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16 | Volkers Welt<br />

Sagen Sie uns Ihre Meinung:<br />

Bergedorfer Zeitung | Volkers Welt | Curslacker Neuer Deich 50 | 21029 Hamburg<br />

oder per Mail: volkers.welt@bergedorfer-zeitung.de<br />

Ältere Ausgaben unter<br />

www.bergedorfer-zeitung.de/volkerswelt<br />

SONNABEND<br />

30. APRIL 2016<br />

ÖKOSYSTEM WALD TEIL 3<br />

Exkursionen ins Extreme<br />

Da biste<br />

PLATT...<br />

>> Nach dem ältesten bestehenden<br />

Parlament der<br />

Welt war bei unserem Gewinnspiel<br />

gefragt. Das ist<br />

das Althing in Island. Es ist<br />

bereits seit 930 nach Christus<br />

die gesetzgebende Versammlung<br />

der Insel. Das<br />

Althing wurde früher immer<br />

zwei Wochen nach der Sommersonnenwende<br />

abgehalten.<br />

Seit 1844 ist es ein Parlament<br />

moderner Prägung<br />

mit zurzeit 63 Abgeordneten.<br />

Die 50 Euro hat gewonnen:<br />

Eleonore Reimers aus Buchhorst<br />

Wer bin ich?<br />

Ein Blitz schlägt auf einer Waldlichtung ein. Dieses spektakuläre Foto wurde in Bubnyshche (Ukraine) geschossen. Es illustriert, wie<br />

schwer es für einen Menschen ist, einer solchen Gefahr zu entkommen. Das kleine Bild rechts zeigt die mächtigen Mammutbäume im<br />

Redwood Forest an der amerikanischen Westküste. Die dortigen Küstenmammutbäume sind die höchsten Bäume der Welt.<br />

>> Heute wird es botanisch:<br />

Wie heißt diese Orchideenart?<br />

A Frauenschuh<br />

B Kinderhut<br />

C Männerhose<br />

D Zwillingshemd<br />

Kennen Sie die Lösung?<br />

Gewinnen Sie 50 Euro:<br />

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Rufen Sie bis zum 1. Mai,<br />

12 Uhr, an und nennen Sie uns die<br />

richtige Lösung. Der Gewinner wird<br />

ausgelost und benachrichtigt.<br />

Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />

*(50 Cent/Anruf aus dem Festnetz<br />

der Deutschen Telekom, Mobilfunkpreise können abweichen)<br />

1,2 Sprachen<br />

>> Rund 6000 Sprachen gibt<br />

es auf der Welt. Jeder Deutsche<br />

beherrscht im Schnitt<br />

aber nur 1,2 Sprachen. Englisch,<br />

Spanisch, Französisch,<br />

Arabisch und Deutsch gelten<br />

als Weltsprachen, weil sie<br />

auf mehreren Kontinenten<br />

als Amtssprachen verwendet<br />

werden. Eine willkürliche<br />

Einteilung, sprechen doch<br />

beispielsweise weltweit fünfmal<br />

mehr Menschen Chinesisch<br />

als Deutsch.<br />

Eichen sollst du weichen,<br />

die Weiden sollst du meiden,<br />

zu den Fichten flieh’ mitnichten,<br />

doch die Buchen sollst du suchen.<br />

Diesen Reim über ein Gewitter<br />

im Wald kennt wohl jedes<br />

Kind. Doch wie sieht es mit<br />

dem Wahrheitsgehalt aus?<br />

Wer sich bei einem Gewitter<br />

in einem Wald befindet, ist<br />

auch unter einer Buche nicht<br />

sicher. Denn Blitze schlagen<br />

meistens in die höchste Erhebung<br />

ein. Sie scheren sich<br />

nicht darum, um welche Art<br />

Baum es sich dabei handelt.<br />

Die Ursache, warum sich<br />

im Volksmund trotzdem die<br />

Auffassung festgesetzt hat,<br />

dass man bei Gewitter unter<br />

Buchen sicherer ist als unter<br />

anderen Bäumen, liegt wahrscheinlich<br />

darin, dass die Menschen<br />

über Jahrhunderte hinweg<br />

Rückschlüsse aus den<br />

Schäden gezogen haben, die<br />

Gewitter im Wald hinterlassen<br />

haben. Buchen kommen häufiger<br />

in Gruppen vor als zum<br />

Beispiel Eichen und dürften<br />

deswegen seltener getroffen<br />

werden. Doch eine einzeln stehende<br />

Buche ist genauso gefährlich<br />

wie eine Eiche, die allein<br />

auf weiter Flur ist.<br />

Nachdem im ersten Teil<br />

dieser Serie die Kommunikation<br />

zwischen Bäumen beschrieben<br />

wurde und im zweiten<br />

Teil das Ökosystem Wald<br />

in seiner Gesamtheit erfasst<br />

wurde, soll es in dieser Woche<br />

nun im dritten und letzten Teil<br />

um Extreme in der Welt der<br />

Bäume gehen. Extreme in jeder<br />

Beziehung: extreme Mengen,<br />

extreme Größen, extremes<br />

Wetter und – leider –<br />

auch extreme Misswirtschaft.<br />

Denn wir gehen alles andere<br />

als pfleglich mit unserem<br />

Naturerbe um. Ein paar Zahlen<br />

machen das Ausmaß des Problems<br />

deutlich: Rund 3,6 Milliarden<br />

Kubikmeter Holz stehen<br />

in Deutschlands Wäldern.<br />

Gleichzeitig ist aber nirgendwo<br />

in Europa Holz so teuer<br />

wie bei uns. Es gilt längst als<br />

„stehendes Gold“. Der Preis<br />

hat sich in den vergangenen<br />

zehn Jahren in etwa verdoppelt.<br />

Der Grund ist die gestiegene<br />

Nachfrage nach Holz<br />

durch die Pelletheizungen, deren<br />

Zahl im gleichen Zeitraum<br />

um das 20­fache von 20.000<br />

auf 400.000 gestiegen ist. Etwa<br />

zwei Millionen Tonnen Pellets<br />

wurden allein im Jahr 2013<br />

verbrannt. Die Vereinten Nationen<br />

schätzen, dass der<br />

Holzbedarf vor allem aufgrund<br />

der energetischen Nutzung bis<br />

2030 massiv ansteigt. In<br />

Deutschland wird dann 50<br />

Prozent mehr Holz benötigt<br />

werden als im Moment. Nur:<br />

Die Waldflächen wachsen<br />

nicht mit. Mit anderen Worten:<br />

Wir heizen unsere Wälder<br />

zu Tode.<br />

In globaler Hinsicht ist die<br />

Brandrodung, um Ackerflächen<br />

zu schaffen, das größte<br />

Problem und seit Jahrzehnten<br />

im Fokus der Umweltpolitik.<br />

Weltweit „verschwinden“ pro<br />

Jahr rund 13 Millionen Hektar<br />

Wald, das ist mehr als<br />

Deutschland überhaupt an<br />

Wald besitzt (11,1 Millionen<br />

Hektar). Wenn wir also nicht<br />

aufpassen, wird sich für zukünftige<br />

Generationen vielerorts<br />

die Frage, unter welchem<br />

Baum sie Zuflucht vor einem<br />

Gewitter suchen sollen, kaum<br />

noch stellen.<br />

738 Tage auf einem<br />

Baum gelebt<br />

Doch es gibt Menschen, die<br />

sich wehren. Die extremste<br />

und entschlossenste aller<br />

Baumschutz­Aktivistinnen ist<br />

zweifellos die Amerikanerin<br />

Julia Hill, die zwischen 1997<br />

und 1999 weltweite Bekanntheit<br />

erlangte, als sie 738 Tage<br />

in der Krone eines 1500 Jahre<br />

alten Mammutbaums verbrachte,<br />

um ihn vor der Säge<br />

zu retten. Mit Erfolg. „Amerikas<br />

letzte Heldin“ titelte die<br />

Wochenzeitschrift „Time“<br />

über Hill, deren faszinierende<br />

Geschichte Sie übrigens ausführlich<br />

in der „Volkers Welt“,<br />

Folge 121, im Internet unter<br />

www.bergedorfer­zeitung.de/<br />

volkerswelt nachlesen können.<br />

Wälder gelten seit jeher als<br />

verwunschene Welt mystischer<br />

Geheimnisse. Sie haben<br />

sich diesen Charakter bis in<br />

unsere moderne Zeit hinein<br />

bewahrt. Dass es trotz Internet<br />

und Allgegenwart der Medien<br />

immer noch möglich ist, ein<br />

Geheimnis zu bewahren, beweist<br />

die Geschichte der beiden<br />

„Baumjäger“ Chris Atkins<br />

und Michael Taylor. Die Amerikaner<br />

waren im Sommer<br />

2006 auf einem Streifzug<br />

durch einen abgelegenen Teil<br />

des Redwood Forest an der<br />

Westküste der USA unterwegs,<br />

einem Wald aus mächtigen<br />

Küstenmammutbäumen.<br />

Am 25. August 2006 entdeckten<br />

Atkins und Taylor dort<br />

den höchsten Baum der Welt<br />

und nannten ihn „Hyperion“.<br />

In der griechischen Mythologie<br />

ist Hyperion im Stammbaum<br />

der Titanen der Sohn<br />

von Uranos (Himmel) und<br />

Gaia (Erde). Drei Wochen lang<br />

wurde der Baum in Zusammenarbeit<br />

mit der Zeitschrift<br />

National Geographic fotografiert<br />

und vermessen. Er ragt<br />

bis auf eine Höhe von 115,5 Metern<br />

hinauf und ist damit zweieinhalb<br />

Mal so hoch wie die<br />

New Yorker Freiheitsstatue<br />

oder in etwa so hoch, wie die<br />

fertige Elbphilharmonie einmal<br />

sein wird.<br />

Doch den genauen Standort<br />

von „Hyperion“ halten seine<br />

Entdecker bis heute geheim,<br />

damit dieses Wunder der Natur<br />

nicht Opfer von Touristenmassen<br />

wird. Erstaunlich ist:<br />

Obwohl Hyperion die umstehenden<br />

Bäume überragt, weist<br />

er keinerlei Spuren eines Blitzschlags<br />

auf.<br />

Fotos: Fotolia © panaramka, andersmorre,<br />

baluzek, Cybrain, MKPhoto, Jiri Hera.<br />

Redensart:<br />

>> Zeter und Mordio schreien<br />

bedeutet, sich lautstark<br />

zu beschweren oder gellend<br />

um Hilfe zu rufen. „Zetermordio“<br />

war im Mittelalter<br />

ein förmlicher Ruf des Anklägers<br />

zu Beginn einer Gerichtsverhandlung<br />

über<br />

Mord oder ein anderes<br />

schweres Delikt. „Zeter“ war<br />

damals ein gängiger Hilferuf,<br />

mit dem man Anwesende<br />

zur sofortigen Hilfeleistung<br />

verpflichtete. „Mordio“ ist<br />

eine Abwandlung von Mord.<br />

Die<br />

„W“-Frage:<br />

„Reiche mir doch bitte mal<br />

die Nutella.“ „Ich brauche<br />

eine Aspirin.“ „Wo ist die Nivea?“<br />

„Ans Essen muss mehr<br />

Maggi.“ „Hier hast du einen<br />

Tesastreifen.“ Sätze wie diese<br />

fallen wohl von Zeit zu Zeit<br />

in jeder Familie. Nutella, Aspirin,<br />

Nivea, Maggi und Tesastreifen<br />

sind dabei Eponyme,<br />

das heißt, der Eigenname<br />

eines Produkts ist zur Gattungsbezeichnung<br />

geworden.<br />

Was ist ein<br />

EPONYM?<br />

Für die Werbeindustrie ist<br />

das gewissermaßen der Ritterschlag.<br />

Es liegt ja auch auf<br />

der Hand, warum wir lieber<br />

„Nutella“ als „Haselnussbrotaufstrich“<br />

sagen, zumal Nutella<br />

bei dieser Sorte Brotaufstrich<br />

ohnehin einen Marktanteil<br />

von 60 Prozent hat.<br />

Doch nicht immer ist ein<br />

Eponym so gut zu erkennen.<br />

Das Wort „Fön“, zum Beispiel,<br />

ist eine eingetragene<br />

Marke des schwedischen<br />

Konzerns Electrolux (AEG).<br />

Das allgemeine Wort lautet<br />

„Haartrockner“. Und ein Zeppelin<br />

heißt so, weil Ferdinand<br />

Graf von Zeppelin (1838­1917)<br />

die Luftschiffe als Erster bauen<br />

ließ. Und wer an der Zapfsäule<br />

Diesel tankt, denkt<br />

wohl kaum darüber nach,<br />

dass es Rudolf Diesel (1858­<br />

1913) war, der den dazu passenden<br />

Motor entwickelte.<br />

Käse schließt<br />

den Magen!<br />

Richtig oder falsch?<br />

Die Wendung „Käse schließt<br />

den Magen“ verdanken wir<br />

dem römischen Schriftsteller<br />

Plinius dem Älteren (23­79 n.<br />

Chr.), der die Angewohnheit<br />

hatte, jede Mahlzeit mit einem<br />

Stück Käse zu beenden. Plinius<br />

glaubte, der Käse würde den<br />

Magen in Richtung Speiseröhre<br />

wie ein Pfropf verschließen<br />

und so verhindern, dass Magensäure<br />

in die Speiseröhre<br />

zurückfließt. Das ist nicht der<br />

Fall.<br />

Trotzdem kennt wohl jeder<br />

das angenehme Sättigungsgefühl,<br />

das sich einstellt, wenn<br />

Käse als letzter Gang eines Essens<br />

gereicht wird. Es entsteht<br />

durch die im Käse enthaltenen<br />

Fettsäuren. Sie verzögern die<br />

Entleerung des Mageninhalts<br />

in den Darmbereich. Somit<br />

verbleibt die Nahrung länger<br />

im Magen, wo sie in Ruhe und<br />

ausgiebig verdaut werden<br />

kann, was sich uns als Völlegefühl<br />

darstellt.

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