Ora et labora – das Umdenkmodell
Ora et labora – das Umdenkmodell
Ora et labora – das Umdenkmodell
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Foto:© Wikipedia<br />
Der Beruf des Tischlers<br />
um 1880<br />
Werte in der Wirtschaft<br />
<strong>Ora</strong> <strong>et</strong> <strong>labora</strong> <strong>–</strong><br />
<strong>das</strong> <strong>Umdenkmodell</strong><br />
Vergessen scheint es, <strong>das</strong>s wir in einem christlich geprägten Land leben und alle<br />
modernen, humanitären, sozialen und politischen Errungenschaften, um die wir in<br />
anderen Ländern und Kulturen bewundert werden, sich daraus ableiten. Unwissenheit<br />
und Ignoranz kennzeichnen die Wahrnehmung unserer christlichen Wurzeln.<br />
Frank H. Wilhelmi<br />
Nahezu alle modernen, humanitären,<br />
sozialen und politischen Errungenschaften,<br />
sind aus biblisch inspirierten<br />
Impulsen entstanden. Sind es nicht gerade<br />
deren positive Wirkungen, die Menschen<br />
aus anderen Kulturen dazu bewegen nach<br />
Deutschland zu kommen? Ohne den Geist der<br />
über 2000 Jahre durch die Inhalte der Heiligen<br />
Schrift entstandenen christlichen Kultur <strong>–</strong><br />
trotz all den darin vorkommenden Verirrungen<br />
<strong>–</strong> wären diese Standards nicht denkbar.<br />
B<strong>et</strong>rachten wir den Begriff „Beruf“. In unseren<br />
Beruf investieren wir den größten Teil<br />
unserer Lebens- und Identifikationskraft.<br />
Sind wir uns darüber klar, <strong>das</strong>s dieser Begriff<br />
christlichen Ursprungs ist? Er leit<strong>et</strong> sich aus<br />
dem Wort Berufung ab. Im Bezug auf mein Wirken<br />
und Leben wirft er die Frage auf, von wem<br />
und zu welcher Aufgabe ich mich rufen lasse.<br />
Das ist die Sinnfrage meines Lebens schlechthin.<br />
Denn je nachdem, worin ich den Sinn meines<br />
Wirkens auf der Erde sehe, werde ich bestimmte<br />
Wert- und Richtungsentscheidungen<br />
im Hinblick auf diese Bestimmung treffen.<br />
Meine Haltung zum Leben beeinflusst mein<br />
ganzes Sein in Ehe, Familie, Beruf und Gesellschaft.<br />
„Christ-Sein“ bedeut<strong>et</strong> <strong>et</strong>was! Ob und<br />
inwieweit ich Christ bin, ist keine Frage von<br />
Herkunft und sozialer Prägung, sondern die<br />
Bereitschaft, Verantwortung für meine Existenz<br />
wahrzunehmen und sie in Hingabe an meine<br />
Bestimmung umzus<strong>et</strong>zen, <strong>–</strong> sie mit zu gestalten,<br />
für sie zu kämpfen, sie zu erleiden, mich an<br />
ihr zu erfreuen, notfalls auch daran zu scheitern<br />
<strong>–</strong> aus der vollen Tiefe meines Herzens.<br />
Wo bitte soll ich <strong>das</strong> in meinem Beruf anwenden?<br />
Welche Chance hat diese Sehnsucht<br />
nach Sinn und Wertschätzung in meinem Herzen<br />
in einer Welt, die sich um Macht und Geld<br />
dreht, - die meine Arbeitskraft ausnutzt, solange<br />
ich ins System passe und mich fallen lässt,<br />
sobald ich Schwäche zeige.<br />
Berufung, Beruf oder Job?<br />
Welche Bedeutung hat der Beruf in unserem<br />
Leben? Ist er lediglich Vehikel für die Erzielung<br />
von Einkommen <strong>–</strong> also eine reine Erwerbstätigkeit?<br />
Denken wir unseren Beruf<br />
46 Z für Zukunft © by Zukunft Europa e.V. www.ZfürZukunft.de
Foto: © ddp<br />
überhaupt noch jenseits von „Jobs“ im Hinblick<br />
auf eine Sinndimension: Wo komme ich her,<br />
wer bin ich, wo gehe ich hin, was macht mich<br />
einzigartig und wie kann ich mit meiner Begabung<br />
andere Menschen erfreuen?<br />
Aus Geschichte der Arbeit als Geschichte<br />
Jan Kruse Hrsg., Freiburg 2002<br />
Der Berufs-Begriff entstammt der protestantischen<br />
Ethik (Calvinismus, Luthertum)<br />
des ausgehenden Mittelalters, in der die<br />
weltliche Arbeitstätigkeit als Erfüllung einer<br />
gottgewollten Pflicht interpr<strong>et</strong>iert wurde. Die<br />
mit der Säkularisierung einhergehende bürgerlich-individualistische<br />
Berufsauffassung<br />
stellte demgegenüber die Elemente der individuellen<br />
Neigung zu einer bestimmten Tätigkeit<br />
und der Entfaltung der persönlichen<br />
Fähigkeiten in den Vordergrund. Diese Wandlung<br />
der Begriffsbedeutung spiegelt die Krise<br />
der damaligen Gesellschaft des ausgehenden<br />
Mittelalters wider. Die Krise umschreibt<br />
den Übergang von der gottzentrierten Gesellschaft<br />
des Mittelalters zu einer geo- oder anthropozentrischen<br />
(auf den Menschen zentrierten)<br />
Gesellschaft.<br />
© by Zukunft Europa e.V. www.ZfürZukunft.de<br />
Auch heute sprechen die Arbeitswissenschaftler<br />
und Mediziner von einer Krise des<br />
Berufsbegriffes. Sie schreiben von einer „Entberuflichung“<br />
der Erwerbsarbeit (Claus Offe,<br />
Wilhelm Fahlbusch, Sabine Sauer, Andreas<br />
Gorz, Hannah Arendt, Oswald von Nell-Breuning<br />
u.a.).<br />
Zu der ersten Krise des Berufsbegriffes am<br />
Ende der theo-zentrischen Gesellschaft, die<br />
eine Ablösung von der ständisch, religiös geprägten<br />
Berufsauffassung markierte, befinden<br />
wir uns heute in einer ähnlich dramatischen<br />
Krise des Berufsbegriffes am Ende der Industriellen<br />
Gesellschaft.<br />
Was hat sich verändert?<br />
Werte in der Wirtschaft<br />
Das Ziel der postindustriellen Wirtschaft<br />
ist nicht mehr primär die Versorgung der Menschen<br />
mit Gütern und Dienstleistungen und die<br />
Erzielung von Einkommen durch Arbeit, sondern<br />
an die Stelle der Versorgungswirtschaft<br />
ist der Konsum-, Geld- und Finanzkapitalismus<br />
g<strong>et</strong>r<strong>et</strong>en. Das Kapital fließt dorthin, wo<br />
die höchste Rendite erzielt wird und nicht an<br />
Z für Zukunft<br />
Aus der Filmsatire:<br />
„Dreist und gottesfürchtig“<br />
mit Marty Feldman:<br />
„Wir haben Gott<br />
um nichts geb<strong>et</strong>en,<br />
und der Herr,<br />
in seiner Gnade,<br />
hat uns auch<br />
nichts gegeben.“<br />
47
Foto:© Wikipedia<br />
Die Tempel der Aktionäre<br />
und Spekulanten<br />
wachsen in den Himmel,<br />
Das Bild zeigt die<br />
Hong Kong Börse<br />
Werte in der Wirtschaft<br />
die Orte, an denen<br />
der dringendste<br />
Bedarf <strong>–</strong> die größte<br />
Not <strong>–</strong> herrscht. Im<br />
Zuge dessen ist die<br />
Frage des Berufs<br />
auch keine anthropologischeKategorie<br />
mehr, sondern<br />
die Berufung ist zu<br />
einer rein ökonomischen<br />
Frage von<br />
Angebot und Nachfrage<br />
geworden. Sie<br />
ist keine Frage der<br />
Begabung und Herzenshaltung,sondern<br />
<strong>das</strong> Ergebnis<br />
eines Handels auf<br />
Güter- und Geldmärkten.<br />
Auf der<br />
Ebene der Finanzwirtschaft<br />
ist die<br />
Arbeit ein reiner<br />
Kostenfaktor, den es zu minimieren gilt, jedoch<br />
nicht um die Preise zu senken oder die Einkommen<br />
zu erhöhen, sondern um die Gewinne und<br />
Börsenkurse zu steigern.<br />
Sehnsucht nach Wertschätzung <strong>–</strong><br />
Sinnkrise<br />
Bedingt durch den hohen Grad der weltweiten<br />
Arbeitsteilung und Spezialisierung bi<strong>et</strong>en<br />
sich nur noch bei einer Minderheit von Berufstätigkeiten<br />
wirklich persönliche Entfaltungsmöglichkeiten,<br />
die sinnhaft auf die Einzigartigkeit<br />
des Individuums eingehen. Genau in<br />
diesem Punkt wehrt sich jedoch <strong>et</strong>was in uns.<br />
Irgend<strong>et</strong>was sagt uns, <strong>das</strong>s es um mehr geht,<br />
in dem was wir tun, wie wir es tun und welche<br />
Wirkungen es auf unser Wesen und die sozia-<br />
len Bindekräfte hat. Etwas tief in unserem Sein<br />
sehnt sich nach persönlicher Wertschätzung<br />
und Anerkennung <strong>–</strong> wir wollen „erkannt“ sein<br />
als einzigartige wertvolle Wesen.<br />
Sobald man über die rein materiellen<br />
Grundbedürfnisse hinaus denkt <strong>–</strong> führt die Frage<br />
wie und warum ich arbeite zu der Frage<br />
nach dem Wofür. Finden wir darauf keine Antwort<br />
<strong>–</strong> führt <strong>das</strong> beim Individuum zum Burn-out<br />
und gesamt-gesellschaftlich zu einer Sinn-bzw.<br />
Orientierungskrise.<br />
Der Arbeitsbegriff der Gegenwart hat die<br />
Frage nach Sinn und Bestimmung des Menschen<br />
ideologisch umgelenkt auf <strong>das</strong> Verwertungsinteresse<br />
der Aktionäre und Spekulanten,<br />
die <strong>das</strong> Geld um den Globus zirkulieren lassen<br />
<strong>–</strong> der Gewinnoptimierung folgend.<br />
In der Folge entsteht ein Bild des Menschen,<br />
dessen Lebenskraft sich verschleißt in<br />
einem schicksalhaften Vagabundieren des Erwerbstätigen,<br />
dessen Arbeitskraft als Kosten-<br />
bzw. Gewinnoptimierungsfaktor der Unternehmen<br />
dort angesiedelt wird, wo er im Hinblick<br />
auf <strong>das</strong> einges<strong>et</strong>zte Kapital die höchste Rendite<br />
er-spekuliert, anstatt ein sinnvolles Gut<br />
herzustellen, für <strong>das</strong> ein tatsächlicher Bedarf<br />
besteht. Die katastrophalen Folgen dieses der<br />
Sinnfrage und der menschlichen Bestimmung<br />
entrückten Arbeitsbegriffes und deren Ursachen<br />
werden immer noch weitgehend verdrängt.<br />
Auf der Website www.psychosoziale-lage.de<br />
finden wir einen alarmierenden Aufruf einer<br />
Gruppe von führenden Ärzten und Psychologen,<br />
die seit vielen Jahren kaum Gehör in Politik<br />
und Öffentlichkeit finden.<br />
48 Z für Zukunft © by Zukunft Europa e.V. www.ZfürZukunft.de
Hier Auszüge aus ihrem Appell:<br />
Ein Aufruf zur Umkehr<br />
Wir sind Fachleute, die Verantwortung für<br />
die Behandlung seelischer Erkrankungen und<br />
den Umgang mit psychosozialem Leid in unserer<br />
Gesellschaft tragen.<br />
Seelische Erkrankungen und psychosoziale<br />
Probleme sind häufig und nehmen in allen Industrienationen<br />
ständig zu.<br />
Circa 30 % der Bevölkerung leiden innerhalb<br />
eines Jahres an einer diagnostizierbaren<br />
psychischen Störung. Am häufigsten sind Depressionen,<br />
Angststörungen, psychosomatische<br />
Erkrankungen und Suchterkrankungen.<br />
Der Anteil psychischer Erkrankungen an<br />
der Arbeitsunfähigkeit nimmt seit 1980 kontinuierlich<br />
zu und b<strong>et</strong>rägt inzwischen 15 <strong>–</strong> 20 %.<br />
Der Anteil psychischer Erkrankungen an<br />
vorzeitigen Berentungen steigt ständig. Sie<br />
sind inzwischen die häufigste Ursache für eine<br />
vorzeitige Berentung.<br />
Die gesellschaftlichen Kosten der Gesundheitsschäden<br />
durch Produktivitätsausfälle,<br />
medizinische und therapeutische Behandlungen,<br />
Krankengeld und Rentenzahlungen sind<br />
enorm.<br />
Wir benötigen eine Wirtschaftswelt, in der<br />
die Profit- und Leistungsorientierung ergänzt<br />
wird durch eine Sinn- und Lebensorientierung<br />
für die Tätigen.<br />
Wir benötigen eine <strong>das</strong> Subjektive und Persönliche<br />
respektierende, Grenzen achtende<br />
und Menschen wertschätzende Medienwelt.<br />
Wir benötigen ein politisches Handeln, <strong>das</strong><br />
bei seinen Entscheidungen die Auswirkungen<br />
auf <strong>das</strong> subjektive Erleben und die psychosozialen<br />
Bewältigungsmöglichkeiten der B<strong>et</strong>roffenen<br />
reflektiert und berücksichtigt.<br />
Wir benötigen mehr Herz für die Menschen.<br />
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Foto:© Diemar Silber/pixelio.de<br />
Werte in der Wirtschaft<br />
Der Hilferuf richt<strong>et</strong> sich an uns alle. Wir alle<br />
sind selbst Beispiele, Zeugen, Täter und Opfer<br />
der hier beschriebenen Entwicklungen. Als<br />
Konsequenz helfen keine Schuldzuweisungen<br />
sondern Bekenntnis, Umkehr, Vergebung und<br />
die Neuausrichtung des Begriffes der Arbeit.<br />
Soweit können wir der Analyse vielleicht<br />
folgen. Aber nun kommt die Frage, wonach sollen<br />
wir uns denn konkr<strong>et</strong> ausrichten?<br />
Ideologien helfen nicht weiter <strong>–</strong><br />
Wer kennt die Bestimmung?<br />
Wenn wir einen Moment innehalten, geht es<br />
im positiven Sinne um die Findung einer Orientierung,<br />
eines soliden Fundamentes, aus dem<br />
heraus unser Haus wieder eine solide Statik<br />
bekommt. (Welt- Lebens-Haushalt, Ökonomie<br />
kommt von oikos <strong>–</strong> <strong>das</strong> Haus-halten.)<br />
Nur wenn wir ein Fundament finden, auf<br />
dem jeder Mensch <strong>–</strong> gleich welcher sozialen<br />
Herkunft, welchen Bildungsstandes eine siche-<br />
Was nützt es dem Menschen, wenn er die<br />
Welt gewinnt und doch Schaden an seiner<br />
Seele nimmt? (Matthäus 16, 26)<br />
Z für Zukunft<br />
Es geht um<br />
Findung einer<br />
Orientierung<br />
49
Die Heiligung des<br />
Sabbats war keine Aufforderung<br />
zum Müßiggang<br />
oder zur Faulheit,<br />
sondern der ausdrückliche<br />
Wunsch, <strong>das</strong>s der Mensch<br />
Segen und Erfrischung<br />
seines Geistes empfange.<br />
Gottesdienst im Jahr 1808,<br />
Nicolaikirche, Berlin<br />
Werte in der Wirtschaft<br />
re Orientierung find<strong>et</strong>,<br />
die nicht politisch<br />
oder religiös verordn<strong>et</strong><br />
ist, sondern auf Glaube,<br />
Vertrauen und Gewissheit<br />
gegründ<strong>et</strong> ist,<br />
wird dies eine Veränderung<br />
bewirken. Denn<br />
nur wenn sich <strong>das</strong><br />
Motiv <strong>–</strong> sprich unser<br />
Herz <strong>–</strong> sich verändert,<br />
kommt es zu einer Gesinnungs-<br />
und Wesenserneuerung.<br />
Nur wenn<br />
wir unsere Bestimmung<br />
als Geschöpfe dort finden,<br />
wo sie ihren Ausgangspunkt<br />
hat, gibt es<br />
Hoffnung auf eine Entsprechung<br />
für die Sehnsucht<br />
nach Sinn.<br />
Was haben Christen beizutragen?<br />
Christen können eine neue Ethik des Umgangs<br />
mit Arbeit prägen, die g<strong>et</strong>ragen ist von<br />
der Verantwortung, <strong>das</strong>s es sich bei der Entfaltung<br />
der menschlichen Fähigkeiten um eine einzigartige<br />
Lebensäußerung und Form der Mitwirkung<br />
an der Schöpfung handelt. Der Umgang<br />
mit ihr hat schicksalhafte Bedeutung. Unsere<br />
Haltung dazu ist entscheidend für den Fortbestand<br />
unserer Kultur. Wie intensiv wenden wir<br />
uns dieser Frage unserer Bestimmung zu?<br />
Ist es damit g<strong>et</strong>an, mehr Gehalt zu fordern<br />
(obwohl wir natürlich die Ergebnisse unseres<br />
Wirtschaftens gerecht teilen müssen) oder<br />
den Mitarbeitern mehr Mitbestimmungsrechte<br />
einzuräumen oder die Gewerkschaften zu<br />
stärken oder sie abzuschaffen? Das greift zu<br />
kurz! Nur wenn wir neu beginnen, den Sinn<br />
unseres Lebens an den Maßstäben <strong>–</strong> an der Instanz<br />
zu orientieren, von der allein wir Sinn,<br />
Wertschätzung und unsere Berufung empfangen,<br />
werden wir in dieser zentralen Frage auf<br />
Substanz stoßen. Es geht nicht um Macht. Verteilungskämpfe<br />
werden erst enden, wenn der<br />
Mensch sich in seinem Herzen berühren lässt<br />
und erkennt, <strong>das</strong>s solange sein Nächster und<br />
Fernster leid<strong>et</strong>, auch <strong>das</strong> Ich keinen Frieden<br />
finden kann. Christus beruft uns zur Liebe zu<br />
Gott, unserem Nächsten und sogar zu unseren<br />
Feinden. Meine Verantwortung end<strong>et</strong> nicht mit<br />
der Sorge um mein eigenes Schicksal. Jeder<br />
von uns ist zutiefst mit dem Ganzen und seinem<br />
Ursprung (dem Schöpfer) verbunden. Nur<br />
in ihm finden wir die Quelle der Erneuerung<br />
unseres Geistes.<br />
<strong>Ora</strong> <strong>et</strong> <strong>labora</strong><br />
Wie kann <strong>das</strong> praktisch werden?<br />
Vollständig laut<strong>et</strong> der Satz: <strong>Ora</strong> <strong>et</strong> <strong>labora</strong><br />
(<strong>et</strong> lege), Deus adest sine mora („B<strong>et</strong>e und<br />
arbeite (und lies), Gott ist da (oder: Gott hilft)<br />
ohne Verzug“).<br />
Gott schloss die Arbeitswoche, den sechsten<br />
Tag der Schöpfung, mit den Worten …<br />
„und siehe es war sehr gut“. Vollend<strong>et</strong> hat er<br />
sein Werk jedoch am siebenten Tag, indem er<br />
in Ruhe auf sein Werk schaute und es segn<strong>et</strong>e<br />
(1.Mose 1, 31).<br />
Gott erinnert uns am siebenten Tag daran<br />
auf unser Hände Werk zu schauen. Nehmen wir<br />
uns die Zeit <strong>–</strong> einen ganzen Tag in der Woche <strong>–</strong><br />
die Hände still zu halten und unseren Blick auf<br />
IHN zu richten? Die Heiligung des Sabbats war<br />
keine Aufforderung zum Müßiggang oder zur<br />
Faulheit und auch nicht zu einer Erweiterung<br />
der Ladenöffnungszeiten, sondern der ausdrückliche<br />
Wunsch, <strong>das</strong>s der Mensch Segen<br />
und Erfrischung seines Geistes empfange, damit<br />
er seine heilige von Gott gestift<strong>et</strong>e Bestimmung<br />
erkenne und erfülle. Solange noch ein<br />
Mensch auf dieser Erde verhungert, obwohl<br />
50 Z für Zukunft © by Zukunft Europa e.V. www.ZfürZukunft.de
genug da ist und solange Menschen an gedeckten<br />
Tischen seelisch leer bleiben, können<br />
wir nicht von Versorgungswirtschaft sprechen.<br />
Solange wir die Heiligung unserer Taten nicht<br />
im Geb<strong>et</strong> <strong>–</strong> in der Zwiesprache mit Gott empfangen,<br />
leben wir nicht in unserer Berufung und<br />
unsere Seelen werden keine Ruhe fi nden.<br />
Konkr<strong>et</strong>e Schritte<br />
im <strong>Umdenkmodell</strong>:<br />
• Fragen wir im Geb<strong>et</strong> vor Gott, wie ER sich<br />
durch uns in dieser Welt ausdrücken will?<br />
• Gehen wir für unsere Kinder im Geb<strong>et</strong> vor Gott<br />
und empfangen wir von Ihm die Bestimmung<br />
ihrer Begabungen und geben wir ihnen die<br />
Möglichkeit sie zu entfalten.<br />
• Fragen wir uns, wie wir an unseren Arbeitsplätzen<br />
einen anderen Blick für die Nöte, aber<br />
auch für die Talente unserer Kollegen/Innen<br />
entwickeln können, der ihnen als Menschen<br />
gerecht wird und sie auch in ihren Schwächen<br />
annimmt.<br />
• Beginnen wir schöpfungszentriert zu denken,<br />
zu b<strong>et</strong>en und zu handeln.<br />
• Vollenden wir in der Ruhe und dem Segen des<br />
siebenten Tages unsere Berufung in dem Empfang<br />
der Gnade unseres Schöpfers.<br />
• Überlegen wir, wie wir mit möglichst wenig<br />
Dingen ein zufriedenes Leben führen können.<br />
Reduzieren wir unseren Bedarf (ökologischen<br />
Fußabdruck) und teilen den Überfl uss<br />
mit anderen.<br />
• Kümmern wir uns persönlich um eine konkr<strong>et</strong>e<br />
Not in unserer Stadt, Gemeinde oder Nachbarschaft.<br />
• Lassen wir unsere Herzen berühren, wenn wir<br />
die täglichen Nachrichten hören und sprechen<br />
wir Hoff nung und Heilung über den Geschehnissen<br />
aus.<br />
• Ermutigen wir unsere Nachbarn, Politiker und<br />
Führungskräfte in der Wahrnehmung ihrer Aufgaben.<br />
© by Zukunft Europa e.V. www.ZfürZukunft.de<br />
Werte in der Wirtschaft<br />
Frank H. Wilhelmi, (52) Unternehmer und Vorstand einer mittelständischen<br />
B<strong>et</strong>eiligungsgesellschaft. Gründ<strong>et</strong>e 1990 „Unternehmen Wirtschaft<br />
und Kunst <strong>–</strong> erweitert gGmbH“, <strong>das</strong> Gestaltungsansätze eines<br />
zukünftigen Arbeits- und Kapitalbegriffes erforscht. Publikationen zum<br />
Thema Begabungsentdeckung und Personalentwicklung.<br />
Mit <strong>et</strong>was bewegen<br />
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Z für Zukunft<br />
Ostfriesische Bauern<br />
beim Geb<strong>et</strong>, Max Liebermann<br />
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Hamburg<br />
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