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Aus der<br />

Klinik für Anästhesiologie, Intensiv-, Palliativ- und Schmerzmedizin<br />

im<br />

Berufsgenossenschaftlichen Universitätsklinikum Bergmannsheil Bochum<br />

der Ruhr-Universität Bochum<br />

Direktor: Prof. Dr. med. Peter K. Zahn<br />

Analyse der Herzfrequenzvariabilität mittels Analgesia Nociception Index (ANI)<br />

nach schmerzinduzierter Sympathikusaktivierung<br />

Eine randomisierte Studie an wachen Probanden<br />

Publikationsbasierte<br />

Inaugural-Dissertation<br />

zur<br />

Erlangung des Doktorgrades der Medizin<br />

einer<br />

Hohen Medizinischen Fakultät<br />

der Ruhr-Universität Bochum<br />

vorgelegt von<br />

Gunnar Jess<br />

aus Rendsburg<br />

2015


Dekan:<br />

Referent:<br />

Korreferent:<br />

Prof. Dr. med. Albrecht Bufe<br />

Prof. Dr. med. Peter K. Zahn<br />

Prof. Dr. med. Michael Tryba<br />

Prof. Dr. med. Hans-Georg Bone<br />

Tag der Mündlichen Prüfung: 24.11.2016


Abstract<br />

Jess<br />

Gunnar<br />

Analyse der Herzfrequenzvariabilität mittels Analgesia Nociception Index (ANI) nach<br />

schmerzinduzierter Sympathikusaktivierung. Eine randomisierte Studie an wachen Probanden.<br />

Problem:<br />

Individuell empfundene Schmerzen lassen sich an wachen Patienten subjektiv anhand der Numerischen-<br />

Rating-Skala (0-10) quantifizieren. Diese Einstufung ist jedoch bei Patienten, die aus verschiedensten<br />

Gründen nicht kommunikationsfähig sind, unmöglich. Die Messung der Herzfrequenzvariabilität mittels<br />

Analgesia Nociception Index (ANI) könnte eine probate nichtinvasive Methode zur Quantifizierung von<br />

Schmerzen bei dieser Patientenklientel darstellen.<br />

Methode:<br />

Nach positivem Votum der Ethikkommission wurden 20 gesunde männliche Probanden in diese prospektive<br />

Studie eingeschlossen. Die ANI-Werte wurden während der Sitzung kontinuierlich anhand des ANI-<br />

Monitors aufgezeichnet. Die Messungen fanden in einem abgedunkelten Raum ohne externe Störfaktoren<br />

statt. Nach einer Baseline-Aufzeichnung von fünf Minuten wurden vier unterschiedliche Reize in definierten<br />

Zeitabständen am rechten Unterarm appliziert. Der erste Reiz war immer ein unangekündigter elektrischer<br />

schmerzhafter Reiz. Es folgten in randomisierter Reihenfolge drei weitere Reize: ein angekündigter<br />

elektrischer schmerzhafter Reiz gleicher Intensität, ein angekündigter neutraler nicht schmerzhafter Reiz in<br />

Form eines Desinfektionssprühstoßes und ein angekündigter Plazeboreiz ohne Applikation eines<br />

tatsächlichen Reizes. Die Probanden wurden vor Beginn der Studie aufgefordert, jeden Reiz direkt nach<br />

Applikation auf der Numerischen-Rating-Skala (NRS) zwischen 0 und 10 einzustufen. Die Auswertung<br />

erfolgte durch eine Varianzanalyse mit Messwiederholungen mit der Software SPSS (Version 22, IBM,<br />

Chicago, IL, USA).<br />

Ergebnis:<br />

Der angekündigte schmerzhafte Reiz wurde trotz identischer Intensität deutlich schmerzhafter empfunden als<br />

der unangekündigte schmerzhafte Reiz (NRS EPS MW = 4,96 ± 1,97 gegen NRS UPS MW = 4,28 ± 1,71; MD =<br />

-0,69; 95%CI[-1,17, -0,20]; t 19 =-2,69; p = 0,008). Die Baseline-Bestimmung der ANI-Werte ergab einen<br />

Mittelwert von 82,05 ± 10,71. Der ANI sank nach jedem der applizierten Reize um maximal 24,97 ± 10,71%.<br />

Zwischen den unterschiedlichen Reizqualitäten gab es keine signifikanten Unterschiede der ANI-Werte. Es<br />

wurde keine Korrelation zwischen ANI und NRS festgestellt.<br />

Diskussion:<br />

Die Messung des ANI erlaubte weder eine Korrelation zu Schmerzangaben noch eine Differenzierung<br />

zwischen schmerzhaften und nicht schmerzhaften Reizen bei wachen Probanden. Der ANI detektiert nicht<br />

nur schmerzhafte Ereignisse, sondern wird zusätzlich von Stressfaktoren und Emotionen beeinflusst. Der<br />

ANI scheint kein robuster Parameter für die ausschließliche Quantifizierung von Schmerzen zu sein.


Inhaltsverzeichnis<br />

1 Einleitung ........................................................................................................................ 5<br />

1.1 Aktueller Wissensstand ............................................................................................. 5<br />

1.2 Herzfrequenzvariabilität ........................................................................................... 6<br />

1.3 Analgesia Nociception Index .................................................................................... 8<br />

2 Ziel der Arbeit ................................................................................................................ 9<br />

3 Material und Methoden ............................................................................................... 10<br />

3.1 Allgemeine Grundlagen .......................................................................................... 10<br />

3.2 Probanden ............................................................................................................... 10<br />

3.3 Studiendesign .......................................................................................................... 11<br />

3.4 Datenerhebung und statistische Auswertung .......................................................... 14<br />

4 Ergebnisse ..................................................................................................................... 16<br />

4.1 Allgemeine Ergebnisse ........................................................................................... 16<br />

4.2 Subjektive Schmerzbewertung mittels NRS ........................................................... 17<br />

4.3 Vergleich der ANI-Werte zwischen den Reizen ..................................................... 17<br />

4.4 Vergleich der ANI-Mittelwerte innerhalb der einzelnen Reize .............................. 18<br />

4.5 ANI Minima ............................................................................................................ 22<br />

4.6 Steigungsentwicklung ............................................................................................. 23<br />

4.7 Korrelation .............................................................................................................. 24<br />

5 Diskussion ..................................................................................................................... 25<br />

5.1 Aktuelle Studienlage ............................................................................................... 25<br />

5.1.1 Studien „pro“ ANI ........................................................................................... 25<br />

5.1.2 Studien „contra“ ANI ....................................................................................... 26<br />

5.2 Ergebnisse dieser Studie ......................................................................................... 27<br />

5.3 Studiendesign und Limitierung ............................................................................... 28<br />

5.4 Schlussfolgerung ..................................................................................................... 29<br />

6 Literaturverzeichnis .................................................................................................... 30<br />

1


Abkürzungsverzeichnis<br />

ANI<br />

Analgesia-Nociception-Index<br />

ANOVA Varianzanalyse<br />

BMI<br />

Body-Mass-Index<br />

CI<br />

Konfidenzintervall<br />

df<br />

Freiheitsgrade<br />

EKG<br />

Elektrokardiogramm<br />

EPS<br />

Erwarteter Schmerzreiz<br />

HF<br />

Herzfrequenz<br />

HFV<br />

Herzfrequenzvariabilität<br />

Hz<br />

Hertz<br />

kg<br />

Kilogramm<br />

MAP<br />

Mittlerer arterieller Druck<br />

MW<br />

Mittelwert<br />

m<br />

Meter<br />

MD<br />

Hauptdifferenz<br />

NPS<br />

Nicht schmerzhafter Reiz<br />

NRS Numerische Rating-Skala für Schmerzintensität (0-10)<br />

p<br />

Signifikanzniveau<br />

PS<br />

Plazeboreiz<br />

rmANOVA ANOVA mit Messwiederholung<br />

RR<br />

Blutdruck nach Riva-Rocci<br />

SD<br />

Standardabweichung<br />

sec<br />

Sekunde<br />

SSI<br />

Surgical-Stress-Index<br />

UPS<br />

Unerwarteter Schmerzreiz<br />

VAS<br />

Visuelle Analogskala<br />

2


Abbildungsverzeichnis<br />

Abbildung 1 Interpretation der ANI-Werte 0-100 ................................................................. 8<br />

Abbildung 2 Positionierung der ANI-Elektroden ................................................................ 12<br />

Abbildung 3 Stimulationselektrode mit 12 Pins .................................................................. 12<br />

Abbildung 4 Elektrischer Stimulator ................................................................................... 13<br />

Abbildung 5 Studiendesign der Reizapplikation ................................................................. 13<br />

Abbildung 6 Messung Original-Screenshot des ANI-Monitor® (MetroDoloris, Lille,<br />

Frankreich), Original-Ausschnitt einer Messung ................................................................. 18<br />

Abbildung 7 zeitliche Verläufe der Reize UPS, EPS, NPS, PS. .......................................... 21<br />

Abbildung 8 Streudiagramm der Korrelation zwischen ANI-Minima (UPS, EPS) und den<br />

zugehörigen NRS-Werten .................................................................................................... 24<br />

3


Tabellenverzeichnis<br />

Tabelle 1 Wirkungen des Sympathikus und Parasympathikus .............................................. 7<br />

Tabelle 2 Biologische Daten der Probanden ........................................................................ 10<br />

Tabelle 3 Ein- und Ausschlusskriterien ............................................................................... 11<br />

Tabelle 4 Vitalparameter der Probanden ............................................................................. 16<br />

Tabelle 5 NRS-Werte der vier Reize ................................................................................... 17<br />

Tabelle 6 Vergleich der ANI-Werte innerhalb aller Reize zwischen den Baselines und den<br />

folgenden Zeitintervallen ..................................................................................................... 19<br />

Tabelle 7 ANI-Minima aller Zeitintervalle innerhalb der Reize UPS, EPS, NPS und PS .. 22<br />

Tabelle 8 Vergleich der Steigungen aller Reize im Zeitintervall 30 - 60sec ....................... 23<br />

4


1 Einleitung<br />

1.1 Aktueller Wissensstand<br />

Die Beurteilung von Schmerzen ist ein wichtiger Faktor, um zeitnah eine suffiziente<br />

Schmerztherapie einzuleiten, stellt aber heutzutage im klinischen Alltag immer noch eine<br />

große Herausforderung dar, insbesondere bei nicht kommunikationsfähigen Patienten. Die<br />

Numerische Rating-Skala (NRS) und Visuelle Analogskala (VAS) kommen bei wachen<br />

Patienten effektiv zum Einsatz, um subjektiv empfundene Schmerzen einzuschätzen. Diese<br />

Verfahren bieten klinisch gute Ergebnisse, stellen aber keinen objektiven Parameter dar.<br />

Die genannten Skalen sind bei vielen Patientengruppen wie z.B. Intensivpatienten,<br />

sedierte, komatöse, demente oder kognitiv eingeschränkte Patienten, Patienten nach<br />

Hirninsulten oder Kinder nutzlos. Dementsprechend ist es sehr wahrscheinlich, dass<br />

Patienten mit eingeschränkten Kommunikationsmöglichkeiten keine adäquate<br />

Schmerztherapie erhalten. Bei sedierten und anästhesierten Patienten wurden bisher<br />

mehrere Methoden zur Schmerzerfassung untersucht. Dabei kamen z.B. die Analyse der<br />

Herzfrequenzintervalle, die Auswertung plethysmografischer Pulswellenamplituden, der<br />

Surgical-Stress-Index (SSI), die Hautleitgeschwindigkeit, die Pupillenreaktion und die<br />

Elektroenzephalografie zum Einsatz [2, 5, 6, 10, 29, 30, 40]. Es stellte sich heraus, dass der<br />

mittlere arterielle Blutdruck (MAP), die Herzfrequenz (HF), der konventionelle Blutdruck<br />

(RR) und die Herzfrequenzvariabilität (HFV) nicht mit dem NRS-Score korrelieren und<br />

weder sensitiv noch spezifisch für das Schmerzempfinden sind [28].<br />

Eine vielversprechende nicht-invasive Methode stellt die kontinuierliche<br />

Aufzeichnung der Herzfrequenzvariabilität dar, die als Analgesia Nociception Index (ANI:<br />

0-100) umformatiert und grafisch dargestellt werden kann [20, 21, 32]. Der ANI soll eine<br />

größere Stabilität als die Rohwerte der bisherigen Messgrößen bieten. Sabourdin et al.<br />

vermuten, dass die Bestimmung des ANI eine sensitivere Methode zur Schmerzerfassung<br />

darstellt als hämodynamische Parameter und die Hautleitfähigkeit [38]. Der Einsatz des<br />

ANI wurde bisher im klinischen Alltag an Patienten unter Allgemeinanästhesie und<br />

während des postoperativen Aufenthaltes im Aufwachraum untersucht [16, 19, 20, 21].<br />

Das ANI-Monitoring scheint bei Erwachsenen unter Propofolnarkosen bei moderaten<br />

Schmerzreizen sensitiv zu sein und könnte damit wesentlich zur Optimierung und zum<br />

gezielteren Einsatz von Opioiden wie Remifentanil während der Narkoseführung beitragen<br />

[22]. Der ANI wurde auch als Kontrollelement intraoperativer Schmerzen erprobt,<br />

allerdings konnte der Einsatz des ANI den postoperativen Schmerz nach laparoskopischen<br />

Cholezystektomien nicht reduzieren [39]. Jüngste Erfahrungen bezüglich der<br />

5


Zuverlässigkeit des ANI bei wachen Patienten zeigten, dass der Einsatz des ANI in der<br />

akuten postoperativen Schmerztherapie und während aktiver Schmerzapplikationen (z.B.<br />

operative Maßnahmen) nicht beweiskräftig für eine verlässliche Schmerzdetektion ist [7, 9,<br />

25, 26]. Heterogene Studienpopulationen, unterschiedliche Arten von akutem Schmerz,<br />

individuelle Unterschiede in der Schmerzwahrnehmung und einige zusätzliche<br />

Einflussfaktoren der Umgebung, beispielsweise die Zeit im Aufwachraum, Lärm etc.,<br />

beinträchtigen die objektive Betrachtung der Ergebnisse.<br />

Bisher gab es keine Untersuchungen über die Robustheit des ANI als Instrument<br />

zur Schmerzmessung an einem standardisierten Schmerzmodell. Somit entstand die Idee<br />

dieser prospektiven Studie mit einem unerwarteten schmerzhaften elektrischen Reiz<br />

(UPS), einem erwarteten schmerzhaften elektrischen Reiz (EPS), einem neutralen<br />

Hautstimulus (NPS) und einem Plazeboreiz (PS), um zu evaluieren, ob der ANI bei<br />

wachen Probanden zwischen schmerzhaften und neutralen Stimuli differenzieren kann.<br />

Das primäre Ziel dieser Studie war die Evaluation des ANI mit der Fragestellung,<br />

ob die Erfassung und Analyse des ANI an wachen Probanden und sein Verhalten nach<br />

Reizapplikationen eine aussagekräftige Quantifizierung von Schmerzen ermöglicht. Die<br />

Auswertung fokussierte sich auf die Analyse der Mittelwerte, Minima, Amplituden und die<br />

Steigungsentwicklung des ANI zu unterschiedlichen Zeitintervallen vor und nach<br />

Reizapplikation. Es wurde eine negative Korrelation zwischen ANI und den NRS-Werten<br />

erwartet.<br />

1.2 Herzfrequenzvariabilität<br />

Die HFV bezeichnet die Anpassungsfähigkeit des Herzens, sich durch Änderung der<br />

Herzrhythmusfrequenz an bestimmte Situationen und Leistungsanforderungen anzupassen.<br />

Sie steht in engem Zusammenhang mit dem autonomen Nervensystem [18]. Generell<br />

nimmt die HFV unter körperlicher Belastung durch Aktivierung des Sympathikus zu.<br />

Unter entspannten Bedingungen überwiegt die Aktivität des Parasympathikus und bedingt<br />

eine Abnahme der HFV. Der Sympathikus und Parasympathikus übernehmen im<br />

vegetativen System synergistische Funktionen. Der Sympathikus wirkt primär ergotrop<br />

(leistungssteigernd), der Parasympathikus trophotrop (Regeneration, Aufbau körpereigener<br />

Reserven), siehe Tabelle 1.<br />

6


Tabelle 1 Wirkungen des Sympathikus und Parasympathikus<br />

Sympathikus<br />

• Positive Chronotropie, Inotropie,<br />

Dromotropie<br />

• Bronchodilatation<br />

• Steigerung der Durchblutung von<br />

Herz- und Skelettmuskulatur<br />

• Steigerung der Glykolyse und des<br />

gesamten Stoffwechsels<br />

• Vasokonstriktion<br />

• Blutdruckerhöhung<br />

• Mydriasis<br />

• Adrenalinausschüttung<br />

• Schweißsekretion<br />

Parasympathikus<br />

• Negative Chronotropie,<br />

Bathmotropie, Dromotropie<br />

• Bronchokonstriktion<br />

• Glykogensynthese<br />

• Miosis<br />

• Speichelsekretion<br />

• Indirekte Vasodilatation der<br />

Blutgefäße<br />

Das Verhalten der HFV wurde bereits mittels Wavelet-Transformation unter<br />

medikamentöser Beeinflussung durch Atropin und Propanolol experimentell analysiert<br />

[36]. Es konnte gezeigt werden, dass Schmerz eine Abnahme der HFV bedingt und der<br />

Sympathikus besonders im oszillatorischen Hochfrequenzbereich (0,15-0,4 Hz) dominiert.<br />

Oszillationen im Niederfrequenzbereich (unter 0,12 Hz) werden primär durch den<br />

Parasympathikus bedingt [37]. Zudem gibt es einen Hinweis auf einen Abfall des<br />

parasympathischen Tonus während unangenehmer Reize oder negativer Emotionen [1, 13,<br />

35]. Um eine inakkurate, artefaktbedingte Messung der RR-Intervalle während der Zeit<br />

zwischen zwei QRS-Komplexen eines EKG zu vermeiden, wurde ein spezieller<br />

Algorithmus entwickelt und um eine stabile Aufzeichnung zu gewährleisten [33]. Die<br />

Analyse der RR-Intervalle im EKG erlaubt Rückschlüsse auf das Muster der<br />

respiratorischen Sinusarrhythmie im Verhältnis zu schmerzhaften und nicht schmerzhaften<br />

Stimulationen [31].<br />

7


1.3 Analgesia Nociception Index<br />

Die Daten der aufgezeichneten HFV lassen sich in den sogenannten Analgesia Nociception<br />

Index (ANI) transformieren. Die Berechnung des ANI basiert auf der Analyse des<br />

respiratorischen Einflusses auf die RR-Intervalle im EKG und erlaubt eine qualitative und<br />

quantitative Aussage über die HFV. Der ANI Monitor® (MetroDoloris, Lille, Frankreich)<br />

stellt den ANI grafisch auf einer Skala von 0 - 100 dar, und liefert sekündlich einen<br />

aktuellen Wert [32]. Ein hoher Indexwert spiegelt eine geringe HFV und einen hohen<br />

parasympathischen Tonus wider, ein niedriger ANI eine erhöhte sympathische Aktivität<br />

und eine große HFV. Dominiert der Sympathikus, steigt die Herzfrequenz und der Einfluss<br />

der Respiration auf die Frequenzintervalle kann genutzt werden, um die sympathische<br />

Aktivität zu ermitteln. Somit lässt sich die Balance zwischen Analgesie und<br />

Schmerzempfinden evaluieren [20, 21].<br />

Der ANI erfasst und analysiert die sogenannte respiratorische Arrhythmie.<br />

Während der Inspiration kommt es durch die Dehnung des Lungengewebes zu einer<br />

Stimulation des Nervus vagus im Hirnstamm. Durch eine reflektorische Signalkaskade<br />

zum Sinusknoten kommt es zu einer Erhöhung der Herzfrequenz. Diese parasympathische<br />

Reflexschleife sorgt zusätzlich für eine erhöhte Durchblutung der Lungen während der<br />

Inspiration.<br />

Limitierende Faktoren für den Einsatz des ANI sind beispielsweise Betablocker,<br />

Atropin, Adrenalin, Apnoephasen und das Vorhandensein eines Schrittmachers.<br />

Voraussetzung für eine effiziente Messung ist laut Hersteller ein stabiler Sinusrhythmus.<br />

Ein hoher ANI-Wert spricht für eine gute Analgesie bzw. Schmerzfreiheit, während<br />

niedrige ANI-Werte eine unzureichende Analgesie oder großes Schmerzempfinden<br />

widerspiegeln sollen und Handlungsbedarf erfordern, siehe Abbildung 1.<br />

25 50 75 100<br />

Stärkste<br />

geringe<br />

Adäquate<br />

Keine<br />

Schmerzen<br />

Schmerzen<br />

Analgesie<br />

Schmerzen<br />

ß Zunahme HFV<br />

Abnahme HFV à<br />

ß Zunahme Sympathikus<br />

Zunahme Parasympathikus à<br />

Abbildung 1 Interpretation der ANI-Werte 0-100<br />

8


2 Ziel der Arbeit<br />

Im klinischen Alltag werden wir täglich mit Schmerzen konfrontiert. Das Empfinden von<br />

Schmerzen ist individuell sehr verschieden und die Therapie komplex. Vor allem die<br />

Bewertung bzw. Einschätzung von Schmerzen bei dementen, kognitiv eingeschränkten<br />

Patienten und Kindern ist bis zum jetzigen Zeitpunkt eine ungelöste Problematik, die eine<br />

große Herausforderung darstellt und dringend optimiert werden muss. Diese Patienten sind<br />

häufig nicht in der Lage, adäquate Angaben zu ihrer Schmerzsituation zu tätigen. In diesen<br />

Fällen ist der Einsatz von alternativen Hilfsmitteln wie z.B. der eindimensionalen NRS-<br />

Skala keine verlässliche Hilfestellung. Somit wäre ein Instrument zur objektiven<br />

Quantifizierung von Schmerzen für eine suffiziente Therapie äußerst sinnvoll.<br />

Der ANI stellt eine neue vielversprechende nichtinvasive Methode zur<br />

Schmerzerfassung dar und wurde bisher nur unter Vollnarkosen und während des<br />

postoperativen Aufenthaltes im Aufwachraum erprobt. Somit war Ziel dieser Studie, den<br />

ANI unter standardisierten Laborbedingungen zu erforschen, um zu evaluieren, ob der ANI<br />

zwischen schmerzhaften und nicht schmerzhaften Reizen differenzieren und für eine<br />

Optimierung der Schmerztherapie bei wachen Patienten herangezogen werden kann.<br />

9


3 Material und Methoden<br />

3.1 Allgemeine Grundlagen<br />

Die Datenerhebung dieser randomisierten, einfachblinden Cross-Over-Studie wurde nach<br />

ausführlicher mündlicher Aufklärung und schriftlicher Einwilligung an freiwilligen<br />

Probanden durchgeführt. Das Studienprotokoll wurde von der Ethikkommission der<br />

Medizinischen Fakultät der Ruhr-Universität Bochum, Deutschland (Vorsitzender: Prof.<br />

Dr. med. M. Zenz; Gesundheitscampus 33, 44801 Bochum) geprüft und genehmigt (Ethik-<br />

Votums-Nummer: 4501-12). Die experimentelle Durchführung stand in Übereinstimmung<br />

mit der Deklaration von Helsinki. Jeder Proband konnte ohne nachteilige Auswirkungen<br />

die Studie zu jedem Zeitpunkt auf eigenen Wunsch abbrechen.<br />

3.2 Probanden<br />

Um einen geschlechtsspezifischen Unterschied zu vermeiden, wurden konsekutiv 20<br />

männliche Probanden (Durchschnittsalter 24,2 ± 1,9 Jahre) nach lokaler Akquise in diese<br />

Studie eingeschlossen. Alle Probanden waren gesunde Rechtshänder. Ausgeschlossen<br />

wurden Probanden, die unter körperlichen Behinderungen litten, innerhalb der letzten<br />

sechs Monate schwerwiegende medizinische Konsultationen in Anspruch nahmen, unter<br />

Herzrhythmusstörungen litten, dauerhaft unter medikamentöser Therapie standen oder<br />

kürzlich Substanzen einnahmen, die das Schmerzempfinden, die Herzfrequenz, den<br />

Herzrhythmus oder speziell den Sinusrhythmus beeinflussten. Tabelle 2 zeigt die<br />

relevanten deskriptiven Daten der Probanden, Tabelle 3 gibt eine Übersicht über die Einund<br />

Ausschlusskriterien der Probanden.<br />

Tabelle 2 Biologische Daten der Probanden, n = 20<br />

Mittelwert (MW) ± SD<br />

Alter (Jahre) 24,2 1,91<br />

Größe (m) 1,83 0,006<br />

Gewicht (kg) 76,1 10,75<br />

BMI (kg/m 2 ) 22 2,15<br />

10


Tabelle 3 Ein- und Ausschlusskriterien<br />

Einschlusskriterien:<br />

• Männliches Geschlecht<br />

• Sinusrhythmus<br />

• Rechtshändigkeit<br />

• Einverständniserklärung<br />

• Adäquate<br />

Kommunikationsfähigkeit<br />

• Keine Vorerkrankungen<br />

• Einverständnis<br />

Ausschlusskriterien:<br />

• Weibliches Geschlecht<br />

• Herzrhythmusstörungen<br />

• Linkshändigkeit<br />

• Betablocker<br />

• Schrittmacher<br />

• Analgetika<br />

• Lungenerkrankungen<br />

• Chronische Schmerzen<br />

• Schmerzereignisse z.B.<br />

Operation in den vergangen<br />

Monaten<br />

• Eingeschränkte<br />

Kommunikationsfähigkeit<br />

• Ablehnung<br />

Da bisher keine vergleichbaren Studienprotokolle existierten, stützte sich die<br />

Probandenanzahl auf Erfahrungswerte.<br />

3.3 Studiendesign<br />

Alle Probanden befanden sich während der Einzelmessung in Rückenlage in einem<br />

abgedunkelten und abgeschirmten Raum ohne externe Störeinflüsse. Die Probanden<br />

wurden aufgefordert, ihre Augen während der gesamten Sitzung geschlossen zu halten und<br />

die applizierten Reize unmittelbar nach Stimulation auf der Numerischen-Rating-Skala<br />

zwischen 0 und 10 einzustufen.<br />

Zwei ANI-Elektroden wurden auf dem Brustkorb angebracht, eine in der Mitte des<br />

Sternums, die andere links thorakal in der Medioklavikularlinie, siehe Abbildung 2.<br />

11


Abbildung 2 Positionierung der ANI-Elektroden<br />

Eine selbsthergestellte Elektrode mit 12 Punktionspins wurde am rechten Unterarm 5 cm<br />

distal der Fossa cubiti angebracht, siehe Abbildung 3.<br />

Abbildung 3 Stimulationselektrode mit 12 Pins<br />

Mit dieser Elektrode wurde über einen Zeitraum von 5 Sekunden konstant ein<br />

schmerzhafter elektrischer Reiz appliziert. Die Intensität des Reizes lag bei 2 mA und<br />

wurde unter Gleichstrom mit einer Frequenz von 100 Hz appliziert (Abbildung 4: DS7A,<br />

Digitimer, Welwyn Garden City, UK).<br />

12


Abbildung 4 Elektrischer Stimulator<br />

Vor Beginn der Versuchsreihe wurden Blutdruck (pre-RR) und Puls (pre-HF) bestimmt.<br />

Die Messung begann mit der Aufzeichnung einer Baseline von 150 Sekunden in absoluter<br />

Ruhe ohne störende Einflüsse (-150 – 0 sec, pre-Base1). Anschließend folgten vier<br />

unterschiedliche Reizapplikationen, siehe Abbildung 6. Nach jedem Reiz folgten<br />

Zeitintervalle in Schritten von 30 Sekunden für die spätere Auswertung der ANI-Werte.<br />

Jedes Reizintervall schloss mit einer post-Baseline von 150 Sekunden ab (post-Base 150 -<br />

300 sec).<br />

UPS pre Base 1<br />

post Base<br />

randomised<br />

EPS<br />

NPS<br />

PS<br />

pre Base 2<br />

pre Base 2<br />

pre Base 2<br />

A<br />

A<br />

A<br />

post Base<br />

post Base<br />

post Base<br />

-180 -150 -120 -90 -60 -30 0 30 60 90 120 150 180 210 240 270 300sec<br />

Abbildung 5 Studiendesign der Reizapplikation<br />

Alle Probanden waren bezüglich der Hypothese, der Reizreihenfolge und Reizintensitäten<br />

verblindet. Ihnen wurde mitgeteilt, dass vier gleichstarke Schmerzreize nach einer<br />

Ankündigung erfolgen würden. Sie wurden aufgefordert, nach jedem Reiz ihr<br />

13


Schmerzempfinden auf der NRS-Skala zwischen 0 und 10 einzuordnen (0 = kein Schmerz,<br />

10 = maximal vorstellbarer Schmerz). Allerdings erhielten alle Probanden als erstes einen<br />

unerwarteten schmerzhaften elektrischen Reiz ohne Ankündigung (UPS). Die nächsten<br />

drei Reize waren ein erwarteter schmerzhafter elektrischer Reiz (EPS) mit der gleichen<br />

Intensität wie UPS, ein neutraler Hautstimulus (NPS) und ein Plazeboreiz (PS).<br />

Diese drei Stimuli erfolgten in einer computerbasierten, randomisierten<br />

Reihenfolge (sechs verschiedene Reizreihenfolgen) zum Zeitpunkt 0 nach einer<br />

Ankündigungszeit von 30 Sekunden. EPS hatte immer die gleiche Intensität wie UPS,<br />

wurde allerdings nach besagter Ankündigung appliziert. NPS wurde als neutraler Stimulus<br />

in Form eines Hubes aus einer Desinfektionssprühflasche am ventralen Unterarm gegeben.<br />

Nach der Ankündigung des PS wurde kein Reiz verabreicht. Nach jedem einzelnen Reiz<br />

erfolgte eine Erholungszeit von fünf Minuten. Die ersten 150 Sekunden der Erholungszeit<br />

dienten als Beobachtungszeitraum nach dem Reiz, die zweiten 150 Sekunden wurden als<br />

neue Baseline für den folgenden Reiz interpretiert (post-Base = pre-Base2). Nach dem<br />

letzten Stimulus und der letzten Erholungszeit (end-Base) wurden erneut Blutdruck und<br />

Herzfrequenz gemessen (post-RR, post-HF) [24].<br />

Die Beobachtungszeiträume und Wahl der Intervalle wurden nach fünf<br />

Pilotmessungen unter vergleichbaren Konditionen determiniert.<br />

3.4 Datenerhebung und statistische Auswertung<br />

Die HFV wurde durch den ANI Monitor® kontinuierlich für jeden Probanden<br />

aufgezeichnet und sekündlich als Index (ANI) wiedergegeben. Für die Auswertung der<br />

ANI-Aufzeichnung wurden mehrere Zeitintervalle festgelegt. Die pre-Base1 bildete die 2,5<br />

Minuten vor dem ersten Reiz UPS ab und jeweils die 2,5 Minuten vor jeder weiteren<br />

Ankündigung der folgenden drei Reize EPS, NPS und PS (pre-Base1: UPS: -150 – 0 sec;<br />

pre-Base2: EPS/NPS/PS: -180 bis -30 sec). Die pre-Base1 wurde als Referenz-Baseline für<br />

alle Berechnungen determiniert. Die Zeitspanne zwischen Ankündigung und Stimulus lag<br />

bei 30 Sekunden (Ankündigung: -30 - 0 sec). Nach jeder Reizapplikation folgten<br />

Zeitintervalle von 30 Sekunden (0-30 sec, 30 - 60 sec, 60 - 90 sec, 90 - 120 sec, 120 - 150<br />

sec) und eine anschließende Erholungsphase von 2,5 Minuten (post-Base: 150 - 300 sec).<br />

Die end-Base (post-Base des letzten Reizes) wurde als Baseline am Ende eines kompletten<br />

Messdurchgangs nach allen erfolgten Reizen festgelegt.<br />

Die quantitativen Rohdaten (ANI-Mittelwerte, ANI-Amplituden, ANI-Maxima, ANI-<br />

Minima, ANI-Steigung) wurden als Durchschnittswerte mit Standardabweichungen (SD)<br />

14


und im 95% Konfidenzintervall (95%CI) wiedergegeben. Die Amplituden spiegelten die<br />

Unterschiede zwischen dem Maximum und Minimum der einzelnen Zeitintervalle wider.<br />

ANI-Steigung beschrieb die Entwicklung des ANI zwischen zwei bestimmten Zeitpunkten<br />

(0 sec, 30 sec, 60 sec, 90 sec, 120 sec, 150 sec). Die Effektgröße (η 2 ) für nicht signifikante<br />

Ergebnisse wurde als Ergänzung für die statistische Aussagekraft angegeben. Die<br />

statistische Auswertung erfolgte durch die Software SPSS (Version 22, IBM, Chicago, IL,<br />

USA). Die Daten wurden durch den Shapiro-Wilk-Test für kleine Stichproben auf<br />

Normalverteilung überprüft.<br />

Der ANI wurde auf einer Skala zwischen 0 und 100 wiedergegeben und besaß<br />

einen definierten Nullpunkt. Somit handelte es sich um eine Rationalskala, die einen<br />

Vergleich von unterschiedlichen ANI-Werten erlaubte. Dementsprechend waren die<br />

Bedingungen für eine parametrische Analyse erfüllt. Ein t-Test für verbundene<br />

Stichproben wurde sowohl für den Vergleich der NRS-Werte zwischen UPS und EPS als<br />

auch für den Vergleich der Minima aller schmerzhaften und nicht schmerzhaften Reize<br />

eingesetzt. Als schmerzhafte Reize wurden UPS und EPS definiert, als nicht schmerzhafte<br />

Reize NPS und PS.<br />

Zunächst wurde mit einer two-way-ANOVA mit Messwiederholung untersucht, ob<br />

ein signifikanter Hauptunterschied zwischen den unterschiedlichen Reizen UPS, EPS,<br />

NPS, PS oder den verschiedenen Zeitintervallen bestand. Im Anschluss an diesen Test<br />

wurde eine one-way-ANOVA als post-hoc Test durchgeführt. Damit sollten Unterschiede<br />

der ANI-Werte zwischen den vier Reizen und den Zeitintervallen innerhalb der einzelnen<br />

Reize analysiert werden. Da es sich bei dieser Studie um eine randomisierte Cross-Over-<br />

Studie handelte, wurde zusätzlich zu den Auswertungen der Faktoren Reiz und<br />

Zeitintervall in einer weiteren Analyse untersucht, ob die Reihenfolge der Reizapplikation<br />

Auswirkungen auf die Werte hatte. In den Auswertungen der Varianzanalyse mit<br />

Messwiederholungen (rmANOVA) wurde nach Greenhouse-Geisser korrigiert, um<br />

Verletzungen der Sphärizität auszuschließen. Somit handelte es sich bei der Auswertung<br />

um angepasste p-Werte. Ein p-Wert < 0,05 wurde als statistisch signifikant definiert.<br />

Die Analysen wurden mit Hilfe der Bonferroni-Methode korrigiert, um die<br />

Alphafehler-Kumulierung bei multiplen Paarvergleichen zu neutralisieren. Zur<br />

Berechnung der Korrelation zwischen den NRS-Werten der schmerzhaften Reize und den<br />

zugehörigen ANI-Minima kam der Spearman-Korrelationskoeffizient zum Einsatz. Es<br />

wurde a priori eine Subgruppenanalyse mit denjenigen Probanden durchgeführt, die die<br />

schmerzhaften Reize mit einem NRS < 3 oder NRS ≥ 3 bewerteten. Ein NRS ≥ 3 galt als<br />

klinisch relevanter Schmerz [30].<br />

15


4 Ergebnisse<br />

4.1 Allgemeine Ergebnisse<br />

Alle 20 Probanden wurden in die Datenanalyse eingeschlossen. Keiner der Probanden<br />

brach die Messung ab. Es konnten keine negativen Wirkungen oder bleibende Schäden der<br />

Haut durch die Elektroden oder Reizapplikationen festgestellt werden. Es wurden keine<br />

Unterschiede der Vitalparameter wie HF und RR zwischen den Baselines (pre-Base1/ pre-<br />

Base2) und der abschließenden Erholungsphase (end-Base) der Messreihe beobachtet,<br />

siehe Tabelle 4.<br />

Tabelle 4 Vitalparameter der Probanden, n = 20<br />

Mittelwert (MW) ± SD<br />

pre HF 66,13 10,3<br />

post HF 59,7 8,66<br />

pre RR 133/69 9,21/9,15<br />

post RR 122/66 6,07/10,57<br />

UPS HF 64,76 10,32<br />

EPS HF 63,57 9,18<br />

NPS HF 63,23 9,14<br />

PS HF 64,34 10,04<br />

HF = Herzfrequenz (pre: vor Stimulation; post: nach Stimulation). RR =<br />

Blutdruck (pre, post). SD = Standardabweichung. NRS = Numerische<br />

Ratingskala für Schmerzintensität (0-10). UPS = Unerwarteter Schmerzreiz.<br />

EPS = Erwarteter Schmerzreiz. NPS = Nicht schmerzhafter Reiz. PS =<br />

Plazeboreiz.<br />

16


4.2 Subjektive Schmerzbewertung mittels NRS<br />

Die Probanden empfanden den erwarteten Schmerzreiz EPS deutlich schmerzhafter als den<br />

unerwarteten Schmerzstimulus UPS (NRS MW EPS = 4,96 ± 1,97 versus NRS MW UPS =<br />

4,28 ± 1,71). Es konnte ein signifikanter Unterschied zwischen den zugehörigen NRS-<br />

Werten gezeigt werden (MD = -0,69; 95%CI [-1,17, -0,20]; t 19 = -2,97; p = 0,008). Fünf<br />

Probanden gaben bei dem erwarteten nicht schmerzhaften Reiz NPS einen NRS > 0 an<br />

(NRS MW NPS = 0,115 ± 0,26). Der Plazeboreiz PS wurde von allen Probanden bei einem<br />

NRS-Wert von 0 eingestuft, siehe Tabelle 5.<br />

Tabelle 5 NRS-Werte der vier Reize, n = 20<br />

MW ± SD<br />

UPS 4,28 1,71<br />

EPS 4,96 1,97<br />

NPS 0,12 0,26<br />

PS 0 0<br />

4.3 Vergleich der ANI-Werte zwischen den Reizen<br />

Zu Beginn aller Messungen wiesen die Probanden während der ersten Ruhephase (pre-<br />

Base1) einen durchschnittlichen ANI-Wert von 82,05 (± 10,71, 95%CI [77,03, 87,06] auf.<br />

Insgesamt unterschieden sich die ANI-Mittelwerte aller Ruhephasen (Baselines)<br />

nicht (p = 0,938, F 2,36 = 0,091, η 2 = 0,005; pre-Base1 (MW = 82,05 ± 10,71), pre-Base2<br />

(MW = 81,55 ± 10,06), post-Base (MW = 81,86 ± 9,52), end-Base (MW = 82,79 ± 7,87)).<br />

Es wurde kein Unterschied bezüglich der Stimulationsintensitäten festgestellt (F 6,788 =<br />

1,443, p = 0,196, η 2 = 0,071). Nach Analyse einer one-way ANOVA wurde gezeigt, dass<br />

es keine signifikanten Differenzen der ANI-Werte zwischen UPS, EPS, NPS und PS gab<br />

(F 2,413 = 1,725, p = 0,184, η 2 = 0,083).<br />

Abbildung 7 verdeutlicht grafisch den ähnlichen Verlauf des ANI aller vier Stimulationen.<br />

17


Abbildung 6 Messung Original-Screenshot des ANI-Monitor® (MetroDoloris, Lille,<br />

Frankreich), Original-Ausschnitt einer Messung<br />

Die Reihenfolge der Reizapplikation spielte keine Rolle und hatte keine Auswirkungen auf<br />

die Entwicklung des ANI (F 11,815 = 0,884, p = 0,569, η 2 = 0,240).<br />

Der Vergleich der ANI-Mittelwerte in den Zeitintervallen 0 – 30 sec (p = 0,698,<br />

F 2,63 = 0,443, η 2 = 0,023), 30 – 60 sec (p = 0,129, F 2,41 = 2,075, η 2 = 0,098), 90 – 120 sec (p<br />

= ,0203, F 2,525 = 1,62, η 2 =0,079) und 120 – 150 sec (p = 0,568, F 2,636 = 0,650, η 2 = 0,033)<br />

zeigte keine relevanten Unterschiede zwischen den verschiedenen Reizen. Es wurde<br />

lediglich ein signifikanter Unterschied zwischen UPS und PS in dem Zeitintervall 60 - 90<br />

sec beobachtet (MD = -9,71, 95%CI [-18,39, -1,038], p = 0,023). Zu keinen weiteren<br />

Zeitpunkten konnten Unterschiede zwischen UPS, EPS, NPS und PS festgestellt werden,<br />

Abbildung 7.<br />

4.4 Vergleich der ANI-Mittelwerte innerhalb der einzelnen Reize<br />

Innerhalb der einzelnen Reize wurde ein signifikanter Unterschied zwischen den<br />

verschiedenen Zeitintervallen entdeckt (F 2,311 = 42,795, p < 0,001, η 2 = 0,693).<br />

Insgesamt waren die ANI-Werte nach jeder Reizapplikation niedriger als zu Zeiten<br />

der Baseline. Der ANI fiel innerhalb der ersten zwei Minuten nach jeder Stimulation<br />

signifikant ab (p < 0,001, F 2,31 = 42,795, η 2 = 0,693).<br />

18


Ein relevanter Abfall des ANI während der Ankündigungsphase -30 - 0 sec wurde nicht<br />

beobachtet (p = 0,236, F 1 = 1,498, η 2 = 0,703). Ein signifikanter Abfall des ANI nach den<br />

Stimuli erfolgte erst mit einer Latenzzeit von 30 Sekunden. Tabelle 6 zeigt die Vergleiche<br />

der ANI-Werte innerhalb der einzelnen Reize.<br />

Tabelle 6 Vergleich der ANI-Werte innerhalb aller Reize zwischen den Baselines und den folgenden<br />

Zeitintervallen<br />

-30 – 0 sec<br />

preBase vs.<br />

preBase vs.<br />

preBase vs.<br />

preBase vs.<br />

preBase vs.<br />

preBase vs.<br />

rmANOVA<br />

vs. preBase<br />

0 – 30 sec<br />

30 – 60 sec<br />

60 – 90 sec<br />

90 – 120 sec<br />

120 – 150 sec<br />

postBase<br />

main effect<br />

U<br />

P<br />

S<br />

MD = 5,11<br />

95%CI[-,72,<br />

10,93]<br />

p = ,132<br />

MD = 16,08<br />

95%CI[7,67,<br />

24,5}<br />

p < 0,001 **<br />

MD = 23,33<br />

95%CI[13,9,<br />

32,68]<br />

p < 0,001 **<br />

MD = 20,37<br />

95%CI[12,23<br />

, 28,5]<br />

p < 0,001 **<br />

MD = 10,03<br />

95%CI[4,11,<br />

15,96]<br />

p < 0,001 **<br />

MD = ,03<br />

95%CI[-<br />

5,85, 5,9]<br />

p = 1<br />

F 2,86 = 37,114<br />

p < 0,001 **<br />

E<br />

P<br />

S<br />

MD = -,311<br />

95%CI[-7,63,<br />

7,01]<br />

p = 1<br />

MD = 4,09<br />

95%CI[-5,86,<br />

14,04]<br />

p = 1<br />

MD = 15,33<br />

95%CI[2,27,<br />

28,39]<br />

p = ,012 *<br />

MD = 29,92<br />

95%CI[7,21,<br />

34,63]<br />

p < 0,001 **<br />

MD = 15,86<br />

95%CI[1,76,<br />

29,96]<br />

p = 0,018 *<br />

MD = 4,8<br />

95%CI[-8,54,<br />

18,13]<br />

p = 1<br />

MD = -2,01<br />

95%CI[-<br />

10,21, 6,2]<br />

p = 1<br />

F 2,78 = 18,88<br />

p < 0,001 **<br />

N<br />

P<br />

S<br />

MD = -2,08<br />

95%CI[-9,25,<br />

5,1]<br />

p = 1<br />

MD = 2,77<br />

95%CI[-4,81,<br />

10,35]<br />

p = 1<br />

MD = 11,17<br />

95%CI[2,52,<br />

19,83]<br />

p = 0,005 *<br />

MD = 17,1<br />

95%CI[6,36,<br />

27,83]<br />

p < 0,001 *<br />

MD = 15,66<br />

95%CI[4,06,<br />

27,26]<br />

p = ,003 *<br />

MD = 6,39<br />

95%CI[-<br />

5,05,17,84]<br />

p = 1<br />

MD = -,1<br />

95%CI[-<br />

8,13, 7,92]<br />

p = 1<br />

F 2,8 = 14,134<br />

p < 0,001 **<br />

MD = ,26<br />

MD = 5,76<br />

MD = 12,43<br />

MD = 13,97<br />

MD = 13,84<br />

MD = 8.11<br />

MD = 1,37<br />

P<br />

95%CI[-5,02,<br />

95%CI[-0,82,<br />

95%CI[2,45,<br />

95%CI[0,59,<br />

95%CI[1,03,<br />

95%CI[-,23,<br />

95%CI[-<br />

F 2,33 = 10,79<br />

S<br />

5,53]<br />

12,34]<br />

22,41]<br />

27,34]<br />

26,64]<br />

16,45]<br />

6,37, 9,06]<br />

p < 0,001 **<br />

p = 1<br />

p = ,139<br />

p = ,007 *<br />

p = ,035 *<br />

p = ,026 *<br />

p = ,063<br />

p = 1<br />

One-way ANOVA mit Messwiederholung und post-hoc t-test: Die Daten werden als Hauptdifferenzen<br />

(MD), 95% Konfidenzintervall (95%CI), F-Werte, Freiheitsgrade und p-Werte angegeben (post-hoc<br />

Test nach Bonferroni korrigiert; Haupteffekte sind nach Greenhouse-Geisser angepasst). rmANOVA =<br />

ANOVA mit Messwiederholung, UPS = Unerwarteter schmerzhafter Stimulus, EPS = Erwarteter<br />

schmerzhafter Stimulus, NPS = Erwarteter nicht schmerzhafter Stimulus, PS = Plazeboreiz. n = 20, * =<br />

p < 0,05, ** = p < 0,001.<br />

Im Vergleich zur Ausgangs-Baseline pre-Base1 wurde der größte Abfall des ANI-<br />

Mittelwertes in dem Zeitintervall 60-90 sec beobachtet. Er fiel durchschnittlich um<br />

maximal 24,97 ± 7,25% (UPS = 32,61%, EPS = 29,15%, NPS = 21,52%, PS = 16,6%).<br />

Nach erfolgter Stimulation kehrten die ANI-Werte nach einer Erholungsphase von 150-<br />

300 Sekunden zur Ursprungsbaseline zurück. Abbildung 7 demonstriert grafisch die<br />

ähnliche Entwicklung des ANI der verschiedenen Reizqualitäten.<br />

19


UPS<br />

100<br />

▀<br />

p < 0.05<br />

* p < 0.05<br />

** p < 0.001<br />

Stimulus<br />

90<br />

80<br />

**<br />

70<br />

**<br />

**<br />

60<br />

▀<br />

**<br />

50<br />

pre Base 1 (-180s - 0s)<br />

40<br />

(0s - 30s)<br />

(30s - 60s)<br />

(60s - 90s)<br />

(90s - 120s)<br />

(120s - 150s)<br />

post Base (150 - 300s)<br />

EPS<br />

100<br />

Stimulus<br />

90<br />

80<br />

70<br />

*<br />

*<br />

60<br />

**<br />

50<br />

pre Base 2<br />

40<br />

Announcement (-30 - 0)<br />

(-180s - -30s)<br />

(0s - 30s)<br />

(30s - 60s)<br />

(60s - 90s)<br />

(90s - 120s)<br />

(120s - 150s)<br />

post Base (150 - 300s)<br />

20


NPS<br />

100<br />

Stimulus<br />

90<br />

80<br />

70<br />

**<br />

**<br />

**<br />

60<br />

50<br />

pre Base 2<br />

40<br />

Announcement (-30 - 0)<br />

(-180s - -30s)<br />

(0s - 30s)<br />

(30s - 60s)<br />

(60s - 90s)<br />

(90s - 120s)<br />

(120s - 150s)<br />

post Base (150 - 300s)<br />

PS<br />

100<br />

Stimulus<br />

90<br />

80<br />

*<br />

*<br />

70<br />

*<br />

▀<br />

*<br />

*<br />

60<br />

50<br />

pre Base 2<br />

40<br />

Announcement (-30 - 0)<br />

(-180s - -30s)<br />

(0s - 30s)<br />

(30s - 60s)<br />

(60s - 90s)<br />

(90s - 120s)<br />

(120s - 150s)<br />

post Base (150 - 300s)<br />

Abbildung 7 zeitliche Verläufe der Reize UPS, EPS, NPS, PS.<br />

x-Achse: Zeit in Sekunden; y-Achse: ANI 0-100. Vergleiche der Zeitintervalle zur pre-Base.<br />

Signifikanzniveau: * = p < 0,05, ** = p < 0,001. n = p < 0,05 = Signifikanzniveau von UPS<br />

gegen PS.<br />

21


4.5 ANI Minima<br />

Nach den schmerzhaften Stimulationen UPS und EPS wurde das ANI-Minimum im<br />

Durchschnitt nach 78,9 Sekunden (± 21,34) erreicht, die nicht schmerzhaften Reize NPS<br />

und PS zeigten ihr Minimum nach 79,3 Sekunden (± 31,58; t 39 = 0,063, p = 0,95).<br />

Im Verlauf zeigten die ANI-Minima aller Reize einen signifikanten Unterschied zwischen<br />

den einzelnen Zeitintervallen (p < 0,01, F 2,197 = 22,196, η 2 = 0,539), siehe Tabelle 7.<br />

Tabelle 7 ANI-Minima aller Zeitintervalle innerhalb der Reize UPS, EPS, NPS und PS<br />

U<br />

P<br />

S<br />

E<br />

P<br />

S<br />

preBase -30-0 sec 0-30 sec 30-60 sec 60-90 sec<br />

73,05 ±<br />

11,7<br />

70,95 ±<br />

12,42<br />

76,3 ±<br />

9,27<br />

71,7 ±<br />

9,21<br />

71,05 ±<br />

12,69<br />

60,15 ±<br />

10,31<br />

60,65 ±<br />

14,97<br />

56,55 ±<br />

10,65<br />

57,15 ±<br />

14,08<br />

90-120<br />

N<br />

70,65 ± 80,1 ± 74,1 ± 65,5 ± 61,45 ± 62,05 ± 69,1 ± 71,35 ± F 2,99= 9,49<br />

DP<br />

8,48 11,98 12,76 11,3 10,78 10,82 11,23 12,62 p < 0,001 **<br />

i S<br />

e<br />

P 72,4 ± 79,25 ±<br />

65,95 ± 65,35 ± 66,3 ± 69,2 ± 69,8 ± F 2,34 = 6,07<br />

D<br />

72,0± 9,5<br />

S 11,64 10,58<br />

10,0 10,43 12,79 10,79 10,81<br />

i<br />

p = ,003 *<br />

D<br />

Daten werden als Mittelwerte mit Standardabweichungen dargestellt (MW ± SD). Die Spalte p-<br />

Werte zeigt den Haupteffekt einer one-way für Messwiederholungen der einzelnen Reize. Die<br />

Werte sind durch Greenhouse-Geisser angepasst, F-Werte : Hypothesentest. UPS, EPS, NPS, PS.<br />

n = 20, * = p < 0,05, ** = p < 0,001.<br />

sec<br />

58,25 ±<br />

10,79<br />

59,8 ±<br />

13,3<br />

120-150<br />

sec<br />

66,0 ±<br />

9,51<br />

69,9 ±<br />

12,48<br />

postBase<br />

70,0 ±<br />

9,46<br />

72,9 ±<br />

11,96<br />

p-Werte<br />

ANOVA<br />

F 2,79 = 19,22<br />

p < 0,001 **<br />

F 2,74 = 10,68<br />

p < 0,001 **<br />

Beim Vergleich der ANI-Minima zwischen allen Reize unterschieden sich lediglich UPS<br />

und PS in dem Zeitintervall 60 - 90 sec signifikant (MD = -8,8, 95%CI [17,74, 8,62, p =<br />

0,025).<br />

Die Auswertung der ANI-Maxima und ANI-Amplituden erbrachten ähnliche<br />

Ergebnisse und zeigten keine signifikanten Unterschiede zwischen den unterschiedlichen<br />

Reizen.<br />

22


4.6 Steigungsentwicklung<br />

Innerhalb aller Reize wurde ein signifikanter Unterschied der Steigungsentwicklung<br />

nachgewiesen (p < 0,001, F 2,437 = 41,935, η 2 = 0,688).<br />

Der stärkste Abfall des ANI konnte für die Reize UPS, EPS und PS in dem<br />

Zeitintervall 30 - 60 sec beobachtet werden (MW = -0,344 ± 0,252). Der steilste Anstieg<br />

des ANI trat bei UPS, NPS und PS in dem Zeitintervall 120-150 sec auf (M = 0,328 ±<br />

0,297). Es konnten keine relevanten Unterschiede zwischen den unterschiedlichen Stimuli<br />

festgestellt werden (p = 0,787, F 2,807 = 0,334, η 2 = 0,017), siehe Tabelle 8.<br />

Tabelle 8 Vergleich der Steigungen aller Reize im Zeitintervall 30 - 60sec<br />

UPS<br />

EPS<br />

NPS<br />

PS<br />

MW = -0,397<br />

MW = -0,360<br />

MW = -0,277<br />

MW = 0,167<br />

± 0,227<br />

± 0,218<br />

± 0,299<br />

± 0,325<br />

MD = -,036<br />

MD = -,120<br />

MD = -,230<br />

UPS<br />

95%CI [-,199, ,126]<br />

95%CI [-,316, ,076]<br />

95%CI [-,433, -,027]<br />

p = 1<br />

p = ,524<br />

p = ,021 *<br />

MD = ,036<br />

MD = -,083<br />

MD = -,193<br />

EPS<br />

95%CI [-,126, ,199]<br />

95%CI [-,323, ,156]<br />

95%CI [-,408, ,021]<br />

p = 1<br />

p = 1<br />

p = ,093<br />

MD = ,120<br />

MD = ,083<br />

MD = -,110<br />

NPS<br />

95%CI [-,076, ,316]<br />

95%CI [-,156, ,323]<br />

95%CI [-,366, ,146]<br />

p = ,524<br />

p = 1<br />

p = 1<br />

MD = ,230<br />

MD = ,193<br />

MD = ,110<br />

PS<br />

95%CI [,027, ,433]<br />

95%CI [-,021, ,408]<br />

95%CI [-,146, ,266]<br />

p = ,021 *<br />

p = ,093<br />

p = 1<br />

Vergleich der Haupteffekte der Steigungen durch eine rmANOVA zwischen den Reizen im Zeitintervall<br />

des stärksten Abfalls (30 - 60 sec). Die Daten werden als Mittelwerte mit Standardabweichungen (MW ±<br />

SD), Hauptunterschiede (MD), 95% Konfidenzintervall (95%CI), und p-Werte (nach Bonferroni korrigiert)<br />

dargestellt. n = 20, * = p < 0,05, ** = p < 0,001.<br />

23


4.7 Korrelation<br />

Es konnte keine signifikante Korrelation zwischen den NRS-Werten (0 - 10) und den<br />

zugehörigen Minima der Reize UPS (r Min = -0,081, n = 20, p = 0,735) und EPS (r Min = -<br />

0,015, n = 20, p = 0,950) festgestellt werden.<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

UPS<br />

EPS<br />

Linear..<br />

(UPS)<br />

Linear..<br />

(EPS)<br />

ANI.0./ 100<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10<br />

NRS 0./ 10<br />

Abbildung 8 Streudiagramm der Korrelation zwischen ANI-Minima (UPS, EPS)<br />

und den zugehörigen NRS-Werten. n = 40.<br />

Ebenso bestand keine signifikante Korrelation zwischen den NRS-Werten und der<br />

Steigung im Intervall des größten ANI-Abfalls (r Steigung = -0,119, n = 40, p = 0,465), und<br />

keine Korrelation mit der benötigten Zeit zum Erreichen der ANI-Minima bei den<br />

schmerzhaften Reizen (r Sec = -0,079, p = 0,629), siehe Abbildung 8.<br />

24


5 Diskussion<br />

In dieser randomisierten Studie wurde an wachen Probanden untersucht, ob die<br />

Herzfrequenzvariabilität mittels ANI zur verlässlichen Schmerzbeurteilung eingesetzt<br />

werden kann. Die ANI-Werte sanken nach randomisierter Applikation verschiedener<br />

Reizqualitäten, jedoch konnte keine signifikante Differenzierung zwischen schmerzhaften,<br />

neutralen und Plazeboreizen ermittelt werden. Eine lineare Korrelation zwischen ANI-<br />

Werten und NRS-Werten war nicht erkennbar.<br />

5.1 Aktuelle Studienlage<br />

In der aktuellen Literatur wird der ANI kontrovers diskutiert. Viele Studien sprechen für<br />

die Verlässlichkeit des ANI. Allerdings kam der ANI bei den bisherigen Studien lediglich<br />

intra- und direkt postoperativ zum Einsatz [32]. Einige Studien beschreiben einen linearen<br />

Zusammenhang von ANI und NRS, andere bezweifeln die Verlässlichkeit. Diese Studie<br />

wurde entworfen, um den Einsatz des ANI an wachen Probanden zu verifizieren.<br />

5.1.1 Studien „pro“ ANI<br />

Logier et al. analysierten den ANI in einer Studie, bei der Patienten eine Knie-<br />

Totalendoprothese erhielten. Sie zeigten, dass die ANI-Werte während der Operation unter<br />

Vollnarkose und postoperativ in engem Zusammenhang mit Schmerzempfinden und<br />

Analgesie standen [32]. Ebenso wurde eine negative lineare Korrelation zwischen ANI und<br />

NRS bei in Wehen liegenden Schwangeren beobachtet. Es wurde eine deutliche Abnahme<br />

des ANI synchron mit auftretenden Uteruskontraktionen beobachtet [25]. Bei Patienten,<br />

die eine Allgemeinanästhesie erhielten, zeigten Boselli et al. ebenfalls eine negative<br />

Korrelation zwischen ANI und Schmerzempfinden während der akuten postoperativen<br />

Phase im Aufwachraum [9].<br />

In einer anderen Studie wurde der ANI nach Vollnarkosen mit Remifentanil<br />

unmittelbar vor Extubation gemessen und mit dem Schmerzempfinden im Aufwachraum<br />

abgeglichen. Dabei konnte ein negativ linearer Zusammenhang zwischen ANI und NRS<br />

gezeigt werden [7]. Eine weitere Studie zeigte ebenfalls den möglichen klinischen Einsatz<br />

des ANI zur Schmerzerfassung. Der ANI wurde während abdominellen Hysterektomien<br />

aufgezeichnet. Unter standardisierten Narkosebedingungen mit Sevofluran und Fentanyl<br />

änderte sich der ANI nach Ketamingabe nicht signifikant. Nach Hautschnitt zeigte sich<br />

allerdings ein signifikanter Abfall des ANI [4]. Bei diesem Ergebnis sollte man Vorsicht<br />

walten lassen, da Ketamin einen Anstieg der HF und des RR auslösen kann und somit den<br />

ANI beeinflussen müsste.<br />

25


Migeon et al. führten eine Studie durch, bei der Kinder Regionalanästhesien erhielten. Bei<br />

ungenügender Wirkung der Regionalverfahren war ein rapider Abfall des ANI unmittelbar<br />

nach dem chirurgischen Hautschnitt zu beobachten [34]. In einer weiteren Arbeit mit<br />

anästhesierten Kindern wurde vermutet, dass der ANI ein sensitiveres Instrument zur<br />

Schmerzerfassung sein könnte als hämodynamische Parameter und die Hautleitfähigkeit<br />

[38].<br />

Ledowski et al. beobachteten den ANI intraoperativ unter Vollnarkosen und<br />

vermuteten, dass durch die kontinuierliche Überwachung mittels ANI hämodynamische<br />

Blutdruckschwankungen frühzeitig erkannt und reduziert werden könnten [27].<br />

Gruenewald et al. untersuchten die Reaktionen des ANI unter Vollnarkosen mit<br />

Sevoflurane und Remifentanil. Sie registrierten signifikante Änderungen des ANI nach<br />

schmerzhaften Stimulationen und sehen in dem ANI eine sinnvolle Methode zur<br />

Abschätzung des Schmerzempfindens von anästhesierten Patienten. Sie forderten<br />

gleichzeitig weitere Untersuchungen, ob sich der ANI zu einer Verbesserung der<br />

Narkoseführung eignet [17].<br />

5.1.2 Studien „contra“ ANI<br />

Im Gegensatz zu den bisher erwähnten Studien konnte eine australische Arbeitsgruppe<br />

keine Unterschiede der ANI-Werte zu verschiedenen Schmerzintensitäten nach<br />

chirurgischen Eingriffen feststellen [26]. Des Weiteren wurden signifikant höhere ANI-<br />

Werte bei tief sedierten Patienten im Vergleich zu Patienten mit vollem Bewusstsein<br />

gemessen. Nach einer Bolusgabe Fentanyl konnte keine relevante Änderung des ANI<br />

festgestellt werden [26]. Der Einsatz des ANI als Kontrollelement intraoperativer<br />

Schmerzen führte nach laparoskopischen Cholezystektomien allerdings nicht zu einer<br />

Reduktion postoperativer Schmerzen [39]. Diese widersprüchlichen Ergebnisse könnten in<br />

den unterschiedlichen Effekten und Interaktionen der Opiode und Inhalationsanästhetika<br />

begründet sein [7, 8].<br />

Zudem werden objektive Studienergebnisse von heterogenen Studienpopulationen,<br />

unterschiedlichen Arten von postoperativen Schmerzen, individuellen Voraussetzungen<br />

und durch multiple Faktoren der Umgebung (z.B. Aufwachraum, Lärm, etc.) verschleiert<br />

und beeinflusst.<br />

Auch diese Arbeit zeigte, dass der ANI bei wachen Probanden keine Differenzierung<br />

zwischen schmerzhaften und nicht schmerzhaften Reizen zuließ [24].<br />

26


5.2 Ergebnisse dieser Studie<br />

In dieser Studie wurden höhere NRS-Werte nach dem unangekündigten Reiz angegeben<br />

als nach dem unerwartetem Stimulus. EPS wurde somit schmerzhafter empfunden als UPS.<br />

Die kognitive Erwartungshaltung schien in diesem Studiendesign folglich besonders<br />

wichtig zu sein, da sie anscheinend einen großen Einfluss auf das Empfinden nahm [3].<br />

Aus ethischen Gründen war es notwendig, die Probanden über die schmerzhaften<br />

elektrischen Reize aufzuklären. Diese Information könnte bereits eine kognitive<br />

Erwartungshaltung erzeugt und bei den Probanden ein physiologisches Niveau<br />

hervorgerufen haben, dass keiner kompletten Entspannung entsprach. Um diese<br />

Erwartungshaltung zu minimieren und deren Auswirkung herauszufiltern, wurde den<br />

Probanden vorab gesagt, dass jeder Reiz angekündigt werden würde. Der erste Reiz UPS<br />

erfolgte jedoch immer unerwartet. Dieses Design löste möglicherweise eine<br />

unterschiedliche kognitive und physiologische Erwartungshaltung aus, so dass EPS<br />

schmerzhafter empfunden wurde als UPS.<br />

Niedrige ANI-Werte spiegeln einen niedrigen parasympathischen Tonus wider und<br />

wurden somit als Korrelat für einen geringen Schmerzstatus interpretiert.<br />

Dementsprechend scheint der ANI ein optimaler Parameter für die Objektivierung des<br />

Schmerzempfindens zu sein. Um nun die Beziehung zwischen Schmerzwahrnehmung und<br />

ANI-Werten zu untersuchen, wurden die ANI-Minima während der gesamten Messung<br />

aufgezeichnet und in verschiedene Zeitintervalle unterteilt. Allerdings wurde keine<br />

negative lineare Korrelation zwischen ANI und NRS festgestellt. Die Mittelwerte der ANI-<br />

Minima lagen nach dem unerwarteten schmerzhaften Stimulus UPS bei 55,6 und die<br />

dazugehörigen NRS-Werten bei 4,28. Nach dem angekündigten identischen Reiz EPS lag<br />

das mittlere ANI-Minimum bei 56,4 mit einem dazugehörigen NRS-Wert von 4,96. Diese<br />

NRS-Werte spiegelten eine moderate Schmerzintensität wider.<br />

Die hier erreichten ANI-Minima lagen in ähnlichen Bereichen wie die Minima nach<br />

chirurgischen Eingriffen. Boselli et al. schlussfolgerten, dass ein ANI-Wert < 50 unter<br />

Vollnarkose einen moderaten bis starken Schmerz (NRS > 3) [8] vorhersagt und ANI-<br />

Werte > 48 prognostizieren, dass 99% der Patienten keine starken Schmerzen in der akuten<br />

postoperativen Zeit verspüren [9]. Da diese Ergebnisse keine eindeutige Beziehung<br />

zwischen ANI-Werten und den verabreichten schmerzhaften Stimuli, dem nicht<br />

schmerzhaften und dem Plazeboreiz ergaben, sollte der ANI bei vergleichbaren<br />

Studienpopulationen nicht als spezifischer Parameter zur Erfassung von Schmerzen<br />

herangezogen werden und darf nicht als alleinige Orientierung zur Schmerztherapie<br />

dienen.<br />

27


Um den Verlauf des ANI genauer zu differenzieren, wurden die Steigungsentwicklung und<br />

Amplituden der einzelnen Zeitintervalle für alle vier Reize analysiert. Diesbezüglich<br />

konnten ebenfalls keine signifikanten Unterschiede zwischen den verschiedenen<br />

Reizqualitäten festgestellt werden.<br />

Der ANI-Baselinewert lag im Durchschnitt bei ca. 82. ANI-Werte von 100 wurden<br />

nicht erreicht. So scheint es, als wäre die Spannweite des ANI bei wachen Probanden<br />

limitiert. Selbst bei absolut gesunden Probanden stellte der ANI keine adäquate Methode<br />

für eine zuverlässige Schmerzerfassung dar, da er sich bei real schmerzhaften Reizen,<br />

neutralen Stimuli und unter kognitiver Beeinflussung gleich verhielt.<br />

Die Ankündigung der schmerzhaften Reize hatte keinen Einfluss auf die<br />

Entwicklung des ANI. Unabhängig von der Qualität des Reizes wurde ein signifikanter<br />

Abfall des ANI erst nach einer Latenzzeit von 30 Sekunden sichtbar. Die<br />

Schmerzintensität nach einem elektrischen Reiz gab keinerlei verlässliche Vorahnungen<br />

auf die Entwicklung des ANI. Der ANI selbst war nicht in der Lage, objektiv zwischen<br />

realen Schmerzen (UPS, EPS), neutralen Stimuli (NPS) und Plazeboreizen (PS) zu<br />

differenzieren. Bei grober Betrachtung der Ergebnisse gab es einen winzigen nicht<br />

signifikanten Unterschied zwischen dem schmerzhaften Reiz und dem Plazeboreiz. Der<br />

ANI war nicht in der Lage, zwischen NPS und PS zu unterscheiden. Betrachtet man aber<br />

die zeitlichen Verläufe aller vier Reize grafisch, so war ein flacherer Verlauf der nicht<br />

schmerzhaften Reize NPS und PS im Vergleich zu den schmerzhaften Reizen UPS und<br />

EPS zu erkennen.<br />

Es war zwar eine Tendenz der Unterschiede sichtbar, aber letztendlich gab es keine<br />

signifikanten Differenzen zwischen den schmerzhaften und nicht schmerzhaften Reizen.<br />

Der signifikante Abfall des ANI war in diesem Fall primär auf die kognitive<br />

Erwartungshaltung zurückzuführen. Diese Ergebnisse wurden durch De Jonckheere et al.<br />

unterstützt, die den ANI als guten Indikator für parasympathische Änderungen in<br />

emotionalen Situationen sahen [11, 12].<br />

5.3 Studiendesign und Limitierung<br />

Für diese Studie wurde ein standardisiertes Studienprotokoll entworfen und eine homogene<br />

Studienpopulation gewählt, die nicht unter Einfluss von Sedativa oder Analgetika stand.<br />

Zusätzlich wurden störende Einflussfaktoren wie große Altersunterschiede, verschiedene<br />

Bewusstseinszustände, hämodynamische Instabilitäten, vorbestehende Herz- und<br />

Lungenerkrankungen und beeinflussende Medikationen ausgeschlossen. Faktoren wie<br />

28


abrupte Bewegungen, Ungleichmäßigkeiten des Atemmusters und physiologische<br />

Erregungen durch die Ankündigung des Schmerzreizes konnten nicht definitiv vermieden<br />

oder ausgeschlossen werden. Als weiterer limitierender Faktor sollte die Fallzahl von 20<br />

Probanden erwähnt werden. Jedoch zeigte eine post-hoc Poweranalyse mittels G*Power<br />

(Version 3.1) für nicht-signifikante rmANOVA eine Power von 83% für eine geschätzte<br />

Effektgröße von f = 0,25.<br />

Das Spektrum der verabreichten Reize war ein weiterer limitierender Faktor dieser<br />

Studie. Eine weitere Versuchsreihe mit schwerwiegenderen, längeren Schmerzreizen, was<br />

wahrscheinlich niemals von einer Ethikkommission genehmigt werden würde, und<br />

weiteren unterschiedlichen Reizqualitäten würde mehr Aufschluss über die<br />

Einsatzfähigkeit und Zuverlässigkeit des ANI geben.<br />

Sowohl die vom Hersteller genannten Einflussfaktoren wie z.B. Arrhythmien,<br />

Apnoe und Medikamente als auch sympathikusaktivierende Stimuli wie Lärm und<br />

Lichtwechsel konnten ausgeschlossen werden. Blutdruckmessungen, Unruhe und Erregung<br />

beeinflussten die Messung des ANI maßgeblich bei wachen Probanden und konnten nicht<br />

garantiert ausgeschlossen, aber minimiert werden.<br />

5.4 Schlussfolgerung<br />

Diese randomisierte Studie zeigte erstmals, dass die Analyse der HFV mittels ANI keine<br />

Differenzierung von schmerzhaften, nicht schmerzhaften und Plazeboreizen an wachen<br />

Probanden erlaubt [24]. Selbst unter standardisierten experimentellen Bedingungen ohne<br />

medikamentöse Beeinträchtigungen und äußerliche Störfaktoren war eine Unterscheidung<br />

von unterschiedlichen Stimulationen durch den ANI nicht möglich. Diese Ergebnisse und<br />

vorherige Studien gebieten Anhalt, dass der ANI nicht alleinig als objektives Instrument<br />

zur Erfassung oder Differenzierung von Schmerzen eingesetzt werden sollte, ohne eine<br />

gleichzeitige individuelle Schmerzeinschätzung im klinischen Zusammenhang<br />

durchzuführen, beispielsweise durch eine Numerische-Ratingskala.<br />

Die erwähnten Studien wurden in hochrangigen internationalen Zeitschriften<br />

veröffentlicht, was das wissenschaftliche Interesse und den weiteren Forschungsbedarf<br />

dieser Thematik verdeutlicht.<br />

Schlussendlich sollte der ANI mit Vorsicht interpretiert werden. Er darf zur<br />

Orientierung der Schmerztherapie herangezogen, aber nicht als alleiniges Kontrollelement<br />

eingesetzt werden. Somit bleiben die Schmerzerfassung und Optimierung der<br />

Schmerztherapie weiterhin eine große Herausforderung des klinischen Alltags.<br />

29


6 Literaturverzeichnis<br />

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32


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96(5): p. 620-6<br />

33


Danksagung<br />

Mein besonderer Dank gilt Prof. Dr. Peter K. Zahn für die Zuteilung der Thematik, die<br />

zuverlässige Betreuung während der Erstellung dieser Arbeit und die Bereitstellung der<br />

Räumlichkeiten und Materialien zur Durchführung dieser Studie.<br />

Ich bedanke mich bei Dr. Christine Meyer-Frießem für die optimale Betreuung und<br />

Förderung während der letzten Jahre. Mit ihrer tatkräftigen Unterstützung und Motivation<br />

konnte ich diese Arbeit erstellen.<br />

Ich danke auch Metrodoloris für die Bereitstellung des Gerätes während der<br />

Datenerhebung.<br />

Mein herzlicher Dank gilt besonders meinen Eltern und meiner Familie, die mich während<br />

des gesamten Prozesses jederzeit unterstützt und gefördert haben.


Lebenslauf<br />

Persönliche Daten<br />

Name<br />

Geburtsdatum<br />

Geburtsort<br />

Beruflicher Werdegang<br />

Seit 06/2014<br />

Studium<br />

12/2013<br />

11/2013<br />

Gunnar Jess<br />

10.10.1986<br />

Rendsburg<br />

Assistenzarzt in der Klinik für Anästhesiologie, Intensiv-,<br />

Palliativ- und Schmerzmedizin am BG Universitätsklinikum<br />

Bergmannsheil Bochum<br />

Approbation<br />

2.Staatsexamen, Ruhr-Universität Bochum<br />

10/09 - 07/12 Klinisches Studium, Ruhr-Universität Bochum<br />

09/2009 1.Staatsexamen, Ruhr-Universität Bochum<br />

11/07 - 10/ 09 Vorklinisches Studium, Ruhr-Universität Bochum<br />

Zivildienst<br />

2006-2007 Pflegedienst in der Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie,<br />

Universitätsklinikum Freiburg im Breisgau<br />

Schulbildung<br />

2006 Allgemeine Hochschulreife, Abitur an der Hermann-Tast-<br />

Schule Husum<br />

Wissenschaft<br />

2015<br />

2013<br />

2013<br />

Publikation: Monitoring heart rate variability using the<br />

Analgesia Nociception Index to assess experimentally<br />

induced pain. A randomised study in altert volunteers.<br />

Posterpräsentation auf dem Deutschen Anästhesiekongress<br />

in Nürnberg 2013: ’’Analyse der Herzfrequenzvariabilität<br />

mittels ,,Analgesia Nociception Index’’ (ANI) nach<br />

schmerzinduzierter Sympathikusaktivierung bei wachen<br />

Probanden’’<br />

Posterpräsentation auf dem Hauptstadtkongress in Berlin<br />

2013: ’’Messung der zerebralen Sauerstoffsättigung SctO2<br />

mittels Nahinfrarotspektroskopie als nichtinvasive Methode<br />

zur Quantifizierung von Schmerzen’’


Die Publikation dieser Arbeit ,, Monitoring heart rate variability using the<br />

Analgesia Nociception Index to assess experimentally induced pain. A<br />

randomised study in altert volunteers’’ wurde im European Journal of<br />

Anaesthesiology veröffentlicht.<br />

European Journal of Anaesthesiology:<br />

February 2016 – Volume 33 – Issue 2 – p 118-125

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