EMW_Inn_leseprobe
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„Die drei Guss -<br />
eisernen“ wurde das<br />
auf R 4 startende<br />
Team der bayerischen<br />
Landespolizei<br />
genannt:<br />
Josef Forstner,<br />
Fritz Linhardt und der<br />
legendäre Georg<br />
„Schorsch“ Meier.<br />
Ganz gleich ob 2.000 km-„Deutschlandfahrt“, „Harz-Heide-<br />
Fahrt“ oder die legendäre „Drei-Tage-Ostpreußenfahrt“,<br />
immer wieder ackerten zähe Kerle wie der legendäre, damalige<br />
Landespolizei-Feldwebel Schorsch Meier ihre Münchner<br />
Singles mit ihren dürftigen 12 cm Bodenfreiheit durch<br />
Sand, zähen Lehm und loses Geröll auf die vordersten Plätze.<br />
Den reichlichen Lorbeer verdiente sich die R 4 allerdings<br />
eher durch die Steherqualitäten als durch vordergründige<br />
off-road-Eignung. Meier gab später zu Protokoll, dass die<br />
unsportlichen Trittbretter auf Lehm- und Schmierwegen einen<br />
großen Vorteil brachten: Wenn der Fahrer vollkommen<br />
erschöpft war oder das Motorrad wegrutschte, legte sich die<br />
Maschine nicht zur Gänze auf die Seite wie die „Sportmaschinen“<br />
mit Fußrasten. So mussten die R 4-Piloten ihren<br />
Eisenhaufen fast nie aus der Horizontalen hochwuchten.<br />
Bedienung, Leistungsgewicht und Bodenfreiheit würden<br />
heutige Geländefahrer bereits beim ersten Sandhaufen verzweifeln<br />
lassen, nur „gußeiserne“ Fahrer kamen damit überall<br />
durch. Das störte die maßgebenden Herren beim Heeres -<br />
beschaffungsamt wenig. So lief der Verkauf bis in das Jahr 1937<br />
mit jährlichen Änderungen für BMW zufriedenstellend. 1936<br />
stellte man eine mit auf 68 mm reduzierter Bohrung aus -<br />
gestattete 300 cm 3 -Variante der R 4, die R 3, vor. Am Ende<br />
des Jahres fiel diese jedoch wieder aus dem Programm.<br />
1937 stellte sich die Situation etwas anders dar: Die neuen<br />
BMW-Boxer R 5 und R 6 wiesen mit ihren geschweißten<br />
Rohrrahmen und neuartigen, hydraulisch<br />
gedämpften Teleskopgabeln in die Zukunft.<br />
Ein robustes und dabei nicht zu teures Motorrad,<br />
das zwischen der kleinen R 2 und den<br />
neuen Boxern lag, würde aber nach wie vor<br />
seinen Markt haben.<br />
| Archiv Schwietzer<br />
Auch bei Gelände -<br />
wettbewerben trat<br />
die R 4 an.<br />
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9<br />
| BMW Historisches Archiv
Vorbildlich<br />
restaurierte linke<br />
Motorseite einer<br />
R 35/1.<br />
Kegelrad und dessen Welle drücken und dieser axiale<br />
Druck den Gehäusehals reißen lassen.<br />
Frage: Welches Motoröl ist richtig für die R 35?<br />
Antwort: Einbereichsöle, möglichst unlegierte, typische<br />
Oldtimeröle. Bei kaltem Wetter und ruhiger Solofahrt<br />
30 W, bei sommerlichen Temperaturen und steigender<br />
Belastung (Seitenwagen und/oder Gebirgsbetrieb) eher<br />
40er oder gar 50er Viskositäten.<br />
so dass Öle Leckagen verursachen müssen. Abhilfe schafft<br />
oft die Umstellung auf Fließfett. Das bekommt man oft nur<br />
beim Oldtimerfachhandel oder Anbietern von Oldie-Ölen.<br />
Frage: Warum tropft Öl aus der Ölwanne des<br />
R 35-Motors?<br />
Antwort: Die ab Werk verbauten Stahlblechölwannen<br />
verziehen sich leicht durch unsachgemäße Montage oder Aufsetzer.<br />
Abhilfe schafft entsprechendes Ausbeulen der Ölwanne<br />
an der Dichtfläche samt der Verwendung von Kupferdichtringen<br />
an den Wannenschrauben. Konsequent ist der<br />
Umbau auf eine gegossene Leichtmetallölwanne aus dem<br />
Zubehör und die Nachrüstung eines Wannenschutzgitters<br />
gegen Beschädigungen durch Aufsetzer.<br />
| Archiv Schwietzer | Archiv Schwietzer<br />
Frage: Warum tropft Öl aus dem Hinterachsgehäuse,<br />
obwohl sämtliche Dichtungen erneuert wurden?<br />
Ein Wannenschutzgitter<br />
kann teure<br />
Schäden durch<br />
Aufsetzen verhindern.<br />
Antwort: Oft wird aus Unwissenheit bei den Starrrahmenmodellen<br />
Öl in das Hinterachsgehäuse gefüllt. Herstellerseitig<br />
ist dort jedoch Fließfett als Schmiermittel vorgesehen,<br />
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Trau, schau wem … Gebrauchtkauftipps<br />
für R 35-Modelle<br />
Wollen Sie eine R 35 kaufen?<br />
Beim Gebrauchtkauf sollte man sich<br />
zunächst im Klaren darüber sein, ob<br />
mehr die Nutzung der Maschine als<br />
Ausflugsfahrzeug im Vordergrund steht<br />
oder das Bewahren und Sammeln. Wer<br />
häufig fahren möchte – mit und ohne<br />
Seitenwagen – ist sicher mit einer <strong>EMW</strong><br />
R 35/3 am Besten versorgt. Für diese<br />
Modelle ist die Ersatzteillage dank der<br />
großen Stückzahlen am besten und viele<br />
Änderungen an Motor und Fahrwerk<br />
gegenüber den Vorgängern machen die<br />
Maschine haltbarer und komfortabler.<br />
Rechts:<br />
BMW R 35 aus<br />
Eisenach.<br />
Ganz klar den höchsten merkantilen<br />
Wert und den größten Status im R 35-<br />
Reigen besitzt das bis 1942 in München<br />
gebaute BMW-Modell. Ein um 30 %<br />
höherer Kaufpreis gegenüber einer Eisenacher<br />
Maschine zeigt das deutlich.<br />
Dabei sind die frühen Eisenacher<br />
Maschinen mit Starrrahmen und Tankschaltung<br />
noch weitgehend aus originalen<br />
BMW-Teilen entstanden und bieten<br />
| Archiv Schwietzer<br />
47
Kommen wir zu den Details:<br />
Um eine gebrauchte BMW oder <strong>EMW</strong><br />
R 35 zu kaufen ist nicht mehr oder<br />
weniger Sachverstand nötig als bei<br />
jedem anderen Motorrad. Wir setzen in<br />
diesem Fall voraus, dass die allgemeinen<br />
Tipps für den Gebrauchtkauf wie<br />
Überprüfung aller elektrischen Verbraucher<br />
(so viele sind es nicht!), Prüfung<br />
der Lenkkopflager, Kontrolle von<br />
Nummern und Vorhandensein passender<br />
Fahrzeugdokumente samt allen<br />
Eintragungen im Fahrzeugbrief, Ausleuchten<br />
des Tankinneren mit einer<br />
Lampe, Abklopfen der Speichenspannung<br />
sowieso zum Repertoire gehören.<br />
Hier geht es um Punkte, die man ge-<br />
| Archiv Schwietzer<br />
Restaurierte<br />
Exportausführung der<br />
R 35/3 in hellgrau.<br />
Beachte Schutzbleche<br />
in späterer<br />
Ausführung.<br />
Da der Export gegen Devisen in der<br />
DDR stets Vorrang vor anderen Produktionszielen<br />
hatte, sorgte das Transportmaschinenministerium<br />
in Berlin<br />
für ein bunteres Angebot. Dazu gehörten<br />
nicht nur Farben, sondern auch Ausstattungsdetails<br />
wie Formgestaltung<br />
der Schutzbleche, die sich bei diesen<br />
Modellen von den Standardfahrzeugen<br />
unterschied.<br />
| Archiv Schwietzer<br />
Mittlerweile in<br />
Deutschland kaum<br />
noch zu finden:<br />
R 35/3, die noch<br />
unrestauriert ist.<br />
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Der Gehäusehals,<br />
also das Bauteil<br />
zwischen Welle und<br />
Hinterachsgetriebe,<br />
kann durch Montagefehler<br />
reißen!<br />
trost als Indikatoren für den Gesamtzustand und die Besonderheiten<br />
dieser per se langlebigen Baureihe ansehen kann.<br />
Für den Sammlerwert des Fahrzeugs wichtig ist die so genannte<br />
Nummerngleichheit der Fahrzeuge. Idealerweise sind<br />
Rahmen, Motor und Schaltgetriebe nummerngleich. Bei<br />
Maschinen aus Eisenacher Fertigung finden sich auch<br />
Nummern an den Hinterachs getrieben. Dort sind, ohne dass<br />
eine komplette Systematik erkennbar ist, das Baujahr, die<br />
Nummer des Motors und/oder die Übersetzung des Achsgetriebes<br />
eingeschlagen. Hier wäre Nummerngleichheit zu<br />
wünschen, aber solche Motorräder sind<br />
nach 65 Jahren als reiner Glücksfall zu<br />
betrachten.<br />
Viel häufiger als solche Raritäten sind<br />
auf Münchner BMW „umgestrickte“<br />
Maschinen aus Eisenacher Her stellung<br />
zu finden. Zum Teil mit betrügerischer<br />
Absicht, zum Teil aus Unkenntnis<br />
wurden hier Maschinen so künstlich gealtert.<br />
Rechts:<br />
R 35-Schaltgetriebe<br />
mit eigener Nummer!<br />
| Archiv Schwietzer<br />
| Archiv Schwietzer<br />
Hinterachsgehäuse<br />
mit eigener Nummer,<br />
typisch für frühe<br />
Eisenacher R 35.<br />
| Archiv Schwietzer<br />
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Tafel 5<br />
Hinterradantrieb<br />
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Tafel 6<br />
Vorder- und Hinterradschutzblech, Gepäckträger, Kippständer<br />
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