6. Seite Aus dem Ort Infos vom MartTreff 7. Seite Morsums Eisboot für die Modelleisenbahn Bericht vom Erfahrungsausstausch Markt Treff-Gemeinden am 9.11.2016 in Hennstedt/<strong>Di</strong>thmarschen Für Morsum ist der Zug noch lange nicht abgefahren. Das meint auch Ulrich Mackenthun, Inhaber der Firma TVK Sylt Modellbau in Westerland. Bereits seit mehr als 20 Jahren gibt er bei Spezialfi r- men regelmäßig Sondermodelle mit Inselbezug in Auftrag. Vor kurzem ist das jüngste Unikat erschienen – ein Güterwaggon mit dem Motiv des alten Morsumer Eisboots. Seit nunmehr genau 20 Jahren gibt es stets einen "Jahreswaggon". Im Maßstab 1:87 für H0-Eisenbahnen gefertigt, ist dabei jede Aufl age auf 500 Stück limitiert. Seehunde, Sylt-Fähre, Shanty-Chor – gespannt warten die Stammkunden jedes Jahr auf das neue Motiv, das des Sammlers und Sylt-Fans Herz erfreut. Und so wird künftig auch das alte Morsumer Eisboot auf mancher Modellbahnanlage irgendwo in Deutschland seine Runden drehen. Frank Deppe „Nicht den Ertrunkenen bei den Beinen aufhängen“ Ob Tischmanieren, Baderegeln oder Erste Hilfe: Schon früh wurden die Sylter wie auch die Sommerfrischler von Ärzten und Pastoren mit vielen praktischen Ratschlägen bedacht. Ob es aber ratsam war, alle Empfehlungen zu befolgen, sei dahin gestellt. Sich etwa bei starken Magenschmerzen einen Löffel Dünensand zu verabreichen, das dürfte schon einige Überwindung gekostet haben. Der Morsumer Pastor Johann Gottfried Witt machte sich über vieles Gedanken – in einem 1792 erschienenen Buch dozierte er über Religion und Geschichte ebenso wie über Höfl ichkeit, Hygiene und Erste Hilfe. Einer seiner Ratschläge: "Ertrunkene trägt man in das nächste Haus, entblößt sie von ihren nassen Kleidern, trocknet sie ab und bedeckt sie. Nun rüttelt man sie gelinde und reibt ihren Kopf, die Brust und die Fußsohlen. Man hält ihnen Zwiebeln unter die Nase und bläst auch Tabakrauch in ihre Nase. Vor allem gewaltsamen Rütteln muss man sich hüten, auch nicht den Ertrunkenen bei den Beinen aufhängen." Das neueste Modell aus dem Hause TVK Sylt Modellbau: Ein Güterwaggon mit dem Motiv des alten Morsumer Eisboots Foto: Deppe den Zähnen an den Knochen. Zerkaue die Speisen ohne Schmatzen. Lecke Löffel, Gabel und Messer nicht unanständig ab." Den Kirchgängern schrieb Pastor Witt ins Gewissen: "Gaffe nicht umher, schlafe nicht, schwatze nicht mit deinem Nachbarn. Und enthalte dich beim Singen des lauten Schreiens." Was im übrigen auch für außerhalb des Gotteshauses gelte: "Gewöhne dich, rein und zierlich zu sprechen. Schreie nicht, aber rede auch nicht so leise, dass man dich nicht verstehen kann. Denn Schreien ist ein Fehler pöbelhafter Leute, das Flüstern aber einer der Vornehmen, der Blöden und der Frauenzimmer." Frank Deppe Wie jedes Jahr haben wir wieder mit einer kleinen Delegation aus Morsum am Erfahrungsausstausch der Markt- Treff-Gemeinden teilgenommen. <strong>Di</strong>ese Treffen sind immer sehr interessant, es wird über neue Entwicklungen und Perspektiven berichtet und Erfahrungen werden ausgetauscht. <strong>Di</strong>esmal waren wir zu Gast in Hennstedt in <strong>Di</strong>thmarschen. Wenn man an MarktTreff (MT) denkt, denkt man an klassische Einkaufsläden – das kann aber auch ganz anders sein. Über das MT-Programm werden Lücken geschlossen, um das Leben in einer Dorfgemeinschaft „rund zu machen“. In dem einen Ort fehlen eine Bank und ein Friseur, in einem anderen eine Apotheke oder ein Kosmetiksalon. Das Angebot in einem MT richtet sich nach den Bedürfnissen der Dorfbewohner. In Hennstedt fehlte ein Veranstaltungszentrum, eine Gastronomie und eine Möglichkeit, Gäste zu beherbergen. Eigentlich brauchte man einen Klassischen Dorfkrug ohne Laden. Genau das haben die Hennstedter nun als Markt- Treff geplant und umgesetzt. Wir erfuhren, mit welchen Widrigkeiten man in Hennstedt zu kämpfen hatte und wie man nun trotzdem zum Ergebnis gekommen ist. Kleiner Tipp an die <strong>Bler</strong>-Leser: Wenn Ihr auf dem Festland seid und nicht rechtzeitig zur Insel zurückkommen könnt – was ja in heutigen Zeiten nicht ganz abwegig ist ;) - ist eine Übernachtung im MT Hennstedt zu empfehlen! Der MT Kirchbarkau hat sich mittlerweile schon mehrfach neu erfunden. Der erste Betreiber hat aus Altersgründen den MarktTreff abgegeben, der nächste Betreiber hatte gemessen an dem vorherigen zu wenig Herzblut in die Sache gesteckt und hat aufgegeben. Den Bürgern in Kirchbarkau ist ihr MT aber lieb und teuer, so dass sie nun selbst die Initiative ergreifen: sie haben eine Genossenschaft gegründet und damit für ihren MT ein neues Betreibermodell entwickelt. Der Kreativität sind beim MT-Programm keine Grenzen gesetzt. Was wieder einmal klar wurde, ist dass MarktTreff kein normaler Einzelhandel ist – die Verdienstmargen sind sehr gering. Kleine Läden werden wegen zu geringer Abnahmemengen von den großen Lieferanten gar nicht beliefert. Als am ehesten realisierbar hat sich das Modell, das auch in Morsum praktiziert wird, erwiesen: als Zweigstelle eines Hauptgeschäftes. Unser Morsumer MarktTreff-Laden hat glücklicher Weise eine recht gute Überlebenschance, da in der Saison viele unserer Gäste gern vor Ort einkaufen. Gäste und Einheimische sind gleichermaßen wichtig für den Betrieb unseres gut sortierten Morsumer EDEKA-Marktes. Eine Referentin aus Kiel hat die aktuellen Fördermöglichkeiten erklärt. Schwerpunkte sind weiterhin Nahversorgung aber auch Bildung. Berichtet wurde, dass das MT-Programm auch über die Landesgrenzen hinaus Beachtung fi ndet, als Beispiel auch für andere Bundesländer dienen kann. So plant man wohl in Niedersachsen ein ähnliches Modell. Nach interessanten Gesprächen mit anderen MT-Betreibern haben wir zum wiederholten Male festgestellt: einen so schönen, gut ausgestatteten MT haben wir noch nicht wieder gesehen. Wir in Morsum sind wirklich ein Leuchtturm in der MarktTreff-Szene in Schleswig-Holstein. Holger Weirup In Punkto Tischmanieren riet Pastor Witt: "Greif nicht nach den besten Stücken in der Schüssel. Reiß nicht mit "Schlafe nicht während des Gottesdienstes" – ein Ratschlag des Morsumer Pastors Witt Foto: Archiv Deppe Bilder: Malgruppe der Kulturfreunde