04 DIGITALISIERUNGSSTRATEGIE _ → Strategische Positionierung bei der Digitalisierung – welche Rolle nimmt die Digitalisierung im Unternehmen ein, welche Rolle nimmt das Unternehmen im digitalen Markt ein? Diese Positionierung in den verschiedenen Arbeitsfeldern ist unternehmensübergreifend notwendig und nicht nur von der IT zu erstellen. Die Digitalisierung ist Teil der Unternehmensstrategie. → Digitale Geschäftsmodelle – wie könnten neue Geschäftsmodelle in der Branche aussehen, wer könnten neue Wettbewerber sein? → Digitalisierung der Prozesse – die klassische Optimierung der Prozesse reicht nicht aus, viel stärker steht noch im Vordergrund, ob Papiervorgänge oder Medienbrüche den Geschäftsprozess langsam und kostspielig machen. → Integration Social Media Kommunikation – es reicht nicht in Sozialen Foren/Netzwerken aktiv zu sein, die Geschäftstätigkeit, die Prozesse müssen mit diesen Medien verbunden sein und interagieren. → Mobile Anwendungen in den Geschäftsabläufen – Abläufe nicht nur für den Consumer, sondern auch in der Arbeitswelt „mobile“ machen. Vor dem Aufbau einer Digitalisierungsstrategie, als Teil der Unternehmensstrategie, sollten folgende Fragen beantwortet werden: → Was wollen unsere Kunden wirklich? Welche Grundbedürfnisse der Kunden werden mit den eigenen Produkten und Dienstleistungen befriedigt? → Welche Kernkompetenzen des Unternehmens lassen sich auch in anderen Branchen gewinnbringend an den Markt bringen? → Wo steht heute oder zukünftig das eigene Geschäftsmodell am stärksten unter Druck? → Wo lassen sich bei bestehenden Geschäftsmodellen „Filetstücke“ herausschneiden und in ihnen brillieren? → Welche digitalen Trends beeinflussen das eigene Geschäftsmodell maßgeblich – als Risiko und Chance? → Wie lässt sich die kundenspezifische Ansprache über digitale Kanäle innovativ ausbauen? → Wie groß ist der mit der Digitalisierung verbundene Aufwand, vor allem bei der Weiterentwicklung der eigenen Informationstechnologie? → Welcher Betrag steht für Investitionen zur Verfügung, und welche Prioritäten sollten angesichts knapper Ressourcen gesetzt werden? Konsequenter Ausgangspunkt aller Überlegungen muss dabei das Grundbedürfnis des Kunden sein. Den Kunden schon vor seiner Kaufentscheidung im Sinn zu haben, dem Kundenlebenszyklus nachzuspüren und immer wieder nach dem Nutzen des eigenen Unternehmens für den Kunden zu fragen, ist der Schlüssel zum Erfolg! Folgt man der Bedürfnispyramide von Maslow, dann geht es um fünf Ebenen. 1. Selbstverwirklichung 2. Anerkennung und Wertschätzung 3. Soziale Bedürfnisse 4. Sicherheitsbedürfnisse 5. Physische Grundbedürfnisse Die erfolgreichen Unternehmen am Markt im Blick, wie amazon, facebook, Apple oder Google, die die Digitalisierung schon seit Jahren leben, sieht man die Orientierung an diesen Grundbedürfnissen des Menschen in ihren Produkten und Dienstleistungen an. Amazon zum Beispiel möchte seinen Kunden das perfekte Kauferlebnis bescheren. Jeff Bezos hat es sich zur Aufgabe gemacht, dieses über alle Sinnhaftigkeit in der Wertschöpfungskette und damit zum Teil auch interne Kosten zu stellen. Folgen wir diesem Muster, so kann Digitalisierung für Versicherungen zum Beispiel heißen, dass neue Produktentwicklungen gefordert werden, z.B. in der Tarifierung von Produkten wie „pay how you drive“. Die Risiko-Analyse zum Fahrverhalten wird in den Tarif einkalkuliert. Auch Car-Sharing oder selbstfahrende Autos erfordern neue Ansätze zur Produkt- und Tarifgestaltung in der Kfz- Versicherung. In der digitalen Welt steigt die spontane Motivation: Stellen Sie sich vor, sie sind am Flughafen zur Urlaubsreise und suchen noch schnell spontan eine Auslandsreisekrankenversicherung. Mobil auf einer Smartphone-App schließen Sie diese in drei Klicks ab. Das sind alles Beispiele für die Digitalisierung, die deutliche Anpassungen von Versicherungen im Geschäftsmodell erfordern. Digitalisierung der Prozesse - eine Reihe von Branchen ist aufgrund der disruptiven Kraft der Digitalisierung bereits massiv verändert worden (Versandhandel, Reisegeschäft, Musik-, Filmindustrie etc.). D.h. die Geschäftsprozesse haben sich z.T. nicht nur weiterentwickelt, sie wurden komplett neu designt. Bei den Prozessen hat oberste Priorität, welcher Arbeitsschritt dem Kunden einen Mehrwert stiftet und welcher nicht. Konsequent wurde der Kunde in die Prozesse einbezogen, ja manche Unternehmen sehen ihn gar konsequent als „Bearbeiter“ des eigenen Verkaufs- oder Serviceprozesses. Andere Branchen stehen vor oder befinden sich im Transformationsprozess (Automobil-, Bekleidungsindustrie etc.). Mittendrin in dieser Digitalisierungswelle befindet sich die Finanzbranche. Hier sind die Auswirkungen enorm. Die Digitalisierung in Verbindung mit der schnellen Veränderung des Kundenverhaltens führt zum Zerfall von lange Zeit als unverrückbar verstandenen Strukturen. Es verändern sich nicht nur die Vertriebswege und die Produkte, sondern komplette Geschäftsmodelle – und damit die dahinterliegenden Geschäftsprozesse. Der Filialmitarbeiter wurde „digitalisiert“, er begleitet heute oft nur noch als digitale Servicekraft im Internet. Die Filiale ist virtuell geworden und dabei ist das Ende der Entwicklung noch lange nicht erreicht. © Peopleimages / istockphoto.com <strong>aspect</strong> 2/20<strong>16</strong>
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