Die Inselzeitung Mallorca November 2016

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ORTSTERMIN
AUSGABE 42 | NOVEMBER 2016
KEIN UNBEZAHLBARER
LUXUS ÜBER DEN WOLKEN
Auf kaum einem anderen Airport in Spanien landen
mehr Privatjets als in Palma. Grund sind sinkende
Preise und eine zunehmende Zahl von Anbietern.
Nur ein paar hundert Meter von den
grauen abflugterminals entfernt,
in dessen kilometerlangen Betonlabyrinthen
ganze heerscharen
von flugreisenden ameisengleich durch die
gänge wuseln, ist das fliegen plötzlich eine
ganz andere sache. hier im Privatjet-terminal
von Palmas flughafen son sant Joan herrscht
elitärer frieden und exklusive gelassenheit.
nur ein paar Passagiere sitzen auf den beige -
farbenen leder-sofas in der Vip-lounge von
„skyvalet“ – einer der insgesamt vier firmen,
alle Fotos: Europair / SkyHelicopter
die sich auf das handling von Privajets in Palma
spezialisiert haben – und warten an diesem
Oktober-Morgen auf ihren flug. nur sie allein
wissen, wohin es geht. kein Monitor verrät
abflugzeit noch reise-Destination. Diskretion
ist nach wie vor eine der größten tugenden im
Privatjet-Business.
ansonsten hat sich in der Branche einiges
geändert. Privatjets gehören längst nicht mehr
in eine Welt, in der ausschließlich millionenschwere
filmstars, sportpromis, superreiche
oder staatspräsidenten das sagen haben. „Privatjets
sind kein unbezahlbarer luxus mehr,
sondern werden immer öfter als effizientes und
zeitgemäßes transportmittel benutzt, mit dem
sich jede Menge zeit, nerven und letztendlich
sogar geld sparen lässt“, glaubt anne schirbock,
Marketing-leiterin von „Europair“, dem
führenden spanischen anbieter von Privat -
flug-reisen weltweit. Das luftcharter-unternehmen
mit sitz in Madrid greift bei der Or -
ganisation von „exklusiven, diskreten und personalisierten“
flügen auf eine flotte von rund
3.000 Privatjets aller möglichen größen und
ausstattungen zurück.
Auf Mallorca landen im Durchschnitt
14 Privatjets pro Tag
Mallorca spielt für „Europair“ eine nicht ganz
unbedeutende rolle. so starteten nach angaben
der spanischen flugaufsichtsbehörde im
vergangenen Jahr insgesamt 5.210 Privatjets
von Palma. Das sind rund 14 flüge pro tag.
son sant Joan ist damit nach Madrid Bajaras
(5.390 starts) der spanische flughafen mit dem
meisten Privatjet-Verkehr in spanien. Dahinter
folgen Ibiza (4.579) und Barcelona (4.377).
Insbesondere in der hochsaison von Juli bis
september füllt sich das rollfeld vor dem kleinen
terminal mit cessnas oder gulfstreams.
„Im vergangenen august gab es tage, an de -
nen alle 50 Plätze besetzt waren“, erinnert sich
Jennyfer christopher, die für „Europair“ in
Palma im Vertrieb arbeitet. Im gegensatz zu
den großen spanischen Metropolen wie Madrid
oder Barcelona, die in der regel wegen
geschäft lichen gründen von Privatjet-kunden
ange flogen werden, ist Palma ebenso wie Ibiza
eine lifestyle-Destination. Will heißen: Wer
hier im Privatjet anrauscht, sucht vor allem
spaß und kurzweil.
spanien steckt in sachen Privatjet-fliegen
dennoch in den kinderschuhen. Während beispielsweise
in frankreich bereits 13 Prozent des
gesamten flugaufkommens von Privatfliegern
abgedeckt werden, sind es auf der iberischen
halbinsel fünf Prozent. tendenz: steigend. zu
Billigflug-tarifen wie für 49 Euro von Palma
nach Berlin kann man im Privatjet trotz des
weiterhin wachsenden angebotes und der
damit sinkenden Preise natürlich nicht fliegen.
Der charter einer cessna citation ultra mit insgesamt
acht Plätzen von Palma nach Ingolstadt
und wieder zurück kostet bei „Europair“ beispielsweise
ab 13.500 Euro. Das wären rund 840
Euro pro strecke und Person. Ein Business-
Platz bei lufthansa ist mitunter teurer. und wer
seine sieben besten freunde einmal zu einem
sundowner nach Ibiza einladen möchte, zahlt
für den Privatjet-trip im günstigsten fall we -
niger als 370 Euro pro Platz und strecke. Das
ist sicherlich nicht billig, aber auch nicht un -
bezahlbar.
Andreas John