IBOmagazin_3_2016
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Sanierung<br />
Aus dem Leben der Schimmelpilze<br />
Teil 3: Sanierung von Schimmel- und Feuchteschäden<br />
Mit Sanierung ist einerseits die kurzfristige und fachgerechte Beseitigung von Schimmelund<br />
Feuchteschäden gemeint, andererseits versteht man unter dem Begriff Sanierung auch<br />
bauphysikalische Maßnahmen mit dem Ziel, langfristig und nachhaltig erhöhte Bauteilfeuchte<br />
und damit (Neu-)Befall durch Schimmel zu vermeiden.<br />
Die Sanierung von mit Schimmel befallenen Gegenständen<br />
und Materialien in Räumen, die für eine dauernde Nutzung<br />
vorgesehen sind, muss das Ziel haben, die Schimmelbestandteile<br />
vollständig zu entfernen. Eine bloße Abtötung reicht<br />
nicht aus, da auch von abgetöteten Schimmelbestandteilen und<br />
deren Metaboliten gesundheitsschädliche Wirkungen ausgehen<br />
können. Eine oberflächliche Entfernung von Schimmelbefall ohne<br />
Beseitigung der Befallsursache(n) ist nicht ausreichend, da früher<br />
oder später durch erneute Feuchtigkeitseinwirkung mit weiterem<br />
Schimmelwachstum gerechnet werden muss [UBA 2005].<br />
Um diese Vorgaben zu erreichen, sind bei Schimmel- und Feuchteschäden<br />
eine weitreichende Planung sowie sorgfältiges Arbeiten<br />
bei der Durchführung der Sanierung erforderlich. Folgende<br />
Einzelschritte sind dabei zu beachten:<br />
• Erfassen des Schadensausmaßes<br />
• Feststellen der Schadensursache(n)<br />
• Gegebenenfalls Durchführung von Sofortmaßnahmen<br />
• Durchführung der eigentlichen Sanierung mit abschließender<br />
Feinreinigung<br />
• Kontrolle des Sanierungserfolgs durch eine Freimessung<br />
Erfassen des Schadensausmaßes<br />
Neben offensichtlichen und makroskopisch sichtbaren Schimmelschäden<br />
auf gut einsehbaren Materialoberflächen tritt in vielen<br />
Fällen auch verdeckter Schimmelbefall auf, dessen Existenz<br />
und Ausmaß mitunter erst durch Bauteilöffnungen und mikrobiologische<br />
Untersuchungen von Materialproben nachgewiesen<br />
werden kann. Ein klassisches Beispiel hierfür ist Schimmelbefall in<br />
Leichtbaukonstruktionen (Gipskarton und Mineralwolle, Abb.1)<br />
und in der Fußbodendämmung, der infolge eines über längere<br />
Zeit unbemerkten Wassereintritts große Ausdehnung erreichen<br />
kann. In bestimmten Fällen kann der Einsatz von Schimmelspürhunden<br />
zum Auffinden von verdecktem Schimmelbefall beitragen.<br />
Auch die Kontamination benachbarter Räume mit Schimmelbestandteilen<br />
ist nicht mit freiem Auge sichtbar, kann jedoch<br />
mittels Luftkeimmessung erkannt werden. In die Sanierung mit<br />
einzubeziehen sind jedenfalls auch feuchte Bauteile, die (noch)<br />
nicht von Schimmel befallen sind.<br />
Feststellen der Schadensursache(n)<br />
Für die Planung und den nachhaltigen Erfolg von Sanierungsmaßnahmen<br />
müssen die Ursachen des Schimmelbefalls ermittelt werden.<br />
In unklaren Fällen ist eine Begutachtung von Sanierungsexperten<br />
und Sachverständigen anzuraten. Meistens sind Messungen<br />
der Bauteilfeuchte durch die genannten Experten notwendig.<br />
Durch die Erfassung der flächigen Ausdehnung von Zonen mit<br />
höherer und geringerer Bauteilfeuchte können Rückschlüsse auf<br />
den Eintrittsweg von Wasser oder Feuchte gezogen werden. Kondensationsschäden<br />
können unter anderem durch die Messung der<br />
Oberflächentemperatur von Bauteilen identifiziert werden.<br />
Sofortmaßnahmen<br />
Bei der Schimmelproblematik gilt generell das Vorsorgeprinzip,<br />
nach dem Maßnahmen zu ergreifen sind, bevor gesundheitliche<br />
Wirkungen auftreten. Bei starkem großflächigem Schimmelbefall<br />
muss von einer hohen Keimkonzentration in der Raumluft sowie<br />
von einem Gesundheitsrisiko für die Raumnutzer ausgegangen<br />
werden. Die Raumnutzer sollten in diesem Fall zeitnah in ein Ersatzquartier<br />
ausweichen und sich nur mehr möglichst kurz in den<br />
betroffenen Räumen aufhalten, bei empfindlichen Personen ist<br />
eine medizinische Betreuung ratsam. Die betroffenen Gebäudeteile<br />
werden von „sauberen“ Räumen mittels Abschottung abgetrennt,<br />
um eine Kontamination zu unterbinden. Zusätzlich kann<br />
>><br />
Abb. 1: Großflächiger verdeckter Schimmelbefall auf der Innenseite<br />
einer Gipskarton-Leichtbauwand, dessen Existenz und Ausmaß erst<br />
durch eine Bauteilöffnung sichtbar wurde.<br />
<strong>IBOmagazin</strong> 3/16 25