Sektionsheft 2013 - 2 (.pdf) - Deutscher Alpenverein - Sektion ...
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Aktivitäten<br />
Der nächste Morgen zeigt bereits unsere<br />
gewonnene Muskelstärke. Die Rucksäcke werden<br />
immer leichter geschultert. Unsere Grenzen<br />
zeigt uns allerdings ein nur mäßig bekleideter<br />
Jogger auf. Er kommt schnell trippelnd<br />
den Hang hinunter gerannt. Wir stellen uns<br />
abseits des Weges auf, was er nur mit den<br />
wenigen Worten quittiert: „Die Wege brauche<br />
ich nicht!“ Das stimmt wirklich und jeder von<br />
uns fragt sich, welche Knöchelstärke er wohl<br />
hat. Vermutlich läuft er sogar Bergmarathons.<br />
Bernd stöhnt ihm noch ein paar Worte nach:<br />
„Schnell wie eine Gazelle.“<br />
Erneut funktionieren unsere Schweißdrüsen.<br />
Die Funktionsunterwäsche als erste Lage<br />
unseres Zwiebellooks trieft vor Nässe, als wir<br />
den Kesselwandferner erreichen. Schon nach<br />
kurzer Zeit ruft der Erste: „Da ist das Gletscherschloss,<br />
das Brandenburger Haus liegt vor uns.“<br />
Es ist mit der Dahmannspitze, an deren Seiten<br />
mehrere Dohlen sitzen, umgeben von Gletschern.<br />
Abends fragen wir uns bei Regenwetter<br />
beeindruckt, wie die rund zehn Kinder zwischen<br />
4 und 12 Jahren wohl hier hoch gekommen<br />
sind. Und nachts fühlen wir uns alle in die<br />
60er Jahre zurückversetzt. Kein warmes Wasser,<br />
keine Dusche, Wasserversorgung über Gletscher<br />
und minus vier Grad. Letzteres quittiert<br />
ein anwesender Münsteraner, der als gebürtiger<br />
Dortmunder weiterhin Mitglied unserer<br />
<strong>Sektion</strong> ist, mit den Worten: „Da zittert man<br />
auch nicht schneller. Es gibt Schlimmeres.“<br />
Brandenburger Haus - die höchstgelegene DAV-Hütte<br />
in Österreich vor der Weißkugel.<br />
Das Brandenburger Haus liegt auf einer Höhe<br />
von 3272 Metern und ist damit die höchste<br />
DAV-Hütte in Österreich. Es wirft keine Überschüsse<br />
ab. Die junge Hüttenwirtin Anna kann<br />
sich keine „goldene Nase“ verdienen. Alle notwendigen<br />
Renovierungsarbeiten können nur<br />
von Juli bis Mitte September vorgenommen<br />
werden. Sie werden fast ausschließlich durch<br />
die Mitglieder der <strong>Sektion</strong> Berlin ehrenamtlich<br />
geleistet. Das Brandenburger Haus hat keine<br />
Quelle und wird mit Gletscherwasser versorgt.<br />
Am nächsten Morgen verwöhnt uns die<br />
Sonne am klaren Himmel. Innerhalb kürzester<br />
Zeit wird es wärmer und wärmer. Unterhalb<br />
vom Brandenburger Huas ziehen wir los.<br />
Es geht über den Kesselwandferner hinauf zum<br />
Fluchtkogel. Dort erwartet uns eine herrliche<br />
Rundum-Sicht: Wildspitze, Weißkugel, Fineilspitze,<br />
Similaun und Hintere Schwärze liegen<br />
deutlich vor uns. Über das Guslarjoch geht es<br />
dann hinab auf den gleichnamigen Ferner. Rainer<br />
übt sich bereits anfangs im Rutschen auf<br />
dem Allerwertesten, wird aber schnell festgehalten.<br />
Ein wenig später sinkt er als Letzter der<br />
4er-Seilschaft bis zur Brust durch den bereits<br />
sulzigen Firn. Er bleibt aber ganz ruhig, obwohl<br />
er seine Beine frei bewegen kann. Wolfgang<br />
hat ihn fest am Seil und kurz darauf klettert<br />
Rainer wieder hinauf.<br />
Zwei uns entgegen kommende junge Damen<br />
quittieren das Gesehene lachend mit den kurzen<br />
Worten: „Wir gehen mal eben aus der Gefahrenzone.“<br />
Später üben wir für zwei Personen<br />
noch eine Spaltenbergung, bevor uns die aufziehende<br />
Nachmittagskälte zum Weitergehen<br />
antreibt. Über einen schmalen Weg gelangen<br />
wir zur Vernagthütte, die uns auf der windstillen<br />
Terrasse mit den Strahlen der Nachmittagssonne<br />
noch lange verwöhnt. Neben den Murmeltieren<br />
sehen (und hören) wir die Glocken<br />
der Schafe. Sie gehören, so berichten viele Reiseführer,<br />
Schnalser Bauern. Ihnen gehören seit<br />
jeher die Almgründe im Venter Tal. Ihre Vierbeiner<br />
kommen im Frühsommer über das Niederjoch<br />
an der Similaunhütte oder über das<br />
Hochjoch an der Schutzhütte Bella Vista vorbei.<br />
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