Life-Coaching in der Praxis - Vandenhoeck & Ruprecht

Christoph Schmidt-Lellek / Ferdinand Buer (Hg.), Life-Coaching in der Praxis 

© 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen 

ISBN Print: 9783525403358 — ISBN E-Book: 9783647403359





Christoph Schmidt-Lellek / Ferdinand Buer (Hg.) 

Life-Coaching 

in der Praxis 

Wie Coaches umfassend beraten 

Mit 10 Abbildungen und 1 Tabelle 

Vandenhoeck & Ruprecht 




Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek 

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; 

detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de 

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ISBN 978-3-525-40335-8 

ISBN 978-3-647-40335-9 (E-Book) 

© 2011, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen / Vandenhoeck & Ruprecht 

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Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier. 



Inhalt 


Vorwort ................................ 11 

1 Einführung 

(Christoph Schmidt-Lellek und Ferdinand Buer) . . . . . . . . 13 

1.1 Die Verbindung der verschiedenen 

LebensdimensionenimLife-Coaching ......... 13 

1.2 Zusammenfassende Thesen zum Life-Coaching . . . . 15 

1.3 Die aktuelle Diskussion zum Konzept »Life-Coaching« 18 

1.4 Wissenssorten für die Beratung . . . . . . . . . . . . . 19 

1.5 StrukturundInhaltdesBuches ............. 20 

Teil I: Dimensionen der Life-Coachings 

2 Perspektiven des Lebensganzen. Die Lebensspanne und 

die Lebensbereiche im Life-Coaching 

(ChristophSchmidt-Lellek).................... 27 

2.1 Vorbemerkung ...................... 27 

2.2 Themen der »Länge« im Life-Coaching ......... 28 

2.2.1 Identitätsarbeit als lebenslange Aufgabe . . . . 28 

2.2.2 Motivation und berufliche Laufbahn . . . . . . 32 

2.2.3 Entwicklungen in der Lebensspanne . . . . . . 37 

2.3 Themender»Breite«imLife-Coaching......... 40 

2.3.1 Lebensbalance, Life Domain Balance . . . . . 41 

2.3.2 Vier Tätigkeitsdimensionen als Modell für 

eineLebensbalance ............... 45 

3 Life-Coaching als Ort der Besinnung. Was Fach- und 

Führungskräfte dazu bewegen kann, gute Arbeit zu leisten 

(FerdinandBuer) ......................... 51 

3.1 Was der Mensch macht, wenn er zur Arbeit geht: 

Ein Blick auf den ganzen Menschen . . . . . . . . . . 52 

3.2 Was gute Arbeit von Fach- und Führungskräften ist: 

Die Autonomie der Arbeitsgestaltung . ......... 54 

3.3 Was der Arbeit Orientierung gibt: Moralität 

alsHaltung ........................ 57 




6 Inhalt 

3.3.1 Was wir tun sollten . . . . . . ......... 57 

3.3.2 Warum wir oft nicht tun, was wir tun wollen 61 

3.3.3 Exkurs: Die »strukturierte 

Verantwortungslosigkeit« so mancher 

Finanzberater zum Exempel . ......... 63 

3.3.4 Wie wir uns ethisch bilden könnten . . . . . . 65 

3.4 Was motiviert, gute Arbeit zu leisten: 

DasGlücksstrebenalsMotivator ............ 69 

3.4.1 Was wir unter »Glück« verstehen sollten . . . 69 

3.4.2 Warum gerade gute professionelle Arbeit 

glücklichmachenkann ............. 71 

3.5 Wie gute Arbeit zu einem guten Leben beiträgt: 

ArbeitalsTeilderLebenskunst ............. 73 

3.6 Worauf sich Life-Coaching ausrichten könnte: 

Besinnung zur Ermächtigung durch Ertüchtigung . . . 76 

Teil II: Verfahren des Life-Coachings 

4 Integrierte persönliche Professionalität fördern. 

Ein transaktionsanalytisches Coaching-Verfahren 

(GüntherMohr).......................... 87 

4.1 Vorbemerkung ...................... 87 

4.2 Menschenbild....................... 88 

4.3 PersönlichkeitundUnterschiedlichkeit......... 90 

4.4 Beziehung und Kommunikation . . . . ......... 91 

4.5 KontextundSystembezug ................ 95 

4.5.1 Bezugsrahmen .................. 95 

4.5.2 KontextRolle .................. 97 

4.5.3 KontextSystem ................. 99 

4.6 EntwicklungundVeränderung.............. 100 

4.7 Professionsmethoden . . . ................ 102 

4.8 Resümee ......................... 105 

5 Dynamik balancieren. Ein themenzentriertes 

Coaching-Verfahren 

(ArnulfGreimel) ......................... 109 

5.1 Die Idee einer Gesellschaftstherapie als 

Gegengewicht zur menschlichen Destruktivität . . . . 109 

5.2 TZI als Methode lebendigen Lernens und effizienten 

Arbeitens in der Gruppe . ................ 112 




Inhalt 7 

5.3 Dynamische Balance und Chairpersonship – 

TZI als gemeinsam gestalteter Entwicklungsprozess 

undals(Über-)Lebenskunst ............... 114 

5.4 Das Potenzial der TZI für das Life-Coaching . . . . . . 116 

5.5 Die Kompetenz und die Kreativität der Gruppe 

mobilisieren – TZI im kollegialen Coaching . . . . . . 117 

5.6 Lebendige Dynamik für berufliche Entwicklungsprozesse 

– TZI im Einzelcoaching (Fallbeispiel) . . . . 120 

6 Lebendig denken – Philosophie im Life-Coaching. 

Ein existenziell-phänomenologischer Zugang 

(JohannesFischer) ........................ 131 

6.1 Denken als philosophisches Kerngeschäft . . . . . . . 131 

6.2 Modernes Unbehagen als Anlass 

philosophischen Denkens ................ 132 

6.3 Allgemeine Kriterien für philosophisches Denken 

imLife-Coaching..................... 135 

6.4 Für das Life-Coaching relevante philosophische 

Gesichtspunkte . . .................... 136 

6.4.1 Geeignete und nicht geeignete Ansätze . . . . 136 

6.4.2 Der existenziell-phänomenologische Ansatz . . 137 

6.4.3 Die Methode . . ................ 140 

6.4.4 Denken und Sprechen . . . . . . . . . . . . . 142 

6.4.5 Ambiguität .................... 144 

6.4.6 Responsivität . . . ................ 145 

6.4.7 Grenzen ..................... 146 

6.5 Psychotherapie und spirituell-theologische 

Begleitung......................... 146 

6.6 Übung ........................... 148 

6.7 Abschluss......................... 150 

Teil III: Praxis des Life-Coachings 

7 Die tiefen Dimensionen der Krisen im beruflichen Leben 

aus der Perspektive von Gesundheitscoaching 

(Matthias Lauterbach und Heike Hoppe) . . . ......... 155 

7.1 Einführendes ....................... 155 

7.2 Die Perspektive des Gesundheitscoachings . . . . . . . 156 

7.3 Stimmigkeit und Sinnhaftigkeit 

als Gesundheitsfaktoren . ................ 158 

7.4 Praxis des Gesundheitscoachings in Krisensituationen 159 




8 Inhalt 

7.4.1 Wozu gesund bleiben? . . . . . . . . . . . . . 159 

7.4.2 Achtsamkeit als Schlüsselkompetenz . . . . . 162 

7.4.3 Freude, Glück, Erfüllung, Humor . . . . . . . 164 

8 Der Umgang mit Lebensthemen im Life-Coaching 

(Heinrich Hagehülsmann und Ute Hagehülsmann) . . . . . . 167 

8.1 Vorbemerkung ...................... 167 

8.2 Fallbeispiel 1: Hans Henning W., Chefarzt 

einerKinderklinik..................... 169 

8.3 Fallbeispiel 2: Christa K., Personalreferentin . . . . . . 173 

8.4 Fallbeispiel 3: Doris J., Cheflektorin in einem 

kleinenVerlag ...................... 176 

8.5 Schlussbemerkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 179 

9 Leading by Meaning. Sinnerleben in Unternehmen 

(AnetteSuzanneFintz)...................... 181 

9.1 Die Rede und Umsetzung von Sinn . . . . . . . . . . . 181 

9.2 »Der Nächste bitte!«: Burnout bei Mitarbeitern 

inhelfendenBerufen................... 182 

9.2.1 Bestandsaufnahme: Die müde Seele . . . . . . 182 

9.2.2 Schritte im Coaching . . . . . ......... 184 

9.2.3 Wider eine vermeintliche Sinn-Romantik . . . 187 

9.3 »Bitte nicht stören!«: Streitkultur entwickeln 

undleben......................... 189 

9.3.1 DieKulturamStreit ............... 189 

9.3.2 Schritte im Coaching . . . . . ......... 190 

9.4 Wer Leistung will, muss Sinn bieten: Sinnorientierung 

als anthropologische Konstante . . . . ......... 194 

9.4.1 Sinn im Unterschied zum Bedürfnis . . . . . . 195 

9.4.2 Aus »Soft Skills« werden »Hard Facts« . . . . 196 

10 Spiritualität im Coaching 

(Björn Migge) ........................... 199 

10.1 Der weite und vage Begriff der Spiritualität . . . . . . 199 

10.2 Die Unterscheidung des »wahren« Glaubens von 

seinen Auswirkungen für das Individuum . . . . . . . . 200 

10.3 Esoterik oder Religionspsychologie als 

Orientierungshilfe in »spirituellen Fragen« des 

Coachings? ........................ 201 

10.4 Ist Spiritualität eine Eigenschaft des Gefühls oder des 

»Herzens«oderdesVerstandes? ............ 202 




Inhalt 9 

10.5 Was ist der beste Weg: Diskursives Denken oder 

empfangendesSchauen?................. 203 

10.6 Spiritualität als eine Schule der Muße 

undMühelosigkeit?.................... 204 

10.7 Maßstab des Handelns: Der weltumspannende heilige 

Konsumismus, unsere Masken oder das Heilige? . . . . 206 

10.8 Spiritualität, die gut tut oder die einengt und schadet? 207 

10.9 Spiritualität und Glaube im Coaching 

insGesprächbringen................... 208 

10.10 Spirituelle Praxis im Coaching erproben: 

BeispielGebet ...................... 209 

10.11 Fallvignetten: Spiritualität im Coaching ......... 211 

10.12 Ist Coaching also eine kleine Seelsorge 

oder gar Gebetsschule? . . . . . . . . . . . . . . . . . 214 

11 Die Arbeit mit Familienkonstellationen im Life-Coaching 

(AstridSchreyögg) ........................ 215 

11.1 Einführung ........................ 215 

11.2 Die Familie als Sozialisationsagentur . ......... 215 

11.3 Grundzüge der Theorie der Familienkonstellationen . . 218 

11.3.1 Geschwisterkonstellationen . . . . . . . . . . . 219 

11.3.2Personenverluste ................ 221 

11.3.3Beziehungen ................... 222 

11.4 Die Verwendbarkeit der Familienkonstellationstheorie 

fürdasCoaching..................... 224 

11.4.1 Die Anwendung beim Konfliktcoaching . . . . 224 

11.4.2 Die Anwendung bei der Karriereberatung . . . 226 

11.5 Vorsicht bei der Anwendung dieses Ansatzes . . . . . 227 

12 Dual Career Couples – eine wichtige Konstellation 

im Life-Coaching 

(AstridSchreyögg) ........................ 229 

12.1 »Dual Career Couples« – Begriff und 

empirische Befunde . . . ................ 230 

12.2 Die Vorteile von Doppelkarrierepaaren ......... 233 

12.3 Die Themen von Dual Career Couples ......... 234 

12.4 Besondere Problembereiche . . . . . . ......... 237 

12.5 Lösungsstrategien für Dual Career Couples 

inOrganisationen .................... 241 

12.6 Unterstützung von Dual Career Couples 

durchCoaching...................... 242 

12.6.1 Die spezifische Art der Liebesbeziehung . . . 242 




10 Inhalt 

12.6.2 Die spezifische Balance von Geben und 

Nehmen ..................... 244 

12.6.3 Die Organisation des Privaten und der 

UmgangmitZeit ................ 246 

13 Life-Coaching von Wissenschaftler/-innen in der Praxis 

(MonikaKlinkhammer)...................... 251 

13.1 Einführung ........................ 251 

13.2 Spezifika und Herausforderungen in der 

Wissenschaftskarriere................... 252 

13.3 Fallbeispiel 1: »Life-Work-Balance« und Umgang 

mit »Wertekonflikten« . . ................ 256 

13.4 Fallbeispiel 2: Karriereplanung – und wie die Frage 

nach dem Kinderwunsch die Karriereoptionen 

beeinflusst......................... 257 

13.5 Fallbeispiel 3: Ambivalenzen in der Karriereplanung 

auf dem Weg zur Professur und wie daraus ein 

(vorübergehendes) »Promotionsverbot« wurde . . . . . 262 

13.6 Schlussbemerkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 268 

14 Die Milieuperspektive im Coaching. Betrachtungen einer 

beruflichen Partnerschaft 

(BerndSchmid).......................... 271 

14.1 Die weite Perspektive . . . . . . . . . . . . . . . . . . 271 

14.2 Milieu ........................... 274 

14.3 Passungsprobleme und Lösungsrichtungen . . . . . . . 274 

14.4 Nahaufnahme: Ein Life-Coaching in sechs Sitzungen 

über14Jahre....................... 275 

14.5 Fragebogen: Milieubeheimatung und Milieumobilität 283 

15 Ich bin viele. Die Arbeit mit dem inneren Team im 

Life-Coaching bei Erschöpfungszuständen 

(Lisa Tomaschek-Habrina) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 287 

15.1 Erschöpfung und Burnout ................ 287 

15.2 DasKonzeptdesinnerenTeams ............ 288 

15.3 Fallbeispiel ........................ 289 

15.4 Die Rolle des Coachs . . . . . . . . . . . . . . . . . . 294 

15.5 Fazit . ........................... 296 

Die Autorinnen und Autoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 297 




Vorwort 

Das Konzept »Life-Coaching«, wie wir es im Jahr 2008 in unserem Grundlagenwerk 

zum ersten Mal vorgelegt haben, hat inzwischen in vielerlei Hinsicht 

Resonanz gefunden. Unsere Intention, den Horizont des Coachings als arbeitsweltbezogener 

Beratung auszuweiten und die darin bearbeiteten Themen in 

den Kontext des Lebensganzen zu stellen, wird vielfach aufgegriffen: In den 

letzten Jahren haben sich manche Autoren explizit auf unser Grundlagenwerk 

bezogen und das Konzept weiterentwickelt. Darüber hinaus scheinen viele 

Kolleginnen und Kollegen aufgrund ihrer Praxiserfahrung parallel zu unseren 

Bemühungen in ähnliche Richtung zu denken und zu handeln. Um allerdings 

einer entsprechenden Beratungspraxis die notwendige inhaltliche Substanz zu 

ermöglichen und geeignete methodische Zugänge zur Verfügung zu stellen, 

bedarf es einer umfassenden Reflexion, die haltbares Wissen aus vielfältigen 

Quellen heranzieht. 

Mit diesem hier vorliegenden Band wollen wir dazu einen weiteren Beitrag 

leisten. Nach der Grundlegung im ersten Band haben wir in diesem zweiten 

Band die Umsetzung in die Beratungspraxis in den Vordergrund gestellt. Daher 

haben wir Kolleginnen und Kollegen eingeladen, aus ihrer jeweiligen Praxis zu 

berichten und ihre Konzepte zu präsentieren. Wir wollen damit eine möglichst 

breite thematische, konzeptionelle und methodische Vielfalt in den Herangehensweisen 

vorstellen – und damit zu individuellen Weiterentwicklungen 

anregen. Der gemeinsame Nenner ist der Bezug auf unsere konzeptionelle 

Grundlegung, wie wir sie in den Thesen des ersten Kapitels zusammengefasst 

haben. 

Wir danken den Autorinnen und Autoren für ihre interessierte Mitarbeit 

und hoffen, mit diesem Buch einen weiteren Beitrag zur Professionalisierung 

des Coachings leisten zu können. 

Christoph Schmidt-Lellek 

Ferdinand Buer 








Christoph Schmidt-Lellek und Ferdinand Buer 

1.1 Die Verbindung der verschiedenen Lebensdimensionen 

im Life-Coaching 

Das Beratungsformat Coaching dient dazu, Menschen in ihren Arbeitsbezügen 

zu unterstützen. Der Anlass bzw. der Ausgangspunkt für ein Coaching sind 

in der Regel berufsbezogene Probleme, Konflikte sowie Entwicklungswünsche 

eines Klienten, die in dem aus der unmittelbaren Arbeitswelt herausgehobenen 

Freiraum des Coachings mit einem kompetenten Gesprächspartner reflektiert 

werden sollen.Aber alle Konflikte und Probleme, mit denen wir es im Coaching 

zu tun haben, stehen in engeren und weiteren Kontexten, die an der jeweiligen 

Konstellation im Arbeitsleben beteiligt sind. Wie in jeder Beratung geht es im 

Coaching zunächst darum, die häufig sehr eng geführte Fokussierung auf das 

mitgebrachte Problem zu verändern, indem der Blick geweitet wird. Dadurch 

sollen nicht nur andere Wahrnehmungen des Problems, sondern auch andere 

Deutungen und Bewertungen ermöglicht werden, die schließlich veränderte 

Verhaltensweisen ermöglichen können. Es sollen dadurch auch Ressourcen 

und Interessen des Klienten in den Blick geraten, an die anzuknüpfen sich 

lohnt; denn gerade auch in anderen Lebensbereichen jenseits der Arbeit sind 

oft Kraftquellen vorhanden, die dem Klienten helfen können, seine Arbeitsproblematik 

besser zu bewältigen. 

Dieser ganz allgemeinen, grundlegenden Feststellung versuchen wir im Life- 

Coaching dadurch zu entsprechen, dass wir den Blick ausgehend von der jeweiligen 

Fragestellung auf das Lebensganze ausweiten. Damit soll und kann das 

zu erörternde Problem aus den größeren Lebenszusammenhängen der einzelnen 

Person verstanden und mit ihren übergreifenden Zielen in Verbindung 

gebracht werden. Zwar verlangt jede Problembearbeitung ein gewisses Maß 

an Komplexitätsreduktion, um überhaupt handhabbar zu werden. Zugleich ist 

aber auch eine Ausweitung des Verstehenshorizonts in verschiedene Richtungen 

vonnöten, um eine zu enge Problemfokussierung überwinden zu können. 

In der Praxis begegnet dem Coach häufig eine starke Engführung der Wahrnehmung 

der Klienten auf das, was als relevant gilt: Der größte Teil des Lebens 

wird dann der beruflichen Arbeit geopfert, und es scheint »nichts anderes von 

Wert« zu geben, das neben der Arbeit bestehen könnte (Seel, 1999, S. 149): 

Familie, Verwandtschaft, Freundschaft, kulturelle und politische Aktivitäten 





stellen dann offenbar keinen Wert für sich dar, sondern sollen allenfalls dazu 

dienen, das berufliche bzw. wirtschaftliche Funktionieren zu unterstützen und 

zu stabilisieren, es aber auf keinen Fall stören. Dem entspricht ein verbreitetes 

Vermeidungsverhalten gegenüber übergreifenden Fragestellungen. 

Im Life-Coaching geht es also darum, Fragen zu stellen, die über die mitgebrachten 

Horizonte des Wahrnehmens und des Verstehens hinausführen, 

und damit Zusammenhänge herzustellen und erlebbar zu machen. Da alle 

Lebens- und Erlebensbereiche sich wechselseitig durchdringen, lohnt es sich, 

im Interesse eines gelingenden Arbeitslebens und eines gelingenden Lebens 

insgesamt die Perspektiven des Lebensganzen mitzubedenken und gegebenenfalls 

zu bearbeiten. 

Eine solche Perspektivenerweiterung kann nun in verschiedene Richtungen 

gehen: in die Länge (die Zeitperspektive), in die Breite (die verschiedenen 

Lebensbereiche) und in die Tiefe (die existenzielle Dimension von Sinn, Glück 

und Moral).Die Zusammengehörigkeit dieser drei Dimensionen wird in einem 

Gedicht von Friedrich Schiller (»Sprüche des Konfuzius«, 1799) auf treffende 

Weise zum Ausdruck gebracht: 

Dreifach ist des Raumes Maß: 

Rastlos fort ohn’ Unterlaß 

Strebt die Länge; fort ins Weite 

Endlos gießet sich die Breite; 

Grundlos senkt die Tiefe sich. 

Dir ein Bild sind sie gegeben: 

Rastlosvorwärtsmußtdustreben, 

Nie ermüdet stille stehn, 

Willst du die Vollendung sehn; 

Mußt ins Breite dich entfalten, 

Soll sich dir die Welt gestalten; 

In die Tiefe mußt du steigen, 

Soll sich dir das Wesen zeigen. 

Nur Beharrung führt zum Ziel, 

NurdieFülleführtzurKlarheit, 

Und im Abgrund wohnt die Wahrheit. 

(Schiller, 1959, S. 1033 f.) 

Die in diesem Buch versammelten Beiträge mögen die besagte »Fülle« repräsentieren, 

aber gewiss nicht vollständig abbilden. Sie thematisieren unterschiedliche 

Dimensionen und zeigen auch an vielen Stellen ihr Ineinanderwirken. 

Sie mögen die Leser(innen) dazu einladen, eine je persönliche Fülle 

anzustreben sowie vielleicht aufgrund eigener Praxiserfahrungen Aspekte zur 

Konzeptentwicklung zu erarbeiten, die weitere Horizonterweiterungen eröff- 




Zusammenfassende Thesen zum Life-Coaching 15 

nen können. Dies bleibt ein nicht abschließbarer, offener Prozess der Fortentwicklung 

und soll es bleiben. 

1.2 Zusammenfassende Thesen zum Life-Coaching 

Im Folgenden präsentieren wir nun eine kurze Zusammenfassung der in 

unserem Grundlagenwerk (Buer u. Schmidt-Lellek, 2008) erarbeiteten Konzepte 

zum Life-Coaching, die den Ausgangspunkt für die Autor(inn)en dieses 

Sammelbands darstellen. 

Unser Konzept soll die Diskussion um die Professionalisierung des Beratungsformats 

Coaching voranbringen. Das »Chamäleon«-Label Coaching 

wurde inzwischen durch wissenschaftlich fundierte Reflexionsprozesse in 

einen seriösen Begriff verwandelt. Er meint dann »die professionelle Beratung, 

Begleitung und Unterstützung von Personen mit Führungs- und Steuerungsfunktionen 

und von Experten in Organisationen« (DBVC, 2010, S. 18). 

Unter dem Dach dieses allgemeinen Coaching-Begriffs lassen sich nun verschiedene 

weitere Coaching-Begriffe platzieren, die besondere Akzente in den 

Vordergrund stellen, wie etwa »Business-Coaching« oder »Executive Coaching«. 

So wollen auch wir, indem wir das auf dem Beratungsmarkt verbreitete 

Chamäleon-Label »Life-Coaching« aufgreifen, einen besonderen Akzent setzen, 

weil es auf etwas verweist, das bisher zu wenig beachtet wurde: Wir gehen 

davon aus, dass hinter den Arbeitsthemen von Fach- und Führungskräften oft 

Lebensthemen stecken, die ebenfalls im Coaching aufgegriffen werden müssen, 

wenn die Bearbeitung der Arbeitsthemen nachhaltig gelingen soll. 

Die professionelle Verantwortung von Coaches verlangt daher nach einer 

möglichst breiten Wissensbasis, um diesen umfassenden Fragen angemessen 

begegnen zu können. Daher soll nicht nur das relevante Wissen verschiedener 

Wissenschaften, sondern auch das einschlägige Wissen der Philosophie sowie 

das Praxiswissen verschiedener Beratungsverfahren herangezogen werden. 

Der Bezugsrahmen unseres Konzepts von Life-Coaching ist die arbeitsweltbezogene 

Beratung für Fach- und Führungskräfte. Life-Coaching wird hier also 

nicht als eine allgemeine Lebensberatung für jedermann verstanden, wie es 

mancher Sprachgebrauch nahelegt, auch nicht als eine Sonderform des Coaching. 

Sondern es handelt sich um eine Ausweitung der Perspektiven, die in jedem 

professionellen Coachingprozess bedeutsam sein können. 

Die maßgebende Intention des Life-Coachings liegt darin, neben den 

Arbeitsfunktionen die Person als ganze in den Blick zu nehmen. Denn ein 

wesentliches »Instrument« des Handelns von Fach- und Führungskräften ist 

die eigene Person – mit den individuellen Fähigkeiten, Neigungen, lebensgeschichtlich 

erworbenen Erfahrungen und Kompetenzen,Stärken und Schwä- 





chen und auch mit den jeweiligen Krisen. Dieses »Instrument« zu pflegen, zu 

schützen und weiterzuentwickeln, dient nicht allein dem individuellen Wohlbefinden, 

so wichtig dieses auch ist, sondern vor allem auch der Qualität und 

dem dauerhaften Erfolg beruflichen Handelns. 

Nun verlangt aber unser Konzept nicht eine unbegrenzte Ausweitung des 

Hintergrundswissens eines Coachs. Es geht vielmehr darum, Koordinaten 

einzuführen, die hinter den eingebrachten Arbeitsthemen bedeutsame neue 

Dimensionen eröffnen. Dann erfolgt die Ausweitung der Coachingthemen in 

zwei Richtungen: 

1. Horizontale Ausweitung: Die arbeitsweltbezogenen Fragestellungen werden 

nicht für sich allein, sondern im Kontext der ganzen Lebensumstände und 

der Lebensplanung des Coachingklienten betrachtet. Dazu gehören in der 

»Länge« die biografischen Perspektiven der Lebensspanne und die lebenslange 

Entwicklung der Persönlichkeit sowie in der »Breite« die verschiedenen 

Lebensbereiche mit ihren wechselseitigen Wirkungen. 

2. Vertikale Ausweitung: Life-Coaching richtet sich auf den ganzen Menschen 

in allen seinen Dimensionen, mit Körper, Seele und Geist; das heißt es 

bemüht sich nicht allein um Erfolg, Effektivität und Effizienz der Arbeit 

des Coachingklienten (Wirkung nach außen), sondern auch darum, wie 

die berufliche Arbeit emotional erlebt und verarbeitet wird (Wirkung nach 

innen). Man kann auch sagen, dass im Life-Coaching Personalentwicklung 

(berufliche Funktionen innerhalb von Arbeitsorganisationen) und Personenentwicklung 

(z. B. übergreifende Lebensziele, Erfahrung von Sinn und 

Glück auch durch berufliche Arbeit) aufeinander bezogen und ihre jeweiligen 

Intentionen aufgegriffen werden. Denn Rolle und Person sind zwar 

zu unterscheiden, aber niemals vollends zu trennen. Mit dieser erweiterten 

Perspektive kann Life-Coaching jeglichem Coaching eine existenzielle 

Dimension geben. 

Coaches benötigen für ihre Praxis daher neben einem explikativen und einem 

praxeologischen Wissen ein breites Orientierungswissen, um mit solchen existenziellen 

Fragen kompetent umgehen zu können. In unserem Buch »Life- 

Coaching« (2008) werden daher auch philosophische oder literarische Wissensquellen 

herangezogen. Diese stellen jedoch keine Rezepte oder »Tools« dar, 

die man nur anwenden müsste, sondern sie sollen zu einer Auseinandersetzung 

mit eigenen Existenzfragen einladen, um dann in der Beratungspraxis andere 

bei der Auseinandersetzung mit diesen Fragen begleiten und unterstützen zu 

können. Dazu müssen die (z. T. sehr alten) Wissensquellen, die hier herangezogen 

werden, in einem hermeneutischen Übersetzungsprozess für heutige 

Fragehorizonte verstehbar und anwendbar gemacht werden. 

Dieses Orientierungswissen kann jedoch keine verbindlichen Maßgaben für 

gutes oder richtiges Leben bieten, wie es traditionale Wertesysteme intendiert 




Zusammenfassende Thesen zum Life-Coaching 17 

haben. Denn die Vorstellungen von Sinn und Glück bzw. »gelingendem Leben« 

sind heute in hohem Maße individuell determiniert (vgl. die Diskussionen um 

die »Postmoderne«). Ein Orientierungswissen kann vielmehr dazu dienen, sich 

ein methodisches Rüstzeug zu eigen zu machen, mit dem die Bedingungen für 

ein gelingendes Leben sinnvoll reflektiert werden können. So ist eine ethische 

Kompetenz vor allem darin zu sehen, mit Wertekonflikten verantwortlich 

umgehen zu können bzw. erstrebenswerte Ziele für die eigene Lebensführung 

herauszufinden. 

Vordergründige Anlässe für ein Coaching von Fach- und Führungskräften 

sind meistens Krisen oder Schwierigkeiten im Umgang mit sich selbst oder mit 

anderen (Mitarbeitern, Geschäftspartnern, Klienten), Unsicherheiten in der 

beruflichen Entwicklung (Karriere) oder in der Positionierung in der jeweiligen 

Organisation, grenzwertige Belastungen durch die Menge oder die Inhalte des 

beruflichen Tuns (Wertekonflikte, Burnout-Gefährdung) oder auch ein Verlust 

der Balance zwischen den verschiedenen Lebensbereichen sowie ein Wunsch 

nach Veränderung und Weiterentwicklung. 

Solche Krisen werden heute häufig durch eine erhebliche Labilisierung der 

Positionen in den Organisationen mitbedingt. Die neuen entformalisierten 

Organisationsformen geben Führungskräften wie Mitarbeitern einerseits viel 

Gestaltungsraum, andererseits aber wenig Stabilität. Die einzelnen Personen 

müssen die Organisation mit ihrer individuellen Dynamik und mit ihrer Disziplin 

selbst stabilisieren (»Selbstmanagement«). Damit rücken Fragen der 

selbstverantwortlichen Arbeits- und Lebensgestaltung in den Vordergrund, auf 

die die wenigsten vorbreitet sind. 

Coaching bietet mit der Perspektive des Life-Coachings einen Freiraum,die 

in diesem erweiterten Fragenhorizont auftauchenden Themen mit einem kompetenten 

Gesprächspartner zu reflektieren und individuell passendeAntworten 

zu erarbeiten. Die Aufgabe des Coachs besteht dabei nicht darin, dem Klienten 

gültige Lösungen beizubringen, sondern methodisches und inhaltliches Orientierungswissen 

zur Verfügung zu stellen, das die eigene Auseinandersetzung 

und die eigenen Suchbewegungen unterstützen kann. 

Auf diesem gemeinsamen Weg werden Coach und Coachingklient aber auch 

auf Bilder eines guten, eines gelingenden, eines geglückten Lebens stoßen. Das 

Streben nach Glück (»pursuit of happiness«) kann dann einer Veränderungsdynamik 

eine Richtung geben und eine Kraft, auf diesem Weg auch voranzuschreiten. 

Es fragt sich dann, wie Leben und Arbeit gestaltet werden müssen, 

damit diese ganz persönliche Version von Glück verwirklicht und erlebbar 

gemacht werden kann. 

So geht es im Life-Coaching zweifellos um die Auseinandersetzung mit 

schwierigen Entscheidungen. Es geht aber auch um das Entdecken und Aktivieren 

machtvoller Kraftquellen. Ziel muss es dann sein, aus dieser Kraft heraus 

und mit dieser Vision einen Lebensstil zu gestalten, der als erfüllend, als 





gelungen betrachtet werden kann. Ein wichtiger Teil dieses Lebensstils muss 

eine sinnvolle und beglückende Arbeit sein. Arbeitszufriedenheit zeigt sich 

dann nicht nur darin, dass die Arbeit auf eine bejahenswerte Weise gemacht 

werden kann, sondern vor allem darin, dass gute Resultate erreichbar sind. 

Dieses Interesse am Gelingen der jeweiligen Fach- bzw. Führungstätigkeit ist 

ein entscheidender Motor für Veränderungsprozesse, die nicht nur die beteiligten 

Personen, sondern auch die Organisation insgesamt zufriedenstellen kann. 

Life-Coaching soll diesen Horizont eröffnen, Wege dahin zeigen und Motivation 

aktivieren, diese Wege auch zu gehen. 

Die Auseinandersetzung mit diesen Fragen sowie die Herausarbeitung sinnvoller 

und angemessener Lebens- und Arbeitsstile verlangen nach dem Einsatz 

einer spezifischen Praxeologie. Diese kann sich an einem etablierten 

Beratungsverfahren orientieren, wie etwa der Transaktionsanalyse oder der 

Themenzentrierten Interaktion. Sie kann aber auch ein Set unterschiedlicher 

Arrangements und Techniken nutzen, die der spezifischen Thematik und dem 

spezifischen Arbeitsbündnis angemessen sind. 

1.3 Die aktuelle Diskussion zum Konzept »Life-Coaching« 

Nach Erscheinen des Grundlagenwerks haben einige Autor(inn)en das Konzept 

aufgegriffen und explizit in ihre Überlegungen einbezogen (z. B. Schreyögg, 

2008; Wascher u. Wascher, 2009; Heller, 2010). Schmidt-Lellek hat 2010 ein 

Themenheft der OSC zum Thema »Life-Coaching« herausgebracht mit Beiträgen 

von Kimmle, Pühl, Schreyögg, Migge und Schmid. Darüber hinaus 

hat Schmidt-Lellek Aspekte dieser Perspektive auch in den umfassenden Sammelband 

von Birgmeier zum aktuellen Coachingwissen eingebracht (Schmidt- 

Lellek, 2009). Buer hat vor allem die Auseinandersetzung mit Glück und Moral 

im Life-Coaching weiterentwickelt (Buer, 2009a; 2009b; 2009c; 2010). 

Das Konzept wurde aber auch kontrovers diskutiert (Coaching-Magazin 

1/2010). Anscheinend löst die Erweiterung des Blicks auf das Lebensganze mit 

seinen horizontalen und vertikalen Dimensionen bei einigen Coaches Verunsicherung 

aus, wo man doch gerade meint, das Coaching passend eingegrenzt 

zu haben. Auch scheint der Begriff »Life-Coaching« Assoziationen an so manches 

unseriöse Angebot aus der Esoterik-Branche zu wecken. Gegen solche 

Befürchtungen der Entgrenzung und der Trivialisierung hilft aber kein Berührungsverbot, 

sondern nur eine seriöse Konzeptualisierung. Und genau darum 

geht es uns. 

Unser Konzept hat aber nicht nur im Fachdiskurs Anklang gefunden. Es 

wurde auch in ein konkretes Angebot für Führungskräfte transformiert, das als 

»Life Executive Coaching« in einem Gesundheitszentrum in Tirol im Rahmen 




Wissenssorten für die Beratung 19 

der Regenerations- und Präventionsmedizin genutzt werden kann. Zu den 

Effekten liegt inzwischen eine erste empirische Studie vor (Drexler, Wieser u. 

Netzer, 2011). 

1.4 Wissenssorten für die Beratung 

Jedes Beratungskonzept (so auch eines des Life-Coachings) muss – wenn 

es umfassendes Wissen nutzen will – drei Wissenssorten integrieren (siehe 

Tabelle 1): Orientierungswissen, Erklärungswissen und Verfügungswissen. 

Das Orientierungswissen wird durch philosophische Reflexion bzw. religiöse 

Glaubenserfahrung gewonnen. Wir bewegen uns in der vertikalen Dimension 

unserer Betrachtung. Das Erklärungswissen ergibt sich aus dem Studium 

wissenschaftlicher Forschungsergebnisse und Theorien. DasVerfügungswissen 

wird primär aus den reflektierten Erfahrungen der eigenen Praxis 

sowie durch Auseinandersetzung mit veröffentlichten Praxisberichten von 

Kolleg/-innen erarbeitet. Formate und Verfahren systematisieren das Erfahrungswissen 

zu Praxeologien, verdichten es gelegentlich zu Erklärungswissen 

und explizieren auch dahinter stehendes Orientierungswissen (wie z. B. 

die Verfahren: Psychodrama, Individualpsychologie, Rational-Emotive Verhaltenstherapie, 

Logotherapie, Transaktionsanalyse, Themenzentrierte Interaktion, 

Gestalttherapie usw.). 

Orientierungswissen ist das Ergebnis von Reflexionsprozessen über Erfahrungen, 

wissenschaftliches Wissen und philosophische bzw. religiöse Aussagen. 

Es kann dadurch kritisiert werden, dass nachgewiesen wird, dass 

der Reflexionsprozess nicht stringent ist oder die Wissensgrundlagen unzureichend 

sind. Da dieses Wissen das Orientierungswissen des Lesers betrifft, 

kann es auch abgelehnt werden, wenn es dessen Überzeugungen widerspricht. 

Eine solche Ablehnung ist zwar verständlich, widerlegt aber nicht die vorgelegte 

begründete Position. Wissenschaftliches Wissen kann dadurch kritisiert 

werden, dass Fehler in der Forschungsweise nachgewiesen werden oder dass 

die Ergebnisse anderem korrekt gewonnenen wissenschaftlichen Wissen widersprechen. 

Erfahrungswissen anderer kann durch andersartige eigene Erfahrungen 

infrage gestellt werden. 

Da ein Beratungskonzept wie das des Life-Coachings alle drei Wissenssorten 

miteinander kombinieren muss, können die Texte, die das versuchen, oft heterogen 

wirken. So auch die Beiträge in diesem Buch. Der Leser muss sich dann 

darüber klar werden, mit welcher Wissenssorte er es jeweils zu tun hat. Orientierungswissen, 

Erklärungswissen und Verfügungswissen folgen einer je eigenen 

Logik und müssen dementsprechend unterschiedlich geprüft und rezipiert 

werden. So können dichterische, philosophische, gar religiöse Texte nicht mit 





Tabelle 1: Die drei Wissenssorten der Beratung (nach Buer) 

Orientierungswissen 

Überzeugungen 

(»beliefs«) 

führen zu Haltungen 

Erklärungswissen 

Interpretationsfolien 

führen zu Wissen 

Verfügungswissen 

praxeologische 

Handlungsmodelle 

führen zu Können 

Frage Wissensformen Wissensquellen Wissensgemeinschaften 

Was soll ich 

tun? 

Wie erkläre 

ich, was mir 

begegnet? 

Wie kann 

ich mit dem 

Erkannten 

umgehen? 

Philosophien, 

insbes. Ethik 

Religionen 

Reflexion 

Glaube 

(»faith«) 

Scientific 

Communities 

Religionsgemeinschaften 

Wissenschaften Forschung Scientific 

Communities 

Formate 

Welchen 

Arbeitsrahmen 

muss ich setzen? 

Verfahren 

Wie gehe ich 

in diesem 

Rahmen vor 

(Know-how)? 

Erfahrung 

Erfahrung 

Professional 

Communities: 

Berufsverbände 

Professional 

Communities: 

Fachverbände 

den Maßstäben der Wissenschaft, wissenschaftliche Texte nicht mit den Anforderungen 

der Praxis oder Praxisberichte nicht mit den Maßstäben wissenschaftlicher 

Forschung sinnvoll beurteilt werden (Buer, 2008). 

1.5 Struktur und Inhalt des Buches 

Das Buch umfasst drei Teile: Zunächst präsentieren wir Herausgeber im Teil I 

unser Konzept noch einmal konzentriert auf dem neuesten Stand: Das zweite 

Kapitel (Schmidt-Lellek) bietet einen Überblick über die Themen der »horizontalen 

Dimension«, das heißt biografische Fragestellungen über die ganze 

Lebensspanne (Perspektiven der »Länge«) sowie Fragestellungen, die sich aus 

dem Nebeneinander der verschiedenen Lebensbereiche ergeben (Perspektiven 

der »Breite«). Die Aufgabe im Life-Coaching besteht darin, diese Fragestellungen 

miteinander in Verbindung zu bringen und einen Lebensstil zu gestalten, 

der dies ermöglicht. Im dritten Kapitel (Buer) wird eine ethische Orientierung 

für berufliches Handeln formuliert (Perspektiven der »Tiefe«); es wird gezeigt, 

dass eine reflektierte Wertorientierung eine Voraussetzung für ein langfristig 

gelingendes Arbeitsleben und für ein glückliches Leben insgesamt darstellt. 




Struktur und Inhalt des Buches 21 

Im Teil II werden weitere Verfahren des Life-Coachings vorgestellt, er bietet 

also eine Erweiterung des Teils IV unseres Grundlagenwerks mit den Ansätzen 

aus dem Psychodrama, der Individualpsychologie, der Rational-Emotiven 

Therapie und der Logotherapie. Im vierten Kapitel präsentiert nun Günther 

Mohr die Transaktionsanalyse (TA) und deren Modell einer integrierten 

persönlichen Professionalität. Diese wird anhand von sechs Dimensionen 

im Hinblick auf die Praxis des Life-Coachings entfaltet: Menschenbild, Persönlichkeit 

und Unterschiedlichkeit, Beziehung und Kommunikation, Kontext 

und Systembezug, Entwicklung und Veränderung sowie Professionsmethoden. 

Arnulf Greimel (Kapitel 5) erläutert das Potenzial der Themenzentrierten Interaktion 

(TZI) für das Life-Coaching, indem er nach einer kurzen Darstellung 

der Grundkonzepte der TZI insbesondere das Konzept des »kollegialen Coachings« 

hervorhebt, in welchem die interaktionelle und kohäsive Stärke der TZI 

zur Wirkung kommt. Weitere für den Coachingprozess relevante Konzepte 

sind das Strukturmodell, die Dynamische Balance, die Chairpersonship und 

das Leitungsverständnis der TZI. Johannes Fischer (Kapitel 6) fragt sodann: 

Was kann philosophisches Denken im Life-Coaching leisten? Das Ziel ist generell 

ein lebendiges Denken des Klienten über sein Dasein, sein Leben und seine 

Situation. Dazu dient dem Autor ein existenziell-phänomenologischer Ansatz 

(im Anschluss an Merleau-Ponty), der in einigen Aspekten methodisch und 

inhaltlich expliziert wird. 

In Teil III werden dann vielfältige Beispiele dafür dokumentiert, wie Coaches 

mit bestimmten Fragen, die sich in ihrer Arbeit hinter den Arbeitsthemen 

ihrer Klienten aufgetan haben, umgegangen sind bzw. konzeptionell umgehen. 

Dies kann die horizontale oder die vertikale Erweiterung oder auch beide 

zugleich umfassen. Matthias Lauterbach und Heike Hoppe (Kapitel 7) betonen 

in ihrem Ansatz zum Gesundheitscoaching den Zusammenhang des Erlebens 

von Stimmigkeit und Sinnhaftigkeit mit Gesundheit und beschreiben dementsprechend 

deren Fehlen als Ursache von Krisen. Heinrich und Ute Hagehülsmann 

(Kapitel 8) illustrieren anhand von drei ausführlichen Falldarstellungen, 

wie die persönlichen Handlungsmuster als ausschlaggebende Komponente für 

Erfolg oder Misslingen zu begreifen und zu bearbeiten sind. Insofern sind 

arbeitsbezogene Themen als »Lebensthemen« zu begreifen. Anette Suzanne 

Fintz (Kapitel 9) befasst sich mit der Sinnorientierung, die mehr als nur einen 

zahlenorientierten Erfolg beinhalten soll. Da Sinn die Erfahrung, über sich 

selbst hinaus zu wirken, bedeutet, ist das Sinnstreben kein Luxus, sondern 

Grundlage jeglichen beruflichen Handelns. Wie diese Fragen im Coaching 

bearbeitet werden können, wird in einigen Fallstudien illustriert. Björn Migge 

(Kapitel 10) greift ein weiteres häufig aus dem professionellen Bewusstsein ausgeklammertes 

Thema auf, nämlich die Bedeutung von Spiritualität. Er betont, 

dass Spiritualität gelegentlich auch im Coaching »mit Herz und Verstand« dis- 





kutiert werden kann, da es sich ebenso wie bei der Sinnorientierung um ein 

grundlegendes Lebensthema handelt. 

Während die zuvor genannten Kapitel vorrangig der »vertikalen Ausweitung« 

des Life-Coachings (der »Tiefe«) zuzuordnen sind, werden in den folgenden 

Kapiteln Themen der »horizontalen Ausweitung« (der »Länge« und 

der »Breite«) erörtert. Astrid Schreyögg greift zwei Fragestellungen auf, die 

zwar dem privaten, familiären Lebensbereich angehören, aber auf das Berufsleben 

beträchtliche Auswirkungen haben können. Im elften Kapitel werden 

Prägungen durch die Erfahrungen in der Herkunftsfamilie erörtert, da zum 

Beispiel die Familienkonstellationen die Denk-, Fühl- und Verhaltensmuster 

stark beeinflussen. So kann die Position in der Geschwisterreihe im Rahmen 

einer Karriereberatung oder eines Konfliktcoachings wertvolle Hinweise zum 

Verstehen sowie im Hinblick auf Entscheidungen bieten. Das zwölfte Kapitel 

ist einem häufig konflikthaften Aspekt in der Lebensplanung bzw. der Lebensbalance 

gewidmet, wenn zwei gut ausgebildete Ehepartner ihre beiden Karrieren 

in Einklang zu bringen versuchen. »Doppelkarrierepaare« haben einen 

erhöhten Abstimmungsbedarf,um die verschiedenen Lebensbereiche zwischen 

beruflichem und familiärem Leben unter ein Dach bringen zu können. Auch 

im folgenden Kapitel befasst sich Monika Klinkhammer (Kapitel 13) mit den 

Fragen der Lebensbalance, und zwar unter den spezifischen Bedingungen 

im Wissenschaftsbereich. Wissenschaftskarrieren sind in besonderem Maße 

durch Hochleistung und zugleich durch Ungewissheit charakterisiert, was den 

Coaches ein entsprechendes Wissen um diese Dynamiken abverlangt. Bernd 

Schmid (Kapitel 14) erörtert sodann einen weiteren Aspekt der Prägung durch 

die Herkunft, die sich im Arbeitsleben förderlich oder hinderlich auswirken 

kann, nämlich durch das jeweilige Milieu, in dem ein Mensch aufgewachsen 

ist. Anhand einer ausführlichen Fallstudie wird die Mächtigkeit der Milieuprägung 

aufgezeigt. Ein Fragenkatalog kann Coaches bei der Wahrnehmung 

von milieubedingten Mustern und beim professionellen Umgang damit unterstützen. 

Zum Abschluss präsentiert Lisa Tomaschek-Habrina (Kapitel 15) einen 

Einblick in die Arbeit mit dem »inneren Team«, das heißt mit den verschiedenen 

Anteilen,Bedürfnissen und Motivationen,die ein Mensch in sich vorfinden 

kann. Es geht darum, ihnen einerseits eine Stimme zu geben und sie in ihrem 

jeweiligen Wert anzuerkennen; andererseits soll der bewusste Wille der Person 

die Führungsrolle in Anspruch nehmen, damit eine Lebensbalance gelingen 

kann. 




Literatur 23 

Literatur 

Buer, F. (2008). Erfahrung – Wissenschaft – Philosophie. Drei Wissenssorten zur Konzipierung 

von Supervision und Coaching. In H. Krall, E. Mikula, W. Jansche (Hrsg.), 

Supervision und Coaching. Praxisforschung und Beratung im Sozial- und Bildungsbereich 

(S. 223–238). Wiesbaden: VS Verlag. 

Buer, F. (2009a). Worum es in der Beratung von professionals im Grunde geht: Sinnfindung 

in der Arbeit durch verantwortetes Streben nach Glück. In H. Pühl (Hrsg.), 

Handbuch Supervision und Organisationsentwicklung (3. Aufl., S. 66–71). Wiesbaden: 

VS Verlag. 

Buer, F. (2009b). Warum es im Coaching nicht nur um Erfolg, sondern auch um Moral 

und ein glückliches Leben geht. Coaching-Magazin, (2), 50–55. 

Buer, F. (2009c). Von Darwin lernen. Coaching im struggle for life. Organisationsberatung, 

Supervision, Coaching (OSC), 16 (4), 447–454. 

Buer, F. (2010). Das Böse und das Glück. Oder: Warum Life-Coaching so spannend 

sein kann. Organisationsberatung, Supervision, Coaching (OSC), 17 (1), 87–104. 

Buer, F., Schmidt-Lellek, C. (2008). Life-Coaching. Über Sinn, Glück und Verantwortung 

in der Arbeit. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht. 

Coaching-Magazin 1/2010, Rubrik: Pro + Kontra: Life-Coaching. Günter Mohr: Plädoyer 

für einen weit gefassten Coaching-Begriff (S. 44); Elke Berninger-Schäfer: 

Ein irreführendes Label (S. 45). 

Deutscher Bundesverband Coaching – DBVC (2010). Leitlinien und Empfehlungen für 

die Entwicklung von Coaching als Profession. Kompendium mit den Professionsstandards 

des DBVC (3. erweiterte Aufl.). Osnabrück: DBVC Geschäftsstelle. 

Drexler, A., Wieser, A., Netzer, C. (2011). Effekte von »Life-Coaching« für Führungskräfte 

in einem Gesundheitszentrum. Organisationsberatung, Supervision, Coaching 

(OSC), 18 (2), 181–194. 

Heller, G. (2010). Business Coaching – nicht nur fürs Business. Inwieweit wird durch 

Business-Coaching auch eine allgemeine Entwicklung der Persönlichkeit verfolgt? 

Organisationsberatung, Supervision, Coaching (OSC), 17 (4), 335–346. 

Kimmle, A. (2010). Business- oder Life-Coaching: Ist das die richtige Frage? Organisationsberatung, 


Pühl, H. (2010). Wenn im Coaching die Paardynamik die Oberhand gewinnt. Organisationsberatung, 


Schiller, F. (1959). Dramen und Gedichte (hrsg. von der Deutschen Schillergesellschaft). 

Stuttgart: E. Schreiber. 

Schmidt-Lellek, C. (2009). Life-Coaching als Anleitung zur Selbstsorge. In B. Birgmeier 

(Hrsg.), Coachingwissen. Denn sie wissen nicht, was sie tun? (S. 323–335). 

Wiesbaden: VS Verlag. 

Schmidt-Lellek, C. (Hrsg.) (2010). Life-Coaching. Themenheft Organisationsberatung, 

Supervision, Coaching (OSC), 17 (1). 

Schreyögg, A. (2008). Coaching für die neu ernannte Führungskraft. Wiesbaden: VS 

Verlag. 

Schreyögg, A. (2010a). Life-Coaching von Frauen um die 30. Organisationsberatung, 





24 Literatur 

Schreyögg, A. (2010b). Ist Coaching reine Prozessberatung oder sind hier auch andere 

Beratungsmodelle relevant? Organisationsberatung, Supervision, Coaching (OSC), 

17 (2), 119–132. 

Seel, M. (1999). Versuch über die Form des Glücks. Studien zur Ethik. Frankfurt a. M.: 

Suhrkamp. 

Wascher, P., Wascher, D. (2009). Interkulturelle Kommunikation als Voraussetzung für 

interkulturelles Coaching unter Berücksichtigung der rumänischen Kultur. Organisationsberatung, 





Teil I: 

Dimensionen der Life-Coachings

Life-Coaching in der Praxis - Vandenhoeck & Ruprecht

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