03. Text Band 6 - Teil 2 - DigiBern
03. Text Band 6 - Teil 2 - DigiBern
03. Text Band 6 - Teil 2 - DigiBern
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
72 1531<br />
Der fuenf Orten, nämlich von Lucern, Uri, Schwitz, Underwalden<br />
und Zug, gesanten ratsboten, iez zuo Lucern versamnet.i)<br />
[562] Hierüber ward zuo Bremgarten mit gemeiner burgersteten<br />
meinung muntlich geantwortet, wie die von Zürich und<br />
5 Bern mit anzeig der provant abkündung nach vermoeg des lantfridens<br />
beschechen sie.<br />
Die form der abschlachung des provants beider steten Zürich<br />
und Bern, sampt der trukten usschribung deren von Zürich, ist<br />
in Heinrich Bullingers verzeichnus von diserem krieg zesechen<br />
io und deswegen umb kürze willen alhie underlassen. 2 )<br />
Der Y Orten drite klag wider Zuerich, durch ire ratsbotschaft<br />
von ort zu ort angebracht, und daruf einer<br />
stat Bern antwort.<br />
Uf den tag der abstellung der provant sind zuo Bern verhört<br />
15 der V Orten erende ratsboten, von mund und langer Instruction<br />
in verkürzter form also 3 ): Si haetend nit gemeint, dass ir 1.<br />
Eidgnossen deren von Zürich schweren klag und verglimpfung,<br />
die inen hinderruks beschechen, sobald und sovil glouben haetent<br />
geben, so doch inen klagens vil noeter täte, dan jenen; dan erst-<br />
20 lieh so habind inen die Eidgnossen von Zuerich an der houptmanschaft<br />
St. Gallen abzogen, ir land, luet, guot und herlikeit,<br />
und darumb alle angebotene gueetikeit und recht abgeschlagen,<br />
desglichen die narung, so doch on recht, on mer kein sundere<br />
gmeine regierung bestan mag. Uf das so habints nun oft mit<br />
25 pit und manung, in gmein und sunders, hoch angesucht ir lieben<br />
Eidgnossen von übrigen orten lut gschworner pünten umb hilf,<br />
da inen aber weder ja noch nein noch nie moegen werden, so doch<br />
einer fromen Eidgnosschaft sunders lob ie gsin, menklichem zuom<br />
rechten ze verhelfen und darbi zeschirmen. Die dem rechten<br />
i) Ganz abgedruckt Eidg. Absch. IV, 1», S. 100S.<br />
2) Bullinger, R. G. III, 389 u. ff. Der Satz ist sicher erst von Stettier<br />
beigefügt worden.<br />
3 ) Die Botschaft, welche am 23. Mai in Freiburg und am 25. in Solothurn<br />
war, Bcheint somit auch in Bern, am 27. Mai, erschienen zu sein und<br />
obiges Schreiben übergeben zu haben. Eidg. Absch. IV, l b , 1005/6.
1531 73<br />
abstand, sftchint krieg; si begerind nuet den rechtens und deshalben<br />
frid; wellint inen umb alle sachen das recht wol und me<br />
tuon lassen, sunst haetints langest glimpfs gnuog gehept zekriegen.<br />
Ob dan ire Eidgnossen von Zuerich einiche schmach so unlidenlich,<br />
dass si die eigens gwalts woeltint strafen, so vermeinen wir »<br />
von wegen gmeiner Eidgnosschaft ruow und nuz, si soellint den<br />
puenten und dem landsfriden geleben, wie den wir zetuon erpuetig,<br />
und solle ouch uns niemand darfuer halten, dass uns soeliche<br />
schmachheiten gefallint, so ein lobliche Eidgnosschaft von<br />
den froembden [563] nie hat moegen ungerochen gedulden. Man to<br />
solle deren von Zuerich orentraegeren nit so flux glouben, sunders<br />
si ouch zuo rechtlicher Verantwortung lassen komen; da werde<br />
sich finden, dass inen vast ungueetlich bescheche. Si haetint noch<br />
vil zeklagen, und nämlich dass si der vogti im Rintal on recht<br />
entsezt slent; dass denen von Schwitz ir eigen erkoufte luet zuo a<br />
Wesen und im Gastal unghorsam gmacht werdint, und anders<br />
mer, das si im rechten erzeigen werdint; und darumb so manints<br />
ir lieben Eidgnossen nochmalen zuom allerhoechsten, dass man inen<br />
nach lut der puenten zuom rechten welle verhelfen, mit ernstlicher<br />
pit, dise sachen also ze bedenken, dass man einmal sage, d'Eid- 20<br />
gnossen habint ire sachen vor der tat bedacht, so nach dem<br />
schaden umbsunst, und uns oft uebel erschossen, und iezt so vil<br />
uebler, so vil der schad einer Eidgnosschaft nacher; wan wir den<br />
schon unsre viend wol erfreuen und enandren an üb und guot<br />
vast uebel schädigen, so mueessen wir doch wider eins werden und 25<br />
bi einandren wonen, das aber on rneren, rats und on recht<br />
nimer rueewig sin moege. Dis alles habints wol erwegen, dan<br />
sunst haetints langest fuog und recht ghept, inen selbs zuo recht<br />
ze verhelfen und ir land, luet, guot und oberkeit von denen von<br />
Zuerich mit der band zeziehen. Sunders einer lieben Eidgnossen 30<br />
trennung vorzesin, sients noch der hofnung, in halt irer puenten<br />
und des landsfridens mit recht zuo dem iren zekomen. Harzuo si<br />
ir lieben Eidgnossen trungenlichst ermant und gebeten woellint<br />
haben. Nun über so vilvaltig ermanen, piten, dulden und rechtsansuochen,<br />
so habind inen on rechtmässige ursach den feilen kouf M<br />
die beid stet abgeschlagen; wie Eidgnoessisch, wie nachparlich,
74 1531<br />
und wie gemaes das unsren aeltren und iren puenten ste, und was<br />
guots darus entspringen moege, gebuerts iedem verstendigen, guoten<br />
Eidgnossen zuo ermessen.<br />
Uf disen der V Orten fuertrag hat ein lobliche stat Bern<br />
5 diser sum geantwortet: Si habe zuo wolfart loblicher Eidgnossen<br />
bisliar alwegen, wie ouch noch fuerohin geneigt zetuon, das best<br />
getan, aber irer lieben Eidgnossen von den V Orten ansprachen<br />
und rechtsvordrungen slent verhindret durch die unmenschlichen,<br />
unkristenlichen schmachheiten, welche si, über ir vil und hochs<br />
io zuosagen und erpieten, nit alein nit strafind und abstellint, sunders<br />
fuer und fuer beschirmint und merint, also dass erenhalb nit<br />
mer ze erliden iren und iren kristlichen mitburgern von Zürich,<br />
so ir beider ein sach sie; und darumb, so si, ir lieben Eidgnossen<br />
von den V Orten, inert 8 tagen verheisne straf noch schuld nit<br />
15 erstatind, [564] so werd inen der feil kouf abgestrikt werden.<br />
Der puenten halb soellints die Muessische hoche manung ansechen,<br />
und der rechtshilt halb soeltents erstaten, was ziemlich und billig,<br />
so werd inen derglichen und nuet anders, als fromen Eidgnossen<br />
gebuert, ouch von einer stat Bern und iren mithaften erstatet<br />
w werden. 1 )<br />
Der kristlichen mitbnrgreu ratschlag, widerstand zetuen,<br />
aber der schidboten tagsatzuug, l'rid zemachen.<br />
Nach oberzelten hendlen uf 1. tag Junii, als die kristlichen uuni.<br />
burgerstet zuo Zuerich versampt ze ratschlagen, sidtenmal si durch<br />
25 abstrikung der provant den vorteil und vorstreich von handen<br />
haetint geben und ieztan kein stund mer sicher, wenn oder wo<br />
si überfallen wurden, dass die not ervordre, zuo versechen, wie<br />
man sich zuor gegenwßr und zürn widerstand schicken welle und<br />
halten solle, da die von Zuerich vermeinten, noch den vorteil ze-<br />
30 nemen und den vorstreich unverzogenlich zetuon, denn si on zwifel<br />
zuom ersten ungwarnt angriffen wuerdint. Das aber dem meren<br />
teil, insunders Bern, misfiel, so des willens, keinen angrif zetuon,<br />
i) 31. Mai, Miss. S. 498; vergl. Eidg. Absch. IV, 1\ 1006.
1531 75<br />
sunders dessen zuo erwarten; so den ungwuess, wenn oder wo, dass<br />
iederman geruest sie, da not, zuom nächsten und schnellesten zuo<br />
zelouffen, aber keinen stand annemen noch geben, dan mit hilf<br />
und vorteil gnuogsam bewaert; ee etlich plaez verschetzen, dan die<br />
houptsach in gfare weg stellen.') s<br />
Do ist erschinen ein treffenliche botschaft vom kueng in<br />
Frankrich, mit credenz und mit hocher fruentlicher bevelch und<br />
ermanung, dass der kristlich kuenig zuom höchsten der Eidgnossen,<br />
als siner liebsten fruenden, wol und fridstand herzlich begebe, mit<br />
darstreckung al sines Vermögens zuo erhalten ir lieb und eini- w<br />
keit, durch welche si mit grossen eren und lob in ire hochtuere<br />
frlheit komen, darin bishar wider allen gwalt bestanden, ouch<br />
fuerohin die bestan mueessen; wellint nun ernstlich betrachten und<br />
wol bedenken, was inen leids und iren erbvienden liebs uss irer<br />
zwitracht, so die behertet zuor zertrenung kaeme, entspringen 15<br />
moechte und wurde; und darumb so habe si ir her, der kristlich<br />
kuenig, mit der parüen gunst. ungesparter muei, arbeit und kosten<br />
alles das zuo verhelfen und zetuon, das zuo hinlegung irer spaenen<br />
und zuo erhebuug fridens [565] dienen moege. Desglichen haben<br />
sich erpoten die anwaelt der vier schidorten Glaris, Friburg und 20<br />
Apptzel, der Grauwpuentneren und Thurgouweren, und da, uf<br />
beider partien gefallen, einen tag bestimpt zuo Bremgarten, uf<br />
iL Juni, den 11. obbemelts monats, daselbs mit iren anligen und vollem<br />
gwalt zu erschinen, ouch indes nuet unfruentlichs fuerzenemen,<br />
sunders fruentlich mitlung zuo erwarten, mit beger, als zuom friden 25<br />
erschieslich, die abstrikung der provant anzestellen.*)<br />
Fridhandlung drler tagleistungeu, von den sehidliiten<br />
und beiden partien zu Bremgarten, im Brächet, Hoeuwet<br />
und Äugst gehalten, ungeschaft.<br />
Wie nun die schidluet und beider partien boten, als bestimpt, w<br />
zuosamenkomen, do haben die V Ort vor allen dingen die schid-<br />
i) Eidg. Absch. IV, 1\ 1016.<br />
«) Eidg. Absch. IV, l b , 1018.
76 1531<br />
luet und die kristlichen stet zürn trungenlichsten ankert und gebeten,<br />
die provant, sampt den briefen, durch welche si als puntund<br />
landsfridensbruechig verarget, ufzeheben, ouch si fuer from, truew<br />
Eidgnossen zehaben und zenemen; wo das, so werde zimlich ding<br />
5 an inen nuetzit erwinden; wo nit, so wuesstints nuet, dan lut irer<br />
puenten rechtens zuo erwarten. Daruf der kristlichen burgerstet boten<br />
geantwortet, ir bevelch vermoegs nit, aber wenn ir lieben Eidgnossen<br />
von den V Orten, nach vermoeg des landfridens, das gotswort<br />
und Ire darumb verfolgten fri und ungevecht lassind, ouch die<br />
io untraegliche laestrung strafint und abstellint, so werde inen als liebs<br />
und guots begegnen. Uf das haben die schidluet den partlen drl<br />
avtikel fuergeschlagen: zuom ersten, dass alle vergangne schmachwort<br />
und -werk, so diser unruow fuernemste urhab, verzigen und<br />
tot soellint sin und fuerwerthin verkomen und gestraft werden,<br />
15 und zu allen teilen einandren fuer from, truew, redlich Eidgnossen<br />
halten; zuom andren, dass die, so umbs gloubens willen gevecht,<br />
on entgeltnus begnadet und hinfuer nit mer bekuemret soellint<br />
werden; zuom driten, so der seien heil uss dem glouben, und<br />
der gloub uss lutrem Gots wort, dass die V Ort nuews und alts<br />
so testament soellint frl und unverhindret in iren landen lassen lesen<br />
und darvon reden. Nun dise artikel nament die partien an, uf<br />
20. tag Brachets antwort zegeben, on Lucern, von wegen unuf- 20. Juni,<br />
gloester provant, denen die schidluet selbs die zubrachten. Als<br />
aber uf eebenempten tag die V Ort, [566] uf erste anmuotung be-<br />
25 harrende, uf die fuergeschlagnen artikel kein antwort geben, do<br />
sind die stet nit on beduren ouch bi irer ersten meinung bliben,<br />
also dass die schidluet mit ernstlicher ermanung beider teilen,<br />
schidlichere antwort zebringen, den andren tag uf den 10. Julii IO.JUIL<br />
geben.i) Do band die V Ort eidgnoessischer wis ir vordrige meim<br />
nung gescherpft und geredt, es bedure und beschmache si zuom<br />
höchsten, dass nach dem verstand gestelter artiklen inen zuogemaessen<br />
werde, als ob si die warheit zehoeren, ouch zereden, nuew<br />
und alt testament zelesen, item suend und laster zestrafen, verpietent.<br />
Desse gemueets si noch nie gewesen, sunder in iren<br />
t) Eidg. Absch. IV l b , 1034-1046.
1531 77<br />
eignen land strax zuo verharren bi dem glouben und bruch, so<br />
von der muoter, der heiligen kristlichen kilchen, angenomen und<br />
von iren fromen eltren erblich und glueklich an si komen, bis uf<br />
eines gmeinen concilions abscheid, dem wellints dan als ghorsame<br />
kristen gern volgen; begörent nun mal darbi und ouch bin 5<br />
puenten, landfriden und recht gelassen und geschirmpt werden.<br />
Wo aber das nit, so mueessints Got lassen walten, den, sin werde<br />
muoter, sampt allem himlischen her, und wer inen zuostan welle,<br />
zuo hilf nemen, und hiemit erwarten, wie es inen ergan werde;<br />
oder sich darbi zuo erhalten. Wo dan von wegen der schmach- w<br />
worten der lantfrid abstrikung der provant, wie si nit glouben,<br />
vermöchte, so wäre inen vordannen die abstrikung zetuon not gewesen,<br />
dennocht, zuor gegentat genoet, habints nit witere abstrikung<br />
getan , denn wer inen verkoufe, dem verkoufents ouch; man<br />
soelle si bi erlichem, billichem erpieten lassen bliben. Dargegen i&<br />
die kristlichen stet geantwortet, dass inen nuotzit angenemer noch<br />
lieber, dan so in den hochen erpieten irer lieben Eidgnossen von<br />
den V Orten die werk den worten glich wärmt und voigtint;<br />
dan on zwifel, wo das, so waere aller span ufgehept und verrichtet<br />
; denn si tuelen, wie einer, der einen an hals schlaecht und 20<br />
darüber recht puetet; wellint damit vor iederman iren glimpf geschöpft<br />
haben, als man an inen nuet hielte, ouch nit rechtens gestan<br />
weite. Geben darzuo den iren fuer, man weite si von irem glouben<br />
bringen, inen predicanten geben und uss zweien oder 3 oertlin<br />
eins machen. Daran allen uns ungueetlich beschicht, ouch nie zuo 25<br />
sin komen ist, sunders si hand gegen uns vilvaltig gehandlet, dass<br />
wir zuo vil rucher pen, dan der zitlich [567] provant abätrikung,<br />
so doch keins gewichts zuor ewigen, welche si doch den iren ufzeladen<br />
triugent, vor langem ursach haben gehept, aber uf bessrung<br />
das milter fuergenomen. Haetind dennocht uns, wie ouch 3»<br />
die erenden schidlüt, so verächtlicher abschlachung und enterung<br />
nit versechen, so doch inen durch die fuergestelten artikel nuet<br />
anders angemutet, dan was goetlich, kristenlich, örlich und dem<br />
lantsfriden gemaes; deshalb wir ouch mit nachteil unsrer 6ren,<br />
umb Kristi und frids willen, dieselben mit zimlichem zuosaz »<br />
hand angenomen; diewil aber si die so unbillich abschlachent,
78 1531<br />
so können wir die provant nit ufheben, bis der landfriden an uns<br />
bas erstatet wirt. Wie nun die schidluet dise unglichheit gehoert,<br />
damit gehepte arbeit und kosten nit verloren waer, do hands bedacht,<br />
die 3 ersten artikel, als unwidersprechlich, ouch vor Got<br />
5 und der weit zimlich geachtet, mit sampt zween zuogetanen artiklen<br />
— nämlich dass die puent und der landsfriden in irem wesen,<br />
und ouch die anhenger der profant abstrikung on entgeltnus<br />
bliben soellen, zuom andren, dass die partlen vereint enandren lut<br />
irer puenten wider menklich truewlich, als from Eidgnossen, soellen<br />
io schirmen und hilf tun — beiden teilen fuerzetragen, mit fruentlichester<br />
ansuochung, die vereinlich anzenemen und die profant gan zelassen<br />
und hierumb uf 23. diss monats antwort hie ze verneinen.') 23.Juli.<br />
Als aber dieselbige spaenig kam, so dass die stet die 5 artikel<br />
begßrten zeversiglen, und aber die V Ort begßrten, on recht nit<br />
i6 witer getriben werden, do habend die schidluet uf ratfrag irer<br />
obren allen handel verabscheidet und den partten uf 10. Ougst IO.AQJ.<br />
die drite tagleistung angesezt; als aber da die V Ort nit umb<br />
ein har wichent und umb den 6. artikel, von den schidlueten iezt<br />
hinzuogetan — nämlich dass wo iemand witers oder anders redte,<br />
20 den der buochstab beider testamenten vermöchte, denselben die<br />
V Ort in iren eigenen gebieten zestrafen habint 2 ) — uf den 21. 21.log.<br />
diss monats solten antworten, blibends gar uss und schribent von<br />
Lucern uf 19. tag iren beschlus den 4 schidorten zu, dergstalt: 19.Aug.<br />
wie si groesslich bedure, dass mans bi irem glouben ungearguirt<br />
25 nit welle lassen bliben, und aber si nach vor gebner antwort darbi<br />
zebliben, wie ire frornen vordren, einhaelleklich vereint sient, ouch<br />
die puent und den landsfriden zehalten, so wit und an inen gehalten<br />
werde. Nun so habints ir lieben Eidgnossen oft gemant,<br />
da in noch nie kein antwort erlangt, bege~rind iezt die bi disem<br />
so alein harumb gesanten boten zewuessen, [568] damit si sich witer,<br />
wie zetuon, koennent beraten; dan inen mer tag ze besuchen und in<br />
sömlicher vechd zestan nimer gelegen noch anmueetig sie. 3 ) Do<br />
') Eidg. Absch. IV l b , 1073, vom 11. und 12. und 25.-26. Juli.<br />
»I Eidg. Absch. IV, 1», S. 1105, in Bremgarten.<br />
') Eidg. Absch. IV, l b , 1113, wieder in Bremgarten.
1531 79<br />
nun die stet das vernamen, hands ouch nit witers gan wellen,<br />
sunders haben von den schidlueten einen versigleten abscheid begebt<br />
und empfangen, dass nämlich an inen zimlicher und billicher<br />
dingen nuetzit erwunden haete, mit erzeigung billicher und glimpflicher<br />
abstrikung der provant. Da sind die ängstigen schidluet 5<br />
ser übel bekuemert worden, besunders umb der verächtlichen<br />
uesserung willen der V Orten, und band alle schidhandlung iren<br />
obren ganz übergeben, witers ze bedenken, ob und wie frid<br />
erobret mochte werden.<br />
Witre underhandlung der drl orten Fribnrg, Solotorn 10<br />
und Apptzel uf dem burgerstag zu Arouw, ungeschält.<br />
Uf disen abscheid haben die kristlichen burgerstet einen tag,<br />
i. 8«pt. was der 4. September, gan Arouw gesezt, uf der V Orten ussbliben<br />
und anschleg sich ze beraten; ouch da beschlossen, die<br />
provanden also ze verhalten, dass inen zuor hand kein ursach 15<br />
geben wurde; wo aber si angrinnt, inen samethaften widerstand<br />
besint zetuon. 1 )<br />
Und wie nun indes die 3 schidort Friburg, Solotorn und<br />
Appenzel zuo Lucern an die V Ort geworben ire antwort, mit<br />
ernstlicher pit an die stet Zürich und Bern zuovor, und demnach M<br />
uf eegenempten tag gebracht haten, begrifende, zuom ersten, dass<br />
si, die V Ort, zuo allen tagen sich erpoten haetint, ir lieben Eidgnossen<br />
von Zürich und Bern, sampt iren mithaften, bi irem<br />
glouben one alle mitel bliben zelassen, doch dass man si ouch bi<br />
dem iren also bliben lasse; zuom 2., dass si die pünt und lands- 25<br />
friden trüwlich wellint halten, und wo das nit, inen recht, wol<br />
und we tuon lassen, begerint mit") niemant lieber fruentschaft<br />
und gmeinschaft zehalten, dan mit iren ererpten fruenden und<br />
Eidgnossen; zuom 3.: wan an iren Eidgnossen von Zürich und<br />
Bern erfunden moege werden, dass die provant ufgang und bim 30<br />
•) Im Mss.: errät mit », offenbar Verschreibung.<br />
i) Eidg. Absch. S. 1132.
80 1531<br />
glouben, puenten, lantsfriden und recht blibint, so wellints zuo<br />
tagen und sunst gern verhelfen zuo allem, das einer loblichen<br />
Eidgnosschaft erlich und nuezlich sie; wo das nit, so welle inen<br />
zuo diser zit zuo tagen nit gelegen sin. 1 ) Und als dan die schids<br />
luet einer stat Bern hatent fuorgehalten, dass in irer hand der frid<br />
und der krieg stueende, hat si geantwortet, dass ira und iren<br />
verwanten das unbillich zugemessen werd, [569] sintemal si nuet<br />
on guoten giimpf getan, ouch alle zimliche der erenden schidlueten<br />
mitel umbs gmeiuen fridens willen angenomen, sunders solle disre<br />
io red billich ufgelegt werden den V Orten, so den landsfriden<br />
schwerlich verlezt und darueber alle fridliche mitel verächtlich<br />
ussgeschlagen habind; diewils dan an den V Orten erwindt und<br />
inen lassind 5 oder 6 schelmen lieber sin dan sechs stet einer<br />
Eidgnosschaft, so koenne si inen ouch nit anders tuen, dan der<br />
15 provant abstrikung beharren, bis die V Ort dem landsfriden statgebint,<br />
oder der erenden schidlueten artikel, so dem landsfriden<br />
gemaes, annemint; dan so bald der landsfriden zuo-, so sie der<br />
provant ufgetan. Demnach ires rechtpietens halb, damit si inen<br />
giimpf und uns unglimpf verschoepfen, Got und d'welt ansehrlent,<br />
20 entscheide gnuogsam der landsfriden; wo nit, wolle si inen da lut<br />
der puenten rechtens weder ab noch vor sin, welle ouch hiermit<br />
ire lieben Eidgnossen von Friburg, Solotorn und Apptzel irer<br />
puenten gemant haben, si billich ze handhaben, angesechen, dass<br />
an iren billicber dingen zuom friden nuetzit erwunden habe.-) Als<br />
»r> aber eegenanter 3 orten boten der V Orten antwort, ire pit, und<br />
die von P'riburg ire scharpfe manung der steten boten zuo Arouw<br />
hatent fuorgehalten und antwort begert, da habent der steten<br />
boten geantwortet, wie inen durch Zürich und Bern daheim geantwortet,<br />
nämlich die profant nit ufzeheben und umb Sachen, im<br />
8o landsfriden vergriffen, rechtens ze gestaten, dabi lassints ouch<br />
bliben, moegint witers ankeren; aber uober die manung von Friburg<br />
werdint die beid stet, Zürich und Bern, selbs antwort<br />
geben, und haben hierbi verabscheidet, dass man der provant<br />
') Eidg. Absch. IV, 1», S. 1135 (f.).<br />
') Ibid. S. 1131. Bern, 3. und 4. Sept.
1531 81<br />
halb wol betrachten solle, wie mit eren uss der sach zekomen;<br />
dan ein soelich abschuech, ouch bi den iren und andren, als nit<br />
gar kristlich, darob sie, dass nit beharret moege werden. So aber<br />
die beid stet umbs gotsworts willen ja nit abzestan vermeinten,<br />
so werden die andren stet ouch beharren. Item dass Brem- 5<br />
garten, Mellingen und ander herschaften, so umb der provant<br />
willen von den V Orten scharpf ersticht, getrost und geschirmpt,<br />
item und dass die kristlichen stet enet dem Bodense, ouch Costenz<br />
und Strassburg, nit ussgelassen werdint.<br />
Der stat Friburg stark manuug an Zuerich und Bern, 10<br />
sampt der stat Bern antwort.<br />
8. s«pt. Nach disem tag, uf den 8. diss, sind vor einer (henwerten<br />
[570] stat Bern, raeten und bürgeren, erschinen einer stat Friburg<br />
fuerneme ratsboten, Ulrich Techterman und Ulrich Nix, und<br />
hand nach langer pit, den V Orten provant gon zelassen, einen 15<br />
scharpfen manbrief ingelegt, disre meinung haltende, dass sitmal<br />
ir lieben Eidgnossen von Zuerich und Bern nun oft durch uns<br />
und ander unser lieben Eidgnossen, ouch von den V Orten selbs,<br />
hoch ersticht und gebeten, nuet dan gueetigs recht umb ire spaen<br />
zu ueeben, so habs doch nit mer erschossen, wan dass ir bishar, 20<br />
über alles und vil piten und rechtbieten, inen die provant abgestrikt<br />
haben; das uns zuom höchsten beduret, und wiewol ir nun<br />
nechster tagen ein gschrift inglegt, desse gwalt zehaben, so<br />
wirt doch da gesechen, dass darumb rechtsverstaendige luet erkennen<br />
soellen; das aber alhie nuet beschechen, deshalben, so unser 25<br />
und uewer lieben Eidgnossen von den V Orten sich rechtens erpieten<br />
und begeben, und wir uss schuldiger pflicht verbunden,<br />
den rechtsbegerenden zuo helfen, so manen wir uech zuom höchsten,<br />
als unser puent vermoegent, dass ir ueweren und unsren Eidgnossen,<br />
den V Orten, den feilen kouf zuolassen und das verbot 30<br />
ufheben; ouch hinfuer nuetzit gwaltigs noch unfruentlichs wider si<br />
in keinen weg fuernemint noch handlint, sunders gueetig recht, in<br />
halt der gschwornen puenten, mit inen bruchint; dan sind wir der<br />
zuoversicht, ir werdint zuo beider sit wol und erlich betragen; so<br />
VI 6
82 1531<br />
ir aber das nit tuen weltint und gegen inen mit unfruentlicher wis<br />
fuerfaren, so wurden wir uns uewer nützit beladen; das wellint<br />
guter meinung verneinen. Geben under unsrem secret insigel,<br />
Sambstags nach Bartholomei 1531.')<br />
5 Uf dise manung hat ein lobliche stat Bern durch iren altschultheis<br />
und sekelmeister 2 ) lassen den manbrief wider heim<br />
und antwort geben, dergstalt: Ein stat Bern haete sich keins<br />
wegs soelicher manung versehen zuo iren besundern mitburgeren<br />
und brueedren, so doch si sampt iren mitverwanten nuet anders<br />
io gehandlet, wan dazu si in kraft des lantfridensbeschlus, brief<br />
und sigel, füg und recht gehept, ouch vor Got und der weit erlich<br />
zuo verantworten weisst und fueruss ganz vertruwet, ir haeten<br />
uech gebner antwort, wie Solotorn und Apptzel, lassen benueegen<br />
und den scharpfen manbrief hinderhalten, so dem Inderlakischen<br />
io glich, darmit ir si wider puent und burgrecht ab dem erdrich gemant,<br />
das ire viend unabgseit haten ingnon und ir vermögen<br />
[571] unverzogenlich zereten schuldig warent. Iezt aber unbillicher<br />
sach, heiter erluetret, iro nuetzit ze beladen, dabi wol und<br />
heiter ze verstau, dass unser ewige burgrecht nuet oder vast<br />
20 wenig gelten, so doch vor allen puenten und ee, dan ir Eidgnossen<br />
worden, ufgericht, mer dan al andre gelten und vorgan solte.<br />
Dass aber ir vermeinen wellent, dass der provant abstrikung solte<br />
vorgangen sin verstendiger lueten erkantnus, tringt nit, dan unlougbar<br />
und heiter am tag ligt, ouch von schidlueten bekant,<br />
25 dass die V Ort dermassen wider den landsfriden und die pünt<br />
getan, dass die kristlichen stet wol zuo grosser straf glimpf und<br />
recht haeten gehept und noch haetent, wo si nit mer zürn friden<br />
dan zuom krieg geneigt wären, und darumb ire liebe mitburger<br />
und brueeder die burgrecht bas bedenken und von diser manung<br />
so abstan wellen; dan si bi gebner antwort unverrukt bliben werde.<br />
Actum 10. September. 3 ) 10. Sept.<br />
t) 26. Aug. Eidg. Absch. IV, 1», S. 1148.<br />
2) Sebastian von Diesbach und Bernhard Tillmann.<br />
») Bern. Instruktionbucb, B. 116; abgedr. Eidg. Absch. IV, l b , S. 1151.
1531 83<br />
Einer stat Bern von abgestrikter provant wegen<br />
sundre unruew und anfechtung.<br />
Wie dan in allem disem arbeitsamen, ungluekhaftigen handel<br />
der provant abstrikung, bis zuo tatlicher räch, vil und gross Unwillen,<br />
mangel und bschwaerd bracht, also dass in den V Orten &<br />
die gutwilligen, als schuldig, zwlfach vervolgt wurden und mit<br />
vechd, also dass zuo Lucern kum gefenknusse gnuog warent, aber<br />
die boeswilligen nur boeser und zuom befinden herter wurdent,<br />
richteten doch die iren an anstoessen zuoweg, dass si der steten<br />
Zürich und Bern undertanen widerwillig soeltint machen, mit "><br />
klag, dass ire herren gern friden haetent, aber nit erlangen moechtint,<br />
so inen die stet kein recht gestaten, und doch widers gotswort,<br />
das ouch dem viend narung gipt, unbillich, uneidgnossisch,<br />
die narung abgeschlagen werde. Ob dan schon ire herren pension<br />
nemen, bedunke si waeger, von froembden herren, dan von 15<br />
heimbschen kilchen und gotsgaben zuo nemen. Schuofent ouch<br />
hiemit und derglichen practik so vil, dass bi den steten vil unglimpfs<br />
abgelernt, vil ufrueerisch reden gestraft, und nämlich der<br />
Ementaleren und Oberlenderen rotische pit und der nachpuren<br />
ungebürliche Werbung abgewisen nit on vil Widerwillen muost 20<br />
lo.Pept. werden. Deshalben ein gemueite stat Bern uf 10. tag September<br />
ir erliche botschaft, wie gan Friburg, — von rat Werd und<br />
Pastor, von burgren Tremp — gan Hutwil schikt, da die harzuoberueeften<br />
uss den grichten und dem Emental, sampt der gmeind,<br />
[572] den brief des landsfridensbeschlusses uf ofner cantzel ze- 25<br />
sechen und zehoeren lassen, und wiewol das not, nuz und die<br />
warheit, dennocht ward von den Lucerneren darwider gehandlet,<br />
nach hievolgender einer stat Bern missiv anzeig.<br />
An die ratsboten von Glaris, Friburg, Solotort), Apptzel<br />
und Wallis, zue Solotoru versampt. «<br />
Unser etc. und uns zwiflet (nit), ir tragent guot wuessen, wie<br />
wir und unsre mithaften guot brief und sigel haben, wan unser<br />
Eidgnossen von den V Orten den landsfriden in einichen artiklen
84 1531<br />
nit halten wurden, dass wir inen dan feilen kouf abzeschlachen<br />
gwalt habent. Nun begegnet uns, dass unser Eidgnossen von<br />
Lucern über das, dass der iren mer dan 40 man zuo Hutwil, huet<br />
acht tag, den brief hören lesen und gsechen band, nechst ver-<br />
5 gangner wuchen zuo Willisouw einen brief am cantzel verhören<br />
lassen, dass si um soelichen brief nuetzid wuessind; zuo dem so<br />
habend Nikiaus Klos von Lucern und junker Anthoni von Erlach<br />
zuo Schwertschwendi öffentlich geredt, es sie ein amaeehtiger, fuler,<br />
nuet sollender brief. Das hand from erenluet uss sinem mund<br />
io ghoert. Welches alles uns nit wenig beduret, dass soeliches geredt<br />
und fuergeben wirf, so doch diser brief nit in winklen gemacht,<br />
sunders zuo Baden uf Mathei Apostoli •) A° 1529 ufgericht und<br />
ouch damalen im abscheid ussgangen, und die fuernemen, wisen,<br />
Hans Äbli, landtaman zuo Glaris, Jakob Friburger, venner und<br />
i5 des rats zuo Friburg, Peter Hebolt, alt-schultheis zu Solotorn,<br />
und Hans Jakob Murbach, Zunftmeister und des rats zuo Schaffhusen,<br />
mit iren eignen siglen in irem und irer mitgsellen namen<br />
verwaret habent, desse wir uech iezmal guoter meinung berichten<br />
wellen, darmit ir verständiget, woruf man umbgat, und die, so<br />
20 disen brief besiglet, ir er erreten moegint. Datum Sontag n. Sept.<br />
17. September 1531.<br />
Schultheis und rat der stat Bern.<br />
Diser schlusbrief des landsfridens ward uss pit der schidlueten<br />
von einer stat Bern uf lezten tag September gan Arouw<br />
25 gesant, mit begßr, den und ander briefen zeschuetzen, ouch si vor<br />
unbil ze verhueeten. 2 )<br />
[573] Wie die loblichen stet Strassburg und Costenz der<br />
löblichen Eidgnossen schidorten zugetan, ankert hand,<br />
zuem friden zue verhelfen, aber Zuerich und der V Orten<br />
so halb umbsunst.<br />
Nach dem tag zuo Arouw, nechst gehalten 3 ), als den schidboten<br />
hat gefallen, witers umb friden anzehalten, haben die von<br />
i) 21. Sept.<br />
2) Vergl. Eidg. Absch. IV, l b , S. 1177 und 1178, Anmerk. 2 und 4.<br />
3) Am 5. und 6. Sept. Vergl. Eidg. Absch. IV, l b , S. 1132.
1531 85<br />
H. Sept. Solotorn den schidorten und Wallis einen tag uf 14. September<br />
in irer stat bestimpt 1 ), desglichen und uss glicher ursach hat ein<br />
15 Sept. lobliche stat Strassburg geworben, einen burgertag uf 15. diss<br />
monats gan Basel ze beschriben; ouch dahin ire ehrliche botscliaft,<br />
den wisen hern Daniel Mueeg, iren alt ammeistern, und s<br />
Jakob Meyer gesendt, welche da sampt der botschaft von Costens,<br />
junker Thoman Blarer und Geisberger, den kristlichen burgersteten<br />
der Eidgnosschaft hat fuergehalten, wie dass, nachdem ein<br />
ersamer rat einer stat Strassburg hat beschwerlich vernomen,<br />
dass sich irer lieben fruenden, der Eidgnossen, mer zuom krieg w<br />
dan zuom friden ziechen weite, hab er uss beduren, in erwegung<br />
des grossen Schadens und nachteils, so uss soelichem krieg und<br />
fuernemlich zuo disen allenthalben sorglichen loeufen entstan möge,<br />
nit alein loblicher Eidgnosschaft, sundeis ouch ganzer Tötscher<br />
nation, item und ouch dem waren evangelium Kristi, das der «<br />
satan mit ufrur und bluot zuo verwirren understat, hie wie an<br />
andren enden getan, desse alhie die fuernemste ursach geachtet<br />
wirt abstrikung des feilen koufs, die nit alein bi des h. gotsworts<br />
^ iiebhabern, sunders ouch bi den widerwertigen ein grosses verwundren,<br />
naclned und abschueche tragt, fuernemlich wider die w<br />
Evangelischen, so zuo miltikeit fuerderlich geneigt sin und die<br />
ueeben soellen. So dan ouch durch dis mitel vil mer die unschuldigen<br />
und so darumb, als gutwillig gehasst und gestraft werden,<br />
item die armen, alten, kranken, schwangeren, kindbeteren, junge<br />
kinder und die noch im muoterlib sind, wan die schuldigen ti- 25<br />
rannen, laestrer und fraefler genötigt werden. So sie ir meinung<br />
und kristliche begßr und pit, in eidgnossischem, ja kristlichem<br />
ansechen dis verhasst mitel ufzeheben und ein bescheidenheit,<br />
wie wol zefinden, ze bedenken, dardurch die recht schuldig gestraft<br />
und nit ein ganze Eidgnosschaft zertrent, straffellig werde, so<br />
mit vast wol geschafner ermanung. 2 ) Wie nun der steten boten<br />
ein guot gefallen daran, aber nachzelassen keinen gwalt haten,<br />
') Die Verhandlungen vom 15. und 16. Sept. siehe Eidg. Absch. IV,<br />
1", S. 1153.<br />
2) Eidg. Absch. IV, l b , S. 1155, wo aber die Namen der Strassburger<br />
Gesandten nicht genannt sind.
S6 1531<br />
und aber die schidboten von Eidgnossen zuo Solotorn versampt<br />
uf glicher sach stünden, haben die boten von Costenz und Strassburg<br />
an si begert, uf ir gfallen [574] mit inen zehandlen; und<br />
als nun das inen wol gefiel, sinds zuo Arouw zamenkomen •),<br />
g habend da etlich artikel gestelt und dieselben selbs von ort zuo<br />
ort den partlen anzenemen fuergebracht — von evangelischen<br />
predicanten, wie im vordrigen krieg, als lose scheidenmacher empfangen<br />
— uf 26. dis monats darüber antwort zegeben. Als 26. Sept.<br />
aber da die antworten unvergriflich gefallen 8 ) und die V Ort die<br />
io artikel, den glouben berueerende, nit hand wellen zuolassen, ee<br />
darumb, wie von nuewem mit Friburg und Wallis vereint, al<br />
sterben, do haben die geängstiget schidboten uss ansechen stetiger<br />
widerspaenkenden partlen einen andern tag mit Mang und<br />
friden allerdingen bis Ostern fuergeschlagen, in der zit alle spaen<br />
i5 güeteklich ze betragen. 3 ) Das haben die von Zürich truzlich abgeschlagen<br />
und Bern hoch ermant, sich nit, wie in laendren fürgeben,<br />
von inen zesundren, den anstand nit zuo- noch die provant<br />
nit abzelassen. 4 ) Deshalben der andren burgersteten boten<br />
übel zefriden, uf 6. tag October verabscheideten 5 ), ze beraten, 6. Ott.<br />
20 ob die burgerstet al einer volgen mueestint, oder ob si, und zuvor<br />
Bern, ire mitburger von Zuerich von irem fuernemen abwisen<br />
soeltint. Dise zwlung gab der widerpart haz, also, dass ein Lucerner<br />
sprach: «Es tnuss doch gschlagen sin; last uns dran<br />
gan, diewil wir noch eins sind, sunst ivirt es uns gan, ivie inen;<br />
25 wenn wir die Züricher alein angrifen, so werden wir mit dem<br />
säisak bald gräch.» Uf den 7. eegenempts monats, an der nacht, 7. öd.<br />
hand die V Ort durch St. Urbans muench, nit unwuessend deren<br />
von Zuerich antwort und der steten abscheid, den schidboten<br />
schriftlich geantwortet, dass inen fuergeschlagner anstand anzeso<br />
nemen nit gebuere, insundeis so darin kein meidung beschicht,<br />
i) Am 21. Sept. Eidg. Absch. IV, l b , S. 1159.<br />
2) Vergl. Eidg. Absch. IV, 1», S. 1163.<br />
3) Ibid. S. 1177. Aarau, 29. Sept.<br />
') Vergl. das Schreiben vom 3./4 und besonders die zwei vom 7. October.<br />
Eidg. Absch. IV, l b , S. 1186 und 1187.<br />
3) In Aarau. Eidg. Absch. IV, 1», S. 118").
1531 87<br />
dass si wider zuo iren friheiten und grechtikeiten komint, sunders<br />
darzwueschen deren beroupt und entsezt mueessint sin; deshalb si<br />
sich erklagint gegen Got, siner lieben muoter, der hochgebornen<br />
jungfrouw Maria, allen sinen lieben usserwelten, gegen der ganzen<br />
weit und allen fromen herzen, denen rechts und billichs gefalt, s<br />
dass si also rechtlos sin mueessint, desglichen dass bi recht,<br />
pünten und aller billikeit nit bliben noch geschirmpt mogint<br />
werden. Aber wie dem allem, wo noch huet bi tag uf ir dikgetanen<br />
fuerschlag, gütliche und ziemliche begör, inen antwort<br />
gelangen moecht, wurde an inen nuetzit erwinden, sunders alles w<br />
tuen, [575] das fromen lueten zuostat.i) Ab diser antwort die<br />
schidluet grosse beschwaerd empfiengen, so doch der wolbedacht<br />
anstand niemand nuetzit gab noch nam, sunders alein zit rumpt,<br />
darin iederman unklagbar gemacht und unersezlicher kriegsschaden<br />
gewert mochte werden; schribent llends hinwider, si, ir lieben Eid- is<br />
gnossen, soeltent sich bessrer und zuom friden geschiktrer antwort<br />
bedenken und dieselbe morn gen Solotorn verschaffen, so werde<br />
demnach witers gesucht, was zuom friden und gmeiner Eidgnossen<br />
wolstand reichen möge; soellint indes nuetzit gwaltigs fuernemen.<br />
Und indes sind die gemueiten schidboten uf disem Sontag, was der 20<br />
8. Sept. 8. dis monats 2 ), von Arouw verriten mit schwerem verlurst viler<br />
muei, zit, kosten und arbeit; und also bleib alhie der frid stecken<br />
und ward der krieg angereiset, so die witzigen stet on geding<br />
von tringender provant nit abstan und aber der V Orten alt<br />
eidgnossische stirnen zuo keinen geding getrengt sin wolten. Es 2»<br />
solt und muost vilicht die evangelische demuot und gedult, so<br />
vor gesiget hat, durch d'ruoten wider ufgericht und der fleischigarm<br />
gezuechtiget werden.<br />
Hie volgt die kriegshandlung.<br />
! ) In der Sammlung der Eidg. Absch. nicht erwähnt.<br />
2) Eidg. Absch. IV, l b , S. 1188.
88 1531<br />
Dass die V Ort den von Zürich die puntsbrief<br />
harus gevordret haben.<br />
Wie nun die fridshandlung in hartem kib gestecket, glich<br />
desselben eegenempten Sontags, haben die V Ort, iezt zuor tust<br />
5 geruest, denen von Zürich die puntsbrief harussgefordret. Das<br />
haben die von Zuerich, iezt unbedacht alt eidgnossischer 11, ilends<br />
iren kristlichen mitburgern von Bern verkuendt, der meinung,<br />
inen soeliche vordrung ouch zuokomen wäre; das aber us listigem<br />
list nit beschechen, als den baeren unbewegt, zelassen, und begelten<br />
i„ tlich einen tag zuo verrueemen, inen den V Orten ze verantworten.<br />
Daruf antwortet Bern, ira wäre noch kein vordrung zuokomen,<br />
si soeltint nach irem guotbedunken antwort geben und guot<br />
sorg halten, nuet zuo gaechs noch unbedachts an oder fuerzenemen,<br />
und allewege fluox lassen wuessen, wie die Sachen gestaltet; dan<br />
15 si geruestet uf ire manung warte, ouch ire posten gesterkt habe;<br />
und uf das verwundre si nit wenig, dass ir uf drter tagen, nämlich<br />
den 9., 10. und 11. züschriben, von inen kein bricht noch<br />
vergewuessung kaeme, so doch [576] si trungenlich gemant werde<br />
von den Argoeuwischen amptlueten, wie die von Lucern uss gan<br />
2o Hochdorf zogen und die laender geruest slent, die von Wesen und<br />
die Frien-aempter zestrafen, item und der provant die strass ze<br />
eroefnen, die not sie, glouben zehalten und guot ufsechen zehalten.<br />
Voigt nun der V Orten herusvordrung der puenten, denen von<br />
Zuerich getan:<br />
25 Den fromen, fuersichtigen, wisen, burgermeister, rat und dem<br />
grossen rat, so man nempt die 200, der stat Zuerich fueegen wir,<br />
der nachbenempten orten der Eidgnosschaft, nämlich von Lucern,<br />
Uri, Schwitz, Underwalden, ob und nid dem Wald, und Zug, mit<br />
volmechtigem gwalt von unsren herren und obren usgesante rats-<br />
30 anwaelt zuo wuessen: Nachdem ir uns wider menschliche, kristenliche<br />
und brueederliche liebe, ouch wider die puent, allen feilen<br />
kouf, unserthalb unverdient abgeschlagen, und wiewol ir fuerwendent,<br />
die schmuez- und schmachwort soelicher abstrikung ursacli<br />
sin, ie doch nachdem wir uns nach lut und sag unser beidersits<br />
SO puenten uinb soelich und ander al artikel, die ir an uns zespre-
1531 89<br />
chen, rechtens erpoten und begeben, haben zuo denselben nach<br />
lut angeregter puenten wir nie moegen, noch ir uns das wellen erwarten<br />
und gstaten ; das ein unerhörte und klägliche sach gegen<br />
Got und der weit ist, uns och zum allerhöchsten an uech befroembdet<br />
und beschwaert, dass ir unser beidersit puent so ring und 3<br />
kleinfueeg schetzen, diewil nun vermelte puent, so ir und wir zuosamen<br />
haben, uns kein nuz, wir uns ouch derselben gegen uech<br />
weder zuo getrosten, noch ze behelfen, so ist unser wil, ernstlich<br />
meinung, ervordren und beger, dass ir unser puent hinussgeben<br />
und antworten; dasselb wellent wir in glicher gstalt ouch tuen, 10<br />
nämlich uech die ueweren geben; dan so si uns niendertzuo fruchtbar<br />
sind, und wir uns deren keineswegs beschirmen koennen — als<br />
dan billich sin solt — so begeren wir derselben nuetzit. Begeren<br />
ouch harueber üwer verschriben antwort bi disrem unsrem hierumb<br />
alein gesanten boten. Datum in unsrer lieben Eidgnossen 15<br />
von Lucern stat, und mit derselben ufgetruktem secret insigel in<br />
unser aller namen verwart, Sontag nach Leodigarij im 1531. jar. 1 )<br />
Uszug deren von Lucern mit hilf irer mithalten in die<br />
Frien ämpter, deren manschaft gan Bremgarten gewichen,<br />
da retung von Zürich und Bern zu erwarten. 20<br />
[577] Als nun die manhaften V Ort, zuom krieg geruest, haten<br />
denen von Zuerich die puent haruss gevordret und ouch ire ofne<br />
verglimpfung getan, hands eidgnoessischer art nach fluox mul und<br />
tust zuosamengericht und noch desselben tags, was Montag der<br />
9. Ort. 9. October, mit listigem anschlag uf die von Zuerich, als hitzige 25<br />
und gaeche, aber ungwarsame, anzefachen, von Lucern ussgeschikt<br />
mit notwendiger stritwer, houptlueten und zeichen ein wolgeruostes<br />
zuegle, von iedem der V Orten fünfzig man, und als die gan<br />
Hochdorf komen, sind inen die von Meienberg 2 ) mit irem win-<br />
•) 8. Okt. Das nämliche Schreiben ist, mit dem Datum vom 9. Okt.,<br />
als 2. Absage an Zürich in Eidg. Absch. IV, l b , S. 1188 abgedruckt. Vergl.<br />
auch Anmerkg. 2 ebend. S. 1189.<br />
») Im Freienamt; s. Leu, Helv. Lex. XIII, 97.
90 1531<br />
nachtpaner und 400 man zuzogen, ouch St. Michel von Munster 1 ),<br />
die Rotenburger und ander, also dass iren über die 1200 ueber<br />
die Frten aempter zezuechen, welche on geschuez, on hilf, zuo<br />
schwach, mit dem kristlichen commenturen, her Hans Albrecht<br />
5 von Muellenen, zuo Hitzkilch versampt, gan Bremgarten, da versprochne<br />
hilf von Zuerich und Bern zuo gewarten, gewichen. Liessend<br />
hus und hab, wib und kind dahinden. 2 ) Do uf den Zinstag<br />
z'nacht zugent dis zuegle mit iren fueereren, dem alten schultheissen<br />
und Jakob Martin, gwaltigen von Lucern, hinab gan Boswyl, da<br />
io uf witeren bescheid zelosen, nämlich woher die retung sich weite<br />
erheben, ouch gegen den Berneren wacht zehalten, blibent da<br />
winmuotwillig und freudig bis zuo ankunft der paner von Bern.<br />
Und wie nun die Frten aempter umb lliche hilf die von Zuerich<br />
und Bernischen vogt von Lentzburg hatent angerueeft, do habent<br />
15 inen die von Zuerich angenz zuogschikt, mit junker Georg Goeldlin<br />
houptman, 1000 man under einem venli. So hat der truew vogt<br />
Haller zuo Lentzburg 3 ), sampt sinen zuogebnen raeten, Wolfgang<br />
von Wingarten und Bendicht Schützen, alt vogt 4 ), bis gan Siengen<br />
5 ) getan einen gestuermpten uszug, 3 venle, und so williger,<br />
20 dass luter gmeint und gloupt wird, wo man den, wie er begebt,<br />
haet lassen machen, mit der hilf zuo Bremgarten bereit, dass der<br />
V Orten anschlag und morndriger unfal zerkomen worden. Aber<br />
do die Bernischen fuorluet one witeren irer obren bevelch nit<br />
witers wolten, wie doch beraten und von Zuerich hoch ermant,<br />
25 do bleib der Zuerichisch houptman ouch sitzen, und also gieng der<br />
V Orten anschlag für sich, und kament noch disre nacht die<br />
5 paner, zuo einer schlacht wol geruest, zuo Zug zuosamen, morndes<br />
den vortrit an die Züricher zenemen.<br />
i) Das St. Michaels- oder Kohlamt des Stifts Beromünster.<br />
*) S. Weissenbach, Die Ref. in Bremgarten. Argovia Bd. VI.<br />
3) Sulpicius Haller, als eifriger Freund der Reformation bekannt, war<br />
Landvogt zu Lenzburg 1530—37.<br />
4 ) B. Schütz war Vogt zu Lenzburg von 1525—30.<br />
5 ) Seengen, am untern Ende des Hallwylersees.
1531 91<br />
[578] Deren von Zürich, von wegen der V Orten uszugs,<br />
antwort und manung an Bern.<br />
Nun von erzelter haendlen wegen haben die von Zuerich an<br />
ire kristlichen mitburger von Bern mit Uigester hoechster manung<br />
also geschriben: 5<br />
Unser etc. Als ir uns etwan vor drien stunden zuogeschriben,<br />
wie ir berieht, dass die V Ort gan Wesen und gan Hochdorf<br />
zuogezogen, die von Wesen und Frlen aempter zestrafen, mit beger,<br />
uech der sach gwuesslich ze berichten, dan ir also geruest sitzint<br />
und wartint, daruf geben wir uech ze erkennen, wie wir uech ouch w<br />
vorhar zuogeschriben, dass die von Lucern gestrigs Zinstags mit<br />
einem kernhaften, wolgeruesten zuegle von Hochdorf gan Hitzkilch<br />
in die Frlen aempter gfallen und die biderben luet, diewil si nit<br />
mit gschuez bewart, getrungen, von dem iren gan Bremgarten<br />
ze wichen. Sobald wir das erfaren, haben wir unsren burger «5<br />
und houptman, Georg Goeldle, mit einem venle und 1000 knechten<br />
ilends hinueber geschikt, der meinung, dass uewer vogt von Lentzl)urg<br />
inen, lut des anschlags mit dem Goeldli gemacht, ouch zuzogen<br />
sin und inen hilf bewisen haben soelt. So verneinen wir<br />
huet, dass er noch mit den ueweren zuo Sengen am Hallwilerse *><br />
ligen solle und uech erst umb bricht fragen wil; ist hiermit den<br />
biderben lueten schlechtlich gholfen, ouch ueweren zuosagen nit gemaes<br />
nachkomen. Nun ueber das, so sind die V Ort, mit sampt den<br />
Eschentaleren, vergangner nacht gan Bar in Boden gezogen, des<br />
entlichen fuernemens, als uf huet morgens oder z'nacht uf uns ze- »<br />
zuechen und uns understan zeschaedigen; daruf die unsren, als si<br />
irer macht inne worden, dise vergangne ganze nacht den stürm<br />
strenklich gan lassen, und wirt huet morgens mit unsrer paner<br />
und andren erenzeichen ufgebrochen, der meinung, inen mit goetlicher<br />
hilf, so vil uns mueglich, widerstand zetuon, und so wir dan 3 »<br />
für und für gewarnet, dass kein flres bi disen lueten, sunders<br />
ganz mit irer macht verfasst slen, dergstalt dass wir al stund<br />
des angrifs warten und dan die biderben Thurgoeuwer, Tokenburger<br />
und gozhusluet die sacli nit also ilends erreichen gemoegen,<br />
uns sunst och niemants noch zuogezogen; deshalb uns eben 35
92 1531<br />
not beschechen wil, so vermanen und piten wir uech, wie wir uech<br />
dann iez wol viermal zuogescliriben, zuom allerhöchsten, trungenlichsten,<br />
so hoch und tuer wir uech in kraft der puenten und unsren<br />
[579] kristlichen burgrechten, ouch deshalb beschlosnen und<br />
c zugesagten abscheiden zemanen habent, dass ir uech nit lenger<br />
sumint, sundes angenz erhebint und uns strenglich, so schnellest<br />
das iemer sin mag, zuoziechen und handliche tröstliche hilf bewisen,<br />
desglichen ouch mit bemeltem uewrem vogt von Lentzburg<br />
verschaffent, dass er ilends, llends, ilends, unsrem houptman, den<br />
io wir den Frien aempteren zuogeschikt, lut gedachts anschlags, zuozuechen<br />
und si reten und entschueten helfen welle, wie inen<br />
das zuogseit ist und si sich uf uech und uns verlassen haben.<br />
Daran tuend ir vorab Got und uns sonder hoch gefallen und<br />
das, dass ir goetlicher eren halb schuldig sind. Deren von<br />
15 Wesen halb, hoeren wir noch gar nuet, wen dass si inen gar<br />
fruentlich geschriben, si sollint noch huet bi tag zue inen ziechen,<br />
so wellints inen alles das vergeben, das si bishar wider si getan<br />
haben, desse aber die biderben luet noch nit lustig sind. Wolten<br />
wir uf uewer schriben brueederlicher meinung nit verhalten, mit<br />
so hoechster pit, uns nit zuo verlassen, llends, llends, ilends uszuechen.<br />
Datum Mitwuchen vor Galli'), der 4. stund nach mitag A° 1531.<br />
Burgermeister und rat der stat Zürich.<br />
Vor diesem brief waren zwen, und inen nach 2 ernstlich manbrifen,<br />
eins tags von Zürich an Bern ussgangen.<br />
g5<br />
Bern antwort.<br />
Uf obbemelte gschriften und nämlich die, so zuor 11. stund<br />
ussgangen, antwortet ein stat Bern, erstlich der Frien aempteren<br />
halb, dass der anschlag gebrochen, do si nit, wie bescheiden, zuo<br />
Sarmistorf bliben, oder in ire herschaft Lentzburg gewichen wae-<br />
30 rent, do si die Argouwer band wellen entschueten; demnach so<br />
bedoerfs keiner manung, dan si mit irer paner ufgewesen, ee dan<br />
inen dise manungen zuokomen, also dass si sampt inen gar nach<br />
•) 11. Oktober.
1531 93<br />
in einer stund uszogen sient, der meinung, alles das mit lib und<br />
guot truewlich und förderlich ze erstaten, das diser krieg erheusche.<br />
Alein dass si ire kristlichen mitburger, wie oft vermant und<br />
verabscheidet, hinderhaltint und nit zuo schnei slent; erwartint<br />
bis man zuesamen kome, dise sach, so ver möglich, ein gmeine &<br />
sach lassint sin und sich wol umbsaechint, an ira mueesse nuet erwinden;<br />
ouch zuo merer fuersechung, so habe si des tags noch zuo<br />
einer paner einen uszug tan, und gruest, den ze vertigen, wenn<br />
und wo die not ervordret. Soellint ir best tuen und ire anstossenden<br />
verwaren zuo hantlichem züzug, guoter zit vermanen, wie w<br />
dan ouch si schon getan habe, die ouch fuerderlich uf sin werdint.<br />
[580] Einer stat Bern reiszug und erbewarunggschrii't<br />
wider die V Ort.<br />
Und also uf eebenempten tag, da hat ein mächtige stat Bern<br />
abgevertiget ir erenpaner von Pfistren mit starker wer und u<br />
5000 man — deren obrester houptman her Bastian von Diesbach,<br />
alt Schultheis, luetenant junker J. von Wattenwil, veldschriber<br />
der statschriber Cyro, venner Wolfgang von Wingarten, anstat<br />
des alten Graffenrieds, der paner houptman Jakob Wagner, anstat<br />
des alten Spilmans, zuon Schmiden venner vortrager Bartlome ao-<br />
Knecht, der schuetzenhouptman Geoerg Hubelman, venner Jakob<br />
Vogt, — mit bevelch, zuom tlichesten und nechsten der not und<br />
iren mitburgern von Zürich trostlich zlizezuechen, doch weder<br />
brennen, noch pluendren, die vlend tueeints dan zuovoran. Sant<br />
ouch zuovor den V Orten ir erbewarung lut hievolgenden briefs: 25<br />
Bern absagbrief an die V Ort.<br />
Den fromen, fuersichtigen, wisen schultheissen, aman, raeten,<br />
burgren und landlueten der V Orten, nämlich Lucern, Uri, Schwitz,<br />
Underwalden und Zug, tuend wir, Schultheis, raet und burger der<br />
stat Bern zuo wuessen: Demnach an uns glaeuplich gelanget, wie soir<br />
uech krieglich erhept habint, fuernemens und willens, die pro-
94 1531<br />
vant mit gwalt zereichen, die von Wesen, Frlen aempteren und<br />
ander, so uns und unsren mitverwanten in abstrikung des veilen<br />
kouf's gewilfaret und glichmessig gehalten, zestrafen, schädigen<br />
und überfallen, soellent ir sampt und sunders wissen, dass wir<br />
ß uech soelichs hinwiderumb mit gwalt we"ren wellent und die obbenempten<br />
biderben luet erreten, vor gwalt schirmen und schützen<br />
und unser lib und guot zuo inen setzen und keinswegs, mit hilf<br />
und gnad des almaechtigen Gotes, verlassen werden; dessen wellen<br />
wir uech dennocht gern gewarnet und unser ören bewart haben.<br />
io Datum 11. Octobris nach der geburt Christi Jesu, unsres einigen u.Oct.<br />
mitlers und erloesers, im 1531. jar. 1 )<br />
Dis beschach ee dan ein stat Bern der Cappelschlacht bericht<br />
wurde, ouch ee dan si ergangen wäre.<br />
Dass die V Ort von Zug gegen Cappel gerukt, iren absagiö<br />
brief an die von Zürich vordannen geseilt haben.<br />
Wie nun die V Ort nach irem kriegsgeschikten anschlag,<br />
[581] die von Zürich ufzebringen, ee dan inen der Berneren und<br />
andre hilf zuokomen möchte, hatend ein starks zuegle in die Frien<br />
aempter lassen gan, und ouch hiermit ein gegenzuegle von Zuerich<br />
20 ussbracht, wie begört, das uf Cappel, Knonow, die Frien aempter<br />
und Bremgarten, item und uf d'viend sechen solt, sind si am<br />
Zinstag z'nacht flux mit iren paneren und geruester macht zuosamen<br />
komen gan Zug, des fuernemens, morndes die Zuericher anzegrifen;<br />
desse die zu Cappel und Knonow eigentlich gewarnet, liessent<br />
äs lllich, gegen irer stat einen stürm gan und Ire herren umb hilf<br />
und schirm ermanen, dan si morndes friie oder gegen abend der<br />
V Orten ueberzugs gewuess waerint. Uf das hat ein stat Zuerich<br />
wider ir eigen warsagen und irer mitgnossen bscheid, den stürm<br />
allenthalben lassen fuergan, umb ülichen zuozug strenge manungen<br />
30 zuogeschikt und ire paner ufgericht, morndes den iren schnei zuozeziechen<br />
und den vienden ze begegnen; des die V Ort ouch<br />
durch verraeteri bricht, sinds morndes Mitwuchen, was der<br />
•) Miss. T. 135, abgedruckt in Eidg. Absch. IV, 1\ S. 1190.
1531 95<br />
ILM. 11. tag Octobris stil ufgebrochen und gegen Cappel zuogerukt, in<br />
hofnung, etwas geschaft zehaben, ee dan deren von Zürich macht<br />
harzuo geruest, rueewig und in Ordnung moechte komen, und schikten<br />
iren absagbrief vordannen.<br />
Von der schlacht, so die V Ort wider die von Zuerich<br />
zue Cappel erobret haben.<br />
Nach verlesner absagung, zuo Cappel, da bi 1200 Züricher<br />
mit einem venle irer stat paner wartetend, beschechen des tags<br />
umb die zwölfe, glich daruf umb das ein, sind die V Ort, ob<br />
8000 stark, mit iren 5 paneren wolgeruest, ouch mit dannesten i«<br />
und Paternostern wol verzeichnet, uf den Schoenenberg in es<br />
buochwaeldle stil ankörnen 1 ); dessen die im closter gewar, haben si<br />
sich harfuer mit irem gschuez getan und da etliche scharmuez<br />
erhalten, also dass der Eidgnossen vorfaechter vom gschuez hinder<br />
sich lueffen, aber flux wider anlieffen, bis nach den zweien, do is<br />
die paner, deren houptman Hans Rudolf Lavater, vogt zuo Kiburg,<br />
von Zuerich umb die zene erst uszogen, mit unversamletem, ungeordnetem<br />
zug unversechenlich harzuo geilt, angenz, also mueed<br />
und uebel verfasst; dan das houptgschuez und der zuolouf noch<br />
underwegen zuo striten genötigt ward, und dennocht so streng mit 20<br />
schiessen anhielt, dass si die viend zuom andern mal vom holz<br />
treib, also [582] dass, wo das gschuez, so zuo hoch lag, nit alles<br />
zuo hoch gangen, alein die buochdolder und bin hindersten einen<br />
Urner und einen Schwitzer zerschossen haete, so haetents uf die<br />
flucht gesehen. Als aber das gschuez also unschädlich uebergieng 25<br />
und bont ablan, do trungents wider ums holz, also dass die Züricher<br />
tratent zuo irer paner, welche, noch wenig ueber 3000 man<br />
stark, sich hatent ueber ein mos, daran ein witer graben mit<br />
kleinem brueggle, als zuo sichrem stand erweit, uss irem guoten<br />
vorteil uf frlen säten plaz gestelt, den vienden under ougen 30<br />
und zuo beiden siten antreffenlich, also dass die kriegserfarnen<br />
') Zum Folgenden ist vor Allem aus zu vergleichen die Darstellung<br />
von Egli, Die Schlacht bei Kappel, Zürich 1873, mit Karten.
96 1531<br />
und kuendigen, Eberhart von Ryschach, ouch der Zwingle selbs,<br />
irem handvesten mer dan kriegserfarenen Hans Schwytzer, panerherren,<br />
rietend und ermanten, er solle uebern graben hinder sich<br />
rucken, den sichren vorteil und die kriegsgeuepten viend nit ver-<br />
5 achten; dan alles ir heil und einer stat Zürich er hie stueende.<br />
Aber er schwur, nit umb ein schuch mit erlicher paner zewichen,<br />
diewil er lepte, und wiewol das vilen verstendigen uebel gefiel, so<br />
wolt doch keiner sin zag sin. Indem liatent etlich der V Orten<br />
deren von Zuerich lager und spaenig wesen also erkundet, dass si,<br />
M und nämlich des Kapplischen houptmans bruoder, Caspar Goeldli,<br />
ein Lucerner, von Zuerich abtrünnig, vogt Jouch von Uri und<br />
houptman Bolsinger von Zug, den iren sagten, wo man die luet<br />
nit iezt schlueege, so wurdents nimer geschlagen. Und uf das<br />
lies eegesagter vogt Jouch einen laermen hinder sich schlagen.<br />
i5 nam die schuetzen zuo handen und lief die viend, so verschossen<br />
haten, frls loufs an; so trang zuo ieder siten uf der Züricher<br />
paner ein huf so hantlich und verfenklich, dass gar nach alle<br />
redliche, ouch mit redlicher wäre, so vor und bi der paner gstanden,<br />
sampt dem panerherrn erschlagen oder verzagt wurden; und<br />
20 was hinder der paner, da die flucht offen, vor binden abgeflochen,<br />
durch einen verraeter bewegt, schrlende: « Flüchent, lieben Züricher,<br />
es ist alles verloren!» Dise flucht erzagt die iren und<br />
verhielt einen der viendeu hufen vom abkßr, so deren angeschruwen<br />
und gewar worden. Und als der panerher, hinder sich<br />
25 in graben getrengt und gestochen, die paner, von Peter Treglers<br />
und Oswald Zieglers von Zug handen, so deren gwues zesin vermeinten,<br />
erhuob, begrlf si ir vortreger, Kleinhans Kamli, der verwundt,<br />
si fuerschos; von Ulrich Taentzler, einem armen, aber wolmoegenden<br />
[583] landgsellen erwuetscht und mit starker flucht er-<br />
»o ret; hat in siner herren stat Zuerich erliche gab und ewige pfrund<br />
wol verdient. Und also kam der graben, ieztan mit lueten erfült,<br />
den Zürichern zuo schädlichem nachteil, der inen wol zuo<br />
nuzlichem vorteil komen waere; und darumb, wiewol truzliche<br />
freudikeit etwan hilft, so ists doch kein witz noch manheit, hilf<br />
35 und vorteil übergeben und den viend, wie klein och der, verachten.
1531 97<br />
Do nun die handvesten V Ort disen ruchen strit on nämlichen<br />
schaden hatent gewunen und der flucht bis gan Husen an<br />
Albis nachgeilt waren, da schied die nacht, dass si umbkerten<br />
und ir laeger nach kriegsrecht und Eidgnossen brnch bis an driten<br />
tag uf die walstat schlügen. Es bedarf keiner rechnung. was s<br />
grosser freuden und ruoms si, und besunders des Zwingiis, siner<br />
anhaengren und 1er erzviend und lestrer empfangen habint ab<br />
disem sig, in welchem samethaft nidergelegt worden gar nach<br />
alle und ouch die fuernemsten, die si uss einer stat Zürich mit<br />
einem zedel zevordren begert moechtind haben, dargegen alle da w<br />
gewunne buet gar nuet zeschetzen noch zeachten. Erhieltent ouch<br />
truzlich die walstat, ungerochen, wiewol die von Zuerich morndes<br />
ob 15000 stark uf den Albis zuo irem nuewen panerherren und houptman<br />
verfasset, kalt bedenkend, das vor guot bedacht wäre gsin.<br />
Niemand, ouch der vienden, haete bedacht, dass soelichs übertreffen- n<br />
liehen Schadens rachglr, gegenwärtiger macht, so bald soelte sin erkaltet<br />
und erloschen. Der her ist meister!<br />
Was merklichen Schadens die stat Zürich an diser schlacht<br />
geliten, und wie der gotselig Zwingle und etlich namwirdige<br />
geistlichen und weltlichen da geendet haben, so<br />
So bedarfs ouch hie keiner rechnung, was grossen Schadens<br />
und leids ein stat Zuerich ab irem so schwärlichen verlurst genomen<br />
hat, da si al ir gschuez, so uebern Albis komen, und mit namen<br />
die nuewen siben planeten, zwei venlin und 400 redlicher man hat<br />
verloren, deren der merteil uss der stat mit irer paner gezogen, a5<br />
und darunder bi sechzig vom kleinen und grossen rat, item<br />
22 kilchendiener von stat und land; uss disen etliche in lobsamem,<br />
etlichem gedechtnus zehalten, ist billich, dan si umb<br />
willen der ßre Gotes, sines worts, ires Vaterlands, köstlicher<br />
und brueederlicher liebe, iro Hb und zitlich leben willig darge- K<br />
strekt haben.<br />
Und zuvor und mit ewig erendem namen den fuertreffenlichen<br />
[584] goetlicher und weltlicher gschrift gierten, fromen, redlichen<br />
man, der köstlichen kilchen zuo Zuerich ersten und obristen evangelischer<br />
1er und lebens ufrichteren, M. Ulrichen Zwingle, der 35<br />
VI 7
98 1531<br />
uss kristlichem brueederlichem Ifer in disen kläglichen schal körnen,<br />
sin ganz vermoegen dran zesetzen, damit in einer fromen<br />
loblichen Eidgnosschaft das heilig wort Gots und kristliche friheit,<br />
sampt deren anhaengeren gefriet, geuefnet und erhalten, und dass<br />
5 die ueppige stolze gotlosikeit, so uss mutwilliger unwuessenheit, von<br />
froembder herren gelt und krieg fuernemlich entsprungen, gezempt,<br />
geschwecht und abgetriben moechte werden, und das nit mit bluotvergiessen,<br />
sunders nach anrueefung und trungenlicher vermanung<br />
der getrengten guotwilligen, mit ernstlicher anhaltung zuom friio<br />
den, wie im vordrigen Breingartenzug beschechen. — Aber das<br />
unergruentlich gericht Gotes verschuf erschreckenliche, wunderbare<br />
versuchnus, also dass in und die sinen die demueetigeten,<br />
die er zuo demueetigen hat fuergenomen, und zuolezt von denen erschlagen,<br />
tot, grim, uf der walstat von sinen verhasstesten, grimin<br />
sten vienden verurteilet, gevierteilet und mit vil lesterlichem verächtlichem<br />
gspoet verbrent ward, — sines alters im 44.i) jar, —<br />
die er doch gern als liepste fruend vom ewigen fal, tot und fuer<br />
gezogen haete. Es ward im und sinen herren fuer ein unwise,<br />
schädliche tat gerechnet, dass er und sine mitdiener sich in disre<br />
so reis inliessent, so doch ir aller, und nämlich sin, schantlicher<br />
tot nit alein von allen vienden, sunder ouch vast vil der falschen<br />
fruenden, begert und in alweg gesucht ward; ouch sunders da mit<br />
mocht schaffen, dan die kalten fruend kelter und lasser, und die<br />
hitzigen viend noch grimer und durstiger zemachen. Aber do die<br />
»5 zit hie, do muosten Jesus, Judas und d'Juden zuosamen in garten.<br />
Ein Judas was ein verbauter Zuericher, bi der stat gesessen, der<br />
Andresen zucht 2 ), ein jung starker boeswicht, von dem stolzen<br />
houptman Schoenbrunner umb 4 krönen verdingt, den Zwingli zuo<br />
verraten und ein flucht anzerichten, truog an ein zwifalte schlinso<br />
gen, mit beider teilen zeichen verzeichnet und bekant, deshalb<br />
im schnei gelang; hies gaechs sturms unverzogenlich die unverfasste<br />
paner und Zwinglin flux angriffen, item den helligen mueeden<br />
zuolouf fliehen, wie dan zuo hand beschach. Der ward glich morndes<br />
uf dem Albis gevierteilt und ein walch in der stat.<br />
! ) Soll heissen im 47.<br />
2) Hans Andres; vergl. Bullinger, R. G. III. 178.
1531 99<br />
Bi Zwingli sind umbkomen der geistlichen uss derstat: her<br />
Diebolt, friher von Geroltzek, administrator der apti Einsidlen<br />
[585] gewesen. Anstet von Ryschach, sampt sinem vater, junker<br />
Eberharten, der die apti des Frouwenmuensters zuo Zürich durch<br />
sinen egemachel, die lezte diss alten Frouwenklosters aptissin, 5<br />
von Zimmern geborne friin, hat besessen, Anthoni Walder, Jakob<br />
Schmid, Niclaus Engelhart, Ulrich Zeller, Hans Buochmann, Conrad<br />
Wasmer. Ab dem land: von Cappel der apt her Wolfgang Joner,<br />
sampt einem conventherren Andres Hoffmann, Mr. Conrad Schmid,<br />
commentur St. Johans ordens zuo Kuesnacht, Hans Haller, pre- »o<br />
dicant zuo Buelnach, uss Bernpiet von der pfar zuo Anseltingen<br />
umb der e willen vertriben, und ander.<br />
Uss der stat von burgren: Mr. Haus Schwytzer, panerher,<br />
Mr. Jost von Käsen, schuetzenvenrich, Mr. Rudolf Tummysen mit<br />
zwien suenen, ander denen Grosshans Cappel venrich, Mr. Urs 15<br />
Hab, Mr. Fridle Bluntschle, Ulli Funck, Gerold Meyer, Wilhelm<br />
Isenschmid, wirt zäm Rotenhus, Heinrich Aescher, Heinrich Wolf,<br />
Heinrich Walder, Heinrich Rubli, Hans Meis, Jakob Berger. Hans<br />
Kamli, Hans, Claus Fry, Jakob, Peter, Zacharias Leeman, Conrad,<br />
Ludwig Spruengle, Hans Wegman, Hans Keller, Ulli Brogli, 20<br />
buowmeister, Georg Werdmueller, Geoerg Steltz, Bernhart Wyss. 1 )<br />
Mr. Heinrich Woelflins von Bern artlich gedieht zu lob<br />
und gedechtnus Mr. Ulrich Zwingli, etwan sinen jünger<br />
5 ), gemacht.<br />
HeLVetlse ZVIngLI DoCtor pastorque CeLebrls 25<br />
VnDena OCtobrls passVs In aethera VoLat 3 ),<br />
Cum grege commisso, pugnans dum fertur in hostem<br />
Pro patria, Christo, Relligione, fide.<br />
•) Vergl. die Verzeichnisse bei Bullinger III. 142—157 und bei Egli,<br />
a. a. 0. 60—72.<br />
2) Vergl. Stäheliu, Zwingli I, S. 27. — Stammler, der Humanist<br />
H. Lupulus. Kathol. Schw. Bl. 1887.<br />
») DDCCCLLLLVWVVIIIIII = MDXXXI.
100 1531<br />
Sic sua scriptum testatus persona sacris<br />
Dogmata cum fuso sanguine firma probat.<br />
Dumque viri famam combusto corpore functi<br />
Obscurare putant, promovet hostis atrox.<br />
Nam qui clarus orat vivens, jam mortuus amplo<br />
Clarior aeternum nomen in orbe tenet.<br />
Des Salats von Luceru Tangrotzenspruch<br />
von diser schlacht getrukt.<br />
In war ze schwer der tangrotzen zucht,<br />
10 Si gabent sich schuezlich in die flucht,<br />
Gegen Albis und Zürich hinin.<br />
Ir keiner wolt der hinderst sin, [586]<br />
Nament fuer sich ein schnellen trab,<br />
Verliessent al ir gschuez und hab,<br />
i5 Liessent achtzechen stuk uf redren stan,<br />
Dabi blibent tot 1500 man,<br />
Ouch haken on zal und munition.<br />
Der gfangnen fürt man vil darvon;<br />
Kament gan Lucern in die stat,<br />
20 Vier venle min voelkle gwunen hat.<br />
Der boeswicht Ulli Zwingli, so verfueert hat mengen biderman,<br />
Hat hie ouch sinen pracht und leben glan;<br />
Wie das keiserlich recht hat erkent,<br />
25<br />
Ward er tot, gevierteilt und verbrent;<br />
Ein grim, wild, unmenschliche tat<br />
Der viend an ihm begangen hat.M<br />
Nun einmal der Tangrotz sinen salat ueberfueert und versalzet,<br />
noch so wass das ein wunder und der groest schad, dass einer<br />
stat Zuerich, so von disem krieg nie mocht abgewendt werden,<br />
30 hie eins und ersts streich« ir freudig herz empfiel und brach, das<br />
doch etwan wider al Eidgnossen lang gestanden wass. Got ist her!<br />
') Die zwei letzten Verse scheinen von Anshelm selbst herzurühren,<br />
wenigstens fehlen sie in Salats « Tanngrotz » (Ausg. von Bächtold, Basel<br />
1876); das Uebrige ist verkürzt.
1531 101<br />
Wie die kristlichen stet sampt ireu mithaften den V Orten<br />
nachgetrukt, sich nf den Schoeneuberg und die V Ort<br />
sich an Zugerberg gelaegret haben.<br />
Wie nun die von Zürich ihre flucht uf den Albis enthielten,<br />
sich wider zuo irer paner, Andres Schmid bevolchen, versampten 5<br />
und stärkten, allenthalben har hilf zuo inen manten und ufbrachten,<br />
nämlich von Schaffhusen, St. Gallen, stat und gotshusluet, vom<br />
Thurgoeuw, Tockenburg, Rintel etc., also dass der Tangrotz ir her<br />
uf die 15000 wol geruest rechnet; die Puenter hielten an der<br />
march, ouch ungeschaft. 10<br />
lt. Od. Und als nun der V Orten zug uf dem 14. tag, Samstags, ab<br />
der walstat ufgebrochen, der Züricher gelegne aempter zuom teil<br />
ingenomen oder ufgevordret, an die Ruess hinab zoch, den iren<br />
zuo Bosswyl'), mit einer paner von Lucern gesterkt, etwas ob 3000,<br />
sich zuo naechren, und uf Bremgarten, dahin ein venle von Zürich 15<br />
in zuosaz komen, zuo luestren, — aber der Baer was zuo nach, —<br />
da haben sich die von Zürich, so iezt on herz, ze spat gewizget<br />
warent, herab gan Birmisdorf gelassen, den viendeu anzehalten,<br />
keinen vorteil noch vorgrif, wie schädlich gevolgen, mer vorzegeben,<br />
uf Bremgarten zesehen und der Berneren nahe macht ze so<br />
erwarten, des tags [587] von Lenzburg wol getrost, ouch darbi<br />
schriftlich ermant, nit zegachen, die schanz nimer ze uebersechen,<br />
ee etwas zuo verschetzen, wan den handel gar ze vernetzen.<br />
Nun wie einer stat Bern paner uf benemptem tag von Lenzburg<br />
us ab irem erdrieb, gegen den vienden, so zuo Bosswyl losten, 25<br />
gan Vilmernigen') zogen, uf einem sichtigen buechel ir laeger hatent<br />
geschlagen, da sind zuo ira komen mit vier venlin: von Basel 500,<br />
von Solothurn 600, — deren houptman, Toman Krepser, Friburg<br />
bruoderschaft gab, wie im Interlacker zug, unbrueederliche, wider<br />
manung 3 ), — von Muelhusen und Biel 300 man, und als die viend 30<br />
das ersachent, wichents hinder sich zuo den iren gan Muri, so<br />
') Boswyl, nördlich vom Kloster Muri.<br />
2) Vilmergen.<br />
3) Vergl. oben Bd. V, 304.
102 1531<br />
illich, dass etlich spies, hämisch und spis verliessent. So zoch<br />
der Baer, mit sinen gsellen gemant, zuo sinen gsellen gan Bremgarten,<br />
sich da gmeinlich zuo irer gaechen kriegsfueerung ze beraten,<br />
beschlussend schnei, dass deren von Zürich her enet der Ruess,<br />
5 und der Baer hie disset uf, hantlich uf ire viend soeltent tringen und<br />
angrifen, damit der vienden macht zerstroeuwt, dester ee ein end<br />
gäbe, und dass ein mächtige stat Bern mitan noch einen Baeren<br />
soelte wapnen und angenz zwei starke venlin, eins gan Willisouw<br />
und eins uebern Bruenig fertigen; suuders zwifels der krieg bald<br />
io geendet worden wäre; dan sobald der Baer disem anschlag nach<br />
die Ruess uf ungeirt gan Merischwanden zogen, da uf der Lucerner<br />
erdrieh und zuo Muri geruret hat und ouch das gschrei<br />
kam, der ander Baer woelte oben inrissen, do zerfuor der Lucernisch<br />
zueg und Uten sine zeichen und luet iren huesern zuo alle und<br />
i5 stuermpten, bis an Jacob Martin, der schiffet mit 80 welschen<br />
buechsenschuezen ueber d'Ruess zuo der V Orten zug, der ouch hinder<br />
sich gan Bar rukt. Aber des Baeren listnige nachpuren wurbent<br />
so fruentlich um sichre nachparschaft, dass der ander wol vertruwt<br />
Baer si nit wolt kretzen, dan zuovor gekrezt; si wolten<br />
20 aber, die von Zürich, wider erst gemachten anschlag, uf vereinte<br />
macht vertroest, den ersten Baeren nit ablan, bruegten in einer nacht<br />
ueber d'Ruess, dass er morgens von sinem gluek unwilliklich, ouch<br />
gfarlich und bim Tangrotzen spoetlich, hinüber für und mit inen<br />
hinuf uf den Schönenberg in es ungluekhaftig holz zog, treib der<br />
25 vienden nachhuot da danen so gwaltig ab, dass, wo den frien<br />
schuezen, Caspar Schneiteren, Mathis Feeren, Jacob Meyeren, so<br />
fiux und so heftig nachgetrukt, als gewert, waer das laeger zuo Bar<br />
angenz zerstört und der Zuericheren verloren gschuez erlösst worden<br />
; wurden dennocht da so hert mit schiessen und scharmuetzen<br />
.io angefochten [588] dass die viend ir Bar zuo riiw verliessent und<br />
hinder sich an Zugerberg uf einem Rein, bi Barburg, ein vest läger<br />
schluogent, mit 1000 Walliseren und 400 Eschentaler •) schuezen<br />
gesterkt. So hat sich der Baer gan Blickistorf und an Schönenberg<br />
in und ans holz, die von Zuerich nach zuo im gelaegret, am<br />
') Aus Domo d'Ossola.
1531 103<br />
21. Oer. 21. tag, al ob 25000 man stark, ein forstlich wolgeruest her, ward<br />
aber bald durch ungfel, ungwiter, muessigligen und fuernemlich<br />
durch mangel gelts, des kriegs nerf, unwillig und unghorsam<br />
ouch deshalb entlich ze schwach und ze nuet.<br />
Von der schlacht, so die V Ort wider die kristlichen stet s<br />
und ire mitgnossen uf dein Zugerberg erobret haben.<br />
Und als nun die V Ort ir laeger und ouch des bergs ruek<br />
also bevestnet haten, dass si nach keiner richtung, sunders als<br />
manlich Eidgnossen einen stand zetuon begehrten, do bedachten<br />
die kristlichen stet, als witzige burger, den schaden, so inen uss io<br />
verwaegnem angrif der vienden vorteiligem laegers zuostan mueeste,<br />
oder ein lange ueberlaestnige belaegerung, dahar ir volk in armuot,<br />
verdruss und abnemen käme, also dass zuoletst wo nit mer verlursts,<br />
ein ungefrideter, schantlicher, spoetlicher abzug ze besorgen,<br />
so waer kein besser mitel, dem krieg ein kurz end zema- us<br />
chen, dan wie vormals angeschlagen, mit starker macht flux in der<br />
vienden land unden und oben zefallen, damit ir zueg und laeger,<br />
so zertrent, einichs end geben ouch mueeste. Und also beschlussents<br />
abermalen, dass der ander Baer oben herab uf Willisouw,<br />
und niden uf die Puentner die march lllich angrifen soeltint, das 20<br />
aber alles durch der Zuericher gaech fürfaren zerruetet ward; dan<br />
ee dan der ander Baer und die Puentner traeg abstat kamint, do<br />
was diser anschlag schon zerschlagen und dise schlacht ergangen,<br />
23.Od. die sich also hat begeben: Uf den 23. diss monats, als der<br />
steten gemeine houptluet einen anschlag hatent getan, den pass 20<br />
an der Silbrug inzenemen und zuo ofnen, und harzuo bi 5000 man,<br />
mit venlinen und gschuez verordnet, fuernemlich von Zuerich, als<br />
landkuendigen, von Basel und Berner laeger, und die andren vom<br />
Zuericher laeger. Schaffhusen, St. Gallen, Muelhusen und Thurgoeuwer,<br />
Bern und Solothurn wolten sich nit lassen teilen, sunder so<br />
ganz uf d'viend vorwerz halten. Wie nun diser huf abends angezogen<br />
und wider rat und warnung, und nämlich des Zuericher houptman,<br />
hat fuergenomen, [589] bi nacht und nebel in durchschinendem<br />
mon den Zugerberg zuo ueberstigen und der V Orten laeger ze
104 1531<br />
hinderziechen und desse mit schuezen und fuer Wortzeichen geben,<br />
damit ire laeger schnei ufzebrechen und vorzuoher zetruken wuesstint,<br />
und also durch etliche paess und letzinen die nacht hellig<br />
und hungrig gestigen bis zwueschent Aegeri und Mentzingen, uf<br />
5 den Hurschschwand, nit wit von der vienden laeger, legret sich da<br />
mit wolgeschafter sach, hantlich fuerzefaren, hielt liederliche, blinde<br />
wacht, der mörteil irret im unbekanten land, einteil liefent dem<br />
roub und lifrung nach, hatent Nichten'), Mentzingen und Schoenbrunnen<br />
gepluendret, da niemand dan kinder und wiber daheim,<br />
io die hingiengen, ire man brichteten und sich an ire stat ins laeger<br />
manlich stehen.<br />
Und als aber der V Orten zug zuom teil uf den list uss dem<br />
Boden an berg zogen, dass si meinten, die starken, hitzigen Züricher<br />
werdent si da zuo ueberziechen understan, und haben ouch<br />
15 ire macht, als fuersichtige kriegsluet. daruf gehalten, und so die<br />
komen bis an lezten pass wol lassen verstigen, und bi nacht an<br />
die zertrenten unbesorgten viend zwen huefen geruest, einen vor<br />
und einen binden anzefallen, und harzuo gebrucht ein listigs kriegsstuk,<br />
so der houptman Troger von Uri umb tuer lergelt von dem<br />
2o tueren kriegshelden Anthoni de Leva zuo Carat im 27. jar erlernt<br />
hat, dass si al wiss hüben und hembtler ueber den hämisch anlegten,<br />
die wiber mit fakeln und fueren im laeger liessent wachen.<br />
Und also nach mitnacht umb die zwei fielents unversechens strits<br />
der stet hufen vor und binden an und schussend und schluogent<br />
85 in nach hartem aber kurzem stand, ein verirte flucht, dass iren<br />
vil verlueffent, vil verfielent, vil gfangen und bi 800 erschlagen<br />
wurden, darunter Jacob Fry, der Zuericheren obrister houptman,<br />
mit sampt sinem venner, Felix Leeman, deren und der Muelhusren<br />
venu und 10 stukbuechsen verloren, und wiewol disers strits zei-<br />
*) chen und schuez in beiden laegren gesechen und gehört, also dass<br />
etlich schruwent, einen laermen gan zelassen: « Hig! böte wunden!<br />
was tund wir hie! ivil der Bär nit kreteen?» — so ward<br />
doch von den amptlueten so streng verhalten, dass, ouch bi den<br />
vienden zuom wunder, umb diser schand und Schadens willen.<br />
i) Neuheini bei Sihlbrugg.
1531 105<br />
nie kein fuos verruekt ward. So ward aber der V Orten zug von<br />
stund an so herzmueetig, dass er sich wider vom berg herab in Boden<br />
lies und für und fuer der steten ouch gesterkte macht verachtet;<br />
befand wol, dass bi den steten ein grosser teil was, insunders der<br />
gwaltigen und kriegischen, so disem, wie si in [590] « Pfaffen- s<br />
krieg » nampten, viender dan den vienden, noch mer gunsts zun<br />
Eidgnossen, wan zuom gotswort truogint, dass ouch die knecht als<br />
unwillich, unnuez und verdorben, ouch wider strenge verpot und<br />
buss, sich täglich ab und heim schleikten, deshalb ouch bi den<br />
mächtigen steten hie mit kriegen nuet loplichs ussgericht mocht io<br />
werden. Aber der V Orten einikeit und Eidgnossen ernst mit<br />
kleiner macht vermochts als; das sol ein unvergeslich exempel<br />
bliben.<br />
Von der bergschlacht des lucernischen Tangrotzen<br />
versalzeuer spruch. is<br />
Die stet rietend bis an driten tag,<br />
Und machten einen andern anschlag,<br />
Wie si mine suen hinderziechen weten,<br />
Ouch darzuo einen hufen ordnen teten,<br />
Ein venle von Zuerich uss der stat, so<br />
Die zuozognen zuo im genomen hat,<br />
Als Basel, Schaffhusen, St. Gallen, ich meld,<br />
Tockenburg, Muelhusen und Frouwenfeld,<br />
Ouch's Turgoeuw mit gschuez und grossem pracht,<br />
Zugend uf den berg, ob achttusent, einer nacht; 25<br />
Doch was der Bär nit recht im wueeten,<br />
Vor disem zug tet er sich hüeten.<br />
Si zugent dahar mit grossem pracht,<br />
In drten kilchen tatents ir Schlacht<br />
Und schlugent ir laeger der nacht, ich meld, so<br />
Zwueschen Aegeri und Mentzingen in das veld,<br />
Traten us ein plaz, da si wolten ston,<br />
Gross schaden hands dem landvolk ton,<br />
Denn si lagend uf der Zuger land,<br />
Die walstat heisst « uf Hurschwand ». w
1531<br />
Alsbald mine suen des wurdent gwar,<br />
^. erordnetens flux die bergknaben dar,<br />
Von Aegeri, Mentzingen, Zug die stat,<br />
Ouch vil kueener man geordnet hat,<br />
Darzuo einhundert Walliser fri,<br />
Ein venu Welscher war ouch darbi,<br />
Und ander dapfer gsellen guot,<br />
So darzuo hatent lust und muot.<br />
Als die des abends zamen gestelt,<br />
Hands einandren abgezelt: [591]<br />
Warent 630 man,<br />
Und ganz nit mer, die zugent dran,<br />
Die ganze nacht, bis gegen tag,<br />
Umbzugend den viend, da er lag,<br />
Und als denselben funden hand,<br />
Legtents an ueber al ir hämisch und gwand,<br />
Wisse hembder, und wass « Maria » ir kri.<br />
Ir veldher wass ouch selbs darbi,<br />
Zinstags friil, Octobris am 24. tag,<br />
Umb die zwei ungfar, wie ich uech sag,<br />
Fundents den viend, wolbewart<br />
Mit gschuez zwo Ordnung, stark und hart.<br />
Die ersten fielends an mit frevler hand,<br />
Nit lang tatens inen widerstand;<br />
Da fiengs an an die andern gan,<br />
Da was ein wil ein widerstan,<br />
Doch mochtents si nit lang erliden<br />
Der tangrotzen schiessen, staechen und schniden<br />
Latent sich bald in die flucht ergeben,<br />
Damit si moechten fristen ir leben.<br />
Da wass ein kibigs danen gan,<br />
Einlif biichsen liessents da stan,<br />
Mit rossen, ruestung und munition,<br />
Wer fliehen mocht, macht sich darvon.<br />
Ir wurden gar vil zerstroeuwt und verzett,<br />
Ein grosse zal man gefangen het;
1531 107<br />
Ouch blibent ob 800 tot,<br />
Fuenf venli verlurents in der not.<br />
Also hat aber ir anschlag gefaelt,<br />
Man hat inen d'niss unsuber abgstraelt. 1 )<br />
Dass die V Ort Lugkaris innament, den vogt von Zuerich s<br />
und der steten Bern, Basel und Schaifhusen znsaz<br />
usstiessent.<br />
Zwueschent disen zwien schlachten, uf St. Gallentag'-), hatents<br />
mit list irer wacht und heimlichem ufsaz Lugkaris ingenomen,<br />
der steten Zuerich, Bern, Basel und Schaffhusen zuosaz, sampt IM<br />
dem Zuerichischen vogt, Jacob Werdmueller, seckelmeistern, gfangen,<br />
vereidet, beroupt und ussgestossen. Aber die burger, als den<br />
12 Orten vereidet, wolten inen nit schweren. 3 )<br />
[592] Uszug der andren paner von Bern gan Zoiingen<br />
und ouch eines venlis gan Aelen; friintlich erpieten w<br />
der anstoessen, aber gelt nfbrechen.<br />
Wie dan ein stat Bern ire erste paner iren kristlichen mitburgern<br />
zuo hat abgevertiget und glich morndes dero zuo stuer zu<br />
dem andren uf 4000 man einen uszug getan, und wiewol der<br />
herzog von Savoy sich erpot, diss kriegs wider ein stat Bern ÜO<br />
nuetsit zetuon, sunders nach gefallen helfen scheiden, desglichen<br />
erputend sich iro die vier Rhin-Waldstet, umb si kein sorg zehaben,<br />
so ver man si nit beleidiget, darumb si mit überlegnen<br />
zuosaetzen uebel beschwaert wurdent, und nämlich Waldshut mit<br />
Rotwileren, so ein venli mit 100 man den V Orten zuolieb an- n<br />
i) Auch dieses Lied ist nur ein verkürzter Auszug aus Salats « Tanngrotz<br />
», namentlich sind alle für Bern beleidigenden Stellen weggelassen.<br />
2) 16. Oktober.<br />
s ) Darüber haben wir umsonst genauere Nachricht gesucht; Hottinger<br />
(Müller) spricht gar nicht davon, und in den Eidg. Absch. wird die Sache<br />
erst nachträglich erwähnt bei den Friedensverhandlungen.
108 1531<br />
hieltend. So begertent die Lucernischen anstoess nachpurliche<br />
Sicherheit zehalten, als ouch die gehalten ward; so baten die von<br />
Unterwaiden einen ratsboten und den weibel von Lungern gan<br />
Brienz gesent, keinen zuosaz zehalten, item die drl voegt Im<br />
s Brunnen, Burrach und Berchtold mit 31 man uf den Bruenig geschikt,<br />
zuo der wacht, und dem houptman junker Diebolten von<br />
Erlach zesagen, ze beiden siten die unnötigen, unruowmachenden<br />
zuosaez und wachten dennen zetuon, einandren weder mit worten<br />
noch werken zuo verletzen, hinueber und harueber sich gleit zeio<br />
halten, unabgsagt nit anzegrifen, nit morden. So begaben sich die<br />
Walliser, ungeschaediget ouch nit zeschaedigen. Uennocht von wegen<br />
viler ouch erdichteter schrekwarnungen, ouch wider vilfeltige raet,<br />
anschleg und manungen, hinderhielt si') disre andre paner bis uf<br />
den 23. tag diss monats; aber bi empfangnem schaden, do zochs 23. Ot<br />
i5 zuo Bern ufs algemaehest hinab in ire stat Zofingen, deren obrester<br />
houptman der Schultheis her Hans von Erlach, luetener der sekelmeister<br />
Tillman, venner der metzger Peter Im Hag, sin houptman<br />
der venner von Gerweren Peter Stuerler, vortrager Hans Schnyder,<br />
der schuetzenhouptman Bendicht Schuetz, venner Jacob Messer-<br />
2o schmid. Zuo ira kam dahin mit ernstlicher bevelch, nit ze verlassen,<br />
das ander venle von Basel mit 500 man, lag da Mieten<br />
bis zuo ungeratnem abzug. Wider die hatent sich gan Tainer 2 )<br />
und Reiden ins Winental gelegret ein venle von Lucern, eins von<br />
Underwalden und eins Welscher schützen, wurdent 4000 stark<br />
25 geschezt; hielten einandren so wol in, dass kein teil den andren<br />
nie anruoft.<br />
So hat ouch ein stat Bern ires rats junker Frentzen Naegeli<br />
morndrigs tags mit 2000 man — triig Caspar Kuttler — ire herschaft<br />
Aelen zuo schirmen, geschikt. Nun ward umb und umb<br />
so [593] nuet merklichs ussgericht, wen das zur Verätzung eigner<br />
und der froemden landen einer stat sekel so nötig ward, dass si<br />
ira länger nit mocht enthalten, sunders muost von Basel und<br />
Strassburg 10000 krönen umb zins ufbrechen. desglichen Zürich<br />
') Die Stadt Bern.<br />
2) Dagmersellen.
1531 109<br />
umb körn und gelt ouch tuen muost; und darumb krieg anfachen,<br />
sol wol ernstlich und mit wiser fuersichtikeit ermessen, und demnach<br />
mit grosmuetiger dapferkeit erstatet und ussgefueert werden.<br />
Hie wären luet und gelt, wo ernst, da gefunden und gewesen.<br />
Anfang der schweren fridshaudlnng disers schweren<br />
kriegs. Dass etliche usslendische fuersten und stet<br />
zwiischent den Eidgnossen frid zemachen begert habent.<br />
Wiewol von niemand gemeint noch gloupt, dass d'Eidgnossen<br />
wider einandren in soeliche viendschaft moechtend komen, dass si<br />
einandren so toetlich hasstint und so grim schlügint, und dan, 10<br />
ob si schon al einandren fressind, dass iemand usslendischer<br />
darüber klagte und schiede, dennocht befindt sich hie, dass umb<br />
Kristus willen nächste gesipte und husgenossen totliche viend<br />
und dass wite froembdling liepliche fruend werden, und also, wie<br />
die loblichen Eidgnossen in blutigs wueten entzuendt, so sind ouch 15<br />
zuo loeschen und zuo scheiden bewegt worden etlich froembde, ouch<br />
etwan viend gewesne fuersten und stet, und nämlich die ersamen<br />
evangelischen richsstet Schwaebischer landen, Ulm, Bibrach, Me-<br />
26. Ott. mingen, Wangen, Issni, Kempten und andre, die uf dem 26. tag<br />
October ir erliehe ratsboten hatent gesant zun houptlüten beider »o<br />
hören, erstlich der steten und darnach der V Orten, uf ir gefaller.<br />
nach vermögen zuo verhelfen, damit diser schädlich krieg hingelegt<br />
möge werden; desglichen erpieten hatent der herzog von<br />
Savoy und der marggraf von Baden ouch getan.<br />
Nun sobald ein fridsame stat Bern, als des kriegs in alweg ss<br />
hoch beschwert, disers vernam, schribs lllends iren lieben Eidgnossen<br />
und kristlichen mitburgern, Zuerich und Basel, zu hievolgende<br />
meinung, in welcher und in der steten antwort vast<br />
aller handel ires anligens und disers kriegs wolgedachtlich erwogen<br />
und bedacht, in künftigem nit sol vergessen werden. 30
110 1531<br />
Einer stat Bern au ire fuernaempsten kristlichen mitgnossen,<br />
die stet Zürich und Basel, gegrueudte verraanuug,<br />
erlicher fridshandluug zu losen.<br />
[594] Unser etc. Ir sind nun dalaine ungezwiflet, als ouch<br />
5 wir, bricht, was etlicher ratsanwaelt von Ulm, Memingen, Wangen,<br />
Issnach, Bibrach, Kempten und andren kristlichen steten gester<br />
vor gmeinen houptlueten unsrer laegren erschinen, sich fruentlicher<br />
underhandlung zwueschent uns und unsren vienden erpoten und<br />
inen harzuo ze bewilligen begebt haben, und wiewol uns zwifacher<br />
io zuogefuoegter schad, nit minder dan uech unser herren, innenklich<br />
berueert und wir geneigts gemueets und willens, soelichs, als ver<br />
uns moeglich und uns Got kraft und sterke verlicht, zuo rächen,<br />
dan wir des wol glimpf, gut füg und recht zehaben vermeint,<br />
ouch darumb mit unsren zwifachen erenzeichen, ungesparter muei,<br />
i5 kost, arbeit, libs und guots, unsren schaedigeren entgegen zogen,<br />
als ir wol gespuert und gesechen, dass wir uech bishar alweg<br />
gueetlich gwilfaret und in keinen bricht niendert bewilligen wellen,<br />
dester weniger nit haben wir fuer und fuer, gegenwirtigen handeis<br />
schwer Sachen, seltsamer loeufen und zitungen halb, ernstw<br />
lieh, trungenlich naebgedenkens, spueren und betrachten den unfal,<br />
leider allenklich unserthalb vor ougen, uns iez zuom andren mal<br />
uebel geschaediget, dardurch vilicht den unsren, als wir besorgend<br />
ir herz genomen, der vienden aber erfruescht, grosse armuot<br />
und abfeiliger, unbeharlicher abzug under den knechten und un-<br />
25 quaemlichs weter vorhanden, und in suma disen krieg uss, uss vil<br />
andren, al zemalden unnotwendigen Ursachen, ze beharren nit mueglich<br />
sin koenen noch mögen; deshalben fruchtbarers, zuo unser aller<br />
sei, lib, ör und gilt, heil und wolfart fuerstendigers der zit nuetsit<br />
erfinden, dan wo ein goetlicher, erlicher, annemlicher, beharlicher<br />
M frid moechte erreicht werden. Es langt deshalb an uech, unser<br />
besunders lieben Eidgnossen, kristliche mitburger und brueeder,<br />
unser fruentlich begeren, ir gstaltsame und glegenheit aller<br />
dingen ouch ansechen und uech erineren, dass wir unzhar alwegen<br />
uecli in allen sachen volg geben, uewer unser sach geacht, in<br />
:;:, kein richtung on uewere gunst zegan bewilliget, al unser ratschleg
1531 111<br />
den ueweren verglicht, uech als unsren brüedern angehangen und<br />
gevolgt habint. Und ob die V Ort, unser viend, eins fridens begeYent<br />
und darnach werbent, und ir demnach durch die erenluet<br />
angesucht — sunst wurden wir keins fridens gedenken — uech<br />
iezmals ouch nit von uns und andren uewren und unsren kristen- 5<br />
liehen verwanten in dem fal suendern, sunders einmal uns volgen<br />
und zuo herzen fassen wellent beid erliten schaden, dass, wenn wilden<br />
driten ouch empfachen soelten — als uss oberzelten Ursachen<br />
und besunders dass der sig mislich, uebel zuo besorgen — [595]<br />
wir aller weit, ouch dem vogel im luft zuo gespoet und als bald w<br />
unsern erzvienden zuteil wurdent, — darvor uns Got truewlich<br />
verböte! Und ob ioch soeliches vermiten blibe, denocht ein schantlicher,<br />
unerlicher abzug ze entsitzen und danethin ein schädliche^<br />
unlidenlicher frid anzenemen. Entgegen wir aber einen bequaemen,<br />
goetlichen, erheben friden unsers leids zuom teil moechtent 15<br />
ergezt und deshalb, wenn etwas zimlichs und billichs an uech gebracht<br />
wird, demselben oren geben, nit usschlachen, sunders zuo<br />
soelicheni friden zereden verguenstigen und uech nit einig von uns<br />
absuendreu; dan als obgeredt, wan wir die V Ort eins fridens begeren<br />
und darnach werben sechen, wellen wir sampt andren 20<br />
ueweren und unsern mithaften einmal gueetlich losen, unser allersit<br />
heil, lob, nuz und 6r nachtrachten, und uech, wan es dahin<br />
kompt, fruentlich zuo erzeigen, hiemit zuom höchsten und trungenlichsten<br />
gepeten, und umb unser aller heil willen vermant haben.<br />
Der almaechtig Got uns seleklich beware! 25<br />
27. Oct. Datum Fritag, 27. Octobris A° 1531, der 11. stund nachmitag.<br />
Stathalter, raet und burger<br />
der stat Bern. 1 )<br />
Ziirich an Bern antwort.<br />
Unser etc. Wir haben uewer schriben und iemerlich ver- 3»<br />
manen, zuo einem friden reden zelassen, mit witren erpietungen,<br />
dass uech unser zwlfach zuogefueegter schad, nit minder dan uns,<br />
i) Miss. T. 185; im Auszug in Eidg. Absch. IV, l b , S. 1198.
112 1531<br />
uewer herz innenklich berueere, und ir geneigts gemueets und willens<br />
slent, soelichs so ver uech mueglich und uech Got kraft und Sterke<br />
verlieht zeraechen, als ir dis gut füg und recht zuo haben vermeinent,<br />
sampt witren schoenen inleitungen, was uech eins fridens halb zea<br />
losen bewegt, und darbi uewer guot, getruew, ufrecht herz, so ir zuo<br />
uns tragend, dass ir uech fuer und fuer — als ouch billich — unsers<br />
leid zuo herzen gan und unsre sach uewre sach — als es ouch<br />
alles eins ist — sin lassen, und uech um keinen weg von uns zesuendren<br />
oder abzewichen understand, mit ganz froelichem dank-<br />
10 barem gmueet verstanden, und wil uns bedunken, als ob es bi uech<br />
stände, dass wir vilicht niemand losind und zuo keinem friden<br />
reden lassen wellint; da wir wol spuerent, moechtent wir bi uech<br />
verunglimpfet und zuo Unwillen gefueert werden, dass dadurch etlich,<br />
so uewren und unsren eren und wolstand nit mer guots goenir,<br />
nent, nuetsit gespart wurde. Wir meinent aber, dass niemand<br />
bass dan uech wuessend, wie ir und wir [596] bishar fuergenomen,<br />
dass wir fuer und fuer daruf getrungen, ein billichen erlichen und<br />
goetlichen friden ze erlangen, daran wir ouch bishar nuetsit an uns<br />
erwinden lassen; dan wir nie nuetsit andres dan fridens, der mit<br />
20 Got, eren und dem lantfriden glichmaessig sin moecht, begert ha«<br />
bent, welches wir ouch den erbaren, fri- und richssteten, sobald<br />
si bi uns ankörnen, in unser antwort ze verstan geben, dass<br />
bishar alle billikeit an unsren vienden erwunden und si uns<br />
ueber gelopten und versprochnen lantsfriden, ouch ueber alle gueet-<br />
25 liehe underhandlung uf dem unsren überzogen und geschädiget;<br />
si moegent aber wol bi inen suchen. So dan witers an uns läge,<br />
wollen wir uns aber der gebuer nach mit antwort bewisen; daran<br />
wir achtend, si benueegig sin werdint. Uf weliche unsre bewilligung<br />
si angenz zuo unsren vienden griten, aber kein andre antwort err,o<br />
langet, dan si moegint sich ein tag, zwen, drt, in unsrem laeger<br />
oder in unsrer stat enthalten, innerthalb si inen ein antwort<br />
schiken; wo si inen aber keine schiken, soellent sis dest minder<br />
nit fuer ein antwort haben. Was grossen Übermuts noch in inen<br />
stecke, oder was sich fruentlichs noch guots zuo inen zuo versechen.<br />
35 habent ir, unser lieben Eidgnossen, liechtlich zedenken; dest<br />
minder nit, als uewer und unser Eidgnossen von Friburg, Solo-
1531 113<br />
turn und Apptzel den unsren im veld anzeigt, dass unser viend<br />
inen bewilliget, gehoer zegeben, haben si inen gllcher gstalt zugelassen,<br />
von einem erlichen, fueeglichen und goetlichen friden red<br />
zuo hören; daruss ir, unser lieben Eidgnossen, wol abnemen mögen,<br />
diewil wir ouch der erberen steten botschaften noch bi uns, uf 5<br />
der vienden bescheid zewarten entlialtent, dass wir nit gesinet,<br />
uns von uech in einichem weg zesuendren, noch uf unsren köpfen<br />
ze bestan, sunders in erwegung aller deren anstoessen, seltsamen<br />
loeufen und zitungen halb, deren ir uns in uewerem schriben als<br />
vil als zuo ueberflus erinret, bedacht sind, unangesechen erlitnen 10<br />
Schadens, spot und schand — Got mueess es klagt sin — uns<br />
aller ziemlichkeit und was wir uns mit uech und andren uewren und<br />
unsren kristlichen mitburgern und kriegshaften beraten moegent,<br />
das uns allen ziemlich, fraglich, erlich und gütlich sie, zuo beflissen,<br />
und was zuo goetlichem, erlichem und beständigem friden 15<br />
dienstlich, mit sampt uech nuetsit abzeschlachen, als wir ouch<br />
glicher gstalt huetigs tags dem hochgebornen fürsten, herren Ernst,<br />
marggrafen zuo Baden, und uf siner gnaden schriben, in unser laeger<br />
getan, antworten haben lassen, wenn er willen, von unsrem geteil<br />
friden, wellen wir uns darnach, ob witer neiswas an uns langen, 20<br />
ziemlich finden lassen. Ob wir, nach gstalt unsrer sachen, nit gnuog<br />
getan, und ob wir [597] uf ruow betrachtend oder nit, moegent ir iez<br />
wol ermessen, dan wir uech bishar vast zuochin gevolget und wenig<br />
besunders gemacht, sunders, wie ir gewollen, alwegen mit uech, es<br />
erschusse uns glich uebel oder wol, guotwilliklich angenomen, und -A-,<br />
uns in keinen dingen, ob si uns schon widrig gewesen, wider uech<br />
gesezt habint, Und langt an uech unser höchst, allerfruentlichst<br />
pit und begeren, ir wellint unser from, getruew, ufrecht gemueet,<br />
und wie gar wir geneigt sind, mit uech ze genesen und sterben,<br />
darbi ouch bedenken, wie trostlich und fruentlich ir uns an- so<br />
fangs diser empoerung geschoben, dass ir uns unser schand, schad<br />
und schmach, die ouch die uewren sient, unz uf den lezten tropfen<br />
bluots rächen und daran uewer üb, er und gilt binden wellint, desgleichen<br />
ouch erwägen, was uns allen daran gelegen, zuo was last<br />
und gefaren uns dise luet bringen, dass wir ewiklich aller weit, ss<br />
ouch des vogels im luft, tingerzeig und gspöt sin, und gwuesslich<br />
VI 8
114 1531<br />
einen eilenden, schantlichen finden, wo wir nit bi einandren trostlich<br />
verhartent, anneinen mueestent; und soelichs alles angesechen,<br />
bi uns bestendig verharren, uech nit von uns absuendren noch abzuechen,<br />
sunders bi den ueweren im veld allenthalben verschaffen,<br />
5 also im veld bi uns zuo verharren und den vienden so hantlich<br />
und ernstlich obzeligen und understan, si dermassen mit goetlicher<br />
kraft zenoeten und ze ängstigen, dass dester ee ein friden, der<br />
uns allen lidenlich und erlich bi inen ze verhoffen sie; den wir<br />
ouch unsers teils mit uewrem rat, sover uns goetlichs, billichs und<br />
i" lidenlichs begegnet, nit usschlachen, wo aber soelichs nit sie, vil ee<br />
al darurnb sterben, dan einen schantlichen friden annemen weltint;<br />
da uns ouch gar nit zwiflet: ir als from, kristenlich brueeder,<br />
an uns erzeigen, kein gfar, schrecken noch schaden abwenden<br />
und uns in unsren noeten keinswegs verlassen, noch den ueweren<br />
i5 anheimsch ziechen gestaten, sunders alle dinge, bas dan wirs uech<br />
zuoschriben koenent, bedenken und tun werdint, als nach Got<br />
uewer a ) hoechst vertruwen zuo uech stat, so vil dan uewers b ) libs, lebens,<br />
guots und blute, das ist alles uewers.<br />
Uss Zürich in 11, Sontags nach Simonis Judae 1 ), der 10. stund<br />
so vormitag etc. A° 31.<br />
Burgermeister, rat und burger Lends!<br />
° ' len
1531 115<br />
dass wirs [598] nit usschlachen, sunders mit uedi darzuo zereden<br />
gueetlich bewilligen und oren geben weiten, allen inhalts verstanden.<br />
Daruf wir uech fruentlich anzeigent, dass wir ganz ungezwlflet,<br />
ir habent noch in fruescher gedechtnus, dass wir allezit, nit alein<br />
fuer uns selbs, sunder ouch zwueschent itweren und unsren fuer- 5<br />
geliepten friinden, g. 1. Eidgnossen und kristlichen mitburgern von<br />
Zuerich, uech und den V Orten friden und einikeit zuo behalten und<br />
zepflanzen ganz geneigt und begirig gsin; darumb wir uns abschlachung<br />
der provant, dardurch leider gegenwärtiger boeser krieg,<br />
nie gefallen lassen, darzuo vil weniger lust gehept, sunders vorhin, io<br />
wie wir zuo allen teilen gefasst, wie hantlich wir sin wuerdint, wol<br />
bedenken mögen. Deshalben wir vor empfangnem schaden und<br />
verlorner er nuet liebers dan friden gehept, ouch darzuo mit allem<br />
ernst geraten; wie vil aber unsre ratschleg erschossen, ist uech<br />
nit minder dan uns unverborgen. Diewil es aber leider darzuo us<br />
komen, dass durch abstrickung und beharrung der proviant kriegliche<br />
angrif ervolget, unsre kristlichen mitburger von Zuerich uf<br />
irem erdrich uebel geschaediget, wir, uf uewer manen, die unsren<br />
zuo den uewren ins veld geschikt, die ouch, uf gmeiner houptlueten<br />
im veld erkenen, unsren gemeinen vienden sich genaechret, aber 20<br />
leider daselbs eben die, so alwegen nach friden gerungen, übei<br />
geliten, unsre biderben luet und geschuez — Got sie es klagt —<br />
verloren, grossen schad und schand empfangen, dardurch, wo es<br />
nit widerbracht, das heilig wort Gotes — das uns zürn höchsten<br />
beduret — zuo verächtlichem abgang gerichtet, wir kristenlichen 25<br />
burgerstet der ganzen weit gespöt und gelaechter werdent — das<br />
wir Got heimsetzent — so werden wir ganz begirig und geneigt,<br />
vermelte schmach mit Gotes hilf zuo raechen und zu retung Gotes<br />
und unsrer eren al unser vermögen daran zuo setzen. Diewil wir<br />
aber den kleinen ernst, so gegen unsren vienden gebracht, und so<br />
dan bedenken, dass beharrung des kriegs oder annemung des<br />
lridens merenteils an uech beiden orten, Zuerich und Bern, gelegen,<br />
so wellen wir disen handel unsersteils Got empfelchen und der<br />
sachen mit allem ernst nachgedenken, damit, ob etwas an uns<br />
gelegen, wir mit antwort gefasst slent. Verstand von uns, wie 35<br />
es dan guter meinung beschicht, im besten; dan, wenn wir uech
116<br />
1531<br />
lieb und dienst bewisen moegent, sind wir mit lib und guot truewlich<br />
ze erstaten begierig, uns dem almaechtigen bevelchende. A° 31,<br />
umb 2. nach mitnacht.<br />
[599] Dass beide partien in erliche fridshandlung bewils<br />
ligten, doch die V Ort mit vorbhalt vierer artiklen,<br />
dem die kristlichen stet gewichen und hinder sich<br />
verrukt.<br />
Als die hochmiietigen Eidgnossen von den V Orten, wie in<br />
der Zuercher missif beschriben, der richssteten erliche boten, als<br />
io des nuewen gloubens, verächtlich gnuog on antwort abgewist hatent,<br />
aber zuo losen bewilliget den treffenlichen boten des kuengs von<br />
Frankrich, der rarstes und her Eidgnossen, so im vertrag vernamset,<br />
haben die von Zürich den kristlichen burgersteten einen<br />
tag, nämlich des monats den letsten, gen Bremgarteu verruompt, da<br />
15 ze beraten, mit was fuogen ein frid zemachen, oder der krieg ze<br />
beharren wäre. Da band die V Ort uf den ersten tag Novembris Uo».<br />
den steten, vor aller taeding anzenemen, truzlich fuergeschriben<br />
4 artikel, oder mit dem krieg fürzefaren; dan ir einhaelige bstendige<br />
meinung, einer 1. Eidgnosschaft 1. puent, wie die durch ire<br />
w 1. vordren angefangen, wider in ir alt waesen zebringen, oder darob<br />
zeliden. Der erst artikel: dass man inen ab irem erdrich ziehen<br />
soelt; der ander, dass man si bi iren geschwornen puenten lut des<br />
buochstabens lasse bliben; der 3, dass man si bi irem alten<br />
kristlichen glouben, wi si den von iren eltren gelert haben, un-<br />
25 disputirt und unarguirt lasse bliben; der 4, dass man si bi den<br />
gmeinen herschaften, wie die an si komen, lassen bliben soelte.<br />
Nun wiewol dise artikel, wie si kurz und einfaltig fuergeschriben,<br />
ouch von schidliiten als annaemlich fuergetragen, von den<br />
kristlichen steten umb frids willen on vorzug wurdent ange-<br />
3o nomen, dennocht, uss dem hochmuot der sighaften Eidgnossen,<br />
stelt sich der frid und trutzet der krieg; dan si, die V Ort, den<br />
vierten artikel einswegs beschwerten mit einem zuosaz, welchen<br />
die stet, als zuo vil Widerwillen dienlichen, schuechten und uessreten,<br />
nämlich dass man in den gmeinen herschaften umb die
1531 117<br />
mess und Gots wort wider soelte lassen uf und ab meren. Darnach<br />
wider den ersten artikel ueberzugents deren von Zürich ertlich,<br />
sobald die Berner, von ungwiter und armuot unwillig, uf den<br />
•.Nor. 4. tag diss mouats ir laeger zuo Blickenstorf verliessent und ab<br />
der Zuger erdrich gen Bremgarten hinder sich mit aller macht 5<br />
verrukten, ouch die klagenden Zuericher bereten, dass si mit<br />
rukten, dan si die fuergeschlagne wal nit wolten annemen, sich<br />
inzeschetzen und den [600] Baeren lassen uf d'viend ziechen, oder<br />
uf d'viend ziechen und den Baeren sich lassen inschanzen, damit<br />
etwas gschaft wurde und nit also spoetlich und schädlich ver- to<br />
legind. Aber si dürften on den Baeren der anfangs uebel verkleinten<br />
V Orten nienen und nit mer beiten. Da hat der Baer<br />
einzigen burger, den fraechen Hans Brentzikofer, zuo buoss, wie<br />
geacht, des witzigen toren, Heini Traeyer von Muri, im closter<br />
entlipten, zuo Bar am scharmuz dahinden glassen. 15<br />
Dass die maechtig stat Ziirich von den V Orten so hart<br />
genoet, dass si von inen selb friden zesuechen und fuergeschribnen<br />
anzenemen getrungen ward.<br />
Und wie sich nun der frid sties und verzog, dass kum ein<br />
frid ze verhoffen, von wegen vast beschwerlicher artiklen, so die w<br />
hochmueetigen V Ort durch ires gloubens hoche schidluet den kristlichen<br />
steten, als obs gefangen, hochmueetiklich zumuteten; und<br />
das dester truzlicher, so der ander Baer •) wider der steten<br />
herren anschlag, mit etwas redlicher tat zuo edichem friden zekomen,<br />
nit ein schuo der V Orten erdrichs anrueeren wolt. Do hand 25<br />
die V Ort glich morndes nach der steten schädlichem verruken,<br />
angehaben, die von Zürich so hart an landen und lueten zeschaedigen<br />
und zenoten — und nämlich uf den 7 tag iren houptman<br />
Klotzen Aescher und sinen zug die landshuot ab dem Hirzel und<br />
uem Horgerberg verjagt in iren vorteil gan Thalwyl ingetan, 30<br />
aber das land ufgetan und erscheucht, bis nach zuor stat 2 ), also<br />
wird.<br />
•) Der eine Bär ist Bern, der andere St. Gallen.<br />
2 ) Bullinger III. 233—234, wo aber der Hauptmann Zollinger genannt
118 1531<br />
dass die landluet kläglich und jaemerlich umb schuz und friden<br />
schruwent und troeuwtent, ouch die stat in soeliche forcht und<br />
zagheit kam, dass si weder sich selbs noch ire land truwt vor<br />
der sighaften V Orten gvvalt zeschirmen, und wie si in der aengst-<br />
5 liehen not weder durch iren weinenden burgermeister Roeschcn')<br />
noch durch vil und klägliche manbrief kein llliche retung nocli<br />
hilf, ouch von den mueessigen im veld mocht ufbringen — do<br />
wards ouch von den landlueten genoet, die fruend ze verlassen und<br />
die viend umb friden, wie hoch der immer wurde, anzusuchen,<br />
io und fuergeschribnen anzenemen.<br />
In dem wass ein so vornampter pur, mit namen Hans Sutter,<br />
uf dem Horgerberg gesessen, dass man in pur Sutter nampt,<br />
hat die bergreis als ein kundnian truewlich widerraten, [601] bin<br />
Eidgnossen wol erkant; der gieng uss gheis der landluet uf St-<br />
15 Martinstag zuo der V Orten houptlueten gan Bar ins laeger und lt. Nov.<br />
erwarb da zuo fridlicher handlung einen tag und gleit, also dass<br />
zuo Tenniken uf dem hof uf St. Othmarstag 2 ) zwueschent der stat<br />
Zürich und den V Orten ein frid, nit nach Zürich, sunders nach<br />
der V Orten er und gfallen, gemacht und beschlossen ward 3 );<br />
20 harzuo solt, wie verluembdet, vast gefuerdret haben ein fridsamer<br />
Baer, in es Schultheis Hugen 4 ) taeschen gerümpt und gesucht, aber<br />
nit gefunden.<br />
Wie ein stat Bern und die V Ort uss dem veld<br />
heimzogen sind.<br />
25 Nachdem nun ein stat Zürich von irer grosmueetikeit in soeliche<br />
kleinmüetikeit gefallen, dass si alles trosts entsezt, nüt<br />
minder ire trutzenden undertanen, wan die trukenden viend foerchtend,<br />
einen ganz ungemeinten friden haten angenomen, ire kristliche<br />
burgerschaft, durch si ganz loplich angefangen, aber iez vast<br />
1) Biethelm Röüst.<br />
2) 16. November.<br />
3) Eidg. Absch. IV, 1», S. 1214.<br />
4) Hans Hug, Schultheiss von Luzern; wahrscheinlich Anspielung auf<br />
angebliche Bestechung.
1531 119<br />
spoetlich geendet und daruf mit schlechten freuden und eren von<br />
iren starken kriegsgnossen uss dem veld schnei heim und abzogen<br />
wass, do ist morndes der V Orten sighaft her zuo Bar ufbrochen<br />
und über die Ruess gerukt gan Muri, in die Frten<br />
Aempter, dieselben sampt Bremgarten, Meilingen und Rappers- 5<br />
wil, gnad pitend, in ghorsame und straf zebringen, ouch zesechen,<br />
wer ime das, wie versprochen, weren weite; item und gegen den<br />
verrisnen Berneren und iren zuostaendren, dis unfueegten kriegs<br />
ein end zemachen, in trostlicher hofnung, dass das liechtlich und<br />
bald beschechen wurde, so si, die V Ort, durch abtrenung des 10<br />
obresten houpts, irer vienden macht [und]*) gschwecht hetent,<br />
ouch kein sundre sterke mer, einhaellikeit und ghorsame bi den<br />
Berneren wäre. Laegreten sich also hinab gen Haegglingen und<br />
Dottiken') an der grafschaft Lentzburg gegen der Berneren zug,<br />
so als unbewart von Bremgarten nach gebnem zuosaz uf siner 15<br />
herren erdrich verrukt wass. Do kament schnei dahin die treffenlichen<br />
schidluet, begerten vor wueestung und bluotvergiessen zesin<br />
und erlichen friden zemachen. Als aber die Bernern nit augenz<br />
uf der stolzen Eidgnossen fuerdrung Ja sagten, schiktens inen<br />
schnei zuo ein abvordrung der piinten und daruf ein vechd des 20<br />
kriegs, liessent ouch flux daruf etliche venle irer Welschen halbhakenschuetzen<br />
sampt etlichen Tuetschen fuorlueten ze ross und ze<br />
tris wolgewapnet loufen uf der Berneren erdrich, ze versuchen,<br />
wie die Züricher zag weiten sin, und ob si an Kuenigsfelden<br />
Muri [602] wet machen koentend. Aber denen ward von den &<br />
hantlichen Argoeuweren so hantlich widerstanden, und nämlich im<br />
ampt Eigen 2 ), durch den schultheissen von Brugk Zuolouf, dass<br />
si hinder sich gewichen, etliche tot, etliche gefangen dahinden<br />
liessent. Die von Lucern verlurent den freudigen Jacob Müller<br />
von Merischwanden, die von Uri den klagbaren vogt Plaettli, denen so<br />
von Schwytz ward der reisig Dietrich An der Halden widergeben,<br />
•) Vielleicht Verschreibung des copirenden Stettier.<br />
1) Zwischen Lenzburg und Bremgarten, im Thale der Bünz, zum Freiamt<br />
gehörend.<br />
2) Die Gegend von Brugg.
120 1531<br />
welchen der manlich predicant, Marx Spengler von Ammerschwyl,<br />
hat umb pit und sine zwen seckel lassen leben und gan Lentzburg<br />
überantwortet. Umb die roeubischen Walen wass ouch bin<br />
fruenden sogar kein rechnung, dass si die zuo end des kriegs selb<br />
5 uss dem land schlugen. Uf dise der V Orten handlung lies ein<br />
erschrekte stat Bern under irem stathalter, dem unwilligen Willading,<br />
ein llliche lantmanung und bi nacht ein stürm, mer<br />
schreklich dan nuzlich, ussgan iren paneren zuo; dan durch der<br />
böswilligen ufrueerische practik, den verderblichen krieg, und die<br />
io ungoetliche entfroembdung der kilchengueeteren fuerweudend, vi!<br />
Unwillens und truewens, aber wenig lusts und trosts da gefunden<br />
ward, ouch uf letste manung aller irer verpuenteten, hies ire zuosaez,<br />
mit ser jaemerlicher klag der verlasnen burgren von Bremgarten<br />
und Mellingen, und paneren, die sich mit kleiner macht<br />
i5 und einmueetikeit gan Arouw zuosamen verfügt haten, zuoziechen:<br />
wolt zuo schirm irer landen widerstand tuon, aber lieber frid haben.<br />
In dem hielten die treffenlichen schidluet so treffenlich an, dass<br />
si, wie die von Zuerich, der V Orten, denen, als sighaften, gar<br />
nuet abzebrechen wass, frids truzliche fuergschrift, lllencls, ee dan<br />
20 die schnarzende suow meister wurde, nit on schmerz annam, ouch<br />
die den iren im veld anzenemen lut hievolgender missif zuo<br />
schreib.<br />
Einer stat Bern fridens bevelch und gwalt<br />
an die iren im veld.<br />
25 Unser etc. Wir habent uewer schriben, annemung der fuerge-<br />
. schlagnen artiklen belangend, alles inhalts rarwar mit grossem<br />
schrecken und herzleid verstanden, ouch sunderlich gross misvallen<br />
ab der unsren unghorsamen und deren von Zuerich handlung<br />
empfangen. Fueegen ouch uech ze verneinen, demnach wir<br />
M den stürm ergan und die unsren zuo uech bescheiden lassen, dass<br />
wir si ganz unwillig, arm, inmassen, dass wir uechs nit gnuog anzeigen<br />
koenent, befunden; deshalb wir uns uewer antwort, so ir<br />
des 4. und andrer artiklen halb den sehidlueten geben, wie irs<br />
hand mueessen annemen, also uns ouch mueessent gefallen lassen.
1531 121<br />
Doch wellent wir Got dem almaechtigen klagt haben, dass uns,<br />
so alwegen nach erhaltung [603] einer loblichen Eidgnosschaft<br />
gestelt und gepachtet, iezt aller unwil und schuld des kriegs<br />
ufgetragen wirt. Diewil dan wir von den unsren und sunst von<br />
aller weit verlassen, also dass wir iezmalen keinen widerstand «<br />
erstaten moegent, so uebergebent wir uech volmaechtigen gwalt, die<br />
artikel, wie irs zugesagt, und ob ir witers gwalts notturftig, dasselbig<br />
zuo volstrecken und anzenemen; alein dass wir iezmal zuo<br />
frid und ruow komen moegint: darnach wuesst uech und gwarsam<br />
20.Sov. ze verhalten. Datum 20. Novembris zuor 12. stund. 10<br />
Und also, nach letster inred der worten: « alt, war, ungezwiflet<br />
kristlich gloub » und « nuewer gloub »'), uf der schidlueten<br />
bekantnus vertaediget, ward mit willen der gwalts boten des Bernischen<br />
hers — nämlich des schultheissen von Diesbach, houptmans,<br />
seckelmeister Tillmanns, venner Stuerlers vom rat, und von 15<br />
bürgeren Trempen, Sigwart, Sclileiffs — der frid beschlossen und<br />
ufgericht, und hiemit noch des tags brachent alle zeichen uf und<br />
zugent iedes nach sinen erlangten eren, froelich heim, also dass<br />
morndes an der nacht beide paner zuo Bern inkomen sind.<br />
25. Nov. 25. Novembris. 20<br />
Des Koni. Keisers Botschaft, dem herzogen von Savoy<br />
zu dienst, an die stet Bern, Friburg und Genf.<br />
23. Jani. Uf den 29. Junii ist der her von Hasenburg im namen des<br />
Roem. Keisers und des richs gan Bern komen und da erlich empfangen,<br />
hat da fuergetragen, wie keiserliche majestet ein gross 25<br />
beduren habe, dass si, die stet, den herzogen von Savoy, der ira<br />
zwlfach, nämlich von richs und sipschaft wegen (verwant), mit<br />
gwaltiger hand, on recht und wider die puent, habint überzogen<br />
und mit roub und brand uebel beschädiget, desse si doch keinen<br />
gwalt haete. Denn so der herzog und ein stat Genf spaenig, so so<br />
stände keiserlicher majestet und dem rieh, als rechter oberkeit,<br />
zuo, si ze vertragen, ze schirmen oder ze begwaltigen. Zudem<br />
!) Diese Ausdrücke im Friedensinstrument wurden beanstandet.
122 1531<br />
so hab inen der herzog das land Waadt verpeniget, so des richs<br />
eigentumb, deshalben dise verpenigung unkreftig. Nun so beger<br />
der herzog, wie wol er umb irentwillen vil geduldet, ir guter<br />
puntsgnos und nachpur zesin, wie er und ire vordren gewesen,<br />
5 und pite, dass si von dem Genfischen und Losnischen burgrechten<br />
abstandint, item fuer die verpenigung der Waadt ein sum<br />
gelts ufsetzint; sie dan da etwas zemitlen und zehelfen, welle<br />
er nach kr. majestaet bevelch gern sin bestes tuon. Do ward im<br />
hoch gedanket, und als er bim herzogen gewesen, mit im des<br />
io herzogen botschaft, den herren von Longacomba und andre bracht,<br />
[604] entlich geantwortet, ein stat Bern welle bi dem versigleten<br />
abscheid, zuo St. Julian gemacht, und bi den urteilen, zuo Paeterlingen<br />
ussgesprochen, strax bliben, welche geschriften si im in<br />
gloubwuerdigen abgschriften uebergeben, daruss kr. majestaet und<br />
in des richs rät allen handel erkunden moegint, in guter hofnung,<br />
si nuet ungebuerlichs hierin begangen habe; so bedoerf es zwueschent<br />
fuerstl. durlaucht von Savoy und ira keiner mitleren, sient einandren<br />
so wol erkant und gewarnt, dass si sich alles ires anligens<br />
gnuogsam besprechen und betragen konint, begere und pite hierw<br />
mit an kr. majestaet und dem rieh in gnaden ganz underteniklich<br />
bevolchen zesin.•)<br />
Haudlnng des herzogen von Savoy und der stat Bern,<br />
von irer piinten und der Genlischeu spaenen wegen.<br />
Diss jars uss hat der herzog von Savoy sine treffenliche<br />
»5 boten zuo vil malen ouch zuosampt der keiserischen gan Bern gesent,<br />
zuo ernuewrung irer puenten; haben oftmal artikel gestelt,<br />
aber nuet koenen beschliessen, wan er trost sich Frankrich, Italia<br />
und Hispania, weit den Julianischen abscheid 2 ), die Paeterlingische<br />
urteil 3 ) und die burgrecht Losanna und Genf nit haben,<br />
:M die aber ein stat Bern nit wolt lassen. Zuodem so klagten, er<br />
und die Genfer, gwalt an und an ab einanderen, da ein stat<br />
i) Eidg. Absch. IV, 1», 1047 und 104>j.<br />
») Siehe oben S. 39.<br />
3 ) Siehe oben S. 47.
1531 123<br />
Bern an eim mit vil muei schied und ire mitburger von Friburg<br />
kum rüewig behielt; waerent irem alten friind für und für gern<br />
vor uebel gewesen, haet er wellen volgen; desse bedacht erluetret<br />
2, Oet. er sich durch sine botschaft, den 2. tag Octobris, wider ein stat<br />
Bern nuetsit zetuon, ouch von iren sich nit zesundren, wie wol an r.<br />
in treffenlich gesuocht, ouch von denen, die si fuer guot friind hielte.<br />
Der triiw ward im hoch gedanket und vertruwet.<br />
Das Genfer bnrgrecht erniiwret.<br />
Und wiewol ein stat Bern, von Genfren ser ueberladen und<br />
iren gern ab wäre gsin, dennocht umb ir not, hieltents so trun- io<br />
genlich an, dass inen und den Losanem, so mit irem bischof<br />
spaenig, ire burgrechte dis jars Merzens ernuewret wurden. 1 )<br />
Dass d'Eidgnossen den kloestren im Thurgeuw sehafner<br />
und einen gmeinen obervogt geben und reclinung von<br />
inen empfangen band. 15<br />
Zuo end Austens, nachdem das unrueewig Thurgeuw mit 19 artiklen<br />
[605] ouch furnaemlieh durch Bern etwas gerueewiget, sind<br />
wie verordnet, der 4 orten Zuerich, Bern, Glaris und Solothorn<br />
ratsboten dahinkomen und band den zechen kloestern schafner und<br />
einen gmeinen obervogt, von Zürich, geben und irer hushaltung 20<br />
und hab rechnung, item irer zinsen und guelten, brieten und<br />
bueecher ingenomen, ouch die rechnung jaerlich uf St. Johanns<br />
Baptistietag*) zenemen verordnet, welche sich diss tueren jars<br />
am innemen hat befunden wie volget:<br />
ZiiKalchern 3 ) Hingen Vischingen Tobel Crützlingen -s<<br />
Fasen 56 malter 0 139 malter 358 malter 174 malter<br />
Kernen 158 mutt 1999 mutt 593 mutt 1231 mfitt 844 mutt<br />
Haber 115 malter 298 » 273 malter 429 malter 288 malter<br />
Win 17 eimer 52 fuder 46 seum 106 seum 76 fiider<br />
Gelt 159 gülden 2356 gl. 944 gl. 2063 gl. 2268 gl. 80<br />
Vieh 125 hpt.<br />
Käs 204<br />
Anken 24 cent.<br />
i) Am 3. März. Eidg. Absch. IV. l b , 907.<br />
«) 24. Juni.<br />
3 ) Das Kloster Kalchrain im Thurgau.
124 1531<br />
Zu Münsterlingen Tenniken Veldbach St. Cathrin') Rynouw.<br />
Fasen 147 malter 143 malter 193 malter 384 malter 0<br />
Kernen 1011 mütt 1340 » 374 » 183 > 1614 rnütt<br />
Roggen 8 mütt 0 52 malter 317 mt. 361 mütt<br />
5 Haber 171 malter 303 malter 365 » 236 » 318 malter<br />
Win 76 füder 0 28 füder 42 füder 388 seum<br />
Gelt 2285 U 1235 gl. 364 & 1518 u 4306 seum»)<br />
Die mindren stuk sind hie nit verzeichnet und das hohe<br />
Paradis und vil beginenhueser nit gerechnet. Wie mag einiche<br />
io grafschaft soelicher scharten heilikeit, sampt den kilchherren,<br />
spitelherren, oberherren und junkern ertragen?<br />
Deren von stat und land rotisch anligen, an ire lobliche<br />
stat und herschaft Bern gebracht, ire kristliche regierung<br />
und reforsnation berueerend, mitsampt disers<br />
is hamlels entscheid und abscheid.<br />
Glich uf den schmerzlichen krieg, als die böswilligen geborens<br />
schmerzens unbenueegt, nachwe" zemachen wider ir kristl.<br />
regiment und reformation, im schin fridlichs ifers murmleten,<br />
hoch erkiagende, fuernaemlich dass die alten stocken nebend sich,<br />
20 aber Schwaben und Grischeneyer, ouch über d'zal, dargesezt,<br />
— dass ufrueerische und schmaechende predicanten, ouch usslendische,<br />
fuergestelt, so krieg machtint, — dass die kilchengueter untruewlich<br />
gesacket wurdint. Man muoeste drin sechen, damit man<br />
gmeinlich zu riiwen und einikeit käme. Dis muralen und runen<br />
2;, kam so wit, dass etliche kriegsamptluet und roter in stat und land<br />
eigens muotwillens im veld iren miswillen erzeigten. Als aber ire<br />
herren im veld dem nit gestan mochten, [606] damit die sach<br />
nit, wie si wass, ufrueerisch Messe, gabents inen unabsazlichen<br />
tag durch ire boten, mit inen umb ir gros anligen in pitswis ze-<br />
:;„ handien, wie das hienach volgender brief gnuogsam anzeigt.<br />
*) Soll heissen „gülden" oder ff.<br />
i) St. Katharinenthal.
1531 125<br />
Tagsatzung dereu von Burgdorf an die von Wangen<br />
und Arwangen.<br />
Unsren etc. zuo voran. Ersamen und wisen houptman und<br />
rät, unsren besundren, truewen und lieben nachpuren. Wie dan<br />
uech wol zewuessen ist, dass unsre gnädigen herren von Bern den 5<br />
friden angenomen haben, in vergangnen tagen, mit sampt den<br />
iren von stat und land, und demselben nach wir eins mit einandren<br />
worden sind, wan unser herren rät und burger wider<br />
zemen komen, inen dan unser anligen zuo erkennen geben, dardurch<br />
si und die iren mit einandren moechtend ruoewig sin, dem- 10<br />
selben nach sind si nit witers zemen komen; uf das sind die von<br />
Thun, die Oberlender und wir, und darzuo andre grafschaften, an<br />
unser herren kert und gepaeten, dass si uns wellen rät und burger<br />
samlen. Da daben si uns zuo antwort geben: Si habent iezmals<br />
nit der wil; wir sollen aber einen tag ansetzen, wan wir wellen, in<br />
so sollen wir komen, so wollen si uns verhören, und dorfent<br />
weder schriben, noch nuet. Uf das haben wir iuen einen tag angsezt,<br />
uf nächsten Sontag nach St. Andrestagi), da soellent den<br />
alle boten ain Sontag zuom morgenbrot an der herbring sin. Und<br />
haben inen darbi zuo erkennen, wan si uns schon schriben, dass 20<br />
wir uf den tag nit komen soelten, so haben wir inen zuo antwort<br />
geben, so wellent wir nuet destminder komen. Uf das, so habend<br />
wir dem houptman von Thun empfolchen, gegen uech versorgen^<br />
dan es sind nit al houptluet und rotmeister bi der antwort gsin.<br />
Uf das haben uns die von Thun und die Oberlender zuo erkennen 35<br />
geben, si haben uech nuet zuo wissen tan, und uns empfolchen, uech<br />
zeschriben. Uf das schriben wir uech zuo, dass ir uf naechstkueuftigen<br />
Sontag uewer botschaft zuo Bern wellent haben, zuo rechter<br />
morgenbrotzit, und guot, dapfer boten dargeben, denen frid lieber<br />
sig, den unfrid. So wellen wir mit der hilf Gotes unser gnaedigen so<br />
herren von Bern ankeren und biten, dass si harnach ein bas ufsechen<br />
haben, dardurch si und wir in einikeit komen, und in<br />
') 3. Dezember.
126 1531<br />
keinen andren fügen wellint wir nit dar; darumb wellent uech<br />
ernstlich die sach lassen bevolchen sin.<br />
Datum in 11, Mentag vor St. Andrestag A° 1531.<br />
Burgermeister und raet zuo Burgdorf, uewer<br />
s guotwilligen nachpuren.<br />
[607] Als aber einer loblichen stat Bern raet und burger eben<br />
uf den tag diss briefs ussgangs sich vereint haten, bi irer stat<br />
frlheiten, Ordnungen, Satzungen, reformation und allen ussgangnen<br />
mandaten vest ze beharren, do was den böswilligen, so da verio<br />
meinten, si haetint im landsfriden gewunnen, andermal« umb<br />
platten und mes ze meren, das fuernaemst teil ires fuernemens gebrochen,<br />
also dass si versampt erst muosten artikel dichten, wan<br />
do die boten von stat und land wie bestirnt, uf den 4. tag diss t. Dez.<br />
monats, so von den russigen wollen genempt 1 ), zuo Bern zuom<br />
15 Narren 2 ) versampt waren, und von einem ßrsainen rat erstlich<br />
durch den grosweibel und zuom andren durch zwen des rats berueeft,<br />
ir anligen fuerzetragen, schiktents zwßn der laudboten umb<br />
einen verdank zepiten. Da ward geantwortet: einen eisamen rat<br />
bedurte nit wenig, dass si verdanks begertint, diewil si doch<br />
M selber den tag angesezt haetint und ouch ir etlich mit instruction<br />
und briefen verfasset waerind; da keins verdanks von noeten; doch<br />
dass si nit klagint, so vergönne inen ein ersamer rat verdank<br />
bis morgens zuom sechsen. Und also morndes legtents dar in<br />
gschrift 17 artikel, ueber welche inen angends gebuerlich ward gen,<br />
antwortet: von her Bastians 3 ) halb den brief, den landlueten<br />
von im geschriben, ervordret, aber nit ervolgt, und aber begerter<br />
verdank zugelassen. Uf das brachtents morndes Mitwuchen noch<br />
7 artikel an und empfiengent antwort; demnach ward inen vergoent,<br />
durch zwen der boten vom Oberland und zwen vom Aer-<br />
30 goeuw iren handel dem grossen rat fuerzetragen, da aber die böswilligen<br />
ze kurz, vermeinende, man sölte si alle bisitzen lassen,<br />
wie vorhin etlich mal der h. stat Bern zuo grossem nachteil beschechen<br />
— Kuenitz, Kuenitz! — bi dem so wass der bot von Un-<br />
•) Dezember = Wolfmonat.<br />
! ) Im Zunfthaus zum Distelzwang an der Gerechtigkeitsgasse.<br />
3 ) Sebastian vom Stein.
1531 127<br />
dersewen und von Wangen mit grosser unwuerse irer mitboten,<br />
der sach unwillig, so hattent Sternenberg'), Hasle, Landshuet,<br />
Schenkenberg und ampt Eigen keinen boten geschikt, das inen<br />
zuo gnad bedacht sol werden. So ward diser handel schinlich angesechen,<br />
als uss der stat durch sundre böswillige angezetlet, wie 5<br />
bishar oft erfunden; dan einer fromen stat Bern frome undertanen<br />
sich nie gespert haben, dan uss der stat sundren uneinikeiten<br />
verwist, als die Kuenitz und Interlaken unersezliche ufruren<br />
wol wuessint zesagen; und hie machtend sich etliche altstöckische<br />
burger, und mit namen hr. Sebastian zuom Stein, 10<br />
Rochius von Diesbach, Antoni Buetschelbach, Lienhart Willading,<br />
Bitzius Wysshan, die uss irer burgerschaft gan Friburg und Sanen<br />
zogen, so verdacht, dass nachmalen ir gsel, der fraech, uebermuetiger<br />
Berner Anthoni Bischoff, Nikiaus Hess, der böswilligen von<br />
Thun houptman, und der boten in diser sach so ein truzlicher 15<br />
redner, dass sich sine herren von Thun schriftlich der red versprechen<br />
muosten, und derglichen [608] von Burgdorf Bendicht<br />
Bleyer, von wegen disers zedels mit gfenknus und mit dem seil<br />
hart ersucht wurden.<br />
Nun nachdem die boten von stat und land, von raeten und 20<br />
bürgeren iren herren umb ir anligen entscheiden waren, haben<br />
si aller handlung einen versigleten abscheid begert und erlanget,<br />
einen rar die Oberlender gan Thun und einen fuer die Aergoeuwer<br />
gan Burgdorf zelegen, in hienach gestelter form begrifen:<br />
Diser handlung entscheid und abscheid der sach, furnaeme 25<br />
artikel begrifend, von löblicher stat Bern den iren<br />
von stat und land geben.<br />
Wir, der Schultheis, raet und burger der stat Bern, tuend kund<br />
menklichen und bekenent offenlich mit disem brief: demnach<br />
rechst verrukter tagen zue Arouw sich etwas Widerwillens, unruew so<br />
und zwtung zugetragen hat, von wegen annemung des fridens,<br />
zwueschent uns eins und den V Orten andernteils, deshalb die<br />
i) Das Landgericht im Westen der Stadt.
128 1531<br />
houptlut und rotmeister von unser stat und land vermeint, mit<br />
unsren houptlueten, luetiner, venneren, raeten und bürgeren, da zu<br />
gegen etwas zuo reden, das aber inen, von wegen dass iren an<br />
dem ort wenig warent, abgeschlagen, und daruf bemelten von stat<br />
5 und land disren tag angesezt, sind wir, obbemelt Schultheis,<br />
Klein und Gross rat, ueber die artikel, so die ersamen, unser<br />
lieben getruewen von stat und land, uns fuergetragen, gesessen,<br />
die erwegen und ermessen, und uf ieden artikel uns nach volgender<br />
meinung antwortswis beraten und entschlossen; dem ist<br />
io also und nämlich des ersten: wie anfenklich der erst artikel gesteh,<br />
land wir bliben; dan wir des erpietens in allen mandaten<br />
alwegen dahar gsin, ob iemand uns mit goetlichem wort eines andren<br />
berichten möchte, dass wir uns wellent wisen lassen.<br />
Demnach der predicanten halb, so vil möglich ueberkomen,<br />
15 die uss unsrer stat land und gepieten, oder ouch uss der Eidgnosschaft<br />
erkoren, die darzuo geschikt oder tugentlich sien, wellent<br />
wir dieselben anstellen; wo aber da mangel sin, koenent<br />
wir nit darrar, dan dass wir gschikt, giert luet anstellen mueessend,<br />
so wir ueberkomen und haben moegent. Und sovil die predicanten<br />
»o bishar etwas schaeltwort gebracht band, sind wir willens, ein<br />
gmeine priesterschaft von stat und land ze berueefen und den<br />
predicanten luter inbinden, dass si der schmuez- und schaeltworten,<br />
und was zuo krieg dienlich sin, abstan soellint, sich einigen<br />
goetlichen worts ze beladen, daruss predigen, was zuo straf der<br />
H lastren und 1er der bessrung dienen mag, und was si uss Gots<br />
wort erhalten und bewisen moegent, dass si das nach sinem inhalt<br />
[609] und vermögen predigen söllent, wie das unser vorussergangen<br />
mandat heiter luetret und usswisst.<br />
Zürn 2. uf den 4. artikel: sind wir nit willens iemands brief<br />
ao und sigel zebrechen, habend ouch das bishar nie getan, darumb<br />
ouch wir bi unsren briefen, siglen, handtveste, Satzungen, gwerden,<br />
friheiten, herlikeiten, grechtikeiten, und was wir loplich von<br />
alter har gebrucht und gehept, und von rechts wegen haben söllent<br />
und mögent, darbi bliben wellent, bi welichen ouch die un-<br />
35 sren von stat und land uns söllent schützen und schirmen, als<br />
dan undertanen zetuon schuldig sind, und si ouch soeliches zetuon
1531 129<br />
iiievor versprochen haben und zuogseit; hinwider und in glicher<br />
gstalt wir ouch die unsren bi iren briefen, siglen, gwerden und<br />
altem harkomen, loblichen brächen, beliben wellent lassen. Dass<br />
aber wir fuerhin gestaten soelten, dass die unsren von stat und<br />
land also einandren soeltent berueefen und beschriben, wurde soe- 5<br />
lichs uns in die harr beschwerlich; hierumb wir das fuerohin ganz<br />
nuet mer wellent gestaten, sunder ieder herschaft frilich zugelassen<br />
haben wellent, ob iemand etwas angelegen, dasselbig für<br />
uns zebringen, dass ouch iede landschaft und herschaft zuo uns<br />
frien zuogang haben soellent. Des fridens") halb, wie die von stat 10<br />
und land die artikel zuo Arouw gehört, also sie er angnon, und<br />
wie wir daselbs angnon, also sind wir willens zehalten, wo das<br />
an uns ouch gehalten mag werden; und die briefe umb denselben<br />
sient noch nit ufgericht, sobald die uns werden, sind wir<br />
gneigt, darbi ze bliben, und ob iemand nit entpaeren und die- »<br />
selben brief verhören weite, wellen wir die niemand verhalten.<br />
Der burgrechten halb anzenemen und krieg anzefachen, sprechen<br />
wir: was bishar angenomen, das ste von des besten wegen<br />
beschechen; wellent aber fuerohin kein burgrecht, da die unsren<br />
von stat und land hilf zetuon schuldig, one derselben von stat 20<br />
und land vorwiissen und gehael annemen. Ob aber iemands wider<br />
uns krieg wurde anfachen, so versechend wir uns zuo den unsren<br />
von stat und land aller hilf und trosts, dass si uns truevvlich zustan<br />
und alles tön wurden so fromen undertanen ziistat. Und<br />
so vil ursach naechst vergangnen kriegs belangt, slen die unsren 25<br />
von stat und land des hievor muentlich und schriftlich nach der<br />
lenge verständiget, wie uns, ouch unsren Eidgnossen von Zuerich,<br />
schmaechliche schaeltwort zugelegt sind, als keinen kristenlichen<br />
menschen soellent zugelegt werden; da ouch der gemacht landsfriden<br />
des stuks nit gehalten und die getaeter nit gestraft sind :«><br />
worden; darumb wir nach lut des briefs, [610] über den landsfriden<br />
geben, den V Orten die proviant abgeschlagen, unzit die,<br />
so die schaeltwort gebrucht, gestraft würden. Das aber wir ienen<br />
uns mit den Frlenaemptern vertieft, haben wir kein wuessen, aber<br />
wol die von Zuerich, die ouch teil an inen hand; das stände uns ss<br />
•) In Stettler's Copie sicher irrig: Der frien».<br />
VI 9
130 1531<br />
nit witer zuo verantworten. Aber Bremgarten und Meilingen, da<br />
wir ouch teil habent, denen haben wir fuer unsren teil fuergehalten,<br />
den provant den V Orten abzeschlacben. Das ouch wir<br />
angezogen werdent, wie ein red gange, dass wir denen von Lucern<br />
6 brief und sigel soellent gaen han, uf ir erdrich nit zezuechen nocli<br />
si zeschaedigen, haben wir kein wuessen, dass soelichs diss zugs<br />
ienen geschechen slg; wir werden aber der red nachwerben, in<br />
hofnung, dass sich erfinden, dass soeliche red von uns erlogen<br />
sie. Und von besatzung wegen der aempteren unsres rats sprew<br />
chent wir, ob iemand denen von stat und land fuergeben, dass<br />
wir unsren rat mit Grischeneyeren besetzint, der gebe inen nit<br />
die warheit sunders luginen fuer; dan wir habent ein satzung.<br />
wie wir unsren Grossen und Kleinen rat besetzen soellent, darbi<br />
wellent wir bliben, wie soeliche Satzung von alter har komen ist.<br />
ir, Hierumb die unsren von stat und land des sich soellent billich<br />
beimegen und uns unsren rat besetzen lan, wie uns das guot bedunkt<br />
und die Satzung wist. Der mengerlei mandaten halb, wellent<br />
wir zuo Ostern darüber sitzen, und ob inen uetsit wäre zuo<br />
andren, werdent wir derselb zit tön. Wir versechent uns ouch.<br />
20 was mandaten zuo kristenlicher örbarkeit und zucht angesechen,<br />
dass die unsren nit darwider sin, sunders denen nachkomen werden.<br />
Und von wegen des egrichts, da sitzent zwen predicanten,<br />
zwßn von unsrem Kleinen und vier von unsrem Grossen rat;<br />
darumb die predicanten an dem ort kein mer inoegent machen:<br />
25 deshalb so koenent wir die predicanten nit ab dem chorgricht<br />
tuon; dan so vil haendel, das goetlich wort belangend. an das<br />
chorgricht koraent, dass man der predicanten an dem ort notwendig;<br />
ob aber etwas des chorgrichts halb zebessren wäre, das<br />
sol hernach zuo rechter zit, als zuo Ostren, ouch beschechen.<br />
:i„ Des klosterguots halb, haben wir bishar deren mer entgolten<br />
dan genossen, und ob etwas an einem ort in-, sig an vil orten<br />
ueberflftssig anders hinweggangen. Darbi so sig ouch ein stat<br />
Bern nie so blos als iez gsin; dan wir ein stat müessen beschweren<br />
mit gelt-ufbrechen zuo usstiirung der klosterpersonen,<br />
93 zuo dem, dass wir ouch bi etlichen kloestern gross geltschulden, ob<br />
15000 w, gefunden und das bezalen mueessen. [611] Darumb so<br />
wellen wir in ansechen, dass soelichs ze verwalten uss kraft der
1531 131<br />
«bristen herlikeit niemand billicher dan uns zuostande, darbi<br />
hüben, von menklichem unersuocht.<br />
Des frlen koufs halb, habent wir bishar anders nuetsit gestraft,<br />
dan unziemlichen fuerkouf, und darmit kein pfenwert anders<br />
gesteigret, dan des es wert wäre; diewil aber wir schirmer und ><br />
oberherren der unsren sind, und damit die armen gmeinden nit<br />
unbillich beschwert, so können wir nit bewilligen, dass ieder siner<br />
pfenwerten frt solle sin. So aber soemlichs denen von stat und<br />
land hiezuogegen nit gemeint noch gefeilig sin wurde, so mueestent<br />
wir das stuk witers an die gmeinden in stat und land lan- i»<br />
gen lassen. Doch ist diser artikel geaendret, wie der hernach<br />
erluetret ist. Item von der schulden wegen, so man uns zetuon, ist<br />
menklichem wol zewuessen, dass man uns vil schuldig ist, des<br />
so wir gebeitet, und des so wir ussgeliehen; wir habent aber alwegen<br />
bishar das best getan, das sol fuerhin ouch bcschechen. is<br />
Und der boten lonungen: tragend die boten ein Ordnung bi inen,<br />
die ziemlich sie; dieselben soellent si inen die boten heissen zeigen,<br />
und demnach der belonung bezalen. Umb den Genfer sohl<br />
werbent wir, und so der zuosamen kompt, wellent wir die unsren<br />
ussrichten und den inen geben, und ouch, so wit mueglich, das 20<br />
best tuen, damit der sohl förderlich kome und ussgericht werde.<br />
als dan ouch die boten iez darumb uf der stras sind. Und von der<br />
zechenden wegen, wellen wir ops-, zibelen-, rueeben- und hanf-saat<br />
zenden, so vor den kloestren und nun uns gehören, nachlassen;<br />
was aber sundren litten gehört, si sient in- oder usserthalb unsren «<br />
landen gesessen, da wend wir ieden bi brief, siglen und gwerden<br />
lan bliben und niemand nuetsit genomen han. Was sundrig personen<br />
einen an den andren zesprechen hat, da wellent wir zulassen,<br />
dass man ieden da solle suchen, da er gesessen; was aber<br />
uns, als die obreste herschaft, belanget, da wellent wir unser so<br />
recht und herlikeit behalten, einen ze beschiken, wie das von<br />
alter har gsin, und des als oberherren des lands volmaechtig<br />
und gwaltig sin und da kein nuewerung gestaten. Umb ahlosung<br />
der selgraeten ist iez die zit, statlich darin zehandlen,<br />
ze kurz, werdent aber in kurzem darueber sitzen, und was wir w<br />
darin für gut ansechen, des die unsren von stat und land schriftlich<br />
berichten.
132 1531<br />
Item der straf halb, dass wir niemand strafen soellint, wie<br />
dan der artikel inhalt, haben wir uns soelicher gstalt erluetret:<br />
diewil die von stat und land pitswis rar uns komen sind, als si<br />
ouch zetuon ze Arouw sich naechst vermessen, so wellen wir, so<br />
5 vil dismal [612] und die erzelten artikel belanget, den unsren<br />
irenthalb wilfaren und das best tuon; wer aber der wäre, von stat<br />
und land, der getan hete oder noch tuon wurde, das wider unser<br />
regiment und nit ze erliden wäre, wend wir zestrafen vorbhalten<br />
han. Zuom letsten: dass der unsren von stat und land vor naechio<br />
stem zug für uns zekeren gewendt sind, das hand wir gmeinlich<br />
und niemand sunders getan, ist ouch im besten beschechen, das<br />
uns domal bedunkt, dass es nit not gsin; dan wir on des von<br />
vornacher uns aller suen, billikeit, frirl und ruowen geflissen hand.<br />
Demnach die ßrberen boten von stat und land uf gehaepten veri5<br />
dank huet widerumb vor uns erschinen und etlich artikel, gestert<br />
fuergetragen, eraeferet, und ouch etlich nuew artikel muntlich dargetan,<br />
habent wir uns daruf entschlossen, wiewol wir genzlich<br />
vermeint, die unsren von stat und land haetent sich der gestrigen<br />
antwort, so ziemlich und billich, benueegen lassen, nuet dester-<br />
M minder, damit die unsren gespueren und sechen, dass wir inen uss<br />
gnaden wilfaren, wellent wir inen 2 artikel, huet furtragen, uss<br />
gnaden nachlassen. Der erst ist berueerend die predicanten,<br />
sampt andren darzuo verordneten, die personen, so sich wider<br />
unser mandaten vergangen zehaben verargwonet, si beschikt<br />
•>5 und erfraget, daruss vil mer bös dan guots entstanden; wellent<br />
wir, dass die predicanten sich hinfuer des nuetsit beladint, sunders<br />
ganz und gar mueessigint, und unsren amptlueten bevelchen, dass<br />
si örber luet darzuo verordnint, die hinffir solches erstaunt.<br />
Zuom 2. belangend den fiien kouf, wellent wir den gan lassen,<br />
;io so lang es uns gefällig, und der arm gmein man das erzügen<br />
mag; wo aber der gmein man sich des erklagen, wellend wir<br />
unser hand offen behalten, darzuo zetuon, das die notturft ervordret,<br />
und d.trbi ouch den unziemlichen fuerkouf nit gestaten, sunders<br />
abgestelt haben und den strafen, ouch so ver, dass weder körn,<br />
.15 anken noch molchen uss dem land gefftert werde, sunders uf<br />
frlen markt. Der uebrigen artiklen halb, lassent wirs genzlich
1531 133<br />
bi gestriger antwort, so ziemlich, erlich und billich ist, bliben,<br />
und wellent kein red dar von mer hoeren; deshalb die unsren von<br />
stat und land heimkeren moegent. Und als die obgemelten boten<br />
von stat und land uns gedanket und diser handlung schriftlichen,<br />
versigleten abscheid begert und darmit abgetreten, ist erkent, »<br />
den unsren von Thun zii iren und der Oberlendren, und den<br />
unsren von Burgdorf zii iren und der Aergoeuweren banden glichlutende<br />
abscheiden mit unsrem anhangendem sigel verwart.<br />
6. Dez. Actum Mitwuchen den 6. tag Decembris 1531.')<br />
[613] Mandat in stat und land, bi gschworner reformatio!! w<br />
und derenhalb ussgaugnen maudaten zehliben.<br />
Schultheis, raet und burger zii Bern. Wir haben selbs gespürt<br />
und gesechen, darnebent werdent wir ouch bricht, wie in<br />
naechst ergangnem krieg unsren inandaten, so wir des gotsworts<br />
und kristenlicher zucht halb ussgan lassen, etwas inbruclis und 15<br />
schwechrung begegnet, und soelichs ouch iezt, so man anheimsch<br />
komen, fürer gebrucht werde, es sie mit zuo- und uebertrinken.<br />
spilen, schweren, zerliouwen hosen und andren stuken. Das uns<br />
zuom höchsten beduret. diewil wir nun bi goetlichem wort und<br />
darüber ussgangnem mandat und reformation zebliben ganz un- so<br />
verrukts willens und fürnemens sind, und uns naemlich bi dem<br />
eid, so wir am Ostermontag zesamen getan, vereinbaret, oucli<br />
der unsren von stat und land erbare boten, so diser tagen bi<br />
uns gsin, uns dabi ze handhaben, wie billich, zugesagt band,<br />
wellent wir guter väterlicher, getruewer meinung iederman ge- tu<br />
warnet haben, sich vor Übertretung obberüerter unsrer mandaten<br />
zehüeten; alles bi vor ufgesezter straf, die ir, unsre amptlüt und<br />
darzuo verordnete, bi uewren eidspflichten von iedem übertretenden<br />
on alles nachlassen und verschonen bezüchen soellent, und darmit<br />
iederman des erinret werde, sol diser brief in iedem kilchspael so<br />
i) Unterm Datum des 7. Dezember in Ratbs-M. 231, S. 307 erwähnt,<br />
aber im Mandatenbuch nicht eingeschrieben. Es ist dies der sog. Kappelerbrief.<br />
Vergl. Tillier. Gesch. d. Fr. Bern III, 310 u. ff.
134 1531<br />
uf der cauzel verlesen werden, dass menklich sich darnach wuesse<br />
zerichten. Datum uf den 7. Decembris A° 31.*)<br />
Deren von Sauen anbringen und antwort in obgemelter<br />
handlnng, mit ernuewerung des burgrechtens.<br />
5 Mit obbemelter botschaft von stat und land ist am ersten<br />
tag 2 ) vor raet und burgern ersehinen ein treffenliche botschaft<br />
von Sanen, da sich der vast unrueewig Buetschelbach enthielt, und<br />
bracht flissig an: zürn ersten wie si bericht einer uneinikeit<br />
zwueschen loplicher stat Bern und iren undertanen, darumb si beio<br />
gertent ir bests zetuon; demnach trungenlich und nämlich fuer her<br />
Bastian zum Stein, desse wib, suon und fruend am andren tag vor<br />
ouch gebeten haten, und die alten stoek, so vorhar wol regiert<br />
hatint, wieder in rat zesezen; item sich bedurlich erklagt des<br />
unlidenlichen schmuzes, inen zuo Bremgarten vom seckelmeister<br />
is Tillman zuogeredt, und zuom letsten ires burgrechtens ernuewerung<br />
begerende. Deren ward geantwortet, da waere kein uneinikeit;<br />
die iren haetent gebeten, si zeverhoeren, was geschikts, tuon, was<br />
ungeschikts, lassen; der alten stoeken, her Bastians und andrer<br />
halb, [614| so sie niemand uetsit widerbillichs beschechen. Wenn<br />
20 her Bastian, wie von im oft, ouch mit pen, begert, von siner<br />
ofnen hurt zuo sinem ewib kören und irer stat kristenlichen inandaten<br />
gelebeu, so werde im er und alle billikeit begegnen. Von<br />
des schmuzes wegen antwortet der sekelmeister, er hüte nit arger<br />
meinung, sunders uss dem grund geredt, diewil si von Sanen den<br />
x V Orten im glouben glich, und nit minen herren, so möchtents<br />
der V Orten artikel wol anzenemen raten, und inen lieber zuostan,<br />
dan minen herren. Man Hielte si für from, biderb litt und<br />
einer stat Bern truewe burger; in kriegsfaelen würde unbedacht<br />
vil geredt, daruf nit vil zesezen; soeltint rueewig sin. Das burg-<br />
:io recht ward mit vorbhalt gotsworts emüwret, ouch ires fruentlichen<br />
•) Mandatenbuch I, fol. :W> und Miss.-Buch T, 269, aber mit dem<br />
Datum vom 6. Dezember. A. hat beide Erlasse mit einander verwechselt.<br />
2) Am 4. Dezember. Raths-M. 231, S. 295.
1531 135<br />
erpietens und umb bewisne, den iren so gan Aelen zogen, bewisne<br />
er und fruentschaft hoch gedanket, mit ernstlicher ermanung,<br />
ire erliehe burgerschaft, wie si, ein stat Bern, alwegen redlich<br />
und ufrecht zehalten.<br />
Die lnterlakischen ufrueerer begnadet. 5<br />
31. Dez. Uf den letsten tag diss Wolfmonats hat ein g. stat Bern ire<br />
Interlakische, von Hasle und Grindelwald abgewichne ufrueerer<br />
mit vor ufgelegten buossen und nuewem eid, uss gheis des nuewen<br />
landfridens, wider inglassen und begnadet.<br />
Einer kristlicheii stat Bern nun, den evangelischen haudel 10<br />
gegen Friburg und andren herschaften ze enthalten.<br />
Bi und mit allen diss jars ueberschwenklichen unriiwen hat<br />
ein kristliche stat Bern vil kosten und arbeit gehept, den evangelischen<br />
handel und gotsifrigen Farel, sampt sinen mitarbeiteten<br />
und kristgloeubigen an vil orten Welscher anghoerender landen zuo 15<br />
enthalten; dan als der Farel on alles scheuchen noch ablassen<br />
zuo Murten, Wiblispurg, Paeterlingen. im Münstertal, Nuewenstat,<br />
Nuewenburg und Valendis, (iranson hat evangelisches für ingelegt<br />
und prant, nun wie die strengen, von Friburg entzuendt, allen<br />
ernst ankerten, zuo löschen, ouch mit buoss und einem soelichen 20<br />
eid, der die pot Gotes und Kristi inzebinden haete, aber frlen<br />
kristen ze verschweren, item den Ifrigen brenner zuo verderben,<br />
so muost harwider ein kristliche stat Bern das für und den<br />
brenner schirmen, dan im allenthalben ouch von Friburg schmach<br />
zuogefueegt und uf sin leben gestelt ward. Zuo Valendis zerritents ss<br />
ime sin predigt mit springenden, gumpenden rossen, schluogent<br />
und wurfent in uf den tod wund; zuo [615] Granson lies der<br />
edel junker Hans J. von Wattenwyl, vom rat, des P'arels und<br />
siner mithelferen schirmer, zwen münchen am seil fragen, warumb<br />
einer ein fuerbuechsen und der ander ein biel ander der kuten in so<br />
der ufrueerigen kilchen getragen haete. Ueber in und den predicanten<br />
von Tachsfelden ouch die kilchen 15 tag vor inen be-
136 1531<br />
schlössen und zwo blutig ufrttren bewegt, da der Friburgisch<br />
vogt unglichs insechen tat; zuo Orbach ufruoretents und schruwents<br />
an canzlen und gassen: Jtätzer, Verräter 11 , wie zuo Granson, und<br />
wolt doch keiner dem Farel weder zuo kristenlicher rechnung<br />
5 noch zuo billiehem rechten gestan. Da hatend die heilig geachten<br />
edlen closter-frouwen gedacht zewtchen, und daruf die kilchenzierd,<br />
kleider und kleinot hinder ire basen, die fuerstin von<br />
Orania, gan Nozeret •) geflokt; do sant die fuerstin ire erliche<br />
botschaft an vertruwte stat Bern, mit vast hocher, früntlicher<br />
l» pit, zuom ersten keinen Unwillen zehaben ab der bewarung der<br />
zierden, die si unveraendret wider überantwortet habe; denne die<br />
frouwen, deren zwo ira zuo versprechen standint, bi altem harkomen<br />
bliben zelasseu und des predicanten überheben, oder si<br />
mit irer hab sicher lassen faren. Da wurde das gotswort zuvor<br />
15 tri und si mit irer hab irein gefallen sicher gelassen. Aber als<br />
der wunderbar sig uf ire siten gefallen, die mess und predig<br />
abgezelt schied, blibent si und ander an iren gesterkten mitherren<br />
von Friburg haften. Zfi Herten schruwent die wiber ueber<br />
in: „Tüfel, Tüfd!" und woltent im sineu diener ertrenkt haben.<br />
so Zu St. Blaesi in siner predig entran er kum dem gewapneten<br />
stathalter, der in hies angrifen. Es waer lang und wunderlich zehoeren,<br />
wie Got disen diener in disem kreis ze ringumb uss gfar<br />
und noeten hat erretet, was ouch ein kristliche stat Bern für<br />
arbeit und kosten hat erliten, an iede spaenige ort brief und<br />
äs boten zevertigen, iren mitburgern und Friburg lassen ernstlich<br />
sagen, dass si von irer unlidenlichen vervolgung abstüenden; si<br />
weite mit lib und guot den Farel und alle gots worts begirige<br />
handhaben und schirmen.<br />
Von verwundretem fang der alboeckeu.<br />
m Diss jars den 24. tag Juli sind im zug, morgens im ersten u. J,B.<br />
zug, zogen 2354 alboek, das wunderbar und nie gedacht, demnach<br />
noch desselben tags wurdent im korb noch 2103 gefangen. 2 ) Von<br />
') Noseroy in der Francbe-Comte", den Fürsten von Orauien zugehörig.<br />
,) Nämlich in Interlaken, wo W. Runsi damals Landvogt war.
1531 137<br />
soelicher benediktion schikt der landvogt Wilhelm Runsi dem<br />
sekelmeister zu, rouw und braten, Schultheis, sekelmeister,<br />
venner und raeten nach gfallen uszeteilen.<br />
Veraeiidruug des Seiler-spitals und der elenden lierbrig.<br />
[616] Diss jars ist die kristliche Seilerstiftung ernueweret 1 ) 5<br />
und der spital in die Insel und die elende herbring in den obren<br />
spital glegt worden.<br />
Das gmein frouwenhus abgetan.<br />
Die gmeinen frouwen hinweg gewist und das nuew gebuowen<br />
hus fromen liuslueten geliehen.<br />
B&w.<br />
Das muenster zuor predig und sinen hof zürn last; item der<br />
toten begrebd da danen in die kloester und spital verordnet.<br />
Item das nuew schuezen-hus uf der maten ufgericht.<br />
Der fuenfer rat ufgese/t. ir,<br />
Von vile wegen der stat zwlfachen gschaeften hat der gwaltig<br />
sekelmeister Tillman einen sundren rat angeben, nämlich eins<br />
sekelmeisters und der 4 venneren 5 ), ouch darzuo eine eigne<br />
stuben gebuwen, welcher, die appellation vorbehalten, vom Grossen<br />
rat mit gwalt und sigel ist uf 23. und 25. Juni bi des sekel- 20<br />
meisters rechnung ufgericht und bestaetet worden.<br />
Bartlome Meys absterben.<br />
In diser osterwuchen starb Bartlome Mey, des rats, sines<br />
geschlechts der erst Berner, Jacob Squacini, des Lamparters und<br />
i) Am 10. Juli. Raths:M. 230, S. 127.<br />
2) Die spätere sogenannte Vennerkammer, als Finanzbehörde.<br />
l0
138 1531 — 1532<br />
spezereikraemers sun, ein besunders gluekexempel; dan er ein<br />
witziger, gwerbiger, gmeinsamer, dienstbarer man, mit nit grossem<br />
anfang zuo Bern inkomen, sich hat durch sine geschiklikeit und<br />
drier sprachen ueeb, dahin gebracht, dass er bi 40 jar im regiment<br />
6 allem gelt- und gueeter-gwin, und insunders froembder herren<br />
gwerb, so wo! und nach gesessen, dass er, bi richer und gastbarer<br />
hushaltung, ob 40,000 gülden wert guots, von zwlen suenen und<br />
zwien toechtren, die vor im gestorben, ob 40 kinder, und darzü<br />
im und inen, ob 85 jare alt, junkerennamen hat verlassen. An<br />
io sin stat kam in rat Wolfgang von Wyngarten.<br />
Hier — S. 617—628 — ist eingeklebt die Vertheidigungsschrift der<br />
Zürcher gegen die V Orte: Kurzer und warhaffter bericht und vergriff der<br />
unbillichen gwalts- und schmachhandlungen, vom 9. Herbstm. 1531. Fol.<br />
Abgedruckt in Eidg. Absch. IV, 1\ S. 1136—1142; vergl. Strickler, Litt.<br />
i:, Nr. 432.<br />
[629 und 630 leer.]<br />
1532.<br />
[631] Bapst: Clemens VII. 9. Roem. keiser: Carolus V. 14.<br />
Französischer kueng: Franc. I. 18. Schultheis: Johannes von Erlach.<br />
2„ Wie der Türkisch keiser Soliman, vou Coustantinopel<br />
hnruss, in Oesterrich, wie er vom stetli Guens ab, und<br />
wider heim ist gezogen, warlich mit der band Kristi<br />
Jesu vertriben.<br />
Im jar Kristi Jesu 1532, als der gross Tuerk Soliman hievor<br />
2:-, im driten jar liat die Oesterricher uss Ofen vertriben, aber ire<br />
houptstat Wien ungeschält blaegret, ist er diss jars Meiens zuo<br />
Constantinopel mit sterkster macht und hab, die Oesterricher<br />
sinem Wyda 1 ) gar abzenemen, wider ufgebrochen und durcli sin<br />
offen kuenigrich Ungarn haruf, jenset der Tonouw nach, von Ofen<br />
N ufgezogen, als ob er weite die Rom. keiser und kiinig 2 ) zuo Wien<br />
,) Der vom Sultan gegen Oesterreich begünstigte Woiwode von Siebenbürgen.<br />
Johann Zapolya.<br />
2) Der am 5. Januar 1531 zum Römischen König erwählte Ferdinand<br />
von Oesterreich.
1532 139<br />
bestan, und, so im gelunge wie furgenomen, die Tuetsche nation<br />
ueberziechen und verbergen; harzuo mit aller notwendigen ruestung<br />
wol versechen, uf 300000 kriegsvolks und besunders uf die Luthersche<br />
zwitracht vertroest, also dass er, do er vernam den gmeinen<br />
fridstand, drissigtusent wolgeruester Tartaren im tllends zuoze- r,<br />
ziechen uinb sold und schenke bezoch; und kam also umb den<br />
«.tag. 6. Ougsten haruf fuer das schlcs und stetle Guens, 12 mil under<br />
Wien gelegen; lägret sich da, und umgabs mit aller Sterke, darin<br />
ein so redlicher Krist und kriegsman, mit namen Niclaus Jurischuetz<br />
i), mit 10 geruester pferden, 28 lmsaren und 700 gewerter w<br />
puren, und etlich tusent frouwen, jungfrouwen, knaben und alte<br />
man, die vor dem blüthund getlochen, alle sampt um Kristi willen<br />
in ungezwlfleten tod ergeben, in Got alein und ganz vertroest, so<br />
hantlich hushielt, dass er, wie ein Gedeon, mit ungeruowter band<br />
und hochem gschrei, weinen und beten, einlif harter stürm und i&<br />
allerhand gruewliche anfechtungen 25 tag erhielt und überwand,<br />
von sinem landherren, dem Roem. kuonig, gar verlassen, aber<br />
von sinem himlischen künig, Kristo Jesu, so herlich beschirmpt,<br />
dass der gross Tuerk an dem kleinen Kristen mit grossem schaden<br />
zu schänden worden, abziicht. ja flucht, [632] so er gewar wirt, 2»<br />
dass er dem Roem. keiser, sich wider in zerasten und ze naechren<br />
zit und plaz hat geben; sprach, er weite nunmals des Roem. keisers<br />
und kuenigs nit mer warten, er wäre inen wit gniig entgegen<br />
zogen, haete ouch uf irem erdrich inen zuom strit lang gnuog gewartet;<br />
lopt, begäbet und frlet durch sinen Emori Wassa 2 ) den s»<br />
redlichen houptman und das stetle, brach damit uf und für ueber<br />
das Stlrisch hochgebirg on allen sig mit schand und schaden<br />
wider hinder sich heim; hat sinen blutigen bluotharseh mit 20,00o<br />
pferden, im den nachzug abzewenden und die land an lüt und guot<br />
zewueesten, vor danen durch den Wiener-wakl und an die Ens ge- so<br />
schikt, und den mit grusamer grosser landswueeste dem Tuetschen<br />
kriegsvolk zuo letze gelassen. Und also ist dis vast erschrokcn-<br />
') Jurischitsch. Ueber die Belagerung von Günz, vergl. v. Hammer.<br />
Gesch. d. Osm. Reiches HI. 110 n. ff.<br />
2) Vielleicht Ibrahim Pascha: vergl. Zinkeisen, a a 0. II. 728.
140 1532<br />
lieh angesechen und durch einen Orientischen cometen angezeigt<br />
weter, nach gstalt des grüsenlichen tonerens und plizgens, lidenlich<br />
zergangen.<br />
Der her Got ist der lierscheren her!<br />
5 Wie der Roein. keiser und kuenig dem Türken zu widerstan<br />
sich gehalten und im sinen blutigen sakman zerrissen<br />
nnd erlegt haben.<br />
Hargegen haben sich der Rom. keiser, kuenig und die stend<br />
des richs also gehalten. Sobald der Keiser hat vernomen den<br />
io gwaltigen herzug der Türken uf Oesterrieh, ist er haruf uss den<br />
Niderlanden gan Regenspurg komen'), hat dahin die stend des<br />
heil, richs gepietlich versampt, zuostander not der ganzen Kristenlieit<br />
und besunders Tuetscher nation lllich zuo begegnen, daran er<br />
selb sin leben und macht ganz begirlich welle strecken; und be-<br />
15 dacht hie wislich das vor allen dingen, dass die manriche,<br />
stritbare nation der Tuetschen mueeste versichret und gefridet<br />
sin von wegen der fürinen zwitracht, die bi inen der religion<br />
halb streng brante; beschlos daruf und lies bi schweren penen<br />
einen gmeinen richsfriden, und dass umb der stritenden religion<br />
20 willen kein tätlicher gwalt noch gerichtszwang bis zuo künftigem<br />
concilio oder gmeiner richsversamlung, wie zuo Nuernberg entschieden,<br />
gebrucht soelte werden.') Und uf disren beschlus verwilligten<br />
die protestirenden stend, ire hilf wider den Türken zegeben,<br />
die sich ouch vil gruester befand, dan vil andre; demnach<br />
sr, beschlos er, dass dis richshilf, nach vorgehaltner richstagen ausechen<br />
uf 8000 pferd und 40,000 fuosknecht gesteh, nächst uf<br />
15. tag Ougsten [633] enet der Tonouw bi Wien solte versampt 15. i0g.<br />
sin zur miistrung, dahin er und der Rom. kuenig, sin bruoder, ire<br />
macht gerüst ouch wardint bringen.<br />
') Der Reichstag wurde aber erst am 17. April eröffnet.<br />
2) Ueber die Verhandlungen, die zum Religionsfrieden von Nürnberg<br />
vom 3. August führten, vergl. Ranke 111, 412—420; Baumgarten. Gesch.<br />
Karls V., Bd. III, 103 u. ff.
1532 141<br />
Und also im angenden September, uss Verordnung des richs<br />
hilf obresten veldhouptmans, pfalzgraf Fridrichen, und siner<br />
kriegsraeten sechs, mit namen her Heinrich von Heidegk, Reinhart<br />
von Nuenegk, Sigmund von Hessberg, Fridrich von Witzleben,<br />
Wolff von Affenstein und Ulrich von Schellenberg, al her- 5<br />
liehe riter, ist das gesandt kriegsvolk ob Wien, hindrem Wolff,<br />
zuosamenkomen, da gemustret und vereidet, der alt her von liennenberg<br />
dem reisigen zog und her Cuonrad von Bemmelberg dem<br />
fuoszug zuo obresten luetenant zugeben worden; und nachdem der<br />
Keiser und kuenig ire hilf ouch harzuo bracht, ward da so ein wo! 10<br />
geschaffen gwaltigs hör gesechen, dessen glichen in Tatschen<br />
landen vor nie gedacht, uf 150,000 man gezelt, und dass mit im<br />
der Tuerk, wiewol zwifach sterker, keinen veldstrit, wie zuo tun<br />
berueempt, hab doerfen bestan, ouch nit, wie fuergenomen, uf Wien,<br />
sunders in anzug der Tuetschen uf Gratz zii, und von Guens ver- 15<br />
rukt sie.<br />
Wie nun die Fristen, des Türkischen abzugs bericht, do hat<br />
des richs houptman lllends verordnet graf Wolffen von Montfort,<br />
des Schwäbischen kreises houptman, mit 1500 geruester, und her<br />
Hansen Catzianer, obresten des Roem. kuenigs houptman, mit 1100 2l)<br />
liechter pferden, dem Türkischen her nachzewachen, ze erkunden<br />
was ir fuernemen und wo hinuss, der Zuversicht, keiserliche<br />
majestaet wurde mit irer geriiweten macht hantlich hinach trucken;<br />
das aber ira ward widerraten. Dise bezugend den Tuerken in der<br />
Stir, alles drim wüestend, griffent die nachhuot an und erlegten 25<br />
einen namhaftigen wassa sampt sinem hufen. Als aber da kein<br />
nachtruk und der recht huf ze miiehtig, muostens den lassen faren<br />
und wider umbkeren; do stiessent nit wit von der Nüwenstati)<br />
tt.Segt. in eim nebel, morgens des 19. tags Septembers, 6000 Tueiken.<br />
welche si schluogend und den puren die flucht zewürgen liessent: 30<br />
15. s»pt. aber hievor am 15. tag hatent graf Ludwig von Latran 2 ), keiserlicher<br />
majestaet hilf obrester houptman, der marggraf Joachim<br />
von Brandenburg und der von Bemmelberg zuo ross und ze fuos<br />
i) Wiener-Neustadt. Ueber alle diese Kämpfe siehe Hammer, a. a. 0.<br />
111, 114 u. ff.<br />
2) Sonst Lodron genannt.
142 1532<br />
dem Türkischen bluotsak 1 ), so vol kristenbluots und guots, 12,000<br />
stark, ouch nit wit von der Nuewenstat, am gebirg lag, nuet moegen<br />
abgwinen, sunders bi 400 Spagniscli hakenschuetzen verloren;<br />
harnach uf den 18. tag. als diser bluotsak selb ufbroclien, für des IS. Sept.<br />
s pfalzgrafen obristen houptmans laeger hin gan Bottenstein zuo<br />
tringen, ward er durch gschiklikeit [634] und grosmueetikeit Bastian<br />
Schertlins 3 ), der hilf von Ougspurg houptman und des von<br />
Bemmelberg luetenant, mit kleiner verwegener rot wider hinder<br />
sich in die hend des pfalzgrafen getriben und ungebracht; hat<br />
in vor sinem end vi! der gfangnen Kristen die köpf und sinen besten<br />
rossen die spanadren abgehouwen; doch so ward ein grosser roub<br />
ervetet und der bluotsak fuernemlich von's richs hilf usgerotet<br />
und getrotet.<br />
Hie schribt der ritermessig Schertlin Wolffen von Frtburg.<br />
15 der reisigen von Ougspurg houptman: es ligend alle graeben und<br />
wingaerten vol, die puren gebent inen erst die alten sechspfenig;<br />
wir haben den Türken lernen kenen: als oft er ufstat, wird er<br />
von uns geschlagen mit Gots hilf. Ich besorg aber, es werde<br />
unser niemand warten. Ich hab nit einen knecht verloren; min<br />
*> eigne knecht hend mich in einen arm gestochen, die fuersten und<br />
herren wellen mich zuo einem riter machen; ich hab aber kein<br />
gelt darbi: bin aermer dan Codrus, man gipt mir nuet, so hab ich<br />
nit eins pfenigs wert gewunen, dan verdorbne pferd. Ich hab<br />
den verlornen hufen zuo fuos ussgefuoert und alsampt zuo ross wider<br />
25 heimgebracht. Datum in unsrem veldlaeger zuo Lorbersdorf 3 ) uf<br />
19. tag Septembers im 32. jar.<br />
Hat dem tiimpropst ein Türkischen huot und dem Wolffen<br />
einen sebel zuo buetpfenig geschikt.<br />
Bi disem verlornen huffen ist Plato Rüd 4 ) mit siner hand-<br />
3> büchsen ouch am strit gewesen; wass deren von Heilbrun veldschriber.<br />
!) Kasim-Bey, der Anführer der « Renner und Brenner ».<br />
2) Sebastian Schertlin von Burtenbach, später Anführer der Protestanten<br />
im Schmalkaldischen Kriege, vergl. Allg. D. Biogr. Bd. 31, S. 132.<br />
3 ) Loibersdorf oder Leopoldsdorf: nach Hammer, wo dieser Brief er<br />
wähnt ist.<br />
4 ) Val. Anshelms Sohn.
1532 143<br />
Junker Niclaus von Diesbach, als ein reisiger edelman, noch<br />
ledig, verkouft sinem bruoder Jost sin herlich saeshus und zoch<br />
diser riter Schull zii, kam zuo spat, kelirt wider heim und kouft<br />
sin hus wider.<br />
Und also hat diser hochgeschuechter krieg vil ein ringer und 5<br />
kuerzer end genomen, dan zuo gedenken wass; vil redlicher und<br />
nämlich die lustigen Tuetschen vermeinten, der gluekhaftig edel<br />
Keiser soelte in vestem vertruwen Jesu Kristi, sines almaechtigen<br />
herren, sin sighaft gluek und stritbare macht wider den bluotigen<br />
erzviend Jesu Kristi ie doch das Ungrisch rieh zefrien angelegt 10<br />
haben. Aber des von Mailand hargetragenen kriegsfuersten Anthonii<br />
de Leva kurzer rat traf fuer, nämlich des viends flucht waere<br />
weger, den ungwuesser sig, da grosse sorg und gfar ufstueende.<br />
Uf das ouch so tuere wueeste der landen und winter vorhanden.<br />
Sagt der Keiser grosse gnad, lob und dank umb die ghorsame 15<br />
hantliche hilf der forsten und staenden des h. R, richs, veieret<br />
iren vil mit riters- und adelswapen und -namen, aber wenig gelts<br />
so doch deren vil [635] bas bargelts dan blossen namen bedoerfen,<br />
haetent; urloubet si darmit, ab- und heimzeziechen. Lies der<br />
landshuot sinen bruoder, den R. kuenig, ze verwalten, zoch von 20<br />
Wien gan Bononia, sich da mit dem bapst ze beraten und zewintren.<br />
Schiffet darnach im frueelig in Hispania, von siner<br />
gschwien, der herzogin von Savoy, ire Schwester, die keiserin, ze<br />
besuchen, herlich begleitet.<br />
Des R. keisers Werbung an gemeine Eidgnossen umb hilf 5<br />
wider den Türken, mit ersessner werbung und antwort.<br />
Uf den 10. Juli haben her Itel Eck von Ryschach, riter,<br />
und her Jacob Stuontzel von Bächheim, doctor, mit credenz in<br />
keis. majestaet namen ab dem richstag zuo Regenspurg geseilt,<br />
gmeiner Eidgnossen ratsboten, zuo Baden versa in pt •), ernstlich so<br />
angebracht.<br />
•) Eidg. Absch. IV, P. S. 1370.
144 1532<br />
So keiserlicher majestaet eigentlich berichtet des tirannischen<br />
Türken in eigner person und groester maclit herzugs ueber gmeine<br />
Kristenheit und zuovor uf Tuetsche nation. des fuernemens on zwifel.<br />
so vast er mag, unverschont land und litten, an sei, üb und gut<br />
5 ze verderben, hat si sich ergeben, nach irer majestaet pflicht und<br />
macht, ouch in eigner person für gmeiner Kristenheit und r l fitscher<br />
nation schirm und Sicherheit widerstand zetiin, ouch harzuo merkliche<br />
hilf erlanget von vilen gwalten, und nämlich von den standen<br />
des h. richs Tutscher nation. So den ein lobliche Eidgnosschaft<br />
io dem R. rieh verwant, ouch nit der mintuerest teil Tutscher nation<br />
waere, dass die in betrachtung algemeiner und eigner not<br />
mit ires vermoegens ansechenlicher hilf, uf dem 15. tag Ougsten<br />
umb Wien uf dem mfuisterplaz bi k. majestaet und des richs hilf<br />
erschinen welle. Ob nun, wie k. majestaet ganz verhoft, ein Eidi5<br />
gnosschaft hilf hergeben verwilligete, und aber mit kleiner zal so<br />
ver zereisen schüchte, erpuet sich k. majestaet, etlich tusent ze versolden,<br />
damit si einen starken hufen haben moegent. Wenn aber in<br />
irem vermögen nit waere, so wit zeziechen, aber doch in k. majestaet<br />
bsoldung widern Türken knecht geben weiten, so sol si uf nächsten<br />
20 tag alhie anzeigen, wie vil si tusent geben, und was bsoldung si<br />
daruf haben welle. Darbi, wer der oder die wärint, si umb ire<br />
knecht ansuochte, si anderswohin dan wider des Türken person<br />
zefueeren, das umb gmeiner Kristenheit friden willen keineswegs<br />
ze gestaten.<br />
23 Uf disers k. majestaet anbringen begabent sich d'Eidgnossen<br />
ze antworten hie zuo Baden, uf den 2. tag Ougsten. •) Als aber i.iig.<br />
uf benempten tag die keiseilichen boten, wie nämlich von Zürich<br />
und Bern, gevordret [636] die erbeinung zehalten und die haefte<br />
ze erledigen, nuet gedachten, sunders fuerhielten, si soeltent sich<br />
so vor allen dingen entschliessen, ob si von den 13 Orten gmeinlich<br />
k. majestaet zuoziechen woeltent; wo das, haetints witer zehandlen,<br />
wo nit, si rueewig lassen und die sachen k. majestaet bringen; do<br />
sagtent der Eiilgnossen boten, diewil si einen nuewen inzug brechtint,<br />
so mueestints den iren herren heimbringen; wo si aber uf<br />
i) Eidg. Absch. IV, l b , 1M87.
1532 145<br />
voriger anmuotung bliben, weltents inen mit antwort begegnet sin,<br />
deren Ire obren als glider der Kristenheit und des h. richs verhoffint,<br />
glimpf, er und fuog zehaben; und also ersas disre Werbung,<br />
zuo gutem teil, dass der bot von Bern nit darbi sitzen wolt<br />
one gedachte erluetrung; dennocht wiewol die uebrigen ort ira zuo ;,<br />
lieb ir antwort ouch liinderhielten, so bege"rt si an ir Eidgnossen,<br />
dass si in ansechen der Kristenheit nit uf k. majestaet billiche<br />
Werbung sich entschlussind und ervordrete luetrung iezmal anstan<br />
liessind. Aber der Keiser und der franzesisch kiing hatent<br />
d'Eidgnossen so ir gemacht, dass si die iren geruest an- w<br />
heimsch behalten und bis zuo witerer not stil sitzen wolten, so<br />
doch vil ander gwaelt im rieh, geistlich und weltlich, ouch der<br />
sach bass gelegner, stil saessint.<br />
Eruuewerung der erbeinung sampt abzal nsstaendiger peusionen<br />
von Burgund und Oesterrich, mit rechtsbot an i,<br />
Zuerich und Bern, von der klostergueeter wegen.<br />
Als aber d'Eidgnossen dem R. keiser und kuenig, ouch dem<br />
herzogen von Savoy, irer vereinungen und versessnen pensionen<br />
halb, zuo end vergangnen jars hatent zuogeschriben, hat der Keiser<br />
zuo end diss jars Jenner von wegen der grafschaft Burgund, so 20<br />
der zit erblich an in komen, durch ein treffenliche botschaft erstlich<br />
zuo Bern, darnach zuo Baden, bezalt iedem ort 150 gülden<br />
für drue jar.i) Item hienach im anfang November zuo Bern und<br />
Frouwenveld für das jar den 12 orten iedem 50 gülden, Appenzel,<br />
der stat und apt St. Gallen iedem 25 gl., mit sundrer gnaden 95<br />
erpietung und hocher beger, disre löbliche erbeinung willig ze<br />
beharren und ufrecht zehalten.<br />
So hat der R. kuenig, von wegen des huses Oesterrich uf<br />
etlichen boten zuo Baden durch brief und boten, nämlich doctor<br />
Jacob Sturtzel und junker Adam von Homburg, hoch begert, bi ao<br />
der erbeinung stif zebliben und die pension, so 5 jar am Tuerken<br />
verzert, willig ze bezalen. Diewil aber Zuerich, Bern und Basel<br />
') 29. Januar. Eidg. Absch. IV, l b , 1272.<br />
VI 10
146 1532<br />
der erbeinung ungemaes handlint, sinen prelaten das ir verhaftint<br />
und die herlichen [637] kloester Stein und Kuengfelden, von sinen<br />
vordren gestift und begäbet, sampt allem gotsdienst abgetan, ouch<br />
die gotsgaben zuo iren banden genomen hütend, ouch, hierumb er-<br />
5 vordret, nuet nach des richs Ougspurgischem abscheid widerkeren,<br />
noch nach lut der erbeinung keins rechtpots geston woeltint,<br />
so koente er, on widerkerung oder on recht, weder die pension<br />
noch haeft gan lassen.') Legt der nuowen sect 2 ) teil hindren landvogt<br />
von Baden zuo recht, aber die kristlichen ort bezalt er ab<br />
io mit lob. So manten Zuerich und Bern den Stuertzel, si ungeschmuezt<br />
zelassen, si haetend die erbeinung ghalten, woeltints ouch<br />
noch trüwlich halten, so ver si an inen gehalten ward. Si woeltind<br />
niemand das sin verhalten, aber das ir, wie gewunen, also<br />
mit dem schwert behalten. Und so bleib die sach diss jars hanu<br />
gen. So stalt sich der herzog von Savoy ouch zuo Baden uf den<br />
uffarttag durch erliche botschaft von wegen zehenjaeriger usstandes<br />
Pensionen und siner vereinung, begerende die zeschweren. Das<br />
ward als ungebrucht abgeschlagen, aber die pension, als schuldig,<br />
geheuschen. 3 )<br />
M Des kuenigs von Frankrich anbringen an gmeiue Eidgnosschaft<br />
und iedes ort besunders, umb hilf widern<br />
Türken, mit treffenlicher eutschuldigung der verargwonuug<br />
und verliunbdung sines des Türkischen gnnst,<br />
sampt gmeiner Eidgnossen autwort.<br />
25 Im angenden Heuwet hat des kuenigs von Frankrich treffenliche<br />
botschaft in langer red dis ires herren bevelch den Eidgnossen<br />
gmeinlich und sunderlich angebracht, und zuvor: so der<br />
allerkristlichste kuenig bericht des Türkischen harzugs mit aller<br />
Sterke uf Italia und Tuetsche land, sie sin k. majestaet herzlich<br />
so bewegt, iren und irer kristlichen vordren loplichen namen ze be-<br />
') Ueber diese Angelegenheit der eingezogenen Klostergüter enthalten<br />
die Eidg. Absch. unendlich viele Akten.<br />
») Der reformirten Orte.<br />
3) 10.—16. Mai. Eidg. Absch. IV, 1", 1840.
1532 147<br />
halten, der Kristenheit zuo hilf sin person und macht darzuostrecken<br />
und zuo soelichem kristenlichem werk zuo nemen sine vertruwtesten<br />
fiuend, gevatern und puntsgnossen, nämlich die köstlichen Eidgnossen,<br />
so von altem har der Kristenheit bistendig zuo sin geneigt,<br />
des vertruwens, mit Gots hilf, wo ire sterke ziisamenkome, .<br />
dass da ein fuertreffenliche tat ergan werde; und dan ouch inen<br />
zuo heil, so soellints al ire spaen, zaenk und Unwillen gar lassen fallen<br />
und ire manliche sterke an ein spanen, die nit liechtlich wirt<br />
zerbrochen, und dem kristl. kuenig umb sinen sohl zuostan. Nun in<br />
disem des kristlichen kuenigs köstlichem fiirnemen, so wirt im 10<br />
von etlichen unkristenlich zuogelegt, dass er ein zug uf welle<br />
bringen, nit widern Türken, wie er fuergaebe, sunders wider etliche<br />
köstliche fuersten, umb der landen willen, da mit dem Türken geholfen<br />
und nit alein d'Eidgnossen, sunders auch die ganze Kristenheit<br />
von im betrogen werde. Das vom kristl. kuenig nit ze- u><br />
gedenken und den fromen Eidgnossen nit ze gestaten [638] einichen<br />
andren krieg, dan wider den Türken, gemeiner ganzer Kristenheit<br />
viend nunmal fuerzenemen. Und zue bekreftigung diss<br />
argwons so sie des Ungrischen kuenigs wyda botschaft durch d'Eidgnossen<br />
in Frankrich zuom kuenig geriten, habe heimliche ver- w<br />
staendnus mit ime gemacht, werde nuet widern Tuerken handien.<br />
Das aber nit die warheit, sunders so hat eebemelte botschaft uns<br />
ire credenz anzeigt, welche luter dargibt, dass der Tiirk sinem<br />
wyda zuogeschrieben, sin meinung sie nit, wie von im iez für -<br />
geben, die Kristenheit zuo uebergeben, sunders alein sinem gheis 25<br />
gntig zetuon, nämlich in, den wyda, bim kuenigrich Ungern ze handhaben<br />
und zeschirmen; also dass, wo er rueewig lassen, er<br />
ouch rueewig hüben werde, und das soelt er allen kristlichen fuersten<br />
verkünden. Das er getan, mit hoechster pit, im gegen hus<br />
Oesterrich ruow zeschaffen, dan sunst, so wel er des Türkischen l0<br />
Überzugs kein schuld tragen. So hat der köstliche kuenig oucli<br />
durch eigne botschaft ernstlich ermant und gebeten den wyda.<br />
dass er gmeiner Kristenheit zuo guot den Tuerken weite hinderhalten,<br />
so weite er sampt andren kristlichen fuersten allen fliss<br />
ankeren, dass er ruow gewunne. Witer so wirt geret, der kr. »<br />
kuenig welle nuet widren Tuerken handlen; ist nit minder, als der
148 1532<br />
Keiser dem kristlichen kuenig hat hilf angevordret widern Tuerken,<br />
nämlich galeen, kuerisser und gelt, ein fiiszug ze versoelden, hat<br />
ims der kuenig abgeschlagen; der gstalt: sine wer zuo land und<br />
wasser und gelt mueessint uf sin person und krön warten, die er<br />
• welle selb bruchen, dem Tuerken widerstand zetuon, wo im am<br />
glegnesten, und der Kristenheit am nuezlichsten werde sin. Noch<br />
ueber disre erluetrung sien inen diser stund von Nuerenberg zuogeschriben,<br />
der franzesische kuenig, so man waene, er zueche widern<br />
Tuerken, so zuech er uf Savoy, Genouw und Napels, so doch,<br />
10 whar als Got! dass der kristlich kuenig keinen zueg ufnimpt noch<br />
haltet, dan der Kristenheit zuo schirm widern Tuerken zefueeren. Und<br />
darumb, grosserende herren, so begört und pitet der kristlich<br />
kuenig, dass ir, als sine liebste fruend, gevatern und puntsgnossen,<br />
den unverschaempten luginen nit gloubint und im zuo erhaltung der<br />
in ör Gots, des h. namens Kristi und zuo wolfart gemeiner Kristenheit,<br />
in siner bsoldung vier kriegsvolk wellint lassen zuokomen,<br />
damit er möge zeigen, dass er keinen willen habe, seinen kristennamen<br />
ze verlieren, sunders vilmer herlich zemachen mit Gots<br />
hilf und bistand, mit ganzem vertruwen, ir werdint erschouwen<br />
20 den grossen Wer zuo Got, zuo gemeiner Kristenheit, deren liebe er<br />
nit mistruwet hat, noch iemer mistruwen wirt.<br />
Nun uf dis anbringen, uss 3 boegen gezogen, als d'Eidgnossen,<br />
dem Keiser und kuenig antwort zegeben, hatent tag angsezt<br />
den 2. Ougst zu Baden, da hat die Franzesische botschaft, wie i Aug.<br />
25 ouch die keiserische, ein geaendret anbringen getan durch ires<br />
kuenigs gschrift, haltende, dass er nie in sin gnomen haete, wie<br />
unwarlich zuoglegt, in Italiam zeziechen; [639] als aber vergangens<br />
jars gesagt ward, der Tuerk weite komen, hab er und der<br />
kuenig von Engelland ein botschaft zuom Keiser gesendt, alle kristso<br />
liehen forsten und potentaten zuo berueefen und zuo beratschlagen,<br />
einen gwaltigen zueg wider den Tuerken zerfisten, sie inen nie<br />
kein antwort worden. Nuetestminder habe er zuo entschuetung<br />
der Kristenheit, wan's von noeten sin wurde, ein insechen getan<br />
mit gschuez, sampt einem hufen lueten zuo ros und zuo fuos, 80,000<br />
35 man, und darzuo ire hilf uf naechsten tag gevordret. Als er aber<br />
verstanden, dass der Keiser ouch um uewre hilf hat geworben,
1532 149<br />
damit der nit gedenken moege, dass er im uewre hilf hinderstellig<br />
mache, so wil er uewrem guoten willen heimsetzen, dem Keiser<br />
begörte hilf zettln, wol och uech darbi ernstlich gebeten haben,<br />
wo es sich begäbe, dass er im mueeste helfen band anlegen, wie<br />
er zetuon bereit, dass ir dan im, wie vorbegert, uewer kriegslüt 5<br />
zuokomen lassint, und ob ir das tuon wellint, iezt darumb antwort<br />
gaebint. Zudem, so sie er, der kristliche kimig, durch d'Venediger<br />
berichtet, dass der Tuerk mit 200 schiffen von Modon und Cornon 1 )<br />
uf Italiam und Siciliam schiffe, darumb im da fiirsechung zehalten<br />
von noeten. Zuodem begert der kristlich kuenig, dass ir dem 10<br />
Keiser schribint, den kuenig Hansen 8 ) in sinem kuenigrich Ungern<br />
rueewig zelassen, so werde der den Türken hinderstellig machen. 3 )<br />
Nun uf disre des Franzesischen kuenigs anbringen gabend d'Eidgnossen<br />
zuo antwort, wie dem Keiser, mit erpietung, alles das zetuon,<br />
was einem kristenlichen glid gepuerte, und also") disre wer- 15<br />
bung ouch sitzen.<br />
Von diser zit an, wie der kristlich kuenig von Frankrich<br />
sinen vordren nach sich nempt allerkristenlichest, da meinent vil,<br />
vil fromer, er tute recht. Ja, wan Kristen vervolgen, den Türken,<br />
Kristi erzvlend, wider Kristen anhangen und ein kristlos leben 20<br />
liieren, kristlich sie; das er von keinen sinen kristlichen vordren<br />
hat ie gehört, aber nun erst vom hundischen Unger gelert, wider<br />
den kristlichen Keiser sich des Türken in Europa und Africa ze<br />
gebruchen.<br />
Des kuenig von Frankrich antwort, von siner bezalung ,5<br />
wegen, an gmein Eidguosseu. Item sin werhung an<br />
ein stat Bern umb ein vereinung zemachen.<br />
S». Febr. Uf leisten tag Körnung zuo Baden hat der Franzesisch kuenig<br />
gmeine Eidgnossen umb gevordrete schulden bescheiden, dass er<br />
i) Die Festungen Modoni und Coroni an der Südküste von Morea.<br />
2<br />
) Johann Zapolya, seit 3. November 1526 als König von Ungarn<br />
ausgeiufen.<br />
') Eidg. Absch. IV, 1>>, 1386.<br />
*) Hier ist wohl zu ergänzen: bleib.
150 1532<br />
uf nächste Ostren hab bescheiden, inen zegeben 60,000 krönen,<br />
und darnach alle dri monat 50,000, so lang bis si gar abbezalt<br />
sient, des sollen si sich gwues versechen; dan wo die grosse<br />
ranzung siner sünen nit wäre gsin, weit er sie vorlangest ussge-<br />
5 rieht haben. 1 )<br />
Do hand ouch ufs kuenigs begßr, vil unruowen und Unwillen<br />
fuerzekomen, gmein Eidgaossen angesechen, dass kein knecht den<br />
houptlueten uetsit mer solle hinder des kuenigs boten verbieten,<br />
ouch dass die beschehne verpot ufgehept soeltent sin, und dass<br />
io die knecht forthin ire houptluet mit recht anlangen sollint, an<br />
denen enden, da si gesessen, da inen [640] ouch forderlich recht<br />
sol gehalten werden.<br />
Hienach, als der herzog von Meiland und der herzog von<br />
Savoy an d'Eidgnossen, ouch sonderlich an ein löbliche stat Bern<br />
.5 vereinungen suochten. hat der Franzesisch kuenig ein gros schuechen<br />
darab und sant sin botschaft mit ernstlicher bevelch uf 22. und.,2n2<br />
24. tag Meien fuer einer stat Bern raet und burger, lies si vast " ai -<br />
fruentheh und hoch ansuchen, ein nuew vereinung mit ime ufzenchten,<br />
oder iedoch keine wider ine anzenemen Do ward ge-<br />
20 antwortet, ein stat Bern haete mit siner königlichen maiestaet einen<br />
Srhchen fnden; dem weite si nach allem Inhalt truowlich geleben,<br />
ouch guote fruendschaft und gfaterschaft halten; des herzogen von<br />
bavoy p„nt waere vast alt und siner maiestaet unnachteilig. So<br />
weite s. mit dem herzogen von Meiland ouch nuetsit machen, das<br />
25 siner ma.estaet friden verletzen moechte, und hiemit sich zuo kueniglicher<br />
maiestaet aller gnaden versechen und vertrösten.<br />
H<br />
Botschaft des Römischen Bapsts an gmeine Eidgnossen,<br />
zwuschent inen friden zemachen und wo .nueglich einen<br />
punt anzeiichten.<br />
Uf' obbemelten tag, den 2. Augusti zuo Baden, ist in baepst- U.j<br />
bebet heihkeit namen der wolbekant bischof von Verulam vor<br />
gmeinen^Eidgnossen erschinen mit hoechster erpietung, wo noch<br />
am » plK g ' AbfCh IV ' lb ' 128Ü; ' le,llnilch abe '- «** ««" ««WM. sondern<br />
am ii. tebruar.
1532 151<br />
etwas spans in einer loblichen Eidgnosschaft waer, da er zuo ruowen<br />
helfen mochte, dass er dasselbig ungesparter mm und kosten<br />
zetuon in bevelch habe und bereit sie, wan dem allerheiligsten<br />
vater, ouch im, einer lobl. Eidgnosschaft wolfart ein begerte freud<br />
wäre. 1 ) Gedacht des Tuerken nuet; wolt vilicht nit, wie sine vor- B<br />
faren, des Bapstes rentmeister sin; — dem ward von des heiligen<br />
stiils andechtigen Eidgnossen andechtig und hoch gedanket. Er<br />
solt zuo Lucern warten, wo d'Eidgnossen hinuss lenden woeltint.<br />
und stil versuochen, ob er die V Ort sampt irem anhang mit<br />
vereintem Bapst und Keiser widers evangelium in ein punt bringen w<br />
mochte; mocht im aber nit gedien, wiewol er sich mer dan ein<br />
jar darin flissig ueept; lies sich benueegen ires bstaendigen andachts<br />
und sighaf'ten gloubens zürn h. Roem. stul und baepstlicher heilikoit,<br />
und ouch dass im nachgenden jar inen Friburg, Solothorn<br />
und Wallis mit ernüwreter vereinung zuostuonden, also dass si das is<br />
mer bin Eidgnossen abermal behieltent. Die von Zuerich und<br />
Basel hieschend ime usstende schulden vergangner reisen halb;<br />
antwortet er inen, si waerint von der h. Roem. kilchen abgefallen:<br />
wan si widerkertint, so weit er si bezalen.'-') Do batends ir Eidgnossen,<br />
mit ime zereden, dass er getaner pflicht gnuog taete; dise so<br />
schuld gienge den glouben nuet an. Empfand nacher so vil Unwillens,<br />
dass er mit rat siner andechtigen nach bschlosnem<br />
Meilaendischem punt und den V Orten gebnem Komischem applas<br />
wider heimzoch. 3 )<br />
Widerruf und versueuung mit der Koemischeu kilchen<br />
des vertribnen pfarrers von Rottwyl.<br />
[641] Nun von siner hinfart im anfang desselbigen jars, do<br />
begegnet im ein vast hochbegerter triumph, nämlich dass her<br />
Conrad Stucki von Pfullendorf, vor dem krieg vertribner pfarrer<br />
von Rottwyl, und nach dem krieg vertribner predicant von Veld- so<br />
bach, da er nit angenz mögen, wie begört, zuo Costenz, item zuo<br />
•) Eidg. Absch. IV, 1», 1387.<br />
2) Egli, Akten-S. Nr. 1765, 1795, 1877.<br />
3) Wirz. K. Enuio Filonardi, der letzte Nuntius. Zürich 1894.
152 1532<br />
Ulm, in siner sprachen wol inkomen, — ouch beredt von sinem<br />
vernichten wib, welche fraech sprach, si weit lieber sin huor, wan<br />
sin ewib sin; item von sinen 500 baren guldinen, die sampt im<br />
als strafwürdiger der Thurgeuwisch lantvogt den Eidgnossen<br />
5 angeben hat, — dass er sich nach dem krieg zuo Cruetzlingen zuo<br />
den V Orten tat, bat und begert, wenn er von inen schirm und<br />
einen erheben stand haben moechte, so weit er wider zuom alten<br />
glouben keren uud mess halten; und darmit er darzuo tuglich<br />
wurde, so soeltints ime bim Römischen legaten ein absolution und<br />
K, reabilitation ussbringen. Und also sagtents im schirm zuo, gabent<br />
im die gute pfar zii Cruetzlingen und fürtest in gan Lucern mit<br />
inen zuom legaten. welcher des verlornen ruedigen boks zuom wolfspil<br />
sunderlich erfreuwt, stelt in an hochzitlichem fest in der<br />
kilchen bi groesster versamlung uf, hies in kristliche warheit und<br />
i5 e widerrueefen, umb gnad und absolutiou und umb priesterlichs<br />
ampts bruch und wirde kläglich piten; und also nach getaner<br />
heimlicher und offenlicher bicht und bezaltem büspfenig, gab im<br />
der Römisch legat muntlich und schriftlich absolutz und reabilitatz,<br />
lies im blaten schüren, hies in mess singen und das volk<br />
M umb sin widerkerung hoch Got loben und danken. Und wiewol<br />
die V Ort in für einen sundren triumph hielten, dennocht so<br />
warent vil under inen, sampt der stat Rottwyl, die da fluochten,<br />
man soelte den boeswicht ertrankt haben, dass er so vil redlicher<br />
lueten verfueert, in elend und armüt gebracht haete. Aber nach<br />
25 erlangter friheit ward er denen von Costantz und andren Lutherschen<br />
zuo einem schouwsal zuo Cruetzlingen ingesezt, von allen<br />
sinen nachpuren als ein gruewel verbant. lept kurz mit gruewlichen<br />
schmaerzen, ussen von lue?en und innen von luesen verzert, schwachgleubig<br />
und weich, wiewol im Got anfangs evangelischer predig<br />
so schinbarliche gnad und hilf krefteklich hat erzeigt und mitgeteilt.<br />
Handlung des herzogen von Savoy und der steten Bern,<br />
Fribnrg und Genf gegen einanderen.<br />
Diss jars al monat haben der herzog von Savoy ab die stet<br />
Bern und Friburg, und furnomlich an Bern, und hargegen die
1532 153<br />
stet und fuernemlich Bern, an in und die Genfer, durch trefenliche<br />
botschaften geworben, nämlich dass zwueschent inen die puent<br />
und burgrecht ernuewret, item und krieg erwert, ouch dass der<br />
abscheid [642] zuo St. Julian und die urteil, zii Paeterlingen')<br />
geben, erstatet wurde. Der herzog begert zuovor das Genfisch 5<br />
burgrecht abzetuon; das aber die Genfer in keinem weg tun wolten,<br />
wiewol es von steten sunderlich darzuo gewist, als dem si nit<br />
gnuog zetuon, wie iez gesechen, vermoechtind, und inen mer schädlich,<br />
dan nuezlich wurde sin; dan si der herzog nach fiirgesehribnen<br />
artiklen wurde umb alle ire gerechtikeiten, alte bruech und io<br />
friheiten gniigsam versichren. Noch dennocht wurdent, mit sinen<br />
und der zweien steten willen, eines punts artikel zu Bern gestelt<br />
und angenomen, lies die verwanten stet ernstlich ansuchen umb<br />
aendrung und miltrung der beschwerlich getanen insatzung und<br />
versatzung siner landschaft VVaadt; begßrt etlich plaez oder ein i.,<br />
sum gelts zuo ernamsen; item und umb die burgschaften das best<br />
zetün, so Basel und Lucern und «meine Eidgnossen undultig siner<br />
hinderstelligen bezalung. Als im aber die drl stet streng anlagern!<br />
umb versprochne bezalung und umb Friburg der Genferen<br />
wandel und maerkt, derhalbeu si, mit bistand der steten, so nuet so<br />
mit der fust wagen wolten, den herzogen schwerlich vor gtneinen<br />
Eidgnossen verklagten, rechtens begerende, von den Eidgnossen<br />
hoch zuo i'rid und ruow und zuo losung siner pflichten ermanet, do<br />
schikt er zuo miten November ein treffenliche bot Schaft gan Bern,<br />
mit namen den graten von Chalant, sinen marschalken, mit 1000 ss<br />
krönen und 3000 krönen silbergschir, sinen prägten zuegend, das<br />
zuo Wienachten zeloesen und sin letste zalung zetuon der 21000<br />
krönen; den Genferen provant und gwerb ufgetan. Das ward<br />
von im angenomen und verheissen, nach abgerichteter bezalung<br />
ime ze verhelfen zuo alle dem, das ime rechtlich zuostüende.*) so<br />
Do nun die Wienachten komen, ward er von sinem hern, dem<br />
R. keiser, in Italiam persoenlich zeriten vermant; bevelch sine<br />
land den steten und erwarb der 7000 krönen bezalung, ouch<br />
andrer hendlen volstrekung witere zil, wie im volgenden jar erzelt<br />
wird werden. as<br />
i; Siehe oben S. 39 und 47.<br />
2) Eidg. Absch. IV, 1", UM.
154 1532<br />
Nachwe des ergangenen kriegs, so dem evangelio nit zue<br />
kleinem nachteil gereicht haben, sainpt etlichen gueten<br />
Ordnungen, von Eidgnossen angesechen.<br />
Die grosmüetigen V Ort nach ires gefallens ufgerichtem und<br />
5 uf den kanzlen verlesenem landsfriden, als bi denen das mer.<br />
haben von stund an, ouch fuer und fuer, trungenlich angelialten,<br />
insunders dass von irem gegenteil dem landsfriden gnuog beschaeche,<br />
und zuvor, dass den kilchen ir schaden und inen ir<br />
reiskosten abtragen wurde; da, wiewol die zwei ort, Zftrich und<br />
io Bern, inen fuerhielten, si haetent mit irem unlidenlichen, ungestraften<br />
schmaechen den krieg verursachet und ouch den mit irem<br />
vientlichen ufbruch angehept, [643] sagtents, si waerent umb das<br />
ir über alle rechtspot mit hungersnot, so doch weder evangelisch<br />
noch eidgnossisch war, zum krieg getrungen, da inen, dem<br />
i:, kleineren hufen, wie iren altvonlren, Got den sig verliehen haete;<br />
darumb si, mit gueete oder recht disre schuld haben weltent.<br />
Wurdent vor angeseztem rechtstag vertragen, wie zuo end dis<br />
kriegs erzelt ist worden.<br />
Und wie dan des gloubens halb ist verkomen, dass iedem<br />
20 teil sin gloub ungeschmaecht und ungefecht tri soelte hüben, und<br />
doch in den gmeinen herschaften nuewe ungfaerliche merung, und<br />
darbi dem mindren teil sin glouben ouch soelte fri gelassen werden,<br />
— da begab sich, dass an vil enden mess-pfaffen und predicanten<br />
in ein kilchen zuosamengestelt wurden und die kilchen.<br />
25 kilchhoef, capellen, altar, toufstein, sacramenthuesle, kelch und<br />
goetzen, durch die nuewgloeubigen, welcher nam von den V Orten<br />
gewunen'), verlezt und entwicht, wider ufgricht und durch den<br />
wlchbischof, namens von Costantz von den V Orten liarzuoheschikten,<br />
also gewicht, dass den nuewgloeubigen ungwieht soelt<br />
•o hüben, und so deren einer ins gewicht vergraben wurde, wider<br />
ussgraben werde. Als zuo Gebistorf in Baden herschaft hat er<br />
den chor, zwen altar und den halben kilchhof gewicht, darbi der<br />
fuertruzüch landvogt, Heini Schoenbrunner von Zug, gebot, keinen<br />
i) In langem Streite beharrteu die V Orte dabei, die Rtfonnirten<br />
nicht « Evangelische », sondern « Nercglftubige » zu nennen.
1532 155<br />
niiwgloeubigen ins gewicht ze begraben oder wider uszegraben.<br />
Uss disren dingen sich vil zanks und unfrid erhob, bis durch<br />
die V Ort der nuew landsfrid in wesen gebracht ward, mit viler<br />
strafen, als nämlich im anfang dis jars uf der tagleistung zii<br />
Frouwenveld beschechen, da der predikant von Stein umb schmae- 5<br />
chung des landfridens denen von Zürich zestrafen bevolchen<br />
ward, den predicanten von Steckborn, klagende, dass er bi dem<br />
landsfriden das evangelium nit wüste zii predigen, uss dem land<br />
vertriben, die predicanten von Ouw und Mamarn, so die mess<br />
vernuetet hatent denen, so deren inhalt des landfridens bcger- 1»<br />
tent, ieden umb zechen guldin gestraft, und umb so vil den<br />
pfarrer von Altnouw, welcher, geheissen den landsfriden lesen,<br />
als er an die mess kam, warf er den brief über den canzel ab<br />
und weit nimen lesen; item dem müller von Syrnach, Ulli<br />
Isenring — dass er geredet hat, er weite gan baetlen, so lang »<br />
diser landsfriden bstüend, dass er demnach gnfig haete, dan er<br />
wäre gemacht, dass Got nit liden möchte, dass er lang bstueende<br />
— ufgelegt ein tag und nacht gfenknus, urfech und 20 guldin.<br />
1 ) Item den landvoegten bevolchen, uf die strafen anzehalten.<br />
wie si dan ouch gfarlich taten; also die Züricher sich vast übel *><br />
klagten ab den V Orten, so im Itintal und Sargans hinder irem<br />
vogt Satzungen machtint und etlich predicanten umb klein Ursachen<br />
strafind und verwistint, und nämlich so haetents gemacht,<br />
dass man kein predicanten noch messpfaffen, heimbsch oder<br />
froembd, solt annemen, er haete den zuvor den [644] landvogt **<br />
umb 100 guldin vertröst, damit si nit ungestraft entfliehen koentind,<br />
desglichen der apt von St. Gallen ouch getan hat; darwider<br />
aber, als der warheit ganz nachteiling, die von Zürich sich ganz<br />
ernstlich sazten und recht vordreten. Aber die V Ort truktent<br />
für; desglichen Bern tet, ab tyrannischem landvogt von Baden; :; <br />
mocht ouch mit drler jaren früntlicher Werbung an den V Orten<br />
nit haben, dass der glouben zu Bremgarten und Meilingen f'ti<br />
gelassen wurde. Si aber vermochten eins rats, dass Solothurn,<br />
i) Ueber alle diese Streitpunkte: Kidg. Absch. IV. 1\ S. 1255
156 1532<br />
unangesechen das truew gelegen Bern, ire predicanten abstalten<br />
und die mess behieltent. Ein so achtbar ding ist redlicher,<br />
handvester lueten ansechen; und wie dan die von Zürich sunders<br />
zuom krieg streng gewesen, also haben inen die V Ort sundeiiich<br />
5 streng anghalten, dem landfriden ghorsam zesin, also dass si ir<br />
stat und land ganz kristenlich mandat, so die mess ein schmelerung<br />
des lidens Kristi nampt, als dem alten glouben und dem<br />
landfriden unlidenlich, nach vil werens müsten vor dem rechtsaz,<br />
mit teding der schidlueten, nit on schäm, ufheben und schadio<br />
los erkennen'), die iren zuo Lunkofen, von eins messpfaffen<br />
wegen, umb 200 gl. strafen, denen von Zug kilchen, altaer, goetzen<br />
wider ufrichteu und den apt Diethelm von St. Gallen lassen insetzen,<br />
und sich umb 4000 gl. und die stat St. Gallen umb<br />
10000 gl. gegen im vertragen 2 ), da ein botschaft von Bern wol<br />
i5 erschos, in summa, so inuostents vil durch si ufgericht widerlegen,<br />
und widerlegts ufrichten, ouch beid stet vil Verachtung dulden,<br />
und hoeren. Doch uf ire klag wider den versalznen Taiigrotzen 3 j,<br />
mer dan einest getan, sagtent die 4 ort nach gmeinem misfallen<br />
ireni fünften, nämlich Lucern, si soltint iren Salat (nit) dermassen<br />
20 salzen, dass sich andre dran stiessint, es waere bishar wenig guots<br />
uss soelichen schmachbiichlinen entstanden, si koentints anders<br />
nit achten, wen dass ire schand unsre scliand und ire schmacli<br />
unsre schmacli sie; ob Got wil, so weltints fuerohin guot lieb truew<br />
Eidgnossen heissen und sin. Der antworten und eiden halb ze-<br />
25 geben, ward dennocht das mer, dass die von Zürich bi alt hergebrachter<br />
gwonheit soltint hüben; wenn's wider iren glouben, dem<br />
boten von Lucern oder eins andien orts bevelchen. So mers begebt,<br />
besech die abscheid.<br />
i) Die bez. Stelle ist abgedruckt Eidg. Absch. IV, 1\ 1357. VergJ.<br />
Bullinger, R'. 0. III, 315 und hienach S. 158.<br />
') Eidg. Absch. IV. 1», 1232 u. ff.<br />
3 ) Joh. Salats Schmähschrift; siehe oben. Die Reklamation dagegen<br />
Eidg. Absch. IV, l b , 1323 (April 1532).
1532 157<br />
Etlich Ordnungen, gmeinem nuz und friden zue guet,<br />
angesechen.<br />
Under disen nun zum teil angezeigten widerspaenigen händlen<br />
liaben gmeine Eidgnossen des gmeinen nutzens halb und deshalb<br />
Gots, wie fromen obren zuostat, nit vergessen, sundeis in betrach- 5<br />
tung, dass der barmherzig Got hat friden geben und die lang<br />
gewaerte harte aller narung tuerung hingenomen, — dass fuernemlich<br />
die metzger und [645] wirt nit verstan, aber die suffer zuo<br />
wol konten, — Got zuo lob und gemeinem nuz zuo lieb, etliche<br />
gute Ordnungen angesechen und ussgeschriben, ab gmeinem tag 10<br />
$ jj,- zuo Baden uf die 10. tag Meien und Brächet.<br />
Erstlich, von wegen des fleischkoufs, dass allenthalben flissig<br />
versechen werd, dass den metzgren und koeuferen, so ver mueglich,<br />
am schwären und rindfieisch gllcher kouf geben werde, und<br />
nit einandren uss den henden koufint, darumb dass es an einem •<br />
ort mer dnn am andren gilt; die muenz und gwicht unglich, ee<br />
verkouft vertigen, dem ueberschlage zu verkomen.<br />
Der wirten halb: dass die wirt ein mal nit tuerer geben sollen,<br />
dan umb 6 guot cruetzer, die morgensuppen, abenrlbrot und<br />
Schlaftrunk, iedes umb 3 cruetzer; mögent aber einen Übertrinker 20<br />
hoecher anlegen. Item im nachtfuoter umb 2 ß, ein tag fuoter umb<br />
l ß und stalmiet 2 ß Lucemerwaerung; und so die muenz, maas<br />
und maes unglich, sol iede oberkeit guot insechen tuon, dass in<br />
Sachen beschaeche, also, dass der gemein nuz gefuerdret und den<br />
armen geholfen werde.M 25<br />
Item so dan leider das zutrinken in unser Eidgnosschaft hat<br />
überhand genomen, darus unghorsam nud alle laster volgen:<br />
dass man den bringer und warter, mit was joch anreitzung das<br />
beschaeche, sol flux strafen umb 10 batzen, und einen kotzenden<br />
umb 50 batzen, aber so gelt nit da, die buos ablegen im türm mit 30<br />
wasser und brot, die trinket - ein tag und nacht, die kotzer vier.<br />
Item die verhärten verharrenden widerteuffer one witere<br />
rechtshandlung ertrenken. 3 )<br />
•) Eidg. Absch. IV, 1>\ 1339.<br />
2) Eidg. Absch. IV, 1», 1389 (k).
158 1532<br />
Item die ziginer vertnben oder als dieben henken.<br />
Item die dannest und andre trazzeichen, traz-, schmuetz- und<br />
schmaechwort, darvon hass, hader und todschlag entspringen, hart<br />
strafen und abstellen, und besunders die predicanten und niesss<br />
pfaffen von irem schmutzen und schmaechen abwisen.<br />
Die groben truzrueef: « hie küedreck! hie bärendreck!» hat<br />
ein vernunftige stat Bern, item die tangroezli, zuo Solothurn und<br />
Friburg ingelassen, sampt den traz-paternostern uss iren gebieten<br />
bald heimgewisen, und doch nit so gar verhueetet, wen dass Georg<br />
«o Fry, der schund zuo Frouwbruunen, von Durs Grafen, einem<br />
sundren böswilligen von Solothurn, von getragnen tangroezlins wortzenkisch<br />
verwisen, bi Frouwbruimen erstochen ward.<br />
Deren von Zürich maudat, in truk ussgaugeu,<br />
so durch die V Ort abgetruugen ward.<br />
i5 Wir, der burgermeister und rat und der Gros rat, so man<br />
nampt die 200 der stat Zürich, empieten allen und ieden, unsren<br />
burgreo und undertanen, hinder- und iandsaessen, amptlueten, zuogehoerigen<br />
und verwanten, allenthalben in unser stat landen,<br />
herschaften, gerichten und gepieten wonhaft [646] und gesaessen,<br />
•j» wes Standes oder namens die sind, unsren gruos, geneigten willen<br />
und alles güts zuovor, und tuond iich, sampt und sunders, zuo verneinen<br />
: Wie wol wir vormalen, uss grund bewaerter heil, gschrift,<br />
ouch uss ganz kristenlichem Ifer, den misbruch der baepstischen<br />
mess und sacraments, wie die bishar bi der baepstlichen kilchen,<br />
-r, nit zu kleiner verschmelerung und verkleinung des bitren lidens<br />
und Sterbens Jesu Kristi, der alein das opfer für die sünd und<br />
unser seligmacher ist, bericht worden, abgetan, und an stat derselben<br />
den begriinten waren bruch des nachtmals des herren,<br />
nach der wis und form, wie Kristus der her und sine geliepten<br />
so junger, ouch die kristenlichen gmeinden in anfang der kilchen,<br />
solichs gelert und gebrucht, zuo erbreitung sines lops, mßrung<br />
kristlicher liebe und besserung unsres armen sueutlichen lebens<br />
ingesezt und in unser stat und landen dermassen ernstlich zehalten<br />
geboten, lut und vermoeg der gschriften und ofnen man-
1532 159<br />
daten, so diser ding, desglichen des kilchgangs, widersprechen<br />
gotsworten, wider die messen, gotzen, altar, von firtagen, kilchengueeteren,<br />
gotslaestren, spilen. zutrinken, zeTung, zerhouwne kleider<br />
und andrer massen halb, im 1530. jar, nächst verrukt von<br />
uns gangen und gar eigentlich im truk verfasst sind, die wir 5<br />
hieinit al ernueweret und bekräftiget haben, ouch denue, bi den<br />
buossen, darin bestimpt, stif, on einiche ablassung, nachkomen<br />
und gelept werden woellent, und so wir uns aber, umb kristenlicher<br />
verschonung willen ueber die. so sich in dem sacrament der<br />
danksagung und kristenlicher gemeinsame von uns absuendrent io<br />
und nach biipstischer wis anderswohin zuom sacrament gond, noch<br />
bishar keiner usserlichen straf erlueteret. Dardurch viliclit etlich<br />
inen fuergenomen, anderswo und anderer gstalt, dan Kristus das<br />
ingesezt und sine jünger gelert band, zuom sacrament zegan und<br />
das nach baepstischer wis zeniessen, daruss mit der zit, wo das ts<br />
gestatet wurde, vil unriiwen, spaltung und absiindrung der gemueetern<br />
und bürgerlicher fruentschaften groeslich zu ersorgen.<br />
Sölichem und grosserem unrat vorzesin, so gepietend wir hie mit<br />
vast ernstlich und wellent, umb der eren Gots, ouch gmeiner stat<br />
und land ruow und einikeit willen, dass sich menklich der unsren m<br />
des sacraments der danksagung und nachtmals Kristi nach kristenlicher<br />
und unserer Ordnung, wie es die gütliche und heilige<br />
gschrift lert und vermag, und es ouch in unserer stat und land<br />
gmeinlich im bruoch ist und gelert wird, gebruche und niemants<br />
anderswohin noch andrer gstalt, dan iez gemeldet ist, weder in 25<br />
stat noch land, noch usserthalb, zuom sacrament gange noch das<br />
nach Bapsts Ordnung empfache, suuder sicli iedernian dises misbriichs<br />
(entsüclte)'-), und ein kristliche einikeit lieber dan sinen<br />
eignen won sin lasse; dan so iemands soelichs uebersäche, sich zu<br />
empfachung des sacraments von uns suendren und also die kri- <br />
stenen gemeinden verachten wurde, den wellent wir ouch als ein<br />
abgeteilt, unghorsam glid, [647] das Kristi ouch unseres libs und<br />
gmeind zesin nit begert, halten, in nit bi uus oder under uns<br />
gedulden, wandlen und wonen lassen, sunders von stat und land<br />
*) Aus Bullinger ergänzt.
160 1532<br />
verwisen und uns sinen entschlachen. Damit woellent wir aber<br />
niemand zuo dem nachtmal des herren zwingen, dan so wit, dass<br />
wir si, nach lut unserer vorigen Ordnung, weder zuo glicht, rat<br />
noch einichen andren aemptren, eren noch kristlichen Verwaltungen<br />
5 bruchen, sunders si, uf bessre underwisung und bessrung, diewil<br />
si sich mit dem baepstlichen sacrament nit absuendrent, sunder<br />
stil und rueewig sind, und uf kein pratik, trennung, unruow, rotirung<br />
oder conspiration stellind, ouch unser kristenliche ansechen<br />
und Ordnung nit schaenzlent noch verachtend, kristenlich und<br />
in fruentlich gedulden; wo si aber unrueewig sin und zuo nidertribung<br />
oder hinderung disers oder anderer unserer kristenlichen mandaten<br />
und Ordnungen trachten und praktiziren. wurden wir si, zuo verhiietung<br />
grosserer ufruor, praktik und unruowen, als unghorsame<br />
roter und betrueeber gmeiner einikeit, an lib und gut strafen oder<br />
ir, gar verwisen, ie nach gstalt der sachen und nach dem ir verschulden<br />
ervordret;'darnach wuess sich menklich zehalten. Und<br />
die wil wir uns dan iren alten unsren bishar ussgangnen Satzungen,<br />
geboten, reformation, kristenlichen ansehungen und Verbesserungen,<br />
uf die warheit begruenter heil, gschrift ie und al-<br />
20 wegen begruendt und getrost, ouch nuetsit anders, dan alein goetlich<br />
£r und lob und gmeiner grechtikeit und erberkeit ufwachsen<br />
gesuocht, darnebend uns ouch alweg erboten, und noch, ob iemands<br />
mit begruenter heil, gschrift, alts und nuews testaments, eins besseren<br />
berichten, wir demselben gern volgen wollen, das uf unser<br />
2-, vilvaltig ansuchen noch nie beschechen ist — so vermanent wir<br />
(ich allesampt und ieclen insunders, den zuosagungen, die ir uns<br />
alwegen, bi goetlichem wort zebliben. getan, zuosampt der gehorsame,<br />
mit deren ir uns von goetlicher und zitlicher pflicht wegen<br />
verbunden sind, bi goetlichem wort stlf und handvest zebliben<br />
:Ü und uf uns, als uewre oberkeit, ob uns iemants — das wir doch<br />
nit achtend - mit gwalt darvon understueende zenciten, mit allen<br />
truewen zesechen, dass ir ouch nuetsit zuo nachteil, verlezung und<br />
abbruch evangelischer warheit oder zuo ofnung und widerbringung<br />
des unbegruendten bapstumbs reden, raten, oder in keinen weg<br />
..-, fuernemen wellint; dan wir, mit goetlicher gnad, unverhindret der<br />
trueebsal und unfals, so Got vilicht unsrer suenden halb über uns
1532 161<br />
verhängt, des stifen sines und gemueets sind, dass wir erkanter<br />
warheit und was uss grund derselben ufgericht, abgetan und angesechen<br />
ist oder fuerer angesechen werden mag, trostlich zebliben<br />
und in unser stat und land weder die mess, baepstische<br />
sacrament, noch uetsit das uss Gotes wort nit grund noch band- 5<br />
veste hat, wuessen noch gedulden, sunder Got. und der warheit<br />
gstand, lob, er und pris in die ewikeit geben, der uns hierzu kraft<br />
und macht verliehe und in sinem goetlichen schuz und schirm<br />
alzit bstaendig erhalten welle. Geben Zuerich, Mittwuchen nach<br />
Trinitatis 1532. 1 ) w<br />
[648] Schidartikel über dis mamlat, ou rechtsspruch,<br />
zu Einsidlen, angenomen uf st. Georgii abend*) im<br />
XXX11I. jar.<br />
1. Dass die von Zuerich bekenen sollen, dass, so si gedacht,<br />
dass disers mandat iren 1. Eidgnossen von den V Orten und «<br />
irem glouben so widrig waere gsin, weiten si es dergstalt nit han<br />
usslassen gan. 2. Weltint ouch dergllchen keins mer ussgan<br />
lassen, ouch die ussgangnen, so wit mueglich, ufheben und verhalten.<br />
3. Dass es ouch den V Orten an irem alten kristenlichen<br />
glouben, weder iez noch hernach, keinen nachteil noch w<br />
schaden solle bringen, und hiemit sol alles versuent sin, wie der<br />
vertrag der lenge nach haltet 3 ). Der freudig hapk hielt noch ob<br />
dem verzagten huon, müst sich schmucken.<br />
Und das hies hantlich arguiert, discutiert und concludiert,<br />
im hochen heiligen glouben, dass die mess der V Orten nit 25<br />
schmal noch klein sie, wie das die käs der messpfaffen zuom<br />
höchsten beziigent und lerent, und also soelten die von Zuerich<br />
wol al ir predig verloren haben, so merteils der V Orten kaespfaffen<br />
glouben widrig, ja unlidenlich ist.<br />
,) 29. Mai. Das Mandat ist vollständig abgedruckt in Bullingers Ref.<br />
Gesch. III, 315-318.<br />
2) 22. April.<br />
3) Eidg. Absch. IV, 1°, S. 63.<br />
VI H