FinanzBusinessMagazin 03-2016
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<strong>FinanzBusinessMagazin</strong> I BANKEN<br />
heren Transparenz in Bezug auf bestehende<br />
Risiken, können auch potenzielle Ausfallkandidaten<br />
früher identifiziert werden. Zudem<br />
helfen diese Informationen, Prozesse<br />
und Richtlinien weiterzuentwickeln und so<br />
mögliche Marktveränderungen besser zu<br />
antizipieren. "Kreditinstitute sollten auch<br />
nicht-finanzielle Indikatoren stärker unter<br />
die Lupe nehmen", rät Roland Berger-<br />
Partner Kai-Stefan Schober. "Umfangreiche<br />
Daten und Risikoprofile von Kunden haben<br />
die Banken ohnehin." Allerdings wurden<br />
Kreditrisiken bisher nur anhand einiger,<br />
meist vergangenheitsbezogener, Finanzindikatoren<br />
analysiert, anstatt alle verfügbaren<br />
Informationen einfließen zu lassen.<br />
"Die Folge sind Auswertungen, die nicht<br />
das tatsächliche Risikopotenzial widerspiegeln<br />
und zu falschen Entscheidungen bei<br />
der Kreditvergabe führen können", sagt<br />
Schober.<br />
Sechs Schritte für einen erfolgreichen<br />
Bewertungsprozess<br />
Für eine umfassende Bewertung von Kreditportfolien<br />
sind nach Ansicht der Experten<br />
von Roland Berger sechs Schritte erforderlich:<br />
1. Erstellung einer Liste von Risikoindikatoren:<br />
Kreditinstitute sollten hier<br />
auch zukunftsbezogene finanzielle und<br />
nicht-finanzielle Indikatoren sowie individuelle<br />
Verhaltensmuster von Kunden<br />
berücksichtigen. Hat ein Kunde in<br />
der Vergangenheit seine Kredite immer<br />
vollständig zurückgezahlt, ist davon<br />
auszugehen, dass dies auch in Zukunft<br />
der Fall sein wird.<br />
2. Abgleich der Liste: In der Datenbank<br />
vorhandene Risikodaten werden mit<br />
weiteren externen Informationen,<br />
etwa aus Unternehmensregistern oder<br />
Bonitätsdatenbanken, abgeglichen und<br />
fehlende Informationen ergänzt.<br />
3. Bewertung jedes einzelnen Risikoindikators<br />
unter Berücksichtigung von<br />
bank- und länderspezifischen Regularien,<br />
wie etwa unterschiedliche Steueroder<br />
Insolvenzgesetze.<br />
4. Quantitative Analyse: Die ausgewählten<br />
Risikoindikatoren müssen unter<br />
Berücksichtigung historischer Daten<br />
anhand von Kennzahlen wie beispielsweise<br />
Verzugstage bei Zinszahlungen<br />
analysiert werden.<br />
5. Automatisierung des Bewertungsprozesses:<br />
Mithilfe des eigenen IT-Systems<br />
sollte das Kreditinstitut die erhobenen<br />
Daten genau auswerten und so<br />
drohende Kreditausfälle schnell erkennen.<br />
6. Überprüfung von Prozessen und Systemen:<br />
Regelmäßige Tests sollten dabei<br />
helfen, Prozesse und Risikoindikatoren<br />
permanent zu aktualisieren.<br />
Die Überprüfung von Kreditportfolien ist<br />
für Banken sehr aufwändig und kann je<br />
nach den individuellen Voraussetzungen<br />
zwischen acht und zwölf Wochen dauern.<br />
"Doch der Aufwand lohnt sich, denn er<br />
ermöglicht den Banken, vor der Kreditvergabe<br />
genauer zu wissen, mit welchem<br />
Schuldner sie es zu tun haben", rät Markus<br />
Strietzel. "Spätestens wenn die nächste<br />
Bankenkrise droht, zahlt sich diese<br />
Mühe auf jeden Fall aus."<br />
Autor: www.rolandberger.com<br />
20 Ausgabe 2/<strong>2016</strong>