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Rede des Leiters der Bayerischen Staatskanzlei ... - Bayern

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Bayerische <strong>Staatskanzlei</strong><br />

<strong>Rede</strong> <strong>des</strong> <strong>Leiters</strong> <strong>der</strong> <strong>Bayerischen</strong> <strong>Staatskanzlei</strong>, Staatsminister<br />

Eberhard Sinner, anlässlich <strong>der</strong> Einweihung und Eröffnung <strong>des</strong> neuen<br />

Kultur- und Kommunikationszentrums am Freitag, dem 1. August<br />

2008, in Dettelbach<br />

Manuskriptfassung: Es gilt das gesprochene Wort.<br />

- Anrede -<br />

„Es kommt niemals ein Pilger nach Hause, ohne ein Vorurteil weniger und<br />

eine neue Idee mehr zu haben.“ – Dieser Ausspruch von Thomas Morus<br />

passt in einem doppelten Sinne zu Dettelbach: einmal, weil Dettelbach seit<br />

Jahrhun<strong>der</strong>ten ein bekannter und viel besuchter Wallfahrtsort ist, und zum<br />

Zweiten, weil die Dettelbacher hervorragende neue Ideen haben, wenn es<br />

um die mo<strong>der</strong>ne und gleichzeitig behutsame Gestaltung ihrer Altstadt geht.<br />

Das eindrucksvollste Ergebnis dieser Ideen, das neue Kultur- und<br />

Kommunikationszentrum, weihen wir heute ein. Man kann den<br />

Dettelbachern zu diesem Zentrum nur gratulieren! Es freut mich, zu einem<br />

so schönen Anlass in Vertretung unseres Ministerpräsidenten Dr. Günther<br />

Beckstein hier bei Ihnen zu sein, in meiner unterfränkischen Heimat.<br />

Allen ein herzliches Grüß Gott!<br />

Wer sich die Entstehungsgeschichte <strong>des</strong> „KuK“ ansieht, <strong>der</strong> stellt fest:<br />

Dieses neue Zentrum ist ein Musterbeispiel dafür, dass gerade im<br />

Kulturbereich sehr viel möglich ist, wenn verschiedene Kräfte gemeinsam<br />

an einem Strang ziehen:<br />

� 2002 fand sich eine Aktionsgemeinschaft mit interessierten und<br />

engagierten Dettelbacher Bürgern zusammen, die in Bezug auf die<br />

Weiterentwicklung ihrer Heimatstadt mehrere Anliegen formulierten.


� Der Dettelbacher Stadtrat und Bürgermeister Kuhn nahmen diese<br />

Anregungen auf und ernst, und es entstand die Idee eines<br />

umfassenden Zentrums mit Bürger- und Besucherservice, einer<br />

Bibliothek und einem Wallfahrtsmuseum.<br />

� Diese Idee wurde zum Projekt, an dem viele engagiert und<br />

begeistert mitwirkten und für das schließlich auch die Finanzierung<br />

auf die Beine gestellt werden konnte: Das Wallfahrtsmuseum wurde<br />

in höchstmöglichem Umfang aus Mitteln <strong>des</strong> Kulturfonds geför<strong>der</strong>t,<br />

das „KuK“ insgesamt mit Gel<strong>der</strong>n aus dem Entschädigungsfonds für<br />

die Denkmalpflege, <strong>der</strong> <strong>Bayerischen</strong> Lan<strong>des</strong>stiftung, dem Programm<br />

Lea<strong>der</strong>+, <strong>der</strong> Unterfränkischen Kulturstiftung und <strong>der</strong><br />

Städtebauför<strong>der</strong>ung. Auch die Finanzierung ist also eine Art<br />

„Gemeinschaftswerk“!<br />

Heute, am Ziel eines langen Weges, können wir uns über das gemeinsam<br />

und gemeinschaftlich Erreichte von Herzen freuen.<br />

Das „KuK“ ist sowohl für Dettelbach als auch für die Menschen hier eine<br />

große Bereicherung. Es vermittelt einen Eindruck davon, welche Faktoren<br />

die Stadt über die Jahrhun<strong>der</strong>te hinweg geprägt haben, und betont<br />

gleichzeitig das mo<strong>der</strong>ne Dettelbach. Diese Kombination aus<br />

Geschichtsbewusstsein und Zukunftsorientierung spiegelt sich in <strong>der</strong><br />

Gesamtkonzeption <strong>des</strong> „KuK“ in einer beson<strong>der</strong>s gelungenen Art und<br />

Weise wi<strong>der</strong>:<br />

� Das „Baumannsche Haus“, eines <strong>der</strong> wenigen noch erhaltenen<br />

spätmittelalterlichen Fachwerkhäuser in <strong>der</strong> Region und<br />

eindrucksvolles Zeugnis Stein gewordener Vergangenheit, stellt den<br />

Kern <strong>des</strong> „KuK“ dar.<br />

� In die fünfhun<strong>der</strong>tjährige Geschichte Dettelbachs als berühmter<br />

Wallfahrtsort kann <strong>der</strong> Interessierte sich im neuen<br />

Wallfahrtsmuseum vertiefen. Dieses Museum ist singulär in <strong>der</strong><br />

fränkischen Museumslandschaft. Es freut mich, dass es das<br />

Ergebnis einer fruchtbaren Zusammenarbeit zwischen dem Bistum<br />

und <strong>der</strong> Stadt ist, und es freut mich ebenso, dass man bei <strong>der</strong>


Konzeption auch an die Rolle <strong>des</strong> Kulturgutes Wein denken möchte<br />

– denn was wäre Unterfranken ohne Wein?<br />

� Dieser Bedeutung <strong>des</strong> „KuK“ als Ort <strong>der</strong> Begegnung mit <strong>der</strong><br />

Geschichte steht die Funktion als Treffpunkt, als Informations- und<br />

als Servicezentrum gegenüber: Ob auf einen kurzen Plausch bei<br />

einem Kaffee, ob zum ersten Kennenlernen <strong>der</strong> Gegend und ihrer<br />

touristischen Möglichkeiten, ob wegen eines Buches o<strong>der</strong> einer<br />

Kulturveranstaltung im Haus – es gibt genügend gute Gründe, das<br />

„KuK“ zu besuchen und seine vielen Möglichkeiten zu nutzen.<br />

Das neue Kultur- und Kommunikationszentrum wird seinem Namen also<br />

gerecht: Es ist ein Ort <strong>der</strong> Kultur – <strong>der</strong> vergangenen wie <strong>der</strong><br />

gegenwärtigen –, es ist ein Ort <strong>der</strong> Kommunikation und es ist ein Ort <strong>der</strong><br />

Begegnung: ein zentraler Treffpunkt für alle Einheimischen und alle<br />

Auswärtigen, ein Treffpunkt, <strong>der</strong> die Leute anzieht und <strong>der</strong> seinerseits auch<br />

ausstrahlt.<br />

Mit einem Wort: Das „KuK“ ist ein echter Gewinn für Dettelbach. Es stärkt<br />

den Kulturstandort, es stärkt den Tourismusstandort und es stärkt den<br />

Wirtschaftsstandort Dettelbach – und es stärkt den Zusammenhalt<br />

innerhalb <strong>der</strong> Gemeinde! Ich danke all denjenigen, die mit viel Herzblut, viel<br />

Überzeugung und viel Engagement dazu beigetragen haben, dass aus<br />

einer schönen Idee eine noch schönere Wirklichkeit wird.<br />

Die Bayerische Staatsregierung ist ein zuverlässiger Partner, wenn es<br />

darum geht, unsere Städte als lebens- und liebenswerte Zentren zu<br />

erhalten:<br />

� Das ist im Falle <strong>des</strong> „KuK“ deutlich geworden, für das Günther<br />

Beckstein sich persönlich und noch in seiner Zeit als Innenminister<br />

eingesetzt hat.<br />

� Das wird seit Jahren an <strong>der</strong> Dettelbacher Altstadt insgesamt<br />

sichtbar gemacht, die 1993 förmlich als Sanierungsgebiet festgelegt<br />

worden ist. Zahlreiche Maßnahmen konnten mit<br />

Städtebauför<strong>der</strong>ungsmitteln in Höhe von rund 5,8 Millionen Euro


isher realisiert werden. Auch für das „KuK“ konnten aus dem<br />

Bund-Län<strong>der</strong>-Städtebauför<strong>der</strong>ungsprogramm und dem <strong>Bayerischen</strong><br />

Städtebauför<strong>der</strong>ungsprogramm rund 1,5 Millionen Euro zur<br />

Verfügung gestellt werden.<br />

In Artikel 3 unserer <strong>Bayerischen</strong> Verfassung von 1946 steht geschrieben:<br />

<strong>Bayern</strong> ist ein Kulturstaat. Wer bedenkt, wie gegenwärtig Krieg und<br />

Zerstörung 1946 waren und wie sehr es in dieser Zeit um das reine<br />

Überleben ging, <strong>der</strong> kann die große Bedeutung erahnen, die die<br />

Verfassungsväter <strong>der</strong> Kultur beigemessen haben.<br />

Dem liegt die Einsicht zugrunde, dass das Leben mehr ausmacht als nur<br />

das Überleben, dass es nicht nur die "harten" Standortfaktoren sind, die für<br />

das Wohlergehen <strong>der</strong> Menschen wichtig sind. Wir Menschen brauchen<br />

auch Dinge, <strong>der</strong>en Nützlichkeit sich möglicherweise erst auf den zweiten<br />

Blick erschließt, Dinge, die keinen unmittelbaren ökonomischen "Mehrwert"<br />

haben. Wir Menschen brauchen die Kultur. Sie ist kein Luxus, son<strong>der</strong>n eine<br />

pure Notwendigkeit.<br />

� Zum Kulturstaat <strong>Bayern</strong> gehören viele Museen und Sammlungen,<br />

darunter einige von Weltrang. Ich erinnere nur an das Neue Museum<br />

für Kunst und Design in Nürnberg, an das Museum für die<br />

Sammlung Schäfer in Schweinfurt o<strong>der</strong> an die Pinakothek <strong>der</strong><br />

Mo<strong>der</strong>ne in München. 20 Millionen Besucher kommen jährlich in die<br />

bayerischen Museen – das ist deutschlandweit spitze! Heute fügen<br />

wir dieser reichen und vielfältigen bayerischen Museumslandschaft<br />

ein weiteres beson<strong>der</strong>s vielfältiges Museum hinzu.<br />

� Zum Kulturstaat <strong>Bayern</strong> gehören zahlreiche Baudenkmäler – große,<br />

bekannte wie <strong>der</strong> Bamberger Dom ebenso wie kleine, aber sehr<br />

feine wie das „Baumannsche Haus“, das jetzt Teil <strong>des</strong> „KuK“ ist. Von<br />

den steinernen Zeugnissen unserer Vergangenheit gehen eine<br />

Faszination und eine Ausdruckskraft aus, denen sich die Menschen<br />

nicht entziehen können. Die Denkmäler repräsentieren die ganze<br />

Historie unseres Lan<strong>des</strong>, sie geben unserem Land ein Gesicht und<br />

machen unsere beson<strong>der</strong>e bayerische Identität aus. Wir bekennen<br />

uns zu ihr - und wenden auch erhebliche Mittel auf, um die


Denkmäler in unserem Land zu erhalten. Die Mittel für die<br />

Denkmalpflege haben wir von 5,5 Millionen Euro im Jahre 2006 auf<br />

11 Millionen Euro im Jahre 2008 angehoben. Das ist ein guter Weg,<br />

den wir fortsetzen wollen.<br />

� Und zum Kulturstaat <strong>Bayern</strong> gehört auch, dass man die vorhandene<br />

kulturelle Substanz nicht einfach nur konserviert, son<strong>der</strong>n aktiv in<br />

das Leben <strong>der</strong> Menschen einbindet. Das ist in Dettelbach mit dem<br />

neuen „KuK“ beispielhaft gelungen: Hier, wo eines <strong>der</strong> wichtigsten<br />

Baudenkmäler <strong>der</strong> Stadt ist, wo ein Museum einen ganz prägenden<br />

Abschnitt <strong>der</strong> örtlichen Geschichte beleuchtet, hier kommen die<br />

Menschen zusammen, informieren sich, tauschen sich aus, planen<br />

einen Aufenthalt. Besser und nachhaltiger kann man seine Altstadt<br />

kaum bereichern, als das die Dettelbacher mit dem „KuK“ gemacht<br />

haben!<br />

Wir feiern also heute eigentlich drei Dinge:<br />

� einmal das „KuK“ als Ergebnis <strong>des</strong> festen Willens <strong>der</strong> Dettelbacher,<br />

ihre Altstadt sinn- und anspruchsvoll zu gestalten,<br />

� zum Zweiten das „KuK“, weil es hinsichtlich seiner Finanzierung<br />

eine sehr respektable Gemeinschaftsaktion war,<br />

� und drittens das „KuK“, weil es einen wertvollen und lebendigen<br />

neuen Baustein in dem bunten Mosaik darstellt, das das Kulturland<br />

<strong>Bayern</strong> ist.<br />

In diesem Sinne: Den Dettelbachern meinen herzlichen Glückwunsch zu<br />

dieser schönen Errungenschaft!

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