DORTMUND
Dortmund_Special
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Das Portal der Maschinenhalle der Zeche Zollern II/IV, einer im Jugendstil gehaltenen Musterzeche, wurde frisch renoviert. Foto:LWL/Hudemann<br />
ren die Tradition noch beim Trinken: Der »Bergmann-Kiosk«,<br />
untergebracht in einem denkmalgeschützten<br />
1950er-Jahre-Pavillon am Wall, ist ein<br />
beliebter Treffpunkt junger Männer, die nachspüren,<br />
wie »der Arbeiter auf dem Weg nach Hause seinen<br />
Durst stillte und den Staub wegspülte«, wie es auf der<br />
Webseite heißt.<br />
»Kohle, Stahl und Bier«, so lautete einst stolz der<br />
»Dortmunder Dreiklang«. Geblieben ist davon immerhin<br />
der Stolz und eine unbestimmte Sehnsucht<br />
– nicht nach stickiger Luft und schwarzer Wäsche auf<br />
der Leine, aber nach etwas, das das Identitätsvakuum<br />
zu füllen vermag. Der neue Dortmunder Dreiklang<br />
konnte das zumindest nicht: »Software, Logistik, Mikrosystemtechnik«<br />
hieß es um das Jahr 2000 etwas<br />
holperig, als die Stadt mit Hilfe der Unternehmensberatung<br />
McKinsey das »dortmund-project« anging.<br />
Dabei gilt das Projekt als gelungen, die Stadt wächst,<br />
an Einwohnern und Unternehmen. Doch so identitätsstiftend<br />
wie ein Fördergerüst oder Hochöfen sind<br />
Reinräume, Computerarbeitsplätze oder Lagerhallen<br />
eben nicht. Die Story über das neue Dortmund funktioniert<br />
nur mit einem »Es war einmal …«.<br />
Vielleicht ist das der Grund für die Musealisierung<br />
der Industrie-Ära in Dortmund. Wie in kaum einer<br />
anderen Ruhrgebietsstadt lässt sich dort nachspüren,<br />
wie man damals arbeitete und lebte, um seine Rechte<br />
stritt und sich vergnügte. Nicht nur die wichtigsten<br />
Industriebranchen haben heute in Dortmund ihr eigenes<br />
Museum – auch Freizeit- und Kulturverhalten<br />
der Arbeiter lassen sich umfassend erforschen und<br />
besichtigen.<br />
Einst arbeiteten mehr als 40.000 Menschen bei<br />
Hoesch in Dortmund, oft schon in dritter oder vierter<br />
Generation. Heute kann man im 3D-Stahlwerk<br />
des Hoesch-Museums sinnlich erleben, wie sich der<br />
Arbeitsplatz Stahlwerk anfühlte. Das (städtische)<br />
Museum existiert dank des Einsatzes zahlreicher Ehrenamtlicher,<br />
die seit der Eröffnung vor zwölf Jahren<br />
die Erinnerung an eineinhalb Jahrhunderte Stahlgeschichte<br />
lebendig halten. Kohle und Bier, die den<br />
»Dortmunder Dreiklang« komplettierten, werden im<br />
LWL-Industriemuseum Zeche Zollern und im Brauereimuseum<br />
in der Nordstadt verhandelt. Zwischen<br />
Kohle und Stahl steht das Koks: In der heute denkmalgeschützten<br />
Kokerei Hansa wurden einst Kokereigas<br />
und Koks zur Befeuerung der Hüttenwerke<br />
produziert. Heute kann man dort auf einem Erlebnispfad<br />
den Weg der Kohle nachvollziehen. Vergangene<br />
Arbeitswelten, aber auch aktuelle und künftige<br />
sind Thema in der DASA Arbeitswelt Ausstellung:<br />
Die bundesweit einmalige Schau vermittelt auf 13.000<br />
Quadratmetern die Beziehungen zwischen Mensch,<br />
Arbeit und Technik für die ganze Familie.<br />
In punkto Freizeit steht und stand im Ruhrgebiet<br />
stets der Fußball im Vordergrund. Dortmund würdigt<br />
ihn mit gleich zwei Ausstellungen: Zum »Borusseum«<br />
im Signal-Iduna-Park, das die lokale Fußballgeschichte<br />
erzählt, kommt neuerdings das Deutsche<br />
Fußballmuseum, das im eigenen Ausstellungsgebäude<br />
am Hauptbahnhof die Geschichte des deutschen<br />
Fußballs feiert. Abgesehen vom Grölen im Stadion<br />
ist jedoch auch das Singen eine Freizeitbeschäftigung<br />
mit Tradition in Dortmund. Heute bezeichnet sich<br />
6 SPECIAL <strong>DORTMUND</strong><br />
K.WEST 02/17