17.01.2017 Aufrufe

Immobilisierung

resolver

resolver

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Erweiterte Stabilitätseffekte und redox –<br />

aktive Dendrimere für eine orientierte <strong>Immobilisierung</strong><br />

von Redoxenzymen auf<br />

Elektroden<br />

Dissertation<br />

zur Erlangung des Grades eines Doktors der Naturwissenschaften<br />

der Fakultät für Chemie und Biochemie der Ruhr-Universität Bochum<br />

vorgelegt von<br />

Frank Müller<br />

Bochum, Juli 2016<br />

I


Der praktische Teil dieser Arbeit wurde in der Zeit von November 2011 bis Oktober 2014<br />

in der Arbeitsgruppe von Dr. Plumere im Zentrum für Elektrochemie angefertigt. Die schriftliche<br />

Ausarbeitung erfolgte von November 2014 bis Juli 2016.<br />

Eingereicht am 28.07.2016<br />

Referent:<br />

Korreferent<br />

Dr. Nicolas Plumeré<br />

Prof. Dr. Axel Rosenhahn<br />

II


We are all in the gutter,<br />

But some of us are looking at the stars.<br />

Oscar Wilde, 1892, Lady Windermere’s Fan: A Play About a Good Woman<br />

Wir liegen alle in der Gosse,<br />

aber einige von uns betrachten die Sterne.<br />

Lady Windermeres Fächer<br />

Mit blutverschmierten Händen<br />

Mit einer Träne im Gesicht<br />

Einem Lächeln auf dem Lippen<br />

Und der Hoffnung tief im Blick<br />

Aufzustehen auch aus dem Dreck<br />

Tief beschmutzt und stolz im Herz<br />

Dem Leben neu erwacht<br />

Und erwacht ganz neu im Leben<br />

Lacrimosa, Stolzes Herz<br />

III


Danksagung<br />

Viele Menschen haben mich während der Zeit im Zentrum für Elektrochemie begleitet<br />

und unterstützt. An dieser Stelle möchte ich mich bei ihnen bedanken.<br />

Ich danke ganz besonders Dr. Nicolas Plumeré für die vielen wissenschaftlichen Diskussionen<br />

und sein Vertrauen in mich, als er mir dieses interessante Thema gab. Ich danke ihm<br />

auch dafür, eigenständiges Arbeiten gelernt zu haben und mich auch in meiner persönlichen<br />

Entwicklung unterstützt zu haben.<br />

Prof. Dr. Axel Rosenhahn danke ich, dass er bereit ist, kurzfristig das Korreferat für meine<br />

Promotion zu übernehmen.<br />

Prof. Dr. Thomas Happe und seiner AG danke ich für die Bereitstellung ihrer FNR-<br />

Enzyme für meine Forschung. Zudem danke ich Uli Rant von der TU München für die<br />

switch-sense Messungen meiner FNR-Enzyme.<br />

Ich bedanke mich bei allen aktuellen und ehemaligen Mitgliedern der Arbeitsgruppe Analytische<br />

Chemie/CES für drei schöne und ereignisreiche Jahre. Vor Allem möchte mich bei<br />

der Nachwuchsgruppe Plumeré bedanken. Steffi Stapf danke ich für die unzähligen Frühstücke,<br />

Pausen und nicht immer wissenschaftlichen Diskussionen und dafür, dass sie meine Musik<br />

und meine Launen ertragen hat. Ich danke Rhodri Williams für interessante Geschichten<br />

aus Wales im walisischen Dialekt. Ich danke auch den ehemaligen Mitarbeitern Malte Kokoschka,<br />

Sascha Pöller, Dominik Schäfer, Jakub Tymoczko, Stefan Klink und Lutz Stratmann,<br />

sowie den aktuellen Dr. Jan Clausmeyer, Miri, Ela und Anna.<br />

Ich bedanke mich auch bei den guten Seelen der Analytischen Chemie, Monika Niggemeyer,<br />

Thomas Naber, Bettina Stetzka, Sandra Schmidt, Sabine Seisel, Johannes Schröder,<br />

Thomas Erichsen und Michael Ehrlich. Ohne sie würde im Lehrstuhl nur die Hälfte funktionieren.<br />

Ich bedanke mich bei allen Vertiefern und Studenten, die ich betreuen durfte. Durch sie<br />

konnte meine Arbeit bereichert werden.<br />

Ich danke Thore Schmidt und Tim Kothe dafür, dass sie mir immer genug Enzyme hergestellt<br />

haben. Ich bedanke mich auch für viele wissenschaftliche und nichtwissenschaftliche<br />

IV


Gespräche. Ihre etwas andere Sicht aus Biologenseite hat so manche Tür geöffnet und einige<br />

Fehlschläge leicht geklärt.<br />

Ich danke Chris Nielinger für die Bereitstellung der Hydriereinheit, ein bisschen Palladium<br />

und Wasserstoff.<br />

Ich danke Dr. Max Lieb und Dr. Christiane Klare für viele konstruktive Gespräche neben<br />

der Wissenschaft und dafür, dass sie immer ein offenes Ohr für mich hatten. Ebenso danke<br />

ich Marcus Maschke und David Bulfield, denen man das ein oder andere Mal bei Max über<br />

den Weg gelaufen ist und die jeden Tag aufgewertet haben.<br />

Ich danke meinen Freunden, die mich neben meiner Arbeit begleitet und unterstützt haben.<br />

Besonders seien hier Linda Dudda, Dirk Tanzmann, Linda Krohn und meine Kempo –<br />

Truppe genannt. Besonders möchte ich Sabrina „Quietschie“ Wallner und Bettina Baumgarten<br />

danken, die mir immer geholfen haben und sich in vielen Lebenslagen als gute Freunde<br />

ausgezeichnet haben.<br />

Ich danke meiner Familie, dass sie mir das Studium und die Promotion ermöglichten, dass<br />

sie mir bis zum Ende Rückhalt gaben und mich zu jeder Zeit unterstützten. Meinem Vater<br />

danke ich insbesondere für die Hilfe bei der Korrektur der Arbeit, was den Stil deutlich aufwertetet.<br />

Meiner Mutter danke ich für viele ermutigende Gespräche, die mich Durchhalten<br />

ließen und bis zum Ende begleiteten. Ich danke Katha, dass sie immer an mich geglaubt hat<br />

und nie die Geduld mit mir und meiner Arbeit verlor.<br />

V


Inhaltsverzeichnis<br />

Abkürzungsverzeichnis ...................................................................................................... IX<br />

1 Einleitung..................................................................................................................... 1<br />

2 Stand der Technik ........................................................................................................ 4<br />

2.1 Oberflächenmodifizierung ................................................................................... 4<br />

2.1.1 Ungerichtete Orientierung der Enzyme auf den Oberflächen .......................... 4<br />

2.1.2 Gerichtete Orientierung der Proteine auf den Oberflächen .............................. 6<br />

2.2 Oberflächenmodifikationen ................................................................................ 12<br />

2.2.1 Allgemeines über die Verwendung von Dendrimeren ................................... 14<br />

2.2.2 Dendrimere in der “Life Science” .................................................................. 17<br />

3 Problemstellung ......................................................................................................... 21<br />

4 Ergebnisse und Diskussion der eigenen Arbeit ......................................................... 24<br />

4.1 Die Kinetik und Anbindung einer Enzymmatrix (FNR) an Oberflächen .......... 24<br />

4.1.1 Synthese und <strong>Immobilisierung</strong>sstrategien ...................................................... 25<br />

4.1.2 Kinetiken zu enzymatisch katalysierten Reaktionen [1–4] ................................ 30<br />

4.1.3 Kinetiken zur Anbindung an Oberflächen ...................................................... 38<br />

4.2 Synthese und Charakterisierung einer leitfähigen Zwischenschicht<br />

(Dendrimermatrix)................................................................................................................ 66<br />

4.2.1 Synthese der Monomere und Modifikation der Dendrimere .......................... 68<br />

4.2.2 Kinetiken zur Anbindung an Goldoberflächen ............................................... 76<br />

4.2.3 Zusammenfassung der drei NTA – Viologen Dendrimere ............................. 91<br />

4.3 Die Kontaktierung der Enzymmatrix durch die Zwischenschicht mit der<br />

Elektrode 93<br />

4.3.1 Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse ................................................ 93<br />

4.3.2 Ausblick .......................................................................................................... 95<br />

VI


4.3.3 Kinetiken zur Anbindung des FNR Enzyms an die Oberfläche ................... 104<br />

4.3.4 Stabilität des FNR Enzyms an der Oberfläche ............................................. 115<br />

5 Zusammenfassung ................................................................................................... 118<br />

6 Experimentelle Durchführung ................................................................................. 120<br />

6.1 Chemikalien und Geräte ................................................................................... 120<br />

6.1.1 Chemikalien .................................................................................................. 120<br />

6.1.2 Biochemika ................................................................................................... 121<br />

6.1.3 Geräte ............................................................................................................ 122<br />

6.1.4 Verbrauchsmaterialien und Lösungen .......................................................... 122<br />

6.2 Synthese der Monomere für die kinetischen Messungen des FNR Enzyms .... 124<br />

6.2.1 N – (lipoyloxy) – succinimide ...................................................................... 124<br />

6.2.2 N – [5 – (1,2 – dithiolan – 3 – ylpentanoylamino) – 1 – carboxypentyl]<br />

iminodiacetic acid ........................................................................................................... 124<br />

6.3 Synthese der Dendrimere, inkl. Monomerendarstellung .................................. 126<br />

6.4 Elektrochemische Messungen .......................................................................... 133<br />

6.4.1 Vorbereitung der Elektroden; polieren und elektrochemisches Reinigen .... 133<br />

6.4.2 Messung von k 2 und K M ............................................................................... 133<br />

6.4.3 Messung von k 3 ............................................................................................ 134<br />

6.4.4 Generelle Anbindung eines Dendrimers ....................................................... 134<br />

6.4.5 Generelle Anbindung eines veränderten FNR Enzyms an ein Dendrimer ... 135<br />

6.5 SPR Messungen ................................................................................................ 135<br />

6.5.1 FNR Anbindung an NTA – Liponsäureoberflächen..................................... 135<br />

6.5.2 Dendrimeranbindung .................................................................................... 136<br />

7 Literaturverzeichnis ................................................................................................. 137<br />

8 Anhang.......................................................................................................................... i<br />

VII


8.1 Graphen zur kinetischen Untersuchung der FNR ................................................. i<br />

8.1.1 Bestimmung des k 2 – Wertes ............................................................................. i<br />

8.2 NMR Spektren der Dendrimersynthese .............................................................. iii<br />

8.3 Messung der Dendrimere an Elektrodenoberflächen .......................................... vi<br />

8.4 Messungen zur Anlagerung der drei Dendrimere an die SPR Oberfläche .......... ix<br />

8.4.1 Dendrimer 1 (1 – 3) ......................................................................................... ix<br />

8.4.2 Dendrimer 2 (1 – 1) ......................................................................................... xi<br />

8.4.3 Dendrimer 3 (3 – 1) ........................................................................................ xii<br />

VIII


Abkürzungsverzeichnis<br />

A g<br />

bzw.<br />

Cp<br />

CV<br />

d ET<br />

DMSO<br />

D 2 O<br />

F<br />

FNR -<br />

Enzym<br />

IMAC<br />

KNO 3<br />

m ET<br />

MIT<br />

Geometrische Oberfläche der Elektrode<br />

beziehungsweise<br />

Cyclopentadienyl<br />

Zyklische Voltammogramme (cyclic voltammography)<br />

direkter Elektronentransfer<br />

Dimethylsulfoxid<br />

Deuteriumoxid<br />

Faradaykonstante (96485 C/mol)<br />

Ferredoxin – NADP(+) – reductase<br />

Metallionenaffinitätschromatographie (ion metal affinity chromatography)<br />

Kaliumnitrat<br />

Mediierter Elektronentransfer (mediated electron transfer)<br />

Metallionentrasfer (metal ion transfer)<br />

N A (=N/n) Avogadrokonstante (6 ∗ 10 mol )<br />

NCL<br />

NTA<br />

NHE<br />

NHS<br />

NTA<br />

OAc<br />

PAMAM<br />

native chemische Ligation<br />

NαNα-bis(carboxymethyl)-L-lysine Hydrat<br />

Normal Wasserstoff Elektrode (normal hydrogen electrode)<br />

N – Hydroxysuccinimid<br />

Nitrilotricarboxylic acid<br />

Acetat<br />

Polyamidoamin<br />

PB Phosphatpuffer (phosphate buffer, 0.1 M, pH 7.5)<br />

SPPS<br />

Solid phase peptide synthesis; Festphasenpeptidsynthese<br />

IX


SPR<br />

TACN<br />

TCEP<br />

Tos<br />

V++<br />

vllt.<br />

Wt<br />

Surface Plasmon Resonance (Oberflächenplasmonenresonanz)<br />

Triazacyclononan<br />

Tris(2-chlorethyl)phosphat (Sigma – Aldrich)<br />

Tosylat (4-Methylbenzylsulfonat)<br />

Viologen<br />

vielleicht<br />

wildtypisches Enzym, genetisch unverändert<br />

Θ Bedeckungsgrad (R eq /B max )<br />

X


Einleitung<br />

1 Einleitung<br />

In den frühen 60er Jahren entwickelten Clark und Lyons die erste mit Enzymen modifizierte<br />

Elektrode [5] . Seitdem ist das Interesse der Wissenschaft an <strong>Immobilisierung</strong>sstrategien<br />

für Enzyme stetig gestiegen [6] , da diese ein breites Spektrum an möglichen Anwendungen<br />

bieten [7,8,9] . Beispiele hierfür sind die Bestimmung einzelner Parameter in komplexen Matrizes,<br />

wie zum Beispiel Zucker im Blut [10,11] . Durch die feste Verankerung von Proteinen an<br />

Enzymoberflächen kann heute zum Beispiel die Glukosekonzentration im Blut von Diabetespatienten<br />

über solche auf Enzymelektroden basierenden Biosensoren zu erschwinglichen<br />

Preisen bestimmt werden [9,12,13] . Ebenso lassen sich Hormone, Antigene und Antikörper bestimmen<br />

[14] .<br />

Die Nachfrage nach solchen Systemen, die vor allem in der medizinischen Diagnostik sowohl<br />

ex vivo als auch in vivo Anwendung finden, wächst seit einiger Zeit stetig. Jedoch stellt<br />

die stabile und dauerhafte <strong>Immobilisierung</strong> unter Retention der biologischen und katalytischen<br />

Aktivität der Proteine eine große Herausforderung dar [7,15–17] . Bislang verfügbare Verfahren<br />

zur Oberflächenmodifikation stellen die Quervernetzung [18] , die kovalente Anbindung<br />

[10,19,20] oder der Membranschluss [21] dar. Der Nachteil dieser Verfahren ist, dass die Reproduzierbarkeit<br />

von Ergebnissen und Messwerten nicht immer gegeben ist.<br />

Ein weiteres Problem ergibt sich auch durch die fehlende Information über die Orientierung,<br />

mit der ein Enzym an die Oberflächen gebunden wird. Eine Bindung in einer ungünstigen<br />

Position kann den Zugang der Substrate zu den aktiven Zentren der Enzyme bzw. der<br />

Bindungsdomäne der Antikörper erschweren oder unmöglich machen. Zudem kann ein Enzym<br />

so gut in seiner Matrix verpackt sein, dass es nicht von der Oberfläche dissoziieren kann,<br />

aber auch kein anderes Molekül mehr zu ihm durchdringt. Daraus ergibt sich die zu überbrückenden<br />

Distanz zwischen den Redoxzentren des Enzyms und dem des Elektronenmediators,<br />

welcher die Elektronen zur Elektrode bringen soll, als eine weitere Schwierigkeit.<br />

Der Abstand zwischen zwei Redoxzentren ist nach der Marcus-Theorie [22] , neben der Potentialdifferenz<br />

und der Reorganisierungsenergie, der wichtigste Parameter, der das detektierbare<br />

Signal qualitativ und quantitativ bestimmt. Die elektrochemische Reaktion findet oft tief<br />

in dem Enzym eingebettet statt, so dass es für den Elektronenmediator wichtig ist, direkt in<br />

das aktive Zentrum zu diffundieren. Eine etablierte und gute Methode für viele Anwendungen<br />

ist die ungerichtete freie Diffusion solcher Mediatoren, die an der Oberfläche reduziert oder<br />

1


Einleitung<br />

oxidiert werden und dann zu dem Ort der biologisch katalysierten Reaktion kommen, um<br />

Elektronen aufzunehmen oder abzugeben.<br />

Daher besteht ein großer Bedarf an neuartigen <strong>Immobilisierung</strong>sstrategien, welche ein Enzym<br />

zum einen stabil an eine Oberfläche binden, aber auch den nötigen Raum zur Substratumsetzung<br />

bieten. Eine der wichtigsten Entwicklung in diesem Bereich ist die gerichtete Orientierung<br />

von Proteinen auf Oberflächen [1,3,23,24,25] . In frühen und auch aktuellen Arbeiten<br />

werden oft omnipräsente schwache Wechselwirkungen, z.B. Wasserstoffbrücken oder hydrophobe<br />

Wechselwirkungen zwischen den funktionellen Gruppen des Proteins und der Oberfläche<br />

genutzt, jedoch können keine Information über die Orientierung des aktiven Zentrums<br />

gegeben werden. Daher geht ein großer Teil der Effizienz dieser Techniken an einer schlechten<br />

Ausrichtung der Proteine verloren. Eine erste Verbesserung kam durch die Überkompensation<br />

durch die Verwendung von Polymeren [15,26] , die in der Lage sind, die Beladung der<br />

Oberflächen mit Proteinen zu erhöhen. Dadurch kann die erhaltene Signalstärke vergrößert<br />

werden.<br />

In neueren Arbeiten wurde daher angestrebt, selektiv Aminosäurefunktionen wie Histidin,<br />

Tyrosin oder Cytosin als tags (Anker) zur Anbindung von Proteinen in einer spezifischen Biokonjugation<br />

zu verwenden. Bislang sind die möglichen Anwendungen jedoch durch verschiedene<br />

Probleme wie eine schlechte Bindungsaffinität, der Sauerstoffsensibilität oder die<br />

Größe der tags oder eine zu hohe Hydrophobizität der verwendeten Systeme limitiert, da diese<br />

zu Proteindeformationen führen. Zwar ist das Einführen der künstlichen tags zuerst aufwendig,<br />

aber die sich daraus ergebenden Vorteile sind erheblich.<br />

Gut erforscht ist das Einbringen von terminalen Histidin-tags an den C- oder N-Terminus<br />

von Proteinen. Angewandt werden diese Prozeduren schon lange in der Affinitätschromatographie<br />

zur Aufreinigung von Proteinen. Hierfür werden oft Ni(II)-Komplexe basierend auf<br />

Nitrilotriacetic Acid (NTA) verwendet, welche Histidin mit einer Bindungskonstante im nanomolaren<br />

Bereich komplexieren können [27] .<br />

Zur Proteinimmobilisierung wird oftmals eine isotrope Orientierung des Proteins benötigt,<br />

um die Erreichbarkeit des aktiven Zentrums oder der Bindestelle des Enzyms zu sichern. Zudem<br />

muss die Markierung des Proteins mit dem Histidin-tag kontrolliert an der gewünschten<br />

Stelle ablaufen können. Um die Orientierung des Enzyms zu kontrollieren, könnten mehrere<br />

Metallbindestellen durch das Einbringen mehrerer Histidin-Residuen in das Proteinrückgrat<br />

geschaffen werden. Ein Beispiel hierfür ist das His-X 3 -His Motiv, welches aus zwei Histidinen<br />

besteht, die durch eine α-Helix Schleife getrennt werden. Mit diesem Motiv konnten En-<br />

2


Einleitung<br />

zyme an Metalle komplexiert werden [2][47] . Diese Technik könnte sich also zu Nutze gemacht<br />

werden, um Enzyme über Ni-His-Komplexe an eine Oberfläche zu binden.<br />

Für die effektive Anbindung eines Enzyms an eine Elektrode muss auch die Bindung zwischen<br />

dem Linker, der das Protein komplexieren soll und der Oberfläche gegeben sein. Zudem<br />

muss der Linker möglichst geordnet an der Oberfläche binden, um eine größtmögliche<br />

Effizienz zu erreichen.<br />

Für die Darstellung geordneter Oberflächen haben sich in den letzten dreißig Jahren<br />

Dendrimere als innovative Klasse makromolekularer Strukturen herausgebildet. Sie sind<br />

exakt definierte Moleküle, die durch die Kaskadensynthese hergestellt werden [28] . Weiterentwickelt<br />

wurde diese Strategie u.a. von Tomalia [29] und Newkome [30] und hat bis heute eine<br />

weite Evolution durchgemacht [31,32] . Die Anwendung der Dendrimere, insbesondere in der<br />

Life Science, reichen von dem Transport von Wirkstoffen [33,34] über die Unterstützung von<br />

wachsendem Gewebe [35] bis hin zur Diagnostik und der Verwendung als Sensor [36] .<br />

Neben diesen speziellen Eigenschaften gibt es allgemeine Prinzipien, die den Dendrimeren<br />

gemein sind, wie der exakte und geregelte Aufbau durch die Kaskadenreaktion. Die<br />

Strukturen können multifunktionell gestaltet werden, so dass ein Dendrimer unterschiedliche<br />

Aufgaben ausführen kann. Neben den unterschiedlichen Eigenschaften durch den Aufbau,<br />

welche durch die verwendeten funktionellen Gruppen beeinflusst werden, weisen die<br />

Dendrimere auch einzigartige physiologische Bedingungen auf, die in Wechselwirkung mit<br />

Enzymen die Stabilität erhöhen und ein Denaturieren unterdrücken.<br />

Eine neue <strong>Immobilisierung</strong>sstrategie, welche sich eines genetisch optimierten Enzyms bedient,<br />

könnte zu einer stabileren Bindung an eine Elektrode führen. Dabei ist es denkbar, dass<br />

durch die zweite Bindungsstelle eine Verbesserung der Stabilität erzielt wird, deren Summe<br />

größer ist, als die der einzelnen Metall – Enzym – Bindungen.<br />

Das genetisch veränderte Enzym soll zusammen mit einem speziell angepassten Dendrimer<br />

an einer Elektrode immobilisiert werden. Durch seine exakte Orientierung können die<br />

Redoxmediatoren des Dendrimers sein aktives Zentrum erreichen. Dadurch würde das Enzym<br />

mit einer höheren Stabilität vor der Elektrode kontaktiert sein als bei etablierten <strong>Immobilisierung</strong>sstrategien.<br />

3


Stand der Technik<br />

2 Stand der Technik<br />

2.1 Oberflächenmodifizierung<br />

In der aktuellen Forschung nimmt die Modifizierung von Oberflächen immer mehr Platz<br />

ein. Eine Vielzahl von Techniken zur Herstellung von hochspezialisierten Materialien wurde<br />

und wird erforscht [16,17] .<br />

Zuerst stellen sich einige Fragen zur <strong>Immobilisierung</strong> von Enzymen. Zum einen können<br />

sie kovalent, bzw. nicht-kovalent an Oberflächen gebunden werden, zum anderen ist es möglich<br />

sie dabei in einer bestimmten Orientierung und Ordnung aufzubringen, oder eine statistische<br />

Verteilung der einzelnen Moleküle zuzulassen. Jede Art der <strong>Immobilisierung</strong> eines Enzyms<br />

ist diesen Effekten unterworfen und hat die Tendenz sich im Feld dieser beiden Hauptströmungen<br />

einzuordnen.<br />

Abbildung 1: Ungeordnete <strong>Immobilisierung</strong><br />

von Enzymen in einer Polymermatrix<br />

2.1.1 Ungerichtete Orientierung der Enzyme auf den Oberflächen<br />

Betrachtet man als erstes die ungerichteten <strong>Immobilisierung</strong>stechniken, die dazu führen,<br />

dass ein Enzym an einer Oberfläche adsorbiert, so finden die klassischen schwachen Wechselwirkungen<br />

die häufigste Anwendung. So ist die Anbindung von Proteinen über die Polystyroloberflächen<br />

mit großer Oberfläche zuerst zu nennen. Aber auch ionische Wechselwirkungen,<br />

durch die Exposition von Ammonium- oder Carboxylatgruppen auf der Oberfläche<br />

ermöglicht die Anlagerung von Proteinen [37] . All diese Adsorptionstechniken sind ungerichtet<br />

und das letztendliche Bild spiegelt das energetische Minimum aller abstoßenden Effekte zwischen<br />

dem Enzym, der Oberfläche und anderen Enzymen im Gegensatz zu den attraktiven<br />

Wechselwirkung zwischen dem einzelnen Enzym und den funktionellen Gruppen auf der<br />

Oberfläche wider.<br />

Neben den genannten Beispielen werden Enzyme<br />

auch häufig in Hydrogelen immobilisiert, die auch ohne<br />

weitere Funktionalisierung durch polare Wechselwirkungen<br />

gebunden werden können [38] . Durch die Verwendung<br />

von sulfatfunktionalisiertem Dextran kann die<br />

Bindung zu Enzymen aber noch gesteigert werden, als<br />

wenn nur Cellulose oder Aspartatfunktionalisierte Hydrogele verwendet werden [39] . Ein weiterer<br />

Vorteil solcher dreidimensionalen Matrices ist die wässrige Umgebung die entsteht.<br />

4


Stand der Technik<br />

Dadurch kann das Protein im Raum diffundieren und zusätzlich ist nur wenig Platz vorhanden,<br />

was im lokalen die Viskosität des Wassers etwas heraufsetzt. Dadurch wird die Umgebung,<br />

ähnlich einer Zelle, imitiert, was das Enzym weiter stabilisiert [40] .<br />

Eine weitere Möglichkeit der ungerichteten <strong>Immobilisierung</strong> ist die Bindung von Cysteingruppen<br />

in der Peripherie des nativen Enzyms an Goldoberflächen [41] . Auch hier ist wieder<br />

ein großer Verlust der Aktivität zu erwarten durch die Denaturierung der Enzyme, bei Kontakt<br />

mit der Oberfläche.<br />

Die nächste Möglichkeit ist die Verknüpfung von funktionellen Gruppen der Oberfläche,<br />

die im Vorfeld auf der Oberfläche synthetisiert werden, mit denen, die auf der Peripherie des<br />

Enzyms liegen. Zu dieser Technik gibt es verschiedene Ansätze die von der jeweiligen Elektrodenoberfläche<br />

abhängig sind. Wählt man als Ausgangsmaterial eine Glas- oder Siliciumoberfläche<br />

befindet man sich in der klassischen organischen Chemie. Die jeweiligen Siliciumatome<br />

an der Phasengrenze müssen durch Oxidationsprozesse aktiviert werden, wodurch<br />

im Allgemeinen Hydroxyde entstehen. Diese können durch klassische Verknüpfungsreaktionen<br />

mit funktionalisierten Silanen oder anderen reaktiven Kohlenstoffverbindungen weiter<br />

aufgebaut werden. Ziel ist es in jedem Fall eine terminale Gruppe zu haben, die mit milden<br />

chemischen Methoden weiter reagiert. So eignet sich besonders die EDC/NHS –Chemie zur<br />

Synthese von Amiden [25] . Dabei muss auf der Elektrodenoberfläche eine terminale organische<br />

Säure vorhanden sein, die durch die Reaktion zu einem Succinimidylester wird, der unter<br />

milden Bedingungen mit primären Aminen reagiert, wie sie im Lysin vorliegen. Lysin ist eine<br />

Aminosäure, die mit einer Häufigkeit von >10 % in Proteinen vorkommt [42] . Weitere Gruppen,<br />

die zu einer Bindungsbildung verwendet werden können sind Isothiocyanate [43] , Aldehyde<br />

[44] oder Epoxide [15,45] .<br />

Eine weitere Methode ist die Verwendung von Carbonsäuren, die auf dem Protein durch<br />

die beiden Aminosäuren Aspartat und Glutamat exponiert werden und mit zu den häufigsten<br />

Aminosäureresten auf den Oberflächen gehören. Auch hier werden wieder milde Kupplungsreagenzien,<br />

wie Carbonyldiimidazol (CDI), verwendet werden um die Aminosäuren zu aktivieren<br />

und dann auf eine mit Aminen modifizierte Oberfläche zu geben [46] . Allerdings kann<br />

bei dieser Methode die Vernetzung der Proteine untereinander, durch Reaktion mit den Aminen<br />

auf der Proteinoberfläche anderer Proteine, auftreten, was die Aktivität der einzelnen Proteine<br />

herabsetzt.<br />

5


Stand der Technik<br />

2.1.2 Gerichtete Orientierung der Proteine auf den Oberflächen<br />

Nachdem die ersten beiden Methoden ungerichtete<br />

Adsorptionstechniken beschrieben,<br />

kommen nun die beiden unterschiedlichen Ansätze<br />

zur gerichteten Aufbringung von Proteinen<br />

auf spezielle Oberflächen. Dabei ist vorweg<br />

zu erwähnen, dass sowohl die Proteine als<br />

auch die verwendeten Oberflächen dafür einer<br />

Vorbehandlung bedürfen, damit es nicht wie<br />

bei der zuletzt beschriebenen Technik zu einer<br />

Abbildung 2; Mechanismus eines gebundenen Enzyms<br />

mit hexa-Histidinstreifen an einer Oberfläche mit<br />

Ni 2+ – NTA Komplexen [23]<br />

ungezielten Reaktion der nativ im Enzym vorhandenen<br />

funktionellen Gruppen und der<br />

Oberfläche kommt.<br />

Das Enzym wird zu einem Vektor, der eine Richtungsinformation enthält und dann an der<br />

komplementären Oberfläche gezielt in dieser Richtung aufgebracht wird. Auch hier gibt es<br />

wieder zwei verschiedene Methoden zur <strong>Immobilisierung</strong> der Enzyme, zum einen über nichtkovalente<br />

Bindungen, zum anderen über kovalente Bindungen. Als erstes werden wieder die<br />

nicht kovalenten Techniken beschrieben, insbesondere die Verwendung von NTA, die für<br />

diese Arbeit wichtiger sind und danach in einem kurzen Abschnitt die kovalenten gerichteten<br />

Anbindungsmethoden.<br />

Die nicht kovalente Anbindung von Enzymen benutzt ein klassisches anorganisches Konzept<br />

zur Bindungsbildung, die Werner’schen-Metallkomplexe [48] , die, mit einer Bindungskonstanten<br />

[2,49] von 10 -6 – 10 -7 M -1 , stabil genug sind Proteine eine Zeit lang zu binden. Proteine<br />

können, wenn sie genetische verändert werden, durch einen Ionenaffinitätschromatotrgraphieprozess<br />

(vgl. Abbildung 3) gereinigt werden [27,50] . Bei diesem Prozess wird klassisch ein<br />

Streifen von sechs Histidin-Aminosäuren an das Ende des genetischen Codes des Proteins<br />

angefügt, der die Aktivität nicht beeinflusst. Aber mit dem entsprechenden Säulenmaterial,<br />

das zweiwertige Übergangsmetalle exponiert, ist es möglich die entsprechenden Proteine reversibel<br />

zu binden und von einer komplizierten Matrix zu isolieren. Der hexa-Histidinstreifen<br />

kann durch Zugabe von Imidazol oder anderen organischen Basen von dem Metall verdrängt<br />

werden und das Protein dissoziiert von der Säule [2,51,52] .<br />

6


Stand der Technik<br />

FAD<br />

FAD<br />

hexa His<br />

hexa His<br />

[NiNTA] [NiNTA] [NiNTA] [NiNTA]<br />

Abbildung 3: schematische Darstellung der etablierten Affinitätsbindung zwischen Metallkomplexen und Histidin<br />

modifizierten Proteinen.<br />

Links ist die klassische Reinigungsmethode mit einem Polyhistidinschwanz an einem FNR Enzymgezeigt.<br />

Oben ist das Bändermodel zu sehen mit dem in rot eingefärbten Schwanz und unten ist eine schematische Darstellung<br />

des Prinzips und der möglichen Orientierung [27] . Rechts ist eine neuer Anwendung, bei der die Histidine in<br />

dem Enzym in einer his-X 3 -his Anordnung sind und somit eine Richtung für das Enzym vorgeben. Oben ist das<br />

Bändermodel mit den rot eingefärbten mutierten Positionen und unten eine schematische Darstellung, die eine<br />

optimierte Orientierung zeigt [1,47] .<br />

Analog zu diesem Reinigungsschritt können die so modifizierten Enzyme auch auf Oberflächen<br />

adsorbieren. Durch die Art der Bindung können die Proteine leicht auf der Oberfläche<br />

wandern, was im extremsten Fall zu einem langsamen Verlust der assoziierten Fracht führen<br />

kann. Das häufigste Metall für diese Anwendung ist das Ni 2+ Kation, welches optimale Bindungseigenschaften<br />

hat und auch elektrochemisch inaktiv ist. Die häufigsten Chelatliganden<br />

sind Nitriltriessigsäurederivate. Sie weisen vier Bindungsstellen auf, die zwei weitere Bindungsstellen<br />

am Nickel unbesetzt lassen. Zusammen mit zwei der Histidinliganden bildet das<br />

Nickel einen stabilen oktaedrischen Komplex, der in wässrigen Salzlösungen nicht dissoziiert<br />

und vielfach zur Herstellung von Proteinbiochips führte [51,53] .<br />

Mit dieser Technik können Monolagen von Enzymen stabil auf einer Oberfläche immobilisiert<br />

werden, was auf den ersten Moment zu deutlich niedrigeren Signalen führen sollte als<br />

eine massive Polymerschicht mit einer hohen Beladung an Enzymen. Der Vorteil dieser<br />

Technik ist die Nähe der Enzyme zu der Sensoroberfläche, was dazu führt das es keine Transportlimitierung<br />

in dem System gibt. Zusätzlich ist durch den definierten Aufbau auch das ak-<br />

7


Stand der Technik<br />

tive Zentrum eines jeden Enzyms zugänglich, was zu einer höheren Ausbeute an Signal führt.<br />

Die Elektronen können direkt zur Elektrode transportiert werden und der Elektronentransfer<br />

erreicht damit Geschwindigkeiten, die in einem Polymerfilm nicht erreicht werden können [50] .<br />

Eine Erweiterung dieser Technik stellt die intramolekulare Modifizierung des Proteins<br />

dar. So konnte gezeigt werden, dass die Orientierung eines Enzyms noch weiter optimiert<br />

werden kann. Das Erkennungsmerkmal his-X 3 -his wurde näher an das aktive Zentrum verlagert,<br />

was dazu führte, dass das Protein zu der Sensoroberfläche schaut. Die Ergebnisse sind<br />

ermutigend, was die Aktivität der Oberfläche und das detektierte Signal anbelangt [1,3,54] .<br />

Das zweite große Feld der gerichteten, nicht kovalenten <strong>Immobilisierung</strong> ist die Verwendung<br />

von Biomolekülen, wie Streptavidin. Dabei ist allen Anwendungen gleich, dass sie auf<br />

natürlichem Weg im Stande sind sehr feste und stabile Bindungen [55] , von = 10 −<br />

10 zu bilden. Zu den verschiedenen Bindungsmolekülen gehören die Antikörper [56] , die<br />

Biotin bindenden Moleküle [57] und die Hybridisierung von DNS Strängen [17,58,59] .<br />

Für die Verwendung von Oberflächen auf Basis von Biotin sind große Anwendungsbereich<br />

entwickelt worden [60,61] . Die Verwendung von Biotin zur <strong>Immobilisierung</strong> von Proteinen<br />

sieht eine Modifizierung der Proteine mit Biotin vor, die dann an eine Streptavidin – Einheit<br />

bindet. Dieses Protein weist vier identische Untereinheiten auf, die alle in der Lage sind jeweils<br />

ein Biotinmolekül zu binden. Über diese Bindung ist das Streptavidin auch auf die<br />

Oberfläche aufgebracht worden, da sich auf diese Weise sehr homogene Monolagen des gewünschten<br />

Zielproteins ausbilden [62] .<br />

8


Stand der Technik<br />

Oligonucleotid<br />

kovalentes<br />

Oligonucleotid<br />

Streptavidinoberfläche<br />

vorab gebildeter Komplex<br />

mit Antikörper<br />

Bindungstasche<br />

Biotin<br />

Abbildung 4: Streptavidin-unterstützte <strong>Immobilisierung</strong><br />

von Proteinen [58]<br />

Eine mögliche Anwendung eines kombinierten Verfahrens aller drei nicht kovalenten Methoden<br />

mit biologischen Erkennungsmethoden<br />

wurde von Niemeyer et.al. gezeigt (Abbildung<br />

4). Hier wurde Streptavidin mit Oligonucleotiden<br />

gekoppelt und auf einer Oberfläche abgeschieden,<br />

die mit dem komplementären Oligonucleotid<br />

modifiziert war, das wiederrum an<br />

einem Biotin-Streptavidin Komplex hing. Die<br />

Verbindung einzelner Biotinmoleküle mit großen<br />

Biomolekülen stellt keine Schwierigkeiten<br />

dar und so kann auf vielfältige Weise dieses<br />

Bindungsmotiv genutzt werden, um sowohl die<br />

Vorteile der Basenpaarung zu nutzen, als auch<br />

Antikörper zu binden. So konnte von verschiedenen<br />

Antikörpern, über Enzyme, wie Luciferse<br />

oder Meerrettischperoxidase, unterschiedlichste<br />

Proteine immobilisiert werden [58,63] . Mögliche Anwendungen solcher Strategien ist die Detektion<br />

eines Antikörpers aus einer inhomogenen Matrix auf einer Quarzmikrowaage, oder die<br />

Identifikation von Antikörpern aus Serum.<br />

Die letzte Art ein Enzym an eine Oberfläche zu binden ist die Verwendung von gerichteten<br />

kovalenten Bindungen. Für diesen Bereich kommen nur sehr spezielle Reaktionen in Frage,<br />

die bei milden Bedingungen ablaufen, damit die Biomoleküle nicht zerstört werden. Der<br />

einfachste Weg zu erfolgreichen gerichteten Bindung eines großen Biomoleküls ist die Reaktion<br />

zwischen einem Maleimid und einem Thiol [64] . Das elektrophile Maleimid reagiert sehr<br />

selektiv mit elektronenreichen Gruppen, zu denen auch Thiole gehören. Die <strong>Immobilisierung</strong><br />

auf Oberflächen ist durch einfache organische Syntheseprotokolle möglich. Der Reaktionspartner,<br />

das Thiol, kommt zum einen natürlich bei Proteinen vor und kann die globale Struktur<br />

durch die Ausbildung von Disulfidbrücken stabilisieren, zum anderen kann er künstlich,<br />

analog zu den Hexahistidinschwänzen, an die Proteine, C – oder N – terminal als Hexacysteinschwanz<br />

[65] , angehängt werden. Somit ergeben sich zwei verschiedene Reaktionen, die<br />

gerichtete mit dem Polycysteinschwanz und eine ungerichtete mit den nativen Cysteinen auf<br />

der Oberfläche. Die Hauptreaktion erfolgt mit den künstlichen Aminosäuren, die mit einer<br />

deutlich höheren Konzentration vorhanden sind, was zu überwiegend geordneten und dicht<br />

gepackten Strukturen führt. Durch die Ausbildung einer kovalenten Kohlenstoff-Schwefel-<br />

9


Stand der Technik<br />

Bindung ist eine Diffusion wie bei dem ähnlichen Nickel-NTA-Histidin Komplexen nicht<br />

möglich.<br />

Deutlich effektiver und auch besser zu steuern ist die native chemische Ligation (NCL).<br />

Bei dieser Reaktion, die als Endprodukt eine Peptidbindung hat, reagieren ein Cystein und ein<br />

Thioester zusammen. Es ist kein Problem das Cysteinan der Oberfläche zu exponieren und<br />

daran das Enzym zu binden [66] . Auch kann die Vorbereitung des Thioesters durch EDC/NHS<br />

Chemie erfolgen und die Anbindung mit in situ mit SPR verfolgt werden, wie es von Meijer<br />

et.al demonstriert wurde [67] .<br />

Die Reaktion weist viele Vorteile auf, wie den selektiven und wechselseitigen Reaktionsverlauf,<br />

und die Orthogonalität zu anderen funktionellen Gruppen und Aminosäuren. Die Reaktion<br />

läuft im wässrigen Milieu ab und es entstehen keine Nebenprodukte. Die Amidbindung<br />

ist von Natur aus die Verbindugn zwischen zwei Aminosäuren und hat für die Anwendung<br />

mit biologischen Systemen eine herausragende Stabilität.<br />

Aufbauend auf der NCL ist die von Staudinger entwickelte Ligationsmethode. Dabei reagieren<br />

ein Thioester und ein Azid unter Abspaltung von Stickstoff als Koppelprodukt zu einem<br />

Iminophosphoranintermediat. Aus dieser Zwischenstufe kommt es über einen fünfgliedrigen<br />

Übergangszustand zur Ausbildung der Amidbindung unter Aufwendung von einem Molekül<br />

Wasser. Die Reaktivität unter den gegebenen milden Bedingungen gibt nahezu quantitative<br />

Ausbeuten, auch bei extrem geringen Enzymkonzentrationen. So konnte eine erfolgreiche<br />

<strong>Immobilisierung</strong> noch mit 50 µM Protein nachgewiesen werden [68] .<br />

Die letzte Methode zur Bindung von Enzymen an Oberflächen ist die Cycloaddition. Dabei<br />

gibt es zum einen die Variante der „Klick-Chemie“, die allerdings Kupfer als Katalysator<br />

benötigt. Dabei reagieren ein Akin und ein Azid zusammen zu einem Triazol, ohne das dabei<br />

Neben- oder Koppelprodukte anfallen. Ein breites Spektrum an Beispielen zur <strong>Immobilisierung</strong><br />

verschiedener Proteine via kupferkatalysierter Klick-Chemie unter milden Bedingungen<br />

hat sich daraufhin entwickelt [69] . Ein weiterer Vorteil dieser Methode ist der Erhalt der<br />

Stabilität der Proteine, die nach der <strong>Immobilisierung</strong> noch aktiv sind. Allerdings ist bei besonders<br />

empfindlichen Proteinen, genauso wie bei elektrochemischen Experimenten Vorsicht<br />

angebracht, da das Kupfer den weiteren Verlauf durch Denaturierung oder störende Signale<br />

beeinflussen kann [70] .<br />

Eine Alternative dazu ist die Diels-Alder Cycloaddition. Die bereits beschriebene Maleimidoberfläche<br />

kann dabei wieder verwendet werden und fungiert als Dienophil, welches<br />

mit einem Peptid, das ein Dien trägt, reagieren kann [71] . Die weitere Reaktion läuft bei<br />

10


Stand der Technik<br />

schwach sauren, wässrigen Bedingungen ab. Geschwindigkeit und Selektivität der Reaktion,<br />

die bei Raumtemperatur ablaufen kann, machen sie zu einem wertvollen Werkzeug bei der<br />

Herstellung von modifizierten Oberflächen.<br />

Waldmann et.al. nutzten die Diels-Alder Cycloaddition zur <strong>Immobilisierung</strong> von Enzymen,<br />

die die an ein Streptavidin banden. Dieses Streptavidin war mit einem Dien gekoppelt<br />

und wurde auf einer entsprechenden Maleimidoberfläche aufgetragen. Die Überprüfung der<br />

Ergebnisse erfolgt mit fluoreszenzmarkiertem Biotin [72] .<br />

11


Stand der Technik<br />

2.2 Oberflächenmodifikationen<br />

Die unterschiedlichen <strong>Immobilisierung</strong>sstrategien in Feld der Biosensorik unterscheiden<br />

sich in der Verwendung von ungerichteten Ansätzen, wie einem Polymereinschluss und der<br />

schwachen Wechselwirkungen zwischen Polyesterketten und Enzymen, bis hin zu kleinen<br />

kovalent gebundenen Oberflächenmolekülen, die gezielt in einer vorgesehenen Bindungsdomäne<br />

wechselwirken, was zu einer stark gerichteten Orientierung der Enzyme führt. Viele der<br />

kleinen Moleküle werden sukzessive auf der Oberfläche aufgebaut und die Überprüfung der<br />

mehrstufigen Synthesen erfolgt mit dem detektierten Signal der enzymatisch katalysierten<br />

Reaktion.<br />

Im ersten Schritt werden häufig Thiol-funktionalisierte Moleküle verwendet, die mit<br />

Gold- oder Silberoberflächen interagieren. Die folgenden Mechanismen beinhalten oft eine<br />

Aktivierung einer Carbonsäure mit EDC/NHS basierten Chemie und einer folgenden<br />

Amidknüpfung [67] .<br />

Es gibt auf der anderen Seite nur wenige Quellen, die eine vorherige vollständige Charakterisierung<br />

der Moleküle mit einschließt [3,19,23,54] . Die hauptsächlich verwendeten Synthesestrategien<br />

benutzten Reaktionsmechanismen, die ohne erhebliche Nebenreaktionen, einer<br />

hohen Selektivität und Ausbeute ablaufen, aber ein quantitativer Ansatz ist dabei nicht gegeben.<br />

Daraus resultiert eine unvollständig charakterisierte Oberfläche mit Molekülen, die ggf.<br />

nicht zur Bindung der Proteine beitragen können. Ein Vergleich der Bindungskapazitäten von<br />

diesen klassischen Oberflächen und solchen, mit im Vorfeld hergestellten Molekülen, fehlt<br />

bislang zu einer vergleichenden Begutachtung der <strong>Immobilisierung</strong>sstrategien.<br />

Die weitere Vorgehensweise hin zu einer intelligenten Oberfläche ist nicht nur eine effiziente<br />

<strong>Immobilisierung</strong> der Biomoleküle, sondern auch eine zeitgleiche Detektion. Bei verschiedenen<br />

Methoden, wie der SPR-Spektroskopie erfolgt die Detektion einer erfolgreichen<br />

Bindung auf dem Fuße, was weitere Änderungen der Pufferlösung entbehrlich macht. Die<br />

Methode gibt allerdings keinen Aufschluss über die Aktivität der immobilisierten Moleküle.<br />

Zur Bewertung der biochemischen Aktivität eines Biomoleküls müssen andere Techniken<br />

bemüht werden, die eine Antwort geben können. Für solche Fragestellungen müssen die Produkte<br />

der biochemischen Umsetzung nachgewiesen werden. Dafür haben sich unterschiedliche<br />

Methoden etabliert, wie die UV/vis Spektroskopie [73] im Bereich der Immunoassays oder<br />

die Elektrochemie [4,74] . Die Voraussetzungen sind bei beiden Ansätzen gleich, eine Komponente,<br />

die in der Reaktionsgleichung auftaucht, muss über die eine oder andere Methode<br />

nachweisbar sein. So kann die Zu- oder Abnahme einer Substanz durch die korrespondierende<br />

12


Stand der Technik<br />

zu- oder abnehmende Wechselwirkung mit elektro-magnetischer Strahlung nachgewiesen<br />

werden, genauso wie der Verbrauch oder das Entstehen von Elektronen, die durch einen Redoxmediator<br />

an einem elektrochemischen Versuchsaufbau transportiert werden, nachgewiesen<br />

werden kann.<br />

Etwas anspruchsvoller ist es, wenn die nachgewiesenen Substanzen erst in einer weiteren<br />

Folgereaktion dargestellt werden oder durch weitere Transportmechanismen zur Detektionseinheit<br />

transportiert werden müssen. So kann nicht nachgewiesen werden, dass alle Moleküle<br />

auch reagieren oder es nicht einen Austrag an Mediatoren gibt [75] . Da für die weiteren Betrachtungen<br />

die photochemischen Mechanismen keine Rolle spielen, wird dieses Feld an dieser<br />

Stelle verlassen; die elektrochemischen Methoden werden noch weiter beleuchtet. es gibt<br />

hier eine Vielzahl an Entwicklungen, die zur Verbesserung einer Analysenmethode im Feld<br />

der immobilisierten Biomoleküle beiträgt. So sind neben den weiter oben bereits beschriebenen<br />

verschiedenen <strong>Immobilisierung</strong>smethoden [7,13,61,76] auch die Materialien zu erwähnen, die<br />

für eine erfolgreiche <strong>Immobilisierung</strong> noch wichtiger sind als die zu immobilisierenden Biomoleküle,<br />

auch wenn diesen eine deutlich größere Aufmerksamkeit geschenkt wird.<br />

Einer der größten Bereiche der Materialforschung ist die Herstellung von Polymeren. Dabei<br />

ist nicht nur der Bereich der großindustriellen Darstellung für die Kunststoffindustrie gemeint,<br />

sondern auch die vielfältigen Anwendungen im Bereich der gezielten Steuerung der<br />

Eigenschaften einer Oberfläche. Explizit werden in den weiteren Betrachtungen nicht die Errungenschaften<br />

der modernen heterogenen Katalyse konkretisiert, auch wenn es da Überschneidungen<br />

mit den allgemeinen elektro-katalytischen Forschungsthemen gibt, aber diese<br />

verfolgen einen anderen Ansatz, um die Katalyse durchzuführen. Im Allgemeinen wird davon<br />

ausgegangen, dass die Edukte einen durch eine äußere und eine innere Grenzschicht diffundieren,<br />

vielleicht noch in eine Pore, um dann an der Oberfläche adsorbieren. Die Moleküle<br />

sind also nicht mehr vollständig in Lösung, sondern besitzen lediglich noch eine Mobilität auf<br />

der Oberfläche, auf der sie dann auch reagieren. Danach muss das Produkt schwächer an der<br />

Oberfläche binden, als das Edukt, damit es von neuem Edukt vertrieben wird, um seinen Weg<br />

aus der Pore, der inneren und äußeren Grenzschicht anzutreten. Bei der elektrochemischen<br />

Biokatalyse sind die Enzyme zwar an der Oberfläche immobilisiert, aber sie sind immer noch<br />

in Lösung, was für ihre Stabilität auch besser ist, ebenso wie auch die Edukte und Produkte.<br />

So werden eine Vielzahl an Biosensoren und Biobrennstoffzellen auf Grundlage von Polymeren<br />

hergestellt [7,77] . Zum Design von Sensorsystemen mit Polymeren wie Hydrogelen<br />

13


Stand der Technik<br />

und Polysterolen wurde weiter oben bereits eingegangen, weshalb hier eine weitere Klasse<br />

von Makromolekülen vorgestellt wird.<br />

2.2.1 Allgemeines über die Verwendung von Dendrimeren<br />

In der großen Klasse der anthropogenen Makromoleküle teilen sich, wie im normalen Leben<br />

auch, die Untergruppen in ordentliche Moleküle und solche die vollständig im Chaos<br />

existieren auf (Abbildung 5). Für die folgenden Ausführungen werden nur die ordentlichen<br />

Moleküle betrachtet.<br />

Abbildung 5: Schematische Darstellung der beiden unterschiedlichen Klassen an Polymeren.<br />

Links die Dendrimere mit einem Kern, der ersten und zweiten Generation und der Peripherie. Die hohe Ordnung<br />

des Aufbaus unterscheidet sich grundlegend von den rechts dargestellten klassischen Polymerketten.<br />

Wie weiter oben bereits dargestellt, ist die Verwendung von geordneten Strukturen von<br />

Vorteil, da es den vollständigen Zugang zu den aktiven Zentren gewährleiste [50] . Aber neben<br />

den ordentlich aufgereiten Biomolekülen können auch die zur <strong>Immobilisierung</strong> benötigten<br />

Moleküle über eine hohe Ordnung verfügen. Die höchste Stufe der Ordnung in diesem Bereich<br />

haben die Dendrimere, die ausgehend von einem Kernbaustein in sich immer wiederholenden<br />

Syntheseschritten, sogenannten Kaskaden, symmetrisch immer weiter wachsen. Dabei<br />

gibt es die ersten Fragen, die die Dendrimere als den abiotischen Übergang von atomaren<br />

Strukturen hin zu mesoskopischen geordneten Varianten einer höheren Ordnung ansehen [78] .<br />

Zur Herstellung von Dendrimeren gibt es zwei verschiedene Wege, einen divergenten und<br />

einen konvergenten Ansatz. Die divergente Synthese der Dendrimere wurde als erstes von<br />

Vögtle et al [28] . beschrieben und in den folgenden Jahren von Tomalia et al. vollendet [29] , was<br />

in der industriellen Herstellung von Polyamidoamin (PAMAM) Dendrimer endete. Im gleichen<br />

Jahr wurde die konvergente Strategie von Frechet et. al. entwickelt [79] .<br />

Um zu verstehen wie Dendrimere hergestellt werden, muss zuerst die Entdeckung der<br />

Kaskadensynthese vorgestellt werden [28,30,33] . Diese ermöglicht einen konkreten Aufbau von<br />

Molekülen ohne dabei statistische Verteilungen zu erhalten, wie es bei klassischen Polymeri-<br />

14


Stand der Technik<br />

sierungsreaktionen der Fall wäre. Dabei gibt es eine alternierende Strategie Reaktionen, die<br />

eine diskrete Kettenerweiterung und eine Aktivierung der terminalen funktionalen Gruppen<br />

umfasst. Somit ist gewährleistet, dass das Wachstum in kontrollierten Schritten abläuft.<br />

Im ersten Schritt wird ein Kern ausgewählt, der als Startpunkt gilt. Die Mindestanzahl an<br />

weiteren Anknüpfungspunkten ist zwei. Nach oben ist die Zahl der weiteren Äste, die sich<br />

von dem Kern entfernen nicht begrenzt. Je mehr Äste an einem Kern sind desto früher kommt<br />

das Dendrimer an seine natürlichen Grenzen, bei denen eine homogene Entwicklung nicht<br />

mehr möglich ist. Diese Umstand wurde exemplarisch von De Gennes et. al. am PAMAM<br />

Dendrimer berechnet [80] . Als Kern können zu Einen homogene Moleküle verwendet werden,<br />

an denen sich das Wachstum fortsetzt [32,79,81] , aber auch andere Moleküle wie Übergangsmetalle,<br />

die von den Chelatbildnern umgeben sind, können als Kern verwendet werden [82] . Eine<br />

weitere Möglichkeit besteht in der Verwendung von Clustern (z.B. Gold) an denen in einem<br />

zweiten Schritt einzelne Dendriten oder vorsynthetisierte Äste immobilisiert werden können<br />

[36,83] .<br />

Zur weiteren Synthese, ausgehend von dem Kern, der als reaktive Initiatorkernzelle dient,<br />

werden zum Teil geschützte Reagenzien zugegeben, die die verzweigte Struktur der Dendrimere<br />

bestimmen. Es ist an dieser Stelle sinnvoll Schutzgruppen zu verwenden, die danach<br />

abgespalten werden können. Dieser Iterativer Aufbau der wird immer weiter fortgesetzt. Die<br />

kurzen Ästchen werden wieder aktiviert und fungieren als neuer Ausgangspunkt für die neue<br />

Anlagerung der gleichen oder anderer Moleküle, die die Struktut und die Eigenschaften der<br />

Dendrimere bestimmen. Es werden Reiterativ immer größere Moleküle synthetisiert, die sehr<br />

homogen aufgebaut sind.<br />

Eine andere Möglichkeit ist es von außen zu starten. Die Moleküle, die mal die Eigenschaften<br />

der Peripherie definieren sollen, werden an einen ersten Träger gebunden, der mindestens<br />

zwei davon aufnehmen kann. Somit ist dann der äußerste Teil des Dendrimers fertig.<br />

Der Verknüpfungspunkt, an dem zu diesem Zeitpunkt die funktionellen Gruppen hängen,<br />

wird an einer freien Stelle aktiviert und zusammen mit einem oder mehreren weiteren dieser<br />

Endstücke an einem weiteren Aststück gebunden. Auf diese Art vervielfältigen sich die Endgruppen<br />

und die Reiteration der immer gleichen Reaktionssequenzen führt zu einem Wachstum<br />

der Dendriten [79] .<br />

Im letzten Schritt müssen die Dendriten an einem Kernstück zusammengeführt werden,<br />

damit ein vollständiges Dendrimer entsteht. Diese Art der Herstellung ist, was die Reinheit<br />

der Dendrimere angeht dem divergenten Ansatz überlegen, was mit MALDI-TOF einfach<br />

15


Stand der Technik<br />

nachzuweisen ist [84] . Dieser Effekt ist einfach zu verstehen, da bei der divergenten Synthese<br />

eine immer größere Zahl an Reaktionen abläuft, die, trotz guter Optimierungsversuche nicht<br />

immer quantitativ ablaufen werden. Ein weiterer Faktor ist das Verhältnis von der Dendrimeroberfläche<br />

zu dem Inneren. Die Oberfläche wird mit jeder Generation größer, aber nicht<br />

in dem gleichen Verhältnis wie die Anzahl der Endgruppen. Somit wird eine quantitative Umsetzung<br />

an jedem einzelnen Ende sterisch immer anspruchsvoller. Dies ist was De Gennes<br />

et.al. theoretisch berechnet haben, sich aber auch im rein praktischen vorher schon zu Problemen<br />

führt. Aus diesem Grund sind in Massenspektren kleine Verteilungen an Dendrimeren<br />

zu sehen [85] . Verglichen mit Polymersynthesen sind die Massenverteilungen aber immer noch<br />

sehr gering.<br />

Bei dem konvergenten Ansatz sind es immer nur wenige Reaktionen, die ablaufen, was es<br />

einfacher macht die Umsetzung zu optimieren. Außerdem kann es beim Erreichen einer kritischen<br />

Größe kaum zu Einzelausfällen kommen. Daher gibt es bei dieser Variante singuläre<br />

Peaks in den Massenspektren, die die hohe Reinheit der Produkte widerspiegelt [86] . Ein weiterer<br />

Vorteil des konvergenten Ansatzes ist die Möglichkeit einer größeren Variation, da durch<br />

eine geschickte Wahl an Schutzgruppen verschiedene terminale Funktionen eingesetzt werden<br />

können. Diese können wie oben beschrieben auch zu einem großen Dendrimer zusammengesteckt<br />

werden. Die Forschung hat eine Vielzahl von unterschiedlichen Anwendungen für diese<br />

Art der polyfunktionellen Dendrimere gezeigt [87] .<br />

Eine Anwendung dieser Dendriten ist die selbstständige Anlagerung zu einer gewünschten<br />

Form, die danach durchpolymerisiert werden kann, und so einen Zugang zu neuen Materialien<br />

eröffnet, der mit einer solchen Präzision bislang nicht zugänglich war [88] . Durch geschickte<br />

Planung der Synthese können so die Eigenschaften der Oberfläche definiert werden. So gelang<br />

es Frechet et.al. die Oberfläche einer Sphäre auf einer Seite hydrophob und auf der anderen<br />

Seite hydrophil zu gestalten. [89] . Durch den entstehenden Dipol und die Oberflächeneigenschaften<br />

war das hergestellte Dendrimer in der Lage sich in einer Suspension zwischen die<br />

Phasen zu legen und entsprechend der Phasengrenze auszurichten.<br />

Als Materialwissenschaftler ist dies ein großer Schritt, da anders als bei der Naturstoffsynthese,<br />

versucht wird die Natur zu imitieren. So kann mit einem sphärischen Körper, der unterschiedliche<br />

Domänen mit hydrophoben und hydrophilen Eigenschaften hat, ein Protein imitiert<br />

werden, was als Dummy zum Design von Oberflächen verwendet werden kann, die in<br />

einem weiteren Schritt von den gewünschten Proteinen über schwache Wechselwirkungen<br />

besetzt werden können. Auf diese Art kann eine starke gerichtete Bindung aufgebaut werden,<br />

16


Stand der Technik<br />

ohne das Protein zu modifizieren oder weitere Reagenzien wie spezifische Bindungsdomänen<br />

zu immobilisieren.<br />

2.2.2 Dendrimere in der “Life Science”<br />

Diese Designmöglichkeiten haben es den Dendrimeren ermöglicht sich einen festen Platz<br />

im großen Feld der Nanopartikel und auch in der heterogenen und homogenen Katalyse zu<br />

erkämpfen. In der Biotechnologie hat sich die Chemie der Dendrimere auch etabliert, was<br />

ihren vielfältigen Anwendungen zu verdanken ist. Es gibt bei dieser vergleichsweise jungen<br />

Klasse von Makromolekülen bereits viele Anstrengungen sie auch in vivo [90] anzuwenden. Ein<br />

großer Vorteil der Dendrimere ist die Konzentrationswirkung durch die hohe Dichte an funktionellen<br />

Gruppen. So ist die hauptsächliche Optimierung in diesem Feld, die Maximierung<br />

der Bioverfügbarkeit der Wirkstoffe an erkranktem Gewebe bei einer gleichzeitigen Minimierung<br />

der Wirkstoffe im Bereich des gesunden Gewebes. Damit erhöht sich die therapeutische<br />

Effektivität von bereits entwickelten Medikamenten, was zu einer Abnahme zum Teil gefährlicher<br />

Chemikalien führen kann [91–93] .<br />

Der Transport von Wirkstoffen durch einen geeigneten Träger ist bereits von Paul Ehrlich,<br />

mit dem Prinzip der Zauberkugeln, als Vision beschrieben worden [94] . So gibt es viele verschiedene<br />

Strategien die darauf abzielen Wirkstoffe an den Ort des Geschehens zu bringen.<br />

vor allem in der Krebstherapie hat sich ein Wettlauf dahin entwickelt möglichst Effiziente<br />

Medikamente zu erforschen, die nichts anderes sind als Zellgifte, aber auch die gezielte Einbringung<br />

in das Tumorgewebe zu steuern. Eine Strategie beruht auf der Verwendung von<br />

Peptiden, die die Zellwände der Tumore durchdringen können und somit die giftige Ladung in<br />

die kranke Zelle einbringen [95] . Da bei vielen Tumoren charakteristische Rezeptoren stärker<br />

exprimiert sind als bei gesunden Zellen gibt es auch Steuerungsmechanismen, die Anwendung<br />

finden. Aber auch Dendrimere können zum Transport von Medikamenten verwendet<br />

werden.<br />

So gibt es zahlreiche Publikationen über die in vitro Anwendung von Dendrimeren, nur<br />

wenige in vivo Anwendungen, bei denen nur Dendrimere zum Transport der Wirkstoffe verwendet<br />

werden. Eine der ersten Verwendungen ist die Komplexierung von Cisplatin an den<br />

äußeren funktionellen Gruppen mit 20 bis 25 Gew%. Als Resultat davon konnte eine zehnfach<br />

höhere Löslichkeit des Cisplatins verzeichnet werden, aber auch eine Verknüpfung der<br />

einzelnen Dendrimere zu Agglomeraten, bis zu 40 nm Durchmesser. Die Agglomerate wirkten<br />

bevorzugt bei subkutanem Tumorgewebe über einen passiven Zielmechanismus. Im Ver-<br />

17


Stand der Technik<br />

gleich zu herkömmlichem Cisplatin konnte eine deutliche Verminderung des Zellwachstums<br />

festgestellt werden, wenn das Dendrimerderivat verwendet wird [96] .<br />

Eine weitere Anwendung von modifizierten Dendrimeren ist die gezielte Umsetzung mit<br />

verschiedenen Zielmolekülen. So konnte Kuksowka-Latallo et.al [97] . ein PAMAM-Dendrimer<br />

in der fünften Generation gezielt modifizieren, dass es unterschiedliche Aufgaben erfüllen<br />

konnte. Im ersten Schritt wurde ein Teil der terminalen Amine mit Acetaten maskiert, damit<br />

die Oberflächenladung herabgesetzt wird. im nächsten Schritt wird das PAMAM-Dendrimer<br />

nach und nach mit Folsäure, dem Zielliganden, Fluorescein und Methotrexat umgesetzt. Die<br />

so hergestellten Dendrimere konnten erfolgreich an Mäusen untersucht werden und zeigten<br />

eine signifikante Wachstumshemmung bei subkutanen Tumoren im Vergleich zu Dendrimeren,<br />

die keine Folsäureliganden hatten und der Blindgruppe. Die menschlichen KB Tumore,<br />

die untersucht wurden, weisen eine Überexpression des Folsäurerezeptors auf, der eine gesteigerte<br />

Aufnahme der Dendrimere in die Tumorzellen fördert. Auf der anderen Seite ist das<br />

Dendrimer aufgrund der geringen Größe (< 5 nm) nicht lang in den Versuchstieren nachzuweisen,<br />

und wurde schnell über die Nieren entfernt. Aus diesem Grund ist eine biologische<br />

Abbaubarkeit der Dendrimere nicht nötig und eine Akkumulation in den Tieren konnte nicht<br />

nachgewiesen werden.<br />

An diesen Ergebnissen lässt sich sehr gut der große Nutzen der Dendrimere erkennen, da<br />

sich in einem Molekül verschiedene Funktionen gezielt vereinen lassen und so die Effektivität<br />

deutlich erhöht werden kann [98] .<br />

Abbildung 6: Struktur eines Dendrimers, das um<br />

ein Metalloporphyrin synthetisiert wurde.<br />

Eine weitere Anwendung der Dendrimere im<br />

Bereich der „life science“ ist die Detektion von<br />

Sauerstoff. Dieser Befund ist daher besonders<br />

wichtig, da es einige Tumorarten gibt, die eine<br />

Änderung des Sauerstoffbedarfs aufweisen,<br />

wenn sie auf eine Behandlung reagieren. Die<br />

Vorteile von einer solchen Detektionsmethode<br />

liegen auf der Hand, weshalb es nützlich ist an<br />

dieser Stelle weiter zu forschen [99] . So konnte<br />

eine Reihe von Dendrimeren durch das Stabilisieren<br />

von hydrophoben Metalloporphyrinen<br />

im inneren der Dendrimere ist es möglich geworden<br />

wasserlösliche Sauerstoffsensoren zu<br />

18


Stand der Technik<br />

entwickeln [100,101] . Die Phosphoreszenz nimmt bei Kollision mit gelöstem Sauerstoff ab,<br />

wodurch die Entwicklung des interessierenden Gewebeteils in situ beobachtet werden kann.<br />

Durch Anregung mit Licht kann die Phosphoreszenz wieder angeregt werden [101,102] , was eine<br />

kontinuierliche Messung der Therapie ermöglichen kann.<br />

Aber weitere Forschung ist noch nötig, da die Abklingzeiten auch ohne Sauerstoff durch die<br />

Stern-Volmer-Gleichung bestimmt werden und auch die Anregung der Metalloporphyrine<br />

durch sichtbares Licht wegen der Streuung an festen Bestandteilen und Gewebe limitiert wird.<br />

Die essentielle Aussage zu dem Prozess steht allerdings fest und die sterisch stabilisierende<br />

Kern-Hüllen-Konstruktion der Dendrimere bietet eine vielversprechende Grundlage für nicht<br />

invasive bildgebende Verfahren zur Diagnostik.<br />

Eines der größten Probleme bei der Verwendung von Medikamenten ist die Bioverfügbarkeit.<br />

Dies meint die möglichen Abbauprozesse, die mit jeder Anwendung einhergehen. Ein<br />

Problem ist die Verweilzeit eines Medikaments in richtig zu bestimmen ohne das es zu einer<br />

Akkumulation kommt, was einer Schadstoffanreicherung im Köper gleichzusetzten ist, oder<br />

die Wirkstoffe so schnell verstoffwechselt werden, dass diese keine Möglichkeit haben an das<br />

befallene Gewebe zu kommen und zu wirken. Ein Faktor der das bestimmt ist die Größe eines<br />

Medikaments, das sich in dem Wirt befindet. Dazu kommt auch die Biokompatibilität, die<br />

eine Löslichkeit und damit eine Reaktion bewirkt.<br />

Bei den Dendrimeren wird eine Funktion, zu der auch die Induktion eines Zellsterbens<br />

gehört [103] , hauptsächlich durch die terminalen funktionalen Gruppen definiert. Dabei sind<br />

kationische Dendrimere, wie z.B. PAMAM, mit einer konzentrationsabhängigen Toxizität<br />

und Hämolyse einher. Der Effekt korreliert bei dem PAMAM-Dendrimer auch mit der Generation,<br />

was einen Hinweis auf einen Zusammenhang zwischen den terminalen protonierten<br />

funktionellen Gruppen und der Giftigkeit nahelegt. Dieser Effekt ist bei neutralen und anionischen<br />

Dendrimeren weniger stark ausgeprägt [104,105] . Die beschriebenen Effekte, die in vitro<br />

nachgewiesen wurden, setzten sich auch bei Experimenten mit Mäusen in vivo fort53. So<br />

konnten Beeinträchtigungen bei der Leber nachgewiesen werden, wenn Mäusen ein stark kationisch<br />

geladenes Dendrimer injiziert wird. Bei einer Applikation von 160 mg/kg kann von<br />

einer 100 %-igen Sterblichkeit ausgehen [106] , was sich vollständig ändert, wenn nur 50 % der<br />

terminalen funktionellen Gruppen durch neutrale Polyethylenoxidketten ausgetauscht werden.<br />

So konnte mehr als ein Gramm pro Kilogramm Körpergewicht injiziert werden ohne eine<br />

Auswirkung nachzuweisen [107] . Analog dazu konnte ein ähnliches Ergebnis mit ungeladenen<br />

Polyesterdendrimeren ermittelt werden [108] .<br />

19


Stand der Technik<br />

Es zeigt sich, dass eine breite Verwendung von Dendrimeren im Feld der „life schience“<br />

lange überfällig ist. So kann nicht nur von den vielen chemischen Eigenschaften profitiert<br />

werden, die diese neue Klasse von Makromolekülen mitbringt [78,79,109] , sondern auch von verschiedenen<br />

physiologischen Eigenschaften, wie eine spezifische Toxizität [104,105,110] , die auch<br />

durch geschicktes Design reduziert oder erhöht werden kann, eine hohe Biokompatibilität<br />

sowie die Pharmakokinetiken [111] , die systematisch eingestellt werden können. Ein weiterer<br />

Vorteil ist die strukturelle und chemische Homogenität, die eine statistische Verteilung der<br />

Größe der einzelnen Moleküle durch klassische Polymerisierungen ausschließt. Auch ist die<br />

Modifizierung eines Dendrimers mit unterschiedlichen Gruppen möglich, was die Anwendungen<br />

erweitert [91–93,98] und auch die Verwendung von mehreren Wirkstoffen gleichzeitig<br />

reduziert. Damit geht Hand in Hand die Tatsache, dass alle Teile des Ganzen zusammen am<br />

infizierten Gewebe antreffen und ihre vorgesehene Wirkung entfalten können. Der wichtigste<br />

Punkt ist die Degradation der Komponenten, damit eine Anreicherung in der Natur und den<br />

Schutzgütern verhindert werden kann. Dafür können die Kerne der Dendrimere so gewählt<br />

werden, dass diese unter den gegebenen Umständen zersetzen [112] . Somit ist auch ein Schritt<br />

in Richtung der Reinhaltung unserer Flüsse und Gewässer gegeben.<br />

20


Problemstellung<br />

3 Problemstellung<br />

Wie gezeigt wurde sind die Möglichkeiten zum Verdingen von Biomolekülen weit fortgeschritten,<br />

aber viele Stärken der einzelnen Techniken konnten noch nicht auf andere Verfahren<br />

projiziert werden, damit die Komponenten zusammen eine effiziente Matrix bilden, was<br />

in Abbildung 7 schematisch dargestellt wird.<br />

Abbildung 7: Verschiedene Nachteile etablierter <strong>Immobilisierung</strong>sstrategien.<br />

1. Der direkte Elektronentransfer ist nur für spezielle Enzyme möglich, wodurch er für eine Breitbandalternative<br />

nicht in Frage kommt. 2. Die Verwendung von biologischen Verbindungen (z.B. Streptavidin) ist sehr stabil, aber nur<br />

in der Peripherie anwendbar, was die Wege zu lang macht für einen effektiven Elektronentransfer. 3. Eine kovalente<br />

Anbindung bietet zu viele Bindungsstellen, die zum einen keinen effizienten Elektronentransfer zulassen, das Enzym<br />

in Kontakt mit der Oberfläche bringen an der es denaturiert und nur ein kleiner Teil bindet in einem optimalen und<br />

intakten Zustand.<br />

Ziel der Arbeit ist es eine neuartige Elektrodenoberfläche zu designen, die in der Lage ist<br />

ohne Mitwirkung weiterer Komponenten spezielle Analyten zu detektieren. Hierdurch kann<br />

ein Enzym mit einer definierten Orientierung an einer Oberfläche über einen langen Zeitraum<br />

immobilisiert werden. Die Effizienz von Enzymelektroden kann somit weiter gesteigert werden<br />

und richtungsweisend für weitere Anwendungen sein. Biobrennstoffzellen, Biosensoren<br />

21


Problemstellung<br />

oder implantierte medizinische Komponenten können somit deutlich platzsparender bei gleicher<br />

Leistung produziert werden.<br />

Hierzu ist es notwendig drei Komplexe zu einem Ganzen zusammenzuführen:<br />

- Die Kinetik und Anbindung einer Enzymmatrix an Oberflächen (Kapitel 4.1)<br />

- Synthese und Charakterisierung einer leitfähigen Zwischenmatrix (<strong>Immobilisierung</strong>smatrix;<br />

Kapitel 4.2)<br />

- Die Kontaktierung der Enzymmatrix durch die Zwischenmatrix mit der Elektrode<br />

(Kapitel 4.3)<br />

Somit muss die <strong>Immobilisierung</strong>smatrix alle nötigen Komponenten enthalten, um einerseits<br />

das Enzym an der Oberfläche zu binden und andererseits die Elektronen zwischen dem<br />

aktiven Zentrum und der Elektrode zu transportieren. Für dieses Modell steht ein genetisch<br />

modifiziertes FNR-Enzym zur Verfügung, das zwei neue Bindungsdomänen aufweist Diese<br />

binden selektiv an ungesättigte Übergangsmetalle und sind in der Form noch nicht untersucht<br />

worden. Es soll zuerst gezeigt werden, dass sich die katalytischen Eigenschaften des Enzyms<br />

durch die Änderung der Struktur nicht geändert haben, was kinetische Untersuchungen mit<br />

dem wildtypischen Enzym (wt FNR) im Vergleich zu dem einfach (2-his FNR) und dem neuen<br />

zweifach (4-his FNR) modifizierten Enzym nach sich zieht. Bei diesen Messungen ist weder<br />

der Elektronenmediator noch das Enzym in irgendeiner Form an eine Oberfläche gebunden.<br />

Der zweite Teil des ersten Komplexes ist die Untersuchung der Bindungseigenschaften<br />

des Enzyms. Dabei wird wieder zwischen dem wildtypischen Enzym, dem einfach modifizierten<br />

und zweifach modifizierten Enzym unterschieden. Diese Messungen sind der erste<br />

Schritt zu einer neuen Art der Bindung von Proteinen an Oberflächen. Kann die Anbindung<br />

an eine Oberfläche gezeigt werden, müssen die Unterschiede der Stabilität zwischen den beiden<br />

Mutanten herausgearbeitet werden. Nach dem Anbinden der Enzyme müssen die Aktivitäten,<br />

die an der Oberfläche auftreten, mit denen in Lösung verglichen werden.<br />

Als zweiter Komplex der Arbeit soll die Oberfläche modifiziert werden, damit sich neben<br />

der <strong>Immobilisierung</strong> von Enzymen auch noch weitere Eigenschaften an der Oberfläche assoziieren.<br />

Die Oberfläche soll so auch in der Lage sein einen Elektronenmediator bereitzustellen<br />

(m ET – Mechanismus). Diese Aufgabe wird durch die Dendrimere geleistet, denen durch<br />

ihre große und geordnete Struktur eine Vielzahl an Aufgaben übertragen werden kann.<br />

22


Problemstellung<br />

In einem ersten Schritt muss ein neues Dendrimer konzipiert und synthetisiert werden,<br />

dass in der Lage ist an eine geeignete Elektrodenoberfläche zu binden. Im zweiten Schritt<br />

muss dem Dendrimer eine weitere funktionelle Gruppe zugefügt werden, die es in die Lage<br />

versetzt, Elektronen zu transportieren. Die Untersuchung einer solchen Spezies ist mit elektrochemischen<br />

Methoden möglich. Zu diesem Zeitpunkt würde die an sich leitfähige Oberfläche<br />

eine Erweiterung besitzen, die Elektronen von einem geeigneten Spender entgegen nehmen<br />

oder sie für einen Nutzer zur Verfügung stellen kann. Der letzte Schritt ist die Bereitstellung<br />

einer bindenden Einheit für das Übergangsmetall, das in der Lage ist, das Enzym zu binden.<br />

Im dritten Komplex werden die beiden Systeme kombiniert. Die <strong>Immobilisierung</strong>sschicht<br />

stellt damit eine nichtkovalente <strong>Immobilisierung</strong>smatrix für das neue Enzym zur Verfügung,<br />

sowie einen Elektronentransportweg, der in geordneten Bahnen mit gleichbleibenden minimalen<br />

Konzentrationen an Mediator direkt am Ort der Reaktion arbeiten kann.<br />

23


Ergebnisse und Diskussion<br />

4 Ergebnisse und Diskussion der eigenen Arbeit<br />

4.1 Die Kinetik und Anbindung einer Enzymmatrix (FNR) an Oberflächen<br />

Die Ferredoxin-NADP + -Reduktase (FNR) ist ein 35-37 kDa großes Flavoenzym das in<br />

oxygenen phototrophen Organismen, wie Cyanobakterien, Grünalgen und höheren Pflanzen<br />

als terminaler Hauptelektronenakzeptor der photosynthetischen Lichtreaktion dient. Es vermittelt<br />

die Elektronenübertragung zwischen Ferredoxin, einem Ein-Elektronenüberträger, und<br />

NADP + , einem Zwei-Elektronenüberträger [113] .<br />

+ 2 !" #$ ⇌ NADP * + * + 2 !" +,- ( 1 )<br />

Im ersten Teil der Arbeit werden kleine organische Moleküle synthetisiert, die an Metalloberflächen<br />

adsorbieren und in der Lage sein sollen, biologische Erkennungssysteme zu binden.<br />

Diese biologischen Bausteine, im allgemeinen Redoxenzyme und im Besonderen das<br />

FNR – Enzym, erweitern die Funktionen der Oberfläche und fügen eine neue Eigenschaft<br />

hinzu, Elektronen zu erzeugen oder zu verbrauchen. Mit dieser neuen Eigenschaft ist es möglich<br />

die Elektronen, die an der enzymatisch katalysieren Reaktion beteiligt sind zu detektieren,<br />

insofern es sich bei der Oberfläche um eine Elektrode handelt. Mit diesem Aufbau der<br />

Elektrode ist es dann möglich die Effekte der Oberflächenimmobilisierung der Enzyme zu<br />

bestimmen, soll heißen, die verschiedenen Kinetiken, die eine enzymatisch katalysierte Reaktion<br />

bestimmen und zu einer globalen Reaktionskinetik zusammenzuführen [4,74] . Vor der Untersuchung<br />

der Reaktionskinetik ist es wichtig zu wissen wie stark das entsprechende Enzym<br />

an die Oberfläche bindet [25,114] , damit von einer immobilisierten Spezies gesprochen werden<br />

kann und nicht von einer Reaktion in Lösung. Für die Bestimmung der Bindungskonstanten<br />

werden deswegen spektroskopische Analysenmethoden, wie die SPR – Spektroskopie, aber<br />

auch die Elektochemie bemüht. Dabei wird sowohl die Assoziation, als auch die Dissoziation<br />

der Enzyme untersucht. Die Informationen aus diesen Experimenten werden für die weitere<br />

Verbesserung der Oberfläche und eine bessere Anbindung der Enzyme an speziell hergestellte<br />

intelligente Oberflächen benötigt.<br />

24


Ergebnisse und Diskussion<br />

FAD<br />

FAD<br />

2His<br />

His2 2His His2<br />

[NiNTA] [NiNTA] [NiNTA] [NiNTA]<br />

Abbildung 8: allgemeiner Aufbau des Enzyms<br />

und der Oberfläche.<br />

Oben zeigt das Bändermodel des genetisch veränderten<br />

FNR – Enzyms. Die rot markierten Stellen zeigen<br />

die Position der gegen Histidin ausgetauschten Aminosäuren.<br />

Unten ist der schematische Aufbau der<br />

immobilisierten Enzyme zu sehen.<br />

4.1.1 Synthese und <strong>Immobilisierung</strong>sstrategien<br />

Als erstes muss eine geeignete Grundstruktur für die Moleküle gefunden werden, die die<br />

Enzyme an ihrem Platz vor der Oberfläche halten sollen, was bedeutet, sie muss bestimmte<br />

Eigenschaften aufweisen<br />

- Bindung zum Enzym<br />

- Stabile Bindung zur Oberfläche<br />

- Keine Interferenzen während der Messung<br />

Als Enzyme stehen genetisch modifizierte FNR – Enzyme zur Verfügung, wie in Abbildung 8<br />

zu sehen, die in ihrer Hülle zweimal zwei Histidine tragen, die von jeweils drei nativen Aminosäuren<br />

separiert sind. Dadurch sollte es in der Lage sein an kationische Übergangsmetalle<br />

wie Ni 2+ oder Cu 2+ zu binden. Somit ist auch die<br />

Art der funktionellen Gruppe der verbindenden<br />

Moleküle festgesetzt, welches in die Lösung<br />

ragt. Für die Bindung werden Chelatbildner benötigt,<br />

die in der Lage sind eine entsprechende<br />

Komplexchemie mit Übergangsmetallen eizugehen.<br />

Vereinfacht kann gesagt werden, dass die<br />

kleinen organischen Moleküle zusammen mit<br />

dem d-Metall eine Art Anker bilden, der die<br />

Enzyme an der Sensoroberfläche halten soll. Im<br />

Weiteren wird der Anker aufgeteilt in das Ankermolekül<br />

und das Ankermetall. Als Ankermetall<br />

wird vorrangig Nickel verwendet, wie es<br />

auch zur Aufreinigung von modifizierten Enzymen<br />

benutzt wird, die über eine Kette aus sechs<br />

Histidinen in der Peripherie ihrer Gesamtstruktur<br />

verfügen und die dementsprechend keine Einflüsse<br />

auf die katalytische Aktivität des Enzyms<br />

hat.<br />

Da bei der SPR – Spektroskopie vorwiegend<br />

Goldoberflächen verwendet werden, ist es sinnvoll<br />

auch bei der Elektrochemie mit Goldoberflächen,<br />

also Goldelektroden, zu arbeiten, damit der gleiche Anker in beiden Experimenten<br />

25


Ergebnisse und Diskussion<br />

verwendet werden kann. Somit muss für die Ankermoleküle eine funktionelle Gruppe gesucht<br />

werden mit der es möglich ist in Interaktion mit Goldatomen zu treten.<br />

Eine Solche ist das Thiol oder das Disulfid, die beide in der Lage sind sich als Monolage auf<br />

Goldoberflächen anzulagern. Neben der Anlagerung muss auch darauf geachtet werden den<br />

organischen Platzhalter nicht zu lang zu machen, da eine Blockierung der Oberfläche mit der<br />

Länge der immobilisierten organischen Moleküle korreliert. Am anderen Ende der Ankermoleküle<br />

muss eine Gruppe sitzen, die in der Lage ist d-Metalle zu komplexieren. Die meisten<br />

gebräuchlichen Übergangsmetalle bilden eine oktaedrische Ligandensphäre aus, was bedeutet,<br />

dass sechs Liganden an das Ankermetall binden können. Zwei der sechs Plätze an dem Koordinationspolyeder<br />

müssen allerdings frei bleiben, da diese für die Bindung zu dem Enzym<br />

gebraucht werden. Als vierzähnige Liganden stehen standardmäßig Nitrilotriessigsäurederivate<br />

zur Verfügung, die über drei Carbonsäurefunktionen verfügen, sowie ein organisches<br />

Amin, das im Zentrum der drei Carboxylate steht und den vierten Liganden darstellt, der an<br />

das Metall komplexiert.<br />

Abbildung 9: Syntheseschema zur Herstellung modifizierter Oberflächen.<br />

Im ersten Schritt wird die Liponsäure mit n – Hydroxysuccinimid aktiviert, damit die Aminfunktion des Lysinderivats<br />

ohne Nebenprodukte über eine Amidfunktion gekoppelt werden kann. Im nächsten Schritt wird das Ankermolekül<br />

an die Goldoberfläche assoziiert, um im letzten Schritt das Metall zu chelatisieren.<br />

Alternativ zu dem NTA können Triazacyclononanderivate verwendet werden, die ebenso<br />

wie die NTA – Funktionen über hohe Komplexbildungskonstanten verfügen. Allerdings muss<br />

der TACN – Ligand mit einem zusätzlichen Zahn ausgerüstet werden, damit die Metalle nicht<br />

vollständig von zwei Ringen umschlossen werden. Das TACN alleine verfügt über drei Zähne<br />

zur Komplexierung von Metallen und bildet einen der stärksten Liganden in der metallorganischen<br />

Chemie. Wird ein zusätzlicher Zahn in das System eingeführt, sollte sich ein noch<br />

26


Ergebnisse und Diskussion<br />

stabilerer Komplex bilden, der ein potentieller Kandidat für das angestrebte Ankermolekül ist.<br />

Zusammenfassend für die Synthesestrategie [3] wird also auf der einen Seite eine Thiolfunktion<br />

und auf der anderen eine NTA oder TACN – Funktion benötigt. Es stellte sich heraus, dass<br />

eine Verbindung aus der Liponsäure mit dem N α , N α -Biscarboxymethyllysin am einfachsten<br />

zu realisieren ist, wie in Abbildung 9 zu sehen.<br />

4.1.1.1 NTA funktionalisierte Oberflächen<br />

Die Synthese des NTA – Ankermoleküls ist bereits in der Literatur bekannt und von Limoges<br />

et. al. beschrieben [3] . Aus diesem Grund wurden für die Synthese keine Probleme erwartet,<br />

was effektiv nicht der Fall war, sondern einige Probleme mit sich brachte, die im Laufe<br />

der Beschreibung der Synthese erläutert werden sollen.<br />

Im ersten Schritt der Synthese zur Darstellung des Ankermoleküls, der Aktivierung der<br />

Liponsäure, gab es keine weiteren Schwierigkeiten. In die Reaktionsmischung wird erst die zu<br />

aktivierende organische Säure zusammen mit dem Succinimid vorgelegt und in der Kälte<br />

langsam das reaktive Agens, Dicyclohexylcarbodiimid, zugegeben. Nach einer ersten Phase<br />

von drei Stunden, in der weiter bei 0 °C gerührt wird, und einer zweiten Phase von 24 Stunden<br />

in der bei Raumtemperatur gerührt wird, wird das Rohprodukt abfiltriert und in Aceton/Hexan<br />

umkristallisiert, um ein gelbes fein kristallines Pulver mit knapp 70 % Ausbeute zu<br />

erhalten.<br />

In der zweiten Synthesestufe ergaben sich einige Probleme, die erst behoben werden<br />

mussten und ein Abweichen von der Originalvorschrift erforderten. Erstens wurde die gesamte<br />

Vorschrift unter standard Schlenktechnik durchgeführt, was einen weiteren Trockenschritt<br />

aller Reagenzien beinhaltet. Zweitens wurde das Lösemittel gewechselt und die Synthese in<br />

DMSO bei 100 °C durchgeführt. Die wichtigste Änderung in der Vorschrift, die letztendlich<br />

den erwünschten Erfolg brachte, war die richtige Betrachtung des pH – Wertes.<br />

Im ersten Schritt werden die festen Edukte im Vollvakuum bei 70 °C vorgetrocknet, sofern<br />

das möglich ist, und das Triethylamin unter Argonatmosphäre destilliert, bzw. gelagert.<br />

Das N α , N α – bis(carboxymethyl) – lysin wird in trockenem DMSO gelöst und anschließend<br />

das frisch destillierte Trimethylamin zugegeben, wobei ein weißer viskoser Feststoff entsteht.<br />

Zuletzt wird das N – (lipoyloxy)succinimid zugegeben und die gesamte Reaktionsmischung<br />

zehn Stunden bei Raumtemperatur gerührt. Nachdem mittels Massenspektrometrie die vollständige<br />

Umsetzung festgestellt wurde, kann das Lösemittel im Vakuum entfernt und der verbleibende<br />

klebrige Feststoff im Exsikkator (NaOH) vollständig getrocknet werden. Danach<br />

27


Ergebnisse und Diskussion<br />

wird das Rohprodukt in einigen Millilitern einer Mischung aus Ethanol und Wasser (1:1) aufgenommen<br />

und über Nacht bei 4 °C gelagert. Nach Zentrifugation wird die überstehende Lösung<br />

abgenommen und die verbleibende Lösung vorsichtig mit Ameisensäure versetzt bis<br />

sich ein Niederschlag bildet. Danach wird die Suspension wieder für einige Zeit kalt gestellt,<br />

anschließend Zentrifugiert und die überstehende Lösung von dem fertigen Produkt abgenommen.<br />

Nach trocknen werden 45 % eines gelblich, öligen Produktes erhalten.<br />

Im letzten Schritt der Synthese werden die Goldoberflächen mit einer 0.1 M methanolischen<br />

Lösung des Ankermoleküls über mindestens zehn Stunden inkubiert und danach zuerst<br />

vorsichtig mit Methanol und als zweites mit Wasser abgespült und mit Argon trocken gepustet.<br />

Die so hergestellte Oberfläche ist mit einer homogenen Schicht dieser Ankermoleküle<br />

versehen und kann entweder, je nach verwendetem Träger des Goldes als SPR – Sonde oder<br />

als Elektrode verwendet werden. Zum Binden eines Enzyms muss allerdings noch das Ni 2+ –<br />

Ion in die Chelatorfunktion gebracht werden. Dies geschieht durch die Behandlung der Oberfläche<br />

mit einer 25 mM NiSO 4 – Lösung über einen Zeitraum von 20 Minuten. Diese Prozedur<br />

kann auch mit allen anderen Metallkationen gemacht werden, die in der Lage sind von<br />

einem NTA – Liganden gebunden zu werden, wie Eisen. Wo es bei den reinen organischen<br />

Molekülen kein Problem war die Struktur mit NMR – Spektroskopie und Massenspektrometrie<br />

nachzuweisen, erweist sich die Strukturaufklärung an der Oberfläche schwieriger. Die<br />

Struktur der organischen Verbindungen ändert sich zwar nicht mehr, allerdings kann nicht<br />

zweifelsfrei gesagt werden, ob sich die Moleküle an der Oberfläche angelagert haben oder<br />

nicht, bzw. ob das Ankermetall chelatisiert wurde. Um dies nachzuweisen müssen die unterschiedlichen<br />

Eigenschaften, die die verwendeten Moleküle und Atome aufweisen betrachtet<br />

werden. Die Metalle eignen sich dabei in besonderer Weise, da sie im Idealfall ein reversibles<br />

Redoxpotential haben, welches nachgewiesen werden kann. Zwar ist es bei Nickel nicht möglich,<br />

innerhalb des von Wasser vorgegebenen elektrochemischen Fensters zu bleiben und ein<br />

reversibles ZV aufzunehmen, aber Eisen liegt, mit einem E 0 = 0.36 V 1 vs NHE, in einem Bereich<br />

der gut vermessen werden kann.<br />

Wie in Abbildung 10 links zu sehen, eignet sich in diesem Fall zur Quantifizierung der<br />

einzelnen aktiven gebundenen Metallatome, da die Redoxreaktion zwischen Fe II /Fe III bei ungefähr<br />

-0.3 V gegen Ag/AgCl abläuft, was nicht zur Destabilisierung der Gold – Schwefel<br />

Bindung führt. Die Messung ergibt einen Wert von . = 515 "0 für das chelatisierte Eisen,<br />

gemessen an dem Oxidationspeak. Damit erhält man eine Oberflächenbedeckung von<br />

1 Für das Redoxpaar Fe(CN) 6 3- +e - ↔ Fe(CN) 6<br />

4-<br />

28


Ergebnisse und Diskussion<br />

1.56 pmol/mm 2 Eisenatome auf der Oberfläche. Allerdings kann Eisen nicht zur Bindung des<br />

Enzyms verwendet werden. Dies wird durch Abbildung 10 rechts deutlich, da nach der Zugabe<br />

des Enzyms keine Assoziation an die Oberfläche festgestellt werden kann.<br />

600<br />

400<br />

50<br />

i [nA]<br />

200<br />

0<br />

-200<br />

-400<br />

-600<br />

Winkeländerung [m°]<br />

40<br />

30<br />

20<br />

-800<br />

10<br />

-1000<br />

0<br />

-1200<br />

-0,5 -0,4 -0,3 -0,2 -0,1 0,0<br />

E [V vs Ag/AgCl]<br />

0 1 2 3 4 5<br />

Zeit [h]<br />

Abbildung 10: Charakterisierung der modifizierten Oberfläche mittels [Fe lll – NTA].<br />

Links ist die Bestimmung des chelatisierten Eisens durch ZV Messungen in 0.1 M PB, pH 7.5, Spannungsvorschubgeschwindigkeit<br />

0.05 V/s. Rechts ist das Sensorgramm mit einer 4 his – FNR an der Fe 3+ modifizierten Goldoberfläche.<br />

In der Assoziationsphase wurde 0.1 M PB, pH 7.5, 500 nM 4 his – FNR über die Oberfläche gespült. In<br />

der Dissoziationsphase 0.1 M PB, pH 7.5.<br />

Vermutlich da die Bindung zu den mit Histidin modifizierten Enzymen nicht stark genug<br />

ist, eine stabile His 2 -Fe-Bindung zu erzielen, die sich mit den oben genannten Methoden<br />

quantifizieren lassen würde. Genauer gesagt, ist das Produkt aus dem Fe 3+ – Ion mit den beiden<br />

Histidinen zu schwach, als dass es ausreichen würde eine stabile Bindung zu favorisieren,<br />

die das ganze Enzym an die Oberfläche bindet. Ein weiterer Grund für die Wahl des Nickels<br />

ist die elektrochemische Inertheit in dem gewählten Potentialbereich. Aus diesem Grund wird<br />

zur weiteren Betrachtung lediglich noch das Nickelkation verwendet.<br />

Eine Redoxreaktion des Nickels ist unter den gegebenen Voraussetzungen also nicht möglich,<br />

da das elektrochemische Fenster im wässrigen Elektrolyt zu klein ist, aber die Verwendung<br />

von Eisen konnte zeigen, dass der metallorganische Anker erfolgreich an der Elektro-<br />

29


Ergebnisse und Diskussion<br />

denoberfläche immobilisiert werden konnte. Im nächsten Schritt muss darüber nachgedacht<br />

werden wie die Enzymanbindung nachgewiesen werden kann.<br />

Dafür kann indirekt über die enzymatisch katalysierte Reaktion der Beweis einer erfolgreichen<br />

<strong>Immobilisierung</strong> erbracht werden, wenn nach der Assoziations- und Dissoziationsphase<br />

immer noch eine katalytische Reaktion detektiert werden kann. Die nachgewiesenen<br />

Elektronen können in dem Falle nur von dem Enzym kommen, welches das zugegebene Substrat<br />

umsetzt. Die vorgegebene Reaktion, die dabei abläuft ist die Umsetzung von NADPH zu<br />

NADP + und einem Elektron, analog Gleichung ( 2 ).<br />

1<br />

⇌ * + ( 2 )<br />

Dabei werden in einem zweiten Schritt die Elektronen von einem Redoxmediator eingesammelt<br />

und zu der Elektrode transportiert. An der Elektrodenoberfläche werden die Elektronen<br />

dann entsprechend der angelegten Spannung detektiert.<br />

Das folgende Kapitel wird die Gesichtspunkte der einzelnen Teilreaktionen kurz anreißen,<br />

die nötig sind die globale Reaktionskinetik aufzustellen, sowie die einzelnen Experimente<br />

vorstellen, die durchgeführt wurden, um die Reaktionskinetiken für die verschiedenen Enzyme,<br />

die im Laufe dieser Arbeit verwendet wurden, aufzustellen und deren Aktivität vergleichen.<br />

4.1.2 Kinetiken zu enzymatisch katalysierten Reaktionen [1–4]<br />

Die allgemeine Form einer enzymatisch katalysierten Reaktion ist in Gleichung ( 3 ) gegeben<br />

und nachfolgend mit der bioelektrochemischen Reaktion konkretisiert, die im Laufe der<br />

Arbeit zur Bestimmung der Kinetikkonstanten verwendet wird [54]<br />

E + S → E + P ( 3 )<br />

Wobei sich diese einfach aussehende Reaktionsgleichung aus einer größeren Anzahl von<br />

Teilgleichungen zusammensetzt und im Folgenden nur als globale Reaktionsgleichung be-<br />

30


Ergebnisse und Diskussion<br />

zeichnet wird. Werden die einzelnen Teile der Reaktion betrachtet, können auch verschiedene<br />

Teilgleichungen aufgestellt werden.<br />

E 5$ + S<br />

6 <br />

⇄<br />

6 <br />

8E 5$ S9 ( 4 )<br />

8E 5$ S9 : ;<br />

→ 8E


Ergebnisse und Diskussion<br />

aktiven Zentrum für die Redoxmediatoren ist. Auch an dieser Stelle kann die Reaktion gehemmt<br />

werden, wenn die Elektronen nicht schnell genug von dem Enzym abtransportiert<br />

werden können. Je nachdem wie das Enzym gebunden ist, kann der Zugang blockiert sein und<br />

es kommt zu einem gehemmten Übergang der Elektronen. Andererseits kann es auch zu einer<br />

Verbesserung kommen, wenn die Enzyme in einer optimalen Orientierung zu der Elektrode<br />

stehen. Verluste durch den Massentransport sind somit kaum noch zu berücksichtigen.<br />

4.1.2.1 Bestimmung der Michaelis Menten – Konstante (K M )<br />

Das vorgelagerte Gleichgewicht der katalytischen Reaktion lässt sich nicht direkt bestimmen,<br />

da es sich hier um zwei separate Reaktionen handelt, die auf die Konzentration des intermediär<br />

gebildeten Zwischenproduktes abzielen. Der Enzym-Substrat-Komplex bildet ein<br />

Intermediat, das entweder wieder zerfallen oder weiterreagieren kann. Im Allgemeinen ist<br />

dieser Zustand und die Größe zur Beschreibung dieses Zusammenhangs als Michaelis-<br />

Konstante bekannt. Analog zu den Experimenten mit denen auch k 2 bestimmt wurde, wurde<br />

auch K M bestimmt. So wurde die Konzentration des Substrats so lange erhöht bis es zu einer<br />

Sättigung kommt. Die Konzentration des Substrats bei dem die Hälfte des maximalen Stroms<br />

erreicht wird ist als K M definiert.<br />

Um eine Aussage zu dem Vorgelagerten Gleichgewicht liefern zu können gib es nur einen<br />

Spezialfall, unter der Bedingung, dass k -1


Ergebnisse und Diskussion<br />

Konzentration von 7.3 % entspricht. Dieser Fehler muss bei der Betrachtung der Daten mit<br />

Bedacht werden. Im weiteren Verlauf der Arbeit wurde das Substrat in einem Teil der vorher<br />

abgenommenen Messlösung gelöst, damit diese Verdünnungseffekte nicht mehr beachtet<br />

werden mussten. Die Konzentration an Enzym und Mediator ist somit während des gesamten<br />

Experiments konstant.<br />

Zum eigentlichen Experiment wurde eine Stammlösung mit dem Substrat angesetzt und<br />

dann in kleinen Portionen zu der Messzelle gegeben, um bestimmte Konzentrationen zu erreichen.<br />

Dabei wurde immer ein Teil der Messlösung vorher abgenommen und durch die<br />

Stammlösung ausgetauscht, damit das Gesamtvolumen konstant bleibt. Vor jeder neuen Zugabe<br />

wurde die Temperatur gemessen und die gesamte Messzelle war untere einer sauerstofffreien<br />

Atmosphäre. Die Lösung wurde nach jeder Zugabe von neuem Substrat für zehn Sekunden<br />

gerührt und dann ein ZV aufgenommen.<br />

Für die weitere Datenverarbeitung wurde nur der erste Teil der Messungen bis zum Umkehrpotential<br />

genutzt. Die erste Messung ohne Substrat wurde als Hintergrund verwendet und<br />

von allen anderen Messungen subtrahiert. Daraus ergibt sich der katalytische Strom, der durch<br />

die Zugabe des Substrats entsteht. Die gemessenen Werte werden gegen die Konzentration<br />

des Substrats aufgetragen.<br />

Die Berechnung des k 2 Wertes ergibt sich aus folgender Gleichung:<br />

6 =<br />

1<br />

∗ D ?A$ <br />

( 8 )<br />

2 ?A$ B C B (") <br />

mit D max als Diffusionskoeffizient des Ferrocenmethanols in dm 2 /s, e Σ als Summe des oxidierten<br />

und reduzierten Enzyms, m Σ als Summe des oxidierten und reduzierten Mediators und<br />

I Max als maximal gemessener Strom in der Sättigung des Enzyms. Die ermittelten Werte ergeben<br />

sich aus einer mathematischen Annäherung an die gemessenen Werte, um eine infinite<br />

Annäherung an eine unendlich hohe Substratkonzentration zu simulieren. Die verwendeten<br />

Konzentrationen reichten von (0.05-3) mM. In Abbildung 11 ist exemplarisch eine Messung<br />

mit der entsprechenden Datenbehandlung gezeigt. Aus der Auftragung erhält man nicht nur<br />

nach Gleichung ( 8 ) einen Wert für k 2 sondern auch einen Wert für K M , woraus sich nach<br />

Gleichung ( 7 ) Rückschlüsse auf das Gleichgewicht ergeben was sich zuerst zwischen dem<br />

Enzym und dem Substrat einstellt und in Gleichung ( 4 ) dargestellt ist.<br />

33


Ergebnisse und Diskussion<br />

1600<br />

1400<br />

1200<br />

1000<br />

i [nA]<br />

800<br />

600<br />

400<br />

200<br />

0<br />

-0,1 0,0 0,1 0,2 0,3 0,4<br />

E [V vs Ag/AgCl]<br />

0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0<br />

NADPH [mM]<br />

Abbildung 11: Substratabhängige katalytische Ströme mit Michaelis Menten Auswertung zur Bestimmung von<br />

k 2 und K M .<br />

Auf der linken Seite sind die gemessenen und korrigierten ZV's. auf der rechten Seite sind die maxima Ströme<br />

aufgetragen und über einen Michaelis Menten Annäherung wurde der Strom ermittelt, der möglich ist. Gemessen<br />

wurde in 0.1 M PB, pH 7.5, 2 *10 -7 M wt-Enzym, 5*10 .-4 M Ferrocenmethanol, steigender Substratkonzentration (0.05,<br />

0.1, 0.15, 0.2, 0.4, 0.6, 0.8, 1, 2, 3 mM) und 5 mV/s.<br />

4.1.2.3 Bestimmung des k 3 – Wertes<br />

Nachdem die Ermittlung der k 2 Werte geklärt ist wird analog dazu die Ermittlung der<br />

k 3 Werte aufgezeigt.<br />

Analog zu der oben beschriebenen Prozedur wird auch hier die Konzentration des Enzyms<br />

überprüft und entsprechend der Messbedingungen angepasst und verdünnt. Da in dem Experiment<br />

nur eine Abweichung von 1.25 % zu erwarten ist, wurde hier nicht von der eigentlichen<br />

Prozedur abgewichen wie oben. Dies muss bei der Betrachtung der berechneten Werte<br />

beachtet werden. Im Vorfeld wurde eine Leermessung durchgeführt, damit diese später von<br />

den katalytischen Messungen subtrahiert werden kann. Auf diese Weise können die Ladeströme<br />

aus den späteren Messungen entfernt werden. Es wird in einer 0.1 M PB, pH 7.5,<br />

5 mM NADPH Lösung, mit einer Konzentration des Mediators gemessen. Es wurde mit folgenden<br />

Spannungsvorschubgeschwindigkeiten gemessen, 2 mV/s, 5 mV/s, 7.5 mV/s,<br />

10 mV/s, 15 mV/s, 20 mV/s, 50 mV/s, 100 mV/s, 250 mV/s, 500 mV/s, 750 mV/s und<br />

1000 mV/s.<br />

34


Ergebnisse und Diskussion<br />

400<br />

350<br />

300<br />

i [nA]<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

∆<br />

50<br />

0<br />

0,0 0,2 0,4<br />

E [V vs Ag/AgCl]<br />

0,0 0,2 0,4<br />

Abbildung 12: Messung zur Bestimmung des k 3 – Wertes mit Hintergrundkorrektur.<br />

Beispielhafte Messung bei 7.5 mV/s mit (rot) und ohne (schwarz) Mediator (25 µM) in 0.1 M PB, pH 7.5, 0.5 µM<br />

4-his FNR und 5 mM NADPH. Blau ist der katalytische Strom der sich aus der Differenz der beiden gemessenen<br />

Ströme ergibt.<br />

Zweck des Designs der Experimente und dieser Messungen ist es die Übertragung der<br />

Elektronen von dem Enzym auf den Mediator zu messen. Dafür ist es wichtig verschiedene<br />

Spannungsvorschubgeschwindigkeiten zu messen, die einen Bereich überdecken in dem einerseits<br />

der Übergang der Elektronen von dem Enzym zum Mediator schneller ist als der<br />

Spannungsanstieg, bis hin zu einem Bereich in dem die elektrochemisch induzierte Reaktion<br />

schneller wird als der Elektronentransfer vom katalytischen Zentrum zum Mediator. So lässt<br />

sich relativ genau die Geschwindigkeit des Elektronentransfers von dem Enzym zu dem Mediator<br />

bestimmen.<br />

In einem ersten Schritt muss die Differenz zwischen der Leermessung und der katalytischen<br />

Messung ermittelt werden. Danach wird, was vor allem bei Messungen mit hohen<br />

Spannungsvorschubgeschwindigkeiten wichtig ist, zusätzlich die gemessene latente Ladung<br />

im Hintergrund abgezogen. Damit können kleine Ungenauigkeiten der Messung ausgeglichen<br />

werden. Für die weitere Datenbehandlung wurde den Ausführungen von Bourdillon et al [74]<br />

gefolgt und aus den entsprechenden Verhältnissen und den Auftragungen die k 3 Werte berechnet.<br />

35


Ergebnisse und Diskussion<br />

4.1.2.4 Vergleich zwischen den verschiedenen Mutanten und dem nativen Enzym<br />

In den vorangehenden Unterkapiteln wurde der Hintergrund zu den verschiedenen Konstanten<br />

beschrieben, die hier in Tabelle 1 zusammengefasst sind. Darunter ist zum einen ein<br />

kurzer theoretischer Hintergrund und zum anderen eine kurze Umschreibung der Experimente,<br />

die zur Ermittlung der Daten durchgeführt wurden subsumiert.<br />

Tabelle 1 zeigt die verschiedenen Konstanten, die via Elektrochemie bestimmt werden konnten.<br />

K M /<br />

µM<br />

k 2 /<br />

k 3 /<br />

I Max /<br />

s -1 (M*s) -1 k red µA<br />

in Lösung<br />

wt (n=3) 430 ± 140 220.11 ± 21.46 4.93E+06 ± 8.22E+05 517.17 1.65<br />

2-his (n=3) 260 ± 60 198.22 ± 20.37 2.19E+06 ± 3.19E+05 765.64 1.56<br />

4-his (n=3) 340 ± 40 195.65 ± 19.86 3.07E+06 ± 2.11E+05 580.44 1.55<br />

Werden die unterschiedlichen Kategorien untereinander verglichen kann in der ersten<br />

festgestellt werden, dass alle Werte in der gleichen Größenordnung liegen. Für das native Enzym<br />

ist der höchste Wert ermittelt worden, was auch nicht verwundert, dass es mehr Substrat<br />

umsetzte, als die genetisch veränderten Enzyme. Die Werte der anderen beiden sind allerdings<br />

nicht viel kleiner, weshalb mit hinreichender Sicherheit gesagt werden kann, dass es für die<br />

untersuchten Enzyme im Hinblick auf die Michaelis-Menten-Konstante kaum Abweichungen<br />

gibt.<br />

Die zweite Konstante, k 2 , ist nach Gleichung ( 5 ) definiert und besagt je höher dieser<br />

Wert ist, desto mehr Substrat wird in der gleichen Zeit zum Produkt umgesetzt. Also wird bei<br />

jedem Katalysator ein möglichst hoher k 2 Wert angestrebt. Bei dem nativen Enzym wurde der<br />

höchste Wert ermittelt, aber hier wurde eine noch bessere Annäherung bei den beiden genetisch<br />

Veränderten Enzymen erreicht. Somit ist die effektive Umsetzung des Substrats zum<br />

Produkt durch die Veränderung des Enzyms nicht sonderlich beeinflusst worden. Dies wird<br />

auch bei dem Vergleich der maximalen Ströme deutlich, die sich kaum voneinander unterscheiden.<br />

Die nächste gemessene Kategorie, die jetzt betrachtet wird ist diejenige des k 3 Wertes, die<br />

den Übergang des Elektrons vom Enzym zum Mediator beschreibt. Dabei wird hier der Wert<br />

durch den Übergang der Elektronen pro Anzahl Enzyme und Zeiteinheiten beschrieben. Also<br />

je höher der Wert, desto, mehr Elektronen werden pro Enzym und pro Sekunde übertragen.<br />

Betrachtet werden als erstes die Größenordnungen der ermittelten Werte, die sich in anderen<br />

Dimensionen abspielen als alle anderen Werte, was auf eine gute „turn over“ Rate des En-<br />

36


Ergebnisse und Diskussion<br />

zyms schließen lässt. Zuerst muss festgehalten werden, dass alle Werte in der gleichen Region<br />

liegen. Zwar ist wieder der Wert des nativen Enzyms höher als die Werte der genetisch veränderten<br />

Mutanten, aber diese sind nicht so gravierend, dass hier von einem Fehlschlag gesprochen<br />

werden kann. Viel eher ist festzuhalten, dass die Ermittlung kinetischer Daten von<br />

Enzymen äußerst anspruchsvoll ist und hier eine grundlegende Strategie entwickelt wurde, die<br />

erste ermutigende Werte liefert. Von dem nativen Enzym zu dem 2-his FNR Enzym ist der<br />

größte Abstieg an Aktivität zu sehen. Interessanterweise steigt der Wert dann wieder vom 2-<br />

his zum 4-his FNR Enzym deutlich an.<br />

Der letzte Wert, der k red , ist nur aus den hier bereits aufgeführten Werten zu ermitteln. Um<br />

die folgende Diskussion zu erleichtern wird an dieser Stelle kurz die Bedeutung verschiedener<br />

Entwicklungen möglicher Werte diskutiert. Die Definition des K Μ ist in Gleichung ( 7 ) gegeben.<br />

Darin ist ersichtlich, dass es sich hierbei um zwei unabhängige Reaktionen handelt, die<br />

beide von der Konzentration des Enzymsubstratkomplexes abhängig sind. Zum einen die<br />

Rückreaktion, die wieder zum Verlust des Substrats aus Sicht des Enzyms führt und die Umsetzung<br />

zum Enzymproduktkomplex. Da bekannt ist, dass die Reaktion mit hohen Geschwindigkeiten<br />

abläuft kann auch davon ausgegangen werden, dass k 1 > k -1 ist. Im Weiteren können<br />

wir die zuvor bestimmten k 2 Werte betrachten, die auch einen Teil zu der Gleichung beisteuern.<br />

Der Unterschied zwischen den Werten für die genetisch modifizierten Enzyme ist dermaßen<br />

klein, dass sich daraus kaum große Änderungen für den k red erklären lassen würden. Als<br />

logische Konsequenz bleibt nur noch das zweite Gleichgewicht, welches sich an dieser Konstanten<br />

beteiligt. Für die Werte bedeutet dies, dass k red nur unter zwei Bedingungen zu größeren<br />

Werten streben kann. Entweder wird der Nenner kleiner, was mit einer Verringerung der<br />

Zugänglichkeit der enzymatischen Tasche verbunden wäre, oder der Zähler wird größer, was<br />

mit einer Zunahme einer der beiden Folgereaktionen zu tun hat. Da die eine Reaktion durch<br />

die ermittelten k 2 Werte hinreichend beschrieben ist fällt diese Erklärung in großen Teilen<br />

raus. Somit ist in der logischen Konsequenz eine schlechtere Bindung zwischen dem Enzym<br />

und dem Substrat ein Auslöser. Dies ist der Fall für die 2-his FNR, die die höchsten Werte für<br />

k red aufweist. Ob k 1 kleiner wird oder k 2 zunimmt, konnte unter den gegebenen Umständen<br />

nicht geklärt werden. Im Gegensatz dazu sind die Werte für die anderen beiden Enzymvarianten<br />

erstaunlich nah beieinander.<br />

Nachdem gezeigt werden konnte, dass die Veränderung der äußeren Struktur der Enzyme<br />

durch die „intrachain his tag“ Funktionen nur geringe Auswirkungen auf die globale Reaktionskinetik<br />

hat, wird im nächsten Abschnitt die Anbindung der Enzyme an die modifizierten<br />

37


Ergebnisse und Diskussion<br />

Goldoberflächen diskutiert. Dabei werden zuerst die Modelle vorgestellt, die den Experimenten<br />

zugrunde liegen und im Anschluss die verschiedenen Experimente mit den Ergebnissen<br />

diskutiert.<br />

4.1.3 Kinetiken zur Anbindung an Oberflächen<br />

Das nächste Kapitel beschäftigt sich mit der Analyse der Bindungskinetiken der Enzyme<br />

an die hergestellten Oberflächen. Zuerst gibt es einen kurzen theoretischen Teil über das<br />

Messprinzip, sowie die physikochemischen Hintergründe zur Oberflächenkinetik, gefolgt von<br />

der Darstellung und Diskussion der Ergebnisse [74] .<br />

4.1.3.1 SPR Untersuchungen<br />

Die Analyse von Oberflächen ist schon immer etwas anspruchsvoller gewesen als die<br />

Routineanalytik von gelösten Stoffen, die in der Lage sind in verschiedene Wechselwirkungen<br />

mit elektromagnetischer Strahlung zu treten, nach dem Verteilungssatz von Nernst chromatographisch<br />

aufgetrennt zu werden oder durch aufladen im elektrischen Feld entsprechend<br />

ihrer Masse detektiert werden können [115] . Ist ein Stoff an eine Oberfläche gebunden, muss<br />

versucht werden diese, zusammen mit dem Analyten, während der Analyse zu schützen.<br />

Dadurch reduziert sich die Anzahl der möglichen Techniken, da nicht alle Zerstörungsfrei<br />

sind. Eine weitere Möglichkeit zur Analyse von Kinetiken neben der Elektrochemie, ist die<br />

Oberflächenplasmonenresonanzspektroskopie (surface plasmon resonance, SPR). Bei dieser<br />

Art der Spektroskopie, die nicht als klassische Spektroskopieart zu zählen ist, da es keine direkte<br />

Wechselwirkung zwischen der eingestrahlten elektromagnetischen Strahlung und dem<br />

Analyten gibt, wird p polarisiertes Licht durch ein Prisma gestrahlt, welches mit einer dünnen<br />

Schicht eines Edelmetalls 3 bedeckt ist. An dem Edelmetall wird das Licht reflektiert und der<br />

austretende Strahl, sowie dessen Intensität, detektiert. Ändert sich der Eintrittswinkel, kann es<br />

passieren, dass ein Teil der Strahlung in Wechselwirkung mit den freien Elektronen des Metalls<br />

tritt, was auf der anderen Seite zu einem Intensitätsverlust an dem Detektor führt. Wird<br />

der Winkel weiter geändert nimmt die Wechselwirkung zwischen Licht und Materie wieder<br />

ab und die Intensität erreicht wieder ihr Maximum. Um die SPR – Spektroskopie als analytisches<br />

Mittel nutzen zu können, um weitere Fragestellungen zu klären, muss es eine Wechselwirkung<br />

geben, die zu einer Änderung des Signals führt. Aus diesem Grund muss der Einfallswinkel<br />

so eingestellt werden, dass es eine maximale Wechselwirkung zwischen dem polarisierten<br />

Licht und den freien Elektronen gibt, was in einer Minimalen Intensität resultiert,<br />

3 20 – 40 nm von Gold oder Silber sind ausreichend.<br />

38


Ergebnisse und Diskussion<br />

die detektiert wird. Der Winkel mit der geringsten Intensität in diesem Tal wird Resonanz –<br />

oder SPR – Winkel genannt.<br />

Nachdem die Erzeugung des Signals geklärt wurde, besteht immer noch die Frage wie<br />

sich das Signal über die Zeit ändern soll, wenn es keine Wechselwirkung zwischen dem Licht<br />

und dem Analyten gibt. In der Tat verhält es sich bei der SPR – Spektroskopie so, dass es<br />

einen trockenen und einen nassen Bereich gibt, und beide Bereiche durch den Metallbeschichteten<br />

Objektträger räumlich voneinander getrennt sind. Das Laserlicht bleibt auf der trockenen<br />

Seite und wird abgeschwächt reflektiert, und auf der anderen Seite, in Lösung, findet die<br />

Chemie statt. Auch wenn es eine räumliche Trennung zwischen den beiden Bereichen gibt,<br />

sind sie über die angeregten, oszillierenden Plasmonen miteinander verbunden, was umgekehrt<br />

bedeutet, dass das ganze System von einfachen physikalischen Charakteristika, wie dem<br />

Brechungsgesetzt und den optischen Dichten der Medien, bestimmt wird. Da auf der trockenen<br />

Seite keine Änderung zu erwarten ist und auch in einem gut geplanten Experiment nicht<br />

stattfinden wird, da es dann mit einem Phasentransfer des Glases zusammenhängt, kann sich<br />

die optische Dichte nur auf der nassen Seite ändern. Die optischen Dichten von wässrigen<br />

Puffern und Proteinen unterscheiden sich, was zur Folge hat, dass die Eigenschaften des ganzen<br />

Systems geändert werden. Daraus folgt eine Änderung des Resonanzwinkels in Abhängigkeit<br />

der adsorbierten Menge an Protein vor der Metalloberfläche. Von dieser Information<br />

ist es ein leichtes ein kontinuierliches Signal gegen die Zeit aufzutragen 4 , was, in erster Linie<br />

eine qualitative Antwort über ein mögliches Adsorptionsverhalten und in weiteren Fragestellungen<br />

die Lösung der Dissoziationskonstanten der genetisch veränderten FNR – Enzyme an<br />

die modifizierte Oberfläche gibt.<br />

Im nächsten Schritt, nachdem das Messprinzip der SPR – Spektroskopie kurz umrissen<br />

wurde, muss die Grundlage für die Bestimmung der Gleichgewichtsdissoziationskonstanten<br />

(K D ) im Allgemeinen und der Dissoziationskonstanten im Besonderen, die im Zuge dieser<br />

Arbeit ermittelt wurden, geschaffen werden.<br />

Neben der uneingeschränkten Aktivität der genetisch veränderten Enzyme ist es wichtig<br />

zu wissen ob sie auch an strukturierte Oberflächen binden. Zudem muss untersucht werden<br />

wie gut sie an die Oberflächen binden und wie stabil diese Bindung ist. Ein weithin bekanntes<br />

Modell zur Untersuchung des Adsorptionsverhaltens von Stoffen an Oberflächen wurde von<br />

Langmuir entwickelt. Es ist die einfachste Sorptionsisotherme, die eine physikalische Grund-<br />

4 Bei dem verwendeten Gerät (Autolab Twingle) wurden 10 Winkelmessungen pro Sekunde durchgeführt<br />

mit einer Genauigkeit von 0.1 m°<br />

39


Ergebnisse und Diskussion<br />

lage besitzt und Basis für weitere, kompliziertere Sorptionsisothermen bildet. Die Langmuir-<br />

Isotherme liefert bei Systemen mit gleichwertigen Adsorptionsplätzen, bei denen es zwischen<br />

den einzelnen adsorbierten Spezies keine interferierende Wechselwirkung gibt, und sich lediglich<br />

eine Monolage des Adsorbens anlagern kann, zutreffende Ergebnisse.<br />

Im vorliegenden Fall gilt es eine bimolekulare Reaktion zu beschreiben, die zwischen dem<br />

Enzym in Lösung und den Ankermolekülen an der Oberfläche abläuft. Das Enzym bindet an<br />

die Oberfläche, was entsprechend mit einer Verschiebung des Signals einhergeht. Es sind<br />

mehrere Messungen, die verschiedene Konzentrationen an Enzym haben notwendig, damit<br />

die jeweilige Maximalkonzentration, widergegeben in der Winkeländerung (m°), gegen die<br />

einzelnen Gesamtkonzentrationen aufgetragen werden können. Dies ist nötig, da nicht bei<br />

jeder Konzentration alle Bindungsplätze belegt werden, sondern nur so viele bis sich ein<br />

Gleichgewicht zwischen Assoziation und Dissoziation einstellt, wie in Gleichung ( 9 ) beschrieben.<br />

6 5F<br />

8A9 + 8E9 ⇄ 8AB9 ( 9 )<br />

6 5GG<br />

Dabei ist [A] die Konzentration des freien Analyten, [B] die Konzentration der freien<br />

Plätze an der Oberfläche, [AB] die Konzentration der gebundenen Analyten, k on die Ratenkonstante<br />

der Adsorption und k off die Ratenkonstante der Desorption. Die Dissoziationskonstante<br />

K D lässt sich demnach aus dem Quotienten der beiden Ratenkonstanten berechnen,<br />

I = k 5GGK 65F<br />

( 10 )<br />

bzw. aus den konzentrationsabhängigen Experimenten bestimmen.<br />

1 ,L = 819 ∗ E MA$<br />

819 + I ( 11 )<br />

R eq ist der Messwert im Gleichgewicht, [FNR] die Konzentration des freien Enzyms und<br />

B max die maximale Bedeckung, wenn die größtmögliche Anzahl an Bindungsstellen besetzt<br />

ist. Daraus folgt das bei einer Auftragung der Messwerte gegen die Konzentration sowohl K D<br />

als auch B max bestimmt werden können. Der folgende Abschnitt wird sich mit den Experimenten<br />

und der Behandlung der gewonnenen Daten beschäftigen.<br />

4.1.3.2 Bindungskinetiken<br />

40


Ergebnisse und Diskussion<br />

Grundlage für die Bindungskinetiken ist die Langmuir – Isotherme, die die entsprechenden<br />

Werte liefert. Die Dissoziationskonstante ist dabei, analog zu der Kinetik der Enzyme, die<br />

halbmaximale Konzentration der ermittelten Maximalkonzentration. Im Laufe der Experimente<br />

wird sich zeigen, dass die oben getroffenen Annahmen zur Verwendung der Langmuir –<br />

Isotherme hier nicht mehr gelten wird. Dies wird nach der Präsentation der ersten Ergebnisse<br />

diskutiert.<br />

4.1.3.2.1 Die Bestimmung der Oberflächenkonzentration und der Dissoziationskonstanten<br />

Zuerst werden die Messungen der beiden unterschiedlichen FNR Mutanten miteinander<br />

verglichen, was in Abbildung 13 zu sehen ist. Bereits ohne jegliche Bemühung einer mathematischen<br />

Betrachtung kann ein deutlicher Unterschied in dem Assoziations- und Dissoziationsverhalten<br />

ausgemacht werden.<br />

700<br />

600<br />

Winkeländerung [m°]<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

-100<br />

4-his FNR<br />

2-his FNR<br />

0 500 1000 1500 2000 2500 0 500 1000 1500 2000 2500<br />

Zeit [s]<br />

Abbildung 13: Messungen zur Bestimmung der Dissoziationskonstanten K D .<br />

Auf der linken Seite ist die Messreihe, die mit der 4-his FNR durchgeführt wurde und auf der rechten Seite entsprechend<br />

die Messreihe der 2-his FNR. Alle Messungen wurde in 0.1 M PB, pH 7.5,durchgeführt. Die Enzymkonzentrationen<br />

sind 12.5 nM (schwarz), 25 nM(rot), 50 nM (blau), 100 nM (pink), 200 nM (oliv), 500 nM (lila), 1000 nM<br />

(purpur).<br />

41


Ergebnisse und Diskussion<br />

Die niedrigen Konzentrationen zeigen noch eine ähnliche Bedeckung, bis ca. 50 nM. Bei<br />

höheren Konzentrationen wird θ 4 his > θ 2 his . Der extremste Fall ist der Unterschied von<br />

200 nM im Fall der 4-his – FNR und der fünfmal höher konzentrierten 2his – FNR wenn beide<br />

Messungen den gleichen Grad der Bedeckung aufweisen, wie Tabelle 2 zu entnehmen ist.<br />

Zusätzlich fällt auf, dass bei der 2-his FNR die Assoziation innerhalb der ersten zehn Minuten<br />

abgeschlossen ist und sich kurz ein Gleichgewicht einstellt, welches dann in eine langsame<br />

Desorption des Enzyms übergeht. Dieses Verhalten ist bei der 4-his FNR nicht zu beobachten.<br />

Im Gegenteil, zum einen ist nur in der niedrigsten Konzentration der Gleichgewichtszustand<br />

erreicht worden und alle anderen Messungen waren noch dabei weiteres Material anzulagern,<br />

zum anderen ist auch in der Dissoziationsphase nur eine leichte Abnahme des Signals zu sehen,<br />

die sich deutlich von dem der 2-his FNR unterscheidet.<br />

FNR<br />

Tabelle 2: Übersicht der prozentualen Bedeckungen in Abhängigkeit der Konzentration und der verwendeten<br />

4-his FNR<br />

2-his FNR<br />

Konzentration/<br />

nM<br />

θ (global) /<br />

%<br />

Konzentration/<br />

nM<br />

θ (lokal) ) /<br />

%<br />

θ (global) ) /<br />

%<br />

500 0,66 1000 0,91 0,39<br />

100 0,42 200 0,48 0,21<br />

50 0,28 100 0,36 0,16<br />

25 0,17 50 0,20 0,09<br />

12.5 0,08 25 0,08 0,03<br />

Nach den ersten Betrachtungen der Messungen gehen wir jetzt dazu über die Messwerte<br />

gegen die Konzentrationen aufzutragen, damit die Dissoziationskonstanten nach Gleichung<br />

( 11 ) berechnet werden können. wie in den einleitenden Worten zu diesem Teilkapitel bereits<br />

gesagt, handelt es sich bei dieser Betrachtung um die halbmaximale Bedeckung der Oberfläche,<br />

ausgehend von den ermittelten Maximalwerten der Messreihen und der daraus approximierten<br />

Maximalbedeckung B max . Da die 2-his FNR innerhalb der ersten zehn Minuten bereits<br />

ihr Maximum überschreitet ist auch die mathematisch erreichbare Oberflächenbedeckung für<br />

dieses System nicht sehr hoch. Aus Tabelle 2 wird deutlich, dass für dieses Enzym, auf dieser<br />

Oberfläche bereits 91 % der zugänglichen Plätze belegt sind wenn eine 1 µM Enzymlösung<br />

über die Oberfläche gespült wird. Dies bedeutet jedoch bei einer globalen Betrachtung nicht,<br />

dass das alle zugänglichen Plätze auf der Oberfläche sind. Die 4-his FNR zeigt eine deutlich<br />

dichtere Packung auf den Sensoroberflächen, was, wird die maximale Bedeckung ausgehend<br />

von den ermittelten Werten der 4-his FNR auch für die 2-his FNR zugrunde gelegt, den Bedeckungsgrad<br />

auf 39 % herabsetzt. Aus diesen Gründen ist hier ein Verhältnis von<br />

42


Ergebnisse und Diskussion<br />

K D 2-his < K D 4-his zu erwarten. Dies bedeutet, dass das Gleichgewicht der 4-his FNR mehr auf<br />

der dissoziierten Seite liegt als bei der 2-his FNR, bzw. sich das Gleichgewicht langsamer<br />

einstellen wird.<br />

Als erstes wird die 2-his FNR betrachtet, deren gefittete Messungen zusammen mit der<br />

Projektion der maximalen Winkeländerung gegen die Konzentration in Abbildung 14 dargestellt<br />

sind. Es ist in den ersten Messungen ein sehr steiler Anstieg zu sehen, der für diese Art<br />

von Reaktion charakteristisch ist. Dies ist in der Tatsache begründet, dass die Oberfläche viele<br />

freie Plätze hat und die Enzyme sich schnell anlagern können, ohne gegenseitige Wechselwirkung<br />

zu spüren. Diese Wechselwirkungen sind es, die ein Abflache der Kurve verursachen<br />

und schließlich in die maximale Bedeckung laufen.<br />

400<br />

Winkeländerung [m°]<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

0 500 1000 1500<br />

t [s]<br />

0 200 400 600 800 1000<br />

Konzentration [nM]<br />

Abbildung 14: Gefittete Messreihen und konzentrationsabhängige Projektion der Maximalbedeckung an 2 his –<br />

FNR.<br />

Links die gefitteten Messreihen, rechts ist der maximale Wert gegen die Konzentration projeziert und die Langmuir<br />

– Isotherme durch die Punkte gelegt. Gemessen wurde in 50 mM PB, pH 7.5, in einer 35 µL Messzelle, Oberfläche<br />

6 mm 2 , Konzentration an Enzym 12.5 nM (schwarz), 25 nM (rot), 50 nM (blau), 100 nM (pink) und 1000 nM<br />

(oliv).<br />

Sowohl bei den simulierten Kurven, als auch bei der daraus extrahierten Auftragung gegen<br />

die Konzentration kann bei den ersten vier Messpunkten nahezu eine Gerade durch die<br />

Punkte gelegt werden, was in diesem Bereich durchaus berechtigt ist. Bei niedrigen Konzentrationen,<br />

wenn der variable Reaktionspartner nicht durch den anderen limitiert wird, kommt<br />

43


Ergebnisse und Diskussion<br />

es bei einer Verdoppelung des Reaktanten zu einer Verdoppelung des Messwerts. Erst bei<br />

höheren Konzentrationen kommt es durch intermolekulare Wechselwirkungen und Platzmangel<br />

5 zu einer Limitierung der Reaktion, bis sie gegen einen Grenzwert läuft. Aus dieser Messreihe<br />

lässt sich eine maximale Bedeckung bei einem Grenzwert von 426 m° ermitteln, und<br />

damit eine Dissoziationskonstante von 100.9±9.2 nmolL 1- . Die gewählten Experimente liegen<br />

also in guter Übereinstimmung mit den ermittelten Daten. Es hat sich als sinnvoll erwiesen,<br />

die Konzentrationen so zu wählen, dass sie im Bereich der zu ermittelnden Konstante sind,<br />

bzw. im Bereich der maximal möglichen Messergebnisse, um in dem wichtigen Bereich Ungenauigkeiten<br />

zu vermeiden.<br />

Im Vergleich dazu erreicht die 4-his FNR höhere Bedeckungen, benötigt dazu aber auch<br />

etwa doppelt so hohe Konzentrationen. In Abbildung 15 sind die, aus den Experimenten<br />

extrahierten und mathematisch simulierten Daten für die Oberflächenbedeckung zu sehen und<br />

auf der rechten Seite gegen die Konzentration aufgetragen.<br />

700<br />

600<br />

Winkeländerung [m°]<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

0 500 1000 1500<br />

t [s]<br />

0 100 200 300 400 500<br />

Konzentration [nM]<br />

Abbildung 15: Gefittete Messreihen und konzentrationsabhängige Projektion der Maximalbedeckung an 4 his –<br />

FNR.<br />

Auf der linken Seite sind die gefitteten Messreihen in den Konzentrationen 500 nM (oliv), 200 nM (pink),<br />

100 nM (blau), 50 nM (rot) und 25 nM (schwarz). Auf der rechten Seite ist der simulierte Maximalwert auf der Ordinatenachse<br />

gegen die jeweilige eingesetzte Konzentration aufgetragen. Gemessen wurde in 50 mM PB, pH 7.5, in einer<br />

35 µL Messzelle, Oberfläche 6 mm 2 .<br />

5 bzw. einem Mangel an reaktiven Zentren wenn von Katalysatoren gesprochen wird<br />

44


Ergebnisse und Diskussion<br />

Wie bereits bei der 2-his FNR sind auch hier die ersten Punkte der Messung nahezu auf<br />

einer Linie, was bedeutet, dass die freien Bindungsstellen nicht der limitierende Faktor bei<br />

den Experimenten waren. Es ist aber auch deutlich zu sehen, dass sich der Gleichgewichtszustand<br />

deutlich langsamer einstellt als bei der 2-his FNR. Die Dissoziationskonstante für die 4-<br />

his FNR wurde mit 263.6±27.3 nmolL -1 ermittelt. Die maximale Bedeckung konnte mit<br />

985.2 m° bestimmt werden, was mehr als das doppelte ist im Vergleich zu der 2-his FNR.<br />

Dadurch kann auch direkt ein Rückschluss auf die Gesamtmenge an adsorbiertem Material<br />

gezogen werden, was bedeutet, dass sich auch mehr als doppelt so viele Enzyme angelagert<br />

haben.<br />

In einem ersten Fazit kann zusammengefasst werden, dass sich bei der 4 his Mutante sowohl<br />

die Bedeckung als auch die Dissoziationskonstante deutlich vergrößert. Jetzt gilt es herauszufinden<br />

warum zum einen die Assoziation bei der 4-his FNR langsamer stattfindet, aber<br />

trotzdem effektiver zu sein scheint als bei der 2-his Mutante.<br />

Um diese Fragen mit einem zufriedenstellenden Ergebnis zu beantworten müssen die Informationen<br />

aus dem Kapitel und in einem größeren Kontext betrachtet werden. Als erstes ist<br />

zu klären, warum die beiden Enzyme unterschiedlich stabil an die Metallzentren binden. Die<br />

Enzyme unterscheiden sich lediglich in der Anzahl zweier Histidine, die in die Struktur eingebaut<br />

wurden. Diese zusätzlichen funktionellen Gruppen sind auf der anderen Seite der<br />

Grund, warum das eine Enzym stabiler an die Oberfläche, nicht an die einzelnen Metalle, bindet.<br />

Die Bindung der Histidine erfolgt über eine Komplexbildung mit zwei basischen Stickstoffen.<br />

Befinden sich zwei dieser Gruppen an der Oberfläche des Enzyms kann es entsprechend<br />

zu zwei Ankermolekülen binden und, falls sich eine der beiden Bindungen löst, ist immer<br />

noch genug Zeit eine neue Bindung zu dem freien oder einem anderen freien Metall aufzubauen.<br />

Das Enzym verbleibt an der Oberfläche und kann nur in dem unwahrscheinlicheren<br />

Fall wegdiffundieren, dass beide Bindungen von den beiden Ankern gespalten werden. Es<br />

stellt sich allerdings noch weiter die Frage, warum die Bedeckung und damit einhergehend<br />

die maximale Anzahl an potentiellen Bindungsplätzen bei der gleichen Vorbehandlung unterschiedlich<br />

sein soll.<br />

Zur Beantwortung dieser Frage wird wieder die Fähigkeit zur Anbindung an zwei Metallzentren<br />

bemüht. Eine Bedingung für die Langmuir – Isotherme ist, dass es keine Wechselwirkungen<br />

zwischen die einzelnen Teilchen gibt, die sich an der Oberfläche anlagern, was in der<br />

Realität nicht der Fall ist. Dadurch, dass eine stärkere Bindung der 4-his FNR zur Oberfläche<br />

besteht als bei der 2-his FNR ist sie auch in der Lage repulsive Wechselwirkung besser zu<br />

45


Ergebnisse und Diskussion<br />

kompensieren. Zusätzlich ist die Wahrscheinlichkeit der 4-his FNR doppelt so groß mit einer<br />

der beiden his-X 3 -his Funktionen in die Nähe eines Metallzentrums zu gelangen und damit<br />

auch eine Bindung auszubilden. Ist die erste Bindung vorhanden steigt auch die Wahrscheinlichkeit<br />

für einen Überlapp der anderen his-X 3 -his Funktionen mit einem Metall, da es eine<br />

erste gerichtete Orientierung im Raum gibt. Diese beiden Vorteile erhöhen die mögliche Anzahl<br />

an Plätzen an der Oberfläche, an die die FNR Mutante binden kann. Die Einstellung des<br />

Gleichgewichts verschiebt sich dadurch zu längeren Zeiten. Der letzte Grund für die längere<br />

Einstellung des Gleichgewichts liegt in der abnehmenden Anzahl an freien Plätzen. Damit<br />

sinkt die Wahrscheinlichkeit eine Stelle zu treffen die groß genug ist den Platz für ein ganzes<br />

Enzym zu bieten und auch weit genug von den anderen Enzymen entfernt ist, damit die repulsiven<br />

Wechselwirkung schwächer sind als die beiden neugeformten Bindungen.<br />

Die nächste Frage die geklärt werden muss ist, warum es bei den Messungen der 2-his<br />

FNR zuerst zu einem Maximum der Adsorption kommt und nicht zu einem Gleichgewicht. In<br />

einem idealen Experiment verändert sich keiner der Reaktanten, also weder das Protein, wenn<br />

es an die Oberfläche bindet, noch die Oberfläche, wenn sich das Protein anlagert. Da sich, wie<br />

in Gleichung ( 9 ) beschrieben, ein Gleichgewicht einstellt muss dies, wiederum in einem idealen<br />

Experiment, auch für die Dissoziation gelten und das gemessene Signal ändert sich nicht<br />

mehr. Bei der 2-his Mutante des FNR Enzyms ist das allerdings nicht der Fall und das Signal<br />

fällt recht schnell nach Erreichen des Maximums ab. Dies kann nur bedeuten, dass sich etwas<br />

verändert, was in dem idealen Experiment nicht passiert. Die Antwort zu dieser Frage liegt in<br />

dem Mechanismus der Desorption. Die Bindung zum Enzym kann sowohl zwischen dem Anker<br />

und der his-X 3 -his Funktion brechen, als auch zwischen dem Ankermolekül und der his-<br />

X 3 -his Funktion, die immer noch das Metallion trägt. Somit hat sich der wieder frei gewordene<br />

Platz verändert und steht nicht mehr für andere Enzyme zur Verfügung. Die Gesamtanzahl<br />

an Plätzen nimmt ab, und damit auch das Signal, da sich die Bedingungen dynamisch verändern.<br />

Durch diese Beobachtung ist eine weitere Bedingung der Langmuir – Isotherme betroffen,<br />

die Forderung nach einer unveränderlichen Oberfläche. Diese essentielle Annahme der<br />

Langmuir – Isotherme ist damit nicht mehr erfüllt und die Ergebnisse nicht mehr als korrekt<br />

betrachtet werden. In Abbildung 16 sind die verschiedenen Dissoziationsprozesse schematisch<br />

dargestellt und erläutern die Veränderung der Oberfläche.<br />

46


Ergebnisse und Diskussion<br />

Abbildung 16: Wechselwirkungen der 2 – und 4 his – FNR während der Dissoziation.<br />

Im oberen Teil ist die Dissoziation der 4 his – FNR dargestellt, die seltener vollständig abläuft und in den meisten<br />

Fällen durch eine zweite Bindung das Enzym an der Oberfläche hält. Im unteren Teil sind die zwei möglichen Dissoziationswege<br />

der 2 his –FNR aufgezeigt, die auch die Veränderung der Oberfläche mit einschließen.<br />

Im Vergleich dazu kann es bei der 4-his Variante auch passieren, dass das Metallion aus<br />

dem Chelatliganden dissoziiert, aber durch die zweite Bindung bleibt die räumliche Nähe<br />

zwischen den beiden Reaktanten erhalten, was die Wahrscheinlichkeit für einen erneuten<br />

Überlapp und eine erneute Rückbindung stark favorisiert. Besonders deutlich wird dies im<br />

Dissoziationsverhalten der beiden untersuchten Enzyme. Während bei der 4-his Mutante recht<br />

stabile Geraden beobachtet werden, gibt es bei der 2-his Mutante eine Art aktives Dissoziationsverhalten,<br />

damit das Gleichgewicht zwischen gebundenem und freiem Enzym wieder eingestellt<br />

wird.<br />

Abschließend kann gesagt werden, dass zwar das Gleichgewicht der 4-his FNR eher auf<br />

der Seite der Dissoziation liegt, wenn es mit demjenigen der 2-his FNR verglichen wird, doch<br />

überwiegen die Vorteile der stabileren Bindung die der langsameren Gleichgewichtseinstel-<br />

47


Ergebnisse und Diskussion<br />

lung. Durch die stärkere Bindung kommt es zu einer höheren Bedeckung der Oberfläche mit<br />

dem Enzym, die Oberfläche bleibt intakt, da kaum Metall aus den Chelatliganden entfernt<br />

werden kann. Dieser Metallionentransfer (MIT) vom NTA zu den his – X 3 – his Funktionen<br />

wurde auch schon in der Fachliteratur beobachtet.<br />

Das nächste Kapitel ist eine Erweiterung der Dissoziationskonstanten, die die Abnahme<br />

der Enzymkonzentration über die Dauer des Experiments mit einbezieht. Ein beachtlicher Teil<br />

der Enzyme wird durch die Assoziation aus der Lösung entfernt, aber für die Bestimmung der<br />

K D Werte wird immer mit der Anfangskonzentration gerechnet, was zu einer Verfälschung<br />

führt, die je nach Bedeckung und Gewicht des Enzyms erheblich sein kann.<br />

4.1.3.2.2 Einflüsse durch die Verarmung der Messlösung an Enzym<br />

Zunächst wird für die Korrektur des K D – Wertes Gleichung ( 12 ) eingeführt. Dabei ist<br />

die Grundlage der Berechnung die Subtraktion der assoziierten Spezies von der Anfangskonzentration.<br />

Das Signal wird dabei in Abhängigkeit von dem Volumen, der Sensoroberfläche<br />

und einem Faktor zur Umrechnung von m° in mol/L verrechnet.<br />

Das Signal im Gleichgewicht (R eq in m°) ist proportional zu der Masse an gebundenem<br />

Analyten (122 bei der vorliegenden Messeinheit Autolab Twingle) und der Oberfläche (S in<br />

mm 2 ) des Sensors. Unter Zuhilfenahme der Masse des Analyten und des Volumens der Messzelle,<br />

kann Gleichung ( 12 ) die Verarmung an freiem Analyten, bzw. FNR Enzym, berechnen.<br />

G


Ergebnisse und Diskussion<br />

Tabelle 3 gibt die Werte für R eq , R eq korr , K D und K D korr an. Daneben ist die Abweichung der einzelnen Werte<br />

durch die Verarmung der Messlösung angegeben.<br />

4-his FNR Änderung [%] 2-his FNR Änderung [%]<br />

R eq / m° 985.2 426.4<br />

R eq korr / m° 948.2 4 422.3 1<br />

K D / nM 263.6 100.9<br />

K D korr / nM 224.8 15 89.3 11<br />

Trotz der unterschiedlichen Anlagerungen, die in Kapitel 4.1.3.2 besprochen wurden, sind<br />

die Änderungen in der Dissoziationskonstante bei beiden Enzymen sehr ähnlich ausgefallen.<br />

Dies spricht wiederrum für ein sehr ähnliches Assoziationsverhalten der beiden unterschiedlichen<br />

Mutanten.<br />

Bei einem Vergleich der realen Werte fällt auf, dass die Änderung der Dissoziationskonstante<br />

bei den 4-his Enzym viermal größer ausfällt als bei dem 2-his Enzym, womit der<br />

Tatsache Rechnung getragen wird, dass sich deutlich mehr Enzym anlagert und sich beide<br />

ermittelten Konstanten einander annähern.<br />

700<br />

600<br />

Winkeländerung [m°]<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

0 100 200 300 400 500<br />

Konzentration [nM]<br />

0 100 200 300 400 500<br />

Abbildung 17: Betrachtung der Dissoziationskonstanten mit der Verarmung der Messlösung an 4 his – FNR.<br />

Die schwarzen Kästen zeigen die eingewogene Konzentration und die roten Kreise die veränderte Konzentration<br />

nach der Verarmung. Links sind die gemessenen und die korrigierten Messwerte zu sehen, und rechts die korrigierte<br />

Langmuir – Isotherme.<br />

49


Ergebnisse und Diskussion<br />

Es ergibt sich also eine leicht reduzierte Dissoziationskonstante für die 4-his FNR von<br />

224.8 nM. Abbildung 17 zeigt die Unterschiede der Messungen und die Langmuir – Isotherme<br />

für das System Was schon für die 4-his FNR gilt, ist ebenso für die 2-his FNR gültig. Die<br />

Dissoziationskonstante verringert sich leicht von 100.9 nM auf 89.3 nM. Die Abnahme verläuft<br />

geringer, was sich, neben der Berechnung auch, schon an der Auftragung der korrigierten<br />

Konzentrationen zusammen mit den gemessenen Konzentrationen zeigt. Die Punkte sind<br />

weniger stark zu kleineren Werten verschoben, was für eine kleinere Abnahme spricht. Die<br />

entsprechenden Auftragungen und die Langmuir – Isotherme sind in Abbildung 18 gezeigt.<br />

400<br />

350<br />

Winkeländerung [m°]<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

0 200 400 600 800 1000<br />

Konzentration [nM]<br />

0 200 400 600 800 1000<br />

Abbildung 18: Betrachtung der Dissoziationskonstanten mit der Verarmung der Messlösung.<br />

Die schwarzen Kästen zeigen die eingewogene Konzentration und die roten Kreise die veränderte Konzentration<br />

nach der Verarmung. Links sind die gemessenen und die korrigierten Messwerte zu sehen, und rechts die korrigierte<br />

Langmuir – Isotherme.<br />

Zum Abschluss dieses Kapitels kann gesagt werden, dass die Thermodynamik der Bindung<br />

an die Ankermoleküle mittels SPR – Spektroskopie erfolgreich ermittelt werden konnte<br />

und sich herausgestellt hat, dass das neue genetisch modifizierte Enzym deutlich stabiler an<br />

der Oberfläche bleibt als die wild typischen, bzw. diejenige, welche lediglich die Hälfte an<br />

Histidingruppen in ihrer Peripherie tragen. Damit konnte gezeigt werden, das, analog zu dem<br />

50


Ergebnisse und Diskussion<br />

Chelateffekt in der metallorganischen Chemie, ein erweiterter Bindungseffekt vorliegt, der<br />

auch quantifiziert werden kann, indem die verschiedenen Bindungstypen verglichen werden.<br />

Nachdem gezeigt wurde, dass die Dissoziationskonstante für die modifizierten Enzyme<br />

unterschiedlich ist, wird im nächsten Abschnitt die Langzeitstabilität näher betrachtet. Es wird<br />

dabei unterschieden, wie lange die eigentliche Assoziationsphase dauert, so dass beide Enzyme<br />

die Möglichkeit haben auf dem Zenit ihrer Assoziation in die Dissoziationsphase überzugehen.<br />

zusätzlich wird bei dem 4-his Enzym die erste elektrochemische Untersuchung in<br />

Form einer chronoamperometrischen Messung beschrieben, damit neben der Anbindung auch<br />

die Aktivität in Gegenwart von Substrat gemessen werden kann.<br />

4.1.3.2.3 Einfluss der <strong>Immobilisierung</strong>sdauer des Enzyms und Langzeitstabilität<br />

auf der Oberfläche<br />

Die Vorbereitung der Sensoroberfläche wurde etwas modifiziert, indem die Lösung mit<br />

dem Ankermolekül nicht mehr mit Ethanol sondern mit Methanol angesetzt wurde, was anscheinend<br />

zu einer weniger guten Vernetzung der Ankermoleküle untereinander führt. Grund<br />

für die Änderung war die weniger starke Löslichkeit der Liponsäurederivate, was die langsame<br />

Polymerisierung der einzelnen Moleküle weiter unterbinden sollte. Es scheint so zu sein,<br />

dass die Moleküle besser solvatisiert sind und dadurch eine geringere Wahrscheinlichkeit besteht<br />

durch diesen Solvenskäfig mit einem anderen Molekül zu reagieren. Auf der anderen<br />

Seite schient die Affinität zu der Goldoberfläche groß genug zu sein, so dass sich deutlich<br />

mehr Bindungen ausbilden. Die Ergebnisse zu den verbesserten Anbindungen der Enzyme<br />

sind in Abbildung 19 zu sehen.<br />

Die erreichten Bedeckungen sind mehr als das doppelte der bisher ermittelten Werte, was<br />

zu einer generellen Änderung in der Vorschrift zur Modifizierung von Sensoroberflächen<br />

führte. Zusätzlich zeigt Abbildung 19 auch die erste Langzeitmessung der beiden Enzyme mit<br />

je drei Stunden Assoziations- und Dissoziationsphase. Für die 4-his FNR ist dabei ein Maximum<br />

nach 33.6 Minuten mit einer Winkeländerung von 1304 m° erreicht. Die 2-his FNR erreicht,<br />

wie bereits diskutiert, ihr Maximum nach 13.3 Minuten mit 1627.3 m°. Allerdings ist<br />

bereits vierzig Minuten später der Vorsprung von der stärkeren Bindung der 4-his FNR kompensiert.<br />

Das Signal der 2-his FNR fällt rapide durch die Verarmung an möglichen Bindungsstellen<br />

an der Oberfläche. Das Enzym verringert die Anzahl der Metallionen. Dieser Effekt<br />

verstärkt sich durch den Austausch der Lösung vor der Oberfläche, da die Konzentration auf<br />

null gesetzt wird und sich ein neues Gleichgewicht einstellt. Die Bedeckung fällt auf 170 m°,<br />

was ungefähr 10 % der maximalen Bedeckung entspricht.<br />

51


Ergebnisse und Diskussion<br />

1600<br />

Winkeländerung [m°]<br />

1200<br />

800<br />

400<br />

0<br />

-1 0 1 2 3 4 5 6 7<br />

Zeit [h]<br />

Abbildung 19: Anbindung der 2- und 4 his – FNR an eine Nickel – NTA Oberfläche.<br />

Die Messungen zeigen, wie sich die Enzyme (schwarze Linie 2 his und rote Linie 4 his – FNR) an der Sensoroberfläche<br />

anlagern und danach wieder dissoziieren, wobei die 4-his FNR eine deutlich höhere Stabilität aufweist als die 2-<br />

his FNR. Gemessen wurde in 0.1 M PB, pH 7.5, einer 35 µL Messzelle, Oberfläche 6 mm 2 und 500 nM Enzym.<br />

Bei der 4-his FNR sieht es anders aus; das Maximum ist später und geringer ausgeprägt<br />

als bei der 2-his FNR, dafür fällt auch in der Assoziationsphase das Signal nicht annähernd so<br />

stark, noch bricht es bei dem Wechsel zu der Dissoziationsphase ein. Es erfolgt sogar eine<br />

leichte Stabilisierung auf, da die Steigung, wird in der letzten halben Stunde der Assoziationsphase<br />

eine Tangente extrapoliert und mit der Dissoziationsphase, die näherungsweise als<br />

Gerade interpretiert werden kann, verglichen, einen leicht positiveren Wert aufweist.<br />

Tabelle 4 gibt die Werte der Steigung am Ende der Assoziation und Dissoziation der Messung an. Dabei wurden<br />

die Messwerte in der letzten Stunde näherungsweise als linear interpretiert die Steigung bestimmt.<br />

Steigung/ m°/h 4-his FNR 2-his FNR<br />

Assoziation -53.80 -101.18<br />

Dissoziation -23.50 -44.12<br />

Beide Systeme hatten in dieser Betrachtung genug Zeit sich auf der Oberfläche richtig zu<br />

orientieren, bzw. sich anzuordnen. Es stellt sich die Frage ob es bei den Enzymen eine Art der<br />

Optimierung auf der Oberfläche gibt, die dazu führt, dass sich ein Assoziationsoptimum<br />

ergibt. Die Anlagerung nach drei Stunden, wird dabei als das erste Extrem mit ausreichend<br />

52


Ergebnisse und Diskussion<br />

Zeit angesehen. Wird die Assoziation soweit verkürzt, dass die Mutanten nicht die Zeit haben<br />

im Gleichgewicht ihr Optimum zu finden wenn die Dissoziation eingeleitet wird, sollte das<br />

weitere Informationen über die Vorgänge an der Oberfläche liefern sowie ein besseres Verständnis<br />

der möglichen Mechanismen.<br />

1600<br />

1400<br />

Winkeländerung [m°]<br />

1200<br />

1000<br />

800<br />

600<br />

400<br />

200<br />

0<br />

-200<br />

0 1 2 3 4 5 6 7<br />

Zeit [h]<br />

Abbildung 20: Messungen ohne ein vollständig eingestelltes Gleichgewicht.<br />

Da die 2 his – FNR (schwarze Linie) ihr Gleichgewicht schneller einstellt als die 4 his – FNR (rote Linie) wurde<br />

die Assoziationsphase schneller abgebrochen. Die Messungen wurden in 0.1 M PB, pH 7.5, 500 nM FNR durchgeführt.<br />

In Abbildung 20 kann der Unterschied der Anbindung bei dem anderen Extrem gesehen<br />

werden. Es ist nicht genug Zeit vergangen, dass sich ein Gleichgewicht zwischen Adsorption<br />

und Desorption einstellen konnte. Es kann demzufolge auch davon ausgegangen werden, dass<br />

sich die Enzyme noch nicht in einem optimalen Verhältnis zueinander angeordnet haben. Der<br />

wichtigste Unterschied zu dem andern Extrem ist das die 2-his Mutante noch nicht genug Zeit<br />

hatte die für die Bindung notwendigen Metalle aus den NTA – Funktionen zu lösen. Von daher<br />

ist von einer intakten Oberfläche auszugehen.<br />

53


Ergebnisse und Diskussion<br />

Tabelle 5: Steigung der Dissoziationsphase. Bei der 4-his FNR konnte zu Beginn und am Ende der Messung näherungsweise<br />

Linearität der Messwerte angenommen und die Steigung bestimmt werden. Bei der 2-his FNR was das<br />

nur am Ende möglich.<br />

Steigung der 4-his FNR 2-his FNR<br />

Dissoziation<br />

Anfang -67.57 ---<br />

Ende -28.16 -29.59<br />

Anhand der Tabelle 5 kann ein Vergleich zu den vorhergehenden Messungen gezogen<br />

werden. Die 4-his FNR zeigt etwas schlechtere Werte. Im Gegensatz dazu weißt die 2-his<br />

FNR stabilere Werte nach sechs Stunden auf als in dem Experiment mit drei Stunden Assoziationsphase.<br />

Der gemessene Wert für die Winkeländerung ist hier 155 m°, was etwa gleich<br />

ist mit dem Wert weiter oben. Die Steigung ist allerdings deutlich niedriger als oben, was auf<br />

eine stabilere Bindung schließen lässt. Im Vergleich kann festgehalten werden, dass die erste<br />

Variante für die 4-his FNR bessere Werte aufweist, was auf eine optimale Reorganisierung<br />

der Enzyme auf der Oberfläche während der Assoziation schließen lässt. Im Gegensatz dazu<br />

führt die Reorganisierung bei der 2-his FNR zu einer Reduzierung der Bindungseigenschaften<br />

der Oberfläche. Der Steigung zufolge, die im ersten Experiment etwa das Doppelte der 4-his<br />

aufweist, liegt sie im zweiten Experiment nahezu gleichauf mit der Steigung der 4-his FNR.<br />

Daraus kann geschlussfolgert werden, dass sich für die 4-his FNR eine lange Assoziationsphase<br />

zur Reorganisation der Enzyme besser eignet, als eine kurze. Die Enzyme sind so in<br />

der Lage über Hin- und Rückbindungen einen optimalen Abstand zueinander zu erreichen,<br />

was in einer optimalen Oberflächenkonzentration resultiert. Die 2-his FNR sollte lediglich<br />

kurz assoziiert werden, da andernfalls zu viele Bindungsstellen wegfallen. Zwar können damit<br />

nicht die gleichen hohen Bedeckungen erreicht werden wie mit der 4-his FNR, aber der Film<br />

ist stabiler als bei langen Assoziationszeiten.<br />

Als nächstes werden elektrochemische Untersuchungen zur Anbindung und Dissoziation<br />

des Enzyms an die Oberfläche untersucht. Dabei wird zwischen einer Kurzen und einer langen<br />

Zeitskala unterschieden.<br />

4.1.3.3 Elektrochemische Untersuchungen<br />

Bislang wurde hinreichend mit spektroskopischen Methoden gezeigt, dass sich bei Zugabe<br />

einer Enzymlösung ein Film vor der Sensoroberfläche anlagert, der bei der 4-his FNR stabiler<br />

ist als bei dem wt und der 2-his FNR. Im letzten Teil des Kapitels werden wir uns der Frage<br />

widmen ob der angelagerte Film auch eine katalytische Aktivität aufweist. Für die entspre-<br />

54


Ergebnisse und Diskussion<br />

chenden Experimente wird die 4-his FNR wie oben besprochen an eine gereinigte und modifizierte<br />

Goldelektrode gebunden. Im nächsten Schritt wird die beladene Elektrode in eine<br />

elektrochemische Zelle eingebracht und das Signal in Abhängigkeit des Substrats gemessen.<br />

Die wirkenden Mechanismen sind wieder die gleichen, die auch weiter oben in Kapitel 4.1.2<br />

schon bemüht wurden. Wie bereits angekündigt werden als erstes die Langzeitmessungen<br />

präsentiert, damit das vorherige Kapitel abgeschlossen werden kann. Dabei wurden zwei Unterschiedliche<br />

Fälle betrachtet. Zum einen die Aktivität des Enzyms wenn es arbeitet. Dabei<br />

wird von der Chronoamperometrie Gebrauch gemacht, die eine konstante Spannung über einen<br />

gewünschten Zeitraum zwischen zwei Elektroden anlegt. Zum anderen werden in eintägigen<br />

Abständen ZV’s gemessen, um die Haltbarkeit der Enzymschicht vor der Elektrode zu<br />

testen.<br />

4.1.3.3.1 Langzeitmessungen des Enzyms an Oberflächen<br />

Analog zu den bereits gemessenen Sensorgrammen wird der gemessene Strom gegen die<br />

Zeit aufgetragen. Das Experiment findet in einem Milliliter 0.1 M PB, pH 7.5, mit 50 µM<br />

Ferrocenmethanol und 2 mM NADPH unter Schutzgasatmosphäre statt. Die Lösung wird<br />

kontinuierlich gerührt, weshalb das Signal etwas rauscht.<br />

In Abbildung 21 ist die entsprechende Messung zu sehen. Der Strom sinkt in den ersten<br />

Minuten stärker ab, aber verläuft dann mit einer leichten negativen Steigung über den gesamten<br />

Zeitraum stabil. Somit kann anhand dieser Messungen eine gute Übereinkunft zu den SPR<br />

– Messugen gezogen werden, die sehr ähnlich verlaufen. Werden die chronoamperometrischen<br />

und SPR spektroskopischen Messungen normiert und überlagert, erkennt man, dass das<br />

aktive Signal nicht viel schneller fällt als das statische Signal. Somit kann auch aus den elektrochemischen<br />

Messungen eine Aussage über die Stabilität des Enzyms auf der Oberfläche<br />

getroffen werden. Diese Antwort ist insofern noch interessanter, da das gemessene Signal<br />

auch zeigt, dass das Enzym stabil ist und die bioelektrokatalytische Reaktion erfolgreich betreiben<br />

kann. Zudem ist es genau vor der Sensoroberfläche lokalisiert, was für den Mediator<br />

einen besonders kurzen Weg zwischen dem aktiven Zentrum und der Elektrode bedeutet.<br />

55


Ergebnisse und Diskussion<br />

1,2<br />

1,0<br />

i [normiert]<br />

0,8<br />

0,6<br />

0,4<br />

0,2<br />

0,0<br />

3 4 5 6<br />

t [h]<br />

Abbildung 21: Elektrochemische Langzeitmessung der Enzymmatrix auf der Elektrodenoberfläche.<br />

Zwei Chronoamperometriemessungen über drei Stunden. Die Messungen wurden in 2 mM NADPH unter Rühren<br />

in entgasten 0.1 M PB, pH 7.5, 50 µM Ferrocenmethanol unter Argonatmosphäre durchgeführt.<br />

Daneben scheint das Enzym auch über einen längeren Zeitraum und unter dem Einfluss<br />

einer starken laminaren Strömung stabil auf der Oberfläche zu verbleiben, was im Hinblick<br />

auf die neuartige Bindung besonders hervorgehoben werden sollte. Im Gegensatz zu anderen<br />

<strong>Immobilisierung</strong>smethoden, wie dem Einschluss in einer Polymer- oder Dendrimermatrix<br />

oder der direkten Reaktion des Enzyms mit der modifizierten Elektrodenoberfläche, sind hier<br />

lediglich zwei Übergangsmetallkomplexe an der Bindungsbildung beteiligt.<br />

4.1.3.3.2 Langzeitstabilität über Tage<br />

Nachdem gezeigt wurde, dass das Enzym unter einer laminaren Strömung stabil arbeitet<br />

und gute Signale liefert, wird auch untersucht wie lange eine solche Elektrode haltbar ist. Der<br />

Aufbau der Messvorrichtung ist analog zu den chronoamperometrischen Messungen. Die<br />

Konzentration an Substrat wird auf 1 mM reduziert. Die Elektroden werden in 0.1 M PB, pH<br />

7.5, bei vier °C gelagert und jeden Tag vermessen. Es wurde an vier aufeinanderfolgenden<br />

Tagen gemessen.<br />

Anhand von Abbildung 22 wird ersichtlich, dass der Enzymfilm am ersten Tag eine sehr<br />

hohe Aktivität zeigt und an den folgenden Tagen auf ca. ein µA abfällt. Dieser Wert ist allerdings<br />

stabil und wurde in früheren Experimenten auch teilweise am ersten Tag erreicht. Der<br />

56


Ergebnisse und Diskussion<br />

allgemeine Trend ist allerdings deutlich zu erkennen. Die Stabilität des Enzyms wird durch<br />

die <strong>Immobilisierung</strong> auf der Elektrodenoberfläche nur wenig beeinflusst. Auch die Lagerung<br />

bei vier Grad Celsius in 0.1 M PB, pH 7.5, scheint dem Enzym wenig auszumachen. Die Daten<br />

erstrecken sich allerdings nur über wenige Tage und sollten in weiteren Experimenten<br />

untersucht und weiter untermauert werden.<br />

2<br />

i [µA]<br />

1<br />

0<br />

1 2 3 4<br />

Tag<br />

Abbildung 22: Langzeitstabilität der Enzymmatrix auf der Elektrodenoberfläche.<br />

Stabilität der Enzyme über einen Zeitraum von vier Tagen. Die Messungen wurden in 1 mM NADPH in entgasten<br />

0.1 M PB, pH 7.5, 50 µM Ferrocenmethanol unter Argonatmosphäre durchgeführt. Die Lagerung erfolgt bei 4° C in<br />

0.1 M PB, pH 7.5, unter Argonatmosphäre.<br />

4.1.3.3.3 Aktivität des Enzyms an einer Oberfläche<br />

Nachdem die Aktivität der veränderten FNR bereits untersucht wurde, wird jetzt die Aktivität<br />

des Enzyms gebunden an der Oberfläche untersucht. Dafür werden analog zu der Theorie<br />

weiter oben in diesem Kapitel die Gleichungen ( 4 ), ( 5 ) und ( 6 ) verwendet. Zusätzlich<br />

ist die Reaktionsrate υ zur Definition des Gesamtsystems eine wichtige Größe. υ ist folgendermaßen<br />

definiert:<br />

V = W MA$ ∗ X YZI[\<br />

? + X YZI[\<br />

( 13 )<br />

57


Ergebnisse und Diskussion<br />

Mit v max als größte Umsatzrate für das gegebene System, C NADPH der Konzentration an<br />

NADPH und K M als Michaelis – Menden Konstante.<br />

Wie oben bereits diskutiert geben K M und k 2 Aufschluss über die Reaktionskinetik des<br />

Enzyms und der Umwandlung des Substrats zum Produkt. Daher sind sie von der Konzentration<br />

des Substrats abhängig, weshalb es als Variable in den Experimenten geführt wird. Die<br />

Konzentration des Mediators ist im Überschuss angesiedelt, da dieser auf keinen Fall der limitierende<br />

Faktor sein darf. Bei k 3 ist es andersrum und es werden Informationen über die Reaktion<br />

zwischen dem Mediator und dem Enzym ermittelt. Daher darf das Substrat nicht der limitierende<br />

Faktor sein und der Mediator wird die variable Größe in dem System.<br />

Zur Bestimmung dieser Größen werden die gemessenen Ströme gegen die jeweilige Konzentration<br />

der Variablen aufgetragen, bzw. die jeweils reziproken Werte. Daraus resultieren<br />

Michaelis – Menden und Linweaver – Burk Diagramme aus denen die nötigen Größen abgelesen<br />

werden können, bzw. relevante Werte in entsprechende Gleichungen eingesetzt werden,<br />

die daraufhin die entsprechenden Werte liefern für die weitere Datenverarbeitung.<br />

Zur Bestimmung von k 2 wird folgende Formel verwendet:<br />

]^A_ = 2 ∗ ∗ 6 ∗ Γ a ( 14 )<br />

Γ E ist die Bedeckung der Elektrodenoberfläche mit dem Enzym und wurde mit<br />

19.3 ± 7pmol/mm 2 ermittelt 6 .<br />

In Abbildung 23 links sind die Originalmessungen. Zum einen ist vor der Zugabe von<br />

NADPH nur der Grundstrom zu sehen. Bei Zugabe des Substrates entsteht dann ein katalytischer<br />

Strom, der mit steigender Substratkonzentration immer höher wird. Daraus wird ersichtlich,<br />

dass es sich um eine gerichtete enzymatisch katalysierte Reaktion handelt und die Anbindung<br />

des Enzyms erfolgreich war. Im nächsten Schritt wird die blanke Messung als Hintergrund<br />

angenommen und von den anderen Messungen subtrahiert. Damit ist das Signal des<br />

Mediators also konstant gesetzt und alles was darüber hinaus geht muss von der Zugabe des<br />

Substrats kommen, da dies die einzige Änderung an dem System ist. Dargestellt sind die Ergebnisse<br />

der Rechenoperation in Abbildung 23 rechts und auch hier ist ein Zuwachs des Signals<br />

festzustellen. Aus den absoluten Strömen, I cat , lässt sich dann klassisch eine Auftragung<br />

des gemessenen Signals in Abhängigkeit der variierenden Substratkonzentration darstellen.<br />

Aus dieser Auftragung lassen sich K M und v max ermitteln. Da erfahrungsgemäß die direkte<br />

6 Vgl. Arbeit von Mie und Corinna<br />

58


Ergebnisse und Diskussion<br />

Auftragung der Werte nicht immer gut auszuwerten und leichter anfällig für Fehler ist, ist es<br />

gebräuchlich die reziproken Werte zu verwenden, um damit die Auftragung zu linearisieren.<br />

5<br />

4<br />

4<br />

3<br />

i [µA]<br />

3<br />

i [µA]<br />

2<br />

2<br />

1<br />

1<br />

0<br />

0<br />

-0,2 0,0 0,2 0,4<br />

E [V vs. Ag/AgCl]<br />

-0,2 0,0 0,2 0,4<br />

E [V vs. Ag/AgCl]<br />

Abbildung 23: (links) die Original Messungen des oberflächengebundenen Enzyms mit steigenden Konzentrationen<br />

an NADPH. (rechts) Zeigt die Messungen nach Abzug des Hintergrundes des oberflächengebundenen Enzyms<br />

mit steigenden Konzentrationen an NADPH. Die Messungen wurden in 500 µM Ferrocenmethanol unter Argon,<br />

Spannungsvorschubsgeschwindigkeit 5 mVs -1 , -0.1 V bis 0.32 V, ½ Zyklus. NADPH Konzentrationen von 0 µM,<br />

0.1 µM, 0.25 µM, 0.5 µM, 0.75 µM, 1 µM, 2 µM, 3 µM und 5 µM.<br />

Beide Auftragungen, nach Michaelis und Lineweaver – Burk, sind in den darauffolgenden<br />

Abbildungen zu finden und ähneln denen der anderen Experimente. Anhand der mathematischen<br />

Modelle lässt sich eine gute Korrelation mit den Messwerten sehen, was für eine gute<br />

Durchführung der Experimente spricht. Als Mittelwert für die Messungen ergeben sich für<br />

den maximalen Strom 7.30 ± 2.28 µA nach Michaelis und 9.51 ± 4.64 µA nach Linweaver<br />

Burk. Beide Werte sind etwa im gleichen Rahmen und liegen nah genug beieinander, um sich<br />

gegenseitig zu stützen.<br />

4,5<br />

4,0<br />

3,5<br />

4<br />

i p<br />

[µA]<br />

3,0<br />

2,5<br />

2,0<br />

1,5<br />

1,0<br />

0,5<br />

0,0<br />

1/i p<br />

[1/µA]<br />

2<br />

0<br />

0 1000 2000 3000 4000 5000<br />

c NADPH<br />

[µM]<br />

0,000 0,002 0,004 0,006 0,008 0,010<br />

1/c NADPH<br />

[1/µM]<br />

Abbildung 24: (links) direkte Auftragung nach Michaelis, (rechts) doppelt reziproke Auftragung nach Lineweaver<br />

Burk.<br />

Innerhalb der gesamten Messreihe ergeben sich für k 2 nach Gleichung 12 241 ± 75 s -1 und<br />

für K M 3.16 ± 0.8 mM. Im Vergleich zu den weiter oben ermittelten Werten für das freidiffundierende<br />

Enzym liegen diese etwas niedriger. Eine Erklärung für dieses Verhalten kann in<br />

59


Ergebnisse und Diskussion<br />

dem Zugang der einzelnen Teile zu dem aktiven Zentrum des Enzyms liegen. So ist die prosthetische<br />

zu der Elektrode hingewandt, was für die Teilgleichung, die k 2 bestimmt, von Nachteil<br />

ist. Deshalb steigt die Konzentration des Produktes lokal stark an, was zu einer Verschiebung<br />

des Gleichgewichts führt. Somit muss nach dem Massenwirkungsgesetz die Kinetik<br />

kleiner werden als bei einem freidiffundierendem Enzym, ohne räumliche Begrenzung.<br />

Für k 3 verfährt man ebenso wie für k 2 und trägt die Variable, hier der Mediator, gegen den<br />

gemessenen Strom auf. Zur Bestimmung von k 3 wird die folgende Gleichung 13 verwendet<br />

und aus der Steigung extrahiert.<br />

−]^A_ = −!^A_<br />

= 2 ∗ ∗ Γ a<br />

1<br />

@ 6<br />

+ 1 @ 6 b ?<br />

( 15 )<br />

c M ist die Konzentration des Mediators, die hier im Laufe des Experiments erhöht wird. In<br />

den folgenden Abbildungen ist exemplarisch eine Messung zu sehen. Dabei sind links die<br />

Originaldaten aufgetragen und rechts die Grundstromkorrigierten. Es wurde in einer 5 mM<br />

Lösung von NADPH, 0.1 M PB, pH 7.5, gemessen. Somit konnte sichergestellt werden, dass<br />

zu jeder Zeit genug Substrat in der Lösung vorhanden war und lediglich der Mediator den<br />

Elektronenfluss limitiert hat.<br />

1,6<br />

1,4<br />

1,2<br />

1,0<br />

1,6<br />

1,4<br />

1,2<br />

1,0<br />

i [µA]<br />

0,8<br />

0,6<br />

i [µA]<br />

0,8<br />

0,6<br />

0,4<br />

0,4<br />

0,2<br />

0,2<br />

0,0<br />

0,0<br />

-0,2<br />

-0,2 0,0 0,2 0,4<br />

E [V vs Ag/AgCl]<br />

-0,2<br />

-0,2 0,0 0,2 0,4<br />

E vs. Ag/AgCl [V]<br />

Abbildung 25 (links) Messreihe mit Ferrocenmethanol in verschiedenen Konzentrationen und nur in Puffer.<br />

(rechts) Stromantwort nachdem der Grundstrom abgezogen wurde und das Ferrocenmethanol der limitierende Faktor<br />

für den Elektronenübertrag ist. Gemessen wurde in 0.1 M PB, pH 7.5, 5 mM NADPH und 5 mV/s von -0.1 V bis<br />

0.35 V vs Ag/AgCl. Konzentrationen an Ferrocenmethanol 1 µM, 2.5 µM, 5 µM, 7.5 µM, 10 µM, 15 µM und<br />

25 µM.<br />

In den Originaldaten kann man wieder sehen, dass sich nur etwas ereignet, wenn alle<br />

Komponenten zusammen sind. Bei der Messung in reinem Puffer mit der modifizierten Elektrode<br />

wird kein Strom detektiert. Auch nach der Zugabe des Substrats gibt es noch keinen<br />

Strom, was einen direkten Elektronentransfer ausschließt. Erst bei Zugabe des Mediators kann<br />

60


Ergebnisse und Diskussion<br />

eine chemische Reaktion beobachtet werden, die dann auch noch von der Konzentration des<br />

Mediators abhängig ist.<br />

In Abbildung 26 kann die Auftragung des katalytischen Stroms gegen die Mediatorkonzentration<br />

abgelesen werden. Es zeigt sich ein nahezu linearer Anstieg. Aber erst bei einer<br />

doppelt reziproken Auftragung ergibt sich eine Gerade mit der k3 Bestimmt werden kann. Für<br />

die Messreihe ergibt sich ein Wert von 4.42 ± 0.1*10 6 M -1 s -1 .<br />

i cat<br />

[µA]<br />

1,6<br />

1,4<br />

1,2<br />

1,0<br />

0,8<br />

0,6<br />

0,4<br />

0,2<br />

1/j cat<br />

[cm²/µA]<br />

0,18<br />

0,16<br />

0,14<br />

0,12<br />

0,10<br />

0,08<br />

0,06<br />

0,04<br />

0,02<br />

0,0<br />

0 5 10 15 20 25<br />

c FcMeOH<br />

[µM]<br />

0,00<br />

0,0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7<br />

1/c FcMeOH<br />

[1/µM]<br />

Abbildung 26 zeigt auf der linken Seite die Plateauströme der katalysierten Reaktion gegen die Konzentration<br />

des Mediators und auf der rechten Seite die zweifach reziproke Linearisierung der Messwerte zur Extraktion des k 3<br />

Wertes nach Gleichung 13.<br />

Dieser Wert ist auch in der gleichen Größenordnung, wie die weiter oben bestimmten<br />

Werte für k 3 . Allerdings ist er auch größer als die anderen k 3 Werte, wofür es einen Grund<br />

geben muss. Vergleicht man die unterschiedlichen Experimente, fällt auf, dass die Entfernung,<br />

die der Mediator zurücklegen muss, bei den oben beschriebenen Experimenten deutlich<br />

größer ist. Auch unter der Berücksichtigung einer Wanderung der Elektronen von einem Mediator<br />

zu einem anderen, der näher an der Elektrodenoberfläche ist und somit die Distanz verkürzt,<br />

vergeht immer noch mehr Zeit, was durch den niedrigeren k 3 Wert zum Ausdruck<br />

kommt. Es verhält sich aller Wahrscheinlichkeit so, dass das aktive Zentrum stark in Richtung<br />

der Elektrodenoberfläche orientiert sein muss, damit der Abstand, im Vergleich zu den Experimenten<br />

mit den freidiffundierenden Enzymen, signifikant kleiner wird. Somit kann auch<br />

behauptet werden, dass ein Teil der Mediatoren, analog zu einem aufgeladenem Tischtennisball<br />

zwischen zwei unterschiedlich geladenen Kondensatorplatten, hin und her diffundiert und<br />

die Elektronen auf dem kürzesten Weg befördert und dabei zum Teil von Coulombkräften<br />

weiter beschleunigt wird.<br />

61


Ergebnisse und Diskussion<br />

Tabelle 6: Vergleich der Kinetikkonstanten der 4 his – FNR im gebundenen Zustand und in Lösung.<br />

4-his K M / µM k 2 / s -1 k 3 /(M*s) -1 k red<br />

in Lösung<br />

340 ± 40 195.65 ± 19.86 3.07E+06 ± 2.11E+05 580.44<br />

auf der Elektrode gebunden<br />

3160 ± 800 241 ± 75 4,42E+06 ± 0.1<br />

Oberflächenbedeckung/ pmol*cm -2 = Γ FNR = 19.3 ± 7<br />

4.1.3.4 Switch sense<br />

Als letzten Teil der Arbeiten mit dem Enzym werden die Experimente mit Switch sense<br />

vorgestellt, die in Kooperation mit Uli Rant von der TU München durchgeführt wurden. Alle<br />

Abbildungen und Ergebnisse in diesem Abschnitt wurden von der AG Rant erstellt und hier<br />

zur Verfügung gestellt.<br />

Switch sense ist eine sehr junge Technologie mit der verschiedene kinetische Informationen<br />

aus einem einzigen Experiment gezogen werden können. Aus diesem Grund werden die<br />

Grundzüge hier kurz umrissen. In Abbildung 27 ist das Grundprinzip von Switch sense zu<br />

sehen.<br />

Abbildung 27: Grundprinzip von Switch sense; ohne Analyt<br />

Im unteren Teil ist eine oszillierende Rechteckspannung zu sehen, die gegen die Zeit aufgetragen<br />

ist. Durch diese Spannung wird eine Elektrode polarisiert, die einen DNS – Strang<br />

anziehen oder abstoßen kann. An diesem DNS Strang sitzt ein Fluoreszenzmarker, der ein<br />

Signal emittiert, je weiter er von der Elektrodenoberfläche entfernt ist, da diese mit einem<br />

Quencher modifiziert ist. Im normalen Zustand geht diese auf – und ab Bewegung sehr<br />

schnell, da an der DNS keine größeren Moleküle sind, die die Bewegung verhindern können.<br />

62


Ergebnisse und Diskussion<br />

Also folgt das Fluoreszenzsignal mit einer kleinen Hysterese der vorgegebenen Oszillation<br />

des Stroms.<br />

Abbildung 28: Grundprinzip von Switch sense; mit Analyt<br />

Mit der Abbildung 28 wird der Unterschied zwischen dem Grundzustand, ohne gebundenen<br />

Analyten, und dem Zustand mit gebundenem Analyten deutlich. Auf der linken Seite<br />

(schwarze Linie) ist die zeitlich aufgelöste Aufwärtsbewegung zusehen, die durch eine Zunahme<br />

des Fluoreszenzsignals beschrieben wird. Die Fläche unter der Kurve kann durch Integration<br />

bestimmt werden und wird als „dynamic response“ bezeichnet. Ist ein Analyt an den<br />

DNS – Strang gebunden, erhöht sich die Masse um ein Vielfaches, was, unter Berücksichtigung<br />

der Massenträgheit, zu einer Verlangsamung der Aufwärtsbewegung führt. Somit ändert<br />

sich die detektierte Kurve und auch die Fläche unter Jener (rote Kurve in Abbildung 28). Eine<br />

idealisierte Messung ist in Abbildung 29 zusehen.<br />

Abbildung 29: theoretische Messung mit Switch sense<br />

Aufgetragen ist hier die Fläche unter dem gemessenen Signal, als „dynamic response“ gegen<br />

die Zeit. Vor der Assoziationsphase ist der DNS – Strang am schnellsten, da keine anderen<br />

Stoffe gebunden sind. Während der Assoziationsphase kommt es zu einer Bindung mit<br />

dem Analyten und dadurch auch zu einer Verlangsamung der oszillierenden Bewegung des<br />

63


Ergebnisse und Diskussion<br />

DNS – Strangs, was sich in der Absenkung des Signals bemerkbar macht. In der Dissoziationsphase<br />

wird die Lösung vor der Sensoroberfläche gegen Puffer ausgetauscht und die Konzentration<br />

des Analyten auf null gesetzt. Dadurch stellt sich das Gleichgewicht zwischen adsorbierten<br />

und desorbierten Stoffen neu ein und ein Teil (in dem theoretischen Beispiel alles)<br />

des Analyten geht wieder in Lösung. Aus der Form der Kurven lässt sich mit mathematischen<br />

Methoden, analog zu den oben beschriebenen Teilen in der SPR Spektroskopie, die Adsorptions-<br />

und Desorptionskonstante (k on und k off ) bestimmen und aus dieser dann die Dissoziationskonstante<br />

(K D ).<br />

Im konkreten Fall der 2 – und 4 – his FNR sind die Messungen in der folgenden Abbildung<br />

30 zu sehen.<br />

Abbildung 30: links zeigt die Messungen der 4 – his FNR; rechts zeigt die Messungen der 2 – his FNR. Alle Messungen<br />

wurden in 0.5 M PB, pH 7.5, durchgeführt.<br />

Wie auch schon vorher in den SPR Messungen beobachtet benötigt die 4 – his FNR etwas<br />

länger zur Ausbildung der Bindung (τ 4-his > τ 2-his). Aber auch in der sonstigen Betrachtung<br />

der Messungen sieht man hier die bisherigen Ergebnisse bestätigt. Beide Enzyme binden gut<br />

an der verwendeten Oberfläche, die etwas anders aufgebaut ist als diejenige, welche in den<br />

vorhergehenden Experimenten verwendet wurde. Die entsprechenden Übergangsmetalle sind<br />

an einen tris-NTA Linker gebunden. Anhand der großen Anzahl an NTA Funktionen und der<br />

somit höheren Konzentration an Übergangsmetallionen, die für eine Bindung des Enzyms<br />

bereit stehen ist zu erwarten, dass das Enzym eine höhere Affinität zu dieser Oberfläche aufweisen<br />

wird und der K D – Wert kleiner ausfällt als bei den SPR Experimenten.<br />

Interessant wird es jetzt bei dem Dissoziationsverhalten der Enzyme, welches in Abbildung<br />

31 vergleichend dargestellt ist.<br />

64


Ergebnisse und Diskussion<br />

Abbildung 31: links zeigt die Messungen der 4 – his FNR; rechts zeigt die Messungen der 2 – his FNR. Alle Messungen<br />

wurden in 0.5 M PB, pH 7.5, durchgeführt.<br />

Wird zuerst die Form betrachtet, so fällt direkt auf, dass es keine vollständige<br />

Dissoziation der Enzyme gibt. Beide Kurven konvergieren gegen einen Grenzwert, der auf<br />

der "dynamic response" – Skala ungefähr bei 65 liegt. Als nächstes erkennt man, wie auch<br />

schon vorher zu sehen war, dass das Desorptionsverhalten der 2 – his FNR deutlich schneller<br />

ist und sich eine Stufe ausbildet (kink). Nachdem fast alles Material desorbiert ist, steigt der<br />

Wert nur noch langsam an. Zur mathematischen Beschreibung wird auf eine doppelt<br />

exponentielle Form zurückgegriffen. Ein Grund dafür könnte das Vorliegen zweier<br />

unabhängiger Prozesse an der Oberfläche sein, wie dem Desorbieren des Enzyms und dem<br />

Herauslösen des Metalls von dem tris-NTA Linker. Die genaue Zuordnung dieser Prozesse ist<br />

anahnd dieses Experiments nicht möglich, weshalb auch keine weiteren spekulationen dazu<br />

unternommen werden. Die τ off Werte sind zum einen τ off 1 = 59 s ± 7 s und τ off 2 = 632 s ± 48 s.<br />

Verglichen mit dem τ off des 4-his Enzyms mit 4672 s ±26 s, sieht man eine deutlich höhere<br />

Affinität des 4-his Enzyms. Zur Unterstützung werden zum Schluss noch die K D – Werte der<br />

beiden FNR miteinander verglichen. Im 4 his Fall erhält man einen Wert von 0.35 nM, was<br />

um ein vielfaches niedriger ist als im anderen Fall mit 14.42 nM.<br />

Somit ist auch durch dieses Experiment abgesichert, dass das 4-his Enzym deutlich stärker<br />

an Ni 2+ - modifizierte Oberflächen bindet als das 2-his Enzym.<br />

65


Ergebnisse und Diskussion<br />

4.2 Synthese und Charakterisierung einer leitfähigen Zwischenschicht<br />

(Dendrimermatrix)<br />

Im Zuge der Arbeit ist es notwendig Enzyme im Allgemeinen und das FNR – Enzym im<br />

Besonderen an Oberflächen zu binden. Die Bindung muss spezifisch und gerichtet sein, damit<br />

ein effektiver Elektronentransfer zwischen dem Redoxrelais und dem Enzym gewährleistet<br />

werden kann. Zusätzlich soll auf einen diffusiblen Redoxmediator verzichtet werden, der bei<br />

Messungen immer hinzugegeben werden muss. Diffusible Redoxmediatoren sind zur Untersuchung<br />

von Kinetiken nützliche Werkzeuge, aber zur Optimierung von Sensorsystemen gehören<br />

sie zu den ersten Variablen, die ersetzt, bzw. deren Eigenschaften von intelligenten<br />

Oberflächen ausgefüllt werden müssen [75] .<br />

Damit muss die organische Matrix, in der das FNR – Enzym immobilisiert wird, folgende<br />

Eigenschaften aufweisen:<br />

- Bindungsbildung zu einer Sensoroberfläche<br />

- Selektive und stabile Bindung des FNR – Enzyms<br />

- Elektronentransfer von dem reaktiven Zentrum zum Detektor<br />

- Stabilisierung des FNR – Enzyms im aktiven Zustand<br />

In der Chemie gibt es neben der Modifizierung von Goldoberflächen ein breites Spektrum<br />

von Analysenmethode, die spezifisch an solchen Oberflächen zum Einsatz kommen. Für die<br />

vorliegende Arbeit haben sich vor allem elektrochemische und SPR-spektroskopische Verfahren<br />

geeignet. Zur <strong>Immobilisierung</strong> der Moleküle wird auf die Thiol – Gold – Bindung zurückgegriffen.<br />

Weiterhin wird resultierend aus Ergebnissen der vorangegangenen Arbeiten,<br />

wieder mit den Chelatliganden gearbeitet. Ein geeigneter Redoxmediator ist Viologen, das in<br />

anderen Arbeiten u.a. zur Reduktion von Sauerstoff verwendet wurde. Es ist mit einem Redoxpotential<br />

von E= -0.446 mV vs NHE (für Methylviologen) ein stabiler Einelektronenmediator<br />

und kann über organische Modifikationen an Oberflächen oder andere Moleküle gebunden<br />

werden. Wird das Viologen modifiziert, ändert sich das Formalpotential des Elektronenübergangs.<br />

Dadurch ist es möglich ein großes elektrochemisches Fenster mit dieser Verbindung<br />

abzudecken, solange die richtigen Modifikationen vorgenommen werden.<br />

Um diese drei unterschiedlichen Eigenschaften in einem Molekül zu vereinen, kommt<br />

man nicht umhin, Makromoleküle zu verwenden, die eine große Anzahl von Seitenketten tragen<br />

und unterschiedlich modifiziert werden können. Für die Auswahl der Makromoleküle<br />

kommen prinzipiell zwei verschiedene Typen infrage:<br />

66


Ergebnisse und Diskussion<br />

- Polymere<br />

- Dendrimere<br />

Polymere sind in der Regel ungeordnete lange Ketten von verschiedenen Monomeren, die<br />

oft nur mit Hilfe eines Katalysators reagieren. Zudem benötigt man gute Synthesestrategien<br />

zur Herstellung geeigneter Polymere, was viel Zeit in Anspruch nimmt.<br />

Eine Alternative zu klassischen Polymeren sind die seit 30 Jahren bekannten Dendrimere.<br />

Diese Klasse von Makromolekülen zeichnet sich dadurch aus, dass sie schichtweise aufgebaut<br />

werden und mit einer Vielzahl an spektroskopischen Methoden untersucht werden können.<br />

Aufgrund der verwendeten Polyamidoamin – (PAMAM) – Dendrimere wird nur diese Art<br />

kurz in ihrem Aufbau und ihren Eigenschaften beschrieben [28–30,79] .<br />

Das PAMAM – Dendrimer wurde 1984/85 das erste Mal von D. Tomalia [29] beschrieben<br />

und wird mit einer iterativen Synthesestrategie aufgebaut. Dabei startet man bei einem 1,2 –<br />

Ethyldiaminkern über eine doppelte Michael – Addition mit anschließender Amidbildung.<br />

Diese Abfolge von Reaktionen wird so oft wiederholt bis das Dendrimer die gewünschten<br />

Eigenschaften aufweist, so erhält man z.B. bei kleineren Generationen weichere und flexiblere<br />

Dendrimere und je größer sie werden desto starrer werden sie. Die Anzahl der Endgruppen<br />

wächst dabei exponentiell und wird der dominierende Faktor für die endgültigen Eigenschaften<br />

des Dendrimers. Das innere des Dendrimers ist über diese Grenzschicht von der Umgebung<br />

separiert, was dieser Verbindungsklasse interessante Eigenschaften als Vektor für kleinere<br />

Moleküle oder miniaturisierte Reaktoren verleiht.<br />

Das in dieser Arbeit verwendete PAMAM – Dendrimer hat in der Peripherie 32 primäre<br />

Amine, die für eine weitere Funktionalisierung zur Verfügung stehen. Es bildet die dritte Generation<br />

innerhalb der Klasse der PAMAM – Dendrimere. Die Anzahl der terminalen Gruppen<br />

wächst exponentiell (2 n ). Die Verwendung der dritten Generation hat verschiedene Vorteile.<br />

Zum einen ist die Löslichkeit in organischen Lösemitteln gegeben, was zur Charakterisierung<br />

der hergestellten Verbindung bzw. zur weiteren Verarbeitung an den Oberflächen<br />

dient, zum anderen bietet es genügend funktionelle Gruppen um sie mit hinreichend terminalen<br />

Endgruppen zu versehen, die die Eigenschaften der Dendrimere für die weiteren Anwendungen<br />

spezifizieren.<br />

Durch die Verwendung der PAMAM – Dendrimere ist es möglich, die oben beschriebenen<br />

Eigenschaften in die Matrix zu integrieren. Die freien Aminogruppen in der Hülle lassen<br />

sich mittels klassischer organischer Synthesen modifizieren. Dabei teilen sich die verschiedenen<br />

Eigenschaften auf zwei unterschiedliche Moleküle auf. Zum einen ein Viologen, das un-<br />

67


Ergebnisse und Diskussion<br />

symmetrisch modifiziert wurde, zum anderen ein Nitrilotriessigsäurederivat (Nitrilotriacetic<br />

acid, NTA). Das Viologen, als ein Einelektronmediator, transportiert die Elektronen von dem<br />

aktiven Zentrum zu dem Detektor und zusätzlich besitzt es ein terminales Thiol, welches von<br />

dem Dendrimer weg zeigt und damit an Goldoberflächen binden kann. Das NTA chelatisiert<br />

Metalle wie Ni 2+ oder Fe 3+ und kann damit genetisch modifizierte Enzyme an der Oberfläche<br />

binden. Die Enzyme müssen dafür eine künstliche Bindestelle tragen, die aus zwei oder mehreren<br />

Histidin – Aminosäuren besteht.<br />

4.2.1 Synthese der Monomere und Modifikation der Dendrimere<br />

Im Folgenden werden zuerst die Synthese der verschiedenen Monomere und danach die<br />

Modifizierung der Dendrimere dargestellt. Anschließend wird die Anbindung der Dendrimere<br />

an Goldoberflächen mit unterschiedlichen Detektionsmethoden untersucht.<br />

4.2.1.1 Synthese der Monomere<br />

Um alle Bedingungen für eine stabile und intelligente Matrix zu erfüllen wurden in dieser<br />

Arbeit drei verschiedene Monomere synthetisiert. Zum einen ein Viologen als Elektronüberträger<br />

und zur Bindungsbildung zu Goldoberflächen, ein NTA – und ein TACN – Ligand zur<br />

Chelatisierung von Übergangsmetallkationen, um genetisch modifizierte Enzyme zu binden.<br />

Die Synthese der verschiedenen Dendrimere basiert auf der Reaktion der Isothiocyanatgruppen<br />

mit den freien Aminen der Dendrimere. Diese Reaktion läuft ohne Neben – oder Koppelprodukte<br />

ab, weshalb eine aufwendige Reinigung der Produkte entfällt. Als einzige Reinigungsschritte<br />

werden die Dendrimere filtriert und lyophilisiert. Da das PAMAM – Dendrimer<br />

in der dritten Generation kommerziell erhältlich ist entfällt eine aufwendige divergente Synthese<br />

des Grundkörpers.<br />

68


Ergebnisse und Diskussion<br />

Abbildung 32: Retrosyntheseschema eines Viologenlinkers mit terminalen Gruppen zur Reaktion mit Aminen<br />

auf der einen Seite und Goldoberflächen auf der anderen Seite 7 .<br />

Die Viologene werden nach dem Retrosyntheseschema in Abbildung 32 hergestellt. Dafür<br />

wird das Viologen zuerst mit 1-Iod-3-thioacetatpropan im Unterschuss umgesetzt und flüssigchromatographisch<br />

gereinigt. Das einseitig modifizierte Viologen wird im zweiten Schritt<br />

mit 1-Brom-3-isothiocyanatpropan in trockenem Acetonitril refluxiert. Das fertige Produkt ist<br />

ein zweiwertiges organisches Ion, was in Acetonitril eine geringere Löslichkeit aufweist und<br />

kann durch Kristallisation aus der Reaktionsmischung in hoher Reinheit isoliert werden. Die<br />

Ausbeute der Reaktion beträgt 20.15 %.<br />

Der NTA – Linker wurde über eine Kupplung zwischen N α , N α – Bis(carboxymethyl)-Llysine<br />

mit N – Hydroxysuccinimid (NHS) aktivierter p – Nitrobenzoesäure dargestellt. Die<br />

Nitrogruppe wurde nach der Amidbildung zuerst durch katalytische Hydrierung in ein Amin<br />

und im letzten Schritt mit Thiophosgen in ein aromatisches Isothiocyanat umgewandelt. Die<br />

einzelnen Syntheseschritte wurden mit NMR – Spektroskopie und ESI – MS – Spektrometrie<br />

überprüft und die Gesamtausbeute des Syntheseweges beträgt<br />

7 Nach der Vorschrift von R.Williams synthetisiert<br />

69


Ergebnisse und Diskussion<br />

HOOCH 2 C<br />

HOOCH 2 C<br />

N<br />

CH 2 COOH<br />

N<br />

CH 2 COOH<br />

O<br />

HOOC<br />

HOOC<br />

O<br />

OH<br />

1<br />

O<br />

O<br />

N<br />

O<br />

2 3, 4<br />

NH<br />

NH<br />

NO 2<br />

O<br />

O<br />

NO 2<br />

NO 2<br />

NCS<br />

Abbildung 33: Syntheseschema zur Darstellung des NTA – Linkers. 1 Aktivierung der Carbonsäure mit NHS; 2<br />

Amidierung der aktivierten Säure mit NTA; 3 Pd – katalytische Hydrierung der Nitrogruppe zum Amin; 4 Konvertierung<br />

des Anilins zu einem Isothiocyanat mit Thiophosgen [54] .<br />

Als erstes wird ein Dendrimer hergestellt, welches ausschließlich mit Viologen modifiziert<br />

wird. Dies stellt ein einfaches System dar, um erste spektroskopische Daten zu sammeln<br />

und um erste Testuntersuchungen an Elektroden vorzunehmen. Nach ersten Erfahrungen mit<br />

dem System werden gemischte Dendrimere synthetisiert, die neben dem Viologen noch den<br />

NTA – Linker enthalten. Es wurden drei verschiedene Verhältnisse in der Zusammensetzung<br />

von Viologen zu NTA untersucht. Als drittes wird ein Dendrimer untersucht, dass Viologen<br />

und einen TACN – Linker enthält. Der TACN – Linker soll eine Verbesserung zu den NTA –<br />

Viologen Dendrimern darstellen, da die Metallkationen in dem Makrozyklus in einer stabileren<br />

Ligandensphäre sind. Dadurch ist eine Diffusion der Metalle von dem Dendrimer in die<br />

Lösung und somit der Verlust einer Ankergruppe noch geringer.<br />

Zur besseren Übersicht ist im Folgenden die Zusammenfassung der einzelnen Teilkapitel<br />

voran gestellt.<br />

4.2.1.2 Zusammenfassung der Modifizierungen der Dendrimere<br />

In Zuge der Arbeit wurden drei verschiedene Arten von Dendrimeren hergestellt. Das reine<br />

Viologendendrimer, ein gemischtes Dendrimer mit Viologen und NTA und eine gemischte<br />

Variante mit Viologen und TACN. Die Klasse der NTA Dendrimere wurde im Laufe der Arbeit<br />

mit unterschiedlichen Verhältnissen (V++/NTA: 3/1; 1/1; 1/3) hergestellt. Dadurch sollten<br />

die Grenzen und Möglichkeiten des Systems erkundet werden. Alle Dendrimere konnten<br />

nach der Synthese durch Filtrierung gereinigt und mit NMR –Spektroskopie charakterisiert<br />

70


Ergebnisse und Diskussion<br />

werden. Der Grad der Modifizierung wurde durch Integration der entsprechenden 1 H NMR<br />

Signale bestimmt und ist im Folgenden in Tabelle 7 zusammengefasst.<br />

Tabelle 7: Zusammenfassung der Ausbeuten aus der Integration der entsprechenden 1 H NMR Analysen aller<br />

Modifizierungen der Dendrimere<br />

Dendrimer Viologen Viologen/ NTA<br />

Monomerenverhältnis 3/ 1 1/ 1 1/ 3<br />

Ausbeute/ % 100 92.3 82.6 43.6<br />

modifizierte Amine 32 29.7 26.5 14<br />

Molgewicht/ g/mol 25648 22422 19122 13191<br />

Mit einer generellen Ausbeute von deutlich über 80 %, außer für NTA – Viologen<br />

Dendrimer 3, und damit einer minimalen Anzahl von 26 funktionalisierten Aminen ist die<br />

Modifizierung der Dendrimere während der Arbeit gut etabliert, um eine Grundlage für weitere<br />

Experimente zu schaffen, die sich mit den Oberflächeneigenschaften der Dendrimere beschäftigen.<br />

4.2.1.3 Dendrimer mit Viologen substituiert<br />

Für die erste Dendrimersynthese wurde das Viologen in einem 1.5 fachen Überschuss, bezogen<br />

auf die Anzahl der primären Amine, zu dem freien Dendrimer in trockenem und entgastem<br />

DMSO gegeben. Das elektrophile Zentrum der kumulierten Doppelbindungen des<br />

Isothiocyanates reagiert mit dem freien Elektronpaar der Amine des Dendrimers über einen<br />

nucleophilen Angriff. Nach der Bindungsbildung zwischen dem Stickstoff und dem Kohlenstoff<br />

und einer Umlagerung des Protons vom Amin des Dendrimers an das neu entstandene<br />

Amin vom Viologen entsteht eine Thioharnstoffbindung, die eine hohe Stabilität gegenüber<br />

Temperaturänderungen, Sauerstoff und Redoxreaktionen innerhalb des für die weiteren Untersuchungen<br />

nötigen elektrochemischen Fensters bietet. Nachdem das fertige Dendrimer filtriert<br />

wurde, kann es mit NMR – Spektroskopie untersucht und charakterisiert werden.<br />

71


Ergebnisse und Diskussion<br />

Abbildung 34: Nachweis der Abspaltung der Schutzgruppe von dem Dendrimer.<br />

Die Verwendung der NMR – Spektroskopie hilft auch bei dem letzten Schritt, der Abspaltung<br />

der Acetatschutzgruppe von dem Thiol. Dafür wird das Dendrimer in entgastem D 2 O<br />

gelöst und getrocknetes Hydroxylamin – Hydrochlorid zugegeben. Unter den basischen Bedingungen<br />

spaltet sich über einen Additions – Eliminierungs – Mechanismus Essigsäure ab,<br />

die eine signifikante Hochfeldverschiebung im NMR – Spektrum zeigt. Das Signal des gebundenen<br />

Acetats liegt bei 2.4 ppm, wohingegen die CH 3 – Gruppe der Essigsäure bei 2 ppm<br />

gemessen wird. Mit diesem einfachen Experiment kann nachgewiesen werden, dass sich das<br />

System entsprechend den Erwartungen verhält. In Abbildung 34 kann durch eine Messung<br />

vor und nach der Reaktion gesehen werden, wie sich das Signal verschiebt. Damit ist ein einfacher<br />

Nachweis über die erfolgreiche Synthese des gewünschten Zielmoleküls gelungen.<br />

Abbildung 35 zeigt das erste Dendrimer, das homogen mit Viologen modifiziert wurde.<br />

72


O<br />

O<br />

O<br />

HOOC<br />

S<br />

O<br />

S<br />

S<br />

HOOC<br />

HOOC<br />

N<br />

S<br />

HOOC<br />

N<br />

O<br />

COOH<br />

N +<br />

HP<br />

S<br />

N +<br />

COOH<br />

S<br />

N +<br />

N<br />

H<br />

O<br />

N<br />

H<br />

O<br />

N +<br />

N +<br />

N +<br />

HOOC<br />

N +<br />

S<br />

S<br />

N<br />

HOOC<br />

N +<br />

NH<br />

NH<br />

S<br />

NH<br />

HOOC<br />

S<br />

HN<br />

S<br />

NH<br />

N +<br />

H<br />

N<br />

HN<br />

COOH<br />

N<br />

O<br />

COOH<br />

NH<br />

S<br />

N<br />

H<br />

HN<br />

NH<br />

O<br />

S<br />

HN<br />

HN<br />

NH<br />

COOH<br />

H<br />

N<br />

HN<br />

HN<br />

S<br />

NH<br />

O<br />

N<br />

H<br />

O<br />

H<br />

N<br />

O<br />

O<br />

HN<br />

N +<br />

O<br />

O<br />

O<br />

O<br />

S<br />

S<br />

N<br />

HN<br />

N +<br />

O<br />

N<br />

N<br />

HN<br />

NH<br />

HN<br />

O<br />

N<br />

H<br />

N<br />

S<br />

HN<br />

N +<br />

O<br />

HN<br />

NH<br />

N<br />

H<br />

N +<br />

HOOC<br />

O<br />

HN<br />

O<br />

NH<br />

HOOC<br />

S<br />

O<br />

O<br />

COOH<br />

N<br />

HN<br />

H<br />

N<br />

HN<br />

O<br />

N<br />

NH<br />

N<br />

S<br />

N<br />

S<br />

N<br />

HN<br />

N<br />

NH<br />

COOH<br />

COOH<br />

COOH<br />

O<br />

HN<br />

S<br />

HN<br />

O<br />

O<br />

NH<br />

NH<br />

H<br />

N<br />

HN<br />

HN<br />

O<br />

O<br />

O<br />

N<br />

H<br />

NH<br />

NH<br />

O<br />

O<br />

O<br />

NH<br />

O<br />

NH<br />

N<br />

HN<br />

O<br />

HN<br />

N +<br />

N<br />

N<br />

HN<br />

N<br />

HN<br />

N +<br />

S<br />

N +<br />

O<br />

N<br />

N<br />

O<br />

HN<br />

O<br />

H<br />

N<br />

O<br />

S<br />

O<br />

N +<br />

NH<br />

O<br />

HN<br />

O<br />

H<br />

N<br />

NH<br />

NH<br />

O<br />

S<br />

O<br />

N<br />

NH<br />

S<br />

HOOC<br />

HOOC<br />

S<br />

N<br />

HN<br />

HOOC<br />

O<br />

S<br />

HOOC<br />

HN<br />

HN<br />

N<br />

O<br />

N<br />

NH<br />

NH<br />

O<br />

HN<br />

O<br />

HN<br />

O<br />

O<br />

NH<br />

HN<br />

NH<br />

O<br />

N<br />

N<br />

O<br />

COOH<br />

O<br />

COOH<br />

NH<br />

S<br />

N<br />

N<br />

N<br />

O<br />

NH<br />

NH<br />

HN<br />

O<br />

NH<br />

N<br />

HN<br />

S<br />

NH<br />

O<br />

O<br />

NH<br />

NH<br />

HN<br />

H<br />

N<br />

O<br />

O<br />

O<br />

NH<br />

N<br />

H<br />

HN<br />

O<br />

O<br />

S<br />

O<br />

O<br />

HN<br />

N<br />

S<br />

NH<br />

N<br />

S<br />

N<br />

HN<br />

N<br />

O<br />

NH<br />

S<br />

N<br />

H<br />

O<br />

O<br />

HOOC<br />

H<br />

N<br />

HN<br />

O<br />

NH<br />

O<br />

H<br />

N<br />

HN<br />

NH<br />

O<br />

HN<br />

HOOC<br />

HOOC<br />

N<br />

H<br />

N<br />

HN<br />

N<br />

O<br />

O<br />

N<br />

N<br />

HOOC<br />

COOH<br />

NH<br />

NH<br />

N<br />

O<br />

O<br />

NH<br />

HN<br />

NH<br />

N<br />

S<br />

O<br />

O<br />

O<br />

COOH<br />

HN<br />

NH<br />

O<br />

O<br />

S<br />

H<br />

N<br />

O<br />

HN<br />

S<br />

NH<br />

NH<br />

N<br />

H<br />

NH<br />

NH<br />

NH<br />

S<br />

HN<br />

H<br />

N<br />

N<br />

H<br />

H<br />

N<br />

HN<br />

HN<br />

HN<br />

H<br />

N<br />

HN<br />

HN<br />

S<br />

S<br />

S<br />

S<br />

HN<br />

S<br />

O<br />

O<br />

O<br />

O<br />

H<br />

N<br />

O<br />

O<br />

HN<br />

N<br />

COOH<br />

COOH<br />

COOH<br />

HOOC<br />

HN N + N+<br />

S<br />

HN<br />

NH<br />

S<br />

S<br />

N + N +<br />

S<br />

HOOC<br />

N<br />

COOH<br />

COOH<br />

N<br />

S<br />

O<br />

S<br />

COOH<br />

S<br />

COOH<br />

S<br />

O<br />

O<br />

O<br />

Ergebnisse und Diskussion<br />

N + N +<br />

N + N +<br />

N + N H<br />

NH<br />

N +<br />

N + N +<br />

N +<br />

N+<br />

S<br />

N + H N<br />

NH<br />

N + N +<br />

N + N +<br />

N + N +<br />

Abbildung 35: Zwei Zielmoleküle der PAMAM - Dendrimer Modifizierung. Links ist das homogen mit Viologen<br />

hergestellte und rechts eins mit NTA und Viologen gemischte PAMAM - Dendrimer dargestellt.<br />

Zusätzlich kann mit der NMR – Spektroskopie auch den Grad der Modifizierung bestimmt<br />

werden. Dabei werden die aromatischen Signale des Viologens mit allen aliphatischen<br />

Signalen, die sich aus denen des Dendrimerkerns und den beiden Propylketten des Viologens<br />

zusammensetzten integriert. Für die Auswertung ist es wichtig zu wissen, dass im statistischen<br />

Mittel alle Verhältnisse zwischen aromatischen und aliphatischen Protonen simuliert<br />

und mit den ermittelten Daten abgeglichen werden können. Daraus ergibt sich eine Modifizierung<br />

des Dendrimers von 100 %, alle terminalen Amine haben mit den Isothiocyanaten abreagiert.<br />

4.2.1.4 Dendrimer mit Viologen und NTA<br />

Die nächsten Dendrimere werden heterogen mit den zwei verschiedenen Funktionen, dem<br />

Viologen und dem NTA, modifiziert. Die Zielstruktur, die für die Anbindung an Goldoberflächen<br />

und zur Bindung von Enzymen erwartet wird ist in Abbildung 35 dargestellt. Für die<br />

Synthese werden, analog zu den Ergebnissen der ersten Modifizierung des Dendrimers, wieder<br />

1.5 Äquivalente der Edukte zur Kopplung an die Amine verwendet. Diese teilen sich auf<br />

die entsprechenden Verhältnisse Viologen und NTA auf. Die Synthesen werden analog zu der<br />

oben beschriebenem Vorschrift in trockenem und entgastem DMSO durchgeführt. Nach der<br />

Filtration des fertigen Dendrimers erhält man durch NMR – Spektroskopische Analyse und<br />

Simulation der möglichen Verhältnisse eine Ausbeute von 92.3 % abreagierter NH 2 – Gruppen<br />

(29.7 modifizierte Amine; vgl. Abbildung 65) für das erste verwendete Verhältnis von<br />

drei Viologenen und einem NTA.<br />

73


Ergebnisse und Diskussion<br />

In Abbildung 37 ist das NMR – Spektrum des ersten Dendrimers gezeigt. Es sind die einzelnen<br />

Signale der aromatischen Protonen des Viologens und die Signale des Dendrimers mit<br />

den Propylketten und dem Acetat zu sehen. Bei den Signalen des Dendrimers kann man keine<br />

genaue Zuordnung durchführen, da zu viele ähnliche Protonen im Kern sind. Dadurch überlagern<br />

die einzelnen Signale und geben keine sauber aufgelösten Aufspaltungsmuster.<br />

Als letztes NTA – Viologen Dendrimer wurde das Verhältnis 1 zu 3 (Viologen/NTA)<br />

verwendet. Es wurde ähnliche Ausbeuten erwartet, wie in der Testreaktion mit dem homogenen<br />

Dendrimer, bzw. mit den beiden anderen NTA – Viologen Dendrimeren. Nachdem die<br />

Reaktion und die Aufreinigung beendet war, konnte das NTA – Viologen Dendrimer 3 spektroskopisch<br />

untersucht werden und ergab lediglich eine Ausbeute von 43.6 % modifizierter<br />

Amine. Da die Prozedur bei den anderen Dendrimeren erfolgreich funktioniert hat und auch<br />

die eingesetzten Edukte keine Anzeichen von Alterungsprozessen zeigten kann zum jetzigen<br />

Zeitpunkt nicht gesagt werden, wo der Fehler in der Synthese lag.<br />

Es wurden im Durchschnitt 2.3 Viologene an ein Dendrimer gebunden, was möglicherweise<br />

zu wenig für eine stabile <strong>Immobilisierung</strong> eines Makromoleküls auf einer Oberfläche<br />

ist. Die Anzahl der NTA – Funktionen ist mit durchschnittlich 11.7 ausreichend hoch zur <strong>Immobilisierung</strong><br />

der Metallkationen, die nötig sein werden um als Ankergruppen für die genetisch<br />

modifizierten Proteine zu dienen.<br />

Nachfolgend, in Abbildung 36, ist eine Reaktionsgleichung exemplarisch dargestellt und<br />

die NMR Spektren der verschiedenen Dendrimere. Ob die Bedeckung der Dendrimere mit<br />

Viologenen ausreichend ist, um eine stabile Bindung aufzubauen wird in dem nächsten Kapitel<br />

4.2.2 untersucht und diskutiert.<br />

74


Ergebnisse und Diskussion<br />

Abbildung 36: Syntheseschema zur Darstellung von heterogen modifizierten Dendrimeren.<br />

Die Dendrimere wurden in ausgeheizten Glasgeräten getrocknet, in trockenem DMSO aufgenommen, entgast<br />

und die anderen beiden Komponenten (V ++ : NTA [3/1; 1/1; 1/3]) zugegeben. Die Reaktionsmischung wurde drei Tage<br />

bei Raumtemperatur gerührt.<br />

Abbildung 37: Vergleichende NMR Spektren der unterschiedlichen Dendrimere.<br />

Unten ist das reine Viologendendrimer zu sehen. In der aromatischen Region sind nur die Signale der Bipyridine<br />

zu sehen. Die beiden Spektren in der Mitte zeigen zwei mit NTA und Viologen umgesetzte Dendrimere. Im sp 3 Bereich<br />

ist die Schutzgruppe für die Thiole sehr gut zu erkennen.<br />

75


Ergebnisse und Diskussion<br />

4.2.1.5 Dendrimer mit Viologen und TACN<br />

Analog zu den Synthesen der NTA – Viologen Dendrimere wurde auch das TACN – Viologen<br />

– Dendrimer hergestellt. Als Eingangsverhältnis wurden auf ein TACN drei Viologene<br />

gegeben mit einem 1.5 fachen Überschuss in Bezug auf die freien Amine des Dendrimers.<br />

Die Synthese wurde in entgastem und trockenem DMSO durchgeführt. Nachdem die fertigen<br />

Dendrimere filtriert und lyophilisiert wurden, wurde 1 mg der Substanz in 1 ml Wasser<br />

mit 15 µl TCEP gelöst und dann in 0.1 ml Aliquoten aufgeteilt. Die ersten NMR – Untersuchungen<br />

wurden in Deuteriumoxid durchgeführt, um das reale Verhältnis zwischen TACN<br />

und Viologen zu ermitteln.<br />

NMR – spektroskopische Untersuchungen, dargestellt in Abbildung 68, ergaben ein Verhältnis<br />

von 1/1.35 (TACN zu Viologen) bei einer gesamt Ausbeute von 85.5 % (27.4 modifizierte<br />

Amine). Damit ist das letzte Dendrimer für weitere Untersuchungen, zur Herstellung<br />

einer <strong>Immobilisierung</strong>smatrix für Enzyme, dargestellt.<br />

4.2.2 Kinetiken zur Anbindung an Goldoberflächen<br />

Die Anbindung und insbesondere die Charakterisierung eines Moleküls an einer Oberfläche<br />

war und ist noch immer eine schwierige Aufgabe in dem Gebiet der Oberflächenanalyse.<br />

Neben der Anbindung und Stabilisierung einer Matrix muss auch gewährleistet sein, ein Enzym,<br />

als essentieller Bestandteil eines Biosensors, zu immobilisieren. Nachdem die Synthese<br />

der Matrixmoleküle erfolgreich abgeschlossen wurde und die Charakterisierung ergab, dass es<br />

sich um gemischte Dendrimere handelt, die zum einen Schwefelgruppen und zum anderen<br />

Chelatliganden in der Peripherie tragen, kann damit begonnen werden die <strong>Immobilisierung</strong>seigenschaften<br />

zu untersuchen.<br />

Die erste Frage, die beantwortet werden muss, ist, ob das modifizierte Dendrimer mit seinen<br />

Thioacetaten bzw. mit seinen Thiolen in der Lage ist, stabil an eine Oberfläche zu binden<br />

und ob es möglich ist dies mit elektrochemischen und spektroskopischen Methoden nachzuweisen.<br />

In den nächsten Experimenten wird die Assoziation der verschiedenen Dendrimere an<br />

Goldoberflächen untersucht. Die eingesetzten Techniken sind die zyklische Voltammetrie, die<br />

mit den Viologenen, als Einelektronenmediator, der Dendrimere arbeitet, und die Oberflächenplasmonenresonanz<br />

– Spektroskopie, die die Änderung des Brechungsindexes vor der<br />

Oberfläche als Detektionsgrundlage nimmt. Aus diesen Messungen können sowohl qualitative<br />

76


Ergebnisse und Diskussion<br />

Angaben über den Aufbau einer Schicht, als auch quantitative Aussagen über die Bindungskonstante<br />

der Dendrimere gemacht werden.<br />

4.2.2.1 Elektrochemische Untersuchungen<br />

Die zyklische Voltammetrie ist eine sehr aussagekräftige Messmethode in der Elektrochemie<br />

und kann qualitative Rückschlüsse auf die Fragestellung einer stabilen Assoziation<br />

der Dendrimere an Goldoberflächen geben. Die hergestellten Dendrimere tragen neben den<br />

Schwefelgruppen kovalent gebundene Redoxmediatoren in der Peripherie und sollten somit<br />

elektrochemisch adressierbar sein. Wird die Spannung im Bereich des Formalpotentials der<br />

verwendeten Viologene in einer elektrochemischen Messzelle periodisch linear erhöht und<br />

erniedrigt (E 0 = -438 mV vs. NHE) wird ein sich eine Stromantwort einstellen, welche zu<br />

einem der beiden Kriterien zugeordnet werden kann:<br />

- Stabiles Signal über die Zeit<br />

- Wert des Signals ändert sich mit zunehmender Anzahl der Zyklen<br />

Im ersten Fall, bei einem stabilen Signal über eine große Anzahl von Zyklen (" > 100),<br />

kann von einer diffundieren Redoxspezies ausgegangen werden 8 . Ändert sich das Signal mit<br />

der Zeit gibt es zwei verschiedene Möglichkeiten, entweder geht der Redoxmediator kaputt,<br />

indem chemische Reaktionen an der oxidierten Form des Viologens ablaufen, was mit einer<br />

Abnahme des Signals einhergehen würde, oder das Signal wird größer, was für eine Zunahme<br />

der redoxaktiven Spezies vor der Elektrodenoberfläche spricht. In diesem Fall kann davon<br />

ausgegangen werden, dass sich eine Bindung zwischen dem Dendrimer und der Goldoberflächen<br />

ausbildet. Die gemessenen Signale wachsen, da die Dendrimere nicht mehr wegdiffundieren<br />

können und weitere freidiffundierende Dendrimere aus der Lösung zu der Elektrodenoberfläche<br />

kommen und ebenfalls mit dieser eine Bindung eingehen. Da sie nicht mehr in der<br />

Lage sind die Oberfläche zu verlassen nimmt die Konzentration der Viologene zu und der<br />

Maximumstrom in den Strom – Spannungskurven wächst. Dieses Verhalten gehorcht der<br />

Langmuir‘schen Isotherme, die als monolagen Adsorption beschrieben werden kann. Durch<br />

die Besetzung freier Stellen auf der Oberfläche durch die Dendrimere wird der Platz auf der<br />

Oberfläche immer geringer. Unter Ausschluss von Sauerstoff wird die Bildung von Disulfidbrücken<br />

unterdrückt und keine weiteren Dendrimere können sich an die Oberfläche anlagern.<br />

Es kommt zur Stagnation des Signals und der Assoziationsprozess ist beendet.<br />

8 Alternativ sieht man nur eine Puffermessung, da die Zugabe des Dendrimers vergessen wurde.<br />

77


Ergebnisse und Diskussion<br />

4.2.2.2 Elektrochemie des homogenen Dendrimers<br />

Die zyklischen Voltammogramme wurden in einem elektrochemischen Fenster von<br />

(-0.2 V) – (-0.6 V) vs. Ag/AgCl in einer entgasten Dendrimerlösung 9 mit 0.05 M PB und<br />

0.1 M KNO 3 aufgenommen. Wird das erste hergestellte Dendrimer betrachtet, welches nur<br />

Viologene trägt, kann im zeitlichen Verlauf eine Zunahme des Stromsignals festgestellt werden.<br />

Unter den gegebenen Umständen und der aufgestellten Hypothese kann davon ausgegangen<br />

werden, dass die Konzentration an redoxaktiven Spezies vor der Elektrodenoberfläche<br />

über die Zeit ansteigt.<br />

Dendrimer<br />

mit<br />

Viologenen<br />

6<br />

4<br />

Goldelektrode<br />

R<br />

R<br />

i [µA]<br />

2<br />

0<br />

N<br />

N<br />

-2<br />

-4<br />

N<br />

+/- e -<br />

N<br />

-6<br />

-0,6 -0,5 -0,4 -0,3 -0,2<br />

E [V vs Ag/AgCl]<br />

0 5 10 15 20 25 30 35<br />

t [min]<br />

R<br />

R<br />

Abbildung 38: Elektrochemischer Nachweis der Entstehung einer stabilen Dendrimerschicht.<br />

Links ist der schematische Aufbau der Elektrode mit der Dendrimerschicht und der Redoxreaktion der Viologene<br />

dargestellt. In der Mitte ist das CV in dem Messbereich von (-0.6) – (-0.2) V vs. Ag/AgCl den gemessenen Strom<br />

einer 0.05 M PB,pH 7.5, 0.1 M KNO 3 mit freiem Dendrimer. Über die Zeit nimmt die Stromantwort im Bereich des<br />

Formalpotentials (-0.428 V) des Viologens zu. Rechts zeigt die Auftragung die Maxima und Minima der einzelnen<br />

Zyklen im zeitlichen Verlauf. Ein Anstieg in den ersten fünf Minuten zeigt den schnellen Ablauf der Reaktion.<br />

Die Redoxwellen in der zyklischen Voltammetrie entsprechen bei einer Redoxspezies, die<br />

auf einer Oberfläche gebunden ist, der Anzahl an gebundenen Analyten. Es ist daher möglich<br />

mit der Messung die Oberflächenkonzentration des Dendrimers und die Anzahl der Dendrimere<br />

zu errechnen. Aus der Integration der letzten Zyklen erhält man die Werte für die Ladung,<br />

die übertragen wurde. Für die Oxidation ergeben sich 1,375 µAs und für die Reduktion<br />

1,185 µAs 10 . Mit Gleichung ( 16 ) lässt sich die Oberflächenbedeckung der Dendrimere in<br />

[mol/mm 2 ] berechnen.<br />

9 Ein Aliquot (0.1 ml) wurde in 0.9 ml des Puffers verdünnt und dann mit 5 µl TCEP versetzt<br />

10 Die Werte, die aus den CVs extrahiert wurden sind -0.237µAV für die Reduktion und 0.275 µAV für die<br />

Oxidation und wurden mit der Spannungsvorschubgeschwindigkeit von 0.2 V/s verrechnet, um die Ladung zu<br />

berechnen<br />

78


Ergebnisse und Diskussion<br />

Γ =<br />

Q<br />

nFA g<br />

( 16 )<br />

Γ = Oberflächenbedeckung in [mol/cm 2 ]; Q = Übertragene Ladung in [As]; n = Anzahl der übertragenen Elektronen;<br />

F = Faradaykonstante (96485 C/mol); A g = geometrische Oberfläche der Elektrode (3.14 mm 2 )<br />

Für die Viologene ergibt sich eine Konzentration von Γ ox, V = 4.45 pmol/mm 2 bzw.<br />

Γ red, V = 3.91 pmol/mm 2 . Da jedes Dendrimer mit 32 Viologenen modifiziert ist ergibt sich<br />

eine Oberflächenkonzentration von Γ hi,k = 0.139 pmol/mm bzw. Γ qrs,k = 0.122 pmol/<br />

mm bzw. eine Gesamtanzahl an Dendrimeren von 7.32 ∗ 10 O − 8.34 ∗ 10 O . Mit einer<br />

Größe von ca. 4 nm im Durchmesser kann man die gesamte Fläche berechnen, die von den<br />

Dendrimeren bedeckt wird. Mit Gleichung ( 17 ) und der Gesamtzahl der Dendrimere erhält<br />

man eine Fläche von 0.92 mm 2 .<br />

A = πr ( 17 )<br />

Im Vergleich zu der möglichen Gesamtfläche der Elektrode mit A g = 3.14 mm 2 sind dementsprechend<br />

29.29 % der Elektrode mit dem Dendrimer bedeckt. Dieser Wert ist für die Gesamtbedeckung<br />

der Elektrode relativ gering, aber da es sich bei den Dendrimeren um Kugeln<br />

handelt, die in einer zweidimensionalen Projektion mit maximal 78 % Ausbeute angeordnet<br />

werden können 11 , relativiert sich der Wert auf 37.56 % der möglichen Oberflächenbedeckung.<br />

Die geringe Bedeckung der Elektrodenoberfläche stützt die Behauptung, dass sich die<br />

Dendrimere in einer Monolage angeordnet haben. Eine mögliche Erklärung für die geringe<br />

Bedeckung der Oberfläche mit Dendrimeren kann mit dem generellen Aufbau der Dendrimere<br />

gegeben werden. Die Dendrimere sind in ihrer makromolekularen Struktur mit 32 Viologenen<br />

modifiziert, von denen jedes zwei negative Ladungen trägt. Somit konzentrieren sich 64 negative<br />

Ladungen auf ein Volumen von 33.5 ∗ 10 y m 3 , die, gelöst in Puffer, von einer Reihe<br />

Gegenionen stabilisiert und durch räumliche Abgrenzung, sowie Solvatisierungseffekte abgeschirmt<br />

werden. Lagern sich die Dendrimere auf einer Oberfläche an und werden dort durch<br />

Chemisorption festgehalten lädt sich die Oberfläche auf und in der Lösung befindliche<br />

Dendrimere werden von der Coulombwechselwirkung immer mehr abgestoßen. Dieser Effekt<br />

wird durch das Vorhandensein der Ionen in dem Leitelektrolyten zwar etwas ausgeglichen, ist<br />

aber trotzdem ein Hauptgrund für die geringe Oberflächenbedeckung. Der Effekt der elektrostatischen<br />

Abstoßung wird auch in späteren Experimenten noch deutlich.<br />

11 Ausgehend von einer primitiven Kugelpackung<br />

79


Ergebnisse und Diskussion<br />

4.2.2.3 Elektrochemie der heterogenen Dendrimere<br />

Nachdem mit dem ersten Dendrimer gezeigt werden konnte, dass eine <strong>Immobilisierung</strong> an<br />

Elektrodenoberflächen möglich ist, nachgewiesen und quantifiziert werden kann, werden auch<br />

die anderen Dendrimere, die verschiedene Verhältnisse von Viologen – und NTA – bzw.<br />

TACN – Linker tragen, auf dieselbe Art und Weise untersucht. Die voran beschriebenen Methoden<br />

werden analog weiter verwendet und es werden nur noch die Ergebnisse betrachtet.<br />

Anhand von Abbildung 39 wird die stabile Bindung aller drei Viologen – NTA Dendrimere<br />

deutlich. In jedem Experiment sind die Signale der Redoxwellen immer größer geworden.<br />

Der Peakaufspaltung aller Messungen war deutlich unter 59 mV, was für eine oberflächengebundene<br />

Spezies spricht. Die größte Differenz lag bei Dendrimer 3 vor. Für die weiteren Betrachtungen<br />

werden nur die kathodischen Teile der ZV's betrachtet, da sie stabiler und auch<br />

besser zu vergleichen sind.<br />

6<br />

4<br />

2<br />

i [µA]<br />

0<br />

-2<br />

-4<br />

-0,6 -0,4 -0,2<br />

-0,6 -0,4 -0,2 0,0 -0,75 -0,50 -0,25 0,00<br />

E [V vs. Ag/AgCl]<br />

Abbildung 39: Elektrochemische on-line Kontrolle der Dendrimeranbindung zur Verwendung als Redoxrlais.<br />

Von links nach rechts ist das Dendrimer 1, 2 & 3 zu sehen. Gemessen wurde in 0.1 M KNO 3 , 0.05 M PB, pH 7.5,<br />

mit einer Spannungsvorschubgeschwindigkeit von 0.2 V/s und 200 Zyklen. Im Verlauf der Messungen wachsen die<br />

Signale an und zeigen eine stabile Bindung der Dendrimere an die Elektrodenoberfläche und eine gute Kontaktierung<br />

der Viologene.<br />

Besonders fällt die maximale Auslenkung der Redoxwellen auf, die vom Ersten bis zum<br />

dritten Dendrimer immer geringer wird. Dies korreliert direkt mit der übertragenen Ladung,<br />

80


Ergebnisse und Diskussion<br />

die auch immer weiter abnimmt. Allerdings kann daraus nicht geschlossen werden, dass auch<br />

weniger Material auf den Elektrodenoberflächen abgelagert wurde. Zur Interpretation der<br />

Werte müssen die NMR Messungen einbezogen werden, die für jedes Dendrimer sagen, wie<br />

viele Viologene sich in der Peripherie befinden und wie viele Ladungen übertragen werden<br />

können. Das erste Dendrimer hat die größte Anzahl an Viologenen und kann daher auch die<br />

meisten Elektronen übertragen oder aufnehmen. Es ist auch nicht verwunderlich, dass die<br />

größten Redoxwellen bei diesem Molekül gemessen wurden. Die geringste Ausbeute an Viologen<br />

war bei dem Dendrimer 3 zu finden, wo durchschnittlich 2 bis 3 Viologene an einem<br />

Dendrimer binden konnten.<br />

6<br />

4<br />

2<br />

i [µA]<br />

0<br />

-2<br />

-4<br />

0 10 20<br />

t [min]<br />

0 10 20<br />

t [min]<br />

Abbildung 40: Zeitliche Projektion der minimalen/ maximalen Stromantworten bei der Dendrimeranbindung.<br />

Für Dendrimer 1 & 2 sind aus den in Abbildung 39 gezeigten ZV's die jeweils höchsten und niedrigsten Auslenkungen<br />

der Stromantwort gegen die Zeit aufgezeichnet.<br />

Für die anderen beiden Dendrimere kann die Näherung „größeres Signal gleich höhere<br />

Bedeckung der Oberfläche“ nicht mehr angewendet werden. Die übertragene Ladung ist zwar<br />

größer, was auch zu einer höheren Dichte an Viologen führt (Γ D2, V++ > Γ D3, V++ ), aber auf die<br />

effektive Anzahl an Dendrimeren gerechnet, ergibt sich das umgekehrte Verhältnis von Γ D2,<br />

V** = 0.109 pmol/mm 2 < Γ D3, V** = 0.180 pmol/mm 2 . Für die Bedeckung macht das einen Unterschied<br />

von 17 % aus. So kann die für die Oberflächenbedeckung die Reihe D1 > D3 > D2<br />

aufgestellt werden. Da die Anbindung in allen Fällen irreversibel zu erfolgen scheint müssen<br />

81


Ergebnisse und Diskussion<br />

für die teilweise stark voneinander abweichenden Werte andere Erklärungen gefunden werden.<br />

Am wahrscheinlichsten sind intermolekulare Wechselwirkungen, die für eine Änderung<br />

im Oberflächenpotential während der Adsorption sorgen.<br />

Als Referenz zur weiteren Diskussion der Bedeckung der Oberfläche mit den unterschiedlichen<br />

Dendrimeren dient das reine Viologendendrimer, welches als erstes vermessen wurde.<br />

Die bedeckte Fläche des Dendrimers 1 konnte im Vergleich zu dem reinen Viologendendrimer<br />

verdoppelt werden. Eine mögliche Erklärung für diesen Effekt ist die Stabilisierung<br />

der beiden positiven Ladungen des Viologens durch die drei Carbonsäuren, die den NTA –<br />

Linker definieren. Die Messung wurde in einem Puffer mit einem pH – Wert von 7.5 durchgeführt,<br />

was die Säuren deprotoniert und somit die negativen Ladungen ausgleichen kann.<br />

Bilanziert man die Ladungen des gesamten Dendrimers, erhält man 29.6 positive Ladungen,<br />

die von 29.4 negativen Ladungen kompensiert werden. Damit ergibt sich eine Nettoladung<br />

von ∆ = 0.2 12 für das gesamte Dendrimer und näherungsweise kann davon ausgegangen werden,<br />

dass die Dendrimere nicht geladen sind. Aus diesem Grund können sich die Dendrimere<br />

auch in größerer Anzahl auf der Elektrode zusammenrotten, was in dem Fall des reinen Viologendendrimers<br />

nicht möglich ist.<br />

Die Anzahl der Viologenfunktionen ist bei Dendrimer 2 deutlich höher als bei Dendrimer<br />

1, weshalb die Nettoladung in diesem Dendrimer bei ca. 32 13 liegt. Damit erhält man, analog<br />

zu dem reinen Viologendendrimer eine positive Aufladung der Oberfläche und eine elektrostatische<br />

Abstoßung zwischen den gebundenen und den ungebundenen Dendrimeren. Diese<br />

scheint nur teilweise von den Gegenionen kompensiert zu werden, was zu der geringen Bedeckung<br />

mit Dendrimeren führt.<br />

Das Dendrimer 3 zeigt ein anderes Verhalten als die bisher untersuchten Dendrimere 1<br />

und 2, was die elektrochemische Adressierbarkeit der Viologene anbelangt. Das Formalpotential<br />

ist zu negativeren Potentialen verschoben, wie in Abbildung 39 rechts zu sehen ist.<br />

Das Formalpotential liegt bei -0.525 V und ist damit 0.063 V negativer als das von<br />

Dendrimer 2. Zusätzlich ist die Aufspaltung der Redoxwellen mit 18 mV mehr als doppelt so<br />

groß als bei den vorher untersuchten Dendrimeren. Dies kann mit der geringen Konzentration<br />

von Viologenen zusammenhängen, die an diesem Dendrimer gebunden sind. Im Mittel sind<br />

2.4 Viologene an ein Dendrimer gebunden. Da die Elektronen über die einzelnen Viologene<br />

12 Dieser Wert geht aus statistischen Betrachtungen hervor. Es gibt nur ganze Elementarladungen.<br />

13 Das Verhältnis zwischen dem NTA und dem Viologen betrug bei diesem Dendrimer 1 zu 4.7 bei einer<br />

Ausbeute von 88.95 %. Dies entspricht einer Verteilung von fünf NTA Gruppen zu 23.5 Viologenen.<br />

82


Ergebnisse und Diskussion<br />

zu der Oberfläche, bzw. von der Oberfläche zu den Viologenen, transportiert werden müssen,<br />

kann dies bei einer geringen Konzentration zu einer Limitierung im Seegras – Mechanismus<br />

führen. Die Diffusion ist eine ungerichtete Bewegung von Atomen und Molekülen, die ggf.<br />

einem Gradienten folgt, falls ein solcher Vorliegt. Nichts desto weniger trotz müssen die<br />

zwei, bzw. drei Viologene an dem Dendrimer eine räumliche Nähe zueinander haben bis ein<br />

Elektron erfolgreich übertragen werden kann. Wenn die Anzahl der Redoxmediatoren allerdings<br />

zu gering ist, kann es länger dauern bis es zu einer solchen Annäherung kommt.<br />

Dadurch lässt sich die größere Aufspaltung der Redoxwellen erklären, obwohl es sich um eine<br />

oberflächengebundene Spezies handelt.<br />

Aus den ZV – Messungen lässt sich eine Oberflächenkonzentration von Dendrimer 3 mit<br />

Γ ox, D3 = 0,18 pmol/mm 2 bestimmen. Für die prozentuale Bedeckung wird ein Wert von 43 %<br />

erhalten. Dieser Wert ist deutlich größer als für das reine Viologendendrimer und das<br />

Dendrimer 2, aber kleiner als für das Dendrimer 1. Dies ist ein Indiz für eine gute Kompensation<br />

der positiven Ladungen der Viologene durch die deprotonierten Carbonsäuren der NTA –<br />

Gruppen. Auch die geringe Bedeckung der NTA – Gruppen rund um das Dendrimer mit<br />

durchschnittlich 11.6 Funktionen führt zu einer Abnahme des mittleren Radius und gibt den<br />

Dendrimeren genug Platz, um sich ausreichend auf der Oberfläche anzuordnen. Durch die<br />

größere Anzahl an Dendrimeren auf der Oberfläche kommt es zu einer Kompensation der<br />

geringen Anzahl an Viologenen in der Peripherie der Dendrimere. Dadurch können hinreichend<br />

hohe Ströme erreicht werden, die zu einer aussagekräftigen Analyse des Dendrimers<br />

führen.<br />

4.2.2.4 Zusammenfassung der elektrochemischen Experimente<br />

Die elektrochemischen Experimente zur Charakterisierung der ersten vier Dendrimere<br />

werden kurz zusammengefasst.<br />

Das homogen modifizierte Dendrimer zeigt eine symmetrische Form in den CV – Messungen,<br />

wie es bei einer oberflächengebundenen Spezies sein soll. Die Aufspaltung der Redoxwellen,<br />

die in einem idealen Fall gleich null sein soll, liegt bei 14 mV und ist damit deutlich<br />

von einer freidiffundierenden Redoxspezies zu unterscheiden, die ≥ 59 mV ist. Bei den<br />

drei NTA – Viologen Dendrimeren liegt die Aufspaltung nur bei dem dritten Dendrimer mit<br />

vier mV minimal höher. Die anderen beiden Dendrimere sind mit 6 mV bzw. 8 mV nahezu<br />

ohne Aufspaltung der Redoxwellen.<br />

83


Ergebnisse und Diskussion<br />

Die Formalpotentiale der Dendrimere liegen im gleichen Bereich wie das des freien<br />

Dipropylviologens. Damit kann davon ausgegangen werden, dass der Elektronentransfer der<br />

einzelnen Viologene über einen Seegrasmechanismus hinreichend schnell ist. Lediglich das<br />

NTA – Viologen Dendrimer 3 zeigt ein anderes elektrochemisches Verhalten, was das Formalpotential<br />

betrifft, da es um ca. 87 mV von dem des Dipropylviologens verschoben ist. Eine<br />

schlüssige Erklärung für diese Verschiebung konnte während der Arbeit nicht gefunden<br />

werden.<br />

Tabelle 8: Zusammenfassung der elektrochemischen Untersuchungen der verschiedenen Dendrimere<br />

NTA - Viologen<br />

Dendrimer<br />

1<br />

NTA - Viologen<br />

Dendrimer<br />

2<br />

NTA - Viologen<br />

Dendrimer<br />

3<br />

Viologen<br />

Dendrimer<br />

Formalpotential/ mV -455 -462 -525 -428<br />

Ladung ox/ µAs 1.65 0.155 0.307 1.375<br />

Peakaufspaltung/ mV 6 7.75 18 14<br />

Bedeckung/ fmol/mm 2 275 109 180 139<br />

Bedeckung/ % 66 26 43 38<br />

Molekulargewicht/ g/mol 22422 19122 13191 25468<br />

Die berechneten Bedeckungen aus den übertragenen Ladungen zeigen eine ähnliche Bedeckung<br />

mit Dendrimer auf alle Elektroden. Bei allen vier Dendrimeren ist eine Bedeckung<br />

im Bereich von 110 – 275 fmol/mm 2 gefunden worden. Dabei wurde die größte Bedeckung<br />

bei dem NTA – Viologen Dendrimer 1 festgestellt. Die geringste bei dem NTA – Viologen<br />

Dendrimer 2. Die Werte schwanken damit zwischen 20 – 50 % der gesamten Oberfläche der<br />

Elektrode.<br />

4.2.2.5 SPR – Untersuchungen<br />

Neben der Detektion von oberflächengebundenen Spezies mittels Elektrochemie bieten<br />

sich auch andere Methoden an, die auf der Wechselwirkung zwischen Licht und Materie beruhen.<br />

Dabei eignet sich die Oberflächen Plasmonen Resonanz (surface plasmon resonance,<br />

SPR) Spektroskopie besonders, da sie die Probe nicht zerstört, äußerst sensitiv ist und den<br />

schrittweisen Aufbau von molekularen Architekturen aufzeichnen kann.<br />

Die Wirkweise eines SPR Detektors sieht folgendermaßen aus, dass eine metallische<br />

Oberfläche (meist Gold) auf einem Prisma liegt und durch das Glas mit einem Laser angestrahlt<br />

und das, von der Goldoberfläche reflektierte, Licht gemessen wird. Diese Totalreflexion<br />

tritt auf, wenn auf der anderen Seite ein optisch dünneres Medium ist als das Prisma, was<br />

für wässrige Lösungen wie Puffer gilt. Wird die Intensität des Lichtes gemessen, welches an<br />

84


Ergebnisse und Diskussion<br />

der Phasengrenze reflektiert wird, kann man feststellen, dass bei bestimmten Winkeleinstellungen<br />

nicht alles Licht am Detektor ankommt. Es bildet sich ein Minimum der Intensität aus,<br />

bei dem ein Teil des eingestrahlten Lichtes mit den freien Elektronen (oder Plasmonen) des<br />

Metalls in Wechselwirkung tritt und auf der anderen Seite als evaneszente Welle frei wird.<br />

Diese evaneszente Welle kann mit dem optisch dünneren Medium in Wechselwirkung treten<br />

und ist damit von der Konzentration der wässrigen Lösung oder den Vorgängen an der Oberfläche<br />

abhängig. Durch die Änderung des Brechungsindex ändert sich der kritische Winkel<br />

bei dem die Plasmonen in Resonanz mit dem Licht treten. Die Abweichung des Intensitätsverlustes<br />

kann gemessen werden und steht in direktem Zusammenhang mit dem Brechungsindex<br />

der Lösung vor der Oberfläche. Werden große Biomoleküle vor der Oberfläche immobilisiert<br />

ändert sich der Brechungsindex und man kann eine Verschiebung des Intensitätsminimums<br />

sehen, was, wird der Winkel des Minimums gegen die Zeit aufgetragen, zu einem Sensorgramm<br />

führt. Man kann also eine chemische Reaktion auf einer Seite eines Metallfilms ablaufen<br />

lassen und untersuchen, wenn die andere Seite mit einem Laser im richtigen Winkel bestrahlt<br />

wird. Man erhält ein zweigeteiltes System mit einer trocknen und einer nassen Seite.<br />

Unter zu Hilfenahme dieser Sensorgramme und einfacher mathematischer Methoden können<br />

sowohl Assoziationskonstanten als auch Dissoziationskonstanten bestimmt werden.<br />

Zur Bestimmung der Bindungskonstante des Dendrimers wird die Arbeit von<br />

O’Shannessy et. al. [114] verwendet. Dabei werden die Ratengleichungen integriert und die Daten<br />

direkt mathematisch angenähert. Die Folgende Gleichung ( 18 ) wird zur Bestimmung der<br />

Assoziationskonstanten herangezogen<br />

1 _ = b6 A1 MA$ z1 − (^: {*: | )_ }<br />

b6 A + 6 -<br />

( 18 )<br />

Unter der Annahme, dass die Chemisorption des Dendrimers an eine Goldoberfläche ein<br />

irreversibler Prozess ist, da die Bindungsenergie der ausgebildeten Gold – Schwefel – Bindung<br />

mit 40 kcal/mol zu groß ist als das sich das Dendrimer von der Oberfläche abwaschen<br />

lässt, wird der Dissoziationsterm vernachlässigt und k d = 0 gesetzt. Dadurch vereinfacht sich<br />

Gleichung ( 18 ) zu<br />

1 _ = 1 MA$ (1 − ^: {_ ) ( 19 )<br />

Unter der Verwendung der Konzentration der Dendrimerlösung lässt sich durch mathematische<br />

Anpassung die Assoziationskonstante der Dendrimere bestimmen. Für die drei ver-<br />

85


Ergebnisse und Diskussion<br />

schiedenen Viologen – NTA – Dendrimere als auch für das Viologen – TACN – Dendrimer<br />

werden zuerst Bindungskurven gezeigt und anschließend die mathematisch angenäherten<br />

Funktionen überlagert. Eine Diskussion der Assoziationskonstanten mit einer tabellarischen<br />

Auflistung der ermittelten Werte folgt.<br />

Die oben gemachte Vereinfachung die von Gleichung ( 18 ) zu Gleichung ( 19 ) führt wird<br />

vor der analytischen Auswertung der Ergebnisse gezeigt und anhand von Messungen bewiesen.<br />

Neben der kinetischen Untersuchung müssen erst die Gegebenheiten der Anbindung untersucht<br />

werden. Da außer dem Dendrimer auch noch TCEP zu der Inkubationslösung gegeben<br />

wird, um eine Agglomeration der Dendrimere zu verhindern, muss überprüft werden, ob<br />

sich das TCEP an die Oberfläche anlagert oder sie anderweitig blockiert. Da es sich bei TCEP<br />

um eine organische Verbindung handelt weißt sie einen anderen Brechungsindex auf als PB –<br />

Puffer, und kann so auch mittels SPR – Spektroskopie untersucht werden.<br />

4.2.2.5.1 Dissoziation der Dendrimere<br />

Im folgenden Kapitel wird dargelegt, warum die Dissoziationskonstante k D = 0 gesetzt<br />

werden kann und es sich bei den Anbindungen der Dendrimere um einen reinen Assoziationsprozess<br />

handelt. Die Graphen in Abbildung 41 zeigen das Assoziations – und Dissoziationsverhalten<br />

der Dendrimere an Goldoberflächen. In der Assozaitionsphase kann man bei<br />

allen vier Messungen einen exponentiellen Anstieg sehen, der wie in der oben beschriebenen<br />

Gleichung ( 19 ) beschrieben wird. In dem vergrößerten Bereich von 0.57 – 0.67 h ist die Dissoziation<br />

der Dendrimere zu sehen. Eine nennenswerte Dissoziation der Dendrimere weg von<br />

der Oberfläche, würde eine Abnahme des Signals zur Folge haben. In den durchgeführten<br />

Messungen ist keine Abnahme des Signals zu sehen, weshalb davon ausgegangen werden<br />

kann, dass die Dendrimere stabil auf der Oberfläche gebunden sind und auch nicht nach dem<br />

Wechsel des Assoziationspuffers wieder in Lösung gehen, wie man es von anderen Bindungsexperimenten<br />

kennt, in denen die Assoziationsratenkonstante aus dem Ausdruck hervorgeht.<br />

86


Ergebnisse und Diskussion<br />

Winkeländerung [m°]<br />

800<br />

600<br />

400<br />

200<br />

0<br />

-200<br />

-400<br />

-600<br />

-800<br />

750<br />

700<br />

650<br />

600<br />

550<br />

500<br />

450<br />

-1000<br />

0,0 0,2 0,4 0,6<br />

t [h]<br />

400<br />

0,60 0,65<br />

t [h]<br />

Abbildung 41: Nachweis der irreversiblen Bindung des Dendrimers an Goldoberflächen.<br />

Vier typische kinetische Untersuchungen von dem NTA – Viologen Dendrimer 1 mit einem zoom in den Bereich<br />

der Dissoziation sind dargestellt. Die Daten von den Anbindungen 2 und 4 zeigen einen leichten Anstieg im Signal und<br />

die anderen beiden Anbindungen 1 und 3 einen konstanten Wert. Für keinen der vier Graphen ist eine signifikante<br />

Abnahme zu sehen, die für eine Dissoziation der Dendrimere sprechen würde.<br />

8E9⁄ ~ = 6 A 898E9 − 6 - 8E9 ( 20 )<br />

Also ist die Bindung des Dendrimers an die Oberfläche von der Konzentration der einzelnen<br />

freien Bindungsstellen abhängig. Limitiert wird sie durch die Abnahme der freien Plätze<br />

auf der Oberfläche im Laufe des Experiments.<br />

In den folgenden Abschnitten werden die einzelnen Bindungsereignisse der verschiedenen<br />

NTA – Viologen Dendrimere beschrieben und diskutiert. Die Assoziationskonstanten an die<br />

Goldoberfläche, sowie der Grad der Bedeckung werden ermittelt. Ein abschließender Vergleich<br />

mit den elektrochemischen Methoden folgt in der Zusammenfassung des Kapitels.<br />

4.2.2.5.2 Assoziation und Bindungskonstanten der Dendrimere 1 – 3<br />

Die wichtigsten Grundlagen zur Beurteilung des Systems ist die Bindungskonstante. Im<br />

Folgenden wird zwischen den verschiedenen Dendrimeren verglichen wie sich die durch-<br />

87


Ergebnisse und Diskussion<br />

schnittlichen Bindungskonstanten voneinander unterscheiden. Danach folgt die analytische<br />

Aufarbeitung.<br />

Tabelle 9: Zusammenfassung der Messergebnisse zur SPR Untersuchung der NTA – Dendrimere<br />

Dendrimer 1 2 3<br />

Winkeländerung/ m° 474.9 839.1 820.6<br />

k a *c/ min -1 0.55 0.28 0.25<br />

k a / (mM*min) -1 10.5 5.26 4.78<br />

Masse/ ng/mm 2 3.89 6.88 6.72<br />

Oberflächenbedeckung/ fmol/mm 2 173 360 509<br />

Anhand von Tabelle 9 können schon die Gemeinsamkeiten der einzelnen Experimente erkannt<br />

werden, aber auch Unterschiede zwischen den Dendrimeren. So lässt sich von Dendrimer<br />

2 & 3 das Assoziationsverhalten sehr ähnlich beschreiben, aber die Oberflächenbedeckung<br />

ist sehr unterschiedlich. Dendrimer 1 weist ein Assoziationsverhalten auf, dass sich ungefähr<br />

um den Faktor zwei unterscheidet. So ist die Winkeländerung etwa halb so groß, was<br />

sich in einem doppelt so großen k a Wert widerspiegelt. Von der Stoffmenge pro Fläche ist es<br />

wieder sehr nah an den Werten von Dendrimer 2. An dieser Stelle verhält sich Dendrimer 3<br />

auf den ersten Blick nicht entsprechend den Erwartungen, da es deutlich mehr Dendrimere auf<br />

der gleichen Fläche unterbringt. Dies ist bei näheren Betrachtungen nicht weiter verwunderlich,<br />

denn analog zu den elektrochemischen Experimenten muss auch hier wieder die Größe<br />

der Moleküle berücksichtigt werden und damit der Grad der Modifizierung. Dendrimer 3 ist<br />

viel kleiner und hat damit auch einen kleineren Fußabdruck.<br />

In Abbildung 42 sind verschiedene Messungen mit den NTA - Viologen Dendrimern 1, 2<br />

& 3 zu sehen, die alle einen ähnlichen Verlauf zeigen. Die durchschnittliche Bedeckung für<br />

Dendrimer 1 beträgt 474 m°, was 3.88 ng Dendrimer pro mm 2 entspricht. Daraus ergibt sich<br />

eine durchschnittliche Oberflächenkonzentration von 173 fmol/mm 2 . Vergleicht man diesen<br />

Wert mit der elektrochemischen Messung, die einen Wert von 275 fmol/mm 2 ergaben, liegt<br />

man in einem Bereich in dem sich die bestimmten Werte gut überlagern.<br />

88


Ergebnisse und Diskussion<br />

800<br />

Winkeländerung [m°]<br />

600<br />

400<br />

200<br />

0<br />

0 20<br />

-20 0 20 40 60 -20 0 20 40 60<br />

t [min]<br />

Abbildung 42: Sensorgramme der <strong>Immobilisierung</strong> der Dendrimere 1, 2 & 3.<br />

Von links nach rechts ist Dendrimer 1, 2 & 3 zu sehen. Es ist je eine typische Anbindung aufgetragen. In jeder<br />

Messung wurde die Oberfläche erst bis zur Stabilität gespült und dann zu dem Laufpuffer (0.05 M PB, pH 7.5, 0.1 M<br />

KNO 3 ) das Dendrimer gegeben. Jede Messung lief mindestens 30 min.<br />

Die durchschnittliche Bedeckung der Sensoroberfläche mit dem Dendrimer 2 beträgt<br />

6.88 ng/mm 2 . Dadurch ergibt sich für dieses Dendrimer eine Oberflächenkonzentration von<br />

360 fmol/mm 2 , während aus den elektrochemischen Experimenten eine Oberflächenbedeckung<br />

von109 fmol/mm 2 gefunden wurde. Zwar weichen die Werte voneinander ab, aber sie<br />

liegen noch immer in der gleichen Größenordnung, was die hohe Genauigkeit der beiden Methoden<br />

zeigt. Die größere Unsicherheit liegt in diesem Fall auch bei den elektrochemischen<br />

Experimenten, da hier die Festlegung der Grundlinie nicht automatisch erfolgt, sondern separat<br />

hinzugefügt werden muss. Zusätzlich können bei den CV Messungen weitere Stoffe wie<br />

Sauerstoff die Messung beeinflussen, was zu größeren Unsicherheiten führen kann.<br />

Das dritte NTA – Viologen Dendrimer mit den geringsten Ausbeuten an Viologenen und<br />

NTA – Funktionen zeigt für sein geringes Molekulargewicht sehr gute Ergebnisse bei den<br />

SPR – Experimenten, was sich in der Stabilität der Signale und dem hohen Grad der Winkeländerung<br />

widerspiegelt. Die durchschnittliche Änderung des Winkels beträgt 820.6 m° was<br />

einer Anlagerung von 6.72 ng/mm 2 entspricht. Dieser Wert ist fast genauso groß wie bei dem<br />

NTA – Viologen Dendrimer 2, aber durch das deutlich geringere Molekulargewicht erhält<br />

89


Ergebnisse und Diskussion<br />

man eine Oberflächenkonzentration von 509 fmol/mm 2 . Dies ist die höchste Oberflächenbedeckung<br />

mit einem Dendrimer, die in dieser Arbeit gemessen wurde. Vergleicht man die SPR<br />

– Daten mit den elektrochemischen Werten, findet man eine Oberflächenkonzentration von<br />

180 fmol/mm 2 , was einerseits noch in der gleichen Größenordnung ist, aber dennoch stark<br />

abweicht. Die elektrochemischen Messungen zeigen Abweichungen von dem erwarteten Verhalten,<br />

weshalb sie eher qualitative Hinweise auf eine Anbindung geben sollten. Für die analytischen<br />

Daten sind die SPR – Messungen weitaus aufschlussreicher.<br />

Die hohe Bedeckung an Dendrimer 3 kommt durch die geringe Anzahl an funktionellen<br />

Gruppen in der Peripherie des Dendrimers. Dadurch kommt es zu einem geringeren Radius,<br />

was zu einer höheren Anzahl an freien Bindungsplätzen auf der Oberfläche führt. Verstärk<br />

wird dieser Effekt durch die geringe Oberflächenladung des Dendrimers, was in weniger stark<br />

ausgeprägten Wechselwirkungen resultiert. Aus diesen beiden Gründen können sich die<br />

Dendrimere dichter auf der Oberfläche packen und eine höhere Oberflächenkonzentration<br />

erzeugen.<br />

Damit konnte gezeigt werden, dass beide Methoden sich zur Untersuchung von oberflächengebundenen<br />

Spezies eignen. Im nächsten Schritt werden die Assoziationskonstanten der<br />

Dendrimeranbindung anhand der SPR – Daten bestimmt, damit die Reaktion genauer beschrieben<br />

werden kann und die Einstellung des Gleichgewichtes besser beschrieben wird.<br />

Zur Bestimmung der Assoziationskonstanten der einzelnen Messungen werden die Rohdaten<br />

mathematisch gefittet und überlagert. Der Maximalwert R Max der Assoziation ergibt sich<br />

aus dem mathematischen Fit, genauso wie der Wert für c*k a . mit der Konzentration lässt sich<br />

daraus die Assoziationskonstante ermitteln. Im Anhang sind Messungen als Beispiele gezeigt.<br />

Für diese Messung erhält man einen Wert von k a = 12.2 mM -1 min -1 . In der ersten Minute der<br />

Messung ist eine sehr schnelle Änderung des Winkels zu beobachten, die nach ca. zehn Minuten<br />

in eine Sättigung läuft und damit das Ende der Anbindung anzeigt. Im Bereich des Plateaus<br />

sind noch leichte Schwankungen des Signals zu sehen, die von der Art der Messung und<br />

der bewegten Lösung herrührt.<br />

In Tabelle 12 sind die verschiedenen Daten aus den ermittelten Funktionen weiterer Experimente<br />

mit dem ersten NTA – Viologen Dendrimer zu finden.<br />

Die Oberflächenbedeckung des Dendrimers ergibt sich näherungsweise aus dem Grenzwert<br />

bei längeren Wartezeiten. Im vorliegenden Beispiel erhalten wir eine Änderung des<br />

Winkels von 479.0 m°, was bei einer Umrechnung von 122 m° zu 1 ng/mm 2 zu einer gesamt<br />

90


Ergebnisse und Diskussion<br />

Anlagerung von 3.92 ng/mm 2 führt. Damit erhält man für diese Messung eine Oberflächenkonzentration<br />

von 1.75 fmol/mm 2 .<br />

Für die anderen Messungen dieses und der weiteren Dendrimere wurde analog verfahren.<br />

Die zusammenfassenden Daten finden sich in Tabelle 9 und die entsprechenden Messungen<br />

und einzelnen Daten finden sich im Anhang.<br />

4.2.3 Zusammenfassung der drei NTA – Viologen Dendrimere<br />

Zur kurzen Übersicht werden die Daten der verschiedenen Experimente (elektrochemisch<br />

und SPR) noch einmal kurz zusammengefasst.<br />

4.2.3.1 Elektrochemie<br />

Bei allen drei Dendrimeren konnte eine Anlagerung an die Elektroden durch CV - Messungen<br />

bestätigt werden. Zusätzlich wurden Strom – Zeit Kurven erstellt, damit ein besserer<br />

Überblick von der Assoziation bekommen werden kann. Anhand dieser Auftragung konnte<br />

gezeigt werden, dass die Dendrimere sich zu Beginn der Messung sehr schnell an die Elektrodenoberfläche<br />

anlagern, durch einen stetigen Zuwachs der Stromantwort. Durch dieses Verhalten<br />

ist es auch eindeutig von einer frei diffundierenden Redoxspezies zu unterscheiden, die<br />

einen konstanten Wert über die Zeit liefert. Alle drei Dendrimere zeigen in den Messungen<br />

ein exponentielles Wachstum, das in eine Sättigung übergeht und asymptotisch gegen einen<br />

Grenzwert konvergiert. Dieses Verhalten ist analog zu dem in den SPR – Messungen.<br />

Aus den elektrochemischen Messungen ist ergibt sich durch Integration der letzten Redoxwellen<br />

die übertragene Ladung, aus der sich die Bedeckung, bzw. die Oberflächenkonzentration<br />

an Dendrimer berechnen lässt. Für die einzelnen Dendrimere ergeben sich die in<br />

Tabelle 8 aufgeführten Werte.<br />

4.2.3.2 SPR – Untersuchungen<br />

Die drei verschiedenen Dendrimere wurden einzelnen beschrieben und diskutiert. In diesem<br />

Kapitel werden die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der drei NTA – Viologen<br />

Dendrimere zusammengefasst.<br />

Allen drei Dendrimeren ist gemeinsam, dass, sobald einmal an der Sensoroberfläche gebunden,<br />

sie nicht wieder desorbieren. Dieses Verhalten wird aus den verschiedenen Sensorgrammen<br />

deutlich, die sowohl die Assoziation – als auch die Dissoziationsphase der Dendrimere<br />

zeigen. Für die weiteren Betrachtungen kann davon ausgegangen werden, dass die<br />

91


Ergebnisse und Diskussion<br />

Dendrimere nicht ohne weiteres von der Oberfläche dissoziieren. Damit ist eine stabile<br />

Grundlage für den Aufbau einer stabilen Matrix für Biosensoren geschaffen.<br />

Als nächstes wurde die Bedeckung der Sensoroberfläche mit den verschiedenen Dendrimeren<br />

betrachtet. Die Werte für die Bedeckung ergaben sich aus den gemessenen Änderungen<br />

des Winkels durch die SPR – Messungen.<br />

Alle Ergebnisse liegen in einem ähnlichen Bereich. Kleine Unterschiede gibt es bei der<br />

Assoziationskonstanten k a , die bei dem Dendrimer 1 um den Faktor zwei größer ist als bei den<br />

anderen beiden Dendrimeren. Dafür ist die maximale Bedeckung mit dem Dendrimer niedriger,<br />

was sich deutlich auf die Oberflächenbedeckung auswirkt. Am höchsten ist die bei dem<br />

Dendrimer 3.<br />

92


Ergebnisse und Diskussion<br />

4.3 Die Kontaktierung der Enzymmatrix durch die Zwischenschicht mit der<br />

Elektrode<br />

Im letzten Teil der Arbeit werden die bisherigen Ergebnisse rekapituliert und zu einem<br />

vollständigen Bild zusammengeführt. Ziel ist es eine Enzymelektrode zu synthetisieren, die es<br />

in der Form noch nicht gibt.<br />

4.3.1 Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse<br />

Bisher wurde gezeigt, dass das FNR –<br />

Enzym an NTA modifizierte Oberflächen<br />

binden kann und dabei gute Leistungen<br />

zeigt. Das konnte durch die k red , k 2 , k 3 und<br />

die K D – Werte, die im Teilkapitel 4.1 ermittelt<br />

wurden, gezeigt werden (Abbildung<br />

43). Die Veränderungen im Enzym haben<br />

Abbildung 43: Schematische Darstellung der Experimente<br />

mit den genetisch veränderten Enzymen<br />

nur geringe Auswirkungen auf die Funktionsparameter<br />

und erlauben die weitere<br />

Abbildung 44: Schematische Darstellung der Experimente<br />

zur Dendrimeranbindung (Kapitel 4.2)<br />

Verwendung ohne gravierende Verluste in der Wirksamkeit. Zudem konnte gezeigt werden,<br />

dass der Elektronentransfer vom gebundenen Enzym zur Elektrode äußerst effizient ist.<br />

Weiterhin wurde nachgewiesen, dass die Dendrimere stabil und irreversibel an Goldoberflächen<br />

binden und dabei elektrochemisch adressierbar sind (Abbildung 44). Die Formalpotentiale,<br />

sowie die durchschnittliche Bedeckung wurden für die verschiedenen Dendrimere<br />

ermittelt.<br />

Jetzt sollen die Dendrimere verwendet werden,<br />

um die Elektronen, die das FNR – Enzym bei der<br />

Oxidation des NADPH’s produziert, von dem aktiven<br />

Zentrum zur Elektrodenoberfläche zu transportieren.<br />

Die vollständige bioaffine Matrix ist dabei aus<br />

drei verschiedenen Teilen aufgebaut, der Elektrode, darüber das Dendrimer mit seinen Viologenen<br />

und dem Ankermetall und ganz oben das genetisch veränderte Enzym, wie in Abbildung<br />

45 dargestellt. Diese drei separaten Einheiten bilden zusammen eine Enzymelektrode.<br />

Diese sollte das Enzym zu binden und die Elektronen ohne weitere Mediatoren transportieren.<br />

Zum Nachweis der aktiven Bindung wird wieder die Elektrochemie und die SPR – Spektro-<br />

93


Ergebnisse und Diskussion<br />

skopie genutzt. Zum besseren Verständnis des Aufbaus und der Funktion wird die Diskussion<br />

zu den Kontrollexperimenten vorweg genommen. So zeichnet sich ein vollständiges Bild der<br />

Enzymelektrode.<br />

In der Theorie sollten alle drei Sektionen essentiell sein, damit die Enzymelektrode arbeiten<br />

kann. Trotzdem ist es wichtig zu prüfen ob dies auch wirklich so ist oder verschiedene<br />

Teile für die Enzymelektrode nicht wichtig sind und damit der Theorie widersprechen. Dies<br />

wird im Zuge verschiedener Kontrollexperimente<br />

untersucht. Zur besseren Vorstellung<br />

sollen hier bereits die Einzelheiten diskutiert<br />

werden, damit sich das Bild der Enzymelektrode<br />

und der Mechanismus dahinter klarer darstellt.<br />

Die Elektrode als Grundlage und zur Aufzeichnung<br />

des Signals ist eine unverzichtbare<br />

Abbildung 45: schematischer Aufbau der Enzymelektrode<br />

Grundlage. Aus Abbildung 45 wird deutlich,<br />

dass auch das Dendrimer mit seinen Viologenen<br />

nicht weggelassen werden kann, da andernfalls die Elektronen nicht von dem aktiven<br />

Zentrum zu der Elektrode transportiert werden können und das Enzym keinen Grund hat an<br />

der Elektrodenoberfläche zu verbleiben. Sollte es doch unspezifisch adsorbieren, wie es unter<br />

bestimmten Bedingungen in Kapitel 2 diskutiert wurde, ist es denaturiert und liefert keinen<br />

Beitrag zu einem Signal. Unabhängig zu diesen Betrachtungen ist ein direkter Elektronentransfer<br />

von dem Enzym zu einer Elektrode nicht bekannt und schon oft untersucht worden,<br />

weshalb speziell modifizierte Oberflächen notwendig sind.<br />

Allerdings kann das Ankermetall, welches von der NTA – Funktion chelatisiert wird, ausgespart<br />

werden, um zu sehen, ob es unspezifische Wechselwirkungen zwischen dem reinen<br />

Dendrimer und dem Enzym gibt, die zu einer Anlagerung führen. Mögliche unspezifische<br />

Wechselwirkungen könnten z.B. zwischen den basischen Histidinen und den Carbonsäuren<br />

der NTA – Funktionen auftreten. Sollte es eine positive Stromantwort in diesen Kontrollexperimenten<br />

mit den verschiedenen Enzymen geben, kann angenommen werden, dass die Assoziation<br />

der Enzyme nicht auf dem Chelateffekt der Ni 2+ – Ionen mit den Histidinen beruht,<br />

sondern eine andere Ursache hat.<br />

Im letzten Teil wird untersucht, ob das genetisch veränderte Enzym ebenso gut an die<br />

Dendrimermatrix bindet wie an die homogene NTA – Oberfläche, wie es in Kapitel 4.1.3 be-<br />

94


Ergebnisse und Diskussion<br />

schrieben wurde. Dafür muss nachgewiesen werden, dass das 4 – his Enzym spezifisch an die<br />

Ankermetalle bindet und die anderen beiden Enzyme, das 2 – his und das wildtypische, nicht.<br />

Daraus folgt, dass zwei unterschiedliche Messreihen zur Überprüfung nötig sind, damit<br />

gezeigt werden kann, ob der vorgeschlagene Mechanismus zum Aufbau der reagenzlosen<br />

Bioelektrode korrekt ist. Zuerst wird untersucht, ob es Wechselwirkungen zwischen der metallfreien<br />

Dendrimeroberfläche und den verschiedenen Enzymen gibt und im zweiten Schritt<br />

wird das Ni 2+ – Kation chelatisiert, um herauszufinden, ob die erweiterten Bindungseigenschaften<br />

des 4 – his Enzyms auch für die Dendrimere zutreffen.<br />

Als erstes soll die Assoziation des Enzyms an eine mit Dendrimeren modifizierte Goldoberfläche<br />

untersucht werden. Dabei wird die SPR – Spektroskopie als analytisches Mittel zur<br />

Beobachtung der Anlagerung eines Enzyms an eine Oberfläche verwendet, um einen qualitativen<br />

Indiz zu geben, ob es möglich ist ein Enzym an die Dendrimere zu binden. Die in Kapitel<br />

4.2.2.5 beschriebene Prozedur zur Anlagerung der Dendrimere an die SPR – Sensoroberfläche<br />

wurde angewandt, um das mit NTA und Viologen modifizierte Dendrimer anzulagern.<br />

Im nächsten Schritt wurde die Dendrimeroberfläche mit einer 0.025 M NiSO 4 , 0.1 M KNO 3 ,<br />

Lösung gespült, damit das NTA ein zweiwertiges Übergangsmetall als Ankergruppe chelatisiert.<br />

Im letzten Schritt wird mit einer FNR – Enzymlösung gespült. Die Anlagerung des Enzyms<br />

an die Oberfläche lässt sich wieder über die Änderung des SPR – Winkels erkennen.<br />

4.3.2 Ausblick<br />

Die ersten SPR – spektroskopischen Experimente zur Anbindung des FNR – Enzyms verliefen<br />

positiv, was exemplarische in Abbildung 46 dargestellt ist. Die Anlagerung des Enzyms<br />

ist in dem ersten Viertel der Messung besonders hoch. Es wird eine Änderung von ca. 250 m°<br />

gemessen. Der in Abbildung 45 dargestellte schematische Aufbau konnte durch die ermittelten<br />

Daten bestätigt werden. Danach flacht die Steigung merklich ab und konvergiert langsam<br />

gegen einen Grenzwert von 230 m°. Nachdem die Assoziationsphase abgeschlossen ist und<br />

zur Dissoziationsphase übergegangen wird, diffundiert auch ein Teil des Enzyms wieder von<br />

der Oberfläche weg. Dieser Abfall des Signals ist nicht unerwartet, da sich ein Gleichgewicht<br />

zwischen dem gebundenen und dem freien Enzym einstellt. Auch bei den früheren Messungen<br />

wurde das festgestellt. Die Analyse der Dissoziation zeigt einen Verlust von<br />

0.65 ng/mm 2 , bzw. einen Rückgang des Signals von 80 m°. Die Dissoziation des Enzyms verläuft<br />

langsam und nach vier Stunden pendelt sich ein Grenzwert ein.<br />

95


Ergebnisse und Diskussion<br />

500 nM 4-his- FNR<br />

Enzymmatrix<br />

Ni 2+ Ni 2+ Ni 2+<br />

Dendrimermatrix<br />

Winkeländerung [m°]<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

Goldelektrode<br />

0 1 2 3 4 5<br />

t [h]<br />

Abbildung 46: Kinetischer Plot zum Assoziations- und Dissoziationsverhalten der 4 his – FNR am Dendrimer 1.<br />

SPR – spektroskopische Messung einer 500 nM 4 his – FNR in 0.1 M PB, 0.1 M KNO 3 . Links ist eine schematische<br />

Darstellung des Assoziationsvorgangs an die Dendrimermatrix. Die Enzymlösung wurde eine Stunde über die<br />

Oberfläche des SPR – Detektors gespült und anschließend mit reinem Puffer gewaschen. Links ist schematisch der<br />

Aufbau der Enzymelekrode zu sehen.<br />

Somit wird exemplarisch gezeigt, dass die Dendrimere in der Lage sind über die verwendeten<br />

NTA Funktionen und Ni 2+ als Ankermetall FNR – Enzyme, die mit zusätzlichen Histidinen<br />

in der Peripherie ausgestattet sind, zu binden. Mit diesen ersten Ergebnissen kann nun<br />

zum nächsten Schritt übergegangen werden, in dem ein genauerer Blick auf die Anbindung<br />

der Enzyme und der weiteren Eigenschaften die Dendrimere geworfen wird.<br />

4.3.2.1 Elektronentransport über gebundene Viologene<br />

Es soll auf elektrochemischem Wege die qualitative Anbindung der FNR – Enzyme gezeigt<br />

werden, um somit einen Nachweis auf eine erfolgreiche <strong>Immobilisierung</strong> zu erbringen.<br />

Genauso aussagekräftig sind elektrochemische Messungen, die deutlich schneller durchzuführen<br />

sind. Die SPR – Spektroskopie stellt eine Methode dar, um die Anlagerung eines Proteins<br />

an eine Oberfläche zu untersuchen. So konnte gezeigt werden, dass die FNR – Enzyme an<br />

Dendrimeroberflächen binden. Doch auch durch zyklische Voltammetrie analytische elektrochemisch<br />

Methode kann die Anbindung zu visualisiert werden. Zwar ist die Detektion des<br />

Signals komplizierter als mit spektroskopischen Methoden, da das Enzym keine reversiblen<br />

elektrochemischen Sonden oder Funktionen trägt und das einzige zu erwartende Signal von<br />

den Viologenen des Dendrimers kommt. Doch das Enzym als Oxidoreduktase ist in der Lage<br />

Elektronen aus dem Substrat zu ziehen, die detektiert werden können.<br />

Wird zu dem Messpuffer das Substrat gegeben und um das Formalpotential der Viologene<br />

gemessen, sollte demnach das Enzym stetig neue Elektronen liefern, um die oxidierten Violo-<br />

96


Ergebnisse und Diskussion<br />

gene erneut zu reduzieren. Dadurch ergibt sich ein konstanter Strom an Elektronen von dem<br />

Substrat über das Enzym und von da aus durch die Viologene zu der Elektrode. Durch die<br />

Gewissheit, dass das FNR – Enzym an die Dendrimeroberflächen bindet kann die ZV als weiteres<br />

Werkzeug verwendet werden, um die Bindung zwischen diesen Beiden zu bestätigen.<br />

Zusätzlich geben diese Experimente auch Aufschluss darüber, ob die Dendrimere als geeignete<br />

<strong>Immobilisierung</strong>smatrix für Enzyme geeignet sind. Hierfür müssen zwei Voraussetzungen<br />

erfüllt sein, die Assoziation der Enzyme in ihrer nativen Form, damit sie Reaktionen katalysieren<br />

können, und der Transport der Elektronen von dem aktiven Zentrum zu der Elektrodenoberfläche.<br />

Die Ergebnisse dieser Experimente werden auf den nächsten Seiten beschrieben<br />

4.3.2.2 Die qualitative Anbindung der Enzyme an Dendrimeroberflächen<br />

Die vorbereiteten Elektroden 14 werden in den Messaufbau eingesetzt und mittels zyklischer<br />

Voltametrie untersucht. Wird eine Messung mit der vollständig aufgebauten Oberfläche<br />

in Phosphatpuffer ohne Substrat betrachtet, sollte nur das reversible Signal der Viologene<br />

aufgezeichnet werden. Im nächsten Schritt, nach der NADPH Zugabe, sollte sich die aufgezeichnete<br />

Strom – Spannungskurve ändern, insofern es einen Elektronentransfer von dem<br />

Enzym über die Viologengruppen zu der Elektrode gibt. In Abbildung 47 links ist der Vergleich<br />

zwischen einer Messung mit und ohne NADPH zu sehen. Die schwarze Linie zeigt den<br />

Hintergrund, in dem nur ein Signal von den Viologenen bei E 0 = -0.46 V erscheint. Das Enzym<br />

selber ist in diesem elektrochemischen Fenster nicht zu detektieren. Nach Zugabe des<br />

NADPHs zu dem Leitelektrolyten und erneutem Messen verändert sich das detektierte Signal.<br />

Zwar ist das Enzym an sich immer noch nicht elektrochemisch adressierbar, aber es erzeugt<br />

Elektronen aus der Reaktion mit dem Substrat. Somit wird eine erfolgreiche Anbindung des<br />

Enzyms qualitativ bestätigt.<br />

14 Ohne KNO 3 in der Inkubations- und Messlösung<br />

97


Ergebnisse und Diskussion<br />

600<br />

400<br />

400<br />

300<br />

200<br />

i [nA]<br />

0<br />

200<br />

374 nA<br />

100<br />

-200<br />

0<br />

-400<br />

-0,6 -0,5 -0,4 -0,3 -0,2<br />

E [V vs. Ag/AgCl]<br />

-0,6 -0,5 -0,4 -0,3 -0,2<br />

Abbildung 47: Qualitative Strom – Spannungskurve der Enzymelektrode.<br />

Links ist der schematische Aufbau der Enzymelektrode und der katalytischen Reaktion dargestellt. In der Mitte<br />

sind im Vergleich die Stromspannungskurven mit (schwarze Linie) und ohne (rote Linie) NADPH zu sehen. Die ZVs<br />

wurden mit 5 mV/s aufgenommen. Rechts ist die Differenz der Kurven zu sehen. Die Kurve zeigt einen Sprung beim<br />

E 0 der Viologene und zeigt den Strom der enzymatisch katalysierten Reaktion. Die Messungen wurden in 0.1 M PB,<br />

pH 7.5, durchgeführt.<br />

Die Form des ZVs zeigt, dass es sich um eine katalysierte Reaktion handeln muss. In dem<br />

Potentialbereich kleiner -0.46 V vs. Ag/AgCl liegen die Viologene in der reduzierten Form<br />

vor. Wird die Spannung positiver als -0.46 V, werden die Viologene oxidiert, was sich in einem<br />

Anstieg des Signals zeigt. Bei einer oberflächengebundenen Spezies ist die Anzahl der<br />

verfügbaren Elektronen der Redoxspezies bekannt. Bei ZV – Messungen werden beim Überschreiten<br />

des Formalpotentials alle elektrochemischen Sonden oxidiert (oder reduziert) und<br />

die Fläche, die in der Stromspannungskurve erscheint ist proportional zur Anzahl der übertragenen<br />

Ladung. Wird die Anzahl der Elektronen künstlich erhöht, wie in dem hier beschriebenen<br />

Experiment, steigt der gemessene Strom, unabhängig von der angelegten Spannung, deutlich<br />

an und läuft gegen einen Plateauwert. Dieser ist abhängig von der Geschwindigkeit der<br />

katalysierten Reaktion und der Elektronentransferrate über die Redoxsonden.<br />

98


Ergebnisse und Diskussion<br />

NADPH NADP + +H + -0,2 -0,1 0,0<br />

Dendrimerfilm<br />

2 e -<br />

Goldelektrode<br />

i [µA]<br />

1,2<br />

1,0<br />

0,8<br />

0,6<br />

0,4<br />

0,2<br />

ZV zur Enzymanbindung<br />

0,0<br />

-0,2<br />

-0,4<br />

E [V vs Ag/AgCl]<br />

0 2000 4000<br />

t [s]<br />

Abbildung 48: ZV's und zeitliche Projektion des Stroms während der Enzymanbindung.<br />

Links ist eine schematische Darstellung der ablaufenden Reaktion vor der Elektrode. In der Mitte ist die Strom –<br />

Spannungskurve während der Anbindung der 4 his – FNR an die Dendrimermatrix. Rechts ist die Auftragung des<br />

Stroms bei -0.2 V gegen die Zeit. Die ZVs wurden mit 5 mV/s aufgenommen, in 5 mM NADPH, 0.1 M KNO 3 ,<br />

0.05 M PB, pH 7.5.<br />

In einem weiteren Experiment (Abbildung 48) wurde das Enzym zusammen mit seinem<br />

Substrat zu der vollständig aufgebauten Dendrimeroberfläche gegeben. Während der Adsorption<br />

konnten von den Enzymen, die sich in der Nähe der leitfähigen Matrix aufhielten, die<br />

durch bioelektrokatalytische Reaktion entstandenen Elektronen abgeleitet werden. Somit kann<br />

ein Rückschluss auf die Assoziation der Enzyme an die Oberfläche gezogen werden, da der<br />

Strom immer größer wird. Deshalb müssen immer mehr Enzyme an der Phasengrenze sein<br />

und liegen nicht homogen in der Lösung verteilt vor. Zwischen den Enzymen und der<br />

Dendrimermatrix muss eine Bindung aufgebaut worden sein.<br />

Dieser Versuch zeigt ein analoges Verhalten zu den SPR Untersuchungen, die bereits vorgestellt<br />

wurden, und bestätigt die erfolgreiche Assoziation der Enzyme an die Oberfläche.<br />

Zusätzlich zeigt es die große Stabilität des Enzyms, da die Reaktion über eine Stunde andauerte<br />

und sich nur langsam ein Plateau abzeichnet.<br />

Mit diesem Experiment wurden zwei Dinge gezeigt, zum einen wurde eine schnelle Alternative<br />

zu den SPR – Experimenten gefunden. Zum anderen konnte eruiert werden, dass es<br />

möglich ist die freigesetzten Elektronen aus der enzymatisch katalysierten Reaktion über die<br />

Viologene zur der Elektrode zu transportieren. Durch Kontrollexperimente, die im nächsten<br />

99


Ergebnisse und Diskussion<br />

Kapitel beschrieben werden, wird gezeigt, dass nur wenn alle Komponenten des Aufbaus<br />

vollständig sind, der Sensor korrekt funktioniert.<br />

4.3.2.3 Kontrollexperimente<br />

Abbildung 49: schematische Darstellung der Kontrollexperimente.<br />

Diese beiden Fälle zeigen warum es<br />

in diesen Fällen nicht zu einer Bindung kommen wird.<br />

Der Hintergrund zu diesen Experimenten ist<br />

bereits oben dargestellt und hier werden nur die<br />

Ergebnisse vorgestellt und diskutiert. Abbildung<br />

49 stellt die beiden Fälle die den Kontrollexperimenten<br />

zugrunde liegen noch mal dar. Im<br />

linken Fall kann es nicht zu einer Bindung<br />

kommen, da das Metall als Verbindung fehlt<br />

und in dem zweiten Fall sind die Histidine nicht<br />

vorhanden, die zu dem Metall binden könnten.<br />

4.3.2.3.1 Bindungseigenschaften der metallfreien Dendrimeroberflächen zu den<br />

FNR – Enzymen<br />

Der Aufbau des Biosensors erfolgte wie in Abschnitt Fehler! Verweisquelle konnte<br />

nicht gefunden werden. beschrieben, mit der Änderung, dass das Ni 2+ – Kation nicht in die<br />

NTA – Funktion eingelagert, sondern die Elektrode sofort in die jeweilige Enzymlösung getaucht<br />

wurde. Wenn die Theorie zum Aufbau des Biosensors korrekt ist, sollte in keinem der<br />

Experimente ein elektrochemisches Signal zu sehen sein, das auf katalytischen Strom hindeutet.<br />

Zu erwarten ist nur das Signal der Viologene, die an das Dendrimer gebunden sind. Falls<br />

sich eine Strom – Spannungskurve in den Messungen zeigt, die auf eine katalytische Aktivität<br />

hindeutet, muss ein anderer Bindungsprozess involviert sein. Typischerweise ist unspezifische<br />

Adsorption, ausgehend von schwachen Wechselwirkungen, zu erwarten, die allerdings nicht<br />

annähernd so viel ausmacht wie die spezifische und gerichtete Bindung eines voll ausgearbeiteten<br />

Biosensors. In Abbildung 50 ist links die erste Kontrollmessung zu sehen, die mit dem<br />

wildtypischen Enzym durchgeführt wurde. In der ersten der zwei Messungen (schwarze Linie)<br />

ist die Hintergrundmessung zu sehen, bei der kein NADPH zugegeben wurde. Lediglich<br />

die Redoxwellen der Viologene sind gut ausgebildet und geben ein reversibles Signal. Im<br />

Vergleich zu Abbildung 47 verlaufen die Hintergrundmessungen analog zueinander.<br />

100


Ergebnisse und Diskussion<br />

100<br />

50<br />

0<br />

i [nA]<br />

-50<br />

-100<br />

-150<br />

-200<br />

-0,50 -0,25 0,00<br />

-0,50 -0,25 0,00 -0,50 -0,25 0,00<br />

E [V vs. Ag/AgCl]<br />

Abbildung 50: ZV's zur Bestimmung des Bindungsmechanismus am Dendrimer 1.<br />

Von links nach rechts sind die WT – FNR, die 2 his –FNR und die 4 his – FNR dargestellt. Die Oberfläche ist mit<br />

dem Dendrimer inkubiert und wurde danach mit der jeweiligen 500 nM Enzymlösung behandelt. Gemessen wurde in<br />

0.1 KNO 3 , 0.05 M PB, pH 7.5 und einer Spannungsvorschubsgeschwindigkeit von 5 mV/s. Die rote Linie zeigt den<br />

Grundstrom und die schwarze Linie den Strom nach Zugabe von 5 mM NADPH.<br />

In der zweiten Messung (rote Linie) nach Zugabe des Substrats, die mit der gleichen Elektrode<br />

durchgeführt wurde, kann keine Änderung in der Form des ZVs festgestellt werden. Weiterhin<br />

sind die einzigen Signale, die detektiert werden, diejenigen der Viologene. Es kann also<br />

davon ausgegangen werden, dass sich kein Enzym an die Elektrode angelagert hat, weshalb es<br />

auch nicht zu einem Anstieg der Stromantwort kommt.<br />

Für das Fehlen des katalytischen Stroms bei diesem Experiment gibt es zwei Gründe. Einerseits<br />

handelt es sich um das native Enzym, welches keine zusätzlich eingebrachten Histidine<br />

in der Primärstruktur aufweist, die in der Lage sind an Übergangsmetalle zu binden. Andererseits<br />

fehlt das Übergangsmetall in der Dendrimermatrix zur Ausbildung der Bindung. Es kann<br />

festgehalten werden, dass mit einer unvollständigen <strong>Immobilisierung</strong>smatrix und dem nativen<br />

Enzym keine Enzymelektrode aufgebaut werden kann und auch die unspezifische Adsorption<br />

keinen nennenswerten Beitrag zu der Stromantwort liefert.<br />

101


Ergebnisse und Diskussion<br />

Das nächste Enzym, welches auf der inaktiven Oberfläche untersucht wird ist die 2 – his<br />

FNR, die in ihrer Peripherie zwei zusätzliche Histidine trägt. Damit ist es möglich an eine<br />

modifizierte Oberfläche zu binden, wie es auch in den Messungen in Kapitel 4.1 gezeigt wurde.<br />

In Abbildung 50 ist die entsprechende Messung in der Mitte zu sehen. Nach Zugabe des<br />

NADPH zu dem Elektrolyten sollte sich bei einer erfolgreichen <strong>Immobilisierung</strong> des Enzyms<br />

ein katalytischer Strom zeigen. Doch in der zweiten Messung (rote Linie) ist kein Unterschied<br />

zu der Hintergrundmessung zu erkennen. Wie in der vorhergehenden Messung kann auch hier<br />

eine Assoziation des Enzyms an die Oberfläche ausgeschlossen werden. Aus Kapitel 4.1 ist<br />

bekannt, dass es zu einer Anlagerung des 2 – his FNR Enzyms kommt, solange es eine hohe<br />

Konzentration an freiem Enzym in der Inkubationslösung gibt, die im Gleichgewicht mit der<br />

gebundenen Spezies steht. Nachdem die Elektrode gespült wurde, dissoziiert ein Großteil des<br />

Enzyms von der Elektrode weg, weshalb die Oberflächenkonzentration an Enzym zu gering<br />

sein, bzw. gegen null konvergieren wird, als das ein Signal detektiert werden könnte.<br />

Im letzten Schritt wird untersucht, ob das 4 – his FNR Enzym an die unvollständige Matrix<br />

bindet. Analog zu den vorhergehenden Messungen und den Erfahrungen der anderen Enzyme<br />

sollte auch in diesem Fall kein Bindungsereignis eintreten. In Abbildung 50 sind die<br />

entsprechenden Messungen auf der rechten Seite abgebildet und es ist kein katalytischer<br />

Strom nach der Zugabe von NADPH zu sehen. Die Erklärung ist analog zu der 2 his – FNR.<br />

Der Mechanismus der Bindungsbildung ist damit zwingend an die Übergangsmetallionen<br />

gebunden.<br />

Alle drei Enzyme wurden auf der Dendrimermatrix ohne das Nickelkation untersucht und<br />

bei allen Messungen wurde immer dasselbe Ergebnis erhalten. Keines der Enzyme bindet an<br />

den reinen Dendrimeren solange keine Metallkationen mit freien Bindungsstellen vorhanden<br />

sind. Daraus kann geschlossen werden, dass die Metallkationen ein essentieller Bestandteil<br />

bei dem Aufbau der <strong>Immobilisierung</strong>smatrix sind und die Theorie über die Bindung zwischen<br />

dem Enzym und dem Dendrimer gestärkt werden.<br />

4.3.2.3.2 Vergleich der verschiedenen Enzyme auf der Dendrimermatrix<br />

Analog zu der vorhergehenden Messreihe wird wieder mit dem wildtypischen Enzym angefangen<br />

und danach mit steigender Zahl der eingefügten Histidine weitergearbeitet. Die einzelnen<br />

Untersuchungen werden mit ZV gemacht.<br />

Für das wildtypische Enzym konnte das vorhergesagte Bindungsverhalten bestätigt werden.<br />

In Abbildung 51 kann in der Kontrollmessung mit NADPH nur die Redoxwelle der Vio-<br />

102


Ergebnisse und Diskussion<br />

logene detektiert werden, die keine Unterschiede zu der Blankmessung aufweisen. Auch bei<br />

der 2 – his FNR konnte nach der Zugabe des Substrates keine katalytische Aktivität festgestellt<br />

werden.<br />

100<br />

50<br />

0<br />

i [nA]<br />

-50<br />

-100<br />

-150<br />

-0,6 -0,5 -0,4 -0,3 -0,2 -0,1 0,0<br />

E [V vs. Ag/AgCl]<br />

-0,6 -0,5 -0,4 -0,3 -0,2 -0,1 0,0<br />

Abbildung 51: Untersuchung des „avidity“ Effekts am Dendrimer 1 zur Bestätigung des Bindungsmechanismus.<br />

Die ZV's der wildtypischen (links) und der 2 – his FNR (rechts) auf der Dendrimermatrix. Die rote Linie zeigt<br />

die Hintergrundmessung ohne Substrat und die schwarze Linie die Messung mit Substrat. Alle Messungen wurde in<br />

0.1 M KNO 3 , 0.1 M entgastem PB, pH 7.5, Spannungsvorschubsgeschwindigkeit 5 mV/s<br />

Als letztes wird die die 4 – his FNR erneut untersucht, damit die Ergebnisse aus den Voruntersuchungen,<br />

die in Abbildung 47 zu sehen sind bestätigt werden. Die Vorbereitung der<br />

Elektrode erfolgte mit einer Änderung analog zu der oben beschriebenen Durchführung 15 . Die<br />

entsprechende Messung ist in Abbildung 52 abgebildet. Im Vergleich zu der oben gezeigten<br />

Messung konnte die <strong>Immobilisierung</strong> durch einen Zusatz von KNO 3 in der Nickellösung, sowie<br />

allen weiteren Lösungen die mit dem Dendrimer in Kontakt treten, verbessert werden.<br />

Durch den komplexen Aufbau und die hohe Ladungsdichte der Dendrimere ist ein Kollaps<br />

vorstellbar, wenn zu wenige Ionen in der Lösung vorliegen. Die größere Ionenstärke könnte<br />

der entscheidende Unterschied zu der oben beschriebenen Prozedur sein, die das Dendrimer in<br />

jedem Schritt stabilisiert und dafür sorgt, dass die Struktur besser erhalten bleibt.<br />

15 Mit KNO 3 in der Inkubationslösung<br />

103


Ergebnisse und Diskussion<br />

700<br />

600<br />

500<br />

400<br />

i [nA]<br />

300<br />

200<br />

600 nA<br />

100<br />

0<br />

-100<br />

-0,6 -0,5 -0,4 -0,3 -0,2<br />

E [V vs. Ag/AgCl]<br />

-0,6 -0,5 -0,4 -0,3 -0,2<br />

Abbildung 52: Untersuchung der 4-his FNR mit optimierter Vorbehandlung des Dendrimers.<br />

Die erneute Messung der 4 – his FNR mit (schwarze Linie) und ohne (rote Linie) NADPH in 0.1 M KNO 3 , 0.05 M<br />

entgastem PB, pH 7.5, mit einer Spannungsvorschubgeschwindigkeit von 5 mV/s zeigt ein deutlich besseres Verhalten.<br />

Das katalytische ZV ist schärfer abgegrenzt von dem Hintergrundstrom des Dendrimers. Rechts ist die Differenz der<br />

beiden ZV's abgebildet. Es konnte ein katalytischer Strom von ca. 600 nA gemessen werden.<br />

Der katalytische Strom lag bei diesen Messungen, nach Abzug der Blankmessung, bei<br />

knapp 600 nA und ist damit über 200 nA höher als bei den ersten Messungen. Auch der<br />

Grundstrom und die Form des singuiden ZV's ist besser ausgeprägt als in den Voruntersuchungen.<br />

Der Zusatz an KNO 3 , der schon in der Aufarbeitung der Dendrimere verwendet<br />

wird, hat auch hier eine wichtige Rolle gespielt. Die Elektronen werden deutlich besser durch<br />

die Dendrimermatix transportiert.<br />

4.3.3 Kinetiken zur Anbindung des FNR Enzyms an die Oberfläche<br />

Im nächsten Schritt wird die Anbindung des Enzyms an Goldoberflächen untersucht, analog<br />

zu den Messungen mit dem Dendrimer. Dabei stehen wie in Kapitel 4.2.2 die SPR Spektroskopie<br />

und die ZV als Werkzeuge zur Verfügung. Die Anbindung des FNR – Enzyms soll<br />

auf beide Arten untersucht und die Ergebnisse dann miteinander verglichen werden.<br />

4.3.3.1 SPR Untersuchungen<br />

104


Ergebnisse und Diskussion<br />

Für die Messungen an den Dendrimeren wird das gleiche Verhalten erwartet wie für die<br />

kinetischen Untersuchungen, die in Kapitel 4.1.3 vorgestellt wurden. Bei Zugabe des Enzyms<br />

auf die modifizierte Oberfläche wird ein Bindungsereignis eintreten, was auch schon in Abbildung<br />

46 für Dendrimer 1 demonstriert wurde. In den ersten Minuten springt das Signal und<br />

läuft in eine Sättigung, da sich das System im Gleichgewicht befindet und die Anzahl der<br />

freien Bindungsstellen abnimmt. Wenn es nach dem sprunghaften Anstieg nicht zu einer Veränderung<br />

der Oberfläche kommt bleibt das Signal stabil und schwankt um einen konstanten<br />

Wert. Nach der Assoziation sollte es in der Dissoziation zu keinem signifikanten Absinken<br />

des Signals kommen, solange die Oberfläche stabil ist und keine Metalle von dem Enzym aus<br />

dem NTA – Molekül herausgelöst werden.<br />

In der ersten Messung(Abbildung 46) wurde eine Konzentration von 500 nM FNR – Enzym<br />

verwendet. Wie aus Kapitel 4.2.2 zu erwarten, ist in den ersten Minuten eine signifikante<br />

Zunahme des Signals zu sehen, die gegen einen Plateauwert strebt, was auf die Einstellung<br />

des Gleichgewichts zwischen Assoziation und Dissoziation schließen lässt, und dann langsam<br />

ein wenig abnimmt. Dieses Verhalten entspricht den Erwartungen. Im zweiten Teil der Messung,<br />

in der kein Enzym in der Lösung vor dem Messpunkt ist, kann ein Dissoziationsverhalten<br />

beobachtet werden, welches auch gegen einen Grenzwert konvergiert. Das Dissoziationsverhalten<br />

des Enzyms ist mit ca. 83 m° in einem ähnlichen Rahmen, wie im oben beschriebenen<br />

Experiment. Damit konnten die vorher angestellten Vermutungen mit dem Experiment<br />

bestätigt werden.<br />

Die gesamte Winkeländerung der Messung ist kleiner als in den Experimenten in denen<br />

das FNR – Enzym direkt über ein kurzes Verbindungsmolekül an die Oberfläche gebunden<br />

war. Der geringere Anstieg kann mit der größeren Entfernung zu der Oberfläche zusammenhängen,<br />

da die Wechselwirkung zwischen dem eingekoppelten Licht und der angelagerten<br />

Materie zusätzlich von dem Dendrimer abgeschwächt wird und die Strahlung mit wachsendem<br />

Abstand von der Oberfläche exponentiell abnimmt.<br />

4.3.3.1.1 Abhängigkeit der Enzymkonzentration<br />

Als nächstes wurden verschiedene Konzentrationen des 4 his FNR – Enzyms untersucht<br />

und miteinander verglichen. Es ist zu erwarten, dass bei sehr kleinen Konzentrationen kaum<br />

ein Signal zu detektieren sein wird, welches im Anfangsbereich linear ansteigt. Ab einer bestimmten<br />

Konzentration wird das Signal langsam in eine Sättigung laufen, da mit steigenden<br />

Bindungsereignissen auch die Wahrscheinlichkeit einer Dissoziation immer wahrscheinlicher<br />

wird und sich ein Gleichgewicht zwischen Bindung und Bindungsbruch einstellt. Je häufiger<br />

105


Ergebnisse und Diskussion<br />

ein solcher Bindungsbruch auftritt, desto wahrscheinlicher ist es, dass sich ein Metallkation<br />

aus der NTA – Funktion löst und in der Ankergruppe des Enzyms verbleibt.<br />

In Abbildung 53 sind drei verschiedene Konzentrationen abgebildet, die untersucht wurden.<br />

Neben der Änderung der maximalen Bedeckungen ist auch eine zeitliche Verschiebung<br />

der Gleichgewichte zu sehen. Bei der ersten Messung mit der geringsten Konzentration von<br />

25 nM stellt sich das Gleichgewicht quasi sofort ein. Das Signal springt nach der Injektion<br />

nach oben und fällt dann leichten ab. In der Dissoziationsphase, sobald der Puffer gewechselt<br />

wurde, kommt es erneut zu einem Sprung. Das Signal stabilisiert sich bei einer Winkeländerung<br />

von 24.4 m°. Die zweite Messung mit einer Konzentration von 250 nM an 4 his FNR –<br />

Enzym steigt auf 142 m° an und die Einstellung des Gleichgewichts erfolgt erst nach ca. 11<br />

Minuten. Bei der letzten Messung mit der höchsten Konzentration von 500 nM wird ein Maximalwert<br />

von 237 m° erreicht. Um auf diesen Wert zu kommen, benötigt das System ca. 24<br />

Minuten. Allen drei Messungen ist gemein, dass sie noch einen kleinen Sprung zu höheren<br />

Werten machen, wenn von dem Assoziationspuffer zurück auf den Dissoziationspuffer gewechselt<br />

wird. Dabei kann festgehalten werden, dass dies gegenläufig zur Konzentration des<br />

Enzyms ist. Das zweite Gleichgewicht, in der Dissoziationsphase, stellt sich analog zu den<br />

ersten Gleichgewichten auch mit zunehmender Konzentration später ein und konvergiert gegen<br />

einen Grenzwert, der konstant bleibt. Bei 25 nM ergibt sich ein Grenzwert von 24.4 m°,<br />

was für eine sehr geringe Anlagerung an spricht. Bei der zehnfachen Konzentration wird ein<br />

Grenzwert von 120.0 m°. Dies entspricht fast dem zehnfachen an angelagertem Enzym und<br />

gibt einen guten Trend wider. Wird die Konzentration verdoppelt stellt sich aber das Gleichgewicht<br />

nicht im doppelten Wert ein, sondern bei 153.9 m°, was zeigt, dass der Trend lediglich<br />

bei kleinen Konzentrationen auftritt, sich aber nicht unendlich fortsetzt. Wahrscheinlich<br />

verhält es sich, wie bei vielen anderen Techniken auch 16 , dass die Signale bei kleinen Konzentrationen<br />

linear ansteigen, dann aber in eine Sättigung laufen. Das ist dadurch zu erklären,<br />

dass die Anzahl der möglichen Plätze durch die Anzahl der Ni 2+ – Kationen in den NTA –<br />

Funktionen limitiert ist.<br />

16 Vergleiche UV/vis – Spektroskopie und weitere Spektroskopiearten<br />

106


Ergebnisse und Diskussion<br />

250<br />

25 nM<br />

250 nM<br />

500 nM<br />

Winkeländerung [m°]<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

1,0 1,5 2,0 2,5<br />

t [h]<br />

Abbildung 53: Konzentrationsabhängige Sensorgramm zur 4 his – FNR Anbindung an Dendrimer 1.<br />

Ein Vergleich zwischen drei verschiedenen Konzentrationen der 4 his – FNR in 0.1 M PB, pH 7.5.<br />

4.3.3.1.2 Unterschiede der verschiedenen NTA – Viologen Dendrimere<br />

Nachdem die Anlagerung des 4 his FNR – Enzyms an dem NTA – Viologen Dendrimer 1<br />

in verschiedenen Konzentrationen untersucht und die besten Ergebnisse mit einer Konzentration<br />

von 500 nM erreicht wurden, die eine lange Stabilität auf der Dendrimeroberfläche erzielten,<br />

sollen auch die anderen beiden Dendrimere, die im Laufe der Arbeit hergestellt wurden,<br />

untersucht und mit dem ersten NTA – Viologen Dendrimer verglichen werden. Die Experimente<br />

dazu verliefen analog zu der oben beschriebenen Methode.<br />

In den Experimenten soll ein Unterschied der verschiedenen Modifizierungen untersucht<br />

werden, wobei von dem NTA – Viologen Dendrimer 1 die besten Ergebnisse erwartet werden,<br />

da es die höchste Anzahl an funktionalisierten Gruppen aufweist. Das NTA – Viologen<br />

Dendrimer 2 sollte auch gute Ergebnisse zeigen, da die Ausbeute bei der Umsetzung des<br />

Dendrimers mit über 80 % sehr gut war. Bei diesen beiden Dendrimeren ist sowohl die Anzahl<br />

an Viologenen hoch genug, um die zusätzliche Last der Enzyme stabil auf der Oberfläche<br />

zu halten, als auch die der NTA – Funktionen, damit ausreichend Ni 2+ auf der Oberfläche ist,<br />

damit das Enzym an die Ankermetalle binden kann.<br />

107


Ergebnisse und Diskussion<br />

Bei der Synthese des dritten NTA – Viologen Dendrimers wurde keine gute Ausbeute erzielt<br />

und es ist anzunehmen, dass sich das auch auf die Eigenschaften als <strong>Immobilisierung</strong>smatrix<br />

auswirken wird. Einerseits sind nur durchschnittlich drei Viologene pro Dendrimer<br />

gebunden, weshalb die Makromoleküle nicht auf eine so starke akkumulierte Bindungsenergie<br />

zurückgreifen können. Zudem kann es sein, dass der Elektronentransfer nicht gewährleistet<br />

ist, da die vorhandene Viologene zu weit voneinander entfernt sind, als das die Elektronen<br />

von einem Viologen zum anderen übertragen werden können. Andererseits sind nur fünf NTA<br />

– Funktionen gebunden, was sehr wenige Bindungsplätze für das FNR – Enzym bedeutet. Da<br />

aber das FNR – Enzym deutlich größer ist als ein Dendrimer stehen genügend Bindungsstellen<br />

zur Verfügung, um trotzdem eine vergleichbare Oberflächenkonzentration an Enzym zu<br />

erhalten.<br />

Betrachten wir zuerst das NTA – Viologen Dendrimer 1, welches auch schon in Kapitel<br />

4.3.3.1.1 mit verschiedenen Konzentrationen des 4 his FNR – Enzyms untersucht wurde. In<br />

Abbildung 54 sind drei Sensorgramme zu sehen, welche die vollständige kinetische Untersuchung<br />

mit der Assoziation und der Dissoziation des Bindungsverhaltens des FNR – Enzyms<br />

zeigen. In der Assoziationsphase ist der erwartete sprunghafte Anstieg des Signals zu sehen,<br />

der dann in eine leichte Abwärtsdrift übergeht. Bei der Dissoziation verläuft das Experiment<br />

wie erwartet und aus vorherigen Untersuchungen bestätigt, es kommt zu einer erneuten Einstellung<br />

des Gleichgewichts zwischen der Assoziation und der Dissoziation, die langsam gegen<br />

einen Grenzwert konvergiert, der bei ca. 150 m° bis 120 m° liegt. Werden diese Messungen<br />

mit denen des NTA – Viologen Dendrimers 2 verglichen, wie sie in Abbildung 55 zu sehen<br />

sind, fällt zuerst auf, dass die Signale weder in der Dissoziationsphase noch in der Assoziationsphase<br />

abfallen, wie es zu erwarten wäre, sondern konstant weiter ansteigen, selbst<br />

wenn schon kein Enzym mehr in der Lösung vor der Detektoroberfläche ist. Diese Drift des<br />

Signals kann zum einen thermische Gründe haben, was bedeutet, dass das Signal sich neben<br />

der Änderung des Brechungsindex auch mit der Änderung der Temperatur ändert. Da die Änderungen<br />

der Signale sehr klein sind im Vergleich zu dem Anstieg bei Zugabe des Enzyms<br />

und den zu erwarteten Dissoziationen, kann diese Drift damit erklärt werden. Zudem zeigt es,<br />

dass das Enzym an diesem Dendrimer sehr stark gebunden ist und nahezu keine Dissoziation<br />

von der Oberfläche weg stattfindet.<br />

108


Ergebnisse und Diskussion<br />

300<br />

250<br />

Winkeländerung [m°]<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

-50<br />

-50 0 50 100 150 200 250 300 350<br />

Zeit [min]<br />

Abbildung 54: Vergleichender kinetischer Plot des NTA – Viologen Dendrimers 1.<br />

Es wurde mit 500 nM 4 his – FNR in 0.5 M PB, pH 7.5 inkubiert. Bei zwei Messungen wurde das Enzym zwei<br />

Stunden inkubiert und bei einer Messung eine Stunde, wobei die fehlende Stunde zu der Dissoziation hinzugefügt<br />

wurde.<br />

Der Sprung des Signals bei dem Wechsel des Puffers kann durch die kurze Zeit kommen,<br />

in der die Oberfläche nicht unter Solvens stand sondern lediglich benetzt war und es zu einem<br />

Zusammenschrumpfen der gesamten Oberflächenkonstruktion, also dem Dendrimer mit dem<br />

Enzym, kam. Dieser Effekt kann allerdings nicht sehr groß sein, da das Signal nur um wenige<br />

m° schwankt. Die ermittelten Werte aus den Experimenten für eine Oberflächenbedeckung<br />

mit dem Enzym liegen bei 204 bzw. 233 m°. Ein Endwert für die Dissoziation kann nicht angegeben<br />

werden, da die thermische Drift bei den Experimenten zu groß ist. Die Anbindung<br />

des FNR Enzyms an das dritte NTA – Viologen Dendrimer zeigt, wie erwartet, einen schnellen<br />

Anstieg nach der Zugabe des Enzyms, die dann in eine langsamere, aber konstante Zunahme<br />

des Signals läuft (Abbildung 56). Dabei werden sehr hohe Werte für die Assoziation<br />

von über 300 m° gemessen. Ein so hoher Wert wurde aufgrund der schlechten Modifizierung<br />

allerdings nicht erwartet. Ein Grund für diesen deutlich höheren Wert kann in der Größe des<br />

Dendrimers liegen, da ein kleinerer Durchmesser angenommen werden kann und dadurch ist<br />

das Enzym näher an der Oberfläche gebunden ist. Somit wird der Brechungsindex stärker<br />

beeinflusst.<br />

109


Ergebnisse und Diskussion<br />

350<br />

300<br />

Winkeländerung [m°]<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

-50<br />

0 50 100 150 200 250 300<br />

Zeit [min]<br />

Abbildung 55: Anbindung der 4 his – FNR an die Oberfläche des Dendrimers 2.<br />

Vergleichende Assoziation und Dissoziation der 4 his FNR an der NTA – Viologen Dendrimer 2 Oberflächen. Es<br />

wurde mit 500 nM 4 his – FNR in 0.5 M PB, pH 7.5 inkubiert und danach mit 0.5 M PB, pH 7.5, die Dissoziation<br />

beobachtet.<br />

Wie weiter oben schon angedacht, hat die geringe Bedeckung mit funktionellen Gruppen<br />

am Dendrimer keinen negativen Einfluss auf die Assoziation des Enzyms, sondern gibt eher<br />

exaktere Werte, da das Bindungsereignis näher am Detektor stattfindet. Bei der Dissoziation<br />

wird beobachtet, dass ein großer Teil des Enzyms schwach an das Dendrimer gebunden ist<br />

und die Werte sich bei 194 m° bzw. 144 m° einpendeln. Dadurch ergeben sich Oberflächenkonzentration<br />

an Enzym, die im gleichen Bereich liegen, wie die des ersten NTA – Viologen<br />

Dendrimers. Zusätzlich scheint sich das Gleichgewicht direkt eingestellt zu haben, da es nicht<br />

zu einem langen Abfall des Signals kommt, sondern die Werte sich sofort um einen konstanten<br />

Wert pendeln.<br />

110


Ergebnisse und Diskussion<br />

400<br />

350<br />

Winkeländerung [m°]<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

-50 0 50 100 150 200 250 300 350<br />

Zeit [min]<br />

Abbildung 56: Anbindung der 4 his FNR an das Dendrimer 3<br />

Vergleichende Assoziation und Dissoziation der 4 his FNR an der NTA – Viologen Dendrimer 3 Oberfläche. Es<br />

wurde mit 500 nM 4 his – FNR in 0.5 M PB, pH 7.5 inkubiert und danach mit 0.5 M PB, pH 7.5, die Dissoziation<br />

beobachtet.<br />

Zusammenfassend für alle drei Dendrimere kann festgehalten werden, dass sich Enzyme<br />

binden lassen, die in ihrer Peripherie Histidingruppen tragen, die als Anker an Übergangsmetalle<br />

binden können. Weitere Untersuchungen über den Elektronentransfer über die Viologene<br />

werden im folgenden Kapitel vorgestellt.<br />

4.3.3.2 Elektrochemische Untersuchungen<br />

Die ersten elektrochemischen Experimente zu dem NTA – Viologen Dendrimer 1 sind bereits<br />

in Kapitel 4.3.2.3.2 beschrieben, weshalb an dieser Stelle auf diese Ausführungen verwiesen<br />

wird.<br />

Die elektrochemischen Experimente zu den anderen beiden Dendrimeren beschränken<br />

sich auf die qualitativen Stromantworten. Unterschieden wird zwischen den Blankmessungen<br />

ohne Substrat und mit Substrat. Mit diesen Experimenten wird zusätzlich zu den SPR – Messungen<br />

bewiesen, dass es eine Bindung von der modifizierten Oberfläche zu dem Enzym aufgebaut<br />

werden konnte. Die Messungen erfolgen analog zu den in Kapitel Fehler! Verweisquelle<br />

konnte nicht gefunden werden. beschriebenen Methoden. Im Falle einer Abweichung<br />

111


Ergebnisse und Diskussion<br />

zu den oben genannten Prozeduren sind die veränderten Bedingungen direkt bei dem jeweiligen<br />

Experiment beschrieben.<br />

Das zweite NTA – Viologen Dendrimer, welches hohe Oberflächenbedeckungen bei den<br />

bisherigen Untersuchungen gezeigt hat, wurde erst mit Ni 2+ behandelt und anschließend mit<br />

der 4 his FNR modifiziert. Zwischen der Chelatisierung des Metalls und der Enzymanbindung<br />

wurde überprüft, ob sich das Dendrimer von der Oberfläche gelöst hat. Anhand des ZV’s<br />

kann dies aber ausgeschlossen werden. Aus den bisherigen Messungen kann dies auch geschlossen<br />

werden, da es zu katalytischen Strömen kommt, was mit der Theorie hinter den<br />

Experimenten einhergeht.<br />

100<br />

0<br />

i [nA]<br />

-100<br />

-200<br />

-300<br />

-400<br />

-0,6 -0,5 -0,4 -0,3 -0,2<br />

E [V vs. Ag/AgCl]<br />

Abbildung 57: Test des Dendrimers 2 als Enyzmelektrode und Redoxrelais.<br />

Die Messungen sind zur Kontrolle auf katalytischen Strom über die Viologene des Dendrimers. Die rote Linie<br />

zeigt die Blankmessung und die schwarze Linie die Messung mit 5 mM NADPH. Gemessen wurde mit 5 mV/s in entgastem<br />

0.1 M KNO 3 , 0.05 M PB, pH 7.5.<br />

In den elektrochemischen Messungen zur Kontrolle, ob das Enzym sich an die Elektrode<br />

angelagert hat, kann ein Unterschied zwischen der Blankmessung und der eigentlichen Messung<br />

festgestellt werden. Die Form des ZV’s lässt auf eine katalytische Reaktion des Enzyms<br />

mit dem Substrat schließen. Gegen diese Beobachtung spricht der Strom, der lediglich am<br />

Ende im positiven Bereich gemessen wird. Ursache hierfür kann die schlechte Beschichtung<br />

112


Ergebnisse und Diskussion<br />

der Elektrodenoberfläche sein, oder dieses Dendrimer ist nicht für die Anbindung von Enzymen<br />

und/ oder den effektiven Elektronentransfer geeignet.<br />

Zuletzt wird das dritte NTA – Viologen Dendrimer betrachtet, welches nach NMR Untersuchungen<br />

die schlechtesten Voraussetzungen für eine effektive Enzymanbindung und den<br />

Transport der Elektronen haben sollte. Die Anbindung des Dendrimers an die Elektrode konnte<br />

trotz der geringen Oberflächenbedeckung mit aktiven Thiolen detektiert werden, ebenso die<br />

Anbindung des Enzyms, sowie ein stabiler Verbleib an der Oberfläche.<br />

50<br />

i [nA]<br />

0<br />

-50<br />

-100<br />

-0,8 -0,7 -0,6 -0,5 -0,4 -0,3 -0,2 -0,1 0,0 0,1<br />

E [V vs. Ag/AgCl]<br />

Abbildung 58: Verwendung von Dendrimer 3 als Enzymelektrode und Redoxrelais.<br />

Zyklische Voltammogramme mit (schwarze Linie) und ohne (rote Linie) NADPH an dem NTA – Viologen<br />

Dendrimer 3. Die Messung wurde in entgastem 0.1 M KNO 3 , 0.05 M PB, pH 7.5, mit 5 mV/s durchgeführt.<br />

Wie in Abbildung 58 zu sehen ist, gibt es kaum einen Unterschied zwischen der Blankmessung<br />

und der Aktivitätsmessung, in der Substrat zu der Messlösung gegeben wurde. Es<br />

lässt sich feststellen, dass die Oberfläche der Elektrode nicht homogen zu sein scheint, da es<br />

keine grade Grundlinie gibt und sich nicht die zu erwartenden Redoxwellen einer immobilisierten<br />

Spezies ausbilden. Ein katalytischer Strom wurde von dieser Messreihe auch nicht<br />

erwartet, da die Ausbeute an Viologenen an dem Dendrimer sehr gering ist. Durch die SPR<br />

Experimente konnte aber eine Anlagerung des Enzyms detektiert werden, weshalb es auch<br />

mit elektrochemischen Methoden, sofern er nicht denaturiert, detektierbar sein muss. Aus<br />

früheren Messungen mit dem Dendrimer und dem FNR Enzym ist bekannt, dass nicht alle<br />

113


Ergebnisse und Diskussion<br />

Redoxmediatoren für einen Transport der Elektronen zu gebrauchen sind. So ergab es sich,<br />

dass das Ferrocenmethanol, welches in Kapitel 4.1.3 zur Quantifizierung der kinetischen Eigenschaften<br />

der genetisch veränderten Enzyme verwendet wurde, in diesem Fall nicht zu gebrauchen<br />

ist. Aus diesem Grund wird eine Lösung mit Hexacyanoferrat verwendet, damit ein<br />

sauberes Signal detektiert werden kann.<br />

400<br />

300<br />

i [nA]<br />

200<br />

100<br />

0<br />

-100<br />

0,0 0,1 0,2 0,3 0,4<br />

E [V vs. Ag/AgCl]<br />

Abbildung 59: Katalytischer Nachweis der Bindung zwischen Dendrimer 3 und der 4 his – FNR.<br />

Die rote Linie zeigt die Blankmessung ohne NADPH und die schwarze Linie die Messung mit NADPH. Gemessen<br />

wurde in 0.1 M KNO 3 , 0.05 M PB, pH 7.5, 0.05 mM K 4 (CN) 6 mit einer Spannungsvorschubgeschwindigkeit von<br />

5 mV/s.<br />

In Abbildung 59 sind die Ergebnisse der Messungen mit einem diffussiblen Redoxmediator<br />

zu sehen. In der Blankmessung ist eine ZV Messung mit einer Peakaufspaltung von<br />

73.2 mV zu sehen, was einem quasireversiblen System entspricht. Wird das Substrat zu der<br />

Elektrolytlösung gegeben und die Messung wiederholt, verändert sich die Form des ZV’s zu<br />

einem singoiden ZV, was eindeutig auf eine katalytische Reaktion schließen lässt. Anhand<br />

dieser Messung lassen sich zwei Dinge schlussfolgern. Erstens ist auch ein wenig modifiziertes<br />

Dendrimer in der Lage, eine hinreichende Matrix auszubilden, die ein Enzym erfolgreich<br />

an eine Oberfläche zu bindet, was mit der SPR – Spektroskopie gezeigt wurde und nun durch<br />

die elektrochemische Analytik bestätigt wird. Zweitens ist eine Mindestmenge an Redoxme-<br />

114


Ergebnisse und Diskussion<br />

diatoren innerhalb der Matrix nötig, die, an verschiedene Dendrimere gebunden, „frei“ diffundieren<br />

können, damit ein Elektronentransfer ermöglicht wird.<br />

Für weitere Untersuchungen wäre es Interessant, das NTA – Viologen Dendrimer 2 auch<br />

mit einem freidiffundierenden Redoxmediator zu untersuchen, damit geklärt werden kann, ob<br />

sich das Enzym an die Matrix anlagert, wie es die SPR Messungen zeigen oder ob ein messtechnisches<br />

Problem vorliegt, weshalb es keine sauberen katalytischen Signale im ZV gibt.<br />

4.3.4 Stabilität des FNR Enzyms an der Oberfläche<br />

Nachdem mit zwei unterschiedlichen Techniken gezeigt werden konnte, dass es möglich<br />

ist, das FNR Enzym in seiner veränderten Struktur an intelligent komponierte Oberflächen zu<br />

binden, soll nun untersucht werden, wie lange ein solches Enzym aktiv sein kann. Dabei werden<br />

Langzeitmessungen durchgeführt und mittels Chronoamperometrie verfolgt.<br />

Für diese Experimente wird wieder der diffusible Redoxmediator [Fe ll (CN) 6 ]/ [Fe lll (CN) 6 ]<br />

verwendet. Für diese Messungen, sollte der Aufbau des Dendrimers für die Stabilität des Enzyms<br />

in erster Näherung ohne Bedeutung sein, da schon in Kapitel 4.1 mit einer deutlich einfacheren<br />

Oberfläche gezeigt werden konnte, dass das Enzym eine hohe Stabilität aufweist.<br />

Nichtsdestoweniger muss auch bei diesen Arrangements überprüft werden wie lange das Enzym<br />

in der Lage ist Elektronen zu liefern solange genug Substrat in der Lösung vorhanden ist.<br />

115


Ergebnisse und Diskussion<br />

400<br />

i [nA]<br />

200<br />

0<br />

0,0 0,5 1,0 1,5 2,0<br />

t [h]<br />

Abbildung 60: Chronoamperometrische Langzeitmessung der 4 his – FNR mit Dendrimer 3.<br />

Stromverlauf bei einem konstanten Potential von 0.3 V vs. Ag/AgCl über zwei Stunden. Gemessen wurde in<br />

0.1 M PB, pH 7.5, 0.05 mM K 4 (CN) 6 .<br />

In Abbildung 60 ist eine entsprechende Langzeitmessung zu sehen, in der das Enzym über<br />

zwei Stunden einen konstanten Strom von ca. 190 nA produziert. Für dieses System liegt der<br />

Wert von 190 nA in guter Übereistimmung mit den gewonnen Daten, wie sich aus Tabelle 10<br />

ergibt.<br />

Tabelle 10: Messwerte und Mittelwert der chronoamperometrischen Messungen mit Hexacyanoferrat als Redoxmediator<br />

Messung 1 190 nA<br />

Messung 2 217 nA<br />

Messung 3 172 nA<br />

Durchschnitt 193 nA<br />

Somit kann davon ausgegangen werden, dass die 4 his – FNR an dieser Dendrimeroberfläche<br />

in der Lage ist über einen langen Zeitraum stabile und reproduzierbare Ergebnisse zu<br />

liefern.<br />

In den Ausführungen in Kapitel 4.3- liegt die wichtigste Aussage der Arbeit. Die Kombination<br />

der genetisch veränderten Enzyme mit den künstlichen Dendrimeren zur Synthese einer<br />

Enzymelektrode. Die Herstellung und der Mechanismus konnte durch verschiedene Kon-<br />

116


Ergebnisse und Diskussion<br />

trollexperimente nachgewiesen werden. Die Anbindung der 4 his – FNR an drei verschiedene<br />

Dendrimere wurde mit SPR Spektroskopie bestätigt und in zwei Fällen die Leitfähigkeit von<br />

Elektronen über die Dendrimere zur Elektrode. Auch die Stabilität der Enzyme über einen<br />

Zeitraum von zwei Stunden wurde durch chronoamperometrische Messungen gezeigt.<br />

117


Zusammenfassung<br />

5 Zusammenfassung<br />

Das Ziel dieser Arbeit, die Verbindung von den genetisch veränderten Enzymen mit den<br />

speziell angepassten Dendrimeren, wurde erreicht. Hierzu wurde als erstes die katalytische<br />

Aktivität der doppelt genetisch veränderten 4-his FNR mit der des nativen Enzyms und der<br />

genetischen Zwischenstufe 2 his – FNR verglichen, um negative Einflüsse einer Mutation<br />

auszuschließen.<br />

Die Mutanten wurden mit dem Ziel generiert, in einer neuen „chelatartigen“ Anbindung in<br />

optimaler Orientierung an eine Oberfläche zu binden. Die Stabilität der verschiedenen Enzyme<br />

nach der Anbindung wurde untersucht. Anschließend konnte durch intelligentes Design<br />

einer neuartigen Polymermatrix, basierend auf PAMAM-Dendrimeren, die neue Anbindung<br />

der Enzyme demonstriert werden. Zudem wirkte die <strong>Immobilisierung</strong>smatrix zusätzlich als<br />

Redoxrelais zum Elektronentransfer zwischen Enzym und Elektrode.<br />

Durch Vergleich der Kinetik der genetisch veränderten Enzyme mit dem nativen Enzym<br />

konnte gezeigt werden, dass kaum Unterschiede in den Kinetikkonstanten erkennbar sind. Am<br />

auffälligsten ist der vernachlässigbar kleine Unterschied (


Zusammenfassung<br />

ten Enzyme eine höhere Aktivität aufweisen als die frei diffundierende Variante. Die weiteren<br />

Parameter, die die globale Reaktionskinetik bestimmen, sind deutlich optimiert im Vergleich<br />

zu den 4 his – FNR Messungen im gelösten Zustand. Dies ist mit seiner exakten Orientierung<br />

vor der Oberfläche durch die gezielte Einbringung der Bindungsdomänen zu erklären. So<br />

kann festgehalten werden, dass sich die Anbindung an die Oberfläche positiv auf die gesamte<br />

enzymatisch katalysierte Reaktion auswirkt.<br />

Nachdem das optimale Enzym für das angestrebte Ziel charakterisiert wurde, erfolgte die<br />

Anpassung der <strong>Immobilisierung</strong>smatrix. Die bisherige Matrix zeigte eine gute Affinität,<br />

musste aber noch so modifiziert werden, dass sie einen Elektronentransport unterstützt. Hierfür<br />

wurde das heterogene PAMAM – Dendrimer synthetisiert und charakterisiert, welches die<br />

gewünschten Eigenschaften eines Redoxrelais aufweist.<br />

Eine Adsorption des Enzyms konnte bei allen Varianten des Dendrimers sowohl elektrochemisch,<br />

als auch via SPR-Spektroskopie nachgewiesen werden. So wurde der hypothetische<br />

Mechanismus der Bindung des Enzyms durch die Metallionen in dem Dendrimer klar verifiziert.<br />

Durch geschickte Wahl der Kontrollexperimente wurde auch eine Selektivität zu den<br />

neuen 4 his – Mutanten nachgewiesen. Mit einem Dendrimer wurde das Enzym mit der Elektrode<br />

durch einen diffusiblen Redoxmediator verbunden, der die Elektronen vom aktiven Zentrum<br />

zur Oberfläche transportierte. Eine leitfähige Verbindung zwischen der Elektrode und<br />

dem Enzym wurde mit einem anderen Dendrimer erzeugt, wodurch kein weiterer Mediator<br />

nötig war. Die stromantworten des Enzyms waren mit 600 nA sehr hoch. Dies kommt durch<br />

die feste Orientierung der 4 his – FNR an der Oberfläche. Die Redoxmediatoren des Dendrimers<br />

sind so eingestellt, dass sie die Elektronen aus der bioelektrokatalytischen Reaktion direkt<br />

abholen und zur Elektrode weitertransportieren können.<br />

Damit konnte in dieser Arbeit gezeigt werden, dass ein neuartiges und genetisch verändertes<br />

Enzym kaum Abweichungen in der katalytischen Aktivität im Vergleich zu seinem Wildtyp<br />

aufweist. Zudem ermöglichte die strukturelle Veränderung eine bessere <strong>Immobilisierung</strong><br />

in einer definierten Orientierung auf Oberflächen, was eine drastische Verbesserung bisheriger<br />

<strong>Immobilisierung</strong>stechniken darstellt. Durch geschicktes Design einer neuartigen Matrix,<br />

die neben seiner <strong>Immobilisierung</strong>sfunktion auch den Elektronenmediator in sich trägt, konnte<br />

die Handhabung der <strong>Immobilisierung</strong> von Enzymen vereinfacht werden.<br />

Zukünftig könnte eine Verbesserung des Systems durch weitergehende Untersuchungen<br />

der Dendrimer-Systeme erreicht werden, mit denen z.B. Redoxpotentiale für spezifische Anwendungen<br />

angepasst werden oder weitere Enzyme immobilisiert werden können.<br />

119


Experimentelle Durchführung<br />

6 Experimentelle Durchführung<br />

Das Kapitel sechs beschäftigt sich mit der Synthese der einzelnen Komponenten, die im<br />

Laufe der Arbeit hergestellt wurden. Die Teilkapitel unterteilen sich dabei in die verschiedenen<br />

Abschnitte in die die Arbeit unterteilt ist. Der erste Abschnitt beschreibt die Synthese der<br />

Verbindungen, die benötigt wurden, um die kinetischen Untersuchungen zu dem oberflächengebundenen<br />

FNR – Enzym durchzuführen. Der zweite Teil enthält die Synthesen, die notwendig<br />

waren um die verschiedenen Dendrimere herzustellen. Der letzte Teil beschreibt die<br />

elektrochemischen und SPR spektroskopischen Messungen zur Bestimmung der kinetischen<br />

Parameter und der Anbindung.<br />

6.1 Chemikalien und Geräte<br />

6.1.1 Chemikalien<br />

Alle Chemikalien wurden mit dem Reinheitsgrad p.a. verwendet, sofern nicht anders angegeben.<br />

Aceton<br />

J. T. Baker, Deventer, NLD<br />

Acetonitril (trocken)<br />

Sigma Aldrich, Steinheim, DEU<br />

Ameisensäure<br />

Sigma Aldrich, Steinheim, DEU<br />

Argon (Ar, N46)<br />

Air Liquide, Düsseldorf, DEU<br />

4,4‘-Bipyridin-1-thioacetatopropyl-iod Sigma Aldrich, Steinheim, DEU<br />

N, N – bis(carboxymethyl) – lysin Hydrat Sigma Aldrich, Steinheim, DEU<br />

Chloroform d-3<br />

Deutero GmbH, Kastellaun, DEU<br />

Deuteriumoxid (0.14 mmol Hydroxylamin) Deutero GmbH, Kastellaun, DEU<br />

1,3- Dicyclohexylcarbodiimid Sigma Aldrich, Steinheim, DEU<br />

Dieethylether<br />

J. T. Baker, Deventer, NLD<br />

Dikaliumhydrogenphosphat<br />

Fisher Chemical, Loughborough, UK<br />

Dimethylsulfoxid (trocken)<br />

Sigma Aldrich, Steinheim, DEU<br />

2,2'-(Ethylenedioxy)diethylamin<br />

Sigma Aldrich, Steinheim, DEU<br />

Ethanol<br />

J. T. Baker, Deventer, NLD<br />

Ferrocenmethanol<br />

Sigma Aldrich, Steinheim, DEU<br />

Glukose<br />

AppliChem, Gatersleben, DEU<br />

Heptan<br />

J. T. Baker, Deventer, NLD<br />

120


Experimentelle Durchführung<br />

Hexan<br />

N-Hydroxysuccinimid<br />

3-Isothiocyanat-1-brompropan<br />

Kalium-di-hydogenphosphat<br />

Kaliumchlorid<br />

Kaliumhexacyanoferrat (III) K 3 [Fe(Cn) 6 ]<br />

Kaliumhexacyanoferrat (II) 3 Hydrat<br />

K 4 [Fe(Cn) 6 ]<br />

Kaliumnitrat<br />

Liponsäure<br />

Natriumhydroxid<br />

Natriumsulfat<br />

Nickelsulfat<br />

Nicotinamidadenindinukleotidphosphat<br />

p-Nitrobenzoesäure<br />

Methanol<br />

Palladium (10%) auf Kohlenstoff<br />

G3 PAMAM Dendrimer Lösung in Methanol<br />

Sauerstoff<br />

Schwefelsäure<br />

TCEP<br />

Tetrachlormethan<br />

Tetrahydrofuran<br />

Thiophosgen<br />

Triethylamin<br />

Toluol (trocken)<br />

Wasserstoff<br />

J. T. Baker, Deventer, NLD<br />

Sigma Aldrich, Steinheim, DEU<br />

Sigma Aldrich, Steinheim, DEU<br />

VWR International GmbH, Haasrode,B<br />

VWR International GmbH, Leuven, B<br />

Riedel-de Haën, NLD<br />

Riedel-de Haën, NLD<br />

Sigma Aldrich, Steinheim, DEU<br />

Sigma Aldrich, Steinheim, DEU<br />

J. T. Baker, Deventer, NLD<br />

J. T. Baker, Deventer, NLD<br />

Sigma Aldrich, Steinheim, DEU<br />

Sigma Aldrich, Steinheim, DEU<br />

J. T. Baker, Deventer, NLD<br />

Sigma Aldrich, Steinheim, DEU<br />

Sigma Aldrich, Steinheim, DEU<br />

Air Liquide, Düsseldorf, DEU<br />

J. T. Baker, Deventer, NLD<br />

Tris(2-chlorethyl)phosphat, Sigma Aldrich,<br />

Steinheim, DEU<br />

Sigma Aldrich, Steinheim, DEU<br />

J. T. Baker, Deventer, NLD<br />

Sigma Aldrich, Steinheim, DEU<br />

Fluka, Steinheim, DEU<br />

Sigma Aldrich, Steinheim, DEU<br />

Air Liquide, Düsseldorf, DEU<br />

6.1.2 Biochemika<br />

Die verwendeten Enzyme, wt-FNR, 2-his FNR und 4-his FNR wurden von der Fakultät<br />

für Biologie von der AG Happe bezogen und in deren Laboren hergestellt, bzw. kultiviert.<br />

121


Experimentelle Durchführung<br />

6.1.3 Geräte<br />

Ultraschallbad<br />

Zentrifuge<br />

Poliergerät Forcipol 1V<br />

Minimate TFF<br />

Trockenofen B-585<br />

Reference-600 Potentiostat<br />

Sonorex Schalltec GmbH, Mörefelden, D<br />

Rotofix 32 A Hettich, Kirchlengern, D<br />

Metkon, Bursa, TRF<br />

Novodirect, Kehl/Rhein, D<br />

Büchi, Essen, D<br />

Gamry Instruments, USA<br />

6.1.4 Verbrauchsmaterialien und Lösungen<br />

Sofern nicht angegeben wurden alle Verbrauchsmaterialien von dem Chemikalienlager<br />

der Fakultät Chemie bezogen.<br />

Polierfilz<br />

Polierpaste, Al2O3 (1 μm, 0.3 µm, 0.05 μm)<br />

Polierpasten, Diamant (3 µm, 1 µm, 0.5 μm)<br />

Sandpapier (P1500)<br />

Heraeus Kulzer GmbH, Werheim, D<br />

Leco Cooperation, St. Joseph, USA<br />

Leco Cooperation, St. Joseph, USA<br />

Gebo Werkzeuge GmbH, Hilden, D<br />

NMR und MS<br />

Alle in dieser Arbeit verwendeten deuterierten Lösungsmittel wurden von Deutero GmbH,<br />

Kastellaun, D erhalten. Wenn nicht anders angegeben, wurden alle NMR-Spektren auf den<br />

Lösungsmittelpeak oder, falls dieser durch andere Signale überlagert wurde, auf Lösungsmittelpeaks<br />

der in der Aufreinigung verwendeten Lösungsmittel geeicht. Als Referenz dienten<br />

dafür die von Fulmer et al. publizierten Verschiebungen [116] . Zur Messung der 1 H-NMR und<br />

13C-NMR Spektren wurde ein Bruker DPX 200, ein Bruker DPX 250 oder ein Bruker DPX<br />

400 Spektrometer (Bruker Biospin GmbH, Rheinstetten, Deutschland) genutzt. Zur Auswertung<br />

der NMR Spektren wurde entweder die Software MestReNova v6.2.0 oder MestRec Lite<br />

v4.59 (MestRec, Santiago de Compostela, Spanien) genutzt.<br />

MS Spektren wurden entweder an einem Finnigan GCQ Iontrap (ESI), einem VG Intstruments<br />

Autospec (FAB) oder einem Jeol AccuTOF GCv (EI) gemessen.<br />

122


Experimentelle Durchführung<br />

KCl-Lösung<br />

Zur Auffüllung der Ag/AgCl Referenzelektrode wurde eine 3 M KCl Lösung mit Milli-Q-<br />

Wasser angesetzt.<br />

Phosphatpuffer (PB)<br />

Für die Einstellung des 0.1 (0.5) M Phosphatpuffers wurde das Rezept des Buffer Calculator<br />

von Rob Beynon verwendet. Im Anschluss wurde der pH-Wert von 7.5 über ein pH-Meter<br />

überprüft.<br />

123


Experimentelle Durchführung<br />

6.2 Synthese der Monomere für die kinetischen Messungen des FNR Enzyms<br />

Lit: Balland et.al [3]<br />

6.2.1 N – (lipoyloxy) – succinimide<br />

Liponsäure (1g, 5mmol) wird zusammen mit 0,6g N-Hydroxysuccinimid (5mmol) in einen<br />

ausgeheizten Kolben mit Rührfisch gegeben und in 10ml entgastem THF gelöst. Die Reaktionsmischung<br />

wird mit Eis gekühlt und man gibt langsam 1,1g (5,1mmol) DCC unter Rühren<br />

hinzu [1] . Die Lösung wird noch drei Stunden bei 0°C und weitere 24 Stunden bei Raumtemperatur<br />

gerührt. Anschließend wird die Reaktionsmischung filtriert und das Lösungsmittel<br />

vollständig im Vakuum entfernt. Das Rohprodukt wird in Aceton/Hexan bei 50°C umkristallisiert<br />

und heiß filtriert.<br />

Man erhält 1g (3,45mmol, 69,7%) von N – (Lipoyloxy) – Succinimide.<br />

Charakterisierung<br />

1 H NMR (200 MHz, CDCl 3 ) δ = 3.72 – 3.41 (m, 1H), 3.21 – 3.02 (m, 2H), 2.90 – 2.72 (m,<br />

4H), 2.61 (t, J=7.2, 2H), 2.45 (dd, J=12.4, 6.0, 1H), 2.07 – 1.41 (m, 7H).<br />

13 C NMR (50 MHz, CDCl 3 ) δ = 169.21, 168.49, 56.19, 40.24, 38.61, 34.49, 30.88, 28.39,<br />

25.69, 24.46.<br />

6.2.2 N – [5 – (1,2 – dithiolan – 3 – ylpentanoylamino) – 1 – carboxypentyl] iminodiacetic<br />

acid<br />

124


Experimentelle Durchführung<br />

N – (lipoyloxy) – succinimd (150mg, 0,495mmol) wird bei Raumtemperatur und N, N –<br />

bis(carboxymethyl) – lysin Hydrat in einem mit Rührfisch ausgestattetem Rundkolben bei<br />

100°C im Hochvakuum über Nacht getrocknet. Das getrocknete N, N – bis(carboxymethyl) –<br />

lysin wird bei 70°C in 3ml DMSO gelöst und 484µl (0,353g, 3,5mmol, 7,1eq.)Triethylamin<br />

werden im Argongegenstrom zu der Lösung gegeben und anschließend das trockene N – (lipoyloxy)<br />

– succinimid. Die Lösung wird 10 Stunden bei Raumtemperatur gerührt und anschließend<br />

das Lösungsmittel mit Toluol koevaporiert bis nur noch ein klebriges Öl verbleibt.<br />

Der Rückstand wird mehrere Stunden im Exsikkator (NaOH) getrocknet und anschließend in<br />

2-3ml Ethanol/Wasser (1/1) aufgenommen und über Nacht im Kühlschrank gelagert. Die<br />

Suspension wird zentrifugiert und die überstehende Lösung abpipettiert. Die kalte gelbliche<br />

Lösung wird langsam mit verdünnter Ameisensäure versetzt bis sich ein Niederschlag bildet.<br />

Anschließend wird die Lösung wieder für mehrere Stunden gekühlt und nach Zentrifugieren<br />

die überstehende Lösung abdekantiert. Der verbleibende Feststoff wird im Hochvakuum getrocknet<br />

und im Exsikkator gelagert.<br />

• Charakterisierung<br />

1 H NMR (250 MHz, MeOD) δ = 3.79 – 3.51 (m, 5H), 3.46 (m, 1H), 3.28 – 3.03 (m, 4H), 2.46<br />

(m, 1H), 2.20 (t, J=7.3, 2H), 2.01 – 1.25 (m, 13H).<br />

13 C NMR (63 MHz, MeOD) δ 175.99, 175.92, 175.87, 171.84, 66.63, 57.56, 55.36, 50.02,<br />

49.68, 49.34, 49.00, 48.66, 48.32, 47.98, 41.30, 40.42, 40.06, 39.33, 36.91, 35.70, 29.94,<br />

29.86, 26.75, 26.49, 26.27, 24.75.<br />

125


Experimentelle Durchführung<br />

6.3 Synthese der Dendrimere, inkl. Monomerendarstellung<br />

6.3.1.1 Synthese von<br />

In einem ausgeheiztem Dreihalskolben mit Schutzgasatmosphäre und Magnetrührstab<br />

werden 260 mg (0.65 mmol) 4,4‘-Bipyridin-1-thioacetatopropyl-iod in 20 mL trockenem<br />

Acetonitril gelöst. Nach Zugabe von 180 mg (1 mmol) 3-Isothiocyanat-1-brompropan wird<br />

die Reaktionsmischung zwei Tage refluxiert. Nach Abkühlen auf Raumtemperatur wird der<br />

entstandene orangene Feststoff abfiltreiert und mit Acetonitril gewaschen. Der verbleibende<br />

Feststoff wurde am Vakuum getrocknet und 76 mg (0.13 mmol, 20 %) eines orangenen Pulvers<br />

werden erhalten.<br />

1 H NMR (200 MHz, D 2 O) δ 9.29 (d, J = 6.9 Hz, 2H), 9.22 (d, J = 6.9 Hz, 2H), 8.67 (t, J =<br />

6.8 Hz, 4H), 5.00 (t, J = 6.9 Hz, 2H), 4.88 (t, J = 7.2 Hz, 2H), 3.93 (dd, J = 6.8, 5.2 Hz, 2H),<br />

3.06 (t, J = 7.1 Hz, 2H), 2.67 – 2.39 (m, 2H), 2.46 (s, 3H).<br />

126


Experimentelle Durchführung<br />

6.3.1.2 Synthese von p-Nitrobenzoesäuresuccinimid<br />

Lit: Blankespoor et.al. [19]<br />

In einem ausgeheizten Rundkolben mit trockenem THF und Schutzgasatmosphäre werden<br />

4 g (24 mmol) p-Nitrobenzoesäure, 5.44 g (26.4 mmol) 1,3- Dicyclohexylcarbodiimid unter<br />

Rühren zugegeben. Zu der Reaktionsmischung werden 3.04 g (13.2 mmol, 0.165 mol/L) N-<br />

Hydroxysuccinimid hinzugefügt. Die Lösung wird über Nacht gerührt und danach in einem<br />

Eisbad abgekühlt und mit reduziertem Druck abfiltriert. Der fahl weiße Feststoff wird 20 Minuten<br />

in 100 mL Wasser gerührt und mit reduziertem Druck abfiltriert. Danach wird das Rohprodukt<br />

30 Minuten in heißem Aceton gerührt und mit reduziertem Druck abfiltriert. Das Filtrat<br />

wird bis zur Trockenheit einkonzentriert und der verbleibende Feststoff in Heptan/Toluol<br />

umkristallisiert. Es werden 3.1 g (11.7 mmol, 88 %) hellgelber Plättchen erhalten.<br />

1 H NMR (200 MHz, DMSO) δ = 8.49 – 8.30 (m, 4H), 2.92 (s, 4H).<br />

13 C NMR (50 MHz, DMSO) δ = 170.06, 160.63, 151.44, 131.64, 129.74, 124.56, 39.52,<br />

25.59.<br />

127


Experimentelle Durchführung<br />

6.3.1.3 Synthese von (S)-N-(p-Nitrobenzoylamido)-1-carboxypentyl]iminodiessigsäure<br />

Lit: es wird in Teilen von der Vorschrift von Blankespoor et.al. [19] abgewichen<br />

In einem ausgeheizten Rundkolben mit trockenem DMSO und einem Magnetrührstab<br />

werden 1 g (3.81 mmol, 0.15 mol/L) des NTAs vorgelegt. Zu der Suspension werden 1.1 g<br />

(4.19 mmol) von Verbindung 6.3.1.2 und 2.68 g (26.7 mmol) Triethylamin zugegeben und<br />

über Nacht bei 100 °C gerührt. Die Reaktionsmischung wird unter Hochvakuum bei 50 °C<br />

getrocknet und der verbleibende Sumpf in Wasser/Ethanol (25:2) aufgenommen und über<br />

Nacht bei 4 °C gelagert. Das Rohprodukt fällt als gelbes viskoses Öl aus. Der Schritt wird<br />

wiederholt bis das reine Produkt vorliegt. Es werden 1.984 g (4.82 mmol, 126.6 %) eines<br />

hochviskosen gelben Öls erhalten.<br />

1 H NMR (250 MHz, MeOD) δ = 8.31 (d, J=8.8, 2H), 8.02 (d, J=8.8, 2H), 3.69 – 3.35 (m,<br />

7H), 1.93 – 1.45 (m, 6H).<br />

13 C NMR (50 MHz, MeOD) δ = 175.95, 175.91, 174.95, 168.23, 150.97, 141.67, 130.06,<br />

129.77, 66.68, 55.43, 40.46, 29.88, 24.85.<br />

128


Experimentelle Durchführung<br />

6.3.1.4 Synthese von 2,2'-((5-(4-Aminobenzamido)-1-carboxypentyl)azanediyl)diessigsäure<br />

Lit: Blankespoor et.al. [19]<br />

Zu einer Lösung von 1 g (2.4 mmol) von 6.3.1.3 in 90 mL Methanol werden 0.1 g 10 %<br />

Pd-Katalysator auf Kohlenstoff gegeben und eine Stunde mit Wasserstoff (3 bar) geschüttelt.<br />

Der Katalysator wird abfiltriert und das Filtrat zur Trockenheit einkonzentriert. Es werden<br />

730 mg (1.9 mmol, 80 %) eines weißen viskosen Feststoffes erhalten.<br />

1 H NMR (200 MHz, MeOD) δ = 7.60 (d, 2H), 6.67 (d, 2H), 3.63 (s, 4H), 3.49 (t, 1 H), 3.35<br />

(s, 4H), 1.66 (m, 7H).<br />

13 C NMR (63 MHz, MeOD) δ = 170.84, 169.38, 134.87, 132.75, 128.89, 123.49, 67.02,<br />

54.23, 39.31, 28.72, 27.88, 26.62, 22.90.<br />

129


Experimentelle Durchführung<br />

6.3.1.5 Synthese von 2,2'-((1-carboxy-5-(4-isothiocyanatobenzamido)pentyl)azanediyl)diessigsäure<br />

6.3.1.4 (150 mg, 0.393 mmol) wurde in Wasser (10 mL) gelöst und CCl 4 (7.5 mL) wurde<br />

zugegeben. SCCl 2 (750 µL, 9.784 mmol) wurde unter heftigem Rühren langsam zugetropft.<br />

Die Reaktionsmischung wurde bis zum nächsten Tag gerührt und anschließend von allen<br />

flüchtigen Bestandteilen mittels Hochvakuum befreit. Es wurde ein weißer Feststoff erhalten<br />

(165 mg, quantitativ).<br />

1 H NMR (200 MHz, MeOD) δ = 7.83 (d, 2H), 7.39 (d, 2H), 4.40 (m, 5H), 3.41 (d, 2H), 2.08<br />

(d, 2H), 1.70 (d, 4H).<br />

NMR ( 13 C, MeOD, 63 MHz): δ 174.91, 170.31, 168.86, 138.74, 135.57, 134.50, 130.07,<br />

126.74, 68.25, 55.11, 40.23, 29.99, 27.88, 26.34, 24.67<br />

130


O<br />

HOOC<br />

O<br />

S<br />

S<br />

N<br />

HOOC<br />

HOOC<br />

HOOC<br />

COOH<br />

COOH<br />

N<br />

N<br />

O<br />

COOH<br />

COOH<br />

COOH<br />

HN<br />

HOOC<br />

S<br />

O<br />

O<br />

HOOC<br />

S<br />

N<br />

O<br />

H 2N<br />

H2N<br />

H 2 N<br />

O<br />

H2N<br />

H2N<br />

H 2 N<br />

COOH<br />

HN<br />

S<br />

S<br />

NH<br />

S<br />

NH<br />

NH<br />

HN<br />

NH<br />

S<br />

HN<br />

HN<br />

O<br />

H<br />

N<br />

HN<br />

N<br />

H<br />

S<br />

O<br />

O<br />

NH<br />

O<br />

S<br />

NH<br />

H<br />

N<br />

S<br />

N<br />

H<br />

NH<br />

O<br />

O<br />

N<br />

H<br />

H<br />

N<br />

O<br />

S<br />

HN<br />

O<br />

HN<br />

HN<br />

O<br />

NH<br />

N<br />

HN<br />

S<br />

N<br />

HN<br />

N<br />

H<br />

HN<br />

O<br />

O<br />

NH<br />

SCN<br />

H 2N<br />

H<br />

N<br />

H2N<br />

O<br />

O<br />

N<br />

H<br />

S<br />

N<br />

O<br />

O<br />

N<br />

O<br />

H<br />

N<br />

O<br />

N<br />

N<br />

S<br />

NH<br />

H<br />

N<br />

HN<br />

S<br />

O<br />

O<br />

NH<br />

HN<br />

O<br />

HN<br />

O<br />

HN<br />

NH<br />

HN<br />

O<br />

HN<br />

N<br />

O<br />

N<br />

O<br />

NH<br />

H<br />

N<br />

O<br />

N<br />

H<br />

O<br />

O<br />

N<br />

S<br />

N<br />

O<br />

HN<br />

N<br />

NH<br />

HN<br />

O<br />

S<br />

O<br />

HN<br />

O<br />

N<br />

NH<br />

HN<br />

O<br />

O<br />

O<br />

O<br />

NH<br />

NH2<br />

O<br />

O<br />

H<br />

N<br />

NH<br />

O<br />

N<br />

H<br />

N<br />

N<br />

H<br />

N<br />

H 2 N<br />

O<br />

N<br />

HOOC<br />

O<br />

H2N<br />

HN<br />

N<br />

HN<br />

COOH<br />

O<br />

O<br />

N<br />

O<br />

S<br />

NH<br />

O<br />

HOOC<br />

HN<br />

N<br />

NH<br />

S<br />

N<br />

HN<br />

O<br />

NH<br />

HOOC<br />

NH<br />

H<br />

N<br />

NH<br />

O<br />

HN<br />

NH<br />

O<br />

HN<br />

S<br />

N<br />

O<br />

N<br />

HN<br />

O<br />

S<br />

N<br />

N<br />

O<br />

O<br />

O<br />

N<br />

HOOC<br />

HN<br />

COOH<br />

O<br />

O<br />

N<br />

O<br />

NH<br />

NH<br />

HN<br />

N<br />

HN<br />

HN<br />

NH<br />

NH<br />

HN<br />

HN<br />

HN<br />

NH<br />

COOH<br />

HN<br />

HN<br />

N<br />

HN<br />

N<br />

N<br />

O<br />

O<br />

O<br />

O<br />

O<br />

O<br />

COOH<br />

N<br />

O<br />

O<br />

N<br />

O<br />

COOH<br />

HN<br />

N<br />

NH2<br />

HN<br />

HN<br />

HN<br />

O<br />

S<br />

O<br />

O<br />

N +<br />

NH<br />

O<br />

HN<br />

N +<br />

N +<br />

C<br />

NH<br />

N +<br />

NH<br />

N<br />

N<br />

H2N<br />

H2N<br />

N<br />

S<br />

S<br />

O<br />

S<br />

S<br />

O<br />

O<br />

O<br />

O<br />

O<br />

HN<br />

N +<br />

N +<br />

S<br />

NH<br />

NH<br />

N<br />

NH<br />

NH<br />

HN<br />

HN<br />

N + N+<br />

S<br />

HN<br />

S<br />

O<br />

O<br />

O<br />

O<br />

O<br />

O<br />

N<br />

O<br />

N<br />

O<br />

N<br />

N<br />

S<br />

NH<br />

NH<br />

NH<br />

NH<br />

O<br />

HN<br />

HN<br />

O<br />

NH<br />

NH<br />

S<br />

NH<br />

NH<br />

N<br />

HN<br />

N<br />

O<br />

O<br />

O<br />

O<br />

O<br />

N<br />

N<br />

O<br />

O<br />

O<br />

N<br />

NH2<br />

N<br />

O<br />

O<br />

NH<br />

NH<br />

NH<br />

N<br />

H<br />

HN<br />

H<br />

N<br />

HN<br />

HN<br />

O<br />

O<br />

H2N<br />

O<br />

H 2 N<br />

HOOC<br />

HN<br />

NH<br />

NH<br />

NH<br />

N<br />

NH<br />

NH<br />

N<br />

O<br />

O<br />

O<br />

HOOC<br />

NH<br />

N<br />

NH<br />

NH<br />

O<br />

N<br />

N<br />

S<br />

O<br />

N<br />

N<br />

H<br />

N<br />

H<br />

N<br />

S<br />

O<br />

O<br />

HN<br />

HN<br />

O<br />

COOH<br />

O<br />

S<br />

HN<br />

O<br />

HN<br />

S<br />

COOH<br />

O<br />

HOOC<br />

N<br />

O<br />

HN<br />

HN<br />

NH<br />

N<br />

NH<br />

O<br />

NH<br />

O<br />

NH<br />

N<br />

H<br />

N<br />

COOH<br />

O<br />

O<br />

N<br />

N<br />

O<br />

O<br />

N<br />

H<br />

H<br />

N<br />

O<br />

N +<br />

N +<br />

O<br />

O<br />

N<br />

N<br />

NH2<br />

NH2<br />

HN<br />

HN<br />

O<br />

NH<br />

O<br />

NH<br />

O<br />

O<br />

S<br />

S<br />

NH<br />

NH<br />

H 2 N<br />

N<br />

H2N<br />

N +<br />

N +<br />

N<br />

H<br />

H<br />

N<br />

N<br />

O<br />

O<br />

O<br />

N<br />

O<br />

HN<br />

O<br />

NH<br />

N<br />

O<br />

O<br />

N<br />

H<br />

NH<br />

NH<br />

O<br />

O<br />

N +<br />

O<br />

S<br />

NH<br />

NH<br />

S<br />

HN<br />

N<br />

HN<br />

NH<br />

NH<br />

N<br />

NH<br />

O<br />

NH<br />

NH<br />

N +<br />

O<br />

S<br />

S<br />

O<br />

H<br />

N<br />

O<br />

N<br />

H<br />

O<br />

HN<br />

O<br />

NH2<br />

NH2<br />

N<br />

H<br />

HOOC<br />

NH2<br />

S<br />

NH<br />

NH<br />

NH<br />

NH<br />

H<br />

N<br />

O<br />

N<br />

H<br />

HN<br />

N<br />

N +<br />

PH<br />

NH<br />

HN<br />

H<br />

N<br />

H<br />

N<br />

NH<br />

N<br />

H<br />

S<br />

S<br />

S<br />

HN<br />

HN<br />

HN<br />

COOH<br />

COOH<br />

NH<br />

N +<br />

S<br />

S<br />

S<br />

O<br />

HOOC<br />

H<br />

N<br />

N +<br />

N +<br />

N +<br />

S<br />

N<br />

HOOC<br />

N +<br />

HN<br />

O<br />

O<br />

COOH<br />

HOOC<br />

O<br />

HOOC<br />

N<br />

S<br />

N +<br />

HOOC<br />

N +<br />

N<br />

COOH<br />

O<br />

COOH<br />

COOH<br />

N<br />

COOH<br />

COOH<br />

O<br />

S<br />

S<br />

COOH<br />

O<br />

Experimentelle Durchführung<br />

6.3.1.6 Thioacetate protected G3 PAMAM-Viologen-NTA dendrimer synthesis<br />

N<br />

H<br />

12 + 36<br />

Chemical Formula: C 18H 21N 3O 7S<br />

Molecular Weight: 423.44<br />

2+<br />

Chemical Formula: C 19H 23N 3OS 2<br />

Molecular Weight: 373.53<br />

NH 2<br />

NH 2<br />

NH 2<br />

H<br />

N<br />

NH 2<br />

N<br />

H<br />

N<br />

H<br />

NH 2<br />

Chemical Formula: C 302 H 608 N 122 O 60<br />

Molecular Weight: 6908.98<br />

NH 2<br />

NH 2<br />

NH 2<br />

N + N +<br />

N + N +<br />

N + N +<br />

N + N +<br />

H<br />

N<br />

N + N +<br />

N + N +<br />

H<br />

N<br />

H<br />

N<br />

H<br />

N<br />

N + N +<br />

N + N +<br />

N + N +<br />

N<br />

H<br />

H<br />

N<br />

Chemical Formula: C 897H 1319N 218O 169PS 51<br />

38+<br />

Molecular Weight: 19526.79<br />

G3 PAMAM Dendrimer Lösung in Methanol (25.19 g, 0.0036 mmol) werden in einem<br />

Schlenkrohr mit Magnetrührstab mit Hochvakuum getrocknet und mehrfach mit Argon nachgespült.<br />

Der verbleibende Feststoff wird in trockenem DMSO (0.912 mmol/L) aufgenommen<br />

und entgast. Verbindung 6.3.1.1 und 6.3.1.5 werden in dem gewünschten Verhältnis (Σ 1.5-<br />

131


Experimentelle Durchführung<br />

faches Molenverhältnis in Bezug auf die freien Amine des Dendrimers 17 ) zu dem vorgelegten<br />

Dendrimer gegeben. Die Lösung wird fünf Tage bei Raumtemperatur gerührt. Die Lösung<br />

wird in 150 mL 0.1 M KNO 3 Lösung gegossen und mit einer TFF-Einheit von nicht abreagierten<br />

Edukten (MWCO 5 kD, 3.5 mL/min) getrennt. Das Wasser wird durch lyophilisieren<br />

entfernt und 50 mg eines gelben Feststoffs werden erhalten.<br />

1 H NMR (200 MHz, D 2 O) δ = 9.29 – 8.22 (m, 155 H), 7.55 (m, 39 H), 2.36 (m, 1070 H).<br />

6.3.1.7 Entschützung von Verbindung 6.3.1.6<br />

Verbindung 6.3.1.6 (10 mg, 0.43 mmol) wird in einer 0.1 M D 2 O-Lösung (0.14 mmol<br />

Hydroxylamin) für 16 h gerührt. Die Entschützung kann mit NMR-Spektroskopie verfolgt<br />

werden. Das schwere Wasser wird am Rotationsverdampfer entfernt und man erhält einen<br />

gelben Film. Das Rohprodukt wird dreimal mit Ethanol im Ultraschallbad behandelt, um restliches<br />

Hydroxylamin zu entfernen. Es werden 8.9 mg (quantitativ) eines gelben Feststoffs<br />

erhalten.<br />

17 Faktor 48<br />

132


Experimentelle Durchführung<br />

6.4 Elektrochemische Messungen<br />

6.4.1 Vorbereitung der Elektroden; polieren und elektrochemisches Reinigen<br />

Zuerst wurden die Goldelektroden mit drei verschiedenen Diamantsuspensionen poliert.<br />

Die Korngrößen der Diamantkörner waren 3 µm, 1 µm und 0.5 µm. Jede Elektrode wurde mit<br />

jeder Korngröße fünf Minuten poliert. Anschließend wurde die Elektrode in einer eins zu eins<br />

Lösung aus Wasser und Ethanol zehn Minuten im Ultraschallbad behandelt. Die vorbehandelte<br />

Elektrode wurde elektrochemisch in 2 M Schwefelsäure weiter gereinigt. Dabei wurden<br />

jeweils 20 Zyklen von -0.2 mV bis 1.75 mV gefahren. Die Spannungsvorschubsgeschwindigkeit<br />

betrug 0.1 mV/s. danach wurde die Elektrode mit dest. Wasser gespült und in 0.1 M PB,<br />

pH 7.5, gelagert.<br />

6.4.2 Messung von k 2 und K M<br />

Die Messungen zu dem K M – und k 2 Wert erfolgten nach der folgenden allgemeinen<br />

Durchführung.<br />

Im zweiten Schritt wurde eine Stammlösung von Ferrocenmethanol, Konzentration<br />

0.5 mM, in PB 0.1 M, pH 7.5,hergestellt. Das Ferrocenmethanol wurde im Ultraschallbad bei<br />

ca. 4°C gelöst.<br />

Im dritten Schritt wird die genaue Konzentration des Enzyms durch UV/VIS Spektroskopie<br />

bestimmt. Dafür wird erst mit der Ferrocenmethanolstammlösung der Hintergrund bestimmt<br />

und dann das Enzym (1-2 µl) zugegeben. Von dieser konzentrierten Lösung wird dann<br />

auf 2.15 ml und eine Enzymkonzentration von 0.2 µM, 0.1 M PB, pH 7.5, 0.5 mM Ferrocenmethanol,verdünnt.<br />

Von dieser Messlösung werden dann 150 ml abgenommen und das Substrat<br />

darin gelöst. Es wird so viel NADPH gelöst damit eine Endkonzentration von 3 mM erreicht<br />

wird, wenn das gesamte Volumen von 150 ml ausgetauscht wurde.<br />

Vor jeder Messung wird die Lösung 20 s gerührt und danach 7 s ruhen gelassen. Die Messungen<br />

wurden in einem Drei-Elektroden-Aufbau durchgeführt mit der vorher gereinigten<br />

Goldarbeitselektrode, einem frisch erhitzen Platindraht als Gegenelektrode und einer<br />

Ag/AgCl – Referenzelektrode. Zuerst wird eine Leermessung bei 5 mV/s in der Enzym-<br />

Ferrocenmethanolstammlösung von (-0.1 mV - 0.35 mV) vs Ag/AgCl durchgeführt. Diese<br />

Einstellungen werden für alle weiteren Messungen beibehalten. Für die weiteren Messungen<br />

wurde zuerst das Volumen an Lösung entfernt, das danach von der Substratlösung hinzugege-<br />

133


Experimentelle Durchführung<br />

ben wurde. Die Konzentrationen und Zugaben für die Messung können aus der folgenden<br />

Tabelle 11 entnommen werden.<br />

Level<br />

Tabelle 11 gibt die Zugaben für die Substratlösung an<br />

Ziel C NADPH /<br />

mM<br />

V ges an Substratlösung/<br />

µl<br />

V ini in der Lösung/<br />

µl<br />

Benötigtes Volumen an<br />

Substratlösung/<br />

µl<br />

1 0,050 2,50 0,00 2,50<br />

2 0,100 5,00 2,50 2,50<br />

3 0,150 7,50 5,00 2,50<br />

4 0,200 10,00 7,50 2,50<br />

5 0,400 20,00 10,00 10,00<br />

6 0,600 30,00 20,00 10,00<br />

7 0,800 40,00 30,00 10,00<br />

8 1,000 50,00 40,00 10,00<br />

9 2,000 100,00 50,00 50,00<br />

10 3,000 150,00 100,00 50,00<br />

6.4.3 Messung von k 3<br />

Die Elektroden wurden wie unter 6.4.1 beschrieben gereinigt und gelagert. Das Enzym<br />

wird mit UV/VIS – Spektroskopie untersucht, um die Konzentration zu ermitteln. Dafür wird<br />

zuerst eine Stammlösung mit 0.1M PB, pH 7.5, als Hintergrund vermessen und dann mit der<br />

Enzymlösung (1-2 µL) vermischt. Mit dieser Stammlösung wird eine Messzelle mit 0.5 µM<br />

Enzym, 0.1 M, pH 7.5 und 5 mM NADPH und einer Dreielektrodenanordnung mit der gereinigten<br />

Goldelektrode als WE, einem frisch abgebrannten Pt-Draht als CE und einer Ag/AgCl<br />

RE. Von dieser Messlösung werden ZV's aufgenommen von (-0.1 V – 0.35 V) vs. Ag/AgCl.<br />

Die unterschiedlichen Spannungsvorschubgeschwindigkeiten sind (2, 5, 7.5, 10, 15, 20, 50,<br />

100, 250, 500, 750, 1000) mV/s.<br />

Eine 2 mM Ferrocenmethanolstammlösung mit 0.1 M PB, pH 7.5, wird hergestellt. Es<br />

werden 25 µl von der Messlösung mit der Ferrocenmethanolstammlösung ausgetauscht und<br />

die ZV's unter den gleichen Bedingungen und Spannungsvorschubgeschwindigkeiten gemessen.<br />

6.4.4 Generelle Anbindung eines Dendrimers<br />

Die Anbindung der Dendrimere an Goldelektroden wurde elektrochemisch verfolgt. Ein<br />

100 µl Aliquot mit Dendrimerlösung wird aufgetaut und mit 5 µl TCEP vermischt. Die<br />

Dendrimerlösung wird in 1.9 ml entgasten 0.05 M BP, 0.1 mM KNO 3 , pH 7.5, unter Ar At-<br />

134


Experimentelle Durchführung<br />

mosphäre gegeben. Durch diese Elektrolytlösung werden eine Goldelektrode (WE), eine Platinelektrode<br />

(CE) und eine Ag/AgCl RE miteinander verbunden und eine wiederkehrende<br />

Dreiecksspannung angelegt. Gemessen wurde so lange bis der maximale Strom nicht mehr<br />

steigt, aber mindestens 200 Zyklen von -0.2 V vs Ag/AgCl bis -0.6 V vs Ag/AgCl mit einer<br />

Spannungsvorschubsgeschwindigkeit von 200 mV/s.<br />

6.4.5 Generelle Anbindung eines veränderten FNR Enzyms an ein Dendrimer<br />

Eine Oberfläche, die mit einem Dendrimer beschichtet wurde, wird 20 Minuten mit einer<br />

0.025 M NiSO 4 , 0.1 M KNO 3 und 0.05 M PB, pH 7.5, behandelt und danach dreimal mit<br />

0.1 M PB, 0.1 M KNO 3 , pH 7.5, gespült. Über die mit Nickel beschichtete Oberfläche wird<br />

eine 500 nM Enzymlösung, 0.1 M PB, pH 7.5, 0.1 M KNO 3 , gespült, bzw. gelagert. Der Anlagerung<br />

des Enzyms kann mit SPR – Spektroskopie bzw. elektrochemisch gefolgt werden.<br />

6.5 SPR Messungen<br />

Die Experimente zur Bestimmung der Dissoziationskonstanten werden mit einem Autolab<br />

Twingle durchgeführt. Die goldbeschichteten Objektträger wurden von ssens bestellt und haben<br />

den gleichen Brechungsindex wie das Prisma des Autolab Twingle. Alle weiteren Reagenzien<br />

waren im Labor vorhanden, bzw. die Synthese des Ankers wurde in Kapitel 4.1.1.1<br />

beschrieben.<br />

6.5.1 FNR Anbindung an NTA – Liponsäureoberflächen<br />

Die Oberfläche des Sensorchips wurde über Nacht mit einer methanolischen Lösung des<br />

Liponsäure –NTA – Linkers (1 mg/ml) bedeckt. Der Chip wird anschließend mit Methanol<br />

und Wasser abgespült und trocken geblasen. Der Chip wird in das SPR Spektrometer eingebaut<br />

und die Oberfläche mit Laufpuffer gespült bis ein stabiles Signal gemessen wird. Danach<br />

wird in der Software ein Assoziationsprogramm gestartet und die Zeiten für Assoziations- und<br />

Dissoziationsphasen eingestellt. Nach Start der Methode wird die Oberfläche mit dem Laufpuffer<br />

stabilisiert und eine 20 mM Nickelsulfatlösung für 15 Minuten über die Oberfläche<br />

gespült, damit das Ankermolekül das Metall chelatisieren kann. Damit sind die Vorbereitungen<br />

für das eigentliche Experiment abgeschlossen und die FNR kann für die eingestellte Zeit<br />

über die Oberfläche mit dem komplexierten Metall gespült werden. Anschließend wird die<br />

Dissoziation des Moleküls gemessen.<br />

135


Experimentelle Durchführung<br />

6.5.2 Dendrimeranbindung<br />

Die Sensoroberfläche wird mit Laufpuffer (0.05 M BP, 0.1 mM KNO 3 , pH 7.5, sauerstofffrei)<br />

gespült bis das Signal konstant ist. Danach wird das Assoziationsprogramm gestartet und<br />

die Zeiten für die Assoziation des Dendrimers eingestellt. Bei Aufforderung wird ein 100 µl<br />

Aliquot mit Dendrimerlösung mit 5 µl TCEP unter die Pipettenspitzen gehalten. Die Messung<br />

wird fortgesetzt. Die Assoziation und die Dissoziation kann auf dem Bildschirm verfolgt werden.<br />

136


Literaturverzeichnis<br />

7 Literaturverzeichnis<br />

[1] J. Madoz-Gúrpide, J. M. Abad, J. Fernández-Recio, M. Vélez, L. Vázquez, C. Gómez-Moreno, V. M. Fernández, J. Am.<br />

Chem. Soc. 2000, 122, 9808–9817.<br />

[2] S. Knecht, D. Ricklin, A. N. Eberle, B. Ernst, JMR 2009, 22, 270–279.<br />

[3] V. Balland, C. Hureau, A. M. Cusano, Y. Liu, T. Tron , Chem. Eur. J. 2008, 14, 7186–7192.<br />

[4] V. Flexer, M. V. Ielmini, E. J. Calvo, P. N. Bartlett, Bioelectrochemistry, 2008, 74, 201–209.<br />

[5] L. C. Clark, JR, C. Lyons, Annals of the New York Academy of Sciences 1962, 102, 29–45.<br />

[6] a) R. L. Rich, D. G. Myszka, J. Mol. Recognit. 2005, 18, 431–478; b) R. L. Rich, D. G. Myszka, Journal of molecular<br />

recognition : JMR 2006, 19, 478–534; c) R. L. Rich, D. G. Myszka, Journal of molecular recognition : JMR 2008, 21,<br />

355–400.<br />

[7] S. Cosnier, Biosensors and Bioelectronics 1999, 14, 443–456.<br />

[8] a) F. Gouranlou, H. Ghourchian, Biosensors and Bioelectronics 2016, 78, 337–343; b) T. Chen, S. C. Barton, G. Binyamin,<br />

Z. Gao, Y. Zhang, H.-H. Kim, A. Heller, J. Am. Chem. Soc. 2001, 123, 8630–8631; c) R. A. Bullen, T. C. Arnot,<br />

J. B. Lakeman, F. C. Walsh, Biosensors & bioelectronics 2006, 21, 2015–2045; d) S. Neugebauer, L. Stoica, D.<br />

Guschin, W. Schuhmann, Microchim Acta 2008, 163, 33–40; e) M. J. Cooney, V. Svoboda, C. Lau, G. Martin, S. D.<br />

Minteer, Energy Environ. Sci. 2008, 1, 320.<br />

[9] A. Heller, Phys. Chem. Chem. Phys. 2004, 6, 209.<br />

[10] Y. Degani, A. Heller, J. Phys. Chem. 1987, 91, 1285–1289.<br />

[11] a) A. A. Karyakin, O. V. Gitelmacher, E. E. Karyakina, Analytical Letters 1994, 27, 2861–2869; b) M. Umana, J. Waller,<br />

Anal. Chem. 1986, 58, 2979–2983; c) A. Heller, Acc. Chem. Res. 1990, 23, 128–134.<br />

[12] a) W. Gellett, M. Kesmez, J. Schumacher, N. Akers, S. D. Minteer, Electroanalysis 2010, 22, 727–731; b) M. Jenkins,<br />

Biomedical polymers, 2007.<br />

[13] A. Heller, B. Feldman, Chem. Rev. 2008, 108, 2482–2505.<br />

[14] a) J. Y. Lee, H. Y. Shin, S. W. Kang, C. Park, S. W. Kim, Enzyme and Microbial Technology 2011, 48, 80–84; b) T.<br />

Vo-Dinh, B. Cullum, Fresenius' Journal of Analytical Chemistry 2000, 366, 540–551.<br />

[15] S. Pöller, D. Koster, W. Schuhmann, Electrochemistry Communications 2013, 34, 327–330.<br />

[16] P. F. Predki, Current opinion in chemical biology 2004, 8, 8–13.<br />

[17] C. M. Niemeyer, Trends in biotechnology 2002, 20, 395–401.<br />

[18] a) P. N. Bartlett, Z. Ali, V. Eastwick-Field, Faraday Trans. 1992, 88, 2677; b) C. Kurzawa, A. Hengstenberg, W.<br />

Schuhmann, Anal. Chem. 2002, 74, 355–361.<br />

[19] R. Blankespoor, B. Limoges, B. Schollhorn, J. L. Syssa-Magale, D. Yazidi, Langmuir 2005, 21, 3362–3375.<br />

[20] O. Rüdiger, C. Gutiérrez-Sánchez, D. Olea, I. A. C. Pereira, M. Vélez, V. M. Fernández, A. L. De Lacey, Electroanalysis<br />

2010, 22, 776–783.<br />

[21] a) R. Sternberg, M.-B. Barrau, L. Gangiotti, D. R. Thévenot, D. S. Bindra, G. S. Wilson, G. Velho, P. Froguel, G.<br />

Reach, Biosensors 1989, 4, 27–40; b) S. Rezaei-Z archi, A. A. Saboury,J. Hong, P. Norouz i, A. B. Moghaddam, H.<br />

Ghourchian, A. A. Moosavi-Movahedi, A. Mohammadian, Bulletin of the Korean Chemical Society 2007, 28, 2266–<br />

2270.<br />

[22] a) R. A. Marcus, N. Sutin, Biochimica et Biophysica Acta 1985, 811, 265–322; b) R. A. Marcus, J. Chem. Phys. 1956,<br />

24, 979; c) R. A. Marcus, J. Chem. Phys. 1956, 24, 966.<br />

[23] V. Balland, S. Lecomte, B. Limoges, Langmuir 2009, 25, 6532–6542.<br />

[24] a) D. Kroger, M. Liley, W. Schiweck, A. Skerra, H. Vogel, Biosensors & bioelectronics 1999, 14, 155–161; b) E.<br />

Hochuli, H. Döbeli, A. Schacher, Journal of Chromatography A 1987, 411, 177–184.<br />

[25] G. B. Sigal, C. Bamdad, A. Barberis, J. Strominger, G. M. Whitesides, Anal. Chem. 1996, 68, 490–497.<br />

[26] a) N. Plumeré, O. Rüdiger, A. A. Oughli, R. Williams, J. Vivekananthan, S. Pöller, W. Schuhmann, W. Lubitz, Nat<br />

Chem 2014, 6, 822–827; b) A. A. Oughli, F. Conzuelo, M. Winkler, T. Happe, W. Lubitz, W. Schuhmann, O. Rüdiger,<br />

N. Plumeré, Angew. Chem. 2015, 54, 12329–12333.<br />

[27] F. H. Arnold, Bio/technology (Nature Publishing Company) 1991, 9, 151–156.<br />

[28] E. Buhleier, W. Wehner, F. Vögtle, Synthesis 1978, 155–158.<br />

[29] D. A. Tomalia, H. Baker, J. Dewald, M. Hall, G. Kallos, S. Martin, J. Roeck, J. Ryder, P. Smith, Polym J 1985, 17,<br />

117–132.<br />

[30] G. R. Newkome, Z. Yao, G. R. Baker, V. K. Gupta, J. Org. Chem. 1985, 50, 2003–2004.<br />

[31] a) D. A. Tomalia, Progress in Polymer Science 2005, 30, 294–324; b) F. Zeng, S. C. Zimmerman, Chem. Rev. 1997, 97,<br />

1681–1712; c) S. M. Grayson, J. M. J. Fréchet, Chem. Rev. 2001, 101, 3819–3868; d) A. J. Preston, J. C. Gallucci, J. R.<br />

Parquette, Organic letters 2006, 8, 5885–5888; e) C. C. Lee, J. A. MacKay, J. M. Frechet, F. C. Szoka, Nature biotechnology<br />

2005, 23, 1517–1526.<br />

[32] J. W. J. Knapen, van der Made, Alexander W., J. C. de Wilde, van Leeuwen, Piet W. N. M., P. Wijkens, D. M. Grove,<br />

G. van Koten, Nature 1994, 372, 659–663.<br />

[33] J. Haensler, F. C. Szoka, JR, Bioconjugate chemistry 1993, 4, 372–379.<br />

[34] M. X. Tang, C. T. Redemann, F. C. Szoka, JR, Bioconjugate chemistry 1996, 7, 703–714.<br />

[35] M. W. Grinstaff, Chem. Eur. J.2002, 8, 2839–2846.<br />

[36] M. C. Daniel, J. Ruiz, S. Nlate, J. C. Blais, D. Astruc, J. Am. Chem. Soc. 2003, 125, 2617–2628.<br />

[37] S. Piletsky, E. Piletska, A. Bossi, N. Turner, A. Turner, Biotechnology and bioengineering 2003, 82, 86–92.<br />

[38] R. L. Rich, D. G. Myszka, Current opinion in biotechnology 2000, 11, 54–61.<br />

137


Literaturverzeichnis<br />

[39] a) M. Reck, F. Stahl, J. G. Walter, M. Hollas, D. Melzner, T. Scheper, Biotechnology progress 2007, 23, 1498–1505; b)<br />

B. A. Stillman, J. L. Tonkinson, BioTechniques 2000, 29, 630–635.<br />

[40] P. Ball, Chemphyschem 2008, 9, 2677–2685.<br />

[41] a) A. Kaplan, Y. Helman, D. Tchernov, L. Reinhold, Proceedings of the National Academy of Sciences 2001, 98, 4817–<br />

4818; b) R. Jin, G. Wu, Z. Li, C. A. Mirkin, G. C. Schatz, J. Am. Chem. Soc. 2003, 125, 1643–1654.<br />

[42] a) C. M. Yam, M. Deluge, D. Tang, A. Kumar, C. Cai, Journal of colloid and interface science 2006, 296, 118–130; b)<br />

N. Patel, M. C. Davies, M. Hartshorne, R. J. Heaton, C. J. Roberts, S. J. B. Tendler, P. M. Williams, Langmuir 1997,<br />

13, 6485–6490; c) B. Johnsson, S. Lofas, G. Lindquist, Analytical biochemistry 1991, 198, 268–277; d) S. V. Rao, K.<br />

W. Anderson, L. G. Bachas, Biotechnol. Bioeng. 1999, 65, 389–396; e) K. Jiang, L. S. Schadler, R. W. Siegel, X.<br />

Zhang, H. Zhang, M. Terrones, J. Mater. Chem. 2004, 14, 37–39.<br />

[43] J. Groll, E. V. Amirgoulova, T. Ameringer, C. D. Heyes, C. Rocker, G. U. Nienhaus, M. Moller, J. Am. Chem. Soc.<br />

2004, 126, 4234–4239.<br />

[44] a) S. F. D'Souza, S. S. Godbole, Journal of biochemical and biophysical methods 2002, 52, 59–62; b) G. MacBeath, S.<br />

L. Schreiber, Science 2000, 289, 1760–1763.<br />

[45] a) C. Mateo, O. Abian, G. Fernandez-Lorente, J. Pedroche, R. Fernandez-Lafuente, J. M. Guisan, A. Tam, M. Daminati,<br />

Biotechnology progress 2002, 18, 629–634; b) J. M. Palomo, M. Fuentes, G. Fernandez-Lorente, C. Mateo, J. M.<br />

Guisan, R. Fernandez-Lafuente, Biomacromolecules 2003, 4, 1–6.<br />

[46] R. Fernandez-Lafuente, C. M. Rosell, V. Rodriguez, C. Santana, G. Soler, A. Bastida, J. M. Guisan, Enzyme and Microbial<br />

Technology 1993, 15, 546–550.<br />

[47] T. A. Keller, C. Duschl, D. Kröger, A.-F. Sévin-Landais, H. Vogel, S. E. Cervigni, P. Dumy, Supramolecular Science<br />

1995, 2, 155–160.<br />

[48] E. C. Constable, P. A. Gale, Chem. Soc. Rev. 2013, 42, 1427–1428.<br />

[49] M. Mammen, S.-K. Choi, G. M. Whitesides, Angew. Chem. 1998, 110, 2908–2953.<br />

[50] H. Zhu, M. Bilgin, R. Bangham, D. Hall, A. Casamayor, P. Bertone, N. Lan, R. Jansen, S. Bidlingmaier, T. Houfek et<br />

al., Science 2001, 293, 2101–2105.<br />

[51] E. L. Schmid, T. A. Keller, Z. Dienes, H. Vogel, Anal. Chem. 1997, 69, 1979–1985.<br />

[52] G. Zhen, D. Falconnet, E. Kuennemann, J. Vörös, N. D. Spencer, M. Textor, S. Zürcher, Adv. Funct. Mater. 2006, 16,<br />

243–251.<br />

[53] M. J. W. Ludden, A. Mulder, K. Schulze, V. Subramaniam, R. Tampe, J. Huskens, Chem. Eur. J. 2008, 14, 2044–2051.<br />

[54] W. H. Campbell, J. Henig, N. Plumere, Bioelectrochemistry 2013, 93, 46–50.<br />

[55] N. M. Green, Advances in protein chemistry 1975, 29, 85–133.<br />

[56] a) B. Lu, M. R. Smyth, R. O'Kennedy, The Analyst 1996, 121, 29R-32R; b) Y. Jung, J. Y. Jeong, B. H. Chung, The<br />

Analyst 2008, 133, 697–701.<br />

[57] W. Muller, H. Ringsdorf, E. Rump, G. Wildburg, X. Zhang, L. Angermaier, W. Knoll, M. Liley, J. Spinke, Science<br />

1993, 262, 1706–1708.<br />

[58] C. M. Niemeyer, T. Sano, C. L. Smith, C. R. Cantor, Nucleic Acids Research 1994, 22, 5530–5539.<br />

[59] C. M. Niemeyer, Nano Today 2007, 2, 42–52.<br />

[60] P.-C. Lin, D. Weinrich, H. Waldmann, Macromol. Chem. Phys. 2010, 211, 136–144.<br />

[61] P. Jonkheijm, D. Weinrich, H. Schröder, C. M. Niemeyer, H. Waldmann, Angew. Chem. 2008, 120, 9762–9792.<br />

[62] J. Spinke, M. Liley, F.-J. Schmitt, H.-J. Guder, L. Angermaier, W. Knoll, J. Chem. Phys. 1993, 99, 7012.<br />

[63] a) C. M. Niemeyer, J. Koehler, C. Wuerdemann, ChemBioChem 2002, 3, 242–245; b) J. Ladd, C. Boozer, Q. Yu, S.<br />

Chen, J. Homola, S. Jiang, Langmuir 2004, 20, 8090–8095; c) U. Feldkamp, R. Wacker, H. Schroeder, W. Banzhaf, C.<br />

M. Niemeyer, Chemphyschem 2004, 5, 367–372.<br />

[64] a) R. Wacker, H. Schroder, C. M. Niemeyer, Analytical biochemistry 2004, 330, 281–287; b) V. Gauvreau, P. Chevallier,<br />

K. Vallieres, E. Petitclerc, R. C. Gaudreault, G. Laroche, Bioconjugate chemistry 2004, 15, 1146–1156; c) K.<br />

Blank, J. Morfill, H. E. Gaub, Chembiochem 2006, 7, 1349–1351.<br />

[65] T. Ichihara, J. K. Akada, S. Kamei, S. Ohshiro, D. Sato, M. Fujimoto, Y. Kuramitsu, K. Nakamura, Journal of proteome<br />

research 2006, 5, 2144–2151.<br />

[66] I. Giriat, T. W. Muir, J. Am. Chem. Soc. 2003, 125, 7180–7181.<br />

[67] B. Helms, I. van Baal, M. Merkx, E. W. Meijer, Chembiochem 2007, 8, 1790–1794.<br />

[68] a) N. A. McGrath, R. T. Raines, Accounts of chemical research 2011, 44, 752–761; b) M. Kohn, R. Wacker, C. Peters,<br />

H. Schroder, L. Soulere, R. Breinbauer, C. M. Niemeyer, H. Waldmann, Angew. Chem. 2003, 42, 5830–5834; c) M.<br />

Köhn, R. Wacker, C. Peters, H. Schröder, L. Soulère, R. Breinbauer, C. M. Niemeyer, H. Waldmann, Angew. Chem.<br />

2003, 115, 6010–6014; d) J. Kalia, N. L. Abbott, R. T. Raines, Bioconjugate chemistry 2007, 18, 1064–1069.<br />

[69] a) B. P. Duckworth, J. Xu, T. A. Taton, A. Guo, M. D. Distefano, Bioconjugate chemistry 2006, 17, 967–974; b) T.<br />

Govindaraju, P. Jonkheijm, L. Gogolin, H. Schroeder, C. F. W. Becker, C. M. Niemeyer, H. Waldmann, Chem. Commun.<br />

2008, 3723–3725; c) P.-C. Lin, S.-H. Ueng, M.-C. Tseng, J.-L. Ko, K.-T. Huang, S.-C. Yu, A. K. Adak, Y.-J.<br />

Chen, C.-C. Lin, Angew. Chem. 2006, 45, 4286–4290.<br />

[70] J. M. Baskin, J. A. Prescher, S. T. Laughlin, N. J. Agard, P. V. Chang, I. A. Miller, A. Lo, J. A. Codelli, C. R. Bertozzi,<br />

Proceedings of the National Academy 2007, 104, 16793–16797.<br />

[71] a) M. N. Yousaf, B. T. Houseman, M. Mrksich, Angew. Chem. 2001, 40, 1093–1096; b) M. N. Yousaf, M. Mrksich, J.<br />

Am. Chem. Soc. 1999, 121, 4286–4287; c) B. T. Houseman, J. H. Huh, S. J. Kron, M. Mrksich, Nat. Biotechnol. 2002,<br />

20, 270–274.<br />

[72] A. D. de Araujo, J. M. Palomo, J. Cramer, M. Kohn, H. Schroder, R. Wacker, C. Niemeyer, K. Alexandrov, H. Waldmann,<br />

Angew. Chem. 2005, 45, 296–301.<br />

[73] a) M. Buisson, B. Fleurent, M. Mak, P. Morand, L. Chan, A. Ng, M. Guan, D. Chin, J. M. Seigneurin, Journal of Clinical<br />

Microbiology 1999, 37, 2709–2714; b) B. C. Gartner, J. M. Fischinger, K. Roemer, M. Mak, B. Fleurent, N.<br />

Mueller-Lantzsch, Journal of virological methods 2001, 93, 89–96.<br />

138


Literaturverzeichnis<br />

[74] C. Bourdillon, C. Demaille, J. Gueris, J. Moiroux, J. M. Saveant, J. Am. Chem. Soc. 1993, 115, 12264–12269.<br />

[75] W. Schuhmann, H. Wohlschläger, R. Lammert, H.-L. Schmidt, U. Löffler, H.-D. Wiemhöfer, W. Göpel, Sensors and<br />

Actuators B: Chemical 1990, 1, 571–575.<br />

[76] a) K. E. Sapsford, W. R. Algar, L. Berti, K. B. Gemmill, B. J. Casey et al., Chem. Rev. 2013, 113, 1904–2074; b) P. N.<br />

Barlett, J. M. Cooper, Journal of Electroanalytical Chemistry 1993, 362, 1–12.<br />

[77] a) W. Hu, C. M. Li, X. Cui, H. Dong, Q. Zhou, Langmuir 2007, 23, 2761–2767; b) W. Schuhmann, Mikrochim Acta<br />

1995, 121, 1–29; c) L. H. Eng, M. Elmgren, P. Komlos, M. Nordling, S.-E. Lindquist, H. Y. Neujahr, J. Phys. Chem.<br />

1994, 98, 7068–7072; d) F. Conzuelo, J. Vivekananthan, S. Pöller, J. M. Pingarrón, W. Schuhmann, ChemElectroChem<br />

2014, 1, 1854–1858.<br />

[78] D. A. Tomalia, A. M. Naylor, W. A. Goddard, Angew. Chem. Int. Ed. Engl. 1990, 29, 138–175.<br />

[79] C. J. Hawker, J. M. J. Frechet, J. Am. Chem. Soc. 1990, 112, 7638–7647.<br />

[80] P. G. de Gennes, H. Hervet, J. Phyique Lett. 1983, 44, 351–360.<br />

[81] T. Mu, D. Feng, S. Feng, J. Theor. Comput. Chem. 2008, 07, 923–931.<br />

[82] H.-F. Chow, I. Y.-K. Chan, D. T. W. Chan, R. W. M. Kwok, Chem. Eur. J. 1996, 2, 1085–1091.<br />

[83] T. J. Cho, R. A. Zangmeister, R. I. Maccuspie, A. K. Patri, V. A. Hackley, Chemistry of materials 2011, 23, 2665–2676.<br />

[84] J. C. Hummelen, Van Dongen, Joost L. J., E. W. Meijer, Chem. Eur. J. 1997, 3, 1489–1493.<br />

[85] a) M. Liu, J. J. M. Fréchet, Polymer Bulletin 1999, 43, 379–386; b) L. Bu, W. K. Nonidez, J. W. Mays, N. B. Tan,<br />

Macromolecules 2000, 33, 4445–4452.<br />

[86] a) J. W. Leon, J. M. J. Fréchet, Polymer Bulletin 1995, 35, 449–455; b) H. S. Sahota, P. M. Lloyd, S. G. Yeates, P. J.<br />

Derrick, P. C. Taylor, D. M. Haddleton, J. Chem. Soc., Chem. Commun. 1994, 2445.<br />

[87] C. J. Hawker, K. L. Wooley, J. M. J. Fréchet, Macromol. Symp. 1994, 77, 11–20.<br />

[88] a) V. Percec, W.-D. Cho, G. Ungar, D. J. P. Yeardley, J. Am. Chem. Soc. 2001, 123, 1302–1315; b) V. Percec, W.-D.<br />

Cho, M. Möller, S. A. Prokhorova, G. Ungar, D. J. P. Yeardley, J. Am. Chem. Soc. 2000, 122, 4249–4250.<br />

[89] a) C. J. Hawker, K. L. Wooley, J. M. J. Fréchet, J. Chem. Soc., Perkin Trans. 1 1993, 1287–1297; b) D. J. Pesak, J. S.<br />

Moore, Tetrahedron 1997, 53, 15331–15347.<br />

[90] T. M. Allen, Science 2004, 303, 1818–1822.<br />

[91] K. L. Wooley, C. J. Hawker, J. M. J. Frechet, J. Am. Chem. Soc. 1993, 115, 11496–11505.<br />

[92] E. R. Gillies, J. M. J. Fréchet, J. Am. Chem. Soc. 2002, 124, 14137–14146.<br />

[93] M. B. Steffensen, E. E. Simanek, Angew. Chem. 2004, 43, 5178–5180.<br />

[94] T. Lenoir, Minerva 1988, 26, 66–88.<br />

[95] a) G. Gasser, I. Ott, N. Metzler-Nolte, J. med. Chem. 2011, 54, 3–25; b) C. J. Yu, Y. Wan, H. Yowanto, J. Li, C. Tao,<br />

M. D. James, C. L. Tan, G. F. Blackburn, T. J. Meade, J. Am. Chem. Soc.2001, 123, 11155–11161; c) A. E. Beilstein,<br />

M. W. Grinstaff, J. Orgmet. Chem. 2001, 637-639, 398–406.<br />

[96] a) Y. Matsumura, H. Maeda, Cancer research 1986, 46, 6387–6392; b) Duncan, Pharmaceutical science & technology<br />

today 1999, 2, 441–449.<br />

[97] J. F. Kukowska-Latallo, K. A. Candido, Z. Cao, S. S. Nigavekar, I. J. Majoros, T. P. Thomas, L. P. Balogh, M. K.<br />

Khan, J. R. Baker, JR, Cancer research 2005, 65, 5317–5324.<br />

[98] Y. Li, Y. T. H. Cu, D. Luo, Nature biotechnology 2005, 23, 885–889.<br />

[99] L. S. Ziemer, W. M. F. Lee, S. A. Vinogradov, C. Sehgal, D. F. Wilson, Journal of applied physiology 2005, 98, 1503–<br />

1510.<br />

[100] V. Rozhkov, D. Wilson, S. Vinogradov, Macromolecules 2002, 35, 1991–1993.<br />

[101] I. Dunphy, S. A. Vinogradov, D. F. Wilson, Analytical biochemistry 2002, 310, 191–198.<br />

[102] R. P. Brinas, T. Troxler, R. M. Hochstrasser, S. A. Vinogradov, J. Am. Chem. Soc. 2005, 127, 11851–11862.<br />

[103] R. Jevprasesphant, J. Penny, R. Jalal, D. Attwood, N. B. McKeown, A. D'Emanuele, International journal of pharmaceutics<br />

2003, 252, 263–266.<br />

[104] J. C. Roberts, M. K. Bhalgat, R. T. Zera, Journal of biomedical materials research 1996, 30, 53–65.<br />

[105] N. Malik, R. Wiwattanapatapee, R. Klopsch, K. Lorenz, H. Frey, J. W. Weener, E. W. Meijer, W. Paulus, R. Duncan,<br />

Journal of controlled release 2000, 65, 133–148.<br />

[106] M. F. Neerman, W. Zhang, A. R. Parrish, E. E. Simanek, International journal of pharmaceutics 2004, 281, 129–132.<br />

[107] H.-T. Chen, M. F. Neerman, A. R. Parrish, E. E. Simanek, J. Am. Chem. Soc.2004, 126, 10044–10048.<br />

[108] Padilla De Jesus, Omayra L, H. R. Ihre, L. Gagne, J. M. J. Frechet, F. C. Szoka, JR, Biocon. chem. 2002, 13, 453–461.<br />

[109] a) de Brabander-van den Berg, Ellen M. M., E. W. Meijer, Angew. Chem. Int. Ed. Engl. 1993, 32, 1308–1311; b) K.<br />

Sadler, J. P. Tam, Journal of biotechnology 2002, 90, 195–229; c) Y. Li, Y. D. Tseng, S. Y. Kwon, L. D'Espaux, J. S.<br />

Bunch, P. L. McEuen, D. Luo, Nature materials 2004, 3, 38–42.<br />

[110] a) E. R. Gillies, E. Dy, J. M. J. Frechet, F. C. Szoka, Molecular pharmaceutics 2005, 2, 129–138; b) S. Fuchs, T. Kapp,<br />

H. Otto, T. Schoneberg, P. Franke, R. Gust, A. D. Schluter, Chem. Eur. J. 2004, 10, 1167–1192.<br />

[111] M. Nishikawa, Y. Takakura, M. Hashida, Advanced Drug Delivery Reviews 1996, 21, 135–155.<br />

[112] a) R. J. Amir, D. Shabat, Chem. Commun. 2004, 1614–1615; b) M. L. Szalai, R. M. Kevwitch, D. V. McGrath, J. Am.<br />

Chem. Soc.2003, 125, 15688–15689; c) de Groot, Franciscus M. H., C. Albrecht, R. Koekkoek, P. H. Beusker, H. W.<br />

Scheeren, R. J. Amir, N. Pessah, M. Shamis, D. Shabat, Angew. Chem. 2003, 115, 4547.<br />

[113] M. Shin, K. Tagawa, D. I. Arnon Biochemische Zeitschrift 1963, 338, 84–96.<br />

[114] D. J. O'Shannessy, M. Brigham-Burke, K. K. Soneson, P. Hensley, I. Brooks, Analytical biochemistry 1993, 212, 457–<br />

468.<br />

[115] E. Wiberg, N. Wiberg (Eds.) Lehrbuch der anorganischen Chemie, Walter de Gruyter, Berlin, 1995.<br />

[116] G. R. Fulmer, A. J. M. Miller, N. H. Sherden, H. E. Gottlieb, A. Nudelman, B. M. Stoltz, J. E. Bercaw, K. I. Goldberg,<br />

Organometallics 2010, 29, 2176–2179.<br />

139


Anhang<br />

8 Anhang<br />

8.1 Graphen zur kinetischen Untersuchung der FNR<br />

8.1.1 Bestimmung des k 2 – Wertes<br />

i [nA]<br />

1800<br />

1600<br />

1400<br />

1200<br />

1000<br />

800<br />

600<br />

400<br />

200<br />

i [nA]<br />

1200<br />

1000<br />

800<br />

600<br />

400<br />

200<br />

0<br />

-200<br />

-0,1 0,0 0,1 0,2 0,3 0,4<br />

E [V vs Ag/AgCl]<br />

0<br />

-0,1 0,0 0,1 0,2 0,3 0,4<br />

E [V vs Ag/AgCl]<br />

2000<br />

1500<br />

1600<br />

1400<br />

1200<br />

1000<br />

i [nA]<br />

1000<br />

i [nA]<br />

800<br />

600<br />

500<br />

400<br />

200<br />

0<br />

0<br />

-200<br />

-0,1 0,0 0,1 0,2 0,3 0,4<br />

E [V vs Ag/AgCl]<br />

-0,1 0,0 0,1 0,2 0,3 0,4<br />

E [V vs Ag/AgCl]<br />

2000<br />

1400<br />

1200<br />

1500<br />

1000<br />

800<br />

i [nA]<br />

1000<br />

i [nA]<br />

600<br />

500<br />

400<br />

200<br />

0<br />

0<br />

-200<br />

-0,1 0,0 0,1 0,2 0,3 0,4<br />

E [V vs Ag/AgCl]<br />

-0,1 0,0 0,1 0,2 0,3 0,4<br />

E [V vs Ag/AgCl]<br />

Abbildung 61: drei Messungen zur Bestimmung der k 2 Werte der 4 his – FNR. Die Substratkonzentrationen sind<br />

0.05 µM, 0.1 µM, 0.15 µM, 0.2 µM, 04 µM, 0.6 µM, 0.8 µM, 1 µM, 2 µM, 3 µM.<br />

i


Anhang<br />

1800<br />

i [nA]<br />

2500<br />

2000<br />

1500<br />

1000<br />

500<br />

0<br />

i [nA]<br />

1600<br />

1400<br />

1200<br />

1000<br />

800<br />

600<br />

400<br />

200<br />

0<br />

-0,1 0,0 0,1 0,2 0,3 0,4<br />

E [V vs Ag/AgCl]<br />

-0,1 0,0 0,1 0,2 0,3 0,4<br />

E [V vs Ag/AgCl]<br />

2500<br />

1600<br />

2000<br />

1400<br />

1200<br />

1500<br />

1000<br />

i [nA]<br />

1000<br />

i [nA]<br />

800<br />

600<br />

500<br />

400<br />

200<br />

0<br />

0<br />

-0,1 0,0 0,1 0,2 0,3 0,4<br />

E [V vs Ag/AgCl]<br />

-0,1 0,0 0,1 0,2 0,3 0,4<br />

E [V vs Ag/AgCl]<br />

2000<br />

1400<br />

1200<br />

1500<br />

1000<br />

i [nA]<br />

1000<br />

i [nA]<br />

800<br />

600<br />

500<br />

400<br />

200<br />

0<br />

0<br />

-0,1 0,0 0,1 0,2 0,3 0,4<br />

E [V vs Ag/AgCl]<br />

-0,1 0,0 0,1 0,2 0,3 0,4<br />

E [V vs Ag/AgCl]<br />

Abbildung 62: die Graphen zur Bestimmung der k 2 Werte für die 2 his FNR inkl. der Hintergrundkorrektur. Die<br />

Substratkonzentrationen sind 0.05 µM, 0.1 µM, 0.15 µM, 0.2 µM, 04 µM, 0.6 µM, 0.8 µM, 1 µM, 2 µM, 3 µM.<br />

ii


Anhang<br />

2000<br />

1500<br />

i [nA]<br />

1000<br />

500<br />

i [nA]<br />

0<br />

1400<br />

1200<br />

1000<br />

800<br />

600<br />

400<br />

200<br />

0<br />

-0,1 0,0 0,1 0,2 0,3 0,4<br />

E [V vs Ag/AgCl]<br />

-0,1 0,0 0,1 0,2 0,3 0,4<br />

E [V vs Ag/AgCl]<br />

i [nA]<br />

i [nA]<br />

1600<br />

1400<br />

1200<br />

1000<br />

800<br />

600<br />

400<br />

200<br />

0<br />

2500<br />

2000<br />

1500<br />

1000<br />

500<br />

0<br />

-0,1 0,0 0,1 0,2 0,3 0,4<br />

E [V vs Ag/AgCl]<br />

-0,1 0,0 0,1 0,2 0,3 0,4<br />

E [V vs Ag/AgCl]<br />

i [nA]<br />

i [nA]<br />

2500<br />

2000<br />

1500<br />

1000<br />

500<br />

0<br />

1600<br />

1400<br />

1200<br />

1000<br />

800<br />

600<br />

400<br />

200<br />

0<br />

-200<br />

-0,1 0,0 0,1 0,2 0,3 0,4<br />

E [V vs Ag/AgCl]<br />

-0,1 0,0 0,1 0,2 0,3 0,4<br />

E [V vs Ag/AgCl]<br />

Abbildung 63: Die drei Messungen zur Bestimmung der k 2 Werte für die WT – FNR. Die Substratkonzentrationen<br />

sind 0.05 µM, 0.1 µM, 0.15 µM, 0.2 µM, 04 µM, 0.6 µM, 0.8 µM, 1 µM, 2 µM, 3 µM.<br />

8.2 NMR Spektren der Dendrimersynthese<br />

iii


Anhang<br />

130.89<br />

132.36<br />

1016.75<br />

9.21<br />

8.65<br />

8.62<br />

4.79 Deuterium Oxide<br />

2.43<br />

2.01<br />

1.95<br />

Abbildung 64: NMR des Dendrimers nachdem es mit Viologen modifiziert wurde. Die Signale der sp 2 – Protonen<br />

gehören zu den aromatischen Ringen der Viologene und alle sp 3 – Signale sind Überlagerungen des Dendrimergrundgerüstes<br />

und der Alkylketten mit denen das Viologen modifiziert wurde (Y=100 %, 25468 g/mol).<br />

Abbildung 65: Kernresonanzspektrum des heterogen modifizierten Dendrimers (1/3) in D 2 O. Die Integration der<br />

Signale zwischen dem Viologen und dem NTA – Liganden ergibt ein Verhältnis von 33.28 % für den NTA – Liganden<br />

und 66. 72 % für das Viologen. Insgesamt ergibt sich eine Ausbeute von 92.3 % (29.7 modifizierte NH 2 – Gruppen,<br />

22422.4 g/mol)<br />

iv


Anhang<br />

187.16<br />

19.69<br />

1045.95<br />

9.15<br />

9.13<br />

8.58<br />

8.55<br />

7.71<br />

7.45<br />

4.79 Deuterium Oxide<br />

3.49<br />

3.42<br />

3.19<br />

3.16<br />

3.10<br />

3.01<br />

2.97<br />

2.94<br />

2.72<br />

2.58<br />

2.37<br />

2.16<br />

1.95<br />

1.65<br />

Abbildung 66: Kernresonanzspektrum des heterogen modifizierten Dendrimers (1/1) in D 2 O. Die Integration der<br />

Signale zwischen dem Viologen und dem NTA – Liganden ergibt ein Verhältnis von 17.4 % für den NTA – Liganden<br />

und 82.6 % für das Viologen. Insgesamt ergibt sich eine Ausbeute von 88.95 % (28.5 modifizierte NH 2 – Gruppen). Es<br />

ergibt sich ein Molgewicht von 19122.5.<br />

Abbildung 67 zeigt das Kernresonanzspektrum des heterogen modifizierten Dendrimers (3/1) in D 2 O. Die Integration<br />

der Signale zwischen dem Viologen und dem NTA – Liganden ergibt ein Verhältnis von 83.6 % für den<br />

NTA – Liganden und 16.4 % für das Viologen. Insgesamt ergibt sich eine Ausbeute von 43.6 % (14 modifizierte NH 2 –<br />

Gruppen, davon 2.3 Viologene und 11.7 NTA - Liganden). Es ergibt sich ein Molgewicht von 13191.1 g/mol.<br />

v


Anhang<br />

125.78<br />

46.51<br />

1123.11<br />

9.19<br />

8.62<br />

8.60<br />

7.32<br />

7.23<br />

4.79 Deuterium Oxide<br />

3.63<br />

3.55<br />

3.41<br />

3.32<br />

3.28<br />

3.22<br />

3.20<br />

3.17<br />

3.04<br />

3.01<br />

2.77<br />

2.74<br />

2.55<br />

2.42<br />

2.15<br />

2.13<br />

2.04<br />

2.00<br />

Abbildung 68: Kernresonanzspektrum des heterogen modifizierten Dendrimers in D 2 O. Die Integration der Signale<br />

zwischen dem Viologen und dem TACN – Liganden ergibt ein Verhältnis von 42.5 % für den TACN – Liganden<br />

und 57.5 % für das Viologen. Insgesamt ergibt sich eine Ausbeute von 85.5 % (27.4 modifizierte NH 2 – Gruppen). Es<br />

ergibt sich ein Molgewicht von 20426 g/mol.<br />

8.3 Messung der Dendrimere an Elektrodenoberflächen<br />

6<br />

zeitliche Projektion der Maxima und Minimaströme<br />

CV's während der Anbindung der Dendrimere an die<br />

Elektrodenoberfläche.<br />

4<br />

2<br />

i [µA]<br />

0<br />

-2<br />

-4<br />

0 10 20<br />

t [min]<br />

-0,6 -0,4 -0,2<br />

E [V vs. Ag/AgCl]<br />

Abbildung 69a) Projektion der Maxima und Minimaströme im zeitlichen Verlauf.<br />

b) Das CV zeigt in dem Messbereich von (-0.6) – (-0.2) V vs. Ag/AgCl den gemessenen Strom einer PB/ KNO 3 –<br />

Lösung mit freiem Dendrimer. Über die Zeit nimmt die Stromantwort im Bereich des Formalpotentials des verwendeten<br />

Viologens zu. Die Form der anodischen und kathodischen Redoxwellen zeigt sowohl einen gleichmäßigen Anstieg,<br />

als auch Abfall. Die Aufspaltung der zusammengehörenden Redoxwellen, zeigt einen Unterschied von 6 mV, was einer<br />

frei diffundierenden Redoxspezies widerspricht. Das Formalpotential der Dendrimere liegt bei -0.455 V vs. Ag/AgCl.<br />

vi


Anhang<br />

Die Ladungen, die in dem letzten CV übertragen werden betragen 1.65 µAs für die Oxidation<br />

und 1.36 µAs für die Reduktion. Das ergibt für die Viologene eine Oberflächenkonzentration<br />

von Γ ox, V = 5.46 pmol/mm 2 bzw. Γ red, V = 4.49 pmol/mm 2 . Daraus kann man für die<br />

Dendrimere einen Wert von Γ ox, D = 0.275 pmol/mm 2 bzw. Γ red, D = 0.227 pmol/mm 2 erhalten.<br />

Die Gesamtzahl der Dendrimere beträgt dementsprechend (16.5 – 13.62) ∗ 10 O . Da sich die<br />

Größe der Dendrimere im Vergleich zu den vorherigen nicht geändert hat, kann auch hier mit<br />

einem Radius von 2 nm eine Bedeckung der Elektrodenoberfläche von 54.51 – 66.03 % ermittelt<br />

werden.<br />

3<br />

Entwicklung des Viologensignals der Viologene über die Zeit<br />

CVs während der Anbndung der Dendrimere an die<br />

Elektrodenoberfläche<br />

2<br />

i [µA]<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

-2<br />

0 5 10 15 20 25 -0,6 -0,5 -0,4 -0,3 -0,2 -0,1 0,0<br />

t [min]<br />

E [V vs. Ag/AgCl]<br />

Abbildung 70: a) Entwicklung des Stromsignals über die Zeit; b) Strom – Spannungskurven zur Überprüfung<br />

der Anbindung an die Goldoberfläche. Die kontinuierliche Zunahme bestätigt die Anbindung des 1 – 1 modifizierten<br />

Dendrimers; 200 mV/s, 200 Zyklen, 0.05 M PB, 0.1 M KNO 3 , pH 7.5, 0 mV – (-0.6 mV). In den ersten Zyklen ist ein<br />

Anstieg der Grundlinie im anodischen Teil der CV’s zu sehen, was eine quantitative Untersuchung des Assoziationsverhaltens<br />

erschwert.<br />

8.3.1.1 NTA – Viologen Dendrimer 2<br />

Das zweite Dendrimer, welches auch mit Viologen und NTA modifiziert wurde sollte analoge<br />

Eigenschaften aufweisen, wie die oben beschriebenen Dendrimere. Das eingangs gewählte<br />

Verhältnis zwischen Viologen und NTA von 1/1 spiegelt sich in der oben diskutierten<br />

Auswertung bei Abbildung 66 mit 23.5 Viologenen wieder. In Abbildung 70 a) ist die zeitliche<br />

Entwicklung des Maximums bzw. des Minimums der Redoxwellen zu sehen. Im kathodi-<br />

vii


Anhang<br />

schen Teil kann man eine gleichmäßige Entwicklung des Signales sehen, das im ersten Drittel<br />

schnell ansteigt und sich dann langsam in eine Sättigung begibt. In dem anodischen Teil der<br />

CV’s wird erst ein Anstieg ausgemacht, der nicht mit der vorher verwendeten Erklärung einhergeht.<br />

Der Grund für diesen Anstieg ist in der Vorbereitung der Messung zu suchen. Eine<br />

mögliche Erklärung für dieses Verhalten können Spuren von Sauerstoff im Puffer sein, die<br />

das Signal, bzw. die Grundlinie zu negativeren Werten verschiebt. Während der ersten Messungen<br />

wird der restliche Sauerstoff elektrochemisch verbraucht und somit steigt die Grundlinie<br />

schneller an, als sich das Dendrimer an der Elektrodenoberfläche anlagern kann. Eine qualitative<br />

Anlagerung des Dendrimers im anodischen Teil der Strom – Zeit –Kurven kann erkannt<br />

werden, wenn der restliche Sauerstoff in der Lösung vollständig verbraucht ist und die<br />

Reduktion der Viologene deutlich zu sehen ist und auch über die Zeit zunimmt.<br />

Für die weiteren Untersuchungen zu dem NTA/Viologen – Dendrimer 2 sollte dem kathodischen<br />

Teil des CV’s weniger Beachtung geschenkt werden als dem anodischen, aus dem<br />

oben beschriebenen Grund. Die Auswertung der übertragenen Ladungen aus dem letzten Zyklus<br />

ergibt 0.155 µAs für die Oxidation der Viologene und lediglich 0.085 µAs für die Reduktion.<br />

In der weiteren Betrachtung werden nur die Werte für die Oxidation betrachtet, da die<br />

Grundlinie in den durchgeführten Messungen weniger anfällig für Störungen war. Nach Gleichung<br />

( 17 ) ergibt sich eine Oberflächenbedeckung mit Viologenen von Γ ox,<br />

V = 2.56 pmol/mm 2 und unter Verwendung der Anzahl der Viologene pro Dendrimer ein Γ ox,<br />

D = 0.109 pmol/mm 2 . Folglich konnte mit NTA/Viologen – Dendrimer 2 26.17 % der gesamten<br />

Elektrodenoberfläche bedeckt werden. Dieser Wert ist deutlich niedriger als bei dem<br />

NTA/Viologen – Dendrimer 1.<br />

Die Aufspaltung der Redoxwellen für dieses Dendrimer ergibt einen Wert von 7.75 mV,<br />

was in einem guten Bereich liegt für eine oberflächengebundene Spezies. Eine geringe Aufspaltung<br />

kann durch die Diffusion der Elektronen von den weiter entfernten Viologenen erklärt<br />

werden. Da der Abstand zwischen den am weitesten entfernten Viologenen in einer Monolage<br />

bis zu 4 nm betragen kann, was bedeutet, dass der Übergang der Elektronen nicht<br />

durch einen direkten Elektronentransfer erfolgt. Daher müssen die Viologene, die bereits ihre<br />

Ladung geändert haben, die Elektronen von den anderen Viologenen zur Elektrodenoberfläche<br />

transportieren, was einem klassischen Seegras – oder Shuttle Mechanismus entspricht.<br />

Das Formalpotential des NTA – Viologen Dendrimer 2 liegt bei E° = -0.462 V. Damit ist es<br />

ca. 0.04 V geringer als das des reinen Viologendendrimers.<br />

viii


Anhang<br />

0,8<br />

Dendrimer (1-3) in 0.05 M PB, 0.1 M KNO 3<br />

, pH 7.5<br />

0,6<br />

0,4<br />

0,2<br />

i [µA]<br />

0,0<br />

-0,2<br />

-0,4<br />

-0,6<br />

-0,8<br />

-0,8 -0,7 -0,6 -0,5 -0,4 -0,3 -0,2 -0,1 0,0 0,1<br />

E [V vs. Ag/AgCl]<br />

Abbildung 71 zeigt CV’s während der Anbindung von NTA - Viologen Dendrimer 3. Das Formalpotential der<br />

Redoxwellen ist im Vergleich zu den anderen drei Dendrimeren zu negativen Werten verschoben. 200 mV/s, 200<br />

Zyklen, 0.05 M PB, 0.1 M KNO 3 , pH 7.5, 0 mV – (-0.7 mV).<br />

8.4 Messungen zur Anlagerung der drei Dendrimere an die SPR Oberfläche<br />

8.4.1 Dendrimer 1 (1 – 3)<br />

700<br />

600<br />

500<br />

Signal [m°]<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

Dendrimeranbindung 1 (N1-V ++ 3)<br />

Dendrimeranbindung 2 (N1-V ++ 3)<br />

Dendrimeranbindung 3 (N1-V ++ 3)<br />

Dendrimeranbindung 4 (N1-V ++ 3)<br />

Übersicht der verschiedenen Messungen<br />

-100<br />

-0,1 0,0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7<br />

t [h]<br />

Abbildung 72: verschiedene Messungen mit dem NTA – Viologen Dendrimer 1. Die Assoziationsphase betrug<br />

30 Minuten und die Signale zeigen keine deutlichen Änderungen der Werte. Gemessen wurde ein einem 0.05 M PB,<br />

0.1 M KNO 3 , pH 7.5, 0.0523 mM Dendrimer auf einer blanken Goldoberfläche.<br />

ix


Anhang<br />

Tabelle 12: Übersicht der R Max und k a Werte des NTA – Viologen Dendrimers 1 aus den SPR - Untersuchungen<br />

Messung Assoziation k*c k<br />

1 448,9 0,60 11,47<br />

2 479,0 0,64 12,24<br />

3 540,8 0,60 11,47<br />

4 431,0 0,35 6,69<br />

Durchschnitt 474,9 0,55 10,5<br />

Abweichung 41,7 0,11 2,2<br />

Anlaerung des Dendrimers 1<br />

Fit der Messdaten zum bestimmen der Kinetikkonstanten<br />

Anlaerung des Dendrimers 2<br />

Fit der Messdaten zum bestimmen der Kinetikkonstanten<br />

500<br />

500<br />

Winkeländerung [m°]<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

Winkeländerung [m°]<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

0<br />

0 5 10 15 20 25 30<br />

Zeit [min]<br />

0 5 10 15 20 25 30<br />

Zeit [min]<br />

600<br />

Anlaerung des Dendrimers 3<br />

Fit der Messdaten zum bestimmen der Kinetikkonstanten<br />

500<br />

Anlaerung des Dendrimers 4<br />

Fit der Messdaten zum bestimmen der Kinetikkonstanten<br />

500<br />

400<br />

Winkeländerung [m°]<br />

400<br />

300<br />

200<br />

Winkeländerung [m°]<br />

300<br />

200<br />

100<br />

100<br />

0<br />

0 5 10 15 20 25 30<br />

Zeit [min]<br />

0 5 10 15 20 25 30<br />

Zeit [min]<br />

Abbildung 73: Einzelmessungen mit dem mathematischen Fit zur Bestimmung der Assoziationskonstanten (vgl.<br />

Tabelle 12)<br />

x


Anhang<br />

8.4.2 Dendrimer 2 (1 – 1)<br />

1000<br />

Winkeländerung [m°]<br />

800<br />

600<br />

400<br />

200<br />

Dendrimeranbindung 1 (V++1-NTA1)<br />

Dendrimeranbindung 2 (V++1-NTA1)<br />

Dendrimeranbindung 3 (V++1-NTA1)<br />

Dendrimeranbindung 4 (V++1-NTA1)<br />

0<br />

0 20 40 60 80 100 120<br />

Zeit [Min]<br />

Abbildung 74: Übersicht der vier Messungen zur Bestimmung der mittleren Kinetikkonstanten. Gemessen wurde<br />

ein einem 0.05 M PB, 0.1 M KNO 3 , pH 7.5, 0.0523 mM Dendrimer auf einer blanken Goldoberfläche.<br />

Tabelle 13: Bestimmung der maximalen Bedeckung und der Kinetikkonstanten (c=0.0523 mM)<br />

Messung Assoziation k*c k/ mM -1 min -1<br />

1 732,9 0,25 4,78<br />

2 945,7 0,32 6,12<br />

3 838,8 0,25 4,78<br />

4 838,8 0,28 5,35<br />

Durchschnitt 839,1 0,28 5,26<br />

Abweichung 86,9 0,03 0,63<br />

800<br />

1 Anlagerung des Dendrimers<br />

Fit der Messdaten zur Ermittlung der Kinetikkonstanten<br />

2 Anlagerung des Dendrimers<br />

Fit der Messdaten zur Ermittlung der Kinetikkonstanten<br />

700<br />

1000<br />

Winkeländerung [m°]<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

Winkeländerung [m°]<br />

800<br />

600<br />

400<br />

200<br />

0<br />

-100<br />

-20 0 20 40 60 80 100 120 140<br />

Zeit [min]<br />

0<br />

0 20 40 60<br />

Zeit [min]<br />

xi


Anhang<br />

1000<br />

3 Anlagerung des Dendrimers<br />

Fit der Messdaten zur Ermittlung der Kinetikkonstanten<br />

1000<br />

4 Anlagerung des Dendrimers<br />

Fit der Messdaten zur Ermittlung der Kinetikkonstanten<br />

800<br />

800<br />

Winkeländerung [m°]<br />

600<br />

400<br />

200<br />

Winkeländerung [m°]<br />

600<br />

400<br />

200<br />

0<br />

0<br />

-20 0 20 40 60 80 100 120 140<br />

Zeit [min]<br />

-20 0 20 40 60 80 100 120 140<br />

Zeit [min]<br />

Abbildung 75: Einzelmessungen mit dem mathematischen Fit zur Bestimmung der Assoziationskonstanten (vgl.<br />

Tabelle 13: Bestimmung der maximalen Bedeckung und der Kinetikkonstanten (c=0.0523 mM))<br />

8.4.3 Dendrimer 3 (3 – 1)<br />

1000<br />

900<br />

800<br />

response [m°]<br />

700<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

Dendrimeranbindung 1 (N3-V ++ 1)<br />

Dendrimeranbindung 2 (N3-V ++ 1)<br />

Dendrimeranbindung 3 (N3-V ++ 1)<br />

drei typische Messungen zur Anbindung der<br />

Dendrimere an Goldoberflächen<br />

-100<br />

-20 0 20 40 60 80 100 120 140<br />

time [min]<br />

Abbildung 76 zeigt drei typische Messungen des dritten NTA – Viologen Dendrimers. Die einzelnen Assoziationsexperimente<br />

dauerten jeweils eine Stunde und zeigen einen exponentiellen Anstieg, der sich asymptotisch an einen<br />

Grenzwert angleicht. Nachdem die Assoziationslösung mit dem gelösten Dendrimer gegen Laufpuffer ausgetauscht<br />

wurde, fällt das Signal etwas ab, was durch die Änderung des Brechungsindex zu erklären ist, und verlaufen dann in<br />

einer nahezu graden Linie, die zeigt, dass das Dendrimer nicht von der Oberfläche dissoziiert. Ein leichter Anstieg im<br />

Signal ist durch Hintergrundeffekte zu erklären.<br />

xii


Anhang<br />

1 Anlagerung des Denrimers<br />

Fit der Messdaten zur Bestimmung der Kinetikkonstanten<br />

2 Anlagerung des Denrimers<br />

Fit der Messdaten zur Bestimmung der Kinetikkonstanten<br />

800<br />

800<br />

700<br />

700<br />

Winkeländerung [m°]<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

Winkeländerung [m°]<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

100<br />

0<br />

0<br />

-100<br />

0 20 40 60<br />

Zeit [min]<br />

-100<br />

0 20 40 60<br />

Zeit [min]<br />

800<br />

3 Anlagerung des Denrimers<br />

Fit der Messdaten zur Bestimmung der Kinetikkonstanten<br />

1000<br />

4 Anlagerung des Denrimers<br />

Fit der Messdaten zur Bestimmung der Kinetikkonstanten<br />

700<br />

Winkeländerung [m°]<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

Winkeländerung [m°]<br />

800<br />

600<br />

400<br />

200<br />

0<br />

0<br />

-100<br />

0 20 40 60<br />

Zeit [min]<br />

0 20 40 60<br />

Zeit [min]<br />

1200<br />

1000<br />

Anbindung des Dendrimers mit einem<br />

Verhältniss von NTA zu Vioogen von 3 zu 1<br />

Mathematischer Fit der Daten zur<br />

Bestimmung der Kinetikkonstanten<br />

Winkeländerung [m°]<br />

800<br />

600<br />

400<br />

200<br />

0<br />

0 20 40 60<br />

Zeit [min]<br />

Abbildung 77: Einzelmessungen mit dem mathematischen Fit zur Bestimmung der Assoziationskonstanten<br />

(Tabelle 14)<br />

Tabelle 14: Bestimmung der maximalen Bedeckung und der Kinetikkonstanten (c=0.0523 mM) des dritten NTA<br />

– Viologen Dendrimers<br />

Messung Assoziation k*c k<br />

1 755,8 0,21 4,08<br />

2 768,0 0,22 4,14<br />

3 766,2 0,25 4,85<br />

4 903,5 0,27 5,10<br />

5 909,4 0,30 5,72<br />

Durchschnitt 820,6 0,25 4,78<br />

Abweichung 73,2 0,04 0,76<br />

xiii


Anhang<br />

250<br />

25 nM 4-his- FNR<br />

250 nM 4-his- FNR<br />

500 nM 4-his- FNR<br />

200<br />

response [m°]<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

-50<br />

1 2 3 4 5<br />

t [h]<br />

Abbildung 78 zeigt die vollständige Messung, aus der die Gleichgewichtswerte für die Anlagerung der 4 his FNR<br />

entnommen wurden, vgl. Kapitel 4.3.3.1<br />

xiv

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!