Zweitausendneun, Zweitausendzehn. - Kulturserver Hamburg
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PREMIEREN 48<br />
Tim Grobe und Band Tiger & Babs<br />
Baal<br />
von Bertolt Brecht<br />
Baal ist Dichter. Sein Verleger<br />
und Gönner Mech will<br />
ihn als Genie groß herausstellen.<br />
Doch Baal verweigert<br />
sich jeglicher Protektion.<br />
Stattdessen beginnt er eine<br />
Affäre mit Mechs Ehefrau<br />
und spannt seinem Freund<br />
und Bewunderer Johannes<br />
die Freundin aus, die sich<br />
daraufhin das Leben nimmt.<br />
Ekart gerät in seinen Sog<br />
und misst sich an Baals unangepasstem<br />
Leben und<br />
Dichten. Sie ziehen über<br />
Land. Frauen und Männer<br />
gehen an Baals Lebensgier<br />
zugrunde, und Baal selbst<br />
wird von der eigenen Antriebskraft<br />
aufgerieben.<br />
Steckbrieflich gesucht, verkriecht<br />
er sich in die Wälder;<br />
fern der menschlichen Gemeinschaft<br />
überlässt er sich<br />
seinem Schicksal.<br />
Baal ist Baal und bleibt<br />
Baal, er frisst, tanzt, verbraucht<br />
Frauen und verklärt<br />
sich, das ist sein Leben. Baal<br />
ist asozial. Er reibt sich an<br />
der Gesellschaft. Sein ausuferndes,<br />
wildes, genialisches<br />
Handeln sprengt jeden Rahmen<br />
und jede mögliche<br />
Grenze seiner Umgebung.<br />
Mit dem »Ernst aller Tiere«<br />
(Brecht) lebt er aus sich heraus<br />
und produziert seine Geschichte,<br />
das gewöhnliche<br />
Leben, das alles in sich eint:<br />
Leid, Lust, Liebe, Betrug –<br />
und selbstverständlich den<br />
Tod. Konsequenterweise fin-<br />
det er weder in der Tragödie<br />
noch in der Komödie seinen<br />
Platz.<br />
Die Anarchie eines Lebens,<br />
erzählt in einer poetischen<br />
und musikalischen<br />
Struktur, voller Sprachgewalt<br />
und Reichtum an Bildern<br />
und Assoziationen. Figuren<br />
treffen aufeinander, auf Baal,<br />
sachlich und direkt. Es ist<br />
einfach: die eine steht, die andere<br />
fällt. Vielleicht: das<br />
(Selbst-)Porträt des Dichters<br />
als junger Mann.<br />
Brechts Stück, noch in<br />
Augsburg entworfen, wurde<br />
1923 erstmals in Leipzig aufgeführt.<br />
Die beiden frühen<br />
Fassungen des Stückes entschärfte<br />
er, weil sie von den<br />
Verlagen als zu provokant<br />
empfunden wurden. Nach<br />
mehreren Umarbeitungen<br />
(bis ins Jahr 1954!) kehrte er<br />
schließlich zur zweiten Fassung<br />
zurück. a<br />
Samuel Weiss, geboren 1967<br />
in Männedorf bei Zürich.<br />
1986 bis 1990 Schauspielausbildung<br />
am Max-Reinhardt-<br />
Seminar, Wien. Währenddessen<br />
gastierte er am Burgtheater<br />
und am Schauspiel Frankfurt.<br />
1991 bis 1992 Engagement<br />
am Landestheater<br />
Tübingen. 1993 bis 2001 Ensemblemitglied<br />
am Staatstheater<br />
Stuttgart. 1998 inszenierte<br />
er dort »Messer in<br />
Hennen« von David Harrower<br />
und die Uraufführung<br />
von Roland Schimmelpfennigs<br />
»Die arabische Nacht«.<br />
Außerdem inszenierte er<br />
»Othello« und »Sanft und<br />
Grausam« am Oldenburgischen<br />
Staatstheater und unterrichtet<br />
regelmäßig Schauspielstudenten<br />
an der <strong>Hamburg</strong>er<br />
Theaterakademie. Seit<br />
2001 gehört er zum Ensemble<br />
des Schauspielhauses.<br />
Dieses Theaterstück behandelt<br />
die gewöhnliche<br />
Geschichte eines Mannes,<br />
der in einer Branntweinschenke<br />
einen Hymnus<br />
auf den Sommer singt,<br />
ohne die Zuschauer ausgesucht<br />
zu haben – einschließlich<br />
der Folgen des<br />
Sommers, des Branntweins<br />
und des Gesanges.<br />
Bertolt Brecht<br />
über »Baal«<br />
REGIE<br />
Samuel Weiss<br />
PREMIERE<br />
20. März 2010<br />
Malersaal<br />
Eine Produktion der<br />
Theaterakademie <strong>Hamburg</strong><br />
in Zusammenarbeit<br />
mit dem Schauspielhaus<br />
PREMIEREN 49