Bulletin ProSpecieRara Die Osterfee ist zurück
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<strong>ProSpecieRara</strong> | Weihnachtsbulletin 2009<br />
Manchmal kehrt die Zeit zurück –<br />
und mit ihr auch eine Kartoffel<br />
Sorten gelangen oft auf ganz eigentümliche<br />
Weise zu <strong>ProSpecieRara</strong>. Orlando<br />
Schmid, Bio-Bauer aus Ausserberg VS,<br />
erzählt die Geschichte des ‹Fläcklers›.<br />
«Spät abends klopfte es an unsere Haustüre.<br />
Klar und kräftig. Eine alte Frau, die<br />
neben uns wohnte, stand vor der Tür,<br />
in schwarzen Kleidern und zwischen den<br />
knochigen Fingern hielt sie etwas Knolliges.<br />
Ich dachte, sie brauche meine Hilfe.<br />
Doch sie sagte nur: «Ich will dir etwas<br />
geben», und legte eine erdverkrustete<br />
Knolle in meine Hand. «A Fläckler.» So<br />
nannten die Aussenberger den «Härpfli»<br />
mit den typisch weinroten Flecken auf<br />
der hellen Schale, den sie während Jahrzehnten<br />
in den kargen Äckern gepflanzt<br />
und geerntet hatten.<br />
<strong>Die</strong> Frau erzählte mir, dass sie diese<br />
Knolle auf der Alpe Leiggern in einem<br />
Kartoffelacker gefunden hätte. Obwohl<br />
diese Kartoffelsorte schon lange nicht<br />
mehr angebaut wurde, von den neuen<br />
Sorten verdrängt, konnte sie in diesem<br />
Acker irgendwie überleben.<br />
Das Rad der Zeit drehte sich weiter, uns<br />
blieb wenig Zeit, uns um ‹Fläckler› und<br />
«andri Härpfla» zu kümmern. <strong>Die</strong> alte<br />
Frau <strong>ist</strong> schon lange tot und der ‹Fläckler›<br />
vergessen.<br />
Doch vor zwei Jahren erhielten wir einen<br />
Brief von einem uns bekannten Journal<strong>ist</strong>en,<br />
der über den Kartoffel-Schaugarten<br />
von <strong>ProSpecieRara</strong> in Flawil berichtete.<br />
Zu seinem Erstaunen fand er<br />
unter den vielen Sorten auch den ‹Fläckler›<br />
von Ausserberg, der von unserem<br />
Freund vor langer Zeit bei <strong>ProSpecieRara</strong><br />
abgegeben wurde. Umgehend telefonierte<br />
ich mit der Stiftung und erzählte<br />
die Geschichte von der alten Frau und<br />
ihrer Knolle.<br />
<strong>Die</strong> Leute von der Stiftung würden uns<br />
einige ‹Fläckler› zusenden, damit wir sie<br />
wieder pflanzen, ernten und geniessen<br />
können. Ich bin froh darum, denn so<br />
konnte ich mein Versprechen gegenüber<br />
der alten Frau einhalten.»<br />
Orlando Schmid, Ausserberg VS<br />
Foto ??????????<br />
Foto ?????????? Foto 1+2 Jan Hesse, Dresden Foto ??????????<br />
Ich sah auf die Knolle in meiner Hand,<br />
war fasziniert von den roten Flecken auf<br />
der weissen Schale, sah die wässrigen<br />
Augen der Frau, und wusste, das <strong>ist</strong> ein<br />
Vermächtnis. Ich fühlte mich irgendwie<br />
verantwortlich, dieses Geschenk zu hüten.<br />
Das war vor fast dreissig Jahren. In den<br />
folgenden Jahren pflanzten wir diese<br />
Kartoffelsorte an und ernteten auch gute<br />
Erträge. <strong>Die</strong> Arbeit auf unserem Hof<br />
nahm stetig zu, wir waren überlastet und<br />
die Gesundheit pflegte in manchen Zeiten<br />
auf D<strong>ist</strong>anz zu gehen. In dieser Zeit<br />
erzählte uns ein Freund, er würde gerne<br />
einige Knollen dieser Kartoffelsorte<br />
an seinen Heimatort mitnehmen. Dort<br />
würde er sie bei einer Stelle namens<br />
<strong>ProSpecieRara</strong>, welche sich mit alten<br />
Kartoffelsorten befasse, abgeben.<br />
Was <strong>ProSpecieRara</strong> für die Erhaltung<br />
des «Fläcklers» macht:<br />
> Absicherung des ‹Fläckler› und weiterer<br />
90 Kartoffelsorten an drei Orten in<br />
professionell geführten Sammlungen.<br />
Alle Sorten sind von Viren befreit.<br />
> Sortenvielfalt erlebbar machen in den<br />
beiden Kartoffel-Schaugärten Maran bei<br />
Arosa GR und Flawil SG. Hier können im<br />
Sommer bis zu 100 Sorten besichtigt<br />
werden<br />
> Zugang schaffen: Vom Schaugarten<br />
Flawil stehen pro Sorte jährlich 10 bis<br />
40 kg gesundes Pflanzgut zur Verfügung.<br />
Gönner und Aktive von <strong>ProSpecieRara</strong><br />
können über den Sortenfinder-Katalog<br />
jeweils bis Mitte Februar Kleinmengen<br />
an Pflanzgut bestellen.<br />
Foto ??????????<br />
Foto Michaela Zeiter<br />
▲ Das Dorf Ausserberg im Wallis. Hier begann<br />
die Reise des ‹Fläcklers›.<br />
▲ Rendez-vous mit Katze: Orlando und Liliane<br />
Schmid auf ihrem Biohof Fischerbiel<br />
▲ <strong>Die</strong> grossen Knollen des ‹Fläcklers› mit charakter<strong>ist</strong>ischen<br />
landkartenartigen Flecken.<br />
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