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24 | Volkers Welt<br />

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Bergedorfer Zeitung | Volkers Welt | Curslacker Neuer Deich 50 | 21029 Hamburg<br />

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SONNABEND<br />

6. AUGUST 2016<br />

TATORT<br />

Deutschlands Kult-Krimi<br />

Da biste<br />

PLATT...<br />

>> In der vergangenen Woche<br />

haben wir bei unserem<br />

Gewinnnspiel nach dem ausgefallenen<br />

High-School-Hobby<br />

von George W. Bush gefragt.<br />

Cheerleading war richtig.<br />

Der 43. Präsident der<br />

USA, der von 2001 bis 2009<br />

regierte, gehörte in den 60er<br />

Jahren zu den Jungs neben<br />

dem Feld, die die Baseballer<br />

anfeuerten. Eine Familientradition,<br />

denn auch Vater<br />

George Bush und Opa Prescott<br />

Sheldon Bush waren<br />

Cheerleader.<br />

Die 50 Euro hat gewonnen:<br />

Astrid Garber-Lewandowski aus Börnsen<br />

Prominent<br />

>> Künstlernamen<br />

sind<br />

heute gang<br />

und gäbe.<br />

Guildo Horn<br />

ist zum Beispiel<br />

einer.<br />

Dabei ist der<br />

bürgerliche Name des Sängers<br />

durchaus bekannt. Wie<br />

lautet er wohl?<br />

A Joachim Gauck<br />

B Roman Herzog<br />

C Horst Köhler<br />

D Johannes Rau<br />

Kennen Sie die Lösung?<br />

Gewinnen Sie 50 Euro:<br />

01378 10 11 25*<br />

Rufen Sie bis zum 7. August,<br />

12 Uhr, an und nennen Sie uns die<br />

richtige Lösung. Der Gewinner wird<br />

ausgelost und benachrichtigt.<br />

Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />

*(50 Cent/Anruf aus dem Festnetz<br />

der Deutschen Telekom, Mobilfunkpreise können abweichen)<br />

6000 Euro<br />

>> Eine<br />

Haarsträhne<br />

des<br />

1826 verstorbenen<br />

früheren<br />

US-Präsidenten<br />

Thomas<br />

Jefferson (1743-1826) hat<br />

bei einer Auktion in Dallas<br />

umgerechnet 6080 Euro<br />

eingebracht. Jeffersons Privatarzt,<br />

Dr. Robley Dunglison,<br />

hatte dem mächtigsten<br />

Mann der Welt am Totenbett<br />

eine Locke abgeschnitten<br />

und diese über Generationen<br />

im Familienbesitz behalten.<br />

Redensart:<br />

>> Mit gleicher Münze<br />

heimzahlen bedeutet Gleiches<br />

mit Gleichem zu vergelten.<br />

Ursprünglich hatte<br />

mit gleicher Münze heimzahlen<br />

eine praktisch-positive<br />

Bedeutung. Das Deutsche<br />

Reich bestand früher aus<br />

zahlreichen Fürstentümern,<br />

die alle ihr eigenes Geld hatten.<br />

Für Händler war das Herausgeben<br />

von Wechselgeld<br />

in den verschiedenen Territorien<br />

ein großes Problem.<br />

Um Streit zu vermeiden, versuchten<br />

sie immer, mit gleicher<br />

Münze heimzuzahlen.<br />

Vor 46 Jahren<br />

eroberte der<br />

Tatort den<br />

Bildschirm.<br />

Eine Kontrolle an der deutschdeutschen<br />

Grenze. Quälend<br />

genau und langsam nimmt ein<br />

DDR­Grenzer das Auto eines<br />

Mannes aus Westdeutschland<br />

unter die Lupe. Er findet<br />

nichts, außer einem vermeintlich<br />

schlafenden Kind auf der<br />

Rückbank und lässt den Herrn<br />

schließlich die Grenze passieren.<br />

Totale auf den Grenzposten.<br />

Im Hintergrund verschwindet<br />

das Auto des Mannes<br />

aus dem Blickfeld, Musik<br />

wird eingespielt und einer<br />

weißer Schriftzug im Bild eingeblendet:<br />

„Taxi nach Leipzig“.<br />

Der Kalender der Fernsehzuschauer<br />

zeigt den 29.<br />

November 1970, als sie diese<br />

eindringlich inszenierte Szene<br />

von knapp drei Minuten Länge<br />

im Ersten sehen. Damals ahnte<br />

wohl noch niemand, dass dies<br />

der Beginn deutscher Fernsehgeschichte<br />

sein würde. Denn<br />

„Taxi nach Leipzig“ war die<br />

erste Folge der Krimireihe<br />

Tatort. Der Film mit Kommissar<br />

Paul Trimmel erreichte<br />

einen Marktanteil von 61 Prozent.<br />

Ohne Privatsender bedeutete<br />

das eine Einschaltquote<br />

von rund 20 Millionen Zuschauern.<br />

46 Jahre später gibt es die<br />

Serie immer noch und gemessen<br />

an den heutigen, medialen<br />

Alternativen sind die Zahlen<br />

beeindruckend. Im Schnitt<br />

versammeln sich rund neun<br />

Millionen Krimifans zum Ende<br />

der Woche vor dem Fernseher,<br />

um den Tatort zu sehen.<br />

Die<br />

„W“-Frage:<br />

MARIA FURTWÄNGLER darf beim 1000. Tatort, der wie der erste „Taxi nach Leipzig“ heißt, ermitteln. Als Kommissarin Charlotte Lindholm<br />

gerät sie gemeinsam mit Axel Milberg als Klaus Borowski in Gefahr. Der Ausstrahlungstermin ist voraussichtlich am 16. Oktober.<br />

Werte, die sonst eigentlich nur<br />

König Fußball erreicht. Nach<br />

dem Ende von „Wetten,<br />

dass..?“ ist der Tatort am<br />

Sonntagabend das letzte große<br />

Lagerfeuer des Fernsehens,<br />

um das sich eine treue Fangemeinde<br />

versammelt – und über<br />

das geredet wird. Das liegt<br />

nicht zuletzt daran, dass die<br />

Macher der Krimireihe immer<br />

wieder kritische Themen anpacken<br />

und so für Diskussionsstoff<br />

sorgen. „Der Tatort<br />

zeigt die soziale Realität in<br />

Deutschland und ist ein Spiegel<br />

der Gesellschaft“, sagt Professor<br />

Gebhard Henke, Tatort­<br />

Koordinator für die ARD. So<br />

sind Tatorte oftmals mehr Milieu­Studie<br />

denn Krimi.<br />

Warum<br />

watscheln<br />

PINGUINE?<br />

Seit 46 Jahren unverändert ist<br />

der Tatort-Vorspann mit den<br />

eindringlichen Augen, die den<br />

Zuschauer durch ein Fadenkreuz<br />

anstarren, und den weglaufenden<br />

Beinen. Sie gehören<br />

dem damaligen Münchener<br />

Schauspieler Horst Lettenmeyer,<br />

der 1970 für 400 D-Mark<br />

Gage einen halben Tag Standaufnahmen<br />

(Augen, Hände) sowie<br />

das Filmen der Laufszene<br />

am Flughafen München-Riem<br />

absolvierte. Später wechselte<br />

Lettenmeyer in die Lampenbranche,<br />

baute ein Unternehmen<br />

für Leuchtröhren auf.<br />

Kurz gesagt: Die Füße der<br />

Pinguine sind zu kurz und liegen<br />

anatomisch gesehen viel<br />

zu weit hinten. Sie lassen nur<br />

die charakteristischen Trippelschritte<br />

zu, die den Körper<br />

beim Gehen hin und her pendeln<br />

lassen. Das sieht putzig<br />

und auch etwas unbeholfen<br />

aus, hat für die flugunfähigen<br />

Seevögel aber einen nicht zu<br />

unterschätzenden Effekt. So<br />

können sich die ausgezeichneten<br />

Schwimmer an Land so<br />

energiesparend wie möglich<br />

fortbewegen. Sie rollen die<br />

Füße beim Gehen nicht ab,<br />

sondern treten immer mit der<br />

gesamten Sohle auf. Dadurch<br />

vermeiden es die Pinguine,<br />

ihr komplettes Körpergewicht<br />

vom Boden abdrücken<br />

zu müssen. Ihr Pendelgang ist<br />

so perfekt austariert, dass sie<br />

ihren Körperschwerpunkt bei<br />

geringstmöglichem Energieaufwand<br />

auf den jeweils anderen<br />

Fuß verlagern können.<br />

So bringen es Pinguine beim<br />

Watscheln auf eine Energieerhaltungsrate<br />

von bis zu 80<br />

Prozent. Als Energieerhaltungsrate<br />

wird der prozentuale<br />

Anteil der Energie bezeichnet,<br />

der zwischen zwei<br />

Schritten erhalten bleibt, also<br />

nicht in Bewegung umgesetzt<br />

wird. Der Mensch bringt es<br />

nur auf ungefähr 65 Prozent.<br />

Das zweite Erfolgsgeheimnis<br />

der Serie ist ihre Regionalität.<br />

Die ARD wendet ihr föderales<br />

Prinzip auch bei der Produktion<br />

der Tatorte an. Die<br />

neun Landesrundfunkanstalten<br />

(BR, HR, MDR, NDR, RB,<br />

RBB, SWR, SR, WDR) sind für<br />

die Entstehung der Folgen verantwortlich<br />

und haben somit<br />

freie Hand. Daraus entstand<br />

über die Jahre – gemessen an<br />

den Handlungsorten – ein<br />

gleichmäßiges über ganz<br />

Deutschland gesponnenes<br />

Netz an Ermittlerteams, von<br />

Kiel bis München und von<br />

Köln bis Dresden. Insgesamt<br />

gehen mittlerweile 22 Teams<br />

auf die Suche nach den bösen<br />

Jungs. Ein 23., in Freiburg beheimatet<br />

und vom SWR produziert,<br />

wird kommen. Die<br />

ganze Republik findet sich in<br />

der Serie wieder. Die einzelnen<br />

Folgen sind aber bewusst<br />

von Lokalkolorit geprägt, sowohl<br />

in der Darstellung des<br />

Handlungsortes als auch bei<br />

den Protagonisten.<br />

Dabei können Kultfiguren<br />

entstehen wie die des Horst<br />

Schimanski. Götz George brillierte<br />

ein Jahrzehnt lang als<br />

Kriminalhauptkommissar in<br />

Duisburg und hatte so gar<br />

nichts mit seinen gradlinigen<br />

Vorgängern gemein. Schimanski<br />

fluchte und prügelte sich<br />

mehr durch seine Fälle, als<br />

dass er ermittelte. „Ruhrpott­<br />

Rambo“ tauften die Medien<br />

diese Figur aus dem Arbeitermilieu,<br />

die polarisierte und das<br />

Bild des „Fernsehkommissars“<br />

im deutschen Fernsehen veränderte.<br />

„Gib dem Kaninchen<br />

eine Möhre extra“<br />

Während die Ermittler die<br />

stets wiederkehrenden Konstanten<br />

sind, tauchen Stars und<br />

Sternchen immer mal wieder<br />

mit Gastauftritten im Tatort<br />

auf: Sänger Udo Lindenberg,<br />

James­Bond­Darsteller Roger<br />

Moore oder Bundestrainer<br />

Joachim Löw waren schon zu<br />

Affen im Zoo<br />

sind kreativer<br />

als in Freiheit!<br />

Richtig oder falsch?<br />

Das ist tatsächlich richtig. Der<br />

niederländische Zoologe Carel<br />

van Schaik hat bei seinen Forschungen<br />

über die Verhaltensweisen<br />

von Orang­Utans gravierende<br />

Unterschiede zwischen<br />

frei lebenden Exemplaren<br />

und Artgenossen in<br />

Tierparks festgestellt. Egal,<br />

was der niederländische Zoologe<br />

den Orang­Utans im Regenwald<br />

von Sumatra zum<br />

Spielen hinlegte (Leitern, Plastikfrüchte),<br />

sie missachteten<br />

sehen. Während Löw nur<br />

durchs Bild lief, hat einer seiner<br />

Vorgänger die Tatort­Geschichte<br />

durch eine unvergessliche<br />

Sprechrolle bereichert.<br />

Berti Vogts‘ Auftritt<br />

1999 in der Folge „Habgier“<br />

endete mit dem schönen Satz:<br />

„Gib‘ dem Kaninchen eine<br />

Möhre extra, es hat uns das<br />

Leben gerettet.“<br />

Prominente, zahlreiche Ermittlerteams,<br />

über 20 Handlungsorte,<br />

doch eines ist immer<br />

gleich: der Tatort­Vorspannfilm.<br />

Die um sich blickenden<br />

Augenpaare,<br />

eingerahmt in farbige Balken<br />

und das markante Fadenkreuz<br />

auf dem linken Auge; dazu die<br />

rennenden Beine auf dem nassen<br />

Asphalt sind Kult und<br />

wurden von den Machern über<br />

die Jahre nur in Nuancen<br />

(Farbgebung, Anzahl der Ringe<br />

beim Fadenkreuz) verändert.<br />

Der Vorspann war am 29.<br />

November 1970 zu sehen und<br />

wird auch im Oktober vor dem<br />

1.000. Tatort über die Bildschirme<br />

flimmern. Die Jubiläums­Folge<br />

läuft übrigens unter<br />

dem Titel „Taxi nach Leipzig“,<br />

genauso wie der Auftakt der<br />

kultigen Krimireihe vor 36 Jahren.<br />

Autor: Matthias Heidrich<br />

Fotos: dpa, ARD/SF/DRS/ORF/WDR;<br />

Fotolia © joeydanuphol, PrintEquipment.<br />

es. Präsentierte er dasselbe<br />

Spielgerät Orang­Utans im<br />

Zoo, stürzten sich die Affen<br />

regelrecht darauf und wurden<br />

kreativ. Die einfache Erklärung:<br />

In freier Wildbahn haben<br />

Orang­Utans schlichtweg<br />

keine Zeit für Neugier. Hier<br />

geht es ums Überleben. Die<br />

Artgenossen im Zoo müssen<br />

nicht ständig auf der Hut sein<br />

und kompensieren ihre Langeweile<br />

mit Kreativität – wie der<br />

Mensch übrigens auch.

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