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kalbenser Fliegenklatsche

Bd.01 "gebundenes, bedrucktes Papier - vielseitig in der Verwendung"

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Kubikwahn in Kubanistan<br />

Vor langer, langer Zeit, als noch keine Hybridmotoren,<br />

Fratzenbücher und Lieferhelden existierten, begab es sich in<br />

der zwielichtigen Schankwirtschaft „Zur glühenden Lanze“,<br />

dass ich mit dem arbeitslosen, rotbärtigen Hüpfburgenverleiher<br />

Fidel C. ins Gespräch kam.<br />

Er verdingte sich derzeit als Tagelöhner, Flaschenpfandmann,<br />

Edel-Wegelagerer, sowie Freischärler. Prinzip Angebot, Nachfrage<br />

und Nötigung. An diesem Tage hatte er gerade eine Herde<br />

Staubsauger von Dodge City in mein Heimatörtchen Gardelfingen<br />

getrieben, und nach getaner Arbeit mächtig Durst.<br />

Er orderte zwei Freibeuter-Brausen für uns und wir plauderten<br />

so aus dem Nähkästchen. Seine Hobbys waren Reiten,<br />

Schwimmen und Wendy-Lesen. Wie sich zudem schnell feststellen<br />

ließ, hasste er die Römer und alles, was die Römer je für<br />

uns getan hatten. Der Typ wurde mir langsam sympathisch.<br />

die Doku ohne Hitler<br />

von<br />

Ezekiel van Blubberich<br />

Nach ein, zwei weiteren „Lanze-Einheiten“ fing er an, mir Geschichten<br />

von einem wundersamen und für ihn „schönsten<br />

Ort der Welt“ zu erzählen, wo er in der elterlichen Hütte hauste.<br />

Sein Kuba. Er berichtete mir von einer illustren Ansammlung<br />

bunter Trolle und Kobolde, die als unbeugsame Bastion<br />

gegen den Rest der Welt in einer dörflich anmutenden Kommune<br />

lebte. Dort durften noch dicke Feldstein-Fetischisten<br />

beim Druiden an der Feuerstelle kosten. Dort wurden noch<br />

reihenweise miese Musiker kopfüber an den Ast geknibbelt.<br />

Dort wurden die Römer seit Jahrtausenden nicht mehr gesehen,<br />

da die Eingeborenen wussten, wie man sich aus Wildschweinen<br />

was Leckeres zu essen machte. Seine Ausführungen<br />

erinnerten ein wenig an diesen Franzacken-Comic. Der<br />

letzte nennenswerte Angriff auf Kuba ereignete sich, als im 18.<br />

Jahrhundert Fips Asmussen, in Begleitung vom alten Witz, die<br />

Stadtmauer zum Einsturz brachte, die Schweinebuchte durchquerte<br />

und im Kulturhaus aufkreuzte. Der Ur-Ur-Ur-Großonkel<br />

Fidels, dessen Kumpel kannte wohl jemand, der für 19<br />

Schekel an der Abendkasse diese Attacke zwar knapp überlebte,<br />

aber wegen seines fortan arbeitsverweigerndem Zwerchfells<br />

nie wieder eine Anstellung in der Stadt fand. Tragischer Held.<br />

Sonst sei es da aber kuhl und voll kräysi. Eins stand mal fest,<br />

das musste ich mir unbedingt mal ansehen! Fidel schlug mir<br />

vor, mich augenblicklich nach Kuba zu führen, sobald ich „die<br />

Prüfung“ bestanden hätte… Ich bestand die Prüfung! So kam<br />

es, dass wir uns kurz darauf in einer Schwip-Schwap-Laune<br />

und einem babypupifarbenem Coyota Trevira auf den langen<br />

und beschwerlichen Weg machten…<br />

Durch unwegsame Wälder, Felder, Täler, Auen und 70er Zonen,<br />

inmitten eines Kartoffelsalat-Anbaugebietes, erkannte<br />

ich nach den längsten elf Minuten meines Lebens eine qualmende<br />

Siedlung am Rande des Horizonts. Da war es also…<br />

dieses Kuba. Wir fuhren ein. Fidel zeigte mir, im Zuge einer<br />

brennstoffmordenden Rundfahrt, viele Sehenswürdigkeiten.<br />

Das Milde-Delta, die Grundschule, die Miliz, den Eisdieler,<br />

den ungestüm eingeparkten Trabbi bei den Friedens-Garagen<br />

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