Kaleidoskop_2016
Das Königsfelder Kaleidoskop - aus dem bunten Alltag der Zinzendorfschulen: Schuljahr 2015-2016
Das Königsfelder Kaleidoskop - aus dem bunten Alltag der Zinzendorfschulen: Schuljahr 2015-2016
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»Nescha« – ein modernes Märchen<br />
Kultur an der Schule<br />
Märchen sind zeitlos und alles andere<br />
als angestaubte Geschichten<br />
- das hat die Unterstufen-Theater-<br />
AG der Zinzendorfschulen mit ihrem Stück<br />
»Nescha« bewiesen. Angelehnt an das<br />
Grimm’sche Aschenputtel haben die 15<br />
Schülerinnen und Schüler unter der Leitung<br />
der Theaterpädagogin Verena Duschek<br />
eine moderne Geschichte über junge<br />
Menschen in der Großstadt entwickelt.<br />
Das Märchen spielt im heutigen Berlin und<br />
zeigt, dass Geschwister im 21. Jahrhundert<br />
genauso böse sein können wie im literarischen<br />
Vorbild. Nescha, deren Name aus<br />
den Buchstaben des Aschenputtel entstanden<br />
ist, muss zwar keine Linsen lesen,<br />
während die Stiefschwestern beim Konzert<br />
feiern, dafür wird sie ohne Ende gemobbt,<br />
muss ihnen die Hausaufgaben erledigen,<br />
das Handy-Ladekabel, Kaffee, Getränke<br />
und alles Mögliche bringen sowie die Zimmer<br />
aufräumen.<br />
Der Ball des Prinzen ist ein Konzert einer<br />
angesagten Boygroup, der Vater ein<br />
Geschäftsmann, der zu einem Business-<br />
Meeting nach London fährt. Von dort aus<br />
bringt er seinen Töchtern die Geschenke<br />
mit, die sie sich wünschen: Ein grünes Kleid,<br />
eine pinkfarbene Handtasche, neonfarbene<br />
High-Heels und – einen Rosenstock.<br />
Den pflanzt Nescha auf das Grab ihrer verstorbenen<br />
Mutter und schon bald wächst<br />
er zu einem prächtigen Baum heran, unter<br />
dem Nescha ihren Träumen nachhängt.<br />
Werden diese wahr?<br />
Der Name »Nescha« setzt sich aus den Buchstaben von<br />
»Aschenputtel« zusammen und das Stück spielt in einer<br />
modernen Großstadt.<br />
Dem engagierten Ensemble gelingt es<br />
mühelos, sein Publikum in das Seelenleben<br />
eines jungen Mädchens mitzunehmen. Die<br />
spärlichen Requisiten in Verbindung mit<br />
projizierten Bildern sowie ein passender<br />
Soundtrack genügen, um den Zuschauer<br />
vom Ku’damm an den Piccadilly Circus, von<br />
der Berliner U-Bahn in die Londoner Tube<br />
und von der Casting-Show ins Rap-Konzert<br />
zu versetzen.<br />
Diese Show verdeutlicht die Wünsche einer<br />
ganzen Generation, jede will gewählt werden,<br />
sogar ein Seniorenduo mischt sich mit<br />
einer umwerfend komischen Einlage unter<br />
die von einer High-Heels-tragenden Schönheit<br />
den Juroren Bohlen und Ochsenknecht<br />
präsentierten Teilnehmer.<br />
Die Parallelen zwischen Nescha und<br />
Aschenputtel werden nicht zuletzt durch<br />
Vorlesen der jahrhundertealten Geschichte<br />
zwischen den einzelnen Szenen gezogen.<br />
Die Besucher im gut besetzten Haus des<br />
Gastes waren begeistert und tauchten als<br />
applaudierendes Publikum bei der Casting-<br />
Show und dem Rap-Konzert gleich selbst<br />
mit in die Geschichte ein. »Ich bin ganz<br />
überwältigt«, lobte Verena Duschek am<br />
Ende ihre Truppe. »Die kamen ständig mit<br />
neuen Ideen an und haben sogar heute<br />
früh noch neue Texte geschrieben.« Die Arbeit<br />
sei spannend gewesen, habe sich aber<br />
gelohnt meinte die Theaterpädagogin, was<br />
die Zuschauer mit donnerndem Applaus<br />
bekräftigten.<br />
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