DORTMUND

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Klettern auf der ehemaligen Schwerindustrie: Der Hochofen auf dem Phoenix-West-Gelände in Dortmund-Hörde hat nun einen »Sky Walk«. Nebenan entsteht die Bergmann-Brauerei. Foto: Thomas Kampmann/Dortmund-Agentur Dortmund mit einigem Recht als Chorstadt, sie ist Sitz von Europas größter Singschule, der Chorakademie, erfand das Vokalmusikfestival »Klangvokal« und ist Heimat der Fachmesse chor.com. Etwa 300 Chöre und Vokalensembles gibt es heute in der Stadt. Chöre zählten schon zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts zu den stärksten Organisationen innerhalb der Arbeiterkulturbewegung. Im Fritz-Hüser-Institut fur Literatur und Kultur der Arbeitswelt (FHI) lassen sich Literatur und Kultur der Arbeitswelt erforschen. Dazu gehören auch Dokumente des Deutschen Arbeiter-Sängerbunds, 1892 als »Liedergemeinschaft der Arbeiter-Sängervereinigungen Deutschlands« gegründet und 1933 verboten. Das FHI ist das einzige wissenschaftliche Institut im deutschsprachigen Raum, das in Archiv und Bibliothek Quellen und Dokumente zur Literatur der Arbeiterwelt sammelt. Dazu gehören Schriftstellernachlässe aus den 1920er Jahren ebenso wie das Archiv der »Dortmunder Gruppe61« um Max von der Grun oder das Dortmunder Lehrlingstheater, das von 1970 bis 1984 bundesweit unterwegs war. Überliefert sind im FHI auch die Bemühungen der 1911 gegründeten Arbeiteresperantisten, die Kunstsprache Esperanto zur internationalen Verständigung in der Arbeiterschaft populär zu machen, sowie schriftliche und künstlerische Zeugnisse der Vagabundenbewegung, zu der der Dortmunder Maler Hans Tombrock gehörte. Ehemalige Arbeitersiedlungen wie die Alte Kolonie Eving oder die Siedlung Oberdorstfeld vermitteln noch heute einen Eindruck davon, wie die Arbeiter damals wohnten – in einzeln stehenden Häusern für zwei oder mehr Familien, mit Garten hinter dem Haus, oft mit Stall für eine Ziege. Dass solche Siedlungen heute liebevoll gepflegt werden, dass ein Bewusstsein für den Wert industriekultureller Architektur überhaupt existiert ist einem Kampf zu verdanken, der ebenfalls in Dortmund ausgefochten wurde: Als die Jugendstil-Zeche Zollern, heute eine Ikone der Industriekultur, Ende der 1960er Jahre abgerissen werden sollte, gab es heftige Gegenwehr der Dortmunderinnen und Dortmunder. Der Erhalt der schlossartigen Anlage war gleichzeitig der Beginn der Industriedenkmalpflege in Deutschland überhaupt. So hat die »Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur«, die sich als einzige bundesweit der Erhaltung hochrangiger Industriedenkmale widmet, ihren Sitz in Dortmund. Es ist nicht nur reine Nostalgie, aus der sich die Liebe der Dortmunder zu den ehemaligen Stätten der Maloche erklärt. Es ist auch eine Verbeugung vor den Leistungen der »kleinen Leute«, die an diesen Orten ihr Arbeitsleben verbracht und teils ihre Gesundheit gelassen, die das Ruhrgebiet groß gemacht haben. Jenseits aller Nostalgie und touristischen Vermarktung von Industriekultur gehört zur Musealisierung der Industrie-Ära zwingend auch die Erforschung und Vermittlung der damaligen Lebensumstände. Dass der »Dortmunder Dreiklang« nicht für alle Menschen nach Harmonie klang, lernt schnell, wer die Museen und Archive in Dortmund besucht. Derzeit arbeitet die Stadt daran, auch den letzten »blinden Fleck« in der Geschichtsbetrachtung sichtbar zu machen: Stadtarchiv und Museum für Kunst und Kulturgeschichte (MKK) sind dabei, die Geschichte der Migranten und der Migration nach Dortmund aufzuarbeiten. 8 SPECIAL <strong>DORTMUND</strong> K.WEST 02/17
Sparkasse Dortmund präsentiert: RuhrHOCHdeutsch im Spiegelzelt Musik · Kabarett · Comedy 21. Juni – 8. Oktober 2017 Powered by Rheinlanddamm 200 (an der Westfalenhalle 1) <strong>DORTMUND</strong> www.ruhrHOCHdeutsch.de Veranstalter: Theater Fletch Bizzel · Humboldtstr. 45 · 44137 Dortmund · Tel. 02 31 - 14 25 25 · www.fletch-bizzel.de
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