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Juni 2016 - Büchenbacher Anzeiger

Ihr Informationsblatt aus der Gemeinde Büchenbach. Berichte aus dem Rathaus, aus Vereinen und Kirchengemeinden sowie Allgemeines aus der Region.

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Seniorenbeirat Büchenbach<br />

Damals waren in Franken Milchhäuser Treffpunkt<br />

für die Menschen des Dorfs. Beim Abliefern<br />

der täglich gemolkenen Milch kam<br />

man regelmäßig ins Tratschen. Es wurden<br />

Neuigkeiten ausgetauscht, von besonderen<br />

Ereignissen berichtet und das Tages-geschehen<br />

bewertet. So wurde das Milchhaus<br />

mit seinem Schaukasten zum Zentrum des<br />

dörflichen Lebens.<br />

Heute haben die Milchhäuser ihr Funktion<br />

verloren, dämmern vor sich hin und nur<br />

manches mal beginnen sonderliche Geschichten<br />

am Milchhaus. So geschehen in diesen Jahren.<br />

„Schon seit langem hatte ich mir die Reise in den kleinen mittelfränkischen<br />

Ort vorgenommen aber erst jetzt, im Sommer 2013, zog es mich förmlich<br />

dorthin. Eigentlich hatte ich wenig Hoffnung, vor Ort auf konkrete Hinweise<br />

zu stoßen nach denen ich suchte, aber ich wollte nichts unversucht lassen<br />

und entschloss mich zu dieser Fahrt. Der Wegweiser am Straßenrand<br />

gab mir die Richtung vor und informierte mich, nach zwei Kilometern die<br />

Ortschaft zu erreichen. Dichte Kiefernbestände beiderseits der kurvenreichen<br />

Straße verhinderten die Fernsicht auf das kleine Dorf. Erst als ich den<br />

Waldrand erreicht hatte, leuchteten mir zwischen den letzten Bäumen die<br />

ersten roten Ziegeldächer entgegen. Gleich hinter dem Ortseingangsschild<br />

stoppte ich meinen Wagen, schaltete den Motor ab und stieg erst einmal<br />

aus, wobei ich noch gar nicht so richtig wusste, was ich danach tun sollte.<br />

Menschen, auf die ich hätte zugehen können, waren nicht zu sehen. Ein<br />

Trecker mit Anhänger stand vor einem Gehöft, aber auch dort niemand in<br />

seiner Nähe. Gemächlich schlenderte ich bis zum ersten Wohnhaus, klingelte<br />

an der Haustür in der Hoffnung, dort jemanden anzutreffen. Nicht mal<br />

ein Hund kläffte mich an. Nach dem zweiten vergeblichen Versuch gab ich<br />

auf und spazierte zum Wagen zurück. Minuten später, nach dem ich wegen<br />

der großen Hitze im Wagen alle Türen und Fenster geöffnet hatte, fuhr ich<br />

langsam weiter ins Dorf hinein. Die gerade Straße führte direkt auf einen<br />

großen spitzen Fachwerkgiebel zu, dessen Bausubstanz die besten Zeiten<br />

längst hinter sich hatte. Hier teilte sich die Straße und ließ mir die Wahl,<br />

entweder nach links oder rechts weiterzufahren. Ich setzte den Blinker und<br />

bog nach links ab, erreichte aber schon nach weniger als fünfzig Metern<br />

den Ortsausgang, ohne auf einen Bewohner gestoßen zu sein. Lag es an<br />

der Hitze, dass die Menschen nicht vors<br />

Loch gingen oder standen sie hinter ihren Gardinen und beobachteten<br />

misstrauisch das fremde Fahrzeug? Mir blieb also nichts anderes übrig<br />

als den Wagen zu wenden und in entgegengesetzter Richtung ins Dorf zu<br />

fahren. Ein Hinweisschild informierte mich, dass dieser Teil der Straße an<br />

ihrem Ende in einer Sackgasse mündete.<br />

Vorbei an kleineren und größeren Häusern, die wohl auch landwirtschaftlich<br />

genutzt wurden, fuhr ich langsam dem angekündigten Wendehammer<br />

entgegen. Eine Dorfkneipe, in der ich Menschen anzutreffen erhoffte, hatte<br />

ich noch nicht entdeckt. Doch weiter vorne, im Schatten großer Laubbäume,<br />

sah ich die ersten Autos stehen. Das Ende der Dorfstraße war bereits<br />

in Sicht, da überquerte eine Frau mit Hund die Straße. Hocherfreut, hier jemanden<br />

zu begegnen, beschleunigte ich mein Auto und machte mit Handzeichen<br />

aus dem offenen Wagenfenster zusätzlich auf mich aufmerksam.<br />

Die Frau, so vermute ich einmal, hatte die Fünfzig noch nicht erreicht, reagierte<br />

auf mein Handzeichen wie erhofft und wartete bis ich den Wagen<br />

verließ und zu ihr ging. Aufmerksam hörte sie mich an, konnte mir meine<br />

Frage aber nicht beantworten. Stattdessen nannte sie Namen und Adresse<br />

eines pensionierten Lehrers und empfahl, mich in meiner Angelegenheit<br />

mit ihm in Verbindung zu setzen. Bevor die hilfsbereite Frau weiterging,<br />

zeigte sie mir dessen Wohnhaus, an dem ich vor wenigen Minuten noch<br />

vorbeigefahren war.<br />

Der Anfang war gemacht. Jetzt hatte ich ein konkretes Ziel, wendete den<br />

Wagen und fuhr zurück. Das genannte Wohnhaus lag von mir aus gesehen<br />

an der linken Straßenseite und genau von daher schlängelte sich jetzt ein<br />

Wasserschlauch quer zur anderen Seite der Straße, wo ein rüstiger Mann<br />

Blumen und Strauchwerk am Milchhaus bewässerte. Nur wenige Meter<br />

vor dem Schlauch lenkte ich mein Fahrzeug rechts über den Straßenrand<br />

hinaus auf einen vertrockneten Grasstreifen, parkte dort und stieg aus.<br />

Mein Gegenüber am Wasserschlauch betrachtete mein Kommen mit wachen<br />

Augen, ohne dass er seine Arbeit dabei einstellte. Wie sich schnell<br />

herausstellte, war der Mann an der Spritze ein sehr sympathischer Mensch.<br />

Gleich, nachdem wir uns bekannt gemacht, und ich ihm den Grund meiner<br />

Reise anvertraut hatte, bat er mich zur Fortsetzung der Unterhaltung auf<br />

sein Grundstück und zeigte großes Interesse mir zu helfen. Selber wusste<br />

er keine Antwort auf meine Frage, kannte aber eine ältere Frau, die<br />

im Dorf beheimatet war und mir möglicherweise die gesuchte Auskunft<br />

geben konnte. Der Pensionär an meiner Seite informierte mich über Landwirtschaft<br />

und Menschen im Dorf und berichtete unter anderem, dass<br />

gegenwärtig nur noch neunzig Seelen im Ort lebten, und die meisten davon<br />

Nachkommen ehemaliger Zuwanderer seien, die nach dem Krieg dort<br />

angesiedelt wurden. Ich erfuhr von einem älteren Mann, der mir vielleicht<br />

auch weiterhelfen könnte, doch der lag zur Zeit im Krankenhaus und war für<br />

uns beide unerreichbar. Durch kleine Hausgärten, vorbei an Stallungen für<br />

Federvieh und Schafe, machten wir uns beide auf dem kürzesten Weg zum<br />

Grundstück der genannten Frau. In Erwartung, von ihr vielleicht schon den<br />

entscheidenden Hinweis zu erhalten, stieg bei mir die Anspannung. Traurige<br />

Gedanken und tiefe Gefühle stellten sich ein, als wir die Gesuchte bei<br />

der Gartenarbeit antrafen. Mein Begleiter stellte mich ihr vor und nannte<br />

den Grund meines Besuches. In Erwartung ihrer Antwort ließ ich die Frau<br />

keinen Moment aus den Augen. Obwohl mir ihr Dialekt fremd war, verstand<br />

ich doch das Wesentliche, zumal mein Begleiter immer wieder nachfragte<br />

26 <strong>Büchenbacher</strong> <strong>Anzeiger</strong>

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