passierte. Er wollte niemals alles, weder geben noch von einem Mann einfordern. „Stadt oder Liebe“, sagte er und drehte sich mit einem Grinsen in Toms Armen um. „Stadt und Liebe“, erwiderte Tom. Noch ehe er protestieren konnte, verschlossen Lippen sanft seinen Mund. Für einen Moment erstarrte Hugo, dann genoss er die Berührung und erwiderte sie. Toms Zunge bat um Einlass. Er hieß sie willkommen, fühlte sich seltsam berauscht von dem Geschmack. Leise seufzte Tom, zog ihn dichter an sich heran. Hugo spürte deutlich dessen Erregung und rieb genüsslich darüber. Der Kuss wurde tiefer und gieriger. Jede Berührung prickelte bis in die Haarspitzen. Hugo wollte mehr und doch zog er sich atemlos zurück. Es war falsch, vollkommen falsch! Natürlich entging Tom sein Zaudern nicht. „Du hast doch jetzt lange und intensiv ausprobiert, was die Stadt dir zu bieten hat. Wieso versuchst du es jetzt nicht mal mit der Liebe?“ „Weil sie am Ende alles kaputt macht“, flüsterte Hugo. „Die Stadt ist auch dabei dich zu zerstören. Was glaubst du, wie lange du in diesem Tempo noch durchhältst?“ „Was schlägst du vor?“ „Wir könnten uns besser kennenlernen. Dass du die Anziehung ebenso wie ich spürst, kannst du nicht leugnen. Vielleicht geht auch irgendwie beides. Ich könnte dein sicherer Hafen sein, wenn du ihn brauchst.“ „Du hast gesagt, dass du alles willst“, erinnerte ihn Hugo. „Ja, aber ich bin ein geduldiger Mensch und kann darauf warten, bis du mir alles gibst.“ „Vielleicht wird es niemals passieren“, gab er zu bedenken und ärgerte sich darüber, dass er schon jetzt dabei war, etwas zu zerstören, dass noch gar nicht angefangen hatte. „Möglicherweise passiert es schon jetzt“, raunte Tom ihm zu. „Wie soll das denn funktionieren?“ „Ich habe dieses Seminar nicht grundlos gemacht. Es ebnet mir die Chance für einen Job in Berlin. Ich habe bereits eine Weile über einen Wechsel nachgedacht und jetzt hätte ich gewissermaßen einen weiteren und besonderen Anreiz.“ Hugo starrte Tom fassungslos an, dann konnte er nicht anders und küsste Tom stürmisch. Die Zweifel, die ihn in den letzten Wochen sooft begleitet hatten und die ihm die Sicht nahmen, veränderten plötzlich sein Bewusstsein. Vielleicht musste er sich gar nicht entscheiden. Die Stadt würde ihm dabei helfen, endlich den Weg weiterzugehen und sein Studium zu beenden. Wilde und hemmungslose Sexpartys gegen Liebe einzutauschen, schien ihm ein lohnenswertes Abenteuer zu sein. Schon die Küsse berührten ihn auf einer ganz anderen Ebene, als der <strong>anonyme</strong> Sex es jemals getan hatte. Hugo wollte mehr davon. Langsam drängte er Tom in Richtung Bett. Sie fielen auf die Matratze. Ein unangenehmer Schmerz durchzuckte Hugos Hintern und erinnerte ihn daran, dass er längst noch nicht wieder einsatzfähig war. Auch Tom schien es zu bemerken. „Was hältst du davon, wenn wir noch ein bisschen warten?“ „Warten? Worauf?“ Hugo fühlte sich ertappt, auch wenn er nichts bereute, war ihm der Gedanke an die vielen Kerle, die sich mit ihm vergnügt hatten, ein bisschen peinlich. „Darauf, dass die Spuren der anderen Männer auf deinem Körper verblassen“, raunte Tom ihm zu und fuhr mit einem Finger die Konturen seiner Lippen nach. „Und dann?“
„Zeichnen wir unsere eigenen Spuren. Mit etwas Glück gehen sie viel tiefer und halten eine Ewigkeit.“ „Okay“, flüsterte Hugo. Das Wort Ewigkeit verstärkte das sehnsüchtige Ziehen in seiner Brust. Er fühlte sich noch immer benommen, also kuschelte er sich an Tom, schloss die Augen und vertraute darauf, dass Stadt und Liebe doch irgendwie zusammenpassten. Ende