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36 | Volkers Welt<br />

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Bergedorfer Zeitung | Volkers Welt | Curslacker Neuer Deich 50 | 21029 Hamburg<br />

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SONNABEND<br />

2. JULI 2016<br />

TOUR DE FRANCE TEIL 3<br />

Die großen Duelle<br />

Da biste<br />

PLATT...<br />

>> Vom Frauenwahlrecht<br />

handelte unsere Quizfrage.<br />

Wer das für ein politisches<br />

Problem aus längst vergangener<br />

Zeit hält, war noch nie<br />

in der Schweiz. Erst 1971<br />

führten die Eidgenossen das<br />

Frauenwahlrecht offiziell ein,<br />

doch der Kanton Appenzell-<br />

Innerhoden weigerte sich<br />

standhaft. Selbst 1990 votierten<br />

dort die Männer noch<br />

gegen ein Wahlrecht für<br />

Frauen. Das Schweizer Bundesgericht<br />

zwang den Kanton<br />

danach, es trotzdem einzuführen.<br />

Die 50 Euro hat gewonnen:<br />

Inga Engel aus Kirchwerder<br />

Noten für das<br />

Sonnenbaden?<br />

>> Hawaii gilt als Traumziel.<br />

Manche haben das Glück,<br />

dort aufzuwachsen. Was ist<br />

auf Maui Schulfach?<br />

A Baströckchen flechten<br />

B Orchideen züchten<br />

C Sonnenbaden<br />

D Surfen<br />

Kennen Sie die Lösung?<br />

Gewinnen Sie 50 Euro:<br />

01378 10 11 25*<br />

Rufen Sie bis zum 3. Juli,<br />

12 Uhr, an und nennen Sie uns die<br />

richtige Lösung. Der Gewinner wird<br />

ausgelost und benachrichtigt.<br />

Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />

*(50 Cent/Anruf aus dem Festnetz<br />

der Deutschen Telekom, Mobilfunkpreise können abweichen)<br />

–89,2 Grad<br />

>> Von der Hitze Hawaiis<br />

zum kältesten Punkt der Erde:<br />

Minus 89,2 Grad Celsius<br />

wurden am 21. Juli 1983 auf<br />

der russischen Forschungsstation<br />

Wostok in der Antarktis<br />

gemessen. Dies ist die<br />

tiefste Temperatur, die jemals<br />

ermittelt wurde. Die<br />

Forscher in Wostok sind das<br />

gewohnt: Selbst im Hochsommer,<br />

im Dezember und<br />

Januar, steigt das Thermometer<br />

lediglich<br />

auf 30<br />

Grad<br />

unter<br />

Null an.<br />

Redensart:<br />

>> Nicht die Bohne interessiert<br />

mich das! Dann ist es<br />

für mich vollkommen ohne<br />

Belang. Unglaublich, aber<br />

wahr: Schon Walther von<br />

der Vogelweide (1170-1230)<br />

benutzte im Mittelhochdeutschen<br />

einen ähnlichen Ausdruck.<br />

Folglich ist dieser<br />

Vergleich fast 1000 Jahre<br />

alt. Neben der Bohne standen<br />

zeitweilig aber auch die<br />

Erbse, die Linse und sogar<br />

die Wicke symbolisch für<br />

das Niedrigste, Geringste.<br />

TREFFEN DER GENERATIONEN Eine 92-jährige Frau winkt dem Fahrerfeld. Die Tour de France ist für die Etappenorte ein Volksfest.<br />

Beim spannendsten<br />

aller Tourde­France­Rennen<br />

entschieden<br />

nach 3285 Kilometern<br />

nur acht<br />

Sekunden.<br />

Wenn heute auf der normannischen<br />

Insel Mont Saint­Michel<br />

die 103. Tour de France gestartet<br />

wird, gibt es nur einen großen<br />

Favoriten: Chris Froome.<br />

Der Brite trug bereits 2013 und<br />

2015 das Gelbe Trikot nach Paris.<br />

„Natürlich wird er wieder<br />

gewinnen. Wenn nicht er, wer<br />

dann?“, fragte der fünffache<br />

Tour­de­France­Sieger Eddy<br />

Merckx in einem Interview<br />

mit der französischen Sportzeitung<br />

„L’Équipe“, die das<br />

Rennen ausrichtet. „Auf dem<br />

Papier hat Froome wirklich<br />

keine Rivalen“, befand<br />

Merckx.<br />

So wird Froome vielleicht<br />

eines Tages zum Kreis der<br />

größten Tour­Fahrer aller Zeiten<br />

zählen. Nur vier Pedaleure<br />

gewannen die „große Schleife“<br />

bislang fünfmal: der Franzose<br />

Jacques Anquetil (1957, 1961­<br />

1964), der Belgier Merckx<br />

(1969­1972, 1974), der Franzose<br />

Die<br />

„W“-Frage:<br />

Sportunfälle können immer<br />

passieren. Schnell ist man<br />

umgeknickt. Und dann heißt<br />

es, besonnen und entschlossen<br />

zu handeln! Denn die<br />

richtige Vorgehensweise in<br />

den ersten Minuten kann einiges<br />

an Regenerationszeit<br />

sparen. Da ist es hilfreich, das<br />

PECH­Schema im Kopf zu<br />

haben. PECH steht für: P =<br />

Pause, E = Eis, C = Compression,<br />

H = Hochlagern. Der Sinn<br />

Bernard Hinault (1978, 1979,<br />

1981, 1982, 1985) sowie der Spanier<br />

Miguel Indurain (1991­<br />

1995). Hinzu kommt der Amerikaner<br />

Lance Armstrong, der<br />

zwischen 1999 und 2005 sogar<br />

siebenmal in Folge gewann,<br />

aber alle Siege später nach seinem<br />

Doping­Geständnis wieder<br />

aberkannt bekam.<br />

Lässt man Armstrong also<br />

außen vor, wer war dann der<br />

größte Tour­Fahrer aller Zeiten?<br />

Vermutlich Merckx. Niemand<br />

trug häufiger als er das<br />

Gelbe Trikot (110 Tage) und<br />

gewann mehr Etappen (34).<br />

Wie bereits Anquetil 1957 kam<br />

Merckx 1969 als Neuling zur<br />

Tour und gewann sie sofort –<br />

allerdings nur, weil eine umstrittene<br />

Dopingsperre verkürzt<br />

worden war. Weil<br />

Merckx nie bereit war, seinen<br />

Helfern auf der Tour Etappensiege<br />

zu überlassen, wurde er<br />

„Kannibale“ genannt.<br />

Wie gut er war, lässt sich<br />

vielleicht am besten anhand<br />

der folgenden Episode darstellen:<br />

Bei der Tour 1974 war sein<br />

ärgster Rivale, der Franzose<br />

Raymond Poulidor, ihm durch<br />

einen Etappensieg im Gesamtklassement<br />

dicht auf die Fersen<br />

gerückt. Wütend darüber<br />

raste Merckx auf der 21. Etappe<br />

von Vouvray nach Orléans<br />

dem gesamten Feld davon und<br />

distanzierte es im Alleingang<br />

um 1:25 Minuten. Mit einem<br />

Was ist das<br />

PECH-Schema?<br />

liegt auf der Hand: Die Pause<br />

verhindert, dass sich die Verletzung<br />

verschlimmert. Die<br />

Kühlung verengt die Blutgefäße<br />

und vermindert so die<br />

Schwellung. Auch der Druckverband<br />

und das Hochlagern<br />

reduzieren die Einblutung<br />

und erleichtern so den Heilungsprozess.<br />

Viele Hobbysportler<br />

unterschätzen vor allem<br />

die Bedeutung des Hochlagerns.<br />

Den lädierten Fuß<br />

Schnitt von 48,532 Kilometern<br />

pro Stunde zählt Merckx’ furioser<br />

Ritt bis heute zu den<br />

zehn schnellsten Etappen aller<br />

Zeiten – obwohl seinen Nachfolgern<br />

über 40 Jahre später<br />

sehr viel besseres Material zur<br />

Verfügung steht.<br />

Mit Merckx mussten sich<br />

die Radsport­Fans auch an<br />

eine neue Zeitrechnung gewöhnen.<br />

Distanzierten andere<br />

Tour­Sieger den Zweiten oft<br />

nur um zwei, drei Minuten,<br />

legte der Belgier bis zu 18 Minuten<br />

zwischen sich und den<br />

Nächstbesten. Abstände, wie<br />

es sie seit den frühen 50er­Jahren<br />

nicht mehr gegeben hatte.<br />

Armstrong stürzt,<br />

Ullrich wartet<br />

möglichst unmittelbar nach<br />

dem Umknicken über Herzniveau<br />

zu bringen, hilft bei<br />

der Genesung enorm weiter.<br />

Beim Kühlen sollte man das<br />

bei Fußballern so beliebte<br />

Eisspray unbedingt meiden,<br />

sondern den Fuß stattdessen<br />

am besten unter fließendes<br />

kaltes Wasser halten. Einen<br />

Besuch beim Arzt können<br />

solche Maßnahmen jedoch<br />

auf keinen Fall ersetzen.<br />

Freiluft-Kinder<br />

haben den<br />

Durchblick!<br />

Richtig oder falsch?<br />

REZENSION<br />

>> Die Faszination der Tour<br />

de France entfaltet sich vor<br />

allem bei den Bergetappen.<br />

Legendäre Anstiege wie<br />

L’Alpe d’Huez, Col du Galabier,<br />

Mont Ventoux oder Col<br />

du Tourmalet reizen aber<br />

auch Radamateure, sich mal<br />

am Aufstieg zu versuchen.<br />

Sie finden in dem Buch Tour<br />

de France – 20 legendäre<br />

Anstiege (34,90 Euro) des<br />

riten Richard Abraham ein<br />

perfektes Hilfsmittel. Alle<br />

Anstiege sind nicht nur detailliert<br />

beschrieben, sondern<br />

auch mit prächtigen Fotos<br />

und Luftbild-Aufnahmen von<br />

Google Earth perfekt in Szene<br />

gesetzt. Da möchte man<br />

sofort losfahren!<br />

>> Aber auch Nicht-Radsportler<br />

werden an dem<br />

Buch viel Freude haben und<br />

das Flair genießen, das es<br />

ausstrahlt. Enttäuschend<br />

bleibt einzig und allein die<br />

historische Aufarbeitung. Ein<br />

Buch über die Geschichte<br />

der Tour de France will das<br />

Werk nicht sein. Daher gibt<br />

es zu jedem Anstieg nur vier<br />

kurze, offenbar völlig willkürlich<br />

zusammengestellte Episoden.<br />

Schade. Dennoch:<br />

klare Kaufempfehlung.<br />

Dabei sind es vor allem die<br />

großen Duelle, die in der<br />

Tour­Historie in Erinnerung<br />

geblieben sind, so wie das zwischen<br />

Lance Armstrong und<br />

Jan Ullrich. Der Deutsche, Sieger<br />

1997, hatte 2003 nach einer<br />

14­monatigen Dopingsperre<br />

sein Comeback gegeben, und<br />

es wurde eines der spannendsten<br />

Rundstrecken­Rennen aller<br />

Zeiten. Auf der 15. Etappe<br />

beim Aufstieg nach Luz Ardiden<br />

in den Pyrenäen stürzten<br />

der im Gesamtklassement führende<br />

Armstrong und der<br />

L’Alpe d’Huez­Sieger Iban<br />

Mayo aus Spanien. Ullrich dahinter<br />

konnte sich gerade noch<br />

auf dem Rad halten. Überaus<br />

fair wartete er anschließend,<br />

bis seine beiden Konkurrenten<br />

sich wieder berappelt hatten<br />

und verlor schließlich die<br />

Tour gegen Armstrong mit der<br />

Winzigkeit von 1:01 Minuten<br />

Unterschied.<br />

Wie der sichere Sieger sah<br />

1989 der Franzose Laurent Fignon<br />

aus, als er mit 50 Sekunden<br />

Vorsprung auf den Amerikaner<br />

Greg Lemond auf die<br />

letzte Etappe ging, einem Einzelzeitfahren<br />

von Versailles<br />

nach Paris. Fignon galt als<br />

glänzender Einzelzeitfahrer,<br />

doch Lemond legte alles in den<br />

Schlussabschnitt hinein. Er<br />

kurbelte die 24,5 Kilometer mit<br />

der unfassbaren Durchschnittsgeschwindigkeit<br />

von<br />

54,6 Kilometern pro Stunde<br />

herunter – der schnellste Ritt,<br />

den je ein Fahrer hingelegt hat.<br />

Atemlos verfolgten die Zuschauer<br />

auf dem Champs Elysée,<br />

wie Fignons 50 Sekunden<br />

Vorsprung dahinschmolzen.<br />

Im Ziel hatte Lemond schließlich<br />

58 Sekunden Vorsprung<br />

auf den Franzosen. Nach einer<br />

Gesamtstrecke von 3285 Kilometern<br />

hatten somit acht Sekunden<br />

zugunsten des Amerikaners<br />

über den Toursieg entschieden.<br />

Es war das knappste<br />

Duell der Geschichte.<br />

Der erste Deutsche im Gelben<br />

Trikot war 1932 der Berliner<br />

Kurt Stöpel (1908­1997).<br />

Legendär war sein Duell 1932<br />

mit dem französischen Tour­<br />

Sieger André Leducq. Stöpel<br />

hatte seinen Konkurrenten am<br />

Galibier abgehängt, wurde<br />

dann aber von einem Reifenplatzer<br />

gestoppt. Während<br />

Stöpel bei eisiger Kälte mühsam<br />

den Schlauch wechselte,<br />

zog Leducq vorbei. In Paris,<br />

nach der Siegerehrung, überreichte<br />

der Franzose Stöpels<br />

Frau einen Strauß roter Rosen<br />

und sagte: „Madame, wir beide,<br />

Kurt und ich, haben die<br />

Tour gewonnen.“ Beide Konkurrenten<br />

blieben Freunde bis<br />

zum Tod.<br />

Fotos: dpa; Fotolia © detailblick-foto,<br />

Tim UR, RioPatuca Images, farnveldman.<br />

Jedes vierte Kind kommt nach<br />

einer Erhebung der Uni Karlsruhe<br />

nur einmal in der Woche<br />

an die frische Luft. Die heutige<br />

Playstation­Generation ist weniger<br />

fit als die Generation<br />

ihrer Eltern. Heutige Kinder<br />

können weniger weit springen<br />

und schlechter balancieren als<br />

die Kinder der 70er­Jahre und<br />

sie erreichen bei Rumpfbeugen<br />

seltener ihre Füße. Das Inder­Stube­Hocken<br />

könnte aber<br />

auch Langzeit­Wirkungen haben.<br />

Das legt eine chinesische<br />

Studie nahe. Die Forscher hatten<br />

Erstklässler ohne Sehhilfe<br />

in zwei Gruppen geteilt: die<br />

einen sollten täglich mindestens<br />

40 Minuten draußen spielen,<br />

die anderen konnten machen,<br />

was sie wollen. Bei einer<br />

Kontrolle nach drei Jahren gab<br />

es in der sich selbst überlassenen<br />

Gruppe mehr Kurzsichtige.<br />

Die Forscher vermuten,<br />

dass dies mit Tageslichtmangel<br />

zusammenhängt.

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