der haut nicht ab!“<br />

Tut er nicht? Nun, die Botschaft<br />

hörten wir wohl, allein<br />

es fehlte der Glaube. Einfach<br />

so ein Ding im Baumarkt zu<br />

kaufen und auf gut Glück in<br />

unserem Garten auszusetzen,<br />

das war uns jedenfalls zu heikel.<br />

Stattdessen suchten wir<br />

den Fachmarkt auf und ließen<br />

uns überzeugen. Hier zwei<br />

Tipps, die künftige Rasenroboterbesitzer<br />

beherzigen sollten:<br />

Was Sie beim Kauf<br />

beachten sollten<br />

1. Wählen Sie das Gerät<br />

nicht zu klein. Wenn Sie einen<br />

750 Quadratmeter­Rasen haben<br />

und ein Rasenroboter ist<br />

genau für diese Fläche ausgewiesen,<br />

dann mäht er tags und<br />

nachts, um diese 750 Quadratmeter<br />

zu schaffen. Das wollen<br />

Sie nicht! Faustformel: Nehmen<br />

Sie den doppelten Wert<br />

Ihrer Rasenfläche als Orientierung,<br />

also einen 1500­Quadratmeter­Mäher<br />

für einen 750­<br />

Quadratmeter­Rasen.<br />

2. Kaufen Sie einen Verlegeservice<br />

für die Begrenzungsdrähte<br />

mit dazu. Sagen Sie<br />

nicht: „Das kann ich doch<br />

selbst!“ Natürlich können Sie<br />

das, aber schon so mancher<br />

hat ein frustrierendes Wochenende<br />

mit dem verbracht,<br />

was unser Fachhändler dank<br />

Verlegemaschine in zwei<br />

Stunden hingetackert hat.<br />

Natürlich ließen mir die offenen<br />

Grenzen zu den Nachbarn<br />

noch immer keine Ruhe.<br />

Sollte dieser kleine Draht die<br />

teure Maschine tatsächlich davon<br />

abhalten, stiften zu gehen?<br />

Der Fachhändler grinste: „Also<br />

gut, schubsen wir ihn rüber!“<br />

Er ließ den Roboter auf die<br />

Grenze zufahren und gab ihm<br />

einen kräftigen Schubs, sodass<br />

er zwangsweise auf dem Rasen<br />

der Nachbarn landete. Sofort<br />

begann das Gerät, sich wie<br />

wild im Kreis zu drehen. Der<br />

Grund: Rasenroboter orientieren<br />

sich an den Begrenzungsdrähten,<br />

die rings um das Rasenstück<br />

verlegt sind, das sie<br />

mähen sollen. Nehmen sie diese<br />

nicht mehr wahr, sind sie<br />

orientierungslos.<br />

So haben wir uns also auf<br />

das Abenteuer eingelassen.<br />

Und jetzt dieses Fiasko: 18.05<br />

Uhr und kein Mucks! Unsere<br />

Tochter (4) wird ungeduldig,<br />

beginnt zu singen: „Bruder Jakob,<br />

schläfst du noch?“ Schon<br />

hat der Rasenroboter seinen<br />

Namen weg: Jakob.<br />

Dann fällt uns auf, dass die<br />

Küchenuhr ja vorgeht, damit<br />

wir nie zu spät kommen. Es ist<br />

also noch gar nicht sechs Uhr!<br />

Pünktlich auf die Minute setzt<br />

sich Jakob schließlich in Bewegung.<br />

Wie von Geisterhand<br />

gelenkt durch einen unterirdischen<br />

Leitdraht. Sirrend schaltet<br />

er die Rasierklingen an, die<br />

mit Tausenden Umdrehungen<br />

pro Minute rotieren. Das ist so<br />

leise, dass wir Jakob nachts<br />

fahren lassen können.<br />

Würde ein neugieriges<br />

Kind den Rasenroboter anheben,<br />

zieht er blitzschnell seine<br />

Klingen ein. Würde ein Dieb<br />

versuchen, ihn zu klauen, veranstaltet<br />

Jakob einen Heidenlärm,<br />

der mühelos im ganzen<br />

Viertel zu hören ist, und verweigert<br />

seinen Dienst, bis die<br />

von uns vergebene Codenummer<br />

eingegeben wird.<br />

Ein Jahr ist unser Abenteuer<br />

„Rasenroboter­Kauf“<br />

nun her. Es ist in der Familie<br />

ein liebgewonnenes Ritual geworden,<br />

jeden Morgen nach<br />

Jakob zu schauen. Ein Rasenroboter<br />

häckselt immer nur<br />

die obersten Millimeter der<br />

Grashalme ab und lässt die<br />

Stücke liegen. „Mulchen“<br />

nennt man das. Das hat unser<br />

Grün schon nach wenigen<br />

Wochen deutlich grüner gemacht,<br />

die Moosbildung in nur<br />

einer Sommersaison um zwei<br />

Drittel reduziert. Und in der<br />

ganzen Zeit hat der kleine Kerl<br />

nicht einen Fehler gemacht.<br />

Autor: Volker Gast<br />

Fotos: Gast (1); dpa (4).<br />

Redensart:<br />

>> Nachtigall, ick hör’ dir<br />

trapsen heißt auf gut Berlinerisch,<br />

dass man jemandem<br />

auf die Schliche kommt. Die<br />

Wendung wurde 1878 erstmals<br />

in Hans Meyers „Richtigem<br />

Berliner“ veröffentlicht.<br />

Sie ist eine Verballhornung<br />

eines Liedes aus der<br />

Sammlung „Des Knaben<br />

Wunderhorn“ der Romantiker<br />

Clemens Brentano und<br />

Achim von Arnim. Darin<br />

heißt es: „Nachtigall, ich hör’<br />

dich singen, das Herz möcht’<br />

mir im Leib zerspringen.“<br />

Die<br />

„W“-Frage:<br />

Wer von Geesthacht aus die<br />

Elbuferstraße entlangfährt,<br />

der passiert die drei mächtigen<br />

Rohre des Geesthachter<br />

Pumpspeicherwerks (Foto).<br />

Es besteht seit 1958 und ist<br />

das größte in Norddeutschland.<br />

Die Rohre führen zu<br />

einem Speichersee, der 3,6<br />

Millionen Kubikmeter Wasser<br />

fasst. Über eine Fallhöhe<br />

von 80 Metern rauscht das<br />

Wasser wieder hinunter.<br />

Wie funktioniert<br />

ein PUMPSPEI-<br />

CHERWERK?<br />

Von der Energiebilanz her,<br />

ist ein Pumpspeicherkraftwerk<br />

immer ein Verlustgeschäft,<br />

denn von der Energie,<br />

die benötigt wird, das Wasser<br />

zum See hinaufzupumpen,<br />

können beim Herabfließen<br />

nur etwa 80 Prozent zurückgewonnen<br />

werden. Dennoch<br />

sind solche Kraftwerke sehr<br />

wichtig, denn sie sind flexibel<br />

und „schwarzstartfähig“, das<br />

heißt sie funktionieren auch<br />

ohne Strom – anders als Kohlekraftwerke.<br />

Gäbe es in<br />

Hamburg einen Blackout, wäre<br />

Geesthacht am Zug. Das<br />

Herabfließen eines Großteils<br />

des Sees würde etwa fünf<br />

Stunden dauern. Der in dieser<br />

Zeit produzierte Strom könnte<br />

dann dazu genutzt werden,<br />

um die anderen Kraftwerke<br />

zu reaktivieren und die<br />

Stromversorgung der Stadt<br />

wiederherzustellen.<br />

Es gibt Vögel,<br />

die rückwärts<br />

fliegen!<br />

Richtig oder falsch?<br />

Die meisten Vögel segeln mit<br />

dem Wind, doch Kolibris<br />

(Foto) sind wahre Flugkünstler,<br />

die sogar ein kurzes Stück<br />

rückwärts fliegen können. Ihr<br />

Geheimnis ist die hohe Frequenz<br />

ihrer Flügelschläge. Kolibris<br />

fliegen mit knapp 40 Flügelschlägen<br />

pro Sekunde, was<br />

sie nicht sonderlich anzustrengen<br />

scheint. Alle zwei Minuten<br />

steuert der kleinste Vogel der<br />

Welt eine Blüte an. Dabei ist er<br />

durch seinen wie eine Hummel<br />

klingenden Flugstil in der<br />

Lage, auf der Stelle in der Luft<br />

zu schweben, was hilfreich ist,<br />

um seinen langen Schnabel in<br />

den Blütenkelch zu bugsieren.<br />

Wenn er dann zum Rückwärtsflug<br />

ansetzt, um sich von<br />

der Blüte zu entfernen, erhöht<br />

er die Frequenz seiner Flügelschläge<br />

sogar noch einmal auf<br />

44 Schläge pro Sekunde, wie<br />

die Forscher Nir Sapir und Robert<br />

Dudley von der University<br />

of California herausfanden.


16 | Volkers Welt<br />

Sagen Sie uns Ihre Meinung:<br />

Bergedorfer Zeitung | Volkers Welt | Curslacker Neuer Deich 50 | 21029 Hamburg<br />

oder per Mail: volkers.welt@bergedorfer-zeitung.de<br />

Ältere Ausgaben unter<br />

www.bergedorfer-zeitung.de/volkerswelt<br />

PFINGSTEN 2016<br />

14. MAI 2016<br />

ZLATAN IBRAHIMOVIC<br />

Der extremste Fußballer<br />

Da biste<br />

PLATT...<br />

>> Dem Song „We are the<br />

world“ galt unsere Quizfrage.<br />

Fast alle Popstars der<br />

USA waren an dem Benefiz-<br />

Projekt beteiligt – bis auf<br />

Prince und Madonna. Prince<br />

verzichtete, weil sein großer<br />

Rivale Michael Jackson zusammen<br />

mit Lionel Richie<br />

das Lied geschrieben hatte.<br />

Madonna wurde wegen<br />

ihres sexy Images nicht eingeladen.<br />

Dafür verdrängte<br />

sie später mit „Crazy for<br />

you“ den Song von der Spitze<br />

der US-Popcharts.<br />

Die 50 Euro hat gewonnen:<br />

Franz Stegmeier aus Lohbrügge<br />

Erfolgreicher<br />

Fehlschlag<br />

>> Bleiben<br />

wir bei<br />

Madonna:<br />

Für welche<br />

Fernsehserie<br />

bewarb<br />

sie sich erfolglos<br />

und<br />

wurde stattdessen Popstar?<br />

A Alf<br />

B Drei Engel für Charlie<br />

C Fackeln im Sturm<br />

D Fame<br />

Kennen Sie die Lösung?<br />

Gewinnen Sie 50 Euro:<br />

01378 10 11 25*<br />

Rufen Sie bis zum 15. Mai,<br />

12 Uhr, an und nennen Sie uns die<br />

richtige Lösung. Der Gewinner wird<br />

ausgelost und benachrichtigt.<br />

Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />

*(50 Cent/Anruf aus dem Festnetz<br />

der Deutschen Telekom, Mobilfunkpreise können abweichen)<br />

1/20 Mio. mm<br />

>> Ein Millimeter geteilt<br />

durch 20 Millionen: So unvorstellbar<br />

klein ist Nanoporphyrin,<br />

ein Nanopartikel,<br />

das australische Forscher<br />

2014 erstmals synthetisiert<br />

haben. Es hat große Bedeutung<br />

für die Krebsmedizin,<br />

denn Nanoporphyrin kann<br />

gleichzeitig Kontrastmittel<br />

unterstützen und Tumorzellen<br />

abtöten.<br />

Wenn in einem<br />

Monat die Fußball­EM<br />

beginnt,<br />

könnte ein 34­<br />

jähriger „Oldie“<br />

der große Star<br />

werden: Zlatan<br />

Ibrahimovic!<br />

Drei Jahre lang hatte der niederländische<br />

Rekordmeister<br />

Ajax Amsterdam gegenüber<br />

der Konkurrenz aus Rotterdam<br />

und Eindhoven das Nachsehen<br />

gehabt. Dann verpflichteten<br />

sie im Sommer 2001 für<br />

sagenhafte 7,8 Millionen Euro<br />

einen 19­jährigen Jungspund<br />

aus Schweden namens Zlatan<br />

Ibrahimovic. Und wurden mit<br />

ihm prompt wieder Meister.<br />

Juventus Turin, die große<br />

„alte Dame“ des italienischen<br />

Fußballs, hatte 2004 das Meisterschaftsrennen<br />

gegen den<br />

Erzrivalen AC Mailand verloren<br />

– mit 13 Punkten Rückstand!<br />

Dann kauften sie Ibrahimovic<br />

und wurden mit ihm<br />

zweimal in Folge Meister.<br />

Inter Mailand war nur ein<br />

Underdog, bis 2006 Ibrahimovic<br />

kam. Viermal in Folge holten<br />

sie den Titel. Inters Lokalrivale<br />

AC Mailand hatte sechs<br />

Jahre lang die Meisterschaft<br />

nicht mehr gewonnen, bevor<br />

im Sommer 2010 Ibrahimovic<br />

dort anheuerte und das Team<br />

zum Titel führte. Paris St. Germain<br />

hatte 18 Jahre lang im<br />

französischen Fußball nur eine<br />

Nebenrolle gespielt. Im Sommer<br />

2012 kam Ibrahimovic.<br />

Seitdem hieß der Meister stets<br />

Paris St. Germain.<br />

Was also ist dran an diesem<br />

Spieler, den die Frankfurter<br />

Allgemeine Zeitung den „letzten<br />

Actionhelden“ nannte, den<br />

„extremsten Fußballer dieser<br />

Zeit“? „Ich bin ein Krieger“,<br />

sagt er in seiner von David Lagercrantz<br />

verfassten Autobiographie<br />

„Ich bin Zlatan Ibrahimovic“.<br />

Einer, der vorangeht.<br />

Der auf dem Platz und in der<br />

Umkleidekabine den Ton angibt.<br />

Ein eitler Pfau, der Fans<br />

und Offizielle mit seinen Eskapaden<br />

in den Wahnsinn treibt.<br />

Momentan feilscht er mit Paris<br />

um seine Vertragsverlängerung.<br />

„Ich bleibe nur, wenn sie<br />

ABGEHOBEN Ausgelassen feiert Zlatan Ibrahimovic seinen 1:0-Führungstreffer bei der EM 2008<br />

gegen Griechenland. Der 34-Jährige ist der erfolgreichste Torschütze, den Schweden je hatte.<br />

statt des Eiffelturms eine Statue<br />

von mir bauen“, hat er gesagt.<br />

Es ist ihm zuzutrauen,<br />

dass er das ernst meint.<br />

Wenn am 10. Juni die Fußball­Europameisterschaft<br />

in<br />

Frankreich beginnt, könnte der<br />

mittlerweile 34­jährige Ibrahimovic<br />

zum Star des Turniers<br />

werden. Schweden hat zwar<br />

eine schwere Vorrundengruppe<br />

mit Italien, Belgien und Irland<br />

erwischt, doch an ihrem<br />

Superstar können sie sich aufrichten.<br />

Denn Ibrahimovic ist<br />

bekannt dafür, dass er Unmögliches<br />

möglich macht. So wie<br />

bei seinem berühmtesten Tor<br />

am 14. November 2012 in<br />

Stockholm, als er im Spiel<br />

gegen England einen Fallrückzieher<br />

aus 30 Metern Entfernung<br />

versenkte.<br />

Es ist diese Mit­dem­Kopfdurch­die­Wand­Attitüde,<br />

die<br />

den Schweden von allen anderen<br />

Stars des Fußballs abhebt.<br />

Aufgewachsen ist er in Rosenborg,<br />

einem sozialen Brennpunkt<br />

am Stadtrand von Malmö.<br />

Fahrradklau, Revierkämpfe<br />

und Ladendiebstähle prägten<br />

seine Kindheit. Seine ihn<br />

schlagende Mutter und der<br />

Vater, ein Alkoholiker, ließen<br />

sich scheiden, als er zwei Jahre<br />

alt war. Welche Chance hat jemand,<br />

der so aufwächst? Ibrahimovic<br />

fand sein Ventil – den<br />

Fußball. Heute hängt an einer<br />

Brücke in Rosenborg ein Zitat<br />

von ihm: „Du kannst einen Typen<br />

aus dem Ghetto holen,<br />

aber du holst niemals das<br />

Ghetto aus einem Typen.“<br />

Seine Vergangenheit treibt<br />

ihn bis heute an. Dieser Allesoder­nichts­Lebensstil<br />

lässt<br />

ihn schnelle Autos fahren,<br />

Journalisten, Mitspieler und<br />

Offizielle bepöbeln oder eben<br />

Fallrückzieher aus 30 Metern<br />

Entfernung versuchen. In Turin<br />

blieb er einmal, statt zum<br />

Spiel zu fahren, einfach vor<br />

seiner Playstation sitzen.<br />

Doch wenn er dann auf dem<br />

Platz steht, dann kommt diese<br />

für einen 1,95­Meter­Riesen<br />

und 95­Kilo­Brocken unfassbare<br />

Beweglichkeit zum Tragen,<br />

die er sich in zahllosen Stunden<br />

auf dem Hinterhof von<br />

Rosenborg antrainiert hat. Die<br />

ihn die unglaublichsten Tricks<br />

ausführen lässt. Und die aus<br />

jedem Team einen Gewinner<br />

macht, wenn es einen Ibrahimovic<br />

hat. Volker Gast<br />

REZENSION: IBRAHIMOVIC -<br />

DAS GROSSE FANBUCH<br />

>> Nachdem der Verlag Die<br />

Werkstatt bereits Fanbücher<br />

über Lionel Messi und Cristiano<br />

Ronaldo herausgegeben<br />

hat, folgt nun also:<br />

„Zlatan Ibrahimovic - Das<br />

große Fanbuch“. Das großformatige<br />

Werk (21,5x28<br />

Zentimeter) besticht vor allem<br />

durch seine reiche,<br />

prächtige Bebilderung und<br />

dürfte sich mit seinem oft<br />

recht euphorischen Sprachstil<br />

vor allem an eine jugendliche<br />

Leserschaft wenden.<br />

Beim Umfang wurde der<br />

Buchtitel mit nur 64 Seiten<br />

leider nicht wörtlich genommen,<br />

aber den geringen<br />

Platz hat Autor Adrian Beasley<br />

gut genutzt. Der Leser<br />

bekommt einen kompletten<br />

Überblick über die Karriere<br />

des schwedischen Weltklasse-Fußballers.<br />

>> Was das Buch auch attraktiv<br />

macht, ist sein abwechslungsreiches<br />

Layout.<br />

Die Aufarbeitung der Karriere<br />

wird immer wieder unterbrochen<br />

durch Rubriken wie<br />

„Zlatans beste Tore“, „Zlatans<br />

WM-Abenteuer“ oder<br />

Sprüche von und über Ibrahimovic.<br />

Und natürlich wird<br />

auch sein „Tor des Jahrhunderts“,<br />

der 30-Meter-Fallrückzieher<br />

gegen England,<br />

entsprechend gewürdigt. Da<br />

ist es zu verschmerzen, dass<br />

der Statistik-Teil etwas bemüht<br />

wirkt.<br />

>> Fazit: Dieses Buch ist genau<br />

das Richtige, um sich<br />

Lust auf die Fußball-EM zu<br />

machen. Volker Gast<br />

Fotos: dpa; Fotolia © Fiedels, Th. Schier,<br />

Jens Klingebiel; Verlag Die Werkstatt.<br />

Redensart:<br />

Die<br />

„W“-Frage:<br />

Wie unterscheiden<br />

sich GAU<br />

und STÖRFALL?<br />

Es gibt Vögel,<br />

die sich<br />

schminken!<br />

Richtig oder falsch?<br />

>> Du Nachtwächter! ist<br />

eine verächtliche Art, einen<br />

geistesabwesenden Träumer<br />

zu beschimpfen. Nachtwächter<br />

bekommen nachts keinen<br />

Schlaf und müssen ihn daher<br />

tagsüber nachholen. Der ehrenwerte<br />

Beruf kam im Mittelalter<br />

auf, als die ersten<br />

größeren Städte entstanden.<br />

Nachtwächter waren für die<br />

Sicherheit zuständig und<br />

machten auch Zeitansagen.<br />

Nach der Katastrophe von<br />

Fukushima am 11. März 2011<br />

wurde in Deutschland der<br />

Atomausstieg beschlossen.<br />

Doch acht Anlagen, darunter<br />

das Kernkraftwerk Brokdorf<br />

(Foto), sind immer noch am<br />

Netz. Sie werden bis spätestens<br />

2022 stillgelegt.<br />

International werden nukleare<br />

Zwischenfälle in acht<br />

Stufen unterteilt. Die Stufen<br />

„0“ und „1“ sind Ereignisse<br />

ohne sicherheitstechnische<br />

Bedeutung. Hier liegt es beim<br />

Anlagenbetreiber, ob er die<br />

Öffentlichkeit informiert. Ab<br />

Stufe „2“ (Störfall mit Sicherheitsreserve)<br />

ist es seine<br />

Pflicht, unverzüglich die Öffentlichkeit<br />

zu informieren.<br />

Stufe „3“ (Ernster Störfall)<br />

beschreibt einen Störfall mit<br />

Sicherheitsversagen.<br />

Im Unterschied zum Störfall<br />

gelangen bei einem Unfall<br />

radioaktive Stoffe ins Freie.<br />

Je nach Menge wird von Stufe<br />

„4“ (Unfall), Stufe „5“<br />

(Ernster Unfall) oder Stufe<br />

„6“ (Schwerer Unfall) gesprochen.<br />

Die Stufe „7“ (Katastrophaler<br />

Unfall) ist die<br />

höchste Stufe, im Volksmund<br />

der „größte anzunehmende<br />

Unfall“ (GAU). Hier wird<br />

neben radioaktiven Stoffen<br />

auch Kerninventar in großen<br />

Mengen freigesetzt.<br />

Dieses Phänomen gibt es tatsächlich<br />

und zwar bei den<br />

Bartgeiern. Das sind die größten<br />

Greifvögel Europas mit<br />

einer Spannweite von knapp<br />

drei Metern. Sie leben in den<br />

Pyrenäen und ernähren sich<br />

ausschließlich von Aas.<br />

Bevor sie auf Partnersuche<br />

gehen, legen die Bartgeier etwas<br />

Rouge auf. Sie nehmen<br />

ausgiebige Bäder in eisenhaltigem<br />

Schlamm, der ihre sonst<br />

leuchtend weiße Halskrause<br />

rostrot erscheinen lässt. Sowohl<br />

Männchen als auch<br />

Weibchen zeigen dieses Verhalten,<br />

denn Rostrot ist die<br />

Farbe, der kein Bartgeier widerstehen<br />

kann.<br />

War die Partnersuche erfolgreich,<br />

ist wieder Durchhaltevermögen<br />

gefordert, denn<br />

Bartgeier brüten im Winter<br />

und müssen daher so lange auf<br />

ihren Eiern hocken wie kein<br />

anderer Vogel in Europa: rund<br />

zwei Monate!


16 | Volkers Welt<br />

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SONNABEND<br />

21. MAI 2016<br />

HAMBURG FREEZERS<br />

Hinter den Kulissen der Eisshow<br />

Da biste<br />

PLATT...<br />

>> Unsere Quizfrage handelte<br />

von Madonna. 1980 bewarb<br />

sie sich vergeblich als<br />

Schauspielerin und Tänzerin<br />

für die TV-Serie „Fame“. Es<br />

war die Zeit, als Madonna<br />

sich noch mit Gelegenheitsjobs<br />

über Wasser halten<br />

musste. Im Nachhinein war<br />

die Absage ein Glücksfall,<br />

denn danach konzentrierte<br />

sie sich stärker auf den Gesang.<br />

Gleich ihr erstes Album,<br />

„Madonna“ (1983),<br />

verkaufte sich millionenfach.<br />

Die 50 Euro hat gewonnen:<br />

Ronja Marie Funke aus Marschacht<br />

Rätselhafter Fisch<br />

>> Heute geht es um einen<br />

Zierfisch, den Türkisen<br />

Prachtgrundkämpfling. Der...<br />

A ... altert im Zeitraffer<br />

B ... schwimmt nur rückwärts<br />

C ... atmet Steine ein<br />

D ... spricht mit Krebsen<br />

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Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />

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der Deutschen Telekom, Mobilfunkpreise können abweichen)<br />

68 572 Produkte<br />

>> Im September 2001 wurde<br />

in Deutschland das Bio-<br />

Siegel eingeführt, das Erzeugnisse<br />

aus ökologischem<br />

Landbau kennzeichnet. Seitdem<br />

wurden 68 572 Produkte<br />

von 4367 Herstellern bei<br />

der Bundesanstalt für Landwirtschaft<br />

und Ernährung registriert.<br />

Spitzenreiter sind<br />

die Heißgetränke: Knapp<br />

9500 Kaffees, Tees und Kakaos<br />

tragen das Bio-Siegel.<br />

Die Hamburg<br />

Freezers sind<br />

Geschichte. Ein<br />

Reporter erinnert<br />

sich.<br />

Mein ganz persönliches Andenken<br />

an die Hamburg Freezers<br />

trage ich lebenslang in<br />

meinem Körper mit mir herum.<br />

Es handelt sich um eine<br />

kleine Metallklammer, die die<br />

Reste meiner zertrümmerten<br />

Schulter zusammenhält. Nach<br />

dem Besuch eines Spiels war<br />

ich 2010 außerhalb der Arena<br />

beim Sprint nach dem Shuttle­<br />

Bus auf den Beton gestürzt,<br />

weil ich eine Bodenunebenheit<br />

übersehen hatte.<br />

Ganz oben, in der allerletzten<br />

Reihe der riesigen Halle,<br />

hatten wir Journalisten unseren<br />

Platz. Von hier aus verfolgte<br />

ich zahllose Begegnungen<br />

der Freezers, und doch<br />

war die Identifikation mit den<br />

Kristallblauen nie dieselbe wie<br />

die mit den Rothosen im Stadion<br />

ein paar Meter weiter.<br />

Das hat zuallererst mit der<br />

Sportart zu tun: Die Spieler<br />

sind vermummt, die Identifikation<br />

mit ihnen ist daher<br />

schwierig. Zudem sieht man<br />

beim Eishockey im Getümmel<br />

oft den Puck nicht. Hat er die<br />

Torlinie überschritten oder<br />

nicht? Das lässt sich für die<br />

Zuschauer oft nur anhand der<br />

Torlampe, der Reaktionen der<br />

Spieler, den Gesten des<br />

Schiedsrichters oder in der<br />

Zeitlupe auf dem Video­Würfel<br />

ausmachen.<br />

In luftiger<br />

Höhe...<br />

FEUER UND EIS Die Einlaufshow bei den Hamburg Freezers sorgte stets für Gänsehaut-Momente unter den im Schnitt 9000 Zuschauern<br />

in der Arena. Wenn kein Wunder mehr geschieht, wird es das nie wieder geben.<br />

Oben in der letzten Reihe<br />

ist die Hallendecke bereits<br />

ganz nah. Dort in luftiger Höhe<br />

verlaufen zahllose Metallstreben,<br />

auf denen tollkühne<br />

Menschen – „Rigger“ genannt<br />

– herumturnen und für die<br />

Bühnentechnik, also Ton und<br />

Licht, sorgen. Der Name<br />

stammt noch aus der Zeit der<br />

Segelschiffe, als Rigger in der<br />

Takelage herumkletterten. Es<br />

war eine glorreiche Idee, irgendwann<br />

einem solchen Rigger<br />

das Outfit des Freezers­<br />

Maskottchens überzuziehen.<br />

Der „Freezer“ konnte sich so<br />

mit großer Gestik vom Hallendach<br />

abseilen, umgeben von<br />

Pyrotechnik, Video­Animationen<br />

und Scheinwerferlicht.<br />

Und natürlich dem unvermeidlichen<br />

„Let me entertain<br />

you“ von Robbie Williams. Bei<br />

den Hamburg Freezers ging es<br />

nie allein um Sport. Es ging<br />

immer auch um Show. Und<br />

doch gehörten diese Gänsehaut­Momente<br />

für mich immer<br />

zum Schönsten an einem<br />

Arena­Besuch.<br />

... und tief<br />

im Keller<br />

Auch für uns Reporter ging<br />

es nach einem Spiel an einem<br />

Drahtseil abwärts. Zum Glück<br />

mussten wir uns nicht daran<br />

abseilen, sondern durften den<br />

Fahrstuhl nehmen, der vom<br />

Pressebereich unter dem Dach<br />

tief hinunter in den Bauch der<br />

Arena führt, hinein ins Allerheiligste:<br />

die Katakomben der<br />

Spieler. In einer Nische parkt<br />

die Eismaschine, die in den<br />

Pausen immer ihren großen<br />

Auftritt hatte. Vom Glanz der<br />

Inszenierung befreit, wirkt<br />

hier unten alles nüchtern, geschäftsmäßig.<br />

Vor den Umkleidekabinen<br />

geht es locker<br />

zu, es ist ein lustiges Gemisch<br />

aus Bayerisch und Englisch zu<br />

hören. Die Spieler sind offen<br />

und freundlich. Selbst als einmal<br />

die Stars von den Los Angeles<br />

Kings aus der nordamerikanischen<br />

Profiliga NHL bei<br />

den Freezers zu Gast waren,<br />

war die Atmosphäre entspannt<br />

und fast familiär. In einem<br />

kleinen Raum in der Nähe der<br />

Kabinen geben die Trainer auf<br />

der Pressekonferenz ihre Eindrücke<br />

zum Spiel wieder, während<br />

ein paar Meter weiter<br />

jenseits eines geöffneten Garagentores<br />

bereits der Bus des<br />

Gästeteams den Motor anschmeißt.<br />

Alles muss immer<br />

zack­zack gehen. Nach dem<br />

Spiel ist vor dem Spiel, nach<br />

der Show ist vor der Show.<br />

Vielleicht liegt hierin auch ein<br />

Grund, warum sich Eishockey<br />

in Hamburg nie wirklich<br />

durchsetzen konnte. 52 Saisonspiele<br />

bei nur 14 Teams sind<br />

einfach zu viel. Die einzelne<br />

Begegnung verliert an Bedeutung,<br />

wenn sich die Mannschaften<br />

allzu oft gegenüberstehen.<br />

Es ist daher ein Freundschaftsspiel,<br />

das vor allen anderen<br />

in Erinnerung geblieben<br />

ist. Jene 4:5­Niederlage am<br />

4. Oktober 2011 gegen die Los<br />

Angeles Kings war sicherlich<br />

der Abend, an dem das beste<br />

Eishockey in der Arena gespielt<br />

wurde. Begeisternde<br />

Freezers verlangten den Stars<br />

aus Kalifornien alles ab.<br />

Geburtsstätte eines<br />

Eishockey-Wunders<br />

Für die Kings war es übrigens<br />

der Beginn eines Eishockey­Wunders.<br />

Nachdem sie<br />

sich in der Saison 2011/2012 als<br />

eines der letzten Teams für die<br />

Playoffs qualifiziert hatten,<br />

spielten sie dort plötzlich die<br />

Sterne vom Himmel und gewannen<br />

erstmals in ihrer Geschichte<br />

den Stanley­Cup.<br />

So ein Eishockey­Wunder<br />

sind die Freezers ihren Fans in<br />

der 14­jährigen Geschichte des<br />

Vereins leider immer schuldig<br />

geblieben. Ein Endspiel um die<br />

deutsche Meisterschaft erreichten<br />

sie nie. Nur zweimal,<br />

in den Jahren 2004 und 2014,<br />

kamen die Hamburger zumindest<br />

mal bis ins Halbfinale der<br />

Deutschen Eishockey­Liga.<br />

2004 unterlagen sie den Frankfurt<br />

Lions mit 2:3 Siegen, 2014<br />

war der ERC Ingolstadt mit 2:4<br />

Endstation. Ansonsten kam<br />

stets frühzeitig das Aus ­ viel<br />

zu wenig für einen Klub mit<br />

einem der größten Etats.<br />

Aller sportlichen Mittelmäßigkeit<br />

zum Trotz hatten die<br />

Eishockeystunden in der Arena<br />

oft etwas Magisches. Eishockeyspiele<br />

sind – anders als<br />

Fußball – noch echte Familienfeste.<br />

Randale unter den Fans<br />

kommen praktisch nicht vor.<br />

Zudem lag der Frauenanteil in<br />

der Halle bei den Freezers immer<br />

so ungefähr bei 30 Prozent<br />

und damit mehr als doppelt<br />

so hoch wie beispielsweise<br />

beim HSV nebenan.<br />

Mein Lieblingsplatz als Zuschauer<br />

ist schräg hinter dem<br />

Tor leicht oberhalb der Plexiglas­Bande.<br />

Dort sieht man die<br />

Cracks auf sich zurasen, bekommt<br />

die ganze Wucht und<br />

Dynamik des Spiels mit. Ich<br />

hatte immer gehofft, dies alles<br />

in ein paar Jahren mal meiner<br />

Tochter (4) vorführen zu können.<br />

Doch diese Chance wird<br />

es nun nicht mehr geben.<br />

Autor: Volker Gast<br />

Fotos: Hamburg Freezers; Fotolia © Natis,<br />

stockWERK, Alena Ozerova, Steinar.<br />

Redensart:<br />

>> Einen Denkzettel bekommt<br />

jemand verpasst, an<br />

dem man sich rächt. Der Begriff<br />

stammt aus dem 15.<br />

Jahrhundert. Damals gab es<br />

im Rechtssystem der Hanse<br />

den „Gedenkzettel“. Dabei<br />

handelte es sich um eine<br />

schriftliche Mitteilung des<br />

Gerichts, die der heutigen<br />

Vorladung vergleichbar war.<br />

In Jesuitenschulen war es<br />

zudem üblich, zusätzlich zu<br />

körperlichen Züchtigungen<br />

Schülern „Denkzettel“ zu<br />

überreichen, auf denen ihre<br />

Fehler verzeichnet waren.<br />

Die<br />

„W“-Frage:<br />

„Rechten Fuß nach vorn“,<br />

lautet ein Lehrspruch beim<br />

Surfen. Während der linke,<br />

hintere Fuß als Basis quer<br />

aufs Brett gestellt wird, landet<br />

der rechte Fuß vorn zwischen<br />

den Händen etwa auf<br />

der Mitte des Brettes und ist<br />

grob in Fahrtrichtung ausgerichtet.<br />

Auf unserem Foto<br />

führt das Surf­Mädchen die<br />

richtige Position in schulbuchmäßiger<br />

Form vor.<br />

Wie steht man<br />

auf einem SURF-<br />

BOARD auf?<br />

Doch wie schafft man es in<br />

die aufrechte Position? Der<br />

Hamburger Alexander Tesch,<br />

ein ehemaliger deutscher<br />

Meister, gibt auf www.primesurfing.de<br />

Tipps für den richtigen<br />

„Take off“, wie die Surfer<br />

sagen. Demnach legt man<br />

sich bis zum Unterschenkel<br />

aufs Board und drückt den<br />

Oberkörper so weit hoch wie<br />

möglich. Dann das linke Bein<br />

bis auf Höhe des rechten<br />

Knies anziehen und mit der<br />

Fuß­Innenseite auf dem<br />

Board absetzen. Schließlich<br />

führt man den rechten Fuß<br />

nach vorn und platziert ihn<br />

zwischen den Händen.<br />

Also: Nicht knien auf dem<br />

Surfboard! Das nimmt den<br />

Schwung aus dem Bewegungsablauf.<br />

Und Geduld!<br />

Nur wenn man bereits auf<br />

der Welle gleitet, bevor man<br />

aufsteht, ist es erfolgreich.<br />

„Eher geht ein<br />

Kamel durch<br />

ein Nadelöhr...<br />

Richtig oder falsch?<br />

... als dass ein Reicher in das<br />

Reich Gottes gelangt“, heißt es<br />

im Markus­Evangelium, Kapitel<br />

10, Vers 25. Das markante<br />

Gleichnis von Jesus Christus<br />

ist auch bei Lukas (18,25) und<br />

Matthäus (19,24) überliefert.<br />

In der Theologie sind viele<br />

Auslegungen dieses sehr bekannten<br />

Gleichnisses versucht<br />

worden. So könnte das Nadelöhr<br />

als Symbol für die Kirche<br />

stehen, die den Zugang zu Gott<br />

ermöglicht, aber eben nur jenen,<br />

die gottgefällig leben, also<br />

nicht auf die Anhäufung von<br />

Besitz aus sind.<br />

Eine andere Vorstellung ist,<br />

dass es im alten Jerusalem ein<br />

enges Stadttor mit dem Namen<br />

„Nadelöhr“ gab. Wollte<br />

ein Reicher mit seinem vollbeladenen<br />

Kamel in die Stadt gelangen,<br />

musste er erst alles abladen,<br />

bevor er passieren<br />

konnte. So wäre das Gleichnis<br />

eine Aufforderung, von irdischem<br />

Besitz loszulassen.


16 | Volkers Welt<br />

Sagen Sie uns Ihre Meinung:<br />

Bergedorfer Zeitung | Volkers Welt | Curslacker Neuer Deich 50 | 21029 Hamburg<br />

oder per Mail: volkers.welt@bergedorfer-zeitung.de<br />

SONNABEND<br />

28. MAI 2016<br />

EICHHÖRNCHEN<br />

Akrobaten der Baumwipfel<br />

Da biste<br />

PLATT...<br />

>> Der Türkise Prachtgrundkärpfling<br />

ist ein Zierfisch mit<br />

einer besonderen Eigenschaft:<br />

Er altert im Zeitraffer.<br />

Das war die Lösung<br />

unserer Quizfrage. Obwohl<br />

die Gene des Türkisen<br />

Prachtgrundkärpflings denen<br />

des Menschen ähneln, wird<br />

er nur etwa vier Monate alt<br />

und zeigt bereits ab dem<br />

dritten Monat deutliche Alterserscheinungen.<br />

Das hat<br />

ihn zu einem beliebten Forschungsobjekt<br />

gemacht.<br />

Die 50 Euro hat gewonnen:<br />

Kerstin Flick aus Geesthacht<br />

Warten auf Godot<br />

>> Zwei<br />

Männer, die<br />

warten. Viel<br />

mehr passiert<br />

nicht<br />

im Theaterstück<br />

„Warten<br />

auf Godot“,<br />

das für<br />

die den irischen Schriftsteller<br />

Samuel Beckett der Durchbruch<br />

war. In welcher Sprache<br />

wurde es uraufgeführt?<br />

A Deutsch<br />

B Englisch<br />

C Französisch<br />

D Gälisch<br />

Kennen Sie die Lösung?<br />

Gewinnen Sie 50 Euro:<br />

01378 10 11 25*<br />

Rufen Sie bis zum 29. Mai,<br />

12 Uhr, an und nennen Sie uns die<br />

richtige Lösung. Der Gewinner wird<br />

ausgelost und benachrichtigt.<br />

Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />

*(50 Cent/Anruf aus dem Festnetz<br />

der Deutschen Telekom, Mobilfunkpreise können abweichen)<br />

10 Prozent<br />

>> Die Landwirtschaft verbraucht<br />

70 Prozent des<br />

weltweiten Wasserbedarfs,<br />

die Industrie 20 Prozent. Für<br />

die Privathaushalte bleiben<br />

da nur noch 10 Prozent. Dabei<br />

sparen wir ohnehin<br />

schon, wo wir können. Benötigte<br />

jeder Deutsche 1991 im<br />

Schnitt noch 144 Liter Wasser<br />

pro Tag, so sind es heute<br />

nur noch 121 Liter. Trotzdem<br />

wird der weltweite Wasserbedarf<br />

bis 2050 um die<br />

Hälfte ansteigen.<br />

Redensart:<br />

>> Hals und Beinbruch sagen<br />

wir, um jemandem bei<br />

einer Unternehmung viel<br />

Glück zu wünschen. Die seltsame<br />

Wendung ist die Verballhornung<br />

eines jiddischen<br />

Ausdrucks. „Hatslokhe u<br />

brokhe“ bedeutet dort „Erfolg<br />

und<br />

Segen“<br />

und leitet<br />

sich von<br />

den hebräischen<br />

Wörtern<br />

„hazlacha“<br />

(Glück)<br />

und „birache“<br />

(Segen)<br />

ab.<br />

Eichhörnchen<br />

sind neugierig.<br />

Das gibt manchmal<br />

Ärger mit<br />

der Polizei.<br />

Tatort: Eichenstraße in Bottrop.<br />

Wohin auch immer sich<br />

die junge Frau wendet, ihr unheimlicher<br />

Verfolger bleibt ihr<br />

dicht auf den Fersen. Egal, ob<br />

sie schnell oder langsam geht,<br />

ihr stiller Schatten ist immer<br />

da. Schließlich weiß sich die<br />

junge Frau nicht mehr anders<br />

zu helfen. Sie wählt die Notrufnummer<br />

110. „Ich werde<br />

von einem Eichhörnchen verfolgt“,<br />

sagt sie den verblüfften<br />

Polizeibeamten. Die rücken<br />

sofort aus. Das Tier, ein Eichhörnchen­Baby,<br />

ist schon am<br />

Rande der Erschöpfung. „Es<br />

ließ sich ohne Widerstand<br />

festnehmen“, sagt die Polizeisprecherin<br />

Ramona Hörst, die<br />

wie ihre Kollegen großen Spaß<br />

an diesem „tierischen“ Einsatz<br />

hatte.<br />

In der Geborgenheit der behandschuhten<br />

Polizistenhand<br />

gibt es ein paar kleine Apfelstückchen<br />

zur ersten Stärkung<br />

für das verängstigte Tier. Anschließend,<br />

in der Ruhe der<br />

Polizeiwache, machen sich die<br />

Kollegen schlau, was so ein<br />

Eichhörnchen denn essen darf.<br />

Sie verabreichen schließlich<br />

Apfelstückchen in Baby­Eichhörnchen­gerechten<br />

Häppchen<br />

sowie Honigtee mit einer<br />

Pipette. So päppeln sie das<br />

Tier ein wenig auf, bevor sie<br />

es in eine Aufzuchtstation für<br />

Wildtiere bringen.<br />

Solche Fälle wie dieser aus<br />

dem Juli 2015 sind gar nicht so<br />

Die<br />

„W“-Frage:<br />

Wer ein interessantes Ausflugsziel<br />

sucht, wird seit vergangenem<br />

Herbst im Hunsrück<br />

fündig. Dort wurde am 3.<br />

Oktober 2015 die längste Hängeseilbrücke<br />

Deutschlands<br />

eingeweiht. Über eine Länge<br />

von 360 Metern verbindet die<br />

Hängeseilbrücke Geierlay die<br />

Orte Mörsdorf und Sosberg.<br />

In bis zu 100 Metern Höhe<br />

geht es über das Mörsdorfer<br />

Bachtal hinweg.<br />

Die Krallen der Eichhörnchen sind so scharf, dass sie sich zur Not mit einer einzigen Pfote an der Baumrinde festhalten können.<br />

Wo kann man sich<br />

so richtig schön<br />

HÄNGEN LASSEN?<br />

Die Idee kam in Mörsdorf<br />

2006 anlässlich einer Dorferneuerung<br />

auf. Sie wurde jedoch<br />

zunächst als nicht realisierbar<br />

verworfen. Doch drei<br />

Bürger mochten sich damit<br />

nicht abfinden. Ingo Börsch,<br />

Hans­Peter Platten und der<br />

jetzige Ortsbürgermeister<br />

von Mörsdorf, Marcus Kirchhoff,<br />

gingen das Unternehmen<br />

2010 in einer ehrenamtlichen<br />

Projektgruppe neu an.<br />

selten. Im Juni 2013 wollten<br />

Polizisten in Enger (Kreis Herford)<br />

eine Blitzfalle aufstellen.<br />

Doch die Aktion wurde von<br />

einem Eichhörnchen sabotiert,<br />

das ständig an den Beamten<br />

hinaufkrabbelte, bis es die Gesetzeshüter<br />

für eine Weile in<br />

„Polizeigewahrsam“ nahmen.<br />

Im April dieses Jahres wählten<br />

zwei Autofahrer aus Pulheim<br />

(Nordrhein­Westfalen) verzweifelt<br />

den Notruf, weil sich<br />

zwei Eichhörnchen unter ihre<br />

Autos geflüchtet hatten und<br />

nicht dazu zu bewegen waren,<br />

ihr Versteck wieder zu verlassen.<br />

Und im Juli 2015 drang ein<br />

Eichhörnchen durch ein Fenster<br />

in einen britischen Pub ein,<br />

drehte die Zapfhähne auf und<br />

verstreute den Inhalt der Kasse,<br />

um anschließend unerkannt<br />

zu entkommen. Es war<br />

von Knabberkram angelockt<br />

worden, der im Pub auf den<br />

Tischen stand.<br />

Normalerweise ernähren<br />

sich Eichhörnchen vorwiegend<br />

von Baumsamen. Im<br />

Herbst legen sie sich einen<br />

Vorrat aus Eicheln, Nüssen<br />

und Bucheckern an, von dem<br />

sie später zehren. Da das Eichhörnchen<br />

ein Winterschläfer<br />

ist, müssen sie auch in der kalten<br />

Jahreszeit alle paar Tage<br />

auf Nahrungssuche gehen.<br />

WIE KNACKT EIN<br />

EICHHÖRNCHEN<br />

EINE NUSS?<br />

Die Tiere nehmen die<br />

Nuss in beide Pfoten<br />

und reißen blitzschnell<br />

die Blätter, die die Nuss<br />

umhüllen, mit den Zähnen<br />

weg. Dann tragen<br />

sie die Nuss zu einer<br />

ruhigen Stelle und nagen<br />

so lange an ihr herum,<br />

bis irgendwo ein<br />

kleines Loch entstanden<br />

ist. Schließlich hebeln<br />

sie die Nuss mit Hilfe<br />

ihrer unteren Schneidezähne<br />

auf.<br />

Und eine Machbarkeitsstudie<br />

ergab: Die Brücke war realisierbar.<br />

Vier Jahre dauerte es,<br />

bis die Finanzierung von 1,14<br />

Millionen Euro stand und im<br />

Sommer 2014 mit den konkreten<br />

Planungen begonnen<br />

werden konnte.<br />

Im ersten halben Jahr haben<br />

150 000 Menschen die<br />

Brücke besucht. An schönen<br />

Tagen sollte man daher auf<br />

Gedränge eingestellt sein.<br />

Vom Nahrungsangebot<br />

hängt ab, wie gut die Tiere<br />

über den Winter kommen und<br />

wie viel Nachwuchs sie im<br />

kommenden Sommer aufziehen<br />

können. Ein Wurf Neugeborener<br />

umfasst üblicherweise<br />

drei bis fünf Junge, die im kugelförmigen<br />

Nest, dem Kobel,<br />

hoch oben in den Bäumen zur<br />

Welt kommen. Anfangs sind<br />

sie noch nackt, erst mit drei<br />

Wochen bekommen sie ihre<br />

Behaarung.<br />

Wenn ein junges Eichhörnchen<br />

so anhänglich wird wie in<br />

den beschriebenen Fällen,<br />

dann ist üblicherweise eine<br />

Tragödie vorausgegangen.<br />

Entweder das Jungtier ist aus<br />

dem Nest gefallen und hat den<br />

Sturz auf wundersame Weise<br />

überlebt oder die Mutter ist<br />

umgekommen. Beides führt<br />

dazu, dass der Nachwuchs<br />

vom Futter abgeschnitten ist,<br />

denn die Väter beteiligen sich<br />

ohnehin nicht an der Aufzucht<br />

der Jungen.<br />

Von klein auf sind Eichhörnchen<br />

fantastische Kletterer,<br />

die hoch oben in den Bäumen<br />

waghalsige Sprünge von<br />

einem Ast zum nächsten vollführen.<br />

Dazu befähigt sie ihr<br />

besonderer Körperbau. Um<br />

solche Sprünge genau berechnen<br />

zu können, sind die Augen<br />

Hamburg<br />

ist<br />

einmalig!<br />

Richtig oder falsch?<br />

Auch wenn viele Hamburger<br />

ihre Stadt für einmalig halten,<br />

das Gegenteil ist der Fall. Nordische<br />

Städtenamen sind vor<br />

allem in den USA stark verbreitet.<br />

So zählte die Wochenzeitung<br />

„Die Zeit“ dort 20<br />

„Hamburgs“. Und damit nicht<br />

genug: Auch in Südafrika entdeckte<br />

das „Hamburger<br />

Abendblatt“ zehnmal den Namen<br />

der Hansestadt, in Südamerika<br />

fünfmal. Das nördlichste<br />

Hamburg ist übrigens<br />

der Eichhörnchen weiter nach<br />

vorn gerichtet als bei anderen<br />

Nagetieren. Zudem ist ihre<br />

Schnauze sehr kurz und lässt<br />

den Blick nach vorn frei.<br />

Wenn die Tiere an den Bäumen<br />

auf­ und abwärts klettern,<br />

verlassen sie sich ganz auf ihre<br />

scharfen Krallen. Schon mit<br />

einem einzigen Fuß können<br />

sich die Eichhörnchen so stark<br />

in der Baumrinde verankern,<br />

dass das Gesamtgewicht eines<br />

erwachsenen Tieres von etwa<br />

400 Gramm mühelos getragen<br />

wird.<br />

Eichhörnchen „Polly“<br />

ist weltberühmt<br />

Normalerweise bekommen<br />

wir Menschen vom Leben der<br />

Eichhörnchen, das sich hoch<br />

oben in den Baumwipfeln abspielt,<br />

nicht viel mit. Anders<br />

war es bei dem anhänglichen<br />

Tier aus Bottrop. Das von den<br />

Medien flugs „Polly“ getaufte<br />

Junge erlangte weltweite Berühmtheit:<br />

Die Meldung „Eichhörnchen<br />

verhaftet“ druckten<br />

im Sommer 2015 Zeitungen<br />

von den USA über die Niederlande<br />

bis nach Indien.<br />

Autor: Volker Gast<br />

Fotos: Fotolia © studion, jarrycz, Trueffelpix<br />

(2), astrid guenther, kameraauge.<br />

„New Hamburg“ in Ontario<br />

(Kanada), pikanterweise eine<br />

Ortsgründung von bayerischen<br />

Auswanderern.<br />

In Schweden gibt es 120 Kilometer<br />

nördlich von Göteborg<br />

die Insel Hamburgö mit<br />

der Ortschaft Hamburgsund.<br />

Die Insel ist 4 Kilometer lang<br />

und 1,5 Kilometer breit und hat<br />

ihren Namen vom schwedischen<br />

Wort „homborg“, das<br />

für eine schmale Meerenge<br />

mit hohen Klippen steht.


8 | Volkers Welt<br />

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SONNABEND<br />

4. JUNI 2016<br />

STAATSBÜRGERSCHAFT<br />

Wer ist eigentlich ein Deutscher?<br />

Da biste<br />

PLATT...<br />

>> Um das Theaterstück<br />

„Warten auf Godot“ drehte<br />

sich unsere Quizfrage. Obwohl<br />

Autor Samuel Beckett<br />

(1906-1989) Ire war, lebte<br />

er doch seit 1937 in Frankreich<br />

und verfasste das ereignisarme<br />

Stück daher in<br />

Französisch. Uraufgeführt<br />

wurde es am 5. Januar 1953<br />

im Théâtre de Babylone in<br />

Paris.<br />

Die 50 Euro hat gewonnen:<br />

Doris Reichenbächer aus Geesthacht<br />

Mit Torgarantie<br />

>> Gesucht ist heute der effektivste<br />

Torjäger im EM-Kader<br />

von Joachim<br />

Löw.<br />

Zwar haben<br />

andere häufiger<br />

getroffen,<br />

aber niemand<br />

schießt so regelmäßig<br />

Tore<br />

wie der<br />

Mann auf dem Foto.<br />

A Mario Gomez<br />

B Mario Götze<br />

C Thomas Müller<br />

D André Schürrle<br />

Kennen Sie die Lösung?<br />

Gewinnen Sie 50 Euro:<br />

01378 10 11 25*<br />

Rufen Sie bis zum 5. Juni,<br />

12 Uhr, an und nennen Sie uns die<br />

richtige Lösung. Der Gewinner wird<br />

ausgelost und benachrichtigt.<br />

Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />

*(50 Cent/Anruf aus dem Festnetz<br />

der Deutschen Telekom, Mobilfunkpreise können abweichen)<br />

850.000<br />

>> 850.000 Tagebücher<br />

hortet das Centre for Time<br />

Use Research der Universität<br />

Oxford in Großbritannien.<br />

Sie dienen der Erforschung,<br />

wie wir unsere Zeit verbringen.<br />

Dabei konnten die Forscher<br />

bereits das weit verbreitete<br />

Vorurteil entkräften,<br />

dass unser Leben immer<br />

arbeitsreicher wird. Tatsächlich<br />

hat sich – gesamtgesellschaftlich<br />

betrachtet – die<br />

Arbeitszeit seit den 80er-<br />

Jahren kaum verändert.<br />

Redensart:<br />

>> Einen Kater haben bedeutet,<br />

die Folgen eines starken<br />

Rausches zu spüren. Es<br />

wird angenommen, dass der<br />

Ausdruck seinen Ursprung in<br />

dem Wort „katarrh“ hat.<br />

Eine andere Theorie ist, dass<br />

er sich aus dem seit dem<br />

18. Jahrhundert bekannten<br />

Begriff „Katzenjammer“ entwickelt<br />

hat. Um 1850 fand<br />

die Wendung zuerst durch<br />

Leipziger Studenten Eingang<br />

in die Umgangssprache. Sie<br />

hebt darauf ab, dass das Gejammer<br />

Alkoholkranker an<br />

das nächtliche Geschrei liebestoller<br />

Katzen erinnert.<br />

Wer Deutscher<br />

werden will,<br />

muss eine Menge<br />

über unser Land<br />

wissen.<br />

Wenn in einer Woche die Fußball­Europameisterschaft<br />

beginnt,<br />

dann heißt es wieder:<br />

„Franzosen gegen Schweizer“,<br />

„Schweden gegen Italiener“,<br />

„Deutsche gegen Polen“. Die<br />

Fans feiern ihr Land, ihr Team,<br />

ohne sich groß etwas dabei zu<br />

denken. Seit dem „Sommermärchen“<br />

2006 haben auch<br />

wir Deutschen trotz der belasteten<br />

Geschichte wieder ein<br />

entspanntes Verhältnis zu<br />

unserer Nationalität.<br />

Unsere Staatsbürgerschaft<br />

begleitet uns durch unser Leben,<br />

ohne dass wir uns dessen<br />

immer bewusst sind. Wird in<br />

Deutschland ein Kind geboren,<br />

müssen die Eltern die Existenz<br />

des neuen Erdenbürgers binnen<br />

einer Woche dem Standesamt<br />

melden. Die Bedeutung<br />

dieses formalen Aktes<br />

lässt sich daran ermessen, dass<br />

in vielen Krankenhäusern angeboten<br />

wird, die Anmeldung<br />

gleich vor Ort zu erledigen.<br />

Erst die Geburtsurkunde<br />

macht uns vor dem Gesetz zu<br />

der Person, die wir sind.<br />

Die<br />

„W“-Frage:<br />

Langjährige „Topmodel“­Gucker<br />

wissen, was es bedeutet,<br />

wenn Heidi Klum ein „Editorial<br />

Shooting“ ankündigt.<br />

Dann sind die jungen Damen<br />

aufgefordert, möglichst keine<br />

Miene zu verziehen und<br />

griesgrämig in die Kamera zu<br />

schauen. Auch bei den klassischen<br />

Modenschauen geht es<br />

ernst zu. Kein Lächeln soll<br />

von der Hauptsache, der<br />

Kleidung, ablenken.<br />

HERZENSSACHE Die Farben Schwarz-Rot-Gold traten als deutsche Nationalfarben erstmals während<br />

der Befreiungskriege (1813 bis 1815) in Erscheinung. Sie gehen auf das Lützowsche Freikorps zurück,<br />

dessen Mitglieder schwarze Uniformen mit goldenen Knöpfen und roten Kragenspiegeln trugen.<br />

Diskussionen um die<br />

Staatsbürgerschaft bekamen<br />

im vergangenen Jahr durch die<br />

Flüchtlingswelle neue Aktualität.<br />

„Deutschland den Deutschen“,<br />

ist ein in reaktionären<br />

Kreisen oft vorgetragener Slogan.<br />

Zuletzt unterschied ein<br />

Politiker gar zwischen solchen<br />

und solchen Deutschen, zwischen<br />

Nachbarn mit heller und<br />

dunkler Hautfarbe, was zu<br />

Recht einen Sturm der Entrüs­<br />

DAS MÄDCHEN, DAS NICHT EXISTIERTE<br />

DIE UNGLAUBLICHE GESCHICHTE DER ALECIA FAITH PENNINGTON<br />

>> Es war der 24. September<br />

2014, als sich die damals 18-<br />

jährige Alecia Faith Pennington<br />

entschloss zu fliehen. Aufgewachsen<br />

war sie mit acht<br />

Geschwistern auf einer Farm<br />

in Texas als Tochter zweier<br />

fundamentaler Christen. Während<br />

eines Besuchs ihrer<br />

Großeltern raffte sie ihre Habseligkeiten<br />

zusammen und<br />

versteckte sich in deren Auto.<br />

Als ihr Großvater, Jim Southworth,<br />

abends den Wagen öffnete,<br />

war er überrascht, seine<br />

Enkeltochter vorzufinden. Auf<br />

ihr Drängen hin nahm er sie<br />

mit.<br />

>> Schnell stellte sich jedoch<br />

heraus, dass der Sprung in ein<br />

neues Leben für Alecia Faith<br />

Pennington alles andere als<br />

einfach war. Denn sie besaß<br />

keinerlei offizielles Dokument<br />

Alecia Faith Pennington<br />

kämpfte lange um ihre<br />

Geburtsurkunde.<br />

Warum gucken<br />

Models GRIES-<br />

GRÄMIG?<br />

In den 50er­ und 60er­Jahren<br />

durfte Models, die damals<br />

noch Mannequins hießen,<br />

noch lächeln. Das Lächeln<br />

war – wie bei Hostessen oder<br />

Stewardessen – eine Einladung,<br />

sich etwas zu leisten,<br />

und ein Glücksversprechen.<br />

Die in den 70er­Jahren aufkommende<br />

Avantgarde wollte<br />

sich von dieser altbackenen<br />

Glücksvorstellung absetzen.<br />

Sie begriff Mode als<br />

tung auslöste. Doch was ist das<br />

eigentlich: Deutsch sein? Der<br />

Begriff existiert im allgemeinen<br />

Sprachgebrauch so ungefähr<br />

ab dem 15. Jahrhundert,<br />

als das Heilige Römische<br />

Reich den Zusatz „Deutscher<br />

Nation“ bekam. Doch bis ins<br />

19. Jahrhundert hinein blieb er<br />

im Alltag unbedeutend. Man<br />

war in erster Linie Preuße,<br />

Bayer oder Württemberger,<br />

erst in zweiter Linie Deut­<br />

über ihre Person und war damit<br />

für den amerikanischen<br />

Staat schlicht nicht auf der<br />

Welt. Sie konnte also weder<br />

ein Bankkonto einrichten, noch<br />

studieren, ein Flugticket buchen<br />

oder den Führerschein<br />

machen. In ihrer Not wandte<br />

sich die mittlerweile 19-Jährige<br />

im Februar 2015 in einem<br />

Youtube-Video an die Öffentlichkeit<br />

und erzählte ihre Geschichte:<br />

Sie sei zu Hause geboren<br />

worden, habe nie eine<br />

Schule oder ein Krankenhaus<br />

besucht, sondern privat unterrichtet<br />

worden und sei von<br />

ihren Eltern nie offiziell gemeldet<br />

worden. Innerhalb weniger<br />

Tage machte die Geschichte<br />

vom „Mädchen, das nicht<br />

existiert“ (Hamburger Abendblatt)<br />

Schlagzeilen auf der<br />

ganzen Welt. Das zeigte Wirkung:<br />

Die Politiker in Texas<br />

brachten ein Gesetz auf den<br />

Weg, das solche Fälle regelt.<br />

Im September 2015 konnte<br />

Alecia Faith Pennington<br />

schließlich ihre Geburtsurkunde<br />

in Empfang nehmen – fast<br />

20 Jahre, nachdem sie auf die<br />

Welt gekommen war.<br />

Kunstform und entwickelte<br />

eine völlig neue Bildsprache.<br />

Models kamen nun ernst daher,<br />

düstere Blicke sollten für<br />

eine tiefsinnige und vielschichtige<br />

Atmosphäre sorgen,<br />

wo früher Oberflächlichkeit<br />

regiert hatte. Doch ganz<br />

wurde das Lächeln nicht vertrieben.<br />

In den Versandhauskatalogen,<br />

die weiter auf<br />

schlichte Glücksversprechen<br />

setzen, hat es überdauert.<br />

scher. 1815 löste der Deutsche<br />

Bund das Heilige Römische<br />

Reich Deutscher Nation ab,<br />

das sich 1806 aufgelöst hatte.<br />

Doch auch der Deutsche Bund<br />

war stets mehr Staatenbund<br />

als Bundesstaat. Obwohl schon<br />

die Paulskirchenverfassung<br />

von 1848 dies vorgesehen hatte,<br />

gab es weiter keine deutsche<br />

Staatsangehörigkeit. Das<br />

änderte sich erst mit der Gründung<br />

des Deutschen Reiches<br />

am 18. Januar 1871 in Versailles.<br />

Die lange angestrebte deutsche<br />

Nation wurde Wirklichkeit,<br />

deren Bürger nun<br />

„Reichsdeutsche“ genannt<br />

wurden. Doch ihre Anhänglichkeit<br />

an die einzelnen<br />

Gliedstaaten blieb. Dies zeigt<br />

sich exemplarisch an einem<br />

Brief, den der preußische König<br />

Wilhelm an eben jenem 18.<br />

Januar 1871 an seine Frau Augusta<br />

schrieb, nachdem er zum<br />

deutschen Kaiser Wilhelm I.<br />

gekrönt worden war: „Eben<br />

kehre ich vom Schlosse nach<br />

vollbrachtem Kaiserakte zurück.<br />

Ich kann dir nicht sagen,<br />

in welcher morosen (= niedergeschlagenen)<br />

Emotion ich in<br />

diesen letzten Tagen war, teils<br />

wegen der hohen Verantwortung,<br />

die ich nun zu übernehmen<br />

habe, teils und vor allem<br />

über den Schmerz, den preußischen<br />

Titel verdrängt zu sehen.“<br />

Mit dem deutschen Reichsund<br />

Staatsangehörigkeitsgesetz<br />

vom 22. Juli 1913 bekam<br />

Folter ist<br />

keine<br />

Strafe!<br />

Richtig oder falsch?<br />

Im Mittelalter gab es ein ausdifferenziertes<br />

Rechtssystem.<br />

Die hohe Gerichtsbarkeit verhandelte<br />

Schwerverbrechen<br />

wie Mord, Spionage, Hexerei,<br />

Ehebruch oder Falschmünzerei.<br />

Die niedere Gerichtsbarkeit<br />

wurde vom Grundherrn<br />

ausgeübt. Er urteilte über<br />

Eigentums­ oder Erschaftsangelegenheiten.<br />

Kam man bei<br />

der hohen Gerichtsbarkeit mit<br />

der Beweisführung nicht weiter,<br />

griff man zur Folter, um<br />

der Begriff „Deutscher“ dann<br />

eine rechtliche Grundlage.<br />

Heute ist der Begriff in Artikel<br />

116 des Grundgesetzes geregelt.<br />

Darin heißt es: „Deutscher<br />

ist, wer die deutsche<br />

Staatsangehörigkeit besitzt.“<br />

Diese ist wiederum durch das<br />

Abstammungsrecht geregelt.<br />

Ein Kind erwirbt bei seiner<br />

Geburt die deutsche Staatsangehörigkeit,<br />

wenn zumindest<br />

ein Elternteil Deutscher ist<br />

(Abstammungsprinzip). Seit<br />

1977 erhalten auch von Deutschen<br />

adoptierte Kinder die<br />

deutsche Staatsbürgerschaft.<br />

Seit 2000 können zudem auch<br />

Kinder, deren Eltern beide<br />

Ausländer sind, bei der Geburt<br />

Deutsche werden, wenn sie in<br />

Deutschland geboren sind und<br />

zu diesem Zeitpunkt zumindest<br />

ein Elternteil ein unbefristetes<br />

Aufenthaltsrecht besitzt<br />

(Geburtsortprinzip).<br />

Liegt eine doppelte Staatsbürgerschaft<br />

vor, müssen sich die<br />

Personen mit 18 Jahren entscheiden,<br />

welche Staatsbürgerschaft<br />

sie behalten wollen.<br />

Wer nicht von Geburt an<br />

Deutscher ist, kann dies über<br />

das Einbürgerungsgesetz werden.<br />

Doch die Hürden sind<br />

hoch: Wer die deutsche Staatsbürgerschaft<br />

erwerben will,<br />

muss seit mindestens acht Jahren<br />

in unserem Land leben, ein<br />

unbefristetes Aufenthaltsrecht<br />

Wer war Graf<br />

von Stauffenberg?<br />

besitzen, seinen Lebensunterhalt<br />

sichern, unbescholten<br />

sein, Deutsch sprechen, sich<br />

zum Grundgesetz bekennen<br />

und seine alte Staatsangehörigkeit<br />

aufgeben. Und er muss<br />

den Einbürgerungstest bestehen,<br />

bei dem von 33 Fragen<br />

mindestens 17 richtig zu beantworten<br />

sind. Darin wird zum<br />

Beispiel gefragt, wer Claus<br />

Schenk Graf von Stauffenberg<br />

war (Hitler­Attentäter), wann<br />

die Bundesrepublik Deutschland<br />

gegründet wurde (1949),<br />

wie der erste Bundeskanzler<br />

hieß (Konrad Adenauer) oder<br />

was soziale Marktwirtschaft<br />

bedeutet (Prinzip von Angebot<br />

und Nachfrage mit sozialem<br />

Ausgleich durch den Staat).<br />

Und vielleicht ja auch bald,<br />

wer Deutschland zum Europameistertitel<br />

2016 schoss...<br />

Fotos: dpa; Fotolia © VRD, Ermolaev<br />

Alexandr, okalinichenko, schinsilord.<br />

ein Geständnis zu erzwingen.<br />

Die Folter war also Bestandteil<br />

des Verfahrens, nicht die<br />

eigentliche Strafe. Sie stammt<br />

aus dem Alten Rom, wo Sklaven<br />

und Verräter gefoltert<br />

wurden. Im Mittelalter war ihr<br />

Gebrauch anfangs völlig willkürlich,<br />

ab dem 13. Jahrhundert<br />

musste mindestens ein Zeuge<br />

die Täterschaft bezeugen. Erst<br />

im 18. Jahrhundert setzte sich<br />

die Erkenntnis durch, dass Folter<br />

unmenschlich ist.


8 | Volkers Welt<br />

Sagen Sie uns Ihre Meinung:<br />

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SONNABEND<br />

11. JUNI 2016<br />

SCHAUKELN<br />

Glücksgefühle nicht nur für Kinder<br />

Da biste<br />

PLATT...<br />

>> Na, haben Sie ihn erkannt?<br />

Es war natürlich Thomas<br />

Müller, nach dem in<br />

unserer Quizfrage gesucht<br />

wurde. Mit 31 Toren in 70<br />

Länderspielen ist Müller der<br />

effizienteste Stürmer unserer<br />

Nationalelf. Im Schnitt trifft<br />

er alle drei Stunden und 23<br />

Minuten. Lukas Podolski ist<br />

Müller zwar sowohl nach<br />

Toren (48) als auch nach<br />

Länderspielen (127) weit voraus,<br />

aber im Schnitt braucht<br />

er für jedes Tor 35 Minuten<br />

länger. Der treffsicherste<br />

deutsche Spieler sitzt auf<br />

der Bank: Teammanager Oliver<br />

Bierhoff war früher alle<br />

2:50 Stunden erfolgreich.<br />

Die 50 Euro hat gewonnen:<br />

Wiebke Ohle aus Nettelnburg<br />

Das große Ziel<br />

>> Heute<br />

eine Scherzfrage:<br />

Was<br />

reckt das<br />

siegreiche<br />

EM-Team<br />

am Ende in<br />

die Höhe?<br />

A Gold<br />

B Silber<br />

C Bronze<br />

D Platin<br />

Kennen Sie die Lösung?<br />

Gewinnen Sie 50 Euro:<br />

01378 10 11 25*<br />

Rufen Sie bis zum 12. Juni,<br />

12 Uhr, an und nennen Sie uns die<br />

richtige Lösung. Der Gewinner wird<br />

ausgelost und benachrichtigt.<br />

Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />

*(50 Cent/Anruf aus dem Festnetz<br />

der Deutschen Telekom, Mobilfunkpreise können abweichen)<br />

28 Prozent<br />

>> Insgesamt 28 Prozent aller<br />

Frauen werden laut einer<br />

Studie des Spine Health Instituts<br />

in Florida (USA) in<br />

ihrem Leben niemals High<br />

Heels tragen. Als High Heels<br />

gelten laut einer Definition<br />

der High-Fashion-Modefirma<br />

Gucci Schuhe, deren Absätze<br />

höher als 3,5 Inches (8,9<br />

Zentimeter) sind. Darunter<br />

gibt es „Mid Heels“ (6,4 bis<br />

8,9 Zentimeter) und „Low<br />

Heels“ (bis 6,4 Zentimeter).<br />

Abraham Lincoln<br />

liebte es zu<br />

schaukeln. John<br />

F. Kennedy auch.<br />

WICKIE –<br />

DAS SCHAUKELLIED<br />

Lied aus aus der bekannten<br />

Zeichentrick-Serie:<br />

Komm’ mit auf die<br />

Schaukel<br />

und lerne von ihr fliegen.<br />

Dann wirst du versteh’n:<br />

Die Welt ist schön!<br />

Lass’ dich von der<br />

Schaukel<br />

durch die Lüfte wiegen.<br />

Du wirst mich versteh’n:<br />

Die Welt ist schön.<br />

Frei wie ein Vogel,<br />

ein kleiner Vogel,<br />

fliegen wir allen davon.<br />

Wir steigen höher,<br />

immer noch höher,<br />

leicht wie ein Luftballon.<br />

Komm’ mit auf die<br />

Schaukel<br />

und lerne von ihr fliegen.<br />

Dann wirst du ersteh’n:<br />

Die Welt ist schön.<br />

EINE FRÖHLICHE FAMILIE BEIM SCHAUKELN Es liegt in unserer Natur, dass das Spiel mit der Schwerkraft glücklich macht.<br />

„Hier, versuch’ es mal mit<br />

dem!“ Meine Frau Ulrike<br />

reicht mir einen faustgroßen<br />

Stein. Entschlossen visiere ich<br />

den Ast an, der in ungefähr<br />

acht Metern Höhe fast waagerecht<br />

über mir hängt, und werfe.<br />

In einer schönen Kurve<br />

fliegt der Stein über den Ast<br />

hinweg. „Na, also!“<br />

Eine Himmelsschaukel für<br />

unsere vierjährige Tochter haben<br />

wir im Sinn. Der Eichenast<br />

scheint ideal dafür zu sein.<br />

Leider hat der Baum sonst<br />

kaum Äste. Hinaufzuklettern<br />

wäre gefährlich. Die längste<br />

Leiter, die wir besitzen, ist nur<br />

sechs Meter lang. Nun haben<br />

wir also meterweise Seil, aber<br />

keine Ahnung, wie wir es über<br />

den Ast kriegen sollen. Mit<br />

dem Stein jedenfalls, das stellen<br />

wir schnell fest, klappt es<br />

nicht. Er wird durch das Seil<br />

rasch ausgebremst, saust mit<br />

deutlichem Abstand unter<br />

dem Ast hindurch. Auch Versuche<br />

von der Leiter aus bringen<br />

nichts, weil man kaum<br />

Schwung holen kann.<br />

Wann zum ersten Mal jemand<br />

die Idee hatte, ein Holzbrett<br />

an zwei Seilen aufzuhängen<br />

und darauf zu schaukeln,<br />

ist schwer zu sagen. Schaukeln<br />

dürften so alt sein wie die<br />

Kunst, Seile herzustellen.<br />

Schon in der Mittelsteinzeit,<br />

also vor rund 9000 Jahren, gab<br />

es Seile aus Weidenbast. Die<br />

älteste Darstellung einer Seilerei<br />

stammt aus dem Alten<br />

Ägypten, also aus einer Zeit<br />

vor rund 3000 Jahren.<br />

Bekannte Spielarten des<br />

Schaukelns sind jüngerer Natur:<br />

Im Jahr 1620 montierten<br />

Farmer der Shaker­Glaubensgemeinschaft<br />

gebogene Kufen<br />

unter einen Stuhl und schufen<br />

damit den ersten Schaukelstuhl<br />

der Welt. Von den US­<br />

Präsidenten Abraham Lincoln<br />

(1809­1865) und John F. Kennedy<br />

(1917­1963) ist bekannt, dass<br />

sie solche „Shaker­Schaukelstühle“<br />

besaßen. Kennedy litt<br />

an chronischen Rückenschmerzen<br />

und nutzte Schaukelstühle<br />

zur Entspannung.<br />

Vom Oval Office im Weißen<br />

Haus über die Präsidentenmaschine<br />

Air Force One bis zu<br />

seinem Wohnsitz Hyannisport<br />

und der Suite im New Yorker<br />

Carlyle Hotel ließ er während<br />

seiner Amtszeit sämtliche Orte,<br />

an denen er sich regelmäßig<br />

aufhielt, mit einem solchen<br />

Stuhl ausstatten.<br />

Erst gut 100 Jahre alt ist die<br />

Hollywoodschaukel, die 1909<br />

in Großbritannien erfunden<br />

wurde. So richtig in Mode kam<br />

sie allerdings erst in den 50erund<br />

60er­Jahren, als Symbol<br />

des Wirtschaftswunders: Das<br />

Schaukeln im eigenen Garten<br />

weckte wohlige Erinnerungen<br />

an den letzten Urlaub in Südeuropa.<br />

Wir werden<br />

das Kind schon<br />

schaukeln!<br />

Doch zurück zu den herkömmlichen<br />

Schaukeln. Sie<br />

sind für Kinder jeden Alters –<br />

aber auch für viele Erwachsene<br />

– der Inbegriff des Glücks.<br />

Für eine Weile ist man der<br />

Welt entrückt, die Gesetze der<br />

Schwerkraft scheinen aufgehoben.<br />

Das spricht Urinstinkte<br />

in uns an. Schon ein Kind in<br />

der Wiege beruhigt sich, wenn<br />

es sanft geschaukelt wird. Eine<br />

Erfahrung, die sich auch in<br />

unseren Sprachgebrauch übertragen<br />

hat. Wenn jemand sicher<br />

ist, eine Sache hinzubekommen,<br />

sagt er: „Wir werden<br />

das Kind schon schaukeln!“<br />

Doch dieses Glücksgefühl<br />

kann auch trügerisch wirken,<br />

von den wirklich wichtigen<br />

Dingen ablenken. Wenn das<br />

jemandem passiert, fühlt er<br />

sich „verschaukelt“.<br />

Physikalisch betrachtet,<br />

verhält es sich mit dem Schaukeln<br />

wie bei einem Pendel, das<br />

permanent einen neuen Antriebsimpuls<br />

bekommt. Der<br />

Schaukelnde leistet eine physikalische<br />

Arbeit, um zu verhindern,<br />

dass die Schaukel zum<br />

Stillstand kommt. Dafür lehnt<br />

er sich am Ende der rückwärts<br />

gerichteten Phase am höchsten<br />

Punkt zurück und richtet<br />

sich während des Vorwärts­<br />

Schaukelns wieder auf. Somit<br />

senkt er seinen Körperschwerpunkt<br />

zunächst ab und hebt<br />

ihn dann wieder an. Man kann<br />

sich das gut vorstellen, wenn<br />

man an einen stehenden<br />

Schaukler denkt, der jeweils<br />

am höchsten Punkt am Ende<br />

der Rückwärts­Fahrt kurz in<br />

die Knie geht und sich danach<br />

wieder aufrichtet. Dieses Wiederaufrichten<br />

– egal ob sitzend<br />

oder stehend – geschieht<br />

gegen die Schwerkraft. Der<br />

Schaukelnde muss dafür also<br />

Energie aufwenden.<br />

Gleichzeitig verleiht das<br />

Zurücklehnen am höchsten<br />

Punkt dem Schaukelsitz einen<br />

Drehimpuls. Da ein Pendel am<br />

höchsten Punkt jedoch für<br />

einen Sekundenbruchteil ruht,<br />

kann sich dieser Drehimpuls<br />

des Körpers nicht auf den<br />

Schaukelsitz auswirken. Stattdessen<br />

wird er durch einen<br />

Gegenimpuls aufgehoben, der<br />

den Schaukelsitz ein kleines<br />

Stückchen anhebt und damit<br />

den Schwung der Pendelbewegung<br />

noch verstärkt.<br />

Als Kind lernen wir die<br />

Schaukelbewegung instinktiv,<br />

ohne uns über die komplexen<br />

Zusammenhänge Gedanken<br />

machen zu müssen. „Komm’<br />

mit auf die Schaukel und lerne<br />

von ihr fliegen. Dann wirst du<br />

versteh’n, die Welt ist schön!“<br />

heißt es im Schaukellied der<br />

Zeichentrick­Serie „Wickie“.<br />

Dazu schaukeln Hägar, der<br />

Wikinger­Häuptling, und sein<br />

Sohn Wickie auf Himmelsschaukeln,<br />

die sie hoch oben<br />

am Quermast des Schiffes angebracht<br />

haben. Wie sie das<br />

geschafft haben, verraten die<br />

Zeichner allerdings nicht.<br />

Wir jedenfalls haben unser<br />

Problem gelöst: Ulrike hatte<br />

die Idee, ein dünneres Seil zu<br />

nehmen (weniger Gewicht!)<br />

und es an einen kurzen Stock<br />

zu binden. Diesen schleuderte<br />

sie dann aus der Hocke nach<br />

oben, anstatt ihn aus der<br />

Schulter heraus zu werfen.<br />

Das klappte! Wenig später<br />

konnte unsere Tochter ihre<br />

neue Himmelsschaukel einweihen.<br />

Autor: Volker Gast<br />

Fotos: dpa; Fotolia © JackF; Nik Merkulov,<br />

Konstantin Yuganov, phive2015.<br />

Redensart:<br />

Die<br />

„W“-Frage:<br />

Woher kommt<br />

der SCHNURR-<br />

BART?<br />

Sommerhitze<br />

fördert<br />

Tankbetrug!<br />

Richtig oder falsch?<br />

>> Mit jemandem Fraktur<br />

zu reden bedeutet, ihm ohne<br />

Umschweife die Meinung zu<br />

sagen. Fraktur ist die gotische<br />

Schrift, die im 16. Jahrhundert<br />

entstand und die<br />

man aus älteren deutschen<br />

Büchern kennt. Laut Lutz<br />

Röhrichs „Lexikon der<br />

sprichwörtlichen Redensarten“<br />

ist die Wendung erstmals<br />

1612 in dem Text „Der<br />

Schneider Genug- und sattsame<br />

Widerlegung“ belegt.<br />

Heute geht es um die folgende<br />

Anfrage einer Leserin:<br />

„Wir konnten in der Firma<br />

am Mittagstisch nicht klären,<br />

woher das Wort ,Schnurrbart‘<br />

kommt. Wurde dieser früher<br />

mit einer Schnur fixiert oder<br />

kommt es von dem Verb<br />

,schnurren‘, weil der Bart<br />

beim Schnurren zittert?“<br />

Beide Vermutungen führen<br />

in die falsche Richtung.<br />

Der Wort „Schnurrbart“ etablierte<br />

sich in der Soldatensprache<br />

des 18. Jahrhunderts<br />

und ist aus dem niederdeutschen<br />

Begriff „snurbaard“<br />

(„Schnauzbart“) entstanden.<br />

Das Verb „schnurren“ hingegen<br />

ist aus dem Mittelhochdeutschen<br />

„snurren“<br />

entstanden, das lautmalerisch<br />

„rauschen“ oder „sausen“ bedeutet.<br />

Natürlich stand die<br />

Katze mit ihrem charakteristischen<br />

Geräusch Pate, aber<br />

schnurren konnte früher auch<br />

das Spinnrad.<br />

Übrigens: In Eureka (Nevada/USA)<br />

ist es Schnurrbartträgern<br />

verboten, Frauen<br />

zu küssen. Das verrückte Gesetz<br />

ist schon im 19. Jahrhundert<br />

entstanden und hat seitdem<br />

in den Gesetzbüchern<br />

des 600­Einwohner­Ortes<br />

überlebt. Vergehen werden<br />

heutzutage aber nicht mehr<br />

verfolgt...<br />

Die Sommerferien rücken so<br />

langsam näher, und das ist vor<br />

allem für Tankstellenbesitzer<br />

eine schwere Zeit. Denn jeder<br />

fünfte Tankbetrug in Deutschland<br />

wird in den acht Wochen<br />

zwischen Anfang Juli und Ende<br />

August begangen. Offenbar<br />

ist vielen bei 30 Grad der Weg<br />

zur Kasse zu weit...<br />

Insgesamt wird bei rund<br />

80 000 Tankstellenbesuchen<br />

pro Jahr nicht bezahlt, allein in<br />

Berlin rund 20 Mal am Tag.<br />

Unrühmlicher Rekordhalter<br />

sind Spritdiebe in Bergisch­<br />

Gladbach, die am 28. Juli 2015<br />

270 Liter Super tankten und<br />

dank geklauter Kennzeichen<br />

unerkannt entkamen.<br />

Besonders selten bekommen<br />

übrigens Tankstellen in<br />

Norddeutschland (Heide,<br />

Stralsund, Celle, Bremerhaven)<br />

und Süddeutschland<br />

(Bayreuth, Regensburg, Tübingen,<br />

Fürth, Reutlingen) ungebetenen<br />

Besuch.


36 | Volkers Welt<br />

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SONNABEND<br />

18. JUNI 2016<br />

TOUR DE FRANCE TEIL 1<br />

Zwischen Faszination und Zweifel<br />

Da biste<br />

PLATT...<br />

>> Bei unserer Quizfrage<br />

musste man ein wenig um<br />

die Ecke denken. „Was reckt<br />

das siegreiche Team bei der<br />

Fußball-Europameisterschaft<br />

am Ende in die Höhe?“, lautete<br />

sie. Natürlich den Pokal,<br />

und der ist zu 92 Prozent<br />

aus Silber und zu 8 Prozent<br />

aus Kupfer. Er ist nach dem<br />

Franzosen Henri Delaunay<br />

benannt, der als geistiger<br />

Vater der EM gilt. 2008<br />

wurde die ursprüngliche Trophäe<br />

durch eine neue, leicht<br />

veränderte ersetzt, die als<br />

Wanderpokal von Sieger zu<br />

Sieger weitergereicht wird.<br />

Die 50 Euro hat gewonnen:<br />

Traute Otto aus Wohltorf<br />

Der beste Freund<br />

>> Für viele<br />

Kleinkinder<br />

ist er der<br />

beste<br />

Freund: der<br />

Teddybär.<br />

Doch welchem<br />

US-<br />

Präsidenten<br />

verdankt er seinen Namen?<br />

A John F. Kennedy<br />

B Franklin D. Roosevelt<br />

C Theodore Roosevelt<br />

D George Washington<br />

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Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />

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450 Autos<br />

>> Gut 7000 Ferraris werden<br />

weltweit pro Jahr verkauft,<br />

jeder Zehnte davon in<br />

Deutschland. Bei Lamborghini<br />

sind es 3200 Fahrzeuge<br />

pro Jahr. Das ist Ihnen noch<br />

zu gewöhnlich? Der britische<br />

Formel-1-Stall McLaren<br />

brachte 2014 nur 1649 Exemplare<br />

seines Flügeltürers<br />

McLaren F1 zu Preisen ab<br />

160 000 Euro an den Mann.<br />

Und die <strong>VW</strong>-Tochter Bugatti<br />

produzierte ihr 1000-PS-<br />

Monster Bugatti Veyron<br />

(Foto) in zehn Jahren nur<br />

450 Mal. Der Letzte wurde<br />

im Februar 2015 verkauft.<br />

Redensart:<br />

>> Arm wie eine Kirchenmaus<br />

ist jemand, der nichts<br />

mehr besitzt. Die Wendung<br />

ist seit dem 18. Jahrhundert<br />

bezeugt. Da es in einer Kirche<br />

keine Vorratskammern<br />

gibt, galt früher die Kirchenmaus<br />

als ärmste unter den<br />

Mäusen. Im Französischen<br />

heißt es: „gueux comme un<br />

rat d’église“ – bettelnd wie<br />

eine Kirchenratte.<br />

Wie quält man<br />

sich einen Berg<br />

hoch? „Du musst<br />

ausblenden, was<br />

dein Körper dir<br />

sagt“, schildert<br />

Tour­Champion<br />

Chris Froome.<br />

Inmitten der ausgedehnten Lavendelfelder<br />

und Weinstöcke<br />

der Provence erhebt sich unerwartet<br />

ein Berg. Der 1912<br />

Meter hohe Mont Ventoux, im<br />

Volksmund der „Riese der<br />

Provence“ genannt, wirkt so<br />

trostlos wie eine Mondlandschaft.<br />

Er ist stets windumtost<br />

und großer Hitze ausgesetzt.<br />

Daher existiert dort jenseits<br />

von 1600 Metern Höhe weder<br />

Baum noch Strauch.<br />

„Keinen Anstieg fürchten<br />

die Fahrer der Tour de France<br />

so sehr wie diesen erbarmungslosen<br />

und das Blut in<br />

den Adern gefrieren lassenden<br />

Hexenkessel aus Hitze, Lärm<br />

und Wind“, schreibt Richard<br />

Abraham in seinem Buch<br />

„Tour de France – 20 legendäre<br />

Anstiege“. Seit 1951 ist der<br />

Ventoux Teil der „großen<br />

Schleife“. Auch bei der diesjährigen<br />

Tour de France, die in<br />

zwei Wochen am 2. Juli auf der<br />

Insel Le­Mond­Saint­Michel in<br />

der Normandie gestartet wird,<br />

müssen die Fahrer wieder dort<br />

hoch. Am Donnerstag, den<br />

14. Juli, ist der Ventoux das<br />

Ziel der 185 Kilometer langen<br />

12. Etappe von Montpellier hinauf<br />

auf den Bergriesen.<br />

Auch der 13. Juli 1967, als<br />

die Tour de France ihre<br />

schwärzeste Stunde erlebte,<br />

war ein Donnerstag. Es war<br />

der heißeste Tag des Jahres.<br />

Die<br />

„W“-Frage:<br />

LICHT UND SCHATTEN Die Fahrer erbringen beeindruckende Leistungen, aber das Doping-Problem fährt immer mit.<br />

Eines der letzten<br />

Bilder von<br />

Tom Simpson<br />

auf der verhängnisvollen<br />

Etappe während<br />

der Tour<br />

de France am<br />

13. Juli 1967.<br />

Warum riecht<br />

URIN nach dem<br />

Genuss von<br />

SPARGEL?<br />

Oh köstliche Spargelzeit!<br />

Rund 90 000 Tonnen des Gemüses<br />

werden in Deutschland<br />

pro Jahr produziert.<br />

Doch der Genuss hat Folgen,<br />

und das merken viele von uns<br />

später auf der Toilette. Der<br />

Urin bekommt einen strengen,<br />

bei manchen Menschen<br />

auch beißenden Geruch.<br />

Spargel enthält Asparagusinsäure.<br />

Das ist eine Schwefelverbindung,<br />

deren Bestandteile<br />

im Körper verstoffwechselt<br />

werden. Die Abbaustoffe<br />

werden über den Harn<br />

ausgeschieden und verursachen<br />

den Geruch. Übrigens<br />

sind dieselben Stoffe auch im<br />

Sekret eines Stinktiers enthalten.<br />

Trotzdem riecht nicht<br />

jeder Urin nach einer Spargel­Mahlzeit<br />

gleichermaßen<br />

unangenehm. Das ist genetisch<br />

bedingt und liegt zum<br />

einen daran, dass nicht alle<br />

An der steilen Bergstraße hinauf<br />

auf den Ventoux drückte<br />

ein Fotograf auf den Auslöser,<br />

als ihn der britische Rennfahrer<br />

Tom Simpson passierte. Es<br />

ist das letzte Foto, das Simpson<br />

lebend zeigt: Seine Augen<br />

sind seltsam hervorgetreten<br />

und blicken starr nach<br />

oben, als sei er bereits der<br />

Welt entrückt. Sein Gesichtsausdruck<br />

ist resigniert, die<br />

Mütze verrutscht, der Mund<br />

vor Trockenheit ganz schmal.<br />

Simpson hatte das Fahrerfeld<br />

als Erster in den Anstieg geführt.<br />

Doch in den steilen Hängen<br />

des Ventoux hatten ihn<br />

die Kräfte verlassen. Die Konkurrenten<br />

zogen vorbei, die<br />

Hoffnung auf den Tour­Sieg<br />

war dahin. Nun ging es nur<br />

noch darum, den Abstand<br />

nicht zu groß werden zu lassen.<br />

Drei Kilometer unterhalb<br />

des Gipfels begann er, Schlangenlinien<br />

zu fahren, kippte<br />

vom Rad. Helfer eilten herbei.<br />

„Setzt mich wieder aufs Rad“,<br />

soll er gesagt haben. Seine<br />

letzten Worte. Noch einmal<br />

fuhr Simpson los, doch er kam<br />

nur wenige Hundert Meter<br />

weit. Dann stürzte er erneut,<br />

blieb bewusstlos liegen und<br />

starb am Straßenrand. Hinterher<br />

wurde in seiner Trikottasche<br />

ein leeres Röhrchen Amphetamine<br />

– Aufputschmittel –<br />

entdeckt. Die Tour hatte ihren<br />

ersten Dopingfall.<br />

Das Thema Doping ließ die<br />

Tour nie wieder los. So wurde<br />

der Belgier Michel Pollentier<br />

1978 dabei erwischt, wie er bei<br />

der Dopingkontrolle Fremdurin<br />

aus einer Gummiblase im<br />

Trikot abgab. Oft waren es die<br />

Top­Stars, die betrogen, so<br />

wie der Spanier Luis Orcana,<br />

der Niederländer Joop Zoetemelk,<br />

der Spanier Pedro Delgado,<br />

der Usbeke Dshamolidin<br />

Menschen dieselbe Fähigkeit<br />

besitzen, Asparagusinsäure<br />

zu verstoffwechseln, zum anderen<br />

daran, dass manche<br />

Menschen mit einer Mutation<br />

in einem Geruchsrezeptor­<br />

Gen leben, sie daher nicht<br />

wahrnehmen können, was andere<br />

abstößt. Spargel wird<br />

üblicherweise nur bis zum 24.<br />

Juni gestochen. Wer also<br />

noch einen Urintest machen<br />

möchte, sollte sich beeilen.<br />

Abduschaparow, der Italiener<br />

Marco Pantani und vor allem<br />

der siebenfache Sieger Lance<br />

Armstrong. Er gestand 2013<br />

jahrelanges Doping. Sämtliche<br />

Tour­Siege wurden ihm daraufhin<br />

aberkannt.<br />

Als 1998 Willy Voet, ein Betreuer<br />

des Rennstalls Festina,<br />

an der belgisch­französischen<br />

Grenze mit einem Koffer voller<br />

unerlaubter Präparate verhaftet<br />

wurde, kam der Verdacht<br />

auf, dass in den Rennställen<br />

systematisch gedopt<br />

werden könnte. Das verdichtete<br />

sich schnell. 2006 belasteten<br />

Blutproben, die bei dem spanischen<br />

Mannschaftsarzt Eufemio<br />

Fuentes gefunden wurden,<br />

eine Reihe von Fahrern, darunter<br />

auch Jan Ullrich, der<br />

1997 als einziger Deutscher die<br />

Tour gewann. Er wurde für<br />

zwei Jahre gesperrt und beendete<br />

seine Karriere.<br />

2007 löste dann Jef d’Hont,<br />

ehemaliger Masseur im Team<br />

Telekom, einen Skandal aus,<br />

als er von systematischem Doping<br />

im Team berichtete. Bjarne<br />

Riis, Tour­Sieger 1996 und<br />

fünf weitere Telekom­Profis<br />

gestanden.<br />

Im Weltall<br />

wachsen<br />

Blumen!<br />

Richtig oder falsch?<br />

So ist neben der Faszination<br />

für die Radsportler und ihre<br />

Leistungen auch der Zweifel<br />

ein steter Begleiter der Tour.<br />

Jeder Radamateur wäre froh,<br />

auf ebener Strecke mit etwas<br />

Rückenwind für eine Weile<br />

einen Schnitt von 40 Kilometern<br />

pro Stunde zu fahren. Die<br />

Profis halten einen solchen<br />

Schnitt über die gesamten<br />

3400 Kilometer der Tour de<br />

France durch, inklusive aller<br />

Berge. Selbst die brutalen<br />

Berghänge des Mont Ventoux<br />

hetzen sie noch mit 20 Kilometern<br />

pro Stunde hinauf.<br />

Eine Leistung, die jede Vorstellungskraft<br />

sprengt.<br />

„Du musst ausblenden, was<br />

dein Körper dir sagt“, hat der<br />

Brite Chris Froome, Tour­Sieger<br />

2013 und 2015, seine Gefühle<br />

während eines Berganstiegs<br />

mal beschrieben, „es ist ein<br />

psychologischer Kampf: du<br />

gegen die anderen. Wer sagt<br />

zuerst: ,Okay, das ist zu<br />

schnell für mich.‘“<br />

Nächste Woche Teil 2: Die Anfänge<br />

der Tour de France<br />

Fotos: dpa (3); Fotolia © bluebat, karepa,<br />

Marty Kropp.<br />

Die Nachricht hatte das Potenzial<br />

zur Weltsensation: „Ja, es<br />

gibt andere Lebensformen im<br />

All“, twitterte im Januar dieses<br />

Jahres der US­Astronaut Scott<br />

Kelly von der Internationalen<br />

Raumstation ISS.<br />

Doch Kelly hatte keine grünen<br />

Männchen entdeckt, sondern<br />

eine Zinnie (Foto) zum<br />

Blühen gebracht – die erste<br />

Blume im Weltall. Zuvor hatten<br />

die Astronauten bereits<br />

selbst gezogenen Salat geerntet<br />

und verzehrt. Wurzeln von<br />

Pflanzen besitzen so eine Art<br />

Mini­Steinchen, anhand derer<br />

sie immer wissen, wo oben<br />

und unten ist. In der Schwerelosigkeit<br />

fällt diese Orientierung<br />

weg. Trotzdem gediehen<br />

die Pflanzen der Astronauten<br />

unter rotem, grünem und blauem<br />

LED­Licht ganz prächtig.<br />

Selbst gezogenes Gemüse<br />

spielt eine Schlüsselrolle als<br />

Nahrungsquelle auf zukünftigen<br />

Langzeit­Missionen.


36 | Volkers Welt<br />

Sagen Sie uns Ihre Meinung:<br />

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SONNABEND<br />

25. JUNI 2016<br />

TOUR DE FRANCE TEIL 2<br />

Berge und Bären: Die Anfänge<br />

Da biste<br />

PLATT...<br />

>> Der Teddybär ist nach<br />

dem US-Präsidenten Theodore<br />

„Teddy“ Roosevelt<br />

(1858-1919) benannt. Das<br />

war die Lösung unserer<br />

Quizfrage. Roosevelt war ein<br />

passionierter Jäger und<br />

nahm 1902 an einer Bärenjagd<br />

in Mississippi teil, allerdings<br />

ohne ein Tier vor die<br />

Flinte zu bekommen. Als<br />

Ausgleich bot man ihm ein<br />

angebundenes Bärenbaby<br />

an, doch der Präsident weigerte<br />

sich, es zu erschießen.<br />

In der Folge wurde er in den<br />

Zeitungen als Bärenbaby karikiert.<br />

1906 kam der erste<br />

Teddybär von Steiff in den<br />

USA auf den Markt.<br />

Die 50 Euro hat gewonnen:<br />

Erika Waltemade aus Geesthacht<br />

Spätentwickler<br />

>> Frauen<br />

dürfen bei<br />

uns schon<br />

seit fast 100<br />

Jahren wählen.<br />

In welchem<br />

europäischen<br />

Land gab es<br />

hingegen bis 1990 eine Region<br />

ohne Frauenwahlrecht?<br />

A Irland<br />

B Italien<br />

C Österreich<br />

D Schweiz<br />

Kennen Sie die Lösung?<br />

Gewinnen Sie 50 Euro:<br />

01378 10 11 25*<br />

Rufen Sie bis zum 26. Juni,<br />

12 Uhr, an und nennen Sie uns die<br />

richtige Lösung. Der Gewinner wird<br />

ausgelost und benachrichtigt.<br />

Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />

*(50 Cent/Anruf aus dem Festnetz<br />

der Deutschen Telekom, Mobilfunkpreise können abweichen)<br />

18 Prozent<br />

>> Die Liebe wird offensichtlich<br />

überschätzt. Für immerhin<br />

18 Prozent der Europäer<br />

– 20 Prozent der Männer<br />

und 16 Prozent der Frauen –<br />

ist Geld der wesentliche<br />

Grund, eine Beziehung aufrecht<br />

zu erhalten. In Frankreich,<br />

dem Land der Liebe,<br />

denken sogar 37 Prozent der<br />

Bevölkerung so. Das ergab<br />

eine Umfrage unter 22 000<br />

Menschen in 21 Ländern.<br />

Redensart:<br />

>> Kapriolen schlagen bedeutet,<br />

Unsinn zu treiben, im<br />

wörtlichen Sinn aber, übermütig<br />

oft unkontrollierte<br />

Luftsprünge zu vollführen.<br />

Die Bezeichnung kam im<br />

16. Jahrhundert als Name für<br />

die kunstvollen Sprünge italienischer<br />

Tänzer in die<br />

deutsche Sprache. Das italienische<br />

Wort „capriola“ bedeutet<br />

„Bocksprung“.<br />

Schlafmittel im<br />

Essen, Abführmittel<br />

in der<br />

Trinkflasche,<br />

Juckpulver im<br />

Trikot: Es wurde<br />

eifrig getrickst.<br />

Am 13. Juli 1998 erlebte die<br />

französische Sport­Tageszeitung<br />

„L’Équipe“ ihre größte<br />

und gleichzeitig auch ihre bitterste<br />

Stunde. Die französische<br />

Nationalelf war Fußball­<br />

Weltmeister. Mit dieser Nachricht<br />

verkaufte die „L’Équipe“<br />

an jenem Tag sagenhafte<br />

1 956 573 Exemplare, die größte<br />

Auflage, die in Frankreich<br />

jemals erzielt wurde.<br />

Gleichzeitig stand das Blatt<br />

am Pranger, weil es Nationaltrainer<br />

Aimé Jacquet zuvor<br />

harsch kritisiert und die Nationalelf<br />

als „Krämerladen“ bezeichnet<br />

hatte, der sowieso<br />

keine Chance auf den Titel habe.<br />

Noch auf dem Spielfeld<br />

wurde Jacquet gefragt, ob er<br />

seinen Kritikern in der Stunde<br />

des Triumphs verzeihen würde.<br />

„Jamais! Jamais!“ („Niemals!,<br />

Niemals!“), schrie er<br />

wütend und nannte die Redakteure<br />

„Gangster“.<br />

Die Sportzeitung „L’Auto“<br />

erfand das Rennen<br />

Mit einer Auflage von rund<br />

250 000 Exemplaren ist die<br />

„L’Équipe“ die bedeutendste<br />

Sportzeitung Frankreichs.<br />

Sollte die französische Elf in<br />

zwei Wochen Europameister<br />

werden, ist kein Stress mit Nationaltrainer<br />

Didier Deschamps<br />

zu erwarten. Denn<br />

die „L’Équipe“ hat ihn bereits<br />

mit einem Buch hofiert: „Deschamps<br />

1er, roi des bleus“<br />

(Deschamps der Erste, König<br />

der „Blauen“).<br />

Begonnen hatte die Geschichte<br />

der „L’Équipe“ im<br />

Jahr 1900 als Plagiat. Unter<br />

dem Titel „L’Auto­Vélo“ versuchte<br />

man, dem damaligen<br />

Marktführer „Le Vélo“ Konkurrenz<br />

zu machen und musste<br />

bald den Namen in „L’Auto“<br />

abändern. 1946 wurde aus der<br />

„L’Auto“ die „L’Équipe“.<br />

Mit einer Auflage von<br />

33 000 Exemplaren dümpelte<br />

Die<br />

„W“-Frage:<br />

Für die meisten Menschen ist<br />

es der Rhythmus, der sie<br />

durch das ganze Leben begleitet:<br />

Von Montag bis Freitag<br />

arbeiten und dann das<br />

freie Wochenende genießen.<br />

Doch so normal uns dieser<br />

Rhythmus vorkommen mag,<br />

er hat nicht für alle Menschen<br />

Gültigkeit. In islamisch<br />

geprägten Gesellschaften<br />

reicht die Arbeitswoche von<br />

Sonnabend bis Donnerstag<br />

die „L’Auto“ im Jahr 1900 an<br />

der Existenzgrenze herum. Die<br />

rettende Idee hatte der Journalist<br />

Geo Lefévre. Im Sommer<br />

1902 stürmte er in das Büro<br />

von „L’Auto“­Chef Henri Desgrange<br />

in der Rue du Faubourg<br />

in Paris und schlug ihm ein<br />

Radrennen durch ganz Frankreich<br />

vor, über das L’Auto<br />

dann exklusiv berichten könne.<br />

Desgrange, ein ehemaliger<br />

Stundenweltrekordler auf dem<br />

Rad, ließ sich überzeugen.<br />

Am 1. Juli 1903 war es soweit:<br />

An der Herberge „Reveille<br />

Martin“ in Villeneuve­<br />

St.­Georges bei Paris machten<br />

sich 60 Fahrer bei der ersten<br />

Tour de France für ein Startgeld<br />

von zehn Francs pro Nase<br />

auf den Weg. 21 von ihnen erreichten<br />

nach 2428 Kilometern<br />

das Ziel in Paris, darunter mit<br />

dem bayerischen Kraftprotz<br />

Joseph Fischer auf Platz 15<br />

auch ein Deutscher. Fischer<br />

war bereits 38 Jahre alt, hatte<br />

seinen größten Erfolg bereits<br />

1896 gefeiert, als er die erste<br />

Auflage des Rad­Klassikers<br />

Paris­Roubaix gewann.<br />

Erster Tour­de­France­Sieger<br />

wurde Maurice Garin, ein<br />

gebürtiger Italiener mit französischem<br />

Pass. Nach sechs<br />

Etappen und zwölf Ruhetagen<br />

erreichte er das Ziel in Paris<br />

mit knapp drei Stunden Vorsprung.<br />

Bis heute ist das der<br />

größte Abstand, den je ein Sieger<br />

herausgefahren hat.<br />

Durch das Interesse an der<br />

Tour steigerte sich die Auflage<br />

der „L’Auto“ auf 60 000. Der<br />

Medienrummel blieb nicht ohne<br />

Folgen. Die zweite Auflage<br />

der Tour 1904 war skandalumwittert.<br />

Die Fahrer versuchten<br />

sich mit allerlei fiesen Tricks<br />

wie Juckpulver im Trikot oder<br />

Abführmittel in der Trinkflasche<br />

gegenseitig auszuschalten.<br />

Dem späteren Sieger Henri<br />

Cornet aus Frankreich reichte<br />

irgendjemand eine mit<br />

Schlafmittel versetzte Hähnchenkeule.<br />

Daraufhin schlief<br />

er während der Etappe ein und<br />

stürzte in einen Graben. Cornet<br />

gewann nur deshalb, weil<br />

vier andere Fahrer nachträglich<br />

disqualifiziert wurden. Sie<br />

hatten bei einer Etappe den<br />

Zug genommen.<br />

Tragisch ist auch die Geschichte<br />

des Siegers von 1906,<br />

René Pottier aus Frankreich.<br />

Während er sich über die<br />

Etappen quälte, betrog ihn seine<br />

Frau daheim in Paris mit<br />

Warum hat das<br />

WOCHENENDE<br />

zwei Tage?<br />

(Afghanistan, Iran) oder von<br />

Sonntag bis Donnerstag (Malaysia,<br />

Saudi­Arabien). Auch<br />

in Israel wird von Sonntag bis<br />

Donnerstag gearbeitet. Der<br />

Sabbat reicht vom Sonnenuntergang<br />

am Freitag bis zum<br />

Sonnenuntergang am Sonnabend.<br />

Tunesien und der Libanon<br />

haben sich dem Westen<br />

angeglichen. Hier sind<br />

Sonnabend und Sonntag die<br />

Wochenend­Tage.<br />

150 JAHRE FAHRRADGE-<br />

SCHICHTE IN ZWEI BILDERN<br />

Als die Tour de France 1903<br />

zum ersten Mal gestartet wurde,<br />

war die große Zeit der<br />

1870 entwickelten Hochräder<br />

gerade erst vorbei. Mit der Erfindung<br />

des Kettenantriebs<br />

setzte sich seit 1885 langsam<br />

das Niederrad durch. Heutzutage<br />

sind bei der Tour de France<br />

futuristische Geschosse zu bewundern<br />

wie das Rad des deutschen<br />

Zeitfahr-Spezialisten Tony<br />

Martin vom belgischen<br />

Team Quickstep.<br />

einem anderen Mann. Aus<br />

Kummer darüber brachte sich<br />

Pottier ein halbes Jahr nach<br />

seinem Tour­Sieg um.<br />

Im Jahr 1910 kam dann<br />

Tour­Mitarbeiter Alphonse<br />

Steines mit einer völlig verrückten<br />

Idee zu Desgrange.<br />

Man könnte die Strecke doch<br />

auch durch die Pyrenäen führen.<br />

Desgrange schickt Steines<br />

los, um zu erkunden, inwieweit<br />

der Pass über den mächtigen<br />

Col du Tourmalet passierbar<br />

war. Mit einem ortskundigen<br />

Chauffeur fuhr Steines hinauf,<br />

doch in einem<br />

Der englische Begriff<br />

„weekend“ entstand in Großbritannien<br />

in der ersten Hälfte<br />

des 19. Jahrhunderts, als<br />

dort zum freien Sonntag ein<br />

freier Sonnabendnachmittag<br />

hinzukam. Der Politiker Lord<br />

Shaftesbury (1801­1885), dem<br />

der Arbeiterschutz besonders<br />

am Herzen lag, hatte dies<br />

durchgesetzt. In anderen<br />

Ländern wurde der Begriff<br />

dann übernommen.<br />

Schneefeld drei Kilometer<br />

unterhalb des Gipfels wendete<br />

der Einheimische. Er hatte<br />

Angst vor wilden Bären. Trotzig<br />

stapfte Steines in seinen<br />

Lackschuhen allein weiter.<br />

Bald war er durchnässt, durchgefroren,<br />

dehydriert, und eine<br />

tiefschwarze Nacht brach herein.<br />

Doch Steines schaffte es<br />

über den Gipfel. Beim Abstieg<br />

stürzte er in eine Schlucht,<br />

rappelte sich mit letzter Kraft<br />

auf und fiel schließlich einem<br />

der Bergführer in die Arme,<br />

die sich aufgemacht hatten,<br />

ihn zu suchen. Zwei Monate<br />

Der Dudelsack<br />

ist gar kein<br />

Schotte!<br />

Richtig oder falsch?<br />

Er gehört zu Schottland wie<br />

der Whiskey oder der Schottenrock:<br />

der Dudelsack. Doch<br />

das Nationalinstrument der<br />

stolzen Briten hat seine Wurzeln<br />

nicht auf der Insel, sondern<br />

in Asien. Wo genau, darüber<br />

streiten die Gelehrten<br />

noch. Sackpfeifen waren schon<br />

im alten Persien bekannt. Das<br />

beweist eine Höhlenmalerei<br />

aus dem 6. Jahrhundert vor<br />

Christi, die auf dem Gebiet der<br />

antiken Stadt Susa gefunden<br />

später rollte das Feld der Tour<br />

erstmals über den Tourmalet.<br />

Als der Etappensieger und<br />

spätere Tour­Gewinner Octave<br />

Lapiz aus Frankreich im<br />

Ziel die Organisatoren entdeckte,<br />

schrie er sie an: „Mörder!<br />

Ihr verdammten Mörder!“<br />

Doch die Auflage der L’Auto<br />

stieg auf über 100 000 Exemplare,<br />

die Bergetappen wurden<br />

zum festen Bestandteil jeder<br />

Tour de France.<br />

Fotos: dpa; Fotolia © Photocreo Bednarek,<br />

PrettyVectors, Andrey Popov, Olivier<br />

Le Moal, jokatoons.<br />

wurde. Auch im Alten Ägypten<br />

und im Alten Rom gab es<br />

Sackpfeifen. Kaiser Nero soll<br />

eine besessen haben, schreibt<br />

der Historiker Sueton. Der Dudelsack<br />

gelangte als Militärinstrument<br />

vermutlich von Indien<br />

aus, das von 1756 an britische<br />

Kolonie war, nach Schottland.<br />

Die erste Erwähnung<br />

eines schottischen Dudelsacks<br />

stammt aber schon aus dem<br />

Jahr 1547 von der Schlacht bei<br />

Pinkie Cleough.


36 | Volkers Welt<br />

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SONNABEND<br />

2. JULI 2016<br />

TOUR DE FRANCE TEIL 3<br />

Die großen Duelle<br />

Da biste<br />

PLATT...<br />

>> Vom Frauenwahlrecht<br />

handelte unsere Quizfrage.<br />

Wer das für ein politisches<br />

Problem aus längst vergangener<br />

Zeit hält, war noch nie<br />

in der Schweiz. Erst 1971<br />

führten die Eidgenossen das<br />

Frauenwahlrecht offiziell ein,<br />

doch der Kanton Appenzell-<br />

Innerhoden weigerte sich<br />

standhaft. Selbst 1990 votierten<br />

dort die Männer noch<br />

gegen ein Wahlrecht für<br />

Frauen. Das Schweizer Bundesgericht<br />

zwang den Kanton<br />

danach, es trotzdem einzuführen.<br />

Die 50 Euro hat gewonnen:<br />

Inga Engel aus Kirchwerder<br />

Noten für das<br />

Sonnenbaden?<br />

>> Hawaii gilt als Traumziel.<br />

Manche haben das Glück,<br />

dort aufzuwachsen. Was ist<br />

auf Maui Schulfach?<br />

A Baströckchen flechten<br />

B Orchideen züchten<br />

C Sonnenbaden<br />

D Surfen<br />

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Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />

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der Deutschen Telekom, Mobilfunkpreise können abweichen)<br />

–89,2 Grad<br />

>> Von der Hitze Hawaiis<br />

zum kältesten Punkt der Erde:<br />

Minus 89,2 Grad Celsius<br />

wurden am 21. Juli 1983 auf<br />

der russischen Forschungsstation<br />

Wostok in der Antarktis<br />

gemessen. Dies ist die<br />

tiefste Temperatur, die jemals<br />

ermittelt wurde. Die<br />

Forscher in Wostok sind das<br />

gewohnt: Selbst im Hochsommer,<br />

im Dezember und<br />

Januar, steigt das Thermometer<br />

lediglich<br />

auf 30<br />

Grad<br />

unter<br />

Null an.<br />

Redensart:<br />

>> Nicht die Bohne interessiert<br />

mich das! Dann ist es<br />

für mich vollkommen ohne<br />

Belang. Unglaublich, aber<br />

wahr: Schon Walther von<br />

der Vogelweide (1170-1230)<br />

benutzte im Mittelhochdeutschen<br />

einen ähnlichen Ausdruck.<br />

Folglich ist dieser<br />

Vergleich fast 1000 Jahre<br />

alt. Neben der Bohne standen<br />

zeitweilig aber auch die<br />

Erbse, die Linse und sogar<br />

die Wicke symbolisch für<br />

das Niedrigste, Geringste.<br />

TREFFEN DER GENERATIONEN Eine 92-jährige Frau winkt dem Fahrerfeld. Die Tour de France ist für die Etappenorte ein Volksfest.<br />

Beim spannendsten<br />

aller Tourde­France­Rennen<br />

entschieden<br />

nach 3285 Kilometern<br />

nur acht<br />

Sekunden.<br />

Wenn heute auf der normannischen<br />

Insel Mont Saint­Michel<br />

die 103. Tour de France gestartet<br />

wird, gibt es nur einen großen<br />

Favoriten: Chris Froome.<br />

Der Brite trug bereits 2013 und<br />

2015 das Gelbe Trikot nach Paris.<br />

„Natürlich wird er wieder<br />

gewinnen. Wenn nicht er, wer<br />

dann?“, fragte der fünffache<br />

Tour­de­France­Sieger Eddy<br />

Merckx in einem Interview<br />

mit der französischen Sportzeitung<br />

„L’Équipe“, die das<br />

Rennen ausrichtet. „Auf dem<br />

Papier hat Froome wirklich<br />

keine Rivalen“, befand<br />

Merckx.<br />

So wird Froome vielleicht<br />

eines Tages zum Kreis der<br />

größten Tour­Fahrer aller Zeiten<br />

zählen. Nur vier Pedaleure<br />

gewannen die „große Schleife“<br />

bislang fünfmal: der Franzose<br />

Jacques Anquetil (1957, 1961­<br />

1964), der Belgier Merckx<br />

(1969­1972, 1974), der Franzose<br />

Die<br />

„W“-Frage:<br />

Sportunfälle können immer<br />

passieren. Schnell ist man<br />

umgeknickt. Und dann heißt<br />

es, besonnen und entschlossen<br />

zu handeln! Denn die<br />

richtige Vorgehensweise in<br />

den ersten Minuten kann einiges<br />

an Regenerationszeit<br />

sparen. Da ist es hilfreich, das<br />

PECH­Schema im Kopf zu<br />

haben. PECH steht für: P =<br />

Pause, E = Eis, C = Compression,<br />

H = Hochlagern. Der Sinn<br />

Bernard Hinault (1978, 1979,<br />

1981, 1982, 1985) sowie der Spanier<br />

Miguel Indurain (1991­<br />

1995). Hinzu kommt der Amerikaner<br />

Lance Armstrong, der<br />

zwischen 1999 und 2005 sogar<br />

siebenmal in Folge gewann,<br />

aber alle Siege später nach seinem<br />

Doping­Geständnis wieder<br />

aberkannt bekam.<br />

Lässt man Armstrong also<br />

außen vor, wer war dann der<br />

größte Tour­Fahrer aller Zeiten?<br />

Vermutlich Merckx. Niemand<br />

trug häufiger als er das<br />

Gelbe Trikot (110 Tage) und<br />

gewann mehr Etappen (34).<br />

Wie bereits Anquetil 1957 kam<br />

Merckx 1969 als Neuling zur<br />

Tour und gewann sie sofort –<br />

allerdings nur, weil eine umstrittene<br />

Dopingsperre verkürzt<br />

worden war. Weil<br />

Merckx nie bereit war, seinen<br />

Helfern auf der Tour Etappensiege<br />

zu überlassen, wurde er<br />

„Kannibale“ genannt.<br />

Wie gut er war, lässt sich<br />

vielleicht am besten anhand<br />

der folgenden Episode darstellen:<br />

Bei der Tour 1974 war sein<br />

ärgster Rivale, der Franzose<br />

Raymond Poulidor, ihm durch<br />

einen Etappensieg im Gesamtklassement<br />

dicht auf die Fersen<br />

gerückt. Wütend darüber<br />

raste Merckx auf der 21. Etappe<br />

von Vouvray nach Orléans<br />

dem gesamten Feld davon und<br />

distanzierte es im Alleingang<br />

um 1:25 Minuten. Mit einem<br />

Was ist das<br />

PECH-Schema?<br />

liegt auf der Hand: Die Pause<br />

verhindert, dass sich die Verletzung<br />

verschlimmert. Die<br />

Kühlung verengt die Blutgefäße<br />

und vermindert so die<br />

Schwellung. Auch der Druckverband<br />

und das Hochlagern<br />

reduzieren die Einblutung<br />

und erleichtern so den Heilungsprozess.<br />

Viele Hobbysportler<br />

unterschätzen vor allem<br />

die Bedeutung des Hochlagerns.<br />

Den lädierten Fuß<br />

Schnitt von 48,532 Kilometern<br />

pro Stunde zählt Merckx’ furioser<br />

Ritt bis heute zu den<br />

zehn schnellsten Etappen aller<br />

Zeiten – obwohl seinen Nachfolgern<br />

über 40 Jahre später<br />

sehr viel besseres Material zur<br />

Verfügung steht.<br />

Mit Merckx mussten sich<br />

die Radsport­Fans auch an<br />

eine neue Zeitrechnung gewöhnen.<br />

Distanzierten andere<br />

Tour­Sieger den Zweiten oft<br />

nur um zwei, drei Minuten,<br />

legte der Belgier bis zu 18 Minuten<br />

zwischen sich und den<br />

Nächstbesten. Abstände, wie<br />

es sie seit den frühen 50er­Jahren<br />

nicht mehr gegeben hatte.<br />

Armstrong stürzt,<br />

Ullrich wartet<br />

möglichst unmittelbar nach<br />

dem Umknicken über Herzniveau<br />

zu bringen, hilft bei<br />

der Genesung enorm weiter.<br />

Beim Kühlen sollte man das<br />

bei Fußballern so beliebte<br />

Eisspray unbedingt meiden,<br />

sondern den Fuß stattdessen<br />

am besten unter fließendes<br />

kaltes Wasser halten. Einen<br />

Besuch beim Arzt können<br />

solche Maßnahmen jedoch<br />

auf keinen Fall ersetzen.<br />

Freiluft-Kinder<br />

haben den<br />

Durchblick!<br />

Richtig oder falsch?<br />

REZENSION<br />

>> Die Faszination der Tour<br />

de France entfaltet sich vor<br />

allem bei den Bergetappen.<br />

Legendäre Anstiege wie<br />

L’Alpe d’Huez, Col du Galabier,<br />

Mont Ventoux oder Col<br />

du Tourmalet reizen aber<br />

auch Radamateure, sich mal<br />

am Aufstieg zu versuchen.<br />

Sie finden in dem Buch Tour<br />

de France – 20 legendäre<br />

Anstiege (34,90 Euro) des<br />

riten Richard Abraham ein<br />

perfektes Hilfsmittel. Alle<br />

Anstiege sind nicht nur detailliert<br />

beschrieben, sondern<br />

auch mit prächtigen Fotos<br />

und Luftbild-Aufnahmen von<br />

Google Earth perfekt in Szene<br />

gesetzt. Da möchte man<br />

sofort losfahren!<br />

>> Aber auch Nicht-Radsportler<br />

werden an dem<br />

Buch viel Freude haben und<br />

das Flair genießen, das es<br />

ausstrahlt. Enttäuschend<br />

bleibt einzig und allein die<br />

historische Aufarbeitung. Ein<br />

Buch über die Geschichte<br />

der Tour de France will das<br />

Werk nicht sein. Daher gibt<br />

es zu jedem Anstieg nur vier<br />

kurze, offenbar völlig willkürlich<br />

zusammengestellte Episoden.<br />

Schade. Dennoch:<br />

klare Kaufempfehlung.<br />

Dabei sind es vor allem die<br />

großen Duelle, die in der<br />

Tour­Historie in Erinnerung<br />

geblieben sind, so wie das zwischen<br />

Lance Armstrong und<br />

Jan Ullrich. Der Deutsche, Sieger<br />

1997, hatte 2003 nach einer<br />

14­monatigen Dopingsperre<br />

sein Comeback gegeben, und<br />

es wurde eines der spannendsten<br />

Rundstrecken­Rennen aller<br />

Zeiten. Auf der 15. Etappe<br />

beim Aufstieg nach Luz Ardiden<br />

in den Pyrenäen stürzten<br />

der im Gesamtklassement führende<br />

Armstrong und der<br />

L’Alpe d’Huez­Sieger Iban<br />

Mayo aus Spanien. Ullrich dahinter<br />

konnte sich gerade noch<br />

auf dem Rad halten. Überaus<br />

fair wartete er anschließend,<br />

bis seine beiden Konkurrenten<br />

sich wieder berappelt hatten<br />

und verlor schließlich die<br />

Tour gegen Armstrong mit der<br />

Winzigkeit von 1:01 Minuten<br />

Unterschied.<br />

Wie der sichere Sieger sah<br />

1989 der Franzose Laurent Fignon<br />

aus, als er mit 50 Sekunden<br />

Vorsprung auf den Amerikaner<br />

Greg Lemond auf die<br />

letzte Etappe ging, einem Einzelzeitfahren<br />

von Versailles<br />

nach Paris. Fignon galt als<br />

glänzender Einzelzeitfahrer,<br />

doch Lemond legte alles in den<br />

Schlussabschnitt hinein. Er<br />

kurbelte die 24,5 Kilometer mit<br />

der unfassbaren Durchschnittsgeschwindigkeit<br />

von<br />

54,6 Kilometern pro Stunde<br />

herunter – der schnellste Ritt,<br />

den je ein Fahrer hingelegt hat.<br />

Atemlos verfolgten die Zuschauer<br />

auf dem Champs Elysée,<br />

wie Fignons 50 Sekunden<br />

Vorsprung dahinschmolzen.<br />

Im Ziel hatte Lemond schließlich<br />

58 Sekunden Vorsprung<br />

auf den Franzosen. Nach einer<br />

Gesamtstrecke von 3285 Kilometern<br />

hatten somit acht Sekunden<br />

zugunsten des Amerikaners<br />

über den Toursieg entschieden.<br />

Es war das knappste<br />

Duell der Geschichte.<br />

Der erste Deutsche im Gelben<br />

Trikot war 1932 der Berliner<br />

Kurt Stöpel (1908­1997).<br />

Legendär war sein Duell 1932<br />

mit dem französischen Tour­<br />

Sieger André Leducq. Stöpel<br />

hatte seinen Konkurrenten am<br />

Galibier abgehängt, wurde<br />

dann aber von einem Reifenplatzer<br />

gestoppt. Während<br />

Stöpel bei eisiger Kälte mühsam<br />

den Schlauch wechselte,<br />

zog Leducq vorbei. In Paris,<br />

nach der Siegerehrung, überreichte<br />

der Franzose Stöpels<br />

Frau einen Strauß roter Rosen<br />

und sagte: „Madame, wir beide,<br />

Kurt und ich, haben die<br />

Tour gewonnen.“ Beide Konkurrenten<br />

blieben Freunde bis<br />

zum Tod.<br />

Fotos: dpa; Fotolia © detailblick-foto,<br />

Tim UR, RioPatuca Images, farnveldman.<br />

Jedes vierte Kind kommt nach<br />

einer Erhebung der Uni Karlsruhe<br />

nur einmal in der Woche<br />

an die frische Luft. Die heutige<br />

Playstation­Generation ist weniger<br />

fit als die Generation<br />

ihrer Eltern. Heutige Kinder<br />

können weniger weit springen<br />

und schlechter balancieren als<br />

die Kinder der 70er­Jahre und<br />

sie erreichen bei Rumpfbeugen<br />

seltener ihre Füße. Das Inder­Stube­Hocken<br />

könnte aber<br />

auch Langzeit­Wirkungen haben.<br />

Das legt eine chinesische<br />

Studie nahe. Die Forscher hatten<br />

Erstklässler ohne Sehhilfe<br />

in zwei Gruppen geteilt: die<br />

einen sollten täglich mindestens<br />

40 Minuten draußen spielen,<br />

die anderen konnten machen,<br />

was sie wollen. Bei einer<br />

Kontrolle nach drei Jahren gab<br />

es in der sich selbst überlassenen<br />

Gruppe mehr Kurzsichtige.<br />

Die Forscher vermuten,<br />

dass dies mit Tageslichtmangel<br />

zusammenhängt.


36 | Volkers Welt<br />

Sagen Sie uns Ihre Meinung:<br />

Bergedorfer Zeitung | Volkers Welt | Curslacker Neuer Deich 50 | 21029 Hamburg<br />

oder per Mail: volkers.welt@bergedorfer-zeitung.de<br />

Ältere Ausgaben unter<br />

www.bergedorfer-zeitung.de/volkerswelt<br />

SONNABEND<br />

9. JULI 2016<br />

SANDBURGEN<br />

Ein Freitzeit-Spaß versandet<br />

Da biste<br />

PLATT...<br />

>> Nach einem seltenen<br />

Schulfach auf Hawaii war in<br />

unserem Gewinnspiel gefragt.<br />

Surfen war die richtige<br />

Antwort. Es gibt in den USA<br />

nationale Schulmeisterschaften<br />

im Surfen, doch erstaunlicherweise<br />

hatte das Surf-<br />

Mekka Hawaii bei diesen Titelkämpfen<br />

nie viel gerissen.<br />

Bis Surfen Schulfach wurde.<br />

Das trug Früchte. Bei den Titelkämpfen<br />

2014 und 2015<br />

setzte sich jeweils die Kamehameha<br />

School, eine Privatschule<br />

auf Maui, sicher<br />

durch.<br />

Die 50 Euro hat gewonnen:<br />

Susanne Goy aus Lohbrügge<br />

Portugiesische<br />

Spezialität<br />

>> Portugal hat es etwas<br />

überraschend ins EM-Finale<br />

im Fußball geschafft. Daher<br />

soll die heutige Quizfrage<br />

sich um dieses Land drehen.<br />

In welcher Produktion ist<br />

Portugal weltweit führend?<br />

A Aluminium<br />

B Bananen<br />

C Kautschuk<br />

D Kork<br />

Kennen Sie die Lösung?<br />

Gewinnen Sie 50 Euro:<br />

01378 10 11 25*<br />

Rufen Sie bis zum 10. Juli,<br />

12 Uhr, an und nennen Sie uns die<br />

richtige Lösung. Der Gewinner wird<br />

ausgelost und benachrichtigt.<br />

Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />

*(50 Cent/Anruf aus dem Festnetz<br />

der Deutschen Telekom, Mobilfunkpreise können abweichen)<br />

6000 Dollar<br />

>> Hugh Hefner arbeitete für<br />

eine Kinderzeitschrift, bevor<br />

er sich 1953 mit geliehenen<br />

6000 Dollar selbstständig<br />

machte. An seinem Schreibtisch<br />

entstand die Nullnummer<br />

des Magazins „Playboy“,<br />

das ihn weltberühmt<br />

machen sollte. Innerhalb von<br />

fünf Jahren schoss die Auflage<br />

auf über eine Million Exemplare<br />

– ein Ausdruck der<br />

Rebellion gegen die biederen<br />

50er-Jahre.<br />

Redensart:<br />

>> Mir ist eine Laus über<br />

die Leber gelaufen bedeutet,<br />

dass mir etwas schlechte<br />

Laune macht. Die Leber<br />

galt ursprünglich als Sitz der<br />

leidenschaftlichen Empfindungen.<br />

Auf die Laus verfiel<br />

man schlicht aufgrund des<br />

Stabreims mit „Leber“.<br />

Die längste Sandburg<br />

aller Zeiten<br />

maß 27,5 Kilometer.<br />

Rügen schaffte<br />

es damit in das<br />

Guinness­Buch<br />

der Rekorde.<br />

Im Juni 2011 schaffte es die<br />

Insel Rügen in das Guinness­<br />

Buch der Rekorde. Tausende<br />

Einheimische und Touristen<br />

arbeiteten gemeinsam an<br />

einem Rekordprojekt, schleppten<br />

Wassereimer, häuften<br />

Sandhügel auf und formten die<br />

schönsten Skulpturen. Am Ende<br />

war die größte Sandburg aller<br />

Zeiten fertig: 90 Zentimeter<br />

hoch und 27,5 Kilometer lang<br />

erstreckte sie sich im Norden<br />

der Insel. Damit hatte Rügen,<br />

wie sich die Jury per Hubschrauber<br />

vergewisserte, den<br />

über 20 Jahre alten Weltrekord<br />

von Myrtle Beach im US­<br />

Bundesstaat South Carolina<br />

um über einen Kilometer Länge<br />

verbessert. Dort war 1991<br />

eine 26,38 Kilometer lange<br />

Sandburg entstanden.<br />

Sandburgen faszinieren seit<br />

Generationen die Touristen<br />

überall auf der Welt, vor allem<br />

aber bei uns in Deutschland.<br />

Wer mal richtig tolle Kunstwerke<br />

bestaunen möchte, dem<br />

sei ein Ausflug auf die Insel<br />

Usedom empfohlen. Beim 3.<br />

Sandskulpturen­Festival sind<br />

unter anderem lebensecht wirkende<br />

Figuren und ein von<br />

Palmen eingerahmtes Sultan­<br />

Zelt zu bewundern. 50 internationale<br />

Künstler haben dafür<br />

auf 4000 Quadratmeter überdachter<br />

Ausstellungsfläche<br />

rund 9000 Kubikmeter Sand<br />

verbaut. Die Ausstellung ist<br />

täglich von 10 bis 18 Uhr auf<br />

dem Parkplatz Grenzübergang<br />

Ahlbeck (Swinemünder<br />

Chaussee 16) im Seebad Ahlbeck<br />

geöffnet.<br />

In Lübeck traute man sich<br />

jahrelang, sogar unter freiem<br />

Himmel zu bauen. Bei der<br />

Sand World waren zwischen<br />

2002 und 2007 meterhohe Figuren<br />

zu bestaunen. Doch das<br />

Besucher­Interesse ließ stetig<br />

nach. Kamen zur Premiere<br />

2002 noch 450 000 Besucher,<br />

so waren es im verregneten<br />

Sommer 2007 zuletzt nur noch<br />

Die<br />

„W“-Frage:<br />

Auch wenn Deutschland den<br />

Atom­Ausstieg längst beschlossen<br />

hat, einzelne Anlagen<br />

wie das Atomkraftwerk<br />

Brokdorf (Foto) laufen noch<br />

für viele Jahre. In dieser Woche<br />

ist Brokdorf nach einmonatiger<br />

Revision wieder angefahren<br />

worden. Die Anlage,<br />

die noch bis Ende 2021 in Betrieb<br />

bleiben soll, liefert genug<br />

Strom, um 80 Prozent<br />

von Hamburg zu versorgen.<br />

VERGÄNGLICHE SCHÖNHEIT Hier waren Könner am Werk. Doch irgendwann wird jede Sandburg ein Opfer von Wind und Wellen.<br />

140 000, bevor das Projekt<br />

mangels Interesse eingestellt<br />

wurde.<br />

Wer lieber selbst Hand anlegt,<br />

anstatt die Kunstwerke<br />

anderer zu bestaunen, der ist<br />

in diesem Sommer in Strande<br />

an der schleswig­holsteinischen<br />

Ostsee­Küste genau<br />

richtig. Beim Strandburgen­<br />

Wettbewerb am Donnerstag,<br />

den 21. Juli, kann jeder aus<br />

Sand, Muscheln, Steinen und<br />

Strandgut die Burg seiner<br />

Träume bauen und diese anschließend<br />

von einer Jury bewerten<br />

lassen. Gebuddelt wird<br />

zwischen dem Bistro „Das Kaiser“<br />

und der Ostmole.<br />

Typisch deutsch?<br />

Das war einmal!<br />

Jahrzehntelang galten<br />

Strandburgen als typisch<br />

deutsch, schien es sozusagen<br />

zur DNA des deutschen<br />

Strandtouristen zu gehören,<br />

morgens erst einmal einen<br />

Wall rund um den eigenen<br />

Strandkorb oder Liegeplatz<br />

auszuheben. Doch diese Zeiten<br />

Wie stark<br />

strahlen ATOM-<br />

KRAFTWERKE?<br />

Doch wie groß ist das normale<br />

Strahlungsrisiko durch<br />

solche Anlagen? Die Atomwirtschaft<br />

beziffert die Strahlenbelastung<br />

durch die bloße<br />

Existenz der Kernkraftwerke<br />

auf 0,06 Millisievert pro Kopf<br />

und Jahr. Zum Vergleich:<br />

Wenn Sie in den Ferien in die<br />

USA fliegen, nehmen Sie aufgrund<br />

der höheren Strahlung<br />

in der Atmosphäre zusätzlich<br />

0,04 Millisievert auf.<br />

sind weitgehend vorbei. Schon<br />

1995 kam Buchautor Dr. Harald<br />

Kimpel in seinem Werk<br />

„Die Strandburg. Ein versandetes<br />

Freizeit­Vergnügen“ zu<br />

dem Schluss: „Die Kraterlandschaften,<br />

die aussahen wie die<br />

Mondoberfläche, sind fast<br />

überall verschwunden. Heute<br />

ersetzt die Strandmuschel aus<br />

Zeltstoff die gute alte Sandburg.“<br />

Wer die Buddelei trotzdem<br />

als unverzichtbaren Teil seines<br />

Urlaubs betrachtet, der<br />

sollte genau darauf achten,<br />

wohin er reist. Denn nicht<br />

überall ist das Bauen von<br />

Sandburgen erlaubt. Auf Sylt,<br />

zum Beispiel, ist der Bau von<br />

Sandburgen ab einer bestimmten<br />

Größe aus Küstenschutzgründen<br />

untersagt. Außerdem<br />

will die Kurverwaltung so ein<br />

lästiges Problem loswerden: In<br />

der Vergangenheit wurden<br />

teure Strandkörbe, die von<br />

einer Sandburg umringt waren,<br />

häufig Opfer der Flut,<br />

wenn das Wasser den Weg in<br />

die Sandburg hinein aber hinterher<br />

nicht mehr hinaus fand,<br />

Kernkraft­Gegner sagen,<br />

dass bereits so geringe Werte<br />

– etwa fünf Prozent der normalen<br />

Hintergrundstrahlung<br />

– bei Risikogruppen wie<br />

Schwangeren geeignet sind,<br />

das Leukämierisiko bei Kleinkindern<br />

zu verdoppeln. Denn<br />

die Belastung könne kurzfristig<br />

stark ansteigen, wenn zum<br />

Beispiel bei einer Revision<br />

der Reaktordeckel geöffnet<br />

werden muss.<br />

und der Strandkorb so dauerhaft<br />

feucht stand.<br />

Dabei ist der klassische<br />

Sandwall rund um den eigenen<br />

Strandkorb so etwas wie die<br />

ursprünglichste Art des Sandburgenbaus,<br />

wie Dr. Harald<br />

Im 19. Jahrhundert<br />

fing alles an<br />

Nagellack hält<br />

länger im<br />

Kühlschrank!<br />

Richtig oder falsch?<br />

So etwa zwischen 3 und 15<br />

Euro kostet ein Fläschchen<br />

Nagellack. Da ist es ärgerlich,<br />

wenn die neue Traumfarbe<br />

eintrocknet. So manche Frau<br />

verfällt daher auf die Idee, den<br />

Nagellack in den Kühlschrank<br />

zu stellen, weil er dort angeblich<br />

länger hält. Doch das ist<br />

eine schlechte Idee, wie die<br />

Kosmetik­Wissenschaftlerin<br />

Dr. Meike Strecker gegenüber<br />

dem „stern“ erläuterte. Zum<br />

einen können die Lacke im<br />

Kimpel gegenüber der Bild­<br />

Zeitung erklärte: „Die erste<br />

Hochblüte erlebte die Sandburg<br />

im deutschen Kaiserreich<br />

Ende des 19. Jahrhunderts in<br />

Form von Strandburgen – wie<br />

mit dem Zirkel gezogenen<br />

Ringwällen um den Strandkorb<br />

herum. Damit markierte<br />

in der Regel das Familienoberhaupt<br />

seinen Revieranspruch.“<br />

Der erste Strandkorb der Geschichte<br />

war 1882 in Warnemünde<br />

vom Korbmachermeister<br />

Wilhelm Bartelmann (1845­<br />

1930) konstruiert worden.<br />

Wer besonders spektakuläre<br />

Sandburgen bauen möchte,<br />

sollte auf das richtige Mischungsverhältnis<br />

von Sand zu<br />

Wasser achten. Etwa ein Prozent<br />

Wasser gilt als ideal, wie<br />

Physiker der Universität Amsterdam<br />

herausgefunden haben.<br />

Sie bauten – allerdings unter<br />

Laborbedingungen – simple<br />

Sandzylinder verschiedener<br />

Dicke und Höhe. Dabei machten<br />

sie die typische Erfahrung,<br />

die auch jeder Tourist kennt,<br />

der sich schon mal an einer<br />

Sandburg versucht hat: Wird<br />

ein Turm zu hoch und schmal,<br />

bricht er unter seinem eigenen<br />

Gewicht zusammen. Wählt<br />

man die Mischung zu trocken,<br />

zerbröselt er, denn es sind<br />

winzige Brücken aus Wasser,<br />

die bei Sandburgen die einzelnen<br />

Sandkörner zusammenhalten.<br />

Mit der richtigen Mischung<br />

schafften es die Forscher,<br />

einen Zylinder mit 40<br />

Zentimetern Durchmesser 2,5<br />

Meter hoch werden zu lassen.<br />

Allerdings gibt es im Labor<br />

weder Sonne, noch Wind. Und<br />

auch keine kleinen und großen<br />

Kinder mit einem spontanen<br />

Anfall von Zerstörungswut.<br />

Fotos: Fotolia © R. Erler, mozZz, 7activestudio,<br />

U. Gernhoefer, Olexandr.<br />

Kühlschrank ebenso antrocknen<br />

wie anderswo, zum anderen<br />

geben sie dort Dämpfe ab,<br />

die dann von den Nahrungsmitteln<br />

aufgenommen werden.<br />

Am besten sei ein dunkler, trockener<br />

Ort zur Aufbewahrung<br />

geeignet, zum Beispiel der Badezimmerschrank.<br />

Entscheidend,<br />

so führte Dr. Strecker<br />

aus, sei es ohnehin, wie diszipliniert<br />

die Besitzerin das<br />

Fläschchen nach der Benutzung<br />

fest verschließe.


16 | Volkers Welt<br />

Sagen Sie uns Ihre Meinung:<br />

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SONNABEND<br />

16. JULI 2016<br />

LIEBESBRIEFE<br />

„Hier zittert mein Herz nach Dir“<br />

Da biste<br />

PLATT...<br />

>> Unsere Quizfrage handelte<br />

von Portugal, dem bedeutendsten<br />

Kork-Produzenten<br />

der Welt. Ob für Korken von<br />

Weinflaschen oder Bodenbeläge<br />

– ein Drittel der weltweiten<br />

Kork-Ernte stammt<br />

aus Portugal. Zwischen Mai<br />

und August wird dort die<br />

Rinde mit der Axt von den<br />

Korkeichen geschält. Eine<br />

Kunst für sich: Wer zu vorsichtig<br />

ist, kriegt die Rinde<br />

nicht los. Wer zu tief hineinschlägt,<br />

verletzt den Baum.<br />

Die 50 Euro hat gewonnen:<br />

Edith Damasiewicz aus Reinbek<br />

Wer bin ich?<br />

>> Dieses Tier lebt ausschließlich<br />

in Australien und<br />

verbringt die meiste Zeit mit<br />

Schlafen. Wie heißt es?<br />

A Faultier<br />

B Tapir<br />

C Wallaby<br />

D Wombat<br />

Kennen Sie die Lösung?<br />

Gewinnen Sie 50 Euro:<br />

01378 10 11 25*<br />

Rufen Sie bis zum 17. Juli,<br />

12 Uhr, an und nennen Sie uns die<br />

richtige Lösung. Der Gewinner wird<br />

ausgelost und benachrichtigt.<br />

Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />

*(50 Cent/Anruf aus dem Festnetz<br />

der Deutschen Telekom, Mobilfunkpreise können abweichen)<br />

100 Flakons<br />

>> Über 100 Duft-Flakons<br />

nennt die Schauspielerin<br />

Gwyneth Paltrow ihr Eigen.<br />

„Es passiert mir fast nie,<br />

dass ich ohne Duft aus dem<br />

Haus gehe“, verriet sie dem<br />

„stern“. In<br />

Deutschland<br />

setzt<br />

der Parfümerie-Einzelhandel<br />

knapp drei<br />

Milliarden<br />

Euro im<br />

Jahr um.<br />

Besonders<br />

beliebt sind Chanel Nr. 5 bei<br />

den Frauen und Boss (Hugo<br />

Boss) bei den Männern.<br />

Redensart:<br />

>> Mit seinem Latein am<br />

Ende zu sein bedeutet, nicht<br />

mehr weiter zu wissen. Lateinische<br />

Sprachkenntnisse<br />

gelten als Zeichen von Wissen<br />

und Können, man denke<br />

an Begriffe wie „Anglerlatein“<br />

oder „Jägerlatein“. Wie<br />

die Wendung entstand, ist<br />

unklar. Möglicherweise in<br />

der Medizin oder im Schülerjargon,<br />

wenn jemand verspottet<br />

wurde, weil er bei<br />

einem lateinischen Vortrag<br />

ins Stocken geriet.<br />

„Eine Million<br />

Küsse, heiß wie<br />

unter dem Äquator“,<br />

versprach<br />

Napoleon einst<br />

seiner Geliebten.<br />

Wann zum ersten Mal jemand<br />

die Worte „Ich liebe Dich“ auf<br />

ein Blatt Papier schrieb, lässt<br />

sich nicht mehr ermitteln. Liebesbriefe<br />

sind in der Literaturwissenschaft<br />

stets stiefmütterlich<br />

behandelt worden. Ihre<br />

Anfänge reichen zurück bis in<br />

die Zeit des Alten Roms. Plinius<br />

der Jüngere (61 bis 115 n.<br />

Chr.) ist der erste Autor, von<br />

dem Liebesbriefe erhalten geblieben<br />

sind. Er schrieb sie an<br />

seine dritte Ehefrau Calpurnia<br />

(„Es ist unglaublich, wie sehr<br />

ich mich nach dir sehne“).<br />

Ihre Blütezeit erlebten die<br />

Liebesbriefe allerdings erst im<br />

18. und 19. Jahrhundert, als die<br />

Post so weit entwickelt war,<br />

dass man auf die Antwort immer<br />

nur wenige Tage zu warten<br />

brauchte. Der Ton war<br />

empfindsam, vor allem bei den<br />

Vertretern der romantischen<br />

Dichtkunst. „Hier zittert mein<br />

Herz nach dir“, schrieb Friedrich<br />

Gottlieb Kloppstock seinem<br />

„Clärchen“. „Zwei Stunden habe<br />

ich nun schon auf dem Sofa<br />

gesessen und von dir geträumt“,<br />

verriet Clemens Brentano<br />

seiner späteren Frau Sophie<br />

Mereau. Und in dem 17­<br />

jährigen Friedrich Hölderlin löste<br />

die Begegnung mit der ein<br />

Jahr älteren Louise Nast einen<br />

Sturm der Gefühle aus: „Das<br />

war ein Brief von dir, liebe<br />

Seele! Hättest du mich sehen<br />

können, wie ich Tränen der innigsten<br />

Freude weinte auf dieses<br />

neue Zeichen deiner so unaussprechlich<br />

süßen, beglückenden<br />

Liebe.“<br />

Eine gängige Sitte war es,<br />

sich gegenseitig mit fantasievollen<br />

Kosenamen zu übertreffen.<br />

So schrieb Henriette<br />

Vogel 1811 an Heinrich von<br />

Kleist: „Mein Süßtönender,<br />

mein Schoßkindchen, mein<br />

Schmeichelkätzchen, mein<br />

Herzensnärrchen, mein Hyazinthenbeet.<br />

Meine Wiedergeburt,<br />

meine Freiheit, meine<br />

Fessel, mein zarter Page, mein<br />

Erzdichter. Meine Seele sollst<br />

du haben.“ Der Brief hatte<br />

Die<br />

„W“-Frage:<br />

MÜHSELIG Tinte und Feder wurden erst Mitte des 19. Jahrhunderts vom Füllfederhalter abgelöst.<br />

einen ernsten Hintergrund:<br />

Kleist war von Todessehnsucht<br />

erfüllt und hatte in der<br />

an Gebärmutterhalskrebs erkrankten<br />

Vogel eine Seelenverwandte<br />

gefunden. Am 21.<br />

November 1811 erschoss Kleist<br />

am Ufer des Kleinen Wannsees<br />

mit ihrem Einverständnis<br />

erst sie und dann sich.<br />

Aber sind Liebesbriefe<br />

heutzutage überhaupt noch<br />

zeitgemäß. Sein Innerstes in<br />

Worte zu fassen, fällt nicht jedem<br />

leicht, und so mancher<br />

Schüler hat schon die böse Erfahrung<br />

gemacht, dass seine<br />

sich mühsam abgerungenen<br />

Zeilen von einer Clique kichernder<br />

Mädchen auf dem<br />

Schulhof Wort für Wort rezitiert<br />

werden. 40 Prozent der<br />

Wie viele<br />

Planeten könnten<br />

BEWOHNT sein?<br />

Deutschen haben nach einer<br />

Umfrage der online­Partnervermittlung<br />

„Elitepartner“<br />

noch nie einen Liebesbrief geschrieben.<br />

Folglich kennen sie<br />

dann aber wahrscheinlich<br />

auch nicht das Gefühl, mit<br />

pochendem Herzen und<br />

schweißnassen Händen die ersehnte<br />

Post zu öffnen. Wer nur<br />

mit SMS­Kürzeln wie<br />

„HDGDL“ (Hab’ dich ganz doll<br />

lieb!“) operiert, verpasst das<br />

Beste im Leben.<br />

Zur Sache,<br />

Schätzchen!<br />

Sind wir allein im Weltall?<br />

Oder gibt es irgendwo da<br />

draußen Leben? Fragen, von<br />

denen die Menschheit seit<br />

Generationen fasziniert ist.<br />

Tatsächlich ist die Wahrscheinlichkeit<br />

sehr hoch, dass<br />

irgendwo da draußen Leben<br />

existiert. Im November 2013<br />

gab die amerikanische Raumfahrtbehörde<br />

NASA offizielle<br />

Schätzungen bekannt, nach<br />

denen es allein in unserer Galaxie,<br />

der Milchstraße, über<br />

zehn Milliarden bewohnbarer<br />

Planeten geben dürfte, die in<br />

Größe und Umlaufbahn<br />

unserer Erde ähneln.<br />

Wie kommt man auf so<br />

eine Zahl? Grundlage sind<br />

Daten aus vier Jahren Himmelsbeobachtung<br />

mit dem<br />

Kepler­Weltraumteleskop,<br />

das die Sonne umkreist und<br />

dabei starr auf 190 000 Sterne<br />

im Sternbild Schwan ausgerichtet<br />

ist. Ziel ist es, auffällige<br />

Helligkeitsschwankungen<br />

festzustellen, die auf das Vorbeiziehen<br />

eines für das Teleskop<br />

„unsichtbaren“ Planeten<br />

hindeuten. Bei 42 000 Sternen<br />

fanden die Forscher auf<br />

diese Weise 603 erdähnliche<br />

Planeten. Hochgerechnet auf<br />

die gesamte Milchstraße ergibt<br />

sich dann die Zahl von<br />

zehn Milliarden Planeten, die<br />

bewohnt sein könnten.<br />

Der König der Schwerenöter<br />

war Johann Wolfgang von<br />

Goethe. Im Lauf seiner knapp<br />

82 Lebensjahre schrieb er insgesamt<br />

230 Liebesgedichte an<br />

13 Frauen. Weitere 48 Gedichte<br />

können nicht eindeutig zugeordnet<br />

werden. In seinen<br />

Liebesbriefen schreibt der 21­<br />

jährige Goethe seiner ersten<br />

großen Liebe, Friederike Brion,<br />

stürmisch und kokett vom<br />

„Andenken unsrer niedlichen<br />

und mutwilligen Lustbarkeiten“.<br />

So ein Tonfall war zwölf<br />

Jahre später gegenüber der<br />

nüchternen, sieben Jahre älteren<br />

Charlotte von Stein nicht<br />

drin. Ob sein Verhältnis zu ihr<br />

nur erotisch­platonischer oder<br />

sexueller Art war, darüber rätselt<br />

die Wissenschaft. Auf jeden<br />

Fall war es schmerzhaft,<br />

was Goethe kunstvoll ausdrückte:<br />

„So tief Deine Liebe<br />

drang und mir wohl machte, so<br />

Die Elster ist<br />

ein diebischer<br />

Vogel!<br />

Richtig oder falsch?<br />

Elstern gelten in Asien als<br />

„Glücksbotin“, doch hierzulande<br />

haben die Tiere einen<br />

schlechten Ruf. Im Mittelalter<br />

schimpfte man sie „Hexenvögel“<br />

oder „Galgentiere“, in der<br />

Mythologie gilt die Elster als<br />

Vogel der Todesgöttin Hel.<br />

Und sie sind als diebisch<br />

verschrien. Angeblich ist kein<br />

glitzerner Ring vor ihnen sicher.<br />

„Alles Unfug“, sagen Forscher<br />

der Universität Exeter in<br />

Großbritannien. In 64 Tests<br />

tief hat der Schmerz die Wege<br />

gefunden und zieht mich in<br />

mir selbst zusammen.“ Nach<br />

Goethes Italien­Reise 1786 zerbrach<br />

die Beziehung, und der<br />

Dichter verliebte sich in die 16<br />

Jahre jüngere Christiane Vulpius,<br />

die er 1806 heiratete. In<br />

einem Liebesbrief an sie vom<br />

10. September 1792 klingt der<br />

mittlerweile 43­jährige Goethe<br />

plötzlich wie ein schüchterner<br />

Teenager: „Behalte mich ja<br />

lieb! Denn ich bin manchmal<br />

in Gedanken eifersüchtig und<br />

stelle mir vor, dass Dir ein<br />

andrer besser gefallen könnte.“<br />

Was zu der beruhigenden<br />

Erkenntnis führt, dass auch<br />

große, erfolgreiche Männer<br />

vor der Anmut und Schönheit<br />

einer Frau ganz hilflos und<br />

klein werden können. Selbst<br />

erfolgreiche Feldherrn wie Napoleon<br />

Bonaparte sind da keine<br />

Ausnahme. Doch wer täglich<br />

um sein Leben fürchten muss,<br />

der redet nicht lange um den<br />

heißen Brei herum, sondern<br />

kommt zur Sache. „In Kurzem<br />

hoffe ich, Dich in meine Arme<br />

zu schließen und Dich mit<br />

einer Million Küssen, so heiß<br />

wie unter dem Äquator, zu bedecken“,<br />

schreibt er am 13. November<br />

1896 seiner großen<br />

Liebe Joséphine. In einem anderen<br />

Brief vom 17. Juli 1796<br />

stellt er schwärmerisch fest:<br />

„Der Zauber der unvergleichlichen<br />

Joséphine entfacht immer<br />

von Neuem die wildglühende<br />

Flamme meines Herzens<br />

und meiner Sinne.“ Fürwahr<br />

ein Eroberer!<br />

Auch Francois­Marie Arouet,<br />

alias Voltaire, musste als<br />

Außenseiter am französischen<br />

Königshof beständig auf der<br />

Hut sein, dass ihn nicht der<br />

Dolch eines Rivalen niederstreckte.<br />

Gegenüber der Liebe<br />

seines Lebens, Marie­Louise<br />

Denis, wird er daher so konkret<br />

wie es sich gerade noch<br />

ziemte: „Sie sagen mir, dass<br />

mein Brief brennende sinnliche<br />

Begierde in Ihnen geweckt<br />

hat, und auch ich brenne vor<br />

Begierde.“ Wenn er dann noch<br />

betont beiläufig einfließen<br />

lässt: „Man wollte mich begraben,<br />

aber ich bin ihnen entschlüpft“,<br />

klingt er wie ein früher<br />

James Bond. Welche Frau<br />

hätte da schon widerstehen<br />

können?<br />

Fotos: dpa; Fotolia © JackF; Nik Merkulov,<br />

Konstantin Yuganov, phive2015.<br />

hatten sie das Verhalten der<br />

Vögel untersucht. Neben etwas<br />

Futter wurden eine Reihe<br />

glitzernder Ringe und Schrauben<br />

sowie einige mattblaue<br />

Stücke gelegt. Ergebnis: In 62<br />

der 64 Tests sammelten die<br />

Elstern lieber etwas Futter für<br />

ihren Wintervorrat ein und<br />

verschmähten das Glitzerzeug.<br />

Dieses schien sie eher zu ängstigen.<br />

So pickten sie weniger<br />

von dem Futter, wenn<br />

Schmuck in der Nähe lag.


16 | Volkers Welt<br />

Sagen Sie uns Ihre Meinung:<br />

Bergedorfer Zeitung | Volkers Welt | Curslacker Neuer Deich 50 | 21029 Hamburg<br />

oder per Mail: volkers.welt@bergedorfer-zeitung.de<br />

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www.bergedorfer-zeitung.de/volkerswelt<br />

SONNABEND<br />

23. JULI 2016<br />

PLASTIKMÜLL<br />

Eine Gefahr für die Weltmeere<br />

Da biste<br />

PLATT...<br />

>> Nach einem australischen<br />

Tier war beim Gewinnspiel<br />

gefragt. Gesucht war der<br />

Wombat. Die gemütlichen<br />

Zeitgenossen, die bis zu 1,20<br />

Meter groß und 40 Kilogramm<br />

schwer werden können,<br />

verbringen einen Großteil<br />

des Tages mit Faulenzen.<br />

Es sei denn, sie graben gerade<br />

an ihrer Wohnhöhle. Da<br />

sind sie echte Künstler. Ihre<br />

Höhlen können bis zu 20<br />

Meter lang werden und bis<br />

zu 3,5 Meter tief liegen.<br />

Die 50 Euro hat gewonnen:<br />

Carola Althoff aus Nettelnburg<br />

Ein Leben im Flug<br />

>> Mauersegler sind die<br />

Flugkünstler unter den heimischen<br />

Zugvögeln. Wie<br />

lange können sie ununterbrochen<br />

in der Luft bleiben?<br />

A 3 Stunden<br />

B 3 Tage<br />

C 3 Monate<br />

D 3 Jahre<br />

Kennen Sie die Lösung?<br />

Gewinnen Sie 50 Euro:<br />

01378 10 11 25*<br />

Rufen Sie bis zum 24. Juli,<br />

12 Uhr, an und nennen Sie uns die<br />

richtige Lösung. Der Gewinner wird<br />

ausgelost und benachrichtigt.<br />

Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />

13<br />

*(50 Cent/Anruf aus dem Festnetz<br />

der Deutschen Telekom, Mobilfunkpreise können abweichen)<br />

>> Viele Lottospieler kreuzen<br />

gern die „13“ an, weil sie<br />

eine besondere Zahl ist.<br />

Was sie oft nicht ahnen:<br />

Keine andere Zahl wird so<br />

selten gezogen, nämlich in<br />

61 Jahren bislang nur 610<br />

Mal. Am häufigsten fiel die<br />

„26“, nämlich 728 Mal. Kurios:<br />

Bei der Lotto-Premiere<br />

am 9. Oktober 1955 zogen<br />

zwei Waisenmädchen die<br />

„13“ als allererste Gewinnzahl<br />

der Geschichte.<br />

Auf jeden Meter<br />

Ufer kommen<br />

15 Einkaufstüten<br />

voll Plastik in<br />

den Ozeanen.<br />

Ferienzeit! Millionen Touristen<br />

strömen in den kommenden<br />

Wochen an die Strände<br />

vom Mittelmeer bis Mexiko,<br />

von Skandinavien bis Südostasien.<br />

Wenn sie wieder abgereist<br />

sind, bleibt tonnenweise<br />

Plastikmüll zurück. Und der<br />

wird für die Weltmeere langsam<br />

zum Problem.<br />

Umweltverbände warnen<br />

schon seit Jahren, denn die<br />

Verschmutzung hat Dimensionen<br />

angenommen, die für die<br />

Weltmeere langsam zur Gefahr<br />

werden. Allerdings kennt<br />

niemand das genaue Ausmaß.<br />

Die Schätzungen belaufen sich<br />

laut Naturschutzbund (NABU)<br />

auf fünf bis zwölf Millionen<br />

Tonnen Plastikmüll, die jährlich<br />

in die Ozeane gelangen.<br />

Der World Widelife Fund for<br />

Nature (WWF) geht von sieben<br />

Millionen Tonnen aus,<br />

Forscher der University of<br />

Georgia kamen bei ihren Berechnungen<br />

auf acht Millionen<br />

Tonnen. Umgerechnet auf die<br />

Küsten, entspricht das 15 Einkaufstüten<br />

voll Plastikmüll für<br />

jeden Meter Ufer weltweit,<br />

gab die Umweltingenieurin<br />

Jenna Jambeck von der University<br />

of Georgia 2015 gegenüber<br />

dem „Spiegel“ an.<br />

46 000 Teile Plastik<br />

pro Quadratkilometer<br />

Ozean<br />

Selbst wenn man nur von<br />

der Untergrenze von fünf Millionen<br />

Tonnen Plastikmüll pro<br />

Jahr ausgeht, so entspricht das<br />

schon ziemlich exakt der Menge<br />

Thunfisch, die weltweit pro<br />

Jahr gefangen wird. Der WWF<br />

nennt die Zahl von 46 000 Teilen<br />

Plastik pro Quadratkilometer<br />

Ozean, die heute schon in<br />

unseren Meeren schwimmen.<br />

Tendenz stark steigend.<br />

Als im vergangenen Januar<br />

einige Pottwale an der Nordseeküste<br />

strandeten, bot sich<br />

den Wissenschaftlern eine unverhoffte<br />

Chance, das Problem<br />

näher zu ergründen. Die Autopsie<br />

der Tiere ergab, dass<br />

MEER AUS MÜLL Eine Umwelt-Aktivistin sammelt Plastikreste an einem stark verschmutzten Strand in Italien.<br />

vier der 13 Pottwale größere<br />

Mengen Plastikmüll im Magen<br />

hatten. Unter anderem fanden<br />

sich die Plastikabdeckung<br />

eines Autos und ein 13 Meter<br />

langes Fischernetz. Bei zwei<br />

Walen, so schätzt der NABU,<br />

waren die Plastikmengen im<br />

Magen bereits so groß, dass<br />

die Tiere über kurz oder lang<br />

daran gestorben wären. Solche<br />

Fälle hat es bereits gegeben:<br />

2012 wurde in Spanien ein toter<br />

Pottwal angeschwemmt,<br />

dessen Magen von 36 Metern<br />

Plastikfolie verstopft war. Er<br />

war sozusagen mit vollem Magen<br />

verhungert.<br />

Der NABU schätzt, dass bis<br />

zu einer Million Seevögel und<br />

Hunderttausende Wale, Robben<br />

und Delfine jedes Jahr am<br />

Plastikmüll in den Weltmeeren<br />

zugrunde gehen. Um dem<br />

Problem entgegenzuwirken,<br />

hat der NABU 2013 gemeinsam<br />

mit dem Land Niedersachen<br />

das Projekt „Fishing for Litter“<br />

In gestrandeten Walen finden sich mitunter große Mengen an<br />

Plastikmüll. Daran können Wissenschaftler ablesen, wie stark die<br />

Verschmutzung der Meere zugenommen hat.<br />

ins Leben gerufen. Die Idee:<br />

Die Fischer sammeln auf hoher<br />

See den Plastikmüll, den<br />

sie als „Beifang“ in ihren Netzen<br />

finden, und bringen ihn<br />

zur kostenlosen Entsorgung an<br />

Land. 90 Krabben­ und Miesmuschelkutter<br />

an der Nordseeküste<br />

beteiligen sich bereits<br />

und fischten pro Jahr<br />

zwischen drei und sieben Tonnen<br />

Plastikabfälle aus der<br />

Nordsee.<br />

Ein schöner Erfolg, aber effektiver<br />

wäre es zweifellos,<br />

wenn gar nicht erst soviel<br />

Plastikmüll in die Umwelt gelangen<br />

würde. In den Ländern<br />

der westlichen Welt landen<br />

nur 2 Prozent der Plastikabfälle<br />

in der Natur. Ganz anders<br />

sieht es nach einer Statistik<br />

der University of Georgia in<br />

Ländern wie Indien (87%), Indonesien<br />

(83%) oder China<br />

(78%) aus, wo das Entsorgungssystem<br />

nicht mit der<br />

boomenden Wirtschaft mithält.<br />

Auch in vielen afrikanischen<br />

Entwicklungsländern<br />

gelangen zwischen 70 und 90<br />

Prozent der Plastikabfälle in<br />

die Umwelt.<br />

Uns Touristen bleibt derweil<br />

nur, mit gutem Beispiel<br />

voranzugehen. Dass man im<br />

Urlaub am Strand keine Plastikflaschen<br />

zurücklässt, sollte<br />

Ehrensache sein. Doch die<br />

traurige Wahrheit ist, dass es<br />

auch umweltbewusste Bürger<br />

kaum vermeiden können, die<br />

Natur mit Plastik zu verschmutzen.<br />

Nehmen wir die<br />

Waschmaschine: Ein einziger<br />

Fleece­Pullover verliert nach<br />

Angaben des WWF bei jedem<br />

Waschgang bis zu 2000 winzig<br />

kleine Fasern, die so klein<br />

sind, dass sie weder im Sieb<br />

der Waschmaschine, noch in<br />

der Kläranlage hängen bleiben,<br />

sondern direkt ins Meer gelangen.<br />

Und auch Zahnpasta, Kosmetik­Produkte<br />

oder Duschgel<br />

enthalten winzige Plastikkügelchen,<br />

um den Reinigungseffekt<br />

zu verstärken. In der Summe<br />

ergibt das riesige Mengen.<br />

Das Problem des Plastikmülls<br />

in den Weltmeeren wird uns<br />

also auch in den kommenden<br />

Jahrzehnten weiter begleiten.<br />

Fotos: dpa (2); Fotolia © fmarsicano,<br />

Nailia Schwarz, Gernot Krautberger, ra2<br />

studio.<br />

Redensart:<br />

Die<br />

„W“-Frage:<br />

Woher kommt<br />

das HERZ auf<br />

der Toilettentür?<br />

Schon an Sport<br />

zu denken,<br />

macht fit!<br />

Richtig oder falsch?<br />

>> Ein Schaumschläger ist<br />

jemand, der viel aufgeblasenes<br />

Zeug daherredet, hinter<br />

dem aber nicht viel steckt.<br />

Vergleichbare Wendungen<br />

gibt es auch in Frankreich<br />

und Russland. „Schaum ist<br />

kein Bier“, sagte man früher,<br />

um Schaum als wertlose Sache<br />

zu brandmarken. Aus<br />

Schwaben stammt der<br />

Spruch: „Fett schwimmt<br />

oben, aber Schaum noch<br />

weiter oben.“<br />

Eine Holztür mit einem eingeschnitzten<br />

Herz, das erkennt<br />

jeder sofort als Eingang<br />

zu einem Plumpsklo früherer<br />

Zeiten. Das Loch in der Tür<br />

diente zum einen der Entlüftung,<br />

zum anderen konnte<br />

durch einen vorsichtigen<br />

Blick hinein geprüft werden,<br />

ob das stille Örtchen unbesetzt<br />

war.<br />

Doch warum ein Herz?<br />

Dafür gibt es allerlei fantasievolle<br />

Erklärungen. Zum Beispiel<br />

die, das Herz könnte<br />

eine stilisierte Form des Hinterns<br />

sein. Oder auf den Zusammenhang<br />

von Körper und<br />

Seele verweisen, getreu der<br />

bayerischen Redensart:<br />

„Wenn’s Arscherl brummt,<br />

ist’s Herzerl g’sund.“<br />

Die nüchterne Antwort jedoch<br />

lautet: Das war gar nicht<br />

so, dass früher jede Toilettentür<br />

ein eingeschnitztes<br />

Herz als Entlüftungsloch hatte.<br />

Wir glauben das nur. Tatsächlich<br />

traf das auf nur etwa<br />

jede hundertste Tür zu. Alle<br />

anderen Türen hatten eine<br />

schlichte Raute oder ein<br />

Quadrat. Doch weil das Herz<br />

eine so hübsche Form ist, haben<br />

sich in unserer Vorstellung<br />

die Türen mit einem<br />

Herzchen als die einzig typische<br />

Form einer früheren Toilettentür<br />

erhalten.<br />

Nur an Sport DENKEN zu<br />

müssen, um fitter zu werden,<br />

anstatt sich im Fitness­Studio<br />

mit Gewichten zu quälen. Das<br />

klingt wie ein Traum. Ein<br />

Stück weit funktioniert das<br />

tatsächlich, wie Brian Clark<br />

von der Ohio University herausfand.<br />

Er ließ 29 Freiwilligen<br />

für einen Monat das<br />

Handgelenk bandagieren. Elf<br />

Testpersonen sollten sich an<br />

fünf Tagen in der Woche für<br />

jeweils elf Minuten ganz auf<br />

das Handgelenk konzentrieren<br />

und sich vorstellen, sie würden<br />

trainieren. Der Rest bekam<br />

keine Vorgabe. Nach<br />

einem Monat hatten diejenigen,<br />

die regelmäßig an Sport<br />

gedacht hatten, doppelt soviel<br />

Kraft in ihren Handgelenken.<br />

Zwar war nicht die Menge an<br />

Muskulatur größer geworden,<br />

aber durch das Denken an<br />

Sport waren die Steuersignale<br />

vom Gehirn an die Muskulatur<br />

gestärkt worden.


16 | Volkers Welt<br />

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SONNABEND<br />

30. JULI 2016<br />

KRETA<br />

Sonnigste Insel im Mittelmeer<br />

Da biste<br />

PLATT...<br />

>> Jeden Sommer klingt das<br />

charakteristische „Sriiih“,<br />

„Sriiih“ der Mauersegler am<br />

norddeutschen Himmel. Von<br />

Mai bis August sind die flinken<br />

Vögel zum Brüten bei<br />

uns zu Besuch. Den Rest der<br />

Zeit verbringen sie südlich<br />

der Sahara. Mauersegler<br />

sind Flugkünstler: Sie essen,<br />

schlafen, trinken und paaren<br />

sich sogar in der Luft. Bis zu<br />

drei Jahre verbringen sie am<br />

Stück in der Luft, bevor sie<br />

geschlechtsreif werden und<br />

zum Brüten auch mal landen<br />

müssen.<br />

Die 50 Euro hat gewonnen:<br />

Jutta Distel aus Schwarzenbek<br />

Weibliche Seite<br />

>> Der ehemalige US-Präsident<br />

George W. Bush hatte<br />

in seiner Jugend auf der<br />

High School<br />

und im College<br />

ein<br />

Hobby, das<br />

sonst eher<br />

bei Mädchen<br />

beliebt ist.<br />

Welches?<br />

A Cheerleading<br />

B Stricken<br />

C Töpfern<br />

D Voltigieren<br />

Kennen Sie die Lösung?<br />

Gewinnen Sie 50 Euro:<br />

01378 10 11 25*<br />

Rufen Sie bis zum 31. Juli,<br />

12 Uhr, an und nennen Sie uns die<br />

richtige Lösung. Der Gewinner wird<br />

ausgelost und benachrichtigt.<br />

Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />

*(50 Cent/Anruf aus dem Festnetz<br />

der Deutschen Telekom, Mobilfunkpreise können abweichen)<br />

12 kg<br />

>> Der Softwareentwickler<br />

Adam Osborne präsentierte<br />

1981 der Welt den „Osborne<br />

1“, den ersten tragbaren<br />

Computer. Ein Rechner in<br />

Koffergröße, quasi der erste<br />

Laptop der Welt. Er wog<br />

stolze zwölf Kilogramm, was<br />

aber eher gefeiert als kritisiert<br />

wurde. Heutzutage<br />

muss alles leicht sein: Moderne<br />

Laptops wiegen ein<br />

bis zwei Kilogramm.<br />

TRAUM IN BLAU, TÜRKIS UND WEISS Elafonisi Beach im Südwesten Kretas. Der Sandstrand ist durch winzige Muschelteilchen stellenweise rosa gefärbt.<br />

Rakomelo ­ der<br />

süß­herbe Likör<br />

wird bei einem<br />

typisch kretischen<br />

Tavernen­<br />

Abend gereicht.<br />

Vangelis‘ Händedruck ist hart,<br />

aber herzlich. Die Taverne des<br />

kräftig gebauten Griechen<br />

liegt am Fuße des Kournas,<br />

dem einzigen großen Süßwasser­See<br />

auf Kreta. Die viel beschriebene<br />

griechische Gastfreundschaft<br />

ist bei Vangelis<br />

kein Klischee, sondern natürliches<br />

Programm. Ein großer<br />

Grill, Fleisch satt, Gemüse aus<br />

eigenem Anbau, rustikale<br />

Holzmöbel und viel Herzlichkeit<br />

sind die Zutaten für einen<br />

typischen kretischen Tavernen­Abend.<br />

Die Musik dazu<br />

kommt nicht aus Vangelis’ Anlage,<br />

sondern aus den zahllosen<br />

Olivenbäumen, Pinien,<br />

Zypressen und Wacholderbüschen.<br />

Horden von männlichen<br />

Singzikaden liefern mit<br />

ihrem Zirpen den vertrauten<br />

Sound des Mittelmeer­<br />

Urlaubs. Je lauter, desto heißer<br />

soll es am nächsten Tag<br />

werden, wird sich auf der Insel<br />

erzählt.<br />

Ein Abend in dieser Postkarten­Idylle<br />

lässt erahnen,<br />

warum in der Identität der Bewohner<br />

das Gefühl mitschwingt,<br />

besondere Griechen<br />

zu sein. Ökonomisch geht es<br />

Touristen­Magnet Kreta ohnehin<br />

besser als vielen anderen,<br />

von der Finanzkrise gebeutelten<br />

Regionen Griechenlands.<br />

Ein Blick in die reiche Geschichte<br />

der mit gut acht<br />

Quadratkilometern größten<br />

griechischen Insel (mehr als<br />

doppelt so groß wie Mallorca)<br />

unterstreicht diese Besonderheit.<br />

Vor über 3500 Jahren entwickelte<br />

sich auf Kreta mit der<br />

minoischen Kultur die erste<br />

europäische Hochkultur.<br />

Durch die Lage der breit gezogenen<br />

Insel (255 Kilometer<br />

Luftlinie zwischen West­ und<br />

Ostküste) zwischen Orient,<br />

Europa und Afrika sowie ihrer<br />

Entfernung zum griechischen<br />

Festland hat sich bei den Bewohnern<br />

Kretas ein großes<br />

Maß an Eigenständigkeit entwickelt<br />

– gepaart mit Widerstandsfähigkeit.<br />

Die Kreter<br />

mussten sich immer wieder<br />

gegen fremde Mächte zur<br />

Wehr setzen, die die Insel erobern<br />

wollten. Das sitzt auch<br />

heute noch tief.<br />

„Megali Nisos“ (Großinsel)<br />

nennen die Kreter ihre Heimat.<br />

Damit drücken sie aus,<br />

dass Kreta bisweilen wie ein<br />

eigener Kontinent anmutet.<br />

Neben der reichen kulturellen<br />

Geschichte heben die Einheimischen<br />

dabei vor allem auf<br />

die geografischen Gegebenheiten<br />

ab. Durch Kretas Lage weit<br />

im Südosten des Mittelmeeres<br />

(südlicher als Gibraltar)<br />

herrscht auf der Insel zum Teil<br />

afrikanisch anmutendes Klima,<br />

vor allem auf der Südhälfte.<br />

Auf der Nordseite hat die<br />

europäische Wetterlage mehr<br />

Einfluss und drückt die Temperaturen<br />

um einige Grad im<br />

Vergleich zum Süden. Eine<br />

west­östlich verlaufende, eindrucksvolle<br />

Gebirgskette dient<br />

als massive Klima­Trennwand<br />

und sorgt gleichzeitig dafür,<br />

dass der Besucher schon mal<br />

vergessen kann, dass er sich<br />

auf einer Insel befindet.<br />

Von trocken-heiß<br />

bis feucht-alpin<br />

Den weitläufigen Strand<br />

von Georgioupoli und das<br />

glasklare Mittelmeer­Wasser<br />

zu genießen, während sich<br />

hinter dem Besucher ein Bergmassiv<br />

auf über 2000 Meter<br />

Höhe erhebt, mit schneebedeckten<br />

Bergspitzen, hat etwas<br />

Spezielles. Von trocken­heiß<br />

bis feucht­alpin hat Kreta zahlreiche<br />

Klimazonen zu bieten.<br />

Ist es am Strand extrem windig<br />

und wolkig, kann es fünf<br />

Kilometer weiter schon wieder<br />

windstill bei strahlend<br />

blauem Himmel sein. Mit rund<br />

300 Sonnentagen pro Jahr ist<br />

Kreta zusammen mit Zypern<br />

die sonnigste Insel im Mittelmeer.<br />

Um das nach Sizilien, Sardinien,<br />

Zypern und Korsika<br />

fünftgrößte Mittelmeereiland<br />

entspannt erkunden zu können,<br />

ist ein Mietauto alternativlos.<br />

Dabei gibt es allerdings<br />

ein, zwei Kleinigkeiten zu beachten.<br />

Zum einen Schlaglöcher<br />

und Ziegenherden. Beides<br />

kann auf den Straßen Kretas,<br />

die landeinwärts auch gerne<br />

zu Pfaden mutieren, ziemlich<br />

unvermittelt auftauchen. Zum<br />

anderen gilt es, die „Freestyle­<br />

Fahrweise“ der Einheimischen<br />

einzuplanen. Fahrspuren werden<br />

von Kretern eher als Vorschlag,<br />

denn Vorschrift interpretiert.<br />

Dementsprechend befindet<br />

sich die Ideallinie der<br />

Kreter in Kurven des Öfteren<br />

auf der Gegenverkehrsseite.<br />

Äußerstes Rechtsfahren ist für<br />

ein entspanntes Ankommen<br />

hilfreich. Es empfiehlt sich, es<br />

den Griechen gleichzutun und<br />

die Hupe mit dergleichen<br />

Selbstverständlichkeit zu benutzen<br />

wie sie. Vor unübersichtlichen<br />

Kurven – und davon<br />

gibt es auf Kreta einige –<br />

wird zwecks Vorankündigung<br />

gehupt.<br />

Die kurze Fahrt zu Vangelis<br />

hat zwei Huper beinhaltet.<br />

Wie viele auf der Rückfahrt<br />

angebracht sind, daran denkt<br />

in unserer gemütlichen Runde<br />

noch niemand. Vangelis hat<br />

ein goldgelbes Getränk auf den<br />

Tisch gestellt. Die Abfüllung<br />

in unetikettierten Plastikflaschen<br />

lässt den gemeinen Mitteleuropäer<br />

zunächst etwas<br />

misstrauisch werden. Doch die<br />

entwaffnende Freundlichkeit<br />

des Gastgebers, der bereits mit<br />

am Tisch sitzt und die erste<br />

Runde einschenkt, lässt einem<br />

keine Wahl. „Rakomelo“ sagt<br />

Vangelis und prostet dem Besucher<br />

zu. Der süß­herbe Likör<br />

ist typisch kretisch und<br />

einfach lecker. „Raki“ (Tresterschnaps)<br />

und „Meli“ (Honig)<br />

sind Zutaten und Namensgeber<br />

zugleich. Zimt und<br />

Gewürznelken runden den Geschmack<br />

ab. Auf der handschriftlichen<br />

Rechnung finden<br />

sich die Rakomelo­Flaschen<br />

freilich nicht wieder. Ehrensache<br />

für Vangelis, der auch nur<br />

unter Androhung roher Gewalt<br />

ein ordentliches Trinkgeld<br />

akzeptiert. Ansonsten wäre<br />

das Preis­Leistungs­Verhältnis<br />

doch etwas arg schief<br />

ausgefallen …<br />

Autor: Matthias Heidrich<br />

Fotos: dpa; Fotolia © arsdigital, rdnzi,<br />

psdesign 1, jolopes.<br />

Redensart:<br />

Die<br />

„W“-Frage:<br />

Was sind<br />

EDDYS?<br />

Abgelenkte<br />

Eltern hemmen<br />

ihre Kinder!<br />

Richtig oder falsch?<br />

>> Casus knacksus nennen<br />

wir umgangssprachlich den<br />

Kern einer Sache oder den<br />

Knackpunkt einer Diskussion.<br />

Das klingt nach Latein<br />

und Bildung zugleich. Dabei<br />

handelt es sich lediglich um<br />

eine scherzhaft latinisierende<br />

Bildung von „zu knacken“.<br />

„Casus“ ist der „Fall“, der<br />

einen „knacksus“ hat, einen<br />

Knackpunkt.<br />

Seefahrer wissen, worum es<br />

geht, wenn von „Eddys“ die<br />

Rede ist. Sie erkennen sie an<br />

der Ansammlung von Algen,<br />

Müll oder Treibgut, das sich<br />

auf einmal in einem Meergebiet<br />

ballt. Denn „Eddys“ saugen<br />

alles ein, was sie zu fassen<br />

kriegen. Es handelt sich<br />

um riesige Wirbel im Meer.<br />

Sie rotieren zwar nicht<br />

schnell, sind dafür aber zum<br />

Teil mehrere hundert Kilometer<br />

breit und bis zu einen<br />

Kilometer tief. Das macht sie<br />

für unser Ökosystem enorm<br />

wichtig. Denn durch ihren<br />

Tiefgang durchmischt sich<br />

das Meer besser und wichtige<br />

Nährstoffe gelangen an die<br />

Meeresoberfläche. Neues Leben<br />

kann entstehen.<br />

Die Erddrehung zwingt<br />

Meeresströmungen in Kurven,<br />

die sich immer weiter<br />

krümmen, bis Eddys entstehen.<br />

Wie Hoch­ oder Tiefdruckgebiete<br />

drehen sie sich<br />

mal mit und mal gegen den<br />

Uhrzeigersinn. Durch Satelliten,<br />

die elektromagnetische<br />

Wellen zur Erde senden, haben<br />

Forscher herausgefunden,<br />

dass diese gigantischen<br />

Wasserwirbel Mulden haben.<br />

Das Zentrum von Eddys liegt<br />

ungefähr einen halben Meter<br />

tiefer als das Meer drumherum.<br />

Viele Eltern kennen das:<br />

Nebenbei aufs Smartphone<br />

schielen, während eigentlich<br />

mit dem Kind gepuzzelt wird.<br />

Oder der Versuch, einen Blick<br />

auf die Zeitung zu erhaschen,<br />

die eigentlich als Unterlage für<br />

die Malversuche des Nachwuchses<br />

dient. So ein Verhalten<br />

ist menschlich, aber für die<br />

Entwicklung des Kindes nicht<br />

gerade förderlich. US­amerikanische<br />

Forscher haben herausgefunden:<br />

Wenn Eltern<br />

beim Spielen abgelenkt sind,<br />

könnte dies die Konzentrationsfähigkeit<br />

der Kinder langfristig<br />

beeinträchtigen. Die Fähigkeit,<br />

dem Blick eines anderen<br />

zu folgen, entwickelt sich<br />

etwa im Alter von einem Jahr.<br />

Das spielt beim Lernen und in<br />

der Entwicklung eine wichtige<br />

Rolle. Dementsprechend leicht<br />

lassen sich Kleinkinder von<br />

der Unaufmerksamkeit ihrer<br />

Eltern ablenken und werden in<br />

ihrer Entwicklung gehemmt.


24 | Volkers Welt<br />

Sagen Sie uns Ihre Meinung:<br />

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SONNABEND<br />

6. AUGUST 2016<br />

TATORT<br />

Deutschlands Kult-Krimi<br />

Da biste<br />

PLATT...<br />

>> In der vergangenen Woche<br />

haben wir bei unserem<br />

Gewinnnspiel nach dem ausgefallenen<br />

High-School-Hobby<br />

von George W. Bush gefragt.<br />

Cheerleading war richtig.<br />

Der 43. Präsident der<br />

USA, der von 2001 bis 2009<br />

regierte, gehörte in den 60er<br />

Jahren zu den Jungs neben<br />

dem Feld, die die Baseballer<br />

anfeuerten. Eine Familientradition,<br />

denn auch Vater<br />

George Bush und Opa Prescott<br />

Sheldon Bush waren<br />

Cheerleader.<br />

Die 50 Euro hat gewonnen:<br />

Astrid Garber-Lewandowski aus Börnsen<br />

Prominent<br />

>> Künstlernamen<br />

sind<br />

heute gang<br />

und gäbe.<br />

Guildo Horn<br />

ist zum Beispiel<br />

einer.<br />

Dabei ist der<br />

bürgerliche Name des Sängers<br />

durchaus bekannt. Wie<br />

lautet er wohl?<br />

A Joachim Gauck<br />

B Roman Herzog<br />

C Horst Köhler<br />

D Johannes Rau<br />

Kennen Sie die Lösung?<br />

Gewinnen Sie 50 Euro:<br />

01378 10 11 25*<br />

Rufen Sie bis zum 7. August,<br />

12 Uhr, an und nennen Sie uns die<br />

richtige Lösung. Der Gewinner wird<br />

ausgelost und benachrichtigt.<br />

Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />

*(50 Cent/Anruf aus dem Festnetz<br />

der Deutschen Telekom, Mobilfunkpreise können abweichen)<br />

6000 Euro<br />

>> Eine<br />

Haarsträhne<br />

des<br />

1826 verstorbenen<br />

früheren<br />

US-Präsidenten<br />

Thomas<br />

Jefferson (1743-1826) hat<br />

bei einer Auktion in Dallas<br />

umgerechnet 6080 Euro<br />

eingebracht. Jeffersons Privatarzt,<br />

Dr. Robley Dunglison,<br />

hatte dem mächtigsten<br />

Mann der Welt am Totenbett<br />

eine Locke abgeschnitten<br />

und diese über Generationen<br />

im Familienbesitz behalten.<br />

Redensart:<br />

>> Mit gleicher Münze<br />

heimzahlen bedeutet Gleiches<br />

mit Gleichem zu vergelten.<br />

Ursprünglich hatte<br />

mit gleicher Münze heimzahlen<br />

eine praktisch-positive<br />

Bedeutung. Das Deutsche<br />

Reich bestand früher aus<br />

zahlreichen Fürstentümern,<br />

die alle ihr eigenes Geld hatten.<br />

Für Händler war das Herausgeben<br />

von Wechselgeld<br />

in den verschiedenen Territorien<br />

ein großes Problem.<br />

Um Streit zu vermeiden, versuchten<br />

sie immer, mit gleicher<br />

Münze heimzuzahlen.<br />

Vor 46 Jahren<br />

eroberte der<br />

Tatort den<br />

Bildschirm.<br />

Eine Kontrolle an der deutschdeutschen<br />

Grenze. Quälend<br />

genau und langsam nimmt ein<br />

DDR­Grenzer das Auto eines<br />

Mannes aus Westdeutschland<br />

unter die Lupe. Er findet<br />

nichts, außer einem vermeintlich<br />

schlafenden Kind auf der<br />

Rückbank und lässt den Herrn<br />

schließlich die Grenze passieren.<br />

Totale auf den Grenzposten.<br />

Im Hintergrund verschwindet<br />

das Auto des Mannes<br />

aus dem Blickfeld, Musik<br />

wird eingespielt und einer<br />

weißer Schriftzug im Bild eingeblendet:<br />

„Taxi nach Leipzig“.<br />

Der Kalender der Fernsehzuschauer<br />

zeigt den 29.<br />

November 1970, als sie diese<br />

eindringlich inszenierte Szene<br />

von knapp drei Minuten Länge<br />

im Ersten sehen. Damals ahnte<br />

wohl noch niemand, dass dies<br />

der Beginn deutscher Fernsehgeschichte<br />

sein würde. Denn<br />

„Taxi nach Leipzig“ war die<br />

erste Folge der Krimireihe<br />

Tatort. Der Film mit Kommissar<br />

Paul Trimmel erreichte<br />

einen Marktanteil von 61 Prozent.<br />

Ohne Privatsender bedeutete<br />

das eine Einschaltquote<br />

von rund 20 Millionen Zuschauern.<br />

46 Jahre später gibt es die<br />

Serie immer noch und gemessen<br />

an den heutigen, medialen<br />

Alternativen sind die Zahlen<br />

beeindruckend. Im Schnitt<br />

versammeln sich rund neun<br />

Millionen Krimifans zum Ende<br />

der Woche vor dem Fernseher,<br />

um den Tatort zu sehen.<br />

Die<br />

„W“-Frage:<br />

MARIA FURTWÄNGLER darf beim 1000. Tatort, der wie der erste „Taxi nach Leipzig“ heißt, ermitteln. Als Kommissarin Charlotte Lindholm<br />

gerät sie gemeinsam mit Axel Milberg als Klaus Borowski in Gefahr. Der Ausstrahlungstermin ist voraussichtlich am 16. Oktober.<br />

Werte, die sonst eigentlich nur<br />

König Fußball erreicht. Nach<br />

dem Ende von „Wetten,<br />

dass..?“ ist der Tatort am<br />

Sonntagabend das letzte große<br />

Lagerfeuer des Fernsehens,<br />

um das sich eine treue Fangemeinde<br />

versammelt – und über<br />

das geredet wird. Das liegt<br />

nicht zuletzt daran, dass die<br />

Macher der Krimireihe immer<br />

wieder kritische Themen anpacken<br />

und so für Diskussionsstoff<br />

sorgen. „Der Tatort<br />

zeigt die soziale Realität in<br />

Deutschland und ist ein Spiegel<br />

der Gesellschaft“, sagt Professor<br />

Gebhard Henke, Tatort­<br />

Koordinator für die ARD. So<br />

sind Tatorte oftmals mehr Milieu­Studie<br />

denn Krimi.<br />

Warum<br />

watscheln<br />

PINGUINE?<br />

Seit 46 Jahren unverändert ist<br />

der Tatort-Vorspann mit den<br />

eindringlichen Augen, die den<br />

Zuschauer durch ein Fadenkreuz<br />

anstarren, und den weglaufenden<br />

Beinen. Sie gehören<br />

dem damaligen Münchener<br />

Schauspieler Horst Lettenmeyer,<br />

der 1970 für 400 D-Mark<br />

Gage einen halben Tag Standaufnahmen<br />

(Augen, Hände) sowie<br />

das Filmen der Laufszene<br />

am Flughafen München-Riem<br />

absolvierte. Später wechselte<br />

Lettenmeyer in die Lampenbranche,<br />

baute ein Unternehmen<br />

für Leuchtröhren auf.<br />

Kurz gesagt: Die Füße der<br />

Pinguine sind zu kurz und liegen<br />

anatomisch gesehen viel<br />

zu weit hinten. Sie lassen nur<br />

die charakteristischen Trippelschritte<br />

zu, die den Körper<br />

beim Gehen hin und her pendeln<br />

lassen. Das sieht putzig<br />

und auch etwas unbeholfen<br />

aus, hat für die flugunfähigen<br />

Seevögel aber einen nicht zu<br />

unterschätzenden Effekt. So<br />

können sich die ausgezeichneten<br />

Schwimmer an Land so<br />

energiesparend wie möglich<br />

fortbewegen. Sie rollen die<br />

Füße beim Gehen nicht ab,<br />

sondern treten immer mit der<br />

gesamten Sohle auf. Dadurch<br />

vermeiden es die Pinguine,<br />

ihr komplettes Körpergewicht<br />

vom Boden abdrücken<br />

zu müssen. Ihr Pendelgang ist<br />

so perfekt austariert, dass sie<br />

ihren Körperschwerpunkt bei<br />

geringstmöglichem Energieaufwand<br />

auf den jeweils anderen<br />

Fuß verlagern können.<br />

So bringen es Pinguine beim<br />

Watscheln auf eine Energieerhaltungsrate<br />

von bis zu 80<br />

Prozent. Als Energieerhaltungsrate<br />

wird der prozentuale<br />

Anteil der Energie bezeichnet,<br />

der zwischen zwei<br />

Schritten erhalten bleibt, also<br />

nicht in Bewegung umgesetzt<br />

wird. Der Mensch bringt es<br />

nur auf ungefähr 65 Prozent.<br />

Das zweite Erfolgsgeheimnis<br />

der Serie ist ihre Regionalität.<br />

Die ARD wendet ihr föderales<br />

Prinzip auch bei der Produktion<br />

der Tatorte an. Die<br />

neun Landesrundfunkanstalten<br />

(BR, HR, MDR, NDR, RB,<br />

RBB, SWR, SR, WDR) sind für<br />

die Entstehung der Folgen verantwortlich<br />

und haben somit<br />

freie Hand. Daraus entstand<br />

über die Jahre – gemessen an<br />

den Handlungsorten – ein<br />

gleichmäßiges über ganz<br />

Deutschland gesponnenes<br />

Netz an Ermittlerteams, von<br />

Kiel bis München und von<br />

Köln bis Dresden. Insgesamt<br />

gehen mittlerweile 22 Teams<br />

auf die Suche nach den bösen<br />

Jungs. Ein 23., in Freiburg beheimatet<br />

und vom SWR produziert,<br />

wird kommen. Die<br />

ganze Republik findet sich in<br />

der Serie wieder. Die einzelnen<br />

Folgen sind aber bewusst<br />

von Lokalkolorit geprägt, sowohl<br />

in der Darstellung des<br />

Handlungsortes als auch bei<br />

den Protagonisten.<br />

Dabei können Kultfiguren<br />

entstehen wie die des Horst<br />

Schimanski. Götz George brillierte<br />

ein Jahrzehnt lang als<br />

Kriminalhauptkommissar in<br />

Duisburg und hatte so gar<br />

nichts mit seinen gradlinigen<br />

Vorgängern gemein. Schimanski<br />

fluchte und prügelte sich<br />

mehr durch seine Fälle, als<br />

dass er ermittelte. „Ruhrpott­<br />

Rambo“ tauften die Medien<br />

diese Figur aus dem Arbeitermilieu,<br />

die polarisierte und das<br />

Bild des „Fernsehkommissars“<br />

im deutschen Fernsehen veränderte.<br />

„Gib dem Kaninchen<br />

eine Möhre extra“<br />

Während die Ermittler die<br />

stets wiederkehrenden Konstanten<br />

sind, tauchen Stars und<br />

Sternchen immer mal wieder<br />

mit Gastauftritten im Tatort<br />

auf: Sänger Udo Lindenberg,<br />

James­Bond­Darsteller Roger<br />

Moore oder Bundestrainer<br />

Joachim Löw waren schon zu<br />

Affen im Zoo<br />

sind kreativer<br />

als in Freiheit!<br />

Richtig oder falsch?<br />

Das ist tatsächlich richtig. Der<br />

niederländische Zoologe Carel<br />

van Schaik hat bei seinen Forschungen<br />

über die Verhaltensweisen<br />

von Orang­Utans gravierende<br />

Unterschiede zwischen<br />

frei lebenden Exemplaren<br />

und Artgenossen in<br />

Tierparks festgestellt. Egal,<br />

was der niederländische Zoologe<br />

den Orang­Utans im Regenwald<br />

von Sumatra zum<br />

Spielen hinlegte (Leitern, Plastikfrüchte),<br />

sie missachteten<br />

sehen. Während Löw nur<br />

durchs Bild lief, hat einer seiner<br />

Vorgänger die Tatort­Geschichte<br />

durch eine unvergessliche<br />

Sprechrolle bereichert.<br />

Berti Vogts‘ Auftritt<br />

1999 in der Folge „Habgier“<br />

endete mit dem schönen Satz:<br />

„Gib‘ dem Kaninchen eine<br />

Möhre extra, es hat uns das<br />

Leben gerettet.“<br />

Prominente, zahlreiche Ermittlerteams,<br />

über 20 Handlungsorte,<br />

doch eines ist immer<br />

gleich: der Tatort­Vorspannfilm.<br />

Die um sich blickenden<br />

Augenpaare,<br />

eingerahmt in farbige Balken<br />

und das markante Fadenkreuz<br />

auf dem linken Auge; dazu die<br />

rennenden Beine auf dem nassen<br />

Asphalt sind Kult und<br />

wurden von den Machern über<br />

die Jahre nur in Nuancen<br />

(Farbgebung, Anzahl der Ringe<br />

beim Fadenkreuz) verändert.<br />

Der Vorspann war am 29.<br />

November 1970 zu sehen und<br />

wird auch im Oktober vor dem<br />

1.000. Tatort über die Bildschirme<br />

flimmern. Die Jubiläums­Folge<br />

läuft übrigens unter<br />

dem Titel „Taxi nach Leipzig“,<br />

genauso wie der Auftakt der<br />

kultigen Krimireihe vor 36 Jahren.<br />

Autor: Matthias Heidrich<br />

Fotos: dpa, ARD/SF/DRS/ORF/WDR;<br />

Fotolia © joeydanuphol, PrintEquipment.<br />

es. Präsentierte er dasselbe<br />

Spielgerät Orang­Utans im<br />

Zoo, stürzten sich die Affen<br />

regelrecht darauf und wurden<br />

kreativ. Die einfache Erklärung:<br />

In freier Wildbahn haben<br />

Orang­Utans schlichtweg<br />

keine Zeit für Neugier. Hier<br />

geht es ums Überleben. Die<br />

Artgenossen im Zoo müssen<br />

nicht ständig auf der Hut sein<br />

und kompensieren ihre Langeweile<br />

mit Kreativität – wie der<br />

Mensch übrigens auch.


16 | Volkers Welt<br />

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SONNABEND<br />

13. AUGUST 2016<br />

HOCHSPRUNG<br />

Die größte Revolution des Sports<br />

Da biste<br />

PLATT...<br />

>> Vergangene Woche haben<br />

wir nach dem bürgerlichen<br />

Namen von Guildo<br />

Horn gefragt. Horst Köhler<br />

war richtig. Der Schlagersänger<br />

heißt so wie der 9. Bundespräsident.<br />

Ob er Angst<br />

hat, irgendwann nicht mehr<br />

gefragt zu sein, wurde Horn<br />

von der „Bunte“ gefragt.<br />

„Darüber habe ich mir nie<br />

viele Gedanken gemacht.<br />

Das ist wie beim Balancieren,<br />

da sollst Du dir auch<br />

keine Gedanken machen, ob<br />

du runterfallen könntest.“<br />

Die 50 Euro hat gewonnen:<br />

Otto Puls aus Lohbrügge<br />

Die Show der<br />

schönen Körper<br />

>> Beachvolleyball ist eine<br />

Hingucker-Sportart in Rio.<br />

Seit wann ist es olympisch?<br />

A 8 Jahre<br />

B 20 Jahre<br />

C 40 Jahre<br />

D 68 Jahre<br />

Kennen Sie die Lösung?<br />

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Rufen Sie bis zum 14. August,<br />

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richtige Lösung. Der Gewinner wird<br />

ausgelost und benachrichtigt.<br />

Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />

*(50 Cent/Anruf aus dem Festnetz<br />

der Deutschen Telekom, Mobilfunkpreise können abweichen)<br />

2406<br />

>> Die USA sind nach Angaben<br />

von Statista die erfolgreichste<br />

Olympia-Nation aller<br />

Zeiten. Vor den Spielen<br />

in Rio hatten amerikanische<br />

Sportler bereits 2406 Medaillen<br />

gewonnen. Damit liegen<br />

die USA deutlich vor<br />

Russland (1528), Deutschland<br />

(1305, davon DDR:<br />

755), Großbritannien (779),<br />

Frankreich (671), Italien<br />

(556) und China (531).<br />

Nächste Woche<br />

ist Hochsprung­<br />

Zeit in Rio. Da<br />

werden Erinnerungen<br />

wach.<br />

Oft haben Athleten mit ihrem<br />

Erfindungsreichtum Sportgeschichte<br />

geschrieben. Im Skispringen,<br />

beispielsweise, ruderte<br />

man anfangs wild mit<br />

den Armen, bevor es sich<br />

durchsetzte, die Hände an die<br />

Hosennaht zu nehmen. Die<br />

Skier wurden parallel geführt.<br />

Dann machte der Schwede Jan<br />

Boklöv in den 80er­Jahren eine<br />

Entdeckung: Als er bei einem<br />

missglückten Sprung die Skispitzen<br />

auseinander nahm,<br />

flog er noch fünf Meter weiter.<br />

Der V­Stil war geboren.<br />

Im Skilanglauf wurden jahrzehntelang<br />

die Skier parallel<br />

geführt und mit kräftezehrenden<br />

Doppelstock­Schüben<br />

Tempo gemacht. Bis der Finne<br />

Pauli Siitonen in den 70er­Jahren<br />

herausfand, dass man mit<br />

Schlittschuhschritten leichter<br />

vorankommt.<br />

Im Schwimmen stellte der<br />

Amerikaner David Berkoff bei<br />

den Olympischen Spielen 1988<br />

in Seoul einen neuen Weltrekord<br />

über 100 Meter Rücken<br />

auf, indem er fast die gesamte<br />

erste Bahn tauchte und sich<br />

mit Delfin­Beinschlag vorwärts<br />

bewegte. Erst kurz vor<br />

der Wende tauchte er auf –<br />

eine halbe Länge vor der Konkurrenz.<br />

Seine Erfolge sicherten<br />

Berkoff einen Eintrag in<br />

der Hall of Fame, aber seine<br />

Technik wurde verboten. Die<br />

Tauchphasen sind heute auf 15<br />

Meter limitiert.<br />

Die größte Veränderung<br />

der Sportgeschichte erlebte jedoch<br />

die Leichtathletik. „Er<br />

sieht aus wie ein Fisch, der<br />

aufs Boot gehüpft kommt“,<br />

Dick Fosbury, der Erfinder der<br />

Flop-Hochsprungtechnik.<br />

FASZINIERENDE ÄSTHETIK Springerin, Latte und Himmel verschmelzen auf dieser ungewöhnlichen Aufnahme zu einer Einheit.<br />

spottete eine amerikanische<br />

Zeitung 1968 über den damals<br />

21­jährigen Studenten Richard<br />

„Dick“ Fosbury, der gerade auf<br />

kuriose Weise die Olympia­<br />

Qualifikation im Hochsprung<br />

geschafft hatte. Statt vorwärts<br />

sprang er rückwärts über die<br />

Latte – eine Revolution.<br />

Hochsprung basiert im Wesentlichen<br />

auf zwei Regeln:<br />

Der Absprung muss mit einem<br />

Bein erfolgen, und die Latte<br />

muss liegen bleiben. Im 19.<br />

Jahrhundert sprang man zunächst<br />

in der Hocke. Dann<br />

zeigte der Amerikaner William<br />

Page 1874 erstmals den<br />

Scherensprung, bei dem die<br />

Beine seitwärts nacheinander<br />

wie bei einer auf­ und zuklappenden<br />

Schere über die Latte<br />

geschwungen werden. Der<br />

Brite Marshall Brooks überquerte<br />

auf diese Weise 1876<br />

immerhin schon 1,83 Meter.<br />

Anfang des 20. Jahrhunderts<br />

entdeckten die Athleten<br />

dann, dass es erfolgversprechender<br />

war, sich seitwärts<br />

bäuchlings über die Latte zu<br />

wälzen. Besonders populär<br />

wurde der Western Roller, bei<br />

dem das Sprungbein unter<br />

dem weit in die Luft hinauffliegenden<br />

Schwungbein hindurchgezogen<br />

wurde. Der<br />

Amerikaner George Horine<br />

(1890­1948) überquerte auf<br />

diese Weise 1912 als Erster<br />

zwei Meter. 1936 bei den<br />

Olympischen Spielen in Berlin<br />

kreierte der Amerikaner Dave<br />

Albritton (1913­1994) den<br />

Straddle. Die ausladende Bewegung<br />

des Schwungbeins<br />

war Geschichte, aus dem Wälzen<br />

wurde ein Rollen über die<br />

Latte. Albritton übersprang<br />

zwei Meter und gewann Silber<br />

hinter seinem Landsmann<br />

Cornelius Johnson, der im<br />

klassischen Western Roller<br />

2,03 Meter schaffte. Der<br />

Straddle verdrängte alle bekannten<br />

Formen und sollte für<br />

drei Jahrzehnte die dominierende<br />

Technik sein. Bis die<br />

Einführung der Hochsprung­<br />

Matte Anfang der 60er­Jahre<br />

neue Wege eröffnete.<br />

Es war die Zeit, als ein 16­<br />

jähriger Schüler namens Richard<br />

Fosbury in Medford<br />

(Oregon) zu verzweifeln begann,<br />

weil er im Straddle­Stil<br />

die 1,50 Meter nicht schaffte,<br />

die für die Teilnahme an High­<br />

School­Meisterschaften nötig<br />

waren. Die Bewegung war ihm<br />

zu komplex. Also begann er zu<br />

experimentieren. „Ich wusste,<br />

dass ich meine Körperposition<br />

verändern musste. Das war es,<br />

was die Revolution startete“,<br />

erinnerte sich Fosbury 2014<br />

gegenüber der Corvallis Gazette­Times<br />

an den Sommer<br />

1963. Der Flop war geboren.<br />

Den Zuschauern<br />

verging das Lachen<br />

Immer wieder versuchten<br />

Trainer, ihn in den folgenden<br />

Jahren von seiner neuen Technik<br />

abzubringen, doch als Fosbury<br />

1965 an der Oregon State<br />

University den Schulrekord<br />

verbesserte, war die Diskussion<br />

vorbei. Mit 21 Jahren qualifizierte<br />

er sich für die Olympischen<br />

Spiele 1968 in Mexiko­<br />

City. Ein zeitgenössischer Bericht<br />

des Sportinformationsdienstes<br />

lässt erahnen, was für<br />

eine Sensation sein dortiger<br />

Auftritt war:<br />

„Man lachte über ihn, amüsierte<br />

sich über seinen scheinbar<br />

exaltierten Stil. Rund<br />

70 000 Zuschauer verfolgten<br />

die etwas merkwürdige springerische<br />

Demonstration. Anfangs<br />

mag es noch Lacher gegeben<br />

haben. Mit zunehmender<br />

Höhe schlug die Stimmung<br />

immer mehr um. Dick Fosbury<br />

begeisterte. Seine Konzentrationsfähigkeit,<br />

sein lockerer,<br />

schwingender Anlauf, dann<br />

der kraftvolle Absprung – das<br />

faszinierte.“<br />

Fosbury überquerte als Einziger<br />

2,24 Meter und gewann<br />

die Goldmedaille. Das sah<br />

Tausende Kilometer entfernt<br />

in Wesseling (Nordrhein­<br />

Westfalen) eine Zwölfjährige<br />

namens Ulrike Meyfarth und<br />

begann, die neue Technik zu<br />

trainieren. Vier Jahre später<br />

gewann sie als 16­Jährige Gold<br />

bei den Olympischen Spielen<br />

in München und stellte mit<br />

1,92 Metern den ersten Flop­<br />

Weltrekord auf. Die neue<br />

Technik hat sich endgültig<br />

etabliert.<br />

Mal schauen, was uns die<br />

Olympischen Spiele in Rio de<br />

Janeiro bringen. Das Hochsprung­Finale<br />

der Männer ist<br />

am kommenden Mittwoch um<br />

1.30 Uhr deutscher Zeit, das<br />

der Frauen folgt am Sonntag,<br />

den 21. August, um 1.30 Uhr.<br />

Fotos: AP, dpa; Fotolia © Stefan Schurr,<br />

snaptitude, wernerrieger, aroas.<br />

Redensart:<br />

>> Citius, altius, fortius lautet<br />

das Motto der Olympischen<br />

Spiele. Wörtlich übersetzt<br />

heißt es eigentlich<br />

„schneller, höher, stärker“,<br />

im Volksmund hat sich allerdings<br />

„schneller, höher, weiter“<br />

durchgesetzt. Der Ausspruch<br />

geht auf den französischen<br />

Dominikanermönch<br />

Henri Didon (1840-1900)<br />

zurück und wurde 1894 von<br />

Olympia-Wiederbegründer<br />

Pierre de Coubertin (1863-<br />

1937) als Olympia-Motto<br />

vorgeschlagen.<br />

Die<br />

„W“-Frage:<br />

Wer ist der<br />

OLYMPIA-<br />

CHAMPION<br />

der Tiere?<br />

Müssten die Boxer beim<br />

Olympia­Turnier gegen den<br />

Fangschreckenkrebs (Foto)<br />

antreten, sie wären hoffnungslos<br />

überfordert. Zum<br />

Vergleich: Die Hamburger<br />

Box­Königin Susi Kentikian<br />

gilt als schnellste Boxerin der<br />

Welt. Sie kann bis zu 400 Mal<br />

pro Minute zuhauen. Ihrer<br />

Gegnerin bleiben dann nur<br />

120 Millisekunden, um zu reagieren,<br />

wie die ZDF­Dokumentationsreihe<br />

„Terra X“<br />

mit Hilfe von Spezialkameras<br />

herausfand, die 300 000 Bilder<br />

pro Sekunde aufnehmen<br />

können.<br />

120 Millisekunden, das ist<br />

etwa dreimal so schnell wie<br />

ein menschlicher Lidschlag.<br />

Rund 40 Mal so schnell wie<br />

ein Lidschlag hingegen, nämlich<br />

innerhalb von neun Millisekunden,<br />

teilt der Fangschreckenkrebs<br />

aus. Das bis<br />

zu 30 Zentimeter große Tier<br />

kann seine an der Vorderseite<br />

extrem hart verdickten<br />

Beine explosionsartig vorschnellen<br />

lassen und trifft<br />

sein Opfer mit der Geschwindigkeit<br />

von 80 Kilometern<br />

pro Stunde. So erschlägt er<br />

seine Beute, zertrümmert<br />

Muschelschalen oder setzt<br />

sich gegen wesentlich größere<br />

Angreifer, zum Beispiel<br />

Tintenfische, zur Wehr.<br />

Eiskunstlauf<br />

ist ein<br />

Sommersport!<br />

Richtig oder falsch?<br />

Die Olympischen Sommerspiele<br />

1908 in London waren<br />

die vielfältigsten und langwierigsten<br />

aller Zeiten. Sie begannen<br />

am 27. April und endeten<br />

am 31. Oktober. Selbst Eiskunstlauf<br />

gehörte damals zum<br />

Sommer­Programm.<br />

Die Wettkämpfe in London<br />

waren in drei Blöcke aufgeteilt:<br />

Im Frühjahr waren bereits<br />

die Titel im Hallentennis<br />

und Jeu de Paume, einem Tennis­Vorgänger,<br />

vergeben worden,<br />

bevor die Spiele im Juli<br />

dann offiziell eröffnet wurden<br />

und die Publikums­Magneten<br />

Leichtathletik und Tauziehen<br />

folgten. Ebenfalls im Juli fanden<br />

die „nautischen Spiele“<br />

statt, die von Schwimmen über<br />

Rudern bis zu Motorbootrennen<br />

reichten. Im Herbst wurden<br />

dann Fußball, Hockey und<br />

Eiskunstlauf nachgeschoben.<br />

Erster Eiskunstlauf­Olympiasieger<br />

wurde der Schwede Ulrich<br />

Salchow (1877­1949).


8 | Volkers Welt<br />

Sagen Sie uns Ihre Meinung:<br />

Bergedorfer Zeitung | Volkers Welt | Curslacker Neuer Deich 50 | 21029 Hamburg<br />

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Ältere Ausgaben unter<br />

www.bergedorfer-zeitung.de/volkerswelt<br />

SONNABEND<br />

20. AUGUST 2016<br />

OSTFRIESISCHE INSELN TEIL 1<br />

Die Spülsaumgesellschaft<br />

Da biste<br />

PLATT...<br />

>> Seit 20 Jahren werden<br />

bei Olympischen Spielen<br />

Medaillen im Beachvolleyball<br />

vergeben. Das war die Lösung<br />

unserer Quizfrage.<br />

1992 in Barcelona war<br />

Beachvolleyball Demonstrationssportart,<br />

seit 1996 in<br />

Atlanta ist es offizieller Teil<br />

des olympischen Programms.<br />

Von Beginn an<br />

setzte man mit knappen Bekleidungsvorschriften<br />

auf<br />

viel nackte Haut und lief<br />

dem Hallenvolleyball damit<br />

schnell den Rang ab.<br />

Die 50 Euro hat gewonnen:<br />

Astrid Garber-Lewandowski aus Börnsen<br />

Sprachgewirr<br />

>> Bei den Olympischen<br />

Spielen wurde in vielen Sprachen<br />

interviewt. Was schätzen<br />

Sie: Wie viele Sprachen<br />

gibt es auf der Welt?<br />

A 70<br />

B 700<br />

C 7000<br />

D 70000<br />

Kennen Sie die Lösung?<br />

Gewinnen Sie 50 Euro:<br />

01378 10 11 25*<br />

Rufen Sie bis zum 21. August,<br />

12 Uhr, an und nennen Sie uns die<br />

richtige Lösung. Der Gewinner wird<br />

ausgelost und benachrichtigt.<br />

Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />

*(50 Cent/Anruf aus dem Festnetz<br />

der Deutschen Telekom, Mobilfunkpreise können abweichen)<br />

135 000<br />

>> Wer jeden Mittwoch und<br />

Sonnabend brav zwei Kästchen<br />

auf seinem Lottoschein<br />

ausfüllt, müsste – rein statistisch<br />

gesehen – spätestens<br />

nach 135 000 Jahren einen<br />

„Sechser“ haben. Allerdings<br />

wird nur<br />

jeder<br />

Zehnte<br />

von diesen<br />

„Glückspilzen“<br />

dann<br />

auch einen<br />

Sechser mit Superzahl haben<br />

– und nur mit dem knackt<br />

man den Jackpot.<br />

Redensart:<br />

>> Eine Grimasse schneiden<br />

bedeutet, absichtlich ein besonders<br />

lustiges oder hässliches<br />

Gesicht zu machen.<br />

Das Wort „Grimasse“ hat<br />

seinen Ursprung im französischen<br />

„grimace“ (Fratze),<br />

das wiederum wahrscheinlich<br />

auf das althochdeutsche<br />

„grimo“ (Maske) zurückgeht.<br />

Die einfachste Form einer<br />

Maske ist eine Schnittmaske,<br />

ein Papier mit einer Aussparung,<br />

das man über ein<br />

Bild legen kann, um nur<br />

einen bestimmten Ausschnitt<br />

davon zu zeigen.<br />

AUF SAND GEBAUT Auf dieser Luftaufnahme von Borkum erkennt man sehr schön, dass alle Ostfriesischen Inseln ihren Ursprung einer Sandbank verdanken.<br />

Strandhafer ist<br />

ein Wunder der<br />

Natur. Er überlebt<br />

sogar, wenn<br />

er von Flugsand<br />

verschüttet wird.<br />

Bereits im 19. Jahrhundert, das<br />

zeigen alte Seekarten, kannten<br />

die Seefahrer die Kachelotplate,<br />

eine ausgedehnte Sandbank<br />

im Südwesten der Nordseeinsel<br />

Juist. Das französische<br />

Wort „cachalot“ (= Pottwal)<br />

stand bei der Namensgebung<br />

Pate, weil die Form des Eilands<br />

einem Pottwal gleicht.<br />

Die Kachelotplate ist ein Paradies<br />

für Seehunde und Kegelrobben.<br />

Menschen ist der Zutritt<br />

verboten, die Insel darf<br />

sogar nicht einmal mit Booten<br />

umrundet oder mit Flugzeugen<br />

überflogen werden, um<br />

die Tiere nicht zu stören.<br />

Für Biologen ist die Kachelotplate<br />

eine Art Zeitmaschine,<br />

denn von Wangerooge bis<br />

Borkum haben alle Inseln vor<br />

der niedersächsischen Küste<br />

einmal als eine solche Sandbank<br />

angefangen. Sie sind<br />

durch die Kraft von Wind und<br />

Wellen buchstäblich aus dem<br />

Meer gewachsen. Bis heute<br />

vergrößern sie sich und verändern<br />

stetig ihre Lage. Ihre<br />

Existenz verdanken die Inseln<br />

der „Spülsaumgesellschaft“,<br />

einer Gruppe von Pflanzen mit<br />

erstaunlichen Fähigkeiten.<br />

Die<br />

„W“-Frage:<br />

Diese Woche sorgte Hoch<br />

„Fatih“ für angenehme Temperaturen.<br />

Ein Mensch namens<br />

Fatih Yilmaz hat 299<br />

Euro dafür gezahlt, das Wetterphänomen<br />

nach sich benennen<br />

zu dürfen. Bereits seit<br />

Ende 2002 gibt es diese<br />

„Wetterpatenschaften“, die<br />

vom Institut für Meteorologie<br />

der Freien Universität<br />

Berlin (www.met.fu­berlin.de)<br />

vergeben werden, wobei in<br />

Wenn eine Sandbank eine<br />

Höhe von 30 Zentimetern erreicht<br />

hat und zeitweilig überflutet<br />

wird, bleiben, nachdem<br />

sich das Wasser zurückgezogen<br />

hat, im Spülsaum die Samen<br />

verschiedener Erstansiedler­Pflanzen<br />

liegen: Salzmiere,<br />

Strandkamille und<br />

Strandmelde.<br />

Diese „Spülsaumgesellschaft“<br />

eint, dass alle Pflanzen<br />

extrem anspruchslos sind,<br />

denn der Boden, auf dem sie<br />

wachsen, ist karg. Die Pflanzen<br />

sind Nutznießer einer ökologischen<br />

Nische. Wenn Winter­<br />

Sturmfluten Tang und anderes<br />

zersetzbares Material abgelagert<br />

haben, ist der Boden kurzzeitig<br />

extrem nährstoffreich.<br />

Die „Spülsaumgesellschaft“ ist<br />

rechtzeitig vor Ort, um davon<br />

zu profitieren. Die Pflanzen<br />

sind kurzlebig, denn die nährstoffreichen<br />

Stellen befinden<br />

sich jedes Jahr woanders. Aber<br />

während der Zeit ihrer Existenz<br />

bieten sie einen ersten<br />

Halt und ermöglichen es, dass<br />

sich Dünen auftürmen.<br />

Doch die brauchen Halt,<br />

und hier kommt eine weitere<br />

faszinierende Pflanze ins<br />

Spiel: der Strandhafer. Haben<br />

Sie einmal versucht, eine<br />

Strandhafer­Pflanze auszubuddeln?<br />

Hoffentlich nicht,<br />

denn die sind geschützt. Aber<br />

selbst wenn: Sie werden es<br />

kaum geschafft haben. Fünf bis<br />

acht Meter tief reichen die<br />

Wurzeln des Strandhafers in<br />

den Sandboden.<br />

Das Besondere dabei:<br />

Strandhafer toleriert es, wenn<br />

er durch Flugsand verschüttet<br />

Woher bekommen<br />

WETTERPHÄNO-<br />

MENE ihre Namen?<br />

geraden Jahren Hochdruckgebiete<br />

grundsätzlich männliche<br />

und Tiefdruckgebiete<br />

weibliche Namen tragen. In<br />

ungeraden Jahren ist es umgekehrt.<br />

Ein Tief ist mit 199<br />

Euro etwas billiger als ein<br />

Hoch, weil es sich üblicherweise<br />

nicht so lange hält.<br />

Die Idee, Wetterphänomenen<br />

Namen zu geben, entstand<br />

im Zweiten Weltkrieg.<br />

Die Amerikaner begannen<br />

Die sechs großen Ostfriesischen Inseln heißen Spiekeroog, Langeoog, Baltrum, Norderney, Juist und<br />

Borkum (von Ost nach West). Wangerooge hingegen ist eine Friesische Insel. Zwischen Juist und<br />

Borkum finden sich zwei weitere Inseln: Memmert, das nur von einem Vogelwart bewohnt ist, und<br />

das unbewohnte Lütje Hörn. Im Südwesten von Juist ist die Sandbank Kachelotplate zu erkennen.<br />

damit, Hurrikane und Taifune<br />

mit Namen zu versehen,<br />

um sich leichter orientieren<br />

zu können. 1954 regte die spätere<br />

ZDF­Fernsehmoderatorin<br />

Dr. Karla Wege als Studentin<br />

an der FU Berlin an,<br />

Hochs und Tiefs zu benennen.<br />

Als dann 1990 die Orkan­<br />

Tiefs „Vivian“ und „Wiebke“<br />

Schlagzeilen machten, wurde<br />

die Öffentlichkeit auf diese<br />

Praxis aufmerksam.<br />

wird. Die dauerhaft unter dem<br />

Sand begrabenen Pflanzenteile<br />

wandeln sich in Wurzeln um,<br />

während weiter oben neue<br />

Pflanzenteile entstehen. Auf<br />

diese Weise wächst der<br />

Strandhafer Stück für Stück<br />

mit der Düne mit.<br />

Trotz der erstaunlichen Fähigkeiten<br />

der Pflanzen ist das<br />

System aus „Spülsaumgesellschaft“<br />

und Strandhafer sehr<br />

fragil. Auf der Kachelotplate<br />

waren Dünen bis 2,5 Meter<br />

Höhe und ein erster Bewuchs<br />

entstanden. Dann kam im<br />

Herbst 2006 eine Sturmflut<br />

und riss alles weg. Die Sandbank<br />

verlor in zwei Tagen ein<br />

Viertel ihrer Größe.<br />

Etabliert sich eine Dünenkette<br />

jedoch dauerhaft, so können<br />

sich dahinter weitere<br />

Pflanzen ansiedeln: Bauernsenf,<br />

Dünenrose, Kartoffelrose<br />

(auch Kamschatka­Rose genannt),<br />

Tüpfelfarn, Sanddorn,<br />

Hornklee, Leinkraut oder das<br />

schmalblättrige Weidenröschen<br />

sorgen für Arten­ und<br />

Farbenvielfalt. Die Lebensverhältnisse<br />

sind ideal: Die Pflanzen<br />

sind hinter den sogenannten<br />

„Weißdünen“ weitgehend<br />

von Wind, Wellen und Flugsand<br />

geschützt, aber ein geringer,<br />

stetiger Nährstoffeintrag<br />

in den Boden durch Flugsand<br />

ist weiterhin vorhanden.<br />

Erst wenn dieser ausbleibt,<br />

weil sich die Insel vergrößert<br />

hat, wird die Artenvielfalt<br />

durch anspruchslosere, krautige<br />

Gewächse verdrängt. Auf<br />

der Schattenseite der Düne<br />

wächst dann Krähenbeere, auf<br />

der Sonnenseite Silbergras.<br />

Trocknet der Boden vollkommen<br />

aus, können dort nur<br />

noch Moose und Flechten<br />

existieren, die kein Grundwasser<br />

brauchen.<br />

Der September<br />

ist der<br />

siebte Monat!<br />

Richtig oder falsch?<br />

So langsam steht der September<br />

vor der Tür. In dem Namen<br />

steckt das lateinische<br />

Wort „septem“ (= sieben).<br />

Denn im Alten Rom war der<br />

September der siebte Monat,<br />

da das Jahr damals im März<br />

anfing. Das macht Sinn, da im<br />

Frühjahr der Kreislauf des Lebens<br />

aufs Neue beginnt.<br />

Der Kalender der Römer<br />

hieß nach Gaius Julius Caesar<br />

(100­44 v. Chr.) Julianischer<br />

Kalender. Da er elf Minuten<br />

Die Dünenlandschaft einer<br />

Ostfriesischen Insel lässt sich<br />

also in vier Vegetationszonen<br />

unterteilen. Im Naturschutzgebiet<br />

im Osten Spiekeroogs<br />

lassen sich die vier Zonen auf<br />

dem Weg vom Strand bis zum<br />

Wattenmeer mühelos erkennen:<br />

Anfangs Sanddünen, dahinter<br />

die üppige Vegetation<br />

der jüngeren Dünenlandschaft.<br />

Weiter in Richtung Wattenmeer<br />

werden die Dünen älter,<br />

der Bewuchs ändert sich hin<br />

zu Krähenbeere und Silbergras,<br />

bevor die von Moosen<br />

und Flechten überwucherten<br />

ganz alten Dünen erreicht<br />

werden. Eine Erinnerung daran,<br />

dass auf einer Nordseeinsel<br />

alles immer nur eine Momentaufnahme<br />

im ewigen<br />

Spiel der Elemente ist.<br />

Fotos: dpa (2); Fotolia © pschewe, lesniewski,<br />

Fiedels, klenger.<br />

länger war als das tatsächliche<br />

Sonnenjahr, hatte sich der<br />

Frühlingsbeginn im Jahr 1582<br />

schon auf den 11. März nach<br />

vorn verschoben. Daher regte<br />

die Katholische Kirche eine<br />

Reform des Julianischen Kalenders<br />

an, der heute weltweit<br />

akzeptierte Gregorianische<br />

Kalender entstand. Im Zuge<br />

dieser Reform rückte der Jahresbeginn<br />

näher an Weihnachten<br />

und die Wintersonnenwende<br />

heran auf den 1. Januar.


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>> FOLGE <strong>453</strong> BIS <strong>478</strong>

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