08.12.2012 Aufrufe

Sport - ein Heilmittel - Regenbogen Report

Sport - ein Heilmittel - Regenbogen Report

Sport - ein Heilmittel - Regenbogen Report

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Der Begriff Soteria kommt aus dem altgriechischen<br />

und heißt Wohl, Bewahrung, Rettung, Heil. Die<br />

Soteria-Idee hatte ihren Ursprung in der<br />

Antipsychiatriebewegung.<br />

In die Soteria am Klinikum München Ost können<br />

Menschen in Alter zwischen 18 und 50 Jahren mit<br />

<strong>ein</strong>er Psychose aus dem schizophrenen<br />

Formenkreis aufgenommen werden. Ausschlusskriterien<br />

sind u.a. Suchtmittelabhängigkeit<br />

(Alkohol, Medikamente, Drogen) und akute<br />

Selbst- oder Fremdgefährdungstendenzen, sofern<br />

<strong>ein</strong>e Bündnisfähigkeit nicht ausreichend<br />

herzustellen ist. Eine Aufnahme direkt auf die<br />

Station ist möglich; vorher wird <strong>ein</strong> Abklärungsgespräch<br />

geführt.<br />

Die Soteria ist <strong>ein</strong>e offene Station. Jeder Patient<br />

wird von <strong>ein</strong>em sogenannten Bezugspersonentandem<br />

betreut. Mit jedem der Bezugstherapeuten<br />

findet in der Regel <strong>ein</strong>mal pro Woche <strong>ein</strong> Gespräch<br />

statt, in dem die Behandlungsplanung, medikamentöse<br />

Behandlung, Ausgangsregelungen, bzw.<br />

individuelle krankheitsrelevante Themen besprochen<br />

werden.<br />

Das Krankheitsverständnis wird im Konzept der<br />

Soteria wie folgt dargestellt:<br />

»Als Reaktion auf belastende Lebenssituationen<br />

und -ereignisse können für den Betroffenen nicht<br />

lösbare Konflikte und Ängste entstehen, die zu psychotischem<br />

Erleben führen. Wegen des damit<br />

zusammenhängenden Realitätsverlustes kommt es<br />

zu Schwierigkeiten in den alltäglichen Kontakten<br />

und Beziehungen, die den Betroffenen isolieren.<br />

Einerseits besteht Angst vor Kontakten, gleichzeitig<br />

aber auch <strong>ein</strong> großer Wunsch danach. Diese<br />

widersprüchlichen Gefühle führen zu erheblichen<br />

Spannungszuständen, Angst und Verwirrung. (...)<br />

Dies führt zu <strong>ein</strong>em Erleben der Gegenwart, das<br />

oft sch<strong>ein</strong>bar inadäquate Verhaltensweisen zur<br />

22<br />

Die Soteria - <strong>ein</strong>e Alternative<br />

von Malina Bauer<br />

Folge hat. Dieses Verhalten des Patienten ist<br />

Ausdruck s<strong>ein</strong>es inneren Erlebens und erhält<br />

s<strong>ein</strong>en Sinn aus der Lebensgeschichte. (...)«<br />

Als Konsequenz dieses Krankheitsverständnisses<br />

steht Beziehungsarbeit und -gestaltung in der<br />

Soteria im Mittelpunkt. Die Mitglieder des Teams<br />

machen dem Patienten <strong>ein</strong> Kontaktangebot,<br />

begleiten diesen und gehen auf s<strong>ein</strong>e Bedürfnisse<br />

<strong>ein</strong> (»b<strong>ein</strong>g with«). Gespräche sind jederzeit<br />

möglich. Angehörige und nahe Bezugspersonen<br />

werden mit<strong>ein</strong>bezogen.<br />

Falls sinnvoll und gewünscht ist für<br />

Neuankömmlinge <strong>ein</strong>e 1:1-Begleitung rund um die<br />

Uhr möglich. Sie haben außerdem die Möglichkeit,<br />

in der ersten Zeit bis zum Abklingen der akuten<br />

Psychose im sogen. „Weichen Zimmer“ zu wohnen.<br />

Das Zimmer ist nur mit <strong>ein</strong>er Matratze <strong>ein</strong>gerichtet,<br />

ohne Bilder etc., um <strong>ein</strong>e möglichst<br />

reizarme Umgebung herzustellen, die angstlösend<br />

und beruhigend wirkt.<br />

An Medikamenten werden hauptsächlich atypische<br />

Neuroleptika in möglichst niedriger Dosierung<br />

nach Absprache mit dem Patienten gegeben. In<br />

Ausnahmefällen kann die Therapie auch ohne<br />

Medikamente durchgeführt werden.<br />

Der Alltag wird möglichst realitätsnah gestaltet<br />

(milieutherapeutisch). Versorgt wird die Station<br />

nicht durch die zentrale Küche, sondern jeweils<br />

zwei Patienten kochen für die ganze Station.<br />

Einmal pro Woche werden alle benötigten<br />

Lebensmittel von 4 Patienten und Personal in<br />

<strong>ein</strong>em Groß<strong>ein</strong>kauf erworben. Daneben gibt es<br />

noch <strong>ein</strong>en Einkaufsdienst, der jeden Tag zusätzlich<br />

benötigte Lebensmittel besorgt. Weitere<br />

Dienste sind Putzdienst, Weckdienst,<br />

Tischdeckdienst, Wäschedienst, Kuchen backen.<br />

Alle Dienste werden, soweit erforderlich und<br />

gewünscht, durch das Team unterstützt.<br />

regenbogen-report 02/09

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!