FinanzBusinessMagazin 03-2016
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VERTRIEB / MARKETING I <strong>FinanzBusinessMagazin</strong><br />
Lieber persönlich als virtuell:<br />
Für deutsche Verbraucher macht der<br />
Faktor Mensch den Unterschied<br />
Deutsche Verbraucher wollen lieber<br />
mit echten Menschen sprechen<br />
statt digitale Kanäle zu nutzen,<br />
wenn sie den Kundenservice für Beratung<br />
oder bei Problemen in Anspruch nehmen.<br />
Laut einer Studie des Dienstleistungsunternehmens<br />
Accenture gaben drei Viertel<br />
(74%) der Befragten an, dass sie die<br />
menschliche Interaktion bevorzugen. Digitale<br />
Kanäle werden vor allem für Standardanfragen<br />
in Anspruch genommen. Die<br />
Konsumenten erhoffen sich auf diesem<br />
Weg schnellere Antworten und eine bessere<br />
Verfügbarkeit. Allerdings finden nur<br />
sechs Prozent, dass digitale und physische<br />
Kanäle gut aufeinander abgestimmt sind.<br />
„Zu glauben, dass mit den neuen digitalen<br />
Möglichkeiten die Servicequalität und damit<br />
die Kundenzufriedenheit automatisch<br />
steigen, ist ein Trugschluss“, sagt Sven<br />
Drinkuth, Geschäftsführer bei Accenture<br />
Strategy und Leiter des Bereichs Advanced<br />
Customer Strategy. „Die Unternehmen<br />
dürfen den Faktor Mensch nicht aus<br />
den Augen verlieren. Mitarbeiter im Kundenservice<br />
werden zu oft als Kostenfaktor<br />
gesehen. Dabei sind sie es, die den Ausschlag<br />
geben, ob ein Kunde bei seinem<br />
Anbieter bleibt oder enttäuscht zur Konkurrenz<br />
wechselt.“<br />
Guter Rat darf teuer sein<br />
Die Studie ‘Digital Disconnect in Customer<br />
Engagement’ von Accenture Strategy basiert<br />
auf der jährlichen durchgeführten Verbraucherumfrage<br />
Global Consumer Pulse<br />
Research. Dafür wurden weltweit mehr<br />
als 24.000 Konsumenten hinsichtlich ihrer<br />
Zufriedenheit mit Marketing-, Vertriebsund<br />
Servicekanälen sowie ihrer Loyalität<br />
befragt, darunter 1.240 aus Deutschland.<br />
Die Studie zeigt, wie sich das Verhalten<br />
und die Einstellungen von Kunden in Bezug<br />
auf digitale und analoge Kundenerlebnisse<br />
verändern. Drei von vier deutschen<br />
Verbrauchern bevorzugen demnach den<br />
persönlichen Kontakt bei Beratung (78%)<br />
und bei Problemen (74%). Jeder Dritte<br />
(31%) wäre sogar bereit, für ein Produkt<br />
oder eine Dienstleistung einen höheren<br />
Preis zu zahlen, wenn damit ein besserer<br />
Kundenservice verbunden wäre. Insbesondere<br />
beim Besuch eines Geschäfts<br />
schätzen die Kunden in Deutschland eine<br />
gute Beratung (70%) sowie die Möglichkeit,<br />
Produkte anzufassen und auszuprobieren<br />
(66%). Das sind deutlich höhere<br />
Werte als in vergleichbaren europäischen<br />
Ländern oder in den USA. Schlechte Erfahrungen<br />
bei der Beratung oder mit dem<br />
Kundenservice haben zudem Folgen. Mehr<br />
als die Hälfte der Befragten (52%) hat daraufhin<br />
im vergangenen Jahr mindestens<br />
einen Anbieter gewechselt. Am häufigsten<br />
haben Kunden Einzelhändlern (17%),<br />
Mobilfunkanbietern (13%) sowie Banken<br />
(11%) den Rücken gekehrt.<br />
Markentreue war gestern<br />
Grund zur Sorge haben die Unternehmen<br />
auch wegen der abnehmenden Bindungskraft<br />
von Marken. So empfindet nur ein<br />
Viertel (26%) der Befragten eine besondere<br />
Loyalität gegenüber ihren aktuellen<br />
Anbietern und jeder Vierte (40%) gab an,<br />
häufiger über einen Wechsel nachzudenken,<br />
als noch vor zwei Jahren. Auch bei<br />
der Suche nach einem neuen Anbieter<br />
spielt die Reputation nur eine untergeordnete<br />
Rolle (23%). Viel wichtiger sind<br />
Kriterien wie der Preis (64%), der Service<br />
Ausgabe 2/<strong>2016</strong><br />
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