24.10.2016 Aufrufe

Magazin klar Nr. 18 Stiftung Brändi

Wir haben das Magazin «Klar» modernisiert. Menschen mit Behinderung haben auch an dieser Ausgabe mitgearbeitet. Das tun sie seit fast zehn Jahren. Fleissige Hände schneiden, falzen, heften, verpacken und verschicken das «Klar». Wenn Sie sich für Menschen interessieren und auch für Design und Produkte, dann lesen Sie unbedingt weiter. Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen dabei.

Wir haben das Magazin «Klar» modernisiert. Menschen mit Behinderung haben auch an dieser Ausgabe mitgearbeitet. Das tun sie seit fast zehn Jahren. Fleissige Hände schneiden, falzen, heften, verpacken und verschicken das «Klar». Wenn Sie sich für Menschen interessieren und auch für Design und Produkte, dann lesen Sie unbedingt weiter. Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen dabei.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Das <strong>Magazin</strong> der <strong>Stiftung</strong> <strong>Brändi</strong> /// Oktober 2016<br />

www.braendi.ch /// www.braendi-shop.ch<br />

Nº<strong>18</strong><br />

HANDWERK<br />

Design und Handwerk<br />

Standpunkt Der Spagat /// Ausbildung Wir bilden auch Landwirte aus<br />

Mensch Musik und Tanzen mit Leib und Seele<br />

<strong>klar</strong> Herbst 20161


Editorial<br />

Liebe Leserinnen, liebe Leser<br />

Wir haben das <strong>Magazin</strong> «Klar» modernisiert. Menschen mit Behinderung haben<br />

auch an dieser Ausgabe mitgearbeitet. Das tun sie seit fast zehn Jahren. Fleissige<br />

Hände schneiden, falzen, heften, verpacken und verschicken das «Klar». Doch vorher<br />

wird es in Kriens auf Papier gedruckt, das umweltschonend hergestellt wird<br />

und FSC-zertifiziert ist.<br />

Das «Klar» gibt einen Einblick in die Welt der <strong>Stiftung</strong> <strong>Brändi</strong>. Es öffnet die Türen<br />

zu einem Unternehmen für Menschen, das eine soziale Institution, ein Ausbildungscenter<br />

und ein leistungsfähiger Industriebetrieb ist. Ein Unternehmen mit Läden,<br />

einer Gärtnerei, Wohnhäusern und einer Belegschaft von 1 800 Personen. Die meisten<br />

Artikel im «Klar» handeln von Mitarbeitenden oder Bewohnerinnen und Bewohnern.<br />

Wenn diese Menschen in einem Artikel mitmachen, geben sie uns einen Einblick<br />

in die verschiedenen Facetten ihres Lebens. Selbst wenn wir die Zusammenarbeit<br />

mit Wirtschafts- oder Ausbildungspartnern beleuchten, der Fokus liegt auf<br />

den Menschen. Auch wenn es um Design oder Produkte geht, es geht um die Menschen,<br />

die hinter den Leistungen stehen. Unsere Mitarbeitenden identifizieren sich<br />

sehr stark mit den Auftraggebern und den Produkten. Eine brauchbare Leistung zu<br />

erbringen und stolz auf das Ergebnis zu sein, das ist eine gute Arbeit. Irgendwo dazugehören<br />

und einen geregelten Tag zu haben, kann wichtiger sein, als man denkt.<br />

Das «Klar» ist Arbeit und Information.<br />

Wenn Sie sich für Menschen interessieren und auch für Design und Produkte,<br />

dann lesen Sie unbedingt weiter. Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen dabei.<br />

Roger Aeschlimann, Leiter Fachstelle Marketing und Kommunikation


Inhaltsverzeichnis<br />

02 Editorial<br />

04 Standpunkt<br />

Kreislauf der <strong>Stiftung</strong> <strong>Brändi</strong><br />

06 Gastro<br />

Es ist wieder Marronizeit<br />

Ein süsses Marroniküchlein ergänzt mit einem<br />

erfrischenden Mandarinen-Joghurtmousse.<br />

Das neue Dessert wird im Restaurant Cayenne<br />

und bei Banketten angeboten.<br />

06 Gastro<br />

Es ist wieder Marronizeit<br />

07 Dienstleistung<br />

Qualität und Frische<br />

08 Ausbildung<br />

Vielseitige Lehre<br />

10 Dienstleistung<br />

AWB Rösslimatt<br />

12 <strong>Brändi</strong>-Produkt<br />

Magic Triland<br />

13 <strong>Brändi</strong>-Produkt<br />

Weihnachtskarten aus<br />

Willisau und Luzern<br />

08<br />

Ausbildung<br />

Vielseitige Lehre<br />

Das 1. Lehrjahr verbrachte Pascal Lüthi<br />

auf einem Hof bei Sempach. Seit August<br />

lebt und lernt er nun bei der Familie<br />

Gassmann, deren Hof am Santenberg<br />

am Wauwilermoos liegt.<br />

14 Dienstleistung<br />

Tische und Hocker<br />

15 Mensch<br />

Maximale Selbstständigkeit<br />

16 Mensch<br />

Ich habe es geschafft<br />

<strong>18</strong> Kurznachrichten<br />

41 Jahre <strong>Stiftung</strong> <strong>Brändi</strong><br />

19 Mensch<br />

Farbiger Schmetterling<br />

20 Und sonst so?<br />

Rund um die <strong>Stiftung</strong> <strong>Brändi</strong><br />

16Mensch<br />

Ich habe es geschafft<br />

Erfahrungen sammeln, Selbstständigkeit und Eigenverantwortung<br />

weiterentwickeln: Das Ausbildungswohnhaus-<br />

Angebot der <strong>Stiftung</strong> <strong>Brändi</strong> richtet sich an junge Menschen,<br />

die eine Ausbildung, eine berufliche Abklärung oder eine<br />

Umschulung absolvieren.<br />

19<br />

Mensch<br />

Farbiger Schmetterling<br />

Sie hört Musik, sie spürt Musik.<br />

Musik durchzuckt sie. Den ganzen<br />

Tag. Sie bewegt sich, wann immer<br />

sie kann, zu ihrer Musik.<br />

<strong>klar</strong> Herbst 20163


Kreislauf der <strong>Stiftung</strong> <strong>Brändi</strong><br />

Der Spagat zwischen unternehmerischen<br />

und sozialen Zielen<br />

Eine Behinderung kann jeden treffen – mich wie Sie, jederzeit und überall! Das ist<br />

Realität. Menschen mit Behinderung suchen Herausforderungen. Sie wollen Leistungen<br />

erbringen und Teil der Gesellschaft sein. Denn Arbeit, Bildung und Wohnmöglichkeiten<br />

sind die Grundlagen für ein individuelles und selbstbestimmtes Leben. Genauso<br />

wie für einen Bundesrat, eine Journalistin, den Gärtner und die Sachbearbeiterin.<br />

Also, alles ganz normal!?<br />

Im gesellschaftlichen und politischen Umfeld nehmen Entsolidarisierung,<br />

Polarisierung und der raue Umgang mit<br />

Minderheiten und Benachteiligten zu. Die Integration von<br />

Menschen mit Behinderung in die Gesellschaft und den Arbeitsmarkt<br />

liegt jedoch nicht nur im Interesse der Betroffenen,<br />

sondern ist eine Verpflichtung der gesamten Gesellschaft<br />

und Volkswirtschaft. Doch speziell im Kanton Luzern<br />

ist der finanzielle Spielraum bedrückend eng geworden.<br />

Sparpaket folgt auf Sparpaket.<br />

Sozialer Auftrag, Professionalität und Innovationskraft<br />

sind keine Widersprüche, schon gar nicht bei der <strong>Stiftung</strong><br />

<strong>Brändi</strong>. Innovationen sind Grundlage für eine nachhaltige<br />

Unternehmensentwicklung. Nicht einfach Ideen und Erfindungen<br />

sind damit gemeint, sondern die erfolgreiche Umsetzung<br />

von neuen Produkten, Leistungen oder Kooperationen.<br />

Mit Produkten und professionellen Dienstleistungen<br />

erzielt die <strong>Stiftung</strong> <strong>Brändi</strong> jährlich einen Ertrag von über<br />

30 Millionen Franken. Wir sind ein attraktiver und verlässlicher<br />

Wirtschaftspartner für die Industrie, das Gewerbe<br />

und zahlreiche private Kunden. Auch in einem zunehmend<br />

schwierigen Marktumfeld. Die damit erzielte Wertschöpfung<br />

ist beachtlich und entlastet die öffentliche Hand in erheblichem<br />

Masse.<br />

Mit einem breiten Spektrum an geschützten Arbeitsplätzen<br />

ermöglichen wir Menschen mit Behinderung die Integration<br />

in die Arbeitswelt. Zusätzlich unterstützen differenzierte<br />

Wohnangebote die Teilhabe der Menschen mit Behinderung<br />

in allen Facetten des Lebens. Unsere Leistungen der<br />

beruflichen Abklärung dienen der Standortbestimmung<br />

oder der Berufsfindung. Mit Arbeitstrainings, Jobcoaching<br />

und Supported Education unterstützen wir gezielt die Integration<br />

in den allgemeinen Arbeitsmarkt. Dazu kommen<br />

zahlreiche Grundausbildungsangebote mit Fähigkeitszeugnis<br />

oder Berufsattest. In diesem Jahr durften wiederum über<br />

60 Lernende ihren erfolgreichen Lehrabschluss feiern. Mit<br />

der Kombination von Berufsbildung, Arbeiten und Wohnen<br />

fördern und begleiten wir Jugendliche in eine langfristig<br />

eigen ständige Lebensführung. Die wertvolle Kooperation mit<br />

der Wirtschaft und den Berufsbildungsinstitutionen pflegen<br />

wir dabei gezielt.<br />

Der tägliche Spagat der <strong>Stiftung</strong> <strong>Brändi</strong> zwischen betriebswirtschaftlichem<br />

und sozialem Auftrag ist anspruchsvoll.<br />

Für Wirtschaftskunden zählen Qualität, Preis und Termintreue.<br />

Die Mitarbeitenden mit Behinderung und Lernenden<br />

haben ebenso ihre berechtigten Erwartungen. Sie wollen<br />

attraktive Arbeitsplätze, Perspektiven und eine fachkompetente<br />

Begleitung und Förderung. Und der dritte Player, der<br />

Kanton und die IV, fordert eine hohe Betreuungsqualität der<br />

Menschen. Dies bei laufend reduzierter Leistungsabgeltung.<br />

Der Erfolg der <strong>Stiftung</strong> <strong>Brändi</strong> basiert dabei nicht auf Patentrezepten.<br />

Wir sind erfolgreich, weil wir uns unserem Leitsatz<br />

«sozial und professionell» verpflichtet fühlen. Wir sind<br />

glaubwürdig, weil wir unsere Werte nach innen wie nach<br />

aussen kongruent leben und kommunizieren.<br />

Die Schweiz hat sich mit dem Beitritt zur Behindertenrechtskonvention<br />

verpflichtet, Menschen mit Behinderung<br />

eine selbstbestimmte Lebensführung und die volle und<br />

wirksame Teilhabe zu ermöglichen. Dies ist ein wichtiger<br />

Schritt in Richtung einer toleranteren und offeneren Gesellschaft.<br />

Hierzu braucht es ein verbindliches Engagement<br />

aller. Schaffen wir eine Situation, die für alle Beteiligten<br />

Vorteile bringt. <<br />

Von Pirmin Willi, Illustration: RAISE YOUR FLAG Kreativbüro<br />

4 <strong>klar</strong> Herbst 2016


<strong>klar</strong> Herbst 20165


Es ist wieder Marronizeit<br />

Marroniküchlein mit<br />

Mandarinen-Joghurtmousse<br />

Diese herbstliche Verführung ist eine Eigenkreation von<br />

Pirmin Schmidli, Küchenchef im Restaurant Cayenne, und<br />

Sabrina Galbiati, die im 2. Lehrjahr ihrer Ausbildung Koch<br />

EBA ist. Gemeinsam wollten sie ein neues saisonales Dessert<br />

entwickeln. «Von mir kam die Idee mit den Marroni»,<br />

sagt Sabrina Galbiati. «Und die Mandarinen wählten wir,<br />

weil sie farblich dazu passen.» In einem zweiten Schritt<br />

zeichneten sie das neue Dessert, «denn das Auge isst mit».<br />

Erst dann begannen sie mit dem Auswählen und Abstimmen<br />

der Zutaten und dem Verfeinern des Rezepts. Das<br />

Ergeb nis ist ein feines, kreatives Herbstdessert: ein süsses<br />

Marroniküchlein ergänzt mit einem erfrischenden Mandarinen-Joghurtmousse.<br />

Das neue Dessert wird im Restaurant<br />

Cayenne und bei Banketten angeboten.<br />

Rezept für 4 Personen<br />

Mandarinen-Joghurtmousse<br />

80 g Mandarinenmark<br />

1 × Vanille, Sternanis, Kardamom, Zitronenabrieb<br />

1 KL Maizena<br />

160 g Joghurt nature<br />

30 g Puderzucker<br />

2 Blatt Gelatine<br />

80 g Vollrahm<br />

Mandarinenmark mit Vanille, Sternanis, Kardamom und<br />

Zitro nenabrieb aufkochen und mit Maizena leicht abbinden.<br />

Eingeweichte Gelatine darin auflösen und durch ein Sieb<br />

abpassieren. Auskühlen lassen. Joghurt mit Mandarinenmark<br />

und Staubzucker glatt rühren. Den Vollrahm steif<br />

schlagen und unterziehen. Mousse in die gewünschte Form<br />

füllen und kalt stellen.<br />

Marroniküchlein<br />

Teig<br />

Füllung<br />

50 g Butter, weich 130 g Marroni, geschält<br />

30 g Zucker 20 g Zucker<br />

1 g Vanillezucker 30 g Apfelsaft<br />

1 Stk Vanillemark<br />

1 × Zitronenabrieb Crumble<br />

1 Prise Salz 25 g Butter weich<br />

1 Stk Ei, temperiert 15 g Rohrzucker<br />

1 Msp Zimt 1 Prise Salz<br />

20 g Milch 1/2 Stk Vanillemark<br />

50 g Mehl 1 Stk Eigelb<br />

2 g Backpulver 40 g Weissmehl<br />

2 g Backpulver<br />

1 Teig: Butter mit Zucker, Vanillezucker, Vanillemark, Zitronenabrieb<br />

und Salz schaumig schlagen, bis die Masse Spitzen<br />

wirft. Ei aufschlagen und mit dem Zimt langsam unter<br />

die weiche Butter mischen, Mehl und Backpulver vermischen<br />

und mit der Milch abwechslungsweise unter die Masse<br />

ziehen und diese glatt rühren.<br />

2 Füllung: Zucker in einer Pfanne hellbraun karamellisieren.<br />

Mit Apfelsaft vorsichtig ablöschen und die Marroni<br />

kurz im Karamell glasieren. Auskühlen lassen und anschliessend<br />

grob zerdrücken.<br />

3 Crumble: Butter, Rohrzucker, Salz und Vanillemark schaumig<br />

schlagen. Eigelb langsam dazugeben. Mehl und Backpulver<br />

vermischen und langsam unterziehen und glatt rühren.<br />

4 Fertigstellung: Backförmchen ausbuttern und mehlieren.<br />

Teig bis 1/3 einfüllen. 2/3 der Marroni auf den Teig geben. Mit<br />

dem restlichen Teig auffüllen. Die restlichen Marroni auf die<br />

Küchlein streuen. Den Crumble mit der Röstiraffel über die<br />

Küchlein raffeln und bei <strong>18</strong>0 °C ca. 25–30 Minuten backen. <<br />

6 <strong>klar</strong> Herbst 2016


Qualität und Frische<br />

Frisch und selbst gemacht<br />

Regional und saisonal. Dieser Philosophie folgen die beiden Restaurants Cayenne und<br />

Bison in Sursee. Selbstgemachtes dominiert den Wochenplan und wird als<br />

eigene Produktlinie verkauft. Seit September sind neue Eigenkreationen im Angebot.<br />

Die Mitarbeitenden produzieren täglich 450 Mittagessen.<br />

Qualität aus der Region – frisch zubereitet.<br />

Cordon bleu. Pommes frites. Oder auch Schnipo. «Diese Klassiker<br />

sind besonders beliebt. Damit macht man den Mitarbeitenden<br />

die grösste Freude», weiss Pirmin Schmidli,<br />

Küchenchef im Restaurant Cayenne im AWB Sursee. «Aber<br />

wir legen grossen Wert auf Abwechslung und eine ausgewogene<br />

Ernährung.»<br />

4 Fachkräfte produzieren mit 17 Mitarbeitenden in der Küche<br />

täglich 450 Essen für das Restaurant Cayenne sowie die<br />

AWBs Hochdorf, Willisau und Neubrugg. Zur Auswahl stehen<br />

jeweils ein Tagesmenü sowie drei Wochengerichte: eine<br />

Pasta-Variation, ein leichtes Gericht mit Salatkreation und<br />

ein Trendiges aus aller Welt. Zudem bekocht das Küchenteam<br />

pro Jahr rund 50 Anlässe mit selbst gemachten Köstlichkeiten,<br />

vom kleinen Apéro bis zum Bankett mit 200 Personen.<br />

Das gelingt nur mit guter Planung und Teamwork. «Unsere<br />

beiden Restaurants Cayenne und Bison in Sursee arbeiten<br />

eng zusammen», erklärt Gunther Von der Crone, Leiter Gastronomie<br />

im AWB Sursee. So helfen sie sich mit Mitarbeitenden<br />

aus, bestellen gemeinsam Fleisch oder erarbeiten<br />

den Menüplan im Wechsel. «Einer der zwei Küchenchefs<br />

macht jeweils den Wochenplan für beide Restaurants. Danach<br />

werden die Menüpläne im Intranet und auf der Webseite<br />

aufgeschaltet.»<br />

Beide Restaurants zeichnen sich durch ihre Qualität und<br />

Frische aus. «Das erreichen wir einerseits über saisonale<br />

Produkte aus der Region», sagt Küchenchef Pirmin Schmidli.<br />

«Viele beziehen wir von unserer Klostergärtnerei in Baldegg<br />

und von Bauern aus der Umgebung.» Andererseits setzt das<br />

Restaurant Cayenne auf Selbstgemachtes. «Da wir zahlreiche<br />

Auszubildende haben, machen wir vieles selber.» Täglich<br />

rüsten sie frisches Gemüse vom Feld, backen Brot und zaubern<br />

Desserts. «Das braucht Betreuung und Zeit – gibt aber<br />

gleichzeitig viel zurück», sagt Schmidli. «Wenn ich sehe,<br />

dass jemand die Chance hat, in den ersten Arbeitsmarkt zu<br />

wechseln, oder die Ausbildung erfolgreich abschliesst, macht<br />

mich das stolz.»<br />

Aus dem Selbstgemachten ist auch eine eigene Produkt linie<br />

mit Pasta, Guetzli oder Konfitüren entstanden. Im September<br />

wurde das Angebot erweitert, etwa mit Sirup und Gewürzsalzen.<br />

«Die Eigenlinie wird in den Restaurants Cayenne<br />

und Bison sowie in den <strong>Brändi</strong>-Shops verkauft, der Webshop<br />

als Vertriebskanal soll folgen», sagt Gunther Von der<br />

Crone, während an diesem Morgen in der Küche unter anderem<br />

Schnitzel paniert werden. Die Mitarbeitenden werden<br />

sich freuen. <<br />

Von Manuel Huber, Bilder S. 6/7: Fotosolar<br />

<strong>klar</strong> Herbst 20167


Vielseitige Lehre<br />

Im Rhythmus der Tiere<br />

Kühe und Maschinen begeistern Pascal Lüthi seit jeher. Unterstützt von einem Jobcoach<br />

der <strong>Stiftung</strong> <strong>Brändi</strong> absolviert er auf einem Hof bei Wauwil eine Lehre als Agrarpraktiker<br />

EBA. Das Besondere daran: Sein Lehrbetrieb ist gleichzeitig sein Zuhause.<br />

Das Ende der Sommerferien. Und alles ist anders. Die Jugendlichen<br />

tauschen die vertraute Schule im Dorf mit dem<br />

Lehrbetrieb. Die tägliche Wegstrecke verlängert sich. Mit<br />

Freunden ist man unter der Woche vor allem über die sozialen<br />

Medien in Kontakt. Für Pascal Lüthi hat sich mit dem<br />

Start zu seiner Ausbildung als Agrarpraktiker EBA noch<br />

etwas anderes verändert. Sein Lehrbetrieb ist gleichzeitig<br />

sein neues Zuhause geworden. «Die Lehrlinge leben auf dem<br />

Hof mit der Familie zusammen», erklärt Landwirt und Ausbildner<br />

Kurt Gassmann. «In der Landwirtschaft ist das üblich.»<br />

Und eine weitere Eigenheit ist ebenfalls üblich. «Die<br />

Lehrlinge wechseln jedes Jahr den Betrieb, um möglichst<br />

viele der landwirtschaftlichen Arbeiten kennenzulernen.»<br />

Das 1. Lehrjahr verbrachte Pascal Lüthi auf einem Hof bei<br />

Sempach. Seit August lebt und lernt er nun bei der Familie<br />

Gassmann, deren Hof am Santenberg am Wauwilermoos<br />

liegt. Südseitig, mit Blick auf die Alpen. «Ich habe mich gut<br />

eingelebt und daran gewöhnt, dass ich da wohne, wo ich auch<br />

die Lehre mache», sagt der 16-Jährige. Seine «neue» Familie<br />

bis im nächsten Sommer sind Kurt und Irma Gassmann, ihre<br />

drei Kinder, der zweite Lehrling Simon sowie all die Tiere,<br />

um die sich die Welt hier dreht. An 365 Tagen im Jahr, fast<br />

rund um die Uhr. «Auch daran müssen sich die Lehrlinge<br />

erst gewöhnen», sagt Kurt Gassmann, der mit Pascal Lüthi<br />

bereits den zehnten Lehrling ausbildet.<br />

Ausbildungsbetrieb<br />

Der Betrieb gehört zur Gemeinschaft Gassmann<br />

Kurt & Jules und liegt am Santenberg am Wauwilermoos.<br />

Die Familie Gassmann kümmert sich<br />

zusammen mit zwei Lehrlingen um 26 Milchkühe,<br />

rund 50 Zuchtschweine und 8 000 Mastpoulets.<br />

Zur Gemeinschaft gehören 36 Hektar landwirtschaftliche<br />

Nutzfläche mit diversen Kulturen<br />

(Weizen, Mais, Raps usw.) und 6 Hektar Wald.<br />

Dass er gerne mit Tieren und der Natur arbeitet, entdeckte<br />

Pascal Lüthi durch einen Schulfreund. Auf einem Gemeinschaftsbetrieb<br />

durfte er in seiner Freizeit mithelfen und<br />

lernte das Bauern kennen. Die Vielseitigkeit war ausschlaggebend<br />

für die Wahl der Lehre, «vor allem auch weil ich<br />

Kühe sehr mag und gerne mit Maschinen auf dem Feld<br />

arbeite», ergänzt Pascal Lüthi. Davon hat es bei Gassmanns<br />

genug. «Hoflader, Kreisler, Mistzettler, Kompoststreuer.» Er<br />

kennt sie alle und weiss auf dem Hof damit umzugehen.<br />

Tierhaltung bringt viele wiederkehrende Arbeiten mit sich.<br />

Was das bei Zuchtschweinen und Mastpoulets heisst, lernt<br />

Pascal Lüthi nun im 2. Lehrjahr bei Gassmanns. Sie werden<br />

ihn auch den Winter über auf Trab halten, wenn die Saat in<br />

den Feldern schläft. Zwar folgt ihre Aufzucht einem Rhythmus,<br />

aber vieles lässt sich nicht genau planen – und plötzlich<br />

steht man nachts im Stall, wenn das Kalbern losgeht.<br />

Unterstützt werden Pascal Lüthi und sein Ausbildner Kurt<br />

Gassmann durch einen Jobcoach der <strong>Stiftung</strong> <strong>Brändi</strong>. Als<br />

Schnittstelle zwischen Lehrling, Lehrbetrieb, IV und Eltern<br />

trägt er dazu bei, dass Jugendliche eine passende Lehrstelle<br />

finden, sich in der Ausbildung wohlfühlen und den<br />

Sprung ins Erwerbsleben schaffen. «Wir hatten zum Start<br />

ein gutes Gespräch mit allen Beteiligten», so Jobcoach<br />

Richard Eichenberger. «Jeder konnte sich einbringen und<br />

an Lösungen mitdenken. Etwa bei der Frage, ob Förderstunden<br />

zur Arbeitszeit gehören.» Für das zweite und letzte Ausbildungsjahr<br />

von Pascal Lüthi ist Eichenberger zuversichtlich:<br />

«Er ist gut gestartet und die ersten Rückmeldungen<br />

sind sehr positiv.» Ja, Pascal Lüthi hat sich gut eingelebt.<br />

Das liegt nicht zuletzt an den drei Kindern von Gassmanns,<br />

die ebenfalls junge Erwachsene sind. Mit ihnen versteht er<br />

sich bestens und kann von ihnen lernen. Der älteste Sohn<br />

Marc ist ebenfalls Landwirt. Und mit dem jüngeren Noah<br />

fachsimpelt er über ein Thema besonders gerne: landwirtschaftliche<br />

Maschinen. Leben und Lernen gehen in dieser<br />

Lehre Hand in Hand. <<br />

Von Manuel Huber, Bilder: Fotosolar<br />

8 <strong>klar</strong> Herbst 2016


<strong>klar</strong> Herbst 20169


AWB Rösslimatt<br />

Neuer Elan von analog bis digital<br />

Franziska Doppmann hat 16 Jahre in einer Führungsposition im Rechnungswesen der<br />

<strong>Stiftung</strong> <strong>Brändi</strong> gearbeitet. Seit April leitet sie das AWB Rösslimatt und setzt sich<br />

an der Front für die gute Sache ein. Ein Gespräch über ihre ersten Erfahrungen mit<br />

Kunden und dem sozialen Engagement.<br />

Was war Ihre Motivation, ein Unternehmen der<br />

<strong>Stiftung</strong> <strong>Brändi</strong> zu leiten?<br />

Ich wollte mich aktiv an der Front für die gute Sache einsetzen.<br />

In der neuen Funktion kann ich verstärkt an der Zukunft der<br />

<strong>Stiftung</strong> <strong>Brändi</strong> mitarbeiten und das AWB Rösslimatt mitgestalten.<br />

Die langjährige Erfahrung im Rechnungswesen und als<br />

interne Auditorin im Qualitätsbereich hilft mir dabei sehr.<br />

Welchen Nutzen haben die Kunden, wenn sie Ihre<br />

Dienstleistungen in Anspruch nehmen?<br />

Wir sind stark bei Individuallösungen aus einer Hand. Vom<br />

Digitaldruck bis zur versandfertigen Postaufgabe, von der<br />

Fakturierung bis zum Versand. Alles, was kompliziert ist, verarbeiten<br />

wir gerne. Der Kunde hat mit uns einen kompetenten<br />

Partner an der Seite und kann sich auf sein Kerngeschäft<br />

konzentrieren. Wir führen die Aufträge maschinell oder manuell<br />

zu branchen- und marktüblichen Preisen aus. Die Kundinnen<br />

und Kunden unterstützen mit jedem Auftrag die Integration<br />

von Menschen mit Beeinträchtigung.<br />

Franziska Doppmann, wie war Ihr Start?<br />

Nach einer kurzen Auszeit in Afrika bin ich voller Elan und<br />

Freude in die neue Funktion eingestiegen. Das Team hat mich<br />

herzlich aufgenommen. Ab der ersten Woche war ich schon<br />

in viele neue Aufgaben eingebunden.<br />

Welche Erfahrungen haben Sie in den ersten<br />

Monaten gemacht?<br />

Wir arbeiten in einem dynamischen Umfeld und die Aufgabenstellungen<br />

sind vielschichtig. Der Spagat zwischen den Bedürfnissen<br />

von Wirtschaftskunden und unserer Sozialkunden<br />

verlangt von allen Beteiligten einen hohen Einsatz. Die komplexen<br />

Abläufe fordern ein aktives Mitwirken und Mitdenken<br />

von jedem Einzelnen im Team. Auf verschiedenen Ebenen<br />

optimieren wir laufend unsere Prozesse. Mit unserem Massnahmenplan<br />

sind wir auf dem Weg in die Zukunft.<br />

Das AWB Rösslimatt ist eine Schnittstelle zwischen<br />

analog und digital. Was heisst das?<br />

Als Drehscheibe stehen wir an der Schnittstelle zwischen der<br />

digitalen und der analogen Welt. In beiden Welten sind wir<br />

zu Hause. Auf Wunsch drucken wir digitale Daten auf Papier<br />

oder wir verwandeln Papier in digitale Daten. Für solche<br />

Projekte sind wir der richtige Partner.<br />

Wie sieht Ihr Beitrag zur Integration aus?<br />

Die Berufsausbildung und Begleitung von Menschen mit Beeinträchtigung<br />

am Arbeitsplatz ist unsere Hauptaufgabe.<br />

Die Integration in den ersten Arbeitsmarkt ist unser primäres<br />

Ziel und zukünftige Strategien zielen noch verstärkter darauf<br />

ab. Wir bilden Lernende in kaufmännischen Berufen, in Konstruktion/Maschinenbau<br />

und im Bereich Printmedienverarbeitung/Druckausrüstung<br />

aus. Wir bewegen uns eher in<br />

höherschwelligen Angeboten, wobei im Lettershop auch einfachere<br />

Arbeiten anfallen können. Unsere Gruppenleitenden<br />

machen einen tollen Job, sie unterstützen die Mitarbeitenden<br />

und Lernenden individuell auf ihrem beruflichen Weg. <<br />

Interview von Manuel Huber, Bild: Fotosolar<br />

10 <strong>klar</strong> Herbst 2016


Die Dienstleistungen des AWB Rösslimatt im Überblick<br />

Mailings verpacken/verschicken<br />

Ein Geschäftsmann kommt zu uns,<br />

er will seine 5 000 Kunden zum<br />

Firmenjubiläum einladen. Die Daten<br />

hat er auf dem Stick. Fürs<br />

Drucken, Verpacken und Aufgeben<br />

bei der Post brauchen wir<br />

einen Tag.<br />

Konstruktion CAD-Zeichnen<br />

Für Sie entwickeln wir Teile und<br />

Baugruppen im Maschinenbau.<br />

Wir erstellen Unterlagen in 2D<br />

oder 3D. Wir erfassen Zeichnungen<br />

und Skizzen auf den CAD und<br />

arbeiten mit den Programmen<br />

SolidWorks, AutoCAD und Inventor.<br />

Schneiden, Falzen, Heften<br />

Wenn etwas kompliziert ist und<br />

von Hand gefertigt werden muss,<br />

können Sie auf uns zählen. Natürlich<br />

arbeiten wir vorwiegend mit<br />

Maschinen. Schneiden, Falzen,<br />

Zusammentragen, Perforieren/<br />

Rillen, Ösen/Nieten, Foliieren usw.<br />

Kaufmännische Dienstleistungen<br />

Adressen bereinigen, Texte erfassen,<br />

Serie drucken. Schicken<br />

Sie uns die Daten, wir führen sie<br />

zusammen. Gerne würden wir<br />

Ihre Fakturierung übernehmen<br />

oder für Sie Buchhaltungsarbeiten<br />

ausführen.<br />

Digitaldruck professionell<br />

In kurzer Zeit liefern wir das<br />

perfekt Gedruckte farbig auf Ihren<br />

Tisch. Zuerst müssten wir aber<br />

noch wissen, was wir für Sie<br />

drucken dürfen. Rufen Sie uns<br />

einfach an: Tel. 041 368 22 30.<br />

@ Onlineshop<br />

Anschauen, Kaufen, Zahlen und<br />

schon ist das Päckli im Briefkasten.<br />

Es läuft alles automatisch.<br />

Doch vorher nehmen wir die Produkte<br />

aus dem Lager, verpacken<br />

sie, kleben die Etikette auf und<br />

bringen alles auf die Post. Das<br />

tun wir gerne für unsere Kundinnen<br />

und Kunden.<br />

Wir bilden aus<br />

Kauffrau/Kaufmann EFZ – 3 Jahre<br />

BüroassistentIn EBA – 2 Jahre<br />

KonstrukteurIn EFZ – 4 Jahre und 2 Jahre<br />

PrintmedienverarbeiterIn Fachrichtung<br />

Druckausrüstung EFZ – 3 Jahre EBA – 2 Jahre<br />

PraktikerIn PrA Printmedien – 2 Jahre<br />

Lehrabschluss mit 5.7<br />

Im Sommer hat Bernhard Birrer die zweijährige Ausbildung zum Kaufmann EFZ mit<br />

Erfolg abgeschlossen. Mit einer Note von 5.7 war er nicht nur der Beste seiner<br />

Klasse, sondern des ganzen Kantons Luzern. Sein Erfolgsrezept? Das tägliche Lernen<br />

in kleinen Portionen. Jeden Morgen und Abend repetierte er im Bus das geforderte<br />

Wissen. Anderen Lernenden rät der 27-Jährige: «Dranbleiben und herausfinden,<br />

wie man persönlich am besten lernt. Hört auf die Lehrpersonen, die haben<br />

wirklich gute Tipps dafür.» Während seiner Ausbildung arbeitete Bernhard Birrer<br />

im kaufmännischen Bereich des AWB Rösslimatt und wirkt dort seit August im Personalstatus<br />

mit. Ab Oktober ist er im ersten Arbeitsmarkt bei einem Unternehmen<br />

tätig, das Software für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) anbietet und auch<br />

Treuhandaufgaben für diese ausführt. <<br />

Die <strong>Stiftung</strong> <strong>Brändi</strong> gratuliert Bernhard Birrer herzlich zum erfolgreichen Abschluss<br />

und wünscht ihm alles Gute für die berufliche und persönliche Zukunft.<br />

Bild: Fotosolar<br />

<strong>klar</strong> Herbst 201611


<strong>Brändi</strong>-Produkt<br />

Aus einer Idee wird Magic Triland<br />

Konzeptphase<br />

Die Idee<br />

Eine Spielentwicklerin<br />

kommt mit der Erfindung<br />

zur <strong>Stiftung</strong> <strong>Brändi</strong>.<br />

Die Spieltester<br />

Ist es ein Glücks- oder Strategiespiel?<br />

Versteht man<br />

das Ziel? Ist es spannend,<br />

ansteckend? Passt es<br />

zum <strong>Brändi</strong>-Sortiment?<br />

Gibt es ähnliche Spiele<br />

oder Patente?<br />

Potenzial<br />

Kann die <strong>Stiftung</strong> <strong>Brändi</strong><br />

das ganze Spiel oder Teile<br />

davon selber herstellen?<br />

Wie viele Personen können<br />

mit der Produktion beschäftigt<br />

werden? Wie werden<br />

die Absatzmengen<br />

eingeschätzt?<br />

Qualität<br />

Die Teile müssen dem<br />

<strong>Brändi</strong>-Qualitätsstandard<br />

entsprechen.<br />

Sicherheit<br />

Die internationalen<br />

Spielzeugnormen müssen<br />

eingehalten werden.<br />

Bereitstellungssphase<br />

Die Verpackung<br />

Sie muss zur Zielgruppe<br />

passen. Sie muss zur<br />

Produktfamilie der<br />

<strong>Brändi</strong>-Spiele passen.<br />

Die internationalen<br />

Spielzeugnormen<br />

müssen<br />

eingehalten<br />

werden.<br />

Spielanleitungen<br />

Die Texter fassen die Spielidee<br />

in einfache Worte<br />

und übersetzen sie in verschiedene<br />

Sprachen.<br />

Die Produktion<br />

Erste Produktionslose<br />

werden in Auftrag gegeben.<br />

Lagerung<br />

Kleine Produktionslose<br />

sind lieferbereit.<br />

Lieferprozess<br />

Der Verkaufsprozess ist<br />

festgelegt.<br />

Vermarktungssphase<br />

Marketing<br />

Das Spiel wird beim Fachhandel<br />

und beim Publikum<br />

bekannt gemacht. Der<br />

Preis und die Absatzkanäle<br />

werden bekanntgegeben.<br />

Verkauf<br />

Die Käuferinnen und Käufer<br />

werden beraten, die<br />

Bestellungen ausgeliefert.<br />

Kosten<br />

Grobkalkulation Produktionskosten.<br />

Umsetzungsphase<br />

Spieldesign<br />

Das Design muss emotional,<br />

modern sein. Es muss<br />

zur Zielgruppe passen und<br />

es muss als <strong>Brändi</strong>-Spiel<br />

erkennbar sein.<br />

<strong>Brändi</strong> ® Magic Triland bietet<br />

verschiedene Spielvarianten<br />

für zwei und drei Spieler und<br />

garantiert langanhaltenden<br />

Spielspass.<br />

Tauchen Sie ein in das Land der Königreiche und<br />

Alchemisten – und erwerben Sie die begehrten<br />

magischen Perlen.<br />

Magic Triland ist eine kleine, vergessene Insel im Ozean.<br />

Die dreieckige Insel entstand, als vor langer Zeit ein Vulkan<br />

tobte. Die erkaltete Lava gestaltete eine terrassenförmige<br />

Landschaft und mit der Zeit wurde die Insel durch Menschen<br />

besiedelt. In den drei Ecken sind Königreiche entstanden,<br />

die in der Lage sind, edle Metalle aus der Lava zu<br />

gewinnen. Und an den Stränden haben sich Alchemisten<br />

niedergelassen, die aus den Metallen magische Perlen herstellen<br />

können.<br />

Sie gestalten zu jedem Spiel eine einzigartige dreidimensionale<br />

Spiellandschaft. Danach versuchen Sie mit Ihren<br />

Spielfiguren in den Besitz von magischen Perlen zu gelangen,<br />

denn dadurch erlangt das Königreich Weisheit und magische<br />

Kraft. <<br />

12 <strong>klar</strong> Herbst 2016


Links der <strong>Brändi</strong>-Shop Willisau und rechts die Angestellen im <strong>Brändi</strong>-Shop Luzern bei der Arbeit. Bilder: Fotosolar<br />

Weihnachtskarten aus Willisau<br />

Malen, Stanzen, Prägen, Drucken. Schon im Sommer ist die<br />

Produktion der Weihnachtskarten angelaufen. Bei 30 Grad<br />

wurden Sterne ausgeschnitten und Farbe auf den Linolschnitt<br />

gerollt. Jede Karte, die hier entsteht, ist mit viel Geduld<br />

von Hand hergestellt worden. Hier wird konzentriert<br />

gearbeitet und trotzdem gibt es feine Abweichungen, die<br />

jedes Stück zum Original machen. Viele Sujets kommen von<br />

Menschen mit Behinderung, sie entstehen spontan und<br />

fliessen quasi aus der Hand aufs Papier. Die Auswahl im<br />

<strong>Brändi</strong>-Shop ist riesig und man findet herrliche Originale,<br />

über die man auch schmunzeln kann.<br />

<strong>Brändi</strong>-Shop Willisau<br />

Spittelgass 2, 6130 Willisau, Telefon 041 971 03 35<br />

shop-willisau@braendi.ch, www.braendi.ch<br />

An Weihnachten «räblets»<br />

Die <strong>Brändi</strong>-Spiele verkaufen sich am besten, dicht gefolgt von den Kreativprodukten.<br />

Sie entstehen im Atelier, das im <strong>Brändi</strong>-Shop Luzern integriert ist. Ein spezieller Arbeitsort,<br />

denn durch Glasfronten sieht man bekanntlich raus und rein.<br />

Im ersten Schaufenster: stelzbeinige Hühner aus weissem<br />

Karton. Im zweiten Schaufenster: <strong>Brändi</strong>-Spiele wie Dog und<br />

Caminos. Und im dritten Schaufenster? Menschen rund um<br />

einen weissen Tisch voller Stoff und PET-Flaschen. Ein<br />

stummes Schauspiel, das sich von aussen durch die grosse<br />

Fensterfront präsentiert. «Mich stört das Ausgestelltsein<br />

nicht mehr», sagt Petra Jenny gelassen. «Ich schaue nicht<br />

auf die Leute draussen, sondern auf die Nähmaschine.» Dennoch<br />

musste sie sich erst an diesen speziellen Arbeitsort<br />

gewöhnen, so wie die andern vier Mitarbeitenden im Atelier.<br />

«Die meisten Kunden kommen wegen unseren <strong>Brändi</strong>-Spielen»,<br />

erzählt Pia Duff, die den <strong>Brändi</strong>-Shop Luzern leitet.<br />

«Ebenfalls sehr beliebt sind unsere Kreativprodukte, die<br />

hier im Atelier hergestellt werden.» An eine Kundin erinnert<br />

sich die Mitarbeiterin Eva Brun ganz besonders: «Wir haben<br />

eine Nachbarin mit einem Hund, die viel bei uns vorbeischaut.<br />

Und ihre erste Frage ist immer: Habt ihr etwas<br />

Neues? Und wenn ja, dann kauft sie es.» Zum Beispiel die<br />

Arvenkissen, für die Eva Brun die Kissenbezüge näht. «Die<br />

Kunden freuen sich, Dinge zu kaufen, die wir selber gemacht<br />

haben, Weihnachtskarten, Engel und Sterne aus Glas», erzählt<br />

Severine Stalder. Je näher Weihnachten rückt, desto<br />

turbulenter wird es im <strong>Brändi</strong>-Shop. Oder wie Eva Brun es<br />

nennt: «Es rächts Gstürm, denn räblets.» <<br />

<strong>Brändi</strong>-Shop Luzern<br />

Sempacherstrasse 15, 6003 Luzern, Telefon 041 349 05 05<br />

shop-luzern@braendi.ch, www.braendi.ch<br />

<strong>klar</strong> Herbst 201613


Tische und Hocker<br />

Design und Handwerk<br />

«Form follows function», das ist ein Leitsatz aus dem Produktdesign. Die Designer setzen<br />

sich mit der Funktion eines Produkts auseinander. Damit ein Produkt perfekt funktioniert,<br />

braucht es die passende Form, das geeignete Material und die ansprechendsten<br />

Farben. Wenn alles durchdacht und die Details aufgezeichnet sind, setzen die<br />

Handwerker der <strong>Stiftung</strong> <strong>Brändi</strong> die Idee in ein Produkt um. Die Schreinerei der <strong>Stiftung</strong><br />

<strong>Brändi</strong> fertigt Produkte in Serie. Der Ulmer Hocker sowie die Tische und Hocker der<br />

Firma Blueroom sind Beispiele.<br />

Ulmer Hocker<br />

Er ist ein kleines Kunstwerk. Max Bill, der berühmte Architekt, hat<br />

den Ulmer Hocker 1954 für den Zeichnungsunterricht erfunden. Er<br />

diente seinen Schülern als mobile Sitzgelegenheit. Im Auftrag der Firma<br />

wb form Zürich produziert die <strong>Stiftung</strong> <strong>Brändi</strong> in Kriens das Original.<br />

Jakob Bill, der Sohn von Max Bill, sorgt dafür, dass das Möbel<br />

genau so produziert wird, wie es sein Vater designt hat. «Den Hocker<br />

produzieren wir nach genauen Vorgaben. Der Stempel und die Seriennummer<br />

garantieren dem Käufer, dass er den echten Ulmer Hocker<br />

kauft» sagt Franz Burri, der Produktionsleiter.<br />

Ulmer Hocker – das Original. Verkauf im <strong>Brändi</strong>-Shop in Luzern.<br />

Design aus Sachseln<br />

Die bunten Tische und Hocker von Blueroom werden von der <strong>Stiftung</strong> <strong>Brändi</strong> in<br />

Kriens aus zertifiziertem Birkensperrholz hergestellt. Die Oberflächen werden<br />

im eigenen Spritzwerk umweltschonend lackiert. Die Möbel sind in den Farben<br />

nature, rose, rouge, lime und bleu erhältlich. Die zeitlosen Hocker passen zu den<br />

runden und quadratischen Spieltischen, können aber auch als Nachttisch oder<br />

Beistelltisch verwendet werden.<br />

Bei der blueroom GmbH in Sachseln dreht sich alles um gutes Design und<br />

Archi tektur. Unter dem Begriff «Nachhaltigkeit» versteht man Langlebiges, das<br />

man weiterverschenkt – und so Ressourcen schont. Die neuen Tische und Hocker<br />

aus der Kollektion «family affair» sind schnörkellos und hochwertig verarbeitet.<br />

Tisch und Hocker der Firma Blueroom. Verkauf im <strong>Brändi</strong>-Shop in Luzern.<br />

Hersteller Schreinerei <strong>Stiftung</strong> <strong>Brändi</strong>, Kriens<br />

Die Schreinerei in Kriens bietet Serienfertigungen in Massivholz an: Designprodukte, Displays, Werkzeugkisten,<br />

Transportkisten usw. In der Schreinerei arbeiten ungefähr 60 Mitarbeitende an verschiedenen Aufträgen. Es riecht<br />

nach Holz, die Mitarbeitenden tragen Ohrstöpsel und Schutzbrillen. Der Umgang mit Maschinen verlangt viel Wissen<br />

und Erfahrung. Für die Festangestellten, die an einem geschützten Arbeitsplatz tätig sind, ist das Alltag. Für<br />

die Lernenden, die ihre Ausbildung zum Praktiker Schreiner (Pra), zum Schreiner mit Berufsattest (EBA) oder zum<br />

Schreiner mit Fähigkeitszeugnis (EFZ) absolvieren, ist die Schreinerei ein vielseitiges Lernfeld. Das Ziel jeder Ausbildung<br />

ist die Integration in den ersten Arbeitsmarkt. <<br />

14 <strong>klar</strong> Herbst 2016


Maximale Selbstständigkeit<br />

«Wir haben die gleiche Grundhaltung»<br />

Als Mitarbeitende und Bewohner verschmelzen für viele Menschen mit Behinderungen<br />

in der <strong>Stiftung</strong> <strong>Brändi</strong> Arbeit und Privates. Die beiden Geschäftsleitungsmitglieder<br />

Martina Neumann, Leiterin des Bereiches Wohnen, und Thomas Menz, Leiter des Bereiches<br />

Arbeit und berufliche Integration, sprechen über Verbindendes, warum es eine<br />

niedrige Hecke braucht und wofür Liebe immer der Hauptgrund ist.<br />

Interview von: Reto Bruseghini<br />

Bild: Fotosolar<br />

Die <strong>Stiftung</strong> <strong>Brändi</strong> bietet Menschen mit Behinderungen<br />

sowohl berufliche Integration als auch Wohnmöglichkeiten.<br />

Gibt es eine gemeinsame Philosophie der Bereiche<br />

Wohnen und Arbeiten?<br />

Thomas Menz: Ja, absolut. Die beiden Bereiche haben zwar<br />

unterschiedliche Funktionen, doch wir haben in beiden<br />

Bereichen die gleiche Grundhaltung: Wir fördern die maximale<br />

Selbstständigkeit.<br />

Martina Neumann: Wir haben das gleiche Ziel. Durch unsere<br />

intensive Zusammenarbeit können wir eine ganzheitliche<br />

Betrachtung von Menschen und Situationen möglich machen,<br />

sie in Autonomie, Teilhabe und den individuellen Entwicklungsmöglichkeiten<br />

gezielt fördern.<br />

Wie ist die Zusammenarbeit definiert?<br />

M. N.: Wir verfügen in der <strong>Stiftung</strong> <strong>Brändi</strong> über ein umfassendes<br />

Managementsystem, das unsere Kernpro zesse definiert.<br />

Wir leben eine offene und konstruktive Zusammenarbeit über<br />

den jeweiligen Bereich hinaus vor und fordern sie auch ein.<br />

Auch führen wir für das Personal der beiden Bereiche gemeinsame<br />

Weiterbildungen durch.<br />

Grenzen Sie die beiden Bereiche auch gegeneinander ab?<br />

T. M.: Neben einer optimalen Zusammenarbeit ist auch eine<br />

Abgrenzung der beiden Bereiche wichtig. Zum einen, weil<br />

nicht alle, die bei uns arbeiten, auch bei uns wohnen. Und zum<br />

andern, weil wir uns in den beiden Bereichen in unterschiedlichen<br />

Umfeldern bewegen. Bildlich gesprochen: Wir haben<br />

eine Hecke, die die Bereiche trennt. Aber die Hecke ist so niedrig,<br />

dass wir jeweils zum andern hinüberschauen und das<br />

direkte Gespräch führen können.<br />

M. N.: Agogisches Denken ist nicht immer mit dem wirtschaftlichen<br />

Denken vereinbar. Die Mentalitäten in den beiden<br />

Bereichen sind unterschiedlich. Aber ergänzen sich gut. Unsere<br />

Mitarbeitenden agieren professionell und umsichtig.<br />

Martina Neumann, Leiterin Bereich Wohnen, und Thomas Menz,<br />

Leiter Bereich Arbeit und berufliche Integration.<br />

T. M.: Bei der Arbeit leben wir im Spagat zwischen wirtschaftlichem<br />

Druck und sozialem Engagement. Der Bereich Arbeit<br />

ist <strong>klar</strong>er strukturiert.<br />

M. N.: Der Wohnbereich ist vielschichtiger, noch individueller.<br />

Hier verschmelzen Arbeit und Privates.<br />

Trägt man auch in der <strong>Stiftung</strong> <strong>Brändi</strong> Probleme am<br />

Arbeitsplatz nach Hause und private Probleme an den<br />

Arbeitsplatz?<br />

T. M.: Der Hauptgrund vieler Probleme ist oft die Liebe.<br />

Das ist überall so. <<br />

<strong>klar</strong> Herbst 201615


xxx


Ich habe es geschafft<br />

10 Wochen im Koma, 27 Wochen im<br />

Rollstuhl, 51 Wochen im Spital, 142<br />

Wochen an Krücken. Nach meinem Unfall<br />

mit dem Töffli hatte ich ein schweres<br />

Schädel-Hirn-Trauma und eine<br />

rechtskörperliche Lähmung. Ich war<br />

15-jährig, als es passierte, und wohnte<br />

damals in Oensingen. Ich lag im Spital<br />

in Affoltern am Albis, eine Stunde Autofahrt<br />

von zu Hause weg. Meine Familie<br />

sowie meine Freunde und Freundinnen<br />

kamen mich regelmässig besuchen.<br />

Sie hatten eine Scheissfreude an jedem<br />

meiner Fortschritte, das hat mir Kraft<br />

und Mut gegeben. Sich alles zuzutrauen<br />

und nie zurückzuschauen, das habe<br />

ich damals gelernt. Ich bin eine Kämpfernatur.<br />

Jetzt bin ich 30 Jahre alt und wohne in Cham. Vor zwei Monaten<br />

habe ich die dreijährige Ausbildung mit dem Fachausweis<br />

Betriebsunterhalt abgeschlossen. Ich arbeite in der<br />

Gärtnerei des Zuger Kantonsspitals. In den Gebäuden hat es<br />

verschiedene Hydropflanzen, die wir pflegen, wir sind aber<br />

auch für den Unterhalt der Umgebung zuständig. Zum Glück<br />

habe ich diese Ausbildung gemacht, denn die Welt dreht sich<br />

ums Geld. Während der Ausbildung habe ich weniger verdient,<br />

aber mein Chef hat gesagt: «Benj, mach diese Ausbildung!»<br />

Ich wusste, wenn ich mich bewähre, komme ich weiter.<br />

In Zug spiele ich in einer Plauschmannschaft Eishockey. Ich<br />

bin der Goalie und die Linke ist meine Fanghand. Wenn ich<br />

auf dem Boden liege, muss ich mich jeweils am Tor erst wieder<br />

hochziehen, sonst falle ich auf den Ranzen. Mein Team<br />

nimmt Rücksicht auf mich, es lässt mir Zeit, das schätze ich<br />

sehr. Eine weitere grosse Leidenschaft von mir ist die Feuerwehr.<br />

Ich bin in Cham bei der Sanität und im Löschzug.<br />

Die Schule habe ich in einem Internat<br />

in Bern abgeschlossen. Das war vor<br />

meinem Unfall. 2004 kam ich nach<br />

Kriens ins Ausbildungswohnhaus der<br />

<strong>Stiftung</strong> <strong>Brändi</strong>. Ich war ein Rebell, aber<br />

ein anständiger Rebell. Ich habe die<br />

Grenzen ausgelotet, <strong>klar</strong>, aber ich habe<br />

die Grenzen immer auch akzeptiert. In<br />

Kriens waren sie sehr geduldig mit mir.<br />

Die Auseinandersetzungen haben dazu Marco Nussbaumer.<br />

geführt, dass man mich heute noch<br />

kennt. Inzwischen bin ich ruhiger geworden, halt auch älter.<br />

Ich habe gelernt, dass es wesentlich einfacher geht, wenn<br />

zwei am gleichen Strick in die gleiche Richtung ziehen.<br />

Zuerst habe ich im Ausbildungswohnhaus Kriens in der<br />

Wohngruppe 3 gewohnt. Ein Jahr lang habe ich gelernt, mit<br />

andern unter einem Dach zusammenzuleben. Ich habe gelernt,<br />

anderen gegenüber – wie sagt man? – tolerant zu sein<br />

Benjamin Gunziger<br />

hat in der <strong>Stiftung</strong> <strong>Brändi</strong><br />

gewohnt und eine<br />

Ausbildung absolviert.<br />

«Ich habe gelernt, mir alles<br />

zuzutrauen und nie<br />

zurückzuschauen», sagt er.<br />

Aufzeichnung von: Reto Bruseghini<br />

Bilder: Fotosolar<br />

und Probleme selber zu lösen. Früher<br />

bin ich den Problemen ausgewichen.<br />

Dann war ich ein Jahr lang in der Wohngruppe<br />

A. Jeder hatte einen eigenen<br />

Haustürschlüssel. Und später kam das<br />

Highlight, da wohnte ich in der Aussenwohngruppe<br />

an der Taubenhausstrasse<br />

in Luzern. Mitten in der Stadt.<br />

Ich habe Ziele und einen starken Willen.<br />

Ich will mich immer wieder selber<br />

übertrumpfen und etwas leisten. Mit<br />

dem Velo bin ich schon von Oensingen<br />

nach Luzern gefahren. 76,601 Kilometer<br />

in 4 Stunden 27 Minuten. Velofahren<br />

ist meine Leidenschaft.<br />

In der <strong>Stiftung</strong> <strong>Brändi</strong> habe ich eine<br />

Anlehre als Hauswart-Mitarbeiter absolviert.<br />

Das war eine sehr gute Zeit. Sie haben mich machen<br />

lassen und sie haben mir immer vertraut. Der Benj kann<br />

das schon, haben sie gesagt. Und ich habe dieses Vertrauen<br />

nie aufs Spiel gesetzt. Mein Ziel war es, die Ausbildung abzuschliessen.<br />

Das habe ich geschafft.<br />

Wohnen für Jugendliche während<br />

der Ausbildung<br />

Erfahrungen sammeln, Selbstständigkeit und Eigenverantwortung<br />

weiterentwickeln: Das Ausbildungswohnhaus-Angebot<br />

der <strong>Stiftung</strong> <strong>Brändi</strong> richtet sich an junge Menschen,<br />

die eine Ausbildung, eine berufliche Abklärung oder eine<br />

Umschulung absolvieren. Dabei spielt es keine Rolle, ob die<br />

Ausbildung oder Abklärung in der <strong>Stiftung</strong> <strong>Brändi</strong> oder im<br />

ersten Arbeitsmarkt durchgeführt wird. Unsere Türen sind<br />

offen! Die Kombination von Wohnen und Arbeiten ermöglicht<br />

eine gezielte und personenbezogene Begleitung. Die<br />

Jugendlichen leben in Wohngruppen<br />

von bis zu fünf Personen, im Wohnhaus<br />

in Kriens oder in einer Aussenwohngruppe<br />

in Emmenbrücke oder der Stadt<br />

Luzern. Vor dem Einzug ins Ausbildungswohnhaus<br />

können Interessenten<br />

erst drei Wochen «schnuppern».<br />

«Mit dem Angebot, das Wohnen und<br />

Ausbildung kombiniert, können wir<br />

die jungen Erwachsenen im Bereich<br />

Wohnen und Freizeit mit unserem fachkompetenten Team<br />

angemessen begleiten», sagt Marco Nussbaumer, Leiter des<br />

Ausbildungswohnhauses. «Jeder Jugendliche hat individuelle<br />

Bedürfnisse und individuelle Ziele. Darauf können wir<br />

mit diesem Angebot umfassend eingehen und die Jugendlichen<br />

auf ihrem Weg begleiten.» Gemeinsam mit den Jugendlichen<br />

wird für die Zeit nach der Ausbildung jeweils nach<br />

einer geeigneten Anschlusswohnform gesucht. <<br />

<strong>klar</strong> Herbst 201617


41 Jahre <strong>Stiftung</strong> <strong>Brändi</strong><br />

Ein «Rekordhalter» geht in Pension<br />

41 Jahre arbeitete Peter Glaus für die <strong>Stiftung</strong><br />

<strong>Brändi</strong>, das ist ein Rekord.<br />

Ende Oktober geht Peter Glaus in Pension. Der gelernte<br />

Feinmechaniker wusste früh, dass er sich<br />

für Benachteiligte einsetzen will. Nach der Lehre<br />

absolvierte er darum ein halbjähriges Praktikum<br />

bei der <strong>Stiftung</strong> <strong>Brändi</strong> in Horw – und wurde als<br />

Gruppenleiter eingestellt. Seither besetzte er verschiedene<br />

Funktionen, zuletzt als Produktionsleiter<br />

und stellvertretender Leiter des AWB Horw.<br />

Er akquirierte und betreute grosse Kunden. «Ein<br />

äusserst erfülltes Berufsleben», sagt er. Nun freut<br />

er sich auf mehr Musse. Und als Erstes auf eine<br />

ausgedehnte Wanderung. Beinahe 400 km durch<br />

Deutschland. Die Marschdistanz soll ihm auch<br />

helfen, Distanz zum Arbeitsleben zu schaffen.<br />

«Danach bin ich sicher bereit, die Pension zu geniessen»,<br />

lacht er.<br />

Kinder und Jugend liche im Fokus<br />

der Kampagne «Wie geht’s Dir?»<br />

Hauptträgerin der nationalen Kampagne<br />

«Wie geht’s Dir?» ist die <strong>Stiftung</strong><br />

Pro Mente Sana. Verschiedene Institutionen<br />

und Kantone unterstützten die<br />

Kampagne www.wie-gehts-dir.lu.ch.<br />

Die Kampagne «Wie geht’s Dir?» regt dazu an, im Alltag über psychische<br />

Gesundheit zu sprechen. Im Zentrum der nationalen Kampagne stehen Kinder<br />

und Jugendliche sowie deren Bezugspersonen.<br />

Die Kampagne «Wie geht’s Dir?» richtet sich in diesem Jahr an Bezugspersonen<br />

von Kindern und Jugendlichen – konkret an Eltern, Grosseltern, Götti und Gotti,<br />

Lehrpersonen, Vereinsleitende usw. «Wie geht’s Dir?» informiert und gibt Tipps,<br />

wie Bezugspersonen mit Kindern und Jugendlichen in Alltagssituationen über<br />

Probleme sprechen können. Je früher eine psychische Erkrankung erkannt und<br />

behandelt wird, desto eher kann nach einer guten Lösung gesucht werden.<br />

Tipp. Richtig in ein Gespräch zum Thema «Psychische Gesundheit» einsteigen – so kann es klappen:<br />

> «Ich mache mir Sorgen um Dich, Du wirkst in letzter Zeit etwas bedrückt.»<br />

> «Es beschäftigt mich, dass Du nie mehr an unsere Treffen kommst. Geht es Dir nicht so gut?»<br />

> «Ich habe gehört, dass Dein Mann krank ist. Ich stell mir das sehr belastend vor. Wie geht es Dir dabei?»<br />

> «Ich habe das Gefühl, Dir geht es nicht so gut im Moment. Magst Du heute oder ein andermal mit mir darüber sprechen?»<br />

<strong>18</strong> <strong>klar</strong> Herbst 2016


Farbiger Schmetterling<br />

Schon als Kind hörte sie unablässig Musik. Wie gerne<br />

würde sie tanzen können, auf der Bühne stehen.<br />

Doch da ist diese Epilepsie. Tanzen bleibt ein Traum.<br />

«Das muss ich akzeptieren.»<br />

Musik und Tanzen mit Leib und Seele<br />

Stillstehen, wenn guter Sound auf den Kopfhörern läuft? Das kann Chantal Parola nicht.<br />

Denn Musik ist ihr Leben. Als Beweis dafür lässt sie sich tätowieren.<br />

«So sieht mein nächstes Tattoo aus», sagt Chantal Parola und<br />

wischt über ihr Smartphone, bis sie das richtige Bild findet.<br />

Ein geschwungener Notenschlüssel und Musiknoten und das<br />

Wort «Musica». Der Tätowierer ihres Vertrauens hat das<br />

Sujet für sie gestaltet. Exklusiv. Ganz nach ihrem Gusto. Es<br />

wird ihre dritte Tätowierung. Diesmal am rechten Unterarm.<br />

Am linken Oberarm prangt bereits gross und schön eine alte<br />

Schriftrolle mit Feder und einem C. C für Chantal. Und am<br />

rechten Fussknöchel flattert ein farbiger Schmetterling.<br />

Schwarz wollte sie den Schmetterling eigentlich, doch der<br />

Tätowierer sagte: Ein Schmetterling ist bunt. «Das Stechen<br />

am Knöchel hat weh getan, und es hat geblutet.»<br />

Jetzt also der Notenschlüssel in Verbindung mit dem Schriftzug<br />

Musica. Sie freut sich darauf. Weil das Sujet ihrem Herz<br />

entspringt. Mehr: ihrem ganzen Körper. Sie hört Musik, sie<br />

spürt Musik. Musik durchzuckt sie. Den ganzen Tag. Sie bewegt<br />

sich, wann immer sie kann, zu ihrer Musik. Musik bedeutet<br />

ihr alles. Dann trägt sie die grossen weissen Kopfhörer.<br />

Taucht ab. Taucht ein. Die Kopfhörer sind immer dabei. Und<br />

das Smartphone auch. Ihre mobile Musikanlage. Und ein Tor<br />

zur Welt. Facebook, Instragram. 22-jährig ist Chantal Parola.<br />

Sie hört vor allem Hip-Hop und R’n’B. Doch auch Lady Gaga.<br />

Oder Enrique Iglesias. Oder Justin Bieber. Sie lacht. Und erinnert<br />

sich an all die Poster, mit denen sie ihr Zimmer<br />

tapeziert hat. Seit vier Jahren wohnt sie in einer WG im<br />

Wohnhaus der <strong>Stiftung</strong> <strong>Brändi</strong> in Horw. Und arbeitet in der<br />

Montage 2. Noch zwei Jahre will sie in der WG bleiben. In<br />

diesen zwei Jahren will sie Klarheit finden über sich. Klarheit<br />

darüber, was sie will. Wie sie wohnen will. Wieder<br />

wischt Chantal Parola über ihr Smartphone. Tippt einzelne<br />

Songs auf Youtube an. Und erzählt gleichzeitig von ihren<br />

Konzerterlebnissen. In Madrid. In Paris. In Zürich. <<br />

Von Reto Bruseghini, Bilder: Fotosolar<br />

<strong>klar</strong> Herbst 201619


Rund um die <strong>Stiftung</strong> <strong>Brändi</strong><br />

Bankette und Events aller Art<br />

Restaurant Rubinette Restaurant Cayenne Restaurant Bison<br />

<strong>Brändi</strong>strasse 31, 6048 Horw Münsterstrasse 20, 6210 Sursee Allee 1A, 6210 Sursee<br />

Telefon 041 349 05 15 Telefon 041 925 68 15 Telefon 058 226 06 85<br />

rubinette@braendi.ch cayenne@braendi.ch restaurant.bison@braendi.ch<br />

Veranstaltungen<br />

SWISSTECH16<br />

Messe Basel, Halle 1.2, Stand H31<br />

> 15. bis <strong>18</strong>. November<br />

Tag der offenen Tür<br />

<strong>Stiftung</strong> <strong>Brändi</strong>, AWB Hochdorf<br />

An der Ron 10, 6281 Hochdorf<br />

> Samstag 29. Oktober, 9 bis 12 Uhr/13 bis 16 Uhr<br />

Tag der offenen Tür<br />

<strong>Stiftung</strong> <strong>Brändi</strong>, AWB Sursee<br />

Münsterstrasse 20, 6210 Sursee<br />

> Samstag, 26. November, 9 bis 16 Uhr<br />

Das neue <strong>Brändi</strong>-Spiel<br />

Buurejahr<br />

Du übernimmst einen Bauernhof und bewirtschaftest<br />

ihn während zwei Jahren. Es ist<br />

dein Ziel, den Laden im Dorf mit deinen Produkten<br />

zu beliefern. Du entscheidest, was du<br />

ansäen willst und welche Tiere zu deinem<br />

Hof passen. Die Buurezitig liefert dir wertvolle<br />

Informationen. Du bekommst auch persönliche<br />

Tipps, die zum Erfolg führen. Es gibt<br />

auch Schicksalsschläge, die alles verändern.<br />

Schlittenzauber<br />

Weihnachtsverkauf in stimmungsvollem Ambiente<br />

<strong>Stiftung</strong> <strong>Brändi</strong>, Dorfgärtnerei Kriens<br />

Schachenstrasse 33, 6010 Kriens<br />

> <strong>18</strong>. November, ab 17 Uhr bis 24. Dezember, 14 Uhr<br />

Christkindli-Märt Willisau<br />

<strong>Stiftung</strong> <strong>Brändi</strong>, <strong>Brändi</strong>-Shop<br />

Spittelgass 2, 6130 Willisau<br />

> Freitag, 2. Dezember bis Sonntag, 4. Dezember<br />

Herausgeberin: <strong>Stiftung</strong> <strong>Brändi</strong>, Horwerstrasse 123, 6011 Kriens, T 041 349 02 02, stiftung@braendi.ch, www.braendi.ch,<br />

www.braendi-shop.ch Aboservice: T 041 349 02 02, stiftung@braendi.ch Erscheinungsweise: Erscheint zweimal jährlich<br />

Redaktionsleitung: Roger Aeschlimann Konzept und Gestaltung: RAISE YOUR FLAG Kreativbüro, www.raiseyourflag.ch<br />

Redaktionelle Mitarbeit: Manuel Huber, www.huberkom.ch, Reto Bruseghini, www.bruseghinipublicrelations.com Fotografie:<br />

Fotosolar, www.fotosolar.ch Druck: Brunner Medien AG, www.bag.ch Versand: Das <strong>Magazin</strong> <strong>klar</strong> wird durch die <strong>Stiftung</strong> <strong>Brändi</strong>,<br />

Digitaldruck/Lettershop/Druckweiterverarbeitung verarbeitet und verschickt Auflage: 19 000 Exemplare Papier: Cocoon<br />

Offset Social Media: www.facebook.com/<strong>Stiftung</strong>Braendi Copyright: © <strong>Stiftung</strong> <strong>Brändi</strong>, alle Rechte vorbehalten. Vervielfältigungen<br />

nur mit schriftlicher Einwilligung. ISSN 1664-9753.<br />

20 <strong>klar</strong> Herbst 2016

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!